B 3 i -^p, *'--^ 1 \/ AJ. m% THE LIBRARY OF THE UNIVERSITY OF CALIFORNIA PRESENTED BY PROF. CHARLES A. KOFOID AND MRS. PRUDENCE W. KOFOID FAUNA DEK NASSAUISCHEN MOLLOSKEN VON DR WILHELM KOBELT, ARZT IN SCHWANHEIJt AM MAIN. Mit IX lithographirten /Tafeln. Aus den Jahrbuchern des Nassauischen Vereins fiir Naturkunde, Jahrg. XXV m XXVJ. Wiesbaden. J 1 1 1 i 11 s N i e d n e Verlagshandlung. Wi. V o r r e d e. Uie Weichthierfauna unseres Vereinsgebietes, obwohl literarisch besser bedacht, als die vieler anderer deutschen Bezirke, 1st noch weit da von entfernt, ganz erforscht zu sein ; vielmehr 1st der grosste Theil von Nassau in malacologischer Beziehung noch eine vollstan- dige terra incognita. Es muss dies Wunder nehmen, wenn man be- denkt, dass in keinem Zweige der Naturgeschichte die Ausbeutung einer bestimmten Gegend so verhaltnissmassig rasch und leicht mog- lich ist, wie in der Conchyliologie , wahrend dieselbe doch anderer- seits auch nach Jahre langem Studium immerNeues und Interessan- tes bietet und nie zum vollstandigen Abschluss kommen lasst, also fur den Dilettanten, der sich wissenschaftlich beschaftigen will, ganz besonders geeignet ist. Der Hauptgrund fur die Vernachlassigung dieses Zweigs der Naturgeschichte scheint mir in dem Mangel billiger und dabei doch ausreicherider literarischer Hilfsmittel zu liegen. Wahrend es genug gute Biicher uber die deutschen Pflanzen, Kafer und Schmetterlinge gibt, fehlt es noch ganz an einer Molluskenfau- na von Mitteldeutschland mit guten Abbildungen und Beriicksichti- gung der anatomischen Verhaltnisse ; wer die Conchylien seiner 1* nachsten Umgebung studiren will, 1st auf dieselben kostspieligen Hilfsmittel angewiesen, wie der, welcher die Mollusken von ganz Europa und selbst des Auslandes zu seinem Studium macht. Diese Erwagung veranlasste mich, nicht, wie es urspriinglich mein Plan war, nur die tiber verschiedene Gegenden unseres Vereins- gebietes veroffentlichten Arbeiten, durch meine eigenen mehrjahrigen Beobachtungen und die Fundortsangaben zuverlassiger Freunde ver- mehrt zu einem Verzeichniss der Conchylien des gesammten Nassau zu verschmelzen, sondern auch durch Beigabe ausfuhrlicher Beschrei- bungen und eine moglichst vollstandige Zusammenstellung alles dessen, was iiber inneren Bau , Entwicklung und Lebensweise bekannt ist, eine Grundlage zu bieten, von der aus der Anfanger die Fauna seiner Gegend studiren und sich die Fahigkeit zu eigenen Beobachtungen und Untersuchungen erwerben kann. Der Vorstand des nassauischen Vereins fiir Naturkunde billigte meinen Plan und machte es mir moglich, auf neun Tafeln Abbil- dungen unserer sammtlichen Schnecken, mit Ausnahme der Nackt- schnecken, zu geben. Fiir die Form des Werkes im Grossen und Ganzen diente mir die zweite Auflage der Fauna von Siebenburgen von E. A. Bielz zum Vorbild ; doch glaubte ich die lateinischen Diagnosen, deren In- halt ja doch in den deutschen Beschreibungen wiederholt wird, fug- lich weglassen zu konnen und habe lieber den anatomischen Ver- haltnissen und der Lebensweise mehr Kaum gegonnt. Die Beschrei- bungen sind in derEegel fast wortlich dieKossmasslers; es kann eben nur eine richtige Beschreibung geben, und da es unmoglich ist, bessere als die Eossmassler'schen zu geben, so hatte der Versuch dazu nur zu einer Verschlechterung oder im giinstigsten Falle zu einer muhsamen Umschreibung fiihren konnen. Auch eine Anzahl Abbildungen sind aus der Iconographie oder aus den Clausi- liengruppen von Schmidt copirt; doch sind dies nur Arten, die iiberall gleich sind und deren Abbildungen ganz unseren nassauischen Formen entsprechen, oder solche, deren Ausfuhrung rneine technische Fertigkeit uberstieg, wie bei den Clausilien und Pupen. Die sammt- lichen Wasserniollusken mit Ausnahme einiger Planorben und der nach Baud on copirten Pisidien, sowie der grossere Theil der Heli- ceen, sind Originalabbildungen , theils von meiner Frau, theils von mir gezeichnet. Die Abbildungen der Vitrinen verdanke ich meinem Freunde Dr. Carl Koch. Ich verkenne nicht, dass meine Arbeit nur mit Unrecht eine Fauna von Nassau genannt werden kann, wahrend sie doch nur einzelne Theile desselben umfasst; ich hoffe aber, dass sie den An- stoss zu einer regeren Beschaftigung mit unseren Mollusken gibt, und dass es dadurch in nicht zu ferner Zeit moglich sein wird, an eine wirklich umfassende und erschopfende Fauna von Nassau zu gehen. Ich bitte desshalb diejenigen Mitglieder unseres Vereins, welche Lust haben, sich mit der Fauna ihrer Umgegend zu beschaf- tigen, dringend, sich mit mir in Verbindung zu setzen; ich bin gern bereit, ihnen durch Mittheilung von Exemplaren unserer nassaui- schen Arten und durch Bestimmung der gefundenen Arten das Stu- dium zu erleichtern. Es liegt mir noch die angenehme Pflicht ob, den zahlreichen Freunden, welche mich bei meiner Arbeit unterstutzt haben, meinen herzlichsten Dank abzustatten, besonders denHerrn Professor Kirsch- baum, Hofrath Lehr und Conservator Komer in Wiesbaden, D. F. Heynemann, Dr. Carl Koch, Dickin und Dr. Noll in Frank- furt, Trap p auf derObermuhle bei Giessen undlckrath inSchwan- heim, die mir ihre Beobachtungen freundlichst zur Veroffentlichung 6 mittheilten, und den Herrn Professor Dunker in Marburg, Professor Sandberger in Wiirzbiirg und Ed. von Martens in Berlin, welche mich in anderer Weise mit Kath und That unterstiitzten. Herrn Dr. Carl Koch bin ich noch ganz besonders verbunden fiir die Freundlichkeit , mit welcher er mir die auf Nassau beziiglichen Theile seiner noch ungedruckten Arbeit uber die Vitrinen, nebst den dazu gehorigen Originalabbildungen iiberliess. Schwanheim a/Main, 12. Juni 1870. Dr. W. Kobelt. ALLGEMEINER THEIL. Erstes Capitel, Umgranzung, Literatur und Vorarbeiten. Wenn wir die vorliegende Arbeit eine Fauna von Nassau nen- nen. wollen wir damit durchaus nicht sagen, dass wir gesonnen sind, uns angstlich innerhalb der Granzen des ehemaligen Herzogthums Nassau zu halten; auch die etwas weiteren des Kegierungsbezirks Wiesbaden respectiren wir nicht iiberall, obschon sie sich besser den naturlichen Verhaltnissen anpassen; wir nehmen vor allem das linke Kheinufer mit der reichen Fauna der Sumpfe und Haiden von Mom- bach, das Lahnthal von Marburg bis Wetzlar und den oberen Theil der Mainebene bis nach Hanau hinauf hinzu, und wo sichere Fund- orte seltener Arten aus nicht zu weiter Entfermmg bekannt sind, stehen wir nicht an, auch diese anzufuhren. Unser Gebiet enthalt somit ein ziemliches Stuck Kheingebiet, das Kheinthal mit seinen kleinen Seitenthalchen zwischen Mainz und Coblenz, das untere Mainthal nebst der Wetterau, dem Gebiete der Nidda, und ganz besonders das Thai der Lahn bis zu ihrer Quelle hinauf. Der Taunus, der Westerwald, die letzten Auslaufer des rheinisch-westphalischen Schiefergebirges und der sudliche Theil des Vogelsberges machen seinen grossten Theil zu einem reich abwech- selnden Hiigellande, in dem alle Arten von Boden vertreten sind. Dem entsprechend ist auch die Weichthierfauna eine sehr reiche, und nur wenige der bis jetzt in Mitteldeutschland aufgefundenen Arten werden bei uns vermisst. Ueber ihre Vertheilung im Verhaltniss zur Bodenbeschaffenheit reden wir ausfuhrlich spater. 8 Der erste Naturforscher , welcher die einheimischen Conchy lien des Herzogthums Nassau einer genaueren Beachtung wiirdigte, war der auch sonst in vielfacher Beziehung um die Erforschung von Nassau hochverdiente Dr. C. Thomae; im Jahre 1841 veroffent- lichte er mit einem Doublettencatalog des Landesmuseums ein Ver- zeicbniss der in der Umgegend von Wiesbaden gefundenen Binnen- conchylien, und 1849 liess er im vierten Bande der Jabrbiicber des nassauischen Vereins fur Naturkunde S. 206 226 ein ausfiihrliches n Verzeichniss der im Herzogthum -Nassau, insbeson- dere in der Umgegend von Wiesbaden lebenden Weich- thiere" erscheinen, welches besonders die Gegenden des Kheinthals, des unteren Lahnthals und den Sudabhang des Taunus umfasst und sehr zahlreiche ; meist sehr genaue Fundortsangaben enthalt. Es werden darin 64 Land-, 30 Siisswasserschnecken und 16 Muscheln angefuhrt. Zwei Jahre spater veroffentlichten die Herren Fridolin Sand- berger in Weilburg und Carl Koch in Dillenburg in dem sieben- ten Band der Jahrbiicher S. 276 282 Beitrage zur Kenntniss der Mollusken des oberen Lahn- und Dillgebietes". Es beriicksichtigt diese Arbeit besonders die Umgebungen von Weilburg und von Dillen- burg und enthalt 55 Arten Landschnecken , 17 Siisswasserschnecken und 9 Muscheln; 8 davon sind bei Thomae nicht angefuhrt. In unmittelbarem Anschluss daran folgt dann noch ein Nachtrag zu dem Thomae'schen Verzeichniss von Dr. Frid. Sandberger, meist auf die genauen Nachsuchungen des Conservators Eomer gegriindet und einige Berichtigungen , zahlreiche neue Fundorte und acht fur Nassau neue Arten enthaltend. Einen ferneren Nachtrag lieferte der- selbe fur die Jahre 185152 im achten Heft der nassauischen Jahr- biicher, Abth. II. pag. 163, ebenfalls wieder neue Fundorte und 12 fur Nassau neue Arten enthaltend, von denen freilich die meisten auf Najadeen entfallen und wohl wieder zu streichen sind. Die Angaben dieser beiden Verzeichnisse , mit einigen neuen Fundorten vermehrt und revidirt von dem Herrn Apotheker Scholtz aus Jatroschin in Kussland, finden wir wieder in der 1861 in Wetz- lar erschienenen Badeschrift von Dr. L. Spengler: ,Der Kurgast in Ems"; es werden daselbst imGanzen 45 Arten aus der Umgegend von Ems erwahnt und einige davon durch Holzschnitte, die freilich sehr viel zu wimschen iibrig lassen, veranschaulicht. Endlich ist noch eine neueste Arbeit von Dr. G. Servain zu nennen : Malacologie des Environs d'Ems et de la vallee de la Lahn, eine Aufzahluiig der von ihm im August 1869 in der Um- gebung von Ems gesammelten Conchylien* Ausser den von S p e n g- ler angefuhrten Arten finden wir noch vier Bourguignat'sche Arten oder besser Un- Arten: Limax xanihius, Zonites subnitens, Dutaillyanus, Balia Eayana und Ancylus gibbosus, sowie Anodonta Eossmdssleriana Dupuy. Der Autor moge uns verzeihen, wenn wir diese, nur einem Franzosen de la nouvelle ecole unterscheidbaren Spe- cies vorlaufig auf sich beruhen lassen. Getrennt von der Literatur uber die nassauische Fauna war bisher die iiber die Gegend von Frankfurt und Hanau. Hier begeg-. nen wir schon fruher conchyliologischen Forschungen. Schon 1814 veroffentlichte der urn die Erforschung der Wetterau hochverdiente G. Gartner in Hanau einen B Versuch einer systematischen Beschreibung der in der Wetterau bis jetzt entdeckten Conchylien " in den Annalen der Wetterauischen Gesellschaft III. Heft 2. pag. 281 318; es enthalt diese Arbeit bereits 60 Species. Eine Aufzahlung der im Gebiete von Frankfurt vorkommenden Mollusken veroffentlichte 1827 Herr Ko'mer-Buchner in seinem fl Verzeichniss der Steine und Thiere, welche in dem Gebiet der freien Stadt Frankfurt und deren nachsten Umgebung gefunden werden", S. 63 67. Es enthalt das- selbe 39 Land- und 38 Susswassermollusken , ist aber sehr Mchtig und ungenau und ohne alle Kritik geschrieben, so dass seine An- gaben nur mit Vorsicht aufzunehmen sind. Zuverlassiger und reichhaltiger ist die im Jahresbericht der Wetterauischen Gesellschaft fur die gesammte Naturkunde 1847 50 auf Seite 4173 enthaltene Arbeit von Oscar Speyer w Syste- matisches Verzeichniss der in der Provinz Hanau und nachster Umgebung vorkommenden Land- und Stiss- wasserconchylien". Die Frankfurter Angaben beruhen darin grossentheils auf den Beobachtungen des verstorbenen Schoffen C. v.on Heyden. Daran schliessen sich als Anhang neue Fundorts- angaben aus der Wetterau, der Umgebung von Gelnhausen etc. von D. F. Heynemann. Seit dem Anfange dieses Decenniums herrscht ein regeres Leben in der naturwissenschaftlichen Ausbeutung der Umgegend von Frank- furt, an dem die Malacologie nicht wenig Antheil nimmt. Insbe- 10 sondere sind es die Arbeiten von D. F. Heynemann iiber die Nacktschnecken, veroffentlicht in versckiedenen Jahrgangen der Mala- cozoologischen Blatter, durch welche zuerst die unbeschalten Weich- thiere Nassaus, die bis dahin nur ganz oberflachlich behandelt wor- den waren, einer genaueren Untersuchung unterzogen warden, welche unsere Fauna nicht unerheblich bereicherte. Fernere Mittheilungen iiber die Mollusken des unteren Main- gebietes finden wir in der Inauguraldissertation von Dr. C. Noll, ,Der Main in seinem unteren Laufe", Frankfurt 1866. Es werden darin besonders die im Main und an seinen UferD lebenden Arten besprochen, sowie die im Geniste angeschwemmt vorkommen- den, zusammen 24 Arten Land- und 22 Stisswassermollusken. 'Die neueste hierher gehorende Arbeit ist der vonD. F. Heyne- mann in dem neunten Jahresberichte des Offenbacher Vereins fur Naturkunde veroffentlich te Vortrag w DieMolluskenf'aunaFrank- furts", weniger eine Aufzahlung der einzelnen Arten und ihrer Fundorte, als eine Schilderung des Gesammtbildes der Fauna mit zahlreichen interessanten Beobachtungen und Bemerkungen. Im Gan- zen werden 110 Arten aufgefuhrt, namlich 69 Landschnecken , 26 Susswasserschnecken und 15 Muscheln. Zerstreute Fundortsangaben finden sich ausserdem noch an ver- schiedenen Stellen, bei Schroter, Carl P feiffer, Ross mass ler, in den Malacozoologischen Blattern, im Zoologischen Garten etc. Eine Zusammenstellung derselben durch E d. v o n M a r- tens findet sich im ersten Jahrgang des Nachrichtsblattes der deutschen malacozoologischen Gesellschaft Nro. 8 und 9, und ein Nachtrag dazu von Heynemann in Nro. 13. Die iibrigen Punkte unseres Gebietes sind in der Literatur noch gar nicht vertreten und noch sehr mangelhaft untersucht; es gilt diess besonders auch von den Umgebungen der Universitaten Giessen und Marburg. Auch das Granzgebiet nach Siiden hin, die in der Provinz Starkenburg gelegenen Theile der Rheinebene und der Oden- wald, sind noch kaum untersucht. Nur tiber die nachste Umgebung von Darmstadt finden wir in Nro. 3 des Nachrichtsblattes von 1870 eine Aufzahlung der dort gesammelten Arten von Hugo Ickrath. Ausser den genannten Conchyliologen haben noch die Herren Hofrath Lehr und Conservator Romer in Wiesbaden, Die kin in Frankfurt und Trapp in Biedenkopf, jetzt auf der Oberamhle am Dtinsberg, die Faunen einzelner Gebiete von Nassau gesammelt und 11 mir mundlich oder schriftlich zur Benutzung gutigst mitgetheilt. Auch den Herren Professor Dunker in Marburg und Leuckart in Giessen, jetzt in Leipzig, bin ich fur manche Beobachtung ver- pflichtet. Zweites Capital. Stellung der Weichthiere im Thierreich, allgemei- ner Bau, Eintheilung. Die Weichthiere, Mollusca oder Malacozoa, bilden eine der grossen Unterabtheilungen im Eeiche der Thiere ohne inneres Scelett, eine Stellung, die ihnen schon Aristoteles anwies. Frei- lich gait im Mittelalter mehr das System des Plinius, der alles, was im Wasser lebt, Fische, Muscheln, Krebse etc., als Wasser- thiere, Aquatilia, zusammenfasste und demgemass wurden die Land- schnecken entweder bei den Wurmern oder mit diesen als Anhang bei den Insecten abgehandelt. NurGesner unterscheidet die Pisces und die Aquatilia und handelt auch die Landnacktschnecken bei den Wasserthieren ab. Schon Wotten 1552, Aldrovandi 1605, Jonston 1632 und Kay 1693 kehren aber darin zu Aristoteles zuruck, dass sie die Thiere in blutfuhrende und blutleere, unseren Wirbelthieren und Wirbellosen entsprechend, eintheilen und die Mol- lusca als eigene Abtheilung behandeln. Linn4 rechnete sie zu seiner sechsten, so viel Ungleichartiges umfassenden Classe, den Wiirmern. Durch Cuvier erhielten sie endlich die ihnen gebuhrende Stellung als gleichberechtigte Abthei- lung neben den Gliederthieren und Strahlthieren, und in dieser Stel- lung sind sie seitdem auch geblieben. Im Allgemeinen finden wir bei alien Mollusken, mogen sie nun einen vom tibrigen Korper abgesetzten Kopf rnit Sinnesorganen be- sitzen oder nicht, ein mehr oder minder vollstandig entwickeltes Gef ass system, das aus Schlag- und Blutadern besteht, zwischen denen aber fast immer Lucken in Gestalt wandungsloser Raume, Lacunen, sich finden, und das ein Herz bei einer Abtheilung auch mehrere -- zurBewegung des Blutes besitzt; ein N erven- system aus einzelnen Nervenknoten bestehend, die durchFaden ver- bunden, aber nirgends zu einem Ruckenstrang zusammengereiht sind; 12 Athmungsorgane, je nach der Lebensweise fiir Luft- oder Wasserathmung eingerichtet ; stark entwickelte V erd anting s- organe, die bei alien Kopftragern mehr oder minder entwickelte Fresswerkzeuge, bei alien Mund, Magen, Darmcanal und After zeigen; einen sehr complicirt gebauten Fortpflanzungsapparat, der meistens beide Geschlechter in einem Individuum vereinigt , doch so, dass zur Befruchtung Begattung mit anderen Individuen nothig ist; mehr oder minder entwickelte Sinnesorgane, die sich aller- dings bei unseren Kopflosen auf Tastapparate und Gehororgane redu- ciren, wahrend bei den Kopftragern noch Augen und sehr wahrschein- lich auch Organe fiir Geruch und Geschmack hinzukommen; und endlich Fortbewegungsorgane, welche, meist in der Mittellinie, selten paarig seitlich angebracht, nur einigen der niedersten, nur im Meere lebenden Formen, und auch diesen nur in ihren spateren Ent- wicklungsstadien, fehlen, aber bei vielen Muscheln stark verkiimmert sind. Die Korperbedeckung besteht bei alien Weichthieren aus einer musculosen Haut, welche den ganzen Korper einschliesst ; sie zeigt meistens eine faltenformige Verlangerung, welche einen grosseren oder kleineren Theil des Korpers mantelartig einschliesst und desshalb auch Mantel (Pallium) genannt wird. In dem Kaum zwischen Man- tel und Korper liegen bei vielen Mollusken die Athmungsorgane. Bei fast alien Arten sondert der Mantel, zuweilen in seiner Substanz, noch haufiger auf der ausseren Flache, einen kalkhaltigen Schleim ab, aus dem sich das Gehause bildet. Dieses Gehause (Cochlea oder Concha) besteht aus kohlensaurem Kalk in Form von Arragonit oder Kalkspath, mit einer, freilich geringen Beimengung einer organischen Substanz, Muschelleim oder Conchiolin, die bei den Schnecken l/o, bei den Muscheln etwa 2 4/o der Masse ausmacht. Bei den soge- nannten nackten Schnecken liegt das Gehause, oder wenigstens ein aus Kalkkornern gebildetes Kudiment desselben innerhalb des Man- tels, bei den Gehauseschnecken dagegen wird es, wenigstens sobald sie das Ei verlassen haben, frei getragen; einige Arten umhullen es aber auch spater noch mit einem Fortsatz des Mantels. Die aussere Schale ist dann mit einer organischen Oberhaut (Epidermis) liberzogen, welche vor Ablagerung der Schale gebildet wird und diese vor dem Einfiuss von Luft und Wasser schutzt. Da man im Anfang nur die Gehause, als den am meisten in die Augen fallenden und am leichtesten aufzubewahrenden Theil der 13 Weichthiere, beachtete, 1st es naturlich, dass auch die ersten Einthei- lungsversuche nur die Gehause berucksichtigten. Bis auf Cuvier gait im Allgemeinen die alte Eintheilung des Aristoteles in ein- schalige und zweischalige, oder Schnecken und Muscheln, denen man meist noch die unnaturliche dritte Categoric der vielschaligen bei- fugte, welche Aristoteles nicht hat und bessere Systematiker schon fruhe verwarfen. Poli und Cuvier dagegen grundeten auf die Thiere und besonders auf deren Fortbewegungsorgane die noch jetzt geltende Eintheilung. Andere fiigten noch fernere Untergat- tungen hinzu, und jetzt nimmt man ziemlich allgemein sechs, mit- unter auch sieben Gruppen an, die Cephalopoden ; Pteropo- den, Heteropoden, Gastropoden, Pelecypoden und Bra- chiopoden, zu denen dann noch in neuester Zeit als siebente Unterabtheilung die Meerzahne als Solenoconchae kommen. Von diesen Gruppen leben die drei ersten, die sechste und die siebente nur im Meer, und es kommen fur uns also nur zwei in Betracht, die Bauchfiisser, Gastropoden, mit einschaligem Gehause oder nackt, und dieBeilfiisser, Pelecypoden, auch Blattkiemer, Lamellibranchiata (Cuvier), oder Muschelthiere , Conchifera (La- marck) genannt, mit zweischaligem Gehause. Erstere nennen wir Schnecken, letztere Muscheln. Der Bau dieser beiden Gruppen ist so durchaus verschieden, dass wir jede firr sich allein betrachten mussen. Der Hauptunter- schied der Thiere besteht darin, dass die Schnecken einen mehr oder weniger deutlich abgesetzten Kopf mit Sinnesorganen und einen Puss mit breiter, zum Kriechen eingerichteter Sohle haben, wahrend den Muscheln der Kopf als formell gesonderter Abschnitt ganz fehlt und ihr Fuss beilformig zusammengedruckt oder cylindrisch oder ganz verkummert ist. Drittes Capitel. Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Ordnen. Wo finden wir Mollusken? DieMollusken des sussen Wassers sind so ziemlich uberall ver- breitet; es diirfte kaum ein Bach zu finden sein, in dem nicht 14 Schnecken oder Muscheln vorkamen, selbst in warmen Quellen finden sich hier und da Schnecken, z. B. Bithynia thermalis in den Ba- dern von Lucca, Hydrdbia aponensis in den Quellen von Abano. Im Allgemeinen sind schnellfliessende , kalte Gebirgsbache mit stei- nigem Grund viel armer, als langsam fliessende oder gar die reich mit Pflanzen bewachsenen stehenden Gewasser der Ebene. Wahrend jene nur einige Unionen und 23 Limnaen und Ancylus enthalten, liefern uns die Gewasser der norddeutschen Ebene 78 Arten ; manche Gattungen, z. B. Physa und Paludina, und die grossen Planorben, scheinen sich, wenigstens in unserem Gebiete, nie in's Gebirge zu versteigen, wahrend Hydrobia nur dem gebirgigen Theile desselben angehort. Die ergiebigsten Fundorte fur Susswasserconchylien sind stehende Gewasser mit schlammigem, aber nicht moorigem Grund, Graben, Flussbuchten , verwachsene Teiche und ganz besonders die durch Stromregulirungen abgeschnittenen Altwasser, die oft formlich von Limnaea, Planorbis, Physa, Valvata , SUkyma^ Paludina, Cyclas, Pisidium, Anodonta, Unio wimmeln. Auch in Tiimpeln, die von alien anderen isolirt ohne ausseren Ab- und Zufluss mitten im Felde liegen, findet man nicht selten Schnecken ; wie sie dorthin gekommen, ist mitunter schwer begreiflich. Friiher nahm man zur Entstehung durch Urzeugung seine Zuflucht, aber in neuerer Zeit, wo man lieber beobachtet als philosophirt , hat man gelernt, es auf andere Weise zu erklaren. Heynemann hat an einer aus Mexico stammenden Wasserwanze ein Pisidium fest anhangend gefunden ; hier ist also die Moglichkeit einer Uebertragung auf weite Strecken hin durch Insec- ten direct nachgewiesen. In ahnlicher Weise kann es jedenfalls auch durch Vogel geschehen, besonders durch die oft stundenlang unbe- weglich im Wasser stehenden Eeiher. Endlich ist es mir durchaus nicht unwahrscheinlich ; dass kleine Muscheln und selbst gedeckelte Wasserschnecken mitunter , wenn lebendig verschluckt , den Darm- canal unverdaut passiren und so verpflanzt werden konnen. In solcheu Gewassern sucht man am besten, wenn der Sonnen- schein die seichten Uferstrecken recht durchwarmt hat; es sammeln sich dann die Weichthiere oft in grossen Mengen an der Sonnenseite, um die Warme zu geniessen. Ausserdem sucht man die Wasser- pflanzen ab und fischt den Schlamm des Bodens mit einem fein- maschigen, an einen Stock geschraubten Netz aus. Kleine Arten er- halt man mitunter in grosser Menge durch die Larven der Kocher- 15 fliegen, Phryganeen, die, im Wasser lebend, sich aus Steinen, Holz- stiickchen u. dergl. , an schneckenreichen Localitaten aber auch aus den Gehausen kleiner Planorben, Limnaen, Valvaten, Pisidien und Ancylus lac-ustris Rohren bauen, was dem Sammler naturlich viele Muhe spart. Mitunter findet man sogar noch lebende Schnecken an den Rohren. Wo man keine Schnecken an den Phryganeengehausen findet, braucht man auf Ausbeute an kleineren Schnecken nicht zu hoffen. Muscheln sucht man am besten im seichten Wasser mit der Hand vom Ufer oder von einem Kahn aus. Als Anhalt dienen da- bei die Furchen, welche sie im Schlamm des Bodens ziehen: am einen Ende derselben steckt die Muschel. Will man in tieferem, undurchsichtigem Wasser fischen, so thut man gut, den Boden erst tuehtig mit einem Kechen aufzulockern , ehe man mit dem Netz sucht, da die Muscheln sonst zu fest stecken. Reiche Ausbeute macht man, wenn ein Teich oder ein Miihlgraben abgelassen wird; es sind das Festtage fur den Schnecken sammler wie fur den Kafersammler, der dabei seine Ernte an Wasserkafern halt. Die Mainmuscheln kann man sehr bequem erhalten, da die Thiere an vielen Orten zum Hasten der Schweine verwandt werden. Besonders in der Umgegend von Schwanheim findet man ganzeHau- fen frischer, vollkommen sauber ausgeleerter und unversehrter Scha- len, und kann sich in aller Bequemlichkeit die interessantesten For- men herauslesen. Auch am Eande der Gewasser ist eine reiche Ausbeute zu machen. Auf dem Boden und an Wasserpflanzen kriechen die Bern- steinschnecken umher, unter Steinen, Holz u. dergl. finden sich viele Hyalinen, kleine Helices, Pupen und Carychien; auch eine Nackt- schnecke, der kleine Limax brunneus, entfernt sich nicht weit vom Wasser. Man kann sich, wie an alien schneckenreichen Localitaten, das Sammeln sehr erleichtern, wenn man an passenden Stellen alte halbfaule Holzstiicke, Steine u. dergl. auslegt; bei trockenem Wetter sammeln sich die Schnecken der ganzen Umgegend darunter und konnen dann einfach in die Schachtel gekehrt werden. Auch Rohr- halme und selbst Glasrohrchen kann man mitErfolg auslegen. Nach Dumont und Mortillet kann man namentlich den Limax durch Auslegen von Knochen , deren Gelatine ihn anzieht , leicht be- kommen. 16 Viele kleine Arten, die man sonst nur mit Miihe einzeln er- halt, kann man bequem und in Menge, aber freilich immer nur leer nnden, wenn man im Fruhjahr unmittelbar nach der ersten Fluth das von den Bachen und Flussen angeschwemmte Geniste durch- sucht. Man nimmt sich eine grossere Quantitat mit nach Hause, wobei man berucksichtigen muss, dass die grosste Anzahl der leeren, schwimmenden Gehause sich immer auf der Oberflache der Genist- haufen findet; dann sucht man zunachst die grosseren Arten aus und entfernt gleichzeitig die grosseren Holzstiickchen , Kohrhalme u. dergl., den feineren Kest siebt man dann durch und durchsucht das Durchgesiebte in kleinen Portionen auf weissem Papier. Die kleinen Vertigo, Pupa muscorum, Hel. costata und ganz besonders Cionella acicula, die sonst nicht leicht zu bekommen ist, erhalt man dann in grosser Menge. Genaueres iiber die im Geniste vorkommenden Schneckenarten folgt am Schlusse. Beim Sammeln von Landschnecken mussen wir vor Allem be- denken, dass alle Schnecken mehr oder weniger die Feuchtigkeit lieben. Nur wenige Arten leben an trockenen Stellen und dann meist gesellig, z. B. Helix ericetorttm, candidula, costulata, Buli- mus detritus und tridens , Pupa frumentum ; aber auch diese sind bei Eegen munterer und sitzen bei trocknem Wetter wenigstens den Tag iiber unbeweglich. Im Uebrigen ist es schwer, hier bestimmte Eegeln aufzustellen ; ich muss fur das Genauere auf den speciellen Theil verweisen. Immer ist unter sonst gleichen Bedingungen Kalk- boden reicher an Schnecken, als kalkarmer, weil es den Thieren dort viel leichter ist, den zum Bau ihrer Schalen nothigen Kalk auf- zunehmen. Wo man in kalkarmen Gegenden auffallend viel Schnecken bei- sammen findet, ist fast immer Kalk in der Nahe, sei es als unter- irdisches Kalklager, das den Quellen einen grosseren Kalkgehalt mit- theilt, sei es als Mortel an alten Mauern und Kuinen. Besonders die Euinen sind immer reiche Fundgruben fur Schnecken, die hier ausser dem Kalk in den Trummerhaufen auch sichere Verstecke und geniigenden Schutz vor Sommerhitze und Winterkalte finden. Sehr haufig findet man an solchen Punkten Schnecken, die auf weit und breit in der Gegend nicht mehr vorkommen, z. B. Glaus, lineolata und Pupa doliolum auf den Schlossruinen des Taunus, Amalia mar- gin ata auf denen des rheinischen Schiefergebirgs. Ja, man kann be- haupteu, dass fast ohne Ausnahme alle isolirt vorkommenden, in der 17 Fauna einer Gegend wie fremd dastehenden Arten an solche Fund- orte gebunden sind. *) Andere reiche Localitaten sind Hecken und bewachsene Kaine. Unsere grosseren Helixarten, pomatia, hortensis, nemoralis, fruticum finden sich mit Vorliebe an solchen Stellen. Der Hauptfundort fur den Sammler bleibt immer der Laub- wald, besonders der Buchenwald, wenn er nicht zu trocken 1st und genug Unterholz hat. Auf den Kandgebiischen und unter denselben, im feuchten Moos und auf und unter der Bodendecke treiben sich eine Menge kleiner Arten herum, und stundenlang kann man, an eiueT Stelle liegend, Laub und Moos durchwuhlen und immer neue Beute machen. Auch an den Stammen sind Arten von Helix, Buli- mus, Clausilia und Limax mitunter in Menge zu finden. Wald- reiche Gegenden sind nie ganz arm an Schnecken, wenn sie nicht rein aus Nadelholz bestehen, das, ausser vielleicht an den Kusten des Mittelmeeres (Hel. Homey eri) von den Schnecken fast ganz ge- mieden wird. Feuchte quellige Stellen in Buchenwaldern , beson- ders die Anfange der Waldthalchen , sind fast immer sehr reich an Schnecken. Man sucht hier zunachst die Unterseite der Steine und das Gras in deren nachster Umgebung ab und nimmt dann von dem feuchten Laub am besten eine tuchtige Portion mit nach Hause, um es dort zu trocknen und bequem auszulesen. Auslegen von faulem Holz und Steinen rentirt auch hier sehr gut. Ueber- haupt muss man es sich zum Gesetz machen, auf Excursionen jeden halbwegs grossen Stein umzudrehen, da man unter ihnen meistens die reichste Ausbeute macht. Seibert in Eberbach empfiehlt in Nro. 6 des Nachrichtsblat- tes fiir 1870 mit Kecht, den Boden der halb ausgetrockneten Wie- sengraben zur Zeit der Heuernte zu untersuchen. Auch hier kann man das Moos ausstechen und mit nach Hause nehmen, um es dort in aller Bequemlichkeit zu durchsuchen. Was nun die Tageszeit anbelangt, so sind bei trockenem Wet- ter die Schnecken fast nur zu finden, so lange der Thau im Grase liegt, und weun man eine reiche Ernte von Nacktschnecken halten will, muss man Abends nach Sonnenuntergang oder in den ersten Tagesstunden gehen. Man findet dann oft Schnecken in Masse an Stellen, an denen man sonst nie eine einzige gesehen hat. Bei Genaueres iiber die Fauna einiger Ruinen siehe im Anhang. O 18 feuchtem, regnerischem Wetter und bedeck tern Himmel bleiben die Schnecken auch bei Tag ausser ihrem Versteck. Im Allgemeinen kann man mitKossmassler annehmen, dass, je trockner das Wet- ter, desto naher am Boden oder desto tiefer unter der Bodendecke die Schnecken sich aufhalten. Noch viel grosser ist naturlich der Einfluss der Jahreszeit. Man findet freilich Schnecken zu alien Jahreszeiten , wenn nicht der Boden ganz fest gefroren ist, und die Daudebardien, Vitrinen und Cionella acicula findet man sogar vorzugsweise im Herbst und im ersten Friihjahr, selbst unter dem schmelzenden Schnee. Die meisten Schnecken aber lieben die Warme, und wenn man sie nicht in ihren Winterquartieren aufsuchen will, muss man mit dem Sammeln war- ten bis nach dem ersten tuchtigen warmen Fruhlingsregen , der sie aus dem Winterschlafe weckt. Die Wasserschnecken erscheinen nur, wenn das Wasser nicht zu kalt ist ; sonst verbergen sie sich , wie auch die Muscheln, im Schlamm. - Im Friihjahr findet man sehr haufig unausgewachsene Gehause, oder solche, welche bei der Ueber- winterung gelitten haben, denn auch am lebenden Thiere verwitteru die Gehause, wie man sich besonders an den Campylaen und Clausi- lien des Hochgebirgs, aber auch schon an unseren Schnecken iiber- zeugen kann. Ich erinnere mich z. B. kaum jemals im Friihjahr ein glanzendes, unverwittertes Exemplar von Clausilia laminata in der Umgegend von Biedenkopf gefunden zu haben, wahrend sie doch im Herbst vollstandig durchsichtig und rein waren, und auch an den iiberwinterten Helix nemoralis sah man meistens Spuren des Winters. Die beste Zeit zum Sammeln ist desshalb im Nachsommer und im ersten Herbst; auch die Wasserschnecken findet man dann meistens ausgewachsen. Die zum Sammeln nothigen Instrument e sind ausserst einfach. Ein paar Schachteln von Holz oder Blech, ein paar Glaser mit wei- ter Oeffnung oder starke Glasrohren geniigen zur Aufbewahrung. Ich fiihre gewohnlich ein blechernes, zum Umhangen eingerichtetes Gefass, in das oben im Deckel eine 1" weite, durch einenKork ver- schliessbare und nach beiden Seiten vorragende Blechrohre eingesetzt ist, Zweckmassig sind auch eine Anzahl flacher Blechschachteln von gleicher Grosse, die man zu einer Kolle zusammenpacken kann, so dass sie in der Umhangetasche nur wenig Eaum einnehmen. Complicirtere Apparate sind durchaus unnothig. Nur einige sehr zarte Arten, wie Daudebardia, Vitrina und die Nacktschnecken 19 miissen vorsichtiger behandelt werden, wenn man sie lebend nach Hause bringen will, besonders bei trockenem Wetter. Man thut dann die kleinen Arten am besten in Glasrohren, die man oben und unten gut verkorkt, die grosseren in eine gut schliessende Blech- schachtel mit etwas lebend em Moos, das aber nicht zu feucht sein darf. Wasserschnecken bleiben in Glasern ohne Wasser sehr lange am Leben, wahrend sie im Wasser rasch absterben; man nimmt sie also am besten trocken mit. Nur bei den gedeckelten Kiemen- athmern thut man gut, eine Portion feuchter Wasserlinsen beizu- geben. Um die ganz kleinen Schnecken, die in Moder und Mtilm leben und mit den Fftigern nicht gut erfasst werden konnen, zu sammeln, nimmt man am zweckmassigsten ein weithalsiges Glas, dessen Kork mit einer Federspule durchbohrt 1st; mit dem freien Ende derselben kann man dann die Schneckchen aufschopfen und sie gleich in das Glas hinabrollen lassen Was man nicht lebend nach Hause bringen will, kann man gleich lebend in ein Glas mit Spiritus werfen, das man um den Hals hangt, wie Kafersammler zu thun pflegen. Zum Suchen auf dem Lande gebraucht man zweckmassig einen kleinen, starken Handrechen, den man des bequemen Unterbringens halber auch zum Anschrauben einrichtet; es schont die Finger sehr, wenn man damit, statt mit ihnen, die Bodendecke aufkratzt. Auch ein paar gute Handschuhe sind an dicht mit Brennesseln bewachse- nen Stellen von entschiedenem Werthe. Fur die Wasserjagd braucht man ein starkes Netz aus einem dichtmaschigen Zeug, das man an einen starken Stock anschrauben kann ; des Eostes wegen ist eine Vorrichtung zum Anstecken auch durchaus nicht unpraktisch. E. A. Bielz empfiehlt statt desNetzes ein Drahtsieb mit 2" hohem Eande aus starkem Leinen, mit dem es an dem Draht befestigt ist; man kann es dann in trockenem Zustande wie einen Klapphut zusammenlegen und in die Tasche stecken. Derbe, moglichst wasserdichte Stiefeln und Kleider, auf deren Reinerhaltung man nicht zu sehr zu sehen braucht, erklart Ross- massler nicht mit Unrecht fur Haupterfordernisse zu einer erfolg- reichen Excursion. Hat man nun seine Ausbeute von einer Excursion gliicklich nach Hause gebracht, so beginnt die Hauptarbeit, das Reinigen der 2* 20 Gehause und das Entfernen der Thiere aus denselben. Nur die mit den Thieren gesammelten Gehause haben noch den vollstandigen Glanz; leere sind schon nach wenigen Tagen verwittert und ver- blichen, was besonders hervortritt , sobald sie trocken werden. Man muss desshalb, wo es moglich 1st, immer nur lebende sammeln. Die Schnecken sind in ihrem Gehause durch einen selmigen Bandstreifen angewachsen; um denselben abzulosen und zugleich die Schnecken zu todten, wirft man sie in siedendes Wasser und lasst sie darin, bis es sich soweit abgekiihlt hat, dass man die Schnecken bequem mit den Fingern herausholen kann. Dann fasst man das Thier mit einer gekriimmten Nadel oder einem Drahthackchen und zieht es vorsichtig heraus. Bei vielen Arten reisst sehr gerne der hintere Theil des Thieres, welcher die Leber enthalt , ab , besonders wenn man es zu fruh aus dem Wasser genommen hat. Solche Exemplare legt man an einen kuhlen , schattigen Ort in's Freie; Kafer und Fliegen- larven besorgen die Keinigang dann sehr rasch und grimdlich, und der Speckkafer mit seinen Verwandten, der Schrecken der Insecten- sammler, wird in den Conchyliensammlungen gern geduldet. Bei vielen Helices mit gezahnter Miindung und bei den Pupen ist man von vornherein auf dieses Verfahren angewiesen, Clausilien lassen sich fast gar nicht aus dem Gehause entfernen, und der Schliess- apparat sperrt auch nach dem Tode noch den Insecten den Zugang; diese lasst man einfach eintrocknen. Die Wasserschnecken sind alle sehr leicht zu reinigen, selbst die dunnen, vielgewundenen Planorben und die zerbrechlichen Physen. Die Muscheln sind nicht durch ein Band, sondern durch ihre Schliessmuskel an (Jen Schalen befestigt. Man todtet sie durch sie- dendes Wasser, muss sie aber darin kochen lassen, damit das Wasser im Innern der Schalen auch geniigend erhitzt wird. Sobald das Thier todt ist, klaffen die Schalen ; man lost dann mit einem stumpfen Falzbein die Muskeln von ihren Ansatzstellen und nimmt das Thier heraus. Die ungedeckelten Schnecken sind dann zum Aufbewahren fer- tig; bei den gedeckelten lost man den Deckel, der meist fur die Bestimmung sehr wichtig ist, vom Fusse ab, bestreicht seine Unter- seite mit etwas Gummi und klebt ihn auf ein Bauschchen Baum- wolle, das man in die Miindung gesteckt hat. Yiele Wasserschnecken sind mit einer mehr oder weniger fest aufsitzenden Schmutzkruste uberzogen , die sich nur durch scharfes 21 Biirsten mit einer weichen Zahnbiirste und Seifenwasser entfernen lasst. Bei den sehr zerbrechlichen Arten, besonders den Limnaen, thut man gut, die Reinigung iioch am lebenden Thiere vorzunehmen, da dann das Gehause weniger leicht zerbricht. Immer kann es aber nichts schaden, wenn man auch ein imgereinigtes Exemplar von jedem Fundort in die Sammlung legt, denn die Schmutzkruste zeigt nicht selten charakteristische Eigenthiimlichkeiten. Audi die Muscheln bedurfen stets einer sehr grtindlichen Rei- nigung und ihre wahre Farbe kommt nicht selten erst heraus, wenn man sie mit starkem Essig oder einer schwachen Mineralsaure iiber- streicht. Um den charakteristischen Ueberzug zu erhalten, kann man sich begnugen, eiue Schale zu putzen. Nach dem Eeinigen driickt man die beiden Schalen zusammen und wickelt einen Faden darum, um sie in dieser Lage zu halten, bis sie trocken sind, TJm auch das Innere jederzeit betrachten zu konnen, durchschneidet man das Schlossband mit einem scharfen Messer. Der Sicherheit halber pflege ich dann beide Klappen am Vorderrande mit einem Pa- pierstreifen zu verbinden und Namen und Fundort in's Innere zu schreiben. Ueber die Art der Aufstellung und Auf bewahrung in der Samm- lung kann man keine Vorschriften machen; es muss sich da Jeder selbst seinen Weg suchen und die fur ihn zweckmassigste Art der Aufstellung selbst herausprobiren. Man thut gut, alle kleineren Arten aufzukleben, und Namen und Fundort auf die Eiickseite des Streifens zu schreiben; passirt dann einmal ein Ungliick und wird erne Schublade voll durcheinander geworfen, so kann man sie leicht wieder auseinander lesen. - - Eins kann man aber dem angehenden Sammler nicht dringend genug an's Herz legen, namlich von An- fang an gleich seine Conchylien sorgfaltig nach den Fundorten ge- trennt zu halten, denn es ist sehr unangenehm, wenn man bei einer Revision einmal eine interessante Varietat oder selbst eine neue Art miter anderen fmdet und dann nicht mehr weiss, woher sie stammt. Ich glaube kaum, dass ich der Einzige bin, der schliesslich im Aerger seine fruher gesammelten Sachen sammtlich wegwarf und vonNeuem anfing. Es ist nicht zu verkennen, dass das Aufbewahren der Gehause nur ein Nothbehelf ist, da es leider noch kein Mittel gibt, die fur unsre Wissenschaft viel wichtigeren Thiere bequem und mit Beibe- haltung ihrer Form aufzubewahren. Sie halten sich nur in Wein- 22 geist und schrumpfen darin schnell zu einer formlosen Masse ein oder ziehen sich ganz in ihr Gehause zuriick. Will man die Thiere aufbewahren, und fur unsre Nacktschnecken gibt es ja kein anderes Mittel, sie unseren Sammlungen einzuverleiben, so muss man sie in kaltem Wasser ersticken, allerdings ein etwas grausames Ver- fahren. Die Thiere kriechen dann moglichst weit aus dem Gehause i aber sie schwellen unnaturlich an und ziehen die Fiihler halb ein. Doch habe ich im Museum zu Leipzig Praparate, von HerrnNitsche angefertigt, gesehen, die ganz die naturliche Gestalt bewahrten ; die- selben wurden alsbald nach dem Tode mit Nadeln auf einer Wachs- platte in naturlicher Stellung befestigt, die Fuhler ausgestreckt etc., und dann in starkem Weingeist gehartet. Ich muss gestehen, dass mich diese Praparate, die sich in Nichts von dem Thiere im leben- den Zustande unterschieden, im hochsten Grade uberraschten. Immer- hin bleibt es aber fur einen Privatmann eine ziemlich kostspielige Sache. Man darf hier nicht vergessen, die Thiere nach einigen Tagen aus dem Spiritus herauszunehmen , von dem anklebenden Schleim zu reinigen und dann in frischen Spiritus zu legen ; ver- saumt man es, so sehen die Schnecken schmutzig aus und der Spiri- tus wird rasch triib. Viertes Capitel. Zucht le bender Molluskeu. Um die Lebensweise der Mollusken beobachten zu konnen, muss man dieselben lebend aufbewahren und ziichten, was bri einiger Auf- merksamkeit durchaus nicht schwierig ist. Am einfachsten ist die Zucht der Wasserschnecken und Muscheln : die jetzt als Zimmerzierde so beliebten Aquarien sind das bequemste Mittel, um sie lebend zu beobachten; sie verlangen darin gar keine weitere Pflege und ver- mehren sich sehr stark, vorausgesetzt, dass man nicht gleichzeitig auch Fische darin halt. Als Futter scheinen die meisten Arten Wasserschnecken Wasserlinsen , Ceratopliyllum und Hydrockaris zu lieben; doch sind es eigentlich nur Limnaea stagnalis, PlanorMs corneus und marginatus , welche frische Pflanzen abfressen; die anderen halten sich mehr an die abgestorbenen Blattreste und an 23 Algen und die sogen. Priestley'sche Materie; bringt man eine mit Algen bedeckte Limnae aus der Freiheit in's Aquarium, so kommen die ubrigen Schnecken sofort herbei und weiden sie form- lich ab. Im Winter kann man auch Brodkrumen und selbst Fleisch- stiickchen fiittern. Die Muscheln bediirfen ausser den im Wasser suspendirten organischen Theilchen und vielleicht den microscopischen Algen gar keiner Nahrung; ich habe alle unsere Arten, Unio, Ano- donta, Cyclas, Pisidium und selbst Tichogonia Jahre lang im Aqua- rium gehabt , ohne mich weiter um sie zu kummern. Doch darf man die Pflanzen darin nicht zu iippig werden lassen; im Friihjahr 1870 brachte ich einige Exemplare Hottonia palustris in mein Aqua- rium, die sich sehr rasch vermehrten und einen dichten Kasen bilde- ten; in Folge davon gingen sammtliche Muscheln, die zum Theil schon I 1 / 2 Jahre darin gelebt, binnen wenigen Tagen zu Grunde. Uebereinstimmend damit findet man in stark bewachsenen Gewassern selten Muscheln. Etwas vorsichtiger muss man bei der Zucht der Landschnecken sein, da man hier einerseits zu grosse Nasse, andererseits zu grosse Trockenheit zu vermeiden hat. Rossmassler empfiehlt zur Zucht grosse Glaser, die man unten abschneidet und mit einem groben Drahtsieb zubindet ; man fullt sie bis zu einem Drittel mit Erde und Laub, imter die man ein paar Kalksteine legt, und stellt das Ganze in einen irdenen Untersatz, von welchem aus man die Feuchtigkeit regulirt. Ebenso gut kann man aber auch eine irdene Blumenscherbe nehmen, die man mit einer Glasplatte zudeckt. Auch in Terrarien und, wie Seibert im Nachrichtsblatt 1870 bemerkt, auf demFelsen von Aquarien, kann man mit dem besten Ertblg Schnecken zuchten. Man muss nur immer besonders darauf achten, dass kein Schimmel entsteht. Als Futter verwendet man am besten dunne Scheibchen Obst, Ge- miise, Ruben, Salat, Bohnen und Gurken ; namentlich die letzteren wer- den sehr begierig von ihnen gefressen und Cydostoma elegans wollte in der Gefangenschaft gar kein anderes Futter anruhren. Die Daude- bardieu, Vitrinen und mehrere Nacktschnecken muss man mit leben- den Schnecken oder rohem Fleisch fiittern. Im Winter stellt man sie in ein frostfreies Zimmer und gibt ihnen durchaus kein Wasser ; im Sommer stellt man sie am besten an einen schattigen Ort im Garten. Sorgt man dafur, dass der Untersatz immer etwas Wasser be- 24 kommt, dass die Zahl der Exemplare in einem Topf nicht zu gross wird, und dass kem schimmeliges Futter liegen bleibt, so kann man Jahre hindurch immer neue Generationen ziichten, wie es die Herren Miihlenpfordt in Hannover, Sporleder in Eheden, Sterr in Donaustauf u, andere mit dem besten Erfolge get ban haben. Auch im Freien kann man ganz gut Schnecken ziichten, indem man durch einen Drahtkorb ihr Entweichen verhindert; man muss aber vorsichtig sein, denu mancheArten, namentlich Nacktschnecken, graben sich mit grosser Geschicklichkeit u uter der Wand durch und entfliehen. Dagegen hat es seine Schwierigkeit , sie im Freien an Orten, wo sie sonst nicht vorkommen, zu acclimatisiren, auch wenn man in der Wahl der Localitaten und der Zeit noch so vorsichtig ist und grosse Massen aussetzt. Andererseits kommen wieder Ver- schleppungen unter den anscheinend ungnnstigsten Umstanden nicht selten vor. Fiinftes Capitel. Terminologie, K unstsp rache. Urn ein Conchy 1 mit wenig Worten genau und treffend zu be- schreiben, ist es nothig, jeden einzelnen Theil des Gehauses rnit einem bestimmten Namen zu belegen und auch fur die verschiedenen For- men bestimmte Ausdriicke ein fiir allemal zu wahlen. Es ist diess naturlich von allem Anfang an geschehen und so ist nach und nach eine bestimmte Kunstsprache entstanden, welche namentlich von R o s s- massler, L. Pfeiffer u. A. ausgebildet wordeu ist. Wir wollen, um Anfangern das Verstandniss der spateren Beschreibungen zu er- leichtern, die wichtigsten Kunstausdriicke hier kurz mittheilen. Doch konnen wir, da wir die Beschreibungen nur deutsch, ohne die gebrauch- lichsten lateinischen Diagnosen geben, die lateinischen Kunstausdriicke in den meisten Fallen fuglich ubergehen. Man unterscheidet zunachst das einschalige Schneckenhaus, Testa, von der zweischaligen Muschel, Concha. An dem Schneckenhaus haben wir die Spitze, die verscbiedenen Win- dungen oder Umgange, und die untere Oeffnung oder Miindung. Die feine Haut, welche die Aussenflache des Gehauses uberkleidet 25 und hauptsachlich die Farben enthalt, nennt man die Oberhaut, Epidermis. Die Linie, in welcher die einzelnen Windimgen zusam- menstossen, nennt man die N a h t, Sittura; die gerade Linie dagegen, um welche die Windimgen herum gewunden sind, bezeichnet man als S p i n d e 1 , Colitmella. An der Unterseite des Gehauses sehen wir oft ein Loch, dadurch entstanden, dass die verschiedenen Win- dimgen sick hier nicht beriihren, die Spindel also gewissermassen einen hohlen Kegel bildet, in den man hineinsehen kann; man nennt dieses Loch den Nabel, Umbilicus, und unterscheidet, da seine Be- schaffenheit fur die Bestimmung sehr wichtig ist, verschiedene Ab- stufungen in der Weite desselben; man nennt ein Gehause gena- belt, wenn die Oeffnung ziemlich weit ist, wie bei Helix obvoluta, durchbohrt, wenn sie eng ist, wie bei Helix sericea, geritzt, wenn sie nur in einem mehr oder weniger vertieften Kitz besteht, wie bei den Clausilien. Wird der Nabel von dem der Spindel zu- nachst liegenden Theile des Mtindungsrandes ganz oder zum Theil iiberdeckt, so nennt man das Gehause bedeckt genabelt, oder durchbohrt. Der Nabel kann ausserdem noch ganz- oder halb- durchgangig, weit, perspectivisch u. dergl. sein. An der Mundung unterscheidet man den freien Rand des Ge- hauses, den Mundsaum, und den zwischen beiden Enden desselben befindlichen Theil des letzten oder vorletzten Umganges, die Miin- dungswand. Auf beiden stehen nicht selten Vorspriinge, die man, je nach der Gestalt, als Zahne, Fait en und Lame lien bezeich- net; haufig ist der Mundsaum auch innen mit einer Wulst, de.i Lippe, belegt. - - Der Mundsaum besteht aus einem Innen- oder Spindelrand und einem Aussenrand, ersterer die von der Spin- del, letzterer die von der Naht entspringende Halfte, die in der Mitte ohne Granze in einander iibergehen. Je nachdem die Ansatz- stellen mehr oder weniger entfernt von einander liegen , nennt man sie entfernt oder genahert, und verbunden, wenn sie durch eine linienformige Lippe auf der Miindungswand mit einander ver- bunden sind. Tritt der Mundsaum ringsum deutlich vom Gehause los, wie bei Helix lapicida, so nennt man ihn gelost. Den von aussen sichtbaren inneren Theil des Gehauses nennt man den Schlund, den welter nach oben gelegenen Theil desselben speciell den Gaum en; ihnen entspricht auf der Aussenseite der Nacken. Diese Gegenden sind besonders bei der Beschreibung der Clausilien und Pupen von Wichtigkeit. 26 Die Win dun gen konnen stielrund, niedergedriickt, d. h. brei- ter als hoch, und umgekehrt zusammengedriickt, d. h. hoher als breit, sein, oder bauchig, aufgetrieben oder kantig; sind sie so niederge- driickt, dass sie einen scharfen Band bilden, so nennt man sie ge- kielt und den Rand selbst den Kiel, Carina. Viele Schnecken haben einen an ihrem Fusse befestigten Deckel, Operculum, mit welchem sie das Gehause schliessen konnen; derselbe ist kalkig, hornartig oder knorpelig, spiralig oder concentrisch gestreift, und entweder endstandig, wenn er gerade an den Miindungsrand anschliesst, oder eingesenkt, wenn er erst weiter innen die Oeffnung verschliesst. Die Schnecken, welche keinen solchen Deckel besitzen, ver- schliessen ihr Gehause, wenigstens im Winter , mitunter auch im Sommer bei grosser Trockenheit, durch einen zeitweiligen Deckel, den Winter deckel, Epiphragmcij manche auch durch mehrere hintereinander; derselbe kann kalkig, lederartig oder hautig sein. Was die Eichtung der Windungen anbelangt, so unterscheidet man rechts gewundene und links gewundene Gehause. Man erkennt die Windungsrichtung am bequemsten, wenn man das Ge- hause aufrecht, mit der Spitze nach oben und der Miindung nach dem Beschauer zu betrachtet; bei den links gewundenen steht dann die Miindung nach links, bei den rechts gewundenen nach rechts von der Spindel. Bei den Muscheln unterscheidet man zunachst eine rechte und eine linke Schale. Welches die rechte und welches die linke Schale sei, dariiber ist friiher sehr viel gestritten worden ; in neuerer Zeit ist man aber nach dem Vorgang von Nils son und Ro sa- in as sie r so ziemlich dariiber einig, die Schale die rechte zu nennen, welche zur Rechten liegt, wenn man die Muschel mit den Wirbeln nach oben so aufstellt, dass das Schlossband nach dem Beschauer zu gerichtet ist. Den Schalenumfang zerfallt man in vier Theile, den b e r- oder R ii c k e n r a n d, an welchem die Wirbel und das Schloss- band liegen, und gegeniiber den Unterrand, den Hint err and, der -von den Wirbeln aus auf derselben Seite liegt, wie das Schloss- band, und gegeniiber den Vor der rand. Auf jeder Schale sehen wir einen vorgetriebenen Punkt, den Wirbel oder Buckel; die beiden Wirbel liegen immer einander ge- nau gegeniiber und nahe am Oberrand. Theilt eine durch sie hin- durch gehende Linie die Muschel in zwei ganz oder doch annahernd 27 gleiche Theile, so nennt man dieselbe gleichseitig, im anderen Falle, der bei unseren meisteu Muscheln vorkommt , ungleichsei- tig. Den Eaum unmittelbar vor und zwischen den Wirbeln nennt man das Schildchen (Arcola, L unit I a), den hinter den Wirbeln bis zuni Anfange des Hinterrandes den S child (Area). In diesem Raume liegt ein starkes, zahes Band, das die beiden Schalen ver- bindet uud durch seine Elasticitat ihr Aufklappen bewirkt, das Schlossband. Der unmittelbar nnter demselben liegende Theil des Oberrandes ist meist mit ineinandergreifenden Zahnen oder Leisten versehen, die beim Oeffnen der Schalen ein Auseinanderweichen ver- hindern; man nennt die ganze Vorrichtung das Schloss. Im Innern der Schale sieht man zwei mehr oder minder deut- liche Gruben oder Eindrucke, in welchen beim lebenden Thiere die Schliessmuskeln angeheftet sind; man nennt sie den vorderen und den hinteren Muskeleindruck. Von dem einen zum anderen lauft parallel mit dem Unterrande eine vertiefte Linie, der Mantel- e i n d r u c k. Was sonst noch in den Beschreibungen von Kunstausdriicken vorkommt , bedarf keiner weiteren Erklarung. Nur noch ein paar Worte uber die Benennung der Schnecken und Muscheln. Wie es bei den kleinen, dem Volke nicht auffallenden Thieren naturlich ist, haben nur wenige einen gebrauchlichen deutschen Namen und die deutschen Namen, die man ihnen in den Biichern gibt, sind zum Theil geradezu komisch, z. B. Schnirkelschnecke fur Helix, Frass- schnecke fur Bulimus. Die wichtigsten sind desshalb die wissen- schaftlichen , lateinischen Namen. Nach dem System des grossen Schweden Linne bestehen dieselben immer aus zwei Namen, der erste bezeichnet die Gattung, der zweite die Art. Dazu kommt aber noch ein dritterName; es sind namlich unter denselben Namen nicbt selten ganz verschiedene Sachen beschrieben worden; was z. B. 0. F. Muller Helix sericea nennt, ist etwas ganz Anderes, als was Draparnaud mit diesem Namen bezeichnet. Um nun die Irrthu- mer zu verhuten, setzt man hinter den Namen der Art noch den des Schriftstellers , der dieselbe zuerst beschrieben , wie z. B. Helix sericea Draparnaud ; Bulimus obscurus Muller. 28 Sechstes Gapitel. Die wichtigsten conehyliologischen Werke. Wir haben zwar schon im ersten Capitel die speciell auf die nassauische Fauna bezuglichen Arbeiten aufgefiihrt; da aber die we- nigsten Sammler sich ganz auf Nassau beschranken werden und beim Conchyliensammlen ebensogut und vielleicht mehr als von anderen Zweigen der Naturwissenschaft das Wort gilt: ,,Beim Essen kommt der Appetit", so durfte es nicht uberflussig sein, die wichtigsten, auf Deutschlands Conchylienfauna beziiglichen Arbeiten hier anzufiihren. Es sind: 0. F. Muller, Vermium terrestrium et fluviatilium sen Anima- liurn infusoriorum , hdminthicorum et testaccorum non nuiri- norum succincta historia. Havniae ct Lipsiac 1773 und 1774. Zwei Bande. Die Mollusken werden im zweiten Bande abge- handelt. Carl Pfeiffer, Naturgeschichte deutscher Land- und Siisswasser- mollusken. Weimar 1821 28. Drei Abtheilungen , jede mit 8 colorirten Tafeln, gute Abbildungen deutscher Binnenconchy- lien enthaltend, aber im Text etwas veraltet. E. A. Kossmassler, Iconographie der Land- und Susswasser- mollusken Europas. Leipzig 183559. Drei Bande rnit aus- gezeichneten Abbildungen fast aller europaischen Binnenconch} - lien, fur jeden Conchy liologen imentbehrlich , aber leider sehr theuer (col. 25 Thlr.) und vergriffen. Dr. L. Pfeiffer, Monographia Hcliceonmi viventiam. Leipzig 1847 69. Mit den Supplementen bis jetzt 6 Bande , die kurze lateinische Beschreibung aller bekannten Heliceen ent- haltend, aber ohne Abbildungen. Albers, Johann Christian, die Heliceen nach natiiiiicher Verwandschaft systematise!! geordnet. Zweite Ausgabe, besorgt von Ed. von Martens. Berlin 1660. Enthalt ein natiir- liches System der Heliceen mit Beschreibung der Gattungen und Untergattungen und Aufzahlung der Arten und ihres Vu- terlandes. Zum Ordncn der Sammlung imentbehrlich. Adolf Schmidt, Die kritischen Gruppen der europai>chen Clau- silien. Abth. 1. Leipzig 1857. 29 Adolf Schmidt, System der europaischen Clausilien und ihrer nachsten Verwandten. Cassel 1868. Bronn, Die Classen und Ordmmgen des Thierreichs. Bd. Ill, die Weichthiere, fortgesetzt von Kefer stein. Leipzig und Heidelberg 186266. Eine ausserst reichhaltige und sorg- faltige Zusammenstellung alles dessen, was uber Ban, Ent wick- lung und Lebensweise der Weichthiere bekannt ist, zum ge- naueren Studium der anatomischen Verhaltnisse iinentbehrlich. Hartmann, Erd- und Siisswassergasteropoden der Schweiz, St. Gallen 1840 44; nicht systematise!! und unvollstandig , aber gute Abbildungen und zahlreiche inter essante Bemerkungen auch iiber deutsche Arten, ihre Abanderungen , Missbildungen etc. enthaltend. Sturm, Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibung. Abtheilung VI, die Wurmer. 8 Hefte, 1803 1829. Enthalt die meisten deutschen Mollusken in oft sehr guten Abbildungen und ist antiquarisch mitunter sehr billig zu haben. Fr. H. Troschel, de Limnaeaceis seu de Gasteropodis pnlmona- tis, quae nostris in aquis vivunt. Berolini 1834. Eine kleine gute Monographic von Limnaeus, Pliysa und Planorbis, na- mentlich auch auf Anatomic und Lebensweise eingehend. Ein billiges, bios die deutschen Mollusken umfassendes Hand- buch zum Gebrauch fur den Anfanger fehlt leider noch immer, und ebenso mangelt es noch sehr an grundlichen deutschen Arbeiten iiber die Susswasserschnecken, insbesondere die Limnaen, Planorben, Val- vaten, Cyclas und Pisidien. Doch ist bei dem regen, wissenschaft- lichen Leben, das gegenwartig unter den deutschen Malacologen herrscht, eine baldige grundliche Bearbeitung dieser Gattungen mit Sicherheit zu hoffen. Von Zeitschriften kommen fur den deutschen Sammler noch in Betracht : Zeitsckrift fur Malacozoologie, herausgegeben von Menke und Pfeiffer, 10 Jahrgange von 184453, Cassel bei Theo- dor Fischer, und deren Fortsetzung Malacozoologische Blatter, herausgegeben von Dr. L. Pfeiffer, in demselben Verlage erscheinend. Endlich das Nachrichtsblatt der deutschen malacozoologischen 30 Gesellschaft, begonnen 1869, unter Mitwirkung von D. F. Heynemann redigirt von Dr. W. Kobelt. In Commission bei Sauerlander in Frankfurt. Siebentes Capitel, Verhaltniss der Weichthiere zur iibrigen Natur. In unseren Gegenden erreicht die Anzahl der Schnecken nicht leicht jenen hoben Grad, der sie dem Ackerbau imd der Gartnerei lastig oder selbst verderblicb macht. Nur die gemeine nackte Acker- schnecke, Limax agrestis, wird in warm en, nassen Jahren durch ihre Gefrassigkeit und ihre starke Vermehrung schadlich, und bier und da hort man die Besitzer von Treibhausern klagen, dass ibnen Scbnecken die Blumenblatter zerfressen. Unsere Schnecken ziehen mit geringen Ausnahmen modernde Pflanzenstoffe den frischen und unbebaute Stellen den angebauten vor. Die Wasserschnecken thun selbstverstandlich keinen Schaden, nutzen vielmehr durch raschere Beseitigung der verwesenden Vegetabilien. Auch der directe Nutzen fur den Menschen ist bei uns sehr unbedeutend. Unsere einzige essbare Schnecke, die Weinbergsschnecke, wird, soviel mir bekannt, in Nassau hochstens bier und da von ein- zelnen Individuen gegessen; Schneckengarten und Mastereien, wie auf der schwabischen Alp und in der Schweiz, existiren in Nassau nicht. Auch von der fruher viel haufigeren Benutzung der grossen Nacktschnecken zu arzneilichen Zwecken kommen hochstens noch einzelne Falle vor. Wichtiger dagegen sind fiir die Anwohner des Mains die Anodonten und Unionen, die in zahlloser Menge seine seichten Stellen bewohnen. Sie werden, sobald das Wasser hin- reichend gefallen und nicht mehr zu kalt ist, in Masse gesammelt und die Thiere gekocht zum Masten der Schweine verwendet; diese werden davon sehr fett, nehmen aber bei ausschliesslicher Muschel- nahrung leicht einen thranigen Geschmack an. Vielen Thieren dienen die Schnecken als willkommene Nah- rung ; Dachs, Fuchs und Igel verschmahen sie durchaus nicht ; ebenso die meisten Vogel; Krahen, Dohlen und Eaubvogel stellen besonders den Muscheln nach, tragen sie oft weit vom Wasser hinweg und o'ffnen sie mit einem tiichtigen Schnabelhieb auf oder vor den einen Wirbel; doch glaube ich, dass die Krahen sich mehr an die halb- 31 todten oder frisch gestorbenen Muscheln halten, die man nach den Friihjakrsfliithen sehr haufig am Ufer und zwischen den Steinen der Strombauten findet, denn sehr viele Schalen, die ich im Grase 20 30 Schritt vom Ufer land, waren vollkommen unverletzt. Auch Eeiher, Enten u. s. w. verzehren sehr viele Schnecken und Muscheln ; Brot fand im Magen einer Ente Anodonten von 3 Ctm. Lange. Die Amphibien sind den Schnecken gegenuber auch keine Kostver- achter; Frosche und Kroten stellen namentlich den Nacktschnecken nach, und die Kroten werden ja in manchen Gartnereien ausschliess- lich zu diesem Zweck gehalten. Eine Eidechse, die ich im Terrarium Melt, frass binnen sehr kurzer Zeit eine ganze Anzahl frisch ausge- krochener Helix nemoralis. Die Wassersalamander fressen mit Vor- liebe Hydrobien und Pisidien; ich habe bei Biedenkopf mehrmals ihren Darmcanal ganz mit der dort sehr haufigen Hydrobia Dunkeri angeftillt gefunden. Auch unter den Insecten haben die Schnecken manche Feinde. Die grossen Laufkafer verzehren manche Nacktschnecke , scheinen aber den Gehauseschnecken nicht viel anhaben zu ko'nnen. Die Larve eines anderen Kiifers, des Drilus flavescetis, todtet dagegen das Thier und verpuppt sich, nachdem sie es aufgefressen , in seinem Gehause; namentlich Helix incarnata scheint ihren Angriifen ausgesetzt zu sein. - - Den Wasserraubkafern habe ich oft zugesehen , wie sie , auf dem Gehause einer Limnae sitzend, dem Thiere auflauerten und es angriffen, sobald sein Kopf ausserhalb des Gehauses erschien, und aus der Anzahl der leeren Gehause, die ich um diese Zeit im Aqua- rium fand, konnte ich ersehen, dass die Angriffe nicht immer resul- tatlos blieben. Auch verschiedene Blutegel, namentlich die der Gattung Clep- sine angehorigen flachen Arten, todten manche Schnecke. Gefahrliche Feinde sind auch die Schnecken selbst. Die Daude- bardien leben ganz, die Vitrinen und manche Limacinen grossen- theils von anderen Schnecken, aber auch Pflanzenfresser scheuen sich gar nicht, gelegentlich eine kleinere Schnecke zu verschlucken. So habe ich Limnaea stagnates ihre eigenen Jungen sammt und son- ders aufzehren sehen, und an Landschnecken hat man ahnliche Beobachtungen gemacht. Die Schnecken dienen einer ganzen Anzahl von Schmarotzern zur Wohnung. Auf der Aussenseite leben einige Milben; auf den Nacktschnecken , besonders den Arionarten, lebt Acarus Limacum; 32 sie lauft sehr rasch auf dem Korper herum und zur Athemoffnung aus und ein. Heynemann beobachtete sie nur selten auf den Nacktschnecken des Frankfurter Gebiets, dagegen in Menge auf Westerwalder Exemplaren von Arion empiricorum, bis zu 100 auf einem. In ahnlicher Weise schmarotzt eine andere Milbe, Limno- chares Avodontae, auf und in den Muscheln. Weit zahlreicher als diese ausseren Schmarotzer sind die Einge- weidewiirmer der Weichthiere. Viele Parasiten der Wasservogel leben in ihrem Jugendzustand in den Paludinen und Limnaen, vor alien die Distomen und deren Larven, die Cercarien. Die grosse Sumpfschnecke, Paludma vivipara, beherbergt allein 4 Arten Disto- mum und sammtliche ubrigen Wasserschnecken enthalten mindestens einzelne Species. Werden solche Schnecken von Vogeln oder anderen Thieren gefressen, so entwickelt sich die Cercarie zum vollstandigen Distomum. Auch das fur die Schafe mitunter so verderbliche Dist o- mum hep a ti cum, der Leberegel, wohnt als Larve in Schnecken; die ausgebildete Cercarie scheint dann das Thier zu verlassen und eine Zeit lang im Wasser oder selbst im feuchten Grase lebend zu bleiben, bis sie endlich mit dem Putter oder Wasser in den Darm- canal der Schafe gelangt. Doch kann sie am Ende auch mit der Schnecke von den Schafen gefressen werden; wenigstens hat man in England beobachtet, dass die Schafe auf den Du'nen sehr gern die lebende Helix rariabilis fressen und davon fett werden. Auch Wurmer aus der Classe der Nematoden findet man in den Nieren einiger Schneckenarten und selbst im Blute von Helix pomatia beobachtete Keferstein einen Fadenwurm. Ein durch seine schone grime Farbe ausgezeichneter , ziemlich grosser Wurm. Leiicochloridium paradoxum, wurde von Car us in den Fuhlern von Succinea entdeckt. Alle diese Parasiten scheinen das Wohlbefinden der Schnecken durchaus nicht zu beeintrachtigen. Ein ganz eigenthiimliches Verhaltniss, vielleicht Wechselver- haltniss, findet sich zwischen unseren Flussmuscheln und einem klei- nen, karpfenartigen Fisch, dem Bitterling, Rhode us a mar us; die Embryonen des Fisches entwickeln sich namlich in den Kiemen- fachern der Muscheln, und wahrscheinlich machen die Muschel- embryonen ihre Verwandlung auf diesem oder einem anderen Fische durch. Genaueres Member im speciellen Theil. 33 Achtes Capitel. System der Mollusken. Fur die Eintheilung der Binnenconchylien hat man die ver- schiedenartigsten Systeme in Vorschlag gebracht, je nachdem man das Gehause, oder die Fresswerkzeuge des Thieres oder das Fehlen oder Vorhandensein einer Schleimpore am Ende des Fusses zum wich- tigsten Criterium gemacht hat. Wir befolgen im Ganzen die auf C u v i e r ' s System beruhende Anordnung von Ad. Schmidt, weil dieselbe fur die Bctrachtung der Binnenconchylien allein als die ein- fachste und klarste erscheint. Sie ist wesentlich auf das Vorhanden- sein oder Fehlen des Deckels und die Stellung der Augen begrimdet. Mit den dadurch bedingten Verschiedenheiten gehen namlich so durchgreifende Unterschiede im gesammten Bau Hand in Hand, dass das System als ein durchaus naturgemasses erscheint; die Unter- schiede lassen sich auch ohne miihsame Preparation schon mit blossem Auge erkennen. Nur bei den Heliceen haben wir uns einige Abanderungen im Anschluss an die Eintheilung von Albers-Mar- tens, die wenigstens fur die europaischen Conchylien durchaus muster- gultig ist, erlaubt. Wir theilen demgemass, wie schon oben erwahnt, die gesamm- ten Mollusken ein in Kopftragende, Cepha lop hor a, auch Bauchfiisser, Gastropoda, genannt, und Kopflose, Ace- pliala. Die Kopftragenden zerfallen wieder in solche ohne bleiben- den Deckel, In o per culata, und solche mit bleibendem Deckel, Operculata. Die Deckellosen tragen ihre Augen entweder auf der Spitze der Fiihler, Stylommatophora, oder an der Basis derselben, Basommatophora; einige Untergruppen werden dann durch das Fehlen oder Vorhandensein eines ausseren Gehauses und durch das Gebiss bedingt Die Basommatophoren zerfallen nach ihrer Lebensweise in Land- und Wasserschnecken, Te r rest r i a und Aqua- till a, und ebenso die Deckelschnecken. Die Muscheln theilen wir in solche mit und solche ohne Athemrohre. Das ganze System stellt sich folgendermassen dar: A. Cephalophora, Schnecken. I. Inoperculata, Deckellose. 1. Stylommatophora. a. Ohne Kiefer, Testacellea. 1. Daudebardia. 34 b. Mit Kiefer, ohne aussere Schale, Li mace a. 2. Arion. 3. Amalia. 4. Limax. c. Mit Kiefer und ausserer Schale, He lice a. 5. Vitrina. 6. Hyalina. 7. Helix. 8. Cionella. 9. Buliminus. 10. Pw^a. 11. J?a7m. 12. C7w- 5^a. 13. Succinea. 2. Sasommatophora. d. lerrestria, Auriculacea. 1 4 . Carychium . e. Aquatilia, Limnaeacea. 15. Limnaea. 16. Physa. 17. Planorbis. 18. Ancylus. II. Operculata, Deckelschnecken. a. Terrestria, Neurobranchia. 19. Acme. 20. Cyclostoma. b. Aquatilia, Prosobranchia. a. Bandzimgler, Taenioglossa. 21. Paludina. 22. Bithynia. 23. Hydrolia. 24. Valvata. P. Facherziingler, Ehipidoglossa. 25. Neritina. B. Acephala, Muscheln. 1. Thier ohne Athemrohre, Najadea. 26. ZJm'o. 27. Anodonta. 2. Thier mit Athemrohre. a. Schale rundlich, Cycladea. 28. Ci/da.s. 29. Pisidium. b. Schale dreiseitig, Tichogoniacea. 30. Tichogoma. SPECIELLER THEIL. A. Cephalophora, Schnecken. Erstes Capitel. Anatomische Ve rhaltnisse. Den allgemeinen Ban der Schnecken kann man am besten an den nackten Schnecken, z. B. den schwarzen Wegschnecken, studiren. Wir sehen das Thier in Gestalt eines langlichen Schlauches, unten zu einer flachen, muskulosen Sohle verbreitert. Die umhullende Haut ist an einer, hier nur einen kleinen Theil des Kuckens bedeckenden Stelle besonders glatt und muskulos. Dieser Theil ist der Mantel. Er tritt an den Seiten als eine Falte los urid unter diesem Mantel- rande, zwischen ihm und dem Korper, bleibt eine Hohle, die Athem- hohle, die durch einen lochformigen , verschliessbaren , nahe dem Mantelrande befindlichen Schlitz mit der iiusseren Luft zusammen- hangt. Am vorderen Theile des Korper s sehen wir einen deutlich abgesetzten Kopf mit den Fiihlern und der Mundoffnung. Die After- offnung liegt ebenfalls vornen am Eingang der Athemhohle. Die Schale ist nur durch einzelne Kalkkorner oder ein flaches Kalkschild innerhalb des Mantels angedeutet. Complicirter ist der Bau bei den Gehauseschnecken. Hier hebt sich der hintere Theil des Korpers von der Sohle los und windet sich spiralig in die Ho'he. Wir mtissen also hier einen Vorderkorper, aus Kopf und Fuss bestehend, und einen Hinterkorper unterscheiden, dessen Hautbedeckung der Mantel ist, welcher gegen den Puss bin eine 3* 36 kragenartige Falte, den Mantelrand, bildet. Bin eigentlicher Unter- schied zwischen der Hautbedeckung von Kopf und Fuss und dem Mantel existirt jedoch nicht und noch weniger 1st dieser, wie man aus manchen Definitionen annehmen sollte, noch eine weitere Bedeckung ausser der Haut. Der Hinterkorper 1st bei alien so gebauten Schnecken mit einer Schale bedeckt, die von dem Mantel abgesondert wird. Bei alien ungedeckelten Schnecken bildet sich der erste Anfang der Schale beim Embryo innerhalb des Mantels, wie bei den Nacktschnecken, aber noch ehe sie das Ei verlassen, geht der aussere Mantellappen verloren. Bei den Kiemenathmern dagegen liegt die Schale zu alien Zeiten ausserhalb des Mantels. Wie es sich bei Cycloxtoma verhalt, ist meines Wissens noch nicht untersucht worden. Der Korper der Schnecken, der nackten sowohl als der Gehause- schnecken, ist von einer Haut bedeckt, die aus einer dicken mus- kulosen Lederhaut, Cutis , und einer diinnen Zellenschicht , dem E p i t h e 1, besteht. In ihr liegen eine Menge Driisen, die theils Schleim, theils Farbstoff absondern. Der Mantelrand zeigt, da er nur eine Falte der Haut darstellt, denselben Bau; nur sind die Driisen auf- fallend starker entwickelt und oft zu einzelnen Haufchen zusammen- gruppirt. Er steht am Rucken weiter vor, wie am Bauche und bil- det so einen taschenartigen Eaum, die Mantel- oder Athemhohle, welche durch einen kraftigen Schliessmuskel geschlossen werden kann. Ihr Innenrand ist reich mit Gefassen versehen und bildet das Ath- mungsorgan ; Mere , Herz und Mastdarm liegen in ihrer nachsten Nahe und der letztere mundet unmittelbar neben ihrem Eingang. An der rechten Seite bildet der Mantelrand eine Oeffnung, das At hem- loch; welches durch eigene Muskeln geoffnet und geschlossen werden kann; bei den Kiemenathmern verlangert sich dieses Loch mitunter zu einem Halbrohr, dem Athemrohr, Sip ho. Die Schnecke ist im Gehause durch die Sehne eines starken symmetrisch aus zwei Halften zusammengesetzten Muskels, des Spin- delmuskels, befestigt. Derselbe nimmt seinen Ursprung in der Nahe der Mundmasse und durchsetzt die Haut in der Achse der ersten Windung, um sich dort mit einem sehnigen Streifen an der Spindel zu befestigen. Bei seiner Zusammenziehung wird naturlich der Theil des Korpers zuerst nach hinten gezogen, an welchem er befestigt ist ; der Korper knickt bei den Deckellosen in der Mitte der Sohle der Lange nach zusammen, die beiden Halften legen sich an- einander und der Fuss verschwindet von vorn nach hinten in der Oeffnung des Gehiiuses und dem diese auskleidenden Eingmuskel des Mantelrandes , der dann allein sichtbar bleibt. Bei den Deckel- schnecken dagegen knickt die Sohle der Quere nach eiii, die beiden Querhalften legen sich aneinander und dadurch kommt die Eiicken- seite der hinteren Halfte, welche den Deckel tragt, schliesslich in der Mundung nach aussen gerichtet zu liegen und schliesst dieselbe. Von dem Spindelmuskel entspringen noch eine Anzahl kleinerer Muskeln zur Bewegung einzelner Theile. Die Verdauungsorgane sind bei alien Gastropoden sehr entwickelt. Immer finden wir einen Mund, Schlundkopf, Speiserohre, Magen und Darmcanal nebst anhangenden Driisen, von denen nament- lich die Leber sehr gross ist. Der Mund ist bei alien ungedeckel- ten Schnecken eine einfache Einstiilpung der Haut, die unmittelbar in die Hohle des Schlundkopfes fuhrt ; bei manchen Wasserschnecken aber, besonders den Kiemenathmern , und bei den gedeckelten Land- schnecken steht er auf der Spitze einer Schnauze; ein einstulpbarer Kiissel; wie ihn viele Seeschnecken haben, kommt bei unseren Binnen- conchylien nicht vor. Hinter der Mundoffnung kommen wir in die Hohle des Schlundkopfes, die von einer starken, birnformigen Muskelmasse umgeben ist und die Fresswerkzeuge enthalt. Diese bestehen aus Zunge und Kiefer. Der Kiefer fehlt nur wenigen Gattungen aus der Gruppe der Testacelliden , die bei uns nur durch die Gattung Daudebardm vertreten werden; alle anderen haben einen oder mehrere , von so verschiedener Form , dass man sie mit dem besten Erfolg zur Eintheilung der Schnecken benutzen kann. Er liegt an der oberen Wand des Schlundkopfes, unmittelbar hinter der Mundoffnung und besteht aus einer hornigen Verdickung der Epithel- zellen, meist von brauner Farbe, und in Aetzkali nur bei langerem Kochen loslich. Bei den ungedeckelten Landschnecken finden wir immer nur eineri ziemlich langen, nach vorn convexen Kiefer, der quer an der oberen Wand des Schlundkopfes liegt; die Limnaen und Planorben dagegen haben drei Kiefer, von denen einer in der Mitte, die beiden anderen an den Seitenwanden liegeu; Physa hat nur ein Mittelstuck, Ancylus einen Halbring von kleinen Hornstuckchen. Die Deckelschnecken haben zwei seitliche, meist nur kleine Plattchen. Aber auch im Einzelnen ist die Form sehr verschieden. Alle Arten der Gattung Helix haben z. B. vorspringende Leisten auf dem Kiefer, die nahe verwandten Hyalinen dagegen haben einen ganz platten Kiefer mit einem zahnartigen Vorsprung in der Mitte, und dieser 38 Unterschied gibt den Hauptgrund zur Trenuung beider Gattungen. Von den Nacktschnecken hat Arion den Kiefer wie Holix, Limax wie Hijalina. Im Allgemeinen hangt dies auch direct : mit der Lebens- weise zusammen; die Pflanzenfresser haben die starksten Kippen auf dem Kiefer, die von faulenden Substanzen, Mulm und Moder leben- den haben einen schwacheren, die Fleischfresser gar keinen Kiefer; die Benutzung des Kiefers zur systematischen Eintheilung ist dem- nach durchaus gerechtfertigt. Ein System freilich , das nur auf den Kiefer ohne Berucksichtigung anderer Verhaltnisse begriindet ist, wie das von Morch, ist ebensowenig ein naturliches, wie Linne's Ein- theilung der Pflanzen. Auch zur Unterscheidung der Untergruppen , und selbst einzel- ner Species, kann man mitunter die Kiefer benutzen, wie z. B. bei Succinea putris L. und Pfei/eri Eossm. , doch muss man hier sehr vorsichtig sein, da bei einer und derselben Art die Form des Kiefers mitunter sehr schwankt. So fand ich bei Hel. nemoralis die Anzahl der Kieferleisten von 2 9 schwankend. *) Die untere Seite der Schlundhohle nimmt das andere Fress- werkzeug, die Zunge, ein, eine langliche, dicke Masse aus Muskeln und Knorpeln, mit einer feinen Membran, der Keibplatte, u'ber- zogen. Die Muskeln bestehen aus zwei starken Bundeln, die einen dreieckigen Raurn zwischen sich lassen ; in diesem liegen die Knorpel, und das Ganze ist von einer dunnen, aus faserigem Bindegewebe und Muskelfasern bestehenden Haut, der Zungenhaut, bedeckt, welche dann die Eeibplatte, den wichtigsten Theil des Schneckengebisses, tragt. Diese Eeibmembran, Radula, besteht aus einer dunnen Grundmembran, auf der eine Menge von Zahnen, in Langs- und Quer- reihen angeordnet, sitzen. Sie uberzieht die ganze Zunge, auch an den Seitenflachen, wo allerdings die Zahne wenig oder gar nicht ent- wickelt sind , und verliert sich nach hinten in eine knorpelige Um- *) Morch sagt in seiner neuen Arbeit iiber die Mollusken Islands, er habe eine grossere Menge von Spiritus-Exemplaren der Succinea G-ronlandica unter- sucht, einige davon haben Seitenzahnchen am Kiefer wie S. putris, andere nicht, obgleich die Schale ganz gleich sei. Entweder miissten also doch 2 Arten da- runter sein, oder das Vorhandensein der Seitenzahnchen hange vielleicht vom Alter des Thiers ab. Auch ich habe Kiefer von Succineen untersucht, die zwischen beiden Formen in der Mitte standen. 39 hulking, die Zungenscheide. In chemischer Beziehung besteht sie aus Chitin; sie ist in concentrirtem Kali nur nach sehr langem Kochen loslich; durch concentrirte Sauren wird sie braun gefarbt, und man kann die anorganischen Bestandtheile , die freilich nur 56 /o aus- machen, dadurch ausziehen. Eine Behauptung, dass die Zahne aus Kieselsaure bestanden, hat bis jetzt noch keine Bestatigung gefunden. Die Zungenzahne sind in ausserst regelmassige Langs- und Quer- reihen angeordnet. Immer kann man an den Querreihen die Mittel- linie erkennen , indem der mittelste Zahn kleiner oder doch strenger symmetrisch ist, als die fast immer etwas schiefen Seitenzahne. Am wenigsten deutlich ist dies bei den Helices, am deutlichsten bei den Kiemenschnecken , wo man Mittel- und Seitenplatten unterscheiden muss. Die Querreihen verlaufen nur bei wenigen Arten , z. B. bei manchen Planorben, vollstandig horizontal u'ber die Eadula; meistens bilden sie einen nach hinten, seltener nach vorn offenen Winkel, oder es ist ein gerader Mitteltheil, an den sich die beiden Seitentheile in schrager Richtung anschliessen. Die Form und Grosse der Zungenzahne scheint ausserst con- stant; wenigstens fand ich bei meinen Zahlungen derselben, die ich bei Hel. nemoralis, hortensis und sylvatica an einer grosseren An- zahl von Zungen vornahm, fur jede Art innerhalh eines und dessel- ben Gesichtsfeldes immer dieselbe Zahl Langs- und Querreihen. Doch muss ich hier erwahnen, dass man kaum eine Schneckenzunge genauer untersuchen kann , ohne Abnormitaten der Zahne zu finden. Bald schmelzen zwei Langsreihen zu einer zusammen, bald schiebt sich zwischen zwei Langs- oder Querreihen an einem beliebigen Punkte eins dritte ein ; . man muss also auch hier ausserst vorsichtig mit der Verwerthung fur die Artunterscheidung sein. Die Zahl der Langsreihen ist sehr verschieden; bei denDeckel- schnecken belauft sie sich im Allgemeinen nur auf sieben. aber die einzelnen Zahne sind sehr gross und mit mehreren, mitunter mit sehr vielen Spitzen versehen. Bei den Pulmonaten dagegen sind die einzelnen Spitzen alle selbststandig , hochstens findet man an einem Zahn uoch eine oder zwei kleine Nebenspitzen , und die Zahl der Langsreihen ist viel bedeutender. Dem entsprechend ist auch die Zunge der Deckelschnecken bandformig, lang und schmal, bei den Pulmonaten kurzer und bedeutend breiter. Die grossten Schnecken haben auch die meisten Zahne. Nachstehend gebe ich einige, auf eigenen Zahlungen beruhende Zahlen, die naturlich nur annahernde 40 Werthe geben, da man sich leicht verzahlt uncl die abgenutzten Zahn- reihen der Zungenspitze gar nicht zu zahlen sind. Langsreihen. Querreihen. Summe. Neritina fluviatilis . . 7 9096 650 Paludina vivipara . . 1 100112 750800 Oydostoma elegans . . 7 120130 8900 Hyalina cellaria ... 58 6065 3700 Limnaea peregra . . . 7275 120125 8800 Succinea putris ... 96 9092 8700 Helix rufescens . . . 80-82 124126 10000 Helix sylvativa . '. . 7680 150 155 12000 Helix nemoralis . . . 8890 180 16000 Helix pomatia ... 140 195200 2728000 Wie schon angedeutet, werden die Zungenzahne, besonders die am meisten gebrauchten , am vorderen Ende stark abgeimtzt und miissen von Zeit zu Zeit erneuert werden. Ueber die Art und Weise dieser Erneuerung sind die Ansichten noch verschieden. Nach Keferstein rucken "Radula und Zungenhaut gleichmassig zusammen vor, und es kommen so immer neue Zahne an den vorderen Rand, wahrend die Neubildung nur am hintern Ende in der Zungenscheide stattfindet. Semper dagegen (Zum feinern Ban der Molluskenzunge. Zeitschr. fur wissensch. Zoologie IX, 1858) nimmt an, dass von Zeit zu Zeit die Radula abgestossen werde und sich eine neue darunter bilde, also eine vollstandige Hautung stattfinde. Im letzteren Falle ware es aber auffallend, dass man nie eine Eadula findet, die nicht vornen abgenutzt ware. Wie bei dem Kiefer lasst sich auch bei der Radula ein Zu- sammenhang zwischen der Form der Zungenzahne und der Lebens- weise der Schnecken nachweisen. Die Pflanzenfresser haben viereckige Zahne mit starken, umgeschlagenen Haken, bei den Fleischfressern sind sie spitz, nadel- oder dolchformig, und die von Mulm und fau- lenden Vegetabilien lebenden Arten stehen in der Mitte. Bei der Wichtigkeit, die Zunge und Kiefer fur die Systematik haben, scheint mir eine genauere Angabe liber die Art der Prapara- tion nicht unwichtig. Die des Kiefers ist am einfachsten. Man isolirt den Schlundkopf und zieht mit einer Nadel den Kiefer davon ab, was bei alien grosseren Arten keine Schwierigkeit hat; auch bei kleinen gelingt es unter der Stativloupe unschwer. Ich halte die mechanische Isolirung immer fur besser, als dasKochen in Aetzkali, obwohl man dann den Kiefer weit weniger rein bekommt, denn das Aetzkali greift die Hornsubstanz doch immer mehr oder weniger an. Den isolirten Kiefer reinigt man erst auf dem Finger oder unter der Loupe von dem anhangenden Bindegewebe , bringt ihn einen Augenblick in moglichst starken Weingeist, um das Wasser auszu- ziehen, und legt ihn dann in einen Tropfen rectificirtes Terpentinol, um den Alcohol zu verdrangen. In diesem lasst man ihn einige Augenblicke liegen und reinigt mittlerweile den Objecttrager. Dann erwarmt man diesen etwas, bringt einen Tropfen Canadabalsam dar- auf und legt den Kiefer vorsichtig in denselben. Das Praparat be- deckt man mit einem Deckglaschen und kann es dann aufheben, so lange man will. Damit keine Luftblaschen bleiben, die das Bild unter dem Microscope storen, erwarmt man auch das Deckglaschen etwas oder bestreicht es mit Terpentinol. Bleiben doch einige Blas- chen im Balsam, so legt man das Praparat, vor Staub geschutzt, einige Stunden auf den Herd oder den warmen Ofen, doch so, dass es nicht zu stark erhitzt wird , denn sonst beginnt der Balsam zu kochen und das Uebel wird arger. Umstand licher ist die Preparation der Zunge, besonders wenn man das Praparat aufbewahren will. Man isolirt sie am bessten, indem man den ganzen Schlundkopf in Aetzkali kocht ; ich benutze dazu einen Reagenzcy Under , aber nicht zu kurz, damit die Lauge nicht iiberkocht und das Glas fur die Finger nicht zu heiss wird. Sobald die Radula allein herumschwimmt^ schutte ich die gesammte Flussigkeit in eine weisse Untertasse, fische die Zunge heraus, neu- tralisire das Kali durch einen Tropfen Salpetersaure und wasche dann die Kadula in Wasser aus. Zum Untersuchen ist sie dann fertig ; will man aber das Praparat aufbewahren, so muss man sie in ein der Zersetzung nicht unterworfenes , nicht leicht austrocknendes Me- dium bringen und hermetisch von der Luft abschliessen. Zu ersterem Zwecke hat man die verschiedenartigsten Mischungen ; ich benutze meistens eine Mischung von Arseniklosung oder von salpetersaurer Magnesia mit Glycerin ; beide brechen das Licht weniger stark , als reines Glycerin, die Magnesia am schwachsten, aber dafiir hat sie die unangenehme Eigenschaft, sehr rasch zu schimmeln und lasst sich nicht aufbewahren. Andere legen die Zungen in eine Gummilosung, dann halten sie sich eine Zeit lang ganz gut, bis das Gummi aus- trocknet und zu springen beginnt. In Canadabalsam, wie gleichfalls 42 empfohlen wird, darf man die Zungen unserer Binneneonchylien durchaus nicht legen, da sie darin fast ganz unsichtbar werden. Um eine Zunge zum Aufheben zu prapariren, bringt man auf den sorgfaltig gereinigten Objecttrager zunachst einen winzigen Tropfen der Farrand'schen Losung , ein Gemenge von Arsenik- losung, Glycerin und Gummilosung , und legt die Zunge moglichst trocken mit der rauhen Seite nach oben darauf. Die Losung klebt etwas, und es ist desshalb nicht schwer, die Zunge unter der Stativ- Loupe auszubreiten und Unreinigkeiten zu entfernen. Dann bringt man vorsichtig einen Tropfen der Conservirfliissigkeit darauf und bedeckt ihn mit dem durch Weingeist vorsichtig gereinigten Deck- glaschen. Bei einiger Uebung lernt man leicht die richtige Menge Fliissigkeit treffen, damit nichts an den Kandern iiberfliesst und das Ankleben des Lackes verhindert. Luftblaschen entfernt man durch vorsichtiges Klopfen oder Erhitzen uber einer Spiritusflamme. Eine grosse Erleichterung gewahren Objecthalter, zwei Korkstopfen, der untere breit, der obere an der Unterflache ziemlich spitz, die durch einen gebogenen, federnden Messingdraht gegeneinander gedruckt werden und auf einem Brettchen befestigt sind. Man bringt das Praparat dazwischen und kann dann in aller Kuhe die iiberschussige Fliissigkeit mit einem Pinsel oder einem feinen Leinwandlappchen entfernen. Dann umzieht man den Kand des Deckglaschens mit einer Auflosung von Siegellack in Weingeist, und tiberstreicht diesen nach einigen Tagen mit schwarzem Militarlack. Solche Praparate halten sich viele Jahre lang ohiie die geringste Veranderung. *) Um die Praparate auf einander legen zu konnen, klebe ieh an beide schmale Seiten des Objecttragers ein paar Cartonstreifen , auf die ich zugleich Namen etc. schreiben kann; zum Aufkleben bediene ich mich einer mit franzosischem Terpentin versetzten Schellaklosung ; nimmt man reine Schellaklosung oder Gummi, so springen die Leisten alle Augenblicke ab. Aus dem hinteren, oberen Theile der Mundmasse entspringt die Speiserohre, ein enges, mitunter in Langsfalten liegendes Kohr. *) Deckglaschen und Objecttrager bezieht man billigst und in bester Qualitat von dem Lieferanten des Giessener microscopischen Vereins , Glaser H. Vogel in Giessen; die Praparirfliissigkeiten und besonders Leistenkitt liefert ausgezeichnet rein und gut Herr Apotheker Mayer in der Hirschapotheke zu Frankfurt a. M. 43 das sich entweder schon nach kurzem Lauf allmiihlig, wie bei Helix und Limax, oder nach langem Lauf plotzlich, wie bei Limnaea und Planorbis, zu einem mehr oder minder geraumigenMagen erweitert. Meist der Einmundungsstelle des Schlundes gegenuber entspringt aus dem Magen dann der Darm; nur bei den Kiemenschnecken erscheint der Magen mehr zusammengebogen und die beiden Oeffnungen liegen nahe bei einander. Der Darmcanal bildet meistens zwei starke Schlingen , die innerhalb der Lebermasse verlaufen, und geht dann in den kurzen, geraden Mastdarm uber, der an der rechten Seite, zunachst an oder in der Athemhohle, nach aussen miindet. Die Wand des Dar- mes besteht aus einer dicken Muskelhaut mit besonders starken Langsmuskeln, und einem inneren Ueberzug von cylindrischen Zellen ; Driisen finden sich in derselben nirgends. Dagegen findet man einige starke Driisen ausserhalb des Darms, aber in ihn einmundend. Immer sind zwei starke Speicheldriisen vorhanden, die zu beiden Seiten des Schlundes liegen und in ihn einmunden. Den hintern Theil des Korpers fullt die Leber aus, aus mehreren Driisen bestehend, die den Darm und die Fortpflanzungs- Organe umhullen und in den Magen oder den obersten Theil des Darmcanals, jede mit einem eigenen Ausfiihrungsgange , einmunden. Das Nervensystem ist ziemlich einfach. Wir finden weder ein in ahnlicher Weise wie bei den Wirbelthieren die andern Nerven- centren iiberwiegendes Gehirn, noch Jeine Larigsreihe strangformig ver- einigter Nervenknoten, wie bei den Gliederthieren. Das Centralorgan ist ein Nervenring, der unmittelbar hinter der Mundhohle, bei den Kiemenathmern hinter der Schnauze, den Anfang der Speiserohre umgiebt. Er besteht aus drei Paar Nervenknoten oder Ganglien, die durch mehrere Nervenfaden unter einander verbunden sind. Ein Ganglienpaar liegt auf der Oberseite des Schlundes, es giebt die Ner- venaste fiir den Kopf und die Sinnesorgane ab und wird das Hirn- ganglion genannt. Von den beiden auf der Unterseite liegenden Paaren versorgt das eine den Fuss und die Bewegungsorgane, Fuss- ganglion, das andere die Eingeweide, Visceralganglion. Wo besonders starke Organe zu versorgen sind, finden wir meistens noch einzelne Nervenaste zu Knoten anschwellend , besonders im Mantel. Die Ganglien bestehen aus ziemlich grossen Zellen mit mehreren Auslaufern ; sogenannten multipolaren Ganglienzellen ; die Auslaufer gehen unmittelbar in die ziemlich breiten, blassen Nervenfasern iiberi 44 die aber nicht, wie bei den hoheren Thieren, aus Scheide und Inhalt, sondern nur aus einer gleichartigen Masse bestehen. Die beiden unteren Ganglien sind bei den Lungenschnecken meist mit einander verschmolzen , doch kann man an den austreten- den Nerven die Bedeutung der einzelnen Theile leicht erkennen. Bei den Kiemenathmern sind sie weiter von einander entfernt, bei man- chen Seeschnecken liegen sie sogar. durcli lange Nervenfaden ver- bunden, in ganz verschiedenen Korpertheilen. Die Farbe des Ner- vensystems ist meist ein blasses Weiss; bei Limnaea und Planorbis aber sind alle Theile gelb oder roth gefarbt. Die Sinnesorgane finden wir bei den Gastropoden alle fiinf mehr oder weniger entwickelt. Das Gefiihl scheint seinen Haupt- sitz in den Fuhlern zu haben, doch sind auch die anderen Korper- theile mehr oder weniger empfindlich. Die Fuhler oder Tentakel geben durch ihreu sehr verschiedenen Bau wichtige Anhaltspuncte fiir die Eintheilung. Bei den lungenathmenden Landschnecken finden wir hohle , im Innern mit Blut erfiillte Fuhler , die wie Handschuh- finger aus- und eingestiilpt werden konnen. Das Einstulpen geschieht durch einen eigenen Muskel, der, von dem Spindelmuskel ausgehend, sich kurz vor der Spitze des Fiihlers, aber noch unterhalb des Auges und des Tastorganes, ansetzt; der vorderste Theil des Fuhlers wird also bei seiner Zusammenziehung nur in die Fuhlerrohre hineinge- zogen, nicht in sich selbst eingestulpt ; dadurch sind die Sinnesorgane vor Zerrung geschutzt. Die Ausstiilpung erfolgt ohne Muskelwirkung nur durch den Blutandrang. In die Fuhler tritt von dem Hirn- ganglion aus ein starker Nervenast, der unmittelbar jenseits des Muskelansatzes zu einem Nervenknoten anschwillt, von dem aus feine Fadchen nach der Haut gehen. Moquin-Tandon will hierin das Geruchsorgan erkennen. Die Landschnecken haben meistens vier Fuhler ; von denen aber die unteren kleiner und einfacher gebaut zu sein pflegen; bei der zu Pupa gehorigen Gattung Vertigo verkummern dieselben sogar ganz. Die Wasserschnecken haben meistens nur zwei Fuhler , und sind dieselben nur einfache , lappen- oder borstenformige , inwendig solide Hautlappen, die nicht eingezogen ; sondern nur zuriickgezogen und unter den Mantelrand verborgen werdeu konnen; sie enthalten auch keinen besondern Nervenknoten. Die gedeckelten Landschnecken haben ebenfalls nur zwei, nicht einziehbare Fuhler und gleichen hierin ganz den Kiemenschnecken. 45 Gesichtsorgane finden sich bei alien Gastropoden , mit Ausnahme einiger Arten, die in dem ewigen Dunkel grosser Tropf- steinhohlen, fast mir ira Krain , leben. Sie sind sehr vollkommen gebaut, ganz ahnlich denen der hoheren Tbiere. Zu ausserst liegt eine feste , bindegewebige Haut ; die sicb vornen zu einer durchsich- tigen Hornbaut verdunnt ; dabinter liegt eine ziemlicb kugelige Linse, imd den Kest des Auges fullt die Netzhaut aus, an der man aber wieder eine innere faserige und eine aussere kornige Scbicht unter- scbeiden kann, zwischen denen eine diinne Schicbt farbstoffhaltiger Zellen , der Aderhaut der boheren Thiere entsprechend liegt. Nur die unterirdisch lebende Cionella acicula hat auch keine ausgebildete Augen, mindestens keine Pigmentschicht darin. Genauere Unter- suchungen an dieser Art sind mir nicbt bekannt. Die Nerven kom- men nicht von dem Gauglion des Tastnerven, obwohl das Auge der Landschnecken unmittelbar auf demselben aufsitzt, sondern von einem eigenen Nerven, der sich schon ziemlicb nahe am Gehirnganglion von dem Tastnerven abzweigt. TIeber seine Endigimgen in der Netzhaut ist man nocb nicbt einig, da die scbwarzgefarbte Zellen- schicht eine Untersucbung dieser Verhaltnisse ausserordentlich er- schwert. Die Lage der Augen gibt fur unser System einen sebr wichti- gen Eintheilungsgrund ab. Bei alien lungenatbmenden Landschnecken, mit Ausnabme der Auriculaceen und Cyclostomaceen , stehen die Augen auf der Spitze der oberen Fiibler und der Scbmidt'sche Name Stylommatophoren ist davon abgeleitet. Bei den lungenatb- menden Wasserscbnecken sitzen sie meistens innen neben der Fuhler- basis, bei den gedeckelten Wasserschnecken aussen, bei den gedeckel- ten Landsclmecken ebenfalls aussen oder binter der Fiihlerwurzel. Die Scbarfe des Gesichtes scheint nicht sehr bedeutend zu sein ; doch konnen sie immerhin einige Fuss weit seben. Ich babe oft beobacbtet , dass kriechende Schnecken ihre Fiihler einzogen , sobald icb, mehrere Fuss von ibnen entfernt stillestehend , die Hand nach ihnen ausstreckte. Auch das Gehororgan flndet sicb bei alien Gastropoden; es bestebt aus zwei kugeligen oder halbkugeligen Blaschen, die beider- seits auf der Hinterseite der Fussganglien aufsitzen und einen oder einige steinartige Korperchen, die Horsteine oder Otolithen, entbalten, die bestandig in schwingender, zitternder Bewegung sind. Sie wurden zuerst von John Hunter erkannt, und dann von v. Sie bold, und 46 besonders in neuerer Zeit von Ad. Schmidt*), genauer untersucht. Bei kleinen Schnecken kann man leicht die zitternde Bewegung der Otolithen beobachten, wenn man der lebenden Schnecke den Kopf abschneidet, ihn mit einem Tropfen Wasser zwischen zwei Object- tragern presst und dann unter das Microscop bringt; die Bewegung dauert dann x /4 1 J2 Stunde. Form und Zahl der Gehorsteinchen sind sehr verschieden; Cydostoma , Hydrobia, Bitkyma haben nur einen, Neritma viele hunderte. Man nimmt meistens an, dass sie aus kohlensaurem Kalk (Arragonit) bestehen, da sie sich in Essigsaure ohne Riickstand auflosen ; Schmidt macht aber darauf aufmerksam, dass auch in dem Glycerin microscopischer Praparate. welche langere Zeit der Warme ausgesetzt waren, die Gehorsteinchen sich auflosen, was mit dem chemischen Verhalten des Kalkes nicht stimmt. Bei einigen Schnecken, Helix, Limax, Physa, beobachtete Ad. Schmidt einen Gang, der von der Gehorblase nach der ausseren Haut verlauft und vermuthlich als ausserer Gehorgang die Zuleitung des Schalles vermittelt. Der G es c lima cks inn ist bei alien Schnecken vorhanden, denn sie wahlen ihre Nahrung sehr sorgfaltig aus , seinen Sitz hat man aber noch nicht ausmachen konnen. Ebenso ergeht es mit dem Ge- ruch. Vorhanden ist er jedenfalls, denn die Thiere kriechen in ganz geraderLinie auf ihre Nahrung zu. auch wenn dieselbe so liegt. dass sie nicht gesehen werden kann; es scheint der Geruch sogar der scharfste Sinn bei den Schnecken zu sein und ihre Bewegungen vor- zugsweise zu leiten ; aber iiber seinen Sitz ist man durchaus noch nicht einig. Moquin-Tandon sucht, wie schon erwahnt, den Ge- ruchsinn in dem Ganglion des Tastnerven, und bei den Wasser- schnecken, denen dieser Knoten fehlt, in der gesammten Haut; aber seine Beweise dafiir, Versuche an Thieren mit abgeschnittenen Ftih- lern, sind durchaus nicht beweisend. Wahrscheinlicher ist die An- nahme von Semper, dass ein von ihm entdecktes, in der Haut un- mittelbar hinter der Mundmasse gelegenes ; sehr nervenreiches Organ, der Sitz des Geruches sei. Genauere Untersuchungen bleiben noch abzuwarten. Das Gefasssystem zeigt bei alien Gastropoden die Eigen- thiimlichkeit , dass die Rohrenleitung an irgend einer Stelle unter- *) Cfr. Ueber das Gehororgan der Mollusken, in Giebels Zeitschr. fur die gesammte Naturwissenchaft. 1856. 47 brochen 1st und hier die Hohlungen des Korpers das freie Blut ent- halten. Wir finden bei alien ein Herz, von dem Herzbeutel umhiillt, Arterien, die sich in feine Haargefasse auflosen, und Venen, die das Blut wieder in's Herz zuriickfuhren. Aber diese Venen stehen iiber- all, oder doch, wie die Untersuchungen vonWedl an. Helix pomatia beweisen, an den meisten Stellen nicht in directem Zusammenhang mit den feinen Arterienverzweigungen , sondern bilden meist starkere Stamme mit freieu Endigungen. Das Blut ergiesst sich aus den freien Enden der Arterien in die Hohlraume zwischen den Eingewei- den und fliesst dort, nur durch die Bewegungen des gesammten Kor- pers getrieben, weiter, bis es an bestimmten Stellen durch die Venen aiifgesogen und durch die Athmungsorgane hindurch in's Herz ge- fuhrt wird. Das Herz liegt meistens in nachster Nahe der Athemorgane, meistens an dem Kucken des Thiers in der hinteren Ecke der Man- telhohle, unmittelbar am Mastdarm, nicht selten, z. B. bei Neritivia, von demselben durchbohrt. Es ist immer von einem Herzbeutel um- geben und besteht aus einem dunnwandigen Vorhof und einer dick- wandigen Kammer, beide sind kegelformig und mit der Basis auf einander aufgewachsen. Die Oeifnung zwischen beiden wird durch Klappen geschlossen, die sich nach der Kammer hin offnen und also ein Zuruckstromen des Blutes nicht gestatten. Der Vorhof liegt bei alien unseren Schnecken nach vorn gerichtet. Aus der Herzkammer entspringt an der kegelformigen Spitze die grosse Korperschlagader , bei den Kiemenathmern finden wir hier auch zwei Klappen als Verschluss, bei den Lungenathmern fehlen sie, bei L'imax sogar auch die an der Oeffnung zwischen Kammer und Vorhof; der Verschluss wird dann durch einen Kingmuskel bewirkt. Die Schlagader giebt zunachst einen starken Ast an die Leber und die Geschlechtsorgane, weiterhin an die Verdauungsorgane ab und ver- zweigt sich dann in Kopf und Fuss. Aus den freien Enden der feinsten Zweige tritt das Blut in die schon erwahnten Hohlraume, Lacunen oder Sinus genannt, und wird dann von den Venen theils mit ihren freien Enden, theils durch Oeffnungen in ihren Stammen aufgesogen und den Athmungsorganen zugefugt. Bei den Lungen- athmern bilden die Lungengefasse einen Ring um den Lungensack, aus dem zahlreiche Stammchen entspringen und sich netzartig ver- zweigen, um sich dann wieder zu einem grossen Stamm zu sammeln, der in die Spitze des Vorhofes miindet. Bei den Kiemenathmern 48 dagegen stromt das Blut frei durch den Kaum innerhalb der Kieme und wird am Ende derselben wieder von einem Stamme aufgenommen, der in's Herz fuhrt. Daneben fuhren aber andere Stamme das Blut, oline die Kiemen zu beruhren, direct in's Herz. Es muss also bei den Lungenathmern das sammtliche Blut die Athmungsorgane passiren, um wieder in's Herz zu gelangen, bei den Kiemenathmern nur ein Theil. Bei den Kiemenathmern findet sich seltsamer Weise innerhalb der Meren eine Oeffnung in einer Venenwand, durch die das Blut mit Wasser verdunnt werden kann. Das Blut selbst besteht aus einer blaulich oder rothlich gefarb- ten Flussigkeit, in der zahlreiche, farblose Blutkorperchen schwimmen. Im Gegensatz zu dem Blute der hoheren Thiere ist also hier die Blutflussigkeit., Tragerin der Farbe. Die Blutkorperchen haben einen deutlichen Kern und sehr haufig blasse, sternformige Auslaufer. Die Quantitat des Blutes wechselt nach dem Fiitterungszustande sehr; bei hungernden Schnecken nimmt zunachst immer die Blutmenge ab, wahrend der ubrige Korper unberuhrt bleibt. Die Athmungsorgane sind, wie schon oben erwahnt, nach zwei verschiedenen Typen gebaut, entweder Lung en zum Athmen der Luft oder Kiemen zum Wasserathmen, Doch darf man sich den Unterschied nicht entfernt so gross vorstellen, wie zwischen Wir- belthierlunge und Fischkieme. Es ist vielmehr wesentlich derselbe Typus: ist nur eine Stelle in der Wand des Lungensacks besonders gefassreich, ohne sonst hervorzutreten , so nennt man sie Lunge, er- hebt sie sich zu einer gefassreichen Falte , so nennt man sie Kieme. Gewohnlich benutzt man diesen Unterschied als Haupteintheilungs- grund, aber dann hat man den Uebelstand, dass man die gedeckelten Landschnecken , deren Athmungsorgane ganz den Bau der Lungen- schnecken haben, auch zu diesen ziehen muss, obwohl sie in ihrem sonstigen Bau vollkommen mit den Kiemenschnecken ubereinstimmen. Manche helfen sich nun damit, dass sie die Athmungsorgane der- selben trotz ihres Baues fur Kiemen ansehen, aber das ist doch wohl eine etwas starke Entstellung des Thatbestandes , wenn sie auch das System sehr vereinfacht. Die L u n g e n bestehen also einfach aus einer gefassreichen Stelle an der Decke der Mantelhohle, die durch einen starken Muskel verengert und erweitert werden kann; sie erhalten die Luft durch die Athemoffnung, welche ebenfalls durch einen eigenen Ringmuskel 49 geoffnet und geschlossen werden kann. In ihreri Gefassen kann man zwei Netze unterscheiden, ein groberes, aus starkeren, mit Flimmer- epithel ausgekleideten Stammen bestehendes, und ein feineres aus dunnen, epithellosen Gefasschen, nach Semper sogar aus wandungs- losen Lacunen. Die Kiemen sind einfache oder verastelte Falten der Haut, in deren Zwischenraumen dasBlut ohne eigentliche Gefasse von einem Venenstamm in den anderen ubertritt. Bei Pal-ndina ist die Kieme dreieckig , ziemlich lang , aber noch innerhalb der Mantelhohle ver- borgen, bei Valrata dagegen steht sie als ein verastelter Federbusch aus dem Athemloehe hervor. Eine Verlangerung des Athemlochran- des zu einer Athemrohre, wie bei so vielen See-Kiemenschnecken, kommt bei unseren Arten nicht vor. Alle Schnecken haben Absonderungsorgane zur Entfernung der verbrauchten Korpersubstanz. Vor alien Dingen gehort hierher die Niere, eine grosse Druse mit einem Hohlraum im Inneren, die ebenfalls wie Lunge und Herz an der Decke der Mantelhohle liegt, meistens zwischen diesen beiden Organen. Sie mundet entweder direct in die Mantelhohle , wie bei Arimi , oder durch einen kiirzeren oder langeren Gang, den Ureter, vornen in der Nahe der Afteroffnung. Die Mundung ist fast immer von einem kraftigen Schliessmuskel umgeben. Die Mere bildet einen weiten Sack, in dessen Innerem sich eine Menge hautiger Falten erheben und die absondernde Ober- flache vergrossern. Das ganze Innere ist mit einer Schicht cylindri- scher Zellen mit flimmernden Fortsatzen ausgekleidet ; der Inhalt ist harnsaures Ammoniak , meistens in festen Concretionen , die S w a m- merdam, der Entdecker, fur Kalk ansah. Cuvier erklarte die Niere fur eine Schleimdriise , und das Gewicht seines Namens hielt diese Ansicht gegen die richtigere von Wilbrand aufrecht, bis 1820 Jacobson die chemische Beschaffenheit des Inhalts nachwies. Bei den Kiemenschnecken , insbesondere bei Palndina, von der wiv Ley dig*) eine ausgezeichnete Anatomic zu verdanken haben, hat die Niere und der dort sehr stark erweiterte Ausfuhrungsgang wahrscheinlich noch eine andere Verrichtung. Wie schon oben er- wahnt, hat hier das Gefasssystem in der Mere eine Lucke, durch die das Blut in die Merenhohle hineintreten und sich dort mit dem *) F. Ley dig, liber Paludina vivipara, Zeitschr. fur wissensch. Zool. II, 1*50. p. 125197. 4 50 eingedrungenen Wasser vermischen kann. In welcher Weise das Blut hier verandert wird, ob eine Veranderung regelmassig oder nur in Ausnahmsfallen stattfindet, weiss man noch nicht. Ausser der Niere finden wir noch bei vielen Schnecken Schleim- driisen. Am entwickeltsten sind sie bei den nackten Landschnecken. Wir finden hier meistens eine lange, bandformige Druse, die Fuss- druse, die sich innerhalb des Fusses durch den ganzen Korper hin erstreckt und ruit einer weiten Oeffnung zwischen Kopf und Fuss mundet. Ausserdem haben viele Schnecken noch eine Schwanz- druse, die unmittelbar auf der Schwanzspitze liegt; diese sondert, namentlich bei der Begattung, grosse Quantitaten Schleim ab, den die Schnecken, nach Bouchard, vor der eigentlichen Begattung sehr begierig fressen. Die Geschlechtsorgane sind bei den Lungenschnecken wesentlich anders gebaut, als bei den Kiemenschnecken. Wahrend namlich die letzteren fast sammtlich getrennten Geschlechtes sind, sind die Pulmonaten sammtlich Zwitter, und zwar Zwitter in der hochsten Ausbildung, da Samen und Eier von einer Druse producirt werden. Nach dpm Vorgange Meckels suchte man dies dadurch zu erklaren, dass man zwei ineinandergeschachtelte Drusen annahm, von denen die aussere Eier, die innere Samen absondere. Es ist eine solche Einschachtelung aber nicht zu finden und neuere Untersuchun- gen haben auch die Unrichtigkeit dieser Theorie direct nachgewiesen. Eine und dieselbe Druse, dieZwitterdriise, sondert in ihren finger- formigen Lappen Samen und Eier ab, ohne dass man sagen konnte, welcher Theil besonders Eier und welcher Samen abscheide. Von der Druse aus gehen beide gemeinsam durch den sogenannten Zwitter- gang bis zu einer, an seinem Ende befindlichen Erweiterung, der Samentasche. Hier beginnt die Trennung. Die Eier, bis dahin nur aus einem Dotter bestehend, bekommen eine Eiweisshiille und gehen durch einen weiten Gang, den Eileiter, nach unten. Im Verlaufe dieses Ganges liegen eine Anzahl Drusen, die den Eiern der Landpulmonaten ihre Kalkschale liefern. In der Nahe des Aus- ganges verschwinden die Drusen und der Eileiter wird zur Scheide, in die bei der Begattung der Penis eingefiihrt wird. Der Samen wendet sich von der Samentasche aus nach dem Samen gang, der Anfangs nur eine enge, mit Flimmerepithel aus- .gekleidete Rinne in der Wand des Eileiters darsteUt, sich aber bald als freier Gang davon loslost und nach dem Penis fuhrt. Auch seine 51 Wand 1st mit zahlreichen, kleinen Drusen besetzt, der untere Theil 1st aber frei und geht allmahlig in den Penis uber, eine musculose Erweiterung des Samenganges , die durch den Blutandrang ausge- sttilpt und durch einen eigenen Muskel wieder zuruckgezogen werden kann. Die aussere Geschlechtsoffnung liegt bei alien rechtsgewundenen Arten an der rechten Seite des Halses, bei den linksgewundenen, auch wenn es abnorme Exemplare von sonst rechtsgewundenen Arten sind, an der linken Seite. Bei den meisten Heliceen hat der Penis hinten einen peitschen- formigen Anhang, das Fl a g e II u m, der mitunter langer als der Korper des Thieres ist. In ihm und in dem hinteren Theile des Penis wird Schleim abgesondert, der, zu einem Pfropf erhartet, bei alien Land- pulmonaten als Samentrager , Spermatophore, dient, d. h. er nimmt in eine kleine Hohlung im Inneren den Samen auf und wird mit demselben in die Scheide hineingeschoben. Ausser diesen wichtigsten Bestandtheilen des Geschlechtsappa- rates finden wir bei vielen Gattungen noch eine Anzahl An hang s- driisen, uber deren Bedeutung man noch nicht im Klaren ist. Bei den meisten Arten der Gattung Helix finden wir als Anhang der Scheide einen musculosen, ziemlich grossen Sack, der uns beim Se- ciren sofort in's Auge fallt; er enthalt im Inneren ein kalkiges, pfeil- oder lanzenformiges Gebilde, den Li ebes pfeil, das den inneren Raum vollstandig ausfiillt. Beim Vorspiel der Begattung wird der- selbe durch Ausstiilpung der an seinem Grunde befindlichen Papille herausgetrieben und mit einer gewissen Gewalt in die Haut der an- deren Schnecke hineingestossen. Welche Bedeutung dieser Vorgang hat, ist ganz unklar ; nothig fur die Begattung ist er sicherlich nicht, da- jede Schnecke nur einmal den Pfeil ausstosst, sich aber sehr haufig mehrfach begattet. Die Liebespfeile zeigen sich so constant in der Form, dass man sie als werthvolles Unterscheidungskennzeichen nahe verwandter Arten, z. B. Helix nemoralis und hortensis, costu- lata und candidula verwenden kann. Man erhalt sie am sichersten unzerbrochen , wenn man den ganzen Pfeilsack ausschneidet und in einem Reagenzglaschen in Aetzkalilauge kocht; es bleibt dann nur der Pfeil iibrig. Viele Helices haben ausserdem noch einen Anhang am Stiele der Samenblase, das Diver tik el; es ubertrifft mitunter an Lange die Samenblase, sein Zweck ist aber noch unklar ; bei manchen Arten 4* 52 nimmt es die Spermatophore auf, aber nahe verwandte Arten haben wieder kein Divertikel. Ausserdem linden wir noch viele Schleimdrusen , die besonders bei der Begattung sehr lebhaft absondern. Die einzelnen Theile sind bei den verschiedenen Gattungen so verschiedeu gebaut, dass sie hochst wichtige Anhaltspuncte fur die Unterscheidung der Gattungen nnd Arten darbieten. Beobachtungen daruber finden wir besonders in dem Werke von Adolf Schmidt: der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren , und bei Moquin- T an don, Histoire des mollusques terr. et fluv. de la France. Weit einfaclier ist der Ban des Geschlechtsapparates bei den Kiemenschnecken. Mannliche wie weibliche Organe bestehen hier aus einer in die Lebersubstanz eingebetteteii , keimbereitenden Druse, die immer auf der rechten Seite des Thieres liegt, und einem langen Ausfiihrungsgang. Bei dem Weibchen erweitert sich derselbe dicht vor seiner Mundung zu einem Uterus, zu dem bei Paludina noch eine Samentasche, bei Ncritwa, nach Claparede, eine Nebendruse mit fettigem Secret kommt. Vor dem Uterus liegt noch eine kurze Scheide, die in die Mantelhohle links hinter dem After einmundet. Bei dem Mannchen lauft der Ausfuhrungsgang ganz auf dem Boden der Mantelhohle nach dem Penis zu, entweder als geschlosse- nes Rohr, wenn der Penis hohl ist, oder als offene Rhine bis zur Spitze desselben, wenn er solide ist. Der Penis liegt immer am Kopfe, dicht hinter dem rechten Fuhler, oder, wie bei Paludina, in einer Rinne desselben; er kann nicht eingezogen, aber doch unter dem Mantel verborgen werden. Die gedeckelten Landschnecken verhalten sich auch hierin ganz wie die Kiemenschnecken. Sammtliche Theile des Geschlechtsapparates bestehen aus einer ausseren Muskelschicht und einer inneren Zellenschicht mit stark flimmerndem Epithel. Zweites Capitel. Entwicklung der Schnecken. Nicht nur bei den Getrenntgeschlechtigen , sondern auch bei den Zwittern ist zur Befruchtung eine Begattung nothig. Nur in 53 Ausnahmsfallen 1st eine Selbstbefruchtung, wie sie zuerst K. E. von Bar bei Limnaea auricular-id beobachtete, moglich. Bekannt 1st, dass Czermak von einer Limnaea, die er schon als Ei isolirte, befruchtete Eier und Nachkommen erhielt. Bei unsern Kiemenschnecken bat man, soviel mir bekannt, eine Begattung noch nicbt beobacbtet, um so ha'ufiger bei den Pulmona- ten, wo sie entweder wechselseitig , wie bei den Heliceen, oder ab- wechselnd, wie bei den Limnaen, erfolgt. Wo die Befruchtung der Eier erfolgt , ist noch nicht ermittelt, wabrscheinlich im oberen Tbeile der Saamenblase, ehe sie von Eiweiss und Scbale umhullt sind. Eine Anzahl imserer Scbnecken, Paludina vivipara, Helix rupestris, Balea fragilis, Clausilia ventricosa, Uplicata, sind lebendiggebarend , d h. die Eier werden im unteren Theile des Uterus so lange behalten, bis das Eiweiss vollstandig auf- gezehrt ist und das Junge die Eihu'lle verlasst. Alle anderen legen Eier, aber in sehr verschiedener Weise. Die Landpulmonaten legen meistens Eier mit kalkartiger Scbale. die bei einigen tropiscben Arten (Bulimus ovattis und oUcmgiis) die Grosse eines Taubeneies errei- chen; sie sind meist kugelfo'rmig, bisweilen aucb oval oder in zwei Spitzen ausgezogen und dann mitunter in perlscbnurartige Keihen geordnet, sonst fast iminer isolirt zu kleiuen Haufchen gruppirt. Ihre Zabl ist sehr bedeutend, Limax agrestis z. B. legt im Laufe eines Sommers 3 500 Eier. Meistens werden sie in feuchter Erde, unter Laub, Moos und Steine u. dgl. ohne weitere Sorgfalt abgesetzt; nur Helix pomatia grabt eine kellerartige Hohle und wo'lbt sie oben wieder zu, wenn die Eier abgesetzt sind. Die Wasserpulmonaten und auclf Succwea legen eine grossere Anzahl Eier, durch Schleim zu einem gemeinsamen Laich zusammengeklebt, an die Blatter derWas- serpflanzen. Neritina setzt ihre Eier in einer aus zwei Halbkugeln zusammengesetzten Kapsel ab, die sie auf Steinen oder anderen Schnecken befestigt, die erste Andeutung der oft so wunderbar com- plicirt gebauten Eierkapseln der Seeschnecken. Die Entwicklung der Eier hat man besonders bei den Wasser- schnecken, wo sie bios von dem durchsichtigen Eiweiss umgeben sind, beobachtet. Lungenschnecken und Kiemenschnecken zeigen hier eine durchgreifende Verschiedenheit. Bei Limnaea beginnt alsbald nach der Absetzung des Laiches die Fnrchung des Dotters; sehon am zweiten Tage zeigen sich die ersten Spuren des Embryos ., der Fuss entwickelt sich und der Embryo beginnt sich langsam um sich selbst 54 zu drehen. Es bildet sich dann der anfangs geradlinige Darmcanal mit Mund und After, der Mantel, und auf oder vielmehr in ihm die erste Anlage der Schale ; dann bilden sich Fiihler und Augen, Nerven- system, Athmungs- und Kreislaufsorgane , und nach circa 20 Tagen sprengt der Embryo die Eihulle. Etwas complicirter ist der Entwicklungsgang bei den Landpul- monaten, wo man ihn, durch die Durchsichtigkeit der Eischale be- giinstigt, besonders bei Limax verfolgt hat. Es bilden sich hier namlich, ausser den bleibenden Organen, am Nacken und am Schwanz- ende zwei contractile Blasen aus, die Nackenblase und die Schw an z blase, und vermitteln durch ihre Zusammenziehungen eine Art Kreislauf; mit der Entwicklung des Herzens bilden sie sich wieder zuriick. Ausserdem finden wir in der Athemhohle noch ein S-formig gebogenes Organ, das Harnstoff ausscheidet und somit als Mere dient; man nennt es die Urniere; auch es verschwindet, wenn sich die bleibenden Nieren ausbilden. Von den Kiemenschnecken kennen wir durch Ley dig sehr ge- nau die Entwicklung von Paludina vivijpara- dieselbe ist unschwer zu verfolgen, da man im Uterus stets die verschiedenen Entwick- lungsstadien beisammen findet. Characteristisch ist fur dieselbe ein eigenes Bewegungsorgan , das spater wieder schwindet, das Segel oder Velum, ein mit Wimpern besetzter Wulst, mit dessen Hiilfe der Embryo langsam rotirt. Bei Neritina, wo sich aus vielen Eiern in einer Kapsel immer nur ein Embryo entwickelt, dient das Segel demselben, um die anderen Eier in die Nahe seiner Mundoffnung zu bringen, damit er sie verschlingen kann. Nach dem Segel bilden sich dann die anderen Organe in folgender Keihenfolge : Darm, Leber, Fuss, Sinnesorgane , Mantel, Schale, Nervensystem , Herz, Kiemen. Wie schon oben erwahnt, ist die Schale der Kiemenschnecken zu keinerZeit eine innere, wahrend die der Pulmonaten imEi von einem Mantellappen bedeckt wird, der spater wieder schwindet. Die meisten Eier werden naturlich im Sommer abgesetzt, doch findet man sie auch noch im Herbst; eine Ueberwinterung gehort aber, wenn sie uberhaupt vorkommt, zu den Seltenheiteu. Viele Schnecken scheinen bald nach beendigtem Eierlegen zu sterben ; man findet, wenigstens ira Sommer, sehr haufig frisch gestorbene Schnecken. Bei Physa beobachtete es schon von Alten; da diese Schnecke nach ihrem Tode sehr rasch aus dem Gehause herausfallt, nahm er an, sie verlasse dasselbe vor dem Eierlegen freiwillig und sterbe 55 dann, ein Irrthum, den schonCarl Pfeiffer berichtigt hat. Doch 1st das Verhaltniss durchaus nicht so, wie bei vielen Insecten, beson- ders den Schmetterlingen, die unmittelbar nach dem Eierlegen ster- ben; viele Schnecken legen mehrmals Eier, und selbst in mehreren Jahren nach einander, wie es wenigstens Sporleder bei Helix cin- gulata beobachtet hat. Es sind iiber diesen Punct noch viel zu wenig Beobachtungen gemacht. Ihre vollstandige Gross e scheinen die meisten Schnecken inner- halb eines Jahres, die Winterruhe mit eingerechnet, zu erreichen. Unter giinstigen Verhaltnissen bauen viele noch im Herbst ihr Ge- hause fertig, die anderen mussen es bis in's Frujahr aufschieben. Irrthumlich ist es, aus den Wachsthumstreifen , die man mitunter am Gehause findet, aufs Alter schliessen zu wollen, da dieselben durchaus nicht der Zahl der Jahre entsprechen; die Schnecken ver- grossern ihr Gehause mehrmals im Jahre, so oft sie Kalk genug an- gesammelt haben. Der Mundsaurn mit seinen Verdickungen, Lippen und Falten ist das Letzte, was gebaut wird, so dass man daran das fertige Gehause leicht erkennen kann. Doch ist dies nicht immer der Fall. Bei Helix per sonata habe ich beobachtet, dass sie die Mundungslamellen schon bildet, wenn unter der Oberhaut erst eine ganz diinne Kalkschicht vorhanden ist; es muss also hier nach Vol- lendung der Mundung noch eine Verdickung der Schale stattfinden, und zwar wahrscheinlich wahrend der Winterruhe, denn ich fand die dimnschaligen , durchsichtigen Exemplare noch im Spatherbst, aber nicht mehr im Fruhjahr. Der Weiterbau des Genauses erfolgt, indem das Thier aus dem vorderen Theile der Mantelflache eine diinne Haut ausscheidet, durch die man die Mantelgefasse sehr stark entwickelt durchscheinen sieht. In dieselbe lagert sich dann der Kalk ab und zuletzt wird der Farb- stoff von den Driisen des Mantelrandes ausgeschieden. Wahrend des ganzen Vorganges sitzt das Thier unbeweglich still, auf die Unter- seite eines Blattes oder an einen Stamm angekittet. Natiirlich hangt die Grosse des angebauten Stuckes mit dem Blutreichthum, also auch mit der Art und Menge der Nahrung zusammen. Ueber die Dauer der normalen Entwicklung waren genauere Untersuchungen noch sehr zu wtinschen. Sporleder hat Clausilien in 4 Monaten, und andere unter denselben Bedingungen erst in 9 Monaten ihre voile Grosse erreichen sehen. Am schnellsten scheinen sich die Wasserschnecken zu entwickeln; Planorlis leucostoma und 56 Limnaca per eg r a sind schon nach drei Monaten fortpflanzungsfahig: Limnaea stag-nails, die ich in einem Aquarium zog, begattete sich zum ersten Mai in einem Alter von 4 Monaten. Im Allgemeinen haben die Landschnecken ein bestimmtes Gros- senmass, das sie auch unter den gtinstigsten Lebensverhaltnissen nicht leicht uberschreiten, auch wenn sie nach seiner Erreichung noch lange leben. Wasserschnecken , und besonders einzelne Limnaen da- gegen, L. auricular-la, omta . scheinen zu waclisen, so lange sie leben, und erreichen nicht selten eine die normale wei't iibertreffende Grosse. Durchaus nicht selten kommen abnorm gebaute Schneckenhauser vor, namentlich verkehrt gewundene und wendeltreppenartige. Fiti letztere liegt die Ursache meistens in irgend einer Veiietzung, die das Thier in seiner Jugend eiiitt; wird dadurch das vordere Ende des letzten Umganges nach unten gedriickt und bleibt etwa noch ein fremder Korper stecken, der das Thier verhindert, wieder in die nor- male Kichtung zu gelangen, so muss es von seiner normalen Win- dungsrichtung abweichen. Bis zu einem gewissen Grade kann man diess kiinstlich erreichen, wenn man die letzte Windung bei jungen Exemplaren etwas nach unten driickt und clann einen Wachs- oder Siegellacktropfen daruber befestigt. Es kommen aber auch solche soge- nannte Scalariden vor, bei denen die Missbildung olme eine nach- weisbare Verletzung schon an den Embryonalwindungen ihren Anfang nimmt, so dass man also eine angeborene falsche Kichtung annehrnen muss. In den hochsten Graden diesser Missbildung ist das Gehause ganz frei gewunden, ohne dass sich die Umgange beriihren, wie es bei Plariorben nicht selten ist und bei einer Cubaner Deckelschnecke. Choanopoma echinus Wright, normal vorkommt, oder der ganze Kegel ist ohne eine Spur von Windung, in Gestalt eines Nacht- wachterhornes , aufgebaut. Mitunter kommen auch umgekehrte Scalariden vor, d. h. Schneckeu, die sonst ein kegelformiges Gehause zu bilden pflegen, werden durch eine Verletzung veranlasst, eiue flache Scheibe zu bauen, wie ich bei Helix fruticum und nemor.all-s beobachtet habe. Sehr interessant ist eine hierhergehorige Beobachtung von Sporleder. Ein scalar gewundener PlanorUs vortex, den derselbe in einem Glase hielt, suchte sich mit einem anderen, normal gebau- ten, zu begatten, und von dieser Zeit an begann das normale Exem- plar ebenfalls scalar weiter zu bauen. 57 Ueberliaupt sind die Planorben besonders geneigt zu den selt- samsten Windungsanomalien. Heynemann besitzt ein Exemplar, das wie ein um einen diinnen Draht, den man spater wieder heraus- genommen. gewickeltes Kordel aussieht. In Meugen hat sie einmal Hartmann in einem mit Eichenlaub erfullten Tumpel gefunden; er sucht die Ursache in den Verletzungen durch die Kander der liar- ten Blatter. Geringere Grade findet man sehr haufig bei Helix la- picida und noch haufiger bei cncetorum. Sckwerer zu erklaren als die Wendeltreppenform ist die ab nor me Windungsrichtung. Hier hat man die unsinnigsten Erklarungs- weisen versucht und in neuester Zeit noch sogar die Eleetricitat zu Hiilfe genommen. Wenigstens wahrscheinlich ist eine Erklarungsweise, die mir Herr Professor D linker mittheilte, und die meines Wissens noch nirgends veroffentlicht ist; derselbe nimmt namlich an, dass die abnorm gewundenen Exemplare aus Zwillingseiern stammten, bei denen des Kaumes wegen der eine Embryo rechts, der andere links drehen musse. Eine entscheidende Beobachtung diirfte sich wohl nur bei den Arten machen lassen, die, wie manche siebenbiirgische und indische Bulimus, normaler Weise bald rechts, bald links gewunden vorkommen. Eine Fortpflanzung zwischen abnorm und normal ge- wundenen Schnecken ist wohl nnmoglich, da mit der Windungsrich- tung sich auch die Lage sammtlicher Organe, und also auch der Geschlechtsoffnung, andert. Aber auch zwei abnorm gewundene pflan- zen, wenn sie sich begatten, ihre abnorme Kichtung nicht fort; Chemnitz brachte mit grossen Kosten eine Anzahl linksgewundener Helix pomatia zusammen, erhielt aber von ihnen stets nur rechts- gewnndene Nachkommen. Demgemass findet man solche Abnormi- taten immer nur einzeln zwischen normalen Exemplaren; unter den vielen Tausenden von Helix pomatia, die jahrlich nach Wien gebracht werden, finden sich nach Eossmassler hochstens 1012 linksge- wundene, sogenaunte Schneckenkonige. Von haufigerem Vorkommen ist mir nur die von Hartmann (Erd- und Siisswassergasteropoden der Schweiz, I, p. 86) angefiihrte Beobachtung von Mousson be- kannt, der in einem 3' breiten, 12' langen Tumpel bei Wiedikon, Canton Zurich , zwolf linksgewundene Limnaea peregra beisammen fand. Eine andere haufige Abnormitat ist die Al b i n o f o r m, der Mangel von Farbstoff im ganzen Gehause oder doch wenigstens in den Ban- dern; im ersteren Falle ist auch das Thier farblos. Meistens fehlt 58 es dann dem Gehause auch an Kalk, und besonders die farblosen Binden sind meistens durchscheinend. Die Ursache suchen manche inArmuth des Bodens an Kalk, andere, z. B. Hartmann, in Nasse und Feuchtigkeit ; beide Griinde scheinen mir nicht ausreichend, denn man findet sie auch auf kalkreichem Boden und meistens einzeln unter der Stammform ; ich fand Helix hortensis nirgends haufiger mit durchscheinenden Binden, als an den trocknen Abhangen des Heidelberger Schlossbergs. Manche Arten finden sich so constant an bestimmten Orten, dass man eine Erblichkeit, wie bei den weissen Mausen, Kaninchen u. dgl. annehmen muss. Ziichtungsversuche feh- len hier noch. Verwandt mit ihnen sind die Schnecken mit abnorm diinnen Schalen, wie bei den Varietaten picea und aeihiops von Helix ar- bustorum. Hier ist meistens die Armuth des Bodens an loslichem Kalk die Ursache, doch kommen mitunter auch an kalkreichen Orten einzelne Exemplare vor, bei denen man dann eine Krankheit, etwa analog der Khachitis der Menschen, annehmen muss. Eine sehr interessante Missbildung fand ich einmal bei Helix pomatia ; das etwa halbwiichsige, sonst ganz normal gebildete Exem- plar hatte namlich den Winterdeckel nicht ganz ablosen konnen, es war ein etwa I 1 /*"' breiter, halbmondformiger Kand auf der einen Seite stehen geblieben, und das Thier hatte von dem inneren Kande desselben weiter gebaut. - - Einmal erhielt ich auch eine Weinbergs- schnecke mit perlenartigen Concretionen in der letzten Windung, und auch bei Planorbis corneus habe ich dergleichen beobachtet. Wasserschnecken findet man nicht selten mit augefressenem, cariosem Gehause, mitunter so, dass ein Theil des Gewindes verloren gegangen ist; Planorben werden dadurch ringformig durchbohrt. Ueber die Ursachen dieser Erscheinung werden wir weiter unten bei den Muscheln ausfuhrlicher reden. Landschnecken, die, wie der sud- europaische Bulimus decollatus, die obersten Umgange ihres Gehauses in dem Masse, wie sie weiterbauen, abwerfen, haben wir bei uns frei- lich nicht, aber verwandte Erscheinungen sind bei unseren Wasser- schnecken durchaus nicht selten. Namentlich in Gebirgsquellen findet man Limnaea peregra haufig mit tief ausgefressenen Lochern , die bis auf die verdickte Perlmutterschicht dringen, und oft sind die obersten Windungen ganz oder zum Theil verloren. Aber auch in stehenden Wassern findet man angefressene Exemplare; bei Hey- nemann sah ich sehr cariose L. stagnates, und ein besonders zer- ___ 59 fressenes Exemplar von L. palustris, in einer Lache in der Nahe von Bornheim gefunden, hat Herr Dickin der Normalsammlung der deutschen malacologischen Gesellschaft iibergeben. Mitunter bauen Schnecken, nachdem sie ihr Gehause schon ab- geschlossen und den Mundsaum fertig gebildet haben, noch einmal weiter. Besonders haufig findet man es bei den grossen Limnaeen, bei auric'itlaria und ovata, wo dann der umgewolbte Mundrand als scharfer Grat aus dem Gehause vorspringt, wie es bei manchen See- schnecken, z. B. Tritonium, Murex, Kegel ist. Aber auch bei Land- schnecken kommt es vor, dann ist ireilich das angebaute Stuck fast immer farblos, rauh und kruppelhaft. Bricht man in das Gehause einer Schnecke ein Loch kurz oberhalb der Miindung, so kann man nicht selten beobachten , dass das Thier dann diese kunstliche Oeff- nung zum Aus- und Einkriechen benutzt, und nicht selten baut es hier auch noch ein Stuckchen an. Besonders sicher kann man diese Missbildung, die fruher fur eine der grossten Seltenheiten gait, bei Clausilien erzeugen, wenn man die Miindung mit Wachs verstopft und etwas weiter oben eine genugend weite Oeffnung bricht. Drittes Capitel. Lebensweise der Schnecken. Die Schnecken lieben im Allgemeinen Warme und Feuchtigkeit und sind desshalb am lebhaftesten in der warmen Jahreszeit und bei feuchtem Wetter. Nur wenige lieben trockene Orte, wie Helix eri- cetorum , candidula, costulata, Bidimus tridens und detritus; doch sind auch diese lebhafter Morgens, so lang noch der Thau liegt, und nach einem Kegen. Eine Ausnahme machen die Daudebardien, Vitriiien und Cionella acicula, die nur im Spatherbst und Friihjahr, uud in gelinden Wintern auch den ganzen Winter hindurch zu linden sind, wahrend sie sich im Sommer, in unseren Gegenden wenigstens, verbergen; im Hochgebirge, an der Schneegranze, sind sie allerdings den ganzen Sommer hindurch zu finden. Alle anderen Landschnecken verkriechen sich im Winter mehr oder weniger tief, manche an geeigneten Orten mehrere Fuss tief, und schliessen ihre Miindung mit einem kalkigen, hautigen oder seidenartigen Deckel, dem Winterdeckel, Epiphragma; im Laufe des 60 Winters ziehen sich viele dann immer welter zuriick und bauen meh- rere Scheidewande hintereinander, die inneren sind aber immer diinn und hautig, auch wenn der erste kalkig ist. Auch viele der unge- deckelten Wasserschnecken vergraben sich in den Schlamm und schliessen ihr Gehause mit einem dunnen, hautigen Deckel. Doch geschieht dies durchaus nicht regelmassig; selbst bei der strengen Kalte im Februar 1870 fand ich dieLimnaeen und Planorben meines Aquariums, von dem ich fast iaglich mehrmals das Eis entfernen musste, zwar ruhig auf dem Boden aufsitzend, aber mit offener Miindung. Der Beginn des Winterschlafs hangt natiirlich von der Tempe- ratur ab, ist aber bei den verschiedenen Arten sehr verschieden. Im Winter 1869 70'habe ich Helix ericelorum , und zwar besonders junge, unausgewachsene Exemplare, bis nach Weihnachten taglich im Freien und fressend gesammelt, obwohl mehrmals voriibergehend Schnee fiel. *) Helix pomatia dagegen verschwindet schon sehr fruh und grabt sich tief ein, scheint aber doch mitunter der Kalte zu er- liegen, denn man findet sehr oft todte Exemplare mit Winterdeckel. Im Allgemeinen gehen die ausgewachsenen Exemplare weit fruher zur Kuhe als die iioch unfertigen. In dem Zustand des Winterschlafs steht der Stoffwechsel fast still; dasHerz schlagt statt 20 30mal in der Minute nur 2 3mal ; die Athmung ist fast gleich Null, urn so geringer, je niedriger die Temperatur ist; einiger Austausch von Sauerstoff und Kohlensaure findet aber doch immer statt; es dient dazu die in der Lungeuhohle enthaltene Luft. In diesem Zustand konnen die Schnecken niedere Frostgrade, nach Gasp art 45, ohne Schaden ertragen, aber bei 8 10 sterben sie rasch. Wasserschnecken konnen, ohne Schaden zu nehmen, einfrieren, sobald aber ihr Korper selbst gefriert, sterben sie. In warmen Wintern schlafen manche Schnecken gar nicht, sondern blei- ben unter der Bodendecke munter, so besonders die Clausilien, Helix hispida und andere. Der Winterschlaf dauert meistens bis zum ersten warmen, durchdringenden Eegen, trockene Fruhjahre halten die Schnecken lange in ihren Verstecken zuruck. Temperaturen , bei denen sie im Herbst noch munter sind, scheinen ihnen imFruhjahr noch durchaus nicht zu genugen , und die meisten Arten erschcinen erst auf dem Platz, wenn die Vegetation schon ziemlich weit vorgeschritten ist. *) Anm. Im December 1870 habe ich dasselbe beobachtet und mich uberzeugt, dass die Schnecken unter dem Schnee lebendig waren. 61 ^ Im Sommer, bei dauernder Trockenheit, verbergen sich die Schnecken ebenfalls an moglichst fenchten und kiihlen Orten, die sie mit grossem Geschick ausfindig zu machen wissen. Es ist merk- wiirdig, wie diese anscheinend so stumpfsinnigen Thiere Verstecke zu finden wissen, die dem eifrig suchenden Sammler entgehen. Am Schlossberg zu Biedenkopf, wo Helix pomatia und nemoralis auf einem beschrankten Raume zu Tausenden vorkommen, habe ich bei trockenem Wetter oft stimdenlang gesucht, ohne ein Exemplar zu finden, bis mich ein Zufall auf die richtige Fahrte brachte; es stan- den dort einzelne Obstbaume, und am Fusse derselben, in den fur die Pfiible in den felsigen Boden gemachten, mit Steinen und Moos ausgefullten Lochern sassen die Schnecken in dicbten Klumpen. - Mancbe Arten, z. B. Helix obvoluta, machen aucb im Sommer einen dunnen, hautigen Deckel, andere ketten sicb mit der Miindnng fest an einen Stein oder einen Pflanzenstengel , und bleiben sitzen, bis wieder Regen fallt. Die Wasserscbnecken graben sich, wenn im Sommer ibre Wohn- platze austrocknen, in den Scblamm und dauern dort aus, so gut es gebt; docb gelien dann immer grosse Mengen zu Grunde, und meh- rere trockene Sommer hintereinander konnen gauze Gegenden ver- oden. In ahnlicher Weise ist aucb die Trockenlegung einer Ge- gend durch Drainirung, Abzugsgraben u. dgl. im Stande, die Schnecken- fauna zu verandern; in hohem Grade ist dies, wie mir Dr. C. Koch mittheilte, urn Dillenburg der Fall gewesen, wo in Folge der immer ausgedebnteren Grubenbaue eine Menge Quellen und mit ihnen eine ganze Anzahl der in seinem Verzeicbniss angefuhrten Mollusken ver- schwunden sind. Viele Schnecken halten sich mit Vorliebe unter Steinen, Balken und Baurastammen auf, und in vielen Fallen kann man auch beim genauesten Nacbsucben keinen Weg finden, auf dem sie darnnter gelangt sind. Wie kommen die Vitrinen und Hyalinen, die bei der geriagsten Beriihrung zerbrechen, an diese Stellen? Manche Arten scheinen in verschiedenen Altersstufen ganz ver- schiedene Lebensweisen zu haben. So findet man Succinea oblonga in halbwiichsigem Zustande sehr haufig unter Steinen an diirren Bergabhangen, weit vom Wasser, z. B. bei Biedenkopf am Abhange des Eschenbergs, 3 400' liber der Thalsohle; erwachsene Exemplare habe ich dort nie gefunden, dagegen ofter an feuchten Orten mit den anderen Succineen, und nach einer Mittheilung von Herrn Pro- 62 fessor Sandberger leben sie besonders an den Blattern von Aspen und Sahlweiden, wo man wieder keine jungen findet. Auch Buli- minus obscurus lebt in der Jugend an Baumstammen und auf dem Laub , wo er wie eine Knospe oder ein spitzer Gallapfel aussieht. und im erwachsenen Zustande unter Steinen und in Mauern. Bei sorgfaltiger Beobachtung diirften sich derartige Beispiele wohl noch mehren. Viertes Capitel. Uebersicht der Gattungen. A. Thiere ohne Deckel, Inoperculata. A A. Die Augen auf den Fuhlerspitzen tragend, Stylommato- phoren. a. Ohne Kiefer, Testacellea. Gehause klein, ganz hinten auf dem viel grosseren Korper sitzend und nur einen kleinen Theil desselben bedeckend. 1. Daudebardia, Hartmann. b. Mit hornigem Kiefer, ohne aussere Schale, Limacea. Mantel gekornelt, Athemoffnung vor derMitte der rechten Mantelseite, Korper ungekielt, am Schwanzende eine Schleim- druse, keine innere Schale. 2. Arion, Ferussac. Mantel gekornelt, queriiber eingeschnurt, die Athemoffnung hinter der Mitte der rechten Seite, Korper in seiner ganzen Lange gekielt, keine Schleimdruse , unter dem Mantel eine in- nere Schale. 3. Amalia (Moquin-Tandon), Heynemann. Mantel wellig gerunzelt, aber nicht eingeschnurt , die Athemoffnung ebenfalls hinter der Mitte, Korper nur hinten gekielt, ohne Schleimdruse, unter dem Mantel eine innere Schale. 4. Limax, Linne. c. Mit hornigem Kiefer und ausserer, gewundener Schale, Helicea. a. Gehause ohrformig, scheiben- bis kugelformig. Gehause undurchbohrt, durchsichtig, mit nur 23 Win- dungen, deren letzte den Haupttheil des Gehauses ausmacht, 63 im Verhaltniss zumThiere klein; Mundimg weit, mit geboge- nem Spindelrand. 5. Vitrwa, Draparnaud. Gehause durchbohrt oder genabelt, meist flachgedrtickt, mit 57 Windungen, glanzend. Kiefer glatt mit einem Vor sprung in der Mitte. 6. Hyalina, Albers. Gehause genabelt, durchbohrt oder undurchbohrt, kugelig, kegel- oder scheibenformig, Mundung breiter als hoch, sehief; Thier mit quergeripptem Kiefer und meist mit einem Liebes- pfeil. 7. Helix, Linn^. p. Gehause mehr oder weniger langlich, ei-, thurm- oder spindel- formig. Mundung hoher als breit , der aussere Mundsaum bedeu- tend langer, als der innere, Spindel gerade, am Grunde weder abgestutzt noch ausgeschnitten. 8. Buliminus, Beck. Mundung eiformig, Spindel unten quer abgestutzt, Ge- hause langeiformig oder spindelformig, glatt. glanzend. 9. Cionella, Jeffreys. Mundung halbeiformig , beide Kander gleichlang, meist auf der Spindel und oft auch auf den Mimdungsrandern Zahne und Falten; Gehause eiformig oder cylindrisch. 10. Pupa, Draparnaud. Gehause langgestreckt, Mundung rundeiformig mit schwa- cher Lamelle, sonst ohne Falten. Kein Schliessapparat. 11. Balea, Pride an x. Gehause langgestreckt , spindelformig , Mundung ei- oder birnformig, mit zwei starken Lamellen, im Tnneren ein Schliess- apparat. 12. Clausilia, Draparnaud. Gehause eiformig, undurchbohrt , bernsteinfarbig durch- scheinend, 34 rasch zunehmende Windungen; Mundung oval, sehr weit, mit einfachem Mundsaum und einfacher Spindel. 13. Succinea, Draparnaud. BB. Die Augen nicht auf der Fuhlerspitze tragend, Basommato- phoren. 64 a. Landbewohner, Atiriculacea. Gehause spitzeiformig, winzig klein, weiss, durchscheinend, mit Falten an der Spindel und zahnartigen Verdickungen am Mundsaum. 14. Carychmm. M filler. b. Wasserbewohner, Limnaeacea. a. Gehause gewunden. Fuhler flach, dreieckig, Gehause rechts gewunden. 15. Limnaea, Draparnaud. Fuhler borstenformig , Gehause linksgewunden , glanzeud. 16. Physa, Draparnaud. Fuhler borstenformig, Gehause scheibenformig. 17. Planorbis, Muller. p. Gehause napfformig, ohne erkennbare Windungen. 18. Ancylus, Linn^. B. Thier mit bleibendem Deckel, Operculata. AA. Landschnecken, Pneumonopoma. Gehause schmal, cylindrisch, klein, Augen an der inneren Seite der Fuhler wurzel. 19. Acme. Hartmann. Gehause ei-kegelformig mit stielrunden Umgangen, Deckel fast rund mit wenigen Spiralwindungen. 20. Cyclostoma, Lamarck. BB. Wasserschnecken, Prosobranchiata. a. Gehause thurm- bis kreiselformig , Mimdung und Deckel oben eckig, Kieme nicht aus der Athemoffnung vorragend, Pahifli- nacea. Gehause gross. Deckel hornig mit concentrischen Anwachs- Rtreifen. 21. Paludina, Lamarck. Gehause mittelgross, Deckel kalkig mit concentrischen Anwachsstreifen. 22. Bithynia. Leach. Gehause klein, Deckel hornig. spiralgestreift. 23. Hydrobia, Hartmann. b. Gehause kreisel- oder scheibenformig, Miindung und Deckel rund , hornig mit vielen Windungen , Kiemen zeitweise feder- buschformig aus der Athemoffnung vorragend. 24. Valvata, Miiller. 65 c. Gehause halbeiformig, Miindung halbrund , Deckel mit einera Fortsatz am unteren Ende der Innenseite. 25. Neritina Lamarck. Fiinftes Capitel. A. INOPERCULATA, Deckellose. AA. STYLOMMATOPHORA. a, TESTACELLEA, Halbnacktsclmecken. Gehause klein, nur einen kleinen Theil des Korpers deckend; Thier olme Kiefer, die Zunge mit lauter gleichmassigen, stachelfor- migen Zahnen bewehrt. I. DAUDEBAKDIA Hartmann. Daudebardie. Gehause okrformig , durchbohrt , sehr glanzend, weniger leicht zerbrechlieh, als die Vitriuen. flach, wenig gewunden, der letzte Um- gang sehr rasch an Weite zunehmend, die Miindung schief, sehr weit. Thier unverhaltnissmassig gross im Verhaltniss zum Gehause, so dass es sich zu keiner Zeit in dasselbe zuruckziehen kann, in der Ruhe, wo man das ganz auf dem Ende des Korpers getragene Ge- hause leicht iibersielit, tauschend einer Nacktschnecke ahnlich, mit langem Hals, Fuss kurz, nur wenig aus der Schale vorragend; im Gewinde scheint . durch die sehr durchsichtige Schale die gelbbraune Leber durch (Hartm.). Der Kiefer fehlt ganz, die Zunge ist mit lauter gleichen, dornformigen , nicht gebogenen Zahnen besetzti Der Geschlechtsapparat zeichnet sich durch eine starke Blase aus, die mit einem kurzen, starken Stiel in die sehr aufgetriebene Scheide mimdet; die Euthe ist stark, ohne Flagellum (Ad. Schmidt.). Die Daudebardien leben namentlich in bergigen Gegenden unter Laub und Steinen, meist einzeln; sie sind in unseren Gegenden nur im Spatherbst und ersten Fruhjahr zu finden, auf hoheren Bergen den ganzen Sommer hindurch. Haufig sind sie nirgends. IhreNah- rung besteht in anderen Schnecken, besonders Vitrinen, Hyalinen und Hel. rotundata; doch scheuen sie auch Ihresgleichen nicht. Ihre Be- wegungen sind sehr rasch und lebhaft, abernurbei feuchtem Wetter ; Trockenheit konnen sie durchaus nicht vertragen und man kann sie 5 66 nur lebend nach Hause bringen, wenn man sie in frisches, lebendes Moos setzt. In Nassau haben wir die beiden deutschen Species, aber sie scheinen zu den grossten Seltenheiten zu gehoren und es sind von beiden erst einzelne Exemplare aufgefunden worden. Nur bei St. Goar bat Dr. Noll die zweite Art nicht allzuselten gefunden. Die beiden Arten unterscheiden sich folgendermasseu : a. Gewinde die Halfte des Gehauses bildend, D. rufa Drp. b. Gewinde noch nicht ein Drittel des Gehauses bildend, D. brevipes Drp. Ich muss aber hier noch bemerken, dass mir die deutschen Daudebardien dringend einer Revision zu bedurfen scheinen, fur die freilich mein Material nicht ausreicht. Schon Rossmassler macht darauf aufmerksam , dass Daud. brevipes der meisten Autoren nur eine junge rufa sei; der Umstand, dass meistens beide Arten zu- sammen vorkommen sollen, lasst dies schon vermuthen. 1. Daudebardia rufa Draparnaud. Rothe Daudebardie. Syn. Helicopkanta rufa C. Pfeiff., Fer. - Gehause durchbohrt, niedergedriickt , in die Quere verbreitert, aber nicht in dem Grade, wie bei brevipes; drei Windungen, von denen die beiden ersten etwa die Halfte des Querdurchmessers ein- nehmen. Mundung gerundet. Farbe braunrothlich oder gelblich. Hohe 1,5 Mm. Grosser Durchmesser 5,5, kleiner. 4 Mm. Thier in der Jugend rein weiss, spater obenher blaulichgrau mit schwarzen Fuhlern und braunem, punctirtem Mantel. Fuss kurz, weiss (Hartm.) Bis jetzt nur ein leeres Gehause von Thoma bei der Ruine Stein bei Nassau gefunden und irrthumlich fur brevipes gehalten. Findet sich ausserhalb unseres Gebietes im Siebengebirge und bei Bonn , (Gold fuss), sowie bei Wurzburg ( S d b r g. ). , bei Heidelberg. Sehr selten bei Wachtersbach (Speyer). 2. Daudebardia breyipes Draparnaud. Syn. Helicophanta brevipes C. Pfeiff. Gehause durchbohrt, niedergedriickt, sehr in die Quere verbreitert, 67 fast ohrformig, aus drei Umgangen bestehend, von denen die zwei ersten das kleine punctformige Gewinde, der dritte fast allein das ganze Gehause bilden, durchsichtig, zart, grunlichbraun, glatt, Mun- dung sehr weit, fast ganz horizontal, eiformig ; Aussenrand weit vor- gezogen und stark gekrimimt, Innenrand unten etwas vor den ganz engen Nabel zuriickgebogen. Thier in ausgewachsenem Zustande von rufa nicht verschieden. (Hartm.) An der Ruine Lahneck von Rath 1851 gefunden. Bei St. Goar (Noll). Bei Bonn. Goldfuss. )'i[> t iigofo'gdfi rfo'iirb 19 n Sechstes Capitel. b. LIMACEA, Nacktschnecken. Thiere ohne aussere Schale, nur mit einem schildartig ausge- breiteten, einen Theil des Korpers deckenden Mantel. II. ARION Ferussac. Wegschnecke. Thier nackt und trage, der Korper halbstielrund oder cylindrisch, vorn und hinten verschmalert, unten platt. Fuhler cylindrisch-kegel- formig. Schild massig lang, gekornt, vornen und hinten abgerundet. Athemoffnung rund, auf der rechten Seite des Schildes vor seiner Mitte, dicht darunter die Geschlechtsoffnung. In dem Schilde liegen in grosserer oder geringerer Zahl zerstreute Kalkkornchen, aber ohne eine eigentliche Schale zu bilden; nur bei Arion hortensis Fer. (fiiscus M u 1 1.) treten sie zu einer unvollkommenen Schale zusammen und Moquin-Tandon stellt desshalb denselben als Untergattung Prolepis den anderen, die die Untergattung Lochea bilden, gegen- iiber. Die Fusssohle ist in ihrer ganzen Lange gleichbreit, hinten und vorn abgerundet und nicht wie bei Limax in drei deutliche Felder geschieden. Am Ende des Schwanzes findet sich eine starke Schleimdriise , die besonders zur Begattungszeit sehr stark secernirt. Der Kiefer ist halbmondformig , hornig, am concaven Rande etwas verdickt, auf der oberen Flache mit 815 starken Leistchen, die den concaven Rand zahnartig uberragen. Zunge mit einem sym- metrischen, dreispitzigen Mittelzahn, der etwas kleiner ist, als die 5* 68 nebenstehenden anderen Zahne des Mittelfeldes. Seitenzahne messer- formig, etwas gekrummt. Die gesammte Verdauung 1st auf Vege- tabilien eingerichtet ; der innere Bau 1st ganz der im ersten Capitel beschriebene der Gastropoden. Das Genitalsystem 1st einfach gebaut, ohne die Anhangsdriisen von Helix. Sammtliche Arten sind trage, sebr gefrassige Thiere, die nur bei feuchtem Wetter und Nachts umherkriechen , sonst rnhig unter Steinen, feuchtem Holz u. dgl. sitzen. Sie sondern sehr viel Schleim ab. Die Begattung erfolgt in derselben Weise, wie bei Helix-, die Eier werden zu 5060 Stuck lose unter Moos und Laub den ganzen Sommer durch abgelegt, die Jungen erscheinen nach 4 6 Wochen. Es kommen in Nassau vier Arten vor, die sich unterscheiden wie folgt: Korper halbstielnmd , Sohle gleichbreit, hinten und vorn abge- rundet, verwaschen dreiiarbig; Thier glanzend schwarz oder rothgelb, Lange 1315 Ctm. -4. empiricorum Fer. Korper cylindrisch , hinten und vornen verschmalert , Sohle am Schwanzende langlich zugespitzt mit ganz undeutlichen Langsfeldern, Farbe rothbraun, auf jeder Seite eine dunkelbraune Langsbinde, Lange 56 Ctm. A. subfuscus Fer. Korper cylindrisch, schlank, hinten schnell zugespitzt, in der Euhe breit gerundet. Farbe grau oder weisslich mit verwaschenen schwarzen Flecken, jederseits eine dunkle Binde; Lange 5 6 Ctm. A. hortensis Fer. Korper cylindrisch, schlank, grimlich weiss bis hell meergriin, Kopf und Augentrager schwarz, Sohle gelblichweiss ; Lange 45 Ctm. A. melanocephalus Faure. 3. Arion empiricorum Ferussac. Syn. Arion ater List. Limax ater Linn. L. rufus Linn. L, succineus Mull. Korper halbstielrund mit stark gewolbtem Eucken und ganz flacher breiter Sohle, die uberall gleichbreit, nach hinten abgerundet ist. Lange 1315 Ctm., Breite 1 3 A ^ 1 /2 Ctm. Schild hinten und vornen abgerundet, in der Kuhe stark, beim Kriechen feiner ge- kornt. Athemoffnung rund, vor der Mitte des rechten Schildrandes 69 stehend. Korper mit groben Maschen bedeckt. Sohle undeutlich in drei Langsstreifen getheilt, an den Seiten grau, in der Mitte heller. Ueber dem Schwanzende in einem dreieckigen Kaum die Mundung der starken Schwanzdriise. Farbe meistens glanzend schwarz ; mitunter der Fussrand hellbraun, gelb oder rothbraun, immer mit schwarzen Querstrichelcheri ; es kommen aber auch rothe, gelbe und scharlachrothe Exemplare vor. Unter dem Schilde uber demLungen- sack liegen eine Anzahl Kalkplattchen und Korner zerstreut. Kiefer halbmondformig , gleichbreit, am Rande etwas verdickt, mit 6 16 Leisten. die am concaven Rande vorspringen. Zunge wie in der Gattungsbeschreibung angegeben. Die Jungen weichen in der Farbe auffallend ab, manche Formen werden wahrscheinlich als eigene Arten beschrieben ; anfangs sind sie meistens weiss, dann grau oder grunlich mit dunklerem Kopf. Die Schnecke lebt namentlich in Waldgegenden , in feuchten Laubwaldungen, meistens gesellig, bei Tag und bei trockenem Wetter unter Holz und Steinen verborgen. Sie ist sehr trage in ihren Be- wegungen und frisst Pflanzenstoffe , Pilze, aber auch faules Fleisch. Man verwandte sie fruher zur Darstellung einer Schneckenbriihe fur Schwindsiichtige. Allgemein verfereitet, diirfte wohl keinem Bezirk in Nassau fehlen. In 'der Umgebung von Biedenkopf habe ich immer nur die schwarze Form beobachtet; auch um Schwanheim tiberwiegt sie. 4. Arion subfuscus Ferussac. Korper eylindrisch, hinten und vornen verschmalert, Schild fein gekornt, na"ch ,'vorneh gebuckelt ; Athemloch in der Mitte des rechten Randes. Lange 5 6 Ctm., Breite 6 Mm. Korper mit parallelen, feinen Langsrunzeln. Sohle am Schwanzende langlich zugespitzt, mit undeutlichen Langsstreifen und von einem schmalen, hinten breitern Saum umgeben. Zunge wie die der vorigen Art ; die Zahne der Sei- tenfelder mit seitlichen Einschnitten an der von der Mittellinie ab- gewandten Seite. Kiefer mit abgerundeten Ecken und 1012 nach der concaven Seite hin convergirenden Leisten. Farbe gelbbraun oder rothbraun, Rucken und Fiihler meistens dunkler; von den Augentragern lauft auf jeder Seite ein dunkleres Band iiber Nacken, Schild und Korper nach der Schwanzdriise. Fuss- rand grau, fein schwarz gestrichelt. Sohle gelbweiss, Schleim gelb. (Lehmanu). 70 Die Schnecke lebt gesellig in Laubwaldungen und Hecken: man findet sie namentlich nach einem Regen an Buchenstammen. Lebensweise wie bei der vorigcn Art. 5. Arion hortensis Fe'russac. ^* Syn. Limax fuscus Mull. Korper cylindrisch, schlank, vornen an Breite abnehmend, bin- ten schnell zugespitzt, in der Ruhe breit abgerundet. Schild vorn und binten abgerundet, in der Rube feinkornig. Korper gerunzelt, die Runzeln besonders an den Seiten in regelmassige Reihen ange- ordnet. Farbe gelblicb oder weissgrau, mit dunkleren Flecken oder Streifen, besonders am Riicken, jederseits mit einer dunklen auf dem Scbild lyra-artig gekrummten Langsbinde ; Kopf und Fubler schwarz- lich, Soble gelblicbweiss mit etwas gelberem, nicbt gestrichelten Rande, in der Mitte scheinen mitunter die Eingeweide durch; Scbleim glas- hell. Lange 45 Ctm., Breite 45 Mm. Kiefer halbmondformig, mit 10 15 ziemlich gleicben Leistchen, Zunge mit 6577 Liingsreiben und 100133 Querreiben, der Mit- telzahn um wenig kleiner, als die Seitenzahue, dreispitzig, alle Zahne kurz und gedrungen. (Lebmann). In Garten unter Steinen und faulem Holz, ziemlich lebhaft in seinen Bewegungen. Bei Weilburg (Sandb). Um Frankfurt einzeln in Garten (Heyn). Ziemlicb selten bei Ems (Servain). 6. Arion melanocephalus Faure-Biguet. Syn. A. tenellus Mull. Korper cylindrisch, schlank, Schild an beiden Enden abgerundet, unregelmassig gekornt, Korper mit langen, feinen, elliptischen Run- zeln. Farbe bei unseren Exemplaren aus den Taunuswaldungen griin- lichweiss bis hellmeergrun , nie citron- oder orangegelb, wie L ch- in an n von den Stettiner Exemplaren angiebt. Sohle hellgelb mit weissgelblichem Rande; Kopf und Augentrager schwarz. Schleim glasshell. Lange 5 J /2 Ctm., Breite 5 Mm. Kiefer mit 5 starkeren und 56 schmaleren Leisten. Zunge der von hortensis sehr ahnlich. Haufig im Moos am Boden am Fuss der Baumstamme in den Waldungen des Taunus. 71 III. AM ALT A (Moquin-Tandon) Heynemann. Amalie. Thier nackt und trage ; Kiefer oben glatt, vornen ausgebuchtet und gezahnt. Mantel gekornelt, hinten ausgebuchtet, tiber die Mitte quer eingeschniirt; darunter eine kalkige, am Kande nicht hautige Platte mit einem auf der Mitte liegenden Nucleus. Hint erleib oben der ganzen Lange nach gekielt, mit flachen, zwischen Langsfurchen in Langsreihen hinter einander liegenden Run- zeln. Sohle in drei Langsfelder getheilt. f~ 7* 7. Amalia marginata Draparnaud. Mantel und Korper rothgrau, obenher dunkler, an den Seiten heller. Der Mantel 1st hinten stark ausgebuchtet, namentlich wenn das Thier ruht, und iiberall mit schwarzen Punkten und Schnorkeln besaet , welche auf beiden Seiten zu je einem deutlichen Striche zu- sammenfliessen , der sich, vom hinteren Mantelrande angefangen, in einem schwachen Bogen bis zur Mitte hinzieht; von diesen Langs- streifen aus geht die Einschnurung des Mantels uber dessen Mitte hinweg. Der Korper hat oben einen blassgelben, schmalen, aber sehr in die Augen fallenden Kiel und ist sonst auf dem rothgrauen Grunde mit schwarzen Puncten besetzt, welche ziemlich regelmassig in den Furchen zwischen den Runzeln stehen. Die Eunzeln, auf jederSeite, am hinteren Mantelrande gezahlt, vom Kiel bis zur Sohle 16 Reihen, bilden schrag nach abwarts und hinten veiiaufende, auf dem Ru'cken stellenweise unterbrochene Perlenreihen. Der Sohlenrand ist mit einem schwarzen, am Schwanzende starker ausgepragten Striche umzogen, die Sohle gelblichweiss. Kopf mit einer vorn gabelig getheilten Nacken- leiste, mit schwarzen, wulstigen Flecken bedeckt. Auch die Fiihler sind mit schwarzen, erhabenen Puncten besetzt; ihre Knopfe birn- formig mit dem dtinnen Ende nach oben. Die Augennerven als zwei dunkle Streifen sichtbar. Lange 8 10 Ctm. Die innere Schale ist oval, dick, gewolbt, mit erhabenem Nu- cleus, hinter dem sich der Rand etwas herunterbiegt. (Heyne- mann.) Kiefer weit ausgeschnitten , schmal, mit einem stumpfen Zahnchen in der Mitte, an den Seiten flugelformig verbreitert. Die Zungenzahne sind im Mittelfeld schlank, lanzettformig , mit einer Seitenspitze auf jederSeite; die der Seitenfelder schlank sichelffirmig. Diese scho'ne Schnecke, die unter alien Naktschnecken durch ihre 72 feine, man mochte fast sagen vornehme Farbung auffallt, sitzt den Tag fiber trage imter Steinen, besonders unter kleinen, flachliegenden, an schattigen, nicht zu trocknen Orten, wie es scheint mit Vorliebe in der Nahe von Kuinen. Nachts und im dunklen Kaum kriecht sie lebhaft umher; bei der Beruhrung sondert sie einen zahen, lirniss- artigen, weissen Schleim ab. In Nassau wurde sie zuerst 1868 von mir am Schlosse zu Biedenkopf, spater auch von Dr. Koch zu Dillen- burg an einem Ackerrande vor dem Feldbacher Waldchen unter Schal- steinen gefunden. Auch Servain beobachtete sie unter Steinen rechts vom Fusspfad, der vjon der Burg Stein nach der Kuine Nassau fuhrt. Sie durffce sich wahrscheinlich auf den meisten Kuinen des rheinisch-westphalischen Schiefergebirges finden. IY. LIMAX Lister. Schnegel. Korper halbstielrund, unten platt, nach vorn und hinten spindel- artig verschmalert , schlanker als Arion. Schild mit concen- trischen Wellenlinien, ungefahr wie die Innenseite des letzten Daumengliedes an der Menschenhand. Die Athemoffnung liegt hinter der Mitte des rechten Schildrandes, die Geschlechtsoffnung hinter dem rechten Augentrager. Unter dem Schilde liegt die innere Schale, eine ovale, nach oben convexe Tafel mit hautigem Kande und einem Knopf- chen, der Embryonalwindung, nucleus, rechts am oberen Rande. Der Kiicken ist nach hinten gekielt, eine Schwanzdriise nicht vorhanden. Die Sohle meist deutlich in drei Felder getheilt. Kiefer halbmond- formig, sattelartig tiber die Flache gebogen, mit einem kegelformigen Zahn im concaven Eand. Zunge deutlich in ein Mittelfeld und zwei Seitenfelder zerfallend, die Zahne des Mittelfeldes sind ein- bis drei- spitzig, die der Seitenfelder hakenformig gekrummte Dornen. Die Limaxarten, durch ihrGebiss mehr auf Fleischnahrung und eine rauberische Lebensweise angewiesen, sind viel lebhafter und be- weglicher als die Wegschnecken. Sie fressen nicht nur andere Schne- cken, sondern auch sich unter einander mit der grossten Gier auf, wenn sie Hunger haben. Mitunter sieht man Exemplare herum- kriechen, die fast bis aufs Schild aufgefressen sind; dennoch leben sie meistens gesellig. Ausser Fleisch scheinen modernde Pflanzen- stoife und Pilze ihre Lieblingsnahrung zu bilden, doch verschmahen sie, besonders der schadliche Limax agrestis , auch frische Pflanzen- stoffe nicht. 73 Sie begatten sich, indem sie sich schraubenformig um einander wickeln, entweder am Boden, wie Limax ay r evils, oder freischwebend in der Luft, an einem Faden ihres eigenen Schleimes aufgehangt, wie Limax cine reo- nig er imd arbor-urn. Die Eier sind vollkommen durchsichtig, gelblich, bei den kleineren Arten rund, bei den grosseren oval mit ausgezogenen Enden und zu formlichen Schmiren zusammen- geklebt ; nur Limax arbor u in, der auch in anderen Puncten abweielit, legt einzelne, einfach eiformige Eier. Die jungen Thiere weichen in Gestalt und Farbung von den alten vielfach ab ; sie sondern sehr viel Schleim ab und konnen sich an einein|aden desselben von nicht zu bedeutender Hohe herunterlassen , eine Fahigkeit, welche die ausge- wachsenen nur bei der Begattung, wo die Schleimsecretion ausser- ordentlich vermehrt ist, haben. Durch die Bemuhungen Heynemanns, dem wir bei dieser Gattung vorzuglich folgen, sind in unserem Gebiete alle acht, bis jetzt sicher in Mitteldeutschland beobachteten Arten nachgewiesen. Dieselben lassen sich unterscheiden, wie folgt: A. Mantel ohne dunkle Seitenstreifen. a. Grossere Arten, 12 15 Ctm. lang. Sohle in drei verschiedenfarbige , scharf geschiedene Felder getheilt, Korper verschieden gefarbt, aber der Mantel immer un- gefleckt. L. cinereo-niger Wolf. Korper heller oder dunkel grau, Mantel stets gefleckt, Sohle einfarbig. L. cinereus Lister, Korper und Mantel einfarbig, ohne Flecken, Sohle einfarbig. L. unicolor Heyn. Korperfarbe hochgelb, mit einem schwarzlichen Netz tiber- zogen, Mantel hinten zugespitzt, Schleim gelb, Lange 1012 Ctm. L. variegatus Drp. b. Kleinere Arten, 46 Mm. lang. Korperfarbe braun, Mantel so lang wie der Korper, das ganze Thier durchscheinend, 4 Ctm. lang. L. brunneus Drp. Korperfarbe grau mit schwarzen Strichelchen , Sohle gelb- weiss, Lange 4 6 Ctm. L. agrestis L. B. Mantel mit zwei dunklen Seitenstreifen. Korperfarbe hochgelb, Fiihler schwarz, Schleim gelb, Mantel- ende rund. L. cinctus Mil 11" 74 Korperfarbe gran, Fiihler hellfarbig. Schleim glashell, Mau- telende spitz. L. arbor urn Bouch. 8. Limax cinereo-niger Wolf. Syn. L. maximus L., antiquorum Fdr. (ex parte.) Korper halbstielrnnd, lang, schlank, nach hinten sehr lang und spitz ausgezogen, das Schwanzende flossenartig gekielt. Mantel hinten spitz, concentrisch nm ein in der Mitte liegendes Centrum geringelt, immer ungefleckt. Der Kiicken mit grossen, breiten nicht geschlangel- ten Eunzeln. Die Sohle des Classes meistens in drei deutliche, ver- schieden gefarbte Langsstreifen eingetheilt , schwarz-weiss-schwarz. Doch ist die Farbung nicht constant; da uberhaupt die Schnecke, durch Abnahme des Pigments alle Schattirungen von Grau bis zu einem trtiben Weiss annehmen kann, kann anch die Sohle grau- weiss-grau und selbst fast einfarbig weissgrau werden. Eine rein weisse Varietat fand Heynemann im Taunus und nennt sie var. Hareri. Lange 1218 Ctm. Br. 2 Ctm. Die rudimentare Kalkschale ist viereckig, vornen schmaler als hinten, mit einem etwas erhabenen Nabel vornen und rechts. Kiefer halbmondformig, der Zahn bis in gleiche Hohe mit den Seitentheilen reichend, der convexe Band etwas eingebuchtet. Die Zunge tragt 150170 Langsreihen und circa 80 Querreihen, die Seitenzahne sind schon von der 15. Keihe an zweispitzig, etwa am 50. erreicht die zweite Spitze die Hohe der ersten und verschwindet dann wieder all- mahlig. (Heyn.) Die Schnecke scheint besonders den Gebirgswaldungen anzuge- horen, und fallt durch ihre Grosse - manche Exemplare sind aus- gestreckt fast einen Fuss lang - - alsbald in die Augen. Im Taunus findet sie sich in den hoheren Gegenden in Menge, ebenso um Dillen- burg und Weilburg (Sdbrg. und Koch). In der Umgebung von Biedenkopf fand ich sie nur ganz einzeln im Schlossberg und am alten Schloss bei Breidenstein. Bei Ems (Servain). 9. Limax cinereus Lister. Grauer Schnegel. Syn. L. antiqiiorum F4r. ex parte. Korperform ganz wie bei cinereo-niger , so dass ihn manche nur fur eine Varietat desselben gelten lassen wollen, mit mittelfeinen, 75 etwas geschlangelten Kunzeln. Mantel immer mit hellen Fle- ck en, mittelfein gerunzelt. Sohle einfarbig weiss, in drei deutliche, aber niclit verschieden gefarbte Langsfelder geschieden. Lange 15 -18 Ctm. Breite 2 Ctm. Kiefer mit einem starken Mittelzahn, der mitunter iiber den concavenKand hinaus vorragt. Zunge mit wenig auffallendem Mittel- zahn ; die Zahne des Mittelfeldes lanzettformig, ohne Seiteneinschnitte, die der Seitenfelder einfach sichelformig. Diese fur gewohnlich als haufig angegebene Schnecke 1st in unserem Gebiete mit Sicherheit bis jetzt nur von Dr. Koch in we- nigen Exemplaren an den Mauern der Wilhelmsstrasse zu Dillenburg gefunden worden. 10. Li in ax unicolor Heynemann. Syn. L. cinereus in Heyn. Verz. d. Frankf. Nacktschn. Mai. Bl. 1861. Mantel hinten zugespitzt, nie gefleckt, mit sehr feinen Kun- zeln. Korper ebenfalls fein gerunzelt, die Kunzelreihen stark ge- schlangelt. Fuhler fein gekornelt. Sohle einfarbig weiss. Schleim glashell. Lange 12-15 Ctm. Breite 2 Ctm. Im botanischen Garten zu Frankfurt (Heyn.), bei Schwalbach (von Maltzan), 11. Limax variegatus Draparnaud. Kellerschnegel. Thier schlank, gelb oder gelbgrun gefarbt, wie mit einem dunk- len Netz uberzogen, das die Kunzeln und die Hohe des Ruckens frei- lasst. Kunzeln in etwa 35 Langsreihen, auch ziemlich regelmassig in Querreihen angeordnet. Mantel intensiver gefarbt, als der iibrige Korper, und ebenfalls mit einem dunklen Netz uberzogeu, das gleich- sam nur an zerrissenen Stellen die Korperfarbe durchscheinen lasst; er ist nach hinten zugespitzt und zeigt deutlich hervortretende Wellen- linien, deren Zahl ungefahr der der Langsreihen gleichkommt. Sohle einfarbig, gelblich. Fiihler blau. Schleim gelb. Die Kieferform ist nicht constant, doch scheint sich der Mittelzahn nie bis zur Hohe der beiden Seitenenden zu erheben. Die Zunge hat, wie bei cinereus, einfache Mittelzahne und gegabelte Seitenzahne. Das Schalenrudiment ist auffallend breit, mitunter am Kande 76 hautig ; die Anwachsstreifeu sind nicht besonders deutlich ; ein Knopf- chen 1st nicht zu bemerken. Diese schone Schnecke, die, nebenbei bemerkt, in fast alien Erd- theilen vorkommt und unter den verschiedensten Nam en beschrieben worden ist, findet sich stets nur im Bereiche der Wohnungen, be- sonders in Kellern alter Hauser, in Brunnenkammern etc., meistens in grosser Menge, aber nur selten beachtet, da man an solchen Orten nicht nach Schnecken sucht. Beobachtet wurde sie bis jetzt nur in Frankfurt (Heynemann) und von mir in Schwanheim, doch kommt sie jedenfalls noch an anderen Puncten, wenigstens im Mainthal, vor. *) 12. Limax brunneus Draparnaud. Brauner Uferschnegel. Syn. L. laevis Mull. Korper halbstielrund, spindelformig, etwa 4 Ctm. lang, schwach gekielt. Mantel so lang, wie der Korper, mit zwolf breiten Wellen- linien, deren Centrum nur wenig rechts von der Mittellinie liegt; Mantelende nicht zugespitzt. Die Kunzeln des Korpers sind nur wenig erhaben, in Langsreihen geordnet, der ganze Korper glatt und glan- zend. Farbe dunkelbraungrau bis chocoladebraun, an den Seiten und auf der Sohle etwas heller, das ganze Thier etwas durchscheinend, so dass man von aussen die Kalkschale erkennen kann. Dieselbe be- steht in einer langlich runden, schmalen, ziemlich langen Kalkplatte mit feinen Ansatzstreifchen und einem fast in der Mitte sitzenden Knopfchen. Kiefer stark bogenformig, der Zahn nicht die Hohe der Homer erreichend. Zunge wie die der iibrigen Limaceen, aber die Zahne der Seitenfelder nur einspitzig, ohne seitlichen Zahneinschnitt. Diese Schnecke lebt nur an den allerfeuchtesten Stellen an den Ufern der Bache und Fliisse unter Steinen, die fast im Wasser liegen. Sie wird wahrscheinlich an den meisten Orten ubersehen, oder bei fliich tiger Betrachtung fiir einen Blutegel gehalten. In den feuchten Thalern des Taunus, namentlich in dem des Urselbaches (Heyn.) Am Mainufer, Schwanheim gegeniiber unter alien Steinen in Menge. An feuchten Waldstellen bei Dillenburg und Haiger (Koch). Am Lahnufer bei Biedenkopf einzeln. *) Anm. Nach mir noch nachtraglich zugekommenen Nachrichten kommen in vielen Kellern zu Hochst a. M. Nacktschnecken vor, die wohl unserer Art an- gehoren. 77 13. Umax agrestis Linne'. Gemeine Ackerschnecke. Syn. L. reticulatus Mull. L. filans Hoy. Korper halbstielrund , schmal, nach vornen etwas abnehmend, nach hinten lang ausgezogen, stark gekielt, 36 Ctm. lang. Mantel hinten quer abgestutzt, mit sehr breiten Welleiilinien. Kunzeln des Korpers gross. Sohle einfarbig , doch mit dreifeldriger Musculatur. Schleim milchig, sehr zali, fadenziehend , woher der Name filans. Farbe von weiss bis chocoladebraun variirend, meist mit schwarzen Strichelchen und Flecken. Kalkplattchen fest, schmal, mit abge- rundeten Ecken, schwach concentrisch gestreift. Knopfchen in der Mitte des vorderen Kandes, diesen etwas uberragend. Der Kiefer ist ein ziemlich flach gestreckter Halbmond mit breitem, kegelformigem Zahn, der nicht selten die beide Enden verbindende Linie iiberragt. Die Zungenzahne des Mittelfeldes- sind lanzettformig mit seitlichen Einschnitten , der Mittelzahn kleiner, die Seitenzahne einfach sichel- formig. Die gemeinste Art der Gattung und unsere einzige eigentlich schadliche Schnecke; sie ist allenthalben anzutreffen, bei Tage und trockenem Wetter meistens unter Steinen verborgen. Sie begattet sich auf der Erde, nicht hangend, wie die anderen Arten, und legt den gan- zen Sommer hindurch Eier, zusammen etwa 200 250 Stuck. Die Jun- gen sind dunkler gefarbt, sehr lebhaft und schon nach wenigen Mo- naten fortpflanzungsfahig , so dass sie in warmen , feuchten Jahren zu einer wahren Landplage werden. Man vertilgt sie, indem man die Felder mit Asche bestreut oder noch besser mit einer verdunnten Losung von Chlorkalk iibergiesst. Auch kann man halbfaule Breter auslegen, unter denen sie sich dann ansammeln, und sie dort todten. In Gartnereien halt man mitunter Kroten zu ihrer Vertilgung, und Landereien, in deren Nahe sich froschreiche Grab en befinden, sollen vor ihnen sicher sein. 14. Li ni ax cinctus Miiller. Syn. L. flavus Mull. L. tenellus Nilss. Korper halbstielrund , massig hochgewolbt, nach vornen etwas verschmalert , nach hinten lang ausgezogen, 3, 56, 5 Ctm. lang. Mantel intensiv hochgelb, mit feinen, kornigen Wellenlinien. Eiicken schmutzig gelbgrau, mit elliptischen, in Langsfalten angeordneten, 78 obenauf gebraunten Bunzeln ; die Grundfarbe tritt nur in den Zwischen- raumen hervor. Augentrager schwarzbraun ; von ihnen aus verlauft jederseits ein dunkler Streif iiber Nacken, Schild und Korper bis zum Schwanzende, gewissermassen einen Gurtel bildend, wodurch der M ii 1 - ler'sche Name veranlasst wurde. Sohle hellgelb, mit schmaler Langs- leiste eingefasst, Schleim gelb. Die innere Schale gleicht der von agrestis, ist aber weniger gewolbt. Kiefer wenig gekrummt mit fast geradem Vorderrande. Die Zunge bietet niclits Auffallendes. Eine Varietat bei der die dunkle Gurtelbinde verschwindet , ist nach Heynemann der L. flavus Mull., andere z. B. Lehmann, halten den variegatns fur die genannte Mill ler'sche Art, doch ist bei diesem das Gelb nicht so auffallend, um den Namen da von zu nehmen. Diese Schnecke lebt in den Bergwaldern an Schwammen und faulem Holz fressend ; sie erscheint erst, wenn die Schwamme kommen. Nach Lehmann legt sie mehrmals 3040 unzusammenhangende Eier von runder Form ins Moos. Beobachtet wurde sie bisjetzt nur von Hey nem an nim Frank- furter Wald und im Taunus. 15. Limax ai'borum Bouchard. Jk* -r Grauer Baumsehnegel. Syn. L. marginatus . Mull, (non Drap. ) sylvaticus Drp., scandens Norm. Korper halbstielrund , Kucken hochgewolbt , Schwanzende spitz, scharf gekielt; das ganze Thier sehr durchscheinend , 6 7 Ctm. lang. Mantel hinten zugespitzt, mit dichten Wellenlinien , deren Centrum in der Mitte, aber etwas nach vornen liegt. Korperrunzeln wie gewohnlich in Langsreihen geordnet. Fiihler oft mit gekornelten Streifen umwunden, mit einem dunkleren Streifen ; der sich auch iiber den Nacken und auf den Mantel zu zwei verwaschenen Langsstreifen fortsetzt, die aber nach innen zu scharf begranzt sind. Farbung grau. oft mit rothlichem Anflug. Sohle einfarbig weissgrau, Schleim glashell. Der innere Bau weicht von dem der anderen Limaxarten nicht unbetrachtlich ab. Die innere Schale ist ein Plattchen organischen Gewebes, in welches nur hin und wieder Kalk eingelagert ist. Der Kiefer ist ein flacher Halbmond mit flugelartig verbreiterten Enden und kurzem stumpfem Mittelzahn. An der Zunge sind die Zahne 79 des Mittelfeldes lanzettformig, stumpf und breit, ohne Seiteneinschnitte, die der Seitenfelder sind ebenfalls stumpf, an den Enden abgerundet, nur die aussersten mit einem oder einigen, kaum bemerkbaren Wider- haken versehen. Auf Grund dieser Abweichungen schlagt Heyne- mann(Mal. Bl. X p. 211) vor, diese Schnecke als erne eigene Unter- gattung Lehmannia von dem Keste der Gattung Limax abzutrennen. Die Schnecke lebt, wie schon der Name andeutet, mit Vorliebe in Waldungen und zwar an den Stammen der Buchen, doch auch in Garten und im freien Feld. Bei trockenem Wetter liegen oft eine ganze Anzahl Exemplare zusammen in feuchten Stocken oder Ast- lochern; bei Kegen kommen sie hervor und kriechen an den Stammen hinauf, besonders an den Stellen, wo das Wasser herabfliesst ; sie sind dann von der aufgenommenen Flussigkeit ganz glanzend und durch- scheinend. Ihre Eier, von denen sie mehrere Haufchen, jedes von 20 30 Stuck unter Moos und Kinde absetzen, sind einfach eiformig, im Gegensatz zu denen der anderen Limaxarten, die kugelrund oder in eine Spitze ausgezogen sind. Allenthalben im Frankfurter Wald und im Taunus. (Heyn.) Um Biedenkopf von mir nicht selten, aber immer nur einzeln, an moosigen Mauern und Brucken gefunden. In Buchenwaldungen um Dillenburg haufig. (Koch). Siebentes Capitel. V. VITRINA Drp. Glasschnecke. G e h a u s e ungenabelt , aus wenigen, schnell zunehmenden, fast horizontal entwickelten Windungen bestehend, kugelig bis ohrformig, mit fast verschwindendem Gewinde, durchsichtig', sehr zerbrechlich, stark glanzend. Mundung gross, Mundsaum einfach, Spindelrand bogen- formig ausgeschnitten, bei einigen Arten hautig. Thier schlank, gestreckt , im Verhaltniss zum Gehause sehr gross; der quergerunzelte Mantel schickt einen zungenformigen Fort- satz aus, welcher sich an die rechte aussere Wand des Gehauses an- legt; er ist, auch wenn das Thier ruht, immer inBewegung und er- halt dadurch das Gehause glatt. Fuss ziemlich kurz, spitz. Vier 80 Fuhler, die oberen lang und schlank, die unteren kurz. Athemoff- nung auf der rechten Seite an der Basis des Mantellappens ; Ge- schlechtsoffnung rechts in der Mitte des Halses. Kiefer glatt, ge- bogen. mit einem Vorsprung in der Mitte. Zunge in drei Felder ge- theilt; die Zahnchen des Mittelfeldes sind dreispitzig und bilden eine ziemlich gerade Linie ohne besonders ausgezeichneten Mittelzahn ; die Seitenzahne sind klein , stachelformig verlangert und bilden mit der Mittelreihe einen nach hinten offenen Winkel. Die Vitrinen sind sehr auf die Feuchtigkeit angewiesen ; die ge- sammelten vertrockuen meist, ehe man sie nach Hause bringt, wenn man sie nicht in lebendes Moos packt oder in ein luftdicht ver- schlossenes Glasrohrchen setzt. In der Gefangenschaft kann man sie deshalb fast nur auf dem Felsen des Aquariums halten. Sie leben nur an feuchten Orten, unter Laub, Moos und Steinen, besonders im Gebirge. In unseren Gegenden sind sie am muntersten in der kiihlen Jahreszeit, man findet sie selbst unter dem thauenden Schnee. Im Sommer dagegen finden sie sich nur an ganz feuchten Stellen. z. B. in Hochgebirgen in der Nahe der Schneegranze und im Moos in der Umgebimg von Quellen. An trockenen Stellen findet man sie dann oft in Menge todt ; so fand ich sie zu Tausenden schon im Mai unter den Kandgebiischen der Mombacher Haide. Sie nahren sich von ver- modernden Substanzen, aber auch von anderen Schnecken; ich fand sie mitunter gesellig in Pilzen, in die sie tiefe Locher gefressen hatten. Eier rund mit hautiger Schale ; sie werden in kleinen Haufchen unter Laub und Moos abgesetzt. Im Gebiete unserer Fauna sind bis jetzt fiinf Arten beobachtet worden, welche sich in folgender Weise unterscheiden : A. Schlanke Formen mit flachem hautigem Spindelrand, der sich in scharf markirter Kiellinie gegen den gewolbten Theil des letzten Umgangs absetzt. a. 2 Umgange, Gehause ohrformig, wie bei Daudebardia, griinlich- gelb. Hohe ! 3 /4 Mm., Lange 4 Mm. V. elongata Drp. b. 2 x /2 Umgange, Gewinde etwa die Halfte des ganzen Gehauses ausmachend; in der Mitte des Spindelrandes steht die Kiellinie ebensoweit von dem Eande ab, als die Projection des gewolbten Theiles vom letzten Umgange betragt. V. Heynemanni C. Koch. c. 2 x /2 -3 Umgange, Gewinde die Halfte des Gehauses; Kiellinie 81 in der Mittelliuie halb so weit abstehend vom Spindelrand, als die Projection betragt. V. diaphana Drp. B. Gedrungenere, mehr kugelige Pormen mit grosserem Gewinde und ohne hautigen Spindelsaum, 3 3*/2 Windungen. a. Gehause fast kugelig, wenig in die Quere verbreitert. Miindung fast kreisrund, Thier grau mit dunklerem Mantel. F pellucida Mull. b. Gehause flacher, mehr in die Quere verbreitert, Miindung ge- streckt elliptisch, Thier schieferblau mit dreifarbiger Sohle. F Draparnaldi Cuvier. 16. Yitrina elongata Draparnaud. Ohrformige Glasschnecke. Syn. Hel. semilimax Per. pere. Gehause langlich ohrformig, aus kaum zwei Umgangen be- stehend, ganz niedergedruckt und sehr stark nach der rechten Seite hiii ausgezogen, sehr dtrnn und zart, griinlichgelb gefarbt, vollkommen durchsichtig ; Gewinde punctformig, kaum ein Drittel des ganzen Ge- hauses ausmachend; der Spindelrand mit breitem Hautsaum, dessen Breite das doppelte der Projection von dem gewolbten Theile des letzten Umganges betragt, in der Nabelgegend gleichmassig ver- schmalert auslaufend und bis zum vorderen Theil der Miindung rei- chend. Lange 4 Mm. Breite 2,75 Mm. Hohe 1,75 Mm. Thier auffallend grosser als das Gehause, hellgrau. Mantel mit schwarzen Punctchen und Flecken; der Mantelfortsatz bedeckt die ganze Miindung. Sohle sehr schmal, schmutzig weiss. Diese kleine, sehr lebhafte Vitrine scheint in unserem Gebiete. selten zu sein. Bis jetzt wurde sie nur im Hohlwege nach dem alten Geisberg bei Wiesbaden von A. Eomer und am Altkonig und bei Cronberg von dem verstorbenen Schoffen von Hey den beobachtet, durfte aber wohl noch an mehr Puncten im Taunus vorkommen,. weun man im ersten Friihjahr nachsuchte. 17. Titrina Heynemanni C. Koch. Syn. V. diaphana var. C. Koch und Sandb. Beitrage etc. Gehause langlich ohrformig, zart, griinlichgelb gefarbt und vollkommen durchsichtig; 2 ! /2 Umgange, welche aus punctformiger Spira rasch zunehm?n ; Miindung verlangert, Spindelrand mit breitem 6 82 Hautsaum , dessen Breite in der Mitte des Spindelrandes dieselbe Dimension hat, wie die Projection des gewolbten Theils am letzten Umgang betragt, in der Nabelgegend in gleichbreitem Spiralband fortsetzt und nach dem Centrum plotzlich verschmalert auslauft und nicht ganz bis zum vorderen Theil der Mundung reicht; die Kiel- linie gegen den gewolbten Theil des letzten Umgangs ist sehr scharf markirt; das Gewinde macht nicht ganz die Halfte des Gehauses aus. Lange 6 Mm. Breite 4 1 /* Mm. Hohe 3 Mm. Thier viel grosser als das Gehause, 12 15 Mm. lang, ge- streckt, aber plumper gebaut als bei elongata und diapJiana; der Mantel ragt weit aus dem Gehause hervor, ist dunkelgrau gefarbt und stark querrunzelig; der Mantellappen grau mit schwarzlichem Saum, die Spira nicht deckend. Hals massig unter dem Mantel her- vorragend, aschgrau gefarbt mit grob gekorneltem Kiel zwischen zwei weisslichen Vertiefungen ; Stirne und Seiten grob gekornelt, dagegen Hals und Eiicken querrunzelig mit deutlicher Streifung von hellerem und dunklerem Grau. Fuss auffallend hoch mit stumpfer, undeut- licher KOrnelung, fast glatt. Fuhler gedrungen, conisch zugespitzt, mit feiner, quergestellter Kornelung. (C. Koch). Diese Form unterscheidet sich von der folgenden schon durch die hellere Farbe des Thieres, und durch ihre Lebensweise. Sie halt sich in Waldsiimpfen auf, zwischen Ohrys&splenium oppositifoliu'ni unter der Bodendecke. Ihre Hauptentwicklung fallt in den Spat- herbst und Anfang des Winters; im October legt sie ihre Eier in feuchte Walderde. Bis zum Fruhjahr dauert sie an den bis jetzt beobachteten Fundstellen nicht aus. Im Breitscheider Walde, bei Langenaubach und bei Oberdres- lendorf am nordlichen Abhang des Westerwaldes an Stellen, wo Ter- tiarschichten zwischen Basalten auftreten und es das ganze Jahr hin- durch feucht ist. Bei Langenaubach ist sie zur gunstigen Jahreszeit sehr haufig, sie wurde dort von Dr. C.Koch schon 1844 beobachtet und in den Beitragen zur Molluskenfauna von Sandberger und Koch(Jahrbuch des nass. Vereins VII) als Varietat von V. diaphana angefiihrt. 18. Yitrina diaphana Draparnaud. Syn. Helix limacina von Alt en. Hyalina vitrea Studer. Gehause langlich niedergedriickt , stumpfohrformig erweiterfc, /.art, glashell oder griiu, vollkommen durchsichtig und stark glanzend ; 83 vollkommen ausgewachsene Exemplare haben 2 ! /2 und selbst 3 (Jm- gange ; Kossmassler gibt nur zwei an und scheint demnach ein un- fertiges Exemplar vor sich gehabt zu haben. Gewinde etwas starker, als bei voriger Art, die Halfte des Gehauses ausmachend, der hau- tige Spindelrand 1st schmaler und weniger deutlich abgesetzt als bei der vorigen Art; seine Breite betragt in der Mitte des Kandes nur die Halfte von der Projection des gewolbten Theiles vom letzten Um- gang ; die Kiellinie verschwindet nach dem Nabel bin und fallt nach dem vorderen Tbeile der Mundung bin im letzten Viertel mit dem Spindelrande zusammen. Kobe 4 5 Mm. Breite 67 Mm. Tbier mit braunem, schwarzpunctirtem Mantel, sonst hellgrau, der Mantelfortsatz fast das ganze Gebause bedeckend; Soble in der Mitte weisslicb, an den Eandern dunkelgrau. Diese Form kommt, soviel mir bekannt 1st, nur an einem ein- zigen Puncte in uuserer Gegend vor, namlicb in einem Weidengebuseh dicbt am Main bei Muhlheim ; sie wurde daselbst von HerrnKretzer in Muhlbeim aufgefunden und ist im Fruhjahr sehr haufig; wahr- scbeinlicb stammt sie aus dem Spessart. *) 19. Yitrina pellucida Muller (non Drp.). Kugelige Glasschneeke. Syn. Helix limacoides von Alt en. Vitrina beryllina Carl Pfeiffer. Gehause niedergedriickt kugelig, ziemlicb glatt, grunlicb, voll- kommen durchsichtig, 3 J /2 Umgange, der letzte nur wenig in die Quere verbreitert; Mundung mondforraig rund, gross. Hohe 3 4 Mm. Breite 4 5 Mm. Thier fahlhellgrau oder weisslich , ziemlich durchscbeinend, Mantel dunkel, scbwarzpunctirt , der Mantelfortsatz kleiner, als bei den anderen Arten; Sohle gelblicbweiss. Allenthalben in Nassau nicbt selten, besonders in den gebirgi- geren Theilen. Man findet sie meistens gesellig unter Steinen und Laub, besonders haufig im Spatherbst und Winter. Auf Kuinen, am Fusse alter Maueni und in Buchenwaldern mit Quellen wird man *) Bei Durchmusterung der Sammlung des verstorbenen Herrn C. von Hey den, die Herr Hauptmann von Heyden der Normalsammlung der deut- schen malacozoologischen Gesellschaft zum Geschenk gemacht hat, fand ich Vitr. Alaphana auch vom Altkftnig. f)* 84 sie nicht leicht irgendwo vermissen. Gesammelt wurde sie bis jetzt : an vielen Orten um Wiesbaden , Ruine Sonnenberg , Stein , Nassau, Runkel, Idstein (Thomae), Weilmunster (S andberger), beiBreit- scheid, im Feldbacher Waldchen, bei Burg und Langenaubach (Koch), an vielen Puncten um Frankfurt und im Taunus (Heynemann); bei Soden (C. von Hey den); an vielen Puncten um Biedenkopf von mir. Auffallend ist das massenhafte Vorkommen auf der Mombacher Haide; ich fand im Mai 1870 tausende von leeren Exemplaren unter dem abgefallenen Laub der kummerlichen Biische am Rande nach der Hartmiihle bin, an Stellen, die das ganze Jabr hindurch trocken sind. Koch im Nachr. Bl. 1871 Nro II vermuthet, dass sie viel- leicht als Art von pellucida verschieden sei. 20. Yitrina Draparnaldi Cuvier. Grosse Glasschnecke. Syn. V. pellucida Drp. (non Muller); V. major Fer.; V. Audebardi Fer. Gehause flacher, als das von pellucida und bedeutend grosser, diinn, zart, glashell feingestreift, und dadurch etwas weniger glanzend, als pellucida ; 4 Umgange, der letzte starker in die Quere verbreitert, so dass die Mundung eine gestreckt elliptische Form annimmt. Hohe 34 Mm. Breite 58 Mm. Thier gross, hellgrau mit dunkel schieferblauem Mantel, dessen Fortsatz gross genug ist, um fast das ganze Gewinde zu bedecken. Sohle deutlich in ein weisses Mittelfeld und zwei schieferblaue Sei- tenfelder geschieden. Diese ausgezeichnete Form ist in Nassau dem Anschein nach sehr^ verbreitet und haufig, ist aber dennoch lange ubersehen oder mit anderen Formen verwechselt worden, obschon sie sich von pellucida schon durch die Grosse und die dreifarbige Sohle, von diapliana durch den Mangel des hautigen Spindelrandes und die Grosse des Gewindes unterscheidet. Sie gleicht in ihrer Lebensweise der pellucida und kommt mit ihr zusammen vor. Sie wurde zuerst von Heynemann auf der Ruine Hattstein im Taunus gefunden, dann auch von dem Schoffen von Hey den bei Rudesheim; spater an mehreren Puncten. Im Wolkenbruch bei Wiesbaden (Lehr); bei Stein und Nassau sehr haufig (Servain); um Dillenburg die haufigste Vitrine (Koch). Ich fand sie nicht selten an verschiedenen Puncten um Biedenkopf, 85 besonders an feuckten Waldstellen im Martinswald. Bei Schlangen- bad (C. von Hey den). Bei Weilburg imGebuck (Sandberger brieflich). Achtes Capitel. b. HELICEA, Schnirkelschneckenartige. YL HYALINA Gray. Glanzschnecken. Syn. Zonites Ad. Schmidt ex parte. Gehause meistens genabelt, durchscheinend , glanzend, glashell oder hornbraun, mit 5 7 regelmassig zunehmenden Umgangen, von denen der letzte nicht oder nur wenig nach unten gerichtet, gegen die Mundung meistens erweitert ist. Das Gewinde ist fast stets flach, niedergedriickt , nur bei einer Art kegelformig erhoben. Mundung gerundet mondformig, Mundsaum diinn, scharf. gerade, ohne Spindel- hautchen. Das Thier ist dem von Helix ausserlich ganz gleich ; es unter- scheidet sich wesentlich nur durch Kiefer und Zunge. Der Kiefer ist bei Hyalina halbmondformig mit einem kleinen, aber scharf vor- tretendem Zahne am concaven Rand und auf der Oberseite vollkommen eben, wahrend er hier bei den Helixarten mit Langsrippen versehen ist. Die Zunge hat in der Mitte kurze, dreispitzige , an den Seiten langere, haken- oder dornformige, ungetheilte Zahne. Da die mitt- leren eine gerade Eeihe bilden, an die sich zu beiden Seiten die Sei- tenzahne im schiefen Winkel anschliessen , zerfallt die Zunge sehr deutlich in drei Langsfelder, was bei Helix durchaus nicht so cleut- lich ist. Das Thier selbst ist zart und schlank ; die Athemoffnung miindet an der rechten oberen Seite des Halses, die Oeffnung des einfachen Geschlechtsapparates ist etwas weiter unten. Die Geschlechtsorgane sind einfacher, als bei Helix, ohne Pfeilsack und Schleimdrusen ; das Flagellum ist sehr kurz oder fehlt ganz. Sammtliche Hyalinen leben an feuchten, moderigen Stellen, unter faulem Holz, Steinen, oder im Mulm ; sie nahren sich von ver- modernden Vegetabilien, aber auch von Pilzen und thierischen Stoffen, wie die im Kieferbau ihnen verwandten Vitrinen und Limaxarten. 86 Pur frische Pflanzenstoffe 1st ihr Gebiss weniger geeignet, als das der achten Helices. Die Hyalinen sind allgemein verbreitet; sie leben bis zu be- deutenden Hohen und hohen Breiten. Meistens findet man mehrere Arten zusammen an einem Fundorte. Sie legen ihre mit hautiger Oder kalkiger Schale umgebenen Eier einzeln in feuchte Erde. Albers-Martens fiihrt als in Deutschland vorkommend 12 Arten an, von denen acht in Nassau aufgefunden sind. Bei der schwierigen Unterscheidung, besonders der kleinen Arten, diirfte noch eine oder die andere Art hinzukommen. Sie lassen sich folgender- massen unterscheiden : A. Gehause niedergedriickt oder flach gewolbt, Hyalina im engeren Sinne. a. Gehause weit genabelt, so dass der zweite Umgang im Nabel noch sichtbar ist. Umgange 4*/2, Gehause fettglanzend, gelbgrau, unten heller, Miindung rund, Durchmesser 7 9 Mm. H. nitidula Drp. Ebenso, aber der letzte Umgang sehr in die Quere ver- breitert, die Miindung nach unten gezogen. H. nitens Mich. Umgange 4, Gehause glanzend, einfarbig horngelb bis griinlich', Durchmesser 4 5 Mm. H. nitidosa Fer. Umgange 6, Gehause fast scheibenformig niedergedriickt, stark glanzend, oben griinlich horngelb oder grunweisslich, unten weisslich. Durchmesser 1113 Mm. H. cellaria Mull. Umgange 5, Gehause etwas kugelformig, niedergedriickt. rothgelb, Thier blauschwarz. Durchmesser 6 7^2 Mm. H. nitida Mull. b. Gehause enggenabelt, feindurchbohrt oder ungenabelt. Umgange 4 J /2 , Gehause feindurchbohrt, glashell, glatt, Durchmesser S 1 ^ 4 Mm. H. crystallina Mull. Umgange 5, Gehause genabelt, glashell, die Naht tief, Windungen hoher, als bei crystallina, in der Mundung eine weisse Lippe, Durchmesser 4 4 J /2 Mm. H. subterranea Bourg. 87 Umgange 6, Gehause nngenabelt, glashell, sehr dicht ge- wunden, Durchmesser 4 4*/2 Mm. // liyalina Fer. B. Gehause kegelformig (Conulus Fitz.), Umgange 6, Gehause un- genabelt, horngelb: Durchmesser SVs 4 Mm., Hohe 3 Mm. H. fulva Mull. 21. Hyalina nitidula Draparnaud. Gemeine Glanzschnecke. Gehause weit und tief genabelt, etwas kugelig, gedruckt, oben und unten convex, dunn, durchscheinend, fettglanzend, fast glatt, oben hellrothbraun , unten um den Nabel milchweisslich , aus 4 J /2, sich wenig erhebenden, walzenformigen Umgangen, die sehr langsam zu- nehmen, bestehend. Mundung rundmondformig ; Mundsaum einfach, scharf, nicht geschweift; Nabel offen und tief. Hohe 3 3^2 Mm., Durchmesser 7 9 Mm. Thier hellschieferblau , auf dem Rlicken und an der Fussspitze dunkler. Diese Art unterscheidet sich von der nachstverwandten H. cel- laria durch die starkere Erhebung des Gewindes und die geringere Zahl der Umgange, von H. nitens durch die einfach runde, nicht oder nur ganz unbedeutend quer erweiterte Mundung Sie lebt in schattigen, feuchten Waldern und Hecken unter Laub, Steinen und faulem Holz und ist ziemlich allenthalbeu verbreitet. An alten Baum- stammen im Nero thai (T ho m ae). Im Gebiick bei Weilburg (S a n d b.). Tm Feldbacher Waldchen, bei Erdbach, Langenaubach und Breitscheid bei Dillenburg (Koch). Im Frankfurter Wald, im Taunus (Heyn. Dickin). Bei Hanau selten, bei Bischoffsheim und unterhalb Hoch- stadt (Speyer). Am Wurzelborn im Schwanheimer Wald. (!) Um Biedenkopf allenthalben , aber ziemlich einzeln; am haufigsten in feuchten Waldthalchen unter dem Laub. 22. Hyalina nitens Michaud. J^ Weitmtindige Glanzschnecke. Gehause gewolbt, niedergedruckt , offen und ziemlich weit ge- nabelt, dunn, durchsichtig, matt glanzend, oben hellbraungelb, unten weisslich, sehr wenig gestreift, fast glatt; 4 1 /2 Umgange, von denen der letzte grosser und besonders am Ende sehr verbreitert und her- abgebogen ist , wodurch Wirbel und Nabel sehr ausser dem Mittel- 88 punct zu stehen kommen; Naht wenig vertieft; Miindung eiformig, nur wenig ausgeschnitten , herabgebogen. Miiudung geradeaus, ein- fach, scharf, geschweift. Dimensionen wie bei der vorigen. Thier heller oder dunkler schiefergrau mit dunkelblaugrauen Oberfiihlern und Kiicken. Diese Art 1st eine entschieden siidlicbe Form, die in unseren Gegenden bei weitem nicbt die Grosse erreicht, wie im Siiden, wo sie der H. cellaria nichts nachgiebt. Yon manchen , z. B. Bielz, wird ihre Artselbststandigkeit bezweifelt und sie als Varietat zu der vorigen gezogen. Meiner Ansicht nach kann diess nur Folge einer Verwechslung sein, indem man Formen von nitidula mit etwas er- weiterter Miindung fur mtens halt; die achte nitens ist jedenfalls eine selbststandige Art. Sie findet sich mit der vorigen, aber seltener. Bei Mombach (Thomae). Um Dillenburg in schattigen Waldern auf Kalkboden; selten bei Erdbach an den Steinkammern ; am Wildeweiberhauschen bei Langenaubach (Koch). ImSchiirwald an der Babenhauser Chaus- see bei Frankfurt (Dick in). Aeusserst selten im Puppenwalde bei Hanau (Speyer). Auf der Kuine Frankenstein bei Darmstadt (Ick- rath). Auf dem Falkenstein im Taunus (Ickrath). Am Schloss- berg und in einem Thalchen des weissen Waldes bei Biedenkopf. 28. Hyalina nitidosa Ferussac. Griinliche Glanzschnecke. Syn. Hel. pura Alder, viridula Mke., dara Held. Gehause durchgehend, aber ziemlich eng genabelt, niedergedriickt, oben etwas convex, diinn, durchsichtig , gelblich oder grunlich horn- farben, glanzend, Oberseite sehr fein und regelmassig gestreift, Unter- seite weniger. Die vier, etwas gedruckten Umgange sind durch eine flache Naht vereinigt und erheben sich wenig; der letzte ist an der Miindung schnell erweitert. Miindung verhaltnissmassig sehr gross, gerundet mondfbrmig; Mundsaum einfach und scharf. Nabel ziem- lich eng, doch ganz durchgehend. Ho'he l 1 /^ 2 Mm., Durchmesser 3V2 5 Mm. Thier hellblaugrau ; Kopf, Hals und Fiihler dunkler. Diese Schnecke ist die kleinste aus der Sippschaft der offen ge- nabelten Hyalinen und schon dadurch leicht zu erkennen; dass sie ausgewachsen , sieht man an der raschen Zunahme des letzten Um- ganges. 89 Uiiter Laub und Steinen und im Moose feuchter, quelliger Stellen mit Hyal. crystallina, fulva, Hel. pygmaea, Cionella lubrica, Cary- chium minimum. Vertigo 7dentata in den meisten Gegenden nicht selten. Um Weilburg haufig (Sandb.). Bei Diez (Schubler ibid.). Im ganzen Breitscheider Walde und bei Langenaubach haufig. Im Feldbacher Waldehen, Thiergarten und bei Oberscheld (Koch). Im Nerothal selten (A. Romer). Am Beilstein (Heyn.). Im Frank- furter Wald an geeigneten Stellen tiberall einzeln ; im Mombacher Kiefernwald (Heyn.). Aeusserst selten bei Wachtersbach (Speyer). Um Biedenkopf an quelligen Stellen und im Moos an Bachrandern allenthalben nicht selten, aber nie in grosserer Anzahl beisammen. Im Moose an Graben am Sandhof bei Frankfurt. 24. Hyaliua cellaria Mu'ller. Keller-Glanzschnecke . Gehause offen genabelt, niedergedriickt , oben fast ganz flach oder nur wenig convex, unten ganz flach , durchscheinend , gliinzend, aber nach dem Tocle des Thieres bald triib und glanzlos werdend, oben etwas gestreift. Farbe oben schmutzig gelb, etwas grunlich, mitunter kaum gefarbt, unten weisslich. 5 6 sich wenig erhebende, gedriickte Umgange, der letzte in seiner letzten Halfte bedeutend er- weitert, so dass der Nabel ausserhalb des Mittelpunctes liegt, wenn auch nicht in dem Grade, wie bei nitens. Miindung gedriickt, schief- mondformig, fast breiter als hoch; Mundsaum einfach, scharf, etwas geschweift. Nabel ziemlich weit und tief. Hohe 3 4 Mm., Durch- messer 12 14 Mm. Thier sehr schlank, weisslich, Kopf und der angranzende Theil des Kiickens nebst der Spitze der Fiihler schieferblau. Die in Kellern u. dgl. hausenden Exemplare sind heller. Die Zungenzahne sind in nach vorn convexe Eeihen geordnet, die einzelnen sind weit grosser, als bei gleichgrossen Helices. In der Mitte steht ein kleiner, drei- spitziger Zahn ; daneben je eiu grosserer, dreispitziger mit drei sehr ungleichen Spitzen; die drei zusammen bilden eine gerade Linie; da- ran schliessen sich dann in einem starken Winkel jederseits 8 10 einfache, starke, geknimmte Dornen, die nach aussen an Grosse ab- nehmen. Es sind 42 Querreihen, jede mit 1923 Zahnen, zusammen etwa 900 Zahne. Diese grosste unserer Hyalinen lebt , wie schon der Name an- deutet, mit Vorliebe in Kellern und anderen unterirdischen Raumen, 90 aber auch an feuchten Stellen unter Moos, Laub imd faulem Holz. Mit Sicherheit kann man immer darauf rechne"n, sie unter dem Schutt derKuinen zu finden. Sie 1st in Nassau allgemein verbreitet. Sonnen- berg, Biebricher Schlossgarten , auf den Kuinen Adolphseck, Katz, Liebenstein, Sternberg, Spurkenburg, Kammerburg, Kheineck; bei Dehrn und Kunkel im Lahnthal, im Hachenbnrger Schlossgarten (Thomae). Bei Weilburg im Gebiick, an den Reservoirs und ver- schiedenen alten Mauern in der Stadt (Sandb.). ' Bei Dillenburg bei Burg, Breitscheid, Rabenscheid, Langenaubach , Endbach; ver- breitet, aber nirgends haufig. (Koch). Im Frankfurter Wald, auf alien Ruinen des Taunus, in Kellern zu Frankfurt und Schwanheim, bei Homburg. Um Biedenkopf, Breitenbach , Bnchenau , aber immer einzeln, nur unter dem Schutt am Schlossberg haufig; am Harten- berg bei Dexbach. 25. Hyalina nitida M filler. Dunkle Glanzschnecke. Syn. Hel. lucida Drap. autor. Gehause offen genabelt, etwas kugelformig niedergedrackt, zart, glanzend, feingestreift , rothgelb; 5 Umgange mit ziemlich deut- licher Naht, zu einem kurzen Gewinde erhoben ; Mimdung mondformig rund; Mundsaum einfach und scharf, Nabel offen und tief. Hohe 3 4 Mm., Durchmesser 6 7 Mm. Thier blauschwarz, nach Kiefer und Zunge eine achte Hyaline ; nach den Beobachtungen von Lehmann (Mai. Bl. IX. S. Ill) hat es einen Liebespfeil mit trichterformiger Krone, etwas gebogenem, fadenformigem Stiel und lang lancettformiger , kaum verbreiterter Spitze, ! 3 /4 Mm. lang; derselbe trennt unsere Schnecke desshalb als eigene Gattung Zonitoides von den Hyalinen ab. Mit demselben Rechte miisste man dann aber auch die Helices ohne Liebespfeil von denen mit Liebespfeil als besondere Gattung trennen, An feuchten, schattigen Stellen, besonders den Ufern von Bachen, Fltissen und Teichen, aber auch fern vom Wasser, unter Steinen, Laub und Bretern, meist in grosserer Gesellschaft. An den Ufern des Nero- nnd Wellritzbaches bei Wiesbaden (Thomae). Im Ge- buck bei Weilburg (Sdbrg.). An der Burger Brficke bei Dillenburg, s?elten. Haufig anf den Wiesen des Nanzenbachthals (Koch). Am Metzgerbruch (Heynemann). Am Mainufer unter Steinen und im 91 Gras uberall in grosser Menge. Ebenso urn Hanau , Gelnhausen, Wachtersbach , Schluchtern und Steinau (Speyer). Auffallend 1st dagegen ihre Seltenheit in der Umgegend von Darmstadt , wo sie Ickrath nur am Ufer des Stutzebachs unfern des Kranichsteiner Jagdschlosses einzeln fand. Im oberen Lahnthal und seinen Seiten- thalern um Biedenkopf nirgends selten. 26. Hyalina crystallina M filler. Crystall-Glanzschnecke. Gehause durchbohrt, niedergedriickt , mit nur sehr wenig er- habenem Gewinde, glashell, ganz durchsichtig, fast farblos miteinem schwachen griinlichen Schein, glatt, starkglanzend, sehr zart; Um- gange 4^2, der letzte merklich breiter, als der vorhergehende ; Naht ziemlich vertieft, Mundung mondformig, Mundsaum geradeaus, ein- fach. Hohe I 1 /* Mm., Durchmesser 3 l /2 4 Mm. Thier sehr schlank, Fuss, Seiten und Sohle weisslich, Rucken und Mantel schwarz. An feuchten Orten im Moos, mit Vorliebe unter faulem Holz, dnrch dessen Auslegen man sie leicht in Menge erhalten kann. Im Nerothal bei Wiesbaden, selten (A. Rome r). Bei Weilburg im Ge- buck, Gansberg, Harnisch (Sdbrg.). Bei Dillenburg im Breitscheider Wald bei Oberdreslendorf und im Aubachthale, verbreitet und ziem- lich zahlreich (Koch). Im Frankfurter Wald nur an der Ober- schweinsteige im Moose am Bach haufig (Dickm.) Um Biedenkopf an alien geeigneten Platzen in Menge ; sehr haufig iin Badseiferthal ; eine grosse Anzahl fand ich einmal mit Hydl. nitida und Hel. rotun- data zusammen unter einem halbfaulen Bret, das als Briicke uber den Obergraben der Wallauer Papiermiihle diente. 27. Hyalina subterrauea Bourguignat Unterirdische Glanzschnecke. Gehause genabelt, klein ; starker gewolbt, als crystallina, mit der sie im Uebrigen sehr viel Aehnlichkeit hat ; glashell, fast farblos, glatt, stark glanzend, sehr zart. Umgange 5. der letzte merklich breiter, als der vorletzte; Naht starker vertieft, als bei cnjstallina; Mundung mondformig , innen mit einer weisslichen Lippe belegt ; Mundsaum geradeaus , einfach, scharf. Dimensionen die einer grossen crystalUna. 92 Thier von dem von crystalline durchaus nicht verschieden. Diese Art wurde bisher imraer mit crystallina zusammenge- worfen, unterscheidet sich aber von ihr sicher durch die grossere Dicke und den weiteren Nabel, */* Umgang mehr, die tiefere Naht und die Lippe in der Mimdung. In Deutschland wurde sie zuerst durch Reinhardt in Berlin nachgewiesen und bestimmte mir dieser auch einen Theil der von mir bei Biedenkopf und von Dick in um Frankfurt gesammelten crystallina als diese Species. Sie kommt demnach mit crystalline zusammen vor und vielleicht gehoren ihr die meisten Fundorte derselben ausschliesslich an. Am Mainufer bei Schwanheim fand ich nur subterranea , im feuchten Moos zahlreich umherkriechend , und allem Anschein nach ist sie weit haufiger, als die achte, enggenabelte crystalline. Eben dieser Umstand macht mich zweifelhaft , ob sie nicht die eigentliche crystalline Mull, ist, denn die Worte 0. F. Mil llers passen ebensogut auf sie und es ware sonderbar, wenn er durch einen Zufall gerade die in Norddeutsch- land sehr seltene, enggenabelte Form vor sich gehabt hatte. Im Moos an Grabenrandern in der Umgebung des Sandhofes bei Frankfurt. > 28. Hyalina kyalina Ferussac. W Dichtgewundene Glanzschnecke. Gehause im ausgewachsenen Zustand ungenabelt, klein, nie- dergedriickt, mit ganz flachem Gewinde, glashell, fast farblos, ganz durchsichtig, stark glanzend; Sie 5 6 Umgange sind sehr dicht ge- wunden und nehmen oben sehr gleichmassig an Dicke zu, nur der letzte ist etwas erweitert. Naht ziemlich stark vertieft; Miindung sehr eng, mondformig, Mundsaum geradeaus, einfach; dieGegend um den ganz geschlossenen Nabel ist trichterformig eingesenkt. Dimen- sionen etwas grosser wie bei crystalline. Thier weisslich durchscheinend , Eucken und obere Fiihler schwarzlich, Leber fleischroth. Diese seltene Schnecke wird mitunter mit crystalline verwech- selt, ist aber leicht zu unterscheiden durch die grossere Zahl der Windungen , die bei weitem engere Miindung und den Mangel des Nabels. Sie wurde in Nassau lebend nur von Herrn A. Romer im Adamsthal in feuchtem Boden unter Hecken an den Wurzeln von Sphagnum u. dgl. gefunden. Leere Gehause finden sich selten im Geniste der Flusse. 93 29. Hyalina fulva Muller. Kreiselformige Glanzschnecke. Gehause sehr klein, kaum durchbohrt, kreiselformig , kuglig, horngelb, sehr dicht und fein gestreift, daher seidenglanzend , durch- sichtig. Umgange 5 6, etwas niedergedruckt , mit der schwachen Andeutung eines Kiels; Naht ziemlich tief; Mundung niedergedruckt, mondformig, breiter als hoch ; Mundsaum geradeaus , einfach, scharf. Hohe und Durchmesser gleich, 3 3 x /2 Mm. Thier schwarzbiaun bis schwarz, unten heller; Fuhler lang und cylindrisch, die unteren verdickt; Fuss schmal und zugespitzt. Kiefer oben etwas gekielt , in der Mitte mit einem kurzen, stumpfen Zahnchen. In Waldgegenden auf feuchtem Boden in der Nahe von Ge- wassern, unter Steinen und faulendem Laub; auch unter der losen Kinde am Boden liegender Stamme. An der wilden Scheuer zu Stee- ten bei Runkel, selten; in der Nahe des Adamsthales, selten (A. Romer). Bei Dillenburg mit crystallina; ausserdem im Feldbacher Waldchen, im Thiergarten und bei Oberscheld, vereinzelt (Koch). Ein Exemplar im Moose des Bessunger Teiches (Ickrath). Am Beilstein , im Mombacher Kieferwald, im Maingenist (Heyn.) An der Oberschweinsteige (Dick in). Einzeln fand ich sie lebend am Mainufer bei Schwanheim. Um Biedenkopf ist sie durchaus nicht selten in alien feuchten Thalgriinden unter Steinen und verwesendem Buchenlaub, doch meistens einzeln; in grosserer Anzahl fand ich sie nur an der Goldkuste, am Wege nach Eifa. Anmerkung. Ausser diesen Arten findet sich in Deutsch- land noch eine der nitidosa nachstverwandte Art, Hyal. radiatula Alder (Hammonis Strom). Sie unterscheidet sich von ihrer Ver- wandten durch die gestreifte Schale und den engeren Nabel. In Nassau ist sie meines Wissens noch nicht gefunden worden , kommt aber nach Goldfuss im Siebengebirge vor. Dann die zunachst mit cellaria verwandte Hyalina glabra Studer, durch den engeren Nabel und starkeren Glanz von ihr unterschieden ; auch sie ist in Nassau noch nicht aufgefunden worden. Neuntes Capitel. TIL HELIX Linnd. Gehause rund, scheibenformig bis kegel- und selbst kugel- f&nnig; Miindung breiter als hoch, schief, am Grunde nicht ausge- sclihitten und durch das Hereintreten der letzten Windung fast mond- fOrmig. Thier schlank, nicht iibermassig gross im Verhaltniss zum Gehause, so dass es sich ganz in dasselbe zuriickziehen kann ; der Mantel bleibt immer im Gehause eingeschlossen. Vier walzenformige, stumpfe Fu'hler; die oberen bedeutend langer als die unteren, am Ende knopfartig verdickt, die Augen tragend. Der innere Bau ist der oben geschilderte typische der Gastro- poden. Die Mundhohle ist weit nach innen geschoben, kropfartig erweitert; in ihr liegt der einfache, hornige Kiefer, halbmondformig gebogen und mit einer Anzahl Leisten an der convexen Seite, die am convexen Kande Vorspriinge bilden; nie ist ein kegelformiger Mittelzahn, wie bei Limax und Hyalina, vorhanden. Zunge sehr mus- culos; die Radula nicht deutlich in drei Langsfelder geschieden; die Zahne kurz, in der Mitte dreispitzig, nach den Seiten hin zweispitzig. Die Speiserohre erweitert sich alsbald zu einem langlichen, diinn wandigen, innen mit Driisen und Langsfalten bekleideten Magen. Hinter demPfortner miinden die zwei Ausfiihrungsgange der grossen, meist vierlappigen Leber. Der Darm bildet zwei Windungen und geht dann in den Mastdarm iiber, der am hinteren, oberen Rande der Mantelhohle nach aussen verlauft und neben dem Kopfe miindet. Auf der oberen Seite des Magens liegen zwei grosse, platte Speichel- drussen, deren Ausfuhnmgsgange hinten in die Mundhohle miinden. Die Athemhohle ist sehr gross, dreiseitig, in der unteren Win- dung des Korpers vorn und unten gelegen. In einem besonderen Behalter in ihrem oberen Theile liegt das Herz. Die Mere liegt vor demselben, sie ist dreieckig und aus dem oberen Ende entspringt der Ausfuhrungsgang, der dem Mastdarm entlang verlauft und neben oder uber ihm miindet. Die Geschlechtsorgane haben wir schon oben ge- nauer beschrieben; sie sind durch viele Anhangsdriisen ausserst complicirt und miinden mit einer Oeffnung hinter dem Kopfe auf der rechten Seite. Die meisten Arten haben einen, manche auch zwei Liebespfeile , deren Gestalt so constant ist, dass man sie mit Erfolg fur die Trennung nahe verwandter Arten benutzen kann. 95 Das Nervensystem bietet nichts Auffallendes. Alle Helices sind Zvvitter: sie begatten sich meistens im Vor- sommer wechselseitig , und legen dann eine grossere oder geringere Anzahl runder Eier mit kalkartiger Hiille, in unzusammenhangenden losen Haufchen. Von unseren Arten ist bis jetzt nur H. rupestris als lebendiggebarend beobachtet worden. Die Helixarten verschliessen im Winter, manche Arten, z. B. H. obvoluta, auch im Sommer bei anhaltender Durre, die Miindung ihres Gehauses mit eiuem kalkigen oder papier- oder seidenartigen Deckel; manche Arten legen sogar mehrere hintereinander an. Es konnen diese Deckel nicht den Zweck haben, die Kalte abzuhalten, da die Schale ein ganz guter Warmeleiter ist und also die Schnecken trotz dem Deckel erfrieren, wenn sie nicht genii gend frostfreie, sichere Winterquartiere haben. Auch die Sommerdeckel beweisen, dass Schutz gegen die Temperatur nicht der einzige Zweck sein kann. Es scheinen mlr die Deckel vielmehr dazu zu dienen, die Feuchtigkeit des Thieres zu erhalten, resp. die in den Lungensacken enthaltene Luft nicht austrocknen zu lassen. Sobald der erste warme Kegen fallt, stosst die Schnecke den Deckel, der mit ihrem Korper in gar keinem Zu- sammeuhang steht, ab. Entfernt man ihn im Herbst, so machen die meisten Arten einen neuen, der aber schwacher ausfallt, als der erste; bei ofterer WiederLolnng des Versuches verlieren sie die Kraft zur Neubildung und gehen zu Grunde. Sammtliche Helixarten unsrer Gegend suchen sich, sobald es anfangt kalt zu werden, frostfreie Winterquartiere, je nach der Art mehr oder weniger tief. Wahrend ich Hel. liispida haufig mitten im Winter bei gelindem Wetter nahe der Oberflache unter dem Laub gefunden habe, geht die grosse Hel. pomatia so tief wie moglich, namentlich in Kuinen findet man sie oft mehrere Fuss tief. Meistens sind eine Anzahl beisammen. Auch im Sommer verbergen sich die meisten Arten bei anhaltend trocknem Wetter, und es ist merkwurdig, mit welchem Geschick diese anscheinend so stumpfsinnigen Thiere Verstecke aufzufinden wissen, die dem Sammler trotz des aufmerk- samsten Suchens entgehen. Alle Helices sind auf Pflanzennahrung angewieseri, verschmahen aber auch gelegentlich animalische Kost, besonders kleinere Schnecken, nicht. Auffallend war mir immer, dass die jungen, unausgewachsenen Scbnecken spater ihre Winterquartiere beziehen und isie friiher wieder 96 verlassen, als die ausgewachsenen. 1st vielleicht ihre Schale fur die Feuchtigkeit durchgangiger , oder konnen sie weniger Luft in die Athemhohle aufnehmen? Was den Umfang der Gattung Helix anbelangt, so fassten nnter diesem Namen Linne nnd 0. F. Millie r alle Schnecken zu- sammen, die ein ausseres Gehause tragen und vier Fiihler haben, von denen die oberen mit Augen versehen sind. Diese Gattung ent- hielt aber bald so viele und so verschieden gestaltete Arten, dass es unmoglich war, eine Art darin zu beschreiben oder aufzusuchen. Schon Bruguiere trennt desshalb alle Arten mit langgezogenem Gehause, deren Miindung langer als breit ist ; unter dem Namen Bu~ limus ab. Spater erhoben Draparnaud die Vitrinen, Gra v y und D e s m o uli n s die Naninen zu selbststandigen Gattungen und in neuerer Zeit hat man noch Hydlhia, Zonitcs , Sagda und Leucochroa als Genera ausgeschieden. Trotzdem en thai t die Gattung noch so unge- heuer viele und so verschiedene Arten, dass eine fernere Trennung in Unterabtheilungen unbedingt nothwendig erscheint. Lamarck hat schon fruhe eine solche Trennung, aber auf rein willkiirliche aussere Merkmale hin unternommen, man hat sie desshalb bald wieder auf- gegeben. Besser ist das eben falls auf die Schalen gegriindete System von Pfeiffer, nach dem man sich doch orientiren und unbekannte Arten einordnen kann. In der neuesten Zeit scheint man aber durch die genauesten anatomischen Tint ersuchun gen und die sorgfaltigste Wurdigung aller Verhaltnisse der richtigen natiirlichen Anordnung naher zu kommen ; und in Kurzem wird vielleicht die ganze Gattung Helix in eine An- zahl selbststandige Genera aufgelost werden. Bis dahin miissen wir mis mit der Unterscheidung von Untergattungen, die namentlich von Albers-Martens durchgeftihrt ist, begnugen. Zur Erleichterung der Bestimmung geben wir in Folgendem eine kurze Characteristik der in Nassau vertretenen Untergattungen und lassen die Bestimmungstafeln immer nur fiir die einzelnen Grup- pen folgen. A. Gehause offen genabelt, niedergedruckt bis kreiselformig ; Mund- saum geradeaus, einfach, scharf. Patula Held. B. Gehause durchbohrt, sehr klein, kugelig-kreiselformig, mit rippen- artig gefalteter, an den Eandern stachelig hervortretender Oberhaut. Acan thinula Beck, 97 C. Gehause sehr klein, genabelt, niedergedriickt, durchscheinend, Mun- dung fast kreisrund mit umgeschlagenem Mundsaum. Vallonia Riss o. D. Gehause bedeckt durchbohrt, Miindung gezahnt, auch auf der Miindiingswand ein Zahn. Triodopsis Kafinesque. E. Gehause genabelt, kreisformig niedergedriickt, behaart, Miindung engmondformig mit verdicktem Mundsaum. Gonostoma Held. F. Gehause genabelt oder durchbohrt, gedriicktkugelig, haufig be- haart ; Miindung weit oder gerundet mondformig, Mundsaum scharf, etwas ausgebreitet , innen meist gelippt und am Basalrand um- geschlagen; Farbe braun. Fruticicola Held. G. Gehause weit genabelt, niedergedriickt, weiss oder gelbweiss, meist mit dunklen Bandern, und mit dunklem Wirbel ; Miindung gerundet mondformig oder fast kreisformig, Mundsaum scharf. Xerophila Held. H. Gehause gross, durchbohrt genabelt, gedriickt kugelig, mit mond- formiger Oeffnung und breitgelipptem Mundsaum, dessen Basal- rand den Nabel fast ganz verdeckt. Arionta Leach. I. Gehause ziemlich gross, weit genabelt, flach, der letzte Umgang stark herabgebogen , Miindung sehr schief, gerundet mondformig, mit gelipptem, umgeschlagenem ganz lostretendem Mundsaum. Chilotrema Leach. K. Gehause gross, ungenabelt, kugelig, die Umgange gewolbt, massig erweitert ; Miindung stark schief und in die Quere gezogen, Mund- saum zuriickgebogen. Tachea Leach. L. Gehause sehr gross, bedeckt genabelt, kugelig, der letzte Umgang gross und bauchig ; Miindung schief, herabgezogen, gerundet mond- formig; Mundsaum umgeschlagen. Pomatia Beck. Die 24 in Nassau vorkommenden Helixarten vertheilen sich auf diese Untergruppen so, dass Acanihmula, Gonostoma, Triodopsis, Arionta , Chilotrema und Pcmatia je einen , Tachea und Vallonia je zwei, Patula und Xerophila je drei, und Fruticicola acht Ver- treter haben. 7 98 In der Nahe unseres Gebietes, aber bis jetzt noch nicht iuner- halb desselben, findet sich noch ein Keprasentant der Untergattung Petasia Beck, zunachst mit Fruticicola verwandt ; aber mit Zahnen in der Mundung. A. Untergattung Patula Held. Kleine, flach gewundene Schnecken mit offenem Nabel; die 4 -6 Umgange gleich stark oder langsam zunehinend, mehr oder weniger stark rippenstreifig. Mundsaum geradeaus, scharf, einfach. Kiefer mit zahlreichen, wenig vorspringenden Rippen, schwach und dunn. Geschlechtsapparat ohne Schleimdrusen , ohne Liebespfeil und ohne Flagellum. Sie bilden eine sehr wohl umgranzte naturliche Gruppe und haben die gegrundetste Aussicht, bald Gattungsrechte zu erlangen. Unter Steinen und Holz, im Mulm fauler Baume und in Spalten der Felswande, allgemein verbreitet, die erste Art jedoch nur aufKalk. Unsere drei Arten lassen sich folgendermassen unterscheiden : a. Gehause kreiselformig, dunkelbraun, 1,5 Mm. im Durchmesser. Hel. rupestris D r p. b. Gehause niedergedriickt, hellbraun, 4 Umgange, Durchmesser nur 1 Mm. Hel. pygniaea D r p. 6 Umgange, dunkelgefleckt , stumpf gekielt, Durchmesser 67 Mm. Hel. rotundata Miill. 30. Helix rupestris Draparnaud. Felsen-Kreisel schnecke. Syn. H. umbilicata Mont. Gehause sehr klein, nur 2 Mm. hoch und 1,5 Mm. breit, offen und ziemlich weit genabelt, mit mehr oder weniger erhobenem Ge- winde, kreiselformig, dunkelbraun, sehr fein und dicht gestreift, sei- denglanzend, dunn, etwas durchsichtig ; vier ziemlich gedriickte Um- gange ; Naht sehr vertieft ; Mundung gerundet ; Mundsaum geradeaus, einfach, scharf, mit etwas genaherten Eandern. Thier blauschwarz, nach unten zu heller; obere Fiihler sehr kurz , verdickt und stumpf, die unteren sehr klein und kaum sichtbar. Diese Schnecke findet sich nur auf Kalkboden. Gefunden wurde sie von A. Romer am Fusse der Kalkfelsen der wilden Scheuer bei Runkel unter faulem Laub, und im Geniste der Kambach bei Wiesbaden. Auch Speyer fand sie im Maingenist bei Hanau. Nicht haufig an den Felsen zwischen Ems und Oberlahnstein (Servain). 31. Helix pygmaea Draparnaud. Winzige Schnirkelschnecke. Gehause winzig klein, nur 1 Mm. im Durchmesser bei 0,5 Mm. Hohe, weit genabelt, scheibenformig , hellrothbraun, sehr fein und dicht gestreift, daher seidenglanzend, durchsichtig, diinn, zerbrechlich. 31/2 4 Umgange, sehr langsam zunehmend, der letzte kaum breiter als der vorletzte, so dass das Gehause aussieht, als sollte es der An- fang zu einem viel grosseren sein; Naht sehr vertieft, Mundung mondformig; Muudsaum scharf, einfach, geradeaus. Thier hellgrau, Fiihler und Riicken dunkler; Oberfiihler lang und schlank. Augen deutlich, schwarz ; Fuss kurz, die Endspitze von der Schale bedeckt. Das Thierchen ist munter und kriecht schnell. An feuchten, schattigen Stellen in Gesellschaft von Hyalinen und kleinen Pupen ; wohl allenthalben nicht selten, aber ihrer Klein- heit wegen haufig ubersehen. Am leichtesten erhalt man sie noch aus dem Geniste. Gefunden wurde sie bis jetzt im Wald unter der Platte; auf einer Wiese bei Schier stein (Thomae). Weilburg, im Harnisch, am Odersbacher Weg (Sandbrg.). Im Feldbacher Waldchen und im Breitscheider Wald (Koch). Auf einer feuchten Wiese im Erben- heimer Thalchen an Holzstiickchen (A. Romer). Um Frankfurt hier und da (H eyn e m an n). Bei Biedenkopf am Abhange des Kratzen- bergs unter Steinen; im Badseiferthiilchen haufig im feuchten Moos.; einzeln in alien Waldthalchen. In den Anschwemmungen von Rhein, Main und Lahn. 32. Helix rotundata Mtiller. Jf Knopfschnecke. Gehause perspectivisch genabelt, 6 7 Mm. im Durchmesser, 3 4 Mm. hoch , niedergedriickt , oben gewolbt , mit strahlenformig geordneten, hellrothbraunen Flecken, zierlich und fein gerippt, dunn, durchscheinend, stumpf gekielt. Umgange reichlich 6, dicht gewun- den, sehr langsam zunehmend, uber dem stumpfen , zuletzt fast ver- 7* 100 schwindenden Kiel schwach, unter demselben stark gewolbt; Naht ziemlich vertieft ; Mimdung gerundet mondformig ; Mundsaum gerade- aus, scharf, einfaeh. Thier hellschieferblau bis ziemlich dunkel blaugrau, durch- scheinend; Oberfuhler schlank, Fussende sehr spitz. Allenthalben am Fusse schattiger Mauern unter Steinen und Holz, in der Bodendecke. in alten Stocken. Haufig auf alien Euinen. Burg Sonnenberg, Nerothal, Clarenthal und an vielen anderen Orten urn Wiesbaden, im Biebricher Garten, Euine Frauenstein, Hohenstein, Adolphseck, Nassau und Stein, Schloss Idstein (Thomae). Haufig um Weilburg und Diez (Sandbrg.), Dillenburg (Koch), Frankfurt (Heynemann, Dickin), Homburg (Trapp). Um Biedenkopf allenthalben. Gemein um Ems (Ser vain). Albinos sind von dieser Form ziemlich haufig. Im Feldbacher Waldchen fand Koch selten eine einfarbig braune Varietat. Ein hochgewundenes, der Hel. conica ahnliches Exemplar fand ich im Schlossberg bei Biedenkopf. Anmerkung. Thomae fuhrt in seinem Verzeichniss noch aus dieser Gruppe die Hel. ruder -ata Stud, an und beruft sich da- bei auf Rossmassler, der diese Schnecke von Nassau anfiihrt. Es ist dies aber eine Verwechslung mit Nassau im sachsischen Erz- gebirg, bei Frauenstein im Kreise Dresden. Diese Schnecke unter- scheidet sich von rotundata, der sie sonst sehr ahnelt, durch die ge- ringere Zahl ihrer stielrunden Umgange, die gewolbte Form, den Mangel der braunrothen Flecke und die grossere Miindung. Sie fin- det sich in den Alpen, Sudeten und im Erzgebirg. Eine fiinfte deutsche Art aus dieser Gruppe , Hel. solaria Menke, ganz flach und sehr stark gekielt, gehort nur dem sudost- lichen Deutschland bis nach Schlesien herauf an. B. Untergattung Acanthinula Beck. 33. Helix aculeata M filler. Stachelige Schnirkelschnecke. Gehause sehrklein, durchbohrt, kugelig kreiselformig, schrnutzig horngelb, durchsichtig , diinn, wenig glanzend, hautig gerippt oder lamellenrippig, jede Rippe in der Mitte in eine hautige Wimper ver- langert, wodurch das Gehause, von oben oder unten angesehen, einen strahlig-wimperigen Urakreis zeigt ; Umgange vier, fast walzenformig ; Naht sehr vertieft; Miindung fast ganz rund, so hoch wie breit; 101 Mundsaum zuriickgebogen , hautig; Mundrander einander genahert. Hohe und Durchmesser gleich, 1, 5 2 Mm. Thier hellblaugrau , schleimig, Fiihler und Rucken stets etwas dunkler, die Fussspitze sehr kurz; die unteren Fiihler etwas langer, als bei der vorigen Untergattung. Ziemlich verbreitet, aber allenthalben selten, in schattigen Buchenwaldern unter der Bodendecke. Bei Weilburg am Gansberg sehr selten (Sdbrg.). Bei Dillenburg im Feldbacher Waldchen, in den letzten Jahren nicht mehr gefunden; im Steinbeul selten (Koch). Im Frankfurter Wald (Heyn., Dick in.) An verschiedenen Puncten um Biedenkopf in feuchten Waldthalchen (C. Trapp). An der Spur- kenburg, bei Dausenau und in der Umgegend der Stadt Nassau (Ser- vain). Im Norden, in Schweden, auch schon auf Rugen, ist sie stellenweise sehr haufig. Anmerkung. In Nordeuropa kommt noch eine andere, nahe ^^ verwandte Art dieser Gruppe vor, Hel. lamellata Jeffreyss, die \ einen Umgang mehr hat und mit starkeren hautigen Lamellen besetzt \ ist. Der nachste mir bekannte Fundort ist Kiel (Rossm.). ^aaf^^ C. Untergattung Vallonia Risso. Kleine, im Mulm, unter Steinen und Moos lebende, flach ge- wundene Schneckeu, circa 3 Mm. im Durchmesser. Der Kiefer hat zahlreiche, aber am Rande nur wenig vorspringende Rippen. Bin langer, glatter, conischer Liebespfeil. Es kommen in Deutschland zwei Arten vor ; die meist zusammen lebend. auch in Nassau gemein sind, eine stark gerippte Form, Hel. costata Mull., und eine glatte Form, Hel. pulchella Mull. Sie werden der gemeinsamen Lebensweise wegen von vielen fur Varietaten einer Art gehalten, z. B. vonRossmas sler, vonMartens, Bielz. Dagegen trennt sie L. Pfeiffer und auch Ad. Schmidt macht darauf aufmerksam, dass trotz des gemeinsamen Vorkommens Zwischen- formen sehr selten oder nie gefunden werden. Waren sie grosser, so wtirde Niemand auf die Idee kommen, sie fur eine Art zu halten, und ich ziehe desshalb auch vor, sie als getrennte Arten zu be- trachten. 34. Helix costata Muller. Gerippte Schnirkelschnecke. Gehause sehr klein, weit genabelt, gelblichweiss , halbdurch- 102 scheinend, mit hautigen Kippen. Windungen 3 L /2, massig gewolbt, regelmassig zunehmend, die letzte vornen etwas nach unten gebogen, nicht erweitert. Miindung etwas schrag, fast cirkelrund, nur sehr wenig durch die Mimdungswand ausgeschnitten. Mundsaum weiss, zuruckgebogen, fast zusammenhangend, mit einer glanzendweissen Lippe. Hdhe 1,5 Mm., grosster Durchmesser 3, kleinster 2,5 Mm. Thier weiss, durchsichtig, schleimig, mit dunklen Augenpuncten auf den deutlich unterscheidbaren Oberfiihlern; die Unterfuhler klein, kaum sichtbar. Allenthalben unter Moos und Steinen gemein, auch an trocknen Orten, wo pulchella nicht vorkommt. Bei Wiesbaden, an Felsen im Khein- und Lahnthal, in den Euinen daselbst iiberall haufiger als die glatte Form (Thorn a e). Ebenso im Dill thale (Koch), um Frank- furt und am Taunus (Heyn. ) und bei Biedenkopf. Bei Weilburg land Sandberger immer nur die glatte Form. 35. Helix pulchella Muller. Niedliehe Schnirkelschnecke. Syn. Hel. costata var.. pulchella Kossm., Icon. Gehause weisslich, glanzend, durchsichtig, glatt, weitgenabelt. Der letzte der 3*/2 Umgange an der Mundung nicht heruntergebogen. Mundung schief, fast kreisformig. Der Mundsaum zuriickgebogen, mit schwacherer weisser Lippe; die Rander nur genahert, nicht zu- sammenhangend. Dimensionen und Thier wie bei voriger Art. Allenthalben, aber nur an feuchten Orten, namentlich an Fluss- ufern. Nach Sandberger kommt bei Weilburg nur sie vor, auch bei Schwanheim am Mainufer fand ich nur pulchella. Fossil im Diltwialsand von Mossbach und in den Miocamchichten von Wiesbaden und fiochheim (Sdbrg.). D. Untergattung Gonostoma Held. 36. Helix obvoluta Muller. Eingerollte Schnirkelschnecke. Gehause offen und weit genabelt, scheibenformig , oben und unten platt, dunkel rothbraun, glanzlos, ziemlich fest, undurchsichtig, behaart mit ziemlich weitlaufig stehenden , einfachen , geraden, ziem- lich langen Haaren. Die sechs seitlich gedriickten, dicht gewundenen, durch eine tiefe Naht vereinigten Umgange bilden ein ganz flaches 103 oder selbst etwas concaves Gewinde. Mundung stumpf dreieckig oder seicht dreibuchtig; Mundsaum bogig zuriickgebogen , wulstig, mit einer schmutzig-lilafarbnen oder braunrothlichen Lippe, aussen mit zwei Eindriicken. Nabel bis zur Spitze offen. Hohe 6 Mm., grosser Durchmesser 13 14, kleiner 10 12 Mm. Thier stark gekornt, grau, Kopf, Oberfiihler und zwei von ihnen ausgehende Riickenstreifen schwarzlich, Fuss hellgrau, lang und spitz. Mantel gelblichweiss mit grauschwarzen Flecken ; die Unterfuhler sehr kurz. Kiefer mit 1012 wenig vorspringenden Leisten. Nach Ad. Schmidt hat das Thier eine dicke Ruthe ohne Flagellum, kein Divertikel am Blasenstiel und einen verkiimmerten Pfeilsack ohne Pfeil. Diese schone Schnecke findet sich an dumpfen, feuchten Orten unter Laub und Steinen ziemlich weit verbreitet, aber haufig nur local. Sie scheint die hugeligen Gegenden vorzuziehen, und nament- lich in Ruinen wird man sie nicht leicht vermissen. Nur bei sehr feuchtem Wetter findet man sie an Steinen und Grashalmen umher- kriechend ; bei anhaltend trocknem Sommer verschliesst sie ihr Ge- hause, wie im Winter, mit einem pergamentartigen Deckel. Sie ist eine der ersten Schnecken, 'die Winterquartiere aufsuchen, und ver- kriecht sich an passenden Platzen mehrere Fuss tief unter Geroll und Steine. Vereinzelt im Nerothal, haufiger auf den Euinen Katz, Lieben- stein, Steinberg, Gutenfels, Sickingen, Waldeck, Lahneck, Mariburg, Spurkenburg, in verschiedenen Thalern um Nassau, im Wisperthal, an vielen Platzen im Lahnthal (Thomae). Im Forstorte Hain bei Schloss Schaumburg haufig (Tisch be in). Um Weilburg nicht selten (Sdbrg.) Bei Diez (Schubler). Um Dillenburg bei Oberscheld und Erbach selten (Koch). In den Euinen des Taunus, bei Cron- thal, aber nicht im Frankfurter Wald (Heyn., Dickin). Nicht selten am Schlossberg bei Biedenkopf und am Hartenberg bei Dexbach. Varietaten. Gartner fuhrt von Steinau bei Hanau eine Form mit gezahnter Mundung an; dieselbe Form erhielt ich auch durch Herrn Becker vom Auerbacher Schlossberg; die beiden Wiilste, welche auf dem Mundsaum stehen und die Mundung stumpf drei- buchtig machen, sind bei ihr starker als normal entwickelt, doch durch- aus nicht in dem Grade, wie bei holoserica. Ferner kommen mitunter Exemplare vor, die kaum die Halfte der normalen Grosse erreichen, aber sonst durchaus in Nichts von der Stammform abweichen. 104 Anmerkung. Aus dieser Gruppe kommt in Deutschland noch vor die sehr ahnliche Hel. holoserica Stud.; sie gleicht unsererArt ganz in der Form , ist aber durch die Zahne in der Miindung leicht zu unterscheiden. Sie findet sich in den Alpen und in den schle- sischen und sachsischen Gebirgen. E, Untergattung Triodopsis Rafinesque. 37. Helix personata Lamarck. Maskenschnecke. Gehause bedeckt durchbohrt, gedruckt kugelig, zart, zerbrechlich, durchscheinend ; glanzlos , hornbraun , ganz und gar mit unendlich feinen Hockerchen besetzt, die unter dem Microscop ein sehr zierliches Bild geben, dadurch feiu chagrinirt, ausserdem noch mit kurzen, geraden, nicht sehr dicht stehenden Harchen bedeckt. Die fiinf con- vexen, sehr allmahlich sich entwickeluden ; durch eine ziemlich ver- tiefte Naht vereinigten Umgange erheben sich nur wenig zu einem abgerundeten , ganz stumpfen Gewinde. Miindung eckig dreibuchtig, verengert; Mundsaurn breit zuriickgeschlagen, scharf, aussen tief ein- gekerbt und am Spindelrande auf den Nabel, der dadurch fast ganz verdeckt wird, zuriickgeschlagen, am Aussenrand etwas ausgehohlt und mit einer stark zusammengedriickten, braungelblichen Lippe be- legt ; jeder der Bander, die in einem fast rechten Winkel aufeinander- stossen, tragt ein kleines, weisses Zahnchen, und auf der Miindungs- wand steht quer von einem Eande zum andern eine glanzendweisse, erhabene Leiste, durch welche die Miindung sehr verengt wird. Hohe 6 Mm., grosser Durchmesser 11 12, kleiner 9 10 Mm. Exemplare aus SMo'streich sind mitunter bedeutend grosser. Thier grau, Kopf, Riicken und Fiihler schwarz, Sohle grau. Kiefer mit 3-5 vorspringenden Leisten und gezahntem Band. Die Organisation des Geschlechtsapparates nahert sichnach Ad. Schmidt auffallend der der Campylaen, aber auch Hel. holoserica zeigt, trotz ihrer Schalenahnlichkeit mit obvoluta, grosse Uebereinstimmung mit dem Bau von personata. Ein verhaltnissmassig langer, fast kegel- formiger, wenig gebogener Liebespfeil. Diese schone Schnecke steht in der deutschen und selbst der europaischen Fauna ganz isolirt ; Verwandte finden sich nur in Amerika. Sie halt sich an denselben Fundorten auf, wie obvoluta, und gleicht ihr auch in der Lebensweise , nur dass sie um vieles lebhafter ist 105 and bei feuchtem Wetter lustig an Steinen und Grashalmen empor- kriecht. Der Winterdeckel 1st pergamentartig , weiss. Aufgefallen 1st mir immer, dass frische Exemplare im Spatherbst so ganz diinn- schalig, fast mir aus Epidermis bestehend, waren, dass man sie ohne weiteres zu microscopischen Praparaten verwenden konnte, obwohl die Miindungszahne fertig gebildet waren, wahrend ich sie im Fruhjahr an derselben Stelle viel dickschaliger fand, dass sie also erst nach Vollendung der Mundung und im Laufe des Winters die inneren Schalenschichten ablagern. Das Gehause verwittert nach dem Tode sehr rasch, so dass fast nie ein leergefun denes fur die Sammlung brauchbar ist; bei obvoluta ist diess viel weuiger der Fall. Man findet sie meist nur an isolirten Puncten, aber dann stets in grosserer Gesellschaft. Um die Buinen Stein und Nassau (T ho.). Am Webersberg bei Weilburg (Sdbrg.). Im Aubachthal zwischen Langenaubach und Rabenscheid und bei Oberscheld (Koch). Sehr haufig im Forstorte Hain bei Schloss Schaumburg (Tischbein). Ich sammelte sie in Menge am Schlossberg bei Biedenkopf, wo sie weit haufiger als obroluta ist. Im Taunus ist sie von den Frankfurter Sammlern noch nicht gefunden worden, nurHerr Wiegand will ein todtes Exemplar auf der Ruine Reiffenstein gefunden haben; doch scheint mir diess zweifelhaft, da unsre Schnecke, wie schon erwahnt, immer in Gesellschaft vorkommt und sich also wohl auch dort mehr Exemplare hatten find en miissen. F. Untergattung Pruticicola Held. Gehause genabelt oder durchbohrt, gedriickt kugelig , bisweilen behaart; 5 7 ziemlich gewolbte Umgange ; Mundung weit oderrund- mondformig; Mundsaum scharf, innen mit einer Lippe versehen; der Basalrand zuruckgeschlagen. Kiefer mit zahlreichen schwachen Leisten, bis zu 20, arnRande feingezahnt, ziemlich dunn. Liebespfeile 1 oder 2, conisch oder ge- krummt, mit mehrschneidiger Spitze. Die Fruticicolen oder Laubschnecken leben im Gegensatz zu den vorigen nicht auf der Erde, sondern mit Vorliebe auf Laub und Krau- tern, Hel. liispida besonders auf Brennesseln. Nur Hel. incarnata macht hierin , wie in manchen anderen Puncten eine Ausnahme , sie findet sich mit den vorigen Gruppen unter Laub und Steinen. Alle Arten lieben dunkle, schattige Stellen, um so mehr, wie Ed. von 106 Martens treffend bemerkt, je dimlder sie sind. Im Allgemeinen scheinen sie mehr dem Flachland als den Gebirgen anzugehoren ; im Lahnthal oberhalb Marburg fand ich ausser incarnata nur depilata an einzelnen Stellen, wahrend in dem benachbarten , aber tiefer ge- legenen und kalkreichen Dillth al, fiinf, in der Maingegend acht Arten vorkommen. Unsere Arten lassen sich unterscheiden, wie folgt: A. Gehause kegelformig, enggenabelt. Oberhaut wie bereift anssehend, die Mantelflecken des Thieres dnrch das Gehause durchsch emend, Miindung stark gelippt, Hohe 9 10 Mm., Durchmesser 1214 Mm. Ilel. incarnata Miill. B. Gehause fast kugelig. a. Nabel ziemlich weit, Mundsaum innen kaum gelippt, Gehause 16 18 Mm. hoch, 18 20 Mm. breit. Hel. fruticum Miill. b. Nabel sehr weit, Mundsaum innen gelippt, Gehause flacher, 9 -10 Mm. hoch, 1315 breit. Hel. strigella Drp. C. Gehause niedergedruckt. a. Nabel ziemlich weit, Gehause haarig, Miindung rund, innen stark gelippt. Hohe 56 Mm., Breite 910 Mm. Hel. hispida L. b. Nabel weit, Gehause unbehaart, glanzend, Miindung mehr nieder- gedruckt, als bei voriger Art. Dimensionen dieselben. Hel. depilata C. Pfr. c. Nabel eng, halb vom umgeschlagenen Mundsaume bedeckt, Ge- hause behaart. Hohe 4 Mm., Breite 6 7 Mm. Hel. sen'cea Drp. d. Nabel weit, Gehause glatt, schwach gekielt, der letzte Umgang mit einer weisslichen Giirtelbinde. Hohe 6 8 Mm.. Breite 1014 Mm. Hel. rufescens Penn. e. Nabel offen, Gehause zottig behaart; Hohe 56 Mm., Breite 10-12 Mm. Hel. villosa Drp. Die Unterscheidung ist durchaus nicht leicht, und namentlich die kleineren Arten werden vielfach verkannt und verwechselt. 107 38. Helix incarnata Muller. Rothliehe Schnirkelschnecke. Syn. Hel. sylvestris Hartmann. v !rvC*4' w 'vLA/x * Gehause durchbohrt, flach kegelformig mit wenig erhabenem, aber doch spitz endendem Gewinde, stumpf gekielt; Farbe hellroth- lichbraun bis dunkelrothbraun mit einem weissen, durchscheinenden Kielstreifen ; ein feiner, aus winzigen Schuppchen bestehender Ueber- zug lasst frische Gehause wie bereift ; und desshalb matt und glanzlos erscheinen; er wischt sich aber sehr leicht ab und daim wird das Gehause glanzend. Unter der Loupe erscheint es wenig gestreift, feingekornelt. Sechs ziemlich gewolbte, sehr allmahlich zunehmende, durch eine tiefeNaht vereinigte Umgange. Mundung gedruckt mond- formig, Mundsaum scharf, zuruckgebogen, aussen braunroth gesaumt, innen mit einer fleischrothen , besonders am Spindelrande stark ent- wickelten Lippe. Nabel sehr eng, aber fast bis zur Spitze offen, etwas von einer Verbreiterung des Spindelrandes bedeckt. Hohe 9 10 Mm., Breite 1416 Mm. Die Gebirgsexemplare sind meistens bedeutend kleiner. Thier sehr schlank, in der Farbe veranderlich , gelbroth, schmutzig fleischfarb, rothbraun bis schwarzlich, Fiihler dunkelbraun, Augen schwarz, Mantel mit schwarzen Flecken, die durchs Gehause durchscheinen und dem lebenden Thiere ein Ansehen geben, das von dem des leeren Gehauses sehr verschieden ist Kiefer stark halb- mondformig gebogen, am concaven Eande verdickt, mit 23 30 ziem- lich gleichbreiten Querleisten , die nur durch feine Linien von ein- ander getrennt, zu beiden Seiten etwas gebogen sind und nicht fiber den concaven Rand vorragen. Liebespfeil gekrummt, lang, die Spitze schraubenartig rechts gewunden mit zwei breiten Schneiden. Eine kleineForm mit fast ganz bedecktem Nabel nannteZieg- ler Eel. tecta (Pfeiffer; nach Ad. Schmidt ist Hel. tccta Zgl. = vicina Kossm.). Hel. sericea Mull, nicht zu verwechseln mit sericea Drp. ; ist nach Beck nur eine junge incarnata. Im Taunus und bei Biedenkopf findet sich eine kleine Form , die , aber bis auf die Grosse ganz mit der Stammform ubereinstimmt und also nicht als eine besondere Varietat angesehen werden kann. Diese Schnecke findet sich ziemlich uberall in unserer Provinz, mit Hel. obvoluta als regelmassige Bewohnerin der Ruinen, und in Gebirgswaldungen unter Laub und Steinen. Sie bezieht ihre Winter- 108 quartierlfeiemlich spat; ibr Winterdeckel ist hautig mit Spuren von Kalk, und^iegt ziemlich weit zuruck in der Miindung. Gefunden wurde sie bis jetzt im Nerothal und am Kieselborn bei Wiesbaden, auf den Ruinen Frauenstein, Adolphseck, Kammer- burg, Rheineck, Katz, Liebenstein, Steinberg, Spurkenburg, Stein, Dehrn, bei Steeten, Runkel, Vilmar, im Miihlbach-, Worsbach-und Hasen- bachthal (Thomae). Bei Schloss Schaumburg (Tischbein). Am Kaiisberge bei Weilburg (Sdbrg.). Nicht haufig beiLimburg (Lieb- ler). In schattigen Waldern auf Kalkboden umDillenburg bei Ober- scheld, Eibach, Rabenscheid, Breitscheid und Langenaubach (Koch). Im Frankfurter Wald, besonders am Konigsbrunnen haufig; in den Waldern und Ruinen des Taunus (Heyn., Dick in). Um Biedenkopf fast uberall ziemlich gemein, besonders haufig um die Schlossruine. Im Schwanheimer Wald nicht haufig. 39. Helix fruticum Muller. Stauden-Schnirkelschnecke. Gehause offen und tief genabelt, aus 56 stark gewolbten, durch eine ziemlich tiefe Naht vereinigten Umgangen bestehend, durchscheinend, ziemlich stark, sehr fein quergestreift und mit ausserst feinen Spirallinien dicht umzegen, daher fast ohne Glanz, gelblich- weiss oder rothlich bis braunroth, zuweilen auf der Mitte der Um- gange mit einem schmalen, nicht scharfbegranzten, dunkelbraunrothen Bande. Miindung gerundet mondformig, ziemlich weit; Mundsaum etwas nach Aussen gebogen, besonders der Spindelrand; innen meist eine sehr flache weisse oder blaulich irisirende schwache Lippe. Nabel bis zur Spitze offen. Hohe 1618 Mm., Durchmesser 1820 Mm. Thier je nach der Farbe der Gehause verschieden gefarbt, in den dunklen braunrothlich bis dunkelrothbraun, in den helleren gelb- lichweiss oder fleischrothlich. Von den Fiihlern laufen zwei kurze graue Striche uber den Rucken. Mantel schwarzbraun oder blau- schwarz gefleckt, durch den letzten Umgang durchscheiriend, der dess- halb bei dem lebenden Thiere schon gefleckt erscheint. Liebespfeil nur 2 Mm. lang, gerade, kegelformig zugespitzt; an der Ruthe kein Flagellum. Kiefer hell hornfarb, mit 4 5, durch tiefe Zwischen- raume getrennten Querleisten, die als Zahne bedeutend uber den nicht verdickten, concaven Rand hinaustreten. Der Kiefer weicht von dem der anderen Fruticicolen so weit ab, dass in einem darauf gegriindeten 109 System Hel. fruticmn von den nach ihr genannten Frutici*len weit getrennt werden miisste, wahrend andererseits dann Bui. montanus hierhergehoren wiirde. Sie findet sich in dichten Biischen und Vorholzern, unter und auf Stauden und Gestrauchen. Im Winter schliesst sie ihr Ge- hause durch 2 3 papierartige Deckel, die im Inneren je 2 3", hinter einander angebracht werden. Im Nothfall scheint sie auch animalische Nahrung nicht zu verschm alien , denn Ad. Schmidt fand in ihrem Magen Keste eines jimgen Exemplars derselben Art, ein Cannibalismus, den ich aber auch bei anderen grossereu Schnecken beobachtet habe. Man kann der Farbe nach drei Varietaten unterscheiden , die einfarbig weisse oder gelbweisse, die einfarbig rothe oder rothbraune, und die seltnere gebanderte. Auf dem alten Todtenhof und in der Dambach bei Wiesbaden, Lahneck, auf dem Judentodtenhof oberhalb Nassau, in einer Schlucht unter Schadeck bei Eunkel (Tho.). Bei Weilburg im Fruhjahr uberall gemein, beide einfarbige Varietaten ziemlich gleichmassig verbreitet (Sdbrg.). Bei Sinn in Hecken nicht haufig; am Schlossberg und in der Marbach bei Dillenburg haufig, aber nur die rothbraune Form (Koch). Bei Mombach (Lehr). Um Frankfurt besonders haufig am Roderberg, bei Oberrad und am Konigsbrunnen. Bei Sossenheim auf Lossboden die helle Form sehr haufig ; die helle Form an Achens Muhle, die rothbraune am Steinbriicker Teich bei Darmstadt (Ick- rath). Im Lahnthal kommt sie noch bei Marburg in der Marbach auf Buntsandstein ziemlich haufig vor, findet sich aber oberhalb im Kreise Biedenkopf nicht mehr. Die gebanderte Form bei Wiesbaden und Mombach einzeln unter der Stammform (Lehr); ebenso bei Darmstadt (Ickrath). Exemplare mit mehreren Bandern, wie sie Hartmann aus der Schweiz beschreibt, sind meines Wissens in unserem Gebiete noch nicht aufgefunden worden. 40. Helix strigella Draparnaud. Gestreifte Schnirkelschnecke, Gehause offen und weit genabelt, gedruckt kugelig, aus 6- gewolbten, durch eine ziemlich tiefe, am Ende sehr herabgebeugte Naht vereinigten Umgangen bestehend, gestreift, wenig glanzend. 110 hell hoSbraunlich , auf der Mitte des letzten Umgangs mit einem weisslichen Baude; oft weicbhaarig, doch mit ausserst kurzen und leicht loslichen Harchen; Miindung etwas gedriickt, gerimdet mond- formig; Mundsaum am Innenrand zuriickgebogen , innen mit einer flachen, weissen oder violetten Lippe belegt, aussen rothlichgelb oder braunroth gesaumt, Aussenrand dem Innenrand sicb sebr nahernd; Nabel ziemlicb offen , bis zur Spitze gebend. Kobe 9 10 Mm., Breite 1315 Mm. Tbier graugelblicb mit schwarzlichen Fiihlern, Mantel schwarz- licb gefleckt, ein Liebespfeil ist nicbt vorbanden. Sie gleicht in ibrer Lefcensweise der vorigen, ist aber viel seltner und scbeiiit fiir gewohnlicb nur einzeln vorzukommen. Im Miiblthal bei Wiesbaden, an der Kingmauer bei Florsheim, bei der Maxburg zu Braubacb unter Gebiischen, Brennesseln und Gras (Tho.). Am Jobannisberg bei Nauheim (Heyn). Einzeln am Auerbacber Schloss- berg (Ickrath). Bei Sossenheim (Ickratb). Einzeln im Frank- furter Wald. Mcht selten in dem die Florsheimer Kalksteinbruche durchschueidenden Thalchen. (!) 41. Helix hispida M filler. Borstige Schnirkelschnecke. Gehause offen und ziemlich weit genabelt, fast scheibenformig niedergedriickt mit convexem Gewinde, gelbgrau, bornfarbig bis hell- rotbbraun, oft mit rothbraunen Querstreifen, meist mit einem hellen, durchscbeinenden Kielstreifen , mit kurzen, ziemlich dicht stehenden gekrummten Harchen bedeckt, ziemlich deutlich gestreift, weni g gian- zend; Umgange 5-r-6, niedergedriickt, der letzte mit einem schwach angedeuteten , abgerundeten Kiel. Miindung breit mondformig, ge- driickt ; breiter als hoch; Mundsaum schwach erweitert, in der Nahe des Nabels selbst schwach zuriickgebogen, scharf, innen mit einer glanzend weissen Wulst belegt, die am Spindelrande eine starker ausgepragte Lippe bildet, der aussen ein gelblichweisser Saum ent- spricht. Hohe 3 8^2 Mm., Breite 7 Mm. Thier gelbgrau bis schiefergrau mit zwei schwarzlichen Rucken- streifen, schlanker, nach hinten stark zugespitzter Sohle und diinnen Oberfuhlern. Es hat zwei 3 /4 Mm. lange Liebespfeile, die kegelformig zugespitzt, an der Spitze stark ausgezogen und bisweilen etwas ge- kriimmt sind. Der Kiefer ist stark balbmondformig gebogen und Ill am convexen Kande verdickt; seine Querleisten, die nur durch feine Linien von einander getrennt sind, ragen nicht iiber diesen Rand hin- aus; die ausseren Querleisten sind etwas gekriimmt. In Hecken und Gestriipp an Bachufern iiberall gemein. Ueberall in Nassau (Thomae). Gemein um Weilburg (Sdbrg.), Dillenburg (Koch), Frankfurt (Heyn.), Hanau (Speyer). Im oberen Lahnthal kommt sie nur ganz isolirt vor; ich fand sie um Biedenkopf nur an dem Chausseedamrn bei Wolfgruben und erhielt sie durch meinen Bruder von dem alten Schloss zu Breidenstein. Nach von Martens (Alb. Hel. II.) war sie in der Diluvial- zeit haufiger und verbreiteter, als jetzt; das haufige Vorkommen im Diluvium beweist aber nur, dass sie schon damals mit Vorliebe an Bachen und Flussen lebte und desshalb haufig in deren Anschwem- mungen gerieth, in denen sie auch jetzt noch haufig ist ; ein Schluss auf die relative Haufigkeit lasst sich aber aus dem fossilen Vorkommen so wenig wie aus dem im heutigen Geniste ziehen. 42. Helix depilata C. Pfeiffer. Haarlose Schnirkelschnecke. Gehause sehr weit genabelt, gedriickt-kugelig, gestreift, glan- zend, hornfarbig. Sechs enggewundene, starkgewolbte Umgange, der letzte mit einer schwachen, stumpfwinkligen Kante und weisslichem Kielstreifen ; Nabel weit, durchgehend; Mundung gedriickt mondformig; Mundsaum scharf, gerade, innen mit einer weissen Lippe belegt; Ba- salrand gerade, bildet mit dem kurzen Spindelrande einen Winkel. Hohe 4 Mm., grosser Durchmesser 8, kleiner 7 Mm. (L. Pfeif- fer, Mon.). Thier von dem der Hel. hispida nicht verschieden, auch die Pfeile gleich. DieseArt ist jedenfalls die streitigste unter uuseren Fruticicolen ; man halt mitunter abgeriebene Exemplare von sericea, hispida und selbst rufescens fur die Pfeiffer'sche depilata und bestreitet ihr demgemass die Artgiiltigkeit. Die achte, obiger Diagnose entsprechende depilata, bei der selbst mit der starksten Loupe Haarwur/eln nicht zu finden sind, unterscheidet sich durch den weiten Nabel, das hohere Gewinde und die gedrucktere Mundung geniigend von hispida und sericea, um als eigene Art angesehen zu werden. Varietat. Am Mainufer findet man mitunter eine besonders H2 hochgewundene und in Folge davon auch enggenabelte Form , die leicht fiir eine abgeriebene sericea gelialten werden kann , doch ist der Nabel immer noch weiter und weniger bedeckt, als bei dieser Art. Ira Nerothal, Wellritzthal und um Sonnenberg bei Wiesbaden (Thomae). Im Gebu'ck bei Weilburg (Sandb.). Bei Diez (Schub- ler). Im Hofe des Marstalls zu Dillenburg (Kocb). Um Frankfurt am Mainufer nicht selten; eine besonders grosse Form am Wendel- weg. (Die kin). 43. Helix sericea Draparnaud (non Mil Her). Seidenglanzende Schnirke] schnecke. Gehause durchbohrt, fast kugelig, etwas niedergedriickt , horn- braun bis horngran, wenig glanzend, feinbehaart mit kleinen, dicht- stehenden, weisslichen Harchen, oft mit einem schwachen Kiel und dann mit einem weisslichen, durchscheinenden Kielstreifen. Umgange 5, etwas niedergedriickt, Naht ziemlich tief, Miindung gerundet, breit mondformig, wenig breiter als hoch. Mundsaum kaum etwas erweitert, fast geradeaus, hochstens der innere mit einer schmalen Lippe belegt. Spindelrand etwas zuriickgebogen , halb den Nabel deckend. Hohe 45 Mm., Breite 67 Mm. Thier sehr schlank, hellschiefergrau bis gelbweisslieh, mit sehr schlanken, dunkleren Fiihlern. Kiefer mit 12 14 gleichen etwas ge- bogenen Leisten. Zwei kleine, stielrunde, wenig gekrummte Pfeile. Es wird diese Art sehr haufig verkannt, indem man etwas enger genabelte Exemplare von hispida dafiir nimmt, seltener, indem man die achte sericea fur hispida ansieht. Sie unterscheidet sich von derselben sicher durch die mehr kugelige Gestalt, den engen, zum Theil bedeckten Nabel und die weitlaufiger stehenden Haare. An feuchten Wiesen, an Bachufern, in Ruinen unter Gestriipp Sie ist im Allgemeinen selten, und mehrere der angegebenen Fund- orte sind vielleicht noch zu streichen; so z. B. sicher Langenaubach bei Dillenburg (Koch). Gefunden wurde unsere Schnecke im Nerothal und unterhalb der Dietenmiihle bei Wiesbaden (Ro'mer); um Weilburg mit hispida zusammen, selten (Sandb.); Ruine Konigstein, einzeln am Konigs- brunnen bei Frankfurt, Ruine Falkenstein (Heyn. , Dickin); auf feuchten Wiesen bei Sossenheim (Ickrath). Einige todte Exemplare fand ich im Geniste der Nied bei Hochst. 118 44. Helix rufescens Pennant. Berg-Schnirkelschnecke. Syn. Hel. circinata Studer, montana C. Pfeiffer, dandes- tina Born. Gehause offen, bald mehr, bald weniger weit genabelt, etwas kugelig niedergedruckt, schwach gekielt, ziemlich fest, wenig dureh- scheinend, fein aber ziemlich stark gestreift, daher sehr wenig glan- zend, zuweilen auch ganz matt und wie bereift; strohgelblich bis braungelb, meist dimkler rostgelb oder braunlich, aber unregelmassig gestreift. Die sechs sehr allmahlig zunehmenden Wiudungen erheben sich nur wenig zu einem spitzwirbeligen Gewinde und sind durch eine ziemlich vertiefte Naht vereinigt. Der letzteUmgang hat stets einen stumpfen Kiel, oft mit einem weissen, durchscheinenden Kiel- streifen. Miindung schief, gerundet mondformig, ziemlich weit ; Mund- saum scharf, etwas erweitert, am Innenrande znriickgebogen , aussen mit einem rothbraunen Streifen eingefasst, innen etwas weit hinten mit einer glanzend weissen , breiten, aber nicht sehr erhabenen Lippe belegt, die besonders auf dem Spindel- oder Innenrande sehr stark bezeichnet ist. Nabel offen, bis zur Spitze sichtbar, mitunter jedoch ziemlich eng. Hohe 6 Mm., Durchmesser 10 11 Mm. Thier bald heller bald dimkler aschgrau; Kopf, Fuhler und Rucken dunkler, schiefergrau bis schwarz, mitunter das ganze Thier fast schwarz, zuweilen sogar vorn fast braunroth. Der Kiefer, den ich nur an Erdbacher Exemplaren untersuchte, isfc nur wenig halb- mondformig gekrummt, die Enden ziemlich spitz, der concave Rand etwas verdickt; 24 26 ungleichbreite , nur durch schmale Linien geschiedene Querleisten, die nur ganz wenig liber den concaven Rand vorragen und nach den Seiten hin etwas gekrummt sind. Es herrscht bei dieser Art im Namen eine ziemliche Confusion, die durch ihre Veranderlichkeit in Grosse und Farbe noch vermehrt wird. Wir unterscheiden mit Rossmassler die kleinere, dunkel hornbraune, weit genabelte Form als var. montana. Ad. Schmidt will sie als selbststandige Art anerkannt wissen. Diese Art findet sich nur an wenigen , beschrankten Puncten unseres Gebietes. Im Genist des Sonnenberger Bachs bei Wiesbaden (Thomae), spater auch lebend unter Steinen an der Blumsmuhle von A. Romer gefunden. Am Wildweiberhauschen und den Stein- kammern bei Erdbach, in den Ritzen der Kalkfelsen verborgen und 8 114 nur bei Regen wetter zu erlangen (Koch). Auf der Ruine Hattstein im Taunus (Heynemann). Die Erdbacher Exemplare sind ziemlich weit genabelt, sehr dunkel und ohne merklichen Kielstreifen, konnen also fuglich alstw. montana gelten , obwohl sie durch ihr ziemlich erhabenes Gewinde und die weite, nicht gedruckte Mundung wieder von der topischen, bei Heidelberg vorkommenden Form abweichen; sie decken Ross- masslers Fig. 423 ganz gertau. Auf dem Hattstein kommen dunkle und helle , eng und weitgenabelte Formen durcheinander vor , und ware eine genaue Untersuchung der dortigen Verhaltnisse sehr zu wunschen. 45. Helix villosa Draparnaud. Zottige Schnirkelschnecke. Syn. Bel. pilosa von Alten. Gehause offengenabelt, scheibenformig niedergedriickt, zart und diinn, leicht zerbrechlich durchsichtig, gestreift, schwach chagrinirt, gelblich hornfarbig bis braun, zottig, mit langen, steifen, nicht sehr dicht stehenden Haaren. Gewinde niedrig gewolbt, Umgange 6, etwas niedergedriickt; Naht tief; Mundung eirund-mondformig, breiter als hoch;Mundsaum kaum etwas erweitert, innen etwas zuriick mit einer dunnen, breiten, glanzend weissen Wulst belegt, die auf dem Spindel- rande deutlicher als Lippe ausgepragt ist. Hohe 56 Mm., Dchm. 1012 Mm. Thier meist gelblichgrau mit schwarzlichen Oberfu hlern , von denen aus 2 dunkle Streifen u'ber den Ru'cken laufen, durch die Schale ist ein grosser gelber Mantelfleck sichtbar. Die Fusssohle lauft in eine scharfe Spitze aus (v. Alten). Kiefer mit mindestens 6, mei- stens mehr flachen, gleichlaufenden Rippen. Nur an ganz feuchten Stellen und nur bei Regenwetter umher- kriechend, sonst unter abgefallenem Laub verborgen oder an der Unterseite der Blatter in Brombeergebiischen festsitzend. Ursprung- lich in den Alpen heimisch, ist diese Schnecke mit dem Rhein immer weiter nach Norden gewandert, und ist, nachdem lange Zeit Speyer und Worms als die nordlichsten Fnndorte galten, in neuerer Zeit von Herrn A. Romer auch bei Mombach gefunden worden. HerrWie- gand will sie auch bei Frankfurt gefunden haben, doch wird diess von den iibrigen Frankfurter Sammlern entschieden in Abrede gestellt. U5 Anmerkung. Aus der Gruppe Fruticicola kommen in Deutsch- land noch folgende, bis jetzt nicht mit Sicherheit in unserm Gebiete nachgewiesene Arten vor: Hcl. umbrosa Partsch, der Gruppe von rufescens angehorig, a"ber mit starker gewolbten Umgangen, ohne Innenlippe, der Mund- rand ansgebreitet und das Gehause sehr durchscheinend , dass man die Mantelflecken des Thiere s von aussen sieht. Der nachste mir be- kannte Fundort. ist Sachsen. Eel. cobresiana von Alten (unidentata Drp.), so gross wie hispida, aber eng genabelt, holier gewunden und mit einem Zahn auf dem Innenrande der Lippe. Von Tischbein bei Bingen ge- funden. (Thomae). Herr Forstmeister Tischbein in Birkenfeld, an den ich desshalb schrieb, bestatigte mir, dass er im Anfang der vier- ziger Jahre einmal ein Exemplar im Kheingeniste bei Bingen, dem Anschein uach noch ziemlich frisch, gefunden habe; dasselbe kann aber mogliche'rweise vom Oberrhein her angeschwemmt gewesen sein. Die cobresiana, die seit Komer-Buchner und Speyer aus dem Frankfurter Gebiete angefiihrt wird, ist nach Heynemann (Nachrichtsbl. I, 13) eine hispida mit Andeutung eines Zahns. Kreg- linger (Binnenmollusken p. 87) dagegen versichert, dass er die achte cobresiana aus der Menke'schen Sammlung, als von Carl Pfeiffer bei Hanau gesammelt, erhalten habe. Es bleibt somit noch zu entscheiden, ob diese Art unserem Gebiete nicht vielleicht doch angehort. Hcl. rubiginosa Ziegler, zunachst mit sericca verwandt, aber ohne Schmelzleiste am Basalrand und mit dichteren, kurzeren Haaren, auch anatomisch dadurch unterschieden , dass sie nur einen Pfeil be- sitzt. Sie lebt nur an sehr feuchten Stellen, meistens gesellig. Der nachste mir bekannte Fundort ist an der Einmiindung der Sieg in den Khein. Hel. carihusiana Miiller (cartJmsianella Drp.) ; weiss mit rothlichem Mundrand, starker Innenlippe und halb bedecktem Mabel. Nachste Fundorte Kehl am oberen, Bonn am unteren Khein. Aus der nahe verwandten Gruppe Petasia Beck, kommt noch in Mitteldeutschland die schone kegelformige Helix bidens Chem- nitz (bidentata Gmel.) vor, ausgezeichnet durch ihre Form, die ganz eine Vergrosserung ' der Hyalina fulva darstellt, und durch zwei starke, weisse Zahne in der 'Miindung. Sie ist am oberen Maine durchaus nicht selten und diirfte vielleicht bald auch Burgerin unseres 8* 116 Gebietes werden, da zwei lebende Exemplars schon von Herrn Kretzer im Maingenist bei Muhlheim a. M. gefunden worden sind. G. Untergattung Xerophila Held. Gehause weit genabelt , flachgedriickt oder gedriickt kugelig, kalk- oder kreideartig, nur an der Spitze glanzend mid die Embryo- nalwindungen stets dunkel, selbst schwarz ; 5 6 langsam zunehmende Umgange; Miindimg rundmondformig oder fast kreisformig ; Mimd- saum scharf, innen gelippt. Thier mit 12 Liebespfeilen ; Kiefer mit 6 10 starken Quer- leisten. Die Arten dieser Gattung leben mit Vorliebe an trocknen , der Sonne ausgesetzten Kainen, immer in grossen Gesellschaften, meistens zwei Arten zusammen, und mit ihnen Bitlimus detritus und tridens. Sie sitzen bei trocknem Wetter Tags iiber an Grashalmen u. dgl. festgekittet ; Nachts und bei Kegenwetter kriechen sie herum. Alle finden sich fast nur auf Kalkboden. In unserem Gebiete finden sich drei Arten, die sich folgender- massen unterscheiden lassen: a. Gewinde flach, Durchmesser 14 20 Mm. Hel. ericetorum Mull. b. Gewinde mehr erhoben, Durchmesser unter 12 Mm. Nabel enger, Umgange sehr langsam zimehmend, glatt oder nur fein gestreift; em langer Liebespfeil. Hel. candidula Stud. Nabel weiter, Umgange rasch zunehmend, stark gerippt; zwei kurze Liebespfeile. Hel. costulata Zgl. 46. Helix ericetorum M tiller. V Haideschnirkelschnecke. Gehause sehr weit genabelt, niedergedruckt , etwas scheiben- formig, aus sechs walzenformigen , durch eine tiefe Naht vereinigten Umgangen bestehend, die sich nur wenig zu einem ganz flachen Ge- winde oder gar nicht erheben. Farbe entweder gelblichweiss, nie rein porcellanweiss , was sie von Ilel. obv'a unterscheidet oder braun- gelblich, mit oder ohne Bander, unregelmassig , aber zuweilen auf den oberen Umgangen sehr deutlich gestreift, undurchsichtig ; wenig 117 glanzend, sehr fest. Mundung fast rund, etwas mondformig ausge- sclinitten; Mundsaum gerade, scharf, innen etwas zuriick mit einem undeutlich begranzten, weissen Wulst belegt, dem an braungelblichen Exemplaren aussen am Nacken ein rothgelblicher Saum entspricht. Mundrander einander sehr genahert; Nabel sehr weit, perspectivisch das gauze Gewinde zeigend. Hohe 8 9 Mm., Durchmesser 13 20 Mm. Thier gelblich, auf dem Kiicken mit zwei breiten braunlichen Streifen, die von der Grimdfarbe nur wenig erkennen lassen; auch die Sohle ist von zwei breiten, nach aussen dunkler werdenden, braunen Streifen eingefasst; dieselben werden nach hinten schmaler und er- scheinen nicht selten unterbrochen , wenn das Thier kriecht. Obere Fuhler schwarzlich gran. Es hat zwei lange, gekrummte Liebespfeile und ist dadurch immer von der verwandten Hel, obvia Zgl. zu unterscheiden, deren Pfeile kurz und gerade sind. Bei der Begattung wird, wie ich mich in meinem Terrarium iiberzeugte, von jedem Thier nur ein Liebespfeil ausgestossen. . Auffallend ist bei dieser Form die Neigung, beim Bau des letzten oder schon des voiietzten Umganges von der normalen Win- dungsebene nach unten abzuweichen, eine Erscheinung, auf die mich Heynemann aufmerksam machte, die aber schon dem scharfen Auge Hartmanns nicht entgangen ist. Man kann kaum eine grossere Anzahl sammeln, ohne einige darunter zu finden, die diese Missbildung zeigen, und gar nicht selten findet man halbscalaride Formen, bei denen der letzte Umgang ganz unter den vorletzten herabgeht. An sonnigen Kasenplatzen , besonders gern an Kainen und Boschungen, und, wo sie vorkornmt, immer in grosseren Mengen. Sie scheint den Kalkboden, und zwar nur die leichter auflos- lichen jungeren Kalke, zu bevorzugen und kommt desshalb in vielen Gegenden gar nicht, oder nur an beschrankten Stellen vor. Loss- boden verhalt sich wie Kalk. Ihr Winterquartier bezieht sie ziem- lich spat, ich fand sie im Winter 186970 trotz der fruhzeitigen Schneefalle und Froste noch nach Weihnachten in grosser Anzahl munter fressend und weiterbauend. In meinem Terrarium im ge- heizten Zimmer blieben sie den ganzen Winter hindurch munter und vermehrten sich. Auch im Winter 187071 beobachtete ich diese Erscheinung. Im Dillthal und im oberen Lahnthal auf Schiefer und Stringocephalenkalk kommt sie nicht vor. In der Umgebung von 118 Wiesbaden haufig, zumal anf den Feldern und Wegrainen nach Bier- stadt, Erbenheim und Mosbach, an der Tranke, der Schwalbacher und Platter Chaussee; an beiden Rheinufern ; bei der Schlossruine Lahneck. (Thomae). Am Schellhof, Webersberg, bei Kirschhofen, am Lohn- berger Wege ; gemein. Ebenso bei Diez , Oranienstein und an der unteren Lahn, meistens grauweiss mit uud ohne Bander; die grosse gelbliche Form bei Diez nicht selten. (Sandbrg.). An mehreren Puncten um Frankfurt, an der Salpeterhutte eine constant kleinere Form, hochtens 12 Mm. im Durchmesser (Heyn.). Am Auerbacber Schlossberg eine sehr grosse Form, kleinere im Muhltbal und am Bahndamm zwischen Arheilgen und Darmstadt (Ickrath). Am Eisenbabndamm vor Hochst; bei Florsheim. Eine kleine, ungeban- derte, stark rippenstreifige Form fand ich ganz isolirt in dem Sande der Umgebung der chemischen Fabrik Griesheim, auf einem stark mit Sodagyps gedu'ngten Kleeacker nah am Main. Mit derselben kommt noch eine grossere vor, die auf fast reinweissem Grund mei- stens jiur ein breites, oberhalb der Mittellinie verlaufendes Band zeigt- Sie ist jedenfalls vom Main angeschwemmt worden, in dessen Ge- niste man sie haufig lebend findet. Desshalb kommt sie auch hier und da langs des ganzen unteren Mains auf den Wiesen vor, ohne sich jedoch auf die Dauer auf dem kalkarmen Boden Alluvialthon, kein Loss - - halten zu konnen. Die von Thomae unter Nr. 42 angefiihrte Bel. neglecta vom Damm bei Mombach ist nach Heynemann (Nachr. Bl. I, 13) nur eine etwas enger genabelte ericetorum, die hier und da einzeln unter der Stammform vorkommt. Nabelweite undHohe derWindungen sind uberhaupt beiunserer Form sehr wechselnd ; mit dem hoheren Gewinde wird der Nabel enger, und umgekehrt, und ich habe hier Formen gefunden, die sehr stark an variabilis erinnerten. 47. Helix caiididula Studer. Quendelschnecke. Syn. H. tliymorum von Alt en; Hel. unifasciata Poiret. Gehause durchbohrt bis ziemlich offen genabelt, kugelig nie- dergedriickt, meist kalkweiss, selten rein, dagegen meist mit feinen, zuweilen in Flecken oder gemeinsam in Querstrahlen - besonders auf der Unterseite - - aufgelossten Bandern ; ziemlich stark, fast un~ 119 durchsichtig, wenig glanzend, sehr fein gestreift bis glatt. Umgange 4 ! /2 5, unten mehr als oben gewolbt, ein gewolbtes, oben stumpfes Gewinde bildend;Naht raittelmassig; Miindung gerundet, meist etwas gedriickt, von der Miindungswand etwas mondformig ausgeschnitten, kaum breiter als hoch ; Mimdsaum geradeaus, scharf, innen mit einer weissen, meist ziemlich starken Lippe belegt. Hohe 3 4 /2 6 Mm., Durchmesser 4 x /2 9 Mm. Thier aschgrau, Fiihler und Hals dunkler. Es hat nur einen, ziemlich langen Liebespfeil, was sie von der folgenden, mit zwei kurzen Pfeilen versehenen Art, scheidet. Sie kommt fast immer mit der vorigen Art zusammen vor. An den Sandhiigeln bei Mosbach und dem Hessler, bei der Hammerrmihle, hiiufig (Thomae). Am Schellhofe, Webersberg und bei Kirschhofen, gemein; ebenso bei Diez, Oranienstein und an der unteren Lahn (Sandb. ). Bei Frankfurt an mehreren Puncten, am Sandhof, bei Cronthal, Florsheim. Am Eisenbahndamm bei Nied. ! Ziemlich selten um Oberlahnstein (Servain). Am Auerbacher Schlossberg; eine grossere Form mit bedeutend hoherem Gewinde (var. gratiosa Sta- bile) am grossen Kugeliang des Darmstadter Exercierplatzes (Ickrath). , 48. Helix costulata Ziegler. Rippenstreifige Schnirkelschnecke. Syn. Hel. striata bei Thomae. Gehause genabelt, gedriickt kugelig, glanzend, stark rippen- streifig, gelblich oder gelblichweiss. meist mit mehreren schwarzlichen Binden, die mitunter zusammenfliessen und nur um den Nabel herum einen hellen Streifen lassen. Umgange 5, etwas gewolbt, ziemlich rasch zunehmend, schneller als bei candidula, der letzte vornen kaum herabgezogen. Mundoffnung erweitert, gerundet. mondformig, der Mundsaum dimn, scharf, innen kaum gelippt. Hohe OVs Mm., Durch- messer 8V2 9'/2 Mm.; doch kommen haufig kleinere Exemplare vor. Thier mit zwei kurzen Liebespfeilen. Auf Sandfeldern in der Nahe des Lahndammes zwischen Eber- stadt und Darmstadt (Noll). Auf der Mombacher Haide leere unausgewachsene Gehause uberall in Menge- umherliegend, lebende Thiere nur an den Abhangen der Schiessplatze und alten Schanzen an der Unterseite der Blatter von Verbascum, Potentilla u. dgl, 120 (Heyn.). Auf Sandfeldern bei Castel, in der Nahe von Salsola einzeln (Sandb.) Aus dieser Gruppe sind ferner noch zwei Arten zu erwahnen, die allerdings nicht zn unserer Fauna gehoren, aber durch Zufall ein- geschleppt wurden und sich eine Zeit lang lebend erhielten. Die eine Hel. candicans Z g 1. , kam vor mehreren Jahren mit ungarischem Waizen an und soil sich, absichtlich oder unabsichtlich ausgesetzt, mehrere Jahre lang am Bahndamm der Mainneckareisenbahn erhalten haben, ist aber nun wieder ausgegangen. Die andere, Hel. acwfoMull., kam 1870 in einer Menge meist junger Exemplare an zwei Dattel- palmenstammen aus Alexandria in diePalmengarten; ob sie sich dort langer erhalten wird, bleibt abzuwarten; den Winter 1870 71 hat sie gliicklich uberstanden. 8*. H. Untergattung Arionta Leach. 49. Helix arbustornm Linne. Gefleckte Schnirkelschnecke. Gehause bedeckt durchbohrt, kugelig. bauchig, glanzend, etwas gestreift und auf den oberen Umgangen mit dichten, feinen Spiral- linien umzogen. Grundfarbe kastanienbraun mit einem schmalen, dunkelbraunen Bande, das etwas u'ber der Mitte des letzten Umgangs, und dann bis an die Spitze u'ber die Naht hinlauft, bei manchen Formen aber auch -fehlt; ausserdem ist das Gehause mit zahl- reichen unregelmassigen, zuweilen in Querreihen gestellten, strohgelben Stricheln bedeckt oder besprengt und zeigt meist mehrere deutliche Zuwachsstreifen ; die oberen Umgange sind meist fleckenlos und ein- farbig dunkelbraun, und Widen ein stumpfes, sich wenig erhebendes Gewinde; Mundung gerundet mondformig; Mundsaum zuriickgebogen, ganz frei, aussen schmutziggelb gesaumt, innen mit einer glanzend- weissen Lippe belegt. Nabel eng, von einer lamellenartigen Verbrei- terung des Spindelrandes oft fast ganz verdeckt. Naht mittelmassig, zuletzt sehr herabgekriimmt. Hohe 12 24 Mm., Durchmesser 15 -27 Mm. Thier graublau bis schwarz, uber den Kucken mit zwei dunk- leren Streifen, an der Sohle braungrau, die Oberfuhler an der Spitze heller. Kiefer hornbraun mit 46 stark vorspringenden , ungleichen Querleisten, die durch tiefe Zwischenraume getrennt sind und am Eande Vorsprunge bilden; der concave Rand ist nicht verdickt. Lie- 121 bespfeil 4 1 /2 Mm. lang, mit trichterformiger Basis, langem gek*umm- tem Hals und lancettformiger , breitgedruckter Spitze mit zwei stumpfen Kant en. Man kann vor allem eineflachere und eine mehr kugelige oder kegelformige Form nnterscheiden; sie kommen zusammen vor und sind durch Zwischenformen mit einander verbunden. Ferner kommt sie, je nachdem die braune Grundfarbe oder die helleren Flecken uber- wiegen, heller oder dunkler, und beide Farben mit und ohne Band vor. Formen mit mehreren Bandern, wie sieHartmann beschreibt, habe ich aus Nassau noch nicht gesehen; auch weicht keine der Formen genugend ab, um eine der von Albers angefuhrten Varie- taten darin zu erkennen. In Ebenen und Vorbergen an den Ufern der Gewasser, an feuchten Stellen und in Garten. In Nassau ist sie nur sehr wenig verbreitet. Sie fehlt ganz im Lahngebiet, mit Ausnahme der nachsten Umgegend von Marburg auf buntem Sandstein, wo sie aber nach Bunker's Ansicht absichtlich angepflanzt ist; es kommen dort mit- unter Exemplare vor, die fast nur aus Epidermis bestehen und sich sehr der var. picea nahern. Am Eheinufer; bei Wiesbaden selten, nur im Wellritzthal (Thomae). An verschiedenen feuchten Puncten in der Umgegend von Frankfurt; im Weidengestrupp am Main bei Oberrad (Ro'mer-Buchner), im Frankfurter Wald, am Muhlberg ohne Band (Die kin), Im Schwanheimer Wald nur am Wurzelborn ; am Mainufer oberhalb Niecl sehr dunkel und ziemlich diinnschalig. Im Kodelheimer Waldchen und am grossen Eebstock haufig. Im Herrngarten und auf der grossen Woogswiese bei Darm- stadt (Ickrath). Von Langenbrombach im vorderen Odenwald er- hielt ich sie durch Herrn Lehrer -Buxbaum. -- Monchbruch (Ickr.) Im Maingenist sind leere Gehause sehr haufig und manche Fund- orte mogen durch Verpflanzung mit dem Geniste bei Sommerfluthen entstanden sein. I. Untergattung Chilotrema Leach. 50. Helix lapicicla Linne. Steinpicker. Gehause offen und ziemlich weit genabelt, linsenformig nieder- gedruckt, scharf gekielt, fest, wenig durchsichtig, sehr fein, abervoll- kommen deutlich gekornelt, daher nur matt gelbglanzend , gelblich 122 hornfarbig, oben mit unregelmassigen rostbraunen Flecken, unten mit eben solchen Streifen; die fiinf platten Umgange erheben sich nur sehr wenig und sind durch eine seichte von dem Kiele gebildete Naht vereinigt ; bei der Munching kriimrat sich der letzte Umgang weit unter den Kiel herab und beide Mundrander fliessen auf der Miin- dungswand in eine freie , gelo'ste Lamelle zusammen , wodurch der Mundsaum ein zusammenhangender , geloster wird. Miindung quer- eirund , sehr schief , gedriickt ; Spindelrand bis an den Kiel zuriick- gebogen. weiss und scheinbar gelippt; Aussenrand erst herab und dann ein wenig nach aussen gebogen, bei der Vereinigung mit dem Innenrand an dem Kiel eine kleine Bucht bildend; Nabel offen, weit und bis zur Spitze sichtbar. Hohe 8 Mm., Durchmesser 14 16 Mm. Thier graubraunlich , fein gekornelt ; von den Oberffihlern aus gehen zwei dunkele Linien uber den Eiicken ; Augenpuncte schwarz, Sohle schmutzig gelblich. Kiefer mit 48 starken, parallelen Rippen und gezahntem Rand. Ein gekrummter, an der Basis zweischneidiger Liebespfeil mit verdickter Spitze. Allenthalben im Gebirge verbreitet in den Fugen der Mauern, unter Steinen, an Felsen, mitunter auch an Baumstammen; in der Ebene seltener und fast nur in Waldungen an Buchenstammen. 1m ganzen Gebiete gemein, besonders an den Burgeri Sonnenberg, Frauen- stein, Idstein, Eppstein, Konigstein, Cronberg, Hohenstein, Adolphs- eck, Katz, Liebenstein, Sternberg, auf Rheineck, Kammerburg, Sauer- burg, Stein und Nassau, an Felsen im Lahnthal bei Runkel, an der Leichtweisshohle bei Wiesbaden (Thorn a e). Bei Weilburg und Dillenburg gemein (Sdbrg. Koch). Auf alien Ruinen desTaunus; am Bruchrainweiher an Baumstammen (Die kin). Langs der ganzen Bergstrasse haufig (Ickrath). Um Biedenkopf an alien Mauern und Felsen (besonders den aus Griinstein bestehenden) gemein; an Baumstammen nur im Hambachskopf bei Breidenbach. Eine constant weisse Form fand Koch bei Burg. Hel. la- picida scheint uberhaupt sehr zu Missbildungen geneigt, obwohl sie sonst den Typus der Art ganz ungemein festhalt und keine Varietaten bildet. Ich fand sehr haufig Exemplare, bei denen der Kiel nicht ganz genau mit der Naht zusammenfiel, sondern uber dieselbe empor- stand, einmal ein solches, bei dem der letzte Umgang vollstandig unter den vorletzten herabging, so dass das Gehause doppelt erschien. Ein anderes Exemplar, das ich gleichfalls bei Biedenkopf fand, zeich- 123 nete sich durch den ganz lichen Mangel jeder Wolbung aus; die obere Flache war platt, wie ein Tisch. In Folge des Aufenthaltes findet man die Gehause nicht selten beschadigt und ausgebessert, und im Fruhjahr, wenn sie ihre Schlupf- winkel verlasst, sind sie mit Koth und Spinnweben uberzogen, wie Bulimus obscurus und Succinea oblonga, bei denen man eine be- sondere Absicht darin finden will. ' K. Untergattung Tachea Leach. Gehause ungen abelt, kugelig oder etwas gedruckt , weiss , roth- lich oder gelb mit scharfen Binden oder einfarbig; funf Umgange* der letzte gewolbt, etwas erweitert, nach derMiindung hinabsteigend ; Oeffnung weit mondiormig, etwas eckig. Mundsaum zuruckgebogen, gelippt, mit verdicktem Spindelrand. Der Kiefer hat 27 starke Querleisten und einen gezahnten Kand. Ein Liebespfeil mit vier Schneiden. Die Tacheen leben in Heck en, in und auf Gebiischen und selbst niederen Baumen, mit Vorliebe in der Nahe cultivirter Landereien; sie lieben das Licht, ohne sich gerade der Sonne auszusetzen. An feuchten Stellen sind sie meist lebhafter gefarbt, an sonnigen ein- farbig und heller. Unsere beiden Arten unterscheiden sich wie folgt: Mundsaum dunkelkastanienbraun, Liebespfeil lang, gekrummt. Hel. nemoralis L. Mundsaum weiss, Gehause kleiner und zierlicher, Liebespfeil kurz, fast gerade. Hel. liortensis Mull. 51. Helix nemoralis Linne. ,J^ Waldschnirkelschneeke. Gehause ungenabelt, kugelig, nicht stark gestreift, zuweilen etwas runzelig , glanzend , lebhaft citrongelb bis braunroth und von alien zwischen diesen Farben liegenden Abstufungen, zuweilen selbst olivengrunlich oder leberbraun, in der Eegel mit funf dunkelbraunen Bandern, von denen die beiden obersten stets die schmalsten, die untersten die breitesten sind; durch Zusammenfliessen oder Ver- schwinden mancher oder selbst aller Bander entstehen die mannig- fachsten Combinationen. Naht zieinlich seicht, zuletzt vor der Mun- dung leicht herabgekriimmt ; Mundung breit und etwas eckig mond-. 124 formig; Mundsaum mit einer starken Lippe belegt; der bogenformig gekriimmte, ziemlich stumpfe Aussenrand zuruckgebogen , in einem merklichen Winkel mit dem geraden, wulstigen, ganz zuruckge- schlagenen und mit der Columelle verwachsenen Innenrande sich ver- bindend. Mundsaum und Miindungswand dunkelkastanienbraun ge- farbt; die Lippe ist heller als der Mundsaum selbst, der aussen dunkel graubraun gefarbt ist. Vom Nabel ist an ausgewachsenen Exem- plaren nie eine Spur. Hohe 1825 Mm., Breite 2228 Mm. Thier gelblichgrau bis dunkelschwarzgrau , an den Seiten fiber der Sohle oft gelb gefleckt ; von den langen, dunklen Fuhlern laufen u'ber den Kiicken zwei breitere oder schmalere, hellere oder dunklere Streifen, die meistens zwischen sich eine hellere Linie lassen, mit- unter aber auch zusammenfliessen. Sohle hellgelblichgrau bis fast schwarz. Kiefer hornbraun mit einem dunnen Saum am concaven Eande und 2 7 starken, ziemlich gleichbreiten Querleisten, die breiter als die Zwischenraume sind und am Eande stark vorspringen. Liebes- pfeil schlank, gekrummt, sehr zerbrechlich, mit einer deutlichen Krone, langem, schlankem Hals und zwei breiten und zwei schmalen Seiten- kanten. Varietaten. Es kommen grossere und kleinere, kegelformige, kugelige und fast flach gedruckte Exemplare vor, aber znsammen an denselben Wohnorten, so dass man sie nicht fuglich als Varietaten betrachten kann. Eher ist dies der Fall mit einer durch .rosenrothe Lippe ausgezeichneten , sehr grossen Form, der var. roseolabiata. Ferner kommen Blendlinge mit durchscheinenden Bandern, wenn auch seltener als bei hortensis, links gewundene und wendeltreppenartige Formen vor. Die meisten Verschiedenheiten entstehen durch Ver- schwinden oder Zusammenfliessen von Bandern; es konnen dadurch nach Heynemann *) 89 verschiedene Formen, -- wenn man die verschiedenen Grundfarben berucksichtigt , noch mehr - - entstehen. Nach G. von Martens schwindet immer zuerst das zweite Band, dann das erste , dann das vierte , das fiinfte , und zuletzt erst das dritte. Solche, bei denen das dritte Band fruher verschwindet r sind im allgemeinen selten ; ich fand indess am Schlossberg bei Biedenkopf solche Formen in alien moglichen Combinationen nicht selten, minde- stens ebenso haufig, als funfbanderige. Am haufigsten waren dort dreibanderige mit 3. 4. 5. oder 3. 4. 5., dann, besonders an sonnigen *) Achter Bericht des Offenbacher Vereins fiir Naturkunde. 125 Hftngen, die einfarbigen; einbanderige , nur mit dem dritten Band, gehorten dort zu den grossten Seltenheiten. Wie sich diese Bindenvarietaten bei der Fortpflanzung verhalten, ob sie erblich sind, und welche Verhaltnisse bei der Vermischung verschiedenerFormen eintreten, 1st ein ebenso interessantes, wieleicht ] osliches Problem , u'ber welches trotzdem noch durchaus keine Be- obachtungen gemacht sind. Allenthalben im Lande haufig, an den meisten Orten haufiger, als hortensis ; nur um Dillenburg findet nach Carl Koch das Gegen- theil statt, wahrend sie in dem benachbarten Biedenkopf ganz allein herrscht. Im Gebirg ist sie meist kleiner und dunnschaliger, als in der Ebene. Am lebhaftesten gefarbt findet man sie in feuchten Gar- ten und Waldungen; sie gibt dort oft den schonsten tropischen Schnecken an Farbenpracht nicht nach. Die var. roseolabiata findet sich wunderschon bei Frankfurt, am Sudabhang des Sachsenhauser Miihlbergs; sehr selten sind Exemplare mit einem durchscheinenden Bande darunter; ein einziges Exemplar mit drei durchscheinenden Binden, von ebendort stammend, liegt in Kossmasslers Samm- lung. Ein links gewundenes Exemplar und einige Blendlinge fand ich am Schlossberg .bei Biedenkopf. Sehr selten sind Exemplare mit mehr als firnf Bandern; sie entstehen indem entweder ein Band, meistens das zweite, sich spaltet, oder ein sechstes Band in einem Zwischenraume auftritt. Durch Herrn Professor Bunker erhielt ich miter einer grosseren Quantitat nemo- ralis aus der Umgegend von Marburg mehrere sechsbanderige und auch ein Exemplar mit sieben deutlichen Binden. 52. Helix hortensis M tiller. n , . , . , , i ifa*~4 "t' Gartenschmrkelschnecke. Gehause fast ganz dem von nemoralis gleich , nur kleiner und zarter, und die Lippe des Mundsaums weiss. Meistens sind alle fiinf Bander vorhanden, oder sie fehlen sammtlich ; Verschwinden einzelner Bander ist selten, haufiger das Zusammenfliessen und nicht selten findet man sammtliche Bander zusammengeflossen. Thier heller als das von nemoralis, aber ihm sonst vollkommen gleich. Da beide sich nicht selten fruchtbar begatten, hat man sie lange Zeit fur Varietaten einer Art erkennen wollen, bis Adolf Schmidt im Liebespfeil einen constanten Unterschied nachwies. 126 Kiefer im ganzen zarter und zierlicher, als bei nemoralis, meist nur mit zwei Querleisten, doch auch bis zu 6 und 7 steigend, wie der von nemoralis, der meistens vier Hauptleisten tragt. Liebespfeil ziemlich gerade und viel kiirzer, als bei Hel. nemoralis. Von Varietaten ist besonders die Form mit brauner Lippe zu bemerken, var. fuscolalnata oder liybrida, von den Belgiern sehr unnothigerweise als Helix Sauveuri Col beau als eigene Art unter- schieden. Sie wird von vielen fur einen Bastard von liortensis und nemoralis gehalten, doch sind entscheidende Versuche meines Wissens noch nicht gemacht worden. Ueber sonstige Varietaten gilt ganz dasselbe, wie uber die von nemoralis, nur sind Exemplare mit durch- scheinenden Bandern weit haufiger. Ziemlich allenthalben in Nassau, doch nur um Dillenburg und Nassau an der Lahn haufiger, als nemoralis. Thomae nennt sie sparsam verbreitet und fuhrt als besondere Fundorte an : alter Todten- hof, Geisberg, Clarenthal bei Wiesbaden, Liebenstein und Sternberg, Oranienstein, Gutenfels. Um Biedenkopf kommt sie nur an wenigen Puncten und ganz einzeln vor; am Schlossberg habe ich sie nie ge- funden, aber ein paar hundert ausgesetzt, die sich wohl einburgern werden. Auch im Garten des Breidenbacher Pfarrhauses habe ich eine Anzahl Exemplare ausgesetzt, die sich seit mehreren Jahren fort- pflanzen. Um Frankfurt kommt sie an den meisten Puncten vor, stellen- weise nur ungebandert; hinter Oberrad am Weg nach dem Schiess- platz in den Hecken ist etwa ein Drittel mit rosa Lippe und ge- brauntem Gaumen, aber alle ungebandert. Koch fand die var. fus- colabiata auch bei Burg und im Feldbacher Waldchen bei Dillenburg, mit ihnen auch Exemplare mit dunkelgelber Lippe. Anmerkung. Eine dritte Form dieser Gruppe, Hel. sylvatica Drp., soil nach dem Verzeichniss von Speyer auch in der Wetterau vorkommen; es ist das jedenfalls ein Irrthum, da diese Art nord- licher als Carlsruhe nicht vorkommt. Wahrscheinlich haben Exem- plare von nemoralis, bei denen die Bander, wie bei sylvatica, in Flecken aufgelost waren, Anlass zu der Verwechslung gegeben. 53. Helix pomatia Linne. Weinbergsschnecke. Gehause bedeckt durchbohrt, kugelig, bauchig , stark, doch un- 127 regelmassig gestreift, zuweilen fast gefaltet und auf den oberen Um- gangen mit feinen Spirallinien versehen; gelblich oder braunlich mit schmaleren oder breiteren, dunkleren oder helleren Bandern, vondenen zuweilen einige zusammenfliessen oder verschwinden ; selten sind alle fiinf Bander vorhanden ; mitunter kommen auch banderlose Blendlinge vor. Die fiinf Umgange nehmen schnell an Weite zu und sind durch eine stark bezeichnete Naht vereinigt. Miindung weit, fast eirund; Mundsaum etwas nach aussen gebogen, an ausgewachsenen Exem- plaren etwas verdickt, rothlich oder violett lederfarben; Spindelrand als eine breite Lamelle vor den engen Nabel gezogen, der dadurch fast bedeckt wird. Winterdeckel hart, kalkig, stark, aussen gewolbt, innen ausgehohlt , ganz vorn in der Miindung stehend , dahinter ist noch eine diinne, durchsichtige Haut ausgespannt. Hohe 30 40 Mm., Breite etwa ebensoviel. Thier schmutzig-gelblichgrau, Kopf und Fiihler fein, die ubrige Oberseite des Thieres grob gekornelt ; die Zwischenraume der Korner bilden ein vertieftes schwarzes Netz; die Augen auifallend klein. Kiefer stark lichtbraun, mit 4 10, in der Kegel 6 starken Quer- leisten, die durch weite, ebene Zwischenraume getrennt sind und am Rande als spitze Zahnchen vorspringen. Zunge 11 12 Mm. lang mit etwa 124 Langs- und 230 Querreihen, also etwa 26000 Zahnchen. Liebespfeil 810 Mm. lang, mit deutlich unterscheidbarer Krone, Kopf, Hals und Spitze. Die Weinbergsschnecke legt mehrmals im Jahre erbsengrosse Eier mit weisser, hautiger Schale in kleinen Haufchen in eine Hoh- lung, die sie sich selbst in die feuchte Erde grabt und dann wieder mit Lehmkliimpchen zuwolbt. Varietaten. Man kann zwei Hauptformen unterscheiden, eine mehr kugelige, wie sie die Abbildung nach einem Exemplar aus Biedenkopf darstellt und eine mehr kegelformige. Hartmann nennt die erstere var. rustica. Ueber die Vertheilung beider Formen in Nassau ist mir nichts Naheres bekannt. Auf Kalkboden sind die Exemplare viel grosser und lebhafter gefarbt, als auf Schiefer und Sandboden. Allenthalben an sonnigen Eainen, in Hecken und Vorholzern, aber im Gebirge mit Vorliebe in der Nahe der Wohnungen oder an Ruinen, wenigstens um Biedenkopf. Auffallend war mir ihr ganz- liches Fehlen im sogenannten Breidenbacher Grund. 1m Frankfurter Wald ist sie' auch auf Sandboden haufig langs 128 aller Chausseen, welche mit Kalksteinen gedeckt werden, aber sie entfernt sich nur selten welter davon* als der Kalkstaub vom Winde getrieben wird. An den mit Basalt gedeckten Chausseen habe ich sie nicht in dieser Weise beobachtet. Missbildungen sind nicht selten. Linksgewimdene Exemplare fanden Sandberger bei Weilburg nnd Koch bei Dillenburg. Eine sehr sehone Scalaride erhielt ich leer bei Biedenkopf. Noch weit haufiger findet man Kriippel und ausgebesserte Exemplare , denn die Weinbergsschnecke ist durch ihre Grosse und Schwere vielen Ver- letzungen ausgesetzt, wo sie, wie um Biedenkopf, an steilen, steinigen Gehangen lebt; sobald sie durch irgend einen Zufall ihren Halt ver- liert, kommt sie ins Rollen und stosst nicht selten mit solcher Ge- walt an, dass die Schale zerbricht. An manchen Steilen habe ich vergeblich nach einem unverletzten Exemplare gesucht. Soviel mir bekannt, werden die Weinbergsschnecken in unsrer Provinz nirgends gewerbsmassig gesammelt oder gemastet, wie es in der Umgegend von Ulna und in den Schweizer Klostern geschieht. Dort werden die Weinbergsschnecken in eignen Zwingern, die mit Mauern von Sagespanen umgeben sind, - - das Wasser scheut Hel. pomatia nicht sehr, gemastet und, wenn sie im Winter einge- deckelt sind, versandt oder verspeisst. Schon die Eomer hatten eigene Schneckenbeh alter; im Mittelalter waren besonders die Monche dieser Speise hold und fuhrten sie in Livland, Norwegen und England, wo sie fruher nicht vorkam , ein. In ahnlicher Weise ist die verwandte Hel. aspersa Mull, aus Sudeuropa an verschiedenen Puncten ausser- halb ihres eigentlichen Verbreitungsbezirkes verwildert und Eel. punc- tata Mull, von den baskischen Einwanderern in die Laplatastaaten eingefiihrt worden. Zehntes Capitel. Till. BULIMINUS Ehrenberg. Frassschnecke. Unter dem Namen Bulimns , wortlich Vielfrassschnecke , aber entstanden aus der Verketzerung von Bulin , womit A dan son eine Physaart benannte, und eben so unpassend, wie der obenstehende deutsche Buchername, fasste Bruguiere alle Gehauseschnecken zu- 129 sammen, deren Mundung hoher als breit ist, also ausser den gar niclit zu den Heliceen gehorigen Gattungen Limnaea, Physa, Auri- cula und Melania auch Clausilia , Pupa , Ach atina und Succinea. Mit dem Bekanntwerden grosseren Materials musste hier eine Schei- dung eintreten und Draparnaud und Lamarck trennten die ge- nannten Arten ab. Es blieb dann der Name nur noch den Arten mit ganzrandiger, ungleichseitiger Mundung, die hoher als breit ist, und mit nicht abgestutzter SpindeL Sie bilden aber immer noch eine ungeheure Gruppe, in der sich kaum zurechtzufinden war, und man muss es mit Freude begriissen, dass die anatomische Unter- suchungen der Neuzeit in diesem Chaos verschiedene Typen, besonders durch die Kieferbildung getrennt, nachwies. Gestutzt darauf hat man die europaischen Arten, die sammtlich einen schmalen, nur schwach gestreiften Kiefer haben, als JBuliminus abgetrennt und lasst den alten Namen den tropischen Formen mit starkgeripptem Kiefer. Ein neuer deutscher Name ware ebenfalls wiinschenswerth, denn es ist komisch , eine Schnecke als Yielfrasssehnecke zu bezeichnen, die durchaus nicht mehr frisst, als andere Schnecken, und wohl nir- gends in geniigcnder Menge vorkommt, um ernstlichen Schaden zu thun. Der Form nach konnte man sie vielleicht nicht unpassend Thurmschuecken nennen. In der dermaligen Umgranzung stellt sich nun der Gattungs- character, wie folgt : Gehause langlich eiformig oder thurmformig, die Mundung ganz, holier als breit, der aussere Mundsaum weit langer, als der innere; die Spindel ist gerade ; am Grunde weder abgestutzt noch ausge- schnitten; Mundsaum bald gerade und schneidend, bald verdicktoder umgeschlagen ; Miindung mit oder ohne Zahne. Keine unserer Arten iiberschreitet die Hohe von 20 25 Mm. Thier dem von Helix sehr ahnlich, aber der Geschlechtsapparat einfacher gebaut, ohne die zahlreichen Anhangsdriisen und ohne Liebespfeil. Kiefer halbmondformig, schmal, mit zahlreichen flachen, streifenartigen Querleisten. Von den fiinf deutschen Arten kommen vier in Nassau vor; sie lassen sich leicht nach folgendem Schema unterscheiden : a. Mundung mit Zahnen. Bui. tridens Mull. 9 130 b. Mundung ungezahnt. Gehause kalMg, weiss oder mit braunen Streifen. Bui. detritus Mull. Gehause braun, gekornelt, 20 Mm. hoch. Bui. montanus Drp. Gehause braun, nur seicht gestreift und hochstens 10 Mm. hoch. Bui. obscurus Mull. 54. Buliminus tridens Miiller. Dreizahnige Thurmschnecke. Syn. Pupa tridens Drp. Gehause mit einem feinen , schiefen , oft stark bezeichneten Nabelritz, eiformig-langlich , Gewinde zugespitzt, in eine stumpfe Spitze endend, unregelmassig feingestreift, wenig glanzend, gelbbraun oder schmutziggelblich. Die 6 7 sehr wenig gewolbten Umgange sind durch eine stark bezeichnete Naht vereinigt; Mundung buchtig, oben mit einem spitzen Winkel; Mundsaum getrennt oder zuweilen durch einen Wulst von dem Aussenrande bis zum Spindelrand auf der Miindungswand fast oder ganz verbunden. Mundsaum gelippt mit drei Zahnen, von denen einer auf dem Aussenrand, einer auf .der vortretenden Spindel und einer naher nach dem Aussenrande hin auf der Miindungswand steht ; bei alten Exemplaren bildet meistens die Verbindungswulst auf der Mundungswand einen vierten Zahn. Der Lippe entspricht aussen am Mundsaum eine weissliche Einfassung. Hohe 814 Mm., Breite SVa 5 Mm. Thier leimfarbig, oben schwarzlich, an den Seiten grau. Ruthe mit winzigem Flagellum und einer kurzen Auftreibung dicht iiber dem Zuriickziehmuskel ; am Blasenstiel ein bis zur Eiweissdriise reichendes Divertikel. (Ad. Schmidt). Kiefer gestreift, mit schwa- chem Vorsprung in der Mitte (Moquin-Tandon). An trockenen, warmen Abhangen zwischen Krautern und Moos, oft mit den Xerophilen zusammen, und wie diese im oberen Lahn- thal und an der Dill fehlend. Sie halt sich bei trockenem Wetter sehr verborgen und man findet dann trotz alien Suchens nur leere abgebleichte Gehause. Auf dem Hessler bei Wiesbaden, um die Kalk- steinbriiche bei Hochheim, auf Sandhiigeln im Mombacher Kiefer- wald; Burg Stein bei Nassau (Thomae). Bei Hanau am grossen Damm; in Grosssteinheim an der von Stockum'schen Mauer; an 131 trocknen Ruinen, auch auf Lehmboden bei Dorfelden und Hochstadt; Schluchtern , Steinau (Speyer). An den verlassenen Steinbriichen hinter Offenbach (Heyn.). An der Schwedenschauze oberhalb Frank- furt; haufig an der Bieberer Hohe (Die kin). Eberstadt bei Darm- stadt; sehr grosse Exemplare einzeln auf dem Exercierplatz (Ick- rath). Am Eisenbahndamm zwischen Hochst und Nied, wahrschein- lich beim Aufschiitten von den Hochheimer Kalkbruchen her impor- tirt. Bei Sosseiiheim auf Loss (Ickrath). Bei Ems und an der Lahneck (Servain). 55. Buliminiis detritus M tiller. Kreideweisse Thurmschnecke. Syn. Bui. radiatus Bruguiere. Gehause geritzt, eirund-conisch, bauchig, stark, undurchsichtig, unrj5gjgiassig gestreift, braungrau bis reinweiss, einfarbig oder mit braunen, unregelmassigen Querstreifen und Flecken, nicht selten der Wirbel graublau; 7, selteuer 8 wenig gewolbte Umgange, die sehr hoch auf einander laufen und daher nur durch eine feine Naht be- zeichnet sind; der letzte Umgang macht reichlich die Halfte des ganzen Gewindes aus. Mimdung senkrecht, ziemlich schmal, spitz- eifo'rmig. innen graubraun; der nicht zuriickgeschlagene Aussenrand fast noch einmal so lang, als der den Nabel bis auf einen Eitz ver- deckende Spindelrand ; Mundsaum ziemlich deutlich weisslippig. Hohe 1522 Mm., Breite 9 Mm. Thier gelblich, iiber den Rucken hin etwas dunkler. Diese Schnecke ist in Deutschland die einzige Vertreterin der kreideweissen Bulimusarten, die namentlich im Orient verbreitet sind. Da sie sich nicht im Loss findet und nur an wenigen Puncten vor- kommt, wo kein Wein gebaut wird, konnte man annehmen, dass sie rait dem Weinstock aus dem Suden eingefiihrt worden sei. Dass ein solcher Transport stattfinden kann, erhellt daraus, dass ich sie in Biedenkopf, wo sie so wenig, wie urn Dillenburg, vorkommt, haufig aus importirtem Getreide erhalten, mitunter in solchen Me^ngen, dass die Frucht vor dem Mahlen gesiebt werden musste. Sie kommt mit den Xerophilen zusammen an kalkreichen sonni- gen Hangen, Weinbergen und auf Getreidefeldern vor. Ausserordent- lich gemein urn Wiesbaden, Hochheim und Florsheim, doch nicht an der Gebirgsseite von Wiesbaden (Thomae), also nur soweit Loss 9* 132 und Littorinellenkalke reichen, aber nicht auf den Taunusschiefern. Sehr haufig bei Mombach. Bei Weilburg nur am Schellhofe auf violettem, nicht sehr kalkreichem Schalstein, nach einer neueren Mit- theilung von Herrn Professor Sandberger im Aussterben begriifen, well der friiher oft'ene Fundort mehr und mehr von Gebiisch uber- wachsen und dadurch feucht wird. Von Diez bis Labnstein im ganzen Lahnthale haufig (Sdbrg.). Um Hanau fehlt sie, findet sich da- gegen haufiger im oberen Theil der Provinz Hanau, seltner bei Geln- hausen und Wachtersbach (Speyer). Am Mathildentempel und im Muhlthale bei Darmstadt sehr haufig, meist kalkweiss (Tckrath). Um Frankfurt nur auf Kalkboden (Heyn.). Im Eied um Leeheim und Wolfskehlen in Unmasse auf den Feldern (Lossboden) von mir gefun,den*; am Eisenbahndamm zwischen Hocnst und Nied von Flors- heim her eingeschleppt. Bei Cronthal (Wiegand). > Die Frankfurter Exemplare sind meist achte detritus, rein weiss, hochstens mit ein paar dunklen Streifen; die gestreifte Form^^fl/'. radiattts, findet sich dagegen sehr schon bei Mombach und an der Erbenheimer Chaussee bei Wiesbaden (Lehr). Die ganz durch- scheinende, hornfarbige Form, var. corneus, ist meines Wissens in Nassau noch nicht gefunden worden; sie scheint nur dem Siiden an- zugehoren. Kein milch weisse Exemplare dagegen finden sich nicht ganz selten an den Florsheimer Kalkhugeln. 56. Bulimimis montanus Draparnaud. Berg-Thurmschnecke. Gehause schwach genabelt, langlich conisch, etwas bauchig, durchscheinend , rothbraun oder braungelb , bei Blendlingen mitunter grunlich, undeutlich gekornelt oder eigentlich durch unregelmassige Streifen und undeutliche. unterbrochene Spirallinien unregelmassig gegittert; 8 ziemlich gewolbte, sehr langsam zunehmende Umgange, durch eine ziemlich tiefe Naht vereinigt; Mundung schief, spitzei- formig; Mundsaum stark zuruckgebogen , scharf, innen mit einer flachen Lippe; Aussenrand starker gebogen, als der Innenrand, der sich vor den Nabel zieht und nur einen deutlichen Bitz von ihm ubrig lasst. Hohe 1620 Mm., Breite 67 Mm. Thier gelblichgrau , obere Fiihler und Ku'cken schwarzlich , der Mantel schwarz punctirt und gefleckt; oft ist das ganze Thier dunkel- gefleckt. Kiefer von dem mancher Helices aus der Gruppe Fruticicola 133 kaum zu unterscheiden , so dass in einem bios auf die Kiefer ge- griindeten Systeme unsre Schnecke von den Fruticicolen nicht zu trennen ware, wahrend Bui. detritus dann zu den Xerophilen kame. In Berggegenden in Waldern an den Stammen der Baume. Aus dem Eheinthal sind mir Fundorte nicht bekannt, aus dem Main- thai nur der Wald am Buchrainweiher bei Frankfurt (Die kin). Kuine Hattstein im Taunus (Heyn.). Bei Dillenburg in den Wal- dern von Oberscheld, Langenaubach und Erdbach auf Kalkboden (Koch). Bei Biedenkopf ziemlich selten am Schlossberg und am Hartenberg bei Dexbach; an letzterem Orte auch subfossil im Kalktuff. 57. Buliminns obscurus Miiller. Kleine Thurmschnecke. Gehause ganz ein Bui. montanus im kleinen, init deutlichem Nabelritz, oval langlich, ziemlich bauchig, mit verschmalerter, abge- stumpfter Spitze, ziemlich glanzend, fein gestreift, nicht gekornelt wie montanus, gelb oder rothbraun, durchsichtig, dtinn; Naht ziem- lich vertieft; Umgange sieben, gewolbt; Miindung oval, oben links durch die Mtindungswand schrag abgestutzt; Mundsaum leicht zu- ruckgebogen, mehr oder weniger deutlich weiss oder rothlich gelippt; Aussenrand gebogener und langer, als der Innenrand. Hohe 8 10 Mm., Breite 3 4 Mm. Thier heller oder dunkler blaugrau, zuweilen gelbgrau; der Oberfiihler und zwei von ihnen ausgehende Eiickenstreifen dunkelgrau. Kiefer sehr zart, du'nn, gestreift, fast hufeisenformig gebogen. Ziemlich weit verbreitet an alt en Mauern, Felsen, im Moos und Gestrauch und unter der Bodendecke, im Sommer auch an und auf Baumen bis ziemlich hoch hinauf. Junge Exemplare sind fast immer und auch alte haufig mit Koth und Spinnweben uberdeckt ; man iiber- sieht sie leicht , besonders an Baumen, wo sie Knospen tauschend iihnlich sehen. Im Wald bei der Gerbermuhle unfern des Schindangers und in Hecken am Hohlweg nach dem alten Gaisberg, an den Burg- ruinen Sonnenberg und Scharfenstein (bei Kiedrich), Burg Stein und Nassau, Spurkenburg, bei der B wilden Scheuer" zu Steeten bei Kunkel, im Hasenbach- und Worsbachthale (Thomae). Gemein um Wies- baden, an der Frauensteiner Burg (Sandb.), an der Walkmuhle 134 (Lehr), Kupfermiihle (A. Komer). Bei Weilburg im Webersberg, bei Kirschhofen im Gebiick (Sandb.). Bei Dillenburg aa den Schloss- mauern, an den Steinkammern bei Erdbach, Wildeweiberhauschen bei Langenaubach , Feldbacher Waldchen, Thiergarten (Koch). Im ganzen Taunus (Speyer). Konigstein, Falkenstein (Heyn.). An der Oberschweinsteige an Buchstammen sehr haufig (Die kin). Auf dem Frankenstein haufig (Ickrath). Auf dem Malberg bei Ems und an der Silberschmelze im Emsbachthal (Servain). Um Bieden- kopf an Gartenmauern, besonders solchen, die aus Griinstein bestehen und oben mit einer Hecke bepflanzt sind , am vorderen Theile des Schlossbergs und den Schlossmauern , sowie den unterhalb derselben befindlichen moosigen Thonschieferfelsen, junge haufiger auf den Kirsch- baumen an der Vorderseite des Schlossbergs; am Hartenberg bei Dexbach; meistens immer einige beisammen, doch nicht in grosseren Mengen. Anmerkung. Ausser diesen Arten findet sich in Deutschland noch Bulimus quadridens Linne, mit tridens verwandt, aber links gewunden. Sie wurde in Nassau noch nicht gefunden , kommt aber nach Goldfuss (Verh. d. naturh. Ver. Rheinl. Westph. 1856 p. 74) im Rheinrohrig angeschwemmt , und nach Hartmann (Gastrop. I. p. 151) auch lebend bei Neuwied in den Leien ob Friedrichstein vor. Auch bei Creuznach sammelte sie Herr H. C. Weinkauff. Elftes Capitel. IX. CIONELLA Jeffreyss. Achatschnecke. Gehause langeiformig, gestreift oder glatt, glanzend ; 6 7 Um- gange, der letzte gerundet; Mtindung eiformig, l l& l ! z desGehauses ausmachend; die Spindelsaule kurz, gebogen, mehr oder weniger ab- gestutzt; Mundsaum gerade, ofter verdickt. Thier wie bei Helix, aber mit einfacherem Geschlechtsapparat. Kiefer wenig gebogen, zart, fein, quergestreift , am concaven Eande kaum gezahnt. Zunge mit fast quadratischen , in gerade Querreihen geordneten Zahnen (Albers). Die Cionellen wurden anfaugs zu Bulimus, dann zu Achatina, 135 deren Name ja von ihnen staxnmt, oder zu Glandina gestellt. Manche raachen auch aus ihnen drei Gattungen, Cionella, Aseca und Acicula, denen immer je ein e unserer nassauischen Arten angehort. Sie leben in Mulm und Moos mit den Hyalinen, Carychien und Vitrinen. Es kommen in Deutschland drei Arten vor, die sich sammtlich in Nassau finden. Sie lassen sich leicht folgendermassen unterscheiden : a. Gehause langlich-eiformig, glanzend horngelb. Mit ungezahnter Miindung. C. lubrica M tiller. Mit gezahnter Miindung. C. Menlceana C. Pfeiffer. b. Gehause sehr klein, spindelformig, glashell, nach dem Tode des Thieres milch weiss. C. acicula Miiller. 58. Cionella lubrica M tiller. Gemeine Achatschnecke. Syn. Acliatina s. Bulimus lubricus. Ferrusacia subcylin- drica Bourg. Gehause rechts gewunden, langlich oval, gelb hornfarbig, glan- zend, durchsichtig. Von den 6 ziemlich bauchigen Umgangen ist der letzte fast ebenso gross, wie alle ubrigen zusammengenommen. Mun- dung oval, oben und unten etwas spitz. Mundsaum verdickt, roth- lich. Spindelsaule nur undeutlich abgestutzt. Hohe 4 6 x /2 Mm., Breite 2 2 1 /s Mm. Thier blaugrau, Ftihler und Kucken dunkler. In Gebirgsgegenden findet man eine constant kleinere Form, die Ziegler als C. lubricella unterschied. Unter Steinen, Moos und abgefallenem Laube, besonders am Fusse alter Mauern und an feuchten, moosigen Kuinen allenthalben haufig, doch fast nie in grosserer Gesellschaft beisammen. In dem ganzen Gebiete gemein (Thomae). Um Weilburg, Diez, Dillenburg, sehr verbreitet, aber nirgends haufig; eine sehr schone grosse Form dieser Art, var. major, zwlschen Langenaubach und Breitscheid mit der folgenden Art , aber noch seltener als diese , dieselbe kommt auch ofter mit der Hauptform bei Wiesbaden vor (Sand b. u. Koch). Bei Hanau, Wachtersbach, Oberzell, Schwarzenfels (Speyer), Frank- furt (Heyn.), Homburg (Trapp), Darmstadt (Ickrath). Um 136 Biedenkopf allenthalben, aber nur die kleine Form und ziemlich ein- zeln. Im Geniste der Flusse und Bache iiberall haufig. 59. Cionella Menkeana C. Pfeiffer. Gezahnte Achatschnecke. Syn. Carychium Menkeanwn C. Pfeiffer., A#eca tridens Pulteney, Achatina Goodalli F e r u s s a c, Azeca Matoni Leach. Gehause eirund-elliptisch, zugespitzt, Wirbel stumpflich; horn- gelb; stark glanzend, durchsichtig, nach unten fast ebenso wie nach oben verschmachtigt ; Umgange sieben, wenig gewolbt, Naht sehr wenig vertieft. Miindung schief birnformig, durch Zahne und Falten verengt, senkrecht; Mundsaum durch eine auswarts gebogene Wulst- leiste verbunden; Aussenrand ziemlich gestreckt, zunachst oben eine seichte Bucht bildend, alsdann etwas vorgezogen und mit einer deut- lichen , oben mit einem Zahne beginnenden, rothgelblichen Lippe be- legt; Spindel in eine zusammengedruckte Lamelle sich erhebend, unten abgestutzt , und mit einem querstehenden , faltenartigen Zahne versehen; auf der Mitte der Miindungswand eine erhabene Falte, rechts daneben ein kleines Zahnchen; am Gaumen meistens drei Zahnchen. Der Spindelrand fehlt ganzlich, indem sich die Lippe des Aussenrandes unmittelbar mit der Verbindungsleiste verbindet. Hohe 6V2 Mm. ; Breite 2 Mm. Thier hellhlaugrau mit ziemlich langen oberen und sehr kurzen unteren Fiihlern. Diese allenthalben seltene Schnecke ist innerhalb Nassau nur in der Gegend von Dillenburg von Koch aufgefunden worden, und zwar an einer sehr sumpfigen, fast unzuganglichen Stelle im Breit- scheider Walde sehr einzeln und selten. 60. Cionella acicula M tiller. Nadelschnecke. Gehause klein, spindel-walzenformig mit verschmalertem, stumpf- wirbeligem Gewinde, dunn, durchsichtig, fast glashell. nach dem Todc des Thieres rasch kreideweiss und undurchsichtig werdend; 6 lang- sam zunehmende, wenig gewolbte Umgange. Naht wenig vertieft; Miindung lanzettlich, spitz, schinal, Mundsaum durch einen Umschlag der Miindungswand zusammenhangend , geradeaus , einfach , scharf ; Aussenrand convex. Hohe 5 1 /* Mm., Breite 1 Mm. 137 Thier schlank, sehr zart, schwefelgelb, Kopf und Fuhler weiss; vier walzenformige Fiihler, die oberen an der Spitze stumpf, ohne Knopf und ohne Augen. Kiefer nicht aus einem -Stuck, sendern aus schmalen Lamellen zusammengesetzt. Allenthalben wahrscheinlich gemein, da man sie im Geniste aller Bache in Menge findet. Lebend trifft man sie freilich nur selten, die sich im Sommer unter der Erde auf halt und nur im Winter, selbst bei Schnee, hervorzukommen scheint. Ausftihrliche Verhandlungen iiber Yorkommen und Lebensweise finden sich im ersten Jahrgange des Nachrichtsblattes der deutschen malacozoolo- gischen Gesellschaft. In alien Anschwemmungen ; lebend nur von Sandberger im Haingarten bei Weilburg und von Koch im Aubachthale zwischen Langenaubach und Kabenscheid gefunden. Zwolftes Capitel, X. PUPA Draparnaud. Windelschnecke. Gehause nie gross, bei unseren Arten hochstens 10 Mm. hoch, meist kleiner, bei vielen fast microscopisch , meist geritzt, zuweilen durchbohrt, nie mit einem erweiterten Nabelloch, zuweilen ganz un- genabelt. Gestalt walzenspindelformig oder verlangert eiformig, seltener vollkommen walzen- oder eiformig ; zahlreiche Umgange, der letzte nicht oder nur wenig grosser, als der vorletzte. Ober- flache glatt, gestreift oder regelmassig gerippt, meist einfarbig, grau oder braun, nie glanzend. Miindung halbeiformig oder eckig, oft von Falten oder Zahnen verengert und daher buchtig. Mundsaum einfach oder ausgebreitet, mit gleichen, fast parallelen, haufig durch einen Wulst auf der Miindungswand verbundenen Kandern. Thier dem von Helix sehr ahnlich , generisch kaum zu unter- scheiden, klein, schlank. mit 4 Fu'hlern, von denen aber die unteren sehr klein sind und bei einer Anzahl, der Untergruppe Vertigo, ganz fehlen. Athem- und Geschlechtsoffnung liegen bei den rechtsgewun- denen auf der rechten, bei den linksgewundenen auf der linken Seite. Kiefer zart, nur wenig gebogen, fein gestreift, ohne Zahne am con- caven Hand, nur zuweilen mit einem feinen Vorsprung in der Mitte. 138 Die Zungenzahne bilden einen nach vorn schwach convexen Bogen, der Mittelzahn ist kleiner, als die anderen. Bei Vertigo sind sie nach Heynemann dreilappig. Der Geschlechtsapparat ist einfacher, als bei den Heliceen, ohne Anhangsdriisen. Die Pupen legen ihre Eier in eine kleine, selbstgegrabene Hohlung des Bodens. Einige Arten sind auch lebendig gebarend. Die Pupen vermitteln den Uebergang zwischen Buliminus und Clausilia. Von den Clausilien unterscheiden sie sich durch den Mangel des Schliessknochelchens und der Spindelfalte, von den Buli- musarten durch die fast gleichlangen Mundrander und die Gestalt des Kiefers. Doch ist hier die Granze ziemlich unbestimmt, und manche Arten mit gezahnter Miindung, namentlich solche, deren Thier man noch nicht genauer kennt, sehwanken noch zwischen beiden. Die Lebensweise ist bei den verschiedenen Arten versehieden. Die grosseren aus der ersten Unterabtheilung leben an Felswanden oder auf dem Boden, die anderen in Mulm , in hohlen Baumen , auf feuchten Wiesen, unter Laub und Moos. Zu ihnen gehoren unsere kleinsten Schnecken. Urn sie bequemer sammeln zu konnen, legt man an Stellen, wo sie haufiger sind, halbfaule Breter oder Steine aus, unter denen sie sich sammeln ; auch kann man sje bei feuchtem Wetter mit einem engmaschigen Netz von den Wiesen abkatschern. Nach einer von Scholtz mitgetheilten Beobachtung von Char- pen tier's, die Heynemann und ich bestatigen konnen, kann man sie auch in Menge erhalten, wenn man Heuhaufen, die eine Zeit lang auf Wiesen gelegen haben, iiber einem weissen Tuche ausklopft und dann den Staub untersucht. Todte Exemplare findet man in Menge im Genist der Flusse nach den Winterfluthen. Will man diese winzigen Thiere microscopisch untersuchen, so zerdriickt man das Gehause und spiilt die Scherben mit Wasser ab, oder (nach Heynemann) man nimmt das Gehause zwischen zwei Finger und wartet geduldig ab, bis das Thierchen hervorkommt und mit lang ausgestrecktem Korper nach einem Kuhepuncte umher tastet; dann schneidet man mit einer Scheere den Kopf ab und bringt ihn mit einem Tropfen Glycerin zwischen zwei Glasplatten; ein gelinder Druck macht ihn durchsichtig genug zur microscopischen Betrachtung. In unserem Gebiete sind bis jetzt 12 Arten aufgefunden, die sich folgendermassen unterscheiden: 139 A. Gehause 8 10 Mm. hoch, langlich, ei-spindelformig mit spitzem Wirbel (Gruppe Torquilla Studer). 9 Umgange, Nacken weiss mit vier durchscheinenden Stri- chen, Mundung eiformig mit 8 Falten. P. frumentum Drp. 9 Umgange, Gehause schlanker, hellbraun, verwittert vio- lettgrau, Nacken riiclit weiss, nur drei durchscheinende Striche, in der Mundung nur sieben Falten. P. secale Drp. B. Gehause cylindrisch mit stumpfem oder abgerundetem Wirbel, 59 Umgange, die Mimdung rundlich mit wenig oder gar keinen Zahnen (Gruppe Pupilla Leach). 9 Umgange, die oberen dicker als die unteren, in der Mundung drei wenig entwickelte Falten ; Hohe 5 7 Mm. P. doliolum Brug. 6 7 Umgange, im Nacken ein dicker weisser Wulst, auf der Mundungswand ein Zahnchen. Hohe 3 4 Mm, P. muscorum L. 6 Umgange, Gehause vollstandig cylindrisch, zierlich ge- streift, Mundung rundlich, zahnlos, Hohe nur l ! /2 2 Mm. P. minuiissima Hartm. 5 Umgange, Gehause mehr eiformig, ganz glatt, etwas glanzend, Mundung zahnlos; Hohe 2 3 Mm. P. edentula Drp. C. Gehause winzig klein, mit fiinf rasch zunehmenden Umgangen, Mundung buchtig mit 5 7 Falten ; Thier ohne Unterfiihler (Gruppe Vertigo Mull.). a. Gehause rechts gewunden. Gehause ziemlich bauchig, Mundung mit 5 Zahnchen und zwei langen Gaumenfalten. P. septemdentata Fe'r. Gehause schlanker, Mundung mit nur vier Zahnchen und einer Gaumenfalte. P. pygmaea Drp. Gehause sehr bauchig, der letxte Umgang grosser, als die drei ersten zusammengenommen ; in der Mundung 6, mit- unter nur 5 Zahne. P. ventrosa Heyn. 140 Gehause ziemlich cylindrisch mit stumpfer Spitze; Miin- dung halbeiformig mit 4 Zahnchen. P. Shuttleivorthiana Char p. b. Gehause links gewunden. Gehause eng durchbohrt, Miindung halbeiformig, im Schlund 6 Zahnchen. P. pusilla Mull. Gehause kaum geritzt, Miindung fast herzformig, ira Schlunde nur 4 Zahnchen. P. Venetzii Char p. 61. Pupa frumentum Draparnaud. ^ Achtzahnige Windelschnecke. Gehause schief geritzt, ziemlich walzenformig, mit kegelformig ausgezogenem, ziemlich spitzem Wirbel, dicht und sehr zart gestreift oder vielmehr sehr fein und schrag gerippt; wenig glanzend, braun- gelblich, der letzte Theil des letzten Umganges hinter der Miindung weiss. Die 9 wenig gewolbten Umgange sind durch eine feine, scharf- bezeichnete Naht vereinigt, an Hohe sehr allmahlig zunehmend, die beiden letzten fast gleich hoch. Miindung halbeiformig, oben durch die Miindungswand in einer fast geraden Lime schrag abgestutzt, verengert. Mundsaum hufeisenformig , wenig nach aussen gebogen, aussen mit cirier breiten , oft ziemlich dicken und erhabenen Wulst eingefasst, von der aus auf dem Nacken nach hinten vier feine, weisse Linien die durchscheinenden Gaumenfalten auslaufen. Tnwendig ist der Mundsaum ringsum mit 8 Falten besetzt, die in das Innere des Schlundes laufen; vier davon stehen auf der Spindel- saule und zwei auf der Miindungswand; von diesen letzteren steht die linke ganz tief in der Miindung, die rechte, eigentlich aus zwei verschmolzenen bestehend, ganz vorn neben der Einfiiguug des Aussen- randes, der hier einen kleinen Bogen macht und mit dem sie zusammen- hangt. Nabelritz gerade, fein, mit dem Spindelrand einen Winkel be- schreibend. Hohe 69 Mm., Durchmesser 2 3 Mm. Thier oben schwarzlichgrau , Fusssohle hellgrau mit schwarz- lichen Puncten. Gesellig an sonnigen Abhangen auf frischem, sandigem oder kalkhaltigen Boden, im Grase und an Graswurzem, auf und unter Steinen. Das Vorkommen ist meist auf einen kleinen Umkreis be- 141 schrankt. Dem oberen Lahngebiet und iiberhaupt den gebirgigen Theilen unseres Gebietes fehlt sie ganz. Zwischen Fachbach und Ems (Schenkel bei Thomae). Auf der Mombacher Haide; an Graswurzeln im Erbenheimer Thalchen; um die Kalksteinbruche von Florsheim und Hochheim (A. Romer). An letzterem Fundorte sammelte ich sie ebenfalls sehr haufig in schattigen Parthieen der Steinbruche unter kleinen flachen Steinen und im Moos der sonnigen Abhange. Bei Rossdorf in der Wetterau (Heyn.). An der Ebers- bacher Papiermuhle bei Darmstadt (Ickrath). Haufig im Geniste des Main und Rhein. Sammtliche mir bekannte Fundorte befinden sich auf Kalkboden oder kalkreichem Lehm (Loss). 62. Pupa secale Draparnaud. Gerstenkorn-Windelschnecke. Gehause deutlich geritzt, fast walzenformig, nach oben zu ver- schmalert und mit einem stumpflichen Wirbel endend , hellbraun, im leeren, verwitterten Zustande violettgrau, sehr fein gestreift, ohne Glanz, schlanker als frumentmn- 9 sehr allmahlig zunehmende, wenig gewolbte Umgange; Mundung halbeiformig ; Mundsaum weiss, zuruckgebogen. Aussenrand etwas eingedruckt, etwas lariger als der Spindelrand; von den 7 Falten stehen drei innen auf dem Aussen- rande, und je zwei auf der Spindel und der Mundungswand ; von den letzteren ist die eine tief eing v esenkt, die andere ganz vorgeruckt, mit der Einfugung des Aussenrandes verbunden, und besteht eigentlich aus zwei Falten, einer kleineren und einer grosseren. Aeusserlich am Nacken scheinen die drei Falten des Aussenrandes als feine Striche durch. Um den deutlich punctformigen Nabelritz herum ist die Basis des letzten Umganges kielformig zusammengedriickt. Hohe 7 Mm., Breite 2 Mm. Thier braunlichgrau , Kopf, Hals und Fimler schwarzgrau T Augen schwarz. Vorzugsweise anf Kalkboden, unter Laub und Moos am Boden. Yon Herrn Dr. Noll bei St. Goar haufig gefunden. Nach A. R o m e r auch auf den bemoosten Kalkhugeln von Hochheim; aber die von dort stammenden Exemplare in dem Wiesbadener Museum sind , wie ich mich selbst iiberzeugte, nur eine schlankere Form von frumentum. 142 -4 63. Pupa doliolum Bruguiere. Fasschenschnecke. Gehause mit schiefem, seichtem Nabelritz, verkehrt eiformig- walzig, oben breiter als imten, mit ganz abgerundeter Spitze , grau- gelb, durchsichtig, ziemlich glanzend, auf den oberen Umgangen ziem- lich regelmassig rippenstreifig, auf den unteren fast giatt. Umgange 9, wenig gewolbt, sehr langsam zunehmend; Naht wenig vertieft; Nacken gewolbt; Mundung halbeiformig gerundet; Mundsaum zuriick- gebogen, schwach weisslippig; auf der Miindungswand eine ziemlich erhabene, lamellenartige Falte, welche schon an jungen Exemplaren vorhanden ist. An der Spindel 2 Falten, da von eine ziemlich ver- kummert. Hohe 56 Mm., Breite 2 J /2 Mm. Thier hellbraungraulich, Kiicken ziemlich dunkel schwarzbraun ; untere Fuhler ausserst kurz. Unter der Bodendecke, besonders unter Steinen, mitunter sehr tief im Boden. Sie scheint nur den gebirgigen Gegenden anzugehoren. Auf der Kuine Falkenstein bei Cronberg, (Menke, Bossmassler); im Sandberger'schen Garten in Weilburg, an der Lahneck (S a n d b.), bei Schlangenbad (C. von He y den), auf der Burg Sickingen und an der wilden Scheuer bei Steeten (A. Komer). Leere Gehause in den Anspiilungen des Sonnenberger Baches bei Wiesbaden (T ho mae). Erdbach bei Dillenburg (Koch), Spurkenburg, Lahneck (Servain). 64. Pupa muscorum Linne. Moosschraube. Gehause eirund-walzenformig , stumpf, braunroth, fast glatt, wenig glanzend; 67 wenig gewolbte, sehr langsam zunehmende Umgange; Mundung halbrund, frei oder mit einem Zahnchen auf der Miindungswand; Mnndsaum zuriickgebogen. aussen mit einem schmalen, weisslichen Wulst umgeben ; Nabel bald mehr bald weniger bezeichnet, meist ein ziemlich deutliches, enges Loch. Hohe 3 l js 4 Mm., Breite 1 Mm. Thier blassgrau, Hals, Kiicken und Fuhler schwarzlich. Unter Laub, Moos und Steinen, am Fusse alter Mauern fast uberall, doch mit Vorliebe an nicht zu feuchten Stellen. Allent- halben, jedoch nicht haufig (Thorn a e). Bei Weilburg sehr haufig (Sandb.). Bei Dillenburg haufig in den Anschwemmungen der Dill 143 (Koch). Haufig im Frankfurter Wald unter Steinen und altem Holz, besonders um das Forsthaus und an der Morfelder Chaussee (Dick in). Am Kugelfang des Darmstadter Exercierplatzes (Ick- rath). An moosigen Grunstein-Mauern auf der Ostseite desBieden- kopfer Schlossberges, im Moos im Pfarrgarten zu Breidenbach. Am Bahndamm unterhalb Florsheim. Im Geniste der Fliisse ist Papa muscorum eine der haufigsten Schnecken; trotzdem findet sie sich nur ausserst selten lebend im Moos des Ufers, die Feuchtigkeit scheint ihre Ansiedelung zu hindern. 65. Pupa minntissima Hartmann. \/^ Gefaltelte Schliessmundschnecke. Gehause kaum geritzt, spindelformig, etwas bauchig, mit mehr oder weniger verschmalerter Spitze, dunkelrothbraun, fast kirschbraun, ziemlich glanzend, fest, wenig durchscheinend, fein gerippt; die 11 wenig gewolbten Umgange durch eine feineNaht vereinigt; Mundung birnformig-rund, gross, Schlund meist braunlich gefarbt; Mundsaum z'usammenhangend , gelost , zuriickgebogen , scharf, weiss oder braun- lich, zuweilen ziemlich verdickt, und wie gelippt; unten am Gaumen bemerkt man oft eine flache, weissliche Wulst; obere Lamelle ganz vorn, etwas verdickt; untere weit hinten, meist vorn abgestutzt oder zuweilen durch ein Interlamellarfaltchen fortgesetzt und astig, einem liegenden K ahnlich, wenn auch nicht so deutlich, wie bei ventri- cosa. Interlamellar mit 2 3 feinen Faltchen; Nacken aufgetrieben, an der Basis mit einem Hockerchen. Hohe 10 12, Breite 2 3 Mm. Thier hellgrau, mit schwarzlichem Kopf, Fiihlern und Bucken. Diese sonst sehr haufige Clausilie kommt in unserem Qebiete nur an wenigen Puncten vor. Yon Eomer an alten Weidenstammen bei Wiesbaden in der Nahe der Neumuhle gefunden (Sandb. und Koch). Burg Stein bei Nassau; Schloss zu Idstein (Thomae). Eppstein (Dick in). Bei Mombach (Lehr). 80. Clausilia dubia Draparnaud. Zweifelhafte Schliessmundschnecke. Syn. CL rugosa C. Pfeiff. , rugosa var. Kossm. Gehause mit Nabelritz, bauchig-spindelformig , mit oben rasch verschmalerten Windungen und zugespitztem Wirbel, gestreift, seiden- glarizend, gelbgrau, gelbbraun bis kirschbraun, dicht weiss gestrichelt ; 10 11 wenig gewolbte, meist durch eine weisseNaht verbundene Um- gange, von denen der letzte etwas aufgetrieben und am Grunde gekielt 1st. Mundung ei-birnformig, Mundsaum zusammenhangend, etwas zuruckge- schlagen, gelost oder angedruckt, weisslich; Sinulus mittelgross, etwas aufrecht; Interlamellar glatt; Oberlamelle etwas schief, mit der Spiralla- melle verbunden, Unterlamelle zuruckstehend, vorne weiss und in zwei 158 langliche Knotchen ausgehend; Gaumenwulst breit, dem Mundsaum parallel, unten verdickt, selten fehlend; zwei Gaumen- falten , die obere deutlich, selten fiber die, bisweilen gekrummte Mond- falte hinausreichend, die untere mitunter sehr stark, mitunter vornen fehlend. Spindelfalte gerade und vorgestreckt ; Schliessknochelchen unten stumpf abgerundet; an der Aussenseite etwas winkelig. Hohe 12, Breite 3 Mm. Die Mtmdung kaum 3 Mm. hoch und 2 breit. Das Thier ist oben grauschwarz, die oberen Fiihler etwas heller mit schwarzen Augen; die Seiten, das Fussende und die Sohle gelbgrau. (Ad. Schmidt.) Findet sich wohl allenthalben in Nassau im bewaldeten Hugel- lande ; in hiesiger Gegend mit Vorliebe an alten Buchenstammen. In dem Yerzeichniss von Sandberger und Koch steckt sie mit ni- yricans zusammen unter rugosa Drp., wie Originalexemplare die ich von Koch aus Dillenbnrg erhielt, beweisen. Eine sehr schlanke Form, die Schmidt als var. gracilis be- schreibt, die achte Glaus, gracilis C. Pfeiffer findet sich bei Marburg. Am Bruchrainweiher an Baumstammen mit H. lapi- cida. Heynemann. Am Auerbacher Schloss und den Darmstadter Steinbriichen (Ickrath). An Buchenstammen im weissen Wald am Weg von Biedenkopf nach Engelbach. 81. Clausilia nigricans Pulteney. Schwarzliche Schliessmundschnecke. Syn. Cl oUusa C. Pfeiff. Gehause mit kurzem Nabelritz, cylindrisch-spindelformig, ziem- lich fest, feingestreift, seidenglanzend, dunkel kirschbraun bis schwarz- lich, an der Naht weiss gestrichelt; die Spindel allmahlig ver- schmalert, oben spitz zulaufend; die 10 12 kaum gewolbten, fast flachen Umgange sind durch eine weissliche Naht vereinigt ; der letzte ist an der Basis mit einer breiten Furche versehen , stumpf gekielt. Mundung ei- oder rhombisch-birnformig ; Mundsaum zusammen- hangend, wenig gelost und etwas zuriickgeschlagen, gelblich oder weisslich; Sinulus klein, etwas aufgerichtet ; das Interlamellar ge- faltet oder glatt; die Oberlamelle meistens gerade, mit der Spiral- lamelle verbunden, die untere gebogen, vornen einfach oder gabelig; der Gaumenwulst divergirt mit dem Miindungsrand; die obere Gaumen- falte ist deutlich und erstreckt sich bis uber die Mondfalte; die untere ist ebenfalls deutlich und fehlt vornen niemals; Spindelfalte 159 wenig erhaben; Mondfalte fast gerade; Clausilium vornen abgerundet oder am ausseren Eande etwas winklig. Hohe 912, Br. 2 1 /* Mm. Mundung 2^2 Mm. hoch, ! 2 / 3 P/4 breit. (Ad. Schmidt) Von der Cl. dubia, deren var. gracilis ihr besonders ahnlich ist, unterscheidet sie sich immer durch die mehr rhombische Form ihrer Mundung, die bogige Unterlamelle und den weniger deutlich ausgesprochenen Kiel. Sie ist an alten Mauern, Baumstocken, Felsen etc. allenthalben in Nassau gemein. Als Fundorte bekannt sind mir Wiesbaden, Cron- berg im Taunus, Frankfurt, Dillenburg, Marburg, Biedenkopf, die Taunusruinen , Auerbacher Schlossberg, Steinbruche bei Darmstadt. Eine kleinere Form, nicht grosser als parvula, mit heller Mundung, findet sich im Taunus; sie stimmt ganz mit Glaus. Vittae Porro, die von Ad. Schmidt als. var. minor zu rugosa gezogen wird, durfte aber dem Fundorte nach unbedingt zu nigricans zu rechnen sein. Sie findet sich auch im Lahnthal unterhalb Biedenkopf in der Nahe der Karlshiitte an Grunsteinfelsen , nicht aber an den Thon- schiefern, die mit denselben wechsellagern. 82. Clausilia parvula Studer. ^L Eleinste Schliessmundschnecke. Gehause klein, geritzt, walzen-spindelformig, sehr stumpf, dunkel- braun, sehr fein und schwach gestreift, glanzend ; Nacken fein rippen- streifig, ziemlich eingedriickt, ziemlich unten mit einem Hocker, zwischen welchem und dem noch tiefer liegenden kielformigen anderen Hocker sich eine seichte Furche befindet; Umgange 1011, wenig gewolbt, Naht sehr fein, Mundung birnformig, gelbbraun; Mundsaum zusammenhangend, stark lostretend, zuriickgebogen, einen feinen Lippen- saum bildend, gelblich-weiss ; Sinulus mittelmassig, aufgerichtet ; die Oberlamelle klein, mit der Spirallamelle vereinigt, die untere tief- stehend, mitunter vorn gabelig oder dreieckformig; das Interlamellar glatt, bisweilen mit einem Faltchen, Gaumenwulst oben stark, fast parallel mit dem Mihidungsrand ; obere Gaumenfalte stark, bis iiber die deutliche, gekriimmte Mondfalte verlangert, die untere stark, die Spindelfalte vornen etwas gekriimmt, kaum erhaben. Clausilium vorn mit einer stumpfen Spitze. Hohe 7 lOVa Mm., Breite ! 2 /s 2!/2 Mm. Hohe der Mundung 2 Mm., Breite ! 2 /s. (A. Schmidt). Thier dunkelgrau ; Hals und Fiihler schwarzgrau ; Fusssohle hell- grau, der obere Theil fein gekornt; Augen schwarz. 160 Lebt an Baumstammen, alten Mauern, auch am Boden unter Laub und Moos und 1st sehr verbreitet, wenn auch nur an einzelnen Orten, wo sie dann meist in Menge vorkommt. Oft findet sie sich mit dubia und nigricans zusammen. Haufig urn Dillenburg (Koch), Weilburg (Sandb.), Wiesbaden (Romer), Ruine Hattstein; einzeln im Frankfurter Wald am Bruchrainweiher (Heyn.). Urn Wiesbaden an der Mauer unter der Schwalbacher Chaussee, bei der Gerbermiihle im Nerothal, an der Burg Stein, Gutenfels und Sickingen, an Felsen bei Dehrn, Steeten, Villmar (Thomae). Doch ware es nicht un- moglich, dass an einigen Puncten Verwechslungen mit Glaus, nigri- cans var. minor (Villae Porro) unterliefen. Sehr haufig auf dem Frankenstein bei Darmstadt (Tckrath). Fiinfzehntes Kapitel. XIII. SUCCINEA Draparnaud. Bernsteinschnecke. Gehause ungenabelt, zart, durchsichtig , wachs- oder bernstein- gelb ; oval, aus 3 4 Umgangen bestehend, von denen der letzte den grossten Theil des Gehauses einnimmt. Mundung gross, lang, oval, oben spitz ; die Columelle tritt frei an die Stelle des fast ganz fehlen- den Spindelrandes. Thier fleischig, im Verhaltniss zum Gehause sehr gross; die unteren Fiihler sehr kurz, die oberen an der hinteren Halfte verdickt, an der vorderen mit einer kolbigen Spitze, auf der die Augen stehen. Kiefer glatt, halbmondforrnig , mit fliigelartig verbreitertem Fortsatz und einem starken Zahn in der Mitte des concaven Randes; an den convexen Rand schliesst sich ein quadratischer, hornartiger Fortsatz, an den sich die Muskeln ansetzen. Die Zahne der Zunge sitzen auf quadratischen Erhohungen; sie gleichen im allgemeinen denen von Helix, die des Mittelfeldes sind lanzettformig , mit einem seitlichen Einschnitt, der Mittelzahn etwas kleiner; die Seitenzahne sind mehr- spitzig. Die Athemoifnung liegt auf der rechten Seite, ziemlich hoch am Halse. Geschlechtsapparat einfach gebaut, ohne die Anhangs- driisen von Helix. Die Geschlechtsoffnungen liegen dicht iiberein- ander hinter dem rechten Oberfiihler, die weibliche oben, die mann- liche dicht darunter. Sie begatten sich wechselseitig und legen Eier, die im Gegensatz zu denen der librigen Heliceen durch eine gemein- 161 same Schleimmasse umhullt sind und keine Kalkschale haben. Sie bilden also auch hierin den Uebergang zu den Limnaeen. Die Bernsteinschnecken leben an sehr feuchten Orten, an den Randern von Teichen und Fliissen und mit Vorliebe auf den aus dem Wasser emporwachsenden Pflanzen. Sie gehen gern und oft ins Wasser und schwimmen darin gerade wie die Limnaen. In ihren Bewegungen sind sie ziemlich rasch und keck. Eine Ausnahme von der Lebensweise bildet S. oblonga, von der ich die Jungen stets, Erwachsene mitunter, weit vom Wasser an ganz trocknen Platzen unter Steinen traf, mit Koth bedeckt, wie Bui. obscurus. Diese Lebensweise scheint Kegel zu sein; denn auch Scholz, Hensche u, A. erwahnen sie als Ausnahme, und ich erhielt mehrmals Exem- plare zur Bestimmung, die so gefunden waren. Die Unterscheidung der einzelnen Arten ist ebenso schwer, als die Veranderlichkeit gross, und die Gattung ist desshalb ein Paradies fur Faunisten, die ihrer Arbeit durch eine neue Art erhohtes Interesse verleihen wollen. Die Succineen leben von Pflanzenstoffen und sind sehr gefrassig. Es kommen in Nassau drei von den 4 deutschen Arten vor, die sich folgendermassen unterscheiden : A. Gehause gelblich, Gewinde nur einen kleinen Theil des Gehauses ausmachend, 3 Umgange mit kaum vertiefter Naht, Miindung 2 /3 s /4 des Gehauses einnehmend. a. Miindung etwa 2 /s des Gehauses, breit eirund, Thier gelblich mit zwei dunklen Rippenstreifen ; Kiefer am concaven Rand mit einem Mittelzahn und zwei Seitenzahnen. 8. putris L. b. Miindung etwa 3 /4 des Gehauses, langlich eiformig. Thier dunkel, Kiefer bios mit einem Mittelzahn am concaven Rand. S. P/eifferi Rossm. B. Gehause griingrau, 4 Umgange mit sehr vertiefter Naht, Gewinde grosser, Miindung nur die Halfte des Gehauses einnehmend. S. oblonga Drap. Die vierte Art, S. arenaria Bouch., schliesst sich zunachst an oblonga an, sie ist aber grosser und bauchiger, braunlich gefarbt. Der nachste Fundort ist Westphalen ((Joldfuss). 11 162 83. Succinea putris Linn 6. Gemeine Bernsteinschnecke, Syn. Succ. amphibia Drp. Gehause eiformig, bauchig, wachs- bis rothgelb, fettglanzend, innen und aussen gleichfarbig, unregelmassig gestreift, der letzte Urn- gang bildet fast das ganze Gehause; Naht kaum vertieft; Miindung wenig schief, breit eirund, oben spitz. Mundsaum scharf und einfach. Dimensionen sehr wechselnd, da man des scharfen Mundsaums wegen nicht bestimmen kann, ob das Thier ausgewachsen. Hohe 15 24 Mm., Durchmesser 912. Thier dick, gelblich mit zwei schwarzen Strichen iiber den Kiicken, die bei zuriickgezogenem Thiere durchscheinen und dem Ge- hause ein fleckiges Ansehen geben. Kiefer am coucaven Rand mit einem Mittelzahn und zwei Seitenzahnen. Allenthalben in Nassau am Eande von Gewassern zu finden. Eine weissliche, durch Grosse ausgezeichnete Art bei Mombach (Thomae). Besonders schone Exemplare im Scheldethale an der Hasenhutte (Koch). 84. Succinea Pfeifferi Eossmassler. Pfeiffers Bernsteinschnecke. Gehause langer und schlanker, auch weniger durchsichtig und starker gestreift als bei der vorigen; der letzte Umgang weniger stark aufgetrieben. Farbe aussen braungelb oder wachsgelb, innen perlmutterglanzend. Miindung schief zur Axe stehend, oft mit deut- lichem Spindelumschlage. Thier dunkelgriinbraun oder schwarzlich, unten und an don Seiten gelblichgrau , kaum im Gehause Platz findend, sehr dick und schleimig. Kiefer nur mit einem schwachen Zahn in dem sehr stark ausgeschnittenen concaven Eande. Vorkommen : An der Mainspitze, wo auch eine grossere weiss- liche Varietat vorkommt (A. Eomer), Um Frankfurt (Heyn.). Sie soil den meisten Angaben zu Folge besonders im Schilf an den Ean- dern von Teichen vorkommen; ich fand sie bei Biedenkopf inMenge an Grunsteinen in dem Bette des kleinen Baches, der vom Badseifer- triesch nach der Billerbach herabfliesst, ausserhalb des Wassers ; dann einzeln in einem Graben an der Ludwigshutte. An der Dietenmuhle bei Wiesbaden (A. Eomer b. Thomae). In Unmasse am Mainufer auf dem Boden kriechend, aber gegen den Herbst wieder verschwindend. 163 Im Bessunger Teich und an der Kutzebach bei Darmstadt (Ick- rath). An der Wickerbach oberhalb der Florsheimer Steinbriiche. Ob diese beiden Arten wirklich als verschiedene Arten ausein- ander gehalten werden konnen, durfte trotz der von Ad. Schmidt entdeckten Verschiedenheit der Kiefer noch nicht uber alien Zweifel erhaben sein; ich habe von Heynemann eine Form aus den Rhein- waldungen bei Knielingen erhalten , die die Gestalt von putris mit der dunklen Farbe des Thiers von Pfcifleri verband und in der Ge- stalt des Kiefers ungefahr in der Mitte stand. 85. Succinea oblonga Draparnaud. \*~ i& Langliche Bernsteinschnecke. Gehause langlich eiformig, zugespitzt, grunlich gelb oder grau, zart, durchsichtig, wenig glanzend; 4 Umgange, durch eine tiefe Naht getrennt, stark gewolbt, der erste ganz winzig, punctformig, der letzte sehr bauchig, doppelt so gross als das Gewinde. Miindung sehr schief, gerundet eiformig, aber nicht so spitz, wie bei Pfeifferi. Hohe 3 l /a'". Breite 2"'. Thier hellgrau, Kopf und Hals dunkler, Augen schwarz; die oberen Fiihler am Grunde verdickt , an der Spitze mit einem Kno'pf- chen (Pfeiffer), der Kiefer tragt bios in der Mitte des concaven Randes ein Zahnchen. Lebensweise; Scheint im ganzen weniger ans Wasser gebunden, als die vorigen Arten. Man findet sie haufig in Garten und an Rainen , und zwar habe ich sie nicht nur, wie Bielz (sieb. Fauna) angiebt, an feuchten Orten, sondern viel haufiger an trockenen sonni- gen Hangen, an der Unterseite von Steinen festklebend und meist mit Schmutz bedeckt gefunden. Auffallend war mir die Seltenheit ausgewachsener Exemplare ; die wenigen, die ich fand, waren in Hecken und an feuchten Puncten mit anderen Succineen zusammen, wo ich fast nie junge Exemplare fand. Bei Dillenburg an Briickenmauern, im Grase und unter Steinen, lebend bei Burg und Haiger, jedoch nur in wenigen Exemplaren ge- funden (Koch). Bei Biedenkoff allenthalben , aber immer einzeln, und fast nur junge Exemplare. Urn Frankfurt (Hey n.). Bei Wiesbaden im Thalchen von der Hammermiihle nach Erbenheim hin und im Nerothal (Thomae). Einzeln am Mainufer. Eine eingehende Besprechung des Vorkommens siehe im Nachr. Bl. 1871 Nr. 3. t 11* 164 XIY. CARYCHIUM 0. F. M filler. 86. CarycMum minimum Mitller. Zwerghornschnecke. Gehause winzig klein, mit schwachem Nabelritz, oval, fast ge- tMrmt, wasserhell, durchscheinend , mit einem gelblichen Schein, glanzend, sehr fein gestreift; die 5 Umgange sind stark gewolbt, daher die Naht stark vertieft ; Miindung eiformig ; Mundsaum zuruck- gebogen, mit einer feinen, aber deutlichen Lippe belegt; Aussenrand eingedriickt und innen mit einem zahnartigen Hockerchen; auf der Mundungswand und auf dem Spindelrande steht je ein kleiner Zahn, von denen der letztere bedeutend grosser, als der andere ist. Hohe 1,5 Mm., Durchm. 0,50,8 Mm. Thier weiss, sehr zart, schleimig, durchscheinend ; nur zwei Fuhler) die kurz, unten breit, fast dreieckig sind. Die Augen stehen hinter denselben und sind schwarz. Kiefer nach Moquin-Tandon nur wenig gebogen und am Kande kaum gestreift. Die Geschlechts- offnungen sind nach demselben getrennt, die mannliche liegt vor dem rechten Fiihler, die weibliche rechts an der Basis des Halses. Diese kleine Schnecke findet sich allenthalben an feuchten Stellen, im Moos oder unter Holzstiickchen und Steiuen, mitunter fast im Wasser mit Paludinellen und Pisidien zusammen. Ihre belle Farbe lasst sie trotz der geringen Grosse nicht leicht iibersehen wer- den. Nach dem Tode wird das Gehause schnell triib und undurch- sichtig, in diesem Zustande findet man es in Menge im Geniste der Flusse und Bache. Sie diirfte wohl nirgends in Nassau fehlen. Sechzehntes Capitel, Limnaeacea, luftathmende Wasserschnecken. Die Limnaeaceen sind sammtlich Wasserbewohner, athmen aber wie die Landschnecken, durch Lungen. Die Augen sitzen am Grunde der Fiihler, die entweder die Gestalt^von dreieckigen Lappen oder von Borsten haben. Das Gehause ist ei- oder scheibenformig und hat memals Falten auf der Spindel. Sie athmen ; trotz ihres Wasseraufenthaltes , Luft, und miissen demgemass ofter an die Oberflache kommen, um die Luft in ihren Athemhohlen zu erneuern. Auch konnen sie eine Zeit lang ausser- 165 halb des Wassers aushalten, und manche Arten thun diess sehr gern ; in der Trockenheit aber geheri sie schliesslich zu Grunde. Bei trocknem Wetter und im Winter vergraben sie sich in den Schlamm ; manche Arten verwahren dann die Miindung ihres Gehauses mit einem Deckel, analog dem Epiphragma der Landschnecken. Gegen Frost sind sie ziemlich unempfindlich und konnen sogar ohne Schaden einfrieren, sobald nur die Kalte nicht so stark ist, dass ihr ganzer Korper erstarrt ; sobald das Eis aufthaut, kriechen sie wieder munter umber. Ihre Eier legen sie in grosseren oder kleineren Mengen, von Scbleim zu einem Laich zusammengekittet , an Stengel und Blatter yon Wasserpflanzen. Von den vier europaischen Gattungen sind drei auch in Nassau aufgefunden worden ; dieselben characterisiren sich folgendermassen : Gewinde schraubig erhoben, rechts gewunden. Limn&ea Lam, Gewinde* schraubig erhoben, links gewunden. Physa Drp. Gewinde scheibenformig aufgerollt. PlanorUs Miill. Die vierte deutsche Gattung, AmphipepleaNils., von Limnaea durch den mangelnden Umschlag auf der Spindelsaule und den grossen Mantel, der fur gewohnlich das ganze Gehause umhullt, unterschieden, wurde bis jetzt noch nicht in Nassau aufgefunden; der nachste mir beharmte Fundort ist Kinteln (Dunker). XV. LIMNAEA Lamarck. Schlammschnecke. Gehause mit ritzformigem, seltener lochformigem Nabel, eirund oder eirund-verlangert, mit spitzem, zuweilen thurmformigem Gewinde, meist ziemlich, oft sehr diinn, selten stark; die Umgange erweitern sich sehr schnell, der letzte ist meist der bedeutendste Theil des Gehauses und bildet es zuweilen fast allein. Miindung der Lange nach eiformig , oben fast stets spitz und an der Spindelseite ausge- bogen. Mundsaum einfach, scharf, durch einen lamellenartigen Um- schlag der Spindelsaule gewissermassen zusammenhangend ; Spindel- saule oft frei hervorstehend , bogig und mit einer Falte versehen; 166 miter dem Umschlag der Spindelsaule bleibt oft noch ein ziemlich bedeutender Nabelritz. Thier ziemlich dick, braungelblich bis dunkel olivengriinlich, meist gelb punctirt, glatt; der den Mund bedeckende Lappen ist vorn ausgerandet; die beiden contractilen Fiihler sind zusammenge- dru'ckt dreieckig; innen an ihrer Basis sitzen die Augen. Fuss keil- formig, vorn abgestutzt, hinten spitz abgerundet. Mantel ganz ein- geschlossen, mit dunkelen Flecken, die meist durch den letzten Um- gang hindurchschimmern. Der Kiefer besteht aus einern Oberkiefer, einer einfachen, ziem- lich viereckigen Hornmasse ohne Leisten oder Zahnchen, und zwei lanzett- oder halbmondformigen Seitenkiefern , die zu seinen beiden Seiten liegen und durch dunne Hautchen mit ihm verbunden sind. Die Zungenplatte hat einen durch seine Kleinheit auffallenden Mittel- zahn; die Zahne des Mittelfeldes haben jederseits einen Seitenzahn und sind meistens an der Basis sehr breit. Die Zahne der Seiten- felder sind zackig, mitunter handformig. Alle sind im Verhaltniss zur Lange breiter als die Heliceen und bilden eine nur wenig nach vorn gebogene Reihe. Die Speiserohre ist lang und du'nn und erweitert sich plotzlich zu einem nicht grossen Magen , der durch eine Quereinschnurung in zwei Abtheilungen geschieden ist. Der Darm enthalt in seiner ausseren Haut Ablagerungen von Kalkko'rnchen und Bindegewebs- zellen; sonst ist sein Bau der der Pulmonaten im Allgemeinen. Das Nervensystem ist complicirter , als bei den anderen Gat- tungen ; es schieben sich zwischen die drei Ganglienpaare noch einige andere ein, und auch die normalen Ganglien zerfallen noch einmal durch Einschnurungen , so dass jeder Nerv aus einem besonderen Knoten zu entspringen scheint. Die Ganglien sind roth oder bliiulich. Dass Gefasssystem bietet nichts Auffallendes ; das Blut ist blaulich. Die Athemhohle ist gross , das Loch durch einen kraftigen Ringmuskel verschliessbar. Die eingeschlossene Luft dient nicht nur zum Athmen , sondern auch , um , wie die Schwimmblase der Fische, das Schwimmen zu erleichtern. Beruhrt man eine an der Oberflache schwimmende Limnae etwas unsanft, so lasst sie einige Luftblasen entweichen, was bei den grosseren Arten mit einigem Gerausche ge- schieht, und sinkt unter. Die Geschlechtsorgane sind einfacher gebaut, als bei den Heli- 167 ceen; Pfeilsack, Schleimdriise, Flagellum fehlen. Die mannliche Ge- schlechtsoffnung liegt hinter und unter dem rechten Fiihler, die weibliche in der Nahe der Athemoffnung. Sie konnen sich, da diese beiden Theile zu weit von einander entfernt sind, nicht wechselseitig begatten, sondern nur abwechselnd; haufig findet man aber ganze Ketten zusammenhangend, wo nur das erste und das letzte Individuum nicht gleichzeitig als Mannchen und Weibchen fungiren. Es sollen mitunter auch ringforrnig geschlossene Ketten vorkommen. Karsch hat bei Limnaea palustris eine wechselseitige , Bar bei auricularia eine Selbstbefruchtung beobachtet. Die Eier sind von einer grossen Menge klaren Eiweisses um- geben und durch Schleim zu langlichen, raupenformigen oder ring- formigen Massen zusammengeklebt , die an die Blatter von Wasser- pflanzen, die untere Blattseite der Nymphaen und dgl. abgesetzt werden. Ueber die Entwicklung siehe den allgemeinen Theil. Abnorrnitaten und Kriippel sind bei den Limnaen keine Selten- heit, wenn schon nicht so haufig, wie bei den Planorben. Auch links- gewundene kommen vor, doch sind meines Wissens solche in uuserem Gebiete noch nicht aufgefunden worden. Eine sehr haufige Erschei- nung, fast normal zu nennen, sind netz- oder gitterformige Ein- drucke, die uber den letzten Umgang verlaufen und sich auch bei den Planorben finden. Ihre Entstehung ist noch sehr unklar; Ein- driicke von Pflanzenwurzeln in das frischgebaute , weiche Gehause konnen es nicht sein, da sie continuirlich uber den ganzen letzten Umgang hinlaufen, obschon dieser gewiss nicht auf einmal gebaut wurde ; auch kreuzen sich die Gitterstreifen fast regelmassig in rechten Winkeln, was fiir Pflanzenwurzeln sehr auffallend ware. Man findet dieses Gitternetz am lutufigsten bei L. palustris und auricularia. Die Limnaen sind sammtlich Wasserbewohner und bewohnen mit Vorliebe stehende und langsamfliessende , moglichst reich mit Pflanzen bewachsene Gewasser. Sie konnen ziemlich rasch kriechen, aber auch schwimmen, und zwar schwimmen sie meistens, von der Luft in der Athemhohle getragen , mit dem Gehause nach unten so, dass .die nach oben gerichtete Sohle in einer Ebene mit dem Wasser- spiegel liegt, wahrend die Eussriinder ein wenig daruber emporragen. Es sieht dann aus , als ob sie an der unteren Flache der auf dem Wasserspiegel ruhenden Luftschicht krochen. Nie sieht man Lim- naen in tieferen Wasserschichten sich in gleicher Weise bewegen, es ist also wahrscheinlich nicht die in der Athemhohle befindliche 168 Luft allein , die die Bewegung ermoglicht ; vielleicht wirkt die nach oben gekrummte Sohle nach Art eines Nachens mit ; doch schwimmt die Schnecke auch noch, wenn man die Hohlung der Sohle mit Wasser fiillt. Die Arten der Limnaen sind sehr schwer zu unterscheiden , da es sich des scharfen Mundsaumes wegen nur schwer bestimmen lasst, wann sie ausgewachsen sind, und sie, wie alle Wasserschnecken. in einem ganz anderen Masse variiren , wie die Landschnecken. Fast nie findet man in verschiedenen Gewassern dieselben Formen, ja oft sind sie an verschiedenen Stellen desselben Gewassers ganz verschie- den, und wer einmal anfangt Varietaten aufzustellen, kann keiu Ende mehr finden. Auffallend muss diess erscheinen, da die Planorben ver- haltnissmassig nur sehr wenig variiren. In einem mir vorliegenden Briefe Kossmasslers an Prof. Alex. B r a u n finde ich daruber die Bemerkung, dass diess durch die verschiedene Art der Windungs- zunahme bedingt werde. Dieselbe ist bei Limnaea so rasch, dass schon die geringfugigste Abweichung an den fruheren Umgangen an der Mundung einen bedeutenden Unterschied macht. Bei den langsam zunehmenden Planorben ist das natiiiiich nicht der Fall. Dazu kommt noch, dass der Mantel der Limnaen schadlichen Ein- flussen ungleich mehr ausgesetzt ist und sich ihnen weniger entziehen kann, als bei den Landschnecken. Man muss sich begnugen eine Anzahl Typen statt fester Arten aufzustellen und unter diese die ein- zelnen Formen so gut wie moglich unterzuordnen. Seltene Limnaen gibt es nicht; manche Arten sind vielleicht in den Sammlungen selten, aber wo sie vorkommen, sind sie haufig, und wenn ich von einer Limnae hore, dass sie nur in einzelnen Exemplaren mit anderen Arten vorkomme, bin ich, wie bei den Unionen, immer geneigt, sie fur eine abnorme Bildung zu halten. Die Limnaen gehoren besonders stehenden Gewassern, und somit vorztiglich der Ebene an; von den neun nassauischen Arten kommen nur drei im Gebirge vor. Im Winter sitzen sie an geschiitzten Stellen ruhig fest, kriechen aber bei warmerem Wetter wieder umher; bei strengerer Kalte vergraben sie sich in den Schlamm und verschliessen die Mundung mit einem dunnen hautigen Winterdeckel. Auch im Sommer, wenn die Graben eintrocknen, vergraben sie sich in den Schlamm , gehen aber , wenn die Trockenheit andauert , schliesslich doch zu Grunde. 169 Unsere neun nassauischen Arten lassen sich folgendermassen unterscheiden : a. Gewinde klein, der Umgang sehr aufgetrieben, iiber 8 / 3 des ganzen Gehauses ausmachend. Gehause genabelt, Gewinde klein, der letzte Umgang fast das ganze Gehause ausmachend; der Aussenrand der Mundung bildet an der oberen Einfugung mit dem oberen Theil der Spindel einen rechten oder spitzen Winkel. L. auriculana Drp. Gehause kaum geritzt, Gewinde spitz, ziemlich schlank, hoher als bei den arideren Arten, mit sehr tief eingeschnittener Naht. Mundung kaum 3 / 4 des Gehauses ausmachend, rund ei- formig, oben etwas abgestutzt. L. vulgar is E o s s m. Gehause geritzt ; Gewinde klein, gerundet, plumper als bei den anderen Arten, Mundung eiformig, 3 / 4 des Gehauses aus- machend; der Aussenrand bildet an der oberen Einfugung mit dem oberen Theil der Spindel einen stumpfen Winkel. L. ovata Drp. Gehause verlangert eiformig, mit deutlichem Nabelritz, Mundung langlich eiformig, kaum 2 / 3 des Gehauses aus- machend. L. peregra Drp. b. Gewinde hoch, spitz, Mundung kaum halb so hoch, als das Gehause. aa. Der letzte Umgang nicht aufgetrieben. a. genabelt. Naht sehr tief, das Gehause wendeltreppenartig , klein. L. mimita Drp. [3. ungenabelt. Gehause gethiirmt, Mundung aussen weiss gesaumt, kaum Ys des Gehauses ausmachend. L. clongata Drp. Gehause verlangert - eiformig , stark, undurchsichtig, 1830 Mm hoch; Mundung weniger als 1 /2 der Hohe. L. palustris Drp. Gehause verlangert-eiformig, diinn, durscheinend, 10 15 Mm. hoch ; Mundung weniger als J /3 ^ er Hohe. L, fused C. Pfr. bb. der letzte Umgaug stark aufgetrieben. Gewinde hoch, spitz , sehr schlaiik, die Mundung uber ! /2 des Gehauses; Gesammthohe 30 40 Mm. L. stagnalis L. 87. Linmaea anricnlaria Draparnaud. 5 Ohrformige Schlammschnecke. Taf. IV. Fig. 4. 5. 8. Gehause genabelt, aufgetrieben blasenformig , diinn, durchschei- nend , ziemlich glanzend , gelblichgrau , faltenstreifig bis fast ganz glatt, oft mit krankhaften gitterformigen Eindrucken, die dem Ge- hause ein narbiges Ansehen gebeii. 4 4 1 / 2 Umgange, von denen der letzte fast- allein das Gehause bildet ; die ersten bilden ein kurzes, spitzes, aber stets frei und ziemlich stark hervortretendes Gewinde von 3 4 Mm. Hohe. Mundung sehr erweitert, gross, eiformig ge- rundet, oft beinahe halbkreisformig , oben stumpfwinkelig, an der Spindelseite durch die Krummung der Spindelsaule stark bogig. Mundsaum zusammenhangend ; der obere Rand bildet mit der oberen Halfte der Spindel eineii rechten oder selbst spitzen Winkel, nie einen stumpfen, und inserirt sich etwa in der Mitte des vorletzten Umganges ausserhalb einer Linie, die man senkrecht von der Spitze nach dem unteren Ende der Spindel zieht. Spiudelrand zuriickgebogen, gerade , und eine ziemlich lange Nabelrinne bildend , unteii in einem Bogen mit dem sehr erweiterten, etwas auswarts stehenden, innen oft eine soichte Kirme bildenden Aussenrande verbunden. Der Rand zeigt eine bedeutende Neigung, sich nach aussen umzulegen. Grosse sehr wechselnd ; mein grosstes Exemplar ist 32 Mm. hoch. Thier graugelblich mit gelben Puncten, der Mantel mit dunkleren Flecken, die durch das Gehause durchscheinen. Ich habe vorstehend die Diagnose der Schnecke gegeben, die ich mit Hartmann (Erd- und Susswassergastropoden , I p. 63, Taf. 16) fur die achte auricularia halte, abweichend von Koss- massler, dessen Form ich nur lur eine Varietat halten kann, die freilich das Ueberwiegen der Mundung iiber die Umgange in noch hoherem Grade zeigt. Es ist die von Hartmann als var. ampla beschriebene Form, deren Gewinde ganz kurz, hochstens 2 Mm. lang 171 1st; der Mundrand inserirt sich fast in der Mittellinie und zwar an der Naht zwischen dem zweiten und dritten Umgang; er steigt von da nach oben, so dass er das Gewinde bedeutend uberragt. und zeigt eine grosse Neigung, sich flach nach aussen umzulegen und selbst zuriickzubiegen, so dass hinter ihm eine Binne entsteht; die Spindel- saule zeigt nicht die starke Biegung , wie bei der Stammform , sie ist vielmehr fast ganz gerade und hat nur eine schwache Spindel- falte. L. ampla zeigt schon in friiher Entwicklungszeit ihre charac- teristische Form und konnte vielleicht mit Fug und Kecht als eigene Art abgetrennt werden. Bildet sich diese Form noch weiter aus, so erscheint das Ge- wihde vollkommen eingesenkt und ist von vornen her durchaus nicht sicht- bar ; der Spindelumschlag tritt von dem Gehiiuse los und steigt senk- recht in die Hohe , so dass sich der Aussenrand oberhalb der Spitze und haufig noch iiber der Mittellinie druben ansetzt. Hartmann beschrieb diese schone Form als L. Monnardi. Beide Varietaten find en sich zusammen in den schlammigen Buchten des Mains sehr Mufig, doch Monnardi seltener, als ampla\ ebenso am Khein. Sie kriechen trage an Steinen und im Schlamme umher, seltener an Wasserpflanzen , etwa noch am ersten an den Dickichten von Ceratophyllum nie habe ich sie , wie stagnates pcregra und palustris und auch die Normalform, herumschwimmen sehen. Sie scheinen nur von Algen zu leben und ruhren gesunde Wasserpflanzen nicht an. Die Durchschnittsgrosse diirfte fur den Main 20 24 Mm. sein; aus dem fthein erhielt ich durch Herrn Ickrath Exemplare bis zu 36 Mm. Hohe ; aber dafur flacher, als ich jemals eiu Exemplar im Main gefunden. In den kleineren Fliissen unseres Gebietes scheint sie zu fehlen; doch fand ich auch in der Wickerbach oberhalb Florsheim schone Exemplare. Die Normalform scheint ihre vollkominene Entwicklung nur in grosseren, ganz ruhigen, nicht zu stark verwachsenen Teichen zu er- reichen. Das auf Taf. IV. Fig. 4 abgebildete Exemplar erhielt ich mit ca. 100 ganz gleichen aus einem fast ausgetrockneten Teiche bei Darmstadt. Aehnlich wird sie wohl auch noch an anderen Puncten in unserem Gebiete vorkommen. Einen Uebergang von der Normalform zu der var. ampla bildet Taf. IV. Fig. 8, die haufigste Form in dem oberen Lahnthal ; nament- lich irn Breitenbacher Grund, von wo auch das abgebildete Exemplar stammt. In dem harten, schnell fliessenden Wasser ist das ganze 172 Gehause fester imd dicker geworden, das meist angefressene Gewinde ragt weniger weit hervor, der Mundsaum kann sich nicht weit aus- breiten oder gar umlegen, er verliert seine regelmassige Kundung und bildet nach oben und aussen einen Winkel und das ganze Thier 1st unscheinbarer geworden. Fast immer findet man auch bei dieser Form das Gitternetz stark entwickelt, so dass das Gehause ganz mit dunklen, quadratischen Flecken bedeckt erseheint. Ich halte diese .Form fur die var. angulata H art man n. Eine andere Form, die ich leider nicht mit abbilden konnte, fand ich in einigen Exemplaren im Sande des Mains nach den Hoch- fluthen des Winters 1869 70, allem Anschein nach aus einem ruhigen, klaren Gewasser weiter oberhalb herbeigeschwemmt. Sie ist ungeheuer aufgetrieben, die Umgange fast so stark gewolbt , wie bei Paludma oivipara, dabei fast vollkommen durchsichtig und nur ganz fein gestreift; der Mundsaum ist einfach, scharf, nicht umgebogen. Hartmann hat diese Form ventricosa genannt. Vermuthlich stammt sie aus der Gegend von Hanau; wenigstens sah ich bei Heynemann ein ahnliches, dort gesammeltes Exemplar. Aehnlich gestaltete, aber weniger durchsichtige Exemplare finden sich mitunter im Main lebend. An sie schliesst sich eine Form an, die ich, wie so manche andere schone, Herrn Dick in verdanke, aber leider erst nach Be- endigung der Tafeln erhielt. Sie nahert sich in der Form dem L. ampullaceus Kossm. , den ich fur die correspondirende Varietat von ovata halte, ist aber durch das spitze Gewinde als Form von cmricularia characterisirt ; besonders ausgezeichnet ist sie durch die auffallend starke, fast faltenartige Rippenstreifung. Im Museum zu Frankfurt war sie als L. costellatus Mus. franc, bezeichnet. Sie stammt aus dem Main bei Sachsenhausen. Leider besitze ich zu wenig Material aus unserem Gebiete , um genau die Verbreitung der einzelnen Formen in unserem Lande an- zugeben, und muss mich begniigen, die Fundortsangaben meiner Vor- ganger anzufiihren. Hoffentlich habe ich spater einmal Gelegenheit, die nassauischen Limnaen eingehender zu bearbeiten. In den Festungsgraben bei Castel und Mainz, in den Buchten des Mains und Eheins (Thomae). Im Braunfelser Werner und in der Lahn bei Weilburg (Sandb.). In dem nun ausgetrockneten Weiher der Sch elder Hiitte (Koch). Um Marburg und Giessen. Wahrscheinlich findet sie sich noch an mehr Puncten, denn es ist un- 173 moglich, anzugeben, welche von den als vulgaris aufgefuhrten Formen hierhergehoren. Ich werde bei ovata naher darauf eingehen. 88. Liinnaea ovata Draparnaud. Eifbrmige Schlammschnecke. Taf. IV. Fig. 6. Taf. VIII. Fig. 2. Gehause geritzt, eiformig, immer hoher als breit, zart, durch- scheinend, horngelblich, ziemlich glanzend, fein und schwach gestreift ; von den 4 5 schon gewolbten, durch eine stark bezeichnete Naht vereinigten Umgangen ist der ausserste bauchig aufgetrieben , die iibrigen bilden ein kurzes Gewinde, ku'rzer als bei den typischen auricular ia, aber bei weitem starker und gerundeter, gedrungener. Mundung eiformig, oben spitz, unten breit, an der linken Seite leicht ausgeschnitten ; Mundsaum einfach, scharf, etwas auswarts ge- bogen, doch bei weitem weniger, als bei auricularia, und nie so ganz umgelegt. Spindelrand mehr senkrecht, Collumellarfalte meist ziemlich unmerklich; der Umschlag lasst noch eine ziemlich be- deutende Nabelspalte offen. Grosse erreicht nur selten die der vorigen, die Hohe uberschreitet gewohnlich rdcht 10 12 Mm. Durch Herrn Dick in erhielt die Normalsammlung der malacologischen Gesellschaft freilich Exemplare von 27 Mm.; ahnliche sammelte Ickrath in Menge bei Sossenheim. Nicht selten kommen, besonders im Gebirge, zwerghafte Formen von nur 3-4 Mm. Hohe vor und werden solche mitunter fur minuta genommen. Thier dem von auricularia sehr ahnlich, doch mehr einfarbig grau und weniger lebhaft gefleckt, der Fuss ringsum lappig gekerbt. Diese Art variirt nicht minder stark , als auricularia , und es kommen Formen genug vor, die man nicht ohne Willkur heruber oder hinuber bringen kann. Noch schlimmer ist es nach vulgaris hin. Dennoch kann ich mich nicht entschliessen , die drei Formen zu einer einzigen Form zusammenzuziehen , da jede wieder ihren Varietatenkreis hat und die Varietaten mitunter correspondirende sind. So kommt von ovata eine stark aufgetriebene Form in stillen Teichen vor, die sich zu der Grund form ebenso verhalt, wie ventricosa Hart m. zu auricularia, und ahnlich auch eine Form die man mit ampla vergleichen kann. Im Laufe dieses Sommers, nachdem der Druck der Tafeln und mein Manuscript grosstentheils abgeschlossen war, erhielt ich durch Herrn D i ck i n noch zwei ausserst interessante hierhergehorige Formen. 174 Die eine 1st die achte am pull ace a Kossm. ; das mir vorliegende Exemplar konnte als Original zu Rossmasslers Fig. 114 gedient haben. Die andere ist eine weitere Ausbildimg der auf Taf. VIII. Fig. 2 abgebildeten , schon durch das hohe Gewinde auffallenden Form, mit stark aufgetriebenem , du'nnen, durchsichtigen , stark ge- streiftem, sehr zerbrechlichem Gehause; das grosste Exemplar misst 28 Mm. Hohe, die Munching 20 Mm., das Gewinde also fast ] / 3 der Gesammthohe. Ich nenne diese Varietat nach ihrem Entdecker var. Dick in ii. Sie kommt mit ampullacea zusammen in Wiesen- graben bei Sachsenhausen vor; auch aus der Umgebung von Bocken- heim erhielt ich jungere Exemplare, die schon deutlich den Typus dieser Varietat zeigten. Vorkommen. In Graben und Teichen, weniger in Fliissen. 1m Main habe ich sie nie beobachtet *). In fast alien Bachen, zumal in den Miihlteichen (Thomae). In der Weil bei Weilburg (Sand b.). In der Aubach bei Dillenburg, selten (Koch). Sehr schon in den Wiesengraben bei Frankfurt und auch sonst in der Mainebene. Bei Krfelden im sog. Hied. Die Zwergform bei Breidenbach, Kr. Bieden- kopf. Die stark aufgetriebene Form (Taf. VIII. Fig. 2) in Wiesen- graben bei Sachsenhausen (Dickin). Eine Varietat, die an Succinea putris erinnert, sammelte Ickrath in Menge bei Monchbruch. 89. Linmaea vulgaris Kossmassler. Gemeine Schlammschnecke. Taf. VIII. Fig. 3. Gehause kaum bemerkbar geritzt, eiformig, ziemlich bauchig, du'nn, feingestreift, hornfarbig , durchscheinend, glatt ; der letzte der 4 5 Umgange setzt sich den ubrigen nicht so deutlich als Bauch entgegen, wie bei auricularia und ovata; Gewinde spitz und schlank, wie bei auriadaria, aber weit hoher ausgezogen, 3 5"' hoch, nicht so plump, wie bei ovata\ Naht sehr tief eingeschnitten, was dem Ge- Anmerkung. In der langen Zeit, die zwischen der Beendigung des Maiiuscriptes (Mai 1870) und der des Druckes verflossen ist, habe ich eine Varietat von ovata doch noch im Main aufgefunden, aber ganz analog der L. ampla ausgebildet, so dass ich sie noch in meiner Arbeit ,.Zur Kenntniss der Untergattung Gulnaria" in Mai. Bl. 1870, als Subvarietat obtusa zu ampla zog. Mach Vergleichung zahlreicher unausgewachsener Exemplare kann ich nicht mehr zweifeln, dass sie wirklich zu ovata gehort. Sie weicht auch in der Lebensweise von ampla ab: ich fand sie in grosser Gesellschaft freischwimmend in einem Maintumpel am rothen Hanim unterhalb Frankfurt. 175 hause fast das Ansehen einer Scalaride gibt. Mundung eiformig, oben abgestutzt, sonst regelmassig und nur an der Spindelseite ein wenig durch die Spindelfalte ausgebogen, nicht ganz 3 /4 der ganzen Hohe ausmachend. Mundsaum geradeaus, einfach ; an seinera oberen Ansatz , der immer weit tiefer unter der Naht liegt , als bei auri- wdaria, bildet er anfangs einen rechten Winkel mit der Spindel- saule, wendet sich aber dann, wie bei auricularia, rasch in einem fast rechten Winkel nach unten; bei alten Exemplaren legt er sich eher nach innen, als nach aussen um. Thier gelblichgrau mit kleinen gelblichweissen Puncten besat. L\ vulgaris ist wahrscheinlich die Form unter den Limnaen, iiber die am meisten Unklarheit herrscht; gewohnlich dient sie als Kumpelkammer , in der man alle Formen unterbringt , die man zu keiner der beiden anderen bringen kann. L. vulgaris C. Pfeiffer ist, wie schon Eossmassler nachgewiesen , nur eine junge auri- cularia und desshalb ganz aus der Eeihe der Arten zu streichen. Dagegen ist vulgaris, wie ihn Eossmassler unter Fig. 53 der Iconographie beschreibt, entschieden eine gute und scharf characteri- sirte Art; die Hohe des Gewindes und die Eichtung des Mund- saumes unterscheiden ihn leicht von auricularia, das schlanke Ge- winde von dem plumperen ovata. Leider ist Fig. 53 nicht von Eossmassler selbst lithographirt und lasst alle moglichen Deu- tungen zu; auch in der Diagnose vermisse ich die Betonung der tief eingeschnittenen Naht ; die unsre Form alsbald auffallen lasst. Wirk- lich habe ich mich auch nachtraglich an den Originalexemplaren der Eossmasslerschen Sammlung von der Eichtigkeit meiner Ansicht iiber zeugen konnen. Demnach glaube ich dieseForm entschieden als die von Eoss- massler gemeinte Schnecke ansehen zu mussen , auch der schlanken Spitze und der Glatte des Gehauses wegen, das nur selten mit Schlamm uberzogen ist und fast nie die gitterartigen Eindriicke zeigt, die bei auricularia fast Eegel sind. Auch diese Art ist variabel, wie alle Limnaen und es finden sich Uebergange nach alien Eichtungen hin ; sowohl nach auricidaria und ovata als auch ganz besonders nach peregra hin. Hier ist es in der That nicht moglich eine Granze zu ziehen, und die auf Taf. VIII. Fig. 4 und 5 abge- bildete Form kann ich nicht anders bezeichnen, als wie sie auch in der Eossmassler schen Sammlung bezeichnet war , als peregro- wdyaris. Aber soil man desshalb alle die vier Arten zu einer zu- 176 sammenwerfen , in der man dann doch die vier Haupttypen nebst ihren Varietatenreihen unterscheiden muss ? Ich denke , nein ! denn dann muss iiberhaupt aller Artunterschied aufhoren. Was das Vorkommen imserer Art anbelangt, so kenne ich sie mit Sicherheit nur aus der Salzbach bei Wiesbaden und aus mehreren Graben der Mainebene um Frankfurt, besonders characteristic!! und schon aus einern Graben in der Nahe des Offenbacher Bahnbofs (Dick in). Tm oberen Lahntbal kommt sie nicbt vor. Was von den als vulgaris angefuhrten Formen hierher und was zu auricularia und ovata gehort, kann ich naturlich nicht entscheiden; ich glaube aber kaum, dass die achte vulgaris sehr verbreitet ist. 90. Limnaea peregra Draparnaud. Wandernde Schlammschnecke. Taf. IV. Fig. 12. Gehause ungenabelt oder mit einem deutlichen Nabelritz, ver- langert eiformig, spitz, etwas bauchig, ziemlich diinn, fein und dicht gestreift, hornbraun, rostgelb oder rostroth, in eisenhaltigen Quellen und Graben wohl auch schwarz, mattglanzend oder glanzlos. Von den 4 5, durch eine tiefe Naht vereinigten Umgangen ist der letzte viel grosser, als das Gewinde, doch nicht in dem Masse wie bei auricularia und ovata. Gewinde ziemlich kurz, spitz, oft der Wirbel oben abgebrochen oder angefressen, in kohlensaurereichen Quellen oft auch der letzte Umgang ; die defecten Stellen sind aber immer durch eine Lage Perlmuttersubstanz wieder ausgebessert. Miindung spitz ei- rund, oben allmahlich verschmalert. Mundsaum innen meist mit einer deutlichen weissenLippe belegt. Spindelrand halb so lang, als der Aussen- rand. Nabel oft ganz fehlend, oft auch noch als einRitz vorhanden. Hohe wechselnd; meine grossten nassauischen Exemplare sind 18 Mm. hoch, die meisten 12 14. Die grosste Form, die ich iiberhaupt be- sitze, aus einem Teiche bei Ebersbach in der Lausitz, ist 23 Mm, hoch. Thier gelbgrau, Augen schwarz mit weissen Piinctchen um- geben; Mantel immer kaltgrau mit dunkelgrauen oder schwarzlichen Flecken, nie braun oder gelblich. Sohle bei manchen Exemplaren hellgrau, fast weiss, bei anderen ganz dunkelgrau, fast schwarz. Beide Formen fand ich nie zusammen, konnte aber bis jetzt einen Un- terschied weder im Gehause noch in den anatomischenVerhaltnissen finden. Diese Form variirt sehr; selten gleichen sich Exemplare von 177 zwei Fnndorten ganz. Doch fehlt es auch Mer noch an genugenden Untersuchungen , und, mir wenigstens, an genugendem Material, um haltbare Varietaten aufstellen zu konnen. Im Allgemeinen lassen sich zwei Hauptformen unterscheiden, die eine bauchiger, mit knrzem niedrigem Gewinde und ziemlich dickschalig , die andere schlanker mit langerem, spitzem Gewinde und diinnschaligem , weniger aufge- triebenem Gehause. Erstere Form gehort mehr dem Gebirge, letztere mehr der Ebene an, und nur bei ersterer habe ich bis jetzt Decol- lation und Cariositat beobachtet. Sie ist im Gebirge um Biedenkopf die herrschende , und nur an einem Puncte, in einem schlammigen Graben be*i Elmshausen, fand ich bis jetzt die schlankere Form, die dagegen imMainthal die herrschende zu sein scheint. Sie wurde von Hartmann var. excerpta genannt. Von dieser Schnecke hat sich seit 0. F. Muller und Voith die Sage erhalten, auf die auch ihr Name hindeutet, dass sie namlich im Winter das Wasser ver- lasse und auf Baume steige. Es ist diess bereits durch Hartmann widerlegt worden. Im Gebirge um Biedenkopf habe ich peregra im Winter sehr haufig gesammelt; sie zog sich aus den Bachen in die Quellen zuruck und sass dort im Wasser an den Stengeln und Wur- zeln der perennirenden Wassergewach.se; immer habe ich sie munter, nie mit zugedeckeltem Gehause gefunden. Ob sie sich in Graben, in deren Nahe keine Quellen sind, im Winter in den Schlamm grabt und eincleckelt, kann ich nicht sagen; ich habe sie auch an solchen Puncten schon sehr fruhe im Friihjahr munter gefunden. ImSommer dagegen graben sie sich in den Schlamm ein, wenn ihre Wohnstatten austrocknen; ich fand abgelegene Pfiitzen, die in jedem Sommer aus- trocknen, ganz von ihnen erfiillt ; doch gehen in jedem Sommer eine Menge zu Grande. Sie steigt hoch in die Gebirge hinauf und scheint das kalte Gebirgswasser entschieden vorzuziehen. In unserem Gebiete findet sie sich alien thalben, so dass es unnothig ist, specielle Fundorte an- zugeben. Besonders schone Exemplare fand ich in einer Quelle im Pferdsbach bei Biedenkopf; ahnliche erhielt ich aus einer Pfutze im Rocler Walclchen durch' Herrn Die kin. Stark angefressene Exemplare erwahnt A. Ro'mer aus einem Tumpel an der Platte. Ich fand solche in alien Graden in den Bergquellen des Hinterland es; an manchen Exemplaren besteht die ganze Schale ausser einem schmalen Streifen an der Miindung nur aus Perlmuttersubstanz und fehlt fast das ganze Gewinde. 12 178 91. Limnaea minuta Draparnaud. Eleine Schlammschnecke. Syn. L. truncatula MtilL Gehause genabelt, oval-conisch, diinn, nicht sehr glanzend, gelb- lichgrau oder bellhornbraun, fein gestreift ; fiinf, zuweilen sechs stark gewolbte, durch eine tiefe Naht wendeltreppenartig abgesetzte Um- gange ; der letzte, sehr bauchige, 1st etwas bedeutender, als das conisch- spitze Gewinde. Mundung eirund, oben nur leicht stumpfwinkelig ; der Umschlag der Columelle tritt nach unten bald los, wodurch ein deutlicher Spindelrand gebildet wird und ein deutliches Nabelloch bleibt. Hohe 36 Mm,, Breite 23 Mm. Thier dunkelgrau, Sohle heller, Augenpuncte schwarz; Fuhler kurz, sehr zusammengedriickt, durchscheinend. Man kann, wenn man will, eine var. major und eine var. minor unterscheiden, letztere die in kalten Quellwassern , erstere die in der Ebene haufigere Form. Diese kleinste Limnae ist in unserem Gebiete noch verbreiteter wie peregra, da sie ebenfalls im Gebirge bis zu den Quellen empor- steigt und sich mit Vorliebe in kleinen Gewassern, besonders in den Bewasserungsgraben der Wiesen findet. Mcht selten findet man sie auch ausserhalb des Wassers an feuchten Mauern. Immer lebt sie gesellig. Besonders schone grosse Exemplare um Frankfurt amSand- hof und an der Griineburg (Dick in). 92. Limnaea elongata Draparnaud. Langliche Schlammschnecke. Syn. L. gldber Mull., leucostoma Lam. Gehause ohne Nabelritz, gethurmt-verlangert , diinn, durch- scheinend, sehr fein gestreift, gelblich, des Kothiiberzugs wegeu aber fast uberall braun oder schwarz erscheinend. Die 78 durch eine tiefe Naht vereinigten Umgange nehmen nur sehr allmahlich zu, so dass der letzte kaum grosser ist, als der vorletzte und der drittletzte, was dem Gehause ein ganz vom Limnaencharacter abweichendes An- sehen gibt. Mundung auffallend klein, bedeutend weniger als Va des Gehauses ausmachend, elliptisch-eiformig, oben spitz; Mundsaum am Aussenrande innen stets mit einer schwachen ; aber deut lichen weissen Lippe belegt. Hohe 910 Mm., Breite 3 4 Mm. 179 Thier dunkelstahlgrau, Fiihler hellgrau, durchscheinend , Augen schwarz. Diese Schnecke, die eher einem Bulimus, als einer Limnae gleicht, kommt in unserem Gebiete nur im Mainthal vor, wo sie auch zuerst in Deutschland von C. Pfeiffer in einem Graben zwischen Biirgel und Muhlheim gefunden wurde. Soviel mir bekannt findet sie sich nur auf dem linken Mainufer im Bereich des Frankfurter Waldes in den meisten Graben bis nach Schwanheim bin; auch bei Monchbruch (Ickrath). Eine auffallend lange, 12 14 Mm. lange Form ent- deckte Diakin im Konigsbruch im Frankfurter Wald. Thomae fiihrt elongaia auch aus Wiesengraben um Idstein an; an den Originalexemplaren im Wiesbadener Museum habe ich mich aber uberzeugt, dass es fusca ist. 93. Linmaea palustris Draparnaud. Sumpf-Schlammschnecke. Gehause ungenabelt, eiformig-langlich, ziemlich stark, horngrau, meist mit einem blaugrauen Schmutziiberzug , dicht, aber fein ge- streift, oft mit den gitterartigen Eindriicken. 7 Umgange, der letzte wenig bauchig, kleiner als das Gewinde, das stark und gewolbt, nie, wie bei stagnalis, spitz ausgezogen ist. Mundung spitz-eirund, kurzer als die halbe Lange des Gehauses, inwendig dunkel violettbraun mit einer breiten, dunklen, fast nicht erhabenen Lippe. Umschlag fest auf der Columelle aufliegend, nur selten eine Spur von einem Nabel- ritz lassend. Hohe 1218 Mm., Breite 410 Mm. Thier griinlich schwarzgrau, etwas ins Violette spielend. Sohle am dunkelsten, der ganze Korper mit gelben Piinctchen bedeckt. Diese Form variirt noch starker als peregra und man kann zahllose Varietaten da von unterscheiden. Zunachst eine riesenhafte, dickschalige Form, 2028 Mm. hoch, 912 Mm. breit, mit dick- schaligem, stark geripptem Gehause und stets mit starken netzartigen Zeichnungen, nur in Teichen und grosseren Siimpfen vorkommend, var. corvus Gmel. Dann eine kleinere, diinnschalige Form aus kleineren fliessenden Graben, ohne Gitterzeichnung und sehr fein ge- streift. Man bezeichnet diese Form gewohnlich als fusca C. Pfeif- fer, und wenn dies richtig ist, kann fusca von palustris nicht ge- trennt werden. Ich mochte aber fusca fur die nachfolgende Form in Anspruch nehmen, die ich fur specifisch verschieden von palustris 12* 180 halte, imd die jetzt bald als fusca, bald, wenn auch irrthumlich, als elongata genommen wird. In den Gewassern der Ebene, besonders in Teichen und den Altwassern der Fliisse. Beim Turnplatz und auf der Ingelheimischen Aue bei Biebrich (Thomae). Im Metzgerbruch , im Steinbruch ; cariose Exemplare bei Bockenheim (Dick in). In der alten Nied bei Hochst, wo ich Exemplare von 40 Mm. Ho'he fand; in den Siimpfen und Graben im Kied. Die kleinere, gewohnlich fusca genannte Form in alien Graben des Frankfurter Waldes. In mehreren Teichen um Darmstadt (Ickrath). 94. Limnaea fusca C. Pf eiffer ? Braunliche Schlammschnecke. Gehause ungenabelt, ziemlich diinn und durchscheinend , horn- braun, wenig glanzend , dicbt und mitunter deutlich gestreift , meist, doch nicht immer, ohne die Gitternarben von palustris. 6 7 nicht sehr rasch zunehmende Windungen, die letzte weniger aufgetrieben, als bei palustris, desshalb das ganze Gehause viel schlanker. Mu'n- dung kaum */3 des Gehauses einnehmend, spitzeiformig , nur wenig durch die Miindungswand eingedriickt, Spindelsaum fest anliegend, die Falte weniger vortretend, wie bei palustris, die violette Lippe im Inneren habe ich bei keinem Exemplar beobachtet. Hohe 1218 Mm., Breite 57 Mm. Thier wie bei palustris. Wie schon bei voriger Art erwahnt, ist das Kecht dieser Art auf den Pfeiffer' schen Namen durchaus nicht unbestreitbar, da seine Abbildung trotz der schlanken Form die dunkle Lippe in der Mundung zeigt, und auch seine Beschreibung auf die kleinere Form von palustris passt. Unsere Art kann aber unmoglich zu palustris gehoren ; sie steht zwischen dieser und elongata mitten inne, und ich habe sie 6'fter als elongata, wie als fusca erhalten. Aber die Ab- neigung, das . Namenchaos der Limnaen noch mit einer Art zu ver- mehren, bringt mich zu dem Entschluss, den Pfeif fer'schenNamen vorlaufig beizubehalten und auf unsere Art zu beschranken. Was das Yorkommen anbelangt, so kann ich u'ber die alteren Angaben natihiich nichts sagen; nur die von Thomae uber L. elongata, fl Wiesengraben bei Idstein", gehort sicher hierher. 'Auch die von Speyer erwahnte var. elongata von fusca diirfte hier- 181 hergehoren, wenigstens sah ich bei D. F. H e y n e m a n n Exemplare die er von Herrn A. F. Speyer als elongata Drp. erhalten hatte. Ich selbst sammelte sie in den Graben des -Frankfurter und Schwan- heimer Waldes nicht selten. Wiederholen will ich noch einmal, dass ich diese Form von sehr verschiedenen Puncten alsL. elongata Drip, erhalten habe, aber stets nur von solchen, wo diese selbst nicht vorkommt; denn wenn man beide neben einander hat, ist eine Verwechslung mit der Buli- musartigen elongata nicht mehr moglich; die Enge der Miindung und die geringe Verschiedenheit des letzten und des vorletzten Um- ganges lasst sie nicht verkennen. 95. Linmaea stagnalis Muller. Grosse Schlamnischnecke. Gehause ungenabelt, gestreckt-eirund mit mehr oder weniger thurmformig ausgezogenem , schlankem , in eine scharfe Spitze aus- laufendem Gewinde, gelblich hornfarbig, aber fast immer mit einem Kothiiberzug bedeckt, zerbrechlich, unregelmassig gestreift, auf dem letzten Umgang meist mehr oder weniger narbig-runzelig. Von den 68 Umgangen ist der letzte sehr aufgetrieben , bauchig, grosser als die iibrigen zusammen, oben mit einer stumpfen Kante und von da an oft senkrecht eingedruckt. Die Umgange des Gewindes sind ganz flach, das Gewinde selbst sehr schlank, fast ausgehohlt, mit einer sehr flachen, fast kantigen Naht. Miindung undeutlich eirund, an der Spindelseite durch die Falte der Spindelsaule herzformig aus- geschnitten, unten breit gerandet. Aussenrand bogig ausgeschweift, bei ausgebildeten Gehausen sehr vorgezogen, selbst umgeschlagen; der breite Umschlag der Spindel, der die beiden Bander verbindet, liegt dicht auf und lasst nur eine ganz unbedeutende Nabelspalte. Von unten her kann man die ganze Spirale bis zur Spitze iibersehen und einen Draht in fast gerader Eichtung bis zur Spitze durchfuhren ; es fehlt demgemass die untere Naht. Hohe 4070 Mm., Breite 2228 Mm., doch kommen stellenweise auch viel kleinere For- men vor. Thier schmutzig gelblichgrau bis dunkel olivengrun, mit gelb- lichen Piinctchen bestreut; Sohle stets dunkler mit hellerem Rand. In Mainlachen am rothen Hamm fand ich im Herbst 1870 ganz auf- fallend gelb gefarbte Exemplare; auch die Sohle war'auffallend hell 182 mit einem hochgelben Eing ; vielleicht war hier die Nahrung Ursache, da die Thiere nur von rothen Algen leben mussten. Bei Sossenheim in Wiesengraben fand Ickrath das Thier fast rein weiss. Das Gehause variirt sehr. Am auffallendsten ist die kurze, gedrungene Form der Schweizer Seen, fast gebaut wie auricularia, aber immer sicher durch das ausgehohlte, spitze Gewinde und die eigenthum- liche Spira erkennbar, man hat sie als L. lacustris Studer unter- schieden; sie kommt nur in Seen vor und fehlt desshalb in unserem Gebiete; dagegen haben wir die Form, welche sie an den typischen stagnalis ankniipft und von Hart mann var. media genannt wurde. Ferner kann man zwei Grundformen unterscheideu, je nach dem Vorwalten der Kante auf dem letzten Umgang oder deren Fehlen, in Folge dessen bei der einen die Miindung viereckig, bei der anderen mehr rundlich ist. Erstere nennt Hart mann var. turgida Menke, letztere vulgaris Leach. Eine schlanke Form mit sehr diinnem Gehause ist var. roseolabiata Sturm; junge Exemplare davon, vielleicht auch von anderen Formen, veranlassten die Aufstellung einer L. fragilis. Bourguignat, welcher aus dieser Art acht verschiedene ge- macht hat, von denen freilich drei auf Missbildungen und zwei auf unausgewachsene Exemplare kommen, unterscheidet eine kurze, ge- drungene Form als L. borealis- sie soil besonders im Norden Eu- ropas vorkommen. Ich erhielt Exemplare, welche seiner Abbildung vollkommen entsprechen, aber etwas kleiner sind, durch Herrn Ick- rath aus den Abflussen kalter Quellen bei Sossenheim, gemischt mit anderen Formen. Ihr Aufenthaltsort sind dichtbewachsene, kleine Grabchen mit etwa 8 9o E. Auch hier fand ich vielfach das Thier gelb, vielleicht auch in Folge des der Art sonst nicht zusagenden Aufenthaltsortes, an welchem sie gleichwohl sehr haufig ist. Eine interessante Form, die soviel mir bekannt noch nirgend beschrieben ist, habe ich in hiesiger Gegend gefunden; es ist eine ziemlich kantenlose Form, deren ausserer Mundsaum auffallend weit nach aussen vorgezogen ist und sehr bedeutende Neigung zeigt, sich nach aussen umzulegen. An ruhigen Stellen und ganz besonders im Aquarium geht die Umbiegung so weit, dass der Eand die Aussen- wand des Gehauses beruhrt und so eine 23 Mm. breite Hohlrinne langs des ganzen Mundsaumes bildet; bei besonders exquisiten Exem- plaren biegt er sich sogar noch einmal weiter. Da diese Form an ihrem Fundorte ausschliesslich und in Menge vorkommt, kann man 183 sie nicht wohl als krankhafte Form betrachten, sondern muss sie als achte Varietat anerkennen, und als solche nenne ich sie reflexa. Als Missbildung kommen sehr lang ausgezogene Scalariden- formen mit tiefer Naht vor. Nur in der Ebene und besonders in grosseren Gewassern ; im Ge- "birge fehlt sie ganz, und im Lahnthal tritt sie erst unterhalb Limburg auf. Im Khein- und Mainthal ist sie dagegen allenthalben nich^ selten; so in den Festungsgraben bei Mainz und Castel (Thomae), im ganzen KiedJ in mehreren Teichen um Darmstadt (Ickrath), bei Frankfurt (Heynemann, Dickin), in den Lachen des Nieder Waldchens (!), Hanau (Speyer). Die var. media fand HerrDickin in mehreren Exemplaren bei Frankfurt, sie scheint aber in den heissen Sommern des letzten Jahrzehntes ausgegangen zu sein. Die var. roseolabiata in einem Sumpfe bei Limburg (Liebler bei Sandb. und Koch), an der Lamboibrucke (Speyer); auch hier und da in klaren Graben der Mainebene. Die var. reflexa fand ich zuerst im Bassin des botanischen Gartens zu Frankfurt, spater in Menge in der alten Med bei Hochst, mit palustris zusammen. In einem zum Theil durch Quellen gespeisten Teiche vor Niederrad sind fast sammt- liche Exemplare angefressen, aber weniger an der Spindel, als am letzten Umgang. Achtzehntes Capitel. XYI. PHYSA Draparnaud. Blasenschnecke. Muntere, rasch bewegliche Thierchen mit dunnen, langen Fiihlern, an cleren Grunde nach innen die Augen sitzen. Die Oeffnungen fur die Athemhohle und die Geschlechtswerkzeuge liegen auf der linken Seite. Mantel entweder gezackt und um den Band des Gehauses ge- schlagen, oder einfach; der Fuss nach hinten schmal und schlank. Gehause links gewunden, diinn und zerbrechlich , durchsichtig, glanzend, ungenabelt; Miindung langlich-eiformig , ho'her als breit, nach oben verengt; Mundsaum gerade, scharf, Spindel gedreht, ohne Falten. Sie legen durchsichtige Eier, 1520 Stuck zu einem wurm- formigen Laich vereinigt, an Wasserpflanzen. Die irrige Angabe von 184 Altens, dass sie dabei ihr Gehause verliessea, 1st schon von Carl Pfeiffer widerlegt und erklart worden. Die Blasenschuecken leben besonders in stehenden, reich be- wachsenen Gewassern und gehoren desshalb vorwiegend der Ebene an. Im Gebirge um Dillenburg und Biedenkopf kommen sie gar nicht vor. Wie in ganz Deutschland kommen in Nassau auch nur zwei Arten vor , die so verschieden sind , dass man zwei verschiedene Gattungen daraus gemacht hat. Sie unterscheiden sich folgender- massen : Gewinde spitz, 6 Umgange. Ph. Jiypnorum L. Gewinde kurz, abgestumpft, Gehause blasenartig aufge- trieben mit nur 3 4 Windungen. Ph. fontinalis L. 96. Physa hypnorum Linne. Moosblase. Gehause langeiformig mit spitzigem Gewinde, dunn, durchsichtig, feingestrichelt , sehr glanzend , gelblich-hornfarben bis bernsteingelb ; 6 Umgange, von denen der letzte stark vergrossert ist. Mundung spitz-eiformig, ungleichseitig ; Mundsaum scharf, der Spindelsaulen- rand etwas zuriickgeschlagen, etwas ausgeschweift und schwielig, roth- lichweiss. Hohe 1015 Mm. Thier schwarzlich mit einfachem, ungelapptem Mantel, 810 Mm. lang, die Fiihler 3 4 l /2 Mm. lang. In Nassau bis jetzt nur an wenigen Puncten gefunden, aber dann immer in grosserer Gesellschaft. In einem Graben an der Tau- nusbahn zwischen Castel und Hochheim (Thomae). In einem Wiesengraben unterhalb des Lohnberger Schlosses (Sandb. ) Im Lamboiwald bei Hanau und bei Bergen (Speyer). Im Metzgerbruch (Heyn.). Ich fand sie im Hauptabzugsgraben der Schwanheinier Waldwiesen, jedoch nicht haufig. Bei Monchbruck (Ickrath). 97. Physa fontinalis Linne. Quellen-Blasenscimecke. Gehause eiformig, blasenartig aufgetrieben, blassgelblich bis hornfarbig, glanzend, durchsichtig, sehr zart und zerbrechlich , der 185 Lange nach fein gestreift; 3 4Umgange, von denen der letzte sehr bauchig aufgetrieben 1st und fast das ganze Gehause ausmacht, wah- rend die oberen ein kurzes, stumpfes Gewinde bilden. Mundung weit, langlich eiformig, nach oben zugespitzt, unten abgerundet ; Mundsaum einfach, scharf, geradeaus, gegen die Spindel etwas schwielig verdickt und weisslich. Hohe 6 12 Mm., Breite 57 Mm. Thier in ausgewachsenem Zustande schwarzlich violett mit weisslichgelben Fuhlern ; Mantel schmutziggelb, durch zahlreiche dunkle Puncte zierlich netzartig gezeichnet ; der durchscheinende Mantel gibt dem lebenden Thiere ein ganz nettes Aussehen. Der Mantelrand be- steht aus zwei fingerformig geschlitzten Lappen, die das Thier fur gewohnlich um den Schalenrand schlagt und so die ganze Schale so einhtillt, so dass das Thier einem Schmutzklumpchen gleicht. Die Zunge ist sehr du'nn und desshalb nur sehr schwer unzerrissen zu prapariren. Sie ist vorn zweitheilig und lauft in zwei nach Aussen gebogene Spitzen aus; der Mittelzahn ist anscheinend aus zweien zu- sammengesetzt. Die Seitenzahne sind alle gleich, sehr breit, mit 6 8 Zahnchen an einer Seite, einem Sageblatt ahnlich; sie stehen in schiefen Reihen, die in der Mitte in einem sehr spitzen Winkel zusammentreffen und dadurch der Zunge ein gefiedertes Ansehen geben. Der Kiefer ist eine schmale, dunne, in einem Winkel ge- bogene Hornplatte mit undeutlicher Streifung, die bei starker Ver- grosserung durch Eeihen von rundlichen Hornschuppchen hervorge- bracht erscheint. Es gleicht diese Schnecke in ihrer Lebensweise der vorigen, findet sich aber auch in fliessendem Wasser und ist sehr flink in ihren Bewegungen, was sie zu einer besonderen Zierde fur Aquarien, in denen sie sich sehr gut halt, macht. In Nassau nur wenig verbreitet. Thomae fuhrt sie gar nicht an. Haufig im Braunfelser Werner (Sandb.). In der Umgegend von Frankfurt ist sie nicht selten, im Metzgerbruch , in den Alt- wassern des Mains, wo ich sie besonders am rothen Hamm zahlreich fand und in einem quelligen Teiche dicht vor Niederrad. Sehr schone Exemplare, zu denen das abgebildete gehort, erhielt ich durch Herrn Wiegand aus Wiesenquellen bei Sossenheim. Bei Hanau nicht selten im Lamboiwald, Bulauwald, Sumpf hinter Eiickingen ; bei Die- tesheim, Miihlheim, Biirgel (Speyer). 186 Neunzehntes Capitel. XVIJ. PLANORBIS Mil Her. Tellerschnecke. Gehause in eine flache, meist oben und unten vertiefte oder oben flache und unten vertiefte Scbeibe aufgerollt, so dass oben wie nnten alle Umgange sichtbar sind. Miindung durch die Miindungs- wand stets mehr oder minder mondformig ausgeschnitten , nie kreis- rund, was sie von den Valvaten unterscheidet ; Mimdsaum einfach scharf, meist durch einen flachen Wulst auf der Miindungswand ver- bunden , der Aussenrand stets mehr als der Innenrand vorgezogeu ; daher die Miindung in Beziehung zur Axe stets schief. Die Um- gange konnen stielrund, von der Seite her bandformig zusammenge- druckt, wie bei PI. contortus sein, sind aber meist von oben her zu- sammengedruckt und mehr oder weniger deutlich gekielt. Thier ziemlich schlank, der Kopf endet nach vorn in einen ausgerundeten Lappen; die Fiihler sind lang, borstenformig , an der Basis etwas verbreitert, innen neben der Basis sitzen die Augen. Fuss ziemlich kurz, gleichbreit, vorn abgestutzt, hinten geruudet. Das ganze Thier meistens dunkel gefarbt. Der innere Ban gleicht im Ganzen dem der Limnaen. Der Kiefer ist ebenfalls aus drei Stuck en zusammengesetzt , aber das Mittelstuck ist im Verhaltniss zu den beiden Seitenstiicken weit kleiner, als bei den Limnaen. Die Zungenzahne bilden ganz gerade Reihen liber die Zungenhaut ; der Mittelzahn ist schmaler, aber nicht kurzer, als die Seitenzahne, und fallt desshalb weniger ins Auge, als bei den Limnaen. Das Blut , das manche Arten , z. B. der grosse PL cornetis, schon bei der geringsten unsanften Beriihrung von sich geben, ist rothlich. Das Nervensystem ist, wie bei den Limnaen, gelb gefarbt, aber die Ganglien sind weniger zahlreich. Geschlechtsoffnung und Athemoffnung liegen auf der linken Seite, wahrend dem Gehause nach das Thier rechts gewunden ist und man sie desshalb auch auf der rechten Seite erwarten sollte. Diese eigenthiimliche Abweichung veranlasst manche Naturforscher , die Tellerschneeken im Gegensatz zu den Rechts- oder Linksgewundenen als Geradeausgewundene 7 Eectorsae zu bezeichen. Begattung und Entwicklung erfolgt ganz in derselb'en Weise, wie bei den Limnaen; die Eier werden in ovalen Laichen abgesetzt. 187 Nach den Angaben von Ficinus (Zeitschr. f. d. ges. Natur- wissenschaften XXX. p. 363) zeigen diePlanorben im Ban ihrer Ge- schlechtstheile zwei wesentlich verschiedene Typen: die einen haben im mannlictien Glied einen durchbohrten Kalkstachel, durch welchen das var. deferens hindurchgeht , die anderen nicht. Zu den ersteren gehoren vortex, leucostoma, contortus, albus und spirorbis , zu den letzteren corneus, marginatus, carinatus, complanatus und nitidus. Fur die Scheidung in Unterabtheilungen scheint dieser Uuterschied nicht recht verwendbar zu sein. Die Planorben kommen meistens mit den Limnaen zusammen vor und scheuen, wie diese, die harten, kalten Gebirgswasser., Im Bezirk Biedenkopf fand ich nur zwei Arten, albus und leucostoma, und beide nicht haufig, wahrend die Mainebene 13 Arten beherbergt, die alle schlammigen, bewachsenen Graben bevolkern. In einem Punct weichen sie aber von den Limnaen sehr ab. Wahrend man bei diesen ; wie wir gesehen haben, kaum von B guten" Arten sprechen kann und sich begnugen muss, Typen mit umgeben- dem Variationsgebiet aufzustellen , halten die Planorben ihren Art- character hartnackig fest und variiren kaum nennenswerth. Es ist diess eine naturliche Folge der langsamen Zunahme der Windungen, wahrend bei den Limnaen die rasche Zunahme das Gegentheil bedingt. Sehr haufig sind dagegen Abweichungen von der normalen Win- dungsebene, scalare und halbscalare Formen. Man kann sicher an- nehmen, dass von alien iibrigen Gattungen zusammengenommen nicht soviel ganz freie Scalariden bekannt sind, als von den kleineren Pla- norben. H art man n fand einmal in einem ganz kleinen, mit Eichen- laub erfullten Tiimpel 26 mehr oder weniger scalare Exemplare von Plan, lenticularis. Der Grund fur diese Haufigkeit liegt in den flachen Windungen, die sich nur mit der schmalen Seite beriihren; es kann sich da leicht ein fremder Korper dazwischen drangen und eine Abweichung verursachen. Hartmann sucht in dem ange- ftihrten Fall die Ursache gewiss mit Eecht in den Verletzungen der neuangebauten Schalentheile durch die scharfen Kander der Eich- blatter. Von PI. contortus, dessen bandformig zusammengedriickte Umgange sich mit der breiten Seite beriihren, sind mir keine Scala- riden bekannt, auch nicht von PL corneus. Dagegen findet man von diesem haufig Exemplare, die bald nach der einen, bald nach der anderen Seite ab weichen, gewissermassen hin und her schwanken und so ein sonderbar verschrobenes Ansehen bekommen; hier ist die 188 Beruhrungsflache schon zu gross und eine Ausgleichung kleiner Sto- rungen leichter moglich. Ich mochte bei dieser Gelegenheit bemerken, dass auch bei den Landschnecken Scalariden vorziiglich bei den Arten mit stielrunden oder gekielten Umgangen , weniger oder nicht bei den von der Seite zusammengedriickten vorkommen. Dass man mitunter cariose, selbst ringformig durchbohrte Exem- plare findet, ist bereits in dem allgemeinen Theile erwahnt worden. In unserem Bezirke kommen dreizehn Arten vor, die sich nach folgendem Schema bestimmen lassen: A. Gehause gross, 2030 Mm. breit, Umgange stielrund. PI. corneus L. B. Gehause mittelgross, 8 15 Mm. breit, mehr oder weniger flach, gekielt oder scharfrandig. a. mit echtem abgesetztem Kiel, nur 4 5 nicht ganz flache Um- gange. Kiel am unteren Rand der letzten Windung, nur von unten her sichtbar, Miindung fast rund. PL marginatus Drp. Kiel auf der Mitte des letzten Umgangs, von beiden Seiten her sichtbar, die Miindung nach aussen hin zugespitzt. PL carinatus M tiller. b. ohne achten Kiel, 7 ganz flach zusammengedruckte Umgange. PL vortex M tiller. C. Gehause klein, 4 6 Mm. breit. a. Gehause ungekielt. Umgange 7, von der Seite zusammengedriickt, bandartig auf- gerollt, ziemlich hoch. PL contortus Mil Her. Vier stielrunde Umgange, der letzte nicht erweitert, innen mit einer weissen Lippe. PL Eossmdssleri A u e r s i o. Umgange 3 4, der letzte stark erweitert mit netzartigen Furchen. PI. albus Miiller. Vier Umgange, der letzte wenig erweitert, ohne alle Sculptur. PL laevis Alder. b. Gehause ohne achten Kiel, aber mit einer stumpfen Kante. 189 Oben concav, unten flach, 6 halbstielrunde Umgange, der letzte nicht erweitert, mit schwacher Lippe. PL leucostoma Mich. Oben und unten concav, 5 stielrunde Umgange, der letzte stark erweitert mit starker weisser Lippe. PL spirorUs M tiller, c. Gehause plattgedruckt, scharfrandig , aber der Kiel nicht ab- gesetzt. Gehause oben flach, unten gewolbt, sehr klein, drei Umgange, der Kiel ganz am oberen Kande des Umgangs. PL cristatus Drp. Gehause linsenformig, von beiden Seiten gleichmassig zu- sammengedrtickt, Kiel ganz in der Mitte. PL complanatus Drp. Gehause scheibenformig, oben gewolbt, unten glatt , Kiel am unteren Eande des Umganges, innen 2 Querscheidewande. PL nitidus Mull. 98. Planorbis corneus Linne. *L^ Grosse Tellerschnecke. Gehause oben tief eingesenkt, unten seicht ausgehohlt ; griinlich oder bleigrau hornfarbig, die aussere Wolbung der Umgange am dunkelsten, oben schwach, unten meist stark weisslich, dicht feinge- streift und daher seidenglanzend; die 5 6 ziemlich regelmassig stiel- runden , oben durch eine ausgehohlte , unten durch eine tiefe Naht vereinigten Umgange nehmen reissend schnell zu, so dass die beiden ersten sehr klein sind, der letzte Umgang ist oben etwas flach und fast stets mit netzartigen Eindrucken versehen, mitunter wie ge- hammert, Miindung mondformig gerundet ; Mundsaum einfach , auf der Miindungswand durch eine flache, weissliche Lage von Schalen- substanz zusammenhangend , schwarz gesaumt, innen mit weissem Saum, dahinter der Schlund dunkelbraun. Hohe 1012 Mm., grosster Durchmesser 3036 Mm., kleinster 2430 Mm. Thier purpurschwarz, gegen das Licht wie Sammet reflcctirend, Fuhlhorner sehr lang, dunn, mit verbreiterter , zusammengedriickter Basis. Es legt mehrmals im Sommer 3640 Eier zu flachgewolbten T braunweissen Laichen vereinigt. In seiner Verbreitung gleicht dieses Thier ganz der Limnaea 190 stagnates, mit der es fast immer zusammen vorkommt. Auch es geht nicht in die Gebirge hinauf und fehlt desshalb im ganzen Lahn- gebiete, ist aber im Khein- und Mainthal allgemein verbreitet. Im Main nur einzeln in den durch die Uferbauten abgetrennten Tiimpeln. Sehr haufig in der Kheinebene, dem sogenannten Ried, von wo ich Exemplare erhielt, die dem von Dunker in der neuen Ausgabe von Martini-Chemnitz abgebildeten PI. grandis durchaus nichts an Dicke nachgeben. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass ich aus Konigsberg in der Neumark Exemplare besitze, die vollkommen so gut als Originale zu der erwahnten Figur hatten dienen konnen, wie das eigentliche Original unbekannten Fundortes in der Cuming'schen Sammlung; die Art ist demnach in die Synonymie von Plan, cor- neus zu verweisen. Eine sehr interessante Form findet sich im grossen Abzugs- graben der Schwanheimer Wiesen, der schlammigen Boden und ziem- lich reiche Vegetation hat und sein Wasser aus moorigen Wiesen und einigen Waldquellen erhalt. Dieselbe ist constant flacher, als die Exemplare aus dem Main, analog der schwedischen var. ammono- ceras, und an den inneren Windungen immer stark carios, so dass manche Exemplare im Inneren durch Verlust der Embryonalwindungen ganz durchbohrt sind ; viele hatten eine Oeffnung von 2 Mm. Durch- messer in der Mitte, ein anderes war sogar noch an einer zweiten Stelle durchbohrt. Dabei waren fast sammtliche Exemplare, die ich dort sammelte, ca. 20, mehr oder weniger abnorm gewunden, indem die Windungen an einem und demselben Exemplar bald iiber, bald unter die normale Windungsebene hinausgingen. In einigen fanden sich im letzten Umgang auch perlenartige Perlmutterconcretionen. 99. Planorbis marginatus Draparnaud. ft Gerandete Tellerschnecke. Syn. Plan, cowplanatus L. (non Drp.), umbilicatus Mil Her. Gehause mittelgross, scheibenformig, unten fast eben, oben etwas ausgehohlt, hornbraun, fein aber dicht und deutlich gestreift, daher seidenartig glanzend, mit einzelnen, entfernt stehenden Wachs- thumstreifen. Es ist meistens mit einem fest auf sitzenden , schwer zu entfernenden Ueberzuge von schwarzlicher Farbe bedeckt; reine Exemplare, die nachHartmann in derSchweiz eben so haufig sein sollen, als schwarze, habe ich nie gefunden. Die 56 sehr allmahlig 191 zunehmenden Umgange sind nach unten fast flach, nach oben stark gewolbt, daher auch die Naht oben sehr tief, unten seicht. Der letzte Umgang ist nicht sehr erweitert, nach unten hin durch einen deutlich abgesetzten, fadenformigen Kiel eingefasst, den man der un- gleichen Wolbung wegen nur von unten, nicht auch von oben sieht. Die Mundung ist quereiformig , nach aussen nicht zugespitzt, innen durch den Kiel auf der Miindungswand herzformig ausgeschnitten. Mundrander einfach, scharf, auf der Mundungswand deutlich verbun- den. Hohe 2,5 Mm., Breite 912 Mm. Thier schwarzlich bis tiefschwarz, mit blasseren, bisweilen roth- lichen Fuhlern; es kann sich sehr weit ins Gehause zuruckziehen. Im Vorsommer setzt es mehrere Laiche, jeder 10 12 Eier ent- haltend, ab. Varietaten. Nicht selten findet man Exemplare, bei denen auch die Unterseite etwas gewolbt ist, so dass der Kiel mehr in die Mitte riickt und auch von oben her sichtbar wird. Solche Formen, die Jan als Plan, submarginatus beschrieb, werden mitunter fur die folgende Art gehalten. In schlammigen Teichen und Graben, an Wasserpflanzen und schwimmenden Blattern sitzend. Im Aquarium kriecht er gern aus dem Wasser am Glase empor und klebt sich uber dem Wasserspiegel mit der Unterseite fest. Ich weiss nicht, ob das ganz freiwillig ge- schieht, aber manche Exemplare mochte ich noch so oft ablosen und ins Wasser werfen, nach kurzer Zeit fand ich sie wieder in der alteu Stellung. Die gerandete Tellerschnecke ist weiter verbreitet, als corneus^ fehlt aber auch im Dillthal und im oberen Lahnthal. Dagegen findet sie sich in den Altwassern der Ohm bei Marburg und im botanischen Garten daselbst, vielleicht eingeschleppt , wie Hel. arbustorum und fruticum. Bei Giessen habe ich sie nie gesehen. Bei Weilburg nach Sandberger selten; in eijaem Sumpfe bei Limburg (Lie bier). In der ganzen Ehein- und Mainebene allenthalben gemein. 100. Planorbis carinatus Muller. Gekielte Tellerschnecke. Syn. Helix planorbis L i n n e. Gehause scheibenformig, sehr zusammengedruckt, unten bis auf den letzten Umgang ganz flach, oben eingesenkt, blass hornfarben w 192 oder horngrau, sehr fein gestreift und daher glanzend, meistens ohne bituminosen Ueberzug. Der letzte Umgang 1st auch nach unten etwas gewolbt, der Kiel ruckt dadurch ziemlich genau in die Mitte und ist von beiden Seiten her gleichgut sichtbar; er ist nock scharfer abgesetzt, wie bei der vorigen Art. Die einzelnen Umgange nehmen rascher zu als bei marginatus; sie greifen an der Oberseite starker uber einander, als an der Unterseite und scheinen dadurch oben dich- ter gewunden, als unten. Naht oben tief, unten nur sehr seicht. Miindiing nach aussen zusammengedruckt und zugespitzt, innen durch den Kiel auf der Mundungswand stark ausgeschnitten. Dimensionen wie bei marginatus. Thier grau mit hellerer, durchscheinender Sohle, am Saum mit schwarzlichen Piinctchen; Fiihler bleichrothlich. Weniger flache Exemplare, die dadurch der in der Mitte ge- kielten Varietat von marginatus nahe treten, nannte Hartmann PL dubius, von Charpentier PI. inter medi us ; durch sie wird die Unterscheidung mitunter erschwert, so verschieden eigentlich die ex- tremen Formen sind; besonders haufig werden an Orten, wo der achte carinatus fehlt, Formen von marginatus dafur gehalten. Mehr in klaren , ruhigen Gewassern , in grosseren Teichen und Seen, in unserem Gebiete nicht sehr verbreitet. Haufig bei Marburg (C. Pfr.). Nicht haufig bei Hanau im Lamboiwald, Bulauwald, den Ruckinger Schlagen, bei Miihlheim , Dietesheim (Speyer). In den Mainzer Festungsgraben (Thomae). Hier und da in der Mainebene; in der alten Nied bei Nied und in einer Lache an der Chaussee daselbst (!). 101. Planorbis vortex M tiller. Plache Tellerschnecke. Syn. PI. compressus Michaud. Gehause ganz flach zusammengedruckt, flacher als bei einer anderen Art, unten ganz platt, oben etwas ausgehohlt, durchscheinend ; schmutzig gelb, etwas glanzead, fein gestreift. Die sieben Umgange nehmen sehr langsam zu, sind oben etwas convex, gewissermassen dachformig, unten ganz platt und greifen oben mehr auf einander uber, als unten, so dass die obere Spirale enger erscheint, als die der kaum geiitzten Unternaht. Der letzte Umgang ist verbreitert und geht nach aussen allmahlig in einen scharfen, aber nicht faden- 193 formig aufliegenden Kiel u'ber, der meist unter der Mitte herlauft. Mtindung lanzett-herzformig. Hohe etwa 1 Mm., Breite 8 10 Mm. Thier sehr schlank , braimrothlich mit weisslichen Fiihlern. Trotz seiner Diinne 1st es unschwer aus dem Gehause zu entfernen. Man findet sie mit Vorliebe in den mit Wasserlinsen bedeckten Grabeii imd Teichen der Ebene ; aus dem Gebirge und auch aus dem unteren Lahnthal ist mir kein Fundort bekannt; dagegen ist sie in der ganzen Mainebene -mid urn Mainz , sowie rheinaufwarts im Ried gemein. 102. Plauorbis contortus Miiller. J Runde Tellerschnecke. Gehause klein, scheibenformig , aber im Verhaltniss zum Um- fange ziemlich hoch, oben nur wenig eingesenkt, unten perspectivisch genabelt, braun, sehr fein und dicht gestreift. Die sieben nur sehr wenig zunehmenden Umgange sind von der Seite her zusammenge- druckt und sehr eng, wie ein Riemen, aufgerollt. Miindung etwas schief, schmal, mondformig. Hohe 1,5 Mm., Br. 46 Mm. Thier braunschwarz , Fuhler aschgrau , durchscheinend , an den Spitzen wenig verdickt. Es setzt im Vorsommer 5 10 Laiche ab, die immer nur wenige Eier enthalten. Auch diese Art fehlt an der oberen Lahn und im Dillthal. Sandberger fand sie selten bei Weilburg, Thomae urn Idstein. In der Mainebene um Frankfurt in alien Graben und Lachen haufig. In Graben am Hof Goldstein. Bei Sulzbach (Wiegand). Bei Hanau haufig (Speyer). In einem quelligen Teiche bei Niederrad. 103. Plauorbis Rossmassleri Auerswald. Rossmasslers Tellerschnecke. Gehause niedergedriickt, oben etwas vertieft, unten weit ausge- hfthlt, genabelt, braungelbh'ch , ausserst fein gestreift und daher schwach seidenglanzend. 4 fast stielrunde Umgange ohne Kiel oder Kante, sehr schnell an Breite zunehmend, so dass der letzte sehr vorwaltet. Miindung durch {lie Miindungswand sehr wenig 'mond- formig ausgeschnitten, fast senkrecht, ziemlich gerundet, jedoch fast immer etwas gedruckt und an dem Puncte, wo Aussenrand und Innen- 13 194 rand in einander ubergehen, mit einer mehr oder weniger deutlichen Andeutung einer abgerundeten Ecke. Mundsaum mit einer starkeii weissen Lippe, aussen mit einem feinen, schwarzen Saum. Hohe I 1 /* Mm., Br. 5 Mm. In Graben um Frankfurt von Herrn Dickin gefunden. 104. Planorbis albus Muller. Weissliche Tellerschnecke. Syn. PI. hispidus Vail., villosus Poir., reticulatus Risso. Gehause ziemlich klein ; braunlich oder grauweisslich, selten rein weiss, sehr fein netzformig gestreift (nicht behaart, wie manche an- geben), daheretwas rauh imd nur matt glanzend, oben ziemlich flach, nur in der Mitte etwas eingesenkt, die untere weit genabelt. Um- gange 34, ungekielt, gerundet, der letzte im Verhaltniss zu den iibrigen auffallend erweitert, so dass Hartmann das Gehause nicht mit Unrecht posthornformig nennt, und gegen sein Ende bin fast immer frei von dem, das iibrige Gehause bekleidenden Schmutzuber- znge. Miindung rundlich, nur wenig durch das Hineinragen des letzten Umganges ausgeschnitten, weit und sehr schief. Mundsaum geradeaus, scharf, oben auffallend vorgezogen. Hohe 1 l l / 2 Mm., Durchmesser 4 7 Mm. Thier sehr klein, graubraunlich mit helieren Eandern; Fuhler fadenformig, schmutzig-gelblich. Diese Form steigt auch in die Gebirge empor und ist desshalb allgemein verbreitet. Einzeln findet sie sich noch in der Lahn um Biedenkopf und hoher hinauf in der Perf. Im Weihat am Steinsler Hof bei Weilburg, bei Braunfels, in der Weil (Sandb.). In den Anschwemmungen der Dill (Koch). Im nnteren Teich des Schloss- gartens zu Biebrich, in der Wellritzbach (Thomae). Einzeln im Main im todten Wasser. Selten bei Hanau im Lamboiwald, Puppen- wald, Ehrensaule, nachst dem Romerbad neben der Chaussee nach Riickingen; bei Dietesheim, Hochstadt bei der alten Ziegelei; im Metzgerbruch bei Frankfurt; in der Teufelskaute bei Steinheim (Speyer). Im Waschteiche bei Mederrad haufig. 195 105. Planorbis laeyis Alder. Glatte Tellerschnecke. Syn. PL cupaecola v. Gall., MoquwiReq., glaber Jeffrey s, regularis Hartm. Gehause niedergedriickt , beiderseits im Centrum vertieft, diinn, durchscheinend, schmutzig hellgriingelblich , sehr fein gestreift, glan- zend; Umgange 4 ; gedruckt-stielrund , ohne Kante, ziemlich schnell zunehmend ; Miindung sehr schief, quer eiformig-gerundet, kaum etwas mondformig ausgeschnitten ; Mundsaum durch eine dunne aufgedriickte Lamelle zusammenhangend , diinn, einfach. Hohe 1 Mm., Durch- messer 4 Mm. Zunachst mit alb-its verwandt, aber durch die Kleinheit, den Mangel der Sculptur, sowie die geringere Erweiterung des letzten Umganges davon geniigend unterschieden. Diese erst von wenigen Fundorten bekannte Tellerschnecke wurde nach einer gutigen Mit- theilung des Herrn Professor Sandberger im Sommer 1869 durch Herrn A. Komer in mehreren Exemplaren im Salzbach bei Wies- baden entdeckt. 106. Planorbis leucostoma Michaud. J . d_ Weisslippige Tellerschnecke. Gehause scheibenformig , niedergedriickt, oben etwas concav, unten flach, rothlich gelb, durchscheinend , fast ganz fein gestreift, glanzend, gewohnlich mit einem schwarzlichen Ueberzuge bedeckt; die 6 sehr langsam zunehmenden Umgange sind oben sehr stark ge- wolbt, unten sehr flach, der ausserste ist nur sehr wenig breiter, als der voiietzte; er hat nach unten hin eine stumpfe Kante, auf der die Unternaht, die, wie auch die obere, stark bezeichnet ist, hin- lauft. Miindung fast gerundet, durch die Kante aussen nur schwach eckig, ohne herzformigen Ausschnitt, innen mit einer schwachen, weissen Lippe. Hohe 3 /4 1 Mm., Br. 46 Mm. Thier grau ? Fiihler weisslich und so lang als Kopf und Fuss des Thiers zusammen. Diese Form scheint in unserem Gebiet selten zu sein. Sand- berger fand sie selten in der Lahn bei Weilburg, Thomae bei Mombach. Ich selbst fand sie nicht selten im Lahngenist bei Bie- denkopf . Bei Monchbruch (I c k r a t h) . 13* 196 107. PlanorMs spirorbis M tiller. Gekrauselte Tellerschnecke. Gehause scheibenformig , auf beiden Seitcn etwas concav, meist mehr auf der unteren , gelblich , glatt , ziemlich glanzend , mit Aus- nahme des letzten Umganges von Schmutz bedeckt. 5 Umgange, rascher zunehmend, als bei leucostoma y stielrund, unten etwas abge- plattet, mit einer schwachen, stumpfen Kante. Miindimg gerundet, Mundsaum innen mit einer ziemlich starken, weissen Lamelle belegt, die aussen durchscheint ; Miindungsrander auf der Mundungswand durch eine glanzende Lamelle verbunden. Hohe 3 /4 1,5 Mm., Breite 35 Mm. Thier roth mit braunem Kopf und Hals ; Fiihler hellroth, Augen schwarz. In den Mombacher Sumpfen nicht selten (T h o m a e). Nicht selten urn Hanau an vielen Puncten (Speyer). 108. PlanorMs cristatus Draparnaud. Kleinste Tellerschnecke. Syn. PI. nautileus Gmel., imbricatus Mull. Gehause sehr klein , ziemlich plattgedriickt , gekielt , oben fast flach, unten offen genabelt, zerbrechlich, zart, darchscheinend, etwas glanzend, meist aber mit Schlamm iiberzogen. Umgange drei, sehr schnell zunehmend, an den Seiten zahnartig gerippt, die Kippen oben vorspringend , aber bei alteren mitunter ganz verschwindend. Mun- dung schief, langlich rund, Mundsaum zusammenhangend, der rechte Rand abgerundet vorgezogen, der linke seicht ausgebuchtet. Hohe 0,5 Mm., Breite 11,5 Mm. Thier gelblichgrau. Lebt im stehenden Wasser an faulenden Pflanzenstoffen. In der Salzbach an der Kupfermiihle, sehr selten (A. Rome r). Zwischen Mombach und Budenheim (Thomae). In stehendem Wasser um Frankfurt (Heynem.). Im Rustersee bei Frankfurt; an der Chaussee von Hanau nach Riickingen neben dem Romerbade links (Speyer). 197 109. Planorbis complanatus Draparnaud. Linsenschnecke. Syn. PI. fontanus Mont, (non Linne) PI. lenticularis Sturm. PI. nitidus der Englander. Gehause vollkommen linsenformig, von beiden Seiten her gleich- massig abgeflacht imd durch den scharfen Kiel in zwei Halften ge- theilt, zart, durchsichtig , sehr fein gestreift, gelblich bornfarbig. Die 4 Umgange greifen etwas weniger auf einander iiber, besonders oben, als bei der folgenden Art, dessbalb ist die Spirale verhaltniss- massig grosser, Unterseite mit deutlichem, ziemlicb engem Nabelloch, Miindung spitz herzformig, Mundsaum einfach ; Aussenrand nicht sehr vorgezogen. Holie 1 Mm., Br. 3 Mm. Thier graugelblich mit 2 von den Fiihlern ausgehenden dunk- leren Linien iiber den Eiicken, Augen schwarz. An v faulenden Blattern und Stengeln in stehenden Wassern. Im Salzbach bei Wiesbaden nicht selten an Ceratophyllum (A. Eo- mer). Im Metzgerbruch bei Frankfurt. Im Lamboiwald und an der Ehrensaule bei Hanau (Speyer). In der alten Med; in einer Lache an der Chaussee vor Med, aber nicht mit nitidus zusammen, wie Eossmassler als Eegel angibt. * A^- r 110. Planorbis nitidus Muller. Glanzende Tellerschnecke. Syn. Segment in a lineata der Englander. Gehause klein, oben gewolbt, unten ziemlich flach genabelt ; ge- kielt, aber der Kiel mehr nach unten geriickt, als bei voriger Art, glanzend , durchscheinend , fein gestreift , braungelb. Die 3 4 Um- giinge greifen weit iibereinander und werden durch den scharfen, aber nicht abgesetzten Kiel in zwei ungleiche Halften getheilt. Obernaht eine feine Spirale, Unternaht in dem engen Nabelloch nicht sichtbar. Miindung des weit vorgezogenen Mundsaumes wegen sehr schief, etwas schief herzformig; Mundsaum einfach, braun gesaumt, bogig. Im Inneren des letzten Umgangs findet man an zwei ganz bestimmten Puncten, 2 Mm. und 3,5 Mm. von der Mundung entfernt, das Lumen durch drei schmale, glanzend weisse Lamellen verengt, die nur eine schmale, dreistrahlige Figur zwischen sich lassen. Hohe 11 Va Mm., Breite 34,5 Mm. Thier schwarzbraun mit gelblichen Fiihlern. 198 Die eigenthumlichen Verengerungen im Inneren unterscheiden diese Art von alien anderen Planorben, und man hat sie desshalb als Segmentina abtrennen wollen. Rossmassler macht schon im ersten Hefte der Iconographie darauf aufmerksam , dass die Scheide- wande, die etwas an die Kammern der Ammoniten erinnern, immer in derselben Entfernung von der Miindung stehen, und dass man nie mehr als zwei findet; entweder bildet sie das Thier erst nach Vol- lendung des Gehauses , denn waren die kleineren Exemplare -ausge- wachsen, man findet aber nie Exemplare ohne Scheidewande , - oder es bricht sie von Zeit zu Zeit ab und baut neue weiter vor. In Teichen und Lachen an faulenden Rohrstengeln und Blattern, besonders zwischen den faulenden Baumblattern am Boden; wo sie vorkommt, gemein, aber im Gebirge ganz fehlend. Im Bienengarten bei Nassau, selten, in den Mombacher Sumpfen (Thomae). Bei Frankfurt am Sandhof, auch sonst in stehenden Gewassern. Um Hanau nicht selten (Spej'er). In der Alberslache bei Schwanheim (Ickratb). Zwanzigstes Capitel. XVIII. ANCTLUS Geoff roy. Mutzenschnecke. Gehause napf- oder miitzenformig , mit einer kurzen je nach der Art nach rechts oder links gewandten Spitze als Audeutung des Gewindes. Thier die Schale ganz ausfullend, aber sich nie aus derselben herausstreckend , mit einer breitlappigen Oberlippe am Kopfe und kurzen, cylindrischen , zusammenziehbaren Eiihlern, an deren inneren Seite die Augen sitzen. Fuss kurz, elliptisch. Kiefer aus mehreren Stiicken zusammengesetzt. Zunge bandformig verlangert, die Zahnchen alle gleichgestaltet, aber nach dem Eande hin an Grosse abnehmend, die Eeihen schrag gestellt. Athemoffnung und Geschlechtsoffnung liegen bei der einen Art links , bei der anderen rechts , und zwar immer der Windung entgegengesetzt. Die mannliche Geschlechts- offnung liegt hinter dem entsprechenden Fiihler, die weibliche weiter zuruck, so dass sie sich nur abwechselnd, nicht wechselseitig begatten 199 kCnnen. Doch findet man hier nie Ketten zusammenhangend , wie bei den Linmaen. Beim Kriechen erscheinen nur die Fuhler iiber dem Eande der Schale, nie der Fuss. Man hat diese Schnecken, die ganz einer Patella im Kleinen gleichen , lange fur Kiemenathmer gehalten und zu den Cyclobran- chien gestellt ; ihre Athmungswerkzeuge sind aber dieselben , wie bei den Limnaeen. In neuerer Zeit trennt man die beiden bei uns vorkommenden Arteu von einander und nennt die linksgewundene Art als Gattung Acroloxus oder Velletia. Sie legen 4 6 Eier auf einmal, in eine sternformige Figur angeordnet; Entwicklung wie bei Limnaea. Es kommen bei uns die beiden deutschen Arten vor, A. fluvia- tilis mit mehr runder Basis und rechtsgewunden , und A. lacustris mit schmal-ovaler , langlicher Basis und linksgewunden. Exemplars von fluviatilis , bei denen ein Perpendikel vom Wirbel fiber das Ge- hause hinausfallt, nennt F. Schmidt in Laibach deperditus; eine gute Art durfte es schweiiich sein. Ausserdem hat Herr Bour- guignat das Geschlecht mit einer Unzahl neuer Arten bereichert, die wir aber auf sich beruhen lassen wollen. 111. Ancylus fluyiatilis Linn 6. 4* 4~ Runde Miitzenschnecke. Gehause napffonmg, graubraunlich, glanzlos, innen glatt, glan- zend, blaulichweiss ; die Spitze nahe am hinteren Eand stehend, selbst iiber denselben hinausragend, rechtsgewunden. Miindung ziem- lich rund. Hohe 23 Mm. , Langsdurchmesser 36 Mm., Quer- durchmesser 2 4 Mm. Thier durchscheinend , oben grauschwarzlich , Sohle heller, mit deutlichen schwarzen Augen. Athem- und Geschlechtsoffnungen auf der linken Seite. Sehr langsam, meist stillsitzend. In fliessenden Gewassern an Steinen, im heissen Sommer oft iiber dem Wasserspiegel angeklebt. In alien Bachen und Fliissen gemein. Aus der Schwalbach bei Cronthal erhielt ich durch Herrn Wiegand Exemplare mit einem eigenthumlichen graubraunen Algen- iiberzug, der auf alien Gehausen gleichmassig festsass und ihre Dicke betrftchtlich erhohte. 200 112. Ancylus lacnstris Linne. JL J/ Langliche Miitzenschnecke. Gehause langlich eirund, von beiden Seiten her etwas zusammen- gedruckt, ziemlich flach gewolbt, sehr dunn, durchscheinend, zerbrech- lich, gelbbraunlich , innen weisslich, etwas glanzend; mitunter fein concentrisch gestreift. Wirbel mehr in der Mitte stehend, linkage- wimden. Lange 3 5 Mm., Breite 1,5 2 Mm. Thier durchscheinend, gelblichgrau , mit sehr kurzen Fiihlern; Athemoffnung imd Genitaloffnungen auf der rechten Seite. Nur in stehenden Gewassern an den Schilfrohren sitzend , wo es ganz den Eindruck einer festgesogenen Schildlaus macht. Nur in der Ebene. Im unteren Teiche. des Biebricher Gartens (Thomae). Im Metzgerbruch (Dick in). Um Hanau gemein in Teichen, Tiirn- peln, Siimpfeii imd Feldgraben (Speyer). In einem quelligen Teiche vor Mederrad ; in der alten Nied imd in einer Laclie an der Chaussee vor Nied (!) Bei Monchbruch (Ickrath). EimmclzwaBzigstes Capitel. B. DECKELSCHNECKEN, Operculata. 1. Gedeckelte Landschnecken. Terrestria. Die gedeckelten Landschnecken haben samratlich ein gewundenes Gehause, das durch einen auf der Kuckseite des Fusses befestigten hornigen Deckel geschlossen wird, sobald sich das Thier in sein Ge- hause zuriickzieht. Die Athmungsorgane gleichen ganz denen der Lungenschnecken, aber der anatomische Bau des Thieres gleicht so ganz dem der Kiemenschnecken , dass man es in neuerer Zeit vorgezogen hat , sie als Ne u r olranch ia , N e t z k i e m e r , zu diesen zu stellen, ein Verfahren, das allerdings das System wesentlich verein- facht, aber doch kaum berechtigt sein du'rfte, da die Athmungs- organe der Land-Deckelschnecken ganz denen der iibrigen Pulmonaten gleichen. Wie die Kiemenschnecken sind sie getrennten Geschlechtes, haben so den Mund auf der Spitze einer Schnauze und eine lange 201 schmale bandformige Zunge, mit nur wenig Flatten in einer Quer- reihe. Kiefer fehlt. Die Mannchen haben iiussere Begattungswerk- zeuge. Die beiden Fiihler sind nicht einziehbar. Es kommen von den zahlreichen , meist tropischen Gattungen nur zwei in unserem Gebiete vor, die sich folgenderraassen unter- scheiden : a. Gehause [sehr klein , cylindrisch ; Mundung rait fast parallelen Randern, Deckel dunn, hornig. Acme Hartm. b. Gehause mittelgross, mit stielrunden Windungen, kreisrunder Mundung und dick em, kalkigem Deckel. Cyclostoma Lam. In Sitddeutschland kommt noch eine dritte Gattung vor, Po- niatias Studer, mit thurmformigem , geripptem Gehause, ausge- breitetem Mundsaum und hornigem 'Deckel. Die nordlichsten mir bekannten Fundorte sind der Kaiserstuhl in Baden und die Felsen am Donauufer um Regensburg. XX. ACME Hartmann. Syn. Pupida Agassiz. Acicida Hartm. (non Bielz). In unserem Gebiete nur erne einzige Art. 113. Acme fusca Walker. tiy ii. Auricula lineata Drap. Gehause winzig klein, thurmfdrmig, fast cylindrisch, stumpf, entfernt stehend fein gestrichelt. 6 7 flache Umgange. Mundung halbkreisformig , oben spitz; Mundsaum verdickt. Deckel hornig, sehr diinn, durchsichtig, mit wenigen, rasch zunehmenden Windungen. Hohe 3 Mm., Durchmesser 0,5 Mm. Thier mit zwei schlanken Fithlern und kurzerer Schriauze ; die Augen liegen hinter dem Gruude der Fiihler. Diese niedliche Schnecke ist weit verbreitet, aber iiberall sehr selten. Sie lebt unter Laub und Moos an sehr fenchten Stellen. Soviel mir bekannt, wurde innerhalb unseres Gebietes erst einmal ein Exemplar dieser Art gefunden , und zwar bei Neu-Isenburg von Herrn Die kin. 202 Zweiundzwanzigstes Capital. XXL CYCLOSTOMA Lamarck. Kreismundschnecke. Diese mehr dem Suden angehorige Gattung 1st bei uns, wie in Deutschland iiberhaupt, nur durch eine Art vertreten. 114. Cyclostoma elegaiis Draparnaud. Zierliche Kreismundschnecke. Gehause conisch-eiformig, undeutlich genabelt, stumpflich, stark, gelblich- oder violettgrau oder gelblich tieischfarbig, mitunter dunkler, fast violett, mit undeutlichen, striegeligen Schattirungen , die nach dem Wirbel bin deutlicher werden, mitunter mit feinen Binden, fast glanzlos , von sehr regelmassigen , erbabenen Spirallinien und sehr feinen, von jenen imterbrocbeuen Querstreifen sebr zierlich gegittert. Die funf beinahe stielrunden Um gauge nehmen ziemlicb scbnell zu, laufen sehr tief aufeinander und sind daber durcb eine sehr tiefe Naht bezeichnet ; der letzte Umgang ist so gross , wie das Gewinde. Mundung fast kreisrund, oben etwas eckig und bier mit einem Wulst belegt. Der Deckel hart und schalenartig , ganz vorn stehend, mit wenigen spiralen Windungen. Thier getrennten Geschlechtes , schiefergrau mit zwei walzigen, stumpflichten Fuhlern, die aber nur contractil, nicht retractil sind, d. h. beim Einziehen werden sie nicht wie ein Handschuhfinger ein- gestulpt, sondern nur zu einem kleinen Knopfchen zusammengezogen. Die glanzend schwarzen Augen sitzen aussen an der Basis der Ftihler. Kopf riisselformig verlangert, vorn abgestutzt. Die Sohle durch eine tiefe Langsfurche in zwei Wulste getheilt, die das Thier beim Fort- schreiten abwechselnd bewegt, so dass es nicht kriecht, sondern form- lich geht, eine Bewegung, die es noch durch Ansaugen mit dem Eiissel zu unterstiitzen scheint. Das Thier ist ausserst langsam und scheu; bei der geringsten Erschutterung zieht es sich in sein Ge- hause zuriick und schliesst den Deckel; es bricht dabei die Sohle in der Mitte quer zusammen, so dass die beiden Halften aufeinanderzu- liegen kommen. Zunge wie bei den Kiemenschnecken, mit 120130 Querreihen, von denen jede aus sieben Zahnplatten besteht. Die Mittelplatte hat drei stumpfe Spitzen von ziemlich gleicher Grosse, mit je einem zuruckgekrummten Haken besetzt, von denen der mit- 203 telste am grossten 1st. Die erste Seitenplatte hat ebenfalls drei Zahnchen, von denen das innerste grosser als die beiden anderen ist. Die zweite Platte ist viel kleiner, mit mehreren stumpfen Zahnchen, die ausserste, schriig gestellte ist wie ein Sageblatt mit zahlreichen kurzen Zahnchen besetzt. Die ganze Reihe bildet eineu nach vorn schwach coiivexen Bogen. Ein Kiefer ist nicht vorhanden. Beobachtungen iiber die Fortpflanzimg der Cyclostomen sind, soviel mir bekannt , noch nicht angestellt worden. Herr Pfarrer Sterr in Donaustauf, ein sehr tiichtiger Schneckenzuchter , erwahnt in einem mir von Heyne^inann mitgetheilten Briefe, dass er noch niemals Eier von Cylcostoma gesehen ; sollte sie vielleicht lebendig ge- barend sein? In den Gehorkapseln findet sich jederseits nur ein Otolith, der nur wenig kleiner als die Gehorkapsel ist (Ad. Schmidt). Im Nassauischen kommt diese schone Schnecke nur an sehr wenigen, isolirten Puncten vor. An steinigen beschatteteu Orten um die Burgruinen Liebeustein und Sternfels (Thorn ae). Zwischen Fach- bach und Ems an einem sonnigen Kain, an der Lahneck (Sandb. und Koch). Unterhalb des Lurleifelsen bei St. Goarshausen (Noll). Alle Exemplare, die ich von diesen Orten gesehen, sind auffallend dunkel gefarbt, fast blaugrau. Die hellere Form findet sich an der ganzen Bergstrasse, von Auerbach ab, sehr haufig an den Wald- randern an dumpfigen Orten, meist tief unter Laub verborgen. In der W i e g and'schen Sammlung im Senkenbergischen Museum liegen einige Exemplare mit dem Fundort ^Bockenheimer Berg" ; die Frankfurter Sammler stellen aber dieses Vorkommen entschieden in Abrede. Die Cyclostomen leben immer gesellig und sammeln sich auch zum Winterschlaf in grosseren Haufen, mitunter hunderte an einer Stelle zusammen. Gefangene Exemplare riihrten keine andere Nahrung an, als Gurkenschalen ; sie haben aber, nur in ein Papier gewickelt, den strengen Winter von 1869 70 in einem kalten Zimmer gut iiberstanden. 204 Dreiunclzwanzigstes Capital, 2. Gedeckelte Wasserschnecken. Aquatilia sen Prosobranchia. Die gedeckelten Landschnecken athmen durch Kiemen, d. h. durch sehr gefassreiche Hautfalten, welehe sich im Innern der Athem- hohle erheben und von einem Theil des Blutes durchstromt werden. Unsre Arten haben eine kurze Schnauze, schwach entwickelte Kiefer und eine lange bandformige Zunge, die bei der eiuen Gruppe sieben, bei der anderen weit mehr Langsreihen von Zahnen tragt. Alle sind wie die Land-Deckelschnecken, getrennten Geschlechts und rait ausseren Begattungswerkzeugen verseben, mancbe lebendig gebarend. Den inneren Ban werden wir bei der am genauesten bekannten Art, Pa- ludina vivipara, genauer besprecben. Gewohnlich unterscbeidet man nacb dem Bau der Kiemen zwei Hauptgruppen , die Kammkiemer, Pectinibranchiata , mit einer kamin- oder baumformigen Kieme, und die Scbildkiemer, Scuti- branchiata s. Aspidobrancliia, mit einer dreiseitigen, aus zwei Blattern zusammengesetzten Kieme. Der Name Scbildkiemer durfte aber schon desshalb nicht zu empfehlen sein, weil er nicht etwa bedenten soil, dass das Tbier eine scbildformige Kieme babe, sondern dass die be- treifende Gattung - - Nentina - - ein scbildformiges Gebause babe und durch Kiemen atbme. Ich ziebe desshalb vor, die Namen der beiden Abtheiluugen von den ganz verschiedenen Zungen zu nehmen und nach Troschel's Vorgang die Kammkiemer als B a n d z ii n g 1 e r, Taenioglossa.) die Schildkiemer als Facherzungler, Rkipidoylossa. zu bezeicbnen. Die in unserem Gebiete vorkommenden Gattungen lassen sich folgendermasseu unterscheiden : A. Gehause gewunden mit rundlichem oder ganz rundem Deckel. a. Deckel nicht ganz rtind, Kieme nicht aus der Athemoffnung hervorragend. Gehause gross, Deckel hornig mit concentrischen An- satzstreifen. Paludina Lam. 205 Gehause mittelgross, Deckel kalkig, concentrisch ge- streift mit spiraler Embryonalwindung. Biihynia Leach. Gehause sehr klein, Deckel hornig. Hydrobia Hartm. b. Deckel kreisrund, Kieme baumformig aus der Athemoffnung vorragend. Valvata Mil Her. B. Gehause halbkugelig, mit halbrundem, an der Basis eingelenktem Deckel. Neritina Lamarck. XXII. PALUDINA Lamarck. Sumpfschnecke. Gehause gedeckelt, genabelt, eiformig oder kugelig-conisch ; die Umgange stark gewolbt, durch eine tiefe Naht vereinigt; Mundung rundeiformig, an der Mundungswand abgeschnitten und oben einen stumpfen Winkel bildend ; Mundsaum einfach , scharf , zusammen- hangend. Deckel mit concentrischen Anwachsstreifen ohne spirale Embryonalwindung. Thier getrennten Geschlechts, mit einer nicht einziehbaren Schnauze; Fiihler borsten-pfriemenformig, wenig retractil; die Augen sitzen aussen etwas fiber ihrem Fusse auf einer besonderen An- schwellung. Von den beiden deutschen Arten kommt bei uns nur die eine vor, namlich 115. Paludina vivipara M filer. Lebendiggebarende Sumpfschnecke. Syn. Pal. contecta Millet, communis Du'p. , Pal. Listeri Forbes. Vivipara vera Frauenfeld. Gehause genabelt, unten kugelig, oben rundlich kegelformig, mit spitzem Wirbel, dimn, durchscheinend, fein gestreift, schmutzig olivengrim, bauchig. Die 7 Umgange sind bauchig und durch eine sehr tiefe Naht vereinigt; oben bei der Naht sind sie etwas flach; der letzte Umgang besonders bauchig mit drei schmutzig braun- rothen Binden, die sich bis auf den viertletzten Umgang fortsetzen und hier durch eine stumpfe Kaute, die beim Embryo eine Beihe 206 hautiger Franzen tragt, bezeichnet sind. Wirbel sehr fein zugespitzt; auf dem letzten Umgang eine Anzahl dunkler Wachsthnrastreifen ; der Mundsaum schwarz eingefasst, einfach, gerade. Mundung etwas schrag gerundet , eiformig, oben stumpf winkelig. Das Gehause 1st stets mit einer fest aufsitzenden, grauen Schmutzkruste uberzogen. Deckel hornartig , das Centrum der Einge etwas nach links, aussen mehr, innen weniger coneav eingedriickt. Hohe 24 40 Mm. Durchm. 1630 Mm. Thier sehr plump und trage, hellbraun, mit Ausnahme der Sohle ganz mit gelben Piinctchen ubersaet. Fuss breit, vorn abgestumpft, hinten schmaler und gerundet. Kopf mit kurzer Schnauze, Kiefer aus zwei langlichen, schmalen Hornplattchen bestehend. Zunge ana- log der von Cyclostoma, lang, bandformig, mit einer Mittelplatte und drei Seitenplatten. Der Magen ist eine einfache, spindelfonnige Erweiterung des Darms, nur durch die Einmiindung der Lebergange als Magen kenntlich ; man kann nach Ley dig drei Abtheilungen darin unter- scheiden, die hinter einander liegen. Die Fiihler sind kurz, dick, pfriemenformig ; aussen etwas u'ber der Basis sitzen auf einer besonderen Anschwellung die Augen ; hinter jedem Fiihler ist noch ein ohrformiger Lappen. In den Gehorkapseln hunderte von kleinen, saulenformigen Crystallen. Das Gefasssystem bietet niehts besonderes, das Blut ist blaulich; wie schon im allge- meinen Theil erwahnt, findet in der Mere eine offene Communication zwischen den Gefassen und der Merenhohle, also auch ein Austausch Zwischen Blut und Wasser statt. Das Athemorgan ist eine auf der rechten Seite in einem eigenen Sacke gelegene Kieme von dreieckiger Form mit drei Blattchen am oberen Eande. Geschlechtsorgane ein- facher als bei den Lungenschnecken ; beim Weibchen findet man eine grosse Eiweissdriise, die dem Embryo den zu seiner Entwicklung nothi- gen Nahrungsstoff liefert; der Uterus ist sehr stark ausgedehnt, und in ihm findet man immer Junge in alien Stadien der Entwicklung. Die mannlichen Organe bestehen nur aus der keimbereitenden Druse, dem Ausfuhrungsgang und dem im rechten Fiihler verborgenen mann- lichen Glied; auffallend ist die Existenz von zweierlei Arten Samen- thierchen, die beide zur Befruchtung zu dienen scheinen. Die Ent- wicklung haben wir schon genauer betrachtet. Das Weibchen zeichnet sich durch Grosse und starkere Wol- bung vor dem Mannchen aus. In ihnen findet man fast den ganzen 207 Sommer hindurch Junge in alien Stadien der Entwicklung. Die reifen haben schon vier Windungen ; die letzte hat an der Stelle der beiden oberen Binden hautige Franz en ; das ganze Gehause ist kugelig und durchscheinend. Die Schnecke ist sehr trag, selten streckt sie mehr als die Spitze des Kopfes und den Fuss aus dem Gehause ; sie ist auch weniger gefrassig als die anderen grossen Wasserschnecken und kann dess- halb eher als Bewohnerin des Aquariums verwendet werden. Sie findet sich nur in weichen, schlammigen Gewassern der Ebene und fehlt desshalb im grosseren Theile unseres Gebietes ; nur in den gros- seren stehenden Gewassern zwischen Mombach und Budenheim (Thomae) und der Nahe von Frankfurt im Metzgerbruch (Heyn.) Haufig in den Sumpfen der Eiedgegend. Im Judenteich bei Darm- stadt; f rimer sehr haufig in demjetzt fast ausgetrockneten Bessunger Teich; bei Monchbruch (Ickrath). Die zweite deutsche Art, Pal. fasciataM. tiller (achatina Brug) kommt zwar schon am Niederrhein und in der Mosel vor, ist aber in unserem Gebiete noch nicht beobachtet worden. Sie unterscheidet sich durch die mehr kegelformige Gestalt , weniger gewolbte Win- dungen, engen, kaum sichtbaren Nabel und hellere Farbe mit deut- lichen Bandern. XXIII. BITHYNIA Leach. Gehause ganz eine Paludine im kleinen, ungenabelt oder kaum geritzt, eiformig, Windungen stark gewolbt ; der Mundsaum zusam- ' menhangend, wenig verdickt. Deckel kalkig, ziemlich dick, concen- trisch gestreift , aber mit einer embryonalen Spiralwindung in* der Mitte. Thier dem von Paludina sehr ahnlich. Wir haben in unserem Bezirke zwei Arten: a. Gehause undurchbohrt , eiformig oder lang-kegelformig , mit ziemlich flacher Naht und 5 7 Umgangen. B. tentaculata L. b. Gehause mit kleinem Nabelritz, bauehiger, die 56 Umgange stark gewolbt, die Nath tiefer. B. Leachii She pp. 208 116. Bithynia tentaculata Linne. Unreine Sumpfschnecke. Syn. Palud. impnra Lam. Gehause ungenabelt, eiformig, bauchig, spitz, durchscheinend, glanzend, glatt, gelblich, aber immer mit einer Schmutzkruste iiber- deckt. Die Umgange mit Ausnahme des letzten bilden ein spitzes, conisches Gewinde; der letzte ist stark bauchig und fast so hoch, wie das Gewinde. Naht ziemlich tief, doch seichter, als bei der fol- genden Art; Miindung eiformig, oben spitz, wenig schief. Mundsaum etwas zuriickgebogen , fein schwarz gesaumt , innen stets mit einer deutlichen, schmalen , weissen Lippe belegt. Nabel ganz verdeckt. Deckel stark, eiformig, oben zugespitzt. Hohe 6 8 Mm. , Breite 35 Mm. Thier violett-schwarzlich mit unzahligen goldgelben Puncten ; Fuss vorn breit, zweilappig, binten verschmalert, zugespitzt. Fiihler lang, borstenformig, Augen schwarz. Kiefer zwei zu beiden Seiten liegenden Hornplattchen. Zunge mit 7 Flatten in jeder Querreihe, die am Eande eine grossere oder geringere Anzahl Zahne tragen. Sie sind ebenfalls getrennten Geschlechts, legen aber Eier. Die Schnecke ist sehr scheu und furchtsam und schliesst bei der geringsten Erschiitterung ihren Deckel. Sie ist gemein in alien stehenden Wassern der Ebene; auch in langsam fliessenden Fliissen und Bachen. In der Lahn steigt sie bis Limburg und Weilburg hinauf (Sandb.) Tm Rhein- nnd Mainthal gemein, sowohl in Gra- ben und Lachen, als im Main selbst. Im Gebirge fehlt sie. . , 117. Bithynia Leachii Sheppard. Bauchige Sumpfschnecke. Syn. B. Troschelii P a a s c h, ventricosa Gray, similis S p e y e r. Gehause kegelformig, unten bauchig, diinn, fest, wenig glan- zend, schwach durchscheinend, gelblich hornfarben. 5 6 sehr ge- wolbte Umgange, nach der sehr tiefen Naht bin leicht zusammen- gedriickt; der letzte macht etwa die Halfte des Gehauses aus. Miin- dung eiformig gerundet , oben einen leichten Winkel bildend ; Mund- saum zusammenhangend, *am Spindelrande nicht zuruckgeschlagen, der Aussenrand fast gerade. Nabel fast ganz bedeckt. Deckel ziemlich dimn, mit sehr deutlichen concentrischen Streifen, die paar aussersten braun. Hohe 5 10 Mm., Durchmesser 3 6 Mm. 209 Thier weisslich mit schwarzen Flecken und goldgelben Tupfeln, die durch die Schale durch scheinen, nnd fast farblosen, durchsich- tigen Fiihlern (Moquin-Tandon.) Zu dieser Art gehort eine Schnecke, die sich sehr selten im Metzgerbruch findet nnd dort von Herrn Dickin aufgefunden wurde. Nach Heynemann (Nachrichtsbl. I. 1869 p. 189) ist diess dieselbe Schnecke , die Speyer in seinem Verzeichniss als Palndina similis Fe'russac anfuhrt. XXIY. HYDROBIA Hartmann. 118. Hydrobia Dunkeri Frauenfeld. Bunker's Quellenschnecke. Gehause abgestutzt, ziemlich gedrungen, ganz eine Paludine im Kleinen vorstellend. Vier W indnngen, die ersten nur wenig vortretend, die vierte gross, gewolbt, an der Naht jedoch kaum eingezogen. Mun- dung eiformig, kaum gewinkelt, der rechte Mundrand nicbt vor- stehend. Spindelrand kaum anliegend, nach unten leicht umgebogen; Nabelritz mittelmassig , doch deutlich vertieft. Schale nicht sehr durchsichtig, olivengrun, anwachsstreifig, Miindung weisslich. Lange 2,4 Mm. Breite der letzten Windung 1,4 Mm. (Ffld.) Thier mit breiten Fiihlern, nahe deren Spitze die Augen sitzen. Fuss gross. Diese kleine, von Sandberger und Koch als Paludina vi- ridis angefuhrte Schnecke findet sich in grosser Menge in den Quel- len und deren Abflussen im ganzen rheinisch-westphalischen Schiefer- gebirge, aber nicht im Taunus und auch nicht in der Ebene; schon im Gebiet des bunten Sandsteins bei Marburg fehlt sie. Sie sitzt mit Vorliebe an den Blattern und in den Blattachseln von Ghrysos- plemicm . Myosotis und Beccdbunga; man findet sie den ganzen Winter hindurch. Quellwasser scheint ihr unbedingt nothig zu sein, denn schon wenige Schritte von der Quelle findet man sie nicht mehr, und im Aquarium konnte ich sie nie erhalten. Dagegen fin- det man sie nicht selten zwischen durchfeuchtetem Laub nicht eigent- lich mehr im Wasser; ich habe oft an demselben Blatt mit ihr Ga- ry 'chium minimum und Vertigo septemdentata gefunden. Sie scheint von den Tritonen sehr gern gefressen zu werden. In Quellen bei Dillenburg im Thiergarten und Aubachthale haufig; auch bei Siegen. (Koch.) In alien Quellen um Biedenkopf in Menge (!) Bei Elberfeld (Goldfnss). 14 _ 210 Vierundzwanzigstes Capitel, XXY. YALYATA Muller. Kammschnecke. Gehause kugelig , kreisel- bis scheibenfprmig , meist genabelt, mit stielrunden Windnngen, kreisformiger Miindung und zusammen- hangendem scharfem Mundsaum. Deckel kreisrund mit vielen spira- ligen Windungen. Thier mit russelformiger Schnauze, langen cylindrischen Fiih- lern, welcbe hinten am Grunde die Angen tragen. Kiemen lang, federartig, mit einem fadenformigen Anhang am Grunde, den manche fur eine Nebenkieme halten , aber wohl mit Unrecht , da er keine Gefasse enthalt; beim Athmen treten beide aus der Kiemenhohle heraus. Die beiden Kiefer sind kleine rundliche Hornschiippchen, die, besonders am vordern Kande, gelb gefarbt sind. Nach Mo qu in- Tan don findet sich zwiscben beiden noch eine rudimentare Ober- platte. Die Valvaten sind Zwitter , das mannliche Glied liegt hinter dem rechten Fiihler, die weibliche Oeffnung auf derselben Seite unter dem Mantelrand. Die Eier werden , von einem Laich umhiillt, von den verschiedenen Arten in verschiedener Weise abgesetzt. Diese Scbnecken leben am liebsten in stehendem oder langsam fliessendem Wasser mit schlammigem Grunde ; die Thiere halten sich meistens im Schlamme auf. Im Glase gehalten sind sie sehr scheu und ziehen sich bei der geringsten Erschutterung in ihr Gehause zuruck. C. Pfeiffer, dem wir die erste genaue Beschreibung der deutschen Valvaten verdanken , unterscheidet funf Arten ; fiber die Selbststandigkeit der beiden ersten kann man freilich im Zweifel sein und Moquin-Tandon erklart ohue weiters depressa fiir eine junge piscinalis. Alle fiinf Arten finden sich in Nassau und lassen sich folgendermassen unterscheiden : a. Gehause kreiselformig, mit erhobenem Gewinde. Gehause kugelig-kreiselformig , Deckel ganz vorn an der Mundung, durchbohrt genabelt. V. pisciualis Miill. 211 Gehause flacher nnd kleiner , offen nnd weit genabelt, Deckel welter in die Mimdung eingesenkt. V. depressa C. Pfeiff. b. Gehause scheibenformig. Gehause oben und unten genabelt , Mundsaum etwas zu- riickgebogen. F. spirorbis Drp. Gehause nur unten genabelt, oben flach, Mundsaum ein- fach, geradeaus. F. cristata Mull. Gehause nach oben etwas convex, sehr klein, nur I 1 /* Mm. Durchm., Mundsaum einfach. F. minuta Drp. Sine genaue Untersuchung dieser Familie ware sehr zu wunschen. 119. Yalvata piscinalis Muller. Stumpfe Eammschnecke. Si/v. V. obtusa C. Pfr., Cydostoma obtusum Drp. Gehause kreiselformig, etwas kugelig, schmutzig gelb, durch- sichtig , wenig glanzend , fein gestreift. Das Gewinde mit 4 stark gewolbten Umgangen, der letzte bauchig, die ubrigen schnell abneh- mend , eine stumpfe Spitze bildend. Mundung beinahe kreisrund. Mundsaum einfach. Deckel hornartig, mit einer Spirallinie bezeichnet, von anssen etwas vertieft, matt, von innen in gleichem Verhaltniss erhaben, sehr glanzend. Nabel tief, durch den Umschlag des Spin- delrands ein wenig verdeckt. (C. Pfeiff.). Hohe und Breite gleich, 6-8 Mm. Thier weisslich oder graugelb , durchscheinend , Fu'hler unten verdickt ; Fuss gross, vorn in zwei Lappen gespalten , hinten abge- rundet, bedeutend langer als die Schale. Kieme 3 Mm. lang mit 14 gefiederten Seitenfasern auf jeder Seite , die nach der Spitze hin. immer kiirzer werden. Sie legt 12 20 Eier, zu einem kugeligen, tru'b durchsichtigen Laich vereinigt, von gruner oder hochgelber Farbe, die nach 26 28 Tageu ausschliipfen. In schlammigen Graben bei Mom bach und in schlammigen Buchten des Mains; selten; leere Gehause in den Anspulungen des 14* 212 Mains haufiger. (Thomae). An der Mainspitze selten. (A. Eo- mer). Haufig im Hanauer Stadtgraben nnd an der Ehrensaule, selten im Main (S p e y e r). Im Dietzischen Graben bei Hanau (Hey n.). In der Sulzbach sehr haufig (Ickrath). Eine besonders schone Form fand ich in Masse in der Wickerbach kurz oberhalb der Flors- heimer Kalksteinbmche, darunter einzelne, welche sich sehr der cov- torta nahern; sie ist mit der gewohnlichen Mainform abgebildet. Haufig im Main bei Schwanheim unter Steinen; todte Exemplare im Sande in Menge. , 120. Yalvata depressa C. Pfeiffer. Niedergedriickte Kammschnecke. Gehause flachkugelig, etwas kreiselformig, bellhornfarbig, durch- scheinend , wenig glanzend, fein gestreift. Gewinde wenig erhoben, eine abgestumpfte Spitze bildend. Umgange 3Vs, durch eine tiefe Nath vereinigt , Miindung vollstandig kreisrund , etwas erweitert, Mundsaum zusammenbangend , Nabel often und tief. Deckel horu- artig , diinn , etwas in die Miindung eingesenkt. Hohe 3 4 Mm., Breite 45 Mm. Thier bellgrau, durchsichtig, Kieme ktirzer wie bei der vori- gen Art. Mit piscinalis in schlammigen Graben und Lachen. Nicht selten in schlammigen Graben bei Mombach. (Thomae). Bei Bi- schofsheim und Enkheim (Speyer). 121. Yalvata spirorbis Draparnaud. Gekrauselte Kammschnecke. Gehause scheibenformig, oben wenig , unten stark vertieft, viel weiter genabelt als cristata, hornfarbig, etwas durchscheinend, fein gestreift, wenig glanzend. 3 Umgange. Miindung vollig rund, Mund- saum einfach , etwas zuruckgebogen. Deckel concentrisch gestreift, innen etwas erhaben, aussen eingedriickt und etwas in der Miindung eingesenkt. Hohe 1 Mm. Breite 23 Mm. (C. Pfeiffer). Thier von dem der anderen Valvaten nicht abweichend. In Graben am Kohlbrunnenwald bei Hanau (Heyn.). 213 ^ 122. Yalvata cristata Mil Her. i Scheibenformige Eammschnecke. Syn. V. planorbis Drp. Gehause scheibenformig aufgerollt , wie bei Planorbis , klein, flach, oben ganz platt, nicht eingesenkt, unten weit genabelt, hell- hornfarbig mit schwarzlichem Schlammiiberzug , durchscheinend, glanzend, sebr fein gestreift, Umgange 3 , stielrund , langsam zu- nehmend. Mundung kreisrund, etwas erweitert, mit einfachem, nicht umgebogeuem Mundsaum. Deckel hornig, diinn, in die Mundung etwas eingesenkt. Hohe 3 / 4 Mm. Br. 2 3 Mm. Tbier hellgrau mit vorn zweilappigem Fuss und verhaltniss- massig kurzen Kiemen. In Grabeu und scblammigen Flussbuchten. Im Main; einzeln in der Lahn bei Biedenkopf. Bei Hanau sehr selten im Koblbrun- nengraben , in der Kinzig im Lamboiwald , und bei Bischofsheim (Speyer). 123. Yalyata miuuta Draparnaud. Kleinste Eammscbnecke. Gehause scheibenformig, oben ein wenig gewolbt, unten gena- belt, sehr klein, hellhornfarbig, oft mit einem schwarzlichen Ueber- zug, durchsichtig , glanzend, feingestreift. 3 Umgange. Mundung rund , mit einfachem Saum. Deckel hornartig , mit concentrischen Ringelu Hohe J /2 Mm. Br. 1 Mm. Thier ganz dem von cristata ahnlich. Ueberhaupt unterschei- det sich diese Art nur durch ihre geriugere Grosse bei gleicher Windungszahl von dieser. In den Wassergraben von Mombach nicht selten, oft an Phy- ganeengehausen. (Thorn ae). Piinfundzwanzigstes Capitel. XXYL Neritina Lamarck. Schwimmschnecke. 124. Neritina fluviatilis Mil Her. Gehause ungenabelt, diinn, aber sehr fest, schrag halbeiformig, 214 glatt, wenig j glanzend , roth oder schmutzig violett gegittert , da- zwischen mit weissen, verlangerten Tropfeuflecken, mitunter mit zwei oder drei deutliclien Langsstreifen. Gewinde klein , ziemlich in der Mitte der obereh Halfte des Gehauses stehend , flach und nur selten etwas erhoben. Miindung halbrund. Der Columellarrand bildet eine flache, schrag nach innen gerichtete Wand, deren Aussenrand etwas wulstig 1st , so dass der Miindungsrand gewissermassen zusammen- hangend erscheint. Columellarrand ungezahnt. Deckel aus Schalen- substanz, rothgelblich mit dunkelrothem, dunnerem Saum, mit einem kleinen punktformigen Gewinde und einem lanzettformigen Schliess- zahn an der unteren Spitze; durch den letzteren wird der Deckel auch nach dem Tode des Thiers noch an der Schale festgehalten. Hohe 56 Mm. Breite 68 Mm. Thier weisslich mit schwarzem Kopf und Nacken ; zwei lange, weisse, borstenformige Fuhler mit einem schwarzen Strich auf der Oberseite. Augen auf kleinen Knopfchen aussen an der Fiihlerbasis. Der Fuss gross, vornen abgerundet, an den Randern durchscheinend, mitunter mit einzelnen schwarzen Flecken. Athemoffnung auf der rechten Seite am Hals. Zunge lang , bandformig mit drei Mittel- platten, einer kleineren in der Mitte, die wieder aus zwei seitlichen Halften zusammengesetzt ist, und zwei breiteren an der Seite; alle drei sind ganzrandig; darauf folgt nach aussen jederseits eine ziem- lich grosse Platte mit feingezahntem Hand und dann die aus zahl- reichen schmalen , gleichbreiten Leisten zusammengesetzten Seiten- platten. Die ganze Keihe bildet einen ziemlich starkgekrurnmten Bogen; ich zahlte 9096 solcher Querreihen. Wie die Neritinen durch ihre Zungenbewaffnung ganz isolirt uuter unseren Binnenmollusken stehen, so sind sie auch die einzigen, welche eine feste Hulle fur ihre Eier bauen , wie das so viele Seeschnecken thun. Es ist eine rundliche Kapsel , die mit der einen Seite an Steinen, mitunter aber auch an anderen Neritinen befestigt wird; letzterer Umstand hat C. Pfeiffer zu der Annahme veranlasst, dass die Neritinen ihre eigene Brut auf der Schale umhertrugen. Jede Kapsel enthalt 40 60 Eier, aber nach Claparede kommt von denselben immer nur eins zur Entwicklung r die anderen dienen dem Embryo als Nahrung. Ist derselbe vollstandig entwickelt , so springt die obere Halfte der Kapsel ab und das Thier ist frei. Varietaten. Mit Unrecht hat man die Formen mit deut- lichen Streifen als var trifasciata abtrennen wollen, man findet die- 215 selben mitten unter den anderen und durch alle moglichen Ueber- gange mit ihnen verbunden ; es hat das nicht mehr Sinn, als wenn man sammtliche Biinderspielarten von HeL nemoralis und hortensis als Varietaten abtrennen wollte. Dagegen kommt eine kleine Form mit stark vorstehendem Gewande vor, von Kossmassler var. halo- phila genannt, weil sie in den Mannsfelder Salzseen vorkommt. Sie wurde von Komer auch in den Abflussen der Wiesbadener Thermen, besonders zahlreich an der Armenruhmuhle gefunden; auch hier konnte man das salzige Wasser fiir die Ursache ihrer Ausbildung halten. Leider stimmen damit aber andere Thatsachen nicht iiber- ein. Ich fand namlich dieselbe Form sehr haufig in dem Wicker- bach, der durch die bekannten Florsheimer Steinbruche fliesst , und erhielt sie durch Herrn C. Koch aus der Nied bei Bonames. Sie scheint mir demnach die Form der kleine n Bache zu sein, wie wir ja auch bei denNajadeen eigenthumliche Bachformen finden. Leider habe ich noch nicht die Zeit finden konnen, auch die ubrigen Taiinusbache darauf zu untersuehen. Die Neritinen sitzen trage an Steinen und unter denselben oder anderen im Wasser liegenden und mitAlgen iiberzogenen Gegenstan- den; an Pflanzen habe ich sie nie gefunden und ebenso habe ich nie eine Neritine schwimmen sehen; der Buchername Schwimmschnecke passt desshalb auf unsere Art nicht besonders. Sie scheinen das ganze Jahr hindurch in Thatigkeit zu sein, denn man findet sie mit L. anipla schon sehr zeitig im Fruhjahr. Sie bevorzugt entschieden die grosseren Gewasser. Im Khein und Main ist -sie allenthalben haufig, in der Lahn beiWeilburg findet sie sich nach Sandberger ebenfalls in Menge, aber weiter hinauf fehlt sie und auch in der Dill kommt sie nicht vor. Dagegen findet sich, wie schon erwahnt, in der Salzbach bei Wiesbaden , der unteren Med und der Wicker die var. lialophila. Interessant ware zu untersuchen , wie weit sie in den Bachen emporsteigt. Jn der Wickerbach an den bekannten versteinerungsreichen Kalkbriichen von Florsheim sammelte ich sie in Menge, aber nur unterhalb einer Miihle , die an dem Puncte liegt, wo der wasserreiche Bach die Ebene betritt; oberhalb war kein Exemplar mehr zu finden. In der Salzbach dagegen , einem viel kleineren Gewasser, steigt sie bis in das Kesselthal von Wiesbaden empor. In der Med ist sie sicher bis in die Gegend von Vilbel gefunden, kommt aber wohl noch weiter nach oben vor, wo freilich bis jetzt noch terra incognita in conchyliologischer Beziehung ist. 216 Auch in der untern Kinzing kommt sie nach Speyer vor, doch fehlen auch hier die Angaben iiber die Hohe, bis zu welcher sie empor- steigt. Sechsundzwangzigstes Capitel. B. MUSCHELN. Acephala oder Pelecypoda. Die Muscheln zeichnen sich vor den Schnecken durch den Be- sitz zweier Schalen und den vollstundig symmetrischen Bau aus, der es moglich macht , den Korper durch einen senkrecht langs der Mitte gefuhrten Schnitt in zwei fast gauz gleiche Half ten zu thei- len. Alle Organe , ausser dem Darmcanal , 'sind doppelt vorhanden. eins auf jeder Seite. Wir finden an den Muscheln zu ausserst die beiden Klappen der Schale, dann innerhalb derselben die beiden entsprechenden Blat- ter des Mantels , dann inwendig jederseits zwei Kiemenblatter, von derselben Gestalt, aber kleiner, und zu innerst den eigentlichen Kor- per, ohne Kopf, nur mit einer Mundoffnung, die von einigen Lippen- tastern umgeben wird, und mit einem beilformigen Fuss zur Fortbe- wegung. Die paarigen Organe sind auf der einen Seite mit einander verwachsen, oder, wie die Schalen, durch besondere Vorrichtungen verbunden, so dass man das ganze Thier nicht unpassend mit einem eingebundenen Buche vergleichen kann , clessen Deckel die beiden Schalen bilden. Wie schon im allgem einen Theile erwahnt, nennt man den Kand, an dem die beiden Schalen mit einauder verbunden sind, den Oberrand und unterscheidet demgemass auch rechts und links. Die beiden Schalen sind bei unseren Arten wenigstens fast ganz gleich, nur die Zahne des Schlosses sind an beiden verschieden , und man nennt sie desshalb gleichklappig ; ungleichklappige finden sich nur im Meer. Sie bestehen, wie die Schneckenschalen, vorwiegend aus Kalk in der Form des Arragonits ; nur 2 4/o sind organischen Ursprungs. Wir finden an den Schalen zu ausserst eine Oberhautschicht, die bei unseren Arten sehr entwickelt 1st und bei den Unioniden sogar iiber 217 den Schalenrand ubersteht ; dann folgt eine Kalkschicht , die aus kurzen, senkrecht stehenden Prismen von Arragonit besteht, und zu innerst die Perlmutterschicht, ebenfalls Kalk, der in diinnen, unendlich fein gefalteten Lagen abgeschieden wird und durch die Faltelung den be- kannten Perlmutterglanz erhalt. Diese innerste Lage wird stets von der ganzen Manteloberflache abgeschieden , so dass jede Lage die ganze Innenflache der Muschel auskleidet ; mit deraselben Stoff werden auch Verletzungen ausgebessert und fremde Korper , die zwischen Mantel und Schale gerathen, umhullt. Die Schalen sind am oberen Rande mit einander verbunden durch ein mehr oder weniger mit Zahnen versehenes Schloss, das ein seitliches Auseinanderweichen der beiden Klappen verhindert , und durch das Schlossband, eine starke knorpelige, mit Epidermis iiber- zogene und Kalkablagerungen enthaltende Membran , die sich bei unseren Arten aussen hinter dem Schloss von einer Klappe zur an- dern erstreckt und durch ihre Elasticitat die Oeffnung der Klappen bewirkt. Die aussere Schalenfliiche zeigt immer conceutrische Zuwachs- streifen um den iiltesten Punct, den Wirbel. herum ; aus ihrer Anzahl kann man das Alter der Muschel schatzen, aber durchaus nicht sicher bestimmen , da wir nicht wissen, wie oft solche Zuwachsstreifen ge- bildet werden. Im Innern der Schale sehen wir die.Ansatze ver- schledener Muskeln , besonders der Schliess- und Fussmuskeln , und die Linie, welche den freien Rand des Mantels bezeichnet. Unter den Schalen liegt zunachst der den ganzen Korper der Muschel umhullende Mantel, ebenfalls aus zwei, an der Oberseite mit einander verwachsenen Blattern bestehend, die genau der inneren Form der Schalen entsprechen. Sie sind bei unseren Arten gar nicht verwachsen , oder nur an einem so kleinen Theile ihrer Rander, dass eine'Cloaken- und eiue Athemoffnung von dem iibrigen Theile der Mantelspalte abgetrennt werden. Bei den Unioniden ist diese Oeif- nung nur von einem wenig vorgezogenen , meist mit Tentakeln be- setzten Rande umgeben, bei den Cycladeen ist sie in zwei Rohren, die sogenannten Siphonen, verliingert. Der Mantel besteht aus einem besonders am freien Rande von Muskeln durchsetzten , ausserst ge- fassreichen Bindegewebe, welches aussen und innen von einem ein- fachen Epithelium iiberzogen ist, das innen haufig flimmert. An den Cloakenoifnungen und den Siphonen finden sich eigene Schliess- muskeln. 218 Die Verdauungsorgane bestehen aus einem einfachen Mund, der am vorderen Ende des Thieres liegt ; er ist von zwei Hauptfalten der Ober- und Unterlippe, umgeben und auf diesen stehen noch zwei Paar dreieckige Taster, die mit einer Ecke angewachsen und auf der Innenflache mit Flimmerepithelium iiberzogen sind. Sie dienen theils zum Herbeifiihren der Nahrung, theils zum Abhalten unbrauch barer Substanzen. Eine kurze Speiserohre fiihrt dann in den rundlichen, sehr einfachen Magen; der Darm ist bei unseren Arten ebenfalls sehr einfach; er verlauft bei den Najadeen erst eine Strecke weit nach unten, macht eine Biegung bis fast wieder an den Magen und ver- lauft dann als Dickdarm und Mastdarm gerade nach hinten. Bei den Najadeen hangen Diinndarin und Dickdarm an der Umbiegungs- stelle nur durch zwei enge Canalchen, in deren Umgebung sich noch einige Blindsacke finden, zusammen. Der Mastdarm mundet durch das Herz hindurch in den Cloakenraum. Von Anhangsdrusen finden wir eine starke Driise, die den Magen umhullt und mit mehreren Aus- fiihrungsgangen in ihn mundet, man 'halt sie fur die Leber, hat aber noch keinen Gallenstoff darin nachweisen konnen. Speicheldriisen fehlen unseren Arten ; dagegen findet sich bei den meisten am unteren Ende der Speiserohre ein oft ziemlich langer, blinder Anhang, der einen structurlosen , cylindrischen . durchsichtigen Korper, den soge- nannten Crystallstiel enthalt, von dessen Bedeutung man noch keine Idee hat. Da alle Kauapparate fehlen , konnen die Muscheln nur ganz fein zertheilte Nahrung. die ihnen mit dem Wasser zugefuhrt wird, geniessen. Grossere, ungeniessbare Gegenstande werden durch die Lippentaster und die Anhange im Umfang der Cloakenoffnung wie durch ein Sieb zuriickgehalten. Nach den im Darm gefundenen Res- ten scheinen die microscopischen Algen den Hauptbestandtheil -der Nahrung auszumachen. Das Gefasssystem der Muscheln ist sehr complicirt, da es nicht nur zur Circulation, sondern auch zur Vergrosserung und Verkleine- rung der Organe durch die sogenannten Schwellgefasse client. Alle haben ein von einem Herzbeutel umhulltes Herz, das ganz oben am Rucken dicht am Mastdarm liegt und dasselbe mit zwei Fortsatzen umfasst; es besteht aus einer Herzkammer und zwei Vorhofen und giebt zwei grosse Sdilagadern , eine nach vorn und eine nach hinten ab. Ausserdem kommt aber noch ein eigenthumliches Organ in Be- tracht, das nach seinem ersten Beschreiber der Bo Janus' sche 219 Korper genannt wird und das unmittelbar unter dem Herzbeutel liegt; es besteht aus einem doppelten Paar Kohren, die in verschie- dener Weise unter einander, mit dem Herzbeutel und den in den- selbeu muridenden Capillarien, sowie andererseits mit dem freien Kaum zwischen den Mantelblattern durch das sogenannte Athemloch eommuniciren. Auch hangen sie mit einem in der Mittellinie un- mittelbar darunter liegenden venosen Sinus aufs innigste zusammen. Im Gegensatz zu den Schnecken, bei denen das Blut aus den Arterien in die Venen durch wandlose Kaume, Lacunen, ubergeht, haben die Muscheln sehr ausgebildete Capillarien, welche aber zum Theil weniger dem Kreislauf, als dem An- und Abschwellen der Theile dienen; in diesein Falle miinden noch ziemlich starke Zweige von Arterien in die Netze ein , wall rend sie sich bei den der Ernahrung dienenden erst baumformig aufs Feinste verzweigen. Die Capil- larien sammeln sich nachher in Venen, die theils in den grossen venosen Sinus, theils in das Bojanus'sche Organ, theils direct in den Herzvorhof miinden. Aus deii Gefassiietzen des Bojanus'schen Korpers sammelt sich dann die Kiemenarterie und tritt zwischen die beiden Blatter jeder Kieme; in denselben verzweigt sich dieselbe vielfach und sammelt sich dann an den oberen Band zu den Kiernenvenen, die unmittelbar in die Vorhofe einmiinden. Das Gefasssystem hangt ausser durch das Bojanus'sche Organ und seinen Ausfiihrungsgang auch noch durch eine, fur gewohnlich durch einen Muskel verschlossene Oeffnung am Mantclrande in der ausseren Kiemenvene und durch wasserfuhrende Canalchen, die im Fusse verlaufen und an dessen unterer Kante nach aussen miinden, mit dem freien Baum innerhalb der Schale und dem dort befmdlichen Wasser zusammen, so dass das Blut jederzeit be- liebig mit Wasser verdunnt werderi kann. Ob diess im Leben regel- massig oder nur in besonderen Fallen geschieht, ist noch zu ent- scheiden. Das Blut selbst ist farblos, blaulich oder rothlich, mit farblosen , mitunter zackigen Blutkorperchen und enthalt nach C. Schmidt bei Anodonta etwa pro Mille, nach Voith bei Marga- ritana nur 3,1 pro Mille feste Bestandtheile. Die Athmungsorgane bestehen iiberall in Kiemen, mei- stens zwei Blattern jederseits, die innerhalb des Mantels gelegen sind und ebenso wie dieser den ganzen Korper umhullen. Sie sind hinten unmittelbar mit einander eine Strecke weit, soweit das Schloss reicht, verwachsen, am deutlichsten bei den Siphonen tragenden Cycladeen, WE: 220 wo dann die erne Rohre mit der Cloakenkammer (iber, die andere mit der Kiemenkammer unter der Kieme zusammenhangt. Jede Kieme besteht aus zwei mit einander verwachsenen Blattern, zwischen denen die Blut- und Wassergefasse verlaufen. Wo die beiden Blatter am Ko'rper angewachsen sind, weichen sie etwas von einander und las sen einen dreieckigen Raum zwischen sich. Bei den Najadeen ist jede Kieme noch durch Verwachsungen in Facher getheilt, die als Brut- taschen fiir die Jungen dienen; dieselben miinden durch enge Oeff- nungen in eine flimmernde Rmne am freien Rande der Kiemen. Auf den sehr complicirten microscopischen Bau, wie wir ihn besonders durch L anger *) bei Anodonta genauer kennen gelernt haben, naher einzugehen, verbietet der Raum. Im allgemeinen hat jedes der beiden Blatter seine eigene Arterien und Venen , die mit denen des damit verwachsenen Blattes nicht communiciren ; sie sind ausserdem von Chitinstabchen durchsetzt, zwischen denen Oeffnungen bleiben, die dem Wasser freier Durch tritt gestatten. Es tritt dann in die Kiemen- facher und aus diesen durch den Wassercanal am oberen Rande in den Cloakenraum und so nach aussen. Es macht also das zum Athmen verbrauchte Wasser diesen bestimmten Weg, so lange Vor- rath genug da ist; nimmt man aber die Muschel aus dem Wasser, so kann kein neues W^asser zugefiihrt werden. und das verbrauchte Wasser dringt dann wieder durch einige enge sonst unbenutzte Oeffnun- gen in die Kiemenhohle, um semen Kreislauf von neuem zu beginnen, bis aller Sauerstoff verbraucht ist und das Thier stirbt. Die Bewegung des Wassers innerhalb der Schalen wird fiir ge- wohnlich durch die Flimmerbewegung der Epithelien, welche den ganzen Athemapparat auskleiden, bewirkt. Alle paar Minuten kommt aber dazu noch ein allgemeiner Wasserwechsel, iudem das Thier plotz- lich seine Schalen schliesst und das darin befindliche Wasser aus- treibt; offnet es dann wieder die Klappen, so stromt ganz frisches Wasser nach. Einen Unterschied zwischen arteriellem urid venosem Blute hat man bis jetzt noch nicht nachweisen konnen. Die Secretionsorgane sind nur wenig entwickelt. Die Schale wird ohne besondere Driisen von der ganzen iiusseren Flache des *3 K. Langer, das Gefasssystem der Teichmuschel in d. Denkschrift d. math, naturw. Cl, d. k. k. Acad. d. Wissensch. zu Wien. VIII und XII. 221 Mantels abgesondert; der Rand bildet besonders die Prismenschicht, die iibrige Oberflache die Perlm utter. Verletzungen des Mantels be- dingen meist Verkiimmerung der Schale oder einzelnen Parthieen. Ansserdem kommt als Secretionsorgan noch die Bojanus'sche Druse in Betracht, doch ist man noch weit entfernt davon, einen klaren Begriff von ihrer Function zu haben; manche halten sie fiir eine Niere; da man aber nie Harnstoffverbindungen , sondern nur Kalk in ihr gefunden hat, ist es wahrscheinlicher, dass sie den zum Schalen- bau nothigen Kalk bereitet, vielleicht in Form einer Verbindung von Kalk und Eiweiss, oder dass sie zur Bildung des Pigmentes in Bezie- hung steht. Das Nervensystem zeigt zunachst dieselben drei Paar Ganglien, wie bei den Schnecken. aber weit von einander entfernt liegend und nur durch Nervenfaden verbunden. Das erste Paar, die Mundganglien, versorgt den vorderen Theil des Korpers , das mittlere , die Fuss - ganglien, den Fuss und das Gehororgan, aber nicht die Eingeweide, und" das dritte Paar, die Kiemenganglien, die Kiemen und den hinteren Theil des Mantels. Ausserdem finden sich aber noch eine Anzahl Ganglien, die, vom Willen unabhangig, dem Sympathicus der hoheren Thiere entsprechen und mehrfach mit den anderen Ganglien zusammen- hangen; sie versorgen >> *11. fa 12, ;> 13. )> 14. ;j *15. rt *16. ?> *17. Helix *18. ij *19. n *20. 55 *21. *22. ; I 23. Helix 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. obvoluta Mull, personata Lam. incarnata Mull, fruticum Miill. strigella Drp. hispida L. depilata C. Pfr. sericea Drp. rufescens Penn. villosa Drp. ericetorum Mull, ericetorum var. minor, candidula Stud. costulata Zgl. f Tafel II. 1. Helix arbustorum L. 2. lapicida L. 3., nemoralis L. 4. hortensis Mull. 5. pomatia L. 6. Bui. tridens Miill. 7. detritus Miill. 8. ,, montanus Drp. 32. 3* *3a. 34. *) Die mit * bezeichneten Piguren sind aus Rossmasslers Iconographie entlehnt. 18* 276 9. Bui. obscurus Mull. *10. Cionella lubrica Mull. *11. Menkeana C. Pfr. *12. acicula Mull. .V *13. Pupa frumentum Drp. J^ ,, secale Drp. doliolum Brug. ,, muscorum L. 4f ,, minutissima Hartm. ,, edentula Drp. ,, septemdentata Fer. pygmaea Drp. ventrosa Heyn. ,, Shuttleworthiana C h pusilla Mull. *24. Pupa Venetzii Char p. *25. Carychium minimum L Tafel III. *) 1. Balea fragilis Drp. 2. Clausilia laminata Mont. *14. *15. *16. *17. *18. *19. *20. *21. *22. *23. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. biplicata. plicata Drp. 9 ventricosa Drp. lineolata Held, plicatula Drp. dubia Drp. t nigricans P u 1 1. parvula Stud. Tafel IV. *1. Succinea oblonga Drp. *2. Pfeifferi Rossm. *3. putris L. 4. Limnaea auricularia Drp. 5. Limnaea auricularia var. am- pla Hartm. 6. ovata Drp. 7. stagnalis Mull. 8. auricularia var. an- gulata. 9. truncatula Mull. 10. fusca C. Pfr. 11. palustris Drp. 12. peregra Drp. 13. elongata Drp. 14. Physa hypnorum L. 15. fontinalis L. 16. Ancylus fluviatilis L. *) Fig. 1 4 aus der Iconographie Fig. 610 ans Schmidts kritischen Clausiliengrupi)en entlehnt. 1. 2. 3. *4. *5. *6. *8. *9. HO. *11. *12. 13. *14. 15. 16. 17. 18. 19. *20. *21. *22. *23. - Tafel V. Planorbis corneus L. ,, marginatus Drp. \ carinatus Miill. ; ; vortex Miill. )( contortus Miill. Rossmassleri Auersw. albus Miill. laevis Alder. leucostoma Mich. spirorbis MulLl \ cristatus Drp. complanatus Drp. ,, nitidus Miill. Acme fusca Walker. Cyclostoma elegans Drp. Paludina vivipara Miill. Bithynia tentaculata L. Leachii Shepp. Hydrobia Dunkeri Ffld. Valvata piscinalis Miill. depressa C. Pfr. ,, spirorbis Drp. cristata Miill. 277 *24. Valvata minuta Drp. 25. Neritina fluviatilis Mull. 26. Ancylus lacustris L. Tafel VI. 1. Unio pictorum var. 2. tumidus Retz. J|~- 3. ; , batavus var. amnicus,'. 4. ,, batavus Lam. 5. 6. Embryonen von Unio (nach Forel). Tafel VII. j^. 1. Unio pictorum L. 2. Anodonta piscinalis var. minor. 3. pon- derosa. Tafel VIII. 1. Anodonta cellensis var. 2. Limnaea ovata var. 3. vulgaris Rossm. 4. 5. vulgaris var. Tafel IX. 1. Anodonta cygnea var. 2. Cyclas rivicola Lam. 3. cornea L. 4. solida Norm. 5. lacustris Drp. 6. ,, calyculata Drp. 7. Pisidium amnicum Mull. 8. *) obtusale C. Pfr. 9. ,, pusillum Jenyns. 10. casertanum PolL 1 1 . Tichogonia Chemnitzii Rossm. *) Fig. 8. 9 und 10 sind Copieen aus Baudon. I n h a 1 t. Seite Allgemeiner Theil. Erstes Capitel. Umgranzung, Literatur und Vorarbcitcn ..... ^GT<*J> 7 Zweites Capitel. Stellung der Weichthiere im Thierreich, allgeineiner Bau, Eintheilung . . . . 11 Drittes Capitel. Sammeln, Reinigen, Aufbewahren und Ordnen , , , . . 13 Viertes Capitel.' Zucht lebender Mollusken * - 22 Funftes Capitel. Terminologie, Kunstsprache , ;, f i . 24 Sechstes Capitel. Die wichtigsten conchyliologischen Werke .- . . v 28 Siebentes Capitel. Verhaltniss der Weichthiere zur ubrigen Natur 30 Achtes Capitel. System der Mollusken 33 Specieller Theil. A. Cephalophora. Erstes Capitel. Anatomische Verhaltnisse 35 Zweites Capitel. Entwicklung der Schnecken . 52 279 SeiU Drittes Capitel. Lebensweise der Schnecken #$ tojixH.' 59 Viertes Capitel. Uebersicht der Gattungen )i/;rru ; 4 -wi'l- 63 Fiinftes Capitel. Testacellea, Halbnacktschnecken 65 Sechstes Capitel. Limacea, Nacktschnecken . . v f U? W Q 67 Siebentes Capitel. Vitrina Drp., Glasschnecke .. *-, ^; * ,v . ^'flt'tfu^i ay 79 Achtes Capitel. HyalinaGray, Glanzschnecke 85 Neuntes Capitel. Helix Linne r * . . ^^ *il> H :rr -'- jf v 94 Zehntes Capitel. Buliminus Ehrbg 128 Elftes Capitel. Cionella Jeffrey ss ij ,,a. .... w&mttjl&^m 134 Zwolftes Capitel. Pupa Draparnaud . . . ....... .o:'--U';; . . . 137 Dreizehntes Capitel. Balea Prideaux .... ....*/... >; : &\ .!&&> 204 Vierundzwanzigst es Capitel. Valvata Miiller 210 Funfundzwanzigstes Capitel, Neritina Lamarck )..q^!i 213 S echsundzwanzigstes Capitel* B. Acephala . . 3 ,v$ii;V 216 Sieb e nundzwanzigstes Capitel. Entwicklung der Muscheln . . T 223 Achtundzwanzigstes Capitel. Lebensweise der Muscheln . V u^..-!v% i? * %*&& - . 233 Neunundzwanzigstes Capitel. Uebersicht der Familien und Gattungen. Unio L 237 Dreissigstes Capitel. Anodonta Bruguiere . 246 Einunddreissigstes Capitel. Cyclas Bruguiere ..:.. ... .^.s, . . . 253 Zweiunddreissigstes Capitel. Pisidium C. Pfeiffer "... 258 Dreiunddreissigstes Capitel. Tichogoniacea 262 Schlusscapitel 264 Erklarung der Tafeln 275 Register. Absonderungsorgane . . Abnonnitaten . . : : Acanthinula Beck. . , . Acarus limacum . . . , ' Acephala . . . ..'*,;. Achatina vid. Cionella Achatschnecke .... Acicula Hartm. = Acme Acme Hartm. . . *. *. fusca Walker . . . Albers, die Heliceen . . Albinisimis Alcyonella fungosa . . . A m a 1 i a Heyn. . . . marginata Drp. . . Amphipeplea Nilss. . . Ancylus Geoffr. . . fluviatilis L. . . : lacustris L Anodonta Brug. . . . cellensis Schrott. . . var. ponderosa complanata Zgl. . . cygnea L dentiens Mice. . . . piscinalis Nilss. . . var. minor . ponderosa C. Pf. rivularis m. . . rostrata m. . . ventricosa 0. Pf. Suite 49 57 100 31 216 134 201 28 57 235 71 165 198 199 200 246 251 252 253 247 248 249 250 249 251 250 251 Seite Aquatilia 204 Arion Per 67 empiricorum L. ..... 68 hortensis Fer 70 melanocephalus Faure ... subfuscus Fer 69 Arionta Leach. ..'.. . . . 120 Aspidogaster conchicola .... 235 Athemhohle 35 Athemrohr 36 Athmungsorgane 48 Azeca tridens = Cionella M erikeana 136 Balea Prideaux 148 fragilis Drp Kayana Bourg Bernsteinschnecke 160 Bithynia Leach. ., ;^\ , . 205 impura Lam. 206 Leachii Shepp 206 similis S$eyer tentaculata L Troschelii Paasch .... ventricosa Gray ..... Bitterling 32. 236 Blasenschnecke 183 Bojanus'sches Organ 218 Bronn, Classen und Ordnungen des Thierreichs 27 Bucephalus polymorphus , , . r 235 282 Seite Buliminus Ehrbg 128 detritus Mull 131 montanus Drp. . ^ < .; . 132 obscurus Mull 133 radiatus Brug 131 tridens Miill . ,130 Cariositat . . :/ ^ 230 Carychium Mull 164 Menkeanum = Cionella Menk. 136 minimum L 164 Cephalophora ........ 35 Cercarien 32 Cionella Jeffr 134 acicula Mull 136 lubrica Mull 135 Menkeana C. Pfr 136 Glaus ilia Drp 149 bidens Drp 153 biplicata Mont 154 dubia Drp 15 gracilis C. Pfr 158 laminata Mont 153 lineolata Held 156 nigricans Pult 158 obtusa C. Pfr parvula Stud 159 plicata Drp 155 plicatula Drp 157 rugosa C. Pfr 157 similis von Charp ventricosa Drp 155 Villae Porro 15 Clepsine 31 Cochlodina perversa Per. = Balea fragilis 146 Crystallstiel . . . 218 Cyclas Brug 25c calyculata Drp 257 cornea L 25t lacustris Drp 25( rivicola Lam 25 solida Norm 25 Cyclostoma Lam 20: elegans Drp Seite Daudebardia Hartm. ... 65 brevipes Drp 66 rufa Drp 66 Deckelschnecken 200 deckel 26 )istoma 32 duplicatum 235 hepaticum )ivertikel 51 Dreissena van Sen 262 Drilus flavescens 31 Entwicklung der Schnecken . . 53 Muscheln ... 223 Epidermis 12 Epiphragma 26. 59 Epithel 36 Ferrusacia Kisso = Cionella . . 134 Flagellum 51 Forel, Entwicklungsgeschichte der Najadeen 224 Fruticicola Held 105 Pussdriisse 50 Fussganglion 43 Gartner, G., Systematische Beschrei- bung der Wetterauer Conchylien 9 Gastropoden 35 Gefasssystem der Schnecken ... 46 Muscheln ... 218 Gei'iihlsorgan 44 Gehororgan 45 Geschlechtsorgane der Schnecken . 50 Muscheln . 222 Geschmacksorgan 46 Gonostoma Held .102 Hartmann, Erd- und Susswasser- gastropoden der Schweiz ... 29 Helicophanta Fer. = Daudebardia 65 Helix Linne 94 aculeata Milll 100 acuta Drp 120 arbustorum L 120 bidens Chemn. .... 115 283 Helix bidentata Gmel. candicans Zgl. . . candidula Sttid. . . carthusiana Mull. . . carthusianella Drp. . circinata Stud. . . clandestina Born Cobresiana von Alien costata Mull. . . . costulata Zgl. . . . depilata C. Pfr. . . ericetorum Mull. . . fruticum Mull. ", hispida Mull. . . . holoserica Stud. . . hortensis Mull. . . j incarnata Mull. lamellata Jeffr. m^ lapicida L. . montana C. Pfr. . . neglecta Thomae .& nemoralis L. ... obvia Hartm. . . . obvoluta Miill. . . personata Lam. . . pilosa von Alien . , pomatia L pulchella Miill. . . pygmaea Drp. . . rotundata Mull. . . frubiginosa Zgl. . . ruderata Stud. . . . rufescens Penn. . . rupestris Drp. . . . sericea Drp. . . . striata (Drp.) Thomae strigella Drp. . . . thymorum von Alien umbilicata Mont. . . umbrosa Partsch . . unidentata Drp. . . unifasciata Poir. Seite 89 Seite 115 Hyalina cellaria Mull. . 120, crystallina Mull 91 118 fulva Mull. , 93 Heynemann, D. F. Hirnganglion* Hiyalina 'Or ay 115 113 115 101 119 111 116 108 110 104 125 10-5 101 121 113 118 123 117 102 104 114 126 102 99 115 114 111 10' 11 9 11 11 11 I 4 8 hyalina Fer 92 lucida autor. = nitida ... 90 nitens Mich 87 nitida Mull 90 nitidosa Fer 88 nitidula Drp 87 pura Alder 88 radiatula Alder 93 subterranea Bourg 91 viridula Mke 88 Hydrachna concharura 235 Hydrobia Hartm 209 Dunkeri Ffld Hiefer . . . .*; 37 Kiel . 26 Piemen 49 fomstsprache 24 Koch, Dr. C 8 Lamellibranchia . . . . . . 216 eber ..... V .... 43 Lederhaut . . . ..... . . 36 liebespfeil 51 jmacea 67 Li max Lister 72 agrestis L 77 arborum Bouch 78 ater L. = Arion ater ... brunneus Drp 76 cinctus Mull 77 cinereo-niger Wolff' .... 74 cinerens Lister ..... filans Hoy 77 flavus Mull . laevis Mull 76 marginatus Drp. = Amalia marg. 71 marginatus Mull 78 reticulatus Mull 77 scandens Norm 78 sylvaticus Drp tenellus Mull 77 unicolor Heyn 75 284 Seite Limax variegatus Drp. *\; , . . 75 Limnaea Lam 165 auricularia Drp. . . . . . 170 var. ampla Hartm. .r -*' auricularia var. angulata Hartm 172 auricularia var. costellata Mm. Franc auricularia var. Monnardi Hartm. 171 ventricosa Hartm. 172 elongata Drp 172 fusca C. Pfr. ^ - 18 glaber Mull 178 leucostoma Drp. . . f , it) ,.*-,;., ^ minuta Drp ovata Drp 173 var. ampullacea Eossm. . . 174 Dickinii Kobelt ... . palustris Drp 179 peregra Mull. . ^ . '? . .176 var. excerpta Hart 177 stagnalis Mull 181 var. reflexa Kob 183 vulgaris Eossm 174 Limnochares Anodontae .... 32 Lippe 25 Lungen . 48 Malacozoologie, Zeitchrift fur . . 29 Malacozoologische Blatter ... 29 Malermuschel 241 Mantel 12. 35 Mantelhohle Margaritana Schum 237 Muscbeln 216 , Entwicklung .... 223 , Lebensweise 233 Wabel 25 Nachrichtsblatt der deutschen mal. Gesellschaffc 29 Nackenblase 54 Naht , 25 Najadea . . . , 238 Seite tfematoden . ^<^v> .... 32 Neritina Lam. . ^-. ..- . . 213 fluviatilis Mull var. halophila Eossm. . . . 215 Niere 49 Dr. C. , der Main in seinem unteren Lauf 10 Nutzen der Schnecken . K**A 30 Dperculum 26 Otolithen . 46 Paludina Lam. H-,^'. r^r . . 205 achatina Lam. .VSirtfc. '-. . . 207 comraunis Dup 205 contecta Millet fasciata Mutter 207 irapura Lam. = Bithynia ten- taculata Listeri Forbes 205 vivipara Mull viridis Sandb. u. Koch = Hy- drobia Dunkeri 209 Patula Held 98 Pelecypoda . 216 Perleit- 229 Petasia Beck 115 Pfeiifer, Carl, Naturgeschichte . . 28 Pfeiffer, Dr. L. , Monographia Heli- ceorum viv 28 PhysaDrp 183 fontinalis L 184 hypnorum L Pisidium 0. Pfr 258 amnicum Mull 260 casertanum Poli 261 fontinale G. Pfr obliquum C. Pfr 260 obtusale C. Pfr pusillum Jenyns 261 Planorbis Muller 186 albus Mull 194 carinatus Mull. . . * . . . 191 complanatus L. = marginatus 190 Planorbis complanatus Drp. compressus Mich. . . contortus Mull. . . . corneus L. . /<*./* &-stt& cristatus Drp. f^.^\***# cupaecola von Gall \ *? j1 ' fontanus Mont. . . . glaber Jeffr imbricatus Mull. . . . laevis Alder . . r\ * lenticularis Sturm . . leucostoma Mich. . . marginatus Drp. . . . Moquini Eeq. . . ^t^a nautileus Grmel. . . . nitidus Mull regularis Hartm. . . Rossmassleri Auersw. spiforbis Mull. . . vortex Mull. .... Pomatia Beck Preparation, microscopische . Prosobranchia Pupa Drp angustior Jeffr. . . . antivertigo Drp. . . . doliolum Srug. . . . edentula Drp. . . . frumentum Drp. . . minutissima Hartm. muscorum L pusilla Mull. ... pygmaea Drp. ... . secale Drp septemdentata Fer. . . Shuttleworthiana Charp. Venetzii Charp. . . . ventrosa Heyn. . . . Hadula Reibmembran . . . , Rhodeus amarus . . Roraer Biichner Rossmassler, Iconographie Seite 197 192 193 188 196 195 197 195 196 195 197 195 190 195 196 197 195 19* 196 192 126 40 204 137 147 144 142 143 140 143 142 146 145 141 144 146 147 145 38 239 27 Seita Samengang 50 Samentasche Sammeln, Anleitung daza ... 137 Sandberger, Fr 8 Scalariden 56 Schlammschnecke . ,*\ ftf .' . . 165 Schliessmuschel V ; , " i . . . Hchloss -^ . . 27 Schlossband Schlundkopf 37 Schmidt, Adolf 28. 29 Schwanzblase ....... 54 Schwanzdruse 50 Segel JtoH. . . 54 Segmentina Flem. . .^w'S/- ; . . 197 Servain, Malacologie d'Ems ... 9 Sinnesorgane 44 Sipho 36 Spengler, der Kurgast zu Ems . 8 Spermatophore ....... 51 Speyer, Oscar, Verzeichniss der Con- chylien von Hanau 9 Spindelmuskel ^ ' f 36 Sturm, Deutschlands Fauna . . 29 Stylommatophora 65 Succinea Drp 160 amphibia Drp 162 oblonga Drp 163 Pfeifferi Eossm putris L System der Mollusken .... 33 Tachea Leach. . 123 Terminologie . . . Testacellea .... Tichogonia Eossm. Chemnitzii Bossm. Triodopsis Baf. . . Troschel, de Limnaeaceis 24 65 262 104 29 Umbilicus CFnio L. 25 .238 batavus Lam. '. 242 286 Seite Unio var. amnicus Zgl 244 crassus Retz 243 Moquinianus Dup. . . 245 ta umca Kob 244 margaritifer Retz 245 pictorum L 241 var. rostrata C. Pfr. ... 242 tumidus Retz 239 Ureter .... . ^ Urniere Vallonia Risso 101 Valvata Mull 210 cristata Mull 213 depressa C. Pfr 212 minuta Drp. . ... ' *