DER i -^ AS80CIATIONSBEGRIFF BEI LEIBNIZ. INAUGURAL-DISSERTATION ZUR ZIR im\\ez. Bestatigung der fortgeschrittenen, mit reicheren Hiilfsraitteln und stn.'iiiroren Methodenausgestatteten Wissenschaft unsererTagevorbehalten war. Unter denjenigen Metaphysikern, die in dieser Br./iehung eine besondere Beachtung zu verdienen scheinen. ist als einer ') cf. Sicheck n. a. O. Einlcitfr. Kihot a. a. (). p. 29. ,,15ewusst mlcr nnhownsst uperiert 'lie iiliilosopliisolie Speculation slots mit psyeholojrisrli.'ii Klomenten, und in den philosuphischon Sj-stomen sind viole ticfsinnijrc psyclH.lo^isi'lie lietrachtunyt-n und Jdeen niedergelegt". (Hoffding, J'sycliol. in Umrisson, duutscb von Bendixen 18S7 p. 19;. der ersten der Vater der deutschen Philosophie, G. W. Leibniz, zu nennen. Von ihm sagt bereits Herbart, der den Uebergang von der metaphysischen zur empirischen Psychologie bildet: ,,In den neueren Zeiten ist die Psychologie vielmehr riickwarts als vorwarts gegangen. Locke und Leibniz waren in Riicksicht auf diese Wissenschaft beide auf besserem Wege, als wir durch Kant sind weitergefiihrt worden" 1 ) Es mag dahingestellt bleiben, ob Herbart das Verhaltnis Leibnizens zu Kant beziiglich der Psychologie ganz richtig beurteilt hat, die Thatsache, dass Leibniz' psychologische Anschauungen auch heute noch in vielen Beziehungen beachtenswert, 2 ) ja teilweise grundlegend erachtet werden, ist jedenfalls nur eine Folge der allgemeineren, welche in der im Gedankenreichtum und in der Universalitat dieser Philosophie begriindeten Fruchtbarkeit und Entwicklungsfahigkeit iiberhaupt ihren Ausdruck findet. Dieser oft genug betonte Vorzug 3 ) dlirfte freilich weniger auf Rechnung des monadologischen Systems an sich, als vielmehr der Ge- clanken, die sich an dasselbe anlehnen, zu setzen sein. Der Verfasser hat sich die specielle Aufgabe gestellt, zu untersuchen, inwieweit bereits in der Leibnizschen Psychologie ein Begriff ausgebildet ist und zur Erklarung der psychischen Phiinomene herangezogen wird, der infolge der fundamentalen Bedeutung, die er in dor Betrachtung der seelischen Thatsachen einnimmt, nicht nur in der modernen Psychologie zum Anlass sich trennender Auffassungsweisen geworden ist, sondern der be- reits am Anfang einer selbstandigen empirischen Psychologie eine dominierende Stellung einnimmt, den Begriff der Association. Die Anfiiuge dieses wichtigen Begriffs reichen bekanntlich bis in die classische Zeit der griechischen Philosophie zurlick. Bereits Plato 4 ) hatte bei Erklarung seiner ava\ivi}c>i^ die er als den realen Erinnerungsact von der fjLv//fj,i], d. h. der Summe der virtuellen, reproducierbaren Yorstellungen unter- schied, die Association auf Grand gleichzeitiger Wahrnehmung und auf Grand der Yerwandtschaft des Inhalts verwertet. Sein Schiller Aristoteles, 5 ) der der Psychologie zuerst eine ') cf. Ribot a. a. O. p. 29. 2 ) cf. Kuno Fischer, Gesch. d. n. Philos. II, p. 447 ff. 3. Auflg. Wundt (M. u. Ts. p. 262) riihmt den ,,tiefen Blick, den Leibniz in das seelische Leben getlian"; Striimpell (Abhdl. z. Metaph. 96 I, p. 12) ,,die Sicherheit und Genaiiigkeit seiner Beobachtung innerer psychischer Vorgiinge ebenso, wie die Schiirfe seines Verstandes, mit welcher er das Beobachtete zn weitreichendcn Schlussfolgerungen verwertet hat". 3 ) cf. u. a. K. Fischer, a. a. O. II, p. 4; Feuerbach, Darstellg., Entwicklg. und Krit. d. Leibnizschen Philos., Ansbach 1837, p. 18 ff. *) cf. Siebeck, a. a. O. I 1, p. 215 f. Hissmann, Gescli. d. Lelire v. d. Assoc. der Ideen. Gottg. 1777 p. 11. : ') cf. Siebeck, a. a. O. I 2, p. 75 ff., 115 ff. Hissmann, a. a. O. p. 13 f. Ferri, La psyehologie de 1'association depuis Hobbes jusciu'a nos jours, Paris 1883, p. 339 f. systematische wissenschaftliche Ausbildung gab, war es, der auch diese Phanomene in einer fiir spatere Zeiten, ja teilweise noch heute massgebenden \Veise eingehender studierte und sie zum ersten Male - - ein sehr fruchtbarer Gesichtspunkt - - als Glied einer Reihe psychischer Eutwicklungstufen betrachtete, insofern ihm die ausschliessliche Beschranktheit der Tierseele auf Verkniipf ung durch Erinnerungzum wesentlichen Charakteristicum derselben im Unterschiede zur denkenden Menschenseele wurde und innerhalb der letzteren die Gedachtnisassociationen ihm als \ r orstufe und Vorbedingung aller hoheren intellectuellen Functionen galten. Aristoteles ist es auch. der zuerst bemiiht war, klarere Vorstellungen tiber die physischen Begleit- erscheinungen der Association sphanomene zu gewinnen. Dieser letztere Gesichtspunkt scheint es vornehralich gewesen zu sein, durch den Aristoteles bestiramend wirkte auf den Philosopher*, der sich den nach Aristoteles im wesentlichen aus der Philosophic, welche ja nach dem Erloschen der griechischen Philosophie nur noch als ancillatheologiae ihrLeben fristete, verschwundenen Betrachtungen der Association wieder zuwandte, auf Hobbes. 1 ) Seine physiologische Theorie der Association ahnelt in so hohem Masse der des Aristoteles, dass directe Beeinflussung durch denselben, die Hamilton 2 ) annahm, sehr wahrscheinlich ist. Yon da an blieb die wissenschaftliche Bearbeitung des Associations- begriffs im wesentlichen auf England beschrankt, ja sie wird mit Recht geradezu als eine Domane der englischen Psychologie und Philosophie betrachtet. Erst spiiter wandte sich die continentale Forschung diesem Problem zu oder begriff wenigstens dessenBedeutsamkeit fiir die empirische Untersuchung (Herbart!). Unter dem Einfluss des mit Locke beginnenden, von Berkeley und Hume vollendeten erkenntnistheoretischen Empirimus gelangte man in England ziemlich friihe dahin, die auf Grund eines urspriinglichen Zwanges der Sinneswahrnehmung sich bildenden Gedachtnisassociationen fiir ausreichend zu halten, sowohl ') of. Ferri, a. a. O. p. 2 ff, 341 ff. Ilissmann, p. 32 ff. Spuren dor Lehre lassen sich, wonn man von den rein praktischon Regeln iil>er Gedfichtnisubung und den rc'in physiolojrischen Spurenthoorien, z. B. der stoischen I'^ycholoKic, \vic billijr, ganz absioht, auch wiilirend dieses Zeitraums, in wclchem iiules dio aristo- telisclie 1'syohologio massfri-liond war, nachwoisen; su bci Maximus Tyrius (cf. Siebeck I, 2 p. 309), fot'i Aiitcu.stin (of. Fcrri, p. 1), bei ISuridan (cf. Kiebeck, Beitrage z. Entstehgsgeach. d. n. Psychol., Giesscn IHfil p. 27), lic-i .lobannes v. Salisbury (cf. Windolband, f'.esoh. d. Pliilos. 1H!)2, p. 24:t). Hissmann fiilirt nocli cinigo Vertreter aus dem elassisehen Altcrtum, n absurd. Die planvolle Compositi Zur Gesclnclitc des Associatioi Scbriften nocb Ooerenz, vestigia libris veterum impressa, Diss. Vit mentlicii auoh Mnomotechniker an, tn bora/isclier Oden als Beispiel fiir Association '.'. sbc-jji-iffs vgl. atisser den bercits antrefiibrtfii loctrinae de associations quam vocant idoartnii in jbergae 179J ; Liebmann, zur Analysis der W'irklich- keit, 2. Anflg. p. 4f>ff. ; Volkmann, Lehrb. d. I'sychol. I p. 430ff. 2. Auf]-.-. ; Wundt, philos. Stud. VII, p. 329. -) cf. Ferri, La psychol. de I'association etc. p. 2, 342. 9 Inhalt als Form des Denkens zu erklaren. Die unverkennbare Aehnlichkeit der ersteren rait den primitiven Formen logischer Verknilpfung, sowie die unleugbare Thatsache, dass das Roh- material des Denkens von den Wahrnehmungen und Associationen geliefert wird, geniigte, die wichtigeri objectiven und subjectiven Merkmale, welche die logischen Operationen von den Associationen psychologisch trennen, iibersehen zu lassen und beide zu identit'icieren. Aus dem erkenntnistheoretischen Standpunkt des Empirismus an sich folgt zwar noch nicht die Notwendigkeit einer reinen Associationspsychologie, insofern das Denken in seiner psychologischen Eigenart als em freilicli inhaltsleeres, aber doch willkiirlicb.es Verkniipfen von associative!! Complexen und Namen, 1 ) etwa in der Art, wie Hobbes sich dasselbe dachte und wie es Locke und Berkeley, ja selbst Hume, gelten liessen, bestehen konnte. Aber allerdings lag der Schritt, vermoge der Tendenz des Empirismus, die Erkenntnistheorie durch Psychologie zu ersetzen,'-) nabe genug, das Denken durch die Associationen vollends zu eliminieren. Diesen Scbritt tbat Hume. Er wird mit Recbt als Begriinder der eigentlichen Associationspsycbologie betracbtet, wenigstens was das Princip anlangt. 3 ) Psychologisch ausgearbeitet und naher begriindet wurde dieselbe kurze Zeit spater von Hartley, dessen Schiller Priestley 4 ) wesentlich zur Verbreitung der Lehre beitrug. So war der urspriinglich auf die Gedachtnis- associationen beschrankte Begriff der Association zum Universal- begriff geworden. Die Associationspsycbologie entwickelte sicb in England, nur kurze Zeit durch die schottiscbe Schule be- karnpft, ) consequent weiter und alle ihre Anhanger schlossen sich mehr oder weniger eng an Hume und Hartley an. Durch ihre modernen Vertreter bat dieselbe einen grossen Einfluss auf die Psychologie des Continents gewonnen, ja die Psycliologen gewissermassen in zwei Lager geteilt. Aus diesem kurzen Ueberblick wird von vornherein klar, welche Stellung Leibniz /um Associationsbegriff im allgemeinen ') cf. Harms a. a. O. p. '298 ff. Den engen Zusammenhang dieser spiit- nominalistischen Doctrin mit der Associationspsychologie betont Ferri p. 9, 321. '-') cf. den Aufsatz von Konig ,,der Substanzbogriff bei Locke und Hume" in den Philos. Studien I: p. 261 ff. :; ) Dass Hume obenso wie Hobbes wenigstens factisch noch einen Unter- schied statuicrte, war aoeben bemerkt. Vgl. namentlich Hume Treatise 14, :"> ; IV 7; Ueberweg-IIeinze, 8. Auflg. Ill, 1 p. 228 Anin. Wenn Hobbes znweilen als der Vater der Associationspsychologie bezeichnet wird, so gilt dies vorzugsweise von der physischen Seite der Association. Indes lassen seine Erorterungen iiber den discursus inentalis ein psychologisch eindeutiges Princip vermissen. Audi seine physiologischen Anschauungen sind ganz grober Natur. Ueber Hume cf. Ferri p. 1134. Harms p. :W6 ff., Hissmann p. 52. J ) cf. Ferri p. 34 56. Schonlank, Hartley und Priestley, die Begriinder des Associationismus in England 1882. ") cf. Ferri p. 229,30. 10 einnehmen \vird. Die eigentliche folgenreiche Entwicklung desselben fallt erst nach Leibnizens Zeit, jedenfalls steht er also noch am Anfang der ganzen Entwicklung. Ebe wir jedoch ins einzelne eingehen und die concreten Anwendungen und Ausgestaltungen des Begriffs hei Leibniz verfolgen, bedarf es noch eines Blicks auf die Leibnizsche Psychologie im ajlgemeinen, da sich aus deren Eigenart gewisso Grundsiitze auch fiir die Behandkmg unseres speciellen Thomas zu ergeben scheinen. Die Leibnizsche Psychologie ist wesentlich dadurch von der Descartes' verschieden, dass sie den Versucli wagte, die psychischen Erscheinungen aus der zu Grande golegten Seelen- substanz ohne Zuhiilfenalmie weiterer Principien zu erkliiren. Dass Psychisches nur aus Psychischeni interpretiert werde, ist ein Postulat auch der empirischen Psychologie. 1 ) Diese kann physische Processe nur dann in ihrer Interpretation verwerten, wenn vermoge der Eigenart der psychischen Processe der Zusammenhang derselben untereinander nicht luckenlos gegeben ist. Unbeschadet der hoheren metaphysischen Einheit, in welclie Physisches und Psychisches docli wohl eingehen und innerhalb welcher sie in Wechselwirkung 2 ) stehen, kann die Physiologic nicht als Grundlage der Psychologie und die experimentelle Psychologie, sofern sie unter den Begriff der physiologischen Psychologie fallt, als den Begriff der empirischen Psychologie erschopfend betrachtet werden, int'olge der Un- vergleichbarkeit, welche zwischen Physischem und Psychischeni in der Erfahrnng besteht. Dies wurde schon die einfache Tliatsache beweisen, dass uns die psychische Entwicklung eines menschlichen Individiuims, beispielsweise Goethe's, durch Auf- zeigung der parallelen Gehirnmechanik, gesetzt eine solche Aufzeigung ware moglich. urn nichts verstandlicher wiirde. wenn wir nicht vorher wiissten. was dieselbe psychisch bedoute. Der Missbrauch der Physiologie znr Erklarung der psychischen Thatsachen war aber ein (Jrundfehlcr der cartesianischen Psychologie, :! ) wenn auch ein sehr leicht erklarlicher. Anders Leibniz. Die Seele ist nacli ihm eine einfache, von der Aassen- welt vollstandig unabhtingige Substanz, deren Inhalte siimtlich urspriinglich in ihr liegen als gesetzmiissig succedierende, mit Strebungon verl)iindene Perceptionen, deren unendlicheSumme der unendlichen Sumrne aller iil)rigen Monaden entspricht I)ie>e, seine metaphysischen Grnndanschauungen sind es. die Leibniz veranschaulicht in der Bezeichnungder Monade als fensterlos und als Spiegel der Welt. - So seheint Leibniz jenes Postulat der Ei'kliirung psychisciier Erscheinangen aus psychischen zu ') cf. Wiindt, Orundriss p. ! ; M.n.Ts p. tsi. I.ipps, (irundtliatsai'licii dcs Seclcnlebens p. ti f. ISM. ') cf. Sigwart, Logik I p. 5^0 ff. Wundt, System d.. I'hilos. p. 'MO. > cf. Harms p. 234. 11 erfiillen! Er betont in der That oft genug, dass Yorstellungen auf natiirlichem Wege nur aus Vorstellungen entstehen konnten, 1 ) wie Bewegungen aus Bewegungen, dass jeder gegenwartige Zustancl der Seele die natiirliche Folge ihres vorhergehenden, dass der zukiinftige Seelenzustand im gegenwartigen enthalten sei, dass die Seele ihren eignen Gesetzen folge, wie der Korper den seinen. Diese und ahnliche Formeln sind ausserlich ver- wandt gewissen Grundsatzen der empirischen Psychologie, besitzen aber in Wahrheit eine ganz andere Bedeutung, welche sie empirisch unbrauchbar macht. Abgesehen davon, dass ein concrete! 1 , specifischer Inhalt einer Vorstellung gar nicht erklarbar ist unter Zugrandelegiing der Annahme, dass die Monade, deren Wesen im Vorstellen besteht, wieder andere Monaden. vorstellt, die sich auch nur wieder gegenseitig vor- stellen, ist auch der Yorstellungswechsel der Monaden derart, dass ihm mit empirischen Gesetzen gar nicht beizakommen ist. Jede empirische Psycliologie setzt ja voraus, dass der Seele das Material ihrer samtlichen Thatigkeiten von aussen 2 ) ge- liefert wird, (lass weiter die Verkniipfung und der Wechsel, der auf Grund der Sinneswahrnehmungen entstandenen Vor- stellungen einer psychischen Causalitiit unterliegt, welche aber als Ausschnitt einer alhunfassenden, uns nur in zwei Formen gegebenen Causalitiit :) ) betrachtet werden muss, und deren allgemeine Gesetze die Psychologie zu erforschen strebt, wenn sie auch wegeri der grossen Compliciertheit iiusserer und innerer Factoren nie imstande ist zu sagen, welcher Zustand auf einen andern folgen wird. 4 ) - Anders Leibniz. Auch der zufallige Inhalt der Sirmeswahrnehmung entsteht nach ihm aus der Monade selbst, r >) nach einer gesetzlichen Ordnung, wie er sich ausdriickt, worunter aber natiiiiich nui die praestabilierte Harmonie aller Monaden verstanden werden kann.") Nur diese kann es begreiflich machen, wie z. B. bei einem Spaziergang auf die Wahrnehmimg eines Hauses die vollig heterogene eines Baums folgen kann, rein aus der Seele selbst, und wie ein Zusammenhang von Yorstellungen (lurch eine empirisch aus demselben unableitbare Sinneswahrnehmung unterbrochen werden kann, ohne Beeinflussung der Seele (lurch eine Aussen- ') cf. Opp. p. 152 b, 707 a u. (">. Die Erclmannsclie Aus^abc wird fortan cinfacli mit ,,()ppf, wobei die der Seitenzahl beigesetzten Buelistaben die Spalte bodcuteii, citiert werden, die Gerliarcltsche Ausgabe mit ,,<)pp. ed. \vunder annimmt. istfiir die psychologische Betrachtung gleichgiiltig. Leibniz win! violmehr wider Willen zu einem iinmerwiihrenden Wunder hin.trefiihrt. weil /war denkbar ist. dass der Naturmechanismus. nachdein er einmal ins Lehcii geruten. automatisch, iihnlicli einer aufgezogenen Uhr abliiufr, wie ia selbst Kant' 2 ) nuch annalnn, fiir den ') cf. Harms p. 'ill. 2 ) cf. Allg. Xatgesch. u. Tii. d. llimmels, Vorrede. Vorstellungsverlauf der Monade aber gar keine Gesetze aus- findig gemacht werden konnen, welche in analoger Weise einen automatischen Ablauf bewirkten. Wahrend z. B. die Bewegung einer gestossenen Kugel notwendig bestimmt ist durch die Art des Einwirkens der stossenden Kugel nach mechanischen Gesetzen, ist die Schmerzempfindung oder Yor- stellung eines Baums nicht im gleichen Sinne die Folge einer vorausgegangenen Lustempfindung bez. der Yorstellung eines Hauses. Vielmehr entsteht bier in der That mit jeder neuen Vorstellungssuccession ein neues Wunder und Leibniz konnte daher mit Recht seine praestabilierte Harmonie erne creation continuce nennen (opp. p. 719 a). Bereits Bayle 1 ) hat in seinen beiden Kritiken des Systems der vorbestimmten Harmonie die Unfahigkeit desselben, den realen Yorstellungswechsel uirklich zu erklaren. in uniibertrefflicherweise auseinander- gesetzt und Leibniz versucht vergebens, mit gewissen der Empiric zwar entlehnten, aber metaphysisch modificierten Begriffen, wobei namentlich die Yerwertung des Begriffs der Disposition nicht allein in clem empirisch einzig moglichen Sinne ais Erzeugnisses eines actuellen Eindrucks, sondern auch im Sinne der anerschaffenen immanenten Existenz desselben, sowie der Begriff des Strebens eine Rolle spielen, die Einwiirfe dieses scharfsinnigen Kritikers zu widerlegen. Man lese namentlich die zweite Kritik Bayles, erschienen im 2. Bande der 1702 erschienenen 2. Ausgabe des Dictionnaire historique et critique als Remarque L des Artikels Rorarius (cf. opp. ed. Gerh. IY 542 ff.) und vergleiche damit Leibnizens Gegen- bemerkungen (cf. opp. ed. G. a. a. 0; opp. p. 183191). Die Berufung auf die Allmacht eines Gottes, 2 ) die allenthalben in einer fast ermtidenden Weise wiederkehrt, bleibt doch schliesslich der letzte Rettungsanker Leibnizens, der hier treffend das Goethesche Wort bewahrheitet: ,,Gegner glauben uns zu widerlegen, wenn sie ihre Ansicht wiederholen'.' Yon diesem Standpunkte aus sind natihiich empirische psychologische Gesetze, also auch Associationsgesetze, nicht nur unmoglich, sondern auch vollstiindig iiberfliissig, weil die praestabilierte Harmonie aller Monaden hinreicht, auch die wunderbarsten Erscheinungen zu erklaren und jede Skepsis von vornherein abzuschneiden ; daher sich denn auch die damaligen Gegner l ) Vgl. auch Briefw. mit Arnauld und Jaquelot, Opp. cd. G. II, sowie die Einwiirfe Fouchers (Opp. p. 129). -) ,,Tout arrive dans ehaque substance en consequence du premier estat que Dieu luy a donne en la creant et le concours extraordinaire mis a part, son concours ordinaire ne consiste que dans la conservation de la substance memo conformement a son estat precedent et aux changemens qu'il porte" (Grotefend, Briefwechsel usw. p. 89). Ebenda )). 123 heisst es : ,,Rien ne luy (a la substance) arrive que de son fonds, et en vertu de ses propres loix pourvu qu'on y joigne le concours de Dieu!' 14 Leibnizens relativ erfolglos bemiihten, nicht zum mindesten freilich auch, \veil sie selbst mehr oder weniger die Gepflogen- heit liatten, philosophische Probleme unter religios-ethischen Gesichtspunkten zu erortern. In dieser Beziehung fallen fur uns mit dem durch die Kantische Kritik beseitigten iiber- sinnlichen ontologischen Standpunkt iiberhaupt auch dessen Folgerungen. Daran andert also auch nichts die Moglichkeit, die praestabilierte Harmonic als einc logische Ordnung der Dinge aufzufassen, welche von der praestabilierenden Willkiir eines Gottes relativ unabhangig, gewissennassen notwendig aus seinem Geiste folgte, eine Interpretation, zu der ja Leibniz selbst durch seine Zuhiilfenahme des Stetigkeitsprincips uns veranlasst und mit der er sich sehr dem Spinozismus nahert. Wie im letzteren. so haben dann auch bei Leibniz die concreten Sinnesvorstellungen keine rechte Stelle. 1 ) Die gesamte, bunte Mannigfaltigkeit concreter Ausgestaltungen, die \vir mittels der Sinne wahrnehmen, verfliichtigt sich in einen wesenlosen Schein zu Gunsten einer logisch-mathematischen Ordnung. ,,Die Ordnung der Dinge, die unseren venvirrten Sinnen als die des Raums und der Zeit sowie der Ursache und Wirkung erscheint, schwindet in dem klaren Lichte des Uenkens und weicht einer in dem Geiste des Schopfers, in dem Geiste Gottes lebendigen Ordnung u (Merz, Leibniz. A. d. Engl. von Schaarschmidt 1886, p. 150). So schlosse Leibniz' System jede empirische Psychologic aus? Der Vorstellungswechsel ist ja nicht ausserlich und innerlich determiniert,-) die praestabilierte Harmonie bestimmt sowohl den Vorstellungsverlauf meiner Seele, als den Verlauf ') Auch die Begriffe des strengen Spinozismus sind demnach nicht direct empiriseh interpretierbar, da die beidon parallel nebenoinander herlaufenden Attribute der Ausdehnung und des Denkcus ebensowenig eine thatsaohliohe Ver- mittlung finden wie in Leibnizens praeetabilierter Harmonie und die ordo und suceessio in beidon Reihen, gonau wie bei Leibniz, nicht einer empirisch zu er- forsohenden Causalitiit untcrliegcn, sondcrn einfach als thatsachlicli liingonommen werden und in einer uberempirischen Substanz untorfjeben, deren intuitive Be- trachtung nllein die aduetitiatc Erkenntnis liefcrn soil (ef. Harms p. 245 ff.). Von der suceossid idearum Spinozas gilt genau dasselbe, was wir oben fiber den rein metaphysisch begrundeten Vorstellungsverlauf in der Leibnizschen Monade be- merkten. Es i^t in. K. inissverstandlich, wcnn Hoffding (Oesch. d. n. Philos., 1895 I p. :i58). ersteren Vorstellungassociation nennt. Audi wenn man Spinozas System nur als ppycho-physischen 1'arallelismus betraehtet und von der erkenntnis- theoretisch-logischcn Seite des letzteren (ef. Hoffding a. a. O.I, p.:)48; Paulsen, Einleitg. in d. I'liilos. 4. Aufl. p. !IO) abstrahiert, bleibt nur praestabilierte Harmonie iibrig. die aber zu ganz anderen Conse, Harms p. 202). - I'cbrigens waren dem Spinoza :' Kirchner erlautert njimlich Leibnizens Panpsychisnms durch Parallelen mit naturwissen- schaftlichen. speciell darwinistischen Anschauungen, wie ich glaube allerdings vielfach in einer rein ausserlichen Weise, wie es der Natur der Sache nach kaum anclers moglich ist. Derartige Analogien, ausgedehnte natunvissenschaftliche Excurse, praevalieren derart, dass die eigentliche Psychologie, wie Barchudarian 1 ) richtig bemerkt. ziemlioh schlecht wegkommt. Man findet auch erne scharfe Trennung der paraphrasierenden Excurse von den eigentlichen Ansichten Leibnizens nirgends in wiinschenswerter Weise durchgefuhrt. Nach diesen Vorbemerkungen, durch welche die allgemeine Stellung Leibnizens in der Entwicklung-sgeschichtedesAssociations- begriffs und das Verhiiltnis seiner Metaphysik zu deniselben fixiert \vurde. wenden wir uns zu unserer eigentlichen Aufgabe. Von don >ben genannten Denkern -) die vnr Leibniz den (lass (lie Mohrhoit dcutsclicr Paraphrase!), sobald sit' nur don Sinn treffcn, diirchaus niclit t:idoln.swfrt ist, wie Barchudarian (Imvicfcrn ist Lcibniir in dor Psychologie i-in Von.'!inj:er HerbartsV Jena 1K8!) i>. 22) ^laubt, der dartnn slots den Ausdruck ,,)ictite j)erco|itii.n", dt-r aber dann ein loerer Name blcibt, in seiner Abhandlung beibehalt. ') Uarrlmdarian, a. a. O. p. 2'2. I Ks k'"-nnt-n noch Descartes und Malobranche ponannt werden. Ersterer spricht v..n den assneiativon Vorstellunpsverbindunjren als oineni ,,Leiden" der Sei-le in den Artiki-ln de iniaKinationibus dor Passimies nniinae. Man vergleichc iiaincntlii-h articnlus I, L'l. wfi er die Triiunio und die Uilder, die uns im Wachen vfirschwfbfii. wcnn unsero (Jcdankt-n fr-'i liTiiinsch weifen, nhne auf otwas ihre Aufnierksainki'ii /u rirlit(>n, hierlier rodmi-t (cf. hierinit Leibniz Opp. p. 253 b), und art. I, fJ Was seine Krkli'irnnj; betrifft, so '.temerken wir ein fortwahrendes Hin- und Il< rschwanken /wischen den Ansdriicken Thun und Leiden, Vorstellungen, 17 Begriff der Association behandelten, konnon als Leibniz direct beeinflussend nur Hobbes und Locke gelten. Kine Anlehnung Leibnizens an den ersteren, der die hierher gehorigen Probleme unter dem Namen dos ,,discursus mentalis" oder ,, series cogitationum" behandelt, ist nicht nachweisbar. Leibniz erkennt Hobbes' Scharfsinn allenthalben an, allein os liegt in der Natur der Sache, dass so diametral entgegen- gesetzte, auch mit verschiedenen orkenntnistheoretischen Standpimkten verbundene metaphysische Systeme wie der consequente Materialismus eines Hobbes und der Spiritualismus Leibnizens wenig Anziehungskraft aufeinander ausiiben konnten. 1 ) Dorjenige, an den sich Leibniz direct anlehnt, und zwar in einer besonderen, abgeschlossenen Behandlung der Frage, ist Locke, 2 ) der zuerst das Wort Association" in die Psychologie einfuhrte. :! ) Er widmet der ,,association of ideas" im Essay con- clic vom Korper und die von der Seele kominen u. s. w. Die schliessliehe Inter- pretation ist immer rein pliysiscli, wiilirend der psychologiache Thatbestand niclit niiher analysiert wird. Der Seele bleibt scliliesslich nur die giinzlich inhaltleere formale Denkfunction. Aehnlicli verhiilt es sich mit Malebranche, dessen Psycho- logie ja durchauscartesianischist (cf. E. Erdmann, Gesch. d.Philos. Up. 42, 4. Aufl. 1896), abgesehen da von, dass er Descartes' unfertige Annahme eines influxus physicus untcr Assistenz Gottes (cf. Harms p. 234) zum consequenten occasionalistischen System weiterbildete. Unleugbar lag in der Auffassungsweise des Verhiiltnisses von Physischem und Psychiscliem als eines rein empirischen, nur per occasionem gegebenen ein Antrieb, die Abhiingigkeit der Thatsachen innerhalb jeder Sphare gesondert zu untersuchen. Das Gesetz der Association auf Grund von Gleichzeitig- keit war Malebranche wohlbekannt und wurde von ihm fiir die Erkliirung des Gediichtmsses und der Gewohnheiten in hoherem Grade gewurdigt als von Locke. Am klarsten ist es ausgesprochen in dem Abschnitt von Teil 2 des II. Buches (Do 1'imagitation), in dem er von der ,, liaison des traces les uns avec les autres" und folglich auch der ihnen entsprechenden idees handelt, durch Beispiele erliiutcrt und physiologisch mit der Leichtigkeit begriindet, mit der die Lebensgeister den friiher gleichzeitig entstandenen Spuren folgen, weniger in der von Hissmann ausgezogenen Stelle, wo nicht von der ,, liaison des idees avec les idees", sondern ,,des idees avec les traces" die Rede ist, worunter namentlich auch die willkiirliche T erbindung abstractor Begriffe mit sinnlicheii Zeichen verstanden wird, daher der Gedanke, dass die bei Malebranche in unsicher schwankeiider Weise bald Physisches bald Psychisches bezeichnenden traces (cf . auch III 2, 3 : image (jiie 1'imagination trace dans- le cerveau !) ohne die Thiitigkeit des Willens mit den idees sich nicht decken \viirden, wiihrend nach unseren Begriff en dasselbe Psychische natiirlich stets von dem- selbenPhysischenbegleitetist. Bei Malebranche bezeichnet ,,traces" bald denGehirn- vorgang bei einer sinnlichen Wahrnehmung, z. B. eines Baums, Bergs (cf. die 3. Ursache der liaisons des idees avec les traces a. a. O.), bald den Gehirnvorgang und ausserdem noch die sinnliche Vorstellung, wobei dann idee entvveder abstraete Vorstellung idee de pure intellection oder auch Gefiihle (die Verbindimg von Gefiihlen mit gewissen Wahrnehmungen heisst a. a. O. liaison des idees avec les traces) bezeichnet. Zwischen den niederen Seelenvermogen der sensation und imagination, die der Seole nur insofern zukommen, als sic mit einem Korper verbunden ist und deu hi'ichsten, eigentlich erkennenden und der Seele allein eigentlich wesentlichen (Pentendement pure) besteht cine unvermittelte Kluft, wie bei Descartes (cf. Buch III der Recherche de le verite). ') Im allgemeineii cf. Tonnies, Philos. Monatshefte XXIII, p. 557 1'f. '-') cf. Ferri p. 2 ff . Harms p. 306 f I'. :; ) cf. Ildffding, Ps. in Umr. deutsch von Bendixen 1887, p. 196. 2 18 corning human unterstanding einen besondercn Abschnitt. \\-elchem Capitcl XX Mil des xweiten Buchs der Nouveaio ossais Loihni/ons entspricht. Hiermit ist x.u yergleichen der Ausxug. den sich Leibnix bereits 1701 aus oinigen ihn be- sonders interessierenden Stollon der viorton Auflage von Lockes Kssays, iiberset/t von Costc. gcmacht hattc (of. Guhrauer, Lcibnix' Deutsche Schriften ls;?S, II. ]). :51S ft). L(?ibiiix hai namentlich diejeniiren Stellen ausgo/ojron und rait Bemerkungen M-rsehcMi. die in jener vierton Auflage nou hinzugekommen \varen. so aueh das Capitcl von der association of ideas. Da dieser /usatx ihn besonders interessierte. so scheint er den ahnlichen Krorterungen von H<>l)l)es und namentlich von Malebranche keine bcsondoro Aufmerksamkeit geschenkt xu haben. Bei der ongou Bexugnahnie Leibnixens auf die ol.cn eitierte Stelle Lockes ist es wohl am Platxe. orst auf letxtere mit cinigen kurxen Worten oinzugohen. Lockes Associationsbegriff, Lockcs Ausgangspunkt ist eigentiiml ichor Art. Er geht von gowissen Seltsamkeiten in den Meinungen, Begriindungen und Handlungen dor Menschen, die ilinen selbst moist vcr- borgen hleihen aus. die er eine Art Yerriicktheit 1 ) nennt, wir wiirden vielleicht sagen -- sit venia verbo! -- Schrullen oder Vorurteile. Hire direct Ursache findet er in einor ,,unnaturlichen" Verbindung xweier oder nielirerer Vorstellungen, die nur auf /ufall oder Gewohnheit beruhe, und von denen die eine die Fiihigkeit besitze, die and ere ins Bewusstsein xu xiehen. Er ninnnt seinen Aiisgangspunkt demnach, entgegen don fruberen Boarbeitern des Associationsbegriffs, nicht von alltaglichen Er- scheinungen des normalen Soelenlebens, sondern von gowissen Absonderlichkeiten, ja pathologischen Abnormitaten. Ohne sich dor Association in ihrer fundamentalen Bedeutung anch nui 1 l>oi oineni Erinnerungsact bewussst xu sein, geschweige denti ihrer Bedeutnng fiir das logische Denken, den sogenannton ,,nattirlichen" Yorstellungsverbindungen Lockes, verraissen wir aucli vollstandig eine sachgemasse Angabo aller wosentlichen Alorkinale dor associativon Vorstellungsverbindiingen. Seine Abgrenxung derselben von den logischen Vorstellungsver- bindiingen involviert eine Vermengung des erkenntnistheoretischen ! ) liereits Malebranche, (lessen Work an interessanten psychologischen l!e- incvkun^en rc-icli ist, liatte diese und iilinlichc Erscheinunyen auf cin Ucborwiogen ilcr imagination iiber don Willcn xiiriiekgofiihrt, namentlich dor ,, imagination ftirtc", woruntcr er dio Kinprafiunfr besonders tiet'cr Gehirnspuren versteht, die bci jedcr Gelegenheit wii-ksam werdon und so die ilineii entspreehenden Vor- stellungen init sich t'iibren. JIan vergleiche nanientlicli II:!, Cap. 1 u. 2. ]>ie Abhiingigkeit Lockes von diesen Erorterungen ilalobranelie' ist ganx augenfallig, /unial Locke Malebrancbo' Werk golesen und init I.einerkungen verselien bnttc (i'f. Locke Works IX p. L'4T und Leibnix O[)[i. p. GilO). Indes ist fiir Malebranche lie Association uieht nur bei derartigen Erscheinungcn wirksain. Sein Standpunkt ler Hotraclitung ist also nn/wcMt'elliat't allgomoiner als derjenige Lockes. Dieser vurde vielleicht durcb seine Abneigung gegen die inal i-riulistisclii' Erkliirungsweise, lie in Malebranclie' psychologisclicn Erorternngen ilurcliaus vorlierrsclit, veranlasst, iie Wirksamkeit der Association auf abnorine psychische Ersclieiiiiingen zu beschranken. 20 und psycbologiscben Stanrlpunkts. Psychologisch betracbtet \st es unriobtig, die letxteren als Verbindungen xu betrachten, die im AVesen dor Dingo objectiv begriindet und die der Verstand als ..natiirlicbe" nur xu ergreifen brauche. Das wesentliche psycbologiscbe Charakteristicum ist vielmebr das Bewusstsein zweckmassig vcrkniipfender Tliiitigkeit, wobci die Verbindung nur oino subjectiv bogriindetc xu sein braucht. Die Psycho- logic boscbiifrigt sicb ja nicbt niit don Praedicaten, die den Vorstellungsverbindungen vom erkenntnistheoretischen Stand- punkt aus' zukommen. Hoi Locke verscbwimmen infolge der Vonnongung beidcr Disciplinon die Associationen ^mit den unter Einfluss von Xeigungen. Intorosson, t'alscher Krziehung und mangelnder Kinsieht entstebenden objoctiv imbegrundeten Urteilen, 1 ) dio /war. wio jode Urteilstbutigkeit, auf Associationen Iteruben. abor von ibnon psyclmlogiscb xu trennen sind. Denn die Association scbafft nur die Bewusstseinsinhalte lierbei, die abor daniit nocli nicht ou ij)st> Ingrodienxion der Gedanken- tbatigkoit bildcn. sonst kdnnte ja jenuind fiir seine bornicrten Urteile die Association vorantwortlicb macben. wabrond man niit Recht in gewissom Sinne falscb denken falscb wollen gcnannt bat (Kromann. Vierteljahrschr. f. wiss. Pbilos. 9. p. 29, Anm. 1). So werden in ?j (i unseres Capitels xu diesen so- gcnanntc'ii unnatiirlichen Vi-rkniipfungon der Vorstellungen auch solche gcM-cclmet. welche al)sichtlicli sind, worunter wobl nur Yornrteilo im buclistablicben Sinn des AYort>, d. i. falsche I'rteilo, die wir aus nur wonigon /ufiillig gegcbenon Daten, vorschnelle Verallgemeinerimgen, bildon. verstanden werden ki'.nnon, d. b. also Producte unscM-iM- oigonon Tliiitigkeit, bekanntlich cin Morkmal, welches oino strongo I'sycbologie don Associationen at)s])richt. wabrond andororsoits dio Associationspsychologie stets dui-ch Vorkonnung dieses wicbtigon I'ntei'schieds sicli die \Vogo xu olmon wusste. den Namen ..Association" auf alle Vor- stollungsvorbindungon xu iibrrtragon. Horoits boi Locke, wie sch..n vor ibin lu-i Hnbbcs. ki'mnon wir di- spiitoro Vermengung v.Tird'ildot t'inden. Von dieser ab>iebtlichen Form der un- natiirlicliMi Vorstellungsvorbindungen werden nun wioder die xutallii;''!! im engcrn Sinne untcrsctiieden. Darnnter miissfn wir \\nl,! besonders i|iialifioiorto Bedingungen.der Wabrnehmung, Krxifhiinu. der Neigung. des Interesses vei-stelien. welcbe eine ehcnvM grosso Mannigt'altigkeit (|iia!ificierter und darum relativ xut'iii!iL r er \'orurteile liedingen. I Me pbysiologiscbe Krklarung, die or VMM d.-r a>suciation of ideas gieht vermittels Dispositionen der lieweiruiii;- der L<'ten>gei>ter, erinnert in letxterer Hexiehung mi I)'scartf< und Malebranob.-. im I'riiurip an die Vorstellungen der >piiteren Associationspsycbologfii und selbst unseror ler f:il.-clics Trt<-il'-n oline wciteres niit 21 modernen Psychologic. Damit ist freilich tier Irrtum verbunden, als ob die sogenannten natiirlichen, d. h. logischen Verbindungen, an ein einfacheres physiologisches Substrat gebunden waren. Es heisst: ,,durch das haufige Betreten wird or (sc. der Weg der Lebensgeister) zu einem glatteu Pfade und die Bewegung vollzieht sich so leicht, als wenn sie eine natiirliche ware." Im iibrigen diiickt sich Locke iiber diesen Punkt, wie Ferri richtig bemerkt, sehr vorsichtig aus. Er wagt die heute allerdings gegenstandslose Frage, ob der physische Associations- vorgang die Ursache des psychischon sei, nicht zu entscheiden, halt aber eine Antwort im bejahenden Shine fiir nicht ganz ausgesclilossen. Jedenfalls gilt ihm die physische Interpretation als Hiilfsmittel des Yerstandnisses der betreffenden Processe. Ini weiteren giebt Locke Anwendungen seines Princips und bekraftigt es (lurch eine grosse Anzahl von Beispielen, auf die na'her einziigehen nicht unsere Aufgabe ist. Ererklart damit gewisse unserer Sympathien und Antipathien, Fiille von moralischer und intellectueller Depravation, Hallucinationen, Erscheinungen ferner, die wir heute als Gefiihlsirradiationen bezeichnen u. s. w. Alle diese Beispiele bieten uns in der That psychische Er- scheinungen dar, in denen Associationen wirksam sind, sodass Ferri zu dem Ausspruch berechtigt war: ,,tout le nionde con- nait les belles observations, qu'il (sc. le chapitre) contient sur les erreurs et les prejuges, dont les associations formees par le hasard et par 1'habitude sont la cause" (a. a. 0. p. 3). Locke wendet das Princip, z. B. auch in seiner Behandlung des Substanzbegriffs, instinctiv an ohne sich seiner allgemeinen Bedeutung bewusst zu sein. Xicht in einerlogisch unbegrundeten inhaltlichen Verkniipfung von Yorstellungen besteht die Association, sondern in einer Verkniipfungsart, die wir nur auf psychologischem Wege constatieren konnen. Im ganzen konnen A\ir uns wohl der Beurteilung von Schonlank 1 ) an- schliessen, wenn er seine Kritik des Lockeschcn Associations- begriffs in die "VVorte zusammenfasst: , seine einseitige Beriicksichtigung des rein Zufiilligen, seine mangelhafte Be- handlung der Genese vergesellschafteter Vorstellnngen. die Vorkenmmg der Wirkungen, eine natiirliche Folge seiner Be- schrankung auf gewisse gemiitliche Functionen ist ganz ot'fenbair .Diese kurze Besprechung des Lockeschen Associations- begriffs mag fiir unsern Zweck geniigen. Was die Kritik desselben betrifft, so werden wir bei der Abhangigkeit Leibnizens von Locke in Verfolgung unserer allgemeinen Aufgabe Anlass haben, dieselbe eingehender zu begriinden bez. zu erweitern.- - Leibniz giebt in dem oben citierten (Japitel seiner Essais einen Auszug aus dem Lockeschen Capitel und fiigt selbst ! ) Schonlank a. a. O, p. 2. 22 noch einige Beispiele hiimi, welche wesentlich derselben Art sind. \Vir fiihren sie hier an, weil uns dieselben spa'ter als Grund- lage unserer historisch-kritischen Bemerkungen dienen sollen. Descartes, sagt er, hatte in seiner Jugend eine Xeigung fiir eine schielende Person und konnte sich sein gauzes Leben lang nicht entschlagen. Personen. die mit dem gleichen Fehler behaftet waren, xugeneigt xu sein. Yon Hobbes wird berichtet. dass or nachts von Gespensthallucinationen erschreckt wurde, - well ihm in seiner Jugend von Gespenstern und ihrem Treiben bei Xacht eixahlt worden war. - Die bekannte Abneigung gegen die /aid lo selbst bei aufgeklarten (?) Lenten wird gleichfalls als Beispiel fiir Association angefiihrt und in derselben Weise wie die Erscheinung im vorhergehenden Beispiel begriindet. Ferner wird von einem Edelmann berichtet, der weil er viel- leicht in seiner Jugend von einer schlecht gesteckten Xadel verwundet worden war, nicht mehr eine solche in iihnlicher Lage sehen konnte, oline mit Ohnmacht xu kampfen. Besonders interessant ist das letxte Beispiel. in welchem Leibniz seinen Erklaruugsversuch allgemeiner gehalten hat. Kin erster Minister, welcher am Hofe seines Herrn den Rang eines Praesidenten inne hatte. fand sich durch eine Schrift beleidigt, worin der Yerfasser unter den von ihm fiir iiberfliissig ge- haltenen Justixbeainten auch die Praesidenten genannt hatte, obwohl hier das Wort in einem vollig verschiedenen Sinne gebraucht war. - - da er das Wort so eng mit seiner .Person verbunden hatte, dass er sich davon beleidigt fand. .,Et c'est un cas" heisst es nun weiter. ..des plus ordinaires des associations non-naturelles. capables de tromper. que celles des mots aux choses, lors mome ((ii'il y a de lY'(|uivo(jue:' Weiterhin werden dann diese associations non-naturelles auf ein allgemeines Gesetz der Gedaehtnisverkniipfung benachbarter Inhalte znriickgefiihrt. Leibniz geht, wenigstens was die Mehrzahl seiner Beispiele anlangt, die er fiir die Association l)eibringt, nicht iiber den von Locke emgenommenen beschriinkten Standpunkt hinaus.'j : ( Fine abweiehende AiiMi'lit hatte Leiliui/ in jenen obeu erwiihuten, ])oreits 1701 niedci'^csclirieliencn lieinerkuujjcn aufj, r eo i-t tiekannt, wie -ehr nlle unsere zusainincnjre.sct/tcn Gefiilile, we|r||i. j;i ,'i't- an eine Vorstclluii^sj.'ruiidlai.'e yi-lniudeu ,-ind. und deniyeniiiss auch die Affectc, we'che an- jeneii iii'rvorL'elnMi, von der A^Miciation : lili;iny;eii, liejspii-ls- '.veise weuu ii'c-end ein (ibject odei- eine lie-t iiiuiite Sil i;ai ion in - an aml'.'rf! ( Hjjecto n^eii wirken dann ine der liiiufj;;--tei] 23 Auch die neuere Psychologie fiihrt ja derartige Erscheinungen auf die Mitwirkung von Associationsvorgangen zuriick, aber das ist ein wesentlicher Unterschied, dass sie derartige Vorgange nicht auf Vorstellungsverbindungen zuriickfiihrt, die von den im normalen Zustand beobachtbaren qualitativ verschieden waxen, sondern auf ein quantitatives Ueberwiegen von Ver- bindungen oder Hervortreten gewisser unter diesen, die als solche im gewohnlicken Bewusstseinsleben nicht nur eine Rolle spielen, sondern als Grundlage und notwendige Vor- bedinguiig nicht nur aller hoheren Functionen in genere, sondern auch der ein/elnen Ausilbung dieser Functionen be- trachtet werden mlissen. Wenn wir uns fragen, wodurcli im letzten Grande diese Wertunterschatzung der Association be- dingt sei, so diirfte sie vielleicht, wie bereits angedeatet in T'rsaclien falsclier TIrteile, indom der Willc die durcli Association gebotenen Vor- stellungen zu IJrteilen vereinigt, olme auf den logischen Wert derselbcn besonderes Gewicht zu logon. Je nacli dem Grade der Willensenergie, welche die Vorstellungs- inassen beherrscht, folgt der Mensch momentancn Einfiillcn, Stimmungcn, glaubt \vas er wiinscht und hofft und was ilim Autoritaten oder die Sitte mit dem Stempel (lei' Glaubwilrdigkeit eingeimpft haben, dalier dann oft die unvertraglichsten Ansichten in getrennten Associationssystemeii nebeneinander wolmen, oder beiniiht cr sicli seinen Vorstellungsinhalt nacli vernunftigen Normen zu sichten und sotivcrain zu beherrschen (cf. Liebmann a. a. O. p. 4(17). Leibniz hat aber bier erkannt, dass ein falscbes Urteil nicht direct mit einer Association gegeben ist, welches vielmchr erst durch die Willensthiitigkeit des Subjects aus den durcli diese gebotenen Vorstellungen gebildet wird. Wie Affecte aus Associationen entstehen (cf. Wuudt, Phys. Psych. 4. Aufl. I 577 II 501 ft'; Xiehen, Leitfaden d. phys. Psych. 3. Aufl. p. 132 ff; Lipps, Grundthatsacben des Seelenlebens p. Gl) hat Leibniz nicht iiiiliei 1 ausgefiihrt. Indes koinmt seine Erkliirung der Stimmung, die cr iiKiuietiule nennt, ausdem durch einen primaren Eindruck veranlassten concours de petites per- ceptions (cf. Opp. p. 225 a, 248, Striimpell a. a. O.I p. 50) unserer Erklarung dieses Pha- noinens durch Irradiation der Gefiihlstone associativ gebobener Vorstellungen, die oft ganz dunkelbewusst seinkonnen, auf den herrschenden Vorstellungsinhalt sehr nalie. Eine Landschaft versetzt uns z.B. in verschiedene Stimmungen, je nacli den dunkelnEr- innerungen die durch den Anblick in uns associiert werden. Den Begriff ,, petite per- ception".verwendet namlicb Leibniz, je nacli Bedurfnis, um die vorbewussten Elemente einer einfachen Empfindung, die psychophysiscben Dispositionen (petite perception et trace) der Wahrnehmungen, ferner das Erinnerungsbild als actuell im Bewusstsein vorhandenes, soweit es nicht in klarem, begrifflicbem Zusammenhang mit anderen ( reflexion, apperception) stebt, zu bezeichnen, wie z. B. die Erinnerungsbilder der Tiere auch petites perceptions, (deren Vernachlassigung seitens der Cartesianer Leibniz ja als den Ilauptgrtind bezeichnet, weshalb dicselben den Tieren das Seelenleben absprachen) heissen konnen im Sinnc weniger klarer, der Reflexion und des logischen Zusainmenbangs entbelirender Vorstellungen (cf. Kircliner a. a. O. p. 7S, Lcroy, die philos. Probl. im Briefw. z\v. Leibniz und Clarke l!i:!, p. 27). Loilmiz machte namentlich auch auf die Krscheimmg aufmerksam, dass das cinem Kindruck durch Association mitgeteilte Gefiihl sehr lebhai't sein kann, ohne dass die associierten Vorstellungen klar im Bewusstsein sind, wenn er sagt ,,L's pensees confuses sonvent se font sentir clairement" Opp. p. 257b. Wie die Stimmungen und Strebungen, so leitet Leibniz auch die Gewohnheiten aus der Association von ,,petites perceptions" durcli einen anssern Eindruck ah. Er meint, es wiirde gar nicht zu Gewohnheiten koinmen, wenn dieser Associations- vorgang nicht vorausginge. Dadurch, dass er sich tifters wiedt-rholt, entsteht erst die Sicherheit gewolinheitsmiissiger Reaction (cf. Opp. p. 225 a). 24 deni vorzugsweise erkenntnistheoretischen Interesse zu auchen soin, wolches bei Locke und Leibniz so sehr im Vordergrunde stand. So erklart sicli hier die Gegeniiberstellung von natiir- lichen und nicht naturlichen Verbindungen der Vorstellungen 1 ) die psychologisch so wenig gelten kann, dass eher eine um- gekehrte Anwendungsweise dieser termini, welche freilich so ungliicklich wie moglich sind, stattzufinden hiitte. Wir finden jedoch in dieser Oegeniiberstellung ein Problem angedeutet, welches zu den schwierigsten dor Psychologic iiberhaupt gehort und welches in seiner ganzen Bedeutung erst heute ein Gegenstand ernster Untersuchung geworden ist, das Verhaltnis der Associationen zu den hoheren intellectuellen Processen. Him sei unser orstos Capitol im Hinblick auf Leibniz gowidmet. ') Malebranclic stollt bercits den richtifjon Gogensatz von nnwillktirliclien und \villkiirliclicn Vorstellungsverbindungen auf. Ks lieisst II :t Cap. 1, sul> IV: ,Mais lors(pie rimagination domino sur ITuno, (juo !cs traces se forment par la disposition du cerveau et par 1'action des objcts ot des esprits sans attendre les ordrt-s do la .,volont6", il est visible, |^ c'est line tres mauvaise qualite et line espf-cc do foliei' -- Wcnn or natiirlicl sclieidet, so bezeichnet or als natiirliol fest, fast reflexartijr, geworden sind u sonderem Werte sind, als unnatiirliclic wechselnden Assoc'iationon (cf. 112 ('a Malebranclie auf der naturlichen, pliysib und unnaturliche Verbindungen unter- e solehe Associationen, welche besonders d im Kampf inns Dasoin von ganz be- bor die fortwiihrend nach don Umstanden :i, sub II). Aber boido boruhen nacb lien liaison der Spnren. I. Association und Deiiken l>ei Leibniz, Als dasjenige Hauptmerkmal, welches die logischen Yer- biiidungen der Yorstellungen, die wir im eigentfichen Sinne Deuken nennen, fiir unser Bewusstsein von den Verbindungen trennt, die im gewohnlichen Sinne zufallig in ims entstehen, kann man wohl dasjenige der Notwendigkeit und subjectiven Giiltigkeit betrachten. 1 ) Die Verbindung zweier Yorstellungen in einem Denkact, z. B. ,,der Baum ist grim", ist eine begriindete, d. h. wenn die erste ausgesprochen wird, ist die zweite mit- gesetzt aus Griinden, welche innerhalb des Subjects selbst liegen, natiirlich solange das Urteil vom TJrteilenden nicht suspendiert wird. Wenn wir nun aber psychologisch den materiellen Thatbestand eines derartigen Urteils, welches fiir alle iiberhaupt muglichen hier als typisch betrachtet werden mag, naher unter- suchen, so finden wir, dass derselbe nicht anders in unser Bewusstsein gekoramen ist als die disparateste Yorstellungs- verbindung eines pathologisch afficierten Bewusstseins, namlich (lurch Association. Die Yorstellung eines griinen Baums, welche dem Urteil ,,der Baum ist grim" zu Grunde liegt, ist zusammen- gesetzt aus zahlreichen Partialvorstellungen, welche miteinander in associative!' Yerkniipfung mittels Gleichzeitigkeit steheu, 2 ) z. B. Farbe, Form des Baums, die Wortvorstellung Baum, die optische Yorstellung des Schriftbilds, welche in Gesamtheit die Erinnerungsvorstellung eines Baums constituieren, wobei dieselbe durch assimilierende Wechselwirkung mit neuen Sinneswahrnehmungen ahnlicher Objecte bez. ahnlichen Er- in nerungsbildern ihre individuelle Bestimmtheit verliert, sodass ') Die Alliremeingiiltigkeit im Sinne der Bestimmtheit fiir alle Urteilende kommt den Bestandteilen eines Urteils vom psychologisclien Standpunkt aus also nicht zu, wenigstens sofern man von der sprachlichcn Mitteilung absieht (cf . Wundt Logik 2. Auflg. I p. 98). Erst das wissenschaftlichc Denken erhebt im eigentlichen Sinne Anspruch auf objective Allgemeingultigkeit seiner Erzeugnisse. Obwohl allerdings jedes Denken zuglcich Erkennen ist, so miissen wir doch letztere Seite der Wissen- sehaft der Logik, die aber dtirchaus auf der Psyohologie fussen muss, iiberlassen. 2 ) cf. Ziehen a. a. O. p. 120. ff. 26 die Erinnerungsvorstellung den Wert einer Allgemeinvorstellung, 1 ) wenn man diesen Ausdruck nach der von Berkeley herruhrenden Beseitiguug der qualitiitslosen Allgemeinvorstellung ans der Psychologie fiir die bier in Betracbt komraenden Erscheinungen noch gebrauchen darf, gewinnt. Wir liaben somit ein auf rein associative!! Wege entstamlenes Ae|uivalent, oder besser erne Vorstnfe des logischen Begriffs -ew.mnen. Die associative Grundlage des genannten Trteils ergiebt sich sonach unschwer von selbst. Man kann dieselbe auffassen als xwei miteinander verbnndene Erkennungsassodationen. 2 ) Das concrete Einxel- object eines Baums associiert erstens die Erinnerungsvorstellung Banm. xweitens die Krinnerun&voretellung griin, woraus die Sprache das mehnjliedrige Urteil bildet: ,,l)ieser Banm ist grim:' Ks ist zweifellos ein Verdienst der Associationspsychologie, 8 ) auf die associative Grundlage jeder logischen Yorsteliungs- vrrbindung hingewiesen xu haben, wenngleich freilich der formale Unterschied 4 ) and die Form ist in diesen Dingen "erade das Wiclititrste - associative]' und logischer Verbindungen nicht iirnnriert werden darf. A her ancb von den Psychologen, welche diesen Unterschied scharf accentuieren, wird die geradezu ') Allgeinoinvorstellungen als constante Objecte iebt es allerdings ebenso- weni" als constante ein/elne Vorstellungen ; nur die fragmentarische, fortwiihrend .lurch Assimilation bereits Henecke betonte dies Ccsctz der Anzieliung des r.leiehartiyen sich verandernde concrete Erinnerungsvorstellung bat psycbo- lo^ische Existenz, wie sie /.. 1'.. bvi den so^eiiaunien assouiativcn Erkennungs- acten wirksam wird. Insofern z. 1!. die Wahrnehmung eines bestimmten Haumes eine jr r()S se An/abl von Vorstellungselomenten repn.duciert, welche sehr vielen verscbiedenen ebemals percipierten .'iiu-elnen Vorstellungen von Baumeu ange- horten, kr.nnte di.-se Summe sehr wolil Allgemeinvorstellung eines Haumes ge- ,nnnt werden, ohne . -'10. Xiehen a. a. O. p. 111). Ik-nno Erdmann. I.o^ik I, 181)2 einscbliigigen Orts, der die Wichtigkeit dieser pyrhi-ch,.M I'ro.-esse jedocb, ebenso wie Xielien, iiberschat/t, wenn or ans ihnen direct den 1,'Kischeu H.^riff <;ewinneii will. Xebenbei bemerkt findet sich die Herkeloys.-he Kritik der M ualitiitslosen Allgemeinvorstellung schon bei Leibni/. mil durselben F.M-mplifk-atiun (cf. X. K. IV 1^, sub fine). , S-, Xiehen a. a. O. p. HiS. cf. aucb \Vundt, I'hys. I'syeh. II p- 44(1, 45G. , I,, D.-utschland war es namentlich die Ilerbartsche Scliulo, die eine puvrhoh.Kisehe l:elr,,rhtuu- des D,. likens anliahnte, indcin sie die illhaltlichen I'.e- iielinnfr..|i desselben auf (liejenigon /.uruckfiihrt-, welch.- b.-n-its in der Association ^i.jr, !,." e .leutsche als die en^li.ch,- As^ociationspsycholotrie hat diei. -n ,.,! l-'actor.-n, die das D-nken erst /u einem soldieu ma.-hen, nicht paycho- |,. e isi-l,"|,r.M-i' ! .i.Tt 1 obw,.hl -ie als Krkl-irniiKsboyriffe duel, sebliessli.-h herai^e- , ,-f. .[,.,11, I.-hrb. d. INychul. X M ff. Wundi, I'hys. I'sych. II, 477; M. i. Ts. p. '' \ : I.j:ik I, ].. l:'. ff. 2. Auflg; Sy-tein, p II. 97 i constituierende 1 ) Rolle der Associationen bei den Denkprocessen besonders horvorgehoben. Allerdings 1st die Verbindung der Vorstellungen im Urteil dadurch charakterisiert, dass unter vieleu sich darbietenden Praedicaten eines Subjects gerade das jeweilig passende ausgewahlt and mit ilnn in logische Beziehung gebracht \vird, abor wir brauchen es nicht aus dem Chaos unserer Vorstellungen herauszusuchen, yielmehr werden uns die Vorstellungen, die \vir logisch verkniipfen, sozusagen durch Association in die Hande gespielt.-) Association ist die Vor- bedingung jeder concreten Denkverbindung, nicht bios der von Locke 8 ) und Leibniz angeftihrten Vorurteile and sonstigen singularen Erscheinungen. Wie man auch immer diese That- sache beurteilen mag, es bestelit hier eine ahnliche Ueber- einstimmung zwischen Causalitat und Zweck, 4 ) wie beispielsweise in den zugleich causal und teleologisch ablaufenden Processen oines lebendigen Organismus. Eine Wahrnehmung, eine Vor- stellung ruft eine andere Vorstellung hervor, ihr Eintreten ist Ursache des Eintretens der zweiten, eine Gefiihlserregung, ein Verlangen bestimmt die Aufmerksamkeit und giebt dem Vor- stellungsverlauf eine andere Wendung. Aber derselbe Vor- stellimgsverlauf ist zugleich teleologisch bestimmt, dieAssociations- t'ornien fiihren zu einem Erfolg, der in der Richtung des "Willens liegt, und werden auch die Teile eines Gedankens erst vom Denkendeu in Beziehung gesetzt, das Material von Reproductionen, mit Hiilfe (lessen Avir Gedanken bilden, liefert die Association. Nicht allein Formen der sogenannten innern Association, die auf Grund der logischen Beziehungen von Grunfl und Folge, Ursache und Wirkung, Zweck und Mittel u. s. w. erst entstehen und die docli schliesslich auf Contiguitat zu reducieren sein diirften, 5 ) auch die rein zufalligen Associationen ] ) ,,rJer Wille allein ist nicht imstando, eine none Vorstellung zn erwecken und auszubilden, ohno sicb auf den Zusammenliang der mit ihr vorwandten Gebilde x.u stiitzen. Die eigentliche Schopfung ist das \Vcrk der Association, welche aus jeder gegebenen Vorstellung neue Vorstellungsreihen erzeugt und in ihrer eignen Thiitigkeit ihre Xahrung findet." (Staude, D. Begriff d. Appereept. i. d. n. Psych., Philos. Stud. I, p. 210.) nen Vor- 3 ) Hot't'tling, (Gescii. d. n. Philos. I p. ;)5S ', 9) beinerkt nicht mit Unrecht, Ermnerung, als dem willkiirlichen Besinnen, welches nach ilnn nur der Menscli veriiiag, (.Jeltung l>esitzen (cf. Siebeck I a p. 79). Und was ist das Denkon anders als I'esinnen'' ') cf. Paulsen, Kinleitg. i. d. I'hilos. 4. Aufi. Uli, I ") cf. \Vahle a. a. (_). p. 4'22 sub fine. ). -J25 28 auf Grund gemeinsamer Merkmale, die bei psychischen Storungen oft Vorstellungen sinnlos aneinanderketten oder auf Grund iiusserer Coexistenz und Succession sind von primarer logischer Bedeutung. Wundt 1 ) hat auf die vorbereitende und unter- stutzende Rolle der Associationen und ihre Beteiligung an den Deukprocessen eingehend hingewiesen. Die Association der coexistierenden Teile einer Vorstellung ist wichtiges Hiilfs- raittel der die Begriffe vertretenden Erinnerungsvorstellungen und Grundlage namentlich der beschreibenden Urteile, aus der Association nach Aelinliclikeit entwickeln sich Beziehungen der Uebereinstimmuug und des Unterschieds, der Coordination, der Ueber- und Unterordnung, ebenso klar ist die Beteiligung der Association urspriinglich simultaner und successiver Vor- stellungen fur logische Verbindungen nach Grund und Folge, Causal- und Zweckbeziehung. Bekannt ist auch die Riick- verwandlung logischer Verbindungen in mechanische Asso- ciationen, namentlich durch das Eingreifen der AVortassociationen und die Bedeutung, welchc die Mechanisierung der intellectuellen Processe fur den Fortschritt unseres Denkens gewinnt. Was diirfte das schliessliche Resultat dieser und ahnlicher Betrachtungen sein ? Dass auch abgesehen von den Associationen, denen der logische Charakter durch ihre Abstammung von intellectuellen Processen anhaftet, alle Beziehungen, die 'unser Denken bei Vergleichung der Erfahrungsinhalte inhaltlich entdecken kann, doch schliesslich. was diesen Inhalt betrifft, zuriickfiihrbar sind auf Verbindungen, wie sie uns zufiillig entgegengebracht werden (lurch die auf unser Bewusstsein ein- wirkenden Objecte. ..Das Denken entdeckt nur, es erfindet nicht:'-) Denn da alles Urteilen nur em Urteilen iiber Vor- stellungen, nicht iiber die Diuge selbst, die uns ja nur als Vorstellungen gegeben sind, ist, so sind dem Urteilen xunachst auch koine anderen Beziehungen gegeben als diejenigon, nach welchen sich die Vorstellungen von selbst verbinden."-) d. h. die Bedingungen der Association. Vom psychologischen Ge- sichtspunkt aus konnen die Denkverbindungen nur als eine hohere Entwicklungstufe der associative!! Vorstellungsverbindimg nicht als eine j)sycliische Elementarf unction des (Jeistes, wie wohl von manclien Philosophen (cf. Harms a. a. (). p. 1_>SH) noch angenommen wird, aufgefasst werden, indein erstere sich dadurch von letzteren unterscheiden. dass die Auswahl unter mehreren mogliclien Associationen durch eine grossere Anzahl von Factoivn bestimint ist. als bei den gewohnlich so gcnannten Associationen, in gloichcr causaler Bestinimtheit.') Auch bei ') cf. Wun.lt, Phys. Psych. II ]>. 4. r .ii ff, 47!). M. u. Ts. :!!).-> ff. Ji.,11 VIII 4C. X lit;. t;7. ti3. -) .I...11 X .17. -) rf. H<"iff.lint; ;i. a. < ). p. 21!' ) of. Wun.lt, L., K ik I, j.. no. Phys. Psyrh. II, 47!) f. Staude a. a. (). ji. 202. 29 letzteren findet ja eine Auswahl statt, in dem Sinne, dass auf eine Vorstellung a, auf welche nach den bekannten Associations- gesetzen b, c, d, e . . . folgen konnten, gerade z. B. b folgt, imd doch nehmen wir den Eintritt von b als eindeutig bestimmt an durch die Natur des Eindrucks a und die momentanen Bedingungen der Constellation des Bewusstseins. Der einen realen Associationsvorgang bestimmenden Momente sind ver- haltnismassig \venige, sodass wir nachtraglich moist, keineswegs imraer, constatieren konnen, wie er zustande gekomraen ist. Bei den Denkverbindungen leitet uns ein bewusster Zweck, indem unsere Willensthiitigkeit subjective Yerbindungen in objectiv logische urazusetzen strebt. Dabei ist es wesentlich auch eine negative Bedingung, welche diese Umsetzung raoglich macht, die Fernhaltung aller von einer bestimmten objectivierton Reproduction abschweifenden weiteren Reproductionen. J ) Die Willensthatigkeit oder die ,,active Apperception" schwebt dabei aber nicht iiber den Vorstellungen wie eine hohere Macht, etwa nach Art angeborener Denkformen, eines w r ahlenden Yer- standesvermogens u. dgl., sondern die Denkprocesse sind ,,Yer- anderungen im Bewusstsein, die wir nicht auf vereinzelte Yorstellungsverbindungen, sondern auf die vereinigte Total- wirkimg aller in uns vorhandenen Dispositionen, also in letzter Instanz auf die gesamte zuriickliegende Bewusstseinsentwicklung zuruckfiihren. Insofern war das Resultat dieser Gesamt- entwicklung unser Ich nennen, betrachten wir daher dieses; Ich als die Ursache aller intellectuellen Yorgange:' 2 ) Wir glaubten, diese allgeraeinere Betrachtung voraus- schicken zu miissen, um uns eine feste Grundlage flir alle weiteren Erorterungen zu schaffen. -- In der Gegeniiberstellung von natiirlichen A'orstellungsverbindungen und Associationen documentiert sich, wie nun leicht ersichtlich, deutlich, wie weit entfernt Locke nicht nur von der Associationspsychologie. ') Dieser bereits von Herbart betonte Gesichtspunkt Ist neuerding;s nament lich von Lipps besonders stark hervorgehoben (a. a. O. p. 410 ff.) worden. cf. auch Ziehen, p. 170. Wundt, Plij's. Psych. II, p. 480 f. -) Wundt, M. u. Ts. p. 338. Denselben Gedanken driickt Lipps, der sich cng an die Associationspsycliologen anschliesat, mit den Worten aus : ,,dass jede Vorstellun^sthatigkeit durch das Ganze bedingt" und in jeder ,,das Ganze wirk- sam" zu denken sei (a. a. O. p. 156), im Gegensatz zu der die Vorstellungen zu selbstiindigen \Vesen machenden Herbartschen Associationspsychologie. Auch die englischen Associationspsychologen sehen sich immer wieder veranlasst, dieses einende Princip, wie es Hoffding nennt, in ihre Betraclitungen mehr oder weniger klar bewusst einzufiihren. Ueberliaupt verlieren unter dieseni Gesichtspunkt der Betraclitung die Gegensiitze der Associations- und Spontaneitiitspsychologie ihre tiefere Bedeutung (cf. Iloffding, Ps. in Uinrissen p. (jl). Beide sind darin einig, dass das seelische Gescliehen in causaler Bestimmtlieit verliiuft und dass wissen- schaftliche Erklarung und causale Erkliirung einsund dasselbebedeuten. Ausdriickc wie Wille, spontane Thiitigkeit u. dgl. haben immcr nur illative und practische, niemals absolute Bedeutung. (cf. Lipps a. a. O. p. 700, Iloffding p. 217). 30 sondorn solbst von dem orst von Humo klaror orfassten Ge- dankon oiner empirischen, <1. h. liier natiirlich nicht nur doseriptiven. sondern gcnetiseh erklarenden Psychologie nooh ontfernt war. ohwohl or praotisch empirisehe Psychologie triob. Dieso lot/terc konnt ebon principiell koine anderen Vorstellungs- \crhindungon als soloho. dio durch dio psychophysischo Woehselwirkung des Monschen uud dor Aussonwelt, also durch Naturproooss, 1 ) ontstohon, und so trot'fond sio auch durch dio Unterscheidung der associative!! und apperceptiven Verbindungen don (Jegonsatx konnxoiclmot. dor xwisehon heiden als einer niodoron und hoheron Kntwicklungsstufe dos psychischen Lebens l)ostoht. so ist sic sich dooh lo\vusst. dass init dem Donken koine viillifr none Function in die Welt ointrat, sondern dass wir cs nur init einem (iradunterschied, 2 ) keinem Wesen>- untcrschied /u thun habon. Fiir Locke und Leibnix sind die Oenkverbinduiiiren. deren psycholofrische Krklaninf; gorado xu don schwiprijrsten Prol)lomen ^ohiirt. hier ohne weiteres natiirlich und koinor woiteren psychologischen Erkliirung be- diirftiir. Die Associationen hingegen \verden nur sowoit in Hoohnuiiir jrexo^en. als sio Anlass \verden kt'ninen xu voin lopschen Standj)iinkt aus vonverflichen Voi-st<-lltings- odor (Jefiihlsverbindungen. Dieser Bep'iff dor Association ist domnach insofern viol xu enii'. als eino Krkonntnis dor iranx allgemeinen Hodeutunu' derselbon fohlt. androrscits xu \\rit. insofern or sich nicht nur auf dio blosse Hoproduction iioschrankt. sondorn auch dio in don Vorurteilon xuni Ausdruck kommende Thatig- koit dos Subjects init umfasst. Im allii'omeinen kann man sagon. dass liior Association \\oiter nichts bedeutet als die Thatsacho dor Tifteren Verbindung von Bewusstsoinsinhaltcn, \volcho aber psychologiscli sehr \orschiedon xu bourteilon sein kann. Kr>t Hume hat dem Hogriff ..Association" dio priignante BodiMitung vorliohon, dio \\ir jotxt mit diosem \Vortc voi'bindon. Dor Associationsbegi'iff ist boi Looko oigontlich woniger p>ycho|n^i-chor Krkla'rungsbogriff als oin roinor Classenbegriff, wio or donn auoli hoi Krortorung doclhon mohr in di(^ Breite Fiir mis ist diosor iiltosto Iiogriff dor n intorossant. als Association und Urtoil ind. androrsoits abor das Donkon an die nicht psychologisch angogliodort ist. oin piitoroii Associationspsychologon imch viol >cha'rtokr an-j fidirti'ii That-acln-n. /. B. dio Idontif'iciorung S(-in und l\"i|M-r. dii- BfiirtoiluiiLr dor Dingc udor \on (Mnom gewissC'ii Partoistandpunkt 31 aus haben, direct wenigstens, mit clem psychologischen Begriff der Association nichts zu than. Die Associationen sind hier noch nicht von den Vorurteilen, bei denen allerdings die Abhangigkeit aller Urteilsthatigkeit von einer sinnlichen Grund- lage am deutlichsten hervortreten mag, noch nicht geschieden. Aber weder sind alle im Lockeschen Sinne unnatiirlichen Yor- stellungsverbindungen Associationen noch alle in seinem Sinne nattirlichen auf der Thatigkeit des Denkens beruhende. Leibniz wollte, wie wir oben sahen, Association und falsclies Urteil nicht direct identificieren. Hiitte er den Gedanken, den er an der oben citierten Stelle ganz obenhin ausspricht, naher ausgefuhrt, so ware er vielleicht zu richtigeren Anschauungen iiber diesen wichtigen Begriff gelangt. - Obwohl sich Leibniz in seinen Beispielen eng an den Lockeschen Associationsbegriff anschliesst, geht er nun aber doch iiber ihn hinaus, indem er die nicht natiirlichen Yor- stellungsverbindungen als einen Specialfall einer allgemeineren psychischen Erscheinung auffasst. ,,'Pour mieux entendre'', sagt er, ,,la source de la liaison non-naturelle des Idees, il faut considerer ce que j'ai remarquo deja ci-dessus (chap. XT, XI) en parlant du raisonnement des betes, quo I'liomme aussi Men que la bete est sujet a joindre par sa memoiro et par son imagination, 1 ) ') Der Begriff der imagination hat bei Leibniz keino cmpiriseh cindeutige Bestimmtheit, wie etwa nnser Begriff der Phantasiethatigkeit (ef. liieriibcr Dessoir, Gesch d. n. Ps. seit Leibniz, p. 5.) Die Bewusstseinsthatigkeit, die weder Verstandes- thiitigkeit, noch sinnliche Wahrnehmung ist, bezeichnete die Vermogenspsychologie in Anlehmmg an das aristotelisclie Schema mit Imagination (cf. Opp. ed. G. VI, p. 501). Der Unterschied der passiven Associationsprocesse und der planmilssig verkniipfenden Phantasiethatigkeit nebst dem sinnlich gebundenen Denkcn kommt dabei nicht zur Geltung, besser sclion in Wolffs Unterscheidung der imaginatio und facultas fingendi (cf. Psychol. emp. g 92, 141). Wenn diescr imagination bei Leibniz (Opp. p. 23(5 b) das Vermogen der klaren Vergegenwiirtigung und ver- gleichenden Unterscheidung der Vorstellungen ztigesclirieben wird, so kann dieses Vermogen den Tieren weder nach unseren Begriffen, noch auch den Anschauungen Leibnizens selbst, der andernorts (Opp. p. 336 b) der empirischen Erkenntnis das Wahrnelimen von Uebereinstimmungen und Unterschieden, allerdings nur, sofern es unter der Herrschaft wissenschaftlicher Methodik stcht, abspricht, zukommen. Denn gerade diese Function ist es ,ja, welche Leibniz an anderer Stelle, freilich ohne es zu wissen, als die unsichtbare Sache bozeichnet (cf. Opp. p. 29(5 b), welche den Tieren noch zum Sprechen fehlt. Ganz ausdriicklich spricht aber Leibniz den Tieren das Vermogen, ihren Bewusstseinsinhalt zu gliedern, Opp. p. 251 b ab (cf. hierzu Wundt, Phys. Psych. II, p. 61S). Obwohl Leibniz an der oben im Text, citierten Stelle augenscheinlich von den Associationsphanomenen redet, so hatten sich fiir ihn doch die passiven von den activen Vorstellungsverbindungen, wio wir weiterhin sehen werden, noch nicht so strong gesondert, wie fiir unsere moderne Auffassungsweise, einfach deshalb, weil damals die Probleme, welche die Thatsachen stellen, noch nicht in dem Masse gekliirt waren wie houte. I.ieb- inann (a. a. O. unter ,,Menschen- und Tierverstand" \i. 504) begeht dahcr einen Anachronismus, wenn er diesen scharf ausgepriigten Gegensatz zwischcn Association und Denken, soweit er identiscli ist mit demjenigen zwisclien Tier und Mensoh, eine Gleichung, die er allerdings ablehnt, bereits Leibniz vindiciert, der weit mehr durch erkenntnistheoretische Motive zur Aufstellung jenos (Segensatzes bewogen wurde als durch rein psychologische. 32 ce <|ifil a remarqno joint flans sos perceptions ot ses experiences. C'ost on quoi consiste tout le raisonnement des betes, s'il est perm is do 1'appelor ainsi. ot souvent celui des hoinmes, on taut (|u'ils sont emj)iri(|iics ot no so gouvernent ijiio pas los sons' ot los exemples, sans examiner, si la memo raison a onooro lieu. Kt comme souvont los raisons nous sont inconnues, i! faut avoir egard au.\ oxomplos a inosure qu'ils sont frrijiions; car alors I'attente on la reminiscence d'une autro perception. i|iii y cst ordinairement lire, ost raisonnahle: surtout <|iiand il s'agit do so procautionner. Mais commo la vehemence d'uno impression tivs forte fait souvent autant d'offot tout d'un coup, (jue la frequence ot la repetition do plusieurs impressions modiocres on auroit pu fairo a la longue, il arrive quo cotto vehemence grave dans la phantasie uno imago aussi profonde ot aussi vivo <|iie la longue experience auroit pu le fairo. Do la viont qifune impression fortuite mais violento joint dans notre momoire doux Idoes, qni doja y etoiont ensemble et nous donne lo memo penchant do los lior ot do los attendre I'line ensuite do 1'autre. (jiie si un long usag( on avuit vrrifir la connexion; ainsi lo mome effot de 1'association s'y trouve, quoi(|iio la mrmo raison n'v soit pas. L'autui-itr. la continue font aussi lo momo offot quo ['experience 't la raison. ot il n'est j)as aiso do so deiivrer do cos pcnchans. Mais il no seroit pas fort difficile do so garde r d'en otre trompo dans sos jugomons, si los hommes s'attachoiont assox serieusemont a la recherche de la verite, on procrdoiont avoc methode. lors(|u'ils rocunnuissent (jii'il lour ost important tie la trouver" Loibnix fiihrt also Lockes associations nonnaturelles auf oin allgrmoinos (Josotx associative! 1 Vorkniipfung xuriick, das etwa dom entspricht, welches wir lieute Association dureh Contiguitat nonncn. Wir werden uns sj)iiter mit dor Fi'ago YA\ boschaftigen lialx-n. inwiowoit bereits bei Loibnix die bekannten Assooiations- gfsorxo ausgobildet sind. hior intorossiert uns nur die Tliatsacho, dass Lcilmix die Assooiationcn xu andors gearteten Vorstellungs- vt-rbindungon in *'in klarfros Vcrhiiltnis xu bringen gesucht hat. das ganx cntsjtricht dfn Verhiiltnissen, in denon nacli ihm die Monadon a!s voj-schif-dcno Kntwicklungsstufen einer psychischen r'ontinuitat xu cinjindo- stohon. Ks sind dorcn Ix-kanntlich 'Irt-i.'i A is orste Stufc sind xu betrachten die scldafenden Monad*'!!, dci-on I'orccptioncn nooh siimtlioh unljowusst sind. die M..nailcn. die don anorganischon Kiij-poi 1 "'id 'I'-ii dcr IM'lanxc oonstituicren. Wesontlich ontwickelteres ii tritt uns in dor Tierseelenmonade entgegon. charakrrisicil ist. dass die auf dicsor Stufe ^t L r fWMrdf iicn. apporcipiorten 2 ) \'orstellungon einen ) cf. M.iii:nlMl,,^ip, lYinciju-s ftc. Striimpfll, a. ;i . O. I j>. is ff. > Da .lor I!>riff lcr Ajiju-reoiition bei Lt-ibni/ hier nur insofern in Hetraclit 33 JSTachhall in cler Seelo zuriicklassen, welcher das Inkrafttreten der Association ermoglicht, welche er indes trotz ihrer Aehnlich- keit mit Schlussfolgerungen mit Recht von diesen getrennt konimcn kann, als or zum Associationsbegriff in irgend welchen Beziehungen stelit, so sei liier fur das Weitere auf den bereits citierten Aufsatz von Staude verwiesen. Nur soviel muss bier bemerkt werden, dass dieser Begriff bei ihm ein iiusserst schwankender ist, da er bewusste Zustiinde mit der Reflexion fiber solcbe in der augcnscheinliehsten AVeise verwechselt, daher denn z. B. aus keiner einzigcn Stclle klar hervorgebt, ob Leibniz den Tieren Bewusstsein zugeschrieben hat, vielmchr aus manehen Stellen (Monadol. 14, Principes d. 1. n. etc. 4, Opp. ed. G. VII p. 464, Opp. p. 431 a) das Gegenteil gefolgert werden miisste, da Leibniz behauptet, dass die Cartesianer nur deshalb den Tieren die Seele abgesprochen batten, da sic zwischen ,, perception" und ,, conscience" oder ,, apperception" niclit unterschieden batten. Nirgends ist deutlicher wie bier, wie wenig diese Begriffe direct empirisch interpretierbar sind. Man muss bedenken, dass Leibnizens Begriff der Apperception durchaus bedingt ist durch seinen Begriff der Perception als einer representation d'une multitude, d. h. schliesslich der ganzen Welt, dans 1'unite, womit im Gegen- satz zu Lockes Pcrceptionsbegriff empirisch iiberhaupt welter nichts bezeichnet ist als der rein negative Begriff des Unbewussten, wie z. B. unter andcrem aus der Annahme von perceptions nach dem Tode hervorgeht, wiihrend positiv der Ausdruck representer oder exprimer niclit auf die subjective Thatigkeit des Wahrnehmens eines gegebenen Iiihalts, was der Monadenbegriff ausschliesst, sondern auf den objectiven Zustand der Existenz der uiiendlichen ilannigfaltigkeit in der absoluten Einheit, der freilich niclits weniger als empirisch ist, Bezug hat, cine Auffassungsweise, die Kuno Fischer (a. a. O. p. 435) in den Worten veran- schaulicht, dass die Monaden nicht Dative, sondern Accusative ihrer vorstellenden Kraft seien. Verbindet man hiermit die iibliche Definition der ,,apperception" als ,, conscience", so t'olgt, dass der Gegeiisatz von perception und apperception identisch sein muss mit dem von Unbewusst und Bewusst iiberhaupt, eine Auffassung, die Lipps vertritt gemass seiner Ablehnung des Begriffs des Bewusstseinsgrades, wahrend nach der von Wundt vertretenen Anschauung sowohl Perception als Apperception bewusst sind. Sonach ware, wenn man das wesentlicbste Motiv der Aufstellung dieses Gegensatzes bei Leibniz hervorbebt, apperception Bewusstheit iiberhaupt (conscience), und diese wiirde beginnen, sobald die perception mit ,,attentio" und ,,memoria" (cf. Opp. p. 197 a, 251 a, 233 a, 236 a), wo ausdriicklich die apperception von Aufmerksamkeit und Gedachtnis abhiingig gemacht wird, ver- bunden ist (cf. Stri'unpell, a. a. O. I. p. 51 und Dessoir p. 4). Wird jedoch auf die mit der vorigen stets verbundene weitere Definition der apperception als ,,connais- sance reflexive d'un etat interieur", der also bereits dem conscience angehoren muss, das Hauptgewicht gelegt, wozu wir allerdings insofern berechtigt sind, als diese weitere Auffassungsweise des Apperceptionsbegriffs fiir die Psychologic weit folgenreicher war, als die erste im Gegensat/e zu den von uns abgelelmten unbe- wusstcii Vortellungen gebildete, so konnte die Apperception nur den ,,Esprits' zukommen (cf. Princ. d. 1. n. etc. 4) und die Tiere witrden trotz ihrer ,,perccptio cum attentione et memoria coniuncta" des conscience entbehren, wie Leibniz denn auch an einer Stelle (Opp. p. 431 a) den Bewusstseinszustand des Tiers mit dem eines bewusstlosen Atoms vergleicbt. Leibniz Apperceptionsbegriff bleibt eben in sicli widerspruchsvoll, insofern er cinmal als Bewusstsein iiberhaupt, das andere ?vlal als potenziertes Bewusstsein auftritt. Dementsprechend kann , , petite perception" auch fiir das niedere Bewusstsein der Tiere (=,, sentiment") stelien, wenn apper- ception = ,,reflexion", welche nur der dritten Stufo angehiirt, ist. Der schwankende Begriff der Apperception spiegelt sich also aueh in dem dor ,, perception" und ,, petite perception" wieder. Es liisst sich in dieser Be/ielning zwisclien der Definition des Apperceptionsbegriffs in den X. E. und der Monadologie und den Principes in. E, gar kein so wesentlicher Fortschritt, den Staude annimmt, ent- decken. Wenigstens kann man schwerlich eine Stelle ausfindig machen, aus der klarhervorginge, dass bereits Leibniz cine Gliederung des centripetalenVorstellungs- 34 wissen will. Leibniz war hier auf richtigerem 1 ) Wege als die nach ihm folgende Tierpsychologie, als deren rnodorner Begriinder er in gewissem Sinne angesehen werden kann,-) welche sich in vage Speculationen 3 ) veiior iiber die Frage, ob die Tiere Vrrstand besit/en oder nicht. Das Princip, dass alle scheinbaren Schluss- folgerungen der Tiere in moglichst ausgedehnter Weise auf verlattfs in Perception und Apperception anbahne, wiihrond vielmehr der Bogriff apperception (,, conscience") entweder im Gegensatz zum ganzlich Unbewussten odor (reflexion") zu der logischon Reflexion entbehrenden, aber hewussten Vor- giingen, wie wir sie z. B. bei den Tieren finden, tritt. Wonn man freilich den trotz Leibniz' Stetigkeitsprineip doch eigentlieh erst modernen, allerdings vielfaoh angcfoehtenen Begriff des Bewusstseinsgrades heranbringt, kann man leicht zu dieser Atiffassungsweiso konnnon. Indes sind die Bewusstseinsgrade, inogen sie nun ein eigentlicher Erklarungsbegriff odor, was wohl richtiger erscheint, ein Hiilfsbegriff fiir die ansohauliche Beschrcibung der Eigenart der psychischen Er- lebnisse soin, doch noch verschieden von Leibniz' Vorstellungsgraden, die leicht zu den Speculationen eines construction Idealismus fiihron, wiihrend Bewusstes und Unbewusstes durcli cine fiir die Empirie nie iiberschreitbare, scharfe Grenzc getrennt sind, welche durch kein Stetigkeitsprineip aufgehoben werden kann. Denn da dor Begriff ,,Bewusstsein" eines psychischen Inhalts fiir die empirisoho Psychologic nur ein anderer Ausdruck ist fiir don Begriff des Daseins desselbcn, (cf. Wundt, Phys. Psych. II p. 255, Ziehen a. a. O. p. 3 ff), so kann der Begriff des Grades nur auf die inoglicherweiso als I'rthatsachen hinzunehmenden Arten der psychischen Inhalte, dazusein, sicli beziehen, wain-end der rein formale Begriff des Daseins nur das contradictorische Gegenteil des Nichtseitis noben sich hat und cine gradweise Bestimmung naturgemiiss ausschliesst. Die Aufrechterhaltiing dieses von Descartes proclamierten Gegensatzes muss im Interesse jedcr empirischen Psychologic liegen. Fiir Leibniz war die scheinbare reborwindung desselben nur dadurch moglich, dass er das zu Erkliirende wonigstens dem Xainen nach vor- aussetzto (cf. Ferri a a. O. p. 28(i). Zusammenfassend k.'mnte man bei Leibniz gemass der doppelten Anwendung dos Apperceptionsbegriffs und entsprcchend der Stufenfolge der Monaden zwei Reilien aufstellen: I. Tier: Sentiment, perceptio c. attentione et momoria coniuncta, potifo perception. perception confuse. Monado: Porcoption, Simjile perception, representation, petite perception. II. Sentiment, etc. M e n s c h : Apperception, Reflexion, Apperception, conscience, connnissance par causes. Perception, etc. petite perception, conscience, j connaissance par la soule momoiro. ') v. Kirchmami urteilt falscli, wonn or don Loibni/sehen Verglelch dor assnoialivoii Vorstellungsverbindung mit dem Denken unpassond findot. Dagogon bildon dio rof|oxi.,nsmassigi- Tiorpsyehologio, welche dio Associalionon dor Tiere stots MI loiHscho Rofloxionen iimseizte und dio Assoeiationspsychologie oinon pr'ohondi'ii IJ-uoi-. Wonn v. Kirchniann weiterhin bohauplot, dass Leibniz hior ganz 'iiipiri-rh crkliiro ohno Kiicksicht auf seine metajihysiselirMi Annahmon, so ist b, 321 b, :i54 a, 2:H7b, 3!>3b, 464 b, 707a, 71.') b ; Opp. ccl. G. ITI 123, VI, 4itO, VII, 4(54, 472, 5(i). '-') cf. Opp. p. 214 b, 21(Ja, 217 b, 218 a, 219 a, 222 a, 334 a, G20a ; Guhraucr II p. 38. ') cf. Forri p. 62 f., 348 ff. ') cf. Wundt, Gi'imclriss p. 329. 36 Instincts anerkanntermassen oin grosser wissenschaftlichej Fortschritt, welcho in ihror Anwcndnng auf die complicierten sittliehen Triebe der Mcnschheit. die Erscheinungen dor menschliehen Ausdrucksbewogungon, sowie das damit in Zusammenhang stehendo Problem der Entstehung dor Sprarhc viele ncuc (iesichtspunkte eroffneto. Die empirische Psychologic and die Descendenxtheorie gingon bier Hand in Hand, urn xu wissenschaftlich begriindeten Ansicbten iiber die Entwicklung der compliciertesten Ersclieinungen xu gelangen. Kerri bebt init Reeht bervor, dass die Associationspsycbologie hierdurch erst den Commentar xu dein (irundsatx geliefert bat, den Loihnix /war aufstellte, aber bei dein djimaligon Stande der psychologisclion Wissenschaft nicbt xur vollen Durchftihrung bringen konnte. Er bemerkt a. a. (). p. 277: Jsous ne croyons pas nous oloigner de la veritr, en aft'irmant qu'ils (sc. ies associationistes) out ajoute un brillant commentaire a cette celobre pensoe de Leibnitx: quo Ies betes passentd'une imagination a une autre par la liaison qu'eilos y ont senti autrefois . . . Kt en (jiiantitr d'occasions Ies cnfants, de mrme que Ies ant es lunnmes, n'ont point d'autre jrocednre dans leurs passages do ponsro a ponsro. (Xouveaux essais. II. cliaj). \\). Cos passages et cos liaisons quo Leil>nitx appelle ailleurs Ies consecutions de la im-moire, sont bien Ies associations et los rapports de difference et do ressomblanec, de succession et do coexistance etudies par Ies psychologies anglais etc". - Wir haben bier eincn nenen Beweis t'lir don psychologiscben Scbarfblick Leibnixens. der iiberall die Wabrbeit abnte, aber gcrade seine frucbtbringendsten (Jedanken keiner weiteren Ausfiihrimg und Klai-ung wiirdigte. llierhor diirften wobl aucb gewisse seiner (redankcn iiber den iTspnmg der Spracbe xu recbnen sein, fiir deren psycbo- logischo Betrachtungsweise die doutscbe und englisobe Auf- klaningspbildstipbie Itokanntlicb bahnbrechend wirkte. Bereits Leibnix (cf. Opp. p. -MHi) sucbte nacb einom AVege, die A r er- bindung der Vorstelhing mit dom Spracblaute psychologisch erkliirlicb maclien. anstatt sich mit der scbolastischen Auf- fassnnL r sw(-ise dor Spracbe. wolcho nnr l(giscbo Verbindungen vim Inhaiten kanntc und dcnigemiiss. da oine directe logische Vcrl)iiidunir von Wort und Vorstelhing ausgeschlosscn war. dio Spracbt- xu oinom willkiirlichon. aller Krkliirnng s|)ottenden Artffacte machtc. xu hogniigon. Lt'ihuix crkonnt an. dass oine nec<"vsiti''0 nat'irollc. untor wdcbom Ausdruck sicb l>oi ihm die innorc In^iscbc Notwcndigkoit vcrliirgt. a!l-rdings nicht xwiscben Wort und Vorstcllunir stattfinde. alter or will dieso N't-i'liindung xuriickL'of'iibrt \visson einorseits aut ..raisons natun-llcs, oil lo haxard a (|iicli|iio jiarf. androrsoits aut ,.raison> morales, oil il v outre du choiv. Die Wirksamkoit der ersteren hexeichnot 37 Leibniz als die urspriinglichere und er findet sie in den so- genannten onomatopoetischen Wortbildungen bethatigt. Die willkiirliche sprachbildende Thiitigkeit ist erst secundiirer Natur und kommt namentlich dann zur Geltung, wenn die Absicht des Mitteilens vorliegt. Erst diese bedingt nach Leibniz eigentlicli die Entstehung derSprache im Sinne eines allgemeinen Verstandigungsmittels (,,je crois qu'en effet sans le desir do nous faire entendre nous aurions jamais forme de langage" Opp. p. 297 a). In genialer Yoraussicht hat hier Leibniz mit der Unterscheidung jener beiden oben genannten Factoren der Anscliauungsweise vorgearbeitet, welche die Anfiinge der Sprachbildung der willkiirlichen Thatigkeit des Menschen ent- zogen sein lasst und der Wirksamkeit der Association iiber- mittelt. 1 ) Genau wie die Geberde toils als affectartige, teils als nachahmende Bewegung als unwillkurliche Reaction auf cine bestimmte Vorstellung erfolgt und wie sich dann eine feste Association zwischen Yorstellungen und Ausdrucks- bewegungen bildet, welche eine Verwendung der Geberde als Ausdrucksmittel der Yorstellungen im Yerkehr ermoglicht, genau in derselben Weise bildet sich die urspriingliche Association von Vorstellung, Sprachlaut und Bewegungsempfindung der Sprachorgane (il y a quelque chose de naturel dans Torigine des mots, qui remarque un rapport entre les choses et les sons et mouvements des organes de la voix sagt bereits Leibniz Opp. p. 301 a). Diese Association ist aber nur dann moglich, wenn, wie Leibniz erkannt hat, eine urspriingliche Yerwand- scliaft zwischen Klanggeberde und A r orstellung besteht. So entstehen directs Onomatopoesien wie die AYorte coaxare, rauschen, rennen, radere, riihren, Riss, ferner indirecte wie laben, lieben, lind, lenis, lentus u. dgl. Was diese von Leibniz angefiihrten Beispiele anbetrifft, so wird natiirlich niemand be- haupten wollen, dass Worte wie z. B. laben, leben nodi un- mittelbar dieser Beziehung des Sprachlauts zur Vorstellung, wobei ganz unrnittelbare, im Gefiihl begrtindete Analogien der Enipfindung, 2 ) die schwer definierbar sind und an die Leibniz mit den oben citierten Worten ,,ou le hazard a (|uelque part 1 ' wolil gedacht hat, eine Rolle spielen, ihren Ursprung ver- dankten, ebenso wie auch gewisse directo Onomatopoesien nicht urpriinglich, sondern Producte spiiterer \villkiirlicher dichterischer Yergieichung sein diirften. Leibniz will mit diesen I^eispielen nur einen tyj)ischen Vorgang illustrioren. Die weitere Entwicklung der Sprache lasst, wie er selbst betont, deren urspriingliche Entstehungsbedingungen kaum melir er- kennen ( . . . outre que par plusieurs accidens et changemens ') cf. Wundt, Phys. Psych. II, 450 ff, 010 ff. Jodl, a. a. O. X, l~;io. Hoffding p. 194. -') Ucber diesen Begriff im allgoinoineii cf. Wundt, Pliys. Psych. I, ;")78 f. 38 la plupart des mots sont extromement alteres et 61oignes de leur pronouciation et do leur signification originate Opp. p. 801 a). Was \vir (lurch diose kurze Erorterung hier darthun wollten, ist die Thatsache, class Leibnix bereits mit richtigem Blicke die beiden Stadien des Sprachbildungsprocesses, 1 ) das Stadium der unwillkiirlichen Ausdrucksbewegungen, welches die Herr- sehaft der Association bexeichnet. mid jones Stadium, in welchem die Sprache unter der Herrschaft des Willens steht, riehtig erkannt hat. Hatte Leibnix eine Alinung davon gehabt, dass die Sprache nur eine spccifische, hochentwickelto Form in- stinctiver Ausdrucksbewegungen, (lurch \velcho wiederum der Uehergang zu der Sprache analogen Erscheimmgen in der Tier- welt vermittelt wird, deren Bewusstseinsthatigkeit er bereits auf Association reducierte, darstellt, so wiirde er vielleicht erkannt haben, dass dieser Vorgang. dem er in Bexug auf den Menschon einen relativ geringen Wert beimisst, wcnn er auch, \vie wir sogleich sehen werden, extensiv seine Bedeutung ahnte, einxig und allein es ist, welcher uns liber die dunkle Periode des Hervorwachsens hoherer intellectueller Leistungen aus iliren ticrischen Daseinsformen einige Aufklarung ver- scliaffen kann, dass er eins jener ,,moyens naturels u ist ,,d'elever une ame sensitive an degiv dVtme raisonnal)le". \\elche Leibnix Opp. p. 5-271) postuliert. So sehen wir das Bi!d, welches uns die moderne Psychologic fiber diese Verhiiltnisse entworfen hat, nur in dunklen (.Jrundxiigen angedeutet, der Associations- begriff wird hierbei xwar thatsachlich verwertet, aber bei Leibnix batten sich die mannigfachen Anwendungsweisen. die er von demselben macht, noch nicht xu einem klaren empirischen Princip consolidiert. Wer nach einem solchen bei Leibnix suchen wollto, der ginge freilich mit falschen Voraussetxungen an ([as Stadium Leibnixscher Psychologie. Die \vio xu sehr mit andern verkniipft sind, ganx seiner Monade, deren Perceptionen ja auch deswegen verworren ge- nannt v.-i-rilen. \\eil sic in xu enger Verkmipfung mit einander stchcn. nicht nur insofei-n seine Philosoj)hie universell ist, in w'lcii"in Siniif Kirclmcr (a. a. ( ). p. 1) diesc-n niclit unpassenden Vergieieh anwendet. Die Tendenx Kirchners, die Bodeutung der I/'ibnixschen Psychologic auch fiir unsere Zeit hervor- ''-ulieben. ist ohnc Xweit'd anerkennenswert, wcnn wir auch I'iciit u'laiiiicn, dass ihm dies in boondcrs hohem .Masse die Leiloiixsclie 39 Psychologie durch triviale Bemerkungen in Misscredit zu bringen, wenn man sich nur an dessen nach unseren Begriffen selbstredend unhaltbare inethaphysische Speculationen halt. In dies(3r Beziehung kann der methodologische Grundsatz, den wir zu Eingang unserer Abhandlung betonen zu miissen glaubten, niclit genug beobachtet werden. - Die extensive Bedeutung der Associationen im Yorstellungs- wechsel des menschlichen Bewusstseins 1 ) hat Leibniz zur vollen Geniige gewiirdigt. Er sagt geradezu, dass auch die Menschen, vorzugsweise auch die Kinder, zu drei Vierteln ihrer Handlungen durcli blosse Association bestimmt vviirden. In der That ge- schehen sehr viele unserer Handlungen, nicht sowohl diejenigen, welche vermoge des Princips der Yererbung ein integrierender Bestandteil unseres psychophysischen Organismus geworden sind,-) wie z. B. die Ausdrucksbewegungen, als auch solche, welche wir, urspriinglich willklirlich, 3 ) sehr oft vorzunehmen pflegen, instinctartig, indem sich constante Associationen zwischen Sinneseindriicken und Bewegungen, welche uns ja auch nur als Yorstellungengegeben sind, bilden(sog.ideomotorischer Act), ganz in derselben Weise wie Associationen zwischen Yor- stelhmgen, wobei iibrigens selten ein gew r isser motorischer Schlusseffect fehlt. 4 ) ,,Wenn alles inenschliche Thun in die zvvei grossen Gebiete des willkiirlichen und des instinctiven geteilt \verden soil, so ist nicht zu bezweifeln, dass t'tir die grosse Mehrzahl der Menschen der Hauptgrund gerade derjenigen Handlungen, die das allgemeine Kriterium der Gattung homo ausmachen. nicht Ueberlegung und freier Wille, sondorn die instinctive Xachahmung dessen ist, was andere thun: 1 ("VYundt, Menschen- und Tierseele- p. 4;>2). - Was vom Thun gilt, gilt auch von der Yorstellungsthatigkeit. Durch die zusammen- gesetzte Natur unserer Erfahrungen, sowie dadurch, dass sich ') cf. '/.. B. Stern, die Analogie im volkstiimlichen Denken. Berlin 1893. -) cf. Wundt, M. u. Ts. p. 419. :; ) Leibniz selbst fiihrt Opp. ed. G. Ill H74 em derartiges Beispiel an, welches wir lieute noch ofters (cf. Wundt, M. u. Ts. p. 433 f.) zur Illustration clieser Vor- uiinge verwerten, nitmlich das inechanisch gewordene Klavierspiel. Wenn Leibniz die Erkliirung hinzufiigt, dass der Mechanismus nicht teleologisch functionieren konnte, wenn die mechanische Function nicht gewissermassen als cine erstarrte Willenshandlung zu betrachten sei, so spricht er damit ein Princip aus, welches wir bei Erkliirung der iiusserst complieierten Instincthandlungen gewisser Tiere, sowii: der Zweckmassigkeit der Organismen den bereits von Darwin geltend ge- machten einpirischen Erklarungsprincipien als weiteres empirisches I'rincip hin- zugefiigt haben (cf. Wundt, Phys. I'sj-c^h. II, p. i;4i!). Xatiirlich aber denkcn wir label niclit noch an gottliche Praestabilierung des Mechanismus, sondern fussen i ur auf der ompirisch beobacliteten Thatsache des Uebergangs vonWillkiirhandlungen n Triebe oder Associationen und dieser in Rel'lexe olinc ])sychischen Parallel- organg, wobei dann die urspriinglich psychische Leistung in eine Bereicherung les physischen Organismus ubergegungen ist. Das Verhiiltnis der Willkiir- /u len Hei'lexbewegiingen bildetc iiainentlich seit Hartley einen (.legenstand der Be- ruchtung seitcns der Associationspsychologen (cf. Ferri (). 50). ') c-f. Ziehen a. a. O> p. 20; Wundt, System, p. 581. 40 die niimlichen Vorgango in der namlichen oder wenig ge- anderten Reihenfolge wiederholen, entstehen in unserem Be- wusstsein eine grosse Anxahl fester Vorstellungsgruppen oder Fusionen, 1 ) deren Elemente sich gegenseitig ins Bewusstsein xu xiehen vormdgen. Hierauf beruhen viele gewohnheitsmassigen Erwartungen, welche nanientlich in der Vorstellungsthatigkeit . 407. 41 verbundene perceptions confuses zu betrachten. Denn wenn es Opp. p. 223 a heisst ,,je vous declare par avance, Monsieur, que lorsque vous direz, que les Idees nous viennent de 1'une ou 1'autre de ces causes, je 1'entends de leur perception actuelle, car je crois avoir montre, ([ii'elles sont en nous avant (|ii'on s'en appercoit", so gilt dies natiirlich nicht nur von einer einzelnen Wahrnehmung, welche ja ohnehin immer zusammen- gesetzt zu denken ist, 1 ) sondern auch von eineni aus mehreren gleichzeitigen Wahrnehmungen (perceptions sinmltanees-) be- stehenden kleineren oder grosseren Complex. Derselbe wird aber erst (lurch die aussere Wahrnehmung, bei Leibniz freilich intolge der praestabilierten Harmonie, bewusst. Von hier ab erklart dann Leibniz ganz empirisch. Jener metaphysische Yorbau ist fur diese empirische Erklarung ganz und gar iiber- t'liissig, denn thatsachlich beginnt auch fiir Leibniz die Existenz und Wirkungsweise eines psychischen Inhalts auf spatere Inhalte vermittelst Association mit der Bewusstwerdung desselben durch die Eimvirkung ausserer Objecte. Denn erst diese ,,grave dans la phantasie une image (Complex) et nous donne le raeme penchant des les (sc. die Yorstellungen als Teile des Complexes) lier et de les attendre 1'une ensuite de 1'autre" Leibniz fiihrt selbst einige Beispiele solcher gewohnheits- massigen Erwartungen an. Das am haufigsten in semen Schriften wiederkehrende ist dasjenige des Hundes, dem der Anblick des Stockes oder die Ausubung einer Handlungsweise, derentwegen er ehemals bestraft vvurde, die Schmerzempfindung mit dem Unlustgefuhl reproduciert, ebenso wie dem Kinde, dessen erste Erziehung allein auf der Wirksamkeit derartiger Associationen beruhen kann. Ferner bildet sich beim dressierten Hunde eine feste Association zwischen dem Commando-wort, dem auszufiihrenden Kunststiick und dem als Lockmittel und Belohnung dienenden Frasse (cf. Comm. do an. brut. XIV : Opp. p. 465). Weitere dort sowie anderwarts angefiihrte Bei- spiele, die den Menschen betreffen, sind allerdings etwas anders zu beurteilen. Soweit \vir Leibnizens Anwendungen des Associations- begriffs bisher verfolgten, sahen wir, dass er das Princip in einer Ausdehnung anvvendet, welche unsei'en Anscliauungen wenigstens einigermassen nahe komnil. AVir kommen nun etwas ausfiihrlicher auf den Punkt zu sprechen, den wir im Verlauf unserer Erorterung Itereits mehrfach zu beriihren Gelegenheit batten, namlich die mangelhafte psychologische Abgrenzurig der Association von Vorstellungsverbindungen ] ) cf. Opp. p. 4:-J9 a : ,,NumiiK|ii:iin vcrsatur Porcoptio circa obiectum, in nuo non sit aliqua varietas, sen multitudo." '-') cf. Opp. cd. G. VI p. G2H: ,,11 y a de perceptions successives, niais il y a aussi de simultanees." 42 hoherer Ordnung. - So selbstverstandlich es 1st, dass das passive Aufnehmen dor Eindriicke und die obenso passive Association von den xwoekvollen Verkniipfungen des Denkens und dom iiberlegten Handoln vorschioden ist und so richtig der Sat/ ist. dass auch dor Monsoh xur Aufstellung noch so besehriinkter Gesetze und ricgeln nur auf (irund der Association gelangen konnte, so unrichtig diirfte es sein, wenn Leibniz dioso primitive Induction olme weiteres init dor Association identifioiort. 1 ) Vom loisrlien Standpunkt aus hat os guten Sinn xu sagrn. dass dor naive und ungebildete MensclT und die Kinder in ihror intellectuellen Thatigkeit ganz wesentlieh durch Association bestimmt \\erden. voni psychologischen Standpunkt aus. wenn os sich darum handelt Mensch und Tier durch psychologische Kriterien xu trennen, miisson wir hinzufiigen ..in ihron Urteilon", darum kann die Sigwartsche Bezeichnung dor Associationsgesetze als psvchologisclie Natur- gesot/e dor (ionoralisation wohl tier Logiker gelten lassen, der Psycholog nur cum grano salis. t'nd Leibniz beabsichtigt doeh augenscheinlich, psychologische Kriterien bohufs Unter- scheidung von Mensch und Tier ausfindig xu machon ! Wenn sich dcr Mensch durch Erfahrungen und Beispiele leiton liisst, mag or noch so oft gotiiuscht wordon. so hat er doch bereits Siitxo allgemeineren Inhalts gebildet. \volcho boi Wiedorkohr eines Eindrucks xum Motiv oinos hostimmton Erwartungs- urteils, welches nur untor gewissen Bedingungen ricbtig ist. und welches, entgegen dor roi'i associative!! Erwartung, in dor Anerkennung einer subjectivon Vorbinduiiir als oiner xugloich object! ven innerhalb dor Welt der Objecte bostoht. \Viihrend fiir das Tier die AVioderkohr der namliohon Succession a und 1) nur die Wirkung hat. dass bei einem spateron Ein- tntt von a verniiige dor psychophysischen Uebung die Sicherheit, nut dcr b auftritt. vormohrt wird. wird dieselbe, vielleicht noch so ephemere Succession fiir den primitiven Menscben die I rsaclio dor Bildung oinor Abhangigkeitsbeziehung: b ist vun a ahliiingig, wdcho beim Wied erauftreten von a ein Erwartungs- \.-ranlasst. Sobald dor Summationsproccss dor Be- wusstsoinsorscheinungen die Stiirko orroicht hat. wolcho. wie \\ undt sich ausdriickt, ein /usannnonfassen der vorausgegangenen .rlobmsse in cine rosultierondo (Jcsamtkraft ermogliciit, wird - Bewiisstseinsleben der Ilen-schaft der kurxlebigen Association, welcho nur cinx.'lnes init cinzelncm jiassiv verbindet, ontxogen 'iii'l_ die xuriickliogenden Erfalirungen worden niuunobr, und himii Ix-stcht die Solbstthiitigkeit des Subjects, als bleib'ender Massstab dor Vorgleichung an alle nouen Wahrnohmuniren Dies ist obon die Ursache, weshalb alloin dor 43 Mensch, auch der blosse Empiriker im Leibnizschen Wort- verstande, im eigentlichen Sinne Erfahrungen macht and eine Geschichte hat, wahrend, wie Leibniz richtig bemerkt, die Hirsche and Hasen der Gegenwart nicht schlauer sind als die der Vergangenheit. Durum ist es aber psychologisch durchaus unrichtig, wenn Leibnix behauptet, dass sich die Tie re nach Beispielen richten, weil diese Fahigkeit bereits Induction vor- aussetxen wiirde, welche, indem neue Inductionen die bisher gewonnenen Resultate toils beschranken, teils berichtigen, teils 01 -\veitern, oben daxu fiibren miisste, dass die Tiere der Jetztzeit nicht nur schlauer als die vor vielen Jahren lebenden wiiren, sondern class sie selbst in absehbarer Zeit dahin gelangten, alle die Errungenschaften, die der Mensch seiner hoheren Be- wusstseinsentwicklung verdankt, ebenfalls xu erlangen. Leibnix hat das Associationsprinxip ganx richtig xur Erklarung der tierischen Bewusstseinserscheinungen fiir ausreichend gehalten, aber xur vollstandigen, psychologischen Richtigstellung seiner Ansicht miissen wir hinxufiigen, dass durch Association nicht nur kerne noch so beschrankte Regel, sondern nicht einmal eine einfache Vergleichung entsteht. Wir nehmen an, dass der Frosch, wenn er den Storch allmtihlig fiirchten lernt und beim Herannahen desselben untertaucht, nicht durch Vergleich eines gesehenen Storches init friiheren gesehenen den ersteren unter den Begriff Storch subsumiert und x\veitens xwischen der Wahrnehmimg des Storchs und den Vorstellungen der Gefahr usw. ein Yerhaltnis der Abhaugigkeit statuieit. sondern dass die Wahrnehmung des von feme auftauchenden Storches sich rein mechanisch associiert mit gewissen Vorstellungen der Storung, x. B. des bewegten Wassers u. dgl., und dass auch noch so haufige Wiederholung \veiter nichts bewirkt als die Vervollkommnung dieser psychophysischen Reaction. Diese andert sich naturlich mit den Umstanden und dein Alter der Tiere, sodass man in gewissem Sinne von einer individuellen Lebenserfahrung derselben reden kann, aber doch nur in einem bildiichen Sinne. Die Handlungen des Tiers sind durch seine individuelle Lebenserfahrung in ganx anderem Sinne bestimmt als die des Menschen. Bei ersterein ert'olgt eine xweckmiissige Reaction auf einen aussei'on Eindruck automatisch infolge veranderter Associationsbedingungen, die Xatur selbst denkt gewissermassen fiir das Tier, beim Menschen werden die individuellen Leben serf ahrun gen xu ^lotiven iiberlegter Wahlhandlungen und begriindeter Ervvartimgsurteile. Z\var besteht auch bei ihin die individuelle Lebenserfahrung materiell in dem \veitverxweigten System der Associationen, aber im vollwichtigen Sinne reden wir erst dann von einem orfahrenen Manne, wenn der durch Association gebotene Stoff Inhalt ver- niinftiger Urteile wird. Xur wenn dor rnterschied von Asso- 44 elation und Urteil ! ) in Betracht gexogen wird, gewinnt der Be- griff ,,Erfahrung" in seiner Anwendung auf Tier und Menscli einen psychologiscli eindeutigen Sinn und dieser I'nterschied allein kann die Antwort auf die Frage geben, die Leibnix Aristoteles gegeniiber aufwirft: Illud (|tio(|iie in Aristotele desidero. (jiiod non explicat, cur animalibus, quae meinoriam habent, non etiani aequiratur experientia, i|iiam hominibus supra animalia tribuit (opp. ed. O. VII p. 472). Trotx der individuellen Lebenserfahrung der Tiere verbinden sich bei ihnen immer nur einxelne Erinnerungsbilder. Leibnix ahnt x\var den richtigon Sachverhalt, wenn er die tieriscbe Yerbindungsart der Vor- stdlimgen auf Verknupfung von Phantasiebildern beschriinkt \\ -issen will und sie als eine begriffslose (Opp. p. 237) bexoichnet. aberer verwechselt in seiner, weiteren Erorterungen die Allgemein- heit niit der Allgemeingiiltigkeit, welch' letxtere allerdings den inductivon Wahrheiten nicht vollstandig in dem Sinne ztikonimt, wie den matheniatischen, wahrend die Allgemeinheit, wie Leibnix nachtraglich selbst anerkennt, auch bei der Induction vorhanden 1st. Jener oben beschriebene associative Reactions- vurgang der Tiere findet natiirlich auch beim Menschen, iin ersten Lebensalter ausschliesslich, statt und die Umdeutung dieser rein mechanischen Associationen in Urteile, die Liebmann 2 ) bier vornimmt, ist durch nichts gerechtfertigt, vielmelir in hochstem Grade unwahrscheinlich. Auch beim alteren Menschen ist der Vorgang vielfacli derselben Art. Das bereit.s altere Kind sieht einen Apfel, damit vorbindet sich sofort durcli Association die Gesclimacksvorstellung desselben und die Be- wegungsvorstellung des Ergreifeiis, welche niotorisch wirkt, sodass das Object ergriffen wird, ohne dass Urteil und Wille, welclie das Krgreifen des 01>jects vielleicht sogar verhindert liaben wiirdon. an der Handlung beteiligt sind, welche vielmelir nur Endeffect eincs lilossen Reprod action svorgaiigs rein passivci' Natur is!. Von diesein Vorgang ist aber psychologiscli xu tivniK-ii ilic primitive Induction, durch welche sich der Menscii b-i seineni Handeln und rrteilen mittels Kegoln und Beispielen Icitrn liisst. Wcnn dor Mensch eine Succession bemerkt hat. s " bat el- den Trieb cine Hegel aufxustellen und auf (.frunii derselben den Kintritt einer Erscheinung xu erwarten. aUo sic untcr die KVgel xu subsumieren. So sind unsere alltii^liclicn Antici|)ationen der Ereignisse nicht rein associativ hervorgenifcn. -ond'-rn sie erfol^-n auf (Jrund dor Annahme der Bedingtheil finer \ Mivtclluni: durch eine andere, die freilich falsch sein kann. \Venn der Bauer bei Krscheinung eines xweiten Konieten wie.l,'f an Misswach> denkt. oder inn ein Beisjticl Leibnixens ;.ii gfl.rauchcn. wenn man erwartet. dass die Nacht auf den ) .'f. .l0'J): vielmebr will Leibniz bier nur den Satz des (rrundes angewendet wissen, welcber die gegebenen empiriscben Thatsachen zureicluMid verkniipft. So entstelien aus den tbatsachlicbeu Wabrbeiten, welcbe dio ') cf. \nm. li, Scitc "J; Koni^, in den Philos. Studien I p. 27.S. 46 Sinne und die Induction liefern, durch Anwendiing des apriorischen Causal princips die relativ notwendigen der em- pirischcn \Vissenschaften, welche ihrerseits zu absolut not- wendigen wiirden, wenn \vir idle Zusamraenhange sub specie aotornitatis iiberschauten. 1 ) Fiir Gott verschwindet der Unter- sehied der Wahrheiten untereinander ebenso wie der Unterschied der commensurablen und incommensurable!! Grossen nur fiir den endliehen Verstand Geltung besitxe (cf. 0|)p. p. 83 b). Dor Sat/ des Grundes wiirde dann in dem der Identitat und des Widersprtichs aufgehen, indeni \vir jedes Glied nicht nur als (Jlied eines causalen, sondern auch eines teleologisehen Zu- sammenhangs, wolchen sich Leibniz durch sein Stetigkeitsprinzip als einen xcitlosen inathematischen Process veranschaulichte, ') Sehaarschmidt bemerkt in. E. niit Roolit (Anin. 51! /.. rcbersetzg. d. N. E), daps die I'merscheidung der zufiilligen odcr thatsachliehen von den notwendigen Wahrheiten, die iti dor Form der ,,physischen" im Gegensatz zur ,,logisehen" Notwondigkoit auch in der Lehrc von der besten Welt, der Willensfreiheit, der Wundertheorie cine froilieh mehr practise!) als wissensehaftlicli bedeutsame Rollc spielt, bei Leibniz koineswegs un/weidetitig bestimmt ist. Dieser selbst hat es ja auch an Vormittlungsversuchen (cf. Opp. p. 379) niclit fehlen lassen, wiihrcnd andornorta (Monadol.) nur die notwendigen und thatsachlichen Wahrheiten einander gegenuberfrestellt wcrden. In Wirklichkeit wcrden die Repriffe ,,thatsachl!ch" und ,,not\vendiei I.eilini/ nur ,,He<>baclitiiiig der Sinne" ist (cf. Opp. p. 195 a niit :(!tG b), als auch die relativ notwendigen Wahrheiten, die durch Anwcndung des apriorischcn Causalpriucips gewonncn wenlen, bezeidmen, wiihrend andrerseits die ,,not- wendiuen" Wahrheiten sowohl die notwendigen Wahrheiten %(f.T i-j-0/ijl' als aucli jene relativ notwendigen umfassen. Man sieht, wie die Regriffe liier ineinander iibergreifen. Wir glauben durch die Auseinanderhaltung von drei Stufen den I.eilini/schen Intentionen am ehesten gerecht geworden zu sein. Er wollte bereits die Thatsaclieii der Wahrnohinung im weitesten Sinne, d. h. das Sensationscontinuum und die Assoeiationen der donkenden Rearbeitung derselben gegeniiberstellen (cf. Do inodci distiiiLjiKMid; phaenomena reaiia ab imaginariis <>pp. p. 44liff ; ,,Et la liason des pliennmeiies, qui garantit les verites de fait, a 1'egard des choses sensibles l:i>rs de nous, se verifio par le moyen des vorites de raison." Opp. p. H44). Da er aber clie inductive Verallgenieinerung als rein sinnlichen Vorgang auffasste, liat er dieselbo noch jener desamtheit der Vorbedingungen des Denkens in- corp-iriert und konnte so zu der Annahmc golangen, dass schon die Sinne ,,that- ^iifhliclie" o!er ..besondere" Wahrlioiten von einer gewissen Allgemeinheit lieferten, wiihrend die alisnlnte Allgemeinheit und damit die wirkliche Allgemeingultigkeit :i\\^ apri"iris"hon rrincipien stamme. Xach unserer Anscliauung hingegen tliut die rnvo!lst:iiidij_'keit des Inhalts der induotiv gowonnenen Wahrheiten der All- (.'omeingultigkeit keineii Eintrag, weil let/tere atif der psycholofjisch bedingten I'nrin des Denki us beruht (cf. Wundf, System p. lD:i ff, Sigwart; Logik II. 427 u. <'i), und in- iffi-n die I'"(irm stets den Inhalt umfasst, der joweilij: err<>icht.-' Sland der \vi.->r.|]>i-h::f!liclicii Erkcnntnir- fiir jedeu Denkondon bindend ist, bis weitere deiiki-iidi l'.<-arli"itnn^ Modif'cationon notig macht Fiir unsere Unterscheidwng vej ni'r HIM'!, hiiiuewie-cii aiif dif \Vnrte Opp. p. :tTS b : ,,.I'ai deja remarijiie qiie l;i \i'rite de. r-|in>e^ >. 1 1 - i 1 , 1, - se ju-tifie par leur liaison, <|iii depend ns'' coilstantes s-usibh- memes, lo,-> m.-ine <|iie les raisous ne paroissent pas" Hi.- \Vahrhejii-ii der I udiftion, ronseciitiones empiricae, auch bei Tieren). 47 erkennen. 1 ) Jener Satz des Grundes tritt aber bei Leibniz nicht als Resultat der psychologischen Elementart'unctionen des Denkens auf,-) vielmehr gehb'rt er, ebenso wie der Satz der Identita't und des Widerspruchs, zu den apriorischen Bestand- teilen der Erkenntnis, welche unmittelbar gegeben sind. 3 ) Eine psychologische Motivierung dieser Principien, welche zum Verstandnis des Verha'ltnisses von Association und Induction unorla'sslich ist, felilt jedoch. Die Annahme, dass das Causal- princip in abstracto angeboren sei, macht nicht im geringsten erkiarlich, warum es im concreten Falle vom primitiven Menschen, der von demselben als abstractem Princip gar nichts woiss, angewandt wird. Darum erkannte eben auch Leibniz nicht das Wesen der Induction, welche, weit entfernt bios dazu zu dienen, die a priori gewonnenen Schlussfolgerungen zu bestatigen und xu illustrieren, vielmehr, da sic selbst bereits logischer Natur ist, ganz selbstandig die empirischen Verallgeraeinerungen, die Ausnahmen zulassen konnen, in ausnahmslos giiltigo Causalgesetze iiberfuhrt. Das ist freilich ein miihsaraerer Weg zu notwendigen Wahrheiten zu gelangen, als derjenige, den der alte Rationalismus ertraumte, aber der einzig mogliche. Leibniz lost die logischen Nornien von der Erfahrung los. Alle Er- kenntnis, sowohl die rein apriorische, als die empirische ini engeren Sinno, beruht nacli ilnn auf apriorischen Principien, die vor aller Anschauung gegeben sind, init. deren methodischer Handhabung die consecutiones rationales und dainitdie specifisch menschliche Bewusstseinstliiitigkeit erst beginnen soil. Xeben dieser apriorischen Erkenntnisform aus jenon beiden grossen Principien der Identita't und des Widerspruchs und des Satzes vom Grande, den voritos primitives do raison, zu wolchen noch einige vrrites primitives de fait kommen, welche beide zusammen mit den v (''rites derivatives die demonstrative Er- kenntnis constituieren (cf. Opp. P- 212b, 338 s([(|.), steht nun die rein empirische Erkenntnis im weitcren Sinne, die In- duction, da. welche rein aus den Sinnen stammt und ohne jedes Yernunftprincip vor sich geht, 1 ) die consecutiones em- pijicae. Avelche uns mit den Tieren gemein sind, wobei Leibniz die associative Reproduction eines Erinnerungsbilds gleich- 48 hedoutond 1st mit ..Induction". 1 ) Leibnix vcrsuchte zwar die (Jogensatxe des Kationalismus and Kmpirismus zu iibeibriicken, alter thafsiiclilicli hat or doch seinen /week nicht erreicht, \vcil er dii 1 Denkgesotxe. inclusive des empirisch verwandten Sat/os vom (irundo. dor Anschauung von aussen aufgelegt sein lio^s. anstatt diesolben auf ihre allgeraeinste psychologische Hodintrunij; drr vergleichenden und bexiehenden Thatigkoir. \\elehe sich unter deni Kinfluss der Aussenwelt entwickelte, /it rediicieron. Wir sehen bei Leibnix die (irenxe xwischen Association und Denken ganx bedoutend nach oben verschoben, \vcil das Denken erst niit dem demon strati ven Krkenntnis bc- ginnt. \vahroml das vnrwissenschaftlicho Denken und die Natur- louik iles niethodisch uniresc-hulten Denkers gar nicht. beriick- siclitii:! \\erden. sondern niit den consecutiones empiricae der Tiere auf einer Stuie stehen. Der Naturmonsch liatte indes, inn da> obi-n p-nannte Heisjtiel Leil)nixens wieder ?A\ gebranchen, lanre vor der \vissenseliattliclien Begriindung der Astronomic 1 au> der xt-itlichen Succession von Tag und Xacht ein Ab- hangiirkeitsverhalinis gefolgert und dafiir auch allerhand barocke m v thologi sch e Krklarungen. die doch auch Causalerklarungen M'in wollen. fisonnt'ii. Leiltnix giebt x\\ar xu (Opp. p. 214 15). das> die lo-i-ischen Axiome aits Naturinstinct angewendet ut-rdi-n. aber nur in ..\er\vorrener" Weise (cf. ^pp. {). ^^Hb, \i. .'!!!> b; Mais c< i s impressions aussi servent plutot a donner tics ..instincts" et a fonder des ..observations d'exp6rience" 'I" a t'oiirnir de la matii'-re a la ..raison". si ce n'est en tant in ello smit accompagnees de perceptions distinctes etc). Ja ohwohl > p. :!!t:>b heisst: Les homines niemes n'agissent }>as autrt'inenr (sc. als die von einer Vorstellung xur andern (lurch Association fortschreitenden Tiere) dans les cas, ou ils sont enipiriijites x'uicment. Mais ils s'clevent au dessus des betes, ( 'ii tant oit'ils voicnt les liaisons des vcrites: les liaisons, dis-je, ijiti constituent i-ncon- elles-memes des verites necessaires et uni\erselles ,.('es liaisons sont menie necessaires, (juand elles ''' ]'rodui>fiit i|ii'uni' opinion, lorsqu' apivs une exacte recherche ' ;l pn'-valcncc orte (ju'il y a demonstration alors, non -' inn- d.-r, da-- I.i-il.ni/ -i.-h naeli cincr andon-n Qiiollo der Allpe- '*.;! iim-ah, w.ilirond Iliinit- auf dii-M-lln- iiborhanpt Vor/icht loistetc. . r.'lil.-r h.-idt-r i-t diTs.-ll.i-. nur wunlon h(>ilo Donk(>r .lurch /nr }::_< -liiiiiL' 'Ic-M-Ili.-n vcranlasst, Hume durch vorwio^.'iid r da- |.>v.-hi.l..^isclH- Fa.-tnni dor Association xinn Er- '. I.'-iluii/ diir.-h inchr frkcnntnistlioorotisclic, insoforn cr die :: i-t, waliri- Erkcnntni- /u li.-f.Tii, auf jenos psycho- I'-lnii'kt.-. Ma- isl nntiirlirh in der J-'igonart heidor Denkcr iii.hr I'-y -l,.,!,,^, |.-il,iii/ in. -In- spcculativcr Erkonntnis- 1)1.- -i- 'ik.-f. ..!' '"II -4-. -inii.il, d.-s ln'-tcs in- s.mt |..n.l. o i|ii'.-n inductions." Onno \on I., il.ni/ niit d.-r I'rin/.So|,lii... v. llaiin. ISTH, Hand III, p. 288. 49 pas de la verite de la chose, mais du parti quo la prudence veut qiTon premie" hat Leibniz in seinen spiiteren Schriften, wie der commentatio do anima brutorum, seine Identification von Association and Induction nicht aufgegeben. Am Schluss der soeben citierten Stelle giebt or eigentlich zu, dass begriindete Vorstellungsverbindungen auch dann obwalten. \\enn sich der Monsch nur empirisch verhalt. Aber freilich spricht Leibniz auch hier nicht voni ,,Bewusstseiir' innerer logischer Not- wendigkeit, dem sogenannten psychologischen Grund einer logischen Vorstellungsverbindung, sondern von dem objectiven logischen Grund einer Wahrheit, welcher deren Allgemein- irultigkeit bedingt, wie denn auch seine Definition des Urteiis als wahrscheinliche Ansicht oder Erkenntnis der IJrsache eine erkenntnistheoretische, keine psychologische ist, Aber nicht darin besteht der psychologische Unterschied dei 1 denkenden Vorstellungsverbindung von der Vorstellungsassociation dor Tiere, dass der objective Lnhalt der ersteren aus wissenschaftlichon Griinden fiir alle Denkende zwingende Kraft besitze, sondern darin, dass das Subject das Bewusstsein eines Grundes hat, weshalb es gerade bestimmte Vorstellungen in einem Urteil verkniipft. Dieses Bewusstsein ist aber ohne weiteres mit jedern Urteil gegeben, insofern dieses eben weiter nichts ist als eine Vorstellungsverbindung aus Zweckmotiven. So ent- steht das Gefiihl der logischen Xotwendigkeit zunachst als ein psychologisches Rosultat der Activitat des vergleichenden und beziehenden Bewusstseins, 1 ) welches wiederum ein psychologisches Katsel sein wiirdo, wenn nicht die Anerkemuing von Gleichheits-, Unterschieds- und Abhangigkeitsbeziehungen in dor Beschaffen- heit der objectiven Realitat, die sich in don Associationon widerspiegelt, wurzelte.-) Die fonnalen Denkgesetze sind dahor zugleich Erfahrungsgesetze und die Resultate des Donkons ge- winnen in dem Masse objective Giiltigkeit, als dio elementaren Functionen doi' Beziehung und A'ergleichung fortwahrend auf die Anschauungen angewandt werden. Auf dieseni AVoge wird der Grund eines Urteiis, der zunachst ein subjective! 1 , psychologischer ist, zu einem objectiven, d. h. fiir alle Denkende. welche ja alle deuselben Denkgesetzon unterworfen sind, giiltigen. Psychologisch muss aber letzterer aussor Betracht bleiben, da dio Psychologie, wio bereits zu Eingang betont, os nui 1 mit dem Denken als psychologischer Function, nicht soweit os zu- gleich ein Erkennen ist, zu thun hat. Alle Erkenntnis, aucli die Wahrnelnnungserkenntnis, ist jedoch ein Niederschlag der Donkthatigkeit. Die Sinne liefern uns in don Wahrnohmungen und Associationen nur den Stoff, niemals bereits ,,thatsachliche AVahi'heiten" und Siitze solbst von praesumptorischer Allgemein- ') cf. Jodl a. a. (). X, 83. -) cf. Wundt, Phys. Psych. II, p. 479. Hf.ffding, p. 21!). 50 licit, withrend umgekohrt jedes Trtoil Allgemcinheit onthalt, da seine Bostandteile nieinals Einzelvorstellungen, sondorn Bogriffe odor connotative Yorstellungon darstellen. Ferri, dor den sehr iiTetiihrenden alten (Jegensatx von seusibler und intolligibior Krkonntnis init dein niodcrnon (iogonsatx von Association und Donkcn identificiorcn \vill 1 ) hogeht sonaoh omen Fohler, wenn er sich hiortiir auf Leibniz heruft. \voil dieser jonen liogonsatz koiueswegs in strong psycliologischem Sinno aufgefasst hat. Sein Bogrit't' ..raisoir ist nicht das subjective Bow usstsoin logischer intramentaler Notwendigkeit. \\olcho allein als psychologisches Cliarakti-i-isticuin dcs Donkcns hcti-achtct word en kann, sondern dor Hoalboirritt' dor rrsacho in fiituickoltstor (Jestalt, welcher ulmo psyclmlu^isc'ho Dcdiuuion hlciltt. Diosor Irrtuin verleitet donn aucli Forri. ulnvuhl or soinr Cregeniiberstellung joner boidon Krkonntnisarten I'ioJitiu dnrch dio Ausdriicke, ,,sonti- inont dos i-a|ip>rts". d. h. Wahrnehniung doi 1 associativen, auto- inatiscli vnr sioh p'hondon Vorstollungsverbindung, wie or sie, Lcilmix. folirond. l>oi Tioron und Kindorn - letxteres freilich oin sohr unlx'stininitor Ho^ritt' statuiort und ,,iu^ement", d. h. vor-rloioliomk- und boxioliondo Operationen boi Activitiit dos Subjects illustriort. donnnch do- so dofinierten sensiblen Krkeuntnis die Hi!diin:Lr onipii'isclioi- (losotxo /uspricht, welche oist durcli dif intelligible xu Causalgosetzen oi'hoben wiirden, a!> "I) die IJildiini: eines empirischen (iosotxos. in dein docli die Reduction aut cin ( 'ausalgesetx wonigstens implicite als Postulat enthaltcn i>t.-'i olmo jono syntbt-tiscbon und analvtischen Functionon nii'iirlicb wiii-o und die Krbobuntr desselben xu eineni < 'ausalgssctx durob cine iranx andoro Function geschiihe und uicbt violinelii- \\citei- niohts bedoutoto als die Einreihung eines Zusaininenhangs in einon gros>ereii Complex von Zusaninien- bantreu. hides i regeliniissiiren Xusaninienliangs, \\eloho Saclie der Induction i>t. xu liet'cin. wie andreiseits kein ("rtoil. aiioh nicht das oin- fae|i>te un.'l e|einentar>ie. Ilild mil Hild vorkniipft, wie dio A^-^oiati'in. soiiilorn Ilild mil ~yi-lnpli'::i>i-hf I'r.'l.liMii di.-r vi-riliuikclt :il. ;iuf^eUHirl. I>a.s Korris I'.i-xri'i i!i-r A~-'M-i.it iu ii-il\vi-i>i' f<-lil"rh:if; i-t, iidii auHi diiraus lu'rvur, (lass or tan/ alltr-'iiii-iii \.'ii i-iin-r ,,as-iiciaii(in par iliftY-ri'iii'c" rcilct, wclclic in it. der :iri-l..t -li-i-h.-n r,,|]!rastas-..c'ialio!i, u.-l.-lic .ii- lliat-achli.-h lictraclitt-t nicht falscli i-t, U<-ini--v :- id'-nti-'-h -fin kann. hi'iin Coiui^^t und I'titcrsi'liiod sind schr w,.-..i,t!ii'h v.ni .-inand.T v.T-rhi.'dcii. I-'i'rri liai dici- ,,a<-nriatiuii jpar difft'-rcncc" vcn di-n I-'iiLM'iiid- rn iil)'Tiiiiiiini'-n, "lni> -[<], \K-\\\I-~I /u wiTdcn, dass dieso nur vi >!i i in- r ,-I.II-IM n n-dt'ii ki-iirili-n, wi-i! -ii- das 1-lrkrnnen von T'eb'-vin- -liiiiinuiiL' und I'liit-i'-i'lii'-dcn dnri'lian- auf A -~"cial inn rciliif-icron wollten, was l'i rri an llain -"L'ar -.'lad. -It hatii-. Wit- . X, Tin. I if. Si^wart, I.i.^'ik II, Mil. 51 wie vom Vorurteile, ebenso auch vom einfachsten, oberflachlichen Erwartungsurteil, das eine vorschnelle Verallgemeinerung ent- halt, aber durch weitere Erfahrung rectificiert wird. Leibniz hat, wie Locke die Vorurteile von ihrer associative!! Grundlage, so die Erwartungsurteile von den gewohnheitsmassigen Kr- wartungen durch Association nicht geschiedun, weil ihm das psychologische Wesen des Denkens noch nicht geniigend bekaunt war. So besteht zwischen den rein empirischen Gesetzen und Regeln, wie sie der praktische Denker sich bildet, beispielsweise der Bauer, oder der praktische Rechner, 1 ) den Leibniz anfiihrt und den umfassenden Causalgesetzen beziehentlich inatheinatischen Theoremen nur ein Unterschied des Grades, nicht der Art der Erkenntnis, geschweige derm das hier in psychologischem Sinne von ,,consecudones toto coelo diversae" die Rode sein konnte. Derm, es sei nochmals betont, wahrend die Association die Yorstellungen nnr auf Grund der Eigenschaften, die ihnen an- haften, verbindet, ohne dass das Subject dabei willkiirlich handelt, werden diese Eigenschaften auch fur den rohsten Empiriker der Aulass zur Bildung von Begriffen und Gesetzen, mogen dieselben auch noch so wenig umfassend sein. Das wissenschaftliche Yerfahren wendet dieselben Fahigkeiten der Yergleichung und Beziehung nur methodisch an, indem es all- mahlig die zufalligen Verhaltnisse von den constanten sondert, um so zunachst zu empirischen Gesetzen zu gelangen, und uni diese dann wieder a us imrner allgemeineren Gesetzen abzuleiten. Selbst beim einzelnen Wahrnehmungsact werden die synthetischen und analytischen Functionen des liochst entwickelten Bewusst- seins wirksam, was Ferri freilicli nicht verhindert hat, von Wahrnehmungserkenntnis auch bei den Tieren zu reden, denen er, sofern er aucii bei den Associationen synthetische Einheit der Wahrnehmung postuliert, jene synthetischen Functionen, die er ihnen vorher abgesprochen, wieder zuspricht, weshalb er dann, um den Gegensatz der beiden Erkenntnisarten doch auf- recht zu erhalten, dazu gelangt,-) ahnlich wie Locke, das Wesen der tierischen Yorstellungsthatigkeit im Fehlen des Abstractions- und Generalisationsvermogens zu erblicken, als ob die grijssere oder geringere Allgeraeinheit der Resultate jener Functionen jeneri Unterschied dann iiberliaupt noch gestattete. Kiclitii, r ist, dass Abstraction und Generalisation den Tieren fehlen, weil sie untahig sind zur Bildung connotativer Vorstellungen. Der Grund hierfiir liegt aber defer. Kr beruht auf der inanpel- haften Thadgkeit der \villkiirlichen Aufmerksamkeit, welche os nicht einmal zur klaren Auffassung des einzelnen Yorstellungs- bildes kommen liisst. Darum fehlt eben das. was wir synthetische Einheit der Wahrnehmung nonnen. Wahrend das Tier, obwohl ') cf. Schluss der Cominentatio d. an. brutor. '-') cf. Ferri a. a. O. p. 270. 52 dicsolho Aussenwelt auf dasselbc einwirkt und dioselhen Asso- ciationcn veranlasst, nionials dazu gelangt den dadurch gebotenen Bewusstseinsinbalt xu analysieren und die Teilo durcli Syntbeso xu verbinden. besitxt der Menscb von vornherein diese Tliatig- keit. die rrsaclie alles Forschens, das Kesultat einer entwickelteren psychophysischon Organisation. Leibnix ist bier eben nocb in dein ganz allgemeinen, erst durcb die Psychologic 1 ) und die Kntwickhingsgeschichte beseitigten Irrtuin befangen, in dem aucb Kant noeb befangen war. als er Verstand und Sinnlicbkeit als die beiden Erkenntnis<|uellen und deraentsprechend Form und Stoff als die beiden Factoren des entstehenden Products ein- ander gegeniiberstellte. olme niilier xu bestimmen, was diese Worte psychologisch denn eigentlicb bedeuten, und wenn er, anstatt die Functionen des Yerstandes auf die einfachen Tha'tig- keiten der Bexiehung und Vergleicbung als psychophysisches Enhvicklungsproduct xuriickxufiihren. cine Menge Specialgesetze desselben als aprioriscb angeboren-) sein Hess, die wir auf den xwar von aussen gegebenen, aber ungeordneten Eriabrungs- inlialt anwenden. wobei er dann freilich init der Casuistik sehr ins (jed range kani. Erst die moderne Psychologie bat durcb Analyse der Begriffe. init denen Kant operierte, das "NVertvolle der Kantschen Erkenntnistheorie fruchtbar gemacbt, indein sie dei'en e.xtreinen Subjectivismus auf das xuliissige Mass bescbrankte. Audi I^eibnix sab keine andere Moglichkeit, als den rrsjji'ung des Denkens duroli die subjectivistiscbe Annabine eines Angeborenseins der fertigen Begriffe und Er- kenntnisaxiome xu erklaren, nur dass er aucb den Stotf des Denkens. die gesamte Sinnlicbkeit, in die Selbstentwicklung der .Monade verleu'te. Und obwobl er (liesell)e psychulogisch als eine niedere Entwicklungsstnfe des Denkens auffasste. so bleibt es aber niebtsdestoweniger Tbatsache. dass aucb er. wie alli-i' Apriorisnius. :: } das Denken von dej- Aus>enwelt und Sinn- liclikfit lovlTistc und isolierte, wenn er die Inductionen xu einer ..es))i''C'(- de cntistMMitioiis. ijiii imite le raisonnenient" degradiert und rnit der Asxiciation xusamnienwirft. wiihrend die eigent- liebe Erkenntnis dann psyeliologiscb sn/usapMi in der Luft sebwebr. Dt'i 1 seln- riditin'c Ausspi'ucb. da>> ilie Assooiationen, die sieh unter Einwirkung dt-r Aufiiwt'lt iin ti i riscben Be- \\'us>t>eiu Itildt'ii. ilt-n verstandesmiissigen Verkiiiipfungen einer entwiekelten Iiite.lli^'iix so iibd'aiis iilun-ln. fiibiic Leibnix nocb nicht xu dem ( icdaiiki'ii. dass die Verbindungen, die unser Denken xwi. cin-clil. drt.-. -( ,,I>ns A)iri"fi tici Kant ini^t ntark ilon Cliaraktcr nincr nngehorenen <;fist<-.lMT.c-li:iffMili'it" Kulpc, Crclriss. d. 1'lillns. p. :u. cf. audi Siywart II, |p. -"-', r.-tvrwr._--II'-i!i/' 1111 |p. 1-'., S. Anflr. ) {. ilarni^ a. a. < >. \> '2~* f. 53 Analyse der Beziehungen, die uns die bereits geordnete Aussen- welt als ihrem Reflex liefert, zu stande koramen and dass der Mensch die Fiihigkeit des Denkens nur seiner entwickelteren psychophysischen Organisation verdankt, vielmehr gilt ilnn das Denken als das Urbild aller psycliischen Thatigkeit, (lessen Uebereinstimmung mit der Aussenwelt bei der Unmoglichkeit aller Wechselwirkung nur die praestabilierte Harmonic aller Monaden erkliiren kann. Leibniz tritt /war der norainalistischen Tenden/ Lockes entgegen mit dem Satze: Nous pouvons done dire que tout ce que nous distinguons on comparaisons avec verite, la nature le distingue ou le fait convenir aussi (cf. Opp. p. 313 b), aber diese Aussenwelt kann ja nach Leibniz das Denken nicbt hervorbringen, sondern Gott hat diesen Paralle- lismus von Denken und Sein bergestellt (cf. Opp ed. G. YII, p. 203 sqq). Locke hat erkannt, dass die Erkenntnisaxiome nur die logische Formel einer psycliischen Tliiitigkeit, zu der die Wahrnehmungen auffordern, darstellen, wenn er sagt, dass das Kind viel eher erkennt, dass die Ruthe nicht der Zucker sei, als das zugehorige logische Axiom. Der Associations- mechanismus sorgt zur Geniige clafur, dass beim Zeigen der Ruthe nicht die Vorstellung des Zuckers mit dem entsprechenden Gefiihlston auftritt. Tritt dann spiiter zu der, wenn man so sagen darf, associativen Yergleichung die active vergleichende Thatigkeit hinzu, so ist auch der Sat/ der Identitat und des Widerspruchs da, den die Logik nur zu formulieren braucht. Die Yerhiiltnisse sind aber, wie oben ausgefiihrt, bereits in den Associationen und der AVelt der Objecte gegeben. Leibniz verwandelt diese ,,histoire de nos docouvertes, qui est differente en difforens homines" in seine Fiction der Jiaison et 1'ordre naturel des verites, qui est toujours le mcme'' (cf. Opp. p. 3(52 b). In einer AYelt, in der die Leibnizsche .,metaphysisclie Erdichtung" moglich wiire, dass sich namlich der Zucker auf nnmerkliche Weise in cine Kuthe verwandle, wie Wasser in Wein, wiire wo hi schuerlich das Denken iiberliaupt entstanden. und ange- borene Denkgesetze wa'ren dann auch nur eine Illusion, aber die schlimmste von alien Illusionen; denn wenn die logischen Normen nicht aus der Erfahrung stammen, so wiire sell)st ihre durch gottliche Praestabilierung vermittelte Congruenz mit der- selben ftir uns wertlos. Leibniz hat mit seiner Basierung der Philosophie auf den Gottesbegriff der orsteren nicht die Dienste geleistet, die er ohnehin hiitte leisten konnen. Durch diese seine schwache Seite wurde er Yater der Philosophie ad maiorem dei gloriam, der speculativen Theologio, durch seine tieferen Gedanken der Yater der deutschen Aufklarung und Vorlaufer der Kantischen Philosophie, die Leibnizens dogmatische Ge- bundenheit abstreifte. Sofern bei Kant das apriori noch den Charakter einer angeborenen Geistesbeschaffenheit triigt, nithert 54 er sicli Leibniz. Aber Kant lehnte es ausdriicklich ab, 1 ) zu erforschen, ,,\vio Erf ah rung entsteht; u die Psychologie leistete spiiter diese Aufgahe, sie kniipfte das Denken an seine Natur- grundlage, die Associationen, an, und die entwicklungsgeschicht- liche Psychologie machte jene Lockesche histoire de nos decouvertes vollends xur Thatsache. Leibniz inusste trotz aller Analogien infolge seiner metaphysischen Grundanschauungen dieser Tendenz feme stehen. Einzelne Analogien, mogen die- selben noch so zahlreich sein. geniigen keineswegs, Leibniz zuin vollstiindigen Einpiriker zu stempeln; die innere Grund- tendenz seiner Philosophic ist nocli durchaus rationalistisch und ontologisch und daher ist aucli sein Gegensatz zu Locke, mag er auch niclit so schroff zu Tage treten, tief in den Grund- anschauungen beider Denker begrundet. Um nur eine jener empirischen Analogien herauszugreifen, so hat bei Leibniz das Stetigkeiteprincip keineswegs die Venvertung gef unden, welche es in der modernen entwicklungsgeschichtlichen Psychologie gefunden hat. Obwohl er bestiindig die Aehnlichkeit des mensch- lichen und tierischen Seelenlebens eifrig gegen cartesianisclie Ansichten verteidigt, hat er doch nie den Gedanken Darwins, dessen Principien die Psychologie aus ihrer Beschranktheit auf das Individuum heraussetzten und ihr eine viel weitere Perspective eroffneten,-) gehabt. das erstere aus deni letzteren hervorgehen zu lassen, obwohl dieser Gedanke seinen Anscliauungen, in gewissem Sinne, relativ nahe lag und thatsachlich auch in ge- wissen Widerspriichen seiner biologischen Ansichten und Specu- lati'>nen iil)er Cnsterblichkeit 8 ) zu Tage tritt. Indes sind seine Anschauungen iiber diesen Punkt wesentlich durch seine reli- giosen Ansichten bedingt, indem er sich den Uebergang voni psychisehfii Lel>en des Tiers zu dem des Menschen im Wider- sjtrui-h mit seiner hochstens den Deismus 4 ) zulassenden Meta- physik nui- durch einen nachtraglichen Eingriff Gottes, eine Art umleiu-nder Schtipfung.-" 1 ) vnrstellen kanu. ganz analog der aristotelischen Auffassungsweise, die dem rofv cine iihnliche scjKU'iirc Stollung anweisst, welche Harms. 1 '') der den bei Aristoteles nun eimnal nicht wegzuleugnenden "\Viderspruch zwischen Inima- nenz und Transcendeuz. der iibrigens auch bei Leibniz vorhanden ist. 7 ) unberiicksichtigt liisst, wohl kaum in iiberzeugender Weise ! ) Cf. I'rnl, S i-1 ;i. .-f. Wuii.lt, I'hy-.. I'syrh I |>. VII. M. ii. Ts. )>. tin. Mit Uerlit crkcnncn Mi'ifM'mt (:i .1. O. |>. HI.'I) iiini I-'crri (p. 2'J4 u. i'i.) lic /wcifdlne ycniale, wenn :ni< h vji-lli-ir-lit in ilcr An>fiiliriin^ r :infi-clitl);irc Cuiiocjitinn Sjicnoers an, die |)>yc!ii-<'iif Kviilutjiin :ui . :n Funetionen aus den niederen und wir haben oben zur (.j entire auf derartige Beziehungen hingewiesen -- aber wenn Kirchner, 1 ) der iibrigens das Verhaltnis von Association und Denken bei Leibniz gar nicht beriihrt, derartige Analogien in Leibniz auf psychologischen Gebiet geradezn einen Vorganger Dai'wins erblioken lassen, und wenn Volkraann 2 ) in der GegQnubersteilung des klaren und dunkeln ,,Erkennens u die Wahrung des rein psychologischeii Standpunkts riihmt, so iniissen wir, grade was das Verhiiitnis der Association zu den intellectuelJen Processen betriffr. diese Behauptungen doch wohl als wenig aufkliirend abldinen. Strumpell giebt a. a. 0. eine sehr klare Darstellung des Sach- verhalts in Bezug auf das Yerhaltnis von Association und Denken bei Leibniz, ohne auf eine Kritik dessellten, die er. da er nur eine Darstellung der ,,Grundgedanken u der Leibnizschen Philosophie geben will, auch nicht beabsichtigt, na'her eiuzu- gehen. Bei Ferri finden wir eine solclie Kritik, aber er so- wohl, wie Liebmann,-"') der gieichfalls zu diesem Punkt bei Leibniz eine bestimmte Stellung einninimt. beriicksichtigen viel zn wenig die erkenntnistheoretischen Motive, die in Leibuizens Gegeniiberstellung von Association und Denken obwalten und welche es zu einer einwandfreien ps} r chologischen Fixierung jenes Yerhaltnisses nicht konmien liessen. Leibniz \vollte durc-li- aus, trotz seines Stetigkeitsprincips, deni M(Mischen ein ganz specifisches Vermogen, die sogenannte Vernunft, \indicieren, welche bei ihm aber jiicht eine lebendige psychische Function formaler Xatur, sondern eine Sunime fei'tiger Inhalte, d(M - an- geborenen Wahrheiten, repriisentiert. Beide heben aber niit Recht liervor, dass Leibniz es war, der auf diese Weise einen der vielen wertvollen (iedanken des Aristoteles erneuei'te. in- dem er die Association zuni Characteristicuni der tierisclien Bewusstseinsthatigkeit erhob. Abei 1 wenugleich wir aiKM'kenuen mussten, dass die (irundziige moderner genetisi-.lier I'syoholugie bei Leibniz angedeutet sind, so ist er docb audrei'seits noch sehr im logischen Intellectualismus befaugeii und der Srhritt ') a. a. O. p. VII u. o. -) Volkmann a. a. O. II p. 225 i'f. Ainu. 3 ) cf. Liebmann a. a. O. p. 504. 56 xu oilier \\irklieh empirischen. entwicklungsgeschichtlichen Be- trachtimesweise ininior noeh ein x.ieinlich weiter. - Soweit dor (iegeiisatx von Association und Denken inner- halh der von Loihnix aiiirenomnionen psychisclien Entwicklungs- stuten xnin Ausdruck kommt. konnon wir unsoro Betrachtungen in aller Kiirx.e dahin ziisanimcnfassen, dass Leibniz li die associati\e Yorstelhmgsvorbindung als das Wesen des tierischen Seolonlohons ausmachond richtig orkannt liat, da-- or alter L'l -oliald or aut die Hollo xu sprechon kommt. die diese Kr.-ehoinung im monschliehon Seolenlohen spielt, unter dem Kintluss erkenntnistheoretischer Motive die hisher richtig charakterisiorto Association niclit von dem aus Induction ge- wonnenen 1'ifeile trennt. in iihnlichor Woise wie Hume, wie donn iiherhaupt diese Vorwecb. der Stutent'olge der Monaden, g'-naii iihoroinstinimten. Loihnix hoabsichtigte ja nicht im ent- t'f rntf-ten ein gf-chlo--enc- System der P-vchologie aufxustellen, \ifhnohr fielcn -cine psychologisclien Anschauungen in Vor- t.-l-inii; -eiiji-r motapliysischon Speculation geuissermasson a!s < if dankf !!-|i. : ine ah. Diose /usammenliaiiglosigkeit seiner psycho- n An-cliaiiungon ltedini:t os, dass die Leihnixschen henerkianingon, dii- wir hfiite unter den Associations- snhsiuiiieren wiinlfii. xiemlich isoliert nobon oinander o er-cheinl dor (iegtMisatx \on Association und Denken enntnistlieorotischen (iostalt, die abi r auch in einer vorzugsweise da-.- Leihnix hierboi einen Anwondung gehraclit hatto. - di" associative N'orstol I ungs- ni keinem Selbstthiitigkeits- iihei Leihnix dieses Merkmal der rehalten hat. Trotxdem wai liir Leihnix 'a--i\ital fin llaiiptchai'akteristicum der Association, ob- i ilas-e|he in -finon Kri'irterungen iiher die consecutions |c- peiveptioi--. .jnj inuteni |e rai-on lie inent. ni rgends horvorheht. 57 eben weil er hier mehr Erkenntnistheoretiker ist als Psycholog. Aber an anderer Stelle, 1 ) wo vom Verhiiltnis des tierischen zum menschlichen Seelenleben die Rede ist, ist Leibniz mit Locke darin einverstanden, dass die Passivitiit oder fehlende Spontaneitiit der ..action", welche das AA r esen des Denkens aus- macht. den Tieren wesentlich ist. Darum werden wir nicht ohne Berechtigung annehmen konnen, dass die Identificierung des Gegensatzes von Association und Denken mit dem der unwillkiirlichen passiven und willkiirlichen oder spontanen Vor- stellungsverbindung bereits im Leibnizschen Sinne ist, obwohl dieses psychologisch einzig und allein richtige Verhiiltnis von ilim wenig betont wurde und mit dem oben besprochenen er- kenntnistheoretischen Gegensatz nicht in directer Verbindung steht. Dazu kommt noch, dass Leibniz in lieschreibung der passiven Seite des menschlichen Seelenlebens sich Erklarungen bedient, welche den empirischen Associationsphanomen ent- uommen zu sein scheinen. obwohl er sich hierbei nicht des Ausdrucks ..association", den er iiberhaupt nur im engsten An- schluss an Locke gebraucht und der iiberhaupt erst nach Hume mehr in Aufnahme kam, bedient. Leibniz unterscheidet be- kanntlich die passive und active Seite des menschlichen Seelen- lebens als ,,pensoes involontaires" und ,,pensees volontaires,"-) und er wurde namentlich (lurch die Einwiirfe des Paters Lami veranlasst, sich iiber diesen Gegensatz naher auszusprechen, doch spielt er auch in anderen Schriften Leibnizens eine Rolle, welche dessen ongen Anschluss an die Empirie beweisst. Die pensees involontaires. fiir die Leibniz zwei Entstehungs- griinde :! ) annimmt, niimlich erstens die Einwirkung der ausseren Objecte auf die Sinnesorgane, also die sinnlichen Wahrnehmungen, zweitens die Associationen, die (lurch einen Sinneseindruck veranlasst werden, indem die von friiheren Perceptionen zuriick- gebliebenen Dispositionen unter dem Einfluss neuer Eindriicke wieder actuell werden (cf. ('pp. p. 'Jo;') a), gehen nach wirkenden Ursachen vor sich. 1 ) wiihrend dieOrdnung der pensees volontaires nach Zweckursachen :> ) vor sich geht. Sehen wir davun ah, dass die Gegenuberstellung von Zweckursachen und wirkendon Ur- sachen, sofern damit ein realer ITnterschied bezeichnet werden soil, keine wissenscliat'tliche Existenzberechtigung hat, so ist klar, dass Leibniz unter den pensees involontaires alle die psychischen Processe verstandon hat, die ohne Mitwirkung des ') cf. Opp. p. 2Mu, ii511>; Staude a. a. o. p. It!). -) cf. Opp. p. 4:>,S1>. Op]), cd. G. IV [). r.7!UT. I)ics<-r n Gegensatz entspricht yanz der Zwoitoilunt; der disoiii'sns uientalis cogitationuin irreyularis" und ,,re^nlata" l>ci Ilolibes (cf. l-'crri ') cf. Opp. p. 2")P, a. 4 ) cf. Opp. i>. 4.VJa. Opp. <:d. G. IV p. .58:;. ') ,,1,'ordre dcs percej)tioiis volontaires, (|iii cst cclni dcs cause: est conforme a la nature de la volontu". Opp, ed. G. IV p. jfSO. 58 wollenden Subjects zustandekommen, also die Wahrnehmungen and Associationen, oder wie Jodl sich ausdruckt, alle primiiren and secundaren Bewusstseinsphanomene. Zu den pensees involontaires gehoren z. B. eino Schmerzempfindung, ferner die in hohem Masse von der blossen Association belierrschten Vorstellungsverbindungen eines Betrunkenen oder Wahnsinnigen, dieTraumassociationen, die Associationen, die sich auch ttnWachen geltend inachen bei mogliehst passiver Aufmerksarakeit (cf. St. Anni.2 S. 57 ). Ueber das Vorhaltnis der pensees involontaires zu den volontaires spricht sich Leibniz besonders klar an der oben citierten Stelle in den N. E. aus. Ks heisst dort: ,,11 nous vient des pensees involontaires en partie de deliors par les objets <|iii frappent nos sens et en partie an dedans a cause des impressions (souvent insensibles), (|iii restent des perceptions pree6dentes, qui continuent leur action et qui se melent avec ce qui vient de nouveau. Nous sommes passifs a cet egard, et memo quand on veille, des images (sous lesquelles je com- prens non seulement les representations des figures, mais encore celles des sons et d'autres qualites sensibles) nos viennent comme dans les songes. sans etre appelees. La langue Allemande les nomine fliegende Gedanken, comme qui diroit des pensees volantes, qui ne sont pas en notre pouvoir, et ou il y a quelquo fois bien des absurditos 1 ) C'est comme dans une laterne magique Mais notre esprit, s'appercevant de quelqu' image, qui lui revient, pent dire: halte-la, et 1'arreter pour ainsi dire. De plus 1'esprit enti'e, comme bon lui semble, dans certaines progressions des pensees, qui le menent a d'autres. Mais cela s'entend, (jiiand les impressions internes ou externes ne prevalent point. II est vrai, qu'en cela les homines different fort, taut suivant leur temperament, ijiii suivant 1'exercice, qu'ils out fait do leur empire, de sorte (jue Tun pent surmonter des impressions, oil 1'autre se laisse alleiv 1 Leilniix hat liier die thatsachlichen Vorgange in unserem Bewusstseinsleben bereits richtig erkannt. Es ist niclit unser Willf. der ini eigentlichen Sinne Vorstellungen erxeugt und hervorruft so betont Leibniz auch an anderer Stelle 2 ) soiidern die Vorstellungen bilden und reproducieren sich nach den ihnen selbst innewohnenden Eigenschaften und (Jesetzen, und die Seele ist jedesmal dann thiitig. \venn sie von der Ge- samtheit ihrer inneren und ausseren Ursachen determiniert winlM Leibniz vergleidu die Seele auch mit einem geistigen : ) I.i'ilini/ vcrwt-iiijot dicsc F.rscheinun^en sinyuliirer Art nntiirlicli nur zur Hxi/m|ilifir:itiaree'jiie nous le voiiluns, cllc^ -. f'irin'iit . nous, imn pas en cnnsei|Uunco de notre volonte, inais suivant notn- natun.- i't cclk- des uljoscs". O[>p. p. G19bC20a). s ) cf. Ojip. p. Gil u. 59 Automaton, und obwohl er diesen Vergleich gebraucht urn die Gesetzmassigkeit des Seelenlebens durch eine gottliche Vorher- bildung zu illustrieren 1 ) und obwohl er die Begriffe impression, petite perception, trace nicht nur in dem empirisch allein ver- wertbaren Sinne von ehemals bewussten Wahrnehmnngen und davon herrtihrenden Dispositionen, sondern auch im Sinne eines nie bewusst gewordenen und vielleicht niemals bewusst werdenden angeborenen Inhalts, 2 ) womit er die Grenzen dor Empirie iiber- schreitet, gebraucht, so konnen wir hier umso mehr den engen Anschluss Leibnizens an die Empirie betonen, als es dieser ja allein war, der Leibnizens psychologischen Anschauungen einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der empirischen Psychologie erwarb. Der unwillkiirliche Vorstellungsverlauf wird also nach Leibniz bestimmt einmal durch die sinnlichen Wahrnehmungen und die von friiheren Wahrnehmungen zuriickgebliebenen Spuren oder Erinnerungsbilder, welche, wie er sich ausdriickt, mit den gegebenen sinnlichen Wahrnehmungen sich vermischen. Was wird hier anders beschrieben als die durch Association bestimmte Wechselwirkung der primiiren und secundiiren Be- wusstseinsphanomene und dieser wieder untereinander? Leibniz stellte sich, ganz analog unserer heutigen Anschauungsweise, alle Reproductionsthatigkeit, ja wir konnen in gewissem Sinne sagen, alle seelische Thatigkeit iiberhaupt, als abhangig von zwei Factoren vor, erstens dem sinnlichen Bind ruck, welcher richtunggebend wirkt, wobei, wie wir oben sahen, die Stiirke desselben und die ehemalige Hiiufigkeit des Auftretens in Be- tracht kommt, zweitens von der Beschaffenheit des aufnehmenden Bewusstseins, d. h. fiir die Reproduction die bereitliegenden Dispositionen. Der Leibnizsche Begriff der petites perceptions entspricht in diesem Zusammenhange, wie bereits bemerkt, unserem Begriff der psychophysischen Disposition oder des Erinnerungsbildes. 3 ) Er paraphrasiert diesen Begriff auch (lurch andere Ausdriicke wie impression, image, idees bz. perceptions confuses, 4 ) pensees en genera I e entgegen den pensees notables 5 ), phantomes, 5 ) alles Ausdriicke, um (lie Nachdauer actueller sinn- licher Eindriicke zu bezeichnen. Fiir Leibniz musste aber das latente und actuelle Psychische zusammenfliessen, weil er ja jenes nicht eigentlioh als un bewusst, sondern als ein verringertes Bewusstsein ansali, daher dann auch ein zwar actuelles, aber ') Opp. i>. 620 a. '') cf. Opp. p. 209 a; l">2b, wo nicht nur von traces de tout cequilui (der Substanz) cst arrivC-, sondern auch de tout co nui lui arrivera die Rede ist, dalier Leibniz auch ganz wortlich von eineni pressentiinent de nos pensees (p. liitih) redet. :: ) Leibniz hat demnach durchausden Begriff der Association mid Reproduction an seine petites perceptions angekniipft. 4 ) cf. Opp. p. 399 a sub fine. >) cf. Opp. p. 226 b. G ) cf. Opp. p. 208 a. 60 im Yergleicb xum boebsten Bewusstseinsleben, dem reflectierenden Denken. wenigcr klaros. wenigor tbatiges Bewusstsein aiu'b ..verringortes Hew nsstsein" oiler petite perception beissen kann. \Vie uben bomerkt. betraebtot Leibnix die dnrcb Association verbtmdenen actnellen Vorstoll un^en als beroits vorbor in der Seele verbnnden. \veil ja diosor ibre K\ olntion von Anfang an vorgescbrieben ist. Die potitos perceptions, die xn ong mit- einander verbimden sind. als dass sie von uns walirgenonimen \verden konnton, stellen empiriscb ge\\ issermasson das eompli- cierte Mascbennet/. aller nioglicbon Assoe.iationen dar, das bei Leibnix der Seele von An fang an mitgogoben ist. Dnrcb einen anssoren Kindruck wird nun oine dorartigo latente angeboreno Yorstellnngsverbindnng xu einer actncllen Association, um sodann wieder in das Stadium der Latonx /.nriickxukoliren. d. b. sie l>e-tand erst als Verbindung von petites perceptions, dann als actuelle Vorstellungsverbindung, dann wioderinn als Vorbindnng von petites perceptions odor als psyebopb vise.be Disposition, welcbe nun 'oei gooignetom associative)! Impnls odor ..occasion" wie es Leibnix nennt \viedei' actuoll worden kann. Jones xweite Stadium box.eiclihot sonacb (-in dnrcb den iinssorn Eindruck bewirktes Auf'tandien einer bestimmten oinxolnen Verbindung aus jenem angeborenon Associationssystem dor potitos perceptions, wolelic ja die < iesamtboit allor spiiter actuell \\erdendenVor- stolhmgon repriisentieren. Jenes or-te Stadium konnen wir fiir die empiriscbe Krkliirnng unboriioksicbtigt lassen. sagt ja Loit)nix solbst do< lUteren, dass wir trotx dos Angeborenseins aller Inbalte die einmal angtMiommene Ansdrucksu oiso. vorm")ge deren die Seele die Wabrnelimnngen von anssen omptangt, nicbt /.n iindei'ii braucbton 1 ) nnd bodient or sicb docb selbst fort- \\iihrend dieserAiisdrncksweise in seinen empiriscben Krklarungen unter Hi'iseiteset/.ung de> Wnnders der Praestabilierung. i'nter die-em < iosicbtspnnkt der Hetraolitnng -cbeint es nnxwoitol- batt. da-- Leibnix iilierall. \vo er den conconi's de petites por- c('pt!"ii- nnd os goseliicbt dies in sobr roicbom Masse - al- Lrkliirnngsbogrifl vei-weitet, an die einpiri>dien Associations- orscbeinnngen ^edacbt bat. \\enn aiicb der Hegritt' dor petitos pr-i'ceptions wedej- ein rein ompirisobor i-t. nocb aiicb, wo or empiii-cii ^ebraticbl \\ird. dies in empiri-eb oindentigom Sinno ire-cliidir. Die As-ociation be^innt eben. sobald von einer l'''rce[itin em Nacbliall. mi cert.-iin ecbo. xuriiokhleibt, d. b. snbidd die I 'erceptioii. -ei es ancii in nocb so verriiiffortGni Hewn-stsein-^rade. al-o al- petite peiception oder Disposition wie cs bei den Tiel'i'll del' F;dl l.-t. Ill del' Tnat I'l-diieii-rt Lejbnix die ( ie\v.,lndii'iteii. Aft'ecte nnd Trielie, di" er im An-cbln-- an Lm-ke aiif die association d'ideos xnriiok- flibrte. aii'ler\v;i|-t- an! seine petite- perception.-, die er als 61 Ursache aller actions indeliberees 1 ) ansieht. Allos was nicht dem Denken angehort 2 ) betrachtet er auf dieso Weise als Wechsel- wirkung der Eindrucke mit von friiberen Emdriicken berriibr- onden Dispositionen. Naraentlich die Gofiiblo und Stimmungen, die mit der Association in selir engen Zusammenhang stoben, sind es, die Leibniz aus jenem concours de petites perceptions, deren jedo nacli Leibnix lust- oder imltistbetont ist M ), ableitet, ferner mancbe triebartige Handlungen, wie wenn man sicb x. B. am Ende einer Allee vorzugsweise auf die recbto Soite an- statt auf die linke Seite wende. Leibnix fiibrt dies darauf xu- riick, dass mit der durcb den sinnlicben Eindruck gegebenen Situation gewisse organische Empfmdungen odor Bewegungs- vorstellungen associiert sind, welcbe es bequemor erscheinen lassen, grade diese Wen dung xu ergreifen. Car le parti, quo nous prenons, vient de ces determinations insensibles, melees des actions des objets et de 1'intorienr du corps, qui nous fait trouver plus a notre aise dans Tune quo dans 1'autre maniere de nous remuer -- Opp. p. 248b.) Die an diese Empfindungen gebundenen Gefiible. die inclinations oder kleinen Strebungen, sind es eigentlicb, die dabei ausscblaggebend wirken. Leibnix sagt sebr ricbtig, dass jene Reactionen anfangs vielfach nur unvollkommen xweckmassig erfolgen, indem er sie mit dem gradlinigen Fall eines Steins vergleicht. ') Erst die Erfahrung stiftet eine i'este Association xwiscben den einxeinen Elementen der Willensbandlung. ,,I3ie Association von Gefiiblen und Wollungen mit Vorstellungen \vird eins der \viclitigsten Hiilfs- mittel der Bewiisstseinsentvvicklung. Darauf berubt die Moglich- keit, durcb mannigfacb abgestufto und abgewogene Erinner- ungen oder durcb Gedanken in seinem Handeln bestimmt xu werden. >>:> ) Leibnix hebt diese Bedeutung der (iewobnbeit allent- balben bervor. Wie er bemerkt batte, dass die Associationen bei den Tieren eine iibnlicbe Wii'kung baben wie die V'eriuinft, so bebt er aucb bervor. dass die Vernunft umgekebrt wieder associationsartig \verden ki'mne, ja dass scbliesslicb das ver- niinftige und moraliscbe Ifandeln ebenso leicbt und mecbaniscb voi 1 sicb geben konno. als der (Jang des Trunkenbolds ins or- Wirtsbaus. (cf. Opp. p. 260a). Sind so die willkiii'licben \ stellungsverbindungen und Willensbandlungen niei'baniscb geworden, so tritt an ilire Stelle die Associiuion von ..images faibles" oder selbst ,,pensees soui'des". d. b. Worten oder anderen Yorstellungsxeicben. (i ) ] ) cf. Opp. p. 225 a, 251 a. Striimpell a. a. O. -') cf. Opp. p. :)!)!) 1). ") of. Opp. p. 24(ib. 4 ) of. Opp. p. 25!ta. ") of. Jodl a. a. O. VIII, S'J. ' ; > cf. Opp. p. 25!) a. Insofern nun die Tbiitigkeit der Seele durch jene Factoren dor impressions internes, wclche sich mit don impressions ex- tornes vermisohen. bestimmt ist. sagt Leibnix, ist sie rein passiv. (I. h. positiv ausgedriickt, nur die Association lierrscht. Leibnix hatte aher auch, wio aus dem Vorstehenden ersichtlich geworden sein \vird, den Factor boriicksichtigt, welchen \vir als die eigent- licbe Ursacbe 1 ) dieser odor jener concreten Association anseben und vermittels dessen dieselhe nicbt bloss als eine ausserliche Reproduction disparater Vorstellungen. sondorn als eino Aeusser- ungsweiso der Soele soll)st als einbeitlicber Totalitat erscbeint, ebon die (Jet'iihlo. die ..inclinations" die Leibnix allerdings in intellectualistiscber Weise nicbt scbart' von den Vorstellungen trennt.-i Abor mit Kecbt bexeichnet or dieselben als die eigent- licben ..causes internes" 15 ) des Vorstcllungsverlaufs. Hatte sicb bereits liierin die Beteiligung des (ianxen an jedem einxelnen \'erlauf psyohischer Erscheinungen kund- gegehen. so tritt nun der \\iihlendo Wille auf der bochsten Stufe der psycbiseben Entwicklung als Ursacbe des Vorstellungs- verlaufs binxu. I'liser (Joist kann, so sagt Leibnix, 1 ) eins von den durch Association dargebotenen Bildern festbalten und naeh bostimmten Zwockmotiven neue damit verkniipfen, or ist also der \\illkiirlicben Aufmerksamkeit fa' big, wUhrend die Auf- merksamkeit des Tiers, (lessen perceptio ja aucb cum attentions et memoria verl>unden ist. nur passiv (lurch einen hervor- stechenden Kindruck eri'egt \vird. :> ) Tnd je intensive!' der Wille sich i;cltend mac.ht. umso mehr \\ird der Vorstellungs- verlaut dT 1'assivitat und dem mechaniscben Wirken der Association (causes efficientes) entxogen und gescbiebt nacb klaren /weckmotivcn (causes finales).' 1 ) Hier ist das eigentliche ') rf. Staudc !. a. ( ). p. 'J01. - So weiin I.eibni/ /. I!, die I. ust als Vorstelliinjz von Vollkoinmenheit bc- iriichtet. I)ie>e hoheren Forinen der Cefiilile, \vie die io^'isehen, iisthetischen, etliischen als die hoi listen Formen len leichter assimiliert als unalinliclie. Xur Auf- findiin/ die.er Aehnlirlikeit at. IT eeb<">rt Trteil". I.(-t/terer Sat/ ist imridititf, !'nii ,||.- A i-i.iiioii set/t ja ^ar kein I'rteil voraus. Kirchner hat liier I.eibni/ nur i;. iniu'l;ickli<'lier \V. i~.. .lurcli moderiie jis.vcholo^ische. Hf-^riffc paraphrasiert (rf. n. :.. (.. p. hi). I rf Mpp. ,, ,;ii b. M ef. ,,i,,.n s. :.s. 63 Reich der Freiheit 1 ) (cf. Briefwechsel mit Pater Lami), die aber auch bei Leibniz kein ursachloses Geschehen, sondern nur in Freiheit vora Zwang eines triebartig wirkenden Motivs besteht. 2 ) Er betont diese Bestimmtheit sowohl bei den ausseren, als bei den inneren Willenshandlungen, dem Denken (cf. Opp. p. 253). Wir finden auch hier, was das psychische Leben des Individu- ums anlangt, den organischen Aufbau des Seelenlebens rait sicherem Scharfblick in den Grundziigen angedeutet, den die Einzelforschung der empirischen Psychologie auf eine sichere Basis zu stellen bestrebt 1st, wahrend er bei Leibniz, dem die empirische Methode in der Psychologie noch frerad war, getriibt ist durch Inconsequenzen und Widerspruche, an denen meta- physische und erkenntnistheoretische Speculation die Schuld tragt. So erscheint der Gegensatz von pensces volontaires und involontaires auch unter oinem Gesichspunkt, den man einen religiosen nennen konnte, insofern die unverkennbare Tendenz vorliegt, eine Art indeterministische Willensfreiheit doch noch zuzulassen. Es soil namlich in Bezug auf die pensees involontaires die Seele vom Korper, der sonach trotz fehlender Wechselwirkung fiir alle unwillkiirlichen psychischen Processe, die der Seele als solcher fast unwiirdig erscheinen, verantwortlich gemacht wird, wahrend in Betreff der pensoes volontaires es ,,Gott" beliebt habe, den Korper der Seele anzu- passen. :! ) Beide Arten von Vorstelhmgsverbindungen sincl hier also nicht in organischer Weise als notwendige Aeusserungen eines einheitlichen psychischen Lebens verbunden, sondern sie werden aus zwei verschiedenen Quellen abgeleitet, ganz in cartesianischer Weise. Bei der praestabilierten Harmonie ist es freilich uberhaupt vollig gleichgiiltig, ob man sagt, hier sei die Seele dem Korper, dort der Korper der Seele angepasst. Einen sachlichen Unterschied wiirde diese Ausdrucksweise hochstens beim immerwahrenden Wunder des Occasionalismus begriinden. Auch im Spinozismus 1 ) existiert eine ahnliche Kluft zwischen den niederen Bewusstseinsphanomenen, die vom Korper herriihren sollen und dem eigentlichen Denken oder den Ideen ,,ex pura mente" Avie iiberhaupt in den rationalistischen Systemen. im eigentlichen strengen Spinozismus wie im System der praesta- bilierten Harmonie giebt es freilich weder willkiirlichen noch unwillkiirliohen Vorstellungsverlauf. Nichtsdestoweniger sollto man doch nicht, wie es z. B. von Harms, auch von v. Kirch- mann geschieht, derartige Widerspruche bei jeder (Jelegenheit dermassen urgieren, dass die wahre Bedeutung der Leibnizschen Philosophic und Psychologie geradezu gleich Null erscheint. 1) cf. Qpp. cd G. IV p. 591f. 2 ) cf. Kirchner a. a. O. p. 82. -) cf. Opp. p. 253 a. *) cf. Harms p. 255 ff. AVer t. Kuno Kiscihor 1 ) sa^t niit Hocht, dass Loilmix allos aufkliiil. \vuvmi or iiberhaupt sprioht. nnd Morx init iiN'ichoni Koohto: ..Ks jiioUr kaum irirond oin Problem nouoron Donkons dcni Loilinix niolit nabo trat. und fiir dosson Boliandlnii^' IT niolit bis /n oincMii irowisson (Jrado den Wop; irouit'xMi hat" (a. a (). p. ls!>). 1'ntor dicsoin Gesiclitspunkt dor Bctraohtun.u' ist Loibni/ons Psycholugie von dor fundamon- talston liodciitunti'. Lcibnix hat bcroits alk- die Kaotoron ei'kannt, die \\ir bi-i Krkliirunii' dor ps\ cliisi-lien Krscheinungen venverten. Die causalo Dotorminierthoit allor jisychischon Pi'ocossc and den gesetznuissigCMi Aufbau des Seolenlebens hat or niit der Associationsj)syo.holt)gio jreniein. doron Vordionst darin bosteht, dass sie diese Causalitiit ininiei- \\ieder nachdriicklicb betonto. Dei 1 sohulastisehe Bei:ril[ ties \'ernir'i;-eiis \vurdo boroits von ihm bekiiinpf't.-') /war ujtfi-iert aiich I.eihni/ noch niit all- reinoinon Classen be^i'if fen, die ja niomals entbehrlich soin \\ordon. \\-je (leda'clitnis, Aufmerksanikeit, Yernunft. innoror Sinn und di:!.. aber Striimj)oll :1 ) be/eiohnot niit Kooht ..den (iedankon del' inneren Kortbildung aus den dauorndon Keston dos M.'h<>n Kntstandeneii" als eiiien niiiienten Kortschritt in dei' psyohologisohon Aiift'assnn^suoise. Leibnj/ erkannto don t'nrtwiihreniien \Vochsei der ps\ dii-elH'ii KrscliPinungen uud suehte i-r riihnit sieli des niit vnllstem Bewusstsoin don je\veili^ vorhandenon Bowusstsoinsinhalt als ein Produot dor ;iiiss"i - en \Valirnebnnintr uud der vorhandenen Dispositionon xu vi'i>tehon, ^anx iihnlieh UUX-ITT heutipMi Aiiffassiingsvveise, \volehf in \\aliMielinimii: und Assooiation die (irundlago allor Bewiisstsoinsthiiti^rkoii erblickt.M Leihnix hatte ;ibei- aiioh jeiien cunstauten Kaot' >r :> ) oi'kannt. ) cf. K. Kisclicr II, p. -J-Jff. rf. Opp. p. W6n. rf. Striimprll ;t. :i. < i. I, p ). rf. WlHI'lt. rhilnr,. Stll.l. VII. p. ^'.1. ) \'"ti \Vii liti<_'k-'it i-t hicr n:nncntlich :iurli ilic Li-ilmb^clii- I'nti'rsclKiidunfr i.e.- ph y-i-cln-n i.|Uf, ri'cllc mh r rculfn Irlis von dcin \iLTSunlicln.'i] (idi-ntitr- nioriil'-, p-r>onclli>. -(.niinnMit dii moi, conscioHiti'-). cf. Opp. p. 2'J4h, 280, 2hl. Nur '-f-i'Ti's uiinli- von ihni auf ilcii associativon Xusaiiimenhang flor Inhalte 65 vermoge dessen alle psychischen'Erscheinungen Aeusserungen oiner organisclien Einheit sind und dcr von der Associations- psychologic langc vernachlassigt wurde. So \vurdc cs moglich, dass dicselbc dem Donken oft ratios gegeniiberstand. Locke, der Vorlaufer der Associationspsychologie, vortritt iin (iegen- satze 7A\ Leibnix die Ansicht, dass das Uenken wegen seiner Willkiir der Notwendigkeit cnt/ogon sei (La iK'-oessito a lieu partoiit, oil la pensee n' a aucune part. Opp. p. 2:~>3b), \viihrend Leibniz keinen AYiderspruch zwischeu dem volontaire und necessaire findet. Selbst das Gedaclmis betrachtet Locke als ein Yermogen der Seele die Yorstellungen wiederzuenvecken, wahrend Leibnix vermoge seines Begrifi's der psychophysischeii Disposition die Ursachc der Reproduction in einer sinnlichen "Wahrnehnuing, einer ,, occasion 1 ' erblickt. ') Bei Locke ist diesolbe uiir eine Gelegenheitsursache einer Willenshandlung der Seele, Leibnix fasst cliesen Vorgang als einen rein passiven auf (cf. Opp. p. 208 a, 209 b, 236 a). Audi das Denken ist durohaus von den Associationen abhangig. Wir konnen keiiies\vegs xu jeder beliebigen Zeit liber eine Vorstellung reflcctiereu, sondern nur, wenn sie dtirch Association ins Bewusstsein gelioben wird. Leibnix driickt diesen Gedanken auch teleologisch aus, wenn er sagt ,,les sens sont nocessaires pour lui (sc. I'esprit) donner de I'occasion et de Inattention pour cela et pour le porter (,, continuation et liaison des perceptions") rechiciert. Dieses reale Ich iiudort. sich mit dem Lebensalter, der Stumming, .fa iiberhaupt von Jlomont xu Jloinent mil den Inhalten unseres Bewusstseins. Das reale Ich ist bckanntlich von don Asso- ciationspsychologen soil Hume, welche die Seele als ein A p Tcgat von Vor- stellungen betrachteten, allein in Redlining ge/ogeii worden. Daneben oxistiort aber nocli, wie Leibniz riclitig bemerkt hat, das dnreh die apperceptions gebildete formale Ich, dem Wundt durch seine Apperceptionsthoorie gerecht worden will, und welches gowissermassen als ruhendor mathematischer Punkl iietrachtet werden kann, durch welchen sich der Strom der Wahrnehmungen und Vorstellungen, den man als Linie darstellcn kann, hindurchbewegt Abor freilich kann dieses formale Teh nicht als einfache Substan/ von dem realen losgclost wordon. Kiir Leibniz verbanden sich mit dieser Distinction der Saehe t'ernliegonde religiose und methaphysisehe Speculationen. Ueber iliesen Untorschied im allgemeinen cf. Wundt, I'hys. Psych. II, p. 302 ff., 4S9, 564. Kbbinghaus, Grd. d. Psych. 1SJI7, j '>, Allen Vannerus, X. Kritik des Seelenbegriffs, Arch. f. syst. 1'iiilos. I 18!)(i, p. :iiil ff. Ferri a. a. O. p. 28") ff. u. o. ') Auch sonst betont Leibniz Locke gegeniiber die Passivitiit vieler Vor- stellnngsverbindtingon. So wird Opi>. p. 2(i'J a dem Menschen empfohleii, seinon Vorstellungsverlauf und seine Ilandlungen durch einen zielbowussten ^\'ill('ll xu bohorrsehen, anstatt sich durch die Association xu oinom planlosen Abschweifen verleiten zu lassen (s' attacher a un train de [lensees, dont la raison et uon le hazard fasse la liaison). l-'ernei' betont l.eibni/, dass die Soolo nicht nur bei Wahrnehmung der einfachen Ideen il(>r Sensation und Hol'loxion jiassiv sei, sondern dass anch znsammengeset/te Vorstcllungon und Keihen soli-her durch l>assive Association in uns ontstehen (. . . i-ombinaisons, i| |u> ' a nature n' a point faits, so peuvent faire en nous coinme d' olles-nieiiies dans les smiges ot les reveries par la senle memoire, sans p. ]> -TO a) ; nebunbei b.-merkt hat Lribuix hier tb'ii Lockeschen Begriff der modi mixti teihveise missverstanden. 5 66 plutot aux unes <|u'aux atitrcs" (Opp. p. 209 h) und dass wir obno die Sinne und die assoeiativ gehobenen Yorstellungen, - donn joder noeb so abstracte (iedanke ist ja nach Leibnix an sinnliche Vorstellungen, images, cboses odor traces sensibles gehunden 1 ) nienials an die ewigen Wabrbeiten denken \viirden (of. <>pp. p. LMOa: Opp. ed. (i. VI p. -191 ). Leibnix glanbte ja nun freilieh, /ur inhaltlichen Begriindung der Erkenntnis ein Angeborensein der Denkinlialte amiebmen y.\\ niiissen, aber psychologisch ist das Denken als lebendige Function docb an Wabrnehmung und Association gebundeu. .la. da der Wahrnehmungsinhalt gleicbfalls angeboren sein soil, kann man von dieser nietaphysiscben Annalnne in ^ewissem Siniie ganx abstrahieren. Es giebt elien gar keine specifiscb von einander veischiedenen psycbischen Inluilte bei Leibni/,.-) Die Ver- liiiltnisse xwischen den einxelnen Kunctionen, und auf diese kani es uns bier an, bleiben ini (ii'iindedie niiinlichen, ob man nun den Yerlauf der psyobiscilien Erscheinungen als durcli praestabilierte Harmonic oder WecbseKvirkung bedingt auffasst. Sachlich komint erstore scbliesslicii doch auf Wechsehvirkung 8 ) hinaus. Man kann die praestabilierte Harinonie geradexu als cine religios verbliimte "\Vechsel\virkung bexeiclinen. Leibnix deutete xum ersten Male den \Vfg an. \\ie das Denken. ohne docb blosse Association xu sein, dennoch durchaus causal detei'miniert sein kt'tnne. In dieser Hexielmng \\ies er auf den Willen. welcber allein die Emancipation voin passiven Hin- gegebensein an die Eindriicke. deni die Tiere unterworfen sind, ennoglicht. bin und allgemeiner auf den jeweiligen Zustand der Seele. welcber xu alien iiusseren Ursacben psychiscber Ereignisse als constanter innerer Fa(;tor liinxukoinmt. Die neuere Psyclio- logie dcfiniei't bekanntlich die^en con^tantcn Factor im An- schlus< an Leibnix ganx allgemein als Wille oder Apperception. der dabej entueder in der Form clos Triebes oder des wablenden Willens aiifrritt. In letxterei' Hexiebung wies aber Leibnix durcli >eine Analyse der iiusseren Willonsbandlung 4 ), die von ibni ln-re!ts auf die inneren iibeitragen wunle. darauf bin, wie die Hegnffe Aetivitiit. Spontaueitiit u. dgl. dorh nui' relative >ein kt'.iinen. Sein Bea'riff der Sponlaneitiit ist bier lebrreicli. L-ibtiix bi-tonr ausdriicklicb, da>s die Seele dann spontan tbiitig \\enn >ie ibren (iesetxen gemiiss liandelt. also aucb bei ibren ix sagt /.war. dieselben kitinen la consideration du corps etnon i|iie cliose de distinct et (\'(>\- Aber tliat.-iiclilicb be^tebt ja xwiscben f-.l. (J. VI p. .Ml. 67 den pensees involontaires und volontaires kein principieller Unterschied, daher miissen vielmehr alle psychischen Er- scheimmgen bei Leibniz nach wirkenden Ursachen, entsprechend den durcbgangigen physischen Begleiterscheinungen 1 ), verlaut'en, gilt docb auch fiir die psychischen Erscheinungen nach Leibniz der Satz vom Grunde. 2 ) Trotz jenes alten cartesianischen Dualismus', welchem gemass auch Leibniz Gedanken, welche vom Korper, and solche, welche von der Seele komnien, an- nimmt, hat Leibniz alle hoheren psychischen Thatigkeiten an die niederen untrennbar gekniipft. 3 ) Der Wille kann .sich nur der durch Wahrnehmung and Association herbeigescbafften Inhalte bedienen uncl sie in die gewiinschten Bahnen lenken, denn niemals direct, betont Leibniz des ofteren, 4 ) sondern nur indirect, gewissermassen auf Umwegen, kann er etwas Neues erzeugen. Jeder Willensact beginnt nach Leibniz mit einem ausseren Eindruck und durch diese reproducierten Motiv- vorstelluugen, wobei entweder nur eine gefiihlsstarke Motiv- vorstellung, was vorzugsweise bei den Tieren der Fall ist, in Betracht koinmt, dann reden wir von Instinct, triebartigem "Wo lien aus Neigungen, Affecten, oder es findet ein Widerstreit der reproducierten Motivvorstellungen statt, der aber iinmer in seinem Ausgang determiniert ist. Dann ist die Handlung durch das verntinftige ITrteil bestimmt. Dieser Yorgang gilt sowohl vom Denken (of. Opp. p. 255 b) als vom Handeln. denn alle Gedanken sind ja Handlungen (cf. Opp. p. 212/13, 253 b, 717b). Der Gedanke der Entstebung des Neuen aus den Hesten friilierer psychischer Erlebnisse tritt hier in seiner ganzen Be- deutung liervor und Leibniz hat hier der Auffassung der Will- kurhandlung, welche gewissermassen den Typus des vollendesten psychischen Yorgangs iiborhaupt enthalt, als eines complicierten Reproductionsvorgangs vorgearbeitet. So wie die iiussere Will- kiirhandlung trotz der Mehrheit der sie bestimmenden Motive immer dem ausschlaggebenden folgon muss, muss dasselbe natiirlich auch bei den inneren Willenshandlungen, welche die Yorstellungen zu Gedanken verbinden, der Fall sein. Die Mehrdeutigkeit der Motivbestimmung bei den inneren Willens- handlungen des Denkens, aber auch deren causale Bestimmtheit hebt Staude 5 ) hervor, wobei das Erwachsen des Denkens aus der Association klar ersichtlich wiril. ,,Der rbfrgang der passiven in die active Apperception ist dadurch bedingr, class ') ,,Ita(iue eosdem motiis, ab cxtcrna (iiiacimciuo cau?a in em-pore itcriun oxcitatos easclem etiain in aniina co^itationes reducere." Opj). p. T;i a. '-') cf. Opp- P- 598 b. '') ,,Les sens nous fournissent la matiere aux reflexions, et nous no piMisorions pas mT'inc a la ponsee, si nous nc pensions a <|iiel(iuo antre cliose, c'est a dire anx particularites qne les sens fournissent. Opp. p. 2GO b. J ) cf. Opp. p. 254 b, 448, .V20 b, 59.") b, (>41 b. ') cf. a. a. O. p. 202. 68 gleichzeitig mit der Abschwachung der unmittelbaren Motive gewisse bevorzugte Motivvorstellungen, die durch den leisesten Anstoss venvandter (lehilde reprodnciert werden. cine iiber- \viegende Bedeutung gewinnen. Dio wechselnden Gofiihls- elemente venlichten sich xu constanteren (Jofiihlen, die als bleibender Massstab an das von der Association geschaffene Yorstellungs- und (iefiihlsmaterial herangebracht werden. Eben- dadurch, dass die Zuziehung joner beharrlichen Motive beim Apperceptionsacte sclicinl)ar (sic!) unbegriindet stattfindet, be- festigt sich in uns der Kindruck der Autononiio der activen Apperception." Xur \veil die /aid aller Bestimmungsgriindo nicht iibersehhar 1 ) ist. ist miser Denken und Handeln practisch frei. Diesen (Jedanken winl aueh Leibniz nicht miide, fortwahrend xu betonen in seiner Poleniik gogen die indeterministische Willensfreiheit, die Locke, bekanntlich ein wenig consequenter Uenker. trotx seiner deterministischen Tendenx saclilich doch noch bestelien liess. und der Aufr'assung des Willensactes als bedingt durch das Zusammemvirken der iiusseren Eindriicke und der durch dieselben in eincr unserer Beobachtung niehr oder weniger entxogenen Weise reproducierten Motive. So ent- stelit nacli ihtn der Schein einei 1 absoiuten Freiheit und mit, der neueren Psychologic 2 ) \\urde so bereits von ihm die Willensfreiheit aut das Kreilieitsgefiilil reduciert, wiihrend ihm Freiheit im Sinne eines ursachlosen (Jeschehens mit Recht als cine philosophische ..Chimiire"-' 5 ) erschien. v. Kirchmann 4 ) sagt mit Recht, dass Leibniz, obwohl er bestiindig von ,.Spon- tancitiif j'ede, dennoch causale Determiniertheit aller psychischen 1'roct'sse annt'hme und xeiht ihn darob der Inconsequenz, \\elche \vir indcs keineswegs darin finden kiinnen. AVenn das Wort ..SjXMitaneitat" nicht ein umvissenschaftliches Schlagwort sein soil, so kann es nur so verstanden werden, wie Leibniz es ver- stand. Die cmincnte Krtichtbarkeit der Leibnixschen Psychologie in Hfzui: aut da^ Vci'hiiltnis von Association und Denken glaiihcii \\i\- miter unserem doj)])elten (iesiclitspnnkt ins rechte Licht irosetzt XN hal)cn. \Vir verfolgten die Association in ihrer liedeutsamkcit tin das Scelcnlebcn der Tiei'e, wir lernten sie a!- (.iriindfmiofii..ui kcnncn. auf der sich die spontanen Vor- >tollmi^svcrbindungen 1 \vdchei- allein die Esprits fa'hig sind. aufbancn. und miisscn jctzt bctoticn. dass hierbei namentlich jt-nc /.Wfitf Hedeutung df-s Worts apperception als reflexive Krkeniitnis t'iir die wi-itere Kntwicklun.ir dieses Hegriffs in der ) M;I:I viTfli-i.-ln' iiniTii-ntlicI, don Auf-nt/ ,,Vnii ilcm Vcrhangnis" bei Gulirauer II p, I.H If. Wiimlt M. u. 'IV p. 474. ') ft. /. }'.. :iii'-li I.ipii- j>. To-.' ,1. a. (I. ) .-f. ei' deren Teile wir in spiiteren Uenk- acti'n einfaeh niittels Association hinweggehen, ohne die Reihe von neuein \vieder niit Aufnierksainkeit xu durchdenken. Unser Denken wi'u-de nicht von der Stelle komnicn. wenn es niclit durch das Kin^i-eifen der Association in den Stand p;esetzt wiirde. seine X'ollkrafr auf die jcweils schwiei'ip'en Punkte xu richtcn. Leibniz \veist auf diese Thatsaclie des tifteren hin. ,,11 n'cst pas possible", heisst es. 1 ) ..(pie nous reflechissons ton jours expresseinent sur toutes nos pensoes. Autrenient Tesprit feroit n'-Hexiun sur cha(|iie ivt'icxion a I'int'ini sans potivoir jainais pa.vsi'i- a uiic nmivelle pensee. Mais il taut bien Cjiie je oesse de I'eflt'-cliii 1 sui' toutes ces reflexions ct (jii'il y ait cnfin quelque pensec. ijn'on Jaissc passer sansy jtenser : autrement on denieureroit t"iiji'iir> >ur ia tn<' x ine chose." Nocli deutlicher tritt dieser Gedanke an r-iner andercn St''||c : '| /u Taire, wo es heisst: ,.il est vrai, que ii"tre >cience, inline la plus demonstrative, se devant acquerir fort souvent par mi" lon^ue chaine de consequences, doit enveloppei' le -ouvenir d'une demonstration passeo. i|u'on n 'envisage plus ilistinctenieiit. ijiiand la conclusion est taite, autrement ce seroit rep.'-t'T toujoiii's cette di'-inoiistration. Kt inenie pendant (pi'elle 'lure, on ii" la >aiircit ci.iinprendre toiite entiei-e a la fois, car tirdea 1 IP- in-live 'I'l.'iii-k.-i- ].- Ii.MiK.-ii- -i.'li vnil/i..|i..|iil.'!i Vni-^. : ii]j_'''ii, wi-lchc fort- ii.l /inn |.^'i--n-i) li.-l.r: ..... h .1 i-j.-iul.-! Lli-ihi-ii." iWninll, I'liys. 1'sycli. II i.io. \liuli' ii -pri'Mit [.''iliiii/ i i|i|i. ). LV'T .1 VMII ili-r ..iitiliti' i|ii'uii t r<\\ < .-n raise mil a nt .1 - -i-rvii ! i':ir:i"'t<-ri<- ci .1.- |-ii-i'-< <{ upp. ,, :',:',; ),. 71 toutes ses parties ne sauroient etre en memo temps presentes a 1'esprit." Den Yorteil, den ein lebhaftes Associationsvermogen vor dem ungeiibten Denken voraus hat, beschreibt Leibniz u. a. am Yerfahren des geiibten Arztes. ,,Et des Medecins d'une grande experience, qui ont la vue et la memoire fort bonne, connoissent souvent au premier aspect du malade, ce (iii'iin autre lui arrachera a peine a force d'interroger et de rater le ponls.' 1 ') Der Scharf- blick, mit dem der Geiibte irgend einen Eindruck auffasst, be- ruht auf associative!' Yerdeutlichung,-) also derselben psychi- schen Function, welche auch ein gutes oder schlechtes Ge- dachtnis bedingt, und Leibniz hat mit Recht beide dem miihe- vollen Schlussfolgern entgegengesetzt. Indem ein primarer Eindruck von vielen friiher aufgenommenen ahnlichen Ein- driicken assimiliert wird, wird der Eindruck deutlicher wahr- genommen, als wenn keine verwandten Bewusstseinselemente erregt werden. Wer z. B. irgend eine fremdartige Pflanze bereits friiher gesehen, der wird sobald Him wieder eine gezeigt wird, eine deutlichere Yorstellung davon empfangen, als jemand, der dergleichen nie gesehen. Je nachdem der primare Eindruck friilier mit Him identische oder nur partiell identische reproduciert, sprechen wir von associativem Wiedererkennen oder Erkennen. Die Association ist die prima're Ursache der Ueberlegenheit, den Erfahrung und Anschauung gewahren, nicht die eigentlich denkende Beurreilung als solche, denn ,,Alter schiitzt vor Thor- lieit nicht" 1 , wahrend andererseits das Denken ohnmachtig ist, wenn nicht ein reiches Associationssystem zur Yerfiigung steht. Leibniz betont cliese Wichtigkeit der Association als vorbe- reitende Function des logischen Erkennens sehr richtig, und nur seine logische Umdoutung dieser Yorgiinge hat ihn ver- hindert, sie auf ein cinheitliches psychologisches Princip zu reclucieren, obwohl er hierbei eigentlich am ehesten auf den Unterschied von Association und Induction gefiihrt werden konnte. Die sich auf den Associationsvorgangen aufbauendo vergleichende Thiitigkeit ist indes eine zu jenen liinzutretonde Function, welche innner in Form eines discursiven Ill-toils zum Ausdruck kommen kann. Eine Erkenntnis allein in den Yor- stellungon, welche Leibniz annimmt, existiert daher nicht, hier ist nur Raum fur die Association, welche iihrigens auch es ist dies in diesem Zusammenhang von \Yichtigkeit zwischen L T rteilen :! ) stattfiuden kann. Leibniz crdrrort diese Yerhaltnisse zu Eingang des vierten Bin-lies der Kssais. Es heisst dort:-') ,,La connoissance se j)rend encore plus gviioralement, ') cf. Opp. p. :i35 a. '-') cf. Wundt, 1'hys. Psych. II p. 4G8. Jocll, a. a. O. p. -ITS. ") cf. Wniult, Logik I p. C>7. ') cf. Opp. p. :j3G a. onsorte qu'elle so trouvo aussi dans les Idees ou termes, avant (|u'"ii vionno anx propositions mi veritos. Et Ton pent dire (jut- n'lui. <|iii aura vu attontivement |)lus de portraits de plantes ct d'animanv. plus do figures do machines, plus de descriptions ou ivpnVantaUons do maisons ou do i'orteresses, qui aura lu plu> dr Romans iniicnioux, ontondu plus do narrations curiousos. oi'lni-la. dis-jo. aura plus do oonnoissanco t|u'un autro, quand il n' y auroit pas un mot do vrritc on tout, ex? (|u'on lui a di'-pt'int an raeontr. Carl'iisa^e. <|u'il a. do so i-oprosenter dans 1'opi'it licaucoiip do conceptions ou I does expresses ot actuolles, Ir iTiid plus propre a concovoir co (ju'un lui propose, et il est >fir <|if il sora plus instruit et plus oaj)ahlo t|u'un autre, qui 'a rien \ 11. ni lu, ui ontondu. poiirvu quo dans cos liistoires ot reproson- tatinns il no prenno point j)our vrai, c-o (|iii n'ost point, et que oo> impressions no I'empechent point d'ailleurs de discerner le rrcl do I'imairinairo, ou 1'existant du ]>ossil)le." I)( 4 r letxte Satx ist von Li'ihni/. sehr richtiir hinxuii - ofiij:t. Eine ausgedehnte Erfahruiiir i^t olx'n nur insufoi-n von \Vert, als allo psychischen Inhalto (lurch <-m compliciertes Xotx \<>n Associationen mit- oinandor verl>undon sind. das t'iir das LJrteilen soxusagen ein xweisohneidi^es Schwort ist. \Ver von domsolhen einen falschen 'it-ltraiich macht. liloiht oin Tfopf trotx aller Erfahrung odor vidlriolit Dorado deshalli. Nachdom \vir das Verliiiltnis von Association und Denken lici Loilmix in Htvuu' auf die iivnerollo und individnelle Ent- luivir dos Beuusstsi'ins konnon li'olornt habon, wonden \vir an nnsorn Ausran;spunkt ankniipfend, xur Association x-llist. urn xnniichst dio Iiois])iclc. dio Loihnix als Association hoxcichnet und auf die wir u'cmass unserer Aufgabedoch etwas niihcr cinu'i'lion miisson. etwas ironatter xu analvsieren. II. Umfaug mid Inlialt 1 ) des Begriffs der Association bei Leibniz, Wenn Locke und die spiiteren englischen Associations- psychologen von ^association of ideas" sprechen, so diirfen wir bekanntlich nicht allein an die psychischen Gebilde denken, die wir houte mit dem Ausdruck Vorstellungen" bezeichnen. Wenn gegen die Associationspsychologie zinveilen der Vorwurf eines einseitigen Intellectnalisinus insofern erhoben wird, als sie die iibrigen Bewusstseinsinhalte, wie Gefiihle, Strebungen, nicht be- riicksichtige, so sclieint das auf einer Verkennung der Be- deutung des englischen Worts idea zu beruhen. Sie beriick- sichtigt sie allerdings, aber freilich wird sie der selbstandigen Bedeutung dieser Factoren niclit gerecht, wenn sie sie nur als Vorstellungen behandelt. Das Wort idea bodentet bier allge- mein ,,Bewnsstseinsiniialt"; es bedeutet niclit bios Vorstellung und aucb niclit bios eine Vorstellnng. Wir gebraucben den Ausdruck, wenn niit einem Schlago grosse Bilder heraufgefiihrt werdon, Landschaften, gewaltige Raurae, in welcbeni viele einzelne Gegenstande vorgestellt werden. 1 '-) Solcbe Fusionen sind in Bezug auf die Association wie eine einzige Vorstellnng zu betrachten. Und nicht nur Vorstellungen, sondorn auch \Viinsche, (ledanken, Begierden \verden in it diesein Terminus bedacht. So bedeutet auch das Wort ,,idea" bei Locke die allerverschiedensten Bewusstseinsinhalte. Xicht nur die ein- fachen und zusammengesetzten Vorstellungen, auch die Begriffe im engeren Sinne, Urteile, ja Gefiihle tier Lust und Unlust, der Zuneigung. Abneigung, Strebon, kurz jeder Bewusstseins- inhalt, mag or der Sensation odor Reflex ion angehoren, kann mit idea bezeichnet \verden. Eine ganz iihnliche ausgedehnte Anwendungsweise :i ) besitzt das Wort Idee bez. Perception und ') Wiv bohandcln unter diosor Uebcrschrift namentlich die cin/cliicn Beispiolc, die Loibni/ giobt, obwolil aucli die Kri'irtorungcn des vori^en Absclinitts strcns <, r enoinmt;n unter dieselbe fallen wtirden. Indes vcM'lauyte die Uebei'sichtlicbkeit der Darstcllung, das Verliiiltnis von Association und Denken gesonclert 7.11 behandeln. -) cf. Wahle, a. a. O. p. 405. :) ) cf. Dessoir, a. a. O. p. m. 74 Vorstollimjr in dor Leibniz-"\Volffschen Psychologic. Es be- xeiehnet ,u-leieherweise die einfaehen Sinnesempfimlungen, die xiisamnienp'setxten Vorstellmiiren. die (Jefiihle, welehe in ver- worroneii Yorstellunjzen bestehen. in irewissem Sinne selbst den Willen. so tVrn IT in Leihnix.ens Sy>tem als YerJiiHleriingsprinzip der VorstollunpTi. als reheruani: rim-r Yorstelliin in eine andere anfirefasst wird. Leibnix dei'iniert ja ausdriicklich die Seele als vor.Mellendes Wosen und musste sunaeli das Bestreben hahen, alle Bewusstseinsinlialte dm VorstcllunpMi nn">-lichst anxunidiiTii. I'nter die>cni Inti'llrtualisnius. dcsscn Hanptfehler nirlit ej^eiitlieh derist. class or (fefiihls-und \Villenserscheinungen t;ar nicht heriieksiehtiirt. sundcTii vielinehr der. dass er sie ge- \visserniasseii sellst xu N'orstellimpMi niaeht. leidot sowohl die iiltere wit- die spiitere Associationspsycholofrie, nanientlich aber aucli die friiliesten Betrachtun^en iiber A>snciatii>n bei Locke, bei dern ans dieseni (irundo einc aucli niir einigermassen be- frieditrende Analyse der Krscbein un^en die er Association nennt, t'ehlt. Xennt man /. B.. \vie Lncke. die Verliindun^ eines (Je- t'iihls init p- \vissen Vurstellumren Vorstelluntrsassociation, so ist niit dieseni Ansdnn-k nnr die Tliat>;irhlichkeit einer derarti^en Verbindnnir lie/eirbnet. nlme da>s dab<>i aucli nur ein bestinunter psycholo^ischer Be^rit'f als 1'rsaehe vorsclnvebt. \velclie einfach in der ( iew^hnlieit u-esuc-lit \vird. welehe dnch vielmehr erst eine psvclmlii^ische 1'isaehe vnfau>setxt \ind in keiner Wissen- schaft. am allerweni^sten in der l^yehidu^ie. ein primarer Kr- kliii'iinirsbe^ritt. 1 ) su \veniu- \vie der Be^rit'f Xnfall sein kann. Werden (lie Be^-fitfe ..Vorstellun^;" invl ..Bewusstseinsinhalt", man mai: 1 >t die Wirkunii' der Association noeh so weit ans- delinen. nielli ^etreiint. so Itedeiiter A>sociatioii ofr weitei 1 nichts ie Thatsache. das-. Bewnsstseinsinbalte xusaniinen vorkommen, da> Kriniieriinirsliild eines \'erstorlienen mid das (lefiihl Trauei-. Locke hat von diocii VerbindnnpMi eini^e be- er> nierkwiirdiire xnsannncnjrestellt und im hesonderen ciaiioM Li'enannt. Im ( ieiren^atxo hierxn bexeiehnet die mit Hume bc^intieiiile A ssocial ioiisj >s\ choli i^ie. welehe elischeii AssiKriatiunsiresetxe, - noeh bri Locke I'imli'ii. wjeiler ineii \\ c^eiitlichen FHM-|I ritt. inso -txc aucli nnr xiiniiehs) ein thatsiic r Inhaltc xiim Anxinick briniren. d ult idii wird nanientlich auch e \perimenteilen Thatsachen materials 2 ) r Viir^ii'liuii^en, Leipzig- 111. 75 gefiihrt hat. Dazu war aber vor allem eine exacte Classificierung und Sonderung der Bewusstseinsinhalte notwendig, vor allera auch die Trennung der Gefiihls- und Vorstellungsbestandteile und die beiderseitige Biickfuhrung derselben auf einfache Ele- mente. Abstraction und Analyse 1 ) werden hier zu Hiilfsmitteln. zu diesen letzt erreichbaren Elcraenten zu gelangen und eine zusammengesetzte Erscheinung als ein gesetzmassig entstandenes Product der Yerbindung elementarer 2 ) Inhalte zuverstehen. Dies scheidet die neuere Auffassungsweise der Associationen von der alteren Associationspsychologie. Die Associationsgesetze, die sie aufstellte, gewahren keinen Einblick in die psychologische Eigenart eines realen Associationsvorgangs. Sie bezeichnen nur die allgemeinsten Bedingungen, und auch diese nur, insofern wir aus jenem objectiven 3 ) Einteilungsprincip die subjectiven Associationsbedingungen der Gleichheit und Be- ruhrung 4 ) der Bewusstseinselemente erst gewinnen, und die mannigfach variierenden Producte eines solchen. Jetzt sollicitiert eine Vorstellung eine ilir ahnliche, das niichste Mai eine solche, deren objective! 1 Inhalt zu dem der ersten in irgend ein em zeitlichen, raumlichen, oder causalen u. s. w. Verhaltnis stehend gedacht wird. Mehr als dieses thatsiicliliche Yerhaltnis ist durch diese allgemeinen Bezeichnungen nicht zum Ausdruck gebracht. So erhob sich denn auch bald ein Streit um die Zahl der Associationgesetze, der damit endete, class man zu der Ueberzeugung gelangte, dass, um die Ent- stehung einer Association exact zu beschreiben, es nicht geniige, das Yerhaltnis der sollicitierten zur sollicitierenden Vorstellung mit einem Xamen zu belegen, so niitzlich dies sein mag, sondern dass man die Yorstellungen in Partialvorstellungen, was iibrigens Wolff bereits erkannte, und weiterhin in Elemente niederer Stufe aufzulosen babe. So gelangte man zu der An- schauung, welche sich bereits imStreite um die Zahl der Associa- tionsgesetze ankundigte, dass bei jedem Associationsvorgang in *) cf. Wundt, Grundriss, p. 33. B ) Obwohl auch Leibniz diese Tendenz liegte, so ist docli der Begriff petite perception, sofern er die vorbewussten Elemente einer einl'achen Empfindung bezeichnet, natiirlich nicht identisch mit dem, was die neuere Psychologic ein psychisclies Element nennt. Leibniz beabsichtite weniger eiue Synthese des Bewussten aus Bewusstem, als des Bewussteii aus Unbewusstem. s ) cf. Lipps, a. a. O. p. 98 ff, der das herkommlicho Einteilungsprincip als ,,ol)- jectives" bezeichnet, insofern es feststellen will, ,,nieht bei welchen Heziehungen, in denen Vorstellungen als psychische Thatsachen thatsachlich zueinander stehen, sondern bei welchen Beziehunjcen, die wir als zwischen Objccten licstchciul vor- stellen oder denken konnon, Associationen stattfindon." 4 ) cf. Wundt M. v. Ts. p. 321. l>hys. Psycli. II 458 ff. Da Heproduction des Aehn- licheu psychologisch Reproduction desGleichen undMitreproduction des an dasselbe gebundeneu Ungleichen (cf. Lipps p. 10G) besagt und Gleichzeitigkeit eben Beriihrung der Bewusstseinselemente bedoutet, so ist die Unterscheidung von Aehnliehkeits- und Gleichzeitigkeitsassociation (bei Lipps, Ziehen, Wahle) sachlich mit der oben angefiihrten identisch. gewissem Sinne Aehnlichkeits- und Contiguitatswirkungen zu constatioren seien. Diese analytische Methode ist es, welche die Associationen als olemeiitaro Prooesse 1 ) auffassen lehrte, welche xeigte, niclit nur dass. - - oin Vordionst bereits der in it. Hume beginnenden englisehen Associationspsychologie, sondern auch wie sic sicii an dor Bewusstseinsentwicklung beteilige. Das Hauptresultat dor Entwicklting ist, mit einem Wort, dass man die Associationsvorgiinge von den Associations- bedingungen und Associationsproducten trennen lornte. Loibnix stoht. wie Looke, ganx am Anfang dieser folgen- reiclien Entwicklung. Wenn \vir uns die Beisj)iele, die or anfiilirt, etwas genauer anschen, so konnen \vir constatieren 1.) dass sie fasst samtlich xiemiich oomplicierte Associations- producte darstellen, dass 2.) dor Begriff dor Association niclit goniigond getrennt ist von dem Begriff dor Associations- bodingungon, dass r>.) dor Begriff dor Association nicht reinlich geschieden ist von gewissen ahnliehen Erscheinungen, welche indos von ibnon xu tronnon sind. Wenn wir im t'olgenden die Leibnizschen Beispiole unter diosen Gesichtspunkten betrachton, kann das natiirlich nicht so geschehen, dass letxtere successive an die Reilie ka'men. Bei dom engon Zusammenhang aller drei, krninen sie nicht eine stronge logische Disposition bedeuton wollen, sondern nur allgemeino Richtungslinien dor psychologischen Betrachtung. Kehren wir xu den obon (p. 22) angefiihrton Beispielen xuriick. Wir miissen in ihnen strong unterscheidon das Product der Association von dom Associationsvorgang selbst und dioson wioderuni von den Bedingungen. Bekanntlich horrscht iiber die Art. wie der Begriff der Association anzuwenden sei, trot/, der so ausgedehnten Be- handlung, welche dor Gegenstand in dor psychologischen Littoratur crfahren hat, noch heuto keineswegsUeberoinstimmung. 2 ) Solhst wenn dor Bogriff nur auf die sogenannte Reproduction xiisammengosetxter Vorstellungen angewendot wird, d. h. auf Fiille. in denon das Associationsproduct in succossiv auf- einanderfolgenden Vorstellungen l)osteht, kann gefragt werden, und ist thatsachlich auch gofragt wordon, ob Association die der Reproduction vorausgchende, nnter dom Zwang dor Walir- nehmun.ir ei-ful^te und weitorhin virtuell vorhandono Ver- itinduiiL'.' dfi- N'orstellniigcn sei odor ob diesor Begriff auf den actuelicn N'or^ang dor Rt'in'odnction selKst xu beschriinken sei. Wiihrenil /. B. die cincn von Hepi'oduction auf Oi-iind von (rl(!ichxeitiirkeitsass()ciati(Mi ivden, rcilen and i i-(> von Association '} cf. Wmiilt, firuiiflri>s, p. 'Ji;<>. '-) cf. I.i<-lniiniiii :i. a. O. p. 4t::. Kiilpc, (Jruudriss d. I'sychol. p. 198. Offnoi-, fiber lickpunkt seines Bewusstseins li'ewesen sein. weil ihm dieser. wie man xu sa^en j)fle^t. pir nicht melir auffiel, sondei'n er wird an die Kigenschaften der I'ersun gedacht haben, an die das Xeigungsgefuhl p-kniipft war. Solange ihm der Fehler auffiel und so oft er an denselben dachte, muss er notwendig, wenn cr nicht an Idiosynkrasien lift, ein, wenn auch nur momentanes, Abnoigungsgefiihl gehabt haben, gegen das sich das Xeigungs- gefiihl ei'st wieder emporarbeitete. Xwei Bewusstseinsinhalte jedoch. xwischen denen ein anderer dazwischenliegt, stehen nicht im Verhaltnis der ( 'ontin^en/. der Bewusstseinsinhalte im identischen Zeitmoment, 1 ) sind daher weder selbst Association noch hegninden sie eine solche. Nach Leibnix soil hier die objective Coexistenx des betreffenden Fehlers und des Neigungs- gcfiihls, die lici ihm Association heisst. die alter psychologisch ein >iil>ji-ctives xeitliches Auseinanderfallen im Bewusstsein bedi'utet, dci - (inind einer spatercn subject! veil Coexistenz sein. die nun olme weiteres mit jener objective!) identificiert und wicilcnim Association genannt wii-d. Der Weg, wie li't/.ti-rc ji>yc.holoi:-isch aus der ersteren, die nichts Unnatiirliches an >ic!i hat. t-ntstelit. l)leil)t dabei uncrortert. I.eibnix hat offcnliar |{c<-ht. wonn *M die histoi-isclu? Thatsache der ehemaligen /iint'ii:iii]L r D.'xu (;iner schielenden Pei'son mitder psychologischen Krst hif-r im cigentlichen Sinne als Association genieinsamor Merkmale, also als Aehnlichkeits- D. sah cinf- schii.'lendc Person. Diese nil.' ;"m- >crc AsHciciati) cf. Zichon a. a. O. )>. i:-il ff. '-) Dor actuello Eindruck stellt oinc bcstiminte Vorhindiin^ erst her (rf. Winull, Phys. 1'sych. II, 487). Durum wird dio Association von l.ichniaiin mil T'nrci'ht in cino unbewussto ,,conn<.'.\io idcarnin virtualinni" in civilit a. a. O. p. irj). '') Uober diosen I-Jegriff der Gt-samt voVHtolliiny cf. Wuudt, M. v. Ts. i>. HH); Phys. Psych. II, 470 ff ; I.oijik, I \>. 2!) IT; (Irnndriss, p. ::nn, nil : .ldl a. a. O. X H7 ; Staude a. a. O. p. 'J04. Nur in dicscm Sinni- kann man auch von wahren odd 1 falschen ,, Vorstellungen" rcclc-n. 80 So konnen (lurch ehemalige Erzahlungen Phantasievorstellungen von (icspt'iistern irobildet worden scin, welcho Elemente xu spa'ter aut'tretenden Iliusionon odor llallucinationen licfern konnen. aher ehensoirut kiinnon Klemente aus irgond \\elchen underon Yurstdlm^on ireliefert \vcrden. Was \vir durch Association xu orklarcn habon, ist. \\aruni und \veshall> ^orado dioso bostimmto Illusion odor Hallucination nachtlicherweile iin Bewusstsoin auftaucht. Dor ehemals gebildete Coinj)lf.\ (Nacht (iespoiist) ki'innte alk'iifalls orkliiren, waruni man nachts an don Bo^Htt (Josponst ini aligenieinen dcnkt, smvio man otwa an Kn.^ol. (iutt. u. d^l. -lonkea kTninte, well dicso Ho^rift'o lifters xnsaninion oiiiijoprii^t Avordon sind. Das Auf- tauclii'ii oinos coiicrotcn Krinncrun^sbildes muss oino el) i n>o concroto oinxolno Sinnc'swahrnehmung xur associierenden I'rsachf halion. Dio Dunkolhoit als all^emeinor Zustand herabpeset/ter Lichk'iupfindunij; ho^iinsti^t nur ini liohem Masso das Aiii'iroton von (Josiclits- und Gehorsphantasmon, sio kann it^vclinln^isch trotx oinor vorausgehendcn Agglutination iln'os Hoirrift> mit doni Ho^riff (iosponst niolit als ihro Ursaoho liotraclitot wcrdon. Loihnix howo^t sich hier pinx in dor pupuliiren SpvocliwtMso. an \volchor die Locke - Leibnizsche Autta>siinu dcs Hom'itts N'orstollun^ die ^c-huld tragt. wolchc die \'or.stollunj:on oft in naiver Wei. so mit don Objocten ideiitific-iert. Die Xachr odcr Dunkoliioit als objective! 1 /ustand i>t ja koin Factor, \\clclioi 1 in die AsMx-iation cinizohen kiinntc, M-ndorn >ic i>t psycholo^iscli nur die (icsaintlioit aller xufiillig iin Schfcld lit'ircndcii Voi'stellunirsobjecte l>''i herabge^etzter Liclitfinptindun^. box. die \VnrtvorsteIlung ..Nacht". Alsu auch hicr oi - \voi>t sich da> Leihnixx-hc Schema : a und I) \\aivn tViihoi- associicrt. also orweckt a \>. als falsch an^owandt und dt'ii vorlio^endeii Thatsacheii kcineswc^-s eutsprechond. [)ieses Sc!ii-ina. da> mit der arixtutdisclicn Association des nt;; i, mid p;itei-cn ( 'iintiiruitiit>assch ist. i>t deniiocli durch dit-M-s Hei>piol uicilcium >chr iilcl illustriei't. l)iesos Sch nia veHaiiLit xiim mindi'>ten. dass allo Kaet<>reii Heu us>tseinsinhalto >ind. Nun fun^ierr die Nacht x\var in dfiii \crdichtetfi! I'l-ti-il. weldics \vir al> (Jesaintvorstcllung boxeichnoten. al> Mejrriffsviirstellun^. in dem au^ doinsellien abfroleitofon p-\ dii>dieii PliiimiiiH-n ji'duch al> ulijcctivf Nadit- xeir. ,i:onau uie ini eixtni Ijeispid das Schielcu 'l)jecti\c Pha'sache \vai\ |)if Anciatii'ii vou Illu>inns- oti't> vmi primitron sinn- lichen Kindriickon au-. und diese N'erbinduni:' alloin ist ">. woldii- Assnciatii"! irt'nannt wcrden kann. Kino ein- \'din|,i-i-dn' Analy-c Idirt, dass die hier in Hetracht koniinendeti Krscheiniuii^en VorschmclxtingsproducttJ von Sinn'.-,\valiniehi)iuuirMi und a>sticiiorten 81 elementen 1 ) sind, ocler besonders lebhafte Erinnerungs- und Phantasievorstellungen, welche in Hallucinationen, d. h. objecti- vierte Erinnerungsbilder, iibergehen konnen. Die Herabsetzung dor Lichtempfindung ist allerdings . 1ST ft'. 2 ) cf. Wundt, Grundriss p. 271. :! ) cf. Wundt, Phys. Psych. II, p. 5S2 f. ) cf. Jodl V11I, 54. 82 wir, da os mis in diesem xweiten Capitol hauptsachlich auf die Analyse der Beispielo ankommt, eins derselben anfiihren. welches von Leibnix selbst ini Anschluss an Locke auf die Wechsel- wirkung ilor Vorstellungen, - - denn was 1st Veranderung dor gegehenen Wahrnehmungsdata durch sogcnannte ,,unbewusstr" Urteilo und Sehliisse (cf. Opp. p. 233b)anderes als Association? xuriiekgefiihrt win), obwohl or auch liior logische Reflexionen oininisclit. Das Boispiol ist oinor Keihe von Phanomenen ontnonunon, bei welchon die Association eine iiberaus wichtige Rollc spiolt, niimlich don raumlichen Gesichtsvorstellungen. Ks ist bokanntlicli oin Verdionst der an Locke anschliessenden empiristischen Raumtheorie, 1 ) die Mitwirkung der Erfahrung bei Entwicklung der Raiirnvorstellungen besonders betont zu hahen, worm sio auch in ihrer extrenien Gostalt, welche ihr die spateren englischen Associationspsychologen 2 ) gaben, dieselbe bedeutend iiberschatxte. indom sie sich die Aufgabe stellte, den Ursprung der Raumvorstellung in rein subjectivistischer "Weise allein aus der Beschaffenheit de.s Organisraus und des Bewusstseins ableiten xu wollon, wobei sie docli schliesslich im circulus vitiosus nicht unihin konnte, den Kauni als ebenso urpriingliches Datum \vie v.. \\. eine Farberapfindung anzuerkennen, (lessen sub- jective Beclingungen einzig und allein Untersuchungsobject der einpirischen Psychologic sein kitnnen. AVenn dieselbe den dreidimensionalen Raum als ein Associationsprodiict 3 ) im weitesten Sinno auffasst, so sind docli die mannigfachen Form en von Empfindungen, welche miteinander associiert werden, von Ant'ang an vermoge ererbter psychophysischer Organisation und der Beschaffenhcit der optischen Reixe in extensiver Anordnung ge- geben.'M Suweit die Association als Association von Empfindungen und bert'its entwickelterRauinvorstellungen mit anderon, \vorin die KrfalirunL r be^teht. in Betracht kommt, kann sie nur den un- mitrelbar anschaulichen Inhalt der Gesichtsempfindung voll- stiindi i 'rer und genauer auffassen lehren. Ks gilt dies im Be- snnihT'Mi auch von der diitten Dimension des Raums, welche vcrnn'i^t- der entwi(tklungsgeschichtlich unter Einfluss der Aussen- wclr rnr.-t;unlcii('!i Kxternali>ation des Sehfelds und der Mechanik (!> binocularen Sclicns ebenso ursprtinglich 5 ) in der Wahr- neluniing I:'<.';:<'|I. :.U; .I...11 V llif, f; 1X23; Kiilpe ! ?-,f. Xi"h.-n p. :_'. > '',. .I...tl V i:,y - i:,!<. Wun.lt, Thy-. I'syrli. !I 223, Anm. 7; M. u. Ts. p. 175 f f ; (trmi.lri-- p. 1.,.", Antn. ') cf. Opp. p. -^.', ),. 83 Kugel als solche aus der Reproduction anderweitig gemachter Erfahrungen, worunter wohl Tastwahrnehmungen zu verstehen sind, ableiten. Die meisten Vertreter der neueren Psychologie haben diese lango herrschende Ansicht, welcher gomiiss die optische Vorstellung der Korperlichkeit durch den Tastsinn ge- liefert werden sollte, aus verschiedeuen zwingenden Griinden aufgegeben. Die optische Vorstellung der Korperlichkeit muss aucli optisch erklart werden, well ganz unbegreiflich wiire, wie ,,unbewusste L ' Urteile mid Schliisse auf Grand des Tastsinns der sinnlichen Wahrnehmung des Auges etwas hinzufiigen konnten. - - Aber nichtsdestoweniger spielt die Association als secundarer Factor 1 ), zwar weniger von Tastwahrnehmungen, sondern optischer Bilder, bei Wahrnehmung der Korperlichkeit eine bedeutende Rolle, dann mimlich, wenn vermoge der Be- dingungen des binocularen Sehens die directe optische Tiefen- wahrnehmung ausgeschlossen ist, d. h. bei entfernten Objecten, oder auch wenn wir fliichenhafte Gernalde perspectivisch deuten. Letzterer Punkt ist von Leibniz in den X. E. (cf. Opp. p. 283 b) auseinander gesetzt worden. Eine gewisse Anordnung der Schatten und Farbentone ist in unserem Bewusstsein associiert rnit bestimmten raumlichen Verhaltnissen, sei es nun, dass sich diese Association unter Einfluss des binocularen Sehens naher Gegenstande allein, sei es auch unter Mitwirkung von Tast- empfinclung, Bewegungen u. s. w. entwickelt. Daher vermehrt die Vollenclung, mit der z. B. in einem Gemiilde Lichtverteilung und Farbenton nachgeahmt ist, die Sicherheit, mit der riium- liche Elemente reproduciert und mit ihm zu einer simultanen Yorstellung verschmelzen. Nur darin hat Leibniz Unrecht, wenn er diesen Vorgang, hierin Locke folgend, cinen Urteilsact nennt, bez. eine Urteilstauschung, und in Vergleich bringt mit mogiichen oder unmoglichen Ansichten iiber das Verhaltnis von Seele und Korper. Wenn uns ein Bild mehr ist als em blosses Bild, indem wir uns sozusagen /. B. in eine dargestellte Landschaft selbst hineinversetzt fiihlen, so beruht das nicht auf einer Verwechslung von Ursache und Wirkung, Begriffe, die hier iiberhaupt ihre Anwendung verbieten, sondern wir sehen thatsaclilich mehr, als das Bild, dessen Strahlen uns aft'icieren, namlich eben die Yorstellungselemente ehemals wirklich ge- sehener Landschaften, die durch den primaren Eindruck associiert werden, ohne dass es uns freilich, wie iiberhaupt meist bei den simultanen Associationsproducten, moglich wiirde, primiire und secundare Elemente des Eindrucks zu scheiden. Leibniz spricht hier so, als giibe es iiberhaupt keine reproductiven \'orstelliingen, wenn er die Mitwirkung der Yorstellung des Gegenstandes VDII dessen objectiver Existenz wahrend der Dauer des Anblicks ') Wundt, Pliys. Psych. II, 221 ff, firundriss p. 270; M. u. Ts. p. 3 IX, 28 - 36. 84 des Bildes abhangig macht, welch' erstore doch iibcrhaupt ohne jede psychologische Bedeutung ist. Audi 1st es kehwswogs ni'tig, damit uns eine perspectivisch gemalte Landschaft korper- lich erscheine. dass \vir vorher ebon diese bestimmte Landschaft erblickt liabon, welehe nun brim Anblick des Bildes reproduciert wiirde. Violmehr reproducieren die gomalten perspectivischen Verhaltnisse nur die allgemeinen Raumschemata, welehe sehr vielen eheinals aufgenommenen raumlichen Gesichtsvorstellungen angehoren. So kann eine genialto Phantasielandschaft, xu \velcher nie auch nur annahernd eine Originalvorstellung in nns existiort hat. dcnselben perspectivischen Kindruck hervorrnfen als ein Bild einor ehemals von uns wirklich gesehenen Landschaft. Audi ist es keine Urteilstauscliung, wenn deniable in uns perspectivischen Kindruck hervorrufon. Wir glauben nicht, dass wir korperliche Verhaltnisse sehen. sondern \vir sehen tliat- sachlich eben vernn'ige der zwangsmassigen Association korper- liche Verhaltnisse. Soweit wir uns in Bexug auf dieselben urteilend verliaiten, wirkt das Urteil nieist nicht tauschend, sondern viehnehr rectificierend. insofern wii- uns bewusst sind. es nicht init wirklichen korperlichen ()l)jecten xu thun xu haben. L)er zwangsiniissigen Association als soldier konnen wir uns trotzdem so wenig entledigen als dcr Hund. deni sein Spiegel- bild geradc soviel bedeutet, wie eine directe Wahrnelimung eines anderen Hundes. Leibnix urtcilt in irewissein Sinne an anderer Stelle (Opp. p. 4!>7a) richtiger \\enn or sagt ,.Les sens e. \trri t.Mirs ne nous tro?npent point, c'est notre sens interne, qui nous fait allor trop vite." AVas in (lurch Association veriindert(M' (iestalt \vahrgenominen wird. ist als solches weder wahr noch falsdi. sondern oinfach psychisdie Thatsache. Solangc wir nui 1 \\ahrneliinen. urtoilon wir nicht, konnen uns also auch nicht tauschen. Die Mi'iglichkeit (Us Irrtums liegt erst vor. wi-iin del- Wahrnehmnngsinhalt Erkenntnisobject wird. wotici dann ain-r dui'di fni-twiilironde gegenseitig<' Corroctur der Walirnehmnngsinhalto diese Mr.irlidikoit iininer geringer wird. \\cnn |j-ili;iix tp'txdoin der Wahrndiinung als solchen den Irr- tuin aiifxubiirdcii -udit (il cst done vrai que les apparences soiit s'iivent- (tontraii'cs a la vcrito. niais notre raisonnement ne IVst janiais. !prs(|i!'il cst exact et confonno au.\ regies de Fart do raUonnrri. S o i>t >la> lotxten Kudos in seiner A.uffassiing dei- ['.rkenntnis begriindot. wolche aus den angoborenon ewigon \\ahrhcjton In^tcht. die uir in nns nur xu ontdookon brauclien '""i dop'n Inh.alt verm.i^e der praostabilierton Hannonie, ohne t dej- Kliniinatinii >ubjoctivor Bestandteile bodiirfto. \irklichen Bexielmn.iron der < )bjocte iibereinstiinmt veram in ii'ihis esse nihil aliud est (jiiain Deuin, -iMini et mentis, cam nienti facultatem cogitandi iinprfcs operatiunibuseaducerepossit, quae perfecte 85 respondeant his, quae seqimntur ex rebus. -- opp. ed. G. VII. p. 264), wahrend, wie wir im vorigen Capitel ausgefiihrt haben, das Denken die psychische Function ist durch welche wir ganz allmahlich und langsam die objectiven Beziehungen der Er- fahrungsinhalte aus den subjectiven, in welclie sic durch die Association gebracht wurden, aussondern, urn in einem fort- wahrenden Kampf mit neuen Erfahrungen ein jedesmal nur relativ widerspruchsloses Erkenntnisganzes zu gewinnen. Wir finden auch hier bestatigt, dass Leibniz unterseinen ,, consecutions de perceptions, qui imitent le raisonnement", die or auch zur Erklarung dieser Erscheinung heranzieht (cf. Opp. p. 497 a), doch etwas mehr versteht als unsere associative Yerkniipfung. Ein Tier ist keiner falschen Beurteilung einer Wahrnehmung fahig wie ein Mensch. Yersagt der Mechanismus einer ge- laufigen Association infolge der objectiven Bedingungen, so reagiert das Tier, beispielsweise, urn mit Leibniz zu reden, der Hund, der sein. Bild im Spiegel anbellt, mit Yerdutztheit, bis das neue Yerhaltnis eben auch zu einem gelaufigen geworden ist. Der ,,sens interne", den Leibniz fiir falsche Beurteilung einer Wahrnehmung verantwortlich macht, ist thatsachlich eben eine falsche vorschnelle Beurteilung eines unerfahrenen Yer- standes, welcher das, was blosses Product der Association ist, so die Wahrnehmung eines fernen, in Wirklichheit viereckigen Turms als rund (Opp. a. a. 0.), da das (lurch die dazwischen- liegende Luftschicht hervorgerufene Ineinanderfliessen von Licht und Schatten einen continuierlichen Uebergang zwischen beiden herstellt, welcher fiir uns mit der Yorstellung einer gekriimmten Oberflache associiert ist, objectiviert, weil er nicht alle Factoren in Rechnung gezogen, welche diesen Schein hervorrufen konnen. Demi den Turin rund sehen und urteilen, dass er rund sei, ist sehr zweierlei. Leibniz schiebt hier den sens interne, welcher iibrigens sonst entweder mit dem lumiere naturelle selbst, welches die ewigen Wahrbeiten liefert (cf. Opp. ed. G. Yl. p. 488 ff.) oder mit der imagination 1 ), der vergleichende und unterscheidende Fahigkeit zugeschrieben wird und die sonach ge- wissermassen einen Yerstand niederen Ranges reprasentiert, identisch ist, zwischen Wahrnehmung und Verstand nur ein. u m letzteren von der Moglichkeit des Irrtums freisprechen zn konnen. Ke lire n wir zu den in dem Capitel ')>> der N. lv II ge- nannten Beispielen zuriick, so finden wir eine ganz iihnliche Yerwechslung der associative!! Verbindung xweiiM 1 Bewusstseins- inhalte und ihrer logisch bezogenen Verkniipfung, wie im zweiten, im dritten der von Leilmiz angefiihrten Beispielo. Gewiss hat die Zahl 13 mit dem Sterben objectiv nichts zu thun, aber der Abergliiubische. der sie verkniipt't setzt sie !) cf. Opp. ed. G. VI. p. 501 86 ebon doch in ein Yerhiiltnis causaler Abhangigkeit. Eine derartigo A'erbindung 1st koine Association, sondern, wie in jenem Kallo. oin verdichtetes Urteil, wenn aucli ein falsches. Allerdings kann dieses die Grundbedingung einer Association worden. Die Vorstellung der /aid 1.'! kann als Wortvorstellung die \Vortvorstellung Tod odor Stcrben, utid diese dann wieder init ihr verbundene Erinneriingsvorstellungen, z. B. die Ge- sichtsvorstellung einer Loiche, Vorstellung der Kiilteompfindung bei Beriihning derselben und dgl. hervorrufen, sehr gefiihls- starke Vorstellungen, welche eine beunruhigende Wirkung dinch ihre blosso Anwesenheit ini Bewusstsein ausiiben konnen. oliwold der Betreffende aufgekliirt sein mag. Diese rein mechanische Aneinanderreihung der Vorstellungen ist aber von einer ehenials ini Bewusstsein vurhandenen logisch bezogenen Vorbindung nieht unterscliieden. Diese sowohl wie die durch sie mitbedingten blossen Reproductionen lieissen gleicherweise Association, wiihrend sich doch diese xn deni logischen Wert einer Vorstellungsverbindung ganx und gar neutral verhiilt. 1m vierton Leibniz'schen Beispiele ist die Association in ahnlicher Weise beteiligt, wie ini ersten, nur haben wir es bier niit einer ausgepragten psychischen St(rung zu thun, ebenso wie ini let/ten, der von Leibniz angefiihrton Beispiele. Die Verbindung der Wortvorstellung ,,Praesident" init dem Conijtlex aller Eleniente der [clivurstellung ist hier miter Ein- fluss gesteigerter Erregbarkeit eine dermassen enge geworden, dass die Wortvorstellung P . . . , ganz gloicb, in welchem logiscben Zusaramenhang sie vorkommt, sofort die complexe Ichvorstellung reproduciert. Man nennt bekanntlich derartige ausgeschliffene Associationen fixe Ideen odor /wangsvor- stellungen. Der logiscbe Process der Vorstellungsverbindung wird liicriiuirin | uert durch eine abnorme Associationsverbindung. 1 ) liidi-s bcstdit aucii hier ein wesentlicher Unterschied-) zwischen der assuciativen \'erkniipfung des AVorts init dei 1 (lurch dasselbe l)ezeichneten Vui'stellung und der bewusst willkiirlichen Ver- kniipl'uiiL r lieider. .Die Complication einer Vorstellung niit dem Sprarhhut. weh.-he wir hier der Erklarung des angeftihrten I'liiiin'iijt-ns zu (Jrunde- gelegt baben, Itesteht als eine rein tliat>;ich!iche. ein A^'regat. in un.serem Bewnsstsein, welches ebciixi^ut in <\tT Scclc cines Tieres besteben krmnte, und der Sccle eines dressiertcn Hundes besteht, Wui't bin eine ganz bestimmte Vor- Ilandlung ausliist. Davon verschieden, ennnrstellung herstellt. Sie ist M'tind hlosser Coexistenz, sondern 'i f. Wiin.lt, M. n. Ts. p. :((:.. ) cf -Jo. 11 X. I*, 47, 51, ;,b. Wun.lt, Logik I, 31 It. Phys. Psych. II, 452, 477 f. 87 Product einer Synthese, welche das Wort zur Vorstellung in ein bestimmtes Verhaltnis, namlich des Zeichens zum Be- zeichneten bringt. Wird diese Verbindung im entwickelten Denken so vorgenomnien, dass das Wort in einem jeweilig ge- gebenen Zusammenhang Vorstellungen vcrtritt. welche durcli denselben nicht streng logisch bedingt sind, so ontstoht Irrtum, wolcher allerdings dadurch, dass (las Wort mit vorschiedenen oft disparaten Yorstellungen in associativoin Zusammenhang steht, erleichert wird. Doch sind die Tauschungen, welche auf diese Weise dem Denker entstehen, gun/ verschieden von der hier beschriebenen Erscheinung, welche darin hesteht, dass sich innerhalb eines Gedankenzusammenhangs an ein Wort eino ganzlich fernliegende Association kniipft und sich dauernd im Bewusstsein behauptet, ja sogar zu Handlungen fiihrt, wie sie hier von Leibniz beschrieben werden. Die Willensthatigkeit, welche im normalen Yorstellungsverlauf die von einem Worte ausgehenden Associationen in geregelte Bahnen lenkt, ist hier sistiert zu Gunsten der ganzlich passiven Association. 1 ) A Venn Leibniz sagt: ,,Et c'est un cas des plus ordinaires des asso- ciations non-naturelles, capables de tromper, celles des mots aux choses, lors meme qu'il y a de lY-quivoque", so konnen wir hierin nur eine Erklarung der Moglichkeit logischer Irrtiimer erblicken. Beispiel und Erklarung fallen auseinander. Die willkiirliche Verbindung zwischen Wort und Vorstellung, welche darin ihren Ausdruck findet, dass das erstere mit dem Be- wusstsein eines blossen, eine grosse Zahl von Einzelvorstellungen vertretenden Symbols gebraucht wird, ermoglicht einerseits erst allgemeingiiltige Aussagen, aber ebenso leicht auch die fehlerhafte Verbindung von Wort und Vorstellung. Die wahre associative Verbindung zwischen Wort und Vorstellung hatte Leibniz in seinen sprachphilosophischen Erorterungen verwandt. Er bezeichnete sie dort als ,,rapport entre les choses et les sons et mouvements de la voix' w . Diese associative Verbindung besteht indes auch da, wo keine Association venvandter Vor- stellungen mehr vorliegt, auf Grund der Gleichzeitigkeit, welche Leibniz im Auge hat, wenn er Opp. p. 40H b von den paroles spricht, qui reveillent en nous des idces y attachees par la coutume, welche aber doch verschieden ist von dem Vorgang, welcher darin besteht, dass beim Sprechen und Denken von den verschiedenen Vorstellungen, welche ein Wortassociativ hervor- ruft, diejenige ergriffen wird, die in den Gedankenzusammen- ') Wird in irgencl einem Gedankenzusammei einer Vorstellung verbunden, welclio '1cm Zusanime so konnte auch ein Gedankenzusammenhang bezoichnen. Doch ist diese Erkliirun^ hier woh allenfalls noch, dass der Minister, obwolil er sicli d vollbewusst war, aus Eitelkeit da/u veranlassl Gebrauch des Worts in einem gewiasen Zusamme s rntorschieds der IJe/ orden soin kc'innte, ji' hange einzuschreiten. 88 hang passt. "NVas Leibniz allgemein als association non-naturelle des mots aux choses bezeichnet, ist aher offenbar jener ideelle Zusanimenhang von Wort und Begriffsvorstellung, nicht die .Complication von Sprachlaut und Vorstellung durch gewohn- heit-smassige Vcrkniipfung beider. Sofern der Sprechende init einem Worte eine Vorstellungsgruppe selbst bezeichnet und von anderen bezeichnet \vissen will, liegt nicht inohr blosse Association vor. donn diese reproduciert nur mit dem Laut eine einzelne Vorstellung nnd unigekehrt. Uer subjective Be- wusstseinsxustand ist hior immer massgebend. Wir miissen unterscheiden, oh Wort und Vorstellung cinander in passiver Weise sollicitieren, oder oh das Subject beide in das Verhaltnis des Zeichens xuni Bezeichneten bringt. Beides ist natiirlieh ineist verbundon. aber psychologisch miissen beide Seiten ge- trennt werden. Leibnix hat dies, wie wir in unserem erstm Capitel auseinandergesetzt, nicht getlian. Wenn er bemerkt, dass dei- Mensch das verbinde, was er xusammen bemerkt hat, so ist dieser Satx psychologisch zweideutig. Wenn wir einen Associationsvorgang vor uns haben. rerbindet der Mensch, suwpnig wie das Tier, Bewusstseinsinhalte, sondern ,.es" ver- binden sich Bewusstseinsinhalte. 1m Monschen erhebt sich aber iiber den Reproductionen der xweckthatige Wille. Fassen wir die gewonnenen Krgebnisse der Analyse der Beispiele noch einmal xusammen. so diirfte sich ungefahr Kolgendes ergeben: 1.) Leibnix sondert die Associationen nicht streng von gewissen Verbindungen der A'orstellungen, welche nicht asso- ciativer. si.ndorn apperceptiver Xatur sind. Es sind vorxugs- weise gewisse enge apperce{)tive Verbindungen, die Leibnix noch mit Association bezeichnet, welche man mit Wundt im w(-ite>t'n Sin ne als Gesaratvorstellungen 1 ) bexeichnen kann. Danmter sind xii verstehen Complexe von Bewusstseinsinhalten, deren Tfile nicht in i-oin iiusserlicher. a ul' den Bedingiingen der Aehnliohkeit .xler Beriihrung berulicnden Verbindung. ^>ndern im \'erh;iltnis irgend einei- logischen Bexiehung steh*.-n, p-wi>sermasMjn verdichtete Urteile bez. Vorurteile dar- stellen. BereitsIIissmann hatte diese notwendige rnters(!heidu!i^ frkannt. wenn er als Appendix xu seiner (iesohiehte der Ideenassoeiation eim- lietrachtung iil>er den ("nterschied der ..xii>ammenge>etxtt'ir und ,,associierten %> Be^riffe anstollt. K^ lu- alii- uiix-rr xiisammengosetxten Begriffe associierte \ >r>tflluni:en >inei der Reproduction auch in dieser zur (reltung, obwohl natiirlicb jede Gesamtvorstellung auf einer Association ruht, wie dies u. a. auch bei den Gesamtvorstellungen der Fall ist. welche als (rj-undlage der Krwartungs u rte i 1 e des Menschen dienen und die von den associative!) Complexen der Tiere, welche keine l.'rteile. sondern nur associative Aneinanderreihung zur Folge habcu, xu trennen sind. '_'.) In anderen i3eisj)ielen habeu wir s allerdings nur mit Associationen xu thun, aber freilich mit ziemlich complicierten ProdiK-t^n vtin Associationsprocessen. Natiii'lich kinneu wir ') <:f. J'.dl a. a. O. X 67. 91 eine abnorme Gefiihlsreaction, die mit einer Gesichtswahraehmung verbunden ist, nicht selbst Association nennen, well die Ge- sichtswahrnehmung psychologisch nicht cler ausreichende Grund gerade dieser Reaction ist, andernfalls vviirde, wie be- reits bemerkt, der Begriff Association iiberhaupt seine Be- deutung als Erklarungsbegriff verlieren. Wir batten, iin ersten Beispiel das fehlende Mittelglied in einer Aebnlichkeitsassociation erkannt, welche zur Ursache der Irradiation des Gefiiblstoiis wurde. Im vierten Beispiele ist die Ursacbe derselben eine sinmltane Association disparater Vorstellungen, eine sogenannte Complication, bier eine Verbindung eines Gesichtsbilds mit einer reproducierten Tastempfindung. Es liessen sicli nocb mannig- fache Beispiele atis dem Leben bierfiir aufiihren : ,,So erweckt dor Anblick einer scbart'en Spitze, einer rauben Oberflache, eines weichen Sammetstoffes die entsprechendenTastempfindungen in nicht zu verkennender Deutlichkeit. Aehnlich konnen sich Gehorseindriicke mit Tast- und Gemeinempfindungen verbinden, wie denn z. B. sa'gende Gerausche manchen Menschen durch die begleitenden Empfindungen unertraglich sind. ... Ja nocb mehr, schon die drobend emporgeliobene Scbusswaffe, der geziickte Dolch, wenn sie nicbt einmal gegen uns selbst gerichtet sind, oder wenn wir, wie in dem Theater, \\issen, class die Flinte nicht geladen ist, wecken nocb i miner ein schwaches Phantasiebild am eignenLeibe. In dieseiiErscheinungen liegt eine rein sinnliche Quelle unseres Mitgefiihls an Scbmerz und Gefahr anderer." 1 ) Wir verlassen dieses Capitel, dessen /week war, durch Analyse der Beispiele, die zu diesem Behufe uns nicht ent- bebrlicb zu sein scbien, zu zeigen, dass Leibniz' Begriff der Association, wie derjenige Lockes, doch nocb an grosser psycbo- logischer Unbestimmtheit 2 ) leidet und wenden uns zu der Frage, in^vieweit Leibniz Stellung genommen hat zu den so- genannten Associationsgesetzen. ) cf. Wundt a. a. O. II, 448-449. '-') Ferri hat cliese Unbestimmtheit des altesten Associationsbeg riffs nicht zur Geniige liervorgehoben. Bouillier bemerkt in seiner Kritik Ferrisclien Arbeit mit Recht, dass sich dieser iiber seine ,,preeurseurs" xu kurz fasst (of. Ferri a. a. O. p. 356). III. Associationsgesetze bei Leibniz, Wenn Barchudarian behauptet, 1 ) dass in Leibnizens Schriften nirgends eine Aeusserung iiber As^ociationsgesetze zu finden sei. so hat or damit entschieden t'nrecht Xur soviel 1st richtig, dass Leibniz die (iesetze dor Association nicht xuni besonderen (.iegenstand eingehender Untersuchungen gemacht hat, sowonig als Locke. Erst dor Systematiker der Leibnizschen Philosophie, Christian Wolff, hemiihte sich. hcstimmtere Anschauungen iiber die Association der Vorstellungen xu irewinnon tind Loibnixens Intentionon in dicsoin I'unkto weiterzufiihren. Es lasst sich nicht leu^non, dass Wolff Leibniz hior in dor That weitergefiihrt liat. aber \\enn or violfach als dor orsto bexoichnet wird, der das Aufreninerk in Deutschland auf dio Association richteto. so widerspricht das schon dor von mis iihorall festzuhaltenden Voraussetxiinir. dass Loibniz dor ('ninoll ist, aus dom Wolff sch()|)ft. In dcr That findon wir das Wolffscho Associationsgesetz boi Loibniz vor, nnd dai'inn l>loil>t cs inorkwiirdig, \vio Dossoir,-) dor dioso Tliatsacho anorkonnt. tmtzdoni auf don viol fornor- lic^ondon Malebranche als nn");licho (Duello zuriickgreifen kcmntc. Wolff solbst. orwahnt allordinirs dii> Prioritiit Leibnizens nioht. violmohr wollto or dioso dun-bans ihm ^'.irf'iiiibor fiir sich in Anspruch nohinon.-' 1 ) AIT ebon dai'iiin ^ilt von ihin nicht, was von Hume in trewi^som Sinno ^olton kann. 1 ) dass or das Associationsirosotx ctwa seH)stiindii: p-fnnden babe, eino Moglichkeit dio Dessoir innner noch offon liisst. Iin (fogonteil irlaubon \vir nichr ohno Berechtigung sairen xu kinnon, dass. wio. Hume in England, so Leibniz in Deutschland dcr l.'rhebcr der Associatioiisgeset/.o wurdc. .Ja viollcicht auch darin gleichen sich lieidc. als auch Leibniz s(.-in Associationsgesetz keincm soincj- Voririinger dii'oct vci'dankt. I>a die aristotelischen : ) a. a. (>. ,,. :(;. -> cf. Dessoir :i. ;i. '>. ]( . 3II-J :tll' ,,!)! .\^-,Mci:iti..n.-iy 1 'h..](,,..i,.-." J ) <[. Dessoir :i. a. O. J). :iU7 aOS. *) cf. Lit-biiiann a. a. O. p. 438. 93 Association sregeln der Aehnlichkeit and des Contrasts als solche bei ihm nirgends nach\veisbar sind, \verden wir don Schluss nicht verraeiden konnen, dass Aristoteles auf Leibniz hior nicht bestimmend gewirkt hat. Ueberhaupt 1st es merkwiirdig, wenn auch erklarlich, dass Leibniz bei seiner Hochschatziing des Aristoteles 1 ) dessen hochentwickelter einpirischer Psychologie, die von Siebeek ins rechte Licht gesetzt wordon ist, nicht mehr Beachtung geschenkt hat. Wir finden /.war die allge- meinen Categorien der aristotelischen Psychologie, jenes psycho- logische Erbgut des classisclien Altertums, auch bei ihm gn'isstenteils wieder, aber eine Stellungnahme zu Aristoteles' feinsinnigen Bemerkungen iiber Gedachtnis, Reihenreproduction usw. tritt nirgends hervor. Leibniz war eben im (}egensatz zu dem ntichternenBeobachter Aristoteles vorwiegend speculativer Philosoph, der sicli nur das assimilierte, was zu seinen meta- physischen Theoremen in irgendwelcher Beziehung stand. Ferner findet sich das Leibnizsche Associationsgesetz in dieser Form weder bei Hobbes noch bei Locke, nur Spinoza und Malebranche konnten als Quelle in Betracht kommen. Wie dem auch sei, jedenfalls ist Leibniz derjenige, der den Anstoss zur Untersuchung der Ideenassociation in Deutschland gab, nicht Christian Wolff. Gehen wir etwas na'her auf das Leibnizsche Associationsgesetz em. Wenn Leibniz sagt, dass der Mensch so gut wie das Tier dem Gesetz unterworfen sei. in seinem Gedachtnis und seiner Einbildungskraft das miteinander zu verbinden, was or in seinen Wahrnehraungen zusammen bemerkt hat, so meint er offenbar, dass die spatere Reproduction der Inhalte, die wir speciell Association nennen, diesem Gesetze folgt, welches ganz dem entspricht, welches bereits Aristoteles ganz allgemein aufstellte als Association benachbarter Inhalte (rrvveyyv^), Herbart als Gesetz der mittelbaren Reproduction, spatere als Beriihrungsassociation, aussore Association u. s. w. bezeichneten. Das oben erwahnte Beispiel, das Leiliniz am haufigsten-) in seinen Schriften zur Illustration seines Associations- gesetzes verwertet, zeigt dies deutlich. Das Gesichtsbild dos Stockes erweckt dem Hunde die Tastvorstellung des Schmerzes, weil beide ehemals benachbarte Bewusstseinsinhaltc warm, oder -der Hand erwartet nach Ausiibung nines ihm an- gelernten Kunststiicks eine Helohnung, aus di'inselbon (irunde. :i ) Der Hollander wiinscht in eincr tiirkischen Taborno Bier, 8 ) d. h. die Gegenstande derselben associieren in ihm die Vorstellung des Bierglases, auf (irund benachbarter Bo- wusstseinsinhalte. Hier sowohl, wie namentlich in dMn Beispiel des Americanus, :; ) qui putavit epistolam proditricem facinoris ] ) cf. Ep. ad Thomasium Opp. p. 4S ff. ') cf. Opp. p. 237 b, 40465, 707 a, 715 b u. o. 3 ) cf. Opp. p. 465 a. 94 sui fiiisse spectatricem, quia illi modi aliquid prodendi, qui ipsi noti erant, hoc ita ferebant, sehen wir von einer damit verbundenen Urteilstauschung, die beim letzteren Beispiel iiber- haupt allein in Betracht kommt, ganz ab. Offenbar entsprechen die angefiihrten Beispiele gewissen Specialeinteilungen dor Spiiteren, die sich iibrigens schon bei Aristoteles vorfinden. Das erste wiire sogenannte Gleichzeitigkeitsassociation, d. h. Association auf Grand von Gleichzeitigkeit, ebenso das dritte, daszweite entspriiche dor Association succedierender Vorstellungen. Ein weiteres Beispiel solcher sogenannten Successivassociation wiirde die Reproduction der weiteren Teile eines Liedes bilden, sobald der Anfang gegeben ist. 1 ) "Wie steht es rait den beiden anderen Classen, der Aehnlichkeit und dem Contrast? Sie sind nirgends besonders erwahnt, aber die Aehnlichkeitsassociation wird doch vorausgesetzt. Wenn es heisst 2 ) ,,c'est que nous voyons, que les animaux ayant la perception de quelque chose qui les frappe, et dont ils out eu perception semblable auparavant, s'attendent par la representation de leur momoire a ce qui y a et6 joint dans cette perception pr6cedente et sont portees a des sentiments semblables a ceux, qu'ils avoient pris alors, so geht doch der Association benachbarter Inhalte erst eine Aehnlichkeits- association voraus, indem der reproducierende Eindruck a den ahnlichen friiheren a und dann den damit verbundenen Eindruck b reproduciert. Ferner hat Leibniz die Aehnlichkeitsassociation thatsachlich in den oben besprochenen sprachphilosophischen Erb'rterungen, sowie bei Erklarung der Wirkungen der Perspective verwertet. Von einer sogenannten Association durch Contrast finden wir bei Leibniz keine Spur. "Wenn es in der Abhandlung .,De la sagesse" unter den Regeln, sich an Vorstellungen zu erinnern, sub 5 heisst: 3 ) il faut pouvoir rapporter sur-le-champ des choses, qui ressemblent fort a la chose donnee on qui en sont fort d iff (''rentes, so spricht Leibniz hier \veniger von der Association als von der Anwendung logischer Categorien auf oinen gegebenen Inhalt. Sofern in diesen praktischen Gedachtnis- regeln der Associationsgrund in logischen Yerhiiltnissen gefunden wird, miissen oben diose erst auf ihre psychologische Grund- lage reduciert werden. Als solche kennt Leibniz niir das Zusammen ini Bewusstsein. Sie allein ist ausdrucklich als Associationsgrund formuliert, Aehnlichkeit und Contrast kennt or nur als logische Verhiiltnisse. Indes ist esfiir die psychologische Betraohtung ein bedeutendcr Unterschied, ob man zu einer Vurstellung eine hinzudenkt, welche zu derselben in dem logisclien Vorhiiltnis der Aehnlichkeit oder Verschiedenheit steht. oder oh diese Verhiiltnisse als thatsachlicho betrachtet ') cf. '>[i|>. ]). 1!K)I). J > r.f. Opp. \>. 707 a. ') cf. f>ip. p. C,75. associierend wirken. Letzteres wird bekanntlich in Bezug auf den Contrast mit Recht bestritten, da sich sonst alles mit allem associieren konnte. Aber selbst die Aehnlichkeit ist doch schliesslich kein Associationsgrund. Man kanu sich zu einor Vorstellung eine iihnliche hinzadenken, wahrend der Associationsgrund doch Beruhrung sein kann, z. B. wenn man sich zu Caesar Napoleon hinzudenkt, weil man beide irgendwo zusammen genannt gelesen hat, wahrend die Aehnlichkeit auch das Hinzudenken von Wallenstein erlaubt hatte. Diese als logisches Verhiiltnis ist fiir die Association gleichgiiltig. Da aber Aehnlichkeit de facto partielle Identitat ist, so lost sicli die Aehnlichkeitsassociation in elementare Beriihrungsassociation mit vorausgehender Gleichheitsverbindung auf, wie im weiteren auszufiihren Anlass sein wird. Nebenbei erwahnt Leibniz noch die Association durch Ueber- und Unterordnung, 1 ) ebenfalls eine Specialform der Beriihrungsassociation, die wohl stets in Form einer Wort- association vor sich geht, beispielsweise wenn das Wort Walfisch das Wort Saugetier associiert, weil den Schiilern immer wieder eingepragt wird, dass der Walfisch kein Fisch, sondern Saugo- tier sei. Im allgemeinen konnen wir demnach behaupten, dass fiir Leibniz nur die Bertihrung als allgemeines psychologisches Ge- setz der Association gilt. Sie allein ist ausdriicklich als solches formuliert, und alle seine Beispiele sollen auf das Schema: a und b waren ehemals benachbart, also reproduciert a b, zuriick- gefiihrt werden. Auch bei Hobbes. Locke, Malebranche und und spater bei Wolff, 2 ) Kant :{ ) bemerken wir eine Bevorxugung der Beruhrungs- vor der Aehnlichkeitsassociation. Ks beruht dies wohl darauf, dass sich erstere der Beobachtung in hoherem Grade aufdrangt als letztere, welche sehr oft in Form einer Assimilation, wobei die Reproductionen mit den auslosenden primaren Eindriicken ganz oder nahezu verschmelzen, wie dies z. B. beim associativen Wiedererkennen und Erkennen, der cf. Opp. p. 304 a. '-') cf. Wolff, Psycl). emp. 104 ff. In 4j 117 wird das Associationsgesetz (lex imaginationis) formuliert: Si quae simul pcrcepiinus, nnius perceptio rlenuo prodncatur, imaginatio producit perceptionem altcrius. Die Aehnlichkeitsassociation behandelt Wolff, wie Uissmann mit Recht bemerkt, nicht als besondere Associations- form, sondern nur sofern sie die Beriihrungsassociation cinleitet (cf. t; IOS). Die Erorterungen Wolffs in der Psyehologia empirica iiber die Associationsphanomene beanspruchon mchr Beachtung, als man ilinen .nemeinhin /.u /ollen pflegt. Die euclidische Methode mag uns nocli so wenig behagen, so ist docli zwoifellos anzu- erkennen, dass Wolff der erste war, der in Deutschland die cmpirische Psychologie cultivierte. So hat er auch Leibniz' Erorterungen iiber die Association praeciser formuliert, indem er sie als reine Gesestze der Reproduction betrachtete und dem- gemass Anwendung auf speeielle Fiille macht. Dessoir urteilt sehr richtiu-, wenn er die ,,reiche psychologische Detailarbeit" hcrvorliebt, die mit Wolff ihrcn Anfangnimmt. Nur darin mochte man ihm kaum beistimmen, wenn er Wolff die Associationsgesetzo von Malebranche ubernehmen Hisst, wo Leibniz als Quclle doch das nnturlichste ist. 3 ) Kant, Anthropol. p. 70; Kr. d. r. V. 116 Kehrb. 96 Assimilation hei rnumlichen Yorstellungen, ferner bei jenen Assoeiationeu xwischen Vorstellung und Sprachlaut (lurch Aohnlichkeit xu beobachten ist. Hingegen treten bei der Asso- ciation benachbarter Vorstellungen die .associierende und asso- ciierte Yorstellung deutlich auseinander. Successive reine Achnlichkeitsassociationen werden relativ selten beohachtct. IVvchologisch ist cs x. B. viel wahrscheinlicher, dass uns ein lebendiger Eisbiir an Eisberge, Wasser. Eskimos u. s. w. erinnert, als an braune, schwarxe Baren; die Aohnlichkeitsassociation, welche als solche eigentlich gar nicht existiert, sondern oher cine Yerbindung gleichor Elements heissen sollte. spielt eine mehr vennittelnde Kolle, indem uns der lebendige Eisbar an den ahnlichen abgebildeten und dieser an die mitabgebildeten Eisberge erinnert. Ziehen 1 ) betont mit Recht ,,nicht etwa die sog. iiussere Association als die ausserliche oberflachliche an- xusehen und die innere als die tiefere, sachlichere", da unsere ganxe Erxiehung im Kinde dahin gehe, Yorstellungen gleichzeitig xu wecken. Die Vereinfachung der Zahl der Association sgesetze bei Leibnix, xu der \vir nach langem Streit iiber die Zahl der- selben, welcher namentlich auch in der Woll'fschen Schulo herrschte, wieder xuriickgekehrt sind, lieriihrt ausserstwohlthuend, obwohl sie natiirlich bei Leibnix nicht einem gescharften \visscn- schaftlichen Einblick in das I'roblem, sondern seinem naiven Scharfblick, wenn man will, auch Unkenntnis der xu stellenden Fragen entspringt. In der That ist die Association contingenter Inhalte in gewissem Sinne die allgemeinste untl fiir die Gestaltung unseres Weltbildes wichtigste Form associative! 1 Verkniipfung, einfach deshalb, well uns alle unsere A'orstellungen nie isoliert, sondern innerhalb umfassender Complexe gegeben sind. Die reinen Aehnlichkeitsassociationen sind streng genommen nur eine Abstraction. Erinnert uns x. K eine Person an eine ihr a'hnliche, uns personlich bekannte, so tritt die Vorstellung der letxteren nicht isoliert ins Bewusstsein, sondern die Umgebung und sonstige mit ihr verkniipfte Vorstellungen werden mir- gehoben.-) ja Ictxtere machen (lie durch Aehnlichkeitsassociation geholx-nc ^"ol l stellung erst eindeutig bestimmt, indcm sie eine genauerf xeitliche Localisation des Erinnerungsbildes bewirkcn. Daher gewinnfii auch die Aehnlichkeitsassociationen vielfach erst praktische Bcdeutting durch das Eingreifen der Contiguitats- asMiciation. Andrerseits gelit die Aehnlichkeitsassociation in jede Contiguitiitsassociation ein. insttfern fine Vorstellung a erst *'in trillion's u rcproducieren muss, mit dem ein b \ci - - luinden war. :: | Allerdings erscheint dieses a. durch den primaren : Xi-hf-!i .1. n. (>. p. 154. i cf. Wahlp :i. n. O. p. 420. ) !Syi-li"i"j:il prwc-ckt n - mn A v .... - V>. liereits Wolff niihert sicli dieser 97 Bindruck a und den associerten b verdunkelt, meist nicht voll im Bewusstsein, aber rait Unrecht hat man daraus den Schluss gezogen, dass der Vorgang iiberhaupt nicht existiere. 1 ) Es ware ganz unbegreiflich, wie a b reproducieren konnte, wenn nicht die Thatsache, dass ein ehemaliger Eindruck mit b verbunden war, irgendwie zum Ausdruck kJime. Dass diese Aehnlichkeitsassociation meist verschwindet, ist nur der Aus- druck dafiir, dass sie in den weitaus meisten Fallen in der Form einer den prirnaren Eindruck a nur verstarkenden simultanen Association vor sich geht. 2 ) Dieses Ineinandergreif en von Beriihru ngs- und Aehnlichkeits- verbindungen, welches bei jeder aucli nur oberflachlichen Be- trachtung eines Associationsvorgangs in die Augen springt und in Leibnizens Anschauung nnd dem spiiteren Streit um die Zahl der Associationsgesetze ebenfalls zur Geltung kommt, ist von der modern en Psychologic nur bis zur letzten Consequenz verfolgt worden. Denn die Elemente der Vorstellung stehen zu dieser ja in demselben Verhaltnis wie die Vorstellung zum Complex, mag dieser auch nur in zwei einzelnen durch Conti- guitat verbundenen Vorstellungen bestehen. Das Element sowohl wie die Vorstellung sincl Producte analysierender Ab- straction, das erstere nur einer bis zur letzten Consequenz durchgefiihrten. Wir sind cladurchzu der Erkenntnis gekommen, dass als psychologischer Vorgang die Aehnlichkeitsassociation gar nicht existiert, sondern nur die Beruhrungsassociation, welche durch Gleichheitsverbindungen, welche aber niclit eigentlich associierend wirken, da nur ein Erregungsherd vor- vorhanden ist, ;; ) sondern verstiirkend, eingeleitet wird. Es giebt thatsitchlich nur Beruhrungsassociation, nur fassen wir diese gemiiss unserer verfeinerten Analyse als elementareBeriihrungsassociation. Auch die Association almlicher Vorstellungen ist psychologisch Beriihrungsassociation, denn wenn a a associiert, so bedeutet das nur Assimilation des Gleichen und Reproduction des an dasselbe gebundenen Uugleichen durch Beriihrung. Nur liber- wiegen bei der Association iihnlicher Vorstellungen die Gleich- heitsverbindungen, bei der contingenter die Beruhrungswirkungen. Der Process ist beidemal derselbe und auf die Formel (a bed...) 4- (ab xy . . .) reducierbar. 4 ) Dabei sind es die (lurch Beruhr.uug associierten Elemento, welche bei Aehnlichkeitsassociationen eben die in einigen Merkmalen von der associierenden Vor- Auffassungsweise, wenn er das Associationsgcsctz mit den Worten erlautert: per- ceptio praeterita Integra recurrit, cuius praesens contiiiet partcni (1's. cinp. Jj 104, D. Metaph. 238). cf. aucli Hoffding, p. 196 ff. J ) So Offner a. a. O. Uebereinstimmend mit der liior .vertretonon Ansicbt Wundt, Ziehen, Wahle. 2 ) cf. Wundt, Phys. Psych. II, p. 4G9. :! ) cf. Offner, a. n. O. 40S. 4 ) cf. Hoffding, a. a. O. p. I'M; Wundt, Plus. Psych. II, p 472. 7 98 stellung abweichende Gestalt, worin eben die Aehnlichkeit besteht, der associierten Yorstellung bedingen. Wolff hat das Prinzip der modernen Auffassungsweise der Associations- vorgange bereits erkannt, wenn er alle Association auf Reproduction des ganzens Complexes durch Teile desselben zuriickfiihrt und wie Leibniz nur Beriihrungsassociation kennt. Beide kamen der Wahrheit zweifellos naher als Spatere, welche unter dem Einfluss Humes die Zahl der Associationsgesetze vermehrten und die Beriihrungsasssociation in eine Menge Special gesetze auseinanderlegten. wie Gleichzeitigkeit, Succession, Ursacho und Wirkung usw. Damit ist zwar der Classification der Associationsproducte gedient, nicht der psychologischen Einsicht in die Natur der Yorgange. Wahle hat mit Recht alle jene verschiedenen Unterarten der Association auf die Contingenz der Inhalte reduciert, ahnlich wie auch Leibniz nur das Zu- sammen im Bewusstsein als Associationsgesetz kennt. Insofern sich die contingenten Inhalte in oinem identischen Zeitmoment beriihren, ist diese Identitat des Zeitpunkts vom Eintritt des Xeuen und Abklingen des vergangenen Inhalts der Grund der Beriihrungsassociation. Das physiologische Substrat dieses Yorgangs erblickt die neuere Psychologie in dem Vorgang der Mitiibung. ,,Wie ein Glied, (lessen Bewegung mit der eines andern eingeiibt worden ist, mit dem letzteren von selbst in Mitbewegung gerat, so erregt eine Yorstellung die gewohnheits- massig mit ihr verbundene." 1 ) Wir konnen, wie Dessoir mit Recht bemerkt, 2 ) zwei Zeitraume in der Geschichte der Association unterscheiden, welche durch das Auftreten Humes, des Erneuerers der aristotelischen Associationsgesetze. getrennt sind. Yor Hume kannte man wesentlich nur die aussere oder Beriihrungsassociation, Hume fiigte die anderen Gesetze hinzu und warf den Erisapfel unter die Psychologen, der seitdem das Streitobject der englischen und deutschen Psychologen bildete. Fiir die Geschichte der Psychologie 1st die nachhumesche Periode der Bearbeitung des Associationsbegriffs natiirlich weit bedeutsamer als jene friihere, infolge des universellen Gesichtspunkts der Betrachtnng und der exacten ompirischen Herausarbeitung des Begriffs. Aber was die Associationsgesetze selbst anbetrifft, so ist doch jene Yereinfachung derselben, die wir vorgcnommen habeu, keine absolut neue That. Die Wissenschaft ist nach langem. allerdings sehr fruchtbaren Streite. Avieder zum Ausgangspunkte zuriick- gekehrt, dor ausschliesslichen Giltigkeit des Gesetzes der Be- riihrungsassociation, das Leibniz in Deutschland zum ersten Male klar aussprach und auf dem Wolff weiter baute. Ja, man wird vielleicht kaum fehl gehen. wenn man behauptet, ') cf. AVundt, Phys. Psych. II, p. 475. ') cf. Dessoir, a. a. O. p. H12. 99 dass durch Synthese von Leibniz mit Malebranche und Wolff unsere heutige Anschauung iiber die Associationserscheinungen gewonnen werden kann. Ersterer betonto das Zusammen im Bewusstsein als Associationsfactor, Malebranche die identite du temps, die er aber nur auf raumliches Nebeneinander bezog, Wolff deutete an, wie jeder Associationsvorgang aus Gleichheits- und Beriihrungsverbindung zusammengesetzt sei, ein fJ-esetz, das Hoffding als das der Totalitat, a l (+ a., + b + c), Wolff als das Gesetz der Reproduction des ganzen Complexes durch Teile desselben bezeichnete. 1 ) Die moderne Psychologie fasst die Association als Association psychischer Elemente, doch ist diese Auffassung nur, wie bereits bemerkt, die consequonte Weiterfiihrung einer Tendenz, \velclie schon bei Leibniz und noch raehr bei Wolff, der die Vorstellungen bereits in Partial- vorstellungen aufloste, hervortritt. l ) Auch Hamilton betrachtet als allgemoinos Associationsgeaetz das Gesetz der Totalitat (cf. Ferri, a. a. O. p. 253). IV. Die ,,freisteigenden" Vorstellungen, Xooh heute herrscht untor den Psychologen eine (lurch Herbart begonnene Controverse, ob es eino Reproduction ohne vorausgehende associierende Vorstellung giibe. Herbart bexeichnete bekanntlich derartige Reproductionen, die, sobald nur die Hemmungen, die ilmen entgegonstehen, wegfallen, ins Bewusst- sein treten, mit dem Namen der freisteigenden Vorstellungen. Obwohl die neuere Psychologic die Heinmungstheorie, 1 ) die mit diesen freisteigenden Vorstellungen in engem Zusammen- hang steht, ineist nicht mehr als (Irundlage einer Theorie des Vorstell ungs wechsels acceptiert. so werden doch von inanchen ilirer Yertreter diosolben als rein empirische Thatsache betrachtet,-) Leibnix war das naturgemiiss auffallende Phanomen nicht unbekannt. Jeder Menseh constatiert ja eine scheinbar un- vermittelt in ihm auftauchende Vorstellung mit einer gewissen Verw underung, ja naiven Freude; noch mehr, das populiirc Bewusstsein ist geneigt. :s ) iiberhauj)t jede Art von Reproduction als eine freie v.\\ betrachten. da sich der praktische Mensch nicht di( j Miihe nimmt. seinen Vorstellungswechsel psychologisch y.\\ beobachten, sodass allerdings von vornherein die Annahme nahe genug liejrt, dass die freisteigenden Vorstellungen nur ein Hineinragen })()puliinM' Auffassungsweise in die wissen- schaftliche Psych* ilngic bedeute. JJoch kommen wir xu Leil>nix. Bei seiner Besprechung der pensees involontaires bediente er sich bchuts Kxemjilification go \visser besondei-s auffallendei-, unwillkiirlich auftretender Vorstellungen, der ') Dcssoir, (a. a. ( >. p. 'J45) will flicscllif lici Lcilmix. jiiiycdcutot finrten Opp. p. 740 h : ,,Sul>stnntin n^'it, qnantiun putc.-t, ni-i inipciliatur ; inipoditur autPin ftiain Mibstantia simplex, s<>d naturalitiT nnn nisi intus a sc ipsa. Kt cuin dicitur monas :il alia" etc. Von cinor auch nur aiuiiihri'iid (MiipiriscluMi Vcrwortuiiff dos Gedankens, wif wir sio licj llcrhart findcn, kann abor bci Leibniz kcinc Redo soil). Er will damit nur die Incorporation d'"- Makrokosmos in den Mikrokoj-mos der Monadc illustrieren. '") cf. Kiilpe. a. a. < >. p. I'.** ') cf. \Vahb-, a. a. O. p. 40.V 101 ,,pensees volantes, qui ne sont en notre pouvoir et on il y a quelques fois bien des absurdites, qui donnent des scrupules aux gens de bien et de 1'exercice aux casuistes et directeurs des consciences." 1 ) Er nennt dort als specit'ische Qualitat dieser pensees volantes Gesichtsbilder, Tone, und andere Sinnes- qualitaten und betont ebenso richtig ihr vorzugsweises Aut'treten bei Hemmung der activen Aufmerksamkeit, Avie sie beim Traum und in dem Zustand des passiven Hingegebenseins an unseren Vorstellungswechsel, den er nicht unpassend init einer laterna magica vergleicht, namentlicli zur Geltung kommt. Leibniz' Erkliirung dieser Phanomene, die er ebon nnr als Specialfall einer allgemeinen Erscheinung betrachtet, iilmelt vollstiindig der unseren, wenn er sie als Producte des Zusammenwirkens der von den primiiren Wahrnehmungen zuriickbleibenden ,,impressions insensibles" und der a'usseren Eindriicke betrachtet, welche sich mit jenen vermischen. Jene scbeinbar plotzlich aufsteigenden Yorstellungen sind also stets durch einen iiussereii Anlass motiviert. Selbst wenn dieser Anlass in einer centralen Eeizung besteht, emptangt die so enstehende Yorstellung ihre Bestimmtheit, die von ausseren "Wahrnehmungen und Erinnerungs- bildern ausgeht.-) Die Art und Weise freilich, wie cine ganz bestimmte concrete Illusions- oder Hallucinationsvorstellung entsteht, fiihrt Leibniz noch nicht aus, docli venvertet er seinen Gedanken richtig zur Erklarung der Vorstellungen, die, weil ihre Entstehungsweise und ihr associative!' Zusammenhang mit anderen ihrem Trager entgeht, t'iir offenbart gelten. ;i ) Audi hier findet die Bemerkung von Wahle ihre Anwendung. Der Mensch gelangt nur dadurch zu der Annahme, er sei plostzlich von oben erleuchtet worden, weil er seinen Yorstellungsverlauf nicht psychologisch betrachtet. Der naive Mensch fiihrt seinen Vorstellungsverlauf auf die Wirksamkeit hoherer Miichte zuriick. So sehen wir in den homerischen Gedichten die Traiun- erscheinungen, den Wahnsinn, irgend einen originellen Gedanken usw. stets auf die Eingebung eines gottlichen Wesens (i-vi (ppeai i^/^e!) zuriickgefiihrt. Bei besonders gefiihlsstarken Vor- stellungen, an denen der Mensch ein erhohtes Interesso nimint, wie es z. B. bei den Gedanken eines Religion sstifters der Fall ist, finden wir diese Externalisation psychologischer L'rsachen in besonders erhohtem Massstabe. Diese psychologischo (Jrund- lage des Offenbarungsglaubens ist selbst von dor Aufklarungs- philosophie meist nicht zur Geniige gewiirdigt worden, nainentlich nicht von der englischen und franzosischen, welche denselben aus bewusster Tauschung abzuleiten suchte. Leilmiz geht hicr psychologischer vor. und diese Eigenschat't ist auf seinen ') cf. Opp. p. 2o3b. 2 ) cf. Wundt, Phys. I'sych. II, p. 453, -HiO. ' J ) cf. Opp. p. 408 a. 102 grossen Xachfolgor in der Aufklarimgsphilosophie, auf Lessing, iibergegangen. Eine aufgeregte Phantasio und ein gliickliches Gediichtnis halt Leibniz zur Erklarung der in Rede stehoiuli'ii Erscheinungen fiir ausreichend, d. h. psychologisch gesprochen eine unter deiu Einfluss gesteigerter Erregbarkeit lebhaftere und entsprechend niodificierte Associationsthatigkeit. Alle scheinbaren Erleuchtungen beruhen so auf dem ganz natiirlichen und alltaglichen Vorgang der associative!) Wiedererneuerung ehemals percipierter Vorstellungen. Man vergleiche hierzu namentlich einen in dieser Beziehung sehr interessanten Brief an die Prin/.essin Sophie von Hannover 1 ): ..On reinarque aussi ([lie les visions se rapportent d'ordinaire an nature! des personnos. Et meme cela a lieu a l'6gard des veritables prophetes .... Je m'imagine quelquefois qu' Ezechiel avait appris L 'architecture, on qu'il estait un ingenieur de cour, parce qu'il a des visions magnifiques et voit de beaux bastimens etc." Seine Lehre von den petites perceptions und den traces, d. i. den Spuren, die alle primaren Eindriicke im Bewusstsein zuriicklassen, wurde Leibniz auch ziun Hiilfsmittel, etwaige freisteigende Vorstellungen als durch Association hervorgerufene Reproductionen aufzufassen. Denn dass jede reproducierte Vorstellung durch eine associierende ins Bewusstsein gehoben worden sein muss, wird von Leibniz als allgemeiner Grundsatz aufgestellt-) und seine auch auf diesem Gebiete detenninistische Anschauung unterscheidet ihn, wie bereits bemerkt, vorteilhaft von Locke, der vuin Geda'chtnis als einera Yermogen des Behaltens spriclit, und die Reproductionen als eine mehr freie Tha'tigkeit der Seele betrachtet, welche von den aufbewahrten Vorstellungen soziisagen willkiirlich einige besichtigt. ..La reminiscence, sagt aber Leibniz, demando quelque aide, et il faut hien, quo danscette multitude de nos connoissences nous soyons determines par quelque chose a renouveller Tune plutot que I'autre, 8 ) puisqu'il est impossible etc.". d. h.jederReproductions- vurgang ist ein Association svorgang, jep, Correapondenz von Leibniz ink der Prinzossin Sophie von Ilaiinovor 1^7:1, Hand I, p. 144 f. -I ff. <>|,p. p. -20,s n . i Ian/ tM'iiau stiinnicn hiermit die Worte Wdlffs : ,,Sinc prncvia sonsationo nitlluin in :iniinn pliantnsnia oriri potr>st. Nam cur hoc potius phantasiuii V" IV. ctnp. si 10G. I'.r schlii.-sst dies ausdriicklich aus dem Leibnizschen principiuin rationis sufficientis. > Wolff, a. u. O. g 10U Anm. 103 ohne Zeitbeziehung. 1 ) So unterscheidet Leibniz 2 ) von der reminiscence proprement appe!6e ainsi, welche darin besteht, dass die reproducierte Vorstellung als solche wiedererkannt wird, eine andere Art von Wiedererinnerung, welche allein in der Erneuerung einer ehemaligen Vorstellung besteht, ohne dass ims diese als eine bekannte erscheint. z. B. wenn jeinand einen neuen Vers zu machen geglanbt hat, den er lange vorher in irgend einem alten Dichter gelesen :! ) oder wenn in Traum- associationen Vorstellungen eingehen, die einei 1 \veit hinter uns liegenden Vergangenheit angehoren und die wir nicht mehr localisieren kb'nnen. Man vergleiche hierzu die Opp. p. 221 be- richtete Anecdote ans dem Leben Julius Scaligers. An anderer Stelle 4 ) unterscheidet Leibniz diese beiden ,,Arten von Ee- productiou als ,,rerainiscence", d. h. einer einfachen ,,repetition" der Vorstellungen ,,sans 1'objet revienne", und als ,,souvenir quand 1'on salt qu'on 1'a eu. iv Es fehlt bei der Reproduction ohne eigentliche Wiedererneuerung das Moment, welches von der neueren Psychologie als Localisation in der Zeit bezeichnet wird. welche wesentlich in der Reproduction des Milieus einer Vorstellung besteht. ,,Es geniigt hierzu (zur eigentlichen Wiedererinnerung) nicht die Reproduction der einzelneu Vor- stellungen, sondern mit ihr miissen andere, die ihr Verhaltnis zu dem Gesamtverlauf der Bewusstseinsvorgange bestimmen, erneuert werden. Diese Hulfsvorstellungen aber gehoren zuui grossten Teil jener constanten Vorstellungsgruppe an, mit dor das Selbstbewusstsein innig verwachsen ist, Denn die genaue Vergegenwartigung eines friiheren Erlebnisses wird bekanntlich zumeist durch die Erinnerung an die naheren Umstande unter- stiitzt, in denen wir uns zur Zeit des Erlebnisses befunden haben:' 6 ) Leibniz ist der Ansicht, dass im Falle des Fehlens der Wiedererinnerung die von der ehemaligen Perception zurtickgeblieberie Spur zu schwach sei, um eine klare Vei'gegen- wiirtigung herbeiznfiihreii. Selbst nacli noch so langer Zeit. meint er, wenn die naheren Umstande dem (jedJiclitnis la'ngst entschwunden sind, kann eine Vorstellung associativ ins Be- wusstsein gehoben werden.' 5 ) Er glaubte, dieses Zeitiutervall iinbegrenzt annehmen zu miissen, verrnoge seiner metaphysischen Ansicht, dass der Seele iibei'haupt nichts verloren gehen kimne. Die empirische Psychologie kann sich dieser Ansicht nic.ht anschliessen, sie sieht sich vielmehr zu der Annahm<- > gezwungen, die Dauer der Vorstellungsresiduen von der fimctionellen ') cf. Wahle a. a. O. 413. Wundt. 1'hys. Psych. II, p. 48'J. -) cf. Opp. p. 221 b. :! ) cf. Opp. p. 221 a. *) cf. Opp. p. 246 b. -) cf. Wundt, Phys. Psych. II, p. 489 f. 6 ) cf. Opp. p. 224 b. 104 psyehophysischen Einiibung abhangig zu machen. Aber es kann keinera Zweifel unterliegen, dass unter besonderen teil- weise sehr coraplicierten Bedingungen, die eben darum schwer eruirbar sind, ein liingst vergangener Inlialt reproduciert werden kan ii, dessen niihere Tmstande, deren Mitreproduction erst den eigentlichen Wiedererinnerungsvorgang ausmachen wiinle, dabei nicht mit reproduciert werden, oft nicht einmal bei angestrengtestem Besinnen. Wir wiirden vielleieht der oben angefiilirten Leibnixschen Erklarung hinzufugen, dass die durch langeZeit aut'ein Minimum reducierte psychophysische Dis|)nsitioii sich zwar vernehmbar rnacht, dass sich aber infolge dieser Schwiiche die Erregung niclit auf die miteingeiibten Dispositionen ausbreitet, wodurch eine Mitreproduction der niiheren Umstiinde und damit die Wiedererkennung unmoglich \vird. Eine gewisse zeitliche Localisation des Erinnerungsbilds kann vielleicht bewirkt werden durch jenes unbestimmte sciiwankende Gefiihl, welches wir auf die ganz dunkel im Bewusstsein vorliandenen niiheren Umstiinde zuriickfiihren. Das Bekanntheitsgefiihl 1st zwar dann vorhanden, aber seine klare Vorstellungsgrundlage fehlt. Leibniz beschreibt diesen Zustand Opp. p. 379 a. Unter diesen vier Gesichtspunkten glaubten wir alles erschopft zu haben, was sich bei Leibniz iiber don Associations- begriff vorfindet, wenn es nicht noch eines Wortes iiber die physischen Begleiterscheinungen cler Associationen bediirfte. Doch geniigt liier eine kurze Bemerkung. Leibniz war zwar monad ologischer Spiritualist, dock bequemt er sich in seinen psycbologisclien Erorterungen ganz dei' herkommlichen Sprech- weise an. Von jedem actuellen psychischen Erlebnis bleiben psychophysische Dispositionen zuriick, durch welche, sobald ein iiusserer Eindruck als ,,occasion" einwirkt, die alten Ein- driicke reproduciert werden. Diese physischenBegleiterscheimmgen finden niclit nur bei den associativen Vorstellungsverbindnngen, sondern auch beim Denken statt. ,,Le corps repond a toutes les pensees de I'ame, raisonnables ou non. Et les songes out aussi bien leurs traces dans le cerveau que les pensees de ceux, qui veillent, 1 ) ja selbst bei den pensees les plus abstraites nimmt Leibniz eine sinnlicbe Vorsteliungsgrundlage niit ent- sprechendem physischen Parallel vorgang an, analog unseren heutigen Anschauungen. Damit aber jenc Causalitat, welche innerhalb cler physischen Erscheinungen stattfindet, in ihrer Anwendnng auf die psychischen dei 1 Seele nicht die Freiheit ranbe, liess Leibniz bei den willkiirlichen und verniinftigen Vorstellungsverbindungen der Seele den Korper angepasst sein. Er scheute vor den Consequenzen einer physiologischen Psycho- logie zuriick, wahrend Hobbes' und Spinozas Auffassungsweise im Princip der unseren nalier kommen. Die Spuren iin Gehirn, die nach Leibniz jeder Vorstellung entsprechen. stellte er sich wohl, entsprechend der damals herrschenden cartesianischen Gehirnmechanik, als Bahnen vor, die von den ehemaiigen Bewegungen der Teile zuriickgeblieben seien. Den allmiihligen Zerfall der Erinnerungsbilder, die niit der Zcit i miner fragmentarischer werden und ihre urspriingliche Frische ver- lieren, fiihrt Leibniz auf die Yermischung der Gehirnspuren : ) ef. Opp. p. 225 b. 106 zuriick, welche in ahnlicher Weise ineinanderfliessen wie die Kreise von mehreren ins Wasser ge \vorfenen Steinen. ,,Mais il est indubitable, que les images corporelles se creusent et se melent, comme si on jettoit a la fois dans 1'eau plusieurs pierres: car chacun feroit ses prop res cercles, qni ne se brouilleront pas dans la verite, mais ils paroistroient embrouilles au spectateur, qui auroit de la peine a les desmeslert' 1 ) \Venn anf diese Weise die Oehirnspuren verworren werden, sind auch die Gedanken der Seele verworren und unverniinftig. Es sind offenbar blosse Analogien. die Leibniz hier leiten, die, wie iiberhaupt sehr viele Theorien iiber die physischen Be- gleiterscheinungen der Vorstellungsprocesse, selbst jiingerer uud jiingster Psychologen, wenig positiven Wert besitzen. Xoch heutigen Tages gehen ja die Ansichten der Gehirn- physiologen und Psychologen iiber die bestimmte Eigenart jenes Parallelismus weit auseinander, \venn auch seine universelle Giiltigkeit als empirisches Princip, d. h. insofern jedes Psychische eineni Physischen entspricht, nicht umgekehrt, ziemlich allgemein anerkannt wird. Was die metaphysische Seite des Parallelisraus anlangt. so hat Leibniz wohl auch hier in gewissem Sinne den Weg gewiesen. Denn die von ihm vertretene vitalistische Anschauung, dass die ra'umlich ausgedehnte Welt das phaenomenon bene fundatum sei. hinter dem sich eine Lebendige Welt psychischer Realitaten verbirgt, die uns unmittelbar nur in unserem eignen Ich gegeben sei, ist doch schliesslich der Punkt, nach welchem die Ansichten derjenigen Forscher, die auf eine Metaphysik nicht verzichten wollen. hinconvergieren. Damit sind wir am Schlusse unserer Betrachtungen an- gelangt. Nachdem wir die Stellung Leibnizens in der Geschichte des Associationsbegriffs und das Verhiiltnis seiner Metaphysik zu demselben einleitungsweise fixiert hatten. betrachteten wir das Verhiiltnis v<>n Association und Denken uriter eineni generellen und individuellen Gesichtspunkt, gingen dann auf die Einzelbeispiele etwas niiher ein. urn dann zu den Asso- ciationsgesetzen zu gelangen. Den Abschluss bildete ein kurzer Blick auf Leibniz' Stellungnahme zu gewissen Phanoraenen, die weniger (lurch ihre thatsiichliche specifische Eigenart, als (lurch die Hf-rbartschc specifische Anffassungweise ein crhohtos Interesse gewonnen haben, was uns y.\\ berechtigen schien, rait kurzon Worten auf sie einzugehen. Wir sahen, dass die Association bei Leibniz sich zwar noch nicht zu eineni ein- heitlichen psychologischen Erklarungsprincip verdichtet hatte. noch auch in Hirer Beschaffenheit scharf priicisiert und gcnaucr beobachtet wurde, und mussten den CJrund hierfiir erstens in der Stellung erblicken, welche Leibniz in der Geschichte des Associationsbegriffs iiberhaupt einnimmt, zweitens in der Eigeii- ') cf. Opp. ed. G. VII, p. 557. 107 art der Leibnizschen Psychologie selbst, \velche eng mit seiner Metaphysik verkniipft und nur in ihren Grundzugen erkennbar ist. Letzterer Factor ist von denen, welche diesen Begriff bei Leibniz beriilirten, zu wenig beachtet worden, indem sie a us der historischen Stellung Leibnizens ohne weiteres schlossen, dass dieser Begriff in seiner Psychologie iiberhaupt keine Rolle spiele. Den gleicben Fehlschluss begin nen diejenigen, die sich nur an Leibnizens metaphysische Psychologio hielten, ohne seinen braucbbaren erapirischen Erorterungen nachzngehen. Wer aber die , Beschaffenheit der Leibnizschen Philosophic erkannt hat, der wird nie aus deren historischer Beschranktheit das Nichtvorhandensein von Gedanken, die erst spater Gegen- stand wissenschaftlicher Weiterfiihrungwuruen, folgern. Derjenige, der Leibnizens Anschannngen sofern sie den Associations- begriff betreffen, gewiirdigt hat, ist Ferri, wahrend Kirchner in seiner der Leibnizschen Psycliologie gewidmeten Monographic deniselben nicht die geringste Beachtung schenkt. Ftir Leibniz war der Begriff der Association, wie wir sahen, einmal von vonviegend erkenntnistheoretischer Bedeutung. Er glaubte in ihm einen Gegensatz zur rationalen Erkenntnis und zugleich ein Kriteriura der tierischen Bewusstseinsthatigkeit gefunden zu baben. Auch Ferri behandelt den Associationsbegriff bei Leibniz unter diesem Gesichtspunkt. Wir konnten seine Auf- fassungsweise allerdings nicht voliig zu der unseren machen, sahen uns vielmehr genotigt anzuerkennen, dass Leibniz vor- wiegend erkenntnistheoretisches Interesse ihn zu einem Fehler verleitete, in den spater Hume, der gleichfalls Psycliologie und Erkenntnistheorie nicht scharf auseinanderhielt, verfiel. Hier sei erwiilmt, dass Leibniz die tieferen Elemente des alten Rationalismus sowohl f iir die Erkenntnistheorie als die Psychologie aus dem Schiffbruch, den jener daraals durcli Locke erlitt, rettete. Der Apperceptionsbegriff war bier von grosster Be- deutung. Aber wir mussten anerkennen, dass dieser nicht allein seine Bedeutung in der Psychologie constituiert, dass Leibniz vielmehr unter den Psychologen der Activitiit deu Associationspsychologen noch am niichsten steht, indem der organische Aufbau des psychischen Lebens aus uiederen und hoheren, gleicherweise causal determinierten Vorstellungs- processen bereits bei ihm in den Hauptziigen hervoi'tritt, und hier fanden wir den Associationsbegriff in seiner vorzugsweise psychologischen Bedeutung verwertet. Wir glatilten nicht fehl zu gehen, wenn wir auch diese Thatsache bei der Wertnng Leibnizscher Psychologie besonders in Keclmung bringen. Leibniz war nicht der Mann minutioser Detailarbeit, sondern der Mann grb'sserer, spiitere Errungenschaften anticipierender Conceptionen. Daher finden wir bei ihm eingehendere Be- trachtungeu iiber die Association sgesetze nicht vor. Diese 108 psychologische Kleinarbeit war die Sache Wolffs und der Psycho- logen der Wolffschen Schule, die wir natiirlich beiweiten nicht geringschatzen werden, aber der doch der Mangel weitreichender Gedanken nicht ubzusprechen ist. - Infolge der letzteren ist das Stadium der Leibnizschen Psychologie nicht nur, sondern auch seiner Philosophie fiir denjenigen. der sich nicht mit ihrer ausseren Schale begniigt, nicht nur im hiichsten Masse interessant und zum weiteren Xachdenken anregend. sondern auch von directera positiven Gewinn. Inlialtsaim'abc, Vorbemerkimgen : 1. Leibnizens Bedeutung fur die empirische Psycho- logie 57 2. Stellung Leibnizens in der Geschichte des Asso- ciationsbegriffs 710 3. Das Verhaltnis der Leibnizschen Metaphysik zuin Associationsbegriff 10 18 4. Lockes Associationsbegriff 1924 I, Association mid Denken bei Leibniz. 1. Das Verhaltnis von Association und Denken als erkenntnistheoretisches 25 --55 2. Das Verhaltnis von Association und Denken als psychologisches 56 -72 II, Umfang und Inbalt des Associationsbegriffs boi Leibniz 73-91 III, Associationsgesetze bei Leibniz 9299 IV, Die freisteigenden Vorstellungen 100-104 . 105-108 Vita, Ich. Robert Bernhard Frenzel, bin geboren am 13. Marz 1874 ?Ai Adorf im Voigtland als Sohn von Hermann Robert Frenzel, gegenwartig Organist uiul Biirgerschuloberlehrer in Schneeberg, und (lessen Ehefrau, Jacobine geb. Walther. Beide Eltern sind am Loben. Ich gehore der evangelisch-lutlierischen Kirohe an. Nach vierjahrigem Besuch der Schneeberger Biirgerschule wnrde ich Ostern 1884 in die Sexta des damals eben im Entstehen begriffenen Schneeberger Gymnasiums aufgenommen, welches ich Ostern 1893 rait, dem Zeugnis der Reife verliess. Alsdann begab ich mich nach Leipzig, um classische Philologie nnd Philosophic zu studieren. Meine Lehrer waren bisher die Herren Prot'essoren : Barth, Brugmann, Cichorius, Heinze, Immisch, Lamprecht, Lipsius, Marshall, Overbeck, Ribbeck, Richter, Sievers, Wachsmuth, Wimdt, E. Zarnke. - Dem kgl. philologischen Proseminar und Seminai- gehorte ich je 3 Semester, dem kgl. alt-historischen Seminar 2 Semester, dem kgl. philo- sophischen nnd dem kgl. praktisch-padagogischen Seminar gehore ich jetzt das 3. bez. 2. Semester an. Der alt-historischen Gesellschaft des Herrn Prof. Cichorins wohnte ich 2 Semester, der grichisch-antiqnarischen des Herrn Geh. Hofrat Lipsius und der philologischen des Herrn Prof. Zarnke je 1 Semester bei. Allen diesen Herren bin ich zum grossten Danke verpflichtet, insbesondere noch Herrn Prof. Dr. Barth, dem ich wohlwollendste Unterstiitzung meiner philosophischen Studien verdanke. - Dankbar werde ich mich auch erinnern der ernsten und heiteren Stunden, die ich in meiner Eigenschaft als Mitglied des classisch-philologischen Yereins an der Universitat Leipzig erlebt habe. UNIVERSITY OF CALIFORNIA LIBRARY Los Angeles This book is DUE on the last date stamped below. Form L9-50m-7,'54(5990)444 THE LIBRARY UNIVERSITY OF CALIFORNIA LOS ANGELES laAYLAMOUNT BINDER Monutocturwa by CaAYLGRD BROS. Int. 5yracu, N. Y. ^focKton, Caitf. _fcii^5_*jja(i! nr SOUTHERN REGIONAL LIBRARY FACILITY ,, i MMI ii ill III 1111 HIM A A 000015487