(Ä Y - * . AF v --- < >--–- «---- , ÄHÄ5 - • der erſten ſieben Jahre des reußiſchen Culturkampfes. . .“ - » «. Von Iranz ZEaver Schulte, Pfarrer in Erwitte. ---- ------------------- -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ...-> -- - > --------------< - «.. -.-.. «... ------- - - - - - - - -. ------- * - **...“ - Eſſen 1879. Druck und Verlag von Fredebeul & Koenen. | ---- KF-5-S. - - - „QX--.-2}F- ÄCº-Ä * L. t - E Zé, Zoe/e/ 5- 2 2 –/o +// 0 0 L- Siebentes Kapitel. Unumſchränkte Herrſchaft der Regierung über die höheren Schulen. Bismarck unterzog im Frühjahre 1875 mit einer, ſelbſt bei ihm ſeltenen Kühnheit die katholiſche Glaubenslehre einer Kritik, die ihn zu dem Reſultate führte: „daß die Einſchränkung der übermäßigen Gewalt des Papſtes in Preußen abſolut nothwendig ſei.“ Dieſe Einſchränkung hoffte er durch die Geſetzgebung herbeizuführen. Hätte er die Kenntniß der katholiſchen Dogmatik, deren er ſich gelegentlich rühmte, wirklich beſeſſen, ſo würde er jede Hoffnung auf einen Erfolg dieſer Geſetz- gebung an der Schwelle zurückgewieſen haben. Berechtigter war dagegen die Annahme, daß das erſtrebte Ziel ſicherer durch die Schule erreicht werde: „Wenn erſt wieder Frieden mit dem römiſchen Stuhle geſchloſſen ſei, dann könne man den Kampf defenſiv fortſetzen und die Aggreſſion mehr der Schulbildung, als der Politik überlaſſen.“) Nach welcher Richtung und bis zu welchem Punkte eine Einſchrän- kung der päpſtlichen Gewalt für den Beſtand des preußiſchen Staates nothwendig ſei, hatte Bismarck nicht angegeben. Falk hatte dagegen früher ganz allgemein zugeſtanden: „der Kampf gegen Rom liege in der Intention der Staatsregierung“*) Die Parteien, welche in freiwillige Dienſtbarkeit zum Miniſterium getreten waren, führten den Sinn dieſer Worte weiter aus, ohne daß die Staatsregierung dagegen eingeſchritten wäre. Vom Standpunkte des nationalen Lebens klagten die liberalen ') Haus d. Abg. Sitzung am 16. April 1875. Sten. Ber. S. 1283. *) Haus der Abg. Sitz. v. 29. Januar 1874. Sten. Ber. S. 917. .“ ,,s- Schultc, Kampf um die Schule. 7 K. T- – 98 – Organe: „Wir haben nur einen Feind, jetzt, wie zu Luthers Zeiten, in tauſend Masken: den römiſchen Prieſter“!) Was Falk unter den Begriff „Rom“ zuſammenfaßte; was die liberalen Wortführer als „römiſchen Prieſter“ bezeichneten: das war in Wirklichkeit die im Papſte abſchließende Hierarchie, alſo die katholiſche Kirche in ihrer äußeren Geſtaltung. Die proteſtantiſche Bevölkerung theilte durchweg die Geſinnung, welche in jenen Aeußerungen ſich kundgab. Männer, die ſonſt im Leben Beweiſe ehrlichen, unparteiiſchen Wohlwollens gaben, verleugneten jedes Gefühl der Billigkeit, wenn es ſich darum handelte, den Einfluß der katholiſchen Kirche zurückzudrängen: „man könne doch nicht über Gegen- ſtände, wie unſere Heimath, unſere Heiligthümer, unſer Gewiſſen mit den Prieſtern der Myſterien einer ausländiſchen Politik verhandeln.“*) Der Einwand, daß die katholiſche Kirche in Preußen ein wohlerworbenes Recht habe, ſo zu exiſtiren, wie es ihre Glaubensſätze forderten, wurde leichthin beſeitigt. Bismarck hatte tonangebend geäußert: die katholiſche Kirche ſei ſeit dem Vaticanum in ihrem Weſen umgeändert; die Kirche ſei jetzt nur der Papſt, „der in der dogmatiſchen Nothwendigkeit ſei, als Ziel zu erſtreben die Vertilgung der Ketzer durch Feuer und Schwert.“ Die Parteiorgane fanden für dieſen Gedanken bald ſchärferen Ausdruck; ſie zogen auch ohne Scheu die Folgerungen. Sie erklärten es „für eine wahre Ironie, im Namen der Glaubensfreiheit auch Freiheit für die katholiſche Kirche zu verlangen, welche die Glaubensfreiheit principiell aus- ſchlöſſe, und überhaupt gar nicht mehr den Namen und das Recht einer Religionsgemeinſchaft verdiente, da ſie zu einer Verſchwörung gegen alle Cultur herabgeſunken wäre.“ *) Das klang gerade jetzt ſehr bedenklich. Die Geſetzgebung hatte dem Staate Macht und Mittel gegeben, den „römiſchen Prieſter“ entweder unter das Staatsgeſetz zu beugen, oder unſchädlich zu machen. Die muſterhafte Präciſion, mit welcher die preußiſche Staatsmaſchine überhaupt arbeitete, hatte ſich auch hier bewährt: die Ruinen, die den Boden der Kirche überall bedeckten, legten für die Entſchloſſenheit des Staates, die kirchliche Widerſpenſtigkeit zu züchtigen, Zeugniß ab. Auch *) National-Zeitung v. 23. Auguſt 1873. *) Preuß. Jahrb. 1874. (Februarheft) S. 183. *) Im neuen Reich 1874. Heft 5. S. 19). gewöhnte man ſich allmählich daran, in dieſen Ruinen eben ſo viele Denkmäler für die vom Staate erzielten Erfolge zu ſehen.) Nach dieſer Theorie konnte man mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit berechnen, an welchem Tage der Sieg des Staates entſchieden ſein würde: wenn näm- lich der letzte katholiſche Prieſter geſtorben oder ausgewieſen war. Dann blieb freilich der Kirche immer noch die heilige Stätte, die ſie in den Herzen ihrer Gläubigen beſaß. Nach den allgemein geltenden Rechtsan- ſchauungen wäre das ein unverletzliches Aſyl geweſen. Pochte ja ſelbſt Virchow darauf, daß die Freiheit des Individuums in religiöſen Dingen Anfang und Ende der Religionsfreiheit ſei. Es zeigte ſich aber doch wieder, daß man die individuelle Freiheit hinderte, wenn ſie ſich zu Gunſten der katholiſchen Kirche bethätigen wollte. „Der Staat hat das Recht und die Pflicht“, hieß es dann, „das unter dem Deckmantel von Religion verwahrloſte und mißbrauchte Volk unter ſeine Obhut zu nehmen, bis es durch die Schule fähig geworden iſt, ſich ſelbſt zu erziehen. Was man poſitiv von der Schule hofft, ſetzt negativ die Zerſtörung der Hier- archie voraus.“*) Man ſagte nicht offen heraus, was man als poſitives Ziel in der Schule verfolgte: es war auch nicht nöthig. Wenn der Einfluß der Hierarchie auf die Schule gehemmt oder beſeitigt wurde, ſo folgte der Geiſt, unter deſſen Herrſchaft die Schule gebracht werden ſollte, auf dem Fuße. Es genügte alſo, daß die Staatsregierung auf ihren Wunſch die geſetzlichen Machtbefugniſſe erhalten hatte, dem „kleri- kalen“ Geiſt jeden Einfluß auf Schule und Unterricht zu verſchließen; man hoffte, daß jene Befugniſſe mit Energie und in weiteſter Aus- dehnung zur Anwendung kommen würden. Dieſe Hoffnung ſollte nicht getäuſcht werden. Wie ſchroff der Miniſter Falk die angeblich durch das Geſetz ihm zugewieſene Stellung faßte, ging ſchon aus der Art hervor, wie er den Biſchöfen zuſtehende Rechte behandelte. Bei der Anſtellung von Profeſſoren in den katholiſch-theologiſchen Facultäten war die Zu- ſtimmung des betreffenden Diöceſanbiſchofes erforderlich. Der Staat hatte es als ſelbſtverſtändlich angeſehen, daß es ſich dabei um die Aus- übung eines Rechtes handelte, welches nicht erſt verliehen zu werden *) Hinſchius, die Preußiſchen Kirchengeſetze der Jahre 1874 u. 1875 (Einl. S. XXVIII. *) Im Neuen Reich. a. a. O. – 100 – brauchte, ſondern der Kirche ihrer Natur nach zuſtand. Falk führte das erwähnte Recht auf einen zwiſchen Staat und Biſchof abgeſchloſſenen Vertrag zurück und erklärte dann dieſen als von vornherein defect, weil der König über Hoheitsrechte des Staates mit einem Unterthanen keine Verträge abſchließen könnte. Es wurde ihm erwidert, daß man dann eines Tages auch die Verfaſſung ganz unbekümmert bei Seite ſchieben könnte, weil dieſelbe ja die Hoheitsrechte bedeutend beſchränke und un- zweifelhaft ein Vertrag mit Unterthanen ſei. Das machte aber keinen Eindruck, In dem amtlichen Verkehr nahm der Miniſter gleichfalls Formen an, welche ſeither nicht üblich waren. Er lehnte in ſeinen Reſcripten wiederholt ab „auf die Ausführungen der von den Biſchöfen angebrachten Beſchwerden im Einzelnen zu erwidern.“ Der Biſchof von Ermland mußte ſich ſagen laſſen: „Danach wollen Euer Biſchöfliche Hochwürden gefälligſt ermeſſen, daß ich nicht verpflichtet bin, auf die von Ihnen vorgetragenen Beſchwerden bezüglich des Schulweſens der Diöceſe Erm- land im Allgemeinen einen ſpeciell eingehenden Beſcheid zu ertheilen“. Die Schulvorſtände ſollten nach der Ausführung des Miniſters, wenn ſie Grund zu Beſchwerden hätten, dieſe bei der vorgeſetzten Behörde anbringen. Es wäre vielleicht zuläſſig geweſen, wenn die Biſchöfe nach ſolchen Erfahrungen jede Beihülfe zur Förderung der Schulerziehung verſagt und lediglich dafür geſorgt hätten, den katholiſchen Eltern die Gefahren einer rein ſtaatlichen Erziehung gegenwärtig zu halten. Von wirklichem Einfluſſe der Kirche auf die Unterrichtsverwaltung konnte ohne- hin keine Rede mehr ſein. Zwar kamen bei dem Miniſterium, bei den Provinzialſchulkollegien, wie auch bei den Bezirksregierungen immer noch katholiſche Räthe ver- einzelt zur Verwendung. Warum das aber geſchah, konnte kaum zweifel- haft ſein. Bei den Fragen, welche das katholiſch-kirchliche Leben berührten, bedurfte man, ebenſo wie Beiſpielshalber bei der Forſtverwaltung, eines techniſchen Beirathes, welcher mindeſtens des kirchlichen Sprachgebrauches kundig war. Daß er für die Intereſſen der katholiſchen Kirche eintreten ſollte, lag nicht in der Intention der Staatsregierung. War ja die katholiſche Abtheilung im Kultusminiſterium ausgeſprochener Maßen gerade deshalb aufgelöſt, weil ſie „als päpſtliche Legaten die Rechte des Papſtes dem Könige gegenüber verfochten“ hätten.") Das katholiſche Volk nahm ') Bismarck im H. d. Abg. Sitz. v. 16. April 1875. Sten. Ber. S. 1279. – 101 – deshalb auch gar nicht an, daß die katholiſchen Regierungsräthe, welche dem Miniſterium Falk zur Seite ſtanden, das Vertrauen zu der Unter- richtsverwaltung begründen ſollten oder konnten. Man fand vielmehr das ſcheinbar harte Wort ganz in der Ordnung: „es mache einen pein- lichen Eindruck, neben dem Miniſter Falk einen Katholiken als Regierungs- commiſſar zur Vertheidigung der Regierungsmaßregeln ſitzen zu ſehen.“*) Dagegen hatte man eigentlich keinen Grund, ſich zu verwundern, daß Falk einen Prieſter, der in voller Auflehnung gegen die Geſetze der Kirche ſich verheirathet hatte, als katholiſchen Schulrath bei einer Bezirks- regierung beließ, obwohl der Miniſter ſelbſt gelegentlich zugab, daß er den Fall beklagte. An die Ausrede, es ſtehe nicht in der Macht der Re- gierung, den Mann zu verſetzen, glaubte kein Menſch. Die Ver- ſetzungen „im Intereſſe des Dienſtes“ waren doch zu häufig und oft genug gegen den Willen der betreffenden Beamten verfügt, als daß man an die behauptete Ohnmacht der Staatsregierung hätte glauben können. Auch war bekannt, daß ein ſehr verdienter geiſtlicher Schulrath in Münſter lediglich wegen ſeiner angeblich ultramontanen Geſinnung gezwungen war, in den Ruheſtand zu treten. Die eine, wie die andere Maßregel lag auf dem Wege, den die Regierung gewählt hatte. Immerhin hielten ſich die katholiſchen Abgeordneten verpflichtet, im Landtage über die wenig rückſichtsvolle Art, welche in der Behandlung katholiſcher Unterrichts-Angelegenheiten ſich kundgäbe, bittere Klage zu führen. Daß die Vorwürfe mit ihrer ſchärfſten Spitze gegen Falk gerichtet wurden, konnte nicht befremden. „Er halte kirchlich geſinnte katholiſche Räthe abſichtlich fern, weil er gar nicht den Willen habe, ſich gehörig zu informiren; er wolle den Forderungen der Katholiken nicht gerecht werden, weil er eben nur Kulturkampfsminiſter ſei; darum habe die katholiſche Bevölkerung auch alles Vertrauen zu ihm verloren.“ Die Art, wie der Miniſter es ablehnte, auf dieſe Vorwürfe einzugehen, war nicht geeignet, dieſelben zu entkräften: eher fand man darin eine Be- ſtätigung. Die Ankläger hätten übrigens erwägen ſollen, daß man Nie- manden etwas wider die Natur zumuthen darf. Falk fand in der Bekämpfung und, wenn möglich, Vernichtung des „ultramontanen“ Geiſtes die ihm providentiell zugewieſene Lebensaufgabe. Daß er in den nicht- ultramontanen Katholiken, wie winzig klein auch ihre Anzahl war, die *) Abg. Dauzenberg in der Sitz. vom 17. Febr. 1877. Sten. Ber. S. 663. – 102 – katholiſche Kirche erblickte, war das Ergebniß ſeiner proteſtantiſchen Ge- ſammtanſchauung von Welt und Kirche. Wie ſollte er nun dazu kommen, durch Heranziehung von ultramontanen Räthen mit ſich ſelbſt, mit ſeinem ganzen Wollen und Wirken in Gegenſatz zu treten? Bei anderen Ge- legenheiten wies er denn auch ſolche Zumuthungen geradezu als unzu- läſſige Thorheiten zurück. In katholiſchen Kreiſen, innerhalb und außerhalb des Landtages, ging in verſtärkter Form die alte Klage um, daß die Parität an den Hochſchulen zum Nachtheil der Katholiken ſchwer verletzt würde: die Docenten wären zu mehr als neun Zehntel Proteſtanten. Der Miniſter wurde aufgefordert, auch Katholiken zum akademiſchen Lehramt zuzulaſſen. Hier nun erklärte Falk rund und klar, daß er Männer, welche der Centrumspartei angehörten, allerdings nicht anſtellen werde. Mit Rück- ſicht auf einen Gelehrten, den Geſchichtsforſcher Janſen, mußte er zu- geben, daß deſſen Werke bedeutende Gelehrſamkeit bekundeten; zu einer Profeſſur könne er gleichwohl nicht befördert werden, weil er eben der ſtaatlichen Auffaſſung nicht huldige. „Es handelt ſich“, erklärte Falk, „bei den Univerſitäten nicht um abſtracte Bethätigung freier Wiſſenſchaft, ſondern um ein Bildungsinſtitut des Staates.“ Damit war Allen, welche nach der Ausdrucksweiſe des Miniſters „der vaticaniſchen Seite des Katho- licismus“ angehörten, der Zutritt zur akademiſchen Lehrthätigkeit ver- ſchloſſen. Zu der Zeit, als jene Worte fielen, mußte aber auch der Miniſter eingeſehen haben, daß auf der „vaticaniſchen Seite des Katho- licismus“ alle gläubigen Katholiken Preußens ſtanden. Die Sprache aus der miniſteriellen Partei war, wie immer, ſo auch in dieſem Falle, deutlicher, als die des Miniſters. Man müße auf den Univerſitäten „das Werk, welches in der Reformation unvollendet geblieben ſei, aufnehmen; ſo lange der römiſche Episcopat Herr ſpielen wolle, ſei das Werk der Reformation unvollendet; es werde aber dieſes Werk vollendet werden, wenn es auch einen neuen dreißigjährigen Bür- gerkrieg koſten ſolle.“) Solchen Bekenntniſſen gegenüber hätte die Ausrede verſtummen müßen, man ſei vergebens auf der Suche nach katholiſchen Gelehrten: „aber auch mit Laternen könne man nicht finden, was eben nicht da ſei.“ Trotzdem wurde verſichert: „Bei der Beſetzung der Lehrſtühle fragt man *) Abg. Mommſen in der Sitz. v. 28. Nov. 1877. Sten. Ber. S. 556. nicht nach der Religion, ſondern danach, was der zu Berufende weiß.“*) Die Praxis, nach der Religion zu fragen, war aber vom Miniſtertiſche ausdrücklich gebilligt, wie ſie denn auch längſt in Preußen geübt wurde. Cardinal Diepenbrock hatte es fünf und zwanzig Jahre früher nicht durch- ſetzen können, daß in Breslau ein katholiſcher Profeſſor für Geſchichte angeſtellt wurde; die Klage ferner, daß von 35 Profeſſoren 30 Prote- ſtanten wären, hatte ſchon damals ein eigenthümliches Streiflicht auf die Behandlung der „paritätiſchen“ Univerſität Breslau fallen laſſen. In Bonn lagen die Verhältniſſe in jener Zeit noch etwas beſſer, verſchlim- merten ſich aber von Jahr zu Jahr zu Ungunſten der Katholiken. Von Seiten der Regierung war auf die im Landtage vorgebrachten Klagen der Katholiken ſchon vor einem Vierteljahrhundert geantwortet: „es ſei nicht des Miniſters Sache, ſich nach den Bedürfniſſen der katholiſchen Kirche umzuſehen und zu erforſchen, ob und wieferne die katholiſche Kirche analoge oder identiſche Bedürfniſſe habe, wie die evangeliſche.“ War ſomit ſeit langer Zeit katholiſchen Gelehrten die Ausſicht auf Anſtellung faſt ganz genommen, ſo mußte als nothwendige Folge der Regierungspraxis eine Verminderung der angeſtellten oder berufsmäßigen Gelehrten eintreten: die Möglichkeit, allenfalls fünfzig Semeſter Privat- docent zu bleiben, wie das in Bonn und Münſter vorkam, hatte doch auch für den ſelbſtloſeſten Gelehrten wenig Verlockendes. Der Miniſter lehnte freilich die Verantwortung für ſolche Vorkommniſſe ab: „die be- treffenden Männer ſeien von ihren Facultäten noch nie in Vorſchlag gebracht.“ Dieſe Rückſicht war indeſſen nicht immer für die Anſtellung ausſchlaggebend geweſen. Sie durfte es um ſo weniger ſein, als Windt- horſt entgegenhalten konnte: „Was die Beſetzung der Lehrſtühle auf den Univerſitäten betrifft, ſo exiſtirt ein ſolches Maß von Kameraderie, daß es ſehr ſchwer iſt für jeden jungen Mann, der zu dieſer Kameraderie nicht gehört, irgendwie aufzukommen.“ - Jeder Grund, die katholiſche Kirche anzuklagen, als fördere ſie in Preußen die Wiſſenſchaft nicht, war damit hinfällig geworden. Die An- klage verſtummte gleichwohl nicht; ſie verallgemeinerte ſich aber. Man wollte nicht zugeben, daß in Preußen den Katholiken zur Pflege der Wiſſenſchaft Licht und Luft verſagt wurde: darum beſtritt man ganz all- gemein, daß die katholiſche Kirche noch im Stande ſei, die Wiſſenſchaft *) Abg. Virchow a. a. O. S. 567. – 104 – zu pflegen. Man wies darauf hin, daß unter den großen Männern der letzten Jahrhunderte nur ein kleiner Bruchtheil der katholiſchen Kirche angehört hätte. Das ließ ſich nun in der That nicht beſtreiten: nur lag der Grund nicht in der Impotenz der katholiſchen Kirche, ſondern darin, daß ſie Jahrhunderte lang gehindert war, ihre ewig unvergängliche Kraft zu entfalten. Ueberall war die Kirche in Abhängigkeit vom Staate ge- bracht, – auch in den Ländern, wo ſie die „herrſchende Religion“ war: und da vielleicht am meiſten. In alle Zweige der kirchlichen Verwaltung griff die Hand der Regierungen hemmend ein; jede Regung kirchlichen Lebens ſollte der ſtaatlichen Erlaubniß bedürfen. Der eigenen Erkennt- miß-, Willens- und Thatkraft war Nichts überlaſſen. Episcopat und Clerus hatten ſich im achtzehnten Jahrhundert in dieſe Dienſtbarkeit ge- fügt; anſcheinend war ihnen ſogar wohl dabei. „Man beachtete aber nicht,”) daß durch das Syſtem der ſtaatlichen Bevormundung ſich eine für die Kirche lebensgefährliche Anſicht verbreitete: die Anſicht nämlich, daß die Kirche kraftlos und geiſtesſchwach geworden, daß ſie wie eine abgelebte, ſtumpfe und blödſinnige, ihrer ſelbſt unmächtige, mit ihrem eigenen Wohle und wahren Bedürfniſſe unbekannte Frau unter Adminiſtration geſtellt werden müßte. Wie ſehr eine ſolche Anſicht alles Selbſtvertrauen in der Kirche ſchwächen, alles heitere, freudige Lebensgefühl untergraben, den kühnen Muth zu tüchtigen, wiſſenſchaftlichen Unternehmungen, der nur aus dem Bewußtſein der innewohnenden Kraft hervorſtrömt, lähmen, und nach und nach Alles in eine dumpfe, lahme, erſtarrte Unthätigkeit verſetzen mußte, bedarf wohl keiner Erörterung. Mit der katholiſchen Kirche ver- hält es ſich ganz anders, als mit der proteſtantiſchen. Da in jener als einer wahrhaften Gemeinſchaft alles Selbſtgefühl, alle Kraft, aller Thätig- keitstrieb, alles Bewußtſein von Werth und Würde der Einzelnen, von der Blüthe und Schöne, von der inneren Lebensfülle, Majeſtät und Herrlichkeit des Ganzen abhängt, ſo entwickeln ſie, wenn die Kirche als Ganzes nach der beſchriebenen Weiſe ſich verhält, einen bewunderungs- werthen Reichthum von Ideen; die Wiſſenſchaften und Künſte blühen und die großartigſten Erſcheinungen im Leben und Handeln treten aus dem inneren Heiligthum an das Licht des Tages. Wenn aber das Ganze als ſolches trauert, dann verſiecht alle Kraft im Einzelnen, alle Glieder er- ſtarren, alle Freudigkeit verſchwindet, aller Aufſchwung und alle Begeiſterung ) Möhler, Geſammelte Schriften I. 259. – 105 – erliſcht.“ Das achtzehnte Jahrhundert war Zeuge von dieſer geiſtigen Erſtarrung, deren tödtliche Wirkungen ſich im Beginne des neunzehnten Jahrhunderts noch aller Orten geltend machten. Im Laufe der letzten fünfzig Jahre war es anders geworden. Begeiſterte Liebe hatte von Neuem die edelſten Männer zur Vertheidi- gung der viel geſchmähten, aber wenig gekannten Kirche aufgerufen. Ihre Zahl mehrte ſich raſch; kein Wort aus ihrem Munde ging verloren; überall fanden ſie willige Herzen. Von der Reformation in Deutſchland hatte man geſagt: „Wie über das geackerte Gefilde hin bei der erſten Gunſt der Frühlingsſonne die Saat allenthalben emporſchießt, ſo drangen die neuen Ueberzeugungen durch Alles, was man erlebt und gehört hatte, vorbereitet, in dem geſammten Gebiete, wo man deutſch redete, jetzt ganz von ſelbſt und auf den leiſeſten Anlaß zu Tage.“ ) Damals ver- langten aber die „neuen Ueberzeugungen“ nur ein Preisgeben von Lehren, die ſeither als göttliche Offenbarung geglaubt waren und eine Reihe von Pflichten aufgelegt hatten. Dagegen erwachte im Anfange des neun- zehnten Jahrhunderts überall im katholiſchen Deutſchland wirklich neues Leben, wo man nur Zeichen der Verweſung zu ſehen geglaubt hatte. Man hatte die Kirche todt geſagt; ihre Leichenfeier war bereits beſtellt: als ſo unzweifelhaft hatte der Sieg der reinen Vernunft über den „abſterbenden Aberglauben“ gegolten. Inzwiſchen wiederholte ſich nur die alte Erfah- rung. „Jeder Feind der Kirche hat ſich bei ſeinem Auftreten für den Sieger gehalten; jeder hat jedesmal die katholiſche Kirche für todt erklärt. Kein Jahrhundert begegnet uns im Laufe der Geſchichte, welches nicht wenigſtens einen von jenen Tagen der Angſt und Bedrängniß zählte, wo alle Berechnungen der menſchlichen Vernunft der Kirche das Leben abſprechen mußten“.*) Die Berechnung hatte ſich auch dieſes mal wieder als falſch erwieſen. Die Kirche gab in zahlloſen Werken chriſtlicher Liebe, wie in der freudigen Theilnahme an allen geiſtigen Errungen- ſchaften der neuren Zeit die Beweiſe für ihre unverſiechbare Lebenskraft. Sie verlangte jetzt nur, daß man ihr in der Pflege der Wiſſenſchaft und Kunſt ebenſo freie Hand laſſe, wie den ihr feindlichen Richtungen. Ihr Verlangen fand kein Gehör: man weigerte ihr jede ſtaatliche Unter- *) Ranke, deutſche Geſchichte im Zeitalter der Reformation II. 46. *) Franz de Champagnie, Hiſt. Pol. Bl. XIV, 366. – 106 – ſtützung, ohne welche zur Zeit die Wiſſenſchaft nach keiner Richtung hin ſich entfalten und Erfolge erzielen konnte. Die Forderung der Katholiken ging deshalb dahin, eine eigene Univerſität in Preußen zu beſitzen. Das war an ſich berechtigt; es ließ ſich auch erfüllen. Vom Regierungstiſche hatte man allerdings der Forderung entgegengehalten: es werde zur Gründung einer katholiſchen Univerſität ebenſo „an Menſchen, wie an Geld gebrechen.“ Dieſer Ein- wurf ging von der Vorausſetzung aus, daß es ſich um Errichtung einer katholiſchen Univerſität handele, welche außerhalb des Staates ſtehen würde. Die-Katholiken hatten aber das Recht zu fordern, daß der Staat ihnen eine nach katholiſchen Grundſätzen lehrende Univerſität errichtete. Für dieſe Pflicht des Staates ſprach der Umſtand, daß die Kirche in Preußen ein ſchlechthin unanfechtbares Exiſtenzrecht in der ganzen Ausdehnung dieſes Wortes beſaß. Die von den Katholiken gezahlte Steuerſumme gab die Gewißheit, daß es an Geld für den angegebenen Zweck nicht fehlen durfte. Ob eine mit allen Hülfsmitteln des Staates unterſtützte katholiſche Univerſität in ihren Leiſtungen den proteſtantiſchen Univerſi- täten ebenbürtig ſein würde, hätte man abwarten müßen. Von vorn- herein das zu beſtreiten, ging nur an, wenn man ſich in dem ausge- fahrenen Geleiſe hergebrachter Redensarten hielt. Eine Ahnung, daß die im Landtage, allerdings nur gelegentlich erwähnte Forderung unter Umſtänden berechtigt ſein könnte, blieb doch auch den Liberalen nicht fremd. „Wir wollen“, ſagte ein Abgeordneter, „Ihnen mit Vergnügen eine katholiſche Univerſität ſtiften helfen, wenn uns nur erſt die Exiſtenz einer antikatholiſchen nachgewieſen wird.“ *) Die Katholiken glaubten freilich, es ſei ſo unbeſtreitbar, wie das Licht der Sonne, daß ſämmtliche preußiſche Univerſitäten antikatholiſch ſeien. Aus jeder Facultät konnten Ausbrüche des Haſſes und der Verachtung gegen die katholiſche Kirche nachgewieſen werden. Wenn das aber auch nicht der Fall geweſen wäre, ſo genügte es ja für den antikatholiſchen Character der Univerſitäten, daß die Wiſſenſchaft nicht im Geiſte des Glaubens aufgefaßt und gelehrt wurde. Ganz zutreffend, wenn auch anders gemeint, war deshalb das Wort: „Der Ultramontanismus fann eben keine Univerſität brauchen, die er nicht ſelbſt macht.“*) Das zu *) Abg. Mommſen a. a. O. S. 568. *) Abg. Virchow a. a. O. S. 566. – 107 – geſtatten, wurde aber ſofort für eine Beſchränkung der Freiheit erklärt: „man hätte dann die Freiheit der Kirche, aber nicht die Freiheit des Unterrichts, nicht die Freiheit der Menſchen.“ Der laute Beifall, welcher dieſem Worte Virchows folgte, legte wieder einmal Zeugniß für die Herrſchaft der Phraſe ab. Das ganze Argument war ja vernichtet, wenn die Katholiken, die doch auch Menſchen waren, verſicherten: ihre per- ſönliche Freiheit könne man nicht beſſer reſpectiren, als wenn man ihnen geſtatte, den geſammten Unterricht im Geiſte der Kirche zu empfangen. Unparteiiſche Beobachter fanden gerade in jener Art ſich auszureden, den Beweis dafür, daß man die wahre Abſicht, welche auf gänzliche Beſeitigung des kirchlichen Einfluſſes ging, recht ungeſchickt maskirte. Ohne jede Verhüllung, und darum der Wahrheit durchaus ent- ſprechend, wurde durch einen Regierungscommiſſar die Sache dahin richtig geſtellt: „daß niemals Seitens des Preußiſchen Staates die Zu- ſtimmung zur Errichtung einer katholiſchen Univerſität gegeben werden könne, ohne weſentliche Grundlagen ſeiner Exiſtenz zu opfern.“ So war es. Seit Jahrhunderten galt in den Regierungskreiſen der Proteſtantismus als eine weſentliche Grundlage der Exiſtenz des Preu- ßiſchen Staates: damit war die Errichtung und ſelbſt die Zulaſſung einer katholiſchen Univerſität nicht vereinbar. Falk verdiente alſo den, übrigens auch kaum ernſt gemeinten Tadel von liberaler Seite nicht, daß er durch die Ausſchließung ultramontaner Gelehrten vom akademiſchen Lehramt die Ordnung des Staates durchbräche. Er wußte, daß er als Preußiſcher Miniſter an den weſentlichen Grundlagen des Staates nicht rütteln durfte. Von nun an war aber jeder Anklage, als ob die Kirche ſelbſt die Schuld trüge, daß ſich in Preußen berufsmäßige katholiſche Gelehrte nicht fänden, der Stempel der Unehrlichkeit aufgeprägt. Inzwiſchen fand ſich die Kirche doch nicht ſtillſchweigend in das Loos, welches man ihr bereiten wollte. Die Univerſitäten vereinigten zum Ruhme deutſchen Gelehrtenfleißes eine ſtaunenswerthe Fülle des Wiſſens in ihrem Schooße. Die Special- forſchung hatte auf allen Gebieten eine Ausdehnung gewonnen und Reſultate erzielt, welche die kühnſten Hoffnungen übertrafen. Man wollte allerdings einen Mangel an wahrer Größe darin erblicken, daß die Wiſſenſchaft ſich ganz in Einzelfragen verlöre: die Reſultate blieben aber von der höchſten Bedeutung. Dabei ſahen ſich die katholiſchen Gelehrten durchweg von den Begünſtigungen ausgeſchloſſen, welche der sa-s 108 --> Mitarbeit an dem geiſtigen Schaffen der neuen Zeit zu Theil wurden: die Prüfung und Verwerthung der Reſultate im Dienſte der Kirche konnte aber Niemand hindern. Auf den Spott der zünftigen Gelehr- tenwelt mußt freilich jeder Verſuch ſich gefaßt machen: katholiſche Kirche und Wiſſenſchaft galt in jenen Kreiſen nun einmal für ſo unvereinbar, wie Tod und Leben. Der erſte Schritt im Dienſte der Kirche mußte der ſein, ſich um das Urtheil der „zünftigen Wiſſenſchaft, die in anmaßender Selbſtgefälligkeit anbetend vor ſich ſelbſt niederfiel“*) nicht zu kümmern. Es gehörte hoher Muth dazu, dieſen Weg zu betreten. Wie immer, ſo fand indeſſen auch jetzt die Kirche edle Entſchloſſenheit, ihr Banner zu erheben. Ein Verein von Männern, welche zum Theil ſchon viele Jahre für kirchlichtreue Wiſſenſchaft gewirkt hatten, entſchloß ſich anläßlich der Cen- tenarfeier des großen Görres, gemeinſchaftlich jenen Zweck zu fördern. Die Görresgeſellſchaft ſollte nach dem an den Papſt gerichteten Schreiben „den Zweck verfolgen, die Pflege der weltlichen Wiſſenſchaften den ver- derblichen Einflüſſen des Rationalismus zu entziehen, und dieſelbe den Principien der Einen katholiſchen Wahrheit entſprechend zu geſtalten.“ Man verhehlte ſich die Schwierigkeiten nicht, welche ſich der Erreichung dieſes hohen Zweckes entgegenſtellten. Der Weg aber lag klar vor Augen. „Wie einſt Thomas die natürliche Weisheit des Alterthums in Ariſtoteles den Händen der Araber muthig und ſiegreich entwand, ſie dem Chriſtenthume dienſtbar machte und in ſeinem Lichte verklärte: ſo iſt es heute Aufgabe der chriſtlichen Wiſſenſchaft, Alles, was ſeit dem Mittel- alter die exacte Naturforſchung und die hiſtoriſche Kritik an Wahrheits- gehalt zu Tage gefördert, ſtark im Glauben und frei und klar im Geiſte, zu ergreifen und zum Fort- und Ausbau jener Einen großen, echt katho- liſchen Wiſſenſchaft zu verwenden, deren rechtmäßige Entwickelung nie hätte unterbrochen werden ſollen.“*) Es wurde alſo keineswegs Ver- achtung, ſondern gewiſſenhafteſte Nutzung der großen Errungenſchaften des Jahrhunderts empfohlen. Die Görresgeſellſchaft wollte im katholiſchen Deutſchland wiſſenſchaft- liches Leben nach allen Richtungen wecken und fördern; insbeſondere auch *) Abg. Bachem im Hauſe der Abg. Sitz. v. 28. Febr. 1877. Sten. Ber. S. 958. *) Dr. Heinrich bei der erſten Generalverſammlung der Görresgeſellſchaft in Frankfurt am 6. Juni 1876. – 1. O9 – durch Verleihung von Stipendien jungen katholiſchen Gelehrten Muße und Mittel zur Löſung größerer wiſſenſchaftlicher Aufgaben beſchaffen. Damit war das Heilmittel für den gefährlichſten Schaden, der die katho- liſche Kirche in Deutſchland bedrohte, gefunden. Wenn die Geſellſchaft als Hauptzweck die Unterſtützung katholiſcher Gelehrten im Auge hielt, mußte ſie eine geradezu providentielle Wichtigkeit erlangen. Die deutſchen Jeſuiten hatten es vollauf erkannt, daß man während der Kampfeszeit nicht vergeſſen dürfe, für die künftige Friedenszeit zu ſorgen. Sie benutzten die Muße, welche das Ausweiſungsgeſetz ihnen verſchafft hatte, um auf allen Gebieten des menſchlichen Wiſſens ſich heimiſch zu machen. Was von ihren Arbeiten an die Oeffentlichkeit kam, zeigte, daß ſie mit ernſter Aufmerkſamkeit vor Allem diejenigen Dis- ciplinen in den Kreis ihrer Studien zogen, welche beſonders zur Bekämpfung der göttlichen Offenbarung mißbraucht wurden. Damit eröffnete ſich eine Ausſicht in die Zukunft, an die man nicht gedacht hatte. Der Liberalis- mus war beim Beginne des Culturkampfes ſeines Sieges über die Kirche zu gewiß geweſen: anderenfalls hätte er ſich ſagen müßen, daß der Tag kommen würde, an welchem die Kirche ihre Freiheit wieder erlangte; daß dann aber einzig die ausgewieſenen Orden, in erſter Reihe die Jeſuiten, die Kräfte zur Verfügung haben würden, um die theologiſchen Wiſſen- ſchaften zu lehren. Vorſichtigere Bekämpfer der Kirche hätten alſo die Möglichkeit nicht ganz außer Berechnung gelaſſen, daß man die Jeſuiten als Prediger und Beichtväter vertriebe, um ſie als Lehrer des Clerus zurückkehren zu ſehen. Eigene Ueberhebung hielt aber auch nach Jahren die Wortführer der liberalen Parteien noch ab, den Bemühungen in kirch- lichen Kreiſen Beachtung zu ſchenken. Auch das Miniſterium wendete den Strömungen in der katholiſchen Bevölkerung nicht die Aufmerkſamkeit zu, welche ſie verdient hätten: manche Maßregeln wären ſonſt wohl unterblieben, welche das katholiſche Volk immer tiefer in das Mißtrauen gegen die Regierung hineintrieben. Faſt ſchien es, als ob die Mahnungen, welche beim Beginne des Kampfes laut wurden, gänzlich vergeſſen wären. Damals hatten die treueſten Parteigänger der Regierung, von bangem Zweifel gequält, verſichert: „Ohne Zweifel ſieht man allenthalben mit größter Spannung den Schritten entgegen, welche die königlich Preußiſche Staatsregierung den biſchöflichen Revolutionairen gegenüber unternehmen wird. Wer die Stärke und die Organiſation des Ultramontanismus kennt, der kann ſich nicht verhehlen, – 110 – daß eine Ueberwindung deſſelben zum Segen des deutſchen Volkes nur dann möglich ſein wird, wenn es gelingt, innerhalb der katholiſchen Kirche ſelbſt eine die weiteſten Kreiſe des Volkes ergreifende Reaction gegen denſelben hervorzurufen.“*) Die Behandlung der Univerſitätsfrage war ſchon nicht geeignet, die Katholiken für die Regierung zu gewinnen; das Verhalten gegen die katholiſchen Gymnaſien trieb noch weitere Kreiſe in die Reaction gegen die Regierung. Die im Landtage immer wiederkehrende Behauptung, daß an den katholiſchen Gymnaſien geringere Reſultate, als an den proteſtantiſchen erzielt würden, mußte um ſo mehr verletzen, als ſich dieſelbe in dieſer Allgemeinheit gar nicht widerlegen ließ. Zwar meinte ein Abgeordneter: nach ſeiner Erfahrung wären Abiturienten der katholiſchen Gymnaſien nicht im Stande geweſen, einen leichten lateiniſchen oder griechiſchen Schriftſteller ohne Schwierigkeit zu leſen. Das war aber offenbar eine Uebertreibung, welche man ſofort als das Product einer durch lange Gewöhnung irregeleiteten Phantaſie erkannte. Vom Regierungstiſche be- ſtätigte man die Vorwürfe gegen die katholiſchen Gymnaſien nicht aus- drücklich; man ſchwieg aber doch dazu und gab dadurch der Meinung Raum, als ſei ein Einverſtändniß vorhanden. Vielleicht waren dem Miniſter die Anklagen auch willkommen: ſie beſtätigten ja ſeine Behaup- tungen rückſichtlich des Mangels an katholiſchen Gelehrten. Sie enthielten äuch die Billigung für eine etwaige Heranziehung proteſtantiſcher Lehrer an katholiſche Anſtalten. Falk durfte ſich zu dieſer Maßregel jetzt um ſo leichter entſchließen, als ja damit nach ſeiner Anſicht der con- feſſionelle Character der betreffenden Schule nicht beeinträchtigt wurde. Ueberhaupt ließ die Staatsregierung es ohne Widerſpruch und Rüge hingehen, wenn der katholiſchen Bevölkerung nachgeſagt wurde, daß ſie weniger Intereſſe für gelehrte Bildung bekunde und weniger opferwillig für höhere Anſtalten ſei, als die proteſtantiſche. Sie mußte ſich dadurch nebenbei von dem Vorwurfe, als vertheile ſie die Staats- zuſchüſſe nicht ganz nach den Grundſätzen der Gerechtigkeit, entlaſtet fühlen. - Jene Anklagen ſelbſt”) waren für die Katholiken überaus verletzend. Obwohl das Bevölkerungsverhältniß zwiſchen Katholiken und Evangeliſchen *) Augsb. Allg. Ztg. 4. Juni 1873. *) Haus der Abg. Sitz. vom 12. März 1875. – 1 1 1 – wie "g zu *g geſtanden hätte, – hieß es –– wäre nicht einmal ein Viertel ſämmtlicher Schüler der höheren Anſtalten katholiſch; das Ver- hältniß aber der von den Communen ganz oder theilweiſe unterhaltenen katholiſchen Gymnaſien ſtände zu den in gleicher Weiſe unterhaltenen evangeliſchen Gymnaſien, wie ein Sechſtel oder gar wie ein Siebentel. Den Regierungscommiſſarien wäre es ein Leichtes geweſen, das Falſche dieſer ſtatiſtiſchen Nachweiſe darzuthun. Solche Generalüberſichten, bei denen der Unterſchied der ſocialen Stellung der Bevölkerungsklaſſen nicht hervortrat, hatten von vornherein etwas Verdächtiges. Beweiſend wären die Zahlen nur geweſen, wenn ſie von allſeitig Gleichgeſtellten galten. Die öſtlichen Provinzen des Preußiſchen Staates mußten aber bei dieſer Statiſtik doch anders berechnet werden, als die weſtlichen. Und doch hätte auch für die Geſammtziffer der Gymnaſialfrequenz bei gewiſſenhafter Benutzung der Zahlen ein den Katholiken günſtigeres Er- gebniß ſich herausſtellen müßen. Im Sommerſemeſter 1877 waren Beiſpielshalber die höheren Schulen in Preußen einſchließlich der höheren Bürgerſchulen aller Kategorien von 88 042 evangeliſchen und 21 746 katholiſchen Schülern beſucht: das Verhältniß war alſo ebenſo ungünſtig, wie das im Landtage aufgeſtellte. Abgeſehen von den höheren Bürgerſchulen ſtudirten auf den Gymnaſien und Realſchulen zuſammen 77 577 evan- geliſche und 19 527 katholiſche Schüler: das Verhältniß war hier ſomit für die Katholiken bereits günſtiger. Auf den Gymnaſien und Progym- naſien allein aber befanden ſich 50 328 evangeliſche und 15 831 katho- liſche Schüler. Letztere ſtanden alſo rückſichtlich der Gymnaſien – und darum allein handelte es ſich im Hauſe der Abgeordneten, – in dem Verhältniſſe von ” zu "7. Bei derſelben Unterſcheidung hätte ſich auch für andere Jahre ein gleiches Verhältniß herausgeſtellt. *) So ganz verſchieden reden ſelbſt die Zahlen je nach ihrer Gruppirung. Auch die weitere Anklage, daß die katholiſche Bevölkerung weniger Opfer für Errichtung und Erhaltung von Gymnaſien brächte, ließ ſich nicht aufrecht halten. Es war ja bekannt, daß die Errichtung katholiſcher Gymnaſien von Seiten der Staatsregierung in keiner Weiſe gefördert wurde. Darüber hatten die katholiſchen Abgeordneten bereits früher und wiederholt, ohne beſonderen Erfolg zu erzielen, geklagt. Die Ver- ') Die Zahlen für 1877 ſind dem „Centralblatt für die geſammte Unter- richtsverwaltung in Preußen“ 1878 S. 172 ff. entnommen. – 112 – ſchiebung evangeliſcher Beamten nach den katholiſchen Landestheilen hatte an die Errichtung evangeliſcher Anſtalten, aber nicht an die Vermehrung katholiſcher denken laſſen. So war nach Verlegung des Oberlandesgerichts von Brieg nach Ratibor 1818 in letztgenannter Stadt ein ſtiftungsmäßig evangeliſches Gymnaſium gegründet, obwohl der Kreis Ratibor und der benachbarte Kreis Koſel faſt ausſchließlich katholiſch waren. Die Schüler des Gymnaſiums waren ebenſo in bedeutender Mehrzahl katho- liſch; außer dem katholiſchen Religionslehrer durfte aber kein anderer katholiſcher Lehrer angeſtellt werden. Die ſteigende Ueberfüllung!) machte nun die Errichtung eines neuen Gymnaſiums nothwendig. Die Kreis- eingeſeſſenen konnten ſelbſtverſtändlich nur an eine katholiſche Anſtalt denken. Der Miniſter Mühler hatte dagegen keinerlei Einwendungen gemacht; er hatte ſogar zugelaſſen, – wie Falk mit einem Anflug ſpöttiſchen Tadels erklären ließ, – daß „bei Seiner Majeſtät die Be- zeichnung Piusgymnaſium beantragt wurde.“ Inzwiſchen waren bedeu- tende Mittel von den Kreiseingeſeſſenen aufgebracht. Falk bekämpfte gleichwohl dieſes Project mit aller Entſchiedenheit. „Er fürchtete, daß wenn ein zweites Gymnaſium und zwar ein katholiſches, in Ratibor gegründet würde, die Polen und Katholiken hierhin, und die Evange- liſchen, Deutſchen und Juden dorthin gegangen wären. Wir hätten dadurch – ſo lautete die Erklärung*) – Verhältniſſe geſchaffen, wie in anderen Städten, die wahrhaftig nicht dem Unterrichtsintereſſe, ganz gewiß nicht dem deutſchen Intereſſe entſprechen.“ Das überfüllte evangeliſche Gymnaſium zu Ratibor blieb alſo beſtehen; man nahm einen Erweiterungsbau in Ausſicht, der aber „nicht ſo ſchnell aus- geführt werden könnte, als Einige das annähmen.“ Um die Parität der Anſtalt, an welcher neben 177 evangeliſchen 325 katholiſche Schüler waren, zum Ausdruck zu bringen, war Ein katholiſcher Oberlehrer an- geſtellt. Die befürchtete Theilung der Schüler nach Nationalität und Confeſſion hätte der Miniſter übrigens vermieden, wenn er in Ratibor zwei katholiſche Gymnaſien hätte errichten laſſen: das hätte den confeſſionellen *) Das Gymnaſium zählte 1832 im Ganzen 208 Schüler, von denen zwei Drittel katholiſch waren; 1853 zählte es 360 Schüler, 1863 bereits 522. Im Jahre 1874 mußten wegen Raummangels 150 angemeldete Schüler zurückge- wieſen werden. *) Der Regierungscommiſſar im Hauſe der Abg. Sitz. v. 13. März 1876. Sten. Ber. S. 588. – g | | – S -" 0) NPD J!Q tun läutVW “J t (PD plap touVg HQualnp)VpulaCast uopluoldº utoQ snw uoyle uoulund DTuognoToq utn pOT p So oJoQuoh oqVT 'uoTana PoQuoataoa uo =Vitut(®) op!)oßuvao a! 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Ueberhaupt aber waren die Revenüen der früheren Jeſuitengüter mehrfach ihrer rechtmäßigen Verwendung für ausſchließlich katholiſche Unterrichtszwecke entzogen, obwohl allſeitig anerkannt war, daß die Güter des aufgehobenen Jeſuitenordens Eigenthum der katholiſchen Kirche waren. Rückſichtlich des Bergiſchen Schulfonds hatte eine Cabinetsordre vom 18. December 1846 dieſen Rechtsſatz noch ausdrücklich anerkannt. Aehnliche Anerkenntniſſe galten auch für den Hauptſtudienfonds zu Paderborn, den Bürenſchen Fonds, die beiden Hauptgymnaſialfonds von Weſtpreußen und Schleſien, wie auch für die Exjeſuitenfonds zu Heiligenſtadt und Erfurt. Daneben gab es noch andere Fonds, deren Rechtsverhältniß allmählich verdunkelt wurde, weil ſie im Staatshaushaltsetat nicht geſondert aufgeführt ſtanden. „Das ſei auch nicht nöthig“, erklärte Falk auf eine Anfrage;) „die ſtiftungs- mäßige Verwendung werde ja nicht alterirt.“ Der Miniſter konnte es als eine bedauernswerthe Folge des Culturkampfes betrachten, daß ſolche Zuſagen die Betheiligten nicht zufriedenſtellten; man hielt ſich vielfach ſogar berechtigt, an der Aufrichtigkeit der Zuſage zu zweifeln. Ohnehin ſchien es ſtaatsrechtlich gewagt, Fonds, welche eine ſelbſtändige Stellung hatten, mittels einer Uebereinkunft zwiſchen zwei Miniſtern aufzulöſen und dem Staatsſchatze zuzuführen. *) Die Katholiken waren nicht gleichgültig gegen die Zurückſetzung, von welcher ſie nach ihrer Meinung bei Vertheilung der vormaligen Kirchen- güter betroffen wurden. Sie waren andererſeits durch lange Gewöhnung zu der Ueberzeugung gebracht, daß die Dispoſitionen der Staatsregierung auf dieſem Gebiete immer auf die Zuſtimmung der proteſtantiſchen Majorität des Landtags rechnen durften. Wenn gleichwohl die Klagen über ſtattgehabte Benachtheiligung immer von Neuem wiederholt wurden, ſo geſchah dieſes, – bald nach Emanation der Verfaſſung war das dem Landtage erklärt, – „weil es ſich um die Remedur von förmlichen *) Die Anfrage betraf den Schulfonds des Herzogthums Weſtfalen, Die ſtiftungsmäßige Verwendung konnte aus dem Staatshaushaltsetat ſo wenig klargeſtellt werden, daß es unſicher blieb, ob die Gymnaſien zu Arnsberg und Hamm oder zu Arnsberg und Attendorn Zuſchüſſe aus dem Fonds erhielten. Verhandl. des Hauſes der Abg. Sitz. vom 29. November 1877. Sten. Ber. Seite 590. (500. *) Rückſichtlich des Hannoverſchen Kloſterfonds erklärte auch die Staats- regierung (in der zum Etat für 1878/79 vorgelegten Denkſchrift), daß derſelbe eine mit ſelbſtändiger, juriſtiſcher Perſönlichkeit verſehene Stiftung ſei. Rechtskränkungen handelte.“ Damals war aber auch hinzugefügt, daß „die Katholiken auf das, was die Majorität in dieſen Budgetfragen zu Gunſten der Evangeliſchen votirt habe, keineswegs ſcheelſüchtig hinblickten.“) Die Stimmung war fünfundzwanzig Jahre ſpäter nicht mehr ganz ſo milde geblieben. Die Geldbewilligungen waren auch jetzt noch nicht im Stande, beſondere Aufregung hervorzurufen. Die Katholiken glaubten aber an die Abſicht der herrſchenden Parteien, den berechtigten und ſeither ſtets anerkannten Einfluß der Kirche bis zum Verſchwinden herabzudrücken. Die Stimmung wurde um ſo bitterer, je mehr man annahm, daß auch die Staatsregierung mit jenen Abſichten ſympathiſirte. Seit dem Amtsantritte Falks wurde, anfangs noch zaghaft, dann aber immer beſtimmter die Anſicht ausgeſprochen, daß bei den höheren Schulen der beſtimmte confeſſionelle Character nicht feſtzuhalten ſei. Im October 1873 fanden auf Veranlaſſung des Miniſters Berathungen über verſchiedene Fragen des höheren Schulweſens ſtatt. Man wußte bereits, daß es galt, mit der Vergangenheit auch nach dieſer Seite zu brechen. Der Miniſter Raumer wär für den confeſſionellen Character der höheren Lehranſtalten noch mit ſcharfer Zurückweiſung der gegentheiligen Wünſche eingetreten. Jetzt durfte ſchon verſichert werden: „der ſimultane Cha- racter ſei als der regelrechte Zuſtand anzuſehen; auch die ſtiftungsmäßig confeſſionellen Anſtalten müßten ſich das gefallen laſſen, weil über die Stiftung hinaus das verfaſſungsmäßige Geſetz des Staates Geltung haben müßte, welches bei den höheren Schulen einen confeſſionellen Character nicht zuließe.“ – Nach ſolchen Acußerungen konnte es nicht harmlos erſcheinen, daß man die höheren Lehranſtalten ohne Beifügung ihres confeſſionellen Characters aufführte. Es fehlte ja nicht an Erfahrungs- beiſpielen, daß man erſt den Namen, dann die Sache ſchwinden ließ. Dabei wurde dann freilich immer beſtritten, daß man eine beſtimmte Tendenz verfolge. So ſtellte auch der Miniſter Falk an dem katho- liſchen Gymnaſium zu Münſter einen proteſtantiſchen Lehrer an. Das war ſchon ein Preisgeben der Sache. Falk verſicherte aber: dadurch würde an dem katholiſchen Character des Gymnaſiums, den er rückhalts- los anerkännte, nichts geändert. Daneben kam auch immer wieder die Einrede: es ſei gleichgültig, ob in den profanen Unterrichtsgegenſtänden von einem katholiſchen oder von einem proteſtantiſchen Lehrer unterrichtet *) Reichensperger in der II. Kammer 67. Sitzung v. 7. Mai 1853. 8 – 9 I – LOI 0410D 9,8I POIgoauoF) 9LSI avnuVOI 6I UCC 3.0F (.. uo ahout oqoß oulog pyuobo utoClo opuuo Pohuollaun uappup aououoſ ()II 'd II IoCI UubulaGoaL u! VoI0äuBAO OPPPIoqll op OPW40 SobaCF L 'g) (F) SnV (pvu nVU96 LU06 ojoS 0QUoloaPoq 0T II S Udoa „U032U0F) uouo4jvaßqv SuaaanpD uaaag soC teßvaL ouaQ9(pgoa aoqm unaoulºſ -S46paaopUN aF, G U! (WSI aoq00CI U 300 0N0JC4Caſh“ U0p)!UV oG U910 -a9] VWſ “S 1 a 3 ( 0 D Uoava pnQ opjoWooß aoßaoctFU0(paN( U0g SVG ( „oah! 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Luvß ol lVT Oguayoq Bunaoboß OT Quoahya '10joalsuollato®) aoT BunºloadR duld HIV noadIT tolapl uoT !ut Joboa -vW oloT opoupoLog AG; TuST opouTROobgl8 aoT HopnqTuvsuObloß uo vada u!)APR(6 OplT ulda HOT pnpaqoS) to totao u0T toTagoFF Mopypov topogn®) AdT TunaK) nV Egloud Luvß L8 dqutoaCN6 ut Ogada aD uoTana poutoß oöyplaCMT duo sno utop)oat uCIg 'gunctQuoD togloudT POL toluº(6 MoT oochnolog Pogp)ga IF uL uoTuvjada n dpa Ny aoT outhvu).0T ouC spplaaogunstabloß HoT BunpopaD Rog! 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Der Erzbiſchof von Poſen hatte nämlich im Februar 1873 den Religionslehrern an den polniſchen Gymnaſien ver- boten, in deutſcher Sprache zu unterrichten. In Folge deſſen waren die meiſten Religionslehrer aus ihren Stellen von der Staatsregierung ent- fernt. Als der Erzbiſchof nun andere Geiſtliche anwies, den katholiſchen Schülern der Gymnaſien Privatreligionsunterricht zu ertheilen, unter- ſagte die Staatsbehörde den Schülern bei Strafe der Entlaſſung von der Schule den Beſuch dieſes Unterrichts. Ein alter Miniſterialerlaß vom 31. December 1839 gab die nöthigen Anhaltspunkte, um den Unterricht als Eröffnung einer Privatſchule characteriſiren zu können; damit war die Nothwendigkeit ſtaatlicher Genehmigung erwieſen. So ſuchte die Staatsbehörde vom Standpunkte der Geſetze ihr Verfahren zu rechtfertigen. Vergebens machte der Erzbiſchof die Rechte der Kirche, welche aus der göttlichen Stiftung derſelben hervorgingen, geltend. Dafür zeigte man in Berlin geringes Verſtändniß: ging man doch ſoweit zu behaupten, daß ohne Schädigung des Rechtes des Staates die Noth- wendigkeit eines Einverſtändniſſes der kirchlichen Oberen zur Anſtellung der Religionslehrer nicht anerkannt werden könne.) Es waren doch Rechte von unabſehbarer Tragweite, welche der Miniſter beanſpruchte. Die Anſtellung der Religionslehrer ſollte auf Grund der beſtandenen Staatsprüfung, ſelbſt ohne Zuſtimmung des Diöceſanbiſchofes und möglichenfalls ſogar gegen deſſen Verbot ſtattfinden. Falk bewies in den folgenden Jahren, daß er vor dieſer letzten Möglich- keit in keiner Weiſe zurückſchreckte: er veranlaßte ſogar Laien zur ſchul- planmäßigen Ertheilung des Religionsunterrichtes, wenn die Geiſtlichen im Gehorſame gegen die Kirche dieſes Amt ablehnten. – Die Regierung legte ſich ferner das Recht bei, den Gebrauch der von der Kirche ein- geführten Religionslehrbücher zu verbieten; damit war auch der Inhalt des Religionsunterrichts den ſtaatlichen Behörden überantwortet. Endlich ſollte ſogar die Entlaſſung eines Religionslehrers aus ſeiner Amts- *) Vergl. die dieſem Kapitel beigefügten Aktenſtücke Seite 120 ff. – 119 – thätigkeit dem Biſchofe ſelbſt dann nicht zuſtehen, wenn über den Reli- gionslehrer wegen Häreſie die ſchwerſten kirchlichen Strafen verhängt würden. . Wenn es dem Miniſter gelang, dieſe Anſprüche durchzuführen, ſo war die preußiſche Staatskirche katholiſcher Obſervanz in aller Form etablirt. In Poſen erreichte er zunächſt nur, daß noch an fünf von den vorhandenen zwanzig höheren Lehranſtalten der Religionsunterricht von Geiſtlichen ertheilt wurde: an zehn Anſtalten wurde gar kein und an fünf Anſtalten wurde der Unterricht in der Religion unvollſtändig oder durch Laien ohne kirchliche Ermächtigung ertheilt. Die polniſchen Abgeordneten durften kaum Widerſpruch erwarten, wenn ſie klagten: „Wohin die Regierung auf dieſem Wege kommen wird, was ſie für ein Geſchlecht erziehen wird, das mag ſie ſich ſelbſt ſagen. Wer nicht lernt, Gott zu ehren, der wird auch keine weltlichen Behörden ehren.“!) Der Miniſter ſchob Schuld und Verantwortlichkeit für dieſe be- klagenswerthen Zuſtände lediglich dem Clerus zu: er habe ſich Mühe genug gegeben, Geiſtliche als Religionslehrer zu gewinnen, aber gar kein Entgegenkommen gefunden. Er vergaß eben immer wieder, daß für den Katholiken und noch mehr für den Prieſter der Gehorſam gegen die Geſetze der Kirche an erſter Stelle ſteht; daß keine Rückſicht den Un- gehorſam rechtfertigen kann, und daß Verrath an der Kirche für jeden gläubigen Katholiken ein Verbrechen ohne Gleichen einſchließt. So mußte die Regierung denn allmählich zu der Ueberzeugung kommen, daß die Bethätigung der unumſchränkten Herrſchaft auf dem Gebiete des höheren Unterrichts die Kirche in ihrem Wirken vielfach hindern konnte, ohne jedoch ein Mitwirken der Kirche nach der Anweiſung des Miniſters erzwingen zu können. Es war kaum noch als „ſtaats- erhaltend“ zu bezeichnen, wenn der Miniſter gleichwohl den einmal betretenen Weg innehielt. ') Abg. Kantak im H. d. Abg. Sitz. v. 23. Februar 1877. Sten. Ber. S. 822. Aktenſtücke zum 7. Kapitel. 1. Erlaß des Provinzialſchulcollegiums zu Poſen, betreffend den Privatreligionsunterricht für Gymnaſiaſten. - „Poſen, den 17. September 1873. Durch die Allerhöchſte Cabinetsordre vom 26. October pr. iſt beſtimmt worden, daß an den höheren Lehranſtalten der Provinz Poſen der Religions- unterricht hinſichtlich der Unterrichtsſprache in Zukunft nicht anders behandelt werden ſoll, als die übrigen Lehrgegenſtände. Dadurch iſt an jenen Anſtalten die Aenderung eingetreten, daß, während bisher der katholiſche Religionsunter- richt in der Sprache der Mehrzahl der Schüler ertheilt wurde, fortan nur in den polniſchen Parallelclaſſen des hieſigen königlichen Mariengymnaſiums und des königlichen Gymnaſiums zu Oſtrowo in polniſcher Sprache, in den übrigen Claſſen dieſer Gymnaſien ſowie in ſämmtlichen Claſſen aller anderen Anſtalten dagegen in deutſcher Sprache in der katholiſchen Religion zu unter- richten iſt. Der Durchführung dieſer Allerhöchſten Anordnung iſt der Herr Erzbiſchof dadurch entgegengetreten, daß er durch ein Rundſchreiben vom 23. Februar c. die als Religionslehrer an den höheren Bildungsanſtalten der Provinz fungiren- den Geiſtlichen anwies, nur in Prima und Secunda deutſch zu unterrichten, dagegen in den übrigen Claſſen das bisherige Verfahren beizubehalten. Dieſer Schritt des Herrn Erzbiſchofs enthielt einen unberechtigten Ueber- griff in die Befugniſſe des Staates, die Einrichtung des Unterrichts an den ſtaatlichen Lehranſtalten ſelbſtändig zu ordnen, und entbehrte ſelbſt des Scheins der Berechtigung. Denn der Allerhöchſte Erlaß vom 26. October pr. legte den Geiſtlichen bezüglich des Inhalts der von ihnen vorzutragenden Glaubens- und Sittenlehren keinerlei Beſchränkungen auf, und die in dem erzbiſchöflichen Rundſchreiben vom 23. Februar c. enthaltene Unterſtellung: den Schülern ſollte der katholiſche Religionsunterricht künftig „in einer denſelben faſt gar nicht, oder nur höchſt unvollkommen verſtändlichen Sprache“ ertheilt werden, iſt thatſächlich unbegründet. Es iſt bisher ſtets an den Lehranſtalten der Provinz bei der Unterweiſung von Schülern polniſcher Abkunft, welche des Deutſchen noch nicht vollkommen mächtig ſind, das Polniſche aushilfsweiſe zur Anwendung gebracht worden, um die Verſtändigung zwiſchen Lehrer und Schüler zu erzielen, und ſelbſtverſtändlich hat es nicht in der Abſicht der Staats- behörden gelegen, von dieſem durch die Natur der Sache gebotenen Verfahren bei dem Religionsunterrichte künftig abweichen zu laſſen. Die Schulbehörde mußte hiernach die ſtricte Befolgung der getroffenen neuen Anordnungen verlangen, und ſoweit dieſelbe verweigert wurde, die un- gehorſamen Geiſtlichen ihrer Aemter als Lehrer entheben. Andere Geiſtliche für die erledigten Stellen zu gewinnen, war bei der Haltung des Herrn Erzbiſchofs unmöglich, und von weltlichen Lehrern konnten nur wenige ermittelt werden, welchen vermöge der von ihnen erlangten Be- – 121 – fähigung der katholiſche Religionsunterricht anvertraut werden durfte. So iſt es gekommen, daß dieſer Unterricht an den höheren Bildungsanſtalten der Provinz zur Zeit nur in vereinzelten Ausnahmen ertheilt wird. Inzwiſchen hat der Herr Erzbiſchof begonnen, an mehreren Orten den katholiſchen Religionsunterricht an die Schüler der höheren Lehranſtalten außerhalb der letzteren durch Geiſtliche in derſelben Weiſe, wie früher unter Nichtbeachtung der Beſtimmung der Allerhöchſten Ordre vom 26. October pr. über die anzuwendende Sprache ertheilen zu laſſen. Die Entſtehung und die ganze Einrichtung dieſer Veranſtaltungen läßt erkennen, daß dieſelben ſich nicht auf dem berechtigten Gebiete der ſeelſorgeriſchen Amtsthätigkeit der betreffenden Geiſtlichen bewegen, ſondern nur den Zweck haben, die neue Anordnung der Staatsregierung im Gebiete der Unterrichts- verwaltung zu vereiteln. Sie ſind Privatſchulen, welche dem ſtaatlichen Auf- ſichtsrecht unterliegen, und entſprechen weder einem Bedürfniſſe, da lediglich durch den unberechtigten Widerſtand des Herrn Erzbiſchofs, welcher dieſe Schulen eingerichtet hat, der Religionsunterricht an den Staatsanſtalten un- möglich gemacht iſt, – noch bieten ſie die Garantie für einen ſegensreichen Einfluß auf die Jugend. Vielmehr haben mehrfache Erfahrungen aus neueſter Zeit bewieſen, daß die unterrichtenden Geiſtlichen ihren Einfluß auf die Schüler dazu mißbrauchen, um dieſelben zum Ungehorſam gegen die Anordnungen der weltlichen Lehrer und der Schulbehörde aufzureizen, den Geiſt der politiſchen und religiöſen Parteinahme ſchon in den jugendlichen Gemüthern rege zu machen und die vaterländiſche Geſinnung in denſelben zu lockern. Dieſe Thatſachen nöthigen den Staat zur Abwehr gegen die wider ihn gerichteten Beſtrebungen, und es wird deshalb ſeitens der königlichen Regier- ungen gegen die betreffenden Geiſtlichen nach Maßgabe der hinſichtlich nicht conceſſionirter Privatſchulen beſtehenden Beſtimmungen eingeſchritten werden. Aber auch die Schulbehörde hat die Pflicht, innerhalb ihres Bereiches Einwirkungen entgegen zu treten, welche die Disciplin der Schule auf das Aeußerſte zu gefährden und damit das gedeihliche Wirken der Anſtalt zu untergraben geeignet ſind. *. Auf Grund der uns ertheilten Ermächtigung unterſagen wir daher hiermit den Schülern der höheren Lehranſtalten der Provinz den Beſuch der gedachten Privatreligionsſchulen und beſtimmen, daß dieſem Verbote im Falle des Un- gehorſams durch Entlaſſung der betreffenden Schüler von der Anſtalt Nach- druck gegeben werde. Die Herren Dirigenten der betreffenden Anſtalten veranlaſſen wir hierdurch, die Eltern, reſp. Vormünder der Zöglinge durch Mittheilung dieſes unſeres Erlaſſes über die Veranlaſſung und den Zweck deſſelben zu verſtändigen, indem wir hoffen, daß dieſe Eröffnung zu einer richtigen Würdigung der getroffenen, lediglich durch das Verhalten des Herrn Erzbiſchofs nothwendig gewordenen Maßregeln beitragen werde. Königliches Provinzialſchulcollegium. gez. Günther. – 122 – 2. Erwiderung des Erzbiſchofs Ledochowski auf vorſtehenden Erlaß- Euer Hochwohlgeboren haben mir mittels geehrten Schreibens vom 17. d. Nr. 6421/73 O. P. mitgetheilt, daß unter Zuſtimmung des Herrn Miniſters der geiſtlichen 2c. Angelegenheiten die Schließung der von mir für die katho- liſchen Schüler der höheren Lehranſtalten eingerichteten ſogenannten Privat- religionsſchulen wie auch ein Zwangsverfahren gegen die mit dem Religions- unterricht von mir betrauten Geiſtlichen angeordnet und den Schülern dieſer Lehranſtalten die Theilnahme an dem Religionsunterrichte bei Strafe der Entfernung aus dem Gymnaſium unterſagt worden ſei. Wie ich mit dem tiefſten Bedauern aus dieſen Maßnahmen erſehen muß, haben die königlichen Staatsbehörden noch immer die Ueberzeugung nicht gewinnen können, daß die Unterweiſung in den Glaubenslehren der katholiſchen Kirche und die nähere Beſtimmung, in welcher Weiſe dieſelbe ſtattzufinden habe, dieſer Kirche und nicht der weltlichen Obrigkeit von dem göttlichen Stifter dieſer Kirche über- tragen worden iſt. Dieſes Recht kann die katholiſche Kirche, ohne ſich ſelbſt zu vernichten und ihrer erhabenen Aufgabe untreu zu werden, niemals auf- geben, und ſie hat daher auch denjenigen, welchen der Unterricht in den Heilswahrheiten anvertraut werden ſollte, ſtets die unerläßliche Miſſion zu dieſem Amte ertheilt. Das königliche Provinzialſchulcollegium hat zwar in ſeinem letzten unterm 9. Auguſt c. Nr. 3105 an mich gerichteten Schreiben die Behauptung aufgeſtellt, daß dieſe missio canonica erſt in neuerer Zeit ſeitens der geiſtlichen Oberen beanſprucht worden ſei und daß ohne Schädigung des Rechts des Staats ſelbſt die Nothwendigkeit eines Einverſtändniſſes der kirchlichen Oberen zur Anſtellung der Religionslehrer nicht anerkannt werden könne. Indeſſen wird zur Widerlegung dieſer Behauptung meines Erachtens es genügen, wenn ich darauf hinweiſe, daß die missio canonica ſo alt iſt als die Kirche ſelbſt, denn ſie gründet ſich auf die Worte des Heilandes: „Gehet hin und lehret alle Völker“ und „Wie mich der Vater geſandt hat, ſo ſende ich auch euch u. ſ. w.“ »- Nachdem daher die von mir zur Ertheilung des Religions-Unterrichts an dem höheren Lehranſtalten meiner beiden Erzdiöceſen ermächtigten Geiſtlichem aus ihren Aemtern entfernt und dieſer Unterricht zum Theil an andere, weltliche Lehrer, denen eine ſolche Ermächtigung meinerſeits nicht ertheilt iſt, übertragen worden iſt, war ich im Gewiſſen und durch mein biſchöfliches Amt verpflichtet, anderweit Vorſorge zu treffen, daß die katholiſchen Schüler dieſer Lehranſtalten in den Heilswahrheiten durch die hierzu allein berechtigten Organe der Kirche Unterricht zu erhalten Gelegenheit fanden. Ich habe auf dieſe unabweisbare Eventualität bereits unterm 31. December v. J. in meiner Immediatvorſtellung an Se. Majeſtät den Kaiſer und König hinzuweiſen mich verpflichtet erachtet und bin auch in meinem in dieſer Angelegenheit mit dem königlichen Provinzialſchulkollegium geführten weitläufigen Schriftwechſel wieder- holt darauf zurückgekommen. Um ſo entſchiedener ſehe ich mich daher genöthigt, die mir jetzt gemachte Inſinuation, als ob die von mir getroffenen Veran- ſtaltungen nicht aus einem wirklichen Bedürfniſſe hervorgegangen ſeien, ſondern – 123 – lediglich die Vereitelung der ſtaatlichen Anordnungen bezweckt hätten, als voll- kommen unbegründet zurückzuweiſen. Wenn dagegen, wie das mir vorliegende Schreiben ohne Anführung beſonderer Thatſachen hervorhebt, durch die Geiſt- lichen, welche den Religionsunterricht außer der Schulzeit ertheilen, ein ver- derblicher, die Disciplin zerſtörender Einfluß auf die Schüler geübt worden, ſo würde, wie Euer Hochwohlgeboren überzeugt ſein dürfen, ſobald mir hiervon Mittheilung zugegangen und das Thatſächliche näher feſtgeſtellt worden wäre, ich keinen Anſtand genommen haben, ſofort Remedur eintreten zu laſſen. Derartige Vorkommniſſe, vorausgeſetzt, daß ſie wirklich ſtattgefunden, können aber die Ergreifung der von Euer Hochwohlgeboren nunmehr getroffenen, die Rechte der Kirche und meiner Diöceſanen auf das Empfindlichſte verletzenden Maßregeln keinesfalls rechtfertigen. Ich kann ferner mich nicht überzeugen, daß die Beſtimmungen der Staats- miniſterialinſtruction vom 31. December 1839 betreffend das Privatſchulweſen auf den vorliegenden Fall Anwendung finden können, denn wenn ich einzelne Geiſtliche beauftragt habe, Schüler der höheren Lehranſtalten in den Religions- wahrheiten zu unterrichten, ſo habe ich damit nicht im Entfernteſten die Ein- richtung von Privatſchulen im Sinne der oben angezogenen Inſtruction bezweckt. Mit gleichem Rechte würde der von Geiſtlichen alljährlich ertheilte beſondere Unterricht für den Empfang der h. Sacramente der Buße und des Altars ebenfalls unter den Begriff einer Privatſchule fallen, der ſtaatlichen Aufſicht unterliegen und unter Umſtänden unterſagt werden können. Demnach ſind bisher Geiſtlichen in dieſer Beziehung und zwar mit Recht Schwierigkeiten niemals in den Weg gelegt worden. Ebenſo bleiben, ſo viel mir bekannt geworden, die jüdiſchen Privatreligionsſchulen durchaus unbehelligt. Nach allem Vorſtehenden kann ich daher den hohen Provinzialbehörden nicht das Recht zuerkennen, den Prieſtern verbieten zu dürfen, die Jugend in den Heilswahrheiten zu unterrichten, auch nicht das Recht, den Kindern, ſogar unter Strafandrohung, zu verbieten, durch die berechtigten Organe der Kirche ſich in der Religion unterweiſen zu laſſen und eben damit die Eltern zu zwingen, daß ihre Kinder entweder gänzlich des Religionsunterrichts entbehren oder denſelben von Perſonen empfangen, welche hierzu von den kirchlichen Oberen nicht ermächtigt ſind und daher keine Bürgſchaft dafür gewähren, daß ihr Unterricht mit den Lehren der Kirche vollkommen übereinſtimme. Ein derartiges Vorgehen der königlichen Behörden würde eine unerträgliche Gewiſſensbedrängniß nothwendig zur Folge haben, und muß ich daher das dringende Anſuchen ſtellen, daß mir in der pflichtmäßigen Pflege des religiöſen Unterrichts für die katholiſche Schuljugend meiner Erzdiöceſe fernerhin keine Hinderniſſe entgegengeſtellt werden. Poſen, den 24. September 1873. Der Erzbiſchof von Gneſen und Poſen. Miecislaus. =Spvv)D u! Oppvaq ahvL soQoQ opuudy uopvh gpu oöpnF 90T to vT göoLob Ivq aoqv p opgo SD 'uoqoq u)QupCF togolog u! BoatpanQ p)pygvh) oTaoa 1plno)upD OT 1ap)gao aou (6 aoT opgvh avag bulaob ahogun ooQ up toppsn) oT toava dpa Ny op!) Gh) Vg OT a!L oahogplan u0PCuna®) uouo vada gvL uCa uoT n dpa Ny Tun 100 D uopla. sollup)pa)R HOT Bunlv.nputluploß) oT JohaGa pu ultdat uaoCup Svato unw) Holobs) paadgun SVT pnp ogultay uvaVT udglºsuv sovo S SoQ odaquOZ) Mogun Tun BunpopuladR panT anu o opMC ava nogo]gob nuZ) uv dpa Ry MoT HVIN ctMuaſ utoT nº opulut!! 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Aus den 20 000 Thalern, die im erſten Anſatz für 1872 ſtanden, waren ſchon im Jahre 1874 zur Beſoldung von 60 ſelbſtändigen Kreisſchul- inſpectoren 90 000 Thaler geworden. Der Etat für 1879 forderte aber mehr als das Dreifache, nämlich 875 750 Mark für 177 Kreisſchul- inſpectoren. Es lag in der Natur der Sache, und der Miniſter hatte deſſen auch kein Hehl, daß faſt ausſchließlich die katholiſchen Landestheile mit den neuen Beamten bedacht wurden. Bei der Etatsberathung im Januar 1874 verſicherte Falk: „es ſei zwar traurig, aber ausgeſprochen müſſe es werden, daß in vielen Kreiſen der Geiſtlichkeit, namentlich der katholiſchen Geiſtlichkeit, die von vielen Geiſtlichen geführte Aufſicht gar keine geweſen ſei.“ Er ſtellte demnach in Ausſicht, „insbeſondere die katholiſchen geiſtlichen Schulinſpectoren in Rheinland und Weſtfalen, durch weltliche, das Vertrauen des Staates verdienende Beamte zu erſetzen.“!) Falk verſicherte gleichzeitig und ſpäter noch oft: „ſeit Anſtellung ſelbſtändiger Kreisſchulinſpectoren ſei in einer gar nicht erwarteten Weiſe das Schulweſen der Bezirke, wo die betreffenden Inſpectoren eingeſetzt ſeien, in die Höhe gegangen.“ Das wurde von den katholiſchen Abge- ordneten doch ernſtlich beſtritten. Es wurde dem Miniſter entgegen- gehalten, daß bei Auswahl der neuen Beamten mehr die politiſche Geſinnung, als pädagogiſche Tüchtigkeit maßgebend geweſen ſei.*) Selbſt die liberalen Parteigänger Falks wollten das nicht leugnen.”) An Beſchwerden, daß von einzelnen Kreisſchulinſpectoren ihr Amt zur Ausübung einer politiſchen Preſſion auf die Lehrer benutzt würde, fehlte es auch nicht: die Etatsberathungen brachten in jedem Jahre für den angeſammelten Klageſtoff neue Verwendung, Es ließ ſich nicht viel mit dieſen Anklagen ausrichten. Am Miniſter- tiſche wurden die Antworten mit der Zeit feſtſtehend. Die Einleitung war faſt immer in die Formel gekleidet: das hohe Haus würde eine ') Sitz des Hauſ. d. Abg. v. 31. Jan. 1874. St. Ber. S. 977. *) Abg. Dauzenberg. Sitz. v. 12. März 1875. St. Ber. S. 719. *) Abg. Kieſel ebend. „Man wünſcht allgemein, daß die Maßregel der Schulinſpection, die jetzt, wie mir ſcheint, blos aus politiſchen Gründen durchgeführt iſt, auch aus pädagogiſchen Gründen durchgeführt werde, daß alſo dieſe Maßregel ganz allgemein zur Durchführung gelange. Denn auch in der evangeliſchen Kirche haben wir eine Richtung, die durchaus das Be- ſtreben hat, trotz der neuen Beſtimmungen. Alles beim Alten zu laſſen.“ – 126 – Widerlegung der Anſchuldigungen nicht erwarten, vielmehr ſehr erklärlich finden, daß die Regierung auf die allgemeinen oder principiellen Be- ſchwerden nicht einginge. Die einzelnen Klagepunkte wurden ſodann entweder ſchlechthin beſtritten, oder unter mildeſte Beleuchtung geſtellt. Die Majorität des Hauſes dachte aber in dieſen Sachen immer, wie der Miniſter. Die Anekdoten, welche obendrein zur Ausgleichung aus der Wirkſamkeit geiſtlicher Schulinſpectoren erzählt wurden,”) konnten auf die freundlichſte Aufnahme rechnen. Es war eben ein Kampf mit ungleichen Waffen. Die Regierung glaubte zu ihrem Vorgehen geſetzlich befugt zu ſein; jedenfalls hatte ſie die Macht, zu handeln, wie ihr gut ſchien, und das Bewußtſein, vor einem ernſten Tadel des Landtages durch eine dienſtwillige Majorität geſchützt zu ſein. Dagegen mußten ſich die katholiſchen Abgeordneten nicht ſelten mit unliebſamen Maßregeln Gehör erzwingen, immer in dem Bewußtſein, eine Abweiſung zu erfahren. Wurde doch einmal in der- ſelben Angelegenheit eine dreifache namentliche Abſtimmung beantragt, um die liberale Majorität dafür zu ſtrafen, daß ſie nur einen Redner aus dem Centrum hatten ſprechen laſſen, während fünf Redner aus den gegneriſchen Parteien geſprochen hatten.*) Im Lande waren die neuen Kreisſchulinſpectoren kühl, aber doch nicht unfreundlich aufgenommen. Mit der geſunden Beurtheilung, die namentlich den Landbewohnern eigen war, ſah man in den neuen Beamten eine Verſtärkung der Polizeigewalt: und mit der Polizei ſtand man gerne auf fremden, aber nicht gerne auf feindlichem Fuße. Man fühlte raſch heraus, daß es ſich für die Thätigkeit dieſer Beamten vorwiegend um eine Ueberwachung der Schule im „nationalen“ Intereſſe handelte. Der katholiſche Clerus theilte dieſe Anſchauungen. Da aber die Biſchöfe das Schulaufſichtsgeſetz ertrugen, ſo fanden auch die Pfarrer zunächſt keinen Grund, den Inſpectoren feindlich gegenüber zu treten. Nur wenn hin und wieder einer der Letzteren in allzu großem Beamten- *) Der Miniſter Falk mußte ſich vom Abgeordneten Bachem ſagen laſſen: „Der Herr Miniſter hat ſich die anekdotenhafte Manier angeeignet, die wir alle an Herrn von Sybel kennen, aber nicht bewundern gelernt haben. . . . . Ich aber bin der Meinung, daß das, was ſich für jenen paſſen möchte, im Allgemeinen für den Miniſtertiſch nicht gerade angemeſſen iſt. Die Dinge müßen dort von der höheren Warte aus in etwas größerem Stile behandelt werden.“ – Sitz. v. 30. Nov. 1877. St. Ber. S. 633. *) Sitz. v. 23/24. Januar 1878. St. Ber. S. 1317. – 127 – gefühl einem Pfarrer die Localſchulaufſicht erſchwerte, kam es wohl zu Reibungen. Sonſt ſchienen die Beziehungen zwiſchen den neuen Beamten und dem Clerus ſich günſtig geſtalten zu wollen: in einigen Bezirken waren auch der Kirche treu ergebene Männer in die Schulaufſicht berufen. Allmählich fand aber die Meinung beim Clerus Vertreter, daß das Amt ſelbſt ſeine Spitze nothwendig gegen die Kirche richten würde: „es ſei im Grunde eine thatſächliche Häreſie,“ hörte man wohl in geiſtlichen Kreiſen. Die Entſtehungsgeſchichte des Schulaufſichtsgeſetzes und die ganze Haltung des Miniſteriums gegen die katholiſche Kirche gaben jener Anſchauung Nahrung. Die Folge davon war, daß der Clerus ſich mehr zurückhielt: zu einer directen Bekämpfung glaubte er ſich aber immer noch nicht verpflichtet, Die Lehrer brachten der neuen Einrichtung im Allgemeinen freund- liche Geſinnung entgegen: der Reiz der Neuheit wirkte hier um ſo mehr, als die Emancipation von dem kirchlichen Einfluſſe wie ein Zugeſtändniß an die perſönliche Freiheit und Selbſtändigkeit ausſah. Einzelne Geiſtliche hatten auch wohl durch ihr Verhalten gegen Schule und Lehrer Grund zu allerlei Klagen gegeben. Gegen die mitunter freilich auch überraſchende Wahl der örtlichen Schulaufſicht machte ſich dagegen eine Oppoſition geltend, welche erkennen ließ, daß in Lehrerkreiſen die Localſchulinſpection als etwas Ueberflüſſiges angeſehen wurde. Beſonderes Gewicht legte auch der Miniſter nicht auf dieſes Amt. Damit rechtfertigte er wenigſtens die Wahl von pädagogiſch unbrauchbaren Männern: *) ſie hätten ja nur um das Acußere der Schulangelegenheiten ſich zu kümmern. Die Be- ſeitigung des Amtes wurde obendrein ausdrücklich von der Regierung zugeſagt, indem man die Abſicht kundgab, die örtliche Schulaufſicht mit der Kreisſchulinſpection „ſoweit thunlich, zu vereinigen.“*) Das entſprach *) Die Liſten neuangeſtellter Localſchulinſpectoren machten in reicherer Gruppirung mitunter allerdings für Pädagogen keinen imponirenden Eindruck. Z. B. aus dem Jahre 1873: Forſtkaſſenrendant Posnainsky, Forſt- meiſter Schirrmacher, Landesälteſter Gerlach, Rechnungsrat h Schneider, Güter director Reymann, Generaldirector Wieſe, Rittergutsbeſitzer Tripke, Oberförſter Kaboth, fürſtlicher Rentkammerrendant Thalheim, Wirthſchaftsinſpector Ahmann, ſämmtlich in Oberſchleſien. *) Der Regierungscommiſſar in der Sitz. v. 12. März 1875. St. Ber. S. 72]. – 128 – den Wünſchen der Lehrer mehr, als den Intereſſen der Schule. In keinem Falle war die Bevölkerung damit zufrieden, weil der Verkehr mit dem Vorgeſetzten der Schule dadurch erſchwert und koſtſpielig wurde, Für die katholiſchen Geiſtlichen mußte das Amt der Localſchul- inſpection nachgerade eine unerträgliche Laſt werden; es war ſogar fraglich, ob die Fortführung des Amtes nicht die kirchlichen Intereſſen direct ſchädigte. Im Grunde lag ein arger Widerſpruch darin, auf der einen Seite die Falk'ſche Schulpolitik zu bekämpfen, auf der anderen Seite aber zur Durchführung derſelben mitzuwirken. Das katholiſche Volk fühlte dieſen Widerſpruch: darum wollte es auch nicht gelingen, die ganze Bevölkerung mit einem Schlage zu überzeugen, daß mit der neuen Schulordnung beſondere Gefahren verbunden ſeien. In Wirklichkeit erwieſen ſich ja auch die thatſächlichen Verhältniſſe in den einzelnen Gemeinden für jetzt noch ſtärker, als die Geſetze. Eifrige und dabei vorſichtige Pfarrer ließen ſich weder durch die Verordnungen der Regierung, noch durch die Reviſionen der Kreisſchulinſpectoren in der Fürſorge für eine treu kirch- liche Erziehung behindern. Das Volk war auf ihrer Seite; die Lehrer waren durchweg noch gutgeſinnt, und ſtanden, wo das nicht der Fall war, unter dem Drucke der öffentlichen Meinung. Es ſchließt aber immer ſchwere Gefahren ein, wenn man mit Umgehung des kirchlichen Princips von der Gunſt der augenblicklichen Verhältniſſe lebt. Es wurde freilich beſtritten, daß eine Verletzung kirchlicher Grund- ſätze oder Vorſchriften ſtattfände. Die Biſchöfe nahmen ein von jeder ſtaatlichen Geſetzgebung unabhängiges Recht der Kirche auf die Beauf- ſichtigung der Schule in Anſpruch. Gott habe die Erziehung der Menſchen mit Rückſicht auf deren ewige Beſtimmung der Kirche anvertraut; von der Pflicht, welche daraus erwachſe, könne die Kirche nicht entbunden und darum könne ihr auch das entſprechende Recht von keiner Macht der Erde genommen werden. Gegen dieſe Ausführung ließ ſich nichts ſagen. Die Preußiſche Staatsregierung griff ſie aber auch gar nicht an: ſie verlangte nur, daß die Kirche das von ihr beanſpruchte Recht nach der Anweiſung und in den Grenzen der ſtaatlichen Geſetzgebung ausüben ſollte. Sobald deshalb ein geiſtlicher Localſchulinſpector einem Befehle der Schulbehörden unter Berufung auf kirchliche Vorſchriften den Gehorſam verweigerte, wurde er ſeines Amtes entſetzt. Man konnte danach unmöglich annehmen, daß die Führung der Schulaufſicht von Seiten der Pfarrer die Ausübung eines kirchlichen Rechtes ſei. Dieſe Annahme wäre – 129 – zuläſſig geweſen, wenn die Staatsregierung ſich mit den kirchlichen Oberen über die Einfügung der kirchlichen Rechte in die Schulordnung verſtändigt hätte. Jetzt handelte es ſich aber lediglich um ein ſtaatliches Amt, das ausgeſprochenermaßen den Zweck hatte, das kirchliche Recht zu beſeitigen. Die Pfarrer hätten alſo ablehnen dürfen, dieſes Staatsamt zu führen. Wie ſie dabei der Pflicht, die Erziehung der Kinder im Geiſte der Kirche zu leiten, gerecht werden konnten, mußten ſie nach den örtlichen Ver- hältniſſen prüfen und feſtſetzen. Wenn dann manche Schäden im Gefolge der Staatsſchule nicht beſeitigt werden konnten, ſo fiel die Verantwortung dafür in keinem Falle der Kirche zu. Wie immer, ſo erwuchs aber auch in dieſem Falle der größte Schaden aus der Nachgiebigkeit gegen eine das kirchliche Recht verletzende Geſetzgebung. Seit Jahr und Tag bemühte man ſich, dem Volke die ſchlechten Früchte der modernen Schule zu zeigen und noch ſchlechtere in Ausſicht zu ſtellen. Und doch ſollte es zuläſſig ſein, daß die Pfarrer an dieſer modernen Schule als Beamten fungirten: damit half man dieſer Schule eine Zukunft bereiten. Das Volk hatte Grund, allen Mahnungen die Antwort entgegenzuhalten: entweder hört auf, dieſer von euch ver- urtheilten Schulgeſetzgebung zu dienen; oder hört auf, ſie zu bekämpfen. In geiſtlichen Kreiſen glaubte man inzwiſchen Beides neben und nach einander thun zu dürfen: die Unklarheit, welche dadurch im Volke ent- ſtand, wurde ſpäter das Haupthinderniß, als es galt, die ganze Be- völkerung zum Kampfe gegen das Erziehungsmonopol des Staates aufzurufen. » Auch hätte man ſich nicht verhehlen dürfen, daß die augenblicklich noch günſtigen Verhältniſſe ſchlimmer werden mußten, wenn erſt die Lehrer im „nationalen“ Geiſte gebildet waren.) Dazu bedurfte es aber vorausſichlich ſo ſehr langer Zeit nicht. Die Fürſorge, welche die Regierung den Semi- *) Als ſechs Jahre ſpäter der Kampf gegen die katholiſche Schule in Belgien ausbrach, fand die gleiche Furcht ihren Ausdruck in der Repräſen- tantenkammer. „Aujourd'hui“ – ſagte ein Redner – „sans doute, nos instituteurs pour la plupart n’oseraient point manifester des sentiments antireligieux. Mais en sera-t-il de méme plus tard, lorsque toutes les faveurs gouvernementales seront reservées pour les candidats des Loges ?“ Die Möglichkeit, welche in den letzten Worten angedeutet wurde, paßte für Preußen weniger: indeſſen war der ſpecifiſch preußiſch-proteſtantiſche Einfluß der katho- liſchen Kirche nicht weniger gefährlich, als anderswo der Einfluß der Loge. Schulte, Kampf um die Schule. ) – 130 – narien und den Volksſchulen zuwendete, hatte einen hervorragenden Grund in dem Streben, die nationale Bildung möglichſt raſch in die Volksſchule überzuleiten. d *x Falk ſah die Energie, mit welcher er die äußere Lage des geſammten Volksſchulweſens zu beſſern unternahm, von bedeutenden Erfolgen gekrönt. Er hatte bis zum Ende des Jahres 1877 die noch unvollſtändig eingerich- teten Seminarien vervollſtändigt und 27 neue errichtet.) Für Beſchaffung der nöthigen Lehrmittel wurden bedeutende Staatszuſchüſſe bewilligt.”) Schon zu Ende 1874 betrug das Durchſchnittsgehalt für Lehrer nahezu 300, für Lehrerinnen nahezu 250 Thaler ohne die mannigfach bewilligten perſönlichen und Alterszulagen.”) Die Folge davon war der ſteigende Andrang zum Eintritt in den Volksſchuldienſt: von 1870 bis 1876 waren durchſchnittlich in jedem Jahre 650 Schulamtscandidaten mehr eingetreten, als vor 1870. Vorausſichtlich konnten ſämmtliche Schul- ſtellen in der ganzen Monarchie nach wenigen Jahren ordnungsmäßig beſetzt werden. Zwar gab es im Jahre 1877 immer noch 3095 Stellen, welche länger als ſechs Monate erledigt waren; „ganz ohne unter- richtliche Fürſorge" waren im Juni 1877 aber doch nur 93 Stellen.") »---------- *) Katholiſche, beziehungsweiſe paritätiſche Seminarien waren u. A. errichtet für Preußen in Tuchel; für Schleſien in Habelſchwerdt, Oppeln, Roſenberg, Ziegenhals und Zülz; für Weſtfalen in Rüthen; für die Rhein- Provinz in Elten, Siegburg, Wittlich, Cornelymünſter, Linnich; Lehrerinnen- ſeminare in Saarburg und 3.anten. « *) Von 1873 bis 1877 waren gegen 1872 für Seminarien und Präpa- randenanſtalten 3 275 387 M. mehr bewilligt. – Die Elementarſchulen hatten in derſelben Zeit eine Mehrbewilligung von 9 726 628 M. erfahren. *) Das Durchſchnittsgehalt betrug am 1. September 1874 für Lehrer in Städten 385, für Lehrerinnen in Städten 260 Thaler, für Lehrer auf dem Lande 249, für Lehrerinnen auf dem Lande 217 Thaler. Danach ſtellte ſich der Geſammtdurchſchnitt für die ganze Monarchie, wie oben angegeben. *) Wie viel nach dieſer Richtung geſchehen war, erhellt aus folgender Vergleichung. Am 1. Juni 1873 waren in Preußen im Ganzen 52046 Schul- ſtellen; davon waren nicht ordnungsmäßig beſetzt, beziehungsweiſe unterrichtlich nicht verſorgt: 3616 Stellen. Am 1. Juni 1875 gab es im Ganzen 54 496 Schulſtellen, alſo ein Plus von 2756 Stellen; von dieſen waren nicht ordnungs- mäßig beſetzt 4508 Stellen. Unter Anrechnung der Vermehrung der Stellen hatte ſich die Zahl der unbeſetzten alſo um 1864 vermindert. Am 1. Juni 1877 war die Zahl der Schulſtellen wieder um 21 11 gewachſen; es gab aber nur noch 3095 unbeſetzte Stellen. Die Zahl derjenigen Kinder, welche ohne Schulbildung aufwuchſen, ver- minderte ſich, – zunächſt noch abgeſehen von den national gemiſchten Landestheilen, – zu einem kleinen Procentſatze.*) Die Katholiken waren nicht abgeneigt, das Verdienſt des Miniſters in dieſer Beziehung anzu- erkennen. Sie ertrugen ohne Murren die ganz enorme Belaſtung, welche den Communen aus der Schulreform erwuchs: die Klagen gegen den zunehmenden Steuerdruck gingen ſelten gegen die für die Schule gemachten Aufwendungen. Clerus und Volk wußten eine tüchtige Schulbildung vollauf zu ſchätzen. Liberaler Unverſtand wollte freilich nicht von dem Satze laſſen: der Ultramontanismus ertrage nie und nirgends eine tüchtige Schulbildung. Wenn man aber die Augen offen halten und den Stand der allgemeinen Volksbildung in den katholiſchen Provinzen unparteiiſch prüfen wollte, ſo mußte man geſtehen, daß dort längſt ein geregeltes Schulweſen mit ſehr bedeutendem Erfolge beſtanden hatte, ehe jene Provinzen mit Preußen vereinigt waren. Die Grundſätze der Kirche mußten ja auch überall, wo ſie treu befolgt wurden, die Hebung des Volksſchulweſens herbeiführen. Benedict XIII. hatte Gelegenheit, die kirchliche Ueberzeugung in die bezeichnenden Worte zu kleiden: „Die Unwiſſenheit iſt die Wurzel aller Uebel, beſonders bei denjenigen, welche von ihrer Hände Arbeit leben.“*) Der katholiſche Clerus und das katholiſche Volk in Preußen dachten genau ſo; ſie leiſteten bereitwillig jede Hülfe, wo es ſich um die Beſeitigung der Unwiſſenheit handelte. Sie waren aber nicht geneigt, eine Bildung zu befördern, welche mehr oder weniger von dem katholiſch-kirchlichen Leben abführte. Soweit die Reformen Falks die Vermuthung, das kirchliche Leben zu gefährden, gegen ſich hatten, mußten ſie auf wohlwollendes Entgegenkommen des katholiſchen Volkes verzichten. - Nun gefiel die Art der Ausbildung, welche den Lehrern zu Theil wurde, in keiner Weiſe. Bis dahin hatten die Seminarien in engſter *) Unter den bei dem Landheere und bei der Marine im Erſatzjahre 1874/75 eingeſtellten Preußiſchen Mannſchaften befanden ſich ohne Schulbildung aus der Provinz Preußen 10,1%; Brandenburg 1,04; Pommern 1,08; Poſen 16,05; Schleſien 3,34; Sachſen 0,54; Schleswig-Holſtein 0,38; Hannover 1,01; Weſtfalen 1,01; Rheinprovinz 0,88. *) „Ignorantia omnium origo malorum, praesertim in iis, qui fabrili operae dediti sunt.“ Aus der Approbationsbulle „In Apostolicae“ für den von Abbé de la Salle gegründeten Orden der Schulbrüder v. 25. Jan. 1725. 9* Verbindung mit der Kirche geſtanden. Die Directoren und erſten Lehrer waren Prieſter; der Unterricht ruhte in allen Zweigen auf religiöſer Grundlage; die geſammte Disciplin ſtand unter kirchlicher Weihe. Aus Allem ging hervor, daß die Schulamtscandidaten ebenſo für den Dienſt der Kirche, wie für den Dienſt des Staates vorgebildet wurden. Falk hätte daſſelbe Verhältniß auch nach Erlaß des Schulaufſichtsgeſetzes können beſtehen laſſen. Er that das Gegentheil. Der liberalen Sehnſucht nach Externaten bei den Seminarien gab er zwar nur probeweiſe nach: die Internate hatten ſich doch in der Entwickelungsgeſchichte der Preußiſchen Seminare eine zu feſte Stellung erworben. Das Bedenkliche, ſiebenzehn- jährige junge Leute mit mangelhafter Vorbildung ohne Weiteres in den Vollgenuß ſtudentiſcher Freiheit zu ſetzen, fand der Miniſter freilich nur in der Wahrſcheinlichkeit, daß die Seminariſten „von den verſchiedenſten Seiten ausgebeutet würden.“ ) Sonſt ſollte der Grundſatz gelten: „Knaben und Jünglinge müßen gewagt werden, um Männer zu werden.“ Einige Jahre ſpäter fehlte es nicht an Erfahrungen, die darauf hinwieſen, daß Knaben und Jünglinge erzogen werden müßen, um Männer zu werden. Genug, die Internate blieben in Ehren. Dagegen wurde der Miniſter den eigentlichen Herzenswünſchen der Liberalen doch gerecht. Es war die „faſt klöſterliche Erziehung“ in den Internaten, was dieſe Anſtalten mißliebig machte. „Man habe durch hohe Mauern dafür geſorgt, daß die jungen Leute von der Außenwelt abgeſchloſſen wurden; innerhalb der Mauern habe man nach dem Grund- ſatze gelebt: fleißig gebetet iſt über die Hälfte ſtudirt.“*) Das ſollte anders werden. Die neuen Beſtimmungen über die Seminarbildung ließen dem Unterricht in der Religionslehre weniger Raum. Die Be- thätigung des kirchlichen Lebens blieb dem freien Willen der Seminariſten anheimgegeben: jeder disciplinäre Zwang ſollte nach dieſer Richtung beſeitigt werden. Die Einführung in das „nationale“ Leben ſollte gleich- zeitig Gegenſtand beſonderer Fürſorge ſein. Eine weitgehende Ausdehnung des naturwiſſenſchaftlichen Unterrichts entſprach ganz den Anſchauungen derjenigen, welche die Bekämpfung engherzigen Confeſſionalismus durch die lebensfriſchen Lehren wachſender Naturerkenntniß für die wichtigſte *) Der Regierungskommiſſar in der Sitzung des Hauſes d. Abg. vom 31. Januar 1874. St. Ber. S. 968. ? *) Abgeordn. Kieſel a. a. O. – 133 – Aufgabe der Schule hielten. Falk huldigte dieſen Anſchauungen von Amtswegen ſicher nicht. Er mußte aber gleichwohl geſtatten, daß die Liberalen ihm rühmende Anerkennung in ihrer Weiſe widmeten, als ſei er Einer der Ihrigen. Anders konnte man es ja nicht verſtehen, wenn geſagt wurde: „es wehe jetzt in den Seminarien ein viel freierer Geiſt; man könne der Unterrichtsverwaltung darum auch vertrauensvoll überlaſſen, ihre Maßregeln hinſichtlich dieſer Anſtalten zu treffen.“ Falk mochte denken, daß der Geiſt, welcher die Preußiſche Unter- richtsverwaltung beſeelte, zur rechten Zeit auch den „viel freieren Geiſt“ bannen könnte. Immerhin hielt er auch für die Pflege jenes, von ihm vertretenen Geiſtes katholiſche Prieſter nicht geeignet. Er berief deshalb zur Leitung von Seminarien nur ſolche Geiſtliche, deren „nationale“ Geſinnung er bereits erprobt zu haben glaubte. Damit handelte er klug; und geſetzlich war er, ſofern nicht beſondere Vereinbarungen mit einem Biſchofe entgegenſtanden, in der Vergabung der Directorenſtellen nicht beſchränkt. Auch die Kirche konnte jetzt gegen die Ausſchließung ihrer Prieſter nichts einwenden. Man wußte in Rom längſt, daß der „natio- nale“ Geiſt, welchem die Preußiſche Regierung diente, dem Geiſte der katholiſchen Kirche feindlich war. Falk hatte zur Leitung des Volks- ſchulweſens in dem Seminardirector Schneider eben einen Mann berufen, welcher jenen Gegenſatz – vielleicht ohne Abſicht – mehrfach verletzend ſcharf betont hatte.) Die Kirche konnte es nicht für ange- *) Eine charakteriſtiſche Aeußerung findet ſich in einer Rede, welche Schneider früher zu Gunſten der confeſſionellen Schule hielt. Er empfahl dieſelbe für die evangeliſchen Chriſten mit dem Ausrufe: „Helfen Sie uns ſchützen die uns anvertrauten Kinderſeelen vor der Macht des Katholicismus. Es iſt ein alter Denkſpruch: Halte feſt an deiner Bibel, die dir wiederbrachte Luther, ſonſt kommt die alte Kirchenmutter, bringt zurück das Uebel aller Uebel.“ Noch bezeichnender iſt folgende Stelle in Schmid's Encyclopädie des geſammten Erziehungs- und Unterrichtsweſens Band X S. 74: „Unter dieſen Umſtänden konnte die preußiſche und in ihr die deutſche Schule kaum ein härterer Schlag treffen, als Beckedorffs Uebertritt zur römiſch-katholiſchen Kirche. (1827) Es characteriſirt jene Zeit, daß er glauben konnte, daß man ihn auch nach demſelben in ſeiner Stellung belaſſen und ihm etwa nur noch einen evangeliſchen Rath unterordnen würde, und es koſtet uns doch etwas, Herrn Harniſch zu glauben, Altenſtein ſei dafür gewonnen geweſen. Jedenfalls wird es heute jedermann begreiflich finden, daß König Friedrich Wilhelm III. die Anzeige von Beckedorffs Uebertritt mit ſeiner Amtsentlaſſung beantwortete.“ Abgeſehen von allem, was man aus – 134 – meſſen erachten, ihre Prieſter in Stellungen eintreten zu laſſen, in welchen ſie unter der Disciplin engherzig proteſtantiſcher Beamten die Pläne Falks auch in der katholiſchen Bevölkerung fördern ſollten. Der Apoſto- liſche Stuhl nahm deshalb noch im Sommer 1876 Veranlaſſung, in einem Breve an den Biſchof von Münſter daran zu erinnern, „daß kein Geiſtlicher von der Regierung die Stelle eines Schulinſpectors oder irgend ein anderes Amt ohne vorgängige Erlaubniß des Biſchofs annehmen dürfe.“ *) Dieſe Erinnerung hatte die Stellen an den Seminarien vor- zugsweiſe im Auge. Es war aber vorauszuſehen, daß die Biſchöfe ſehr wenig geneigt ſein würden, in vorkommenden Fällen die allenfalls erbetene Erlaubniß zu geben. Als ſpäter die meiſten Biſchöfe an der Fortführung ihres Amtes ſtaatlich behindert wurden, kamen die von Falk zu Seminar- ſtellen berufenen Geiſtlichen in eine peinliche Lage, weil ſie die nach der päpſtlichen Entſcheidung nothwendige Erlaubniß des Biſchofs gar nicht erlangen konnten.*) Die Folge davon war, daß ſie keine prieſterlichen Functionen vornehmen durften, demnach factiſch ſuspendirt waren. º. Man hätte glauben ſollen, daß die katholiſche Bevölkerung die Be- nutzung ſolcher Bildungsanſtalten dauernd zurückweiſen würde. Das war aber doch nur ausnahmsweiſe der Fall: ſo in Fulda, wo der geiſtliche Seminardirector ſich vollſtändig von der Kirche losſagte und ſpäter auch heirathete. Sonſt hatten die kirchlicherſeits getadelten Verhältniſſe der An- ſtalten auf ihre Frequenz zunächſt keinen Einfluß. Die Geiſtlichen begünſtig- ten freilich auch nach wie vor in ihren Gemeinden die Vorbereitung zum Schuldienſte. Sie mochten die Ueberzeugung hegen, daß brave katholiſche Knaben die Seminarien auch jetzt noch beſuchen könnten, ohne an ihrer kirchlichen Geſinnung Schaden zu leiden. Dieſe Annahme war gewagt, weil ſie den täglichen Einfluß der Umgebung außer Acht ließ; ſie erwies ſich auch bald ſchon als Täuſchung. Die Schulamtscandidaten kamen aus dieſen Worten ſonſt herausleſen könnte, liegt in denſelben ganz die ſelbſt- bewußte, faſt arrogante Beſtimmtheit der altpreußiſchen Ueberzeugung: die „preußiſche und in ihr die deutſche Schule“ ſei eigentlich das Saatfeld für den Proteſtantismus; die Katholiken müßten ſich das als geduldete „Preußen zweiter Klaſſe“ gefallen laſſen. Das katholiſche Volk erfuhr derartige Aeußer- ungen lutheriſcher Anmaßung nicht allzuoft; die Verbitterung gegen die Regierung wäre ſonſt längſt unheilbar geworden. *) Arch. f. kath. K.-R. XXXVI. S. 434. *) Solche Geiſtliche waren Beiſpiels halber an den Seminarien in Büren, Elten, Linnich, Cornelymünſter angeſtellt. – 135 – manchen Seminarien mit einer hohen Meinung von ſich ſelbſt und mit geringem Reſpect vor der Autorität der Kirche zurück. Es war ihnen doch zu oft geſagt, daß die Zukunft der Nation in ihren Händen liege. Alles aber, was man ihnen als nationale Größe vorgeführt hatte, war in Gegenſatz zu den Beſtrebungen der katholiſchen Kirche gebracht. Nationale Dichtung, nationaler Kriegsruhm, nationale Wiſſenſchaft und vor Allem nationale – Pädagogik: Alles war ihnen auf dem Boden des proteſtantiſchen Preußen nachgewieſen. Durfte es überraſchen, wenn die ſo gebildeten Lehrer allmählich dem kirchlichen Einfluſſe nur noch die Stelle anwieſen, welche dem Hauptzwecke des Lebens: Preuße zu ſein, entſprach? Nach dem Eintritte in das Schulamt wurde die nationale Erzieh- ung, welche im Seminar begonnen hatte, durch die Beamten der Schul- aufſicht fortgeführt. Die Lectüre der Lehrer wurde überwacht und von Amtswegen wurde Sorge getragen, daß die Schulbibliotheken vor Allem der Verherrlichung des nationalen Geiſtes dienten. Jede Theilnahme am katholiſchen Vereinsleben wurde den Lehrern unterſagt; dagegen wurden die amtlichen Conferenzen immer mehr zum Mittelpunkte nationaler Beſtrebungen. Die Gegenwirkung lag lediglich in dem Drucke, den die öffentliche Meinung im katholiſchen Volke ausübte. Es war aber voraus- zuſehen, daß dieſelbe mit jedem Jahre geringer werden mußte, zumal die katholiſche Preſſe ſorgfältig vermied, Mißtrauen gegen die Lehrer hervorzurufen. Der Clerus pflegte die früheren Beziehungen zu den Lehrern mehr wie ſonſt, und ließ nirgend bemerkbar werden, daß das Verhältniß ein principiell anderes geworden war. Die Regierung beobachtete Alles mit ſcharfem Auge. Sie fand, daß man katholiſcherſeits wohl Verwahrung gegen die Folgen der Falkſchen Schulpolitik einlegte, im Uebrigen aber bereitwillig ertrug und ſelbſt unterſtützte, was man ſonſt laut beklagte. Die Folge davon war, daß ſie der Stimmung des katholiſchen Volkes weniger Rechnung trug, als deſſen Zahl und politiſche Regſamkeit hätte erwarten laſſen. Bis zu welchem Grade die Mißachtung der öffentlichen Meinung gelegentlich, – man könnte ſagen: wie zur Probe – ſich verſtieg, erhellte daraus, daß die Trierer Bezirksregierung einen Lehrer im Amte ſchützte, welcher ſeine Verachtung gegen katholiſche Glaubenslehren in der Schule, wie im öffentlichen Verkehr unbedenklich an den Tag gelegt hatte. Aus dieſem einen Falle konnte man ſchließen, was zu erwarten ſtand, wenn die Lehrer in größerer Zahl ſich über die öffentliche Meinung freiwillig hinwegſetzten. – 136 – Zunächſt geſchah das ja nur auf Veranlaſſung der Schulbehörden. Die Lehrer mußten eben Folge leiſten, ſofern ſie ihr zeitliches Fortkommen nicht in Frage ſtellen wollten. Zwar war den Gemeinden in einzelnen Bezirken eine gewiſſe Mitwirkung bei der Berufung der Lehrer und Lehrerinnen zugeſtanden; überall mußten ſie ferner bei Erhöhung oder Feſtſetzung der Gehälter gehört werden. Die Regierung hielt ſich aber auch berechtigt, die Vorſchläge der Schulvorſtände für die Beſetzung der Stellen einfach zurückzuweiſen; die Gehälter ſetzte ſie in ihrem Minimal- betrage ohnehin feſt und überließ den Gemeinden nur die Beſchaffung der Geldmittel.!) Perſönliche und Alterszulagen wurden ſelbſtverſtändlich unter ausdrücklicher Rückſichtnahme auf die politiſche Geſinnung der Lehrer ertheilt. Es gehörte ſeltene Klugheit und noch ſeltenere Characterſtärke dazu, ſich einer Einwirkung zu entziehen, welche in dieſer fühlbaren Weiſe von den vorgeſetzten Schulbehörden geübt wurde. - Die Geſammtlage der kirchlichen Verhältniſſe in Preußen machte jede einheitliche und nachhaltige Gegenwehr von Seiten der Biſchöfe un- möglich. Sonſt würde die unumſchränkte Machtentfaltung der ſtaatlichen Behörden auf dem Gebiete der Schule doch auf ernſte Schwierigkeiten geſtoßen ſein. Sie war ja in der That für die Biſchöfe faſt uner- träglich. Die Bezirksregierungen trafen ohne irgend welche Verſtändigung mit den kirchlichen Behörden ganz nach eigenem Ermeſſen Anordnungen rückſichtlich des Schulgottesdienſtes. „Höchſtens an zwei Wochentagen“ ſollte „die ſogenannte Schulmeſſe ſtatthaft ſein;“ ſie ſollte „die Dauer einer halben Stunde nicht überſchreiten dürfen.“ An Sonn- und Feier- tagen ſollte kein Schulgottesdienſt ſtattfinden, „weil an dieſen Tagen das Kind der Familie angehöre, welche für die religiöſe Gewöhnung deſſelben Sorge zu tragen habe.“*) Dagegen kam es ſpäter vor, daß die Lehrer einer Schule angewieſen wurden, die Schulkinder am Frohnleichnamsfeſte *) Von den 77 554 404 M., welche das Volksſchulweſen in Preußen im Jahre 1876 koſtete, mußten die Gemeinden 58/2 Million aufbringen. Viele Gemeinden ſahen ſich dadurch zu einer faſt unerſchwinglichen Beſteuerung gezwungen. In Frankfurt a. M. kamen für das Unterrichtsweſen (das höhere freilich mit eingeſchloſſen) 29/2 M. auf den Kopf der Bevölkerung; in Rends- burg über 19, in Duisburg und Hamburg über 14, in Nordhauſen und Witten über 13, in Crefeld, Görlitz, Brandenburg, Kiel, Remſcheid, Mühlhauſen in Thüringen, Celle und Lüneburg über 10 M. *) Verf. d. Reg. zu Düſſeldorf v. 17. Oct. 1875; bei Giebe (3. Aufl) Seite 218. – 137 – oder auch an einem Sonntage, der obendrein der Tag ihrer erſten hl. Communion war, „in geſetzlich vorgeſchriebener Weiſe behufs der Revacci- nation dem herangezogenen Impfarzte vorzuführen.“ Die Kinder „inner- halb der Schulzeit“ zur Beichte zu führen, wurde den Lehrern und Lehrerinnen ausdrücklich unterſagt.) Solche und ähnliche Verordnungen waren geeignet, das Gefühl der katholiſchen Eltern zu verletzen. Die Lehrer wußten das; indem ſie gleichwohl danach handelten, gewöhnten ſie ſich, die Rückſicht auf das katholiſche Volk bei Seite zu ſetzen. Die Kirche hätte ihrerſeits Maßregeln treffen müßen, durch welche ſie den Kindern die Erfüllung ihrer religiöſen Pflichten unter Auſſicht und Leitung der Eltern möglich machte, ohne ſich um die Schule zu kümmern. Daß dieſes unterblieb, mußte durch die den Biſchöfen bereiteten Hinderniſſe erklärt werden: den Lehrern erſchien aber die Fügſamkeit gegen die Befehle der Regierung auch in ſolchen Sachen von dem Augenblicke an kirchlich zuläſſig, wo die Pfarrgeiſtlichen ſelbſt ſich gegen dieſelben nachgiebig zeigten. Noch tiefer griff in die kirchliche Ordnung die Selbſtändigkeit ein, mit welcher die Regierung auch die Ertheilung des Religionsunterrichtes in den Volksſchulen als Ausübung eines ſtaatlichen Amtes bezeichnete. Ein Verſuch, in dieſe unzweifelhaft innerkirchliche Angelegenheit einzu- greifen, war freilich ſchon früher gemacht, aber ſofort von dem Fürſt- biſchof von Breslau zurückgewieſen.*) Im November 1873 dagegen unterſagte die Regierung zu Marienwerder ohne Weiteres den Geiſtlichen zu Neuenburg die Ertheilung des Religionsunterrichtes. In gleicher Weiſe wurde im Juli 1874 dem Magiſtrate zu Braunsberg von der Königs- berger Regierung aufgegeben: „ſofort die erforderlichen Anordnungen zu *) Verf. d. Reg. zu Aachen v. 14. März 1876; bei Giebe (3. Aufl.) Seite 219. *) Derſelbe ſchrieb unter dem 23. December 1871 an den Miniſter Mühler: „Pfarrer N. N. hat mir die Verfügung eingereicht, durch welche ihm unterſagt worden iſt, den Religionsunterricht in den Schulen ſeiner Pfarrei zu ertheilen. Ich befinde mich nicht in der Lage, auf dieſe Anordnung hin den Pfarrer N. von ſeiner Pflicht zur Ertheilung des Religionsunterrichts dispenſiren zu können; denn durch göttliches Recht, nicht durch ſtaatliche Uebertragung des Schulreviſorates iſt der Pfarrer gehalten, in den Lehren der Religion zu unterrichten und er darf ſich durch die Furcht vor Zwangsmaßregeln der Menſchen von der Ausübung dieſer Pflicht nicht ab- ſchrecken laſſen.“ – 138 – treffen, damit der Religionsunterricht in den dortigen Volksſchulen allein von den Lehrern ertheilt, die unterrichtliche Thätigkeit der Geiſtlichen aber beſeitigt werde.“ Angebrachten Beſchwerden gegenüber hielt ſich der Miniſter Falk berechtigt, den Satz aufzuſtellen: „es ſei keine geſetzliche Beſtimmung vorhanden, daß der Geiſtliche ſelbſtändig Religionsunterricht ertheilen dürfe.“ Die Regierung in Oppeln wollte nicht einmal dulden, daß die Ertheilung des Religionsunterrichtes durch Lehrer „von der Ablegung des Glaubens- bekenntniſſes abhängig gemacht werde.“!) Viel weiter konnte die Staats- behörde doch nicht gehen. Es hätte nur noch gefehlt, daß ſie nach dem Beiſpiele eines Baieriſchen Bezirksamtes anordnete: „die Verkündigung eines der Regierung unangenehmen Dogmas müßte die Entfernung des Religionslehrers aus der Schule unausbleiblich zur Folge haben.“*) Man durfte ſich nach dem bereits Vorgefallenem nicht wundern, daß die Regierung auch die Schulbücher einer eingehenden Reviſion unterzog und alle diejenigen entfernte, welche aus irgend welchem Grunde der „nationalen“ Ausbildung hinderlich zu ſein ſchienen. Die in den katholiſchen Schulen gebrauchten Leſebücher wurden zum Theil ſo raſch beſeitigt, daß nicht einmal bis zur Beſchaffung eines genügenden Erſatzes gewartet wurde. „Die alten Leſebücher entbehrten des nationalen Gehaltes“ hieß es. So war immer wieder das „Nationale“ maßgebend, obgleich man ſich zu einer allgemein faßlichen Erklärung des Begriffes auch jetzt nicht herbeiließ. Aufmerkſame Beobachter der Unterrichtsabtheilung der Wiener Weltausſtellung hatten aber bereits auf eine Gefahr der „nationalen“ Geſtaltung der Preußiſchen Schule hingewieſen. Sie meinten, daß in den ſeit 1871 erſchienenen Leſebüchern „geradezu die Verachtung anderer Völker zum Dogma erhoben würde.“ Die katholiſche Kirche *) Specialbeſcheid nach Ratibor. Vergl. Schleſ. Zeit. v. 3. Sept. 1873. Circularverfügung der Oppelner Regierung in der Germania v. 19. Oct. 1873. Es war bezeichnend, wie ſehr die Aeußerungen der Staatsomnipotenz überall faſt gleichlautend waren. Falk ſagte: auch der Prieſter könne nur im Auftrage des Staates den Religionsunterricht in den Schulen ertheilen. Als im Jahre 1842 das belgiſche Schulgeſetz berathen wurde, konnte man die Verſicherung hören: „es gebe kein göttliches Recht der Kirche; der Klerus gehe in die Schule, nicht in Anwendung des göttlichen Befehls, ſondern weil ihn das Geſetz dazu bevollmächtigte.“ (Le clergé ne viendra pas dans l'école en vertu du pré- cepte: ite et docete; mais il dira: Je vais dans l'école, parceque la loi In'y autorise.) *) Verf. des Bezirksamtes Neumarkt v. 20. October 1873. (Germania vom 23. October.) – 139 – hatte außerdem Grund zu der Klage, daß auch in den Leſebüchern der Gegenſatz zwiſchen katholiſch und „national“ Ausdruck finden ſollte. Schärfer trat das noch bei der Schulfeier politiſcher Gedenktage, beſonders des Sedantages hervor. Zwar lauteten amtliche Verſicherungen dahin, daß „die Feier des 2. Septembers mit den kirchlichen Wirren und Parteikämpfen der Gegenwart in keinem Zuſammenhange ſtehe.“) Die Wirklichkeit entſprach dieſen Verſicherungen aber ſo wenig, daß man die in den erſten Jahren ſtattfindende Feier des Sedantages unbedenklich in die wüſteſten Jahre der beginnenden Reformation verweiſen könnte: ſo ausgeprägt war die Tendenz des Tages gegen die katholiſche Kirche. Aller Orten wurde das Thema beſprochen, daß der eigentlichſte Grund für die Sedanfeier nicht ſo ſehr in der Niederwerfung des äußeren Feindes, als darin liege, daß „der Drache, der böſe Lindwurm des Ultramontanismus an demſelben Tage ſeinen Siegfried, ſeinen hl. Michael gefunden habe.“ Deutlicher noch war die Phraſe: „Auf Sedans weiten Gefilden habe Mancher bereits den erlöſenden Frühling der Geiſter ge- ſehen; der Bundesgenoſſe Napoleons, der dieſen zum Kriege gegen die proteſtantiſche Vormacht des deutſchen Reiches getrieben habe, ſei dort ebenfalls gefangen: die von Rom geleitete, nach der geiſtlichen Univerſal- herrſchaft ſtrebende katholiſche Hierarchie.“ *) Ganz in der Art der reformatoriſchen Poeſie wurde der Sieg Deutſchlands über Rom beſungen.”) *) Provinzial-Correſp. v. 1. September 1874. *) Staatsbürger-Zeitung vom 2. September 1874. *) Zum Greifen deutlich war ein Feſtgedicht der „Freiburger Zeitung“ mit dem poetiſch freilich ſehr bedenklichen Schlußſatze: „Der Römling mag erzittern, mit ihm die ſchwarze Brut Der Schlangen und der Geier, die wir im eignen Blut Zu lange ſchon geduldet. Auf, Kanzler, führ' den Schlag, Der das Gezücht vernichtet und endlich bringt der Einheit Tag.' Was man wagen zu dürfen glaubte, erhellt wohl am beſten daraus, daß in Köln in öffentlicher Verſammlung eine Dame am Sedantage 1874 den Kaiſer folgendermaßen apoſtrophirte: „Verjag', was ſchwarz und feindlich iſt. Was finſtern Raben gleich, Mach' ſtark das Reich, deß' Hort du biſt; Das deutſche Reich! Verſchmäh uns Frau'n auch nicht, wir ziehn Die Männer ſchlicht und recht, Vor denen unſ're Feinde flieh'n; – – Ein ſtark' Geſchlecht! – 140 – Der eine Gedanke klang aus allen Verſen: „Das Gelichter der Römlinge und des Pfaffenthums habe ſein Sedan erreicht; dem Tage von Sedan könne aber niemals ein Tag von Canoſſa folgen.“ Bis auf die Kanzeln der proteſtantiſchen Kirchen und bis in die Schulſtuben hinein wurde der Siegesruf über den „niedergeworfenen Papſt“ getragen. Unverholen ſagte man auch, daß die Schule Sorge tragen müße, um die Früchte dieſes geiſtigen Sieges auch dem katholiſchen Volke, das zu Deutſchland „trotz Papſt und Teufel“ gehöre, dauernd zu bewahren. Dann „würden ſelbſt jene katholiſchen Kinder Deutſchlands, welche man auf dem poli- tiſchen Schlachtfelde an der Bruſt ihrer verendenden Scheinmutter Kirche mit rührendem Unverſtande hängend finde, heranreifen unter der ſtrengeren Geiſteszucht, welche der Staat ihnen aufnöthige; dann würden auch ſie ihre deutſche Anlage vollbegreifen lernen, um ihre wahre wiedergefundene Mutter Deutſchland in ungetheilter Liebe zu umfaſſen.“) Darum erging die Mahnung: „Bauet mehr und beſſere Schulen und bannet den Geiſt der Unwiſſenheit und Mißgunſt, welcher noch heute wie ein Alp auf unſerem niederen Volke liegt.“ So faßte der officielle Proteſtantismus die Bedeutung des Feſtes. Und doch wurden die katholiſchen Volksſchulen zwangsweiſe zur Feier des Wir lehren ernſt: Schaut auf zum Licht! Im eig'nen Land den Feind Bekämpft zuerſt, ihm folget nicht, Bleibt treu vereint.“ Friedrich Bodenſtedt hatte zur Sedanfeier im Dresdener Gewerbehauſe ein Feſtgedicht verfaßt, in dem er den neueſten Heldenthaten des deutſchen Volkes einen „Sangesheld,“ wie Homer wünſcht, ohne aber ſein baldiges Erſtehen zu hoffen: „-* „Noch würd’ er nicht vom ganzen Volk verſtanden Und wenn er redete mit Engelzungen. Denn ob den äußern Feind wir überwanden: Der inn're iſt noch lange nicht bezwungen. Ein finſt’rer Geiſt geht um in deutſchen Landen Und Schwarz und Roth hält freundlich ſich umſchlungen.“ Es wäre gut, wenn aus der reichen Sammlung proſaiſcher und poetiſcher Ergüſſe zum 2. September eheſtens „St. Sedansblüthen“ veröffentlicht würden. Dieſelben ſind von großer culturhiſtoriſcher Wichtigkeit, weil ſie das treffendſte Stimmungsbild aus der proteſtantiſchen und liberal-ungläubigen Bevölkerung Deutſchlands geben. *) Oberlehrer Haag in einer Stettiner Feſtverſammlung 1874. – 141 – Sedantages angehalten. Nicht einmal die häßlichen Folgen einer bis zur Trunkenheit geſteigerten Ausgelaſſenheit ſollte die Eltern berechtigen, ihre Kinder von der außerhalb der Schule ſtattfindenden Feier zurückzuhalten, Es kamen Fälle vor, daß Eltern wegen ſolcher Zurückhaltung der Kinder mit Geldſtrafe für „Schulverſäumniſſe“ belegt wurden. Die Regierung konnte ſich nicht verhehlen, daß durch die kirchenfeindliche Ausbeutung der politiſchen Gedenktage ein ſcharfer Gegenſatz zwiſchen Schule und Haus geſchaffen wurde und daß dadurch die von ihr gewünſchte Wirkſamt- feit der Schule in Frage kommen mußte.) Die Ausſchreitungen be- freundeter Parteien mußten indeſſen ertragen werden: die Hoffnung, die erwachſene Bevölkerung zu gewinnen, war außerdem auch bei der Re- gierung nicht vorhanden. Falk rechnete auf die Zukunft. Er nahm an, daß die täglich in den verſchiedenſten Formen wiederkehrende Anregung zu nationaler Erhebung ſich auf die Dauer doch ſtärker erweiſen würde, als eine kirchliche Antipathie, welche nicht immer die nöthige Nahrung erhalten konnte. Außerdem dachte man ernſtlich daran, durch die Erziehung der Mädchen im nationalen Geiſte die künftige Generation zum Voraus zu gewinnen. Keine Maßregel der Regierung verdiente eine ſolche Aufmerk- ſamkeit, als die Fürſorge, welche plötzlich der Mädchenerziehung zuge- wendet wurde. Die Ausſchließung der Ordensfrauen von der Thätigkeit in öffentlichen Volksſchulen war der vorbereitende Schritt geweſen. Ueber Zweck und Bedeutung dieſer Maßregel hatte ſich der Miniſter offen aus- geſprochen. Noch verblieb aber den Congregationen eine große Anzahl Schulen und Penſionaten, in denen ſie ihre Wirkſamkeit fortſetzen konnten.*) Falk dachte an eine durchgreifende Aenderung. Vom 18. bis 23. Auguſt 1873 ließ er eine Conferenz von Directoren und Vor- *) Das fühlten auch einſichtige Liberale. Mit klugem Verſtändniſſe der Sachlage mahnte die Weſerzeitung 2. September 1874: „Wahrlich, eine Sedan- feier in einem vom Ultramontanismus angefreſſenen Dörfchen hat mehr patriotiſchen Werth, als zehn begeiſterte Reden gegen Rom vor einem ſympathi- ſirenden Publicum. Aber vielleicht bietet umgekehrt eine ſolche Rede den Vorwand, um in zehn ſolchen Dörfern die Feier zu hintertreiben.“ *) Es waren im Jahre 1872 an öffentlichen Schulen thätig 831 Ordens- und Congregationsmitglieder; bis Ende 1874 waren von dieſen ent- laſſen 334. Für die damals noch im Amte Verbliebenen hatte ſich ein Erſatz noch nicht ſchaffen laſſen. – 142 – ſteherinnen höherer Töchterſchulen in Berlin zuſammentreten, um von ihnen Vorſchläge zur Reform der Töchtererziehung entgegen zu nehmen. Die geladenen Conferenzmitglieder waren faſt ausſchließlich Proteſtanten;) die Berathungen und Beſchlüſſe ſpiegelten ganz den Geiſt der modernen pädagogiſchen Zeitrichtung. Die „höheren Mädchenſchulen ſollten der weib- lichen Jugend eine Bildung geben, welche dieſelbe befähige, ſich an dem Geiſtesleben der Nation zu betheiligen und daſſelbe mit den ihr eigen- thümlichen Gaben zu fördern.“ Vielerlei war es, was die Mädchen wiſſen ſollten in Geſchichte, Literatur, Sprachen und Naturwiſſenſchaften. Nur darüber waren die Geladenen nicht einig, ob auch „die Anthropologie beziehungsweiſe die Lehre vom Baue des menſchlichen Körpers unter die Ziele der Mädchenſchule aufzunehmen ſei." Man entſchied ſich für die gelegentlich einzuſchaltende Belehrung, da „die Kenntniß des menſchlichen Körpers unzweifelhaft nöthig ſei.“ Das Turnen wurde als obligatoriſcher Unterrichtsgegenſtand in Ausſicht genommen: man dürfte ſich dabei viel- leicht wundern, daß dic Conferenz nicht auf den Vorſchlag Jahn's zurückgriff, der auch „das Schießen für nothwendig hielt, damit die deutſche Jungfrau im Nothfalle nicht wehrlos ſei.“*) – Daß in der Religion „die ethiſche Seite beſonders betont“ werden ſollte, entſprach *) Es ſcheint, daß der Seminardirector Spiegel aus Münſter der einzige Katholik war. Die Protokolle ſind abgedruckt im Centralblatte f. 1873 S. 569 ff. *) Die Turnſchwärmerei hatte längſt die Grenze des Lächerlichen erreicht. Lange hatte in Schmid's Encyclopädie (Leibesübungen, IV, 308 ff.) eine Ab- handlung geliefert, bei deren Leſung man ſchon gar nicht mehr weiß, ob der Verfaſſer oder der Leſer den Verſtand verloren hat. „Die Kunſt der Gym- naftik auf dem Boden der chriſtlichen Menſchheit“ ſoll mithelfen „das Ebenbild Gottes im Menſchen auch in ſichtbarer Herrlichkeit wieder herzuſtellen.“ Das Mittelalter wird angeklagt, daß es den „Leib tod gelaſſen“, während „ſeit der Reformation das Streben aufgekommen ſei, die Leibesübungen in den Dienſt der geiſtigen Erziehung hineinzuziehen.“ So wird das Turnen richtig unter „die Entfaltung des Erlöſungswerkes in der Geſchichte der Menſchheit“ eingereiht. In Stein’s „Pädagogiſchen Studien' VII. 68, hat Fröhlich verſichert: „das Schulturnen verfolge die Aufgabe, den Körper zu einem gehorſamen, dienſtbaren Werkzeuge des Geiſtes und Willens zu machen.“ – Es bleibt für die pro- teſtantiſche Pädagogik bemerkenswerth, daß man das Wort des Apoſtels: (Röm. 8, 11) „der Geiſt, der Chriſtus von den Todten auferweckt habe, werde auch unſere ſterblichen Leiber lebendig machen“ als ein Offenbarungs- zeugniß für die Gymnaſtik ausnutzen zu dürfen glaubte. – 143 – den Anſichten der proteſtantiſchen Pädagogen, welche meinten: „es gezieme dem Mädchen nicht, über den Lehrgehalt der Dogmen viel zu reflectiren; die Religion müße ihr mehr Sache des Gefühls, als des Gedankens ſein.“!) Auf keinem Gebiete hatte ſich die Phraſe ſo breit gemacht, als auf dem der Mädchenerziehung. Nur Eins ſtand den Vertretern der modernen Pädagogik unumſtößlich feſt: daß die katholiſch-kirchliche Erzieh- ung der Mädchen beſeitigt werden müße. Der Cultusminiſter fand bei der Berathung des Geſetzes über die katholiſchen Orden Gelegenheit, die Anſchauung der Regierung darzulegen. In den Motiven zu dem Geſetz- entwurf hatte er ſich freilich mit der wunderlichen Verſicherung begnügt: ſei von ſo bedenklichen Folgen geweſen, daß ſich die Staatsregierung ſchon im Jahre 1872 veranlaßt geſehen habe, die Mitglieder ſolcher Genoſſenſchaften als Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Schulen nicht unehr zuzulaſſen.“ Vor dem Landtage mußte er ſich aber doch deut- licher erklären. „Gerade die Frage der Töchtererziehung,“ ſagte er hier,”) „ſei es, an deren Früchten die dreißigjährige Wirkſamkeit der Orden ſich erkenne laſſe; aus den Kreiſen von Beamten und Nichtbeamten ſeien ihm die ernſten Worte entgegengetreten: „es wird uns ſchwer, oder wenn keine Pflicht da iſt, – wir dürfen nicht mit kräftigem und muthigem Entſchluſſe auf die Seite der Staatsregierung treten wegen unſerer Frauen; das ſeien die in ſolchen Anſtalten erzogenen Frauen.“ Falk wollte demnach Mädchenſchulen haben, deren Ziel die politiſche Dreſſur der Mädchen nach dem Willen der jeweiligen Regierung war. Das verſtand man auf allen Seiten des Abgeordnetenhauſes. Der Abge- ordnete Windthorſt entgegnete deshalb ganz richtig: „Ich kann mir ſehr lebhaft denken, daß in dem Fortgange des Schulzwanges, durch welchen man den Eltern die Knaben entzieht und ſie vollſtändig dem Staatsſchulmeiſter überliefert, auch die Töchter noch weiter heran- gezogen werden ſollen.“ *) *) Flashar in Schmid's Encyclopädie IV, 931. Der ſonſt vernünftige ernſt geſinnte, freilich ſtockproteſtantiſche Verfaſſer meint weiter in ſchlechthin unverſtändlicher Redeweiſe: „Gewiß wäre es verkehrt, wenn dem Mädchen die Lehre des Chriſtenthums wichtiger wäre, als die Herzensſtellung zu Gott.“ *) Sitz. d. Hauſ. d. Abg. v. 7. Mai 1875. St. Ber. S. 1761. *) A. a. O. S. 1782. – 144 – Dem entſprach auch die Heranziehung von Lehrern an die Töchter- ſchulen. Schon die Auguſtconferenz hatte den Grundſatz ausgeſprochen, daß Lehrerinnen eigentlich nur ausnahmsweiſe an jenen Anſtalten, und jedenfalls nicht in deren Leitung zu verwenden ſeien. Die Regierung billigte den Grundſatz. Ob ſie auch in den katholiſchen Theilen der Monarchie danach handeln konnte, hing freilich von der Stimmung der katholiſchen Bevölkerung ab: dieſelbe hatte aber zunächſt noch kein Ver- trauen zu den Staatstöchterſchulen. Der Miniſter konnte dann aber wieder den katholiſchen Töchterſchulen, welche nicht nach dem Wunſche der Regierung ſich halten wollten, die ſtaatliche Anerkennung und jeden- falls die Unterſtützung aus Staatsmitteln verſagen. " In den Volksmädchenſchulen konnte die Regierung raſcher und ſicherer zum Ziele gelangen. Sie hatte den Grundſatz, daß mehrklaſſige Schulen unter allen Umſtänden der einklaſſigen Schule vorzuziehen ſeien, als pädagogiſches Dogma aufgeſtellt. In der Anwendung deſſelben kam ſie dazu, an vielen Örten die durch die Trennung der Geſchlechter bedingte einklaſſige Schule aufzuheben und eine dreiklaſſige Schule für beide Ge- ſchlechter mit zwei Lehrkräften einzuführen. Das Experiment ſtieß aber doch mehrfach auf heftigen Widerſpruch. Der Clerus erkannte Ziel und und Gefahr deſſelben; die Eltern traten auf die leiſeſte Anregung hin für die alte bewährte Ordnung ein. Die Regierung hatte indeſſen das geſetzliche Recht und auch die Macht, überall, wo ſie wollte, die neue Einrichtung durchzuführen. So war auf dem ganzen, weiten Gebiete des Unterrichtsweſens von der Univerſität bis zur letzten Dorfſchule im Grunde nur der Wille des Miniſters maßgebend. Ein franzöſiſcher Unterrichtsminiſter hatte früher ſeiner Freude über eine ſolche Staatsallmacht dadurch Ausdruck gegeben, daß er eines Tages ſeine Uhr nahm und triumphirend verſicherte: „A cette heure on traduit dans tous les Lycées le début du second chant de l'Eneide.“ Der Miniſter Falk konnte ſich über ganz andere Dinge freuen: ſeine Machtfülle hatte noch weitere Ausdehnung gefunden. Grund genug, um ſich mit der Vorlage des Unterrichtsgeſetzes nicht zu übereilen. - Meuntes Kapitel. Auf dem Wege zur Simultanſchule. Die Ausübung der Staatsallmacht auf dem Gebiete des Unterrichts hatte immer noch einen Widerſtand zu überwinden, an dem ſie ſcheitern mußte: die confeſſionelle Trennung der Volksſchule. Nicht als ob der moderne Staat die Confeſſionsſchulen ſchlechthin für unzuläſſig hätte er- klären müßen: aber daß die Confeſſionen ein Recht haben ſollten, ſolche Schulen zu fordern, das mußte als eine prinzipielle Leugnung der aus- ſchließlichen Befugniß des Staates erſcheinen. Thatſächlich waren nun in Preußen bis 1871 mit verhältnißmäßig wenig Ausnahmen die Schulen confeſſionell getrennt. Nach der in den letzten Jahren herrſchenden Auf- faſſung waren dieſe aber auch derartig berechtigt, daß die Simultanſchule als nur unter ganz beſonderen Umſtänden geduldet erſchien. So lange dieſes Verhältniß beſtand, legte es ſchon wegen Ertheilung des Religions- unterrichtes und wegen der Einführung der Kinder in das firchliche Leben dem Staate beſtimmte Verpflichtungen auch gegen die katholiſche Kirche auf, die immer wieder zu einem Vertragsverhältniſſe zwiſchen Staat und Kirche nöthigten. Jede Vereinbarung mit der kirchlichen Gewalt rüttelte aber an der Grundlage des von Falk vertretenen kirchenpolitiſchen Syſtems. Somit lag es unter allen Umſtänden auf dem Wege, den die Regierung eingeſchlagen hatte, von Staatswegen die Volksſchule für principiell con- feſſionslos zu erklären. Die Berückſichtigung der confeſſionellen Verhält- niſſe erwies ſich dann in allen Fällen lediglich als Ausfluß landesherrlicher Fürſorge für die religiöſen Intereſſen der Bevölkerung. Das Maaß dieſer Berückſichtigung feſtzuſetzen, blieb wiederum dem beſten Ermeſſen des Staates überlaſſen. Schn lte, Kampf um die Shule. 1 () – 146 – Die modernen Staatsrechtslehrer faßten die Sache genau ſo. Von dem Grundſatze ausgehend, daß alle Schulen Veranſtaltungen des Staates ſeien, ließen ſie fremdes Recht auf dieſem Gebiete nicht gelten: am wenigſten das Recht der katholiſchen Kirche. Nach ihrer Auffaſſung er- ſchien die Confeſſionsſchule als ein unjuriſtiſcher, widerſpruchsvoller Begriff, welchen kein Verwaltungsgerichtshof jemals handhaben könnte, weil er eine unendliche Reihe von latenten Rechtsanſprüchen der Kirche in ſich trüge.") „Sie ſtände nicht allein mit den Geſetzen des Landes im Widerſpruche, ſondern auch mit dem innerſten Weſen deutſcher Bildung, wie mit den ſittlichen und nationalen Zwecken des Staates der Gegenwart.“ *) Dabei wurde anerkannt, daß es der Billigkeit entſpräche, wenn der Staat bei Anſtellung der Lehrer auch Rückſicht auf die Confeſſion der Bevölkerung nehme: man dürfe die Gemüther nicht unnöthig aufregen, müße vielmehr die gewöhnlichen Volksvorurtheile ſchonen.”) Die Preußiſche Unterrichtsverwaltung hatte bis zum Amtsantritte Falks aber doch Anſtand genommen, dieſe Grundſätze ſo ganz ohne Be- denken zu befolgen. Zwar hatte König Friedrich Wilhelm III. in den Schulreglement für Neu-Oſtpreußen“) angeordnet, daß „es auf die Con- feſſion des Lehrers nicht ankomme.“ Das war und blieb aber eine vereinzelte Maßregel. Der Miniſter Altenſtein war kein Freund der Miſchſchulen. Er hielt unter allen Umſtänden daran feſt, daß „die Ver- einigung der Schulen weder der einen, noch der anderen Confeſſion aufgedrängt werden dürfe.“ *) Maßgebend blieb die Verordnung Alten- ſteins vom 20. Juli 1834:") „Simultanſchulen werden immer nur als Ausnahme hervortreten, entweder ſo, daß die beiderſeitigen, am Orte beſtehenden Kirchengemeinden unter Beirath und Beiſtimmung ihres ') Gneiſt, die confeſſionelle Schule. Berlin 1869 S. 84. *) Rönne, Staatsrecht der preußiſchen Monarchie I, 7 14. *) Rotteck und Welcker, Staats-Lexikon XII. 50. *) Vom 31. Auguſt 1805. Vergl. Centralblatt 1878 S. 323 ff. Die hier gebotene „Geſchichtliche Darſtellung des Verfahrens der Preußiſchen Un- terrichtsverwaltung bei Einrichtung der Volksſchulen in Gegenden mit con- feſſionell gemiſchter Bevölkerung“ enthält eine ſehr geſchickte Vertheidigung des Falk'ſchen Verfahrens. Von allgemeinem hiſtoriſchen Intereſſe iſt die Geſchichte des bekannten, die Simultanſchule verurtheilenden Miniſterialreſcriptes vom 27. April 1822. ") Cab.-Ordre vom 23. März 1829. *) Zum erſtenmale genau abgedruckt Centralbl. 1878 S. 330. Seelſorgers und mit Genehmigung ihrer geiſtlichen Obern ſich freiwillig zu einer gemeinſchaftlichen Schulanſtalt vereinigen, oder im Falle nach- gewieſener Nothwendigkeit durch obrigkeitlichen Beſchluß auch gegen den Willen der Gemeinde und der bezüglichen geiſtlichen Obern, aber nur nach reiflicher unparteiiſcher Erwägung der Sache und nachdem die durch ihre Seelſorger berathenen Gemeinden oder auch die geiſtlichen Oberen genugſam gehört ſind.“ Altenſtein anerkannte demnach das Recht der Kirchengemeinden auf confeſſionelle Schulen, er nahm nür beſtimmten Nothſtänden gegenüber gewiſſermaßen ein Erpropriationsrecht für den Staat in Anſpruch. Die einzig richtige Conſequenz aus dieſem Anſpruche zog freilich auch Altenſtein nicht: ſonſt hätte er zuſätzlich erklären müßen, daß es bei ſolchem Zwangsverfahren der nicht zuſtimmenden geiſtlichen Behörde überlaſſen bliebe, für die Ertheilung des Religionsunterrichtes an die Kinder nach eigenem Ermeſſen zu ſorgen. Unter dem Miniſterium Raum er wurde die Herſtellung von Miſch- ſchulen nicht befördert. Vielmehr wurde die Einrichtung beſonderer Con- feſſionsſchulen, nöthigenfalls ſogar durch Trennung beſtehender Schulſocie- täten, angeſtrebt. Das blieb im Ganzen ſo bis in die letzte Zeit des Miniſteriums Mühler, wenn auch eine Cabinetsordre aus dem Jahre 1860 einige Vorſicht „bei Umwandlung von Simultanſchulen in con- feſſionelle“ empfahl.!) Der Miniſter Falk las aber aus den Königlichen Erlaſſen und aus den Verordnungen ſeiner Amtsvorgänger vor Allem den einen Satz heraus: „die Einführung der Simultanſchule ſei auch wider den Willen der Gemeinde und ihrer Seelſorger zuläſſig.“ Den Nothſtand, für welchen dieſe Zuläſſigkeit angenommen war, fand Falk überall da, wo durch die Miſchſchule „weſentliche Uebelſtände im Schul- weſen eines Ortes, die auf andere Weiſe nicht mit gleichem Erfolge zu beſeitigen ſeien, behoben würden.“ *) Damit überſchritt der Miniſter die Linie, welche die frühere Unterrichtsverwaltung zum Schutze der Con- feſſionsſchule gezogen hatte. Der an den Preußiſchen Provinziallandtag unter dem 28. October 1838 ertheilte Landtagsabſchied hatte den Noth- *) Die Cabinetsordre vom 6. Februar 1860 erinnerte daran, daß immer die Grundſätze zu beachten ſeien, welche der Miniſter Altenſtein in ſeinem der Cab.-O. v. 4. October 1821 vorangegangenen Berichte v. 10. Januar 1820 entwickelt habe. *) Cent.-Bl. a. a. O. S. 337. 1(). – 8 l – utojah u! 9poqoß) uoMouColu00 nv opupqvstplpo) aoujoulobunyo =avT Qun JvhuL u opjoa 'uoyphuo uopyloloFuGa hp?uM ououoph aopng uouo0qaoa oT“ :uoGoaL uoMouaou00 uoQ an BunaoboaSpooD aoQ obaaa!L aoQ Plut JVL Ogöyaogpoa aopygooF uo pnpagobuonpS uop!Jahjoy uoQ u! F Z8 oahvL un sg aoQ Gunbylolog oT opoakog uompp!MW uouo Plu aolu AG aoQ svat 'uouuogao uolo) uo)npS toplyOhºvy uoQ um uſoboavMW oQ o@vao) uo@aoat oTogguo oappS toMouClouCo aoQ logpjögMW pvu hpaaojun RoT pGT oint 0 opuuay uoTaoa „p!Plavct“ gpu onpD oQ ava JvL aoT uoJoh. -soQuvF uopJOjoy uoa uoT u! So oa 'uuoFM uoutuay outhpuluſ an uloutobyv onut 0 : utopjob JojoggCAſ aolajg sv ahout gpu pvuutoT opuu0; og)oloT onpuppInuD uopg)vL aoT Jog svg ava bung)vCy uoMouolouCo a oo! C Gumbyoog oT goaquv oHooövM oQ nobob Quo} -a9QM uoavqbulakogun uhvT sq utoC n? Gunaoggaogº op.70h10 0T A0T 'uoppao n „snusſvuollouGI) u0aavy“ uouol aop! Tun plva onpD OT panQ opnaog oQ uoguluvgguo GunöpaaS) aoloT QuoönLaoq Bunuula =0) aoQ u! 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In einem katholiſchen Leſebuche hatte ſich folgende Stelle ge- funden: „In allen beſſeren Gemüthern wurde der Wunſch nach Ab- ſtellung der Mißbräuche rege; aber es trat ein Kämpfer auf, der zuerſt ſelbſt der Verbeſſerung bedurft hätte, um mit ſeinen Talenten für die gute Sache wirken zu können; der die Kirche, ſtatt ſie zu verbeſſern, verließ und Viele mit ſich in die Irre führte. Es war der Auguſtiner- mönch Martin Luther, damals Lehrer der Theologie zu Wittenberg Wohl ohne inneren Beruf trat er in den heiligen Orden, ſeine Schwer- muth trieb ihn zwar zu den ſtrengſten Bußwerken und beſchwerlichſten Uebungen des Ordens; in dieſen ſuchte er aber vergeblich Ruhe, weil es ihm an Demuth, der Grundlage aller Tugenden, mangelte. Er hatte eine lebhafte Einbildungskraft, die ihm in ſeinem Berufe oft niitzliche Dienſte leiſtete, oft aber auch ſchwarze Bilder, z. B. Teufelserſcheinungen vorführte. Er beſaß ein tiefes, doch durch unreine Lüſte vielfach getrübtes Gemüth, das die lebhaft gewordenen Vorſtellungen mit Innigkeit umfaßte und feſthielt, oft aber auch an den ſchmutzigſten Bildern ſich weidete.“ Der Miniſter hatte Unrecht, dieſe Darſtellung zu tadeln: es war ja unmöglich, in einem confeſſionell-katholiſchen Leſebuche eine vortheil- haftere Zeichnung von dem Stifter der Reformation zu bieten. In dem neuen Leſebuche, welches den katholiſchen Volksſchulen aufgezwungen wurde, geſchah der Reformation überhaupt keine Erwägung. Dagegen geſtattete der Miniſter immer noch, daß in den proteſtantiſchen Schulen Leſebücher gebraucht wurden, welche die gehäſſigſten Angriffe auf die katholiſche Kirche enthielten. Ueberall konnten die proteſtantiſchen Kinder in ihren Leſebüchern ſich belehren: „zur Zeit der Reformation habe nur ſelten Jemand die hl. Schrift dem Namen nach gekannt; Luther habe ſie in Kloſter zu Erfurt an einer Kette gefunden; bei der großen Sitten- loſigkeit habe man ſich begnügt, den Roſenkranz herzuplappern, während man alles Uebrige von den Heiligen und von dem Ablaſſe erwartet habe. Der Papſt habe mit den Biſchöfen das ſchändliche Sündengeld des Ab- laſſes getheilt; man habe den kirchlichen Ablaß als die göttliche Ver- gebung der Sünde angeſehen; wenn einer des Papſtes Sicherbrief gekauft, ') Sitz. d. Hauſ. d. Abgeord. v. 13. März 1876. Sten. Ber. S. 581, – () { . – uoaaaquv uopja(gvW aG a! 6pu avög)VL d]] 96 aoܺlum()“ aGaad Üumadºnaſ adQuoö)a Smv hoö 'opºv BumCloppUH) 9))oaolulu NQ UoloaW top!)O(Pog U UWut oFF S 8: QUvK VQuogo )LSI adquoMONſ 6 U10a SaoluNſſ SoQ 40JMF) – †ff S 9: CuOM (=W Sopl!]0610] . A(pa). Ul! 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W Die Einführung der Simultanſchule ſelbſt wurde durchweg als eine harmloſe Bagatelle behandelt, welche in keinem Falle eine Aufregung unter dem Volke hervorbringen könnte. Falk ſtellte dreiklaſſige und ſechsklaſſige Schulen als die entſprechendſten Einrichtungen der Volksſchule hin und verlangte, daß dieſelben auch in kleineren Schulgemeinden mit Beſeitigung der Confeſſionsſchulen angeſtrebt würden. Für den confeſſionellen Reli- gionsunterricht ſollte dabei unter allen Umſtänden Sorge getragen werden: für irgendwelche Befürchtung, daß die religiöſe Erziehung darunter leide, ſei alſo kein Grund vorhanden. Gleichwohl war die Zuſtimmung der katholiſchen Eltern zur Ein- richtung von Simultanſchulen nicht zu erlangen: überall mußte die Aenderung aufgezwungen werden. Ohne beſondere Schwierigkeiten voll- zog ſich die Durchführung freilich da, wo es ſich um Communalſchulen handelte. Hier wurde als oberſter Grundſatz geltend gemacht: „die Anſtalt ſei für Alle ein Gemeingut, darum ſei es recht und billig, daß die Schule eine paritätiſche ſei.“ Daraus erklärte ſich die Vorliebe der Regierung für Communalſchulen. Auf der anderen Seite legten aber auch die Katholiken für das volle Verſtändniß der Lage Zeugniß ab, wenn ſie ſich jetzt faſt überall der Communalſchulen erwehrten. In den rheiniſch-weſtfäliſchen Induſtrieſtädten zahlten die katholiſchen Familien- väter lieber drei- und vierfache Schulſteuer, als daß ſie auf ihre eigenen Gemeindeſchulen verzichtet hätten. Für die Provinz Poſen empfahl der Miniſter die Simultanſchulen in der ausgeſprochenen Abſicht, „die Schärfung der nationalen und religiöſen Gegenſätze zu beſeitigen.“ Er betonte auch, daß „die Umwandlung bisher !) Denkſchrift des biſchöfl. Ordinariats Ermland über die geſetzmäßige Stellung der Kirche zur Volksſchule in Preußen und ſpeciell in der Diöceſe Ermland d. d. Frauenburg 18. Februar 1877. (Braunsberg 1877.) UdUdC Ud]nplUV)] NUl! SU0a Üunaq!!US) adQ dp))0. Ud)N(PldaL AdW Bung)n)Ö dudl0) pldq Aoyctl d T ÜUld -äda anpS Ud(plPUUpdgoact UdQUdöd!) d}Aldgaavlj Udq)duldT U! AdC PU POW UdlloQU ava Uopays(FU VavN(( ) SU00 0]nplaavlº dpl!]09!V) d! T „opv)9Smool!UOK“ UoC u! UoÜumjo)!!! (ſ o)a)) odT pl UdTU! 1ndalad, d]] Vj Udctlup) n JVA.dg!) lV Ud)nplqvalaſ aopyoqmo BungpaaS) oQ uopogbaoapS uop)da nu 'uolldamºpou BPutuopov "Ual döOF AdW U 0QA!!a SUdadR-Sl! No!U0K SoQ QUOla00)Vadltdº) ad T (z 88. D d0d) lag : US AdqudgetdS | | | q asbullqd dq unL !) M add (-U (ſ. ( OT po)bg0 'uog!)Oh! 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Im Allgemeinen ging die Staatsbehörde über jeden Widerſpruch gegen ihre paritätiſchen Schulprojecte leicht hinweg. Für Sypniewo in Weſtpreußen verfügte die Regierung zu Marienwerder im Auguſt 1874 die Vereinigung der katholiſchen Pfarrſchule mit der evangeliſchen Schule, ohne daß die Katholiken auch nur vorher gefragt oder benachrichtigt waren. Auf die von ihnen angebrachte Beſchwerde ließ der Miniſter antworten: „es widerſpreche dem communalen Principe, eine beſtimmte Schule mit einem ſtiftungsmäßig unabänderlichen confeſſionellen Character einzu- richten.“ *) Daß die Uebernahme der evangeliſchen Privatſchule auf den Communaletat im Jahre 1869 gegen den Willen der Katholiken er- zwungen war, hatte der Miniſter nicht beachtet.”) In ähnlicher Weiſe wurde die Stadt Ehrenbreitſtein zuerſt gezwungen, eine für die Bür- germeiſterei im Jahre 1858 errichtete evangeliſche Schule als öffent- liche Schule zu übernehmen. Im Herbſt 1874 benutzte der Miniſter einen unklar gefaßten Beſchluß der ſtädtiſchen Behörde, die katholiſchen Schulen der Stadt mit der evangeliſchen zu vereinigen und die obere Mädchen- klaſſe einem evangeliſchen Lehrer zu überweiſen. Von einer Ausſchulung ') Ein zweiter, katholiſch getaufter Lehrer, ließ ſeine Kinder proteſtantiſch werden: ſo ungeſchickt wählte die Regierung ihre Vorarbeiter. *) Verf. d. Königl. Reg. zu Marienwerder vom 11. Febr. 1875. *) Einer aus Neuhof in Ermland geführten Beſchwerde gegenüber mußte der Miniſter doch anerkennen, daß die Regierung ungeſetzlich vorgegangen war. Die Regierung zu Königsberg hatte bei Anlage eines neuen Schulgebäudes um Jahre 1875 ſich ausdrücklich verpflichtet, feine Simultanſchule in Neudorf ein- zuführen. Im Juli 1877 wurde die Umwandlung der beiden Confeſſionsſchulen verfügt, ohne die Gemeinde zu hören und gegen die ausgeſprochene Willens- meinung des Schulvorſtandes. Nach vielen Plackereien und ſcharfen Straf- Verfügungen gegen die renitenten Familienväter beſtätigte der Miniſter unter dem 5. Februar 1878 die von der Königsberger Regierung getroffene Einrichtung, Obwohl er „anerkennen mußte, daß es angemeſſen geweſen wäre, wenn die Re- gierung die Gemeinde vorher gehört hätte.“ der evangeliſchen Kinder aus ſieben zur Landbürgermeiſterei Ehrenbreit- ſtein gehörigen Ortſchaften wollte der Miniſter nichts wiſſen.") Dagegen wurden die katholiſchen Kinder aus Biebernheim aus den Schulen zu Sanct Goar ausgeſchult, um die Grundlagen zur Einführung der Simul- tanſchule zu gewinnen. Ebenſo wurden die katholiſchen Kinder der Bürgermeiſterei Dorp aus den Solinger Schulen ausgewieſen und dieſe ſodann ſimultaniſirt, obwohl in Solingen vierklaſſige katholiſche Knaben- und Mädchenſchulen beſtanden. In Allenſtein in Oſtpreußen wies der Regierungscommiſſar, der für die Simultanſchulen eintrat, darauf hin: „die vorhandenen ſechszehn Lehrkräfte könnten derartig verwendet werden, daß die Schulen die Ziele einer Mittelſchule erreichen würden.“ Die Proteſtanten, welche in der ſtädtiſchen Vertretung die Mehrheit bildeten, ſtimmten ſelbſtverſtändlich dieſer Anſchauung bei und beſchloſſen, daß die zehn katholiſchen Schulen mit 770 Kindern und die drei proteſtantiſchen mit 175 Kindern zu „paritätiſchen Communalſchulen“ vereinigt würden. Die katholiſche Bevölkerung gab ſich damit nicht zufrieden, beſchwerte ſich vielmehr in einer durchſchlagend motivirten Eingabe beim Miniſter. Den Katholiken in Werlau hatte die Regierung früher begreiflich gemacht, daß „die maßgebende Willenserklärung über die Geſtaltung der Gemeinde- ſchulen einer Minorität einzelner Gemeindeglieder nicht zuſtände.“*) In Allenſtein beſchwerte ſich die weit überwiegende Mehrzahl der Familienväter, erhielt aber gleichen Beſcheid wie die Werlauer: „die Berechtigung der ſtädtiſchen Behörden ſei nicht zweifelhaft, unter Ge- nehmhaltung der vorgeſetzten Behörden die Schuleinrichtungen zu treffen.“*) Jede Beſchwerde gegen die Miſchſchulen ſchien unangenehm zu be- rühren, während die Kundgebungen für dieſelben ſtets freundliches Ent- gegenkommen fanden. In Kaldenkirchen wollten die Stadtverordneten mit einer Majorität von nur drei Stimmen die Simultanſchulen ein- geführt wiſſen. Dagegen vermochten dreihundert katholiſche Familienväter *) Verf. des Min. v. 11. März 1875. Die ſtädtiſche Behörde ſollte ſich an die Bezirksregierung zu Coblenz wenden, welche „darüber zu befinden habe, ob durch die Uebernahme der Kinder aus der Landbürgermeiſterei der Stadt- gemeinde eine Laſt aufgelegt würde, zu deren Tragung ſie nicht verpflichtet ſei.“ Die Ehrenbreitſteiner Stadtverordneten ſagten aber unter ſich, daß ſie ſeit Jahr und Tag ſich gerade wegen dieſes Punktes die Finger lahm geſchrieben hätten. *) Verf, der Königl. Reg. zu Coblenz v. 17. Juni 1875. ") Reſer. des Miniſters v. 20. April 1875. – 156 – nichts auszurichten, obgleich ſie ſich gerne bereit erklärten, die für Ver- mehrung der Confeſſionsſchulen etwa erforderlichen Mittel aufzubringen.) In Bacharach traten die Schul- und Kirchenvorſtände im Einverſtändniſſe mit der geſammten katholiſchen Bürgerſchaft für die Erhaltung der confeſſionellen Schulen ein. Sie wieſen gleichzeitig auf die ſchlimmen Erfahrungen hin, die man in Bacharach mit dem Glockenſimultaneum gemacht habe. Die Beſchwerde wurde zurückgewieſen, aber nicht ohne eine ſehr verſtändliche Mahnung zur Reſignation. „Was den in Folge der neuen Schulorganiſation befürchteten confeſſionellen Hader anlange, ſo ſei die Berufung auf das früher dort beſtandene ſogenannte Glocken- ſimultaneum jedenfals nicht zutreffend, indem das Letztere nur aus dem Grunde zu Streitigkeiten Anlaß gegeben habe, weil von Seiten der katholiſchen Kirchengemeinden ſtets ein ihr rechtlich nicht zuſtehendes Eigenthumsrecht an den Glocken in Anſpruch genommen ſei.“*) Die Regierung folgte ſichtlich der Ueberzeugung, daß der confeſſionelle Friede nicht geſtört werde, wenn die Katholiken Ruhe hielten. Daher mochte es auch kommen, daß eine Petition für Einrichtung von Simultanſchulen aus der Bürgermeiſterei Merſcheid bei der Düſſeldorfer Bezirksregierung freundliche Aufnahme fand, obwohl die Begründung der Petition eine Beleidigung der katholiſchen Kirche einſchloß. Die Petenten hielten Simul- tanſchulen „für vollſtändig zeitgemäß, in denen die Kinder aller chriſt- lichen Confeſſionen in früheſter Jugend zuſammen ſäßen, ſich lieben und achten lernten, damit der Riß, der durch die Proclamirung der Unfehl- barkeit entſtanden, geheilt werde.“*) • ") Reſer. d. Min. vom 7. September 1878: „Für die neue Einrichtung“ ſagte der Miniſter, „hätten ſich die Schulvorſtände und die Stadtverordneten- verſammlung in der Majorität ihrer Mitglieder, der Bürgermeiſter, der Kreis- landrath und der Kreisſchulinſpector erklärt.“ *) Verfüg. d. Reg. zu Coblenz vom 26. Januar 1877. *) Die Eingabe datirt aus dem December 1874 oder Januar 1875. Die Regierung genehmigte die Simultaniſirung der Schulen zu Merſcheid unter dent 20. März 1875. – Die oben gegebene Darſtellung über die Einführung der Simultanſchulen beruht auf den in Ur- oder Abſchrift mir überlaſſenen Akten. Ich hätte aus dem mir vorliegenden reichen Material auch andere Beiſpiele auswählen und an ihnen das Verfahren der Regierung nachweiſen können. Es iſt überall daſſelbe, wenn auch die Nichtachtung der Wünſche katholiſcher Familienväter mitunter ſchärferen Ausdruck gefunden hat. Der Curiöſität halber ſei hier noch mitgetheilt, daſ in einem Falle zu Laupendahl (oben auf dem So wurde von der Staatsregierung die alte königliche Weiſung überſehen, daß man die von ihren Seelſorgern berathene Gemeinde hören, gegen deren Willen aber nur aus den zwingendſten Gründen Simultanſchulen einführen ſolle. Wo die politiſchen Vertreter einer Gemeinde in ihrer Mehrheit der liberalen Kapitalwirthſchaft oder der nationalen Bildung dienten, fand der Miniſter bei ihnen ſtets dienſt- willigſte Unterſtützung, ſo oft es ſich darum handelte, die Beſchwerden der katholiſchen Bürger als das Ergebniß geiſtlicher Verhetzung darzuſtellen und zu beſeitigen. Als in Dülken die Einführung von Simultanſchulen von den Stadtverordneten mit Stimmengleichheit im Februar 1876 gegen den Willen der katholiſchen Bürgerſchaft beſchloſſen wurde, fand die Regierung zu Düſſeldorf, wie auch der Miniſter das ganz in der Ordnung. Der Beſchluß wurde aller Proteſte ungeachtet beſtätigt. Am 9. März 1878 faßte das inzwiſchen durch Neuwahl ergänzte Collegium der Stadtverordneten mit zehn gegen ſechs Stimmen den Beſchluß: die Simultanſchule aufzuheben und die confeſſionell getrennten Schulklaſſen wieder herzuſtellen. Dieſen Beſchluß beanſtandete die Regierung, und der Miniſter ſtimmte dem zu, ohne einen einzigen Rechtsgrund dafür anzugeben. So wenig Eindruck machten die Beſchwerdenſchaften der Katholiken.") In Crefeld hatten ſich die Katholiken längſt durch treue und eifrige Sorge für die Wahrung ihrer firchlichen Intereſſen ausge- zeichnet. Die Stadtbehörde wußte das und konnte ſich deshalb auch nicht verhehlen, daß die Simultaniſirung der Schulen bei den Katholiken auf den ſchärfſten Widerſtand ſtoßen würde. Gleichwohl beſeitigte man zunächſt die katholiſche höhere Töchter- und danach die Bürgerſchule. Es wurde dem Crefelder Oberbürgermeiſter als ein beſonderes Verdienſt nachgerühmt, daß er die Stadt in den Beſitz einer paritätiſchen Real- ſchule, eines paritätiſchen Gymnaſiums und einer paritätiſchen Töchterſchule gebracht hatte, obwohl die katholiſchen Bürger gegen dieſe „Gewaltmaß- regeln“ ſich bis aufs Blut gewehrt hatten. Im Sommer 1875 ließ Fa/ Berge) Ende 1876 eine Simultanſchule eingerichtet, aber am 5. Februar 1878 ſchon wieder beſeitigt werden mußte. Man hatte es mit der Simultaniſirung ſo eilig gehabt, daß man die localen Schwierigkeiten vorher nicht in ordentliche Erwägung genommen hatte. *) Die Beſchwerde der Dülkener an das Abgeordnetenhaus iſt hinter dieſem Kapitel abgedruckt; das Verfahren der Regierung tritt in derſelben unter ſcharfe Beleuchtung. der Oberbürgermeiſter beſchließen, eine neue, eben in der Einrichtung begriffene Schule im Außenbezirke der Stadt als Simultanſchule zu er- öffnen. Im Herbſt 1876 wiederholte ſich daſſelbe Verfahren und im März 1877 konnte der Oberbürgermeiſter melden, daß „der Gemeinde- rath beſchloſſen habe, ſucceſive alle ſtädtiſchen Confeſſionsſchulen in pari- tätiſche umzuwandeln.“ Er hätte hinzufügen können, die katholiſche Bevölkerung ſei auf das Schmerzlichſte von der beſchloſſenen Maßregel getroffen, und werde Mann für Mann gegen den Beſchluß auftreten. Es war in der That ſo. In großen, von Tauſenden beſuchten Volks- verſammlungen beſchloſſen die katholiſchen Familienväter, alle Mittel zur Abwendung einer Einrichtung anzuwenden, welche nach ihrer Ueberzeugung die Religion ſchwer gefährden mußte. Ihre Bemühungen blieben, wie nicht anders erwartet war, erfolglos. Eine Gefahr für die Religion an- erkannte der Miniſter ſo wenig, als die Crefelder Stadtbehörde. Viel eher waren ſie geneigt, in dem ſtrengen Confeſſionalismus, wie ihn die Katholiken vertheidigten, eine Schädigung wahrer Religiöſität zu finden. Das war ja die ſtets wiederkehrende Verſicherung der Vertheidiger der Simultanſchulen: dieſe ſeien die Pflanzſtätten echter Religiöſität, wahrer Toleranz und confeſſionellen Friedens. Das Reſultat der Er- ziehung in dieſen Schulen galt deshalb auch als die Grundlage für die gedeihliche Entwickelung des Staatslebens.”) Die katholiſche Kirche konnte dieſe Anſchauungen nicht theilen. Sie hielt daran feſt, daß ſie allein die ganze von Gott geoffenbarte Wahrheit von Chriſtus empfangen, daß ſie dieſe Wahrheit vermöge des ihr allein *) Der Oberbürgermeiſter von Erfurt eremplificirte mit einiger Kühnheit auf ſich ſelbſt, um die Simultanſchulreſultate in das rechte Licht zu ſtellen. Er ſchrieb an einen Katholiken: „Ich bin geboren in einer Gegend mit confeſſionell gemiſchter Bevölkerung, habe auf der Schulbank katholiſche und jüdiſche Nachbarn gehabt und bin von Jugend auf gelehrt, meine Mitmenſchen, ohne Rückſicht auf die Confeſſion, nur nach ihren Geſinnungen und Leiſtungen zu ſchätzen. Dieſen Standpunkt nehme ich noch heute ein und ich habe nicht nur ſelbſt dabei Befriedigung gefunden, ſondern auch die Beobachtung gemacht, daß die Geſammt- heit ſich da am Wohlſten befindet, wo dieſer Standpunkt ein möglichſt allge- meiner iſt. Deshalb bin ich überhaupt kein Freund confeſſioneller Schulen, die mit dem Effekt einer fortgeſetzten Agitation ſchon die jugendlichen Gemüther nicht für das im ſpäteren Leben nothwendige Nebeneinanderleben der Genoſſen verſchiedener Confeſſionen, ſondern für das Gegentheil vorbereiten.“ Thüringer Zeitung vom 5. Februar 1879. s zugeſagten und verliehenen göttlichen Beiſtandes allezeit rein und unver- fälſcht bewahrt habe, daß alle anderen chriſtlichen Confeſſionen dagegen beklagenswerthe Verirrungen ſeien. Aus dieſer Glaubensanſchauung erwuchs der katholiſchen Kirche die Pflicht, ihre Angehörigen vor den Irrthümern der von ihr abgefallenen Religionsgemeinſchaften zu bewahren. Die Kirche mußte demnach auch eine Schuleinrichtung verurtheilen, welche nach dem Geſtändniſſe ihrer Freunde und Beförderer gerade den Zweck verfolgte, die confeſſionellen Verſchiedenheiten abzuſchleifen, die aber keinen- falls eine Erziehung im Geiſte der Kirche ermöglichte. Man führte die Vorliebe für confeſſionell gemiſchte Schulen vielfach auf freimaureriſche Agitationen zurück. Auch war man geneigt, die all- gemeine Behauptung aufzuſtellen, der Liberalismus wolle die confeſſionelle Schule nicht, weil dieſelbe „das größte Hinderniß für die Pläne der Revolution ſei, Pläne, welche nichts anderes bezweckten, als die Ver- nichtung des Glaubens und den gänzlichen Umſturz der auf die Religion gegründeten geſellſchaftlichen Ordnung.“) Die Preußiſche Staatsregierung meinte ſicher nicht, unter der Leitung der Loge zu ſtehen; eher mochte ſie glauben, die Loge ſei ihr dienſtbar. In keinem Falle wollte ſie Pläne begünſtigen, die auf den Umſturz der geſellſchaftlichen Ordnung hinaus- liefen. Darum war es nicht hinreichend, wenn die Simultanſchule in Preußen von dieſem Standpunkte aus bekämpft wurde. Die katholiſche Kirche wußte ſich in dem Beſitze des ihr von Chriſtus gewordenen Auf- trages, die Menſchen durch Lehre und Leitung zum Himmel zu führen. Sie konnte deshalb auch mit ſouveräner, unfehlbarer Beſtimmtheit ent- ſcheiden, ob die Erziehung in Simultanſchulen der Ausführung jenes Auftrages hinderlich ſein würde. Darum allein handelte es ſich für ſie. Die holländiſchen Biſchöfe hatten dieſen Standpunkt mit Erfolg ſchon früher behauptet. Sie erklärten unbedenklich: *) „Die Kirche will, daß die Jugend in den Wiſſenſchaften unterwieſen werde, aber ſie fordert ebenſo, daß dieſer Unterricht in jeder Hinſicht katholiſch ſei. Sie verwirft nicht allein den irreligiöſen, ſondern auch den neutralen Unterricht. Wahre Tugend und Sittlichkeit wird allein durch unſeren heiligen Glauben erzeugt, unterhalten und vermehrt, weshalb die Kirche niemals eine ------- ----------- ') Hirtenbrief des Biſchofs von Roermond vom 28. Juli 1865. Vergl.: „Sollen unſere Schulen chriſtlich bleiben?“ Trier 1879. *) Kollectivhirtenſchreiben aus Herzogenbuſch vom 22. Juli 1866. – 1 60 – andere Erziehung anerkannt hat, als diejenige, welche mit dem Wiſſen in den natürlichen Dingen dem Unterricht in der Religion den erſten Platz einräumt. Soll eine Schule des Vertrauens der Katholiken in jeder Hinſicht würdig ſein, und ihre Billigung erhalten, dann iſt es nicht genug, daß die Schule die katholiſche Religion „achte“, ſie muß letztere vielmehr ſelbſt kennen und ausüben. Die religiöſe Wahrheit muß den ganzen Unterricht durchdringen. Der junge Chriſt ſoll als Kind Gottes, als Sohn der katholiſchen Kirche, als Erbe des Himmels denken und fühlen lernen.“ Jede Schuleinrichtung, welche dieſer Forderung nicht gerecht wurde, mußte von der Kirche bekämpft werden: damit war die Sache der Simultanſchule vor der Kirche entſchieden. - Es fragte ſich nur, in welcher Weiſe die Kirche ihren principiellen Widerſpruch in Preußen bethätigen würde. Das letzte und äußerſte Mittel, welches ſie zur Wahrung ihrer göttlichen Rechte anwenden konnte, beſtand darin, daß ſie den Gläubigen den Beſuch beſtimmter Schulen unter einer Sünde verbot. Die holländiſchen Biſchöfe hatten rückſichtlich der Communalſchulen Hollands erklärt, „daß es ganz und gar unerlaubt ſei, Kinder in Schulen zu ſchicken, in welchen der Glaube ebenſo, wie wahre Sittlichkeit Schiffbruch leiden müßte.“ Der preußiſche Episcopat wußte, daß die Simultanſchulen in einigen Gegenden der Monarchie ſeit längerer Zeit geduldet wurden, obwohl dieſelben faſt überall unter Nicht- achtung der von den Katholiken erhobenen Rechtsanſprüche eingeführt waren. Unter den früheren Miniſterien war der Kirche aber noch hin- reichender Einfluß auf die Erziehung ihrer Kinder gewährt, um den drohendſten Gefahren der Simultanſchule begegnen zu können. Seit dem Amtsantritte Falks hatte ſich das geändert. Die Bezirksregierungen nahmen das gänzlich unumſchränkte Recht für ſich in Anſpruch, auch den katholiſchen Religionsunterricht im Namen des Staates ertheilen und der Kirche die Leitung nur in ſoweit zu laſſen, als das ſtaatliche nationale Intereſſe nicht dadurch geſchädigt würde. Solchen Anſprüchen gegenüber mußte ſich die Kirche fragen, ob ſie trotz des Aufgebotes aller Kräfte doch nicht außer Stande ſei, den Glauben ihrer Kinder in der Simultanſchule zu ſchützen. Unter welchen Geſichtspunkten dieſe Frage geprüft werden mußte, hatte der Apoſtoliſche Stuhl in Sachen der nordamerikaniſchen Schulen entſchieden. Die Verhältniſſe waren nicht ganz gleich, die Erwägungen waren aber hüben, wie drüben dieſelben. – | ) | – | | 0] n(PS 3. Q UN äulVW ' 0 ; ) n p Z. „ l | m | n | o Buo Ol! o FM a op!) 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Guohaag a bunahna08 adC ahooſ) og onpDuoquolloagog aog u! ga 'uohol n? nWavQ utoM aGa l! aohvT 'uoqada oa 04 ua 04 uo anu oulou 9 Quo da q avg) 044!u un Tun uo. pyu aouo Snv u)oboavus pa08; Jun Jopp (6 opouboob pang I uoquvada aobuoa aoga ahou aouut! Quopoact4uo – 164 – auf ihrem Vorhaben beharren, nicht im Sacramente der Buße abſolvirt werden können.“ s „” ; . Damit war für alle Fälle vorſorgliche Anweiſung ertheilt. Wenn dieſen Anweiſungen mit gewiſſenhafter Entſchiedenheit Folge gegeben wurde, ſo mußten die Simultanſchulen mit der Zeit bei allen Betheiligten die d verhaßteſte Inſtitution des Staatslebens werden. Es hatte nicht den Anſchein, als ob der Miniſter Falk an das Eintreten dieſer Möglichkeit dachte. « – 165 – Eingabe der Dülkener Stadtverordneten an das Haus der Abgeordneten. Diilfen, den 4. December 1878. Einem hohen Hauſe der Abgeordneten erlauben ſich die unterzeichneten Stadtverordneten der Stadtgemeinde Dülken Folgendes ergebenſt zu unterbreiten: Vor ungefähr 10 Jahren hatte die Zahl der ſchulpflichtigen Kinder evan- geliſcher Confeſſion eine ſolche Höhe erreicht, daß die Eltern derſelben vermeinten, auf eine eigene confeſſionelle Schule Anſpruch machen zu können, dem auch ſeitens des damaligen Stadtverordneten - Collegiums durch Einrichtung eines 2klaſſigen Schulſyſtems und Herſtellung eines neuen Schulgebäudes mit einem Koſtenaufwande von 24 000 Mark Rechnung getragen wurde. An dieſer Schule wirkten bis zum Jahre 1875 incl. ein Lehrer und eine Lehrerin bei einer Schülerzahl von 70 Kindern, während die katholiſchen Kinder bis dahin von 5 Lehrern und 5 Lehrerinnen unterrichtet wurden. Die Zahl der katholiſchen Kinder war aber ſo gewachſen, daß in einzelnen Klaſſen die Normalzahl von 80 um 20–30 Kindern überſchritten wurde, und ſonach das unabweisbare Bedürfniſ vorlag, die Lehrkräfte dieſer Schulen um 2 zu ver- mehren; neue Schulräume brauchten nicht beſchafft zu werden. Anſtatt nun auch dieſem Bedürfniſſe und der katholiſchen Bevölkerung gegenüber Rechnung zu tragen, – wie dieſes früher den evangeliſchen Einwohnern gegenüber bereitwilligſt geſchehen, – beſchloß das damalige Stadtverordneten- Collegium in ſeiner Sitzung vom 16. Januar 1876 – aus ökonomiſchen Rückſichten – die Einführung der 6klaſſigen Simultanſchule; bei der Abſtim- mung ergab ſich Stimmengleichheit, und die Stimme des Vorſitzenden entſchied für die Annahme des Antrages, ungeachtet der dem Collegium unterbreiteten Petition der hieſigen Bürger um Ablehnung des Antrages. Unterm 9. Februar 1876 richteten die katholiſchen und evangeliſchen Bürger der Stadt eine mit 558 Unterſchriften verſehene Petition an die Königl. Re- gierung zu Düſſeldorf, dahingehend, dem betreffenden Beſchluſſe des Stadtver- ordneten - Collegiums die Genehmigung verſagen und die von der Verfaſſung gewünſchte Trennung der Schulen nach den Confeſſionen beibehalten zu wollen. Auf dieſe Petition geruhte die Königl. Regierung zu Düſſeldorf erſt unterm 6. December 1876 durch Schreiben des Landrath-Amtes zu Kempen zu ant- worten, deſſen Aushändigung dagegen erſt am 28. December ds. Js. an den Erſtunterzeichneten der Petition erfolgte: den Tag nachher fand die Einführung der Simultanſchule ſtatt. – Ein ſehr correctes Verfahren im Vergleich zu der gedehnten Rückſicht, die der erwähnten Petition geworden war. – Hierauf wurde unterm 5. Februar 1877 eine neue Petition mit 600 Unterſchriften an Se. Excellenz d. Hrn. Miniſter der geiſtlichen c. Angelegenheiten eingereicht, die indeſſen durch Schreiben des Landrath-Amtes zu Kempen vom 29. Mai 1877 auch abſchläglich beſchieden, indem unter anderm auch auf die finanzielle Lage der Stadt hingewieſen wurde. – 166 – Bei Berathung des Antrages über Einführung der Simultanſchule in der Stadtverordneten-Sitzung vom 19. Januar 1876 hatte der vorſitzende Bürger- meiſter als alleinigen Grund, der für den Antrag ſprechen ſollte, nur den, „daß dadurch der Stadt Koſten erſpart würden, indem es ſonſt unbedingt nothwendig ſei, eine weitere neue Lehrkraft anzuſtellen“, worauf indeſſen erwidert wurde, zur Tragung dieſer Koſten würde die Stadt reſp. Bürgerſchaft ſich gerne verſtehen, wenn nur der confeſſionelle Character der Schule gewahrt würde. Aber auch dieſer einzige Grund – der vorgeblich zur Einführung der Simultanſchule maßgebend geweſen ſein ſollte – wurde hinfällig, indem die an die Einführung der 6klaſſigen ſimultaniſirten Schule geknüpften Erwartungen – Entlaſtung der überfüllten Klaſſen – ſich in ſoweit nicht erfüllten, als der Bürgermeiſter ſchon in der Stadtverordneten-Sitzung vom 9. Januar c. bean- tragte „die Errichtung einer gemiſchten Unterklaſſe an der Mädchenſchule“ mit dem ausdrücklichen Bemerken, auch dieſe eine Klaſſe würde jedenfalls nur für ein Jahr ausreichen. – Koſten ſind ſomit der Gemeinde nicht erſpart worden. Die unterzeichneten Stadtverordneten brachten daher unterm 19. Januar c. den Antrag zur demnächſtigen Verhandlung im Collegium ein: die früher beſtandene Einrichtung der confeſſionell getrennten Schulen wieder einzuführen. Dieſer Antrag wurde dann auch in der Sitzung vom 6. März c. mit 10 gegen 6 Stimmen angenommen. Die Ausführung deſſelben glaubten aber der Bürger- meiſter und die Königl. Regierung zu Düſſeldorf beanſtanden zu müßen, woraufhin die Majorität des Collegiums unterm 18. Juni c. beim Königl. Ober-Präſidium dahin vorſtellig wurde, die Königl. Regierung zu Düſſeldorf anweiſen zu wollen, den Beſchluß des Collegiums vom 9. März c. auf „Tren- nung der confeſſionell vereinigten und Wiedereinführung der confeſſionell ge- trennten Volksſchulen, reſp. Aufhebung der Simultanſchulen“ zur Ausführung bringen zu laſſen. Dieſes Geſuch an das Königl. Ober-Präſidium zu Coblenz um Ausführung eines von der Majorität des Collegiums gefaßten Beſchluſſes wurde durch Beſcheid des Miniſteriums der geiſtlichen, Unterrichts- und Medicinal - Angelegenheiten vom 21. October 1878 ablehnend beſchieden, ohne irgend welche Motivirung einer Widerlegung der angeführten Thatſachen zu geben reſp. geben zu können. Wenn nun Königl. Regierung in dem ablehnenden Beſcheide vom 6. Decbr. 1876 und 29. Mai 1877 und 21. Octbr. 1878 den geſetzlichen Standpunkt bezügl. der Rechtsgültigkeit des mit 8 gegen 8 Stimmen gefaßten Beſchluſſes des hieſigen Stadtverordneten-Collegiums vom 19. Januar 1876 einnimmt, und hierbei auf die pädagogiſchen Gründe und auf die finanzielle Lage der hieſigen Gemeinde hinweiſt, dann dürften wir dieſes auch heute erwarten, wo ein Be- ſchluß des Stadtverordneten-Collegiums von 10 gegen 6 Stimmen vorliegt, ferner die Erſparung von Koſten für die Stadt durch Einführung der Simultanſchule vollſtändig illuſoriſch geworden iſt. Wir glauben wohl berechtigt zu ſein, an das Hohe Haus der Abgeordneten mit der Bitte heranzutreten, dahin geneigteſt wirken zu wollen, daß dem Beſchluſſe des Stadtverordneten-Collegiums vom 9. März c. ſeitens der Königl. Regierung Folge geleiſtet werde. Behntes Kapitel. Oppoſition des katholiſchen Volkes. Die Regierung behielt bei allen Anordnungen, welche ſie auf dem Gebiete der Schule traf, das eine Ziel feſt im Auge: den Einfluß des katholiſchen Clerus zu beſeitigen, wenn und wo er ſich nicht dienſtwillig in den preußiſchen Staatsgehorſam einfügte. Den Miniſtern erſchien die Erreichung dieſes Zieles als die Vorbedingung ſtaatlicher Größe. In dem Umſtande, daß preußiſche Staatsmänner dieſes Ziel zeitweiſe aus den Augen verloren hätten, wollte Bismarck ſogar den Grund für die „immer mehr zunehmende Geſetzesverachtung“ finden. „Das Syſtem ſei Schuld daran, welches ſeit fünfundzwanzig Jahren in der preußiſchen Schule die Erziehung beeinflußt, und welches eine ſolche Losreißung vom Geſetze habe groß werden laſſen.“!) Mit dieſem Syſteme war ſeit dem Amtsantritte Falks gründlich aufgeräumt worden: immer jedoch nur ſo, wie die Gelegenheit es mit ſich gebracht hatte. Die Entfernung der ') Siz. des deutſch. Reichstages v. 21. November 1874. Solche Worte fanden überall ihr Echo; ſelbſt die Lehrer der öffentlichen Geſundheitspflege nahmen Veranlaſſung, zu verſichern: „an eine wahrhaft hygieiniſche Organi- ſation des geſammten Schulweſens könne nicht gedacht werden ohne gründliche Ventilation der auf ihm laſtenden clerikalen Atmoſphäre.“ Vergl. Geigel, Handbuch der öffentlichen Geſundheitspflege und der Gewerbekrankheiten. 2. Auflage Leipzig 1875. S. 390. Als durchſchlagendes Heilmittel für die kranke Zeit bezeichnete der Verfaſſer: (S. 13) „Trennung von Schule und Kirche und Revindication unmittelbaren Verkehrs zwiſchen dem verantwortlichen Culturvolke und den ewigen Principien der Wahrheit.“ In ſolchen unverſtändlichen, gar nicht mehr zerlegbaren Redensarten gab ſich die Ueberhebung des Docenten ebenſo, wie die gewerbsmäßige Unklarheit kirchenfeindlicher Arzneiwiſſenſchaft kund. – 89 I – uOpaccOF aDT Üunboa =ogs oa oGol uogo oaoqut BunqobioloöpnpS aoQ obpF oT uolvjuvada n? SaopplavaS SoQ uopoapuD SVT Ooos) DTuoholog nobob utoa0h =obull un? Bunºloauſ, so goublooß ava 'uo(o)uo nº Buva?hnps voS) utoC aoTuRy oq aoqV BunaoCaan)8. oWoO uonanaGaaoh gpu p0T Bunaoboß aoT upoboa vWG oT uoboß sogICK soT uaplactctG oploabalao oulo uobuuuhvÄ(6 uouopyvhoß uloutob) V oT uoppGutada uoplauL gICK op)OpVg SVT so tuD uoadQuV uoulouopaCIF u0Q put o QuVqada annt : sn0 Bunbuo'aoqon opyaho oah o pvac lutvT 'uoTalat 1o)ada uoloaopuL uo Ouagvu oT bunho? =aF) aogbyoa oulopS) utoC aogun vQ uadQuaoa anu Mda o : uaoT =agog nº aoGG udplula nuoupS adT Üunp).lappuD oQ sv aouaol a! Obol Slpu : o oap)gao 'Qup noT Pohuoboos) o utoIF udagl 1plu aoqv udgloo T panT pl o] apaoquhouobuvun uobunuhpMW dpa panT 0Taua Bunaoboß oT „uoQual 10Tapob pu op!D Tun dquos) uouoT u! 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Sabav dpaW oT ava CD opuudg uopaadhog pu avb dpaW aoT olygº(W oT ouG pou Oulopluſ utoID PVVD adT Sopoa 'uopoagnºnv OgogoK) utouo nv poutaoqyspvv)D oT uoßob uopotoß Poppyctada pu p uput opgoh aopD poppanlob pu o. 040 uvu adTC udolaoq aoToaquo spuoluoßoapnpDuoulouloö)V NOT !9F an uvu Mph göo) aount obuvaßnpD ut op)oa ahoo®) oT ava Joob Ppluſ Tun BunpoF opypay aogun OoT Joat “uoTana to)Voöuv onpS aoT opnoF un? Oloasbuval aoTuW oT vT 'uoyoob p so lo) dpaR OT u0Tadatoß tGyngyluL udavqlvpuOun aould nº lonoaº u! ÜuvainpD aoT ava uoTaghoFF uop)pag adT ONyhloFF aoul hätten.") Danach konnte die Staatsregierung jede, auch die von der Kirche veranlaßte Unterrichtsthätigkeit hindern, ohne daß gegen das ſtaat- liche Verbot ein Rechtsmittel geblieben wäre. Die Katholiken hätten freilich auf entſprechende Aenderung im Wege der Geſetzgebung dringen können: die Majorität des Landtags war aber, – darüber beſtand kein Zweifel, – von vornherein geneigt, jede Ausdehnung der Staatshoheit gutzuheißen, wenn dadurch der ſelbſtändige Einfluß der katholiſchen Kirche beſchränkt würde. Man hätte alſo immer wieder den Weg der Be- ſchwerde bei den Staats-Behörden einſchlagen müßen, wenn nicht ruhiges Ertragen und ſtilles Erhalten des noch beſtehenden Guten vorgezogen wurde. Das Erſtere erſchien nutzlos, das Zweite gefährlich, weil nach Lage der kirchenpolitiſchen Geſetzgebung der Mangel an Prieſtern immer bedenklichere Folgen nach ſich ziehen mußte. In keinem außerdeutſchen Lande befanden ſich die Katholiken in einer ſo wenig günſtigen Lage hinſichtlich der Unterrichtsfreiheit, wie in Preußen. Frankreich hatte ſich durch das Geſetz von 1850 die Unter- richtsfreiheit geſichert. Belgien hatte in dem Geſetze von 1842 den Katholiken die Möglichkeit bewahrt, die ſeit 1830 bereits errichteten Pfarrſchulen zu erhalten und zu vermehren. Der herrſchende Liberalismus verſuchte ſpäter in beiden Ländern jene Freiheit einzuſchränken und ihren Gebrauch den Katholiken zu erſchweren: ſie blieb aber immerhin erhalten. Die Hinderniſſe, welche eine tyranniſche Kammermajorität entgegenſtellte, ') Die Miniſterialinſtruction vom 31. December 183) zur Ausführung der Cabinetsordre vom 10. Juni 1834 –- betreffend die Beaufſichtigung der Privatſchulen, Privat-Erziehungsanſtalten und Privatlehrer, ſowie der Haus- lehrer, Erzieher und Erzieherinnen – bildete den Ausgangspunkt für eine derartige Monopoliſirung des Unterrichts, daß von der in der Verfaſſung garantirten Unterrichtsfreiheit außer dem Namen nicht viel übrig bliebe. Die wichtigſten Beſtimmungen der Inſtruction ſind am Schluſſe des Kapitels mit den ſpäteren ergänzenden Beſtimmungen des Unterrichtsminiſteriums abgedruckt. Die Cabinetsordre vom 10. Juni 183 war ordnungsmäßig auf Befehl des Königs publicirt und durfte deshalb Geſetzeskraft beanſpruchen. Da aber die Miniſterialinſtruction vom 31. December 1839 lediglich auf Grund allerhöchſter Ermächtigung zur Ausführung der Cabinetsordre erlaſſen war, da ferner die auf den Unterricht bezüglichen Artikel der Verfaſſungsurkunde bis zum Erlaß des verheißenen Unterrichtsgeſetzes als ſuspendirt galten: ſo mußte auch die Inſtruction die Kraft allgemein verpflichtender Anordnungen haben. Ob man daſſelbe von den weitergreifenden Auslegungen der Inſtruction ſagen darf, er- ſcheint zweifelhaft. – 171 – dienten ſogar als Sporn, früher Verſäumtes nachzuholen, Verfehltes gut zu machen.”) 4. k In Preußen war dagegen der Schulweg dermaßen vom Geſetze um- hegt, daß jede freie Bewegung unmöglich war. Eine erfolgreiche Oppoſition war nur denkbar, wenn die Staatsregierung auf ein Gebiet gedrängt werden konnte, welches nicht unter dem Schutze des Geſetzzwanges ſtand. Die Geſammtlage der katholiſchen Kirche brachte es nun mit ſich, daß der Miniſter verſuchen mußte, Angelegenheiten ſelbſtändig zu regeln, welche unter allen Umſtänden, um nur nothdürftig Beſtand zu haben, mindeſtens ein wohlwollendes Schweigen von Seiten der Kirche erforderten. Die traditionelle Entſchloſſenheit der preußiſchen Bureaukratie ſchien nicht vor der Erwägung zurückzuſchrecken, daß dieſer Weg zur Verletzung der Glaubens- und Gewiſſensfreiheit führen konnte. Der Liberalismus, auf welchen ſich die Regierung ſtützte, hieß freilich auch das gut: brutal, wie er nun einmal war, glaubte er jedes Hinderniß niedertreten zu dürfen. An der Macht, jeden Menſchenwillen beugen zu können, zweifelten diejenigen nicht, welche ſtets Heerfolge leiſteten, ſobald die eigenen Inter- eſſen das wünſchenswerth erſcheinen ließen. Die Staatsregierung hätte die Sachlage dagegen doch beſſer überſehen und jeden Verſuch unterlaſſen müßen, welcher die Meinung erweckte, als wollte ſie auch die religiöſe Erziehung der Katholiken auf eigene Gefahr beſorgen. Die Anordnungen, welche Falk nach dieſer Richtung traf, waren mehr, als ein Verſuch: ſie ließen ſich als Durchführung eines ganz abgeſchloſſenen Syſtems an. Ob daſſelbe als abgezwungenes Ergebniß ärgſter Noth und Verlegenheit, oder als übermüthige Anwandlung geiſtlicher Staatsallmacht gelten mußte, blieb noch unentſchieden. Jedenfalls war der Weg, den Falk einſchlug, verhängnißvoll: nicht am Wenigſten freilich für den Miniſter und ſeine dienſtwillige Kammermajorität. Er führte die Oppoſition zu einem ge- *) Es war doch Manches verfehlt. Der belgiſche Clerus hatte in den zwölf Jahren von 1830 bis 1842 ohne Staatsunterſtützung 2234 Pfarr- ſchulen gegründet. In Folge des zwiſchen den Liberalen und Conſervativen geſchloſſenen Compromiſſes kam das Geſetz von 1842 zu Stande. Eine große Anzahl der freien Schulen ging als „écoles adoptées“ in die Hände des Staates über. In vielen Gemeinden wurden von da ab freie Schulen nicht mehr er- richtet; man war mit den Communalſchulen, in welchen geſetzlich der Religions- unterricht die erſte Stelle einnahm, zufrieden. So kam es, daß im Jahre 1875 nur noch 958 freie katholiſche Schulen, dagegen 4654 Communalſchulen beſtanden. ſetzlich für den Staat noch nicht beſchlagnahmten Punkt, von welchem aus das ganze Regierungsſyſtem wirkſam angegriffen werden konnte. Es entſprach nun ſchon dem ſeither üblichen Verfahren nicht, wenn der Miniſter den Gebrauch der in den katholiſchen Volksſchulen eingeführten Leſebücher, welche zum Theil mit biſchöflicher Approbation verſehen waren, noch im Jahre 1874 einſeitig verbot. Als aber im Sommer 1875 ein neues, im Auftrage des Miniſters herausgegebenes Leſebuch") eingeführt werden ſollte, fragten ſich die Katholiken erſtaunt: woher denn das Buch die Berechtigung nehme, ſich als Leſebuch für katholiſche Schulen zu be- zeichnen? Lebensbilder von den heiligen Ludgerus und Bonifacius, von Fürſtenberg und Overberg ſollten dem katholiſchen Weſtfalen den Beweis liefern, daß kirchliche Geſinnung auch von der Unterrichtsbehörde gepflegt würde. Für die anderen Provinzen ſollten andere entſprechende Lebens- bilder gewählt werden. Das Volk fühlte aber ſehr bald, daß aus dem Leſebuche abſichtlich Alles ferne gehalten war, was echt kirchlichem Denken und Fühlen entſprach. Mit Rückſicht auf die große Auswahl preußiſcher Geſchichten fragten die betheiligten Eltern: ſeit wann es für katholiſche Aufmerkſamkeit zugewendet werde, als der Weckung und Steigerung der Liebe zur Kirche? Der Miniſter hätte wiſſen müßen, daß für ihn und ſeine Abſichten kaum etwas bedenklicher ſein konnte, als wenn im Volke eine Oppoſition gegen ein Buch, welches in jedes Haus kam, geweckt wurde. Das katho- liſche Volk verſtand es ſehr gut, wenn ihm geſagt wurde: „Das Leſebuch ignorire die Kirche; das ſei aber unerhört; nichts aus der glorreichen Vergangenheit der Kirche zu bieten, als hätte die Menſchheit ihr gar keinen Dank zu widmen: damit lege man eine Geringſchätzung gegen die Kirche an den Tag, die nirgend ſchlechter angebracht und weniger be- rechtigt ſei, als in der für die Kinder katholiſcher Eltern, mit dem Gelde der Letzteren errichteten Schule. Mitwirken, daß dieſer Geiſt kalter Geringſchätzung in die Schulen übertragen würde, hieße: die katholiſchen Kinder zu geiſtigem Siechthum verurtheilen.“*) Obendrein ') Zunächſt für Weſtfalen als „Leſebuch für die Oberklaſſen katholiſcher Volksſchulen im Auftrage des Königlichen Provinzialſchulcollegiums“ heraus- gegeben; danach auch mit entſprechenden Aenderungen für die anderen Provinzen. *) Genau derſelbe Vorwurf wurde einem in den proteſtantiſchen Schulen Hollands eingeführten Buche von Wynne „Geschiedenis van 't vaterland“ konnte dem Buche vorgeworfen werden, daß es Aeußerungen enthielt, welche die Ehrfurcht gegen Gott verletzten.”) Es legte auch hinſichtlich der Aufnahme erotiſch gefärbter Gedichte eine Fahrläſſigkeit an den Tag, welche nahezu den Eindruck der Abſichtlichkeit machte.*) Endlich gingen einzelne Theile des Buches ſo ſehr über die vernünftigen Ziele der Volks- ſchule hinaus,”) daß ein Angriff auf daſſelbe in jeder Beziehung gerecht- fertigt erſchien. Auf Seiten der Katholiken erkannte man die Wichtigkeit der Sache ſofort. Das neue Leſebuch würde ja unter allen Umſtänden eine um ſo ſchärfere Kritik erfahren haben, als eine Behörde die Verantwortung dafür übernommen hatte. Jetzt bot es aber außerdem das Mittel, ohne beſondere Mühe die Oppoſition des katholiſchen Volkes zunächſt in Weſt- falen gegen eine beſtimmte, unzweifelhaft verfehlte Maßregel der Unter- richtsverwaltung hinzuleiten. Aus faſt allen Gemeinden gingen Beſchwerden beim Miniſter ein. Die katholiſchen Eltern verlangten, daß das Leſebuch einen ſtreng confeſſionellen, katholiſchen Character tragen, daß dagegen alberne Liebeständelei in einem Schulbuche keinen Platz finden ſollte. Der Miniſter unterſchätzte die Bedeutung dieſer Beſchwerden. Er ließ vor dem Landtage durchblicken, als halte er die Petitionen vielfach für erpreßt, ohne daß die Unterzeichner dieſelben verſtanden hätten. Wenn er dem katholiſchen Volke näher geſtanden hätte, ſo würde er ſich haben überzeugen können, in welch derben Ausdrücken die Klage über gemacht. Der Abgeordnete Reekers wies darauf hin, wie tadelnswerth es ſei, daß von der glorreichen Zeit der Einführung des Katholicismus um den Nieder- landen gar keine Rede ſei: „dat is“, ſagte der Redner, „het christendorn dood zwijgen.“ In der Repräſentantenkammer zu Brüſſel berief ſich de Härme am 20. Mai 187) auf dieſes Beiſpiel als Beleg für die ganz unausbleibliche Ver- leßung der Parität. Chainbre des répresentants, sess. ordin. 1878/79 pag. 1087. ') Es waren beſonders getadelt die Gedichte: „Des deutſchen Knaben Tiſch- gebet“ und Arndt's Lied: „Deutſcher Troſt.“ *) In dieſer Beziehung gaben beſonders Anlaß zur Klage Vogl's „Er- kennen“ wegen des Verſes: „da ſchaut aus dem Fenſter ſein Schäßlein fromm.“ Arndt's „Kriegers Abſchied“ wegen der Verſe: „Nun ade, fahr wohl Fein- liebchen, weine nicht die Augen roth;“ Schiller's „Lied von der Glocke“ Körner's „Schwertlied.“ *) Als Beleg für die Verirrung nach dieſer Seite geben wir an Schluſſe des Kapitels die einleitende Ueberſicht zur dritten Abtheilung des Buches. Die einzelne Leſeſtücke enthalten ſehr viele weitere Belege. – – -AdP) q)V) SdUd PNATUF) UdST oaoQUP PaU UoqYoö Udg!]Ch! VU UoC Uga adQ dqvöv (( pVU Uo)JoD Udloß oLuvß ouo SopngoldF uopjobuyuog soQ oövpn)ſ U d!! da? RoC U! 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Es war begreiflich, daß ſie bei einer ſolchen Vorausſetzung ſich ermuthigt fanden, ihre An- ſprüche noch mehr zu ſteigern. Vielleicht dachte man auch daran, daß kühnes Vorgehen ſehr oft als Beweis für die Rechtmäßigkeit des Handelns gilt. Genug, die Bezirksregierungen hinderten den Religionsunterricht, welchen die Geiſtlichen außerhalb der Schulzeit ertheilten, durch directes Verbot oder durch Verſagung der Schulräume.") Sogar die Ertheilung des Vorbereitungs-Unterrichtes für die erſte heilige Communion durch die Geiſtlichen wurde an manchen Orten erſchwert.*) Das katholiſche Volk ſchien immer noch anzunehmen, daß es ſich um vorübergehende Irrungen handelte. Die Vorſtände und Vertreter der Schulgemeinden in Münſter erklärten der Regierung, daß die Aus- ſchließung der Geiſtlichen von der Ertheilung des Religionsunterrichtes unmöglich aufrecht erhalten werden könnte: ſelbſt das Intereſſe des Staates fordere unzweifelhaft die Unterweiſung der Kinder in den Heilswahrheiten *) Verfüg. d. Reg. zu Düſſeldorf v. 11. Februar 1875: „Neben dem lehrplanmäßig von dem Lehrperſonal in den katholiſchen Volksſchulen zu erthei- lenden Religionsunterricht ſei ein nebenher gehender gleicher Unterricht durch die Geiſtlichkeit als Bedürfniſ nicht anzuerkennen; daher erſcheine auch eine För- derung deſſelben durch Hergabe der Schulzimmer nicht geeignet.“ *) Die Regierung zu Oppeln verfügte im Juni 1875: „Für den Beicht- unterricht, welcher nicht, wie der Religionsunterricht in der Volksſchule, zugleich den Zwecken des Staates diene, müßten die Schulräume denjenigen Geiſtlichen verſagt werden, die von der Leitung des Religionsunterrichtes ausgeſchloſſen wären; Dispenſationen von Unterrichtsſtunden behufs Theilnahme am Beicht- unterrichte wären nur in beſonderen Nothfällen ſtatthaft.“ Köln. Volksztg. v. 18. Juli 1875. Davon ſtach dann wieder ſehr die Behandlung des proteſtan- tiſchen Confirmandenunterrichts ab. Die Schulinſpectoren der Provinz Bran- denburg waren angewieſen, eine „moraliſche Einwirkung auf den ordnungsmäßigen Beſuch jenes Unterrichts“ auszuüben. Die Regierung von Münſter geſtattete die Dispenſation von Schulſtunden behufs Theilnahme am Communionunterrichte nur für wöchentlich zwei Stunden für die Zeit von 8 Wochen vor Oſtern bis zu dem „herkömmlichen“ Tage der h. Communion. Für Beiwohnung des Beichtunterrichtes ſollte die Dispenſation nicht ſtatthaft ſein. Verfüg. vom 12. September 1875. 12? – 180 – durch die Diener der Kirche.") Die Pfarrer des Decanates Rees ſahen es in ihrer Eingabe an die Düſſeldorfer Regierung als ſelbſtverſtändlich an, daß Lehrer, welche ohne kirchliche Sendung den Religionsunterricht ertheilten, in ihrem Amte nicht belaſſen würden. *) In allen katholiſchen Tageblättern begegnete man neben dem Ausdruck des Erſtaunens über die Einmiſchung des Staates in die religiöſe Erziehung auch der Ueberzeu- gung, daß die Abhülfe nicht ausbleiben werde. Darin täuſchte man ſich aber: die Bezirksregierungen hielten ihre Anordnungen überall aufrecht. Mit voller Beſtimmtheit trat ſogar die Anſchauung hervor, daß es zur Ertheilung des katholiſchen Religionsunterrichtes eines kirchlichen Auftrages überhaupt nicht bedürfe. Die Pfarrer des Decanates Rees mußten ſich von der Düſſeldorfer Bezirksregierung belehren laſſen: „Der Religionsunterricht ſei ein obligatoriſcher Lehrgegenſtand in allen Volks- ſchulen; die Berechtigung zu deſſen Ertheilung ſei nicht ein Ausfluß des geiſtlichen Amtes, ſondern entſpringe lediglich aus der Uebertragung des Lehramtes ſeitens des Staates, und liege als Recht und Pflicht den an- geſtellten Lehrern und Lehrerinnen ob; die Befähigung dazu ſei denſelben nach Beſtehen der vorſchriftsmäßigen Prüfung zuerkannt; die Ertheilung einer ſogenannten missio canonica durch den Diöceſanbiſchof ſei nicht erforderlich.“ *) Wer immer die Frage, um welche es ſich handelte, in ihrer Tragweite überſchaute, mußte ſich freilich auch überzeugt halten, daß dieſe Anſprüche sº *) Die Eingabe datirt vom 5. Juni 1875. *) Eingabe vom 21. December 1874; die Antwort der Regierung vom 20. Februar 1875. „Germania' vom 6. März 1875. “) Nationalliberale Organe, welche der Regierung ſehr zugethan waren, gingen noch viel weiter. Schon im Jahre 1873 hatte die Wochenſchrift: „Im neuen Reiche“ (S. 256) gefordert: „daß der Katechismus aus der Schule ver- ſchwinde und höchſtens noch im kirchlichen Unterrichte gebraucht werde. Der Religionsunterricht ſei auf Einführung in die paſſenden Schriftabſchnitte und auf das Geſangbuch zu beſchränken; die Schriftabſchnitte könnten in dem Leſe- buche untergebracht werden.“ Aehnliche Aeußerungen in den „Neuen Jahr- büchern für Philologie und Pädagogik“ (Band 1 10 Heft 1) ſchloſſen mit der Verſicherung: „Man vertraue nur dem deutſchen Gemüthe, das den Glauben an Gott und die Erlöſung lebendig in ſich birgt, und nur dann auf Abwege geräth, wenn Herrſchſucht und Uebermuth und Unduldſamkeit der Prieſter es irre führt.“ Dazu machten dann wieder katholiſche Blätter die beißende Be- merkung: „Man ſieht, der Schulmeiſter gewinnt immer mehr Anſpruch darauf, eine ſtehende komiſche Perſon zu werden.“ Köln. Volksztg. v. 28. März 1875. – 181 – an ihrer Uebertreibung würden zu Nichte werden. Graf Landsberg durfte im Herrenhauſe ſagen, was man im katholiſchen Volke fühlte: „Es ſei ſchlimmer, als im Innern von Afrika, wo die Kinder in die Sklaverei verkauft würden, wenn man Kinder in Schulen und in einen Religionsunterricht ſchicken müßte, wo Grundſätze gelehrt würden, welche die Eltern nur verwerfen könnten; er für ſeine Perſon wollte ſeine Kinder lieber todt zu ſeinen Füßen ſehen.“ Es konnte nicht fehlen, daß ähnliche Aeußerungen in immer weiteren Kreiſen heimiſch wurden. In Münſter einigten ſich die katholiſchen Familienväter, Alles daran zu ſetzen, damit der Religionsunterricht nicht dem Staate überliefert würde. Die „ſtumme Inſpection“, welche man den Pfarrern noch be- laſſen hatte, wurde als die Veranlaſſung zu einem „widernatürlichen Ver- hältniß zwiſchen Kirche und Schule“ bezeichnet. Dagegen wurde der im Geiſte der Kirche ertheilte und geleitete Religionsunterricht als „Grund- lage der geſammten Erziehung“ zurückgefordert: „ſo wäre es Jahrhunderte lang im Münſterlande geweſen; ſo hätten die großen Schulmänner Fürſtenberg und Overberg gelehrt; ſo müßte es bleiben.“ *) An die Eltern erging die Aufforderung, im Wege der Beſchwerde und der ge- richtlichen Klage alle geſetzlich gebotenen Mittel zu erſchöpfen, um die Anſprüche des Staates zu beſeitigen. – Auf der Generalverſammlung der deutſchen Katholiken zu Freiburg im September 1875 wurden dieſe Anſprüche geradezu als „abſolutiſtiſche Invaſion des religionsloſen Staates in das Gebiet der Kirche“ verworfen. Die Generalverſammlung der ſchleſiſchen Katholiken, welche zu derſelben Zeit in Neiſſe abgehalten wurde, proteſtirte mit ſcharfen Worten gegen „jeden Eingriff in das Recht der Kirche auf Ertheilung und Leitung des Religionsunterrichtes.“ Auf der Generalverſammlung des Mainzer Katholikenvereins erndtete ein Redner lauteſten Beifall, als er auf das Ziel der Staatsanſprüche mit den Worten hinwies: „Man will den Schulmeiſter zum Vorbereiter des Exercirmeiſters machen und Beide hinſtellen als die Cherubim mit flammenden Schwertern vor den Garten des craſſeſten Abſolutismus.“ *) Die Reſolutionen, welche bei dieſen Verſammlungen gefaßt wurden, gipfelten in den Sätzen: „Der Staat hat nicht das Recht, die Schule als ein Monopol für ſich in Anſpruch zu nehmen; ein ſolches Monopol ') Köln. Volfsztg. v. 28. Auguſt und 8. September 1875. *) Domcapitular Haffner auf der Mainzer Verſ. am 22. Sept. 1875. – 182 – in Verbindung mit dem Schulzwange wäre eine unerträgliche Vergewal- tigung des Gewiſſens, weil der Staat dadurch in die Lage gebracht würde, den Kindern unter Anwendung von Zwangsmaßregeln Grundſätze und Lehren beizubringen, welche zum Verderben derſelben gereichen müßten.“) Dem Miniſter Falk waren dieſe Angriffe auf ſeine Schulpolitik nicht unbekannt: er nahm aber keine Veranlaſſung daraus, den Bezirks- regierungen ein rückſichtsvolleres Vorgehen zu empfehlen. Er ließ vielmehr das Verbot gegen die kleinen, dem täglichen Meßopfer angeſchloſſenen Gebete für das Heil der Kirche gerade jetzt amtlich bekannt geben. *) Das Geſammtminiſterium aber erkannte in einer Disciplinarunterſuchung auf Dienſtentlaſſung gegen einen Lehrer, weil dieſer es abgelehnt hatte, den kirchlich unzuläſſigen Weiſungen der weltlichen Behörden in Betreff des Religionsunterrichtes Folge zu geben. *) Vielleicht hätten alle dieſe Vorgänge die Aufmerkſamkeit der Katho- liken nicht in dem Maße, wie es jetzt der Fall war, erregt, wenn nicht aus den Kreiſen der Gönner und Förderer der modernen Pädagogik Erſcheinungen zu Tage getreten wären, welche die Furcht vor der Zukunfts- ſchule rechtfertigen mußten. Man hatte ſchon mißfällig bemerkt, daß bei dem Sommerausfluge Falks nach der Rheinprovinz auch katholiſche Lehrer Gelegenheit nahmen, dem Miniſter „für ſeine heilſamen Reformen auf dem Gebiete der Schule zu danken.“ *) Bedenklicher erſchien der Anſchluß katholiſcher Lehrer an die größeren Lehrervereine. Der Preußiſche Lehrerverein galt ſeither als eine ausſchließlich proteſtantiſche Genoſſenſchaft. Seit einem Jahr- zehnt hatte er aber außerdem ſeiner Abneigung gegen den Offenbarungs- glauben wiederholt offenen Ausdruck gegeben. Eben jetzt hörte man, daß die Mitglieder einer Bezirksconferenz „den fanatiſchen Character des Apoſtels Paulus, wie auch deſſen ſtets geſpanntes Verhältniß zu den Jüngern des Herrn“ verurtheilt hätten. *) In der Verſammlung des Tºn Volksztg. vom 25. September 1875. *) Centralbl. 1875 (S. 538). Dabei paſſirte dieſem miniſteriellen Organe ebenſo wie früher der Münſterſchen Behörde das Mißgeſchick conſequent „Lau - rentiniſche Litanei“ zu ſchreiben. *) Köln. Volksztg. vom 20. Auguſt 1875. *) Die Weſeler Lehrerconferenz ſtimmte dem Danke wenigſtens nachträglich zu. Im Kreiſe Kempen fanden ſich 59 Anhänger Falfs. %) „Preußiſche Lehrerzeitung in dem Berichte über die Conferenz des Rir- dorfer Bezirkes 1875 Nr. 32. rheiniſchen Provinzialverbandes erhoben ferner auch die Katholiken keinen Widerſpruch, als „das Ziel der deutſchen Schule nicht in einer con- feſſionellen, ſondern in einer nationalen Erziehung“ gefunden wurde. *) Auch über die Leſezirkel, die in manchen Kreiſen von katholiſchen Lehrern eingerichtet waren, hörte man ſchlimme Dinge. Es wurde erzählt, daß Zeitſchriften von ſo ausgeſprochener Verachtung gegen das Chriſten- thum, wie die „Schweizeriſche Lehrerzeitung“ war, Aufnahme gefunden hätten. In dem Organ des baieriſchen liberalen Lehrervereins konnte man mit dürren Worten und in mehrfachen Variationen die Behauptung leſen: „das Chriſtenthum vergifte die Schule.“ In anderen Zeitſchriften fanden die Lehrer „geläuterte Vorſtellungen über Gott und Religion“; ſie erfuhren, daß „die chriſtliche Gegenwart im Widerſpruch mit den Geſetzen der Natur und des Menſchengeiſtes“ ſtände. *) Man nahm nicht an, daß die katholiſchen Lehrer, welche ſolche Sachen laſen, dieſen Anſchauungen zuſtimmten; man fürchtete aber doch, daß ſie ſich dem ſchlimmen Einfluſſe, welchen ſchlechte Schriften immer ausüben, auf die Dauer nicht entziehen könnten. Obendrein klagten ſelbſt kirchlich gleichgültige Männer über die bedenklichen Folgen, welche eine ſolche Geiſtesnahrung bereits nach ſich gezogen hätte. Sie ſagten wohl, das Reſultat dieſer modernen Art, mittels leichter Tageslectüre ſich die zünf- tige Bildung zu verſchaffen, ſei nichts anderes, als „Oberflächlichkeit im Erkennen und Denken, verſteckt durch die Fertigkeit, über Alles zu ſprechen; Unbeſtändigkeit und Schwäche im Handeln, unmäßiger Durſt nach ſinnlichem Vergnügen, Sittenloſigkeit und Mangel an Character und Grundſätzen.“ *) Auch in der Schule wollte man die böſen Früchte bereits bemerken: „Im Lerneifer und Pflichtſinne, überhaupt in der moraliſchen Haltung der Jugend ſei ein Rückgang allgemein wahrzu- nehmen.“ *) In Oeſterreich klagte man auf Grund längerer Erfahrung: „Die moderne, ſäculariſirte Schule leiſtet wenig, koſtet aber um ſo mehr; ſie hat den Unfrieden und die ſittliche Verwilderung in die entfernteſten Thäler getragen; man thut, als ob die Bevölkerung bloß des confeſſions- ") Köln. Volksztg. vom 23. September 1875. *) „Im neuen Reich“ 1875 S. 258. *) „Neue Schulzeitung“ 1874. Nr. 1 1 in der Köln. Volks-Ztg. vom 10. September 1875. *) Jahresbericht des Studienrectorates Kaiſerslautern 1875. – 8] – (L8I aoqUoct0D () {-R W ( opyqao PohoaL aoQ Tun opa!W aoC QuoLuouoadapob top) -quobo uoq Snus vaoqF utoQ u! uvu 10a o19Quoa 100D uopnoa noQ unbob aaa Ppu qvhsoQ anu p aoT 'ppact4uo vCF ulo opaRy an? 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Das fühlten die Katholiken um ſo tiefer, je feſter ſie ſelbſt entſchloſſen waren, die Treue gegen den Apoſto- liſchen Stuhl zu bewahren. Wer bürgte ihnen aber jetzt dafür, daß die lediglich vom Staate beſtellten Lehrer dieſelbe Treue halten würden? oder daß der ſtaatliche Religionsunterricht mit der von Gott geoffen- barten Lehre der Kirche übereinſtimmte? In allen Gemeinden der Rheinprovinz und Weſtfalens wurden noch vor Eröffnung des Landtages Petitionen unterzeichnet, welche die Volks- vertretung zum Einſchreiten beſtimmen ſollten. Man wies darauf hin, daß die Kirche nicht erſt vom Staate das Recht erhalten habe, die reli- giöſe Erziehung der Kinder zu beſorgen, daß ihr vielmehr Gott ſelbſt den Auftrag gegeben habe, die Menſchen durch Lehre und Leitung dem Himmel zuzuführen. Die Verfaſſungsurkunde habe dieſes göttliche Recht bloß anerkennen und die Ausübung deſſelben ſicher ſtellen wollen. Die Volksvertretung wurde demnach gebeten, dahin zu wirken, daß die con- feſſionellen Schulen unverletzt erhalten blieben und daß vor Allem die Kirche in der religiöſen Erziehung der Schulkinder nicht behindert würde. „Falls dieſes verfaſſungsmäßig begründete Recht wider Verhoffen ferner beſchränkt oder beſtritten werden ſollte, müßte volle Unterrichtsfreiheit gewährt werden.“ *) Die Staatsregierung mußte aus den Petitionen erkennen, daß man auf katholiſcher Seite die beklagten Maßregeln als einen directen Angriff auf die Glaubens- und Gewiſſensfreiheit betrachtete. Die Wärme und Entſchiedenheit, womit die Klagen vorgebracht wurden, ließen außerdem erkennen, daß das katholiſche Volk nicht gewillt war, eine Schmälerung ") Vom 25. November 1875. In der Miniſterialinſtanz iſt das Arns- berger Urthel freilich reformurt. Weſtf. Merk. v. 5. Januar 1876. *) Die Petitionen der Weſtfäliſchen und Rheintſchen Katholiken ſind am Schluſſe des Kapitels S. 200 ff. abgedruckt. – 189 – jener Freiheit zu ertragen. Wie klar das Volk die ganze Frage erkannte und nach allen Seiten erwog, bewieſen die Reſolutionen, welche in Köln kurz vor Eröffnung des Landtages!) gefaßt wurden. Sie lauteten: 1. Die Volksſchule iſt nicht bloß Unterrichts-, ſondern auch Er- ziehungs-Anſtalt; Erziehung iſt nicht denkbar ohne Religion; die Volks- ſchule darf daher dem Einfluſſe der Kirche nicht entzogen werden. 2. Es iſt die heiligſte Pflicht der Eltern, für die religiöſe Erziehung ihrer Kinder zu ſorgen; ſie dürfen ihre Kinder nicht Schulen anvertrauen, in denen Glaube und Sitten gefährdet ſind. 3. Die Schule iſt eine Hülfsanſtalt der Familie für die Erziehung der Kinder. Die katholiſchen Eltern haben bei dem beſtehenden Schul- zwange das Recht und die Pflicht, katholiſche Schulen für ihre Kinder zu verlangen. 4. Dieſer Forderung haben die thatſächlichen Verhältniſſe in den Rheinlanden ſeit unvordenklichen Zeiten entſprochen; ihre Berechtigung iſt durch die preußiſchen Beſitzergreifungspatente von 1815 anerkannt und durch die preußiſche Verfaſſungsurkunde gewährleiſtet. 5. Die katholiſchen Eltern haben hiernach das Recht zu fordern, daß in der Volksſchule der Religions-Unterricht von den Geiſtlichen als den hierzu berufenen und berechtigten Organen ihrer Kirche geleitet und ertheilt werde. 6. Die Ertheilung des Religions-Unterrichtes in der Volksſchule durch Lehrperſonen, welche nur vom Staate, nicht aber von der Kirche den Auftrag dazu erhalten haben, iſt ein Eingriff in die Rechte der Kirche und der Eltern. 7. Die Entfernung geprüfter und bewährter Lehrkräfte der kirch- lichen Genoſſenſchaften iſt ein unerſetzlicher Schaden für den Unterricht und die Erziehung der katholiſchen Jugend und verurſacht eine erhebliche Mehrbelaſtung vieler Gemeinden. 8. Unter der bisherigen Leitung der Geiſtlichen hat die Volksſchule ihrer Aufgabe durchaus genügt; ſie hat insbeſondere einen geſunden, opferwilligen Patriotismus gefördert. Ein nicht auf Pflichtgefühl be- ruhender ungekünſtelter Patriotismus kann wohl nationale Ueberhebung erzeugen, hat aber noch nie einem Volke zum Segen gereicht. *) Am 10. Januar 1876. – 190 – Der Miniſter Falk mochte ſich doch ſagen, daß es bedenklich ſein würde, dieſen Forderungen gegenüber bei dem ſtarren „Nein!' der Bezirks- regierungen zu verharren. Er durfte das um ſo weniger, als auch auf proteſtantiſcher Seite die Rechtmäßigkeit der von den Katholiken erhobenen Anſprüche anerkannt wurde.") - Statt aber die Frage principiell zu erledigen, begnügte ſich Falk, einige Härten zu beſeitigen. Er hielt daran feſt, daß der katholiſche Religionsunterricht „in der Volksſchule von den vom Staate dazu beru- fenen oder zugelaſſenen Organen unter ſeiner Aufſicht ertheilt würde.“ Geiſtliche, welche „wegen ihrer Stellung zum Staate der Schulaufſichts- Behörde Bedenken erregten, oder allen reſſortmäßigen Anordnungen der- ſelben, insbeſondere hinſichtlich der Lehrbücher, nicht entſprächen,“ wollte der Miniſter von der Ertheilung des Religionsunterrichtes ausgeſchloſſen wiſſen. Die „Leitung des Religionsunterrichtes“ wurde durch die Be- rechtigung „auch fragen und ſtellenweiſe in den Unterricht eingreifen“ zu dürfen, etwas über die „ſtumme Inſpection“ hinaus erweitert; ſie ſollte aber dem Geiſtlichen nur zuſtehen, „ſolange er durch ſein Verhalten nicht diejenigen Zwecke gefährde, welche der Staat mit der Erziehung der Jugend durch die Volksſchule verfolge.“ Die Benutzung der Schullocale für den „kirchlichen Beicht- und Communionunterricht ſollte nur verſagt werden, wenn ein von der Leitung oder Ertheilung des ſchulplanmäßigen Religions- unterrichts ausgeſchloſſener Geiſtlicher gegründeten Verdacht erweckte, daß er den kirchlichen Unterricht benutze, um den ſchlulplanmäßigen Unterricht zu ertheilen.“ *) Einen Augenblick ſchien es, als ob die alte ſprichwörtlich gewordene katholiſche Genügſamkeit ſich auch hier wieder bewähren wollte: hin und wieder las man ſchon anerkennende Worte, die den Miniſter lobten, weil ") Der conſervative Reichsbote' ſchrieb am 24. December 1875: „Das Verlangen der katholiſchen Petenten iſt die ganz natürliche Folge der Falk'ſchen Schulpolitik. Wenn dieſe Politik den Religionsunterricht ebenſo, wie den Rechnenunterricht für Staatsſache erklärt, ſo werden die Mitglieder der Religions- Geſellſchaften gezwungen, den Religionsunterricht für ſich zu reclamiren, oder zu ſagen: dann gebt uns unſere Kinder, daß wir ſie unterrichten, wo und wie wir wollen. Ein ſo unnatürlicher Zuſtand, daß der religionsloſe Staat den Religionsunterricht für die chriſtlichen Confeſſionen übernimmt, kann unmöglich auf die Dauer beſtehen.“ *) Verf. v. 16. Februar 1876; abgedruckt S. 206 ff. – 191 – er beſſer und milder wäre, als die Bezirksregierungen. Es bedurfte aber nur eines Hinweiſes darauf, daß nunmehr die höchſte Verwaltungsſtelle den katholiſchen Religionsunterricht als Staatsſache erklärt hätte, um den Widerſtand mit doppelter Macht hervorbrechen zu laſſen. Die Entſchei- dung Falks hatte alſo die Lage verſchlimmert. Niemand vermochte zu ſagen, auf welche Weiſe die katholiſche Erziehung der Jugend ferner noch ſicher geſtellt werden könnte. Die Macht des Staates kannte kaum noch andere Grenzen, als diejenigen, welche er ſich ſelbſt zog. Wenn aber die Kirche durch ihre Diener ſchulpflichtige Kinder in den Religions- wahrheiten unterrichten ließ, ſo erfolgte Anklage und Verurtheilung wegen „Anmaßung eines öffentlichen Amtes.“ – 192 – Documente zum zehnten Kapitel. 1. Cabinetsordre vom 10. Juni 1834, betreffend die Aufſicht des Staates über Privatſchulen und Privatperſonen, welche ſich mit dem Unterrichte und der Erziehung der Jugend beſchäftigen. Nach den Vorſchriften des Landrechts haben Privatanſtalten und Privat- Perſonen, die ſich mit dem Unterrichte und der Erziehung der Jugend gewerbs- weiſe beſchäftigen wollen, bei derjenigen Behörde, welche die Aufſicht über das Schul- und Erziehungsweſen des Ortes führt, ihre Tüchtigkeit zu dem Geſchäfte zuvor nachzuweiſen und das Zeugniß derſelben ſich auszuwirken. Durch die Be- ſtimmungen des Gewerbe-Polizeigeſetzes vom 7. September 181 I §§ 83–86 ſind die landrechtlichen Vorſchriften zum Theil abgeändert worden, da die Er- fahrung ergeben hat, daß hieraus Mißbräuche und weſentliche Nachtheile für das Erziehungs- und Unterrichtsweſen entſtehen, ſo habe ich mich bewogen gefunden, die Beſtimmungen des Gewerbe-Polizeigeſetzes, inſoweit ſich die Vor- ſchriften des Landrechts abändern, wieder aufzuheben, und das Erforderniß der nachzuweiſenden Qualification für diejenigen Perſonen, welche Privatſchulen und Penſions-Anſtalten errichten, oder ein Gewerbe daraus machen, Lehrſtunden in den Häuſern zu geben, in Gemäßheit der landrechtlichen Vorſchriften §§ 3 und 8, Tit. 12, Th. II. herzuſtellen und feſtzuſetzen, daß ohne das Zeugniß der örtlichen Aufſichtsbehörde keine Schul- und Erziehungs-Anſtalt errichtet, auch ohne das- ſelbe Niemand zur Ertheilung von Lehrſtunden als einem Gewerbe zugelaſſen werden darf. Dieſe Zeugniſſe ſollen ſich nicht auf die Tüchtigkeit zur Unterrichts- Ertheilung in Beziehung auf Kenntniſſe beſchränken, ſondern ſich auf die Sitt- lichkeit und Lauterkeit der Geſinnung in religiöſer und politiſcher Hinſicht erſtrecken. Die betreffende Aufſichtsbehörde ſoll indeſſen nicht befugt ſein, ſolche Zeugniſſe für Ausländer anzufertigen, bevor die Genehmigung des Miniſteriums des Innern und der Polizei erfolgt iſt. In welcher Art hierüber zu verfahren, haben Sie, die Miniſter der geiſtlichen und Unterrichts-Angelegenheiten und der Polizei, gemeinſchaftlich zu berathen und über die den Lokalbehörden zu erthei- lende Inſtruction ſich zu vereinigen. Das Staatsminiſterium hat dieſe für den ganzen Umfang der Monarchie in Anwendung zu bringenden Vorſchriften durch die Geſez-Sammlung bekannt zu machen. Berlin, den 10. Juni 183. Friedrich Wilhelm. (Geſez-Samml. 1834. S. 135.) – 193 – 2. Miniſterial-Inſtruction vom 31. December 1839 zur Ausführung der Allerh. Kabinets-Ordre vom 10. Juni 1834, betreffend die Beauf- ſichtigung der Privatſchulen, Privat-Erziehungsanſtalten und Privatlehrer, ſowie der Hauslehrer, Erzieher und Erzieherinnen. Abſchnitt I. Die Privatſchulen und Privat - Erziehungsanſtalten. § 1. (Wo ſie zuläſſig ſind.) Privatſchulen und Privat-Erziehungsanſtalten ſollen nur da, wo ſie einem wirklichen Bedürfniſſe entſprechen, alſo nur an ſolchen Orten geſtattet werden, wo für den Unterricht der ſchulpflichtigen Jugend durch die öffentlichen Schulen nicht ausreichend geſorgt iſt. § 2. (Erforderniſſe zur Anlegung von Privatſchulen und Privat-Erzieh- ungsanſtalten.) a) Wiſſenſchaftliche Befähigung. Diejenigen Perſonen, welche eine Privatſchule oder Privat-Erziehungsanſtalt gründen, oder eine ſolche fort- ſetzen wollen, haben zuvörderſt ihre wiſſenſchaftliche Befähigung zur Leitung einer ſolchen Anſtalt ganz in derſelben Weiſe, wie die in öffentlichen Schulen anzuſtellenden Lehrer und Lehrerinnen durch ein genügendes Zeugniſ der be- treffenden Prüfungsbehörde darzuthun. Dazu ſind folgende erläuternde Beſtimmungen getreten: a) Ein Bedürfniſ iſt nicht vorhanden, wenn in der betreffenden Gemeinde durch die bereits conceſſionirten Privatanſtalten in Verbindung mit den öffent- lichen Schulen für den Unterricht ausreichend geſorgt iſt. Min.-Reſcript vom 3. Septbr. 1863 (M.- Bl. S. 197) und Min.-Reſcript vom 21. Octbr. 1864 (M.- Bl. S. 208), betreffend die Erörterung der Bedürfniſfrage bei Conceſſio- nirung höherer Privatſchulen. b) Wenn nach § 1 dieſer Inſtruction Privatſchulen und Privat-Erzieh- ungsanſtalten nur da, wo ſie einem wirklichen Bedürfniß entſprechen, alſo nur an ſolchen Orten geſtattet werden ſollen, wo für den Unterricht durch die öffent- lichen Schulen nicht ausreichend geſorgt iſt, ſo ergiebt ſich klar, daß dieſe Vor- ſchrift nicht zum Schutz beſtehen der Privatſchulen, ſondern in Intereſſe des öffentlichen Schulweſens gegeben iſt. Min.-Reſeript vom 27. April 1868 (Centr.-Bl. f. d. U. 1868. S. 371.) c) Den Candidaten der Theologie, welche die Prüfung pro lic. conc. be- ſtanden haben, kann die Gründung und Fortführung von Privatſchulen, in welchen ein über den Lehrkreis der Elementarſchulen hinausgehender Unterricht ertheilt wird, ohne Nachweis ihrer wiſſenſchaftlichen und techniſchen Qualification nicht geſtattet werden. Reſ. vom 25. Oetbr. 185). M.-B. S. 335. d) Was die Beantwortung der Frage betrifft, ob katholiſche Geiſtliche auf Grund der beſtandenen Kurat-Eramina ohne Lehrerprüfung für befähigt zu er- achten ſind, eine Elementarſchule ſelbſtändig zu verwalten, ſo kann deren ver- meinende Beantwortung nach Maßgabe der beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen Und der auf Grund derſelben erlaſſenen Anordnung nicht wohl zweifelhaft ſein. Schulte, Kampf um dic Schule. 3 – 6 – NW 'uo)Vuvsbunaas)-valaſ Tun uomplvalaſ uouoQuvjaaa dpaLog uoaq u! adC Cuong UdW adq! sdaqVL udWo sould allmjpS uv vq öo p o T (uo) VUVsöun)dlaS)-PVaaſ Qun tom(plvaaſ dyT adqy (padgsoaqvQ) 8 § (P) NaAdWal )VpluVsBunja Lag) -PValaſ Tun d]N(PPValaſ Aduld döV)U)ć an luqmv)a§) dQol ! : § (pvſ PV) Ud)Jol n. Övagu)8. u Sulopluqmv)aS) SoC Üunöyadsn)ć oq 'qoluoBobpud uoguoCoMº unoy uogloudC ultda Cun 'uo(pad) n. 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Privat le hr er. § 11. (Wie ſich Privatlehrer über ihre wiſſenſchaftliche und ſittliche Tüch- tigkeit auszuweiſen haben.) Perſonen, welche ein Gewerbe daraus machen, in ſolchen Lehrgegenſtänden, die zum Kreiſe der verſchiedenen öffentlichen Schulen gehören, Privat-Unterricht in Familien oder in Privatanſtalten zu ertheilen, ſollen ihr Vorhaben bei der Orts-Schulbehörde anzeigen und ſich bei derſelben über ihre wiſſenſchaftliche Befähigung durch ein Zeugniß der betreffenden Prüfungsbehörde, und über ihre ſittliche Tüchtigkeit für Unterricht und Erziehung in derſelben Art ausweiſen, wie in §§ 2 und 3 in Hinſicht der Vorſteher und Vorſteherinnen von Privatſchulen und Privat-Erziehungsanſtalten vorgeſchrieben iſt. Wollen ſie in Fächern, die nicht in den verſchiedenen öffentlichen Schulen gelehrt werden, Privatunterricht ertheilen, ſo haben ſie nur ihre ſittliche Tüchtig- keit für Unterricht und Erziehung auf die im § 3 verordnete Art bei der Orts- ſchulbehörde näher darzuthun. § 15. (Erlaubniſſchein für Privatlehrer. Denjenigen Perſonen, gegen deren wiſſenſchaftliche Befähigung für den Unterricht und die Erziehung der Jugend nichts zu erinnern iſt, ſoll von der Orts-Schulbehörde ein jedesmal für ein Jahr gültiger, jedoch widerruflicher Erlaubniſſchein zur Ertheilung von Privat-Unterricht ſowohl in Familien als in Privatſchulen und Privat-Erzieh- ungsanſtalten unentgeltlich ertheilt werden. § 16. (Ausnahmen. Geiſtliche und öffentliche Lehrer, auch die an öffent- lichen Schulanſtalten beſchäftigten Sprach-, Geſang-, Muſik- und Zeichenlehrer ſind für befähigt zu erachten, Privatunterricht in Familien und Privatſchulen zu ertheilen; ſie bedürfen hierzu keines beſonderen Erlaubniſſcheines und haben ihr Vorhaben blos bei der Orts-Schulbehörde anzuzeigen. Den Studirenden auf den Landes-Univerſitäten und den Schülern der oberſten Klaſſe der gelehrten Schulen ſoll geſtattet ſein, ohne einen beſonderen Erlaubniſſchein, Privatunter- richt in Familien und in Privatanſtalten zu ertheilen, wenn ſie ſich über ihre wiſſenſchaftliche und ſittliche Befähigung für Unterricht und Erziehung durch ein genügendes Zeugniſ reſp. des Rectors der Univerſität oder des Directors der gelehrten Schule, welche ſie beſuchen, der Orts-Schulbehörde zuvor ausge- wieſen haben. § 17. (Beaufſichtigung der Privatlehrer.) Die Orts-Schulbehörde ſoll über die Wirkſamkeit der Privatlehrer und Privatlehrerinnen eine geregelte, den örtlichen Verhältniſſen anzupaſſende Aufſicht führen, bei Unregelmäßigkeiten, welche auf ein unſittliches Verhalten derſelben ſchließen laſſen, ſowie wenn in religiöſer oder politiſcher Beziehung Bedenken entſtehen, ſich mit der Orts-Schul- behörde in Mittheilung ſetzen, und wenn der Verdacht ſich beſtätigen ſollte, die Erneuerung des in § 15 gedachten Erlaubniſſcheines verſagen, auch nach Be- 13. – 196 – finden der Umſtände die Entfernung unſittlicher oder politiſch verdächtiger Per- ſonen aus dem Lehrſtand bei der Vorgeſetzten Königlichen Regierung in Antrag bringen. Dazu iſt erlaſſen folgende Verfügung der Königl. Regierung zu Düſſeldorf vom 24. Auguſt 1874: Nach § 17 der Miniſterial-Inſtruction vom 31. Decbr. 1839 iſt die Zuläſſigkeit der Unterrichtsvertheilung durch alle Privatlehrer weſentlich auch davon abhängig gemacht, daß gegen die gedachten Perſonen in religiöſer oder politiſcher Beziehung – wobei unter den gegenwärtigen Verhält- niſſen ganz beſonders das kirchenpolitiſche Verhalten in Betracht zu ziehen iſt – kein Bedenken obwaltet, was zunächſt von der Ortsbehörde, beziehungsweiſe den höheren Inſtanzen zu prüfen iſt. – Dieſe Vorſchrift bezieht ſich ſelbſtverſtänd- lich auch auf Geiſtliche, welche als Privatlehrer auftreten, und iſt daher ſowohl die Erlaubniſ zur Eröffnung als die Geſtattung der Fortertheilung des Privatunterrichtes von Erſüllung dieſer Vorſchrift abhängig. Düſſeldorf, den 21. Auguſt 1871. Königl. Regierung, Abtheil. des Innern. An ſämmtliche Herren Landräthe der Land- und Stadtkreiſe. 1. V. A. (528). § 18. Perſonen, welche Kinder aus mehreren Familien gemeinſchaftlich unterrichten, ſind als Privatlehrer oder Privatlehrerinnen zu betrachten und zu behandeln, wenn ſie in Gemäßheit eines Vertrages, gleichviel ob mit einer Familie oder mit mehreren, jedoch nur mit beſtimmten einzelnen Familien, die Kinder derſelben in ebenfalls feſtgeſetzten Lehrgegenſtänden gegen eine feſte Ver- gütigung unterrichten. Dabei bleibt aber nach einem an die Königl. Regierung zu Düſſeldorf ge- richteten Miniſterialerlaß vom 23. Mai 1868 „lediglich der Königl. Regierung überlaſſen, zu beurtheilen, ob die betreffende Schule in die Kategorie einer Privat- ſchule nach Maßgabe der §§ 1, 2, 3, 4 der Inſtruction fällt.“ Die Regierung zu Düſſeldorf hatte verfügt, daß zu der betreffenden Familienſchule nicht mehr als ſechs Kinder gehören ſollten. 3. Circular-Verfügung der Königlichen Regierung zu Düſſeldorf vom 10. September 1874. Der Herr Miniſter der geiſtlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegen- heiten hat unter Hinweis auf die Beſtimmung der Miniſterialinſtruction vom 31. December 1839, nach welcher Privatſchulen und Privat-Erziehungsanſtalten nur da, wo ſie einem wirklichen Bedürfniſſe entſprechen, alſo nur an ſolchen Orten geſtattet ſind, wo für den Unterricht der ſchulpflichtigen Jugend nicht ausreichend geſorgt iſt, die Erwartung ausgeſprochen, daß dieſe Vorſchrift nun- mehr wirklich und vollſtändig zur Ausführung gebracht werde. Die betreffenden Behörden haben demgemäß vor Allem die Aufgabe, für den Unterricht der ge- ſammten vorhandenen ſchulpflichtigen Jugend überall durch Einrichtung öffent- licher Schulen Sorge zu tragen und dadurch das Bedürfniſ von Privatſchulen zu beſeitigen. – 197 – Wir nehmen hieraus Anlaß, den Herren Landräthen die ſtrikte Durch- führung der obigen Beſtimmung in ihren Kreiſen zur Pflicht zu machen. Ins- beſondere müßen diejenigen Privatſchulen, an welchen Mitglieder geiſtlicher Genoſſenſchaften thätig ſind, und welche den beſtehenden öffentlichen Volksſchulen die ſchulpflichtigen Kinder entziehen, dadurch aber die Entwicklung und Fort- bildung der Volksſchulen beeinträchtigen, in Wegfall kommen. Wir beſtimmen deshalb, daß, wo und inſoweit die Volksſchulen nach ihrem gegenwärtigen Um- fange zur Aufnahme ſchon im Stande ſind, die dieſen Privatſchulen bisher zugehörigen ſchulpflichtigen Kinder den beſtehenden öffentlichen Volksſchulen überwieſen werden, den Conceſſionsinhabern aber unterſagt werde, ſchulpflich - tige Kinder ferner in ihre Privatſchulen aufzunehmen. Wo der Ausführung dieſer Beſtimmung aber zur Zeit noch Hinderniſſe entgegenſtehen ſollten, iſt auf die Beſeitigung derſelben durch Vorbereitung der Ereirung neuer Lehrſtellen, event. neuer Schulanlagen ſchon jetzt ernſtlich Be- dacht zu nehmen. Düſſeldorf, den . (). September 187. Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. 4. Aus dem Leſebuche für die Oberklaſſen katholiſcher Volksſchulen. Dritte Abtheilung. Vaterländiſche Dichtung. Ein leitende ll eberſicht. „Auf allen Gebieten geiſtiger Thätigkeit ſteht die deutſche Nation den aus- gezeichnetſten Völkern des Erdkreiſes ebenbürtig zur Seite. Kein Volk kann ſich rühmen, zur Vervollkommnung und Bildung der Menſchheit Größeres mitge- wirkt zu haben keins hat größere Denker, Forſcher und Künſtler aufzuweiſen. Vor allem aber ſind es die Werke unſerer Dichter, die unermeßlichen Schätze der deutſchen Poeſie, welche jedes deutſche Herz mit Freude und Stolz erfüllen. Die deutſche Dichtung umfaßt einen Zeitraum von mehr als tauſend Jahren alle Stände des Volkes haben ſich im Laufe dieſer Zeit mit Eifer an derſelben betheiligt. Im Anfange der chriſtlich-deutſchen Zeit war der geiſt - liche Stand Vertreter aller Bildung und beſonders der Dichtung, durch welche dem Volke, namentlich von den Klöſtern aus, chriſtliche Empfindung und Ge- ſinnung vermittelt wurde. Noch aus dem 9. Jahrhundert n. Chr. haben wir zwei große Heldengedichte, von denen das eine gewöhnlich „der Heliand“ d. i. Heiland, das andere „der Kriſt“ genannt wird. Beide behandeln das Leben des Heilandes nach den vier Evangelien. Der Heliand, ein ausgezeichnet ſchönes Gedicht, iſt in niederdeutſcher Mundart und in ſtabreimen der Form geſchrie- ben; der Verfaſſer iſt unbekannt. Der Kriſt iſt von dem Mönche Otfried zu Weißenburg im Elſaß verfaßt; es iſt das älteſte deutſche Gedicht, welches in Endreimen geſchrieben iſt. «- Nach der Geiſtlichkeit, um die Mitte des zwölften Jahrhunderts, übernahm der Ritterſtand die Pflege der Poeſie, und die Nagnen Heinrich V. Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von Eſchenbach, Gottfried von – 198 – Straßburg und beſonders Walther von der Vogelweide waren damals und ſind noch heute wegen ihrer herrlichen Geſänge und Lieder unter den Dichtern erſten Ranges geprieſen. Man nennt dieſe Dichter die Minneſänger, weil ſie die Minne d. i. die Liebe, ſowohl die himmliſche, wie die irdiſche, in warmer Begeiſterung feierten; darum heißen auch ihre Lieder Minnelieder. Zu dieſer Zeit erwuchſen auch aus den Sagen und Erinnerungen des Volkes ſelbſt die umfangreichen Heldenlieder von den Nibelungen und von der Gudrun. Beide Gedichte preiſen die deutſche Treue. Das Nibelungenlied beſingt die Treue der Gattin und der Vaſallen in Noth und Tod, und führt uns die großartigen Geſtalten eines Siegfried von Hagen, einer Chriemhild und Brunhild, und viele andere herrliche Bilder vor. Das Gudrun lied, milder und lieblicher in den Charakteren, iſt ein Gedicht von der bräutlichen Treue, welche die edle Gudrun in herben Schickſalen voll Demuth und Geduld ihrem Verlobten bewahrt. An fühnen Wagniſſen und todesmuthigen Thaten zu Land und Meer fehlt es auch hier nicht, und der Sänger Horant und der Krieger Wate ſind ſo herrliche Ge- ſtalten, daß ſie den beſten in dem Nibelungenliede ſich an die Seite ſtellen dürfen. Aber das Nibelungenlied hat einen grauſigen Ausgang; es endet mit dem Blut- bade faſt aller Helden; das Gudrumlied ſchließt heiter; auf Leid und Kampf folgt hier Sieg und Freude. Mit Recht nennt man dieſe ſchöne Zeit des drei- zehnten Jahrhunderts die erſte Blütheperiode der deutſchen Dichtung. Im vierzehnten Jahrhundert trafen in Deutſchland mancherlei Unglücksfälle zuſammen, durch welche die Geiſter vielfach gelähmt wurden. Die ritterliche Poeſie ſank und verſchwand. Die Luſt der Lieder flüchtete ſich in die Städte, welche allmählich mächtiger und wohlhabender geworden waren, und fand ihre vorzüglichſte Pflege beim Handwerk erſtande. Das iſt die Poeſie der Meiſter- ſänger. Unter dieſen iſt der fruchtbarſte und geprieſenſte der allbekannte Hans Sachs, Schuhmachermeiſter in Nürnberg. Bald nach der Reformation ging die deutſche Dichtung auf den Gelehr- tenſtand über. Sie verlor dadurch viel an ihrem volfsthümlichen Charakter; man gefiel ſich in Nachahmungen fremder Dichtungen, oder in gekünſtelten und gezierten Liedlein. Nur in dem Volkslied und im Kirchenlied erhielt ſich die deutſche Innigkeit und Wärme lebendig. Der dreißigjährige Krieg mit ſeinen Folgen erſtickte auf lange Zeit faſt jeden geiſtigen Keim in unſerm Volfe. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erwachte in Deutſchland ein neues ſchönes Geiſtesleben, und mit dieſem beginnt die zweite und herrlichſte Blüthe - periode unſerer Poeſie. Sie wurde von vielen trefflichen Männern vorbereitet und begleitet, aber ihren Höhepunkt erreichte ſie zunächſt in Klopſtock und Leſſing, dann aber beſonders in Göthe und Schiller. Klopſtock war der erſte, der der Poeſie wieder einen edleren Inhalt und einen höheren Schwung verlieh; die erſten Geſänge ſeines „Meſſias“, eines Heldengedichtes über die Er- löſung des Menſchengeſchlechtes, übten auf die Zeitgenoſſen einen gewaltigen Einfluß aus. Leſſing zeichnete mit ſicherem Scharfblick das wahre Weſen der Poeſie und reinigte ſie gründlich von den Geſchmackloſigkeiten, welche durch die Nachahmung des Ausländiſchkn bei uns herrſchend geworden waren. Dabei war – 199 – er ein Meiſter in der Darſtellung, der eigentliche Begründer und noch heute das unübertroffene Muſter deutſcher Proſa. Göthe und Schiller umfaßten alle Zweige der Poeſie und ſchufen epiſche, lyriſche und dramatiſche Dichtungen, die in ganz Deutſchland eine wahre Begeiſterung entflammten. Die deutſche Litteratur und namentlich die Poeſie wurde fortan ein Gemeingut des Volkes, nicht mehr an irgend einen Stand gebunden. Sie umſchlang mit einem einheitlichen Bande alle Stände in Nord und Süd. Es ging durch das deutſche Volk eine Stim- mung, wie ſie von Uhland treffend gezeichnet iſt in dem Gedichte: „Freie Kunſt.“ „Singe, wem Geſang gegeben, In dem deutſchen Dicherwald, Das iſt Freude, das iſt Leben, Wenn's von allen Zweigen ſchallt. Nicht an wenig ſtolze Namen Iſt die Liederkunſt gebannt; Ausgeſtreuet iſt der Samen Ueber alles deutſche Land. Deines vollen Herzens Triebe Gib ſie keck im Klange frei! Säuſelnd wandle deine Liebe, Donnernd uns dein Zorn vorbei. Singſt du nicht dein ganzes Leben, Sing doch in der Jugend Drang! Nur im Blüthenmond erheben Nachtigallen ihren Sang. Kann man's nicht in Bücher binden, Was die Stunden dir verleih'n: Gib ein fliegend Blatt den Winden! Munt’re Jugend haſcht es ein. Fahret wohl, geheime Kunden, Nekromantif, Alch ) mie! Formel hält uns nicht gebunden, Unſ're Kunſt heißt Poeſie. Heilig achten wir die Geiſter, Aber Namen ſind uns Dunſt Würdig ehren wir die Meiſter, Aber frei iſt unſre Kunſt. Nicht im kalten Marmorſteinen, Nicht in Tempeln dumpf und todt; In den friſchen Eichenhainen Weht und rauſcht der deutſche Gott.“ – 200 – 5. Reſolutionen der am 19. October 1875 zu Münſter gehaltenen Ad Katholiken-Verſammlung. 1. Wir verlangen, daß, dem Art. 24 der preußiſchen Verfaſſungs-Urkunde und den in Weſtfalen zu Recht beſtehenden Schulordnungen entſprechend, die Leitung und Ertheilung des Religions-Unterrichtes in der Volksſchule, ſowie die religiöſe Erziehung überhaupt, ganz in derſelben Weiſe wie bisher von der Kirche ausgeübt werde. Insbeſondere verlangen wir, daß der Religions-Unterricht durch die Pfarr- geiſtlichkeit und neben derſelben durch die von der Kirche dazu bevollmächtigten und beauftragten Lehrer ertheilt werde, und zwar in einer der hohen Wichtigkeit und Würde des Gegenſtandes angemeſſenen Stundenzahl, innerhalb der ſchul- planmäßigen Unterrichtszeit, im Schul-Loeale und nach den von der Kirche vorgeſchriebenen Lehrbüchern. 2. Wir wollen, dem Art. 24 der Verfaſſung gemäß, die confeſſionelle, für uns alſo die katholiſche Schule, weil ſie allein eine Bildung und Erziehung unſerer Kinder nach den Lehren unſeres Glaubens garantirt und weil nur dieſe Garantie den ſtaatlichen Schulzwang zuläſſig machen kann. 3. Wir erklären: Wenn die vorſtehend aufgeſtellten Forderungen nicht er- füllt werden, ſo müßen die Katholiken alles aufbieten, um dem alsdann unzuträglich werdenden Staatsſchulmonopole gegenüber die allgemeine Unterrichts- Freiheit zu erſtreiten. 4. An alle katholiſchen Gemeinden Weſtfalens ergeht daher hiermit die dringende Aufforderung, alle geſetzlichen Mittel in Bewegung zu ſetzen, um den in den obigen drei Reſolutionen ausgeſprochenen Grundſätzen uneingeſchränkte Geltung zu verſchaffen. « 6. Petition weſtfäliſcher Katholiken an beide Häuſer des Preußiſchen Landtags betreffend den katholiſchen Religionsunterricht, von December 1875. Die Maßregeln, welche man von Seiten der Staatsregierung ſeit dem Erlaß des Schulaufſichts-Geſetzes vom 11. März 1872 auf dem Gebiete des Schulweſens getroffen hat, müßen die ernſteſten Beſorgniſſe der Katholiken wachrufen. Wir unterlaſſen es für jetzt, gegen diejenigen Verfügungen Beſchwerde zu führen, welche durch ihre einſeitige Anwendung auf die katholiſche Volksſchule den Grundſätzen der Parität nach unſerer Ueberzeugung nicht entſprechen. Da- gegen halten wir uns verpflichtet, die Aufmerkſamkeit des Hohen Hauſes auf diejenigen Anordnungen des Herrn Miniſters der geiſtlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten hinzulenken, welche die Ertheilung des katho - liſchen Religions- Unterrichtes betreffen. h Nach einer Circular-Verfügung der Königl. Regierung zu Düſſeldorf an ſämmtliche Landräthe und katholiſche Kreis-Schulinſpectoren d. d.. Düſſeldorf den 3. Februar 1875 hat der Herr Miniſter der geiſtlichen 2c. Angelegenheiten – oz – IP)dD dQUdW)0. djd)S (4 udaqValdB m§ 1 d ( ! da s] paa d] U ll d]) a a d] BodöTunaö Sloadq Bunlv.laoR adT FF QUm ()? Uldg!]a)F UdT U N a)dluumll HUm – 0]]]0. UdTadal Uapaloq Qun PuPa(Pldg Udlaq.INI ANTA U(AdUAdl (PdU d]NTU)Abdq BPUl§öunlv.lada HoldC Sun HllV – AdqV ANCO : UdQAda Py(Pldb sd](PaaMull-HUGVN( Hd Q Üun)ldq)aF) Qun BunPldF adT U! PldqldaL d]]00 nV N](PdU Ulda] U! Ud)O(pl)]dld(®)-SUCI BJoU dq VT ’0 ava. 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Februar 1875 lautete: Ueber die Ertheilung des ſchulplanmäßigen Religionsunterrichts in den Volksſchulen hat der Herr Miniſter der geiſtlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten folgende Entſcheidung getroffen: „Es iſt keine geſetzliche Beſtimmung vorhanden, daß der Geiſtliche ſelbſt- ſtändig Unterricht überhaupt, oder Religionsunterricht insbeſondere, in der Volksſchule ertheilen ſolle, oder dürfe, oder daß er den Lehrer hierin zu Ver- reten habe. Die Ertheilung des Religionsunterrichts als eines obligatoriſchen Lehr- gegenſtandes der Schule, fällt vielmehr dem Lehrer zu, welcher für denſelben ſpeciell vorgebildet und als dazu befähigt durch ſeine Berufung zu der Lehrer- ſtelle zu der Ertheilung dieſes wie aller übrigen ſchulplanmäßigen Gegenſtände verpflichtet und berechtigt iſt. Die Religionsgeſellſchaften und ihre Organe, die Geiſtlichen, in ihrem Auf- trage, leiten nur den Religionsunterricht nach Art. 2 der Verfaſſungs-Urkunde, welcher allein überdies noch nicht formelles Recht gewährt, aber doch factiſch als Norm gilt. Die Leitung des Religionsunterrichts iſt jedoch von der Ertheilung deſſelben weſentlich verſchieden. In Bezug auf die Leitung des Religions-Unterrichts hat der Herr Miniſter demnächſt unterm 31. December er entſchieden, daß die zuſtändige Königliche Regierung nicht minder befugt wie berufen iſt, jedem mit der Leitung des Religionsunterrichts in der Volksſchule befaßten Geiſtlichen den Zutritt zu dem- ſelben zu verſagen, wenn ſein Verhalten diejenigen Zwecke zu gefährden geeignet iſt, welche der Staat mit der Erziehung der Jugend durch die Volksſchule ver- folgt. – Im eintretenden Falle wird der Religionsgeſellſchaft, beziehungsweiſe den betreffenden kirchlichen Oberen zu überlaſſen ſein, für jenen Zweck einen anderen Geiſtlichen zu beſtimmen, mit deſſen Betheiligung am Schulweſen die Königliche Regierung im ſtaatlichen Intereſſe ſich einverſtanden zu erklären Verlllag. Was endlich die Betheiligung der ſtaatlichen Schulaufſichts-Organe bei der Beaufſichtigung des in der Volksſchule ertheilten Religionsunterrichts betrifft, ſo hat der Herr Ober-Präſident der Rheinprovinz in einem Spezialfall ent- ſchieden, daß dem Kreisſchul-Inſpector zwar über den rein dogmatiſchen Inhalt dieſes Unterrichts eine Controle nicht zuſtehe, wohl aber über die Form der Unterrichtsvertheilung, über die dabei gehandhabte Schulzucht e. – Zu dieſer Controle hat der Schulinſpector nicht nur das Recht, ſondern auch die Ver- pflichtung, indem der in den katholiſchen Volksſchulen neben dem vom Lehrer ertheilten bibliſchen Geſchichtsunterricht etwa von dem Pfarrer oder deſſen Ver- treter gegebene Religionsunterricht, in den für den Religionsunterricht überhaupt normalmäßig feſtgeſetzten Stunden enthalten iſt und ſo einen integrirenden Theil des obligatoriſchen Schulunterrichts bildet. – – g0Z – SoQ udBuna(!!!sn)F adT dBOL u! „ud(pValadq! 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Die Ertheilung einer ſogenannten Missio canonica durch den Diöceſanbiſchof als Bedingung der Ertheilung des Religionsunterrichtes in den öffentlichen Volksſchulen durch das Lehrerperſonal iſt nicht erforderlich.“ A In den vorſtehenden amtlichen Erlaſſen werden Theorieen aufgeſtellt, welche den in der Volksſchule zu ertheilenden religiöſen Unterricht ebenſo wie jeden anderen Unterricht ausſchließlich den Organen der Staatsgewalt unterordnen und die Kirche auf das Recht der Beſchwerdeführung beſchränken, ohne irgend welche Garantie dafür zu bieten, daß die Organe der ſtaatlichen Schulaufſicht die nach kirchlicher Auffaſſung begründeten Beſchwerden berückſich- tigen werden. Leider hat man bereits vielfach dieſe Theorieen in die Praris übertragen. In zahlreichen Gemeinden iſt den Geiſtlichen der Zutritt zur Schule unterſagt worden, weltliche Lehrer, welche den nach katholiſcher Auf- faſſung zur Ertheilung des Religionsunterrichtes nothwendigen Auftrag von Seiten der kirchlichen Behörden nicht erhalten hatten, ſind angewieſen worden, katholiſchen Religionsunterricht in der Volksſchule zu ertheilen, wodurch für die Lehrer ſelber eine Gewiſſensbeſchwerde, für die katholiſchen Eltern ein unerträg- licher Zwang geſchaffen wurde endlich hat man ſogar ſolchen Lehrern, welche ſich offen als ſogenannte Altkatholiken erklärten, den ſchulplanmäßigen Religions- unterricht katholiſcher Kinder überwieſen und die desfallſige Beſchwerde fatho- liſcher Eltern nicht berückſichtigt. Das ſind Zuſtände, welche ſowohl dem beſtehenden Rechte, als auch dem Geiſte und dem Wortlaute der Verfaſſung entſchieden widerſprechen, Zuſtände, welche das natürliche Recht der Eltern auf das Empfindlichſte verletzen, die religiöſe Erziehung der Kinder weſentlich beein- trächtigen und einen Gegenſatz zwiſchen Schule und Haus hervorrufen, der auf die Dauer mit dem Wohle der bürgerlichen Geſellſchaft unvereinbar iſt. Es ſtellen demnach die unterzeichneten Staatsbürger bei dem Hohen Hauſe den Antrag, die königliche Staatsregierung aufzufordern: I) der in dem beſtehenden Rechte begründeten und verfaſſungsmäßigen Forderung einer „möglichſten Berückſichtigung der confeſſionellen Verhält- miſſe bei Einrichtung der Volksſchule“ überall, auch bei der Schulaufſicht gerecht zu werden; 2) die nach der Verfaſſung den einzelnen Religionsgeſellſchaften zuſtehende Leitung des religiöſen Unterrichts in der Volksſchule in der früheren Weiſe den Religionsgeſellſchaften zu belaſſen.“ – 206 – 9. Miniſterial-Erlaß vom 18. Februar 1876, betreffend den katholiſchen Religionsunterricht. Aus Anlaß einer Reihe bei mir angebrachten Beſchwerden hatte ich die Kgl. Regierungen mittels Verfügung vom 6. October v. J. zu einer näheren Erörterung verſchiedener Geſichtspunkte veranlaßt, welche in Betreff des katho- liſchen Religionsunterrichtes in den Volksſchulen zu beachten ſei. Nach Prüfung der hierauf erſtatteten Berichte bezeichne ich folgende Geſichtspunkte als diejenigen, Von welchen bei der Behandlung des gedachten Unterrichtes fortan auszu- gehen iſt: 1) Der ſchulplanmäßige Religions-Unterricht wird in der Volksſchule von den vom Staate dazu berufenen oder zugelaſſenen Organen unter ſeiner Auf- ſicht ertheilt. 2) Die Ertheilung dieſes Unterrichts liegt in erſter Linie den an der Schule angeſtellten Lehrern und Lehrerinnen ob, welche in der vorgeſchriebenen Prüfung die Befähigung dafür nachgewieſen haben. Daſſelbe gilt von denjenigen Geiſt- lichen, welche, wie dies in einzelnen Gegenden noch vorkommt, gleichzeitig als Lehrer an Volksſchulen angeſtellt ſind. 3) Wo es bisher üblich war, den ſchulplanmäßigen Religions-Unterricht zwiſchen dem angeſtellten Lehrer und dem Pfarrer oder deſſen ordentlichen Ver- treter (Vicar, Caplan) dergeſtalt zu theilen, daß Erſterer die bibliſche Geſchichte, Letzterer den Katechismus übernimmt, kann es unter der Vorausſetzung auch fernerhin dabei bewenden, daß der Geiſtliche in Bezug auf ſeine Stellung zum Staat der Schulaufſichtsbehörde kein Bedenken erregt und allen reſſortmäßigen Anordnungen derſelben, insbeſondere hinſichtlich der Lehrbücher, der Vertheilung des Unterrichtsſtoffes auf die einzelnen Klaſſen, der Schulzucht und pünktlichen Innehaltung der Lehrſtunden pflichtmäßig entſpricht. Demgemäß ſind Geiſtliche, welche wegen Nichterfüllung einer dieſer Vor- ausſetzungen die Kreis- oder Lokal-Schulinſpection hat entzogen oder welche von der Leitung des ſchulplanmäßigen Religions- Unterrichts haben ausgeſchloſſen werden müßen, ſelbſtredend auch von der Ertheilung des letzteren auszuſchließen. ) An Orten mit confeſſionell gemiſchter Bevölkerung, in welchen ein katho- liſcher Lehrer nicht vorhanden iſt, kann der geſammte Religions-Unterricht, wenn es bisher ſo üblich war, unter den zu 3 erwähnten Vorausſetzungen auch ferner den Geiſtlichen überlaſſen werden. 5) Ueber Differenzen zwiſchen dem Geiſtlichen und dem Lehrer in Betreff des Religions-Unterrichts entſcheidet die Schulaufſichtsbehörde. 6) In den Fällen, wo es an einem vorſchriftsmäßig geprüften Lehrer mangelt, beſtimmt die K. Regierung, wem die Ertheilung des Religions-Unter- richts in der Schule zuſtehen ſoll, insbeſondere ob dazu der Verwalter der Stelle oder ein Geiſtlicher aushilfsweiſe zu wählen ſei. Es ſind dabei in jedem einzelnen Falle alle in Betracht kommenden Verhältniſſe ſorgfältig zu erwägen. Ein Geiſtlicher darf auch in ſolchen Fällen nur dann zugelaſſen werden, wenn in Betreff einer die zu 3 bezeichneten Vorausſetzungen zutreffen. – 207 – 7) Anlangend die Leitung des Religions-Unterrichts, ſo iſt von mir wiederholt darauf hingewieſen worden, daß dieſelbe nach Art. 24 der Verfaſſungs- Urkunde vom 31. Januar 1850 den Religions-Geſellſchaften zuſtehen ſoll; daß jedoch einerſeits dieſer Artikel erſt der näheren Beſtimmung ſeines Inhalts durch das nach Art. 26 daſelbſt zu erlaſſende Unterrichtsgeſetz bedarf; daß indeſ andererſeits nichts im Wege ſteht, die darin enthaltene allgemeine Norm inſoweit zur Anwendung zu bringen, als dies die beſtehenden Geſetze und die ſtaatlichen Intereſſen geſtatten. Danach hat kein einzelner Geiſtlicher ohne Weiteres ein Recht, dieſe Leitung zu beanſpruchen; es iſt jedoch in der Miegel und ſo lange die kirchlichen Oberen ein anderes Organ dazu nicht beſtimmen, der geſetzlich beſtellte Orts- Pfarrer als das zur Leitung des Religions-Unterrichts berufene Organ zu be- trachten. Sowohl der Ortspfarrer als auch der ſonſt von dem kirchlichen Oberen zur Leitung des Religions-Unterrichts beſtimmte Geiſtliche darf aber dieſelbe nur ausüben, ſo lange er durch ſein Verhalten nicht diejenigen Zwecke gefährdet, welche der Staat mit der Erziehung der Jugend durch die Volksſchule verfolgt. 8) Tritt ein ſolcher Fall ein, ſo hat die ſtaatliche Aufſichtsbehörde dem Geiſtlichen zu eröffnen, daß er zur Leitung des Religions-Unterrichts nicht ferner zugelaſſen werden könne. Der Beſchluß iſt gleichzeitig zur Kenntniß des kirchlichen Oberen mit dem Anheimgeben zu bringen, der ſtaatlichen Aufſichts- behörde einen anderen Delegirten zu bezeichnen. Findet die ſtaatliche Aufſichts- behörde gegen denſelben Nichts zu erinnern, ſo iſt derſelbe zur Leitung des Religions-Unterrichts zuzutlaſſen. 9) Der als Organ der betreffenden Religionsgeſellſchaft anerkannte Pfarrer Oder ſonſtige Geiſtliche iſt berechtigt, dem ſchulplanmäßigen Religions-Unterricht in den dafür feſtgeſetzten Stunden beizuwohnen; durch Fragen und ſoweit er- forderlich, ſtellenweiſes Eingreifen in den Unterricht ſich davon zu überzeugen, ob dieſer von dem Lehrer vollſtändig und ſachgemäß ertheilt wird und welche Fortſchritte die Schüler darin gemacht haben; ferner den Lehrer (jedoch nicht in Gegenwart der Kinder) ſachlich zu berichtigen; Wünſche oder Beſchwerden in Bezug auf den Religions-Unterricht der ſtaatlichen Aufſichtsbehörde vorzutragen; und endlich bei der Entlaſſungs-Prüfung, wo eine ſolche ſtattfindet, nach vor- herigem Eramen die Cenſur in der Religion mit feſtzuſtellen. 10) Durch die zu 9 bezeichneten Befugniſſe wird nichts geändert in dem Rechte der Aufſicht, welches der Staat durch ſeine Organe in Gemäßheit des Geſetzes vom 11. März 1872 über den geſammten Unterricht einer jeden Schule und damit auch über den katholiſchen Religions-Unterricht in der Volksſchule zu üben hat. Dieſe Organe haben ſomit auch das Recht, dem gedachten Unterricht beizu- wohnen. Sie haben darauf zu achten, daß er zu den im Lehrplane angeſetzten Stunden und nach Maßgabe der allgemeinen, von der Schulaufſichtsbehörde er- laſſenen Beſtimmungen ertheilt werde. – Eine Einwirkung auf den ſachlichen Inhalt der Religionslehre ſteht aber der ſtaatlichen Schulaufſichtsbehörde nur – 208 – inſoweit zu, als die Religionslehre nichts enthalten darf, was den bürgerlichen und ſtaatsbürgerlichen Pflichten zuwiderläuft (Art. 12 der Verfaſſungs-Urkunde vom 31. Januar 1850 und §§ 13, 14, II 11 A. L.-R.). 1 1) Durch den kirchlichen Beicht - und Communion - Unterricht darf der ſchulplanmäßige Unterricht nicht in unzuläſſiger Weiſe beeinträchtigt werden. Allgemeine Normen über die Grenze des Zuläſſigen laſſen ſich nicht ertheilen. Es folgt jedoch aus dem Bemerkten, daß jede Verkürzung des ſchulplan- mäßigen Unterrichts, welche auf einen beſtimmten Zeitraum erfolgen ſoll, um dem gedachten kirchlichen Unterricht den gewünſchten Raum zu verſchaffen, einer Genehmigung der K. Regierung bedarf. Sie wird nach genauer Prüfung der gegebenen Verhältniſſe und nach vorheriger Erörterung mit den Betheiligten in jedem einzelnen Falle dasjenige anzuordnen haben, was einerſeits die Ordnungs- mäßige Ertheilung des kirchlichen Unterrichts thunlichſt ermöglicht, anderer- ſeits aber keine Einrichtung zuläßt, welche es ausſchließt, daß die betreffenden Kinder die von der Schule zu erſtrebenden Ziele für alle weſentliche Unterrichts- fächer innerhalb der beſtimmten Zeit erreichen. - 12) Die Benutzung des Schullocals zu dem sub 1l erwähnten firch - lichen Unterricht iſt von der Schulaufſichtsbehörde nur zu verſagen, wenn entweder der Schul-Unterricht durch ſolche Benutzung eine Beeinträchtigung er- leidet, oder wenn ein von der Leitung oder Ertheilung des ſchulplanmäßigen Religions-Unterrichts ausgeſchloſſener Geiſtlicher gegründeten Verdacht erweckt, daß er den kirchlichen Unterricht benutze, um den ſchulplanmäßigen Unterricht zu ertheilen. Berlin, den 18. Februar 1876. Der Miniſter der geiſtl. ec. Angelegenheiten. a- Falk. An ſämmtliche Königliche Regierungen U. III | ()2). Iiiiiiiiii 3901507043 6426