ve 3 3 ~ Wese VT ened paren ahah aay sarsetss, oar ved wrens Wraicr i ee Peabo, . 3 f sehebage Smee nerea ny Cowpens SER anoe 70) 9 Atatrsa Amt aN ‘freee = ) bea -. ye ts: or eS aie Dail gaa. sad sodas 7 a Ne Suey) oy a ae a a 7 a it: sears it injegtpata eam sie ee cd Yea OR pais a2 8 Pate re a y "aig é ae aia in? ae ae cies teeta aut (aie Ninardseae itive: Ve mie - St alates I ‘ E os Erster Abschnitt. Das Marcusevangelium. Cap. 1. Die Prioritét des Marcusevangeliums vor unserem ersten . und dritten Evangelium. Unter den Ergebnissen der auf die synoptische Frage ge- richteten Arbeiten nimmt wohl den ersten Platz die Erkenntniss ein, dass das Marcusevangelium eine Quelle fiir unser erstes und drittes Evangelium gewesen ist. So langsam nur diese Marcushypothese seit ihrer ersten Aufstellung durch Storr?) sich hat weitere Bahn brechen kiénnen, so siegreich hat sie sich doch auf dem Plane behauptet, und auch die sie modificirende Auffassung, dass nicht das uns vorliegende zweite Kvangelium, sondern ein in diesem nur am treuesten wiedergegebenes Ur- marcusevangelium die Quelle jener beiden anderen Evangelien gewesen sei, hat mehr und mehr der Ueberzeugung weichen miissen, dass doch unser Marcusevangelium, héchstens mit gerinefiigigen Abweichungen, den beiden anderen vorgelegen habe. Es ist nicht néthig, das ganze Beweismaterial, welches von friiheren Forschern zur Stiitze der Marcushypothese _bei- gebracht ist, hier noch einmal vorzufiihren und von Neuem zu zeigen, dass sich die Hypothese bis in’s Detail ohne Schwierig- keit durchfiihren lisst 2). Doch halte ich es fiir zweckmiassig, 1) Ueber den Zweck der evangelischen Geschichte und der Briefe Johannis, Tiibingen 1786. 2) Zu verweisen ist namentlich auf Wilke, der Urevangelist, Dresden 1838; Weisse, die evangelische Geschichte, Leipzig 1838; die Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil, 1 2 wenigstens auf eine gewisse Gruppe von Erscheinungen, welche als vorzugsweise beweiskraftig fiir die Prioritaét des Marcus- evangeliums speciell vor dem Matthiéusevangelium erscheint, hinzuweisen, wn den Ausgangspunkt der ganzen folgenden Untersuchung gegen sonst mdgliche Einwendungen zu sichern. Wo es sich bei verwandten Texten um die Frage der Prioritit handelt, ist es immer schwierig, durch Vergleichung der Ausdrucksweise einzelner Stellen zu einer sicheren Ent- scheidung zu gelangen. Denn dieselben Erscheinungen kénnen verschieden beurtheilt werden. Was der Hine fiir die natiirliche, einfache und deshalb urspriinglichere Darstellung erklirt, be- urtheilt der Andere als erleichternde Verbesserung des Bearbeiters, und wo der Kine die Schwierigkeit des Originales sieht, welche den Anlass zur Erklarung oder Umdeutung des Bearbeiters ge- geben habe, findet der Andere ein Missversténdniss oder Un- geschick des secundiren Darstellers. Auch darin, dass etwa der eine Text eine bessere Disposition im Ganzen zeigt als der andere, liegt kein zuverlissiges Anzeichen seiner Prioritiéit; denn wie die gute Anordnung bei der bearbeitenden Reproduction zerstért sein kann, so kann sie auch gerade vom Bearbeiter erst hergestellt sein. Kin tiberzeugender Beweis der Prioritaét aber ist es, wenn der eine Text in grésseren Zusammenhingen leitende Gesichts- punkte erkennen lisst, welche die Auswahl, Anordnung und Ausfiihrung des Stoffes im Kinzelnen bedingt haben, wahrend im parallelen Texte zwar im Allgemeinen die gleiche Auswahl, Anordnung und Ausfiihrung des Stoffes vorhegt, nicht aber die gleichen leitenden Gesichtspunkte gelten, vielmehr einzelne Glieder aus dem Zusammenhange weggelassen sind, welche ge- miiss jenen Gesichtspunkten fiir das Ganze erforderlich wiren, oder andere neue Glieder hinzugefiigt sind, welche zu jenen Evangelienfrage, Leipzig 1856; Ritschl, tiber den gegenwartigen Stand der Kritik der synoptischen Evangelien, in den Tiibinger theologischen Jahrbiichern 1851, S. 508 ff.; Holtzmann, die synoptischen Evangelien, Leipzig 1863; Weizsacker, Untersuchungen tiber die evangelische Geschichte, Gotha 1864; Weiss, zur Entstehungsgeschichte der drei synop- tischen Evangelien, inden Studien und Kritiken 1861, S. 29 ff. u. 646 ff.; das Marcusevangelium und seine synoptischen Parallelen, Berlin 1872; Volkmar, die Evangelien oder Marcus und die Synopsis, Leipzig 1870. . 3 Gesichtspunkten und deshalb auch zu dem iibrigen Zusammenhange nicht passen. Denn aus solchen Weglassungen oder Zuthaten ist. ersichtlich, dass ihr Urheber nicht der urspriingliche Concipient des tibrigen Zusammenhanges war. Er hat denselben wieder- gegeben, ohne sich seiner vollen Bedeutung bewusst geworden zu sein, und er hat deshalb bei der Wiedergabe solche Modi- ficationen vornehmen kénnen, welche zu dieser Bedeutung nicht - im Kinklang stehen. Eine Beweisfiihrung dieser letzteren Art ist es nun auch, durch welche sich die Prioritét des Marcus- evangeliums vor dem Matthiusevangelium feststellen lisst. In der Geschichtsdarstellung des Marcus findet eine be- stimmte Anschauung tiber, die allmahliche Entwicklung der messianischen.Anerkennung, welche Jesus gefunden hat, ihren Ausdruck, nimlich die, dass Jesus beim Anfange seines Auf- tretens weder von Anderen als Messias erkannt worden sei, noch auch sich selbst als solchen ausdriicklich bekannt gemacht habe, dass er vielmehr absichtlich die 6ffentliche Kundgebung seines Messiastitels zuriickgehalten habe, dass er demgemiss auch erst verhialtnissmissig spat von seinen Jiingern in seiner Messiaswiirde erkannt worden sei, und dass er erst am Schlusse seiner Laufbahn eine 6ffentliche Anerkennung derselben gestattet habe und selbst direct mit dem Anspruche auf sie hervorgetreten sei. Man kann iiber die geschichtliche Richtigkeit dieser An- schauung streiten, man kann aber nicht leugnen, dass sie bei Marcus wirklich vorhanden ist und von ihm mit Geflissentlich- keit zur Geltung gebracht wird. Sobald man nur sein Evan- gelium fiir sich allein betrachtet und nicht Gedanken aus den iibrigen evangelischen Berichten in dasselbe eintrigt, springt jene Anschauung deutlich in’s Auge. Durch nichts deutet Marcus an, dass der Tiiufer Jesum als Messias gekannt und _ be- zeichnet habe; nach seinem Berichte hat der Taufer zwar ver- kiindigt, dass demniichst der Messias auftreten werde, aber nicht, dass Jesus dieser Messias sei (1, 7 u. 8), und bei der Taufe Jesu hat nur Jesus selbst die Vision empfangen, welche seine Ausriistung mit der messianischen Geisteskraft erkennbar machte (1, 10), ebenso wie nur er bei der die Vision begleitenden gitt- lichen Wortoffenbarung iiber seine Messianitit angeredet ist (1, 11). Mareus schildert dann, wie beim Auftreten Jesu nur 1 * = 4 die Dimonischen gemiss ihrer tibernatiirlichen Geisteskraft Jesum richtig erkannt und als den Geweihten Gottes und Sohn Gottes, d. h. als Messias, kundzumachen versucht hatten, von Jesus aber consequent an dieser Kundmachung verhindert worden seien (1, 24 f 34; 3, 11 f£; 5, 7 f), wie dagegen die tibrigen Menschen angesichts des aussergewOhnlichen machtvollen Wirkens Jesu zuerst rathlos sich nach der Bedeutung seiner Wirksamkeit und seiner Person gefragt hiitten (1, 27; 4, 41; 6, 2 f) und darauf zwar bestimmte Vorstellungen zur Erklairung derselben gebildet und gedussert hatten, aber theils solche, welche eine vollige Verkennung enthielten (3, 21 f), theils solche, welche zwar seine prophetische Sendung durch Gott in verschiedenem Sinne an- erkannten, aber die Anerkennung seiner Messianitit nicht ein- schlossen (6, 14—16). Marcus hebt weiter die Scene hervor, wie im Unterschiede, von dieser allgemeinen Beurtheilung, welche Jesus erfuhr, zuerst in seinem engeren Jiingerkreise durch den Mund des Petrus die Anerkennung seiner Messianitiét zum Durchbruch gekommen ist (8, 27—29), und er setzt seine Vor- stellung von der epochemachenden Bedeutung dieses ersten Messiasbekenntnisses dadurch in’s vollste Licht, dass er von diesem Bekenntnisse ab eine neue Wendung in der Lehrver- kiindigung Jesu eintreten liisst, so dass die Mittheilung dieser Scene einen Haupteinschnitt in seinem Evangelium bezeichnet. Die Mittheilungen Jesu tiber die Nothwendigkeit seines Leidens und iiber die Nothwendigkeit des Leidens, Verzichtens und Dienens seiner Jiinger, welche das durchschlagende Thema bis 10, 45 bilden, datiren von dem Jiingerbekenntnisse an. Marcus giebt aber auch an, dass Jesus gleich nach jenem ersten Be- kenntnisse den Jiingern die Weiterverbreitung ihres Urtheiles tiber ihn strenge untersagt habe (8, 30), und diesem Verbote entspricht dann die von Marcus spiiter berichtete Thatsache, dass dem EKrsten, der ausserhalb des Jiingerkreises Jesum Offentlich als den messianischen Davidssohn anzurufen. unternimmt, deni blinden Bettler Bartimiius beim letzten Zuge Jesu von Jericho nach Jerusalem, die Begleiter Jesu diesen Anruf drohend ver- wehren (10, 46—-48). Aber hier schliesst sich nun Jesus nicht der Verwehrung an, welche die Jiinger in seinem Sinne voll- ziehen zu miissen geglaubt hatten; er, lisst sich vielmehr auch 5 die weitere messianische Huldigung gefallen, welche demnichst die ihn begleitenden Volksschaaren anheben, als er selbst durch die dem prophetischen Worte iiber den Messias entsprechende Form seines Kinzuges in Jerusalem seinen Anspruch, die Er- fiillung dieses prophetischen Wortes darzustellen, andeutet (11, 1—10). Fiir die Darstellung des Marcus ist durch die Neuheit dieser Erfahrung, welche Jesus macht, und dieses Ver- haltens, welches er ihr gegeniiber iibt und welches er in seinem Auftreten gegentiber den Hierarchen in Jerusalem fortsetzt, volistandig die Wendung erklirt, welche eben jetzt sein Schicksal in Jerusalem nimmt (11, 18; 12, 12; 14, 1 f). Erst bei dem letzten Verhére vor dem Hohenpriester lisst Marcus dann Jesum selbst ausdriicklich die messianische Wiirde sich _ beilegen (14, 61 f), und ungemein wirkungsvoll beschliesst er die Erzih- lung von dem Kreuzesleiden Jesu durch die Angabe, dass der heidnische Centurio beim Anblicke des Todes Jesu in das Be- kenntniss ausgebrochen sei: ,dieser Mensch war wahrhaftig Gottes Sohn“ (15, 39). Der Darstellung unseres ersten Evangeliums liegt nicht dieselbe Anschauung iiber den Gang der messianischen An- erkennung Jesu zu Grunde. Schon die Geschichte von der Taufe Jesu ist mit der Modification erzihlt, dass einerseits der Taufer seine Verwunderung tiber das Hinkommen Jesu zur Taufe in Worten ausspricht, welche jedenfalls seine Erkenntniss von der in religidser Beziehung ihm iibergeordneten Stellung Jesu ver- rathen (3, 14), und dass andererseits das die Messianitaét Jesu bezeugende himmlische Offenbarungswort nicht als Anrede an Jesum, sondern als Aussage tiber ihn als dritte Person ergeht, im Sinne des Evangelisten also als Anrede an den Téufer (3, 17). Weiter berichtet der Evangelist tiber mehrere Falle, in denen Jesus schon vor jenem auch von ihm berichteten Petrusbekennt- nisse (16, 16) von verschiedenen Seiten als Messias Anerkennung gefunden hat, und zwar ohne dabei anzudeuten, dass Jesus der Aeusserung dieser Anerkennung Schranken auferlegt habe. Am Schlusse der ersten Gruppe von Machtthaten Jesu, welche er in Cap. 8 u. 9 zusammenstellt, lasst er zwei Blinde Jesum als Davidssohn anrufen (9,27). Nach der Heilung eines Diimonischen, welche er als den Anlass des pharisaischen Urtheiles, dass Jesus 6 selbst in diémonischer Kraft wirke, darstellt, lasst er die erstaunten Volkshaufen fragen: ,ist dieser nicht etwa der Sohn Davids ?“ (12, 23). Nach dem wunderbaren Begegnisse der Jiinger mit Jesu auf dem galilaéischen See, wo sie den Herrn auf dem Wasser’ wandeln sehen und sich dann bei seinem Hintreten in ihr Schiff der Sturm legt, lasst er die im Schiffe anwesenden Jiinger vor Jesu niederfallen mit dem Bekenntnisse: ,du bist wahrhaftig Gottes Sohn!“ (14, 33), wiihrend Marcus bei dem gleichen Vor- gange nur von einem tibermissigen Erstaunen der Jiinger be- richtet, weil ihr Sinn noch verhiirtet gewesen sei (Mc. 6, 51 f). Auch die Kananierin aus dem Gebiete von Tyrus und Sidon lisst der erste Evangelist Jesum als Davidssohn anrufen (15, 22), wahrend bei Marcus (7, 26) keine bestimmte Anrede dieses Weibes an Jesum mitgetheilt wird. Diese offenbare Verschiedenheit der beiden evangelischen Berichterstattungen kann natiirlich fiir sich allein nichts fiir die Prioritét der einen vor der anderen oder gar fiir die Abhangigkeit der einen von der anderen beweisen, so sehr man freilich ge- neigt sein wird, die Anschauung des Marcus deshalb fiir die ur- spriinglichere zu halten, weil es nach allen Symptomen, welche wir tiber die geschichtliche Auffassung der Wirksamkeit Jesu am Schlusse der apostolischen Zeit haben, schwer begreiflich wiire, dass sich trotz einer fest gegebenen Ueberlieferung von der friihzeitigen und weitgehenden messianischen -Anerkennung Jesu hinterher in secundirer Weise die Vorstellung von einer erst sehr spat und in sehr begrenztem Umfange von Jesu ge- wonnenen und zugelassenen Anerkennung seiner Messianitiit gebildet haben sollte. Aber der entscheidende Beweis fiir die Abhangigkeit des ersten Evangelisten von Marcus liegt darin, dass jener trotz seiner bezeichneten Anschauung viele Mitthei- lungen in ausserer Uebereinstimmung mit Marcus bringt, welche ganz durch den Zusammenhang der von der seinigen verschie- denen Marcusanschauung bedingt sind und nur yon dieser Anschauung aus ihre Erklarung finden. Hierher gehort zuerst die Angabe tiber ein drohendes Verbot Jesu, ihn kundzumachen (12, 16). Die wéortliche Uebereinstimmung dieser Angabe mit Me. 3, 12 und ihre gleiche Stellung bei allgemeinen Kranken- heilungen Jesu, tiber welche nach der Erzihlung von zwei 7 Sabbathsconflicten Jesu berichtet wird, machen es evident, dass hier die Angaben der beiden Evangelien in einer literarischen Verwandtschaft zu einander stehen. Nach der Marcusdarstellung richtet sich nun jenes Verbot Jesu speciell an die Damonischen, welche ihn laut als den Sohn Gottes anrufen, und bei dieser Beziehung ist es im Zusammenhange mit den wbrigen Mitthei- lungen des Marcus iiber die messianische Anerkennung Jesu voll- stiindig erklaért. Unser erster Evangelist dagegen bringt die Vorstellung, dass die Déimonischen allem Jesum gleich als Messias erkannt hitten, von Jesu aber an der Aeusserung dieser Erkenntniss gehindert seien, sonst nirgends zum Ausdruck, und auch an unserer Stelle lisst er jenes Verbot nicht speciell an Diimonische, welche Jesum als Messias angerufen hiatten, aber auch nicht an andere Menschen, welche etwa seine Messianitat erkannt hiitten, ergehen, sondern an die von Jesu Geheilten im Allgemeinen, so dass es nur den Sinn haben kann, sie sollten Jesum eben nicht als Krankenheiler bekannt machen. Der Evangelist hat das in diesem Sinne gegebene Verbot Jesu zwar dadurch verstindlich zu machen gesucht, dass er es als Probe der dem prophetischen Worte Jes. 42, 1 ff. entsprechenden bescheiden stillen Zuriickhaltung Jesu beurtheilt (12, 17 ff); aber man muss doch sagen, dass gerade im Zusammenhange seines Evangeliums, wo schon sowohl die weitest verbreitete Kunde iiber die Heilwirksamkeit Jesu, als auch ein sonst ganz allgemeines und 6ffentliches Hervortreten Jesu mit dieser Heil- wirksamkeit vorausgesetzt wird (4, 23—25; 9, 26. 31. 33. 35), das Verbot durchaus nicht motivirt erscheint. Es hat zwar seine Analogieen in dem gleichen Verbote Jesu an den geheilten Aussitzigen (8, 4) und an die geheilten Blinden (9, 30); aber in dem ersteren Falle ist dieses Verbot auch wieder nur nach dem Marcusberichte verstandlich, nach welchem die Heilung im Hause, also unter Ausschluss der Oeffentlichkeit, vollzogen war (Mec. 1, 43), wahrend sie nach dem Berichte des ersten Evange- liums bei einem Hinabsteigen Jesu vom Berge unter Begleitung erosser Volkshaufen stattgefunden hatte (8, 1), wo durch diesen Umstand die Absicht des Verbotes rithselhaft wird; und in dem anderen Falle drangt sich uns demgemiiss ebenfalls das Urtheil auf, dass der Kvangelist hier nach einer anderen Quelle eine 8 Mittheilung gebracht hat, welche in den Rahmen seines sonst gezeichneten Bildes von der Wirksamkeit Jesu nicht hineinpasst: Wir kommen also hinsichtlich der Stelle Mt. 12, 16 zu dem Schlusse, dass hier das Verbot Jesu seine befriedigende Erklarung nur mit Hiilfe der Marcusdarstellung findet, und dass es seine Stellung in unserem ersten Evangelium dem Umstande verdankt, dass der Evangelist die Darstellung des Marcus im Allgemeinen reproducirt hat, wihrend er doch die dieser Darstellung zu Grunde liegende Anschauung tiber die Entwicklung der messia- nischen Anerkennung Jesu nicht mehr erkannt hat und deshalb auch auf die Bedingtheit einzelner Glieder der Marcusdarstellung durch diese Anschauung nicht aufmerksam gewesen ist. Zu dem gleichen Schlusse fiihrt uns sodann die Beriicksichtigung der Erziihlung von dem Petrusbekenntnisse. Ebenso wie Marcus lasst der erste Evangelist einerseits diesem Bekenntnisse das Verbot Jesu an seine Jiinger folgen, Anderen mitzutheilen, dass er der Messias sei (16, 20), und andererseits von diesem Bekennt- nisse an die wichtige Wendung in der Verkiindigung Jesu ein- treten, dass er die Jiinger iiber die Nothwendigkeit seines messianischen Leidens und iiber die Nothwendigkeit der Selbst- aufopferung aller derer, die ihm nachfolgen wollen, zu belehren beginnt (16, 21 ff). Die Bedeutsamkeit des Vorganges wird durch die erste Antwort Jesu an Petrus, in .welcher sein Be- kenntniss auf eine nicht creatiirliche, sondern géttliche Kingebung zuriickgefiihrt wird (16, 17), sogar noch ausdriicklicher hervor- gehoben als bei Marcus. Aber bei Marcus erscheint sowohl jenes Verbot an die Jiinger als auch die hier eintretende Wen- dung in der Verkiindigung Jesu vollstindig bedingt durch den Umstand, dass es, abgesehen von den Zurufen der Damonischen, das erste Messiasbekenntniss ist, welches Jesu hier entgegen- gebracht wird. In unserem ersten Evangelium gilt dagegen, wie gezeigt wurde, dieser Umstand nicht. Hier erscheint deshalb zuerst das Verbot Jesu auffallend, wo doch Jesus schon vorher mannigfache Anerkennung als Messias gefunden hat, ohne eine offentliche Kundgebung derselben irgendwie zu hindern; minde- stens miissten wir dieses Verbot bei der Stelle 14, 33 erwarten, wo im engeren Jiingerkreise Jesu jene Anerkennung zum ersten Male ihren vollen Ausdruck gefunden hatte. Und ebenso miissten 9 wir ferner erwarten, dass bei dem dortigen ersten messianischen Bekenntnisse der Jiinger die nachdriickliche Werthbeurtheilung dieses Bekenntnisses durch Jesum erfolgt wiire und dass an sie sich jene Wendung in der Verkiindigung Jesu angeschlossen hatte. Dass dies nicht der Fall ist, sondern erst das spiitere Petrusbekenntniss als der entscheidende Wendepunkt erscheint, erklart sich uns wieder nur, wenn wir auf den Marcusbericht Riicksicht nehmen, welchen der erste Evangelist wiedergegeben hat, ohne zu bemerken, dass die eigenthiimliche Gestalt desselben an diesem Punkte durch den Zusammenhang mit der an anderen Punkten von ihm nicht aufgenommenen Gesammtanschauung des Marcus tiber die Entwicklung der messianischen Anerkennung Jesu bedingt war. Cap. 2. Die Composition und Entstehung des Marcusevangeliums. Wenn es uns aber auch gewiss ist, dass das Marcusevan- gelium unserem ersten und dritten Evangelium als Quelle zu Grunde gelegen hat, so ist hierdurch allein nur eine relative Hohe des Werthes dieser Schrift sichergestellt, wihrend wir doch ein Interesse haben, nach dem absoluten Werthe zu fragen, welchen wir dieser Schrift als Urkunde iiber die Lehre Jesu beimessen diirfen. Wie das Evangelium von der Ueberlieferung durchgehends nur einem jiingeren Apostelgefahrten zugeschrieben wird, so verrith es auch selbst nirgends den Anspruch, von einem Augenzeugen der berichteten Geschichte verfasst zu sein. Woher hat denn aber der Evangelist den Stoff seiner Mitthei- lungen gewonnen? Haben wir Grund zu der Annahme, dass er eine wesentlich glaubwiirdige Quelle hat verwerthen kénnen und dass er bei dieser Verwerthung mit wesentlicher Treue verfahren ist? Hat er vielleicht mehrere Quellen verschiedener Art und verschiedenen Werthes benutzt? . In der Composition des Evangeliums selbst scheinen mir einige Spuren zu liegen, welche uns tiber die Quellen des Evan- gelisten und iiber die Art seiner Verwendung derselben Auf- schluss geben. Indem ich es versuche, diesen Spuren nachzu- gehen, nehme ich meinen Ausgangspunkt bei der Untersuchung 10 der Composition der eschatologischen Rede Me. 13, weil ich hier auf bereits vielseitig anerkannten Hrgebnissen friiherer Forscher fussen kann. Nach dem Vorgange von Colani!) haben be- sonders Weizsicker?), Pfleiderer’) und Weiffenbach 4) gezeigt, dass bei eimer Analyse dieser Rede, beziehungsweise ihrer Parallelen Mt. 24 und Le. 21, zwei verschiedene, gegen einander selbstindige Wortreihen sich ergeben, welche in ein- ander verflochten sind. In der Abgrenzung dieser beiden Wort- reihen schliesse ich mich wesentlich an Weiffenbach an, indem ich annehme, dass die eine Reihe aus V. 1—6, 9b ~13, 21—23, 28, 29, 32—37, die andere aus V. 7—9a, 14—20, 24—27, 30, 31 besteht. Hinsichtlich der ersteren Reihe hege ich noch die Vermuthung, dass das zweite und dritte Glied ihre Stellung mit einander vertauscht haben, d. h. dass urspriinglich auf V.6 das Stiick V. 21—23 und dann erst das Stiick V. 9b—13 gefolgt ist; denn bei dieser Umstellung erscheint die Gedankenfolge der Reihe noch einfacher als sonst. Der Satz V. 10 aber, welcher den engen Gedankenzusammenhang zwischen V. 9b u. 11 unter- bricht, welcher aber doch auch der zweiten Wortreihe sich nicht recht einfiigt, wird als ein Zusatz zum Schlusse von V. 9 zu betrachten sein, welcher urspriinglich weder der einen noch der anderen Wortreihe angehért hat. Bevor ich die Rechtfertigung dieser Scheidung zu geben versuche, moéchte ich die beiden Wortreihen selbst in ihrer von mir angenommenen urspriinglichen Gestalt hier wiedergeben, damit man einen ganz ungehinderten Kindruck von der Hin- heitlichkeit einer jeden gewinnen kénne. Die erste Wortreihe lautet: V.1. Kai éuzcogevouévov avvov & tov tegov héyer att éig tov uadytor avrors dwWaonake, We morarot Mor nat 2. sovamat oixodoual. xai 0 ‘Inoovg éizev avr: Bhéretg 1) Jésus-Christ et les croyances messianiques de son temps, 2. édit. 1864, p. 201 ss. *) Untersuchungen tiber die evangelische Geschichte, S. 121 ff. *) Ueber die Compesition der eschatologischen Rede Matth. 24, 4 ff., in den Jahrbiichern fiir deutsche Theologie 1868, S. 134 ff. *) Der Wiederkunftsgedanke Jesu, Leipzig 1873, S. 69 ff.; besonders S. 135 ff. abt) ty 11, 13. 28. 29. 32. 33. o4, 35. 36. 37. 11 reves TAG meyahag olxodomec; ov pa apedy WOE Lidog éztt Lidov Og Ob my nave d). Kat HOINMEVOV avrod élg tO 6g0g tov éhavoy erengura avcov nav idiay Tevgog “etl “TeanwBog nel Lownie nab Ardgéag: el7vov query, OTE TET éova nab tL tO apa over uéehdn vavre ov veeheio Feu UC UCE 5 0 dé ‘Tyoovg 1 nokaro héyeuv abvois: Bhézceve My Tig buds choo. wcohhot ehetoovvar ei u) oVvomcert pov, Aéyovves Owl eyo elt , nat 7cohhove schearhoovo0 nel wore cay tig tuly etzen: ie ade 6 Xovovos, We exet, wa mvovevete. eyegdyoovrae 7/10 wev- dozouotor nal Wevdozcgoprirat nal Owoovow ayusia xai wegaves 7000¢ TO drcorcheven , él dvvaror, Tove éxhextote. tusig O& Phésceve* sooslonxa uly mavea. 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Orav dé Wyte co Pddhvyna vig ~onucoEewg éEorHxdTE B7c0OVv ov d&i, 60 avayiweoxwy vositw, TOE ot év tH Tovdaic 15. pEvyétwouy sig ta Oat, 0 éxi tov dearecvog a xarasarw 16. mde sloedtatro vt dgat &% vis otniag avvob, nai 0 &i¢ voy a/Qov ea ercworgewacen gig Ta O7tlow gat TO tucervov 17. avrov. ovai dé talg év yaotel éxovoatg zat taig Inda- 18. Cotoag év éxelvarg tals Teeegeas. egosEryer Fe dé tra uy 19. yévntou Hetwcovos. eoovec 7eQ al mega enelval dal Wes ola ov yeyover TOLaL a) an aoxils urloews va exvLoev 0 20. Seog fog Tov viv “al ov aa yevyceee. nal él bea éx0h0- Booey nWOLOG Tag HUeoaG, Ox AY e0W9N mace Gags ahha \ ‘ > \ iS 5) , ) , \ Coe, Ova tovg éxhextovg ovg é&ehegato exodofwoev tag yucoag. 24. -AAha ev ensivaig taic muecgaeeg mera vy Shey exenyy 0 ipdwog onoradjoetan HOt y onhapn ob OwoEl tO PeyyOS avis, 25. nab ot covéges Z00VTGL 2% TOU OLQAVOD sI7TOVTEG Za cet 26. Ovvewets at ey tol oveavois oahevInoortat. nel TOE OWortae LOY vloY TOD avIouzmoV FQXOMEVOY ev vEepédeug 27. wera Ovvauewg zohdng nai dokyg- xai tote azcootEdEt rove ayyéhovg nai escrovvaker tovg éxdextodg avdrod 2x tov 30. vevoaguy ave quo ce axoov VIS fog angov oveavor. aque deyeo vuiy OtL OV [Ly merged dy 1 yeved QUTH MEXOLG OV 31. vaita savta yévytat. 0 oteardg nai 7 yi raQEhevoortat, ol dé Aoyou mov Ov magehevoorrat. Zuerst wolle man nur die Thatsache anerkennen, dass diese beiden Wortreihen je in sich einen so passenden, geschlossenen Zusammenhang darstellen, dass man nichts vermissen wiirde, wenn man nur eine derselben ohne Verbindung mit der anderen lise. Der Gedankengang der ersten Reihe von V.5 an, wo die zusammenhangende Rede Jesu beginnt, ist folgender. Zuerst wird den Jiingern eine wiederholte Ermahnung zur Achtsamkeit gegeben, welche durch eine zweifache Art ihnen bevorstehender Anfechtungen bedingt ist. Einerseits niimlich werden falsche Messiasse sie von ihrem rechten messianischen Glauben abwendig zu machen suchen, indem theils solche auftreten werden, welche in Jesu Namen kommend sich fiir den Messias ausgeben, d. h. 13 also sich als den wiedergekehrten Messias Jesus bezeichnen (V. 6), theils solche, welche im Unterschiede von Jesus sich als rechte Messiasse hinstellen (V. 21 f). Andererseits werden die Jiinger um ihres Glaubens willen Verfolgungen erfahren, und zwar werden auch ihre nichsten Angehérigen sich zum Organe der schwersten Verfolgungen machen und werden alle Menschen in diesem verfolgenden Hasse gegen sie tibereinstimmen (V. 9b. 12. 13a). Aber wie die Verkiindigung dieser Verfolgungen schon unmittelbar mit der doppelten tréstenden Verheissung verkntipft ist, dass sie sich bei ihrer Verantwortung vor den Gerichten auf die Unterstiitzung des gittlichen Geistes verlassen diirfen (V. 11), und dass sie beim endgiiltigen Ausharren unter den Verfolgungen das Heil erreichen werden (V. 13b), so folgt ihr auch. weiter die Zusicherung, dass eben die Erfahrung dieser schweren Anfechtungen das sichere Anzeichen des nahen Bevor- ‘stehens der messianischen Wiederkehr Jesu sein werde (V. 25 f)). Weil den Jiingern aber auch nur diese relative, nicht eine ab- solute Bestimmung des Zeitpunktes, wann das Knde eintreten werde, gegeben werden kann, so ist hierdurch die erneute Er- mahnung an sie begriindet, achtsam zu bleiben und sich jeder- zeit in der gehdrigen Bereitschaft zu halten (V. 32—37). Wie diese Gedanken einen einfachen und klaren Fortschritt darstellen, so bieten sie zugleich eine deutliche Antwort auf die in V. 4 angegebene Frage der Jiinger nach der Zeit und dem Anzeichen der von Jesus in V. 2 verkiindigten Zerstérung des Tempels. Denn sei es nun (was mir das wahrscheinlichere ist), dass die Jiinger schon bei dieser Frage auf Grund fritherer Aeusserungen Jesu die Zerstiérung des Tempels in Verbindung mit der all- gemeinen Gerichtskatastrophe dachten, welche mit der Herrlich- keitserscheinung des Messias zugleich hereinbrechen sollte, sei es, dass die Herstellung dieser Verbindung selbst zu dem Neuen gehirte, was Jesus in seiner Antwort den Jiingern mittheilte, in jedem Falle geben die Worte V. 5 u. 6. 21—23. 9b—13, wie besonders aus ihrem Abschlusse in V. 28 u. 29 erhellt, eine Antwort auf die Frage nach dem Anzeichen der Katastrophe, wiihrend die Erorterung V. 32—37 die Frage nach dem Zeit- punkte derselben beantwortet. Nur fillt allerdings diese Ant- wort anders aus, als die Fragenden sie erwartet hatten: wie sie 14 nicht eine blos relative Zeitbestimmung erwartet hatten, so auch nicht die Angabe solcher Anzeichen, welche nur in schweren Anfechtungen, die sie selbst erfahren wiirden, bestiinden. Die Antwort ist eben eine solche, welche die blosse Neugier garnicht befriedigen will und von der Zukunft demgemiiss nur: insoweit redet, als die richtige Vorausbeurtheilung derselben das Motiv zu einer dauernd giiltigen ernsten Ermahnung enthialt 4). Ebenso bildet nun aber auch die zweite. Wortreihe ein in sich geschlossenes Ganzes. Sie enthiilt eine Weissagung tiber die zukiinftige Erscheinung des Messias vom Himmel her und die derselben vorangehenden schrecklichen Ereignisse. Nachdem zuerst angegeben ist, dass der Beginn der ,,Wehen“ in Kriegen und Naturcalamitiiten bestehen werde (V. 7—9a), folgt der Hin- weis auf die eigentliche Bedringniss, deren Zeichen das Stehen eines ,,Verwiistungsgreuls* ‘an ungehériger Statte sein wird, nebst der Forderung, dass die in Judiia Anwesenden sich beim Kintritte dieser Bedraéngniss mit moéglichster Kile fliichten sollen, und der Versicherung, dass Gott, um die Auserwiahlten zu retten, die Zeit dieser Bedraéngniss abkiirzen werde (V. 14—20). Hieran reiht sich die Schilderung der Umstiinde, unter denen nach dieser Bedriingniss die himmlische Erscheinung des Menschensohnes eintreten wird, bei welcher die Auserwihlten zum Heilszustande gebracht werden (V. 24—27), und den Ab- schluss bildet die feierliche Versicherung, dass diese Weissagungs- worte bald ihre Erfiillung finden werden (V. 30 f.) Freilich kann diese Thatsache allein, dass sich die eine Marcusrede leicht in zwei verstiindlich und einheitlich erschei- 1) Ich glaube durch diese Angabe des Gedankenzusammenhanges und der Beziehung auf die Frage in V. 4 die Hauptbedenken erledigt zu haben, welche Weiffenbach a. a. O. S. 167 ff. gegen die Zugehérig- keit von V. 5 u. 6 zu dieser einen Reihe von Theilen der Zukunftsrede geltend macht. Weiffenbach rechnet diese Worte freilich auch nicht zu der anderen Reihe, sondern betrachtet sie als eine Kinleitung, durch welche der Evangelist den Beginn der zweiten Reihe von Bestandtheilen der Rede in Beziehung zu der in V. 1-4 bezeichneten Veranlassung der ganzen Rede habe setzen wollen. —.Einen Grund, weshalb Jesus, wie Weiffenbach 8. 142 ff. meint, wohl von zukiinftigen Pseudopropheten, nicht aber von zuktnftigen Pseudomessiassen habe reden kénnen, vermag ich nicht einzusehen. 15 nende Wortreihen zerlegen liisst,. das Urtheil nicht ausreichend begriinden, dass diese beiden Wortreihen urspriinglich zwei von einander unabhingige Reden gewesen seien, welche erst Marcus mit eimander verbunden habe. Wohl aber liegen die entschei- denden Griinde fiir dieses Urtheil darin, dass einerseits die beiden Wortreihen hinsichtlich der Art und des Werthes der in ihnen ausgesprochenen Anschauungen ganz von einander verschieden sind, und dass sich andererseits auch durch die im Gedanken und ~ Wortlaute liegenden Beziehungen, welche die Glieder jeder einzelnen Reihe mit einander verbinden, und welche durch die Combination beider Reihen stérend unterbrochen werden, die urspriingliche Getrenntheit beider Reihen verraéth. Wie der erstere Grund vorzugsweise die Scheidung der ersten Glieder der Rede recht- fertigt, so der zweite die der letzten. Eine villige Verschiedenartigkeit zeigt sich in denjenigen _ Gliedern der beiden Reihen, welche sich auf die dem Ende vor- angehenden Uebel beziehen. In der einen, von uns zuerst be- sprochenen Reihe ist von Anfechtungen die Rede, welche nur die Jiinger Jesu und zwar speciell hinsichtlich ihres Glaubens an Jesum als den Messias erfahren werden, indem sie theils durch Trug, theils durch Gewalt von demselben abtriinnig ge- macht werden sollen. Die Situation ist dabei so gedacht, dass Juden es sind, von denen diese Anfechtungen gegen die Christen ausgehen; denn wie das Auftreten falscher Messiasse uns auf jiidischen Boden hinfiihrt, so sind auch bei den Verfolgungen, von welchen die Jiinger ihres Glaubens halber betroffen werden sollen, jiidische Verhiiltnisse vorausgesetzt: vor Sanhedrin und Synagogen, vor Procuratoren und K6énige, also vor die geistlichen und politischen Behérden der Juden, sollen die Jiinger gestellt werden. Die Ermahnung aber, auf welche diese Vorherverkiin- digung der zukiinftigen Ereignisse abzielt, richtet sich nicht auf ein solches iusserlich praktisches Verhalten, welches den Jiingern zur iiusseren Abwendung oder Erleichterung der bevorstehenden Anfechtungen dienen kénnte, sondern auf ein solches religiés werthvolles Verhalten, in welchem sie die Anfechtungen mit rechter Standhaftigkeit itiberwinden sollen. Ebenso enthalten endlich die angefiihrten Trostesworte nicht die Zusicherung einer Bewahrung der Jiinger vor der Erfahrung bestimmter 16 irdischer Leiden; vielmehr wird die Erfahrung der bis zum irdischen Tode fiihrenden Leiden bestimmt vorausgesetzt (V. 12) und jene Zusicherung richtet sich nur auf die gottliche Unter-_ stiitzung bei ihrer Bezeugung des Evangeliums unter der Ver- foleung und auf den sicheren Heilsgewinn nach standhafter Kr- tragung auch der dussersten Leiden. Ganz anders sind die Gedanken der zweiten Reihe. Die Anfangswehen, von denen hier geredet wird, bestehen in fernen Kriegen und Naturcala- mititen, welche die Jiinger nichts angehen, oder welche, wenn sie etwa unter den tibrigen Menschen auch die Jiinger mit- betreffen, doch nicht besonders auf die Anfechtung ihres christ- lichen Glaubens abzielen. Die Hauptbedriingniss, welche sodann beriicksichtigt wird, ist ebenfalls nicht eine solche, welche speciell die Jiinger um ihres christlichen Glaubens willen und zwar seitens der Juden erfahren, sondern eine solche, welche iiber das jiidische Land hereinbricht und von welcher die Christen nur soweit mitbetroffen werden, als sie eben mit zu den Bewohnern Judias gehéren. Es sollen aber auch gerade die Christen vor der Erfahrung dieser Bedriingniss bewahrt werden, und deshalb wird ihnen ein dusserlich praktischer Rath gegeben, wie sie sich derselben entziehen kinnen, so dass sie wenigstens nur ein kleineres Uebel anstatt jenes gréssten erfahren. Desgleichen richtet sich endlich die gegebene tristliche Ver- heissung darauf, dass Gott, um die bei Befolgung jenes praktischen Rathschlages eimtretende Bewahrung der Auserwihlten vor Er- fahrung der schwersten Bedriingniss zu einer definitiven zu machen, eben dieser Bedriingniss ein vorzeitiges Ende setzen werde. In der einen wie in der anderen Wortreihe wird eine Errettung verheissen; aber in der verschiedenen Bedeutung, in welcher dieser Begriff das eine und das andere Mal gebraucht ist, findet die verschiedene Anschauung, welche die eine und die andere Reihe beherrscht, ihren charakteristischen Ausdruck : in der Aussage V. 13, dass der endgiiltig Ausharrende gerettet werden solle, kann nach dem vorangehenden Worte, dass die Jiinger durch ihre niachsten Angehérigen zu Tode gebracht werden, unter der Rettung nur -die Bewahrung vor dem ewigen Verderben verstanden werden; in der Aussage V. 20 aber, dass wenn Gott nicht um seimer Auserwahlten willen die i Tage der Bedrangniss verkiirzte, keine Creatur gerettet werden wiirde, kann nach dem Zusammenhange unter der Rettung nur die Bewahrung vor dem zeitlichen Unheil gemeint sein, welches ohne eine Abkiirzung jener Bedriingnisstage zuletzt auch die am Anfang Entflohenen erreichen wiirde. Dass der verschiedenen Art der Anschauungen in diesen beiden Gedankenreihen auch ein verschiedener Werth entspricht, zeigt sich in dem verschiedenen Masse, in welchem sie eine dauernde praktische Anwendung in der christlichen Gemeinde zulassen. Die erstere Gedankenreihe ist ganz religiés-christlich orientirt und hat vermdge dieser Kigenschaft eine dauernde Verwerthbarkeit: denn wenn in ihr auch solche zeitgeschicht- liche Umstinde vorausgesetzt sind, welche nur fiir den ersten, im jiidischen Lande lebenden und wirkenden Jiingerkreis Jesu giiltig waren, so bilden doch diese zeitgeschichtlichen Umstinde blos eine aussere Form, von welcher abstrahirend man unmittelbar solche Erkenntnisse ttber das irdische Schicksal der christlichen Jiingermeinde und solche Ermahnungen und Tré- stungen fiir sie gewinnt, welche dauernde religidse Bedeutung fiir sie unter allen méglichen zeitgeschichtlichen Umstinden haben. Der zweiten Gedankenreihe dagegen fehlt die religidse, christliche Orientirung: die dusseren zeitgeschichtlichen Umstiinde, auf welche sie Bezug nimmt, gehdren hier so sehr zum eigent- lichen Gegenstande der gegebenen Voraussagung und Aufforde- rung, dass man von ihnen garnicht abstrahiren kann; der Inhalt lisst deshalb auch keine allgemeinere dauernde Ver- werthung zu. Kine gleiche Verschiedenheit der Auffassung, wie wir sie bei den ersten, auf die dem Ende vorangehenden Schrecken beziiglichen Gliedern der beiden Wortreihen beobachten kénnen, liisst sich bei den spiiteren Gliedern derselben schon aus dem Grunde nicht feststellen, weil hier die Glieder der einen und der anderen Reihe verschiedene Gegenstiinde behandeln, niimlich die einen die Zeit der Parusie und das durch die Ungewissheit derselben erforderte Verhalten der Jiinger, die anderen die Um- stinde der Parusie und die Gewissheit ibrer Verwirklichung. Hier beriihren sich aber auch wirklich beide Reihen in dem wichtigen christlichen Hauptgedanken, dass eine den Christen Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 9 18 heilbringende himmlische Wiedererscheinung des Messias_ ein- treten wird. Aber hier tritt nun der zweite oben genannte Beweisgrund fiir die Scheidung der beiden Wortreihen in Kraft. Es ist schon beachtenswerth, wie die Worte wera ray FAL éxeiyyy am Beginne des Abschnittes V. 24—27 mit Ueber- springung von V. 21—23 an den Abschnitt V. 14—20 anknitipfen, wo jene #Acwig besprochen ist; aber hier gereicht die Kinschie- bung des Abschnittes V. 21—23 zwischen die zusammengehérigen Glieder doch nicht zur directen dusseren Stérung des Zusammen- hanges, weil durch die Zeitbestimmung in V. 21 das Auftreten der Pseudomessiasse und Pseudopropheten mit dem Verlaufe der grossen Bedriéngniss eng verbunden erscheint. Aber ganz deutlich tritt eine stérende Unterbrechung der zwischen den einzelnen Gliedern der Rede im Gedanken und Wortlaute be- stehenden Beziehungen bei der Fortsetzung zu Tage. Nachdem m V. 24—27 die Schilderung der Parusie des Menschensohnes gegeben ist, folgt in V. 28 u. 29 die Ermahnung an die Jiinger, dass sie, wie sie an dem Weichwerden des Zweiges des Feigen- baumes und seinem Hervortreiben der Blatter das Nahen des Sommers erkennen, so an dem KEintritte ,,dieser Ereignisse“ (cavre) erkennen sollen, ,dass er nahe vor der Thiire ist.“ Das tatta an dieser Stelle kann sich nicht auf die Ereignisse be- ziehen, welche in der uns vorliegenden Gestalt der Rede die nichst voranstehenden sind; denn die Parusie selbst und die Thatsachen, welche sie begleiten, kénnen doch nicht als die An- zeichen ihrer Nihe betrachtet werden. Sondern der Gedanke ist hier von der Parusie selbst wieder zuriickgekehrt zu dem, was der Parusie voraufgeht, und so findet das cavra seine Be- ziehung nur mit Ueberspringung des Abschnittes V. 24—27 in V. 21—23, oder genauer, wie wir auf Grund unserer friiheren Beobachtungen sagen kénnen, in der ganzen Schilderung der den. Jiingern vor der Parusie bevorstehenden Glaubensanfech- tungen, welche in den Abschnitten V. 5 u. 6. 21—23. 9b—13 - enthalten ist. Aber von diesem Gedankenzusammenhange fiihren uns dann die Worte V. 30 u. 31 wieder ab; denn die feierliche Zusicherung, dass die gegenwiirtige Generation ,dieses Alles“ erleben werde, und dass, ob auch Himmel und Erde vergehen werden, doch diese Weissagungsworte nicht vergehen werden, ng kann doch nicht blos das gewisse Eintreten der Vorzeichen der nahen Parusie, sondern muss in erster Linie das gewisse Hin- treten der Parusie selbst trotz der vorangehenden, zu ihrem Kintreten im iusserlich gréssten Contraste stehenden Ereignisse behaupten wollen. Hier hat also das catva einen anderen Sinn als in V. 29; es muss seine Beziehung in einer EHroérterung suchen, welche die Parusie selbst als den Abschluss der Schreckens- zeit dargestellt hat, d. h. jenseits von V. 28 u. 29 in dem Ab- schnitte V. 24—27, beziehungsweise in der in diesem Abschnitte zu Ende gefiihrten ganzen Schilderung V. 7—9a. 14—20. 24—27. Steht aber bei den beiden. Abschnitten V. 28 u. 29 und V. 30 u. 31 fest, dass in ihnen je verschiedene vorangehende Gedanken- reihen ihre Fortsetzung finden, so kann es nun keinem Zweifel unterliegen, an welche dieser beiden Gedankenreihen wieder der Schlussabschnitt V. 32—37 ankniipft. Die Ermahnung zu einem vor der Parusie zu tibenden Verhalten, welches der Ungewiss- heit tiber den Zeitpunkt ihres Eintrittes entspricht, findet ihren naturgemassen Anschluss nicht bei der Gedankenreihe, welche schon die Parusie selbst geschildert und auch fiir ihren Eintritt eine bestimmte Zeitgrenze festgestellt hat, sondern nur bei der anderen Gedankenreihe, welche sich darauf beschriinkt hat, von den Vorgiingen zu reden, welche die Anzeichen des Nahens der Parusie sein werden, und von dem rechten Verhalten, welches die Jiinger diesen Vorgingen gegeniiber beobachten sollen. Was ergiebt sich uns nun aus diesem Thatbestande iiber die Quellenbenutzung des Marcus? Zuerst erkennen wir, dass Marcus jedenfalls bei dieser Rede Cap. 13 zwei Ueberlieferungen verwerthet hat, und zwar Ueber- lieferungen von verschiedener Giite. Jene erste Wortreihe, welche wir in allen Theilen christlich orientirt fanden, steht so- wohl hinsichtlich des Inhaltes der den Jiingern gegebenen Vor- aussagungen, als auch besonders in der Beziehung, dass alle Voraussagungen nicht irgendwie zur Befriedigung der Neugier dienen, sondern nur als Motive der Ermahnung geltend gemacht werden, in nichster Verwandtschaft zu denjenigen Zukunftsreden Jesu, die uns, wie wir spiiter sehen werden, durch eine andere, sehr glaubwiirdige Quelle aufbewahrt sind. Bei dieser Wort- reihe haben wir also guten Grund zu der Annahme, dass sie on 20 wirkliche Aeusserungen Jesu wesentlich treu mittheilt, und demgemiiss kénnen wir die Quelle des Marcus fiir den aus dieser Wortreihe bestehenden Theil seiner Rede mit grosser - Wahrscheinlichkeit als eine echt apostolische Ueberlieferung be- zeichnen. Anders aber miissen wir iiber die zweite Wortreihe urtheilen. Ihre Analogieen finden die Aussagen dieser Reihe nicht in den sonst von Jesus uns tiberlieferten Reden, wohl aber hinsichtlich der Worte und Gedanken in der jiidischen und juden- christlichen apokalyptischen Literatur?). Aus authentischer, apostolischer Ueberlieferung diirfen wir deshalb diese kleine judenchristliche Apokalypse nicht herleiten, so bestimmt wir auch annehmen kénnen, dass Marcus zu ihrer Verbindung mit der anderen ihm tiberlieferten Wortreihe dadurch bestimmt worden ist, dass sie in der Geltung stand, eine echte Weissagung Jesu darzustellen. Aus welcher Zeit diese kleine judenchristliche Apokalypse stammt, wird sich schwerlich genauer bestimmen lassen: mdglich ist es, dass sie erst dem unmittelbaren Heran- nahen der jiidischen Katastrophe am Schlusse des siebenten Jahrzehnts n. Chr. ihre Entstehung verdankt; méglich ist es aber auch, dass sie schon in friiherer Zeit hervorgetreten war, ein bedeutendes Ansehen aber nachmals dadurch gewann, dass sie sich als auf die spiter eintretenden Hreignisse richtig zutreffend erwies 2), Zu einer weiteren Folgerung aber berechtigt uns die That- sache, dass sich eben nicht nur die Glieder dieser kleinen juden- christlichen Apokalypse aus dem Bestande der Marcusrede so ausscheiden lassen, dass sie wieder ein einheitliches Ganzes aus- machen, sondern dass sich bei solcher Ausscheidung auch die iibrig bleibenden Theile der Marcusrede zu einem ganz einheit- lichen Gedankenzusammenhange an einander schliessen. Man wird durch Beriicksichtigung dieser Thatsache zuerst auf den Gedanken gefiihrt, dass in die Marcusrede, welche urspriinglich nur aus der einen Wortreihe, welche wir auf gute apostolische 1) Vel. Weiffenbach a. a..0.8. 175 &. *) Dass diese kleine Apokalypse identisch ist mit dem yonouds, . welcher nach Angabe des Eusebius, hist. ecc!. III, 5, fiir die jerusalemi- schen Christen der Anlass wurde, vor der Zerstérung Jerusalems nach Pella zu fliehen, halte ich fiir nicht unméglich. Ueberlieferung zuriickfiihren diirfen, bestanden habe, ein Spaterer die Glieder der kleinen Apokalypse als Interpolation eingefiigt habe. Aber gegen diese Erklirung spricht der Umstand, dass die Marcusrede in der uns vorliegenden Gestalt schon von unserem ersten und dritten Evangelisten benutzt worden ist. Wenn es also als sehr wahrscheinlich gelten muss, dass schon Marcus selbst die Verbindung der beiden fremdartigen Wort- reihen vorgenommen hat, so miissen wir schliessen, dass ihm auch jene erste, von uns als authentische Rede Jesu beurtheilte Wortreihe in einer festen formellen Auspragung tiberliefert war, welche ihn zwar nicht gehindert hat, einige nach seiner Auffas- sung den Zusammenhang ergiinzende, nach unserer Auffassung freilich ihn stérende Kinschaltungen fremder Bestandtheile zu machen, wohl aber ihn gehindert hat, andere wesentliche Ver- inderungen des Inhaltes vorzunehmen. Wire die Rede Jesu dem Marcus nicht in solcher festen formellen Auspragung iiber- liefert gewesen, so wiire es schwer zu verstehen, wie er den eigenthiimlichen Charakter ihres Inhaltes so rein bewahren konnte, trotzdem ihm die Verschiedenheit dieses Charakters von dem der zwischengeschobenen Apokalypse nicht bewusst gewesen sein kann, und ebenso schwer zu verstehen, wie er in V. 29 das Demonstrativpronomen anwenden konnte, trotzdem sich das- selbe offenbar nicht auf die Vorgiinge bezieht, die in seiner durch die Hinfiigung der kleinen Apokalypse erweiterten Dar- stellung der Rede Jesu unmittelbar vorhergehen, sondern auf die Thatsachen, welche in dem urspriinglichen Bestande der Rede Jesu unmittelbar vorhergingen. Haben wir es nun aber bei der eschatologischen Rede Cap. 13 mit einer singuliiren Erscheinung innerhalb des Marcus- evangeliums zu thun, oder kénnen wir die gleichen Beobach- tungen, wie hier, auch anderwirts in diesem Evangelium machen: dass Marcus eine gute apostolische Ueberlieferung, und zwar eine solche, welche ihm in fester formeller Auspragung gegeben war, hat verwerthen kénnen, dass er daneben aber auch aus anderen, minder guten Quellen Stoff zu entnehmen nicht ver- schmiht hat? Kine Beachtung der Disposition des Evangeliums scheint mir wichtig.zu sein, um auf eine Beantwortung dieser Fragen hinzuleiten. 22 Der Inhalt des Evangeliums zeigt sich im Grossen und Ganzen beherrscht durch die oben bereits dargelegte Anschauung des Marcus von der Entwicklung der messianischen Anerkennung Jesu, und wir diirfen wohl annehmen, dass der Gang der Er- ~ zihlung, soweit er durch diese Anschauung geleitet ist, auch im Wesentlichen mit dem chronologischen Verlaufe der Wirk- samkeit Jesu iibereinstimmt. Nach dem einleitenden Theile, welcher kurz angiebt, wie das Auftreten des Messias durch den Taufer vorbereitet und vorherverkiindigt worden ist, wie dann Jesus bei seiner Taufe die Ausriistung mit dem gottlichen Geiste und die Offenbarung seines messianischen Berufes empfangen hat, und wie er im Anschlusse an diesen Vorgang Versuchungen erfahren hat (1, 1—13), wird im weiteren Verlaufe von Cap. 1 das erste machtvolle Auftreten Jesu in Galiléia und der Eindruck, den dasselbe hervorgerufen hat, geschildert. An eine hierauf folgende Gruppe von Conflictsfallen (2, 1—3, 6) schliesst sich eine bis zum Jiingerbekenntnisse gehende Reihe von Erzahlungs- stiicken (38, 7—8, 30), welche fast alle theils zeigen, wie Jesus durch Thaten und Worte eine rechte Anerkennung des messia- nischen Reiches allmihlich herzustellen gesucht hat, theils in wie verschiedener Weise er bei dieser Wirksamkeit Verkennung und Anerkennung gefunden hat. Der dem Jiingerbekenntnisse fol- gende Abschnitt (8, 31—10, 45) enthilt Reden Jesu, welche insofern zur Richtigstellung oder weiteren Férderung seiner messianischen Anerkennung dienen, als sie die Vorstellungen von einer zu erwartenden irdischen Herrlichkeit des Messias und irdischen Grésse semer Jiinger vollig aufheben und die Noth- wendigkeit und den Werth des Leidens, Verzichtens und Dienens im Gottesreiche darlegen sollen; unterbrochen werden die Reden dieses Inhaltes nur durch die Erzihlung von der Verklirung Jesu und von der an sie sich zeitlich anreihenden Heilung des Damonischen (9, 2—29) und durch die Erzithlung von der ver- sucherischen Frage der Pharisiier nach der Berechtigung der Ehescheidung (10, 1—12). Der letzte Theil des Evangeliums schildert zuerst die 6ffentliche Anerkennung der Messianitat Jesu bei seinem letzten Hinzuge in Jerusalem und das sich daran anschliessende Auftreten Jesu in Jerusalem, welches den Hier- archen den entscheidenden Anlass gab, seine Vernichtung 23 herbeizufiihren (10, 46—12, 12); sodann’ berichtet er von einigen Disputationen und Reden Jesu in Jerusalem (12, 13— 13, 37); endlich erzihlt er vom Todesleiden Jesu und von der ersten Kunde von seiner Auferstehung (14, 1—16, 8). Jedoch schon dieser kurze Ueberblick zeigt, dass die An- schauung von der Entwicklung der messianischen Anerkennung Jesu die Auswahl und Gliederung des Stoffes des Marcus nicht vollstindig bedingt. Hs fallt uns zuerst auf bei den 2, 1—3, 6 mitgetheilten fiinf Conflictsfillen, in denen Jesus Einwendungen Anderer gegen sein Verhalten oder gegen das von ihm ge- biligte Verhalten seimer Jiinger siegreich zuriickweist, dass diese Erzihlungsgruppe sich jenem Hauptprincipe der Disposition des Stoffes nicht einfach unterordnet. Diese fiinf Conflictsfille nehmen aber auch in chronologischer Hinsicht eine besondere Stellung ein. Wie sie in keiner zeitlichen Verbindung unter einander stehen (beim zweiten und fiinften Falle ist nur eine ganz allgemeine zeitliche Ankniipfung durch zed gegeben, beim dritten und vierten Falle tiberhaupt keine solche An- kniipfung), so sind sie auch in keine chronologische Beziehung zu dem vorangehenden und dem folgenden Abschnitte des Evan- geliums gebracht: beim ersten Falle macht Marcus die ganz unbestimmte Zeitangabe du’ yueoav (2, 1), den Anfang des fol- genden Erziihlungsabschnittes aber giebt er ohne jede Zeitbe- stimmung (3, 7). Ja, wir miissen sagen, dass diese Conflictsfille in chronologischer Hinsicht zu der tibrigen Darstellung des Marcus in einem gewissen Gegensatz stehen. Wihrend die Auswahl der Zwilfe, welche Jesus zu seiner Begleitung und zu Aussendungen bestimmte, von Marcus erst hinterher, 3, 13 ff., erzihlt wird, erscheinen hier in den drei mittleren Conflictsfillen schon ,die Jiinger“ als die regelmassigen Begleiter Jesu, iiber deren Lebensweise in der Gemeinschaft mit Jesus man bereits Beobachtungen hat machen kénnen (2, 18). Dass Marcus selbst unter diesen Jiingern doch nicht nur die vier verstanden wissen will, deren Berufung durch Jesus er 1, 16 ff. erzahlt hat, zeigt er dadurch, dass er bei der ersten Erwahnung dieser Jiinger 2, 15 die parenthetische Bemerkung macht: ,denn es waren viele, und sie folgten- ihm“, eine Bemerkung, welche er freilich so ungeschickt in den Zusammenhang hineinstellt, dass man sie 24 formell auch auf die vorangenannten Zoéllner und Siinder be- ziehen konnte. Bei dem letzten der Conflictsfille fiihrt uns die Schlussbemerkung, dass die Pharisier mit den Herodianern einen Vernichtungsplan gegen Jesum eingegangen seien (3, 6), jeden- falls schon in eine vorgeriickte Zeit der Wirksamkeit. Jesu. Unser Eindruck von der eigenthiimlichen Sonderstellung dieser Gruppe von Conflictsfillen verstirkt sich aber noch, wenn wir beachten, dass bei Weglassung dieser Gruppe der Zusammenhang der umgebenden Theile des Evangeliums nicht nur in keiner Beziehung gestért wird, sondern vielmehr insofern an Durch- sichtigkeit gewinnt, als sofort erhellt, dass die Erzahlung von der Heilung des Aussiitzigen 1, 40—45 nicht sowohl den Ab- schluss der von 1, 14 an begonnenen Erzihlungsreihe, sondern vielmehr den Anfang der neuen Erzahlungsreihe bildet, welche von 3, 7 an gegeben wird. In jener ersteren Erzihlungsreihe wird das erste machtvolle Auftreten Jesu und der Kindruck desselben an dem Verlaufe des ersten Sabbaths illustrirt, an welchem Jesus den Petrus in seiner Begleitung gehabt hatte. Diese Erzahlungsreihe findet ihren deutlichen Abschluss in der Mit- theilung 1, 35—39, dass Jesus schon am frithen Morgen des folgenden Tages aufgebrochen sei, um in den umliegenden Ort- schaften seine Verkiindigung fortzusetzen, und dass er so ganz Galilaa durchzogen habe, verkiindigend und Damonen austreibend. Durch diese Schlussbemerkung ist eine erste, gewiss nicht kurze Periode der Wirksamkeit Jesu charakterisirt. Eine zweite Periode unterscheidet sich von ihr dadurch, dass Jesus einen iibergrossen Zudrang der Bevélkerung von allen Seiten her er- fahrt, welcher ihn belistigt, weil er nicht aus den richtigen Motiven erfolgt, und vor welchem er sich deshalb zuriickzieht (vgl. 3, 7-—12. 20; 4, 1. 10—12). Der Grund aber fiir diese Verdnderung der Situation liegt in dem am Schlusse von Cap. 1 berichteten Ereignisse: Jesus hat aus Mitleiden einem Aussiitzigen in wunderbarer Weise Heilung verschafft; er hat geflissentlich die Geheimhaltung dieses Vorganges gefordert, aber im Gegen- satze zu dieser eingeschirften Forderung hat der Geheilte von dem Vorgange in den weitesten Kreisen erzihlt, und in Folge . dessen draéngen sich nun die Schaaren zu Jesus. Die Angabe 1, 45, Jesus habe sich nicht mehr éffentlich zeigen kénnen, 25 sondern sich an einsamen Orten aufgehalten, aber von allen Seiten her sei man zu ihm gekommen, findet ihre unmittelbare Fortsetzung in der Schilderung 3, 7 ff., dass sich Jesus an den See zurtickgezogen habe, wohin sich aber eine grosse Volksmenge aus Galiléa, Judia und den umliegenden Landschaften zu ihm gedriingt habe, so dass er sich, um diesem Andrange auszuweichen, in ein Fahrzeug habe setzen miissen. Die hier am Anfange des Evangeliums gemachte Beobachtung, dass die Herauslésung einer Gruppe von Erzihlungen durch den tibrigen Zusammenhang nicht nur zugelassen, sondern geradezu gefordert wird, findet nun ihre Analogie und Ergiinzung an einer Beobachtung, welche wir beim Schlusstheile des Evan- geliums machen. Schon aus unserem obigen kurzen Ueber- blicke iiber den Gedankengang des Evangeliums ist ersichtlich, dass von den drei Unterabschnitten, in die wir den Schlusstheil zerlegten, der von 12, 13—13, 37 reichende mittlere, in welchem einige Disputationen und Reden Jesu in Jerusalem mitgetheilt werden, die Zusammengehérigkeit der beiden anderen aufhebt, deren erster die Hreignisse darstellt, welche fiir die Katastrophe des Lebens Jesu den entscheidenden Anlass boten, wahrend der letzte diese Katastrophe selbst schildert. Man beachte nur, wie der Schlussgedanke jenes ersten Abschnittes: ,sie suchten ihn zu greifen, und fiirchteten die Volksmenge* (12, 12) durch den Anfangssatz des dritten wieder aufgenommen und _fortgefiihrt wird: ,aber nach zwei Tagen war das Fest des Passah und des Ungesiuerten ; und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List greifen und tédten kénnten; denn sie sagten: nicht am Feste, damit kein Volkstumult entstehe“ (14, 1). Man beriicksichtige ferner, was bereits Weizsicker1) hervorgehoben hat, dass die verhiltnissmissig ruhige Art der von Marcus inner- halb des letzten jerusalemischen Theiles seines Werkes berich- teten Verhandlungen Jesu mit den verschiedenen gegnerischen Partheien und die vorausgesetzte Oeffentlichkeit seines Verkehres in der Stadt und im Tempel sich nur schwer in der Situation der letzten Tage Jesu begreifen lassen, wo einerseits die Span- nung zwischen ihm und jenen Partheien bereits die allergrésste 1) Untersuchungen iiber die evang. Geschichte §. 532 ff. 26 war und wo es andererseits eines Verrithers aus dem engsten Jiingerkreise Jesu bedurfte, um seiner habhaft zu werden. Wenn es uns schon aus diesen Griinden wahrscheinlich sein muss, dass Marcus hier in den einzigen jerusalemischen Aufenthalt Jesu, von dem er berichtet, eine Reihe von Vorgingen hinein- verlegt hat, deren richtiger geschichtlicher Platz wohl in fritherer Zeit liegt, so kommt zuletzt noch eine auffallende Erscheinung in Betracht, um unser Urtheil iiber diese Erzihlungsgruppe zu bestimmen. Der Anfang der hier 12, 13—37 berichteten Dis- putationen Jesu kniipft direct an das Ende der Streitfille an, welche Marcus am Anfange seines Evangeliums mitgetheilt hat. Die dortige Reihe schliesst mit dem Satze: ,,die Pharisiier gingen sofort hinaus und machten mit den Herodianern einen Plan gegen ihn, um ihn zu vernichten“ (3, 6); die spitere hebt mit dem Satze an: ,und sie senden zu ihm einige von den Phari- stern und Herodianern, damit sie ihn durch ein Wort fingen‘; dort fasst man den Plan, dessen Ausfiihrung hier beginnt. Haben wir hier am Schlusse des Evangeliums nicht die ur- spriingliche Fortsetzung jener am Anfange gegebenen Erzih- lungsreihe ? Mit grosser Wahrscheinlichkeit kénnen wir doch aus den angefiihrten Erschemungen den Schluss -ziehen, dass Marcus die in den Abschnitten 2, 1—3, 6 und 12, 13—37 mitgetheilten Stiicke nicht auf Grund mehrerer vereinzelter Ueberlieferungen seinerseits zusammengestellt hat, sondern dass er sie nach einer Ueberlieferung gegeben hat, in welcher sie als geschlossene Gruppe zusammenstanden, und dass er selbst vielmehr diese einheitliche Gruppe in zwei Theile zerlegt hat. Die Gruppe war urspriinglich nur durch die inhaltliche Verwandtschaft zusammen- gehalten, dass sie schlagende Antworten Jesu auf Einwendungen und Fragen darstellte, abschliessend mit einer Frage, welche Jesus seinerseits stellte und welche unbeantwortet blieb (12, 35—37). Auf eine EHinfiigung in den chronologischen Rahmen der iibrigen Darstellung des Marcus war sie urspriinglich nicht angelegt, und daraus erklart es sich nun, dass die beiden Theile, in welche Marcus sie zerlegt hat, um sie passend in seinen Geschichtszusammenhang einzufiigen, doch in keine feste orga- nische Beziehung zu diesem Zusammenhange getreten sind. 27 _ Marcus hat den ersten Theil eingeschoben zwischen die Erzih- _ tung von der Heilung des Aussiitzigen, welcher nachher durch seinen Ungehorsam gegen das Verbot Jesu den grossen Volks- zudrang zu Jesus veranlasste, und die Schilderung dieses Volks- zudranges selbst, um den Zeitverlauf hervorzuheben, welcher zwischen jener Thatsache und dieser ihrer Folge, dem Kommen der Leute auch aus den entfernten phénizischen Gegenden (3, 8), vorhanden gewesen sein muss; er folgt hier dem gleichen schrift- stellerischen Motive, aus welchem er 6, 14—29 zwischen der Erzihlung von der Aussendung der Zwolfe (V. 7—13) und der Erzihlung von ihrer Riickkehr zu Jesus (V. 30) episodisch die verschiedenen Urtheile, welche man iiber Jesus fiillte, und die friihere Hinrichtung des Taufers, welche das damalige Urtheil des Herodes iiber Jesus bedingte, berichtet, um den Zeitverlauf zwischen jener Aussendung und dieser Riickkehr hervortreten zu lassen. Den zweiten Theil unserer Erziihlungsreihe aber hat er eingeschoben in die Darstellung des letzten jerusalemischen Aufenthaltes Jesu, nicht nur weil auch hier die Zeit zwischen dem Entstehen und der Ausfiihrung der Vernichtungspliine der Hierarchen gegen Jesus (12, 12 u. 14, 1 f) auszufiillen war, sondern besonders, weil sich die Ausfiihrung des feindseligen Anschlages der Pharisier und Herodianer gegen Jesus passend als ein erster Versuch der Ausfiihrung jener Plane der Hierarchen (12, 12 f.) auffassen less, und weil ausserdem der Schluss dieser Erzihlungsreihe, die von Jesus im Tempel aufgeworfene Frage (12, 35), ausdriicklich die jerusalemische Situation voraussetzte. Zu ganz ahnlichen Ergebnissen fiihrt uns die Beobachtung eines anderen Abschnittes des Marcusevangeliums. Eine durch gleichen Inhalt zusammengeschlossene Gruppe bilden die von Marcus zwischen dem ersten Jiingerbekenntnisse und der ersten 6ffentlichen messianischen Anerkennung Jesu berichteten Belehrungen Jesu, welche darauf abzielen, den Werth und die Nothwendigkeit des Leidens, Verzichtens und Dienens fiir den Messias und fiir seine Jiinger darzulegen, weil eben die Grésse und Herrlichkeit des Messias und seines Reiches durchaus nicht irdischer Art ist und zu irdischer Grésse und Herrlichkeit viel- mehr in vollstem Gegensatze steht (8, 31—10, 45). Ich habe aber schon oben hervorgehoben, dass diese Gruppe von Beleh- 28 rungen durch zwei Stiicke unterbrochen wird: durch die Ge- schichte von der Verklérung Jesu nebst der darauf folgenden. Damonenaustreibung (9, 2—29) und durch die Verhandlung Jesu. mit den Pharisiiern iiber das Recht der Ehescheidung (10, 1—12). Offenbar nur aus chronologischen Riicksichten hat Marcus diese beiden Stiicke in jene Gruppe hineingestellt; das erste berichtet tiber einen Vorgang, der sechs Tage nach dem Jiingerbekenntnisse stattgefunden hatte (9, 2), das zweite iiber einen Vorfall auf einer Reise Jesu im Gebiete Judias und Perdas (10, 1): beide mussten also in dem Abschnitte des Evan- geliums untergebracht werden, welcher die Verbindung zwischen dem Jiingerbekenntnisse und der einzigen von Marcus berich- teten Hinkunft Jesu nach Jerusalem bildete, — aber in eine eigentlich organische Beziehung zu dem Inhalte dieses Ab- schnittes sind sie nicht gebracht. Wenn sich uns hier schon die Vermuthung aufdrangt, dass dem Marcus die inhaltlich ver- wandten Belehrungen, welche den Hauptbestand des Abschnittes 8, 31—10, 45 ausmachen, als eine einheitliche Gruppe iiber- liefert waren, zu welcher urspriinglich jene beiden episodischen Stiicke 9, 2—29 u. 10, 1—12 nicht gehédrten, so wird uns diese Vermuthung weiter dadurch bestiitigt, dass wir an anderer Stelle des Evangeliums noch einen Absehnitt finden, welcher inhaltlich ganz die Fortsetzung jener Belehrungen des Abschnittes 8, 31—10, 45 bildet, von Marcus aber aus abnlichen chrono- logischen Riicksichten von ihm abgelist ist, aus welchen er die beiden Stiicke 9, 2 ff und 10, 1 ff in ihn eingeschoben hat. Jene vorher besprochenen jerusalemischen Disputationen 12, 13—37, bilden nur die eine Hilfte des Abschnittes 12, 13 — 13, 37, welcher, wie wir oben sahen, die beiden zusammen- gehérigen Abschnitte des Schlusstheiles des Evangeliums, die Schilderung der den Tod Jesu speciell veranlassenden Hreignisse und den Bericht tiber die Vollziehung der Katastrophe selbst, stérend von einander trennt. Die andere Hiilfte wird gebildet einerseits durch eine Belehrung Jesu dariiber, dass die dusserlich grossen Frémmigkeitsleistungen der durch die Motive der Ehr- sucht und Habsucht bestimmten Schriftgelehrten nur eine desto gréssere Schuld vor Gott bedingen, wiahrend den grissten Werth die ausserlich geringste Leistung hat, welche aus vollig selbst- 29 loser Aufopferung entspringt (12, 38—44), andererseits in der Rede Cap. 13 (wenn wir aus derselben die kleine judenchristliche Apokalypse ausschalten) durch eine Belehrung dariiber, dass den Jiingern auf Erden vor der Parusie des Messias die schwersten Anfechtungen und Verfolgungen um seines Namens willen be- vorstehen. Ebenso nun, wie die Disputationen 12, 13—37 die Fortsetzung der friiheren Erzihlungsreihe 2, 1—3, 6 bilden, Stellen die Belehrungen 12, 38—13, 37 die inhaltliche Fort- setzung der den Hauptbestand des Abschnittes 8, 31—10, 45 bildenden Belehrungen dar. Aus dem gleichen Grunde, aus welchem Marcus jene eine Erziihlungsreihe in zwei Halften zer- legt hat, hat er auch diese andere Reihe urspriinglich zusammen- gehériger Redestiicke zertheilt: die Schlussstiicke (die Erziihlung von der Wittwe beim Schatzkasten des Tempels und die Worte Jesu angesichts des Tempels) setzten die jerusalemische Situation voraus; deshalb mussten sie dem jerusalemischen Schlusstheile des Evangeliums zugewiesen werden. Wenn wir so aber die urspriingliche Zusammengehérigkeit des Abschnittes 12, 38— 13, 37 (exclusive der in Cap. 13 eingefiigten klemen Apoka- lypse) mit dem Abschnitte 8, 51—10, 45 (exclusive der beiden Stiicke 9, 2—29 und 10, 1—12) erkennen, so k6nnen wir nun auch das Urtheil, welches wir frither tiber die Ueber- lieferung der in Cap. 13 gegebenen Rede Jesu. gewannen, er- weitern zu einer Beurtheilung der ganzen Reihe von Beleh- rungen, in welcher jene Rede Cap. 13 ein Glied bildet: diese ganze Reihe stammt aus einer guten apostolischen Ueber- lieferung, welche dem Marcus schon in einer festen formellen Ausprigung gegeben war. In der That findet ja diese Erweiterung jenes Urtheiles ihre Rechtfertigung darin, dass wir hier, bei der grésseren Reihe von Belehrungen, eine durchaus analoge Erscheinung vor uns haben, wie diejenige war, welche uns zu unserem Urtheile tiber die apostolische Ueber- lieferung der Rede Jesu in Cap. 13 veranlasste: wie wir dort die einzelnen Glieder dieser Rede unterbrochen fanden durch fremdartige Bestandtheile, aber so, dass sie sich nach Heraus- nahme dieser fremden Bestandtheile unmittelbar fest an einander schliessen, ebenso finden wir hier die einzelnen Theile der grisseren Reihe von Belehrungen unterbrochen durch fremdartige Stiicke 30 (9, 2—29; 10, 1—12; 10, 46—12, 37), aber sobald wir diese fremden Stiicke herausnehmen, stellen sie sich uns als ein auf. ein einheitliches Thema beziiglicher Lehrzusammenhang dar. Und so kommen wir hier endlich auf ein gleiches Ergebniss, wie oben bei der aus einheitlicher Ueberlieferung stammenden Reihe treffender Antworten Jesu: auch unsere Reihe eigenthiim- licher Belehrungen Jesu ist in ihrer urspriinglichen Ueberliefe- rung nicht darauf angelegt gewesen, mit dem tibrigen Inhalte des Marcusevangeliums zu einer chronologisch einheitlichen Darstellung verkniipft zu werden; deshalb musste die von Marcus hergestellte Verbindung eine so lockere, dusserliche werden. Fest schloss sich der Anfang an die Erzahlung von dem ersten Messiasbekenntnisse der Jiinger an; dass dieser Vorgang den geschichtlichen Anfangspunkt gebildet hatte fiir die Kette von Belehrungen Jesu, welche sich auf das Leiden, Verzichten und Dienen des Messias und der messianischen Jiingergemeinde bezog, war dem Marcus gewiss bestimmt tiber- liefert gewesen. Aber wenn er so diese Reihe von Belehrungen mit Recht gleich auf das Jiingerbekenntniss folgen liess, so fiihrte doch der Schluss dieser Reihe auf den jerusalemischen Schauplatz; fiir die Anschauung des Marcus, welcher nur von einem einmaligen Aufenthalte Jesu in Jerusalem wusste, iiber- sprang dieser Schluss also die zeitlich vorangehende Geschichte von dem messianischen Kinzuge Jesu in Jerusalem und von den unmittelbar auf diesen Einzug folgenden Kreignissen. An- dererseits waren dem Marcus auch einzelne andere Stiicke tiber- liefert, welche in die Zeit zwischen dem Jiingerbekenntnisse und dem letzten jerusalemischen Aufenthalte hineingehérten. Deshalb glaubte Marcus den Schlusstheil von dieser Reihe ab- lésen, gewisse andere Stiicke aber in sie einfiigen zu miissen. Noch an einer anderen Stelle des Evangeliums scheint mir eine Spur davon bemerkbar zu sein, dass Marcus eine schon. formell ausgepriigte Ueberlieferung benutzt hat: in der Parabel- rede von Cap. 4. Es wird hier zuerst erziihlt, dass Jesus am Ufer des Sees die zu ihm driingenden Volkshaufen viel in Para- beln gelehrt habe (V. 1 u. 2) und aus dieser Belehrung wird die Parabel vom Si&emann mitgetheilt (V. 83—9). Dann folgt ein Gespriich Jesu mit seiner niheren Umgebung, als er allein . dl ist: die Jimger fragen ihn nach den Parabeln, und er antwortet ihnen, indem er sich zuerst tiber den Zweck seines Parabel- lehrens im Allgemeinen fussert und dann eine Erklirung der Parabel vom Siiemann giebt (V. 10—20). Hieran reihen sich einige weitere Belehrungen in parabolischer Form, welche Jesus yihnen* giebt (V. 21—382), und den Schluss macht eine allgemeine Bemerkung itiber das Parabellehren Jesu (V. 33 f). An wen sind in diesem Zusammenhange die parabolischen Ausspriiche V. 21—32 gerichtet? Sind unter den avrof V. 21 u. 24 die Personen der niheren Umgebung Jesu verstanden, mit welchen sich Jesus nach V. 10 allein. befindet, oder sind wieder die in V.1u.2 bezeichneten Volkshaufen gemeint, so dass in V, 21—32 die Fortsetzung des 6ffentlichen Parabellehrens Jesu gegeben ist, dessen Anfang in V. 2—9 vorliegt? Der dussere Wortlaut, niimlich der einfache Anschluss der Worte: zai zeyey avrotg an den Bericht iiber das Privatgespriich mit den Jiingern, scheint die Beantwortung der Frage im ersteren Sinne zu for- dern; aber ein anderer Grund spricht entscheidend fiir die Be- antwortung im letzteren Sinne. In V. 33 f. wird hervorgehoben, dass Jesus atvoic, d. i. im Unterschiede von den besonderen Jiingern Jesu (V. 34) dem Volke im allgemeinen, in vielen der- artigen Parabeln seine Verkiindigung gegeben habe, wahrend er seinen Jiingern privatim alles erklirt habe; diese Bemerkung setzt deutlich voraus, dass die vorher mitgetheilten Parabelworte nicht als privatim an die Jiinger Jesu, sondern als Offentlich an das Volk gerichtet gedacht werden sollen. Dann ist also der Abschnitt V. 10—20 als episodische Vorwegnahme eines Vor- ganges zu betrachten, welcher bei genauer zeitlicher Anordnung erst nach V. 32 zu berichten gewesen wiire. Hine solche episo- dische Vorwegnahme wire ja nun an sich nicht anstdssig; in unserem Falle ist sie es aber deshalb, weil die Ausdrucksweise ganz so gegeben ist, als wiire jene Privatverhandlung eben nicht episodisch vorangestellt, sondern als stiinde sie wirklich erst hinter V. 32: die Parabelspriiche V. 21 ff. werden durch eine Formel eingeleitet, welche sehr passend wire, wenn der Ab- schnitt V. 1—9 unmittelbar voranginge (vgl. die Kinleitungs- formel in V. 24), welche aber irrefiihrend ist, nachdem episodisch der zeitlich spiitere Vorgang V. 10—20 mitgetheilt ist; und am 32 Anfange jener Privatverhandlung werden ‘als Gegenstand der Frage der Jiinger ,,die Parabeln* bezeichnet, was ganz verstiindlich wire, wenn dieses Privatgespriich hinter V. 32 berichtet wiire, was aber undeutlich ist, wo dieses Privatgespriich eingeschaltet wird, nachdem erst eine einzige Parabel erzihlt ist. Miissen wir diese auffallende, unnatiirliche Darstellungsweise nicht daraus erkléren, dass Marcus hier nicht der originale Darsteller ist, sondern dass er sich im Ausdrucke an eine gegebene Ueber- lieferung angeschlossen hat, in welcher das Privatgespriich Jesu mit seiner néheren Umgebung erst’ hinter V. 32 berichtet war? Die selbstiindige schriftstellerische Thiitigkeit des Marcus hiitte sich dann darauf beschrinkt, den spiiter erziihlten Vorgang episodisch voranzustellen, wozu der Anlass darin lag, dass jene Privatverhandlung doch allein die Deutung der Parabel vom Séemann enthielt und sich deshalb passend gleich an die Mit- theilung dieser Parabel anzureihen schien. Die besprochene Erzihlung von dem Parabellehren Jesu (4, 1—34) gehért inhaltlich eng zusammen mit der Reihe von Krzahlungen, deren Anfang in 1,40—45 gegeben ist, und deren Fortsetzung die Stiicke 3, 7—12 u. 19b—35 bilden. Ich habe schon oben hervorgehoben, dass im Gegensatze zu einer ersten Periode der Wirksamkeit Jesu, welche in 1, 21—34 durch die ausfiihrliche Schilderung eines einzelnen bedeutsamen Tages veranschaulicht und dann in 1, 38 f. kurz nach ihrem allgemeinen Charakter bezeichnet wird, hier eine zweite Periode charakterisirt wird, wo Jesus sich umdringt sieht von grossen Volksschaaren, bei denen er aber keine richtigen Absichten und kein rechtes Ver- stindniss findet, von denen er sich deshalb auch nicht nur diusserlich zuriickzuziehen sucht (1, 45; 3, 9), sondern denen er auch seine Verkiindigung geflissentlich verhiillt (4,11 f. 33 f). Wie wir jene erste Periode, wo Jesus in den Synagogen lehrend und Diamonen austreibend die Ortschaften ganz Galiliias durch- zieht (1, 38 f), durchaus nicht kurz denken diirfen, so befinden wir uns in dieser zweiten Periode offenbar in schon ziemlich weit vorgeschrittener Zeit der Wirksamkeit Jesu: das geht nicht nur daraus hervor, dass Jesus sich, fusserlich betrachtet, auf dem Hoéhepunkte seiner Wirksamkeit befindet, umdriingt von Menschen auch aus entfernten ausserpaliistinensischen Gegenden 33 (3, 7 f.), sondern auch daraus, dass die jerusalemischen Schrift- gelehrten bereits mit voller Feindseligkeit sein Wirken beurtheilen (3, 22), und besonders endlich daraus, dass Jesus selbst seine Verkiindigung nicht mehr fiir die grosse Menge bestimmt, oder vielmehr sie fiir die grosse Menge zum Gerichte bestimmt (4, 11 f.). Nur in einer Zeit, wo Jesus bereits die volle Erfah- rung davon gemacht hatte, dass sich die Masse des israelitischen Volkes der an sie ergangenen Verkiindigung vom Gottesreiche gegeniiber ungliubig verhielt, kénnen wir eine solche Aeusserung, wie die 4, 11 f. gethane, begreifen. Aber diese unsere Vorstel- lungen iiber den Zusammenhang, die Bedeutung, die Situation der Stiicke 1, 40—45; 3, 7—12; 3, 19b—4, 35 werden durch- kreuzt durch die Thatsache, dass in diese Stiicke hinein die Kr- zihlung von der Auswahl der zwilf Apostel gesetzt ist (8, 13—19a) und dass ihnen spiiter in 6, 6b—13 die Erzihlung von der Aussendung der Zwoélfe nachfolgt. In diesen beiden, unmittelbar auf einander Bezug nehmenden Erzihlungen (vgl. 6, 7 mit 3, 13—15) wird berichtet, dass Jesus die Zwolfe dazu bestimmt habe, seine Begleitung zu bilden und seine Sendboten zu sein (3, 14); die Aufgabe, zu welcher sie ausgesandt werden, ist zu verkiindigen und Dimonen auszutreiben (3, 14 f.; 6, 7. 12 f), also die gleiche Wirksamkeit zu itiben, welche Jesus nach der Schilderung 1, 39 geiibt hat; das eigene Verhalten Jesu zur Zeit der Aussendung wird durch die Worte bezeichnet: ,und Jesus durchzog die Dérfer im Umkreise lehrend“ (6, 6b), also ebenso wie sein Verhalten 1, 38 f. Passen nun diese Erziih- lungen in die geschichtliche Situation hinein, wo Jesus von grossen, verstiindnisslosen Schaaren umdringt wird, vor denen er sich zuriickzieht und vor denen er seine Verkiindigung ver- birgt, um seine heilbringende Wirksamkeit nur dem engeren Kreise der gliubigen Jiinger zu widmen? Werden wir nicht zu der Vermuthung gendthigt, dass geschichtlich die Auswahl und Aussendung der Jiinger vielmehr in die durch 1, 38 f. charakterisirte Periode der Wirksamkeit Jesu hineingehért, wo Jesus seine Aufgabe darin findet, méglichst weit umher seine Verkiindigung vom Gottesreiche, verbunden mit Krankenheilungen und Dimonenaustreibungen, auszubreiten, und wo er nun, um diese Aufgabe noch rascher zu verwirklichen, als ihm allein Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 3 34 moéglich war, die Zwolfe zu Gehiilfen seiner Thitigkeit hinzu- zieht? Nicht das méchte ich behaupten, dass diese beiden Hr- zihlungen 3, 13 ff. und 6, 6 ff in einer urspriinglichen Ueber- lieferung, welche Marcus reproducirt hat, auch unmittelbar mit 1, 38 f. verbunden gewesen sind. Wohl aber meine ich, dass mit der urspriinglichen Ueberlieferungsreihe, in welcher dem Marcus die Stiicke 1, 40—45; 3, 7—12; 3, 19b—4, 35 gegeben waren, die Erziihlungen 3, 13 ff. und 6, 6 ff ‘nicht zusammen- gehdrten. Jene Ueberlieferungsreihe, welche schildert, wie Jesus sich vor der verstiindnisslosen grossen Menge zuriickzieht, findet ihre natiirliche Fortsetzung in den spiteren Erzihlungen von der Zuriickhaltung Jesu mit seiner heilbringenden Wirksamkeit in Nazareth (6, 1—6a) und von seinen Reisen in entlegene Gegenden, wo er sich allein mit der Unterweisung seiner nichsten Jiinger abgiebt und nur ausnahmsweise sich anderer Hiilfsbediirf- tiger annimmt (7, 24—37; 8, 10—13. 22—30). Aber in analoger Weise, wie Marcus in den Bericht von der jerusalemischen Katastrophe Jesu alle iibrigen ihm iiberlieferten Stiicke hinein- gestellt hat, welche eine jerusalemische Situation voraussetzten, hat er in unserer, durch die Erzihlung 1, 40—45 eingeleiteten Erzihlungsreihe, welche ihm die mittlere Hauptperiode der Wirksamkeit Jesu zu umfassen schien, eine Anzahl anderer ihm tiberlieferter Stiicke untergebracht, fiir welche ihm eine genauere chronologische Datirung fehlte: so zuerst die Conflictsfiille 2,1—38,6, und so auch die Erziihtungen von der Auswahl und Aussendung der Zwolfe. Im spiiteren Verlaufe dieses Abschnittes erscheint namentlich die Rede tiber die Reinigungsgebriiuche (7, 1-23) als ein solcher Zusatz; denn diese Rede steht weder in einer in- haltlichen Beziehung zu ihrer Umgebung, noch auch ist ihr eine feste zeitliche und raumliche Situation gegeben. Die voran- gehende Schilderung 6, 53—56, dass man Jesu, wohin er ge- kommen sei, die Kranken massenhaft zugefiihrt habe, bildet offenbar den Abschluss der Erziihlung von der wunderbaren Speisung und Seetahrt, und nicht die Kinleitung zu der Rede von Cap. 7; und wenn es 7, 14 heisst, Jesus habe wiederum die Volksmenge zu sich gerufen, so kann dies doch nicht wohl bedeuten, dass Jesus jene Krankenschaaren, welche man ihm allerorten zufiihrte (6, 54 ff) und welche wiihrend der directen 35 Verhandlung Jesu mit den jerusalemischen Pharisiern und Schriftgelehrten abseit getreten sein miissten, zu sich zuriick- gerufen habe, sondern nur, dass er in analoger Weise wie sonst, wenn es eine bedeutsame Aussage galt, den grésseren Jiinger- kreis, der ihm nachzufolgen pflegte, zum Aufmerken herangerufen habe (vgl. 8, 34). Das genaue Pendant zu jener Rede iiber die Reinigungsgebriuche bildet die Rede 10, 1 ff. iiber die Ehe- scheidung: beide Male wird zuerst die pharisaische Frage zuriick- gewiesen und folgt eine Privatbelehrung an die fragenden Jiinger (beachte die Beziehung des zedw 10, 10 auf 7, 17). Und zwar steht die neue Frage der Pharisier 10, 2 in ihrer versucherischen Art in enger Beziehung zu der Antwort, mit welcher Jesus ihre friihere Frage 7, 5 zuriickgewiesen hat: dort hatten sie gefragt, weshalb die Jiinger Jesu die tradi- tionellen Reinigungsvorschriften nicht beachteten, und Jesus hatte ihnen mit dem Vorwurfe geantwortet, dass sie um ihrer mensch- lichen Tradition willen das durch Mose gegebene Gottesgebot ungiiltig machten (7, 6—13); hier nun thun sie ihre versuche- rische Frage nach dem Rechte der Ehescheidung in der Absicht, Jesum selbst eines Widerspruches zum mosaischen Gesetze zu tberfiihren. Dass Mareus aus chronologischen Riicksichten dieses Stiick 10, 1—12 in einen Zusammenhang hineingesetzt hat, welchem es inhaltlich ganz fremd ist, haben wir friiher schon gesehen. Ich vermuthe, dass es urspriinglich mit dem Stiicke ¢, 1—23 als Pendant zusammengehort hat}). Das Ergebniss unserer bisherigen Untersuchungen fasse ich Jetzt folgendermassen zusammen. Als sehr wahrscheinlich diirfen wir annehmen, dass Marcus den Hauptbestand seines Evangeliums auf Grund mehrerer Erzihlungsreihen gegeben hat, welche ihm in einer festen formellen Auspriigung tiberliefert waren. Diese Erzihlungsreihen waren urspriinglich gegen einander selbstindig, oder genauer gesagt: sie waren nicht darauf angelegt, sich-zu einer chronologisch einheitlichen Darstellung zu ergiinzen. Kine erste solche Erziihlungsreihe scheint fiir Marcus den chronolo- *) Ist nicht eine Spur dieser urspriinglichen Zusammengehorigkeit vielleicht auch darin zu finden, dass das jetzt auf 7, 23 folgende Stiick mit der gleichen Formel éxet9ev avaotas beginnt, wie das Stiick 10, 1 ff.? 3* 36 gischen Rahmen geliefert zu haben, in welchen er die iibrigen Erzahlungsreihen, aber auch etwa anderweitig ihm zugekommene Berichte (nach welchen wir nachher noch genauer zu fragen. haben), eingefiigt hat. Diese Reihe bestand wohl aus drei Theilen, welche sich auf drei verschiedene Perioden der Wirksamkeit Jesu bezogen: der erste Theil, welcher die Periode, wo Jesus auf miglichst weite Ausbreitung des Evangeliums hin- wirkte, schilderte, ist von Marcus in 1, 14—39 wiedergegeben; zum zweiten Theile, welcher eine Periode des Zuriicktretens Jesu von der Wirksamkeit fiir die grosse Menge schilderte, werden die Stiicke 1, 40—45; 3, 7—12. 19b—35; 4, 1—34, und vermuthlich dann die Stiicke 6, 1—6a; 7, 24—37; 8, 10—13. 22—30 gehort haben; der dritte Theil, welcher die Katastrophe der Wirksamkeit Jesu schilderte, scheint der Darstellung in 10, 46—12, 12 u. 14, 1—16, 8 zu Grunde gelegen zu _ haben. Wenn freilich diese Erziihlungsreihe drei zeitlich auf einander folgende Perioden der Wirksamkeit Jesu beriicksichtigte, so diirfen wir daraus noch nicht schliessen, dass ihr Zweck ge- wesen ist, eimen Ueberblick tiber die gesammte Wirksamkeit Jesu zu geben; ihr Zweck scheint vielmehr der speciellere ge- wesen zu sein, einzelne bedeutsame Vorgiinge hervorzuheben, in welchen sich einerseits die Anerkennung, aber auch die Ver- kennung und Feindschaft, welche Jesus erfuhr, und andererseits das verschiedene Verhalten, welches Jesus je nach der ver- schiedenen Stellungnahme der Menschen iibte, charakteristisch darstellten. Kine zweite Erziihlungsreihe bestand aus den Ab- schnitten 2, 1—3, 6 u. 12, 13—37; in ihr waren treffende Ant- worten Jesu auf Kinwendungen und Fragen zusammengestellt. Kine dritte Erziihlungsreihe enthielt die Belehrungen, welche Jesus den Jiingern nach ihrer Anerkennung seiner Messianitiit tiber den Werth und die Nothwendigkeit seines und ihres Leidens, Verzichtens und Dienens um des Gottesreiches willen gegeben hat: 8, 31—9, 1; 9, 30—50; 10, 13—45; 12, 38—44; 13, 16. 21—23. 9b—13. 28. 29. 32—37. Als zwei weitere, in ihnlicher Weise iiberlieferte Erzihlungsstiicke scheinen endlich die Be- richte von der Auswahl und Aussendung der Zwilfe: 3, 13—19a ° u. 6, 6b—15, und von der doppelten Zuriickweisung der Phari- sier: 7, 1—23 u. 10, 1—12 zu betrachten zu sein. a7 Ueber die Herkunft dieser dem Marcus itiberlieferten und von ihm zusammengearbeiteten Erziihlungsreihen kénnen wir aus ihrem Inhalte allein nichts Genaueres erschliessen. Wir kénnen nur die eine Thatsache anerkennen, welche fiir uns freilich die eigentlich wichtige ist, dass der Inhalt dieser Erziih- lungsreihen in allen Beziehungen, durch die treffende Pointirung der mitgetheilten Reden und Ausspriiche Jesu und durch die Hinfachheit und Wahrscheinlichkeit der geschilderten Ereignisse und Situationen, sich als in hohem Masse glaubwiirdig erweist, so dass wir nicht zu zweifeln brauchen, dass wir es hier mit einer echt apostolischen Ueberlieferung zu thun haben. Aber sollen wir nun annehmen, dass diese verschiedenen, nicht auf eine wechselseitige Erginzung zu einer chronologisch zusammen- hingenden Darstellung angelegt gewesenen Erzihlungsreihen in verschiedenen kleinen Schriftstiicken verschiedener apostolischer Verfasser bestanden haben? oder diirfen wir auf einen einheit- lichen Autor rathen und diirfen wir die feste formelle Aus- prigung, welche wir der von Marcus benutzten Ueberlieferung zuschreiben miissen, auch anders als durch schriftliche Aufzeich- nung hergestellt betrachten ? Behufs Beantwortung dieser Fragen gewihrt uns das iilteste Zeugniss der kirchlichen Ueberlieferung tiber die Entstehung des Marcusevangeliums eine werthvolle Auskunft. In ungemein interessanter Weise dienen sich die Ergebnisse, welche wir bis- her ohne jede Riicksicht auf die kirchliche Tradition blos aus der Analyse des Evangeliums selbst gewonnen haben, und die Aussage jenes altesten Zeugnisses wechselseitig zur Erginzung und Beglaubigung. Der Inhalt jenes Zeugnisses wird uns erst recht verstiindlich, wenn wir ihn mit den von uns bereits ge- wonnenen Ergebnissen vergleichen und nach ihnen erlautern; andererseits aber dient jenes Zeugniss dazu, unsere bisherigen Ergebnisse zu einem letzten Abschlusse zu bringen. Papias in dem Fragmente bei Eusebius hist. eccl. I, 39 giebt an, dass ,der Presbyter“ mitgetheilt habe, Marcus habe als Interpret des Petrus Alles, dessen er sich erinnerte, sowohl Reden als auch Thaten Christi, genau, aber nicht der Reihen- folge nach, aufgezeichnet. Linen erklirenden Zusatz des Papias zu dieser Mittheilung des Presbyters scheinen die weiteren Worte 38 zu enthalten, dass Marcus nicht den Herrn selbst gehort oder begleitet habe, wohl aber den Petrus, welcher seine Lehr- vortriige den Bediirfnissen entsprechend, nicht aber mit der Ab-. sicht auf eine ordnungsmassige Zusammenstellung der Rede- stiicke gehalten habe, und dass Marcus demgemass keine Schuld habe, wenn er Hiniges, wie er es erinnerte, aufgezeichnet habe, da er sich um das Eine sorgfiltig bemtiht habe, von dem, was er gehort hatte, nichts zu tibergehen und zu entstellen. Fiir unméglich und unberechtigt halte ich es, allein auf diese Angabe des Papias eine Beurtheilung des zweiten Evan- geliums zu begriinden; dazu ist der Gewahrsmann, auf welchen er sich beruft, zu unbekannt, und dazu ist, wie die vielen Ver- handlungen tiber das Fragment zur Gentige dargethan haben, der Sinn seiner Worte zu undeutlich. Wohl aber dienen uns unsere bisherigen Erkenntnisse tiber die Ueberlieferung, aus welcher Marcus geschépft hat, zu einer ungekiinstelten Inter- pretation der Worte des Papias, und die Méglichkeit einer solchen Interpretation mittelst jener Erkenntnisse gestattet uns dann das Urtheil, dass die Mittheilung des Papias aus einer guten, zuverlassigen Quelle stammt. Wenn Papias angiebt, dass Marcus die Lehrvortrage wiedergegeben habe, in denen Petrus iiber die Worte und Thaten Christi je nach den Bediirfnissen der Hoérer, aber nicht mit Absicht auf eine ordnungsmassige Zusammen- stellung (ovvtaéic) der Herrnreden berichtet habe, so erkennen wir in diesen Lehrvortragen des Petrus die von Marcus ver- wertheten Erzihlungsreihen wieder, bei denen wir gerade diese Merkmale fanden, dass sie nach sachlichen Gesichtspunkten hergestellt und nicht darauf angelegt waren, einander zu einer einheitlichen chronologischen Darstellung des Lebens Jesu zu erginzen. Und wenn der Presbyter die Aussage macht, dass Marcus auf Grund seiner Erinnerungen an die .Mittheilungen des Petrus die Worte und Thaten Christi genau, aber nicht der Reihenfolge nach aufgezeichnet habe, so beziehen wir diese Aussage darauf, dass unseren Beobachtungen zufolge Marcus einerseits sich auch an das formelle Gepriige der ihm itiber- lieferten Erzahlungsreihen genau anzuschliessen gesucht hat, dass er andererseits aber bei seiner Absicht, die verschiedenen Erzahlungsreihen zu einem einheitlichen chronologischen Zu- 39 sammenhange zu verbinden, nicht nur die Reihenfolge der ein- zelnen Erzihlungsreihen selbst vielfach durch Hinschaltungen unterbrochen hat, sondern auch das Ziel einer wirklich chrono- logischen Anordnung des Ganzen nicht vollig erreicht hat. Dieses negative Urtheil, dass die von Marcus berichteten That- sachen nicht allé in richtiger chronologischer Reihenfolge stehen, konnte Papias, beziehungsweise sein Gewahrsmann, ebenso gut wie wir aus den im Evangelium selbst liegenden Indicien ge- winnen, auch wenn es ihm nicht moéglich war, mit Hiilfe anderer miindlicher oder schriftlicher Ueberlieferung positiv festzustellen, wo der chronologisch richtigere Platz fiir die einzelnen That- sachen gewesen wire. Andererseits ergiinzt nun die Mittheilung des Papias unsere friiher aus der Analyse des Evangeliums gewonnenen Erkennt- nisse iiber die von Marcus verwerthete Ueberlieferung. Wir entnehmen ihr die Gewissheit, dass die von Marcus wieder- gegebenen Erziihlungsreihen nicht in verschiedenen Schriftstiicken verschiedener Verfasser, sondern in den miindlichen evangelischen Berichten des Petrus bestanden. Wenn wir erkannt haben, dass dem Marcus jene Erzahlungsreihen in einer festen formellen Ausprigung tiberliefert gewesen sein mtissen, so ist hierdurch die Annahme einer schriftlichen Ueberlieferung nicht nothwendig bedingt. Ausgeschlossen ist nur die Annahme einer solchen miindlichen Ueberlieferung, welche in verschieden formulirten Darstellungen verschiedener Personen, oder in wiederholten, aber ebenfalls verschieden formulirten Darstellungen einer und derselben Person bestanden hatte. Fiir ganz méglich aber und wahrscheinlich muss es gelten, dass eine bestimmte Kinzelperson den eigenen spiteren Erinnerungen an Worte und Thaten Jesu, vielleicht zunichst fiir sich selbst, eine feste Form gegeben hatte, in welcher sie dieselben dann wieder Anderen vorzutragen pflegte, und dass spiter einer der Hérer die mehrfach in derselben Form vernommenen Mittheilungen wesentlich treu nach dem Gedichtnisse aufzeichnen konnte. Dass aber Petrus dieser Ge- wahrsmann war, dessen Vortrigen Marcus die von ihm haupt- sichlich verwertheten Erzihlungsreihen verdankt, wird uns nicht nur durch andere Zeugnisse der altesten Tradition, welche mit der Angabe des Papias zusammentreffen (Justin, Dialog. c. Tryph. 40 106; Irenaéus, adv. haer. HI, 1; Tertullian, adv. Mare. IV, 5), sondern auch durch ein in jenen Erzahlungsreihen selbst lie- gendes Anzeichen bestiitigt. Die erste derselben beginnt die . Darstellung der ersten Periode der Wirksamkeit Jesu mit der Erzihlung von der Berufung des Petrus in die Nachfolge Jesu (1, 16 ff), und sie veranschaulicht die Wirksamkeit Jesu in dieser Periode durch Schilderung des ersten ereignissreichen Sabbaths, welchen Petrus in der Begleitung Jesu verlebte (1, 21 ff). Diese Auswahl des mitgetheilten Detailstoffes wird uns am Hinfachsten erklirt, wenn wir annehmen, dass Petrus der eigentliche Autor dieser Erzihlungsgruppe war. Wir miissen unsere Beurtheilung des Marcusevangeliums jetzt aber noch vervollsténdigen durch Priifung derjenigen Stiicke, bei denen wir keinen gentigenden Anlass zu der Annahme haben, dass sie aus jenen petrinischen Erzahlungsreihen stammen. Dass Marcus sich nicht darauf beschrankt hat, diese Erzahlungsreihen mit einander zu verbinden, sondern dass er sie auch durch Zusitze anderer Herkunft erweitert hat, ist uns bel unserer Untersuchung der Rede Cap. 13 schon zur Gewissheit geworden. Zuerst begegnet uns eine Anzahl kurzer Zusitze, welche Marcus in die nach der petrinischen Ueberleferung wieder- gegebenen Erzihlungen zur Erlauterung oder Erganzung ein- gefiigt hat. Hierher gehdrt zuerst der kleine an 2, 15 angehingte Satz: ,denn es waren viele und sie folgten ihm“, welcher die Bezugnahme auf ,die Jiinger“ vor Mittheilung der Auswahl der Zwolfe erkliren soll; ebenso der parenthetische Zwischensatz 7,3f. tiber die traditionellen Reinigungsgebrauche der Pharisiier, durch dessen Hinfiigung jetzt der urspriinglich zu V. 5 als Vordersatz gehérige V. 2 anakoluthisch geworden ist. Ferner rechne ich hierher den Satz 10, 12, in welchem das in V. 11 ausgesprochene Urtheil tiber die Entlassung des Eheweibes er- ganzt wird mit Riicksicht auf den bei Rémern und Griechen moglichen Fall, dass die Frau der die Ehe lésende Theil ist; dann in der Parabel von den untreuen Winzern den Satz 12, 7, welcher im Zusammenhange der parabolischen Erzihlung ebenso unnatiirlich ist, wie er fiir die allegorisirende Deutung der Parabel passend ist; endlich den Satz 13, 10, welcher hervor- heben soll, dass neben der Bezeugung des Evangeliums vor den 4] jiidischen Behérden, auf welche nach V. 9 die Verfolgung und Verantwortung der Jiinger abzweckt, doch auch iiberall in den ausserjiidischen Lindern das Evangelium bezeugt werden miisse. Eine eigenthiimlich verindernde Erweiterung der urspriinglich gegebenen Ueberlieferung diirfen wir wohl in der Geschichte von dem Scherflein der armen Wittwe 12, 41—44 finden; wenn man einerseits beriicksichtigt, dass Jesus mit seinen Jiingern aus dem blossen Anschauen der in den Schatzkasten geworfenen Gabe jedenfalls nicht erkennen konnte, dass der eine Quadrans den ganzen Lebensunterhalt der Wittwe ausmachte, und anderer- seits, dass Jesus sonst sehr hiiufig seine Parabeln ohne weitere Einleitung erzahlt, als handele es sich um geschichtliche That- sachen (z. B. Mc. 4, 3; 12;1; Le. 10, 30; 16, 1 u. 19), so drangt sich die Vermuthung auf, dass auch unsere Geschichte von dem Scherflein der Wittwe urspriinglich eine solche Parabel war, welche Jesus an seine Beurtheilung des Schuldwerthes der ausserlich grossen, aber aus dem Motive der Habsucht entsprin- genden Frémmigkeitsleistungen der Schriftgelehrten (V. 40) an- geschlossen hatte, welche Marcus aber, weil sie nicht ausdriick- lich als Parabel bezeichnet war, als wirklichen geschichtlichen Vorgang deutete und darstellte. Die grésseren geschichtlichen Darstellungen, welche Marcus mit seiner Wiedergabe der petrinischen Erziahlungsreihen ver- bunden hat, k6nnen wir wohl alle auf miindliche Ueberlieferung zuriickfiihren. Mehrere dieser Stiicke verrathen durch kleine, aber wichtige Detailziige, fiir deren Bewahrung die spatere Ueberlieferung, wie wir aus unserem ersten und dritten Evan- gelium ersehen, keinen Sinn mehr gehabt hat, dass sie auf einer guten, alten Ueberlieferung beruhen; das gilt von dem einleitenden Berichte iiber die Wirksamkeit des Taufers und iiber die Taufe und Versuchung Jesu (1, 1—15), von der Ge- schichte von der stitrmischen Seefahrt (4, 35—41), von der. Er- zihlung von der Erweckung der Tochter des Jairus (5, 21—43), von der ersten Speisungsgeschichte (6, 30—43), von dem Be- richte iiber die Verklarung Jesu und die sich daran anschlies- sende Heilung des damonischen Knaben (9, 2—29). Ich halte es bei diesen Erzahlungen nicht fiir unmdglich, dass auch sie in petrinischer Ueberlieferung ihre Grundlage haben; 42 nur, meine ich, haben wir hier keinen Anhalt fiir die Vermuthung, dass sie in derselben Weise fest formulirt tiberliefert waren, wie die oben besprochenen geschlossenen Erzahlungsgruppen, — und deshalb mtissen wir bei ihnen auch die gréssere Méglich- keit in Betracht ziehen, dass sie zum Theil liickenhaft oder mit ungenauen Zusiatzen versehen wiedergegeben sind. Solche un- geschichtliche Elemente treten an einigen Punkten des Evan- geliums ziemlich deutlich zu Tage. Bei der zweiten Speisungs- geschichte 8, 1—9 fordert die grosse Uebereinstimmung der Umstiinde mit der ersten Speisungsgeschichte 6, 35 ff. unmittelbar zu der Erklirung auf, dass wir es hier mit derselben geschicht- lichen Thatsache zu thun haben, welche nur deshalb doppelt berichtet wird, weil sie in der miindlichen Tradition mit ver- schiedenen Zahlangaben erzahlt wurde. Wie leicht sich eine solche Verschiebung der Zahlangaben vollzog, zeigt uns noch die Wiedergabe der Speisungsberichte durch unseren ersten Evan- gelisten, welcher aus den ,,5000 Mannern“ Mc. 6, 44 und den yetwa 4000“ Mec. 8, 9 schon ,ungefihr 5000 Manner ausser Weibern und Kindern“ (14, 21) beziehungsweise ,,4000 Manner ausser Kindern und Weibern“ (15, 38) gemacht, d. h. die Zahl mindestens verdoppelt hat. Bei der Erzahlung von dem Straf- wunder Jesu am unfruchtbaren Feigenbaume Me. 11, 12—14. 20—23, dessen eigenthiimliche Verschiedenheit von den sonst uns iiberlieferten Wundern Jesu keiner besonderen Darlegung bedarf, ist es durch die Verbindung, in welche Marcus den Vor- gang mit dem Worte Jesu tiber das Berge versetzende Vermogen des Gottvertrauens setzt, und durch die symbolische Beziehung auf das Gericht tiber das keine rechten Friichte zeigende Volk Israel, welche er durch die Stellung des Vorganges andeutet, ungemein nahe gelegt, an eine durch die miindliche Ueberlieferung vollzogene Umsetzung gleichnissmassiger Worte Jesu in eine gleich- nissmassige That zu denken. Denn im Lucasevangelium ist uns auf Grund einer anderen Quellenschrift einerseits das Wort von der unbeschrankten Kraft des Vertrauens so tiberliefert, dass die Versetzung nicht eines Berges, sondern eines Maulbeerfeigen- baumes als Beispiel gebraucht wird (Le. 17, 6), und ist uns anderer- seits eine auf das Gericht tiber das israelitische Volk beziigliche Parabel aufbewahrt, in welcher ein unfruchtbarer Feigenbaum 43 zum Bilde genommen wird (Le. 13, 6 ff). Schon unser dritter Evangelist scheint von ahnlichen kritischen Erwagungen geleitet gewesen zu sein, wenn er bei seiner Wiedergabe des Marcus- berichtes sowohl die zweite Speisungsgeschichte als auch die Geschichte vom Feigenbaumwunder iibergangen hat. Kine Aeusse- rung sagenhafter Geschichtserweiterung finde ich auch in der allgemeinen Schilderung der Krankenheilungen 6, 54—56, speciell in der Schlussbemerkung von V.56; denn die hier beschriebene Art des wunderbaren Heilwirkens Jesu steht zu der sonst gerade durch Marcus bezeugten Methode der Wirksamkeit Jesu in keinem Hinklang, wahrend sie ganz zu den Vorstellungen stimmt, welche die spitere Ueberlieferung iiber das uneingeschrankte Offentliche Wunderwirken Jesu hatte (vgl. z. B. wie aus den »Vielen“, welche nach Me. 1, 34 u. 3, 10 von Jesus geheilt wurden, bei Mt. 8, 16 u. 12,15 und bei Le. 4, 40 u. 6, 19 »Alle“ geworden sind). Den Hauptertrag unserer Untersuchung in diesem Capitel kénnen wir in dem Urtheile zusammenfassen, dass wir mit gutem Rechte das Marcusevangelium als eine wichtige Quelle fiir unsere Erkenntniss der Lehre Jesu verwerthen diirfen. Es ist freilich nur eine secundiare Quelle, deren Bericht nicht auf unmittelbarer Augen- und Ohrenzeugenschaft des Ver- fassers beruht, und deren Bestandtheile nicht alle gleicher Her- kunft sind und gleichen Anspruch auf Glaubwiirdigkeit erheben konnen. Aber es ist insofern eine secundire Quelle ersten Ranges, als es in seinem Hauptbestande eine Reproduction solcher apostolischer Mittheilungen ist, welche dem Evangelisten in fester formeller Ausprégung tiberliefert waren und welche eben deshalb von ihm mit grosser Treue wiedergegeben werden konnten. Die urspriinglichen Gruppen dieser apostolischen Mittheilungen, so- weit wir sie aus dem Evangelium, in welchem sie mit einander in eine von vornherein nicht beabsichtigte Verbindung gesetzt sind, noch herauszuerkennen vermdgen, kommen fiir uns natiir- lich in erster Linie als glaubwiirdige Urkunden in Betracht; ihnen diirfen wir den Werth einer primaren Quelle zuschreiben. Zum Schlusse aber sei hervorgehoben, dass unsere Beobach- tungen und Ergebnisse in diesem Capitel zur indirecten aber deutlichen Bestiatigung fiir die Anschauung dienen, dass das dd Marcusevangelium im Verhaltniss zu unserem ersten und dritten Evangelium die Prioritét hat; denn alle die eigenthiimlichen Erscheinungen in der Composition des Evangeliums, auf welche - wir aufmerksam wurden, finden ihre Erklarung nur bei der Herleitung des Evangeliums aus Quellen, welche ausserhalb der uns sonst bewahrten Evangelienliteratur liegen, an keinem Punkte aber bei seiner Herleitung aus unserem ersten und dritten Evan- gelium. Andererseits begriinden die Ergebnisse, zu welchen wir gefiihrt sind, auch nicht etwa eine neue Urmarcushypothese ; denn unser Marcusevangelium selbst und nicht die in ihm be- arbeiteten apostolischen Erzihlungsreihen in ihrer urspriinglichen Gestalt sind die Quelle fiir unseren ersten und dritten Evan- gelisten gewesen. Zweiter Abschnitt. Die Matthauslogia. Cap. 1. Der Inhalt der Matthdéuslogia. Neben der Erkenntniss, dass das Marcusevangelium eine Quelle fiir unser erstes und drittes Evangelium gewesen ist, steht als zweites Hauptergebniss der bisherigen Untersuchungen der synoptischen Frage die Erkenntniss, dass ausser dem Marcus- evangelium eine uns verlorene apostolische Schrift dem ersten und dritten Evangelisten als Queile zu Grunde gelegen hat, und dass sich hieraus die Uebereinstimmung dieser beiden Evyangelisten in vielen Parthieen erklirt, in welchen sie von Marcus unabhingig sind. Dass diese uns verlorene apostolische Quellenschrift identisch ist mit den Aoyee, welche nach der An- gabe des Papias (Eusebius hist. eccl. IU, 39) von dem Apostel 45 Matthius in hebriiischer Sprache zusammengestellt sind und dann Interpretationen von verschiedenen Seiten erfahren haben, ist eine sehr nahe liegende Hypothese. Nur miissen wir es auch in Betreff dieser Papiasangabe als das Resultat der eingehenden Verhandlungen iiber sie betrachten, dass sich aus ihr. allein nichts Genaueres tiber den Inhalt jener Quellenschrift entnehmen lisst. Wir kénnen vielmehr nur durch eine vergleichende Unter- suchung unseres ersten und dritten Evangelisten zu einer sicheren Vorstellung von der Beschaffenheit der verlorenen Quelle gelangen, aus welcher sie beide geschédpft haben miissen, und kénnen mittelst dieser Vorstellung dann, bei An- nahme der Hypothese, dass jene Quelle mit der von Papias ge- meinten Schrift identisch ist, genauer den Sinn angeben, in welchem Papias diese Schrift als Aoyea bezeichnet hat. Ueber die Benutzung dieser apostolischen Quellenschrift (welche ich im Folgenden als Logia oder Matthiuslogia bezeichne) durch unseren ersten Evangelisten (welchen ich der Kiirze halber Matthiius nenne, obgleich er gewiss nicht der Apostel Matthiius gewesen ist,) und durch Lucas, liisst sich mit grosser Wahr- scheinlichkeit Folgendes behaupten. Beide Evangelisten haben eine selbstiindige Kenntniss der Logia gehabt, wie daraus er- hellt, dass bald der eine, bald der andere den Bericht der Quelle in grésserer Vollstaindigkeit oder in richtigerem Zusammenhange oder mit urspriinglicheren Hinzelheiten wiedergiebt. Dass sie die Logia nach einem vorliegenden schriftlichen Exemplare be- nutzt haben, ist wegen mannigfacher eigenthiimlicher Verschie- bungen, welche sich viel einfacher bei Annahme einer gedicht- nissmissigen Wiedergabe der Quelle erkliéren, kaum anzunehmen. Dagegen liisst sich aus vielfachen, zum Theil auffallenden Ueber- einstimmungen beider Evangelisten im griechischen Wortlaute der Logiastiicke schliessen, dass die von ihnen verwerthete Quelle eine griechische war, dass dieselbe also, wenn sie mit der von Papias beriicksichtigten Schrift identisch war, den beiden Evan- gelisten schon nicht mehr in ihrer urspriinglichen hebraischen (aramiiischen) Gestalt, sondern in einer Uebersetzung bekannt war. Ganz sicher ist freilich diese Folgerung deshalb nicht, weil wir aus gewissen Anzeichen ersehen kiénnen, dass Lucas neben dem Marcusevangelium und den Matthiuslogia auch unser 46 erstes Evangelium gekannt hat!); denn hiernach ist es méglich, dass seine Uebereinstimmung mit Matthius im griechischen Wortlaute der Logiastiicke in derselben Weise durch eine Remi- . niscenz an den Text des Matthaius veranlasst ist, wie sich aus dem gleichen Grunde seine Uebereinstimmung mit Matthaus in manchen kleinen Modificationen bei der Wiedergabe des Marcus- berichtes erklart. Ferner ergiebt sich, dass die Art, wie Matthius und Lucas den Inhalt der Logia mit dem Inhalte des Marcus- evangeliums verkntipft haben, insofern eine wesentlich verschie- dene ist, als Matthéus vorwiegend das inhaltlich Verwandte mit einander verbunden hat, wiahrend Lucas den Hauptinhalt der Logia in zwei grossen zusammenhiingenden Parthieen in den Marcusbericht eingeschaltet hat (6,20—8,3 und 9, 51—18, 14). Durch dieses verschiedene Verfahren ist es bedingt, dass Lucas nicht nur viele einzelne Stiicke der Logia aufbewahrt hat, die Matthius wohl nur deshalb tibergangen hat, weil er im Marcus- berichte keinen Anlass zur ihrer Ankniipfung fand, sondern dass Lucas besonders auch die urspriingliche Reihenfolge der Logia- stiicke im Grossen und Ganzen richtig wiedergegeben hat. Ganz hat sich freilich auch Lucas einer Combinirung des inhaltlich Verwandten nicht enthalten; namentlich hat er in den Fallen, wo ihm derselbe Vorgang im Marcusevangelium und in den Logia berichtet zu sein schien, bei seiner Wiedergabe der einen Quelle den betreffenden Bericht fortgelassen, dann aber in seiner Wiedergabe der anderen Quelle doch gewisse Ziige eingeflochten welche dem iibergangenen Quellenberichte entstammen. Fir alle diese hier kurz hingestellten Behauptungen werden sich reichliche Belege zeigen, wenn ich es nun zuniachst ver- suche, unter Zuhiilfenahme der bisherigen bedeutenden Arbeiten, welche sich auf die Erkenntniss des urspriinglichen Bestandes der Logiaquelle gerichtet haben und zu welchen in erster Linie das grosse Werk von Weiss, das Matthiusevangelium u. s. Lucasparallelen, Halle 18762), zu rechnen ist, den Inhalt der p] 1) Vgl. Simons, hat der dritte Evangelist den kanonischen Matthaus benutzt ? Bonn 1880. *) Ich citire dasselbe im Folgenden durch: Weiss mit angefiigter Seitenzahl. — Dass ich der von Weiss aufgestellten Hypothese, auch Marcus habe die Logia schon gekannt und verwerthet, nicht zustimmen 47 Logia aus unserem ersten und dritten Evangelium zu _recon- struiren. Fiir den Zweck, den die ganze hier vorgenommene kritische Untersuchung hat, erscheint es mir nothwendig, még- lichst genau die Grenzen zu bestimmen, in denen wir den uns bewahrten Bestand der apostolischen Quellenschrift anerkennen kénnen. Ich glaube aber, diese Grenzbestimmung am Kiirzesten und Deutlichsten geben zu kénnen, wenn ich den Text der Quelle selbst, wie er mir aus den beiden Evangelien wieder- herstellbar erscheint, vorlege. Ich werde diesen Text mit Be- merkungen begleiten, welche die Rechtfertigung seiner Recon- struction im Kinzelnen angeben sollen, welche deshalb auch auf seine inhaltliche Erklirung nur soweit eingehen, als die Er- kenntniss des Sinnes, besonders des Gedankenganges in den Redestiicken , zur Sicherung des Textes dient. Zweckmissig er- scheint mir die wértliche Wiedergabe des Textes besonders auch deshalb, weil die réumliche Zusammenstellung des Zusammen- gehérigen oft einen iiberzeugenden Hindruck von dieser Zu- sammengehirigkeit geben kann, welcher sonst durch blos iussere Umstiinde gehemmt bleibt. Dass mein Versuch auf grosse Nachsicht der Beurtheilung rechnet, ist bei der Schwierigkeit, der Aufgabe selbstverstiandlich. Die Art, wie uns die Quelle aufbewahrt ist, bedingt es, dass wir meist nur ihren wahrscheinlichen Text und ihre wahrschein- liche Anordnung erkennen kénnen; aber es ist doch wichtig, dass wir uns dieses wahrscheinlichen Bestandes méglichst ver- sichern. Um mich bei meinem Versuche der Reconstruction ganz auf derjenigen Basis zu halten, welche allein eine relative Sicher- heit gewiihrleistet, mache ich es mir zum Grundsatze, keinerlei selbstiindige Veriinderungen des durch Matthius oder Lucas ge- botenen Textes oder Zusiitze zu demselben vorzunehmen, sondern. den Text des einen Evangelisten nur durch den des anderen kann, ist schon aus meiner friiheren Untersuchung iiber die Quellen des Marcusevangeliums ersichtlich; natiirlich fallt wegen dieser Abweichung auch meine Reconstruction der Logia in vielen Beziehungen anders aus, als sie nach Weiss zu geben ware. Kine Darlegung der Griinde, um derenwillen ich der Hypothese von W. nicht zustimmen zu dirfen glaube, kann ich erst an spaterer Stelle geben. 48 zu verbessern oder zu erginzen. Als Abweichung von diesem Grundsatze kann ich es nicht betrachten, wenn ich, tibrigens nur an den seltensten Stellen, in dem Texte des einen Evan- . gelisten solche nicht den Wortstamm, sondern nur die gram- matische Form betreffende Verinderungen vornehme, welche durch die Verbindung mit Worten des anderen Evangelisten unmittelbar geboten sind (z. B. in § 4c bei der Verbindung von Mt. 21, 32 mit Le. 7, 30), und wenn ich andererseits auch in den Matthiiusstellen, fiir welche eine Parallele bei Lucas fehlt, die Formel Baolela cov oveavdy in die Formel fac. rov Jeov andere, weil die Berechtigung dieser Aenderung durch andere Stellen des Lucas sicher gestellt ist (vgl. zu § 2b). Die einzige wirkliche Abweichung von meinem Grundsatze kénnte man in § 47 finden, wo das Wort oov am Schlusse nicht durch den Lucastext, sondern durch eine anderweitige Ueberlieferung gegeben ist; nur fragt sich hier, ob nicht das oov gerade zum urspriinglichen Matthaéustexte gehért hat. — Wo es mir bei einer durch Matthius oder Lucas ,gebotenen Stelle zweifelhaft erscheint, ob sie zur Logiaquelle gehért hat, oder wo ich Griinde za der Annahme habe, dass eine Stelle zwar Elemente aus der Quelle enthilt, aber auch Zuthaten des Evangelisten, die sich nicht genau unterscheiden lassen, schliesse ich die betreffenden Worte in eckige Klammern ein. Wo ich Liicken- in der Wieder- gabe der Quelle durch unsere Evangelisten annehme, deute ich dies durch Gedankenstriche an. Den das Material zur Wieder- herstellung der Quelle bietenden Text des Matthiitus und Lucas suche ich mit Hiilfe der Ausgaben des Neuen Testamentes von Tischendorf und von Westcott u. Hort und der sorgfiltigen textkritischen Untersuchungen von Weiss zu gewinnen. Was die Anordnung betrifft, so gehe ich von der schon bezeichneten Vorstellung aus, fiir die sich uns hinreichende rechtfertigende Anzeichen ergeben werden, dass Lucas in seinen beiden grossen Kinschaltungen die Reihenfolge der Quellenstiicke wesentlich richtig aufbewahrt hat, und stelle deshalb in einer ersten Gruppe niichst der Tiiuferrede die in diesen beiden Kin- schaltungen mitgetheilten Stiicke zusammen, sie mit Hiilfe des Matthiustextes ergiinzend beziehungsweise modificirend. Die Reihenfolge des Lucas andere ich nur in. den Fallen, wo sich 49 deutliche Spuren dafiir finden, dass Lucas die Anordnung der Quelle verschoben hat; aus anderen Theilen des Lucasevangeliums fiige ich nur dasjenige ein, was nach glaubwiirdigen Anzeichen zur EKrginzung hineingehért. In einer zweiten Gruppe stelle ich darauf diejenigen Stiicke zusammen, welche sich aus den tibrigen Theilen des Lucasevangeliums mit Wahrscheinlichkeit der Logiaquelle zuweisen lassen. In einer dritten Gruppe endlich finden die noch iibrigen Stiicke aus dem Matthiiusevangelium, die zu dieser Quelle gehért haben diirften, ihren Platz. Theils um die Wechselbeziehung zwischen dem Texte und den begleitenden Bemerkungen iiusserlich klar hervortreten zu lassen, theils um spitere Riickbeziehungen auf den gewonnenen Text der Logia zu erméglichen, theile ich den Text in Para- graphen und diese wieder in durch Buchstaben bezeichnete Unterabschnitte ein. Bei der Umgrenzung dieser Unterabschnitte richte ich mich natiirlich in erster Linie nach der Gedanken- gliederung des Textinhaltes; in zweiter Linie | lasse ich aber auch die praktische Riicksicht auf Uebersichtlichkeit der Bezie- hung zwischen dem Texte und den zugehérigen Bemerkungen zur Geltung kommen. Bei der Ueberschrift der einzelnen Paragraphen werden aus beiden Evangelien die Abschnitte bezeichnet, welche fiir die Reconstruction des Textes in Betracht kommen. Die Ortsangaben am Rande des’ Textes zeigen dann an, welchem Evangelium und welcher Stelle bei ihm der Hauptinhalt der betreffenden Textes- worte entspricht. Die einzelnen Zusiitze und Modificationen, welche bei diesem Hauptinhalte vorgenommen sind, werden durch gesperrten Druck und Unterstreichung hervorgehoben; der Uebersichtlichkeit halber wird aber in der Regel der genaue Ort des anderen Evangeliums, dem der Zusatz oder die Modifi- cation entstammt, nicht auch am Rande, sondern nur in den begleitenden Bemerkungen angegeben. Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 4 50 I. Die Tauferrede der Logia und die beiden grossen Logiaeinschaltungen im Lueasevangelium. § 1. Die Gerichtsandrohung des Taufers. Le. 3, 7—9. 16 f. Mt. 3, 7—12. ” 5 a) ” Mt. 3, 7. a. —— Edeyey ovy coig éxzcogevopévorsg oxhotc: , . ~ Cc . bo C ~ ~ B) \ ~ yEevvnUata éxvoveyv, tig vacédErsev vuly puvyEety aco TIS , B) ~ , By \ a ~ 8. weddovons ooyig; momjoate ovvy xagzoy agioyv tis 7 Cc av! /, 9. wetavolag, nat wy dogyre Aéye ev Eavetoig: matéoa 21 , \ cw c , c \ éyouey tov ABoacus héyw yao vuiy ore dvvare 0 FE0¢ § 1 a. Dass die Rede des Tiufers, welche am Anfange der Logia stand, durch eine kurze geschichtliche Notiz tiber das Auftreten des Tiufers eingeleitet wurde, ist sehr wahrscheinlich. Dieselbe ist aber bei der Combination des Logiaberichtes mit dem Marcusberichte tiber den Tiufer durch unsere beiden Evan- gelisten verloren gegangen, oder wenigstens fiir uns nicht er- kennbar geblieben. Denn ihre Reste mit Weiss 8. 100 in der Zeitangabe éy taic jugocug éxetvarg Mt. V. 1, welcher die aus- fiihrlichere chronologische Bestimmung Le. V. 1 f. correspondirt, und in dem bei Mt. (V. 5) und Le. (V. 3) gemeinsamen zcéoa q ieolzwgog tov ‘logdavov zu finden, erscheint mir deshalb un- sicher, weil jene Zeitangabe des Mt., bei welcher allerdings die Undeutlichkeit der Beziehung im Matthiiustexte auf die Her- kunft aus einem anderen Zusammenhange zu deuten scheint, auch aus Mc. 1,9 stammen kann, und weil die Uebereinstimmung des Le. mit Mt. in jenen Punkten auch durch die Bekanntschaft des Le. mit unserem ersten Evangelisten bedingt sein kann (vel. Simons a. a. O. 8. 22). — Die Verbindung der in den Logia gegebenen Rede des Tiiufers mit den von Mec. berichteten Tiufer- worten begegnete der Schwierigkeit, dass den letzteren die Mittheilung vorausging, die zum Tiiufer hinausgezogenen Schaaren hitten sich unter Bekenntniss ihrer Siinden taufen lassen (V. 5), withrend nach der Logiarede der Tiufer die Sinnesinderung erst unter Gerichtsandrohung forderte, also voraussetzte, dass die Zuhorer bisher dieser Forderung noch nicht entsprochen hatten. 51 > ~ , , ? ~ , ~ 3 / 10. & tow Mido tovtay eyeigar texva Tw ABoanu. 407 \ sos \ ailite ~ , ns ~ dé 4 aSivy 700g try Olay TMr dévOowY xEttaL* scOY 5 . \ ~ \ \ / ovv dévdooy uy zeoLoty xaozcov xahoyv exnomtEevae “al > ~ ee: élg mvo Paddera. 3 ‘ Cc ~ ted cr Ul Mt. 3, 11 b. Eyw wey vuag Bazritw ev vdate sig wevavoray: c > , / , , 0 0& omtow mov eoxomEvog [toxveotEegos Mov zotty], c > TiMPENs -C \ Nea , , eres Ov OV% ELL LxaVOg Ta vaOodnUatTa Paoracat, |avrog| [es , / c fe 12. vag Barctioe: ev [zcvevuwate ayiw xat| vei: ov tO / ~ 3 ~ ~ \ Cc 7ETVOV EV TH YELOL AVLTOL, xa Olvaxadagrel vyy adova oS ~ / \ ~ \ B} / >} ~ avtot nat ovvaser tov Oitvoy &ig TyY azcodyxyY aveod, x a , B) TO O&€ axYvooY xaraKavoEl TLLQL AOBEOTW. Mt. hat diese Schwierigkeit dadurch beseitigt, dass er die Rede des Tiiufers nicht an die Volkshaufen im Allgemeinen, sondern speciell an Pharisiier und Sadducier gerichtet sein lisst (V. 7), indem er voraussetzt, dass diese spiateren Gegner Jesu jeden- falls auch der das Auftreten Jesu vorbereitenden Wirksamkeit des Taufers nicht die rechte Gesinnung entgegengebracht hiitten (vgl. zu § 4c). Lucas dagegen giebt die gewiss der Quelle entsprechende Mittheilung, dass die Rede des Tiufers an die Volkshaufen im Allgemeinen gerichtet gewesen sei, list jene Schwierigkeit aber dadurch, dass er vorher aus dem Marcus- berichte die Angabe fortliisst, die Leute hatten ihre Siinden bekannt, wihrend er allerdings die Angabe, dass sie zum Zweck der Taufe hinausgezogen seien, aufgenommen hat (V. 7). — Im Texte des ersten Theiles der Logiarede stimmt Le. fast wortlich mit Mt. tiberein; nur kleine Abweichungen hat er, welche aber secundir erscheinen: in V. 8 den Plural zxegzrovg aéioug statt des Singulars Mt. V. 8 (vgl. den Singular Le. V. 9), und aogjad_ statt doSyre Mt. V. 9; in V. 9 ein xed hinter 70yn dé Vel. Weiss 8. 107. b. Zwischen der allgemeinen Gerichtsandrohung des Taufers und der besonderen Ankiindigung, dass der nach ihm kommende Michtigere das Gericht vollziehen werde, wird bei Lc. ausgefiihrt, wie der Tiiufer auf die Anfragen verschiedener Kreise der Be- vilkerung seine sittlichen Forderungen exemplificirt habe (V.10—14) und wie die Volksmenge erwogen habe, ob nicht der Tiiufer selbst der Messias sei (V. 15). Dass dieser Abschnitt von Le, 4* § 2. Rede Jesu iiber die rechte Art der Gerechtigkeit. Le. 6, 20-49; 16, 17 u. 18. Mt. 5—7. 3 , \ 5 \ ) ~ Le. 6, 20. a. — — [Kai avtog éxagag tovg opdahuovs avrov \ ‘\ B) ~ > , c § ’ gig TOS Mad HTAG avtot éheyev*| waxaeLol ot muTWYOL, aus den Logia entlehnt sei, bezweifle ich aus folgenden Griinden: 1) zeigt Mt. keine Spur von demselben; 2) erscheint die Drohung, dass der kommende Michtigere das Gerichtsfeuer bringen werde, als unmittelbare Fortsetzung der allgemeinen Gerichtsandrohung Mt. V. 7-10, welche gerade mit dem Begriffe des Feuers als der bildlichen Bezeichnung des Gerichtes schliesst; 3) gehdrt die Forderung der Mildthiitigkeit (Le. V. 11) zu den Zuthaten, welche Lucas auch an anderen Stellen bei dem Berichte seiner Quelle vorgenommen hat (vgl. zu § 13b u. 15d); 4) ist die Mittheilung, dass die Volkshaufen an die Messianitiit des Téaufers gedacht hitten, kaum vereinbar mit der Art, wie in einer spiateren Logiarede (§ 4 c u. d) Jesus von der Aufnahme und Beurthei- lung, welche der Tiufer erfahren habe, redet. — Schwer lisst sich sagen, welche Gestalt das Logiawort hatte, welches in Mt. 3, 11 u. Le. 3, 16 mit dem Worte Me. 1, 7 f. verbunden vorliegt; es war diesem Marcusworte wohl ahnlich, so dass da- durch die Verbindung veranlasst ist. Da Mt. hier selbstiindiger gegentiber dem Me. erscheint als Le., so hat er das Vorurtheil fiir sich, mehr Elemente des Logiawortes bewahrt zu haben. Am Wahrscheinlichsten ist es mir, dass das letztere nur den Bestand hatte, welcher oben ausserhalb der Klammern. steht. Der letzte Ausspruch der Rede ist von Mt. und Le. iiber- einstimmend gegeben; nur hat Le. die Coordinirung der einzelnen Satzgheder aufgehoben, indem er unter Weglassung des ersten zat die beiden ersten Indicative des Futurs in Infinitive des Aorists umgesetzt hat. § 2. Bei dem Versuche, den urspriinglichen Bestand dieser Rede, welche in den Logia ohne Zweifel niichst der Tiiuferrede an der Spitze stand, wieder herzustellen, wird man sich durch folgende Hauptgesichtspunkte leiten lassen diirfen: denjenigen Abschnitten der Rede Mt. 5—7, fiir welche sich Parallelen innerhalb der Rede Le. 6, 20 ff. finden, haben gewiss Abschnitte 53 9 c c , ’ \ c ’ ~ ~ , 21. ote vetégn eotly 4 Baotleta tov FEov. poaxaoroe c ~ ~ c ol zevaorres [viv], Ore yooraodijoeote. wexcgLol ot Du | 7, , = co 1 , Rls , 2) c 22. zhatovteg [viv], ore yehaoete. jwoxagiol ove Ova , C ~ »” \ B) MLOYOWoW vudg ol avIQuwzoL xai OvaY a*ooiowour der Logiarede zu Grunde gelegen; diejenigen Abschnitte der Matthausrede, fiir welche weder in der Rede Le. 6, 20 ff., noch auch anderswo im Lucasevangelium Parallelen vorhanden sind, haben die Wahrscheinlichkeit fiir sich, zur Logiarede gehért zu haben, aber von Lucas iibergangen zu sein; diejenigen Ab- schnitte der Matthiaiusrede endlich, deren Parallelen bei Lucas an anderen Orten seiner Logiaeinschaltungen liegen, haben die Wahrscheinlichkeit fiir sich, von Mt. zwar den Logia, aber nicht dieser Anfangsrede derselben entnommen zu sein. Im einzelnen Falle muss aber immer die Beziehung, in welcher die betreffenden Worte zum Zusammenhange der Rede im Ganzen stehen, unsere Entscheidung mitbestimmen. a. Welche geschichtlichen Umstiande der Rede in der Quelle bezeichnet waren, lasst sich nicht mehr erkennen. Der Anschluss der Rede an die Me. 3, 7 ff. bezeichnete Situation, welchen Mt. und Le. iibereinstimmend vornehmen, kann dadurch ver- anlasst sein, dass in den Logia eine ahnliche Situation angegeben war, kann aber auch auf einer freien Combination des Mt. be- ruhen, welcher Le. gefolgt ist. Dass aber trotz jener Situation, in welcher Jesus von Volksschaaren aus allen umliegenden Gegenden umringt erscheint, beide Evangelisten die Rede an die Jiinger gerichtet sein lassen (vgl. Mt. 5, 1 f), macht es wahrscheinlich, dass eine solche Adresse der Rede in den Logia ausdriicklich angegeben war; doch verstand die Quelle unter den wadyrat gewiss nicht allein die Zwélfe. Was den Eingang der Rede betrifft, so stimme ich der Ansicht Holtzmann’s, syn. Ev. 8. 76 f., dass Lucas uns den- selben urspriinglicher aufbewahrt hat als Matthaus, bei gegen Weiss 8S. 134 ff. Bei Lucas werden gliickselig gepriesen Arme Hungrige, Trauernde, Gehasste, also solche, welche sich in ir- discher Bedringniss befinden; nur bei den zuletzt Genannten wird hervorgehoben, dass sie die Bedriingniss um ihres christ- lichen Glaubens willen erfahren. Bei Matthius erscheinen diese 54. buds vai ovedtowow xai éxPahwow vO bvoma vucv ws scovneor [fvexa tov viov tod avIguzov|: ycorteE ev éxelyy TH, Uso HO OxLETHOaTE* Ldot yao O uLGdOS | Luay 7codvg & TH Olga? LATA TA ALTA yao éxoLovY bo Sg Makarismen mit der Modification, dass statt der Armen solche, denen ,arm zu Muthe“ ist (vgl. meine Schrift: die Begriffe Fleisch und Geist im bibl. Sprachgebrauch, Gotha 1878, 8. 31 f. u. 48), und statt der Hungrigen solche, welche nach Gerechtig- keit hungern und diirsten, genannt werden; dazu treten dann aber fiinf weitere Makarismen, in denen die Sanften, die Barm- herzigen, die in der Gesinnung Reinen, die Friedenstifter und die wegen Gerechtigkeit Verfolgten gliickselig gepriesen werden. Aus diesen letzteren Makarismen, welche zwischen den tibrigen stehen, ist klar, in welcher Bedeutung Mt. sie alle gesprochen denkt: es soll durch sie angegeben werden, welche Zustiande und Verhaltungsweisen der Menschen Bedingungen fiir die Theilnahme an den gliickseligen Heilsgiitern des Gottesreiches sind. Geht man nun von der Voraussetzung aus, dass dies in der That die urspriingliche Bedeutung der Makarismen gewesen sei und dass auch die Makarismen des Le. in diesem Sinne zu verstehen seien, so wird man freilich urtheilen, Le. habe die Makarismen in secundirer Gestalt wiedergegeben. Denn die Anschauung, dass iiusseres Armsein und Leiden zu den Be- dingungen der Theilnahme am messianischen Heile gehore, finden wir sonst von Jesus selbst nicht ausgesprochen, wahrend man sie dem Lucas deshalb zutrauen konnte, weil er an einigen Stellen, welche offenbar durch ihn ihr Geprage erhalten haben, eine gewisse ebjonisirende Werthschitzung des Weggebens der ir- dischen Giiter als Almosen erkennen lasst (Le. 11, 41; 12,33). Ist aber jene aus dem Matthaustexte entnommene Voraussetzung itiber die allgemeine Bedeutung der Makarismen auch gewiss richtig? Wenn wir den Lucastext allein, ohne Riicksicht auf Mt., in Betracht ziehen, so werden wir aus ihm die Vorstellung ge- winnen, dass in den Makarismen garnicht die Bedingungen der Theilnahme am Heile des Reiches Gottes bezeichnet werden sollen, sondern der Werth dieses Heiles hervorgehoben werden soll. Die Héhe dieses Werthes. wird mit sehr eindringlicher 55 24. volg zroopytaig ot zaréges atvor. [Id] ove buiv toig whovoloig, Ove améxere viv mwagaxdyow vuor. 25. oval vuiv, ot éurcerdnouévor [viv], Ove séwvacere. oval ot yehovees [viv], Ore sev Ijoere nal xhavoete. Pragnanz dargestellt, wenn gerade diejenigen, welche sich in irdischem Ungliicke befinden, wegen ihrer Theilnahme am Heile des Gottesreiches gliickselig gepriesen werden. Denn wenn die durch dieses Heil bedingte Gliickseligkeit auch trotz irdischen Ungliickes Bestand behialt, so muss dieses Heil eben unver- gleichlich anderer und héherer Art sein als irdisches Gliick. Sind aber die Makarismen des Le. in dieser Weise zu deuten, so ist es auch tiberwiegend wahrscheinlich, dass sie, und nicht diejenigen des Mt., die urspriingliche Auffassung der Quelle wiedergeben. Der Wortlaut der Makarismen legte die Auffassung nahe, dass in ihnen Bedingungen der Theilnahme am Heile des Reiches Gottes angegeben seien; bei dieser Auffassung ergab sich aber doch nur dann ein passender Sinn, wenn nicht sowohl Ungliickliche, als vielmehr nach Gerechtigkeit Strebende und Gerechtigkeit Bewéahrende die gliickselig Gepriesenen waren. So sind denn ja auch in der That die Makarismen bei Mt. ge- staltet, — aber freilich mit zwei Ausnahmen, und eben diese Ausnahmen sind die verratherischen Anzeichen dafiir, dass die Auffassung des Mt. gegeniiber der des Le. die secundire ist. In den beiden ersten Gliedern bei Mt. werden die wrwyot 1 svet- pace und die zevdovrreg giiickselig gepriesen. Unter Voraus- setzung des allgemeinen Sinnes der Makarismen, dass in ihnen Bedingungen der Theilnahme am Heile des Reiches Gottes be- zeichnet werden, bleibt die Seligpreisung derer, die Armuth und Leid empfinden, hoéchst auffallend; man kann sie zu der son- stigen Anschauungsweise Jesu nur in Hinklang bringen, wenn man der Armuths- und Leidempfindung auch eine Beziehung auf die Gerechtigkeit giebt, welche doch im Texte nicht vorliegt. Diese beiden Makarismen, welche zu dem allgemeinen Sinne der bei Mt. folgenden nicht passen, welche aber unter Voraussetzung des allgemeinen Sinnes der Lucasmakarismen verstandlich werden, zeugen also noch dafiir, dass die Auffassung des Le. die originale war. Unter diesen Umstinden erhellt dann aber auch das 56 DP Sa fe? ~~ c ~ ey , cow 26. ovat Oray xalocg tua elzwow martes ot ay Ioumo- ‘ ‘ 3 ‘\ \ ~ xaTa TH GUTAa yaQ éolovy Toig Wevdoztoogyrarg ot >) ~ 5 TUAUEOES QUTMY. quellenmissige Recht und die urspriingliche Bedeutung der von Le. allein aufbewahrten Weherufe. Sie dienen insofern zur Ergiinzung der Makarismen, als sie zeigen, dass die Heilsgiiter des Gottesreiches nicht etwa nur einen Ersatz fiir das irdische Gliick bieten, welches doch auch seinen Werth als Gliick be- hielte, sondern dass vielmehr das irdische Gliick tiberhaupt kein wirkliches Gliick ist, so dass diejenigen eine Wehklage verdienen, welche nur dieses Glitck geniessen. Durch diesen erginzenden Gedanken wird also das Urtheil ganz sichergestellt, dass das Heil des Reiches Gottes das héchste und einzig wahre Heil ist. — Le. scheint mir auch in der Beziehung der Quelle treuer gefolet zu sein, als Mt., dass er die Makarismen in ‘der Form von Anreden in der zweiten Person, und nicht in der Form von Aussagen in der dritten Person giebt. Man darf nicht folgern: weil bei den Weherufen die Anrede an die irdisch Gliicklichen, welche des Heiles des Reiches Gottes verlustig gehen, unpassend erscheine, da doch als Zuhérer der Rede ge- rade die Jiinger genannt seien, so werde die Form der Anrede auch bei den Makarismen erst durch Le. gegeben sein; sondern man muss umgekehrt schliessen: weil die Anrede bei den Wehe- rufen nicht im Sinne einer directen Ansprache an raumlich Gegenwiirtige gemeint sein kann, so ist sie auch bei den Maka- rismen nicht in diesem Sinne gemeint, sondern ist beide Male nur rhetorische Kinkleidung einer allgemeinen Aussage (vel. Le. 10, 13;°138, 34 f£).. Dass auch Mtoin’V. 11 fin die form der Anrede tibergeht, ist eime noch tibrige Spur davon, dass ihm die Quelle diese Form darbot. — Bei dieser Annahme, dass Le. den Eingang der Rede im Ganzen richtig bewahrt hat, ist freilich immer der Vorbehalt zu machen, dass Le. in Einzel- heiten die Quelle verindert haben mag. Bei einigen Worten habe ich oben im Texte durch Einklammerung einem solchen Verdachte Ausdruck gegeben: das viermalige voy welches Mt. nirgends hat, ist wohl Zusatz; das zrAyjy (V. 24) gehort zu den charakteristisch lucanischen Ausdriicken; die Worte fvexe tov 57 Mt. 5,-17. b. M7; voutonte ou yAdov xavehioat tov vomov 7 vovs UQOPI TAS on GAFov zarvalvoa ahha mhnowoa ; 18. ayer veto heyoo ve, Ewg ay aageh dy 0 ovgavos nab 7 yy, tora ev i ula negaia ov Hy moargeh Sy a0 tov 19. vouon , fog mavee yevyvan. 0g éav ov hion qtay TOV évvoh@y tovtwy tov éhaylotwy nei Oubasy ovtoe TOUG av dguizcous, ehetyeotog thy yoevar é év TI y Paorhetee tov Seov' og 0 ty 7eounon xe didakéyn, ovtog uéyag viov tov ay Igwzcov sind wohl durch den Einfluss des fvezev éuot Mt. 5, 11 hineingekommen. LEbenso ist es méglich, dass Mt. einige Wendungen urspriinglicher bewahrt hat, als Le., und dass einige der von ihm eingeschobenen Maraiamen fone, die Logia in anderem Zusammenhange tiberliefert waren. Dariiber liasst sich aber nichts Genaueres vermuthen. h. In dem bei Mt. auf die Makarismen zunichst folgenden Abschnitte V. 13—16 wird in bildlicher Form die Bedeutung, welche die Jiinger fiir die Welt haben sollen, und die Beschaffen- heit, welche sie selbst haben miissen, um dieser Bedeutung zu entsprechen, bezeichnet. Da aber einerseits das Parabelwort vom Salze von Le. in einem anderen Redestiicke der Logia wiedergegeben wird (14, 34 f.; vgl. § 17d) und das Parabelwort vom Lichte in Me. 4, 21 seine Paulie hat (iiber seine Stellung bei Le. 11, 33; vgl. zu § 13a), und da andererseits der Abschnitt kein nothwendiges Glied im Zusammenhange unserer Rede aus- macht, vielmehr in seiner vorliegenden Gestalt sich zwar an die Makarismen des Mt., nicht aber an die Weherufe des Le. an- reihen liasst, so haben wir dieses Stiick als eine Zuthat des Matthius zur Rede zu betrachten. Den weiteren Abschnitt der Matthausrede, V. 17-20, aus welchem Le. nur das eine Wort V. 18, und zwar in einem anderen, aber gewiss nicht richtigen Zusammenhange aufbewahrt hat (Le. 16, 17; vgl. zu § 27a), miissen wir dagegen fiir den urspriinglichen Bestand der Logia- rede in Anspruch nehmen. An die einleitende Hervorhebung des Werthes der Giiter, welche die Menschen im Gottesreiche gewinnen, schliesst. sich hier die Hervorhebung der Grésse der Leistungen, welche das Gottesreich von den Menschen fordert. Damit ist das Thema fiir den weiteren Inhalt der Rede ange- 58 20. zAnInoerae év tH Baoileie Tov Feov. déyw yao iuiv Ore éay wh mEQLOGELOH Lua 7 OLxcLootvy zhEtov Tov yeouuatéwy xi Daguoaiwy, ov wy eiogAdyte éic tyy Baordelay tov Heov. Mish, 21% ¢. ‘Hxovoate Owl eooe dy TOS donators: ov govetoets, 22. og O° ay Poveroy evoxos EOTCHL lj ZOLOEL. eyo 0g heyo vuly OtL 70as O ogy ~ eooupeons TO JMeOY Gov éxi TO FvoLlMoTHQLOY xoexEL _a”~ ca Cc d , »” \ ~ »” 24. uvyodns ote oO adedgpos OOV EYEL TL KATA GOV, MAGES ~ \ ws 2 ~ \ éxél TO OMOOY GOV Eu7rQo0 FEY TOL Ivowaotyolov , HEL v7caty’ Deov dvakhayynde tH) adEeh—pyy Gov, xaL TO vruaye motor dLahdayyde ty adehg~ypy Gov, “aL OLE ‘ / a ~ / ELJuv 2 Q00PEE TO OWQOY Gov. B) , cr 2 d , \ Mt.5,27.28. d. “Hzotoare ove ég0QéIn* ov mworzevoeig. ey \ , (ea c ~ c ~ \ \ dé héyo vuiy ote zag 0 Bhércwv yvvainxe 7e0g TO ~ \ y a} , d \ ~ , ecrdvurone aveny On éuotyevoey cevryy ev TH xaQdia BT ~ \ G > Cc « \ Ny Se 29a. avcov. eb dé 0. opdakuds cov [o dektoc] oxerdadhiCer / B) \ At 3 \ ~ > A 31. og, éehe aveov zai Pale azo cov. Eogédn 0é° og DN B) , ‘ ~ 2) ~ Nie > ~ » , ay acodvon vay yuvaiza avtov, dotW avty a7c00THOLOY. \ YN CL UJ ~ Cc > , ~ 32. 2y0 Oe déyw vuly ote mag O azoltwy THY yuvaize > ~ , y aA \ ? - , QUTOU MOLYEVEL, “aL OG Eay azcohEhvueryy yaunon , MLOLY EVEL. erschien. — Dem oben wiedergegebenen ersten Stiicke des Ab- schnittes liisst Mt. in V. 25 f. einen Ausspruch folgen, welcher ein zweites Beispiel der verlangten Versdhnlichkeit bieten soll. Da sich aber thatsichlich dieser Ausspruch keineswegs passend in den Gedankenzusammenhang der Rede einfiigt, indem die hier zum Muster aufgestellte Versdéhnlichkeit nur durch die Riicksicht auf ihren praktischen Vortheil motivirt wird, und da andererseits Le. den Ausspruch an einer anderen Stelle bietet, wo er einen auch im Munde Jesu durchaus passenden, weil parabolischen Sinn hat (Le. 12, 58 f.; vgl. § 18c), so ist er als un- gehérige Einschaltung in unsere Rede zu beurtheilen. d. Die Forderung, das zur (Ehebruchs-)Siinde reizende Auge auszureissen, steht in Analogie dazu, dass Jesus auch in den meisten tibrigen Stiicken dieses Abschnittes seinen die friitheren Gebote iiberbietenden Geboten Beispiele anfiigt, welche ver- anschaulichen, bis zu welchem dussersten Grade sich die Frei- . haltung der Gesinnung von der Siinde bewiihren soll (V. 23-f. 37. 39 ff). Die Forderung aber, die Aergerniss gebende Hand abzuhauen (V. 30), hat Matthius gewiss nur in Erinnerung an Me. 9, 43 ff. hinzugefiigt, da sie in unseren Zusammenhang, 60 3 , c ~ 3 > Mt. 5, 33. e. Haku axovoate ore eo0éFyu toig aoyaiorwg: ovx , > / ~ , ‘ c EZLLOQLNOELG, A7TLOOWOELE OE TH) ZLOLW TOLE OQZOLE Ov. ay eS \ , oun es eee co , 5 ~ > 34. éyw dé heyw vuiv un omooat ohwg: unte ev TH) Ov- - ~ U , ‘ ~ ~ , ~ ~ 39. ean, ott Ieovog éotivy tov Feov- Ente é&v Ti Yh, , Cc , , ~ ~ > ~ , Ove v7o70dLoy éotLy THY 70dMY cUtOT’ NTE ets c , c , ’ \ ~ U ‘ , Ieqovohvua, ott mohig éotiy tov weyahov Baotkéws: ~ ~ > , ca > 36. pate ev tH zEqady cov omoons, Ott ov Otvacae ular 37. rplya heveqy movjou % wcheuver. zorw dé 6 267 . teize hevaay moryoa 4 péhuver. zorw d2 0 hoyos c ~ \ ‘ \ \ \ , ~ LUOYV Val val, OV OV TO O& 7EQLOOOY TOLTWY 2% TOU ovyoov EOTly. : ~ cr 2 \ B) \ , ~ Mt. 5, 38. f. "Hzotoate ore go9é9y° opdahuoy arti opFahuor wo es sich doch speciell um die Anreizung zur Verletzung der ehelichen Pflicht handelt, nicht -recht hineinpasst. Dann darf man aber wohl annehmen, dass Mt. auch die Worte V. 29b: ydenn es ist dir zutriglicher, dass eines deiner Glieder verloren gehe, als dass dein ganzer Leib in die Holle ge- worfen werde*, aus jener Marcusstelle heriitbergenommen hat, wahrend man zweifelhaft sein kann, ob die Bezeichnung des Auges als des rechten (d. i. des werthvolleren) von ihm selbst herriihrt oder ob sie durch die Quelle dargeboten war. — Fiir V. 32 hat Le. die Parallele in 16, 18, an offenbar unrichtigem Orte (vgl. zu § 27a), aufbewahrt. Diese Parallele bestitigt uns zuniichst, dass die Worte zcagextog oyou zcogvetag von Mt. hier ebenso hinzugefiigt worden sind, wie er 19, 9 dieselbe Ausnahme bei der Wiedergabe des Spruches Me. 10, 11 bemerkt hat. Ferner aber giebt die Parallele gewiss auch darin den Logiaspruch richtiger, als sie die Entlassung des Weibes nicht, wie es bei Mt. heisst, als Anlass zum Ehebruche des Weibes, sondern als Ehebruch des Mannes selbst bezeichnet. Dem so aus Le. heriibergenommenen woryever ist dann natiirlich das am Schlusse stehende wosyarar des Matthiustextes zu conformiren. Dagegen stammt der einschrinkende Zusatz des Le., dass der- jenige, welcher sein Weib entlasse und ein anderes heirathe, die Ehe breche, ohne Zweifel aus Me. 10, 11. f. Le. giebt die Parallele in 6, 27—381, stellt dabei aber anstatt der gegensatzlichen Bezugnahme auf das alttestamentliche Wort von der Vergeltung die Forderung: der Feindesliebe an 61 os > Ios ‘ Cw ‘ 2) 39. nat odovea avti odovtocg. eyo d& héyo vuty uy av- ~ ~ ~ > Der he \ TLovyvan Ty scovnoew* GA Oottg o& bazciler Eig THY ‘ , 3 ~ Wan dekiay o1ayova Gov, otgéWor avtm xai tay cddny- ~ ~ \ ‘ ~ , 40. nai 1 Féhovet oor xordyjvae nai cov yxLtMva ov ~ el 3 ~ , A; Gh > 41. hapeiy, ages avi xai TO twatioy: xai dottg oF ay- die Spitze, die er freilich nachher V. 35 noch einmal giebt. Bei den einzelnen Proben des verlangten voéllig selbstlosen, nur auf die Befriedigung der Wiinsche des Anderen bedachten Ver- haltens hat Le. das Detail gewiss nicht so urspriinglich erhalten, wie Mt. (vgl. Weiss 8. 170 f). Die bei Mt. vorliegende feine Abstufung der Anliisse, welche ein liebloses, selbstsiichtiges Ver- halten hervorrufen kénnten: brutale Gewalt, gerichtliche Forde- rung, unliebsame Requisition, einfache Bitte, hat Le. ganz ver- wischt. Dagegen hat er in V. 31 wohl die richtige Stelle fiir die Forderung, Anderen zu erweisen, was man selbst wiinscht, aufbewahrt, welche Mt. erst 7, 12, dort aber ganz ausser Zu- sammenhang mit der Umgebung, bringt. Die Ueberlieferung des Le. hat in diesem Punkte um so gréssere Wahrscheinlichkeit fiir sich, als gerade Le. das Thema dieses ganzen Abschnittes, wie seine Kinleitung desselben durch V. 27 f. beweist, in dem Gebote der Feindesliebe fand. Denn bei Voraussetzung dieses Themas erscheint die Stellung jener Forderung in diesem Ab- schnitte unmotivirt, und gewiss hat auch Mt. sie aus diesem Grunde verindert. Aber unter das Gebot der Feindesliebe lisst sich auch die Forderung, dem Bittenden zu geben, nicht sub- sumiren. Die Feindesliebe wird in diesem wie in dem folgenden Absatze der Rede deshalb in erster Linie in Betracht gezogen, weil das alttestamentliche Gesetz bei dem Verhiltnisse zum Feinde eine Grenze der Liebespflicht anerkannte. Aber Jesu kommt es nun im Gegensatze gegen diese Begrenzung nicht darauf an, speciell die Feindeslebe zu fordern; sondern sein Ziel ist, die selbstlose Liebesgesinnung im Allgemeinen, unter | allen Umstiinden, als Pflicht hinzustellen, und deshalb schreitet er von den Proben der gegen Feinde zu bewiihrenden Liebes- gesinnung fort zu Proben der auch unter anderen Umstiinden zu bewiihrenden gleichen Liebesgesinnung. Namentlich wenn man die oben bezeichnete Abstufung der Anlisse zum selbst- 62 , , cr c > > ~ , ~ Y A2. yaoevoet utdiov Ey, vrcoye wet avtov Ovo. tH at- ~ , / \ \ , 3 \ ~ , Tovvtlt o&€ 00g, nat tov Séehovta azo cov davioactar as, \ > ~ , a c oe , c 7, 12. yj azcooteagns. aavra ovv ooa zav Féhyte va ~ ec ~ , c Cc mA Ne ~ TOLWOLY Buty Ol GYIQUW7COL, OVTWS “AL LUEIC ‘COLETTE Dw ic , c , c ~ QUTOIC* OVTOS YuQ EOTLY O VOMLOG KEL OL mEOgYTAL. 3, , c > , \ Mt. 5, 43. g. Hxovoare ort éo9é dy ayamnioetg tov wdyotoy cov \ , \ 2 / 2 es) \ , Cc ww 44, HL pULOYTELS TOY exFoov Gov. ew 0é eyo uty ~ ‘ , \ ~ \ \ ayanate tovg éxSoovg vucwy xnoal sme0TELYEDIE V7TEO ~ v le Cc ~ ca c ~ \ 45. tov Olwxorvt@Y vuag* OstWg yérnOE LLOL TOV 7~aLOOS stichtigen und lieblosen, beziehungsweise selbstlosen und liebe- vollen Handeln bei den Beispielen Mt: V. 39-42 beachtet, er- kennt man, wie schdn sich. der Spruch Mt. 7, 12 an diese Beispiele anschliesst: nachdem zuletzt gesagt ist, dass man sich auch der einfach gediusserten Bitte nicht selbstsiichtig verschliessen soll, wird nun noch eine allgemeine Regel aufgestellt, welche auch alle die Fille umfasst, wo die Wiinsche und Bediirfnisse der Anderen nicht einmal zum bestimmten Ausdrucke kommen; in solchen Fallen gilt es, die absolut selbstlose Liebesgesinnung darin zu bewahren, dass man aus den eigenen Wiinschen die der Anderen erraéth und sie zuvorkommend erfiillt. Dass diese alleemeine Regel aber auch in den vorher beriicksichtigten Fallen, wo es sich um geiiusserte, und zwar zum Theil in sehr unfreundlicher Weise geausserte Wiinsche handelt, das eigentlich wirksame Motiv fiir die Nachgiebigkeit sein soll (was fiir den Sinn aller gegebenen Beispiele sehr wichtig ist), wird durch das oty am Anfange dieser Schlussregel ausgedriickt; an der Stelle, welche Mt. der Aussage giebt, hat das oty garkeine deutliche Beziehung und eben hieraus liisst sich schliessen, dass Mt. es aus der Quelle tibernommen hat. Die letzten Worte: ,denn dies ist das Gesetz und die Propheten“, welche zu der Aussage Mt. 5, 17 in inhaltlicher Beziehung stehen, musste Le. bei seiner verkiirzten Wiedergabe dieses ganzen Redeabschnittes tibergehen. g. Auch in diesem Stiicke scheint Mt. im Allgemeinen das Detail urspriinglicher bewahrt zu haben, als Le. 6, 32—36 (vel. Weiss 8. 174 f). Die Worte rod év oteavoig V. 45, und 6 ov- oaviog V. 48, sind freilich gewiss ein Zusatz des Mt. (vgl. Le. 63 c ~ c \ c > ve > , > \ \ vuoY, OTL TOY YALov cutov avarédder et zcovngors Se 5 \ SA eee , \ Jor >\ 46. xa ayadovg rat Poéyer Erct Orxatovg nal adinovg. ea \ 3 , > ~ Cc ~ \ YAO AYATEHONTE COVE AYATEOVTAG VUAS, TVA MLO FOV EYETE ; = > « ~ c ~ \ ‘\ 3) , AT. ovyt zal ot teh@var ovtWg scOLOvOLY; xak EaY aOra- ‘ Io \ c ~ , \ anode tovg adEh~povs VUcY WMOYOY, TI 7LEQLOGOY 70L- ~ Ses \ C Iq \ \ ean ~ We aN (Le. 6,34.) etre; ovyt xat ot EFVLZOL TO G@UTO 7cOLOvOLY; Z%aL EaY 3 a ca at - ~ davionte wag wy éhailere hapetv, [ola vuty é , ) , Bb \ Cc A \ c ; dL ee 0 , KAO Eotly|; XAAL AUAOTWAOL CUAOTWAOLE OaYVL- iG , \ , . 48. Covowy tva awohkafwow ta toa. éeoeot_e oty G ~ Fi € Cc \ C ~ , , 7 vei TELELOL WS O maTYO LuWY TéhELog OTL. V. 36), da sich diese Niherbestimmung des Vaternamens Gottes mit Ausnahme von Me. 11, 25 nur bei Mt., und zwar bei ihm sehr hiiufig, findet, da ferner auch an anderen den Logia ent- nommenen Stellen Le. das einfache serie oder 0 zearie vuar hat, wo Mt. jenen Zusatz giebt (vgl. Le. 11, 2 mit Mt. 6, 9; Le. 12, 30 mit Mt. 6, 32), und da endlich an anderen Stellen unserer Rede auch Mt. nach der Quelle blos o 7EATYO oov oder 0 mario vuoy hat (6, 4. 6. 8.18). Die Aussagen iiber die Werthlosigkeit einer mit Riicksicht auf Gegenleistung vollzogenen Leistung an Andere diirfte wohl Le. darin vollstiindiger bewahrt haben, dass er in V. 34 das Beispiel von der Entleihung mit Hoffnung auf spiteren Riickempfang gleichwerthiger Giiter giebt, welches bei Mt. fehlt. Dasselbe dient imsofern zur Erginzung der vorangehenden beiden Beispiele, als es sich hier nicht um einen directen Austausch von Leistung und Gegenleistung han- delt, sondern um eine zunichst einseitige Leistung, welche aber doch nur aus einer egoistischen Berechnung erfolgt. Dass Le. hier im Vordersatze den Conj. Aor. setzt, abweichend von seiner eigenen Formulirung V. 32 u. 33, wo er den Conj. Praes. braucht, aber iibereinstimmend mit der Formulirung Mt. V. 46 u. 47, dient zur Bestiitigung dafiir, dass er hier nicht einen eigenen Zusatz giebt, sondern der Quelle folgt. Wie aber seine Formel: ola vuiy yao.g éotty; in V. 32 u. 33 secundir sein wird gegeniiber der Formel des Mt.: civa wioddy eyeve, so werden wir natiirlich auch in V. 34 diese Formel nicht fiir quellen- miissig halten. 64 Mt. 6, 1. h. Teoocéyere 08 tay dtxccootyyy vucdy wi moreiv tumcoootev cov avFouawyv 700g tO Seadivea advtcoig: el O& mnye, mlodoy ove eyere aoa TH scare vucr. 2. “Ocay otv scoring éheyuootyyy, wy oadzctong éuzceoo dEv oov, Cozreg ol v7eOxQLTaL zrOLOvGLY év tats ovvayoayais nal év vais ebuaus, O7c0g dokacIaow v0 tay av- Jowmur: quip héyo vuiy, arcéxovow Tov uo Sov avcwy. 3. gov 0& 7EOLOUYTOS éhen jeoowwny uy pore 1 @QLovEoe 4, ee Tl 7oLet 7 deSc gov, O7c00g 7 gov tenuoovry, 7 & T@ xovatM, “al O mary ov O Phémwr ey TH 5. xovat@ acodwoee oor. Kai ovev seocetynode, ove toeod_e Wg Ol vzcoxgLtal: Ore Grdovow éy taig ovve- ywyaig xai éy taig ywricig tor mhavErov eovwres 7eQOGELYEGIAL, OWS ParOow coig avIguzorg* awry 6. héyo vuir, azcéxovow tov wLodoy avcar. ov dé Otay 7QOOELYN, ELGEAIE Eig TO vapetow cov zai “Agloug vi Heavy cov woedcevsat 1 zrargi Gov tH) ev tH xOLvATE, h. Die Stiicke h—k bilden wieder einen zusammengehirigen Abschnitt der Rede. Nachdem der Abschnitt c—g gegen eine solche unvollkommene Gerechtigkeit gerichtet war, welche sich mit der Vermeidung grober fiusserer Siinden: begntigt, wihrend doch der unreinen Gesinnung und auch gewissen Aeusserungen derselben ein Spielraum gelassen bleibt, wendet sich nun der neue Abschnitt gegen eine solche heuchlerische Gerechtigkeit, welche in einem zur Schau getragenen dusseren Eifer fiir genaue Erfiillung der Gerechtigkeit besteht, wiihrend doch der Gesin- nung ein wirkliches Interesse fiir die Gerechtigkeit fehlt. — Die in unserem Stiicke beriicksichtigte erste Form dieses heuchle- rischen Gerechtigkeitseifers besteht darin, dass man die dusseren Gerechtigkeitsleistungen, welche als Ausdruck einer entspre- chenden inneren Gesinnung Werth hiitten, sorgfiltig vollzieht, aber nur in dem selbstsiichtigen Streben, dadurch Ansehen und Bewunderung der Menschen zu erreichen. Mt. hat dieses Stiick allen aufbewahrt; Le. liess es wohl deshalb fort, weil darin auf bestimmte jiidische Verhiiltnisse und Gewohnheiten Bezug genommen war, welche seinen Lesern fernlagen. Mt. hat nun aber in diesem Stiicke bei der Aussage Jesu tiber die richtige 65 zal 0 ary Gov 6 Bhéxwr 2v tM xQLIETW azcOdWoEL 16. cor. “Ovar dé vyoretyre, wi yiveode Wg ot vzcoxgrtat oxvIouzcol* aparizovow ag ve Q0cwmea abror O70W¢g pavacw voig avIoumorg ryorevorteg’ awry héyo vuty, 17. azégovow rov uodov accor. ot dé vryoretwr aherwal 18. gov ry zeny chy a 0 regogw7eoy Gov vipat, 07s uy gers roig. ay Ioworg myoret ov ahha Ly 7eavgl gov vy ev tO zguepaty) nal 0 7aryQg Gov O Blénuv ey TH LOLPE A7cOdWGEL GOL. ‘ Mt.7,1.2. i. My xoivere, tra py xordqre. ev w yao xolucte nolveve xordjosode, “ai ev ( UéCQW METQELLE METOY- ad , C x oe » / \ , . ’ ~ Iyoetar vuiv. tl O& PhErvELG TO xAE~POS TO EV TY > ~ ~ IO ~ . ~ ~ )? ~ opdakup vov adehqov cov, viy dé ev t— ow opahuy Art des Betens Anlass genommen, eine andere Aussage Jesu iiber denselben Gegenstand einzuschalten, V. 7—15; dieselbe steht jedoch zu dem besonderen Gesichtspunkte dieses Abschnittes unserer Rede in keiner Beziehung, und sie hatte, wie wir aus der Le. 11, 2 ff. bewahrten Parallele ersehen, in den Logia einen anderen Ort und Zusammenhang (vel. § lla). Desgleichen muss der ganze Abschnitt Mt. 6, 19—34 als eine nicht zum urspriing- lichen Bestande unserer Rede gehérige Einschaltung des Mt. gelten, da einerseits das Thema dieses Abschnittes: die Auffor- derung zum Trachten nach den himmlischen Giitern und die Warnung vor der Sorge um die irdischen Giiter, sich dem Thema des iibrigen sicheren Bestandes unserer Rede nicht unter- ordnet, und da andererseits Le. die Parallele zu ihm in einem spiteren Canes. seiner Logiaeinschaltungen — bringt (12, 22 ff; vel. § 15). i... Die me Form des heuchlerischen Gerechtigkeitseifers besteht darin, dass man Andere kritisirt und sich bemiiht zeigt, ihre Fehler zu bessern, wiihrend man die eigenen Fehler nicht beachtet und nicht in erster Linie zu beseitigen sucht. Lucas giebt dieses Stiick 6, 37—42, aber in minder urspriinglicher Gestalt (vgl. Weiss S. 206). Da er es unmittelbar auf die Er- mahnung zur selbstlosen Liebe folgen lisst, so wird er hierdurch veranlasst, das Verbat, iiber Andere zu richten, als noch durch jenes Liebesgebot bedingt zu denken; deshalb modificirt er es Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 5 66 Re oe see tak deena annie : 4. doxov ov xavavogic; 1 OS éoEig Ty adEhgD Gov a D ete it aN mee Bey. 315 = ? 1 an os A \ apes éxfuhw vO xaepos &% Tov opahwov Gov, xal Pinas, oC . N ? NG om oe C mM , my ik ido’ 4 Oox0g év tT) OPIcAUy) Gov; vz0xQITa, éxBaheE ~ ~ > ~ ~ \ , if jrgw@uvoy Ex tot opIahuov Gov THY OoZOY, xZaL TOTE- y ~ /, ~ ~ ~ dlaphe ers exfalety 0 xaoqog &% vob opIahuot vor 3 ~ adehpov cov. ~ in V. 37 auch durch einen Zusatz, welcher nicht sowohl das Richten tiberhaupt, als vielmehr nur das Verurtheilen verbietet und statt dessen Freisprechen fordert, und kntipft hieran in V. 38 die weitere Ermahnung zum Mittheilen, indem er dabei die in der Logiaquelle bezeichnete Zusicherung einer gleich- miissigen Vergeltung, welche man fiir das Kritisiren Anderer erfahren werde, in Erinnerung an Me. 4, 24 in die Verheissung einer iiberreichen Vergeltung fiir die Wohlthitigkeit umsetzt. Den Uebergang zu dem Parabelworte, welches den heuchlerischen Besserungseifer illustrirt, macht er dann in V. 39 durch ein anderes Parabelwort, welches die Unméglichkeit einer zum Guten fiihrenden Belehrung durch einen selbst schlechten Lehrer hervorhebt. Er hat dieses Wort von dem etwas spiiteren Platze, welchen es, wie ich im nichsten Absatze zeigen werde, wahr- scheinlich in der Quelle hatte, vorweggenommen und hat es in V. 40 durch ein Wort tiber die Gleichartigkeit, welche immer zwischen Lehrer und Schiiler bestehen werde, erweitert, welches sich zwar passend dem Gedanken von V. 39 anschloss, in der Logiaquelle aber doch, wie die. Parallele Mt. 10, 24 zeigt, einem. anderen Zusammenhange angehirte (vgl. § 14a). — Das Verbot, das Heilige den Veriichtern preiszugeben, welches Mt. an die Warnung vor dem heuchlerischen Besserungseifer anschliesst (7, 6), hat bei Le. keine Parallele, hat aber gewiss keinen ur- spriinglichen Theil unserer Rede gebildet. Mt. hat es hier an- geschlossen, weil es sich auch auf einen verkehrten Kifer, An- dere zu belehren, bezieht; aber um eine heuchlerische Art des Belehrungseifers handelt es sich dabei doch nicht, und insofern ordnet sich das Wort dem leitenden Gedanken unseres Rede- abschnittes nicht unter. Dass die bei Mt. V. 7—11 dann fol- gende, aber ganz ausser Zusammenhang mit der Umgebung stehende Verheissung der Gebetserhérung in den Logia in einem Aled 0% r , Tas ~ . a Mt. 7, 15. k. HWoooezere ano tov wevdoroogytrar, oltiveg éo- \ c ~ WW , , yovrat moe0g vuag ev evdOvuaow ze0Batwr, Ewer . / A , cr ’ ~ ~ a ~ 16. dé eto1y Avxot Ggrmayes. and TOY xaQmOY avy 2 / * d / / Ul > ‘\ ny (0 shes evclyvooertE avrovg. unte ovddeyovow arco azxavSoyv = 72 \ 2 aa | \ >! ~ c ~ wh 17. ovagpviag 4 azo telfohwy ovza; ovrmg sav déydQor d \ \ si , ‘ y \ . . ayaitoy ~ag7ovg 7oLEl xahovg, to 0 Gazcgoy DévOQoV anderen Redezusammenhange stand, beweist Le. 11, 9 ff (vel. Sel1e); k. Die dritte Form des heuchlerischen Gerechtigkeitseifers besteht darin, dass man als Verkiindiger der Gerechtigkeit auf- tritt, wihrend doch das eigene praktische Verhalten der ver- kiindigten Gerechtigkeit nicht entsprechend ist. Von der vor- angehenden Form ist diese insofern unterschieden, als man sich bei. ihr die theoretische Belehrung Anderer iiber die Gerechtig- keit angelegen sein lisst, wihrend man sich bei jener um die praktische Ausiibung der Gerechtigkeit Anderer im einzelnen Falle bekiimmert. — Mt. hat V. 13 f. dieses Stiick der Rede durch das Parabelwort von dem engen Thorwege eingeleitet ; er fand dasselbe in den Logia am Beginne eines anderen Rede- stiickes Jesu, dessen weiterer Inhalt ihm mit dem Schlusse unserer Rede verwandt erschien und deshalb von ihm in den- selben verflochten worden ist (vgl. V. 22 f mit Le. 13, 26 f). Seine Wiedergabe unseres Redeabschnittes miissen wir dann aber ergiinzen durch das Parabelwort von dem blinden Weg- leiter, welches er 15, 14 an seine Wiedergabe der gegen die Hypokrisie der Pharisier und Schriftgelehrten gerichteten Rede Me. 7, 6—13, angeschlossen hat. Dass dieses Wort urspriinglich zu unserer Rede gehért hat, wird durch Le. 6, 39 bezeugt; dass es aber in unserer Rede den Platz gehabt hat, welchen ich ihm oben im Texte angewiesen habe, nicht aber den, an welchem es jetzt bei Le. steht, vermuthe ich nicht nur wegen seines Sinnes, welcher es speeiell der in unserem Stiicke beriicksich- tigten Form des heuchlerischen Gerechtigkeitseifers zuweist, sondern besonders deswegen, weil Mt. ihm an der Stelle 15, 14 ein Parabelwort von einer der Vernichtung anheimfallenden Pflanze unmittelbar vorangestellt hat, wozu er dadurch veran- lasst gewesen sein wird, dass er es in der Logiaquelle in dieser * or 68 8 ~ 3 , 3 \ 18. xaezovs zorvnpovsg molei. ov Ovvaras dévOooy ayadtor \ , ~ do . . ‘ naQ7corg soVvnooLs évEeyxely, OVDE IévdQOY Ga7cQOY KAQ- \ ‘ ’ ~ ~ / v \ ~ 19. cove xadhove eveyzety. |[zcav dévdgov uy zcoLovY “2a@Q- = . \ 7 ried RD ” she Co , 15, 14. mov xahoy ézxorlwdyoera.| agere avrorg: od7yol Verbindung vorfund. In der Aussage Mt. 15,13: sao qoreta 7Y Ox eqorevoey 0 saryg mov O oteariog éxorlwInoEraL er- kennt man leicht eine andere Form der Aussage Mt. 7, 19: mwav SévdQoy Ly moLoty xagzoY xechOY ExxOrcLELaL ZL ELg 70LQ Baliecce. Welche von diesen beiden Formen ist nun aber an unserer Stelle die urspriingliche? Die Form Mt. 7, 19 stimmt genau tiberein mit dem Worte des Taufers 3, 10b, und erscheint aus diesem Grunde an unserer Stelle secundiér gegeniiber der Form 15, 13. Andererseits scheint es durch den Zusammen- hang unseres Abschnittes gefordert zu sein, dass die Ausrottung nicht der Pflanze von unrechter Herkunft, sondern der unfrucht- baren Pflanze ausgesprochen wird. So darf man wohl sagen, dass in 7, 19 die Subjectsangabe jedenfalls dem Sinne nach urspriinglicher erhalten ist als in 15, 13, wiihrend als Priadicat der Ausdruck ézo:tw9joevee urspriinglicher sein mag als die Wendung ézzozrverae xa sig mtg Padderce. Der kleine Satz Mt. 7, 20, in welchem V. 16a einfach wiederholt wird, ist ge- wiss ein Zusatz unseres Evangelisten. — Le. giebt 6, 43 f. das Parabelwort von dem Baume und seinen Friichten in etwas verkiirzter Form wieder; wie er bei dieser Formveriinderung sich schon hat durch die Erinnerung an ein éhnliches Parabel- wort beeinflussen lassen, welches Jesus nach den Logia bei einer anderen Gelegenheit gesprochen hatte (Mt. 12, 33; vgl. $ 12b), so hat er sich durch diese Erinnerung auch verleiten lassen, einen Ausspruch hinzuzufiigen, welcher in jenem anderen Logiastiicke dem ihnlichen Parabelworte folgte (V. 45; vel. Mt. 12, 34 f). Dass dieser Ausspruch dem Zusammenhange unserer Rede nicht angehért, ist leicht ersichtlich: sein Gedanke ist, dass das Wort, sofern es Aeusserung der Gesinnung ist, die sittliche Beschaffenheit des Menschen erkennen liasst, wahrend es im Zusammenhange unserer Rede gerade auf den Gedanken ankommt, dass das Wort, sofern es heuchlerisch die wirkliche Gesinnung verbergen kann, kein entscheideides Kennzeichen 69 ,’ ~ ak ‘ Co ~ etow trphot trphav: tvplog dé tuphoy av OdOnyT, B) , , ~ augoteoot etc Podvvoy scEcovveae. B) ~ c , , Mt. 7, 21. |. Ov wag o héywr poe xvore xtque eloehevoetae etc ‘ ~ ~ > > c ~ a tyy Paotketay tot Feov, ahh 0 novwv a heyo. = Gly , , 5) as sea (Lic.6,47)24. waco 0 EQXOMEVOS wOOS ME ZXAL ALOVWY Mov \ , nN ~ > , - € . I te c ma tovg hoyovg xat wotwy avtovg, [vz0de(Ew vuir] U J \ Pe cr , a} p} , TiVL EOTLY OMOLOG. OMOLOS EOTLY aVIoumW , ca a) , 3 ~ ‘ ’ , , \ \ Pooviuw, OGTLG (WKLODOMAOEY CLLOL THY Olxtay ect THY , oN ay] c ‘ Rw EGE, c \ 25. métoay. xalt xavepyn 4 Pooxr nel yAdov ot zeoteLoL 2 € ” ~ nal eVELOMY Ol CeVELOL ZCL 7QODETEDHY TH Olxtce > , \ N éxelvyn, xi ovxz ezceoev* vEteuEhiwto yao él THY ~ (ane } , x , , ‘\ 26. wétoay. nal 7G 0 AZLOLWY LOL LOLs hoyoug LOLTOUS ZaL LH der sittlichen Beschaffenheit des Menschen ist. Vgl. Weiss oy al Cll ]. Bei dem ersten Satze dieses Schlussabschnittes der Rede wird in dem Matthiustexte nicht nur die Formel Bao. tay ov- oavwy zu andern, sondern auch an Stelle des zu zcovwy gesetzten Objectes: ro SéAuua vot ards ov tov év toig oveavoig das von Le. dargebotene Object @ Aéyw einzusetzen sein; aus dem Zusammenhange mit dem folgenden Parabelpaare, welchen Mt. unterbrochen hat, erhellt die Richtigkeit dieser Fassung sofort. Dass die Siitze Mt. V. 22 u. 23 einem fremden Zusammenhange entnommen sind, wurde schon bemerkt. Was dann die Gestalt des Parabelpaares betrifft, so stimme ich dem Ergebnisse von Weiss 8. 221 f. zu, wonach Le. den Beginn, Mt. aber die weitere Ausfiihrung urspriinglicher wiedergegeben hat: am Anfange hat Le. (V. 47) wohl nur den Accusativ covg Aoyovg in den Genitiv veriindert und vielleicht den Zusatz tzcodelSo vuiy gemacht (vgl. 12, 5), durch welchen dann die fragende Fassung der fol- genden Worte (vgl. 13, 18 = Me. 4, 30) aufgehoben wurde; weiterhin aber hat er (V. 48 u. 49) die Erzahlung insofern mo- dificirt, als er neben der Verschiedenheit des Baugrundes auch die Verschiedenheit der Ausfiihrung des Baues, dass namlich der eine Mensch ein tiefes Fundament herstellt, der andere aber ganz ohne Fundament baut, hervorhebt. Dass der Rede in den Logia eine geschichtlich abschliessende 70 ~ 2 ‘ c , ’ > , ~ 7OLWY =«avTOLG OMOLOg E0TLY artowmm wmwog, c D) ed 2 ~ \ ». U ’ \ \ wv OOTLG WLOOOMIOEY CLTOL TyY OlxLaY Excl THY Humor. A (Pe c 2 A \ z c \ . Neos 27. zai navépy y PBooxn zat yAdov ot woremol xe Rit? \ , ~ > U ’ , E EZLVELOGY OL CLVEMOL ZL 7LQOGEXOWCY TI, OLZLC ExELYY, \ Sn c ~ I # dn “QL ETLEOEV, LOL FV YH tWOLS aLtAg pmEeyahy. § 3. Ausspruch iiber das Vertrauen eines Heiden. Le. 7, 2-10.07 MAS, 521A; Mt. 8, 5. Eloeddovrog dé atrot ig Kagqagrvaovu zcgo07Adev 6. abu éxardveaeyog magaxakay avtoy xo héyor- z0QlE, O 7dig mov PEBAyncae év vy Otzle [cagehvttzog,| (Le. 7, 4.) dewcg Baoantouevoc. ot 0é [wagayeromevot| 7006 \ 3) ~ ey vA : B) ‘ . U 5 7? tov [nGovy HOWTWY ALLOY GUOVvOaLWE, AéEyYOVTES = c eae € t. 4 ~ > ~ \ (5.) ove aSt0g éotry w magéesyn tovrde’ ayana yao c \ , ~ . \ \ d \ d TO édvoc HUOV LAL THY CVVAYWYHY ALTOS WxO- ry td c ~ , Dy ~ uy \ 4 \ / Mt. 8, 7. dounoev quirv. dheyee avr: eyo eh9ov Ieoazcevew ) t i é L é Simsey! CaronoLoeie G8%6 iabereeteeee eee ©. QUTOV. QTEOLZOLSELG JOE O EXATOVLAOYOS Ep “VOLE, Bemerkung gefolet sei, kann bei unserer Auffassung des Ver- haltnisses des Le. zu Mt. aus der Aehnlichkeit von Le. 7, 1 mit der Formel Mt. 7, 28.(welche bei Mt. stereotyp ist: vel. 11) 1; 13,:53;.19,.1; 26, 1), nicht gefoleertSwerden (vglsi- mons ada: cOn5.242}. $ 3. Dass Le. bei der Stellung dieser Geschichte die Reihen- folge der Logia bewahrt hat, wird dadurch bestiitigt, dass auch Mt. sie nach der Rede iiber die Gerechtigkeit als erstes wei- teres Stiick aus den Logia folgen liisst, dazwischen nur in 8, 1—4 die Erzihlung von der Heilung eines Aussiitzigen nach Me. 1, 40 ff. einschiebend. Der Grund dafiir, dass diese Geschichte in den Logia iiberhaupt mitgetheilt und dabei an eine hervorragende Stelle gesetzt wurde, lag ohne Zweifel in der Bedeutsamkeit des Wortes Jesu iiber die Grésse des frommen Vertrauens bei dem heidnischen Manne; die Befremdliehkeit dieses Wortes fiir jiidische Ohren werden wir uns kaum gross genug vorstellen kénnen. Sollte dieses bedeutsame Wort aber mitgetheilt werden, so mussten auch die geschichtlichen Umstiinde mitgetheilt 3 > \ c \ c c ‘ $x , > La ha Ov% ell txzavog iva mov v70 THY Ovéeyyy EloehTns° 2) \ , ? \ , vig ot c ~ ahha mwovov été hoy, vat tadyjosra o 7etig pov. 4 \ ‘ a} ‘ WEY G , ’ C \ UF a U , 9. zat yao éyw ardowzrog Ete v70 eovelay TadooMEros, a” c D) ‘ , \ , EYOV U7 EUCLEOY OTQATLWLAS, LAL AéywW TOLTW* 7600- , \ , , ow ” , EVINTL, “ai moEvETaL, KO CAMY* EOXOV, LAL EOYErCL, ~ ‘ ~ . / , ~ \ ~ » , 10. zai rp dovdey ov: 7OLnOOY TOLTO, ZaL 7rOLEL. axovoags Gr Gre ~ r¢ , \ ay ~ > ~ dé 0 Inoovg édavuccey zat éizcev voig axodovFovory: werden, welche es motivirt hatten; kiirzer, als es geschehen ist, liessen sich dieselben schwerlich berichten. — Dass die Wieder- gabe dieses Stiickes bei Mt. im Allgemeinen quellenmassiger ist, als bei Le., wird von den Meisten zugegeben. Die Haupt- verinderungen des Le. bestehen darin, dass er einerseits den aig (in V. 7 hat auch er diesen Ausdruek bewahrt) nicht als Sohn, sondern als Knecht aufgefasst hat, den er dann, um das Interesse seines Herrn zu erkliren, als einen ihm besonders werthen bezeichnet (V. 2), und dass er andererseits den Centurio nicht persénlich zu Jesu kommen, sondern aus Bescheidenheit durch Abgesandte mit ihm verhandeln liisst. Sollte Le. aber diese letztere Veriinderung ganz ohne Anlass, etwa nur in Er- innerung an die aus dem Hause des Jairus zu Jesu kommende Botschaft, vorgenommen haben? Ich vermuthe, dass in der Quelle wirklich berichtet. war, andere Leute hiatten Jesu zuge- redet, dem Wunsche des Centurio zu willfahren, und dass Le., diese Angabe missverstehend, zu der Vorstellung kam, diese anderen Leute hatten im Auttrage des Centurio die Hinkunft Jesu erbeten. Wie genau im Kinzelnen Le. in V. 4 wu. 5 den Wortlaut der Logia bewahrt hat, miissen wir freilich dahin- gestellt sein lassen; nur hinsichtlich des Ausdruckes sragayevo- uevot, der speciell lucanisch ist, kénnen wir mit einiger Sicher- heit annehmen, dass er nicht der Quelle entnommen ist. — Ob die Bezeichnung des Knaben als zeagaducizdg Mt. V. 6 aus den Logia stammt, muss zweifelhaft bleiben, da Le. V. 4 ihn nur zaxwg zywy nennt. In Mt. V. 9 werden wir das Wort racoouevog hinter éSovetay wohl nicht nur nach Le. V. 8 ein- zuschalten, sondern auf Grund des Zeugnisses von & und B als wahrscheinlich echten Bestandtheil unseres Matthaustextes zu betrachten haben. Die Worte Mt. V. 11 u. 12 bilden eine (2 2 lt , Cc ow 3 > \ vy, , ? ~ aun héyw vuiv, ag ovdEert TOOMLTNY mIdTIV ev TID 5) cs \ 5 ~ , c 13. “IopanjA voor. xai eizev wp) Exatovtaeyy* vay, c , , / c ~ wg éctovevoag yevndytw dor. nat Lady o maig év ~ cr I , TH WOM EXELYY. §4. Antwort an den Taufer und Urtheil ttber den Taufer. Le. 7, 18—35. 16, 16. Mt. 11, 2-19; 21, 28—82. Mt.11, 2. a. O dé “Iwan axotoag 2v 1) deoucwrygiy va éoyar Tov Xovatov , meupas duce TOV Madycov accor 3. el7vEv AUT" GU EL O EQyouevos, 1] ELEQOY 7EQODDOZOULED ; A. xa aconoutet¢ 0 ‘TInoovs El7vev avtoIg* 7cOQEUIEVTES fremde Einschaltung, welche Mt. wegen ihrer inhaltlichen Ver- wandtschaft mit dem Worte V. 10 vorgenommen hat; Le. hat ihren richtigeren Ort und Zusammenhang bewahrt (13, 28 f. vel. § 20c). § 4a. Zwischen dem vorangehenden und diesem Stiicke giebt Le. 7, 11—17 die Erzihlung von der Todtenerweckung in Nain. Gegen die auf die Stellung dieser Erziihlung inner- halb anderer Logiastiicke sich griindende Vermuthung, dass die- selbe ebenfalls in den Logia gestanden habe, trotzdem Mt. keine Parallele zu ihr hat, machen sich aber gewichtige Einwinde geltend. LErstlich ist der Inhalt der Geschichte so auffallend, dass sich wohl behaupten lasst, sie kénne in der auf einen apo- stolischen Zeugen der Wirksamkeit Jesu zuriickzufithrenden Logiaquelle jedenfalls nicht in der Gestalt aufgezeichnet gewesen sein, in der Le. sie giebt. Das Auffallende hegt nicht etwa in der Grosse des .berichteten Wunders, — denn wenn man iiber- haupt die Méglichkeit von Wundern, welche durch die schépfe- rische Macht Gottes geschehen, zugiebt, so macht das dusserlich grésste Wunder als solches keine gréssere Schwierigkeit als das - ausserlich geringste; sondern das Auffallende liegt in der un- beschrinkten Oeffentlichkeit des berichteten Wunders, weil die- selbe in grellem Widerspruche zu dem Verhalten steht, welches. Jesus nach den wiederholten glaubwiirdigen Angaben des Marcus sonst bei seinen wunderbaren Heilungen geflissentlich beobachtet hat (Me. 1,43 f£; 5,.87—43; 7, 33°u/-36;:-8, 238 w 26; vel 03 > B) , Ce , ‘ 5. azayyelhace Ivavyyn a axovere nat Bhércere* trvepdot > \ ~ ‘ avashercovow not yohot rcegutacovow [Aerroot nota- ) , \ \ , oilovreu] zai xeot axovovory [xk vexgot éyetoortan] ; > a , tay >’ 6. nab siwyol evayyehitovrar’ xo MancQLog EOTLY OG EY ‘\ m ‘ Qo” ’ a , un oxavdchiody év euol. Mt. 9, 30). Zweitens aber wird uns durch den Umstand, dass Le. (V. 21) abweichend vom Matthiustexte der Antwort Jesu auf die Tauferbotschaft eine Massenheilung Kranker vorangehen lasst, weil ihm dieselbe eine nothwendige Voraussetzung fiir die Antwort Jesu zu bilden schien, unabweisbar die Annahme auf- gedrangt, dass er aus dem gleichen Grunde auch jene Erzihlung von der Todtenerweckung in seine Wiedergabe des Logiaberichtes eingeschaltet hat. Das Wort Jesu: ,Todte werden erweckt*, schien ihm vorauszusetzen, dass wenigstens schon eine Todten- erweckung im 4dusserlichen Sinne des Wortes von Jesu voll- zogen, und zwar in aller Oeffentlichkeit vollzogen war; da er aber doch eine Todtenerweckung nicht wohl in der Massen- heilung V. 21 einbegriffen sein lassen konnte, so musste er vorher iiber eine solche berichten. Aus welcher Quelle er die Erzahlung geschépft hat, wissen wir nicht. Durch die Verbin- dung mit dieser Erzihlung ist nun der Hingang unserer Ge- schichte von der Taéuferbotschaft bei Le. etwas verindert worden. Dabei kann die Angabe, der Tiufer habe dto tor wad. zu Jesu gesandt, wohl auf einem irrigen Lesen oder Héren des von den Logia dargebotenen dsa cv. wad. beruhen (vgl. Scholten, das paulinische Evangelium, tibersetzt von Redepenning, Elber- feld 1881, S. 41). Die Antwort Jesu an den Taufer wird von Mt. und Le. iibereinstimmend gegeben; ob sie aber in dieser Gestalt schon in den Logia stand, oder ob Mt. dem Logiawort- laute eine Erweiterung gegeben hat, welche dann auch Le. sich angeeignet hat, liasst sich wohl nicht entscheiden. Jesus selbst hat in seiner Antwort gewiss nur darauf hingewiesen, dass sich in seiner Wirksamkeit das Heil verwirkliche, welches in den prophetischen Worten Jes. 35, 5 f. und 61, 1 verheissen sei (vgl. Le. 4, 18 ff); bei der spateren Ueberlieferung dieser Ant- wort Jesu aber glaubte man neben den in diesen prophetischen Worten genannten Heilserweisungen doch auch andere Heils- 74 tes ' “mead = Mt. 11, 7. b. Totter dé sogevonéror Yokato 6 “Inoots héyew oO s 9 , 2 Fo Pela co 5) \ ” tog oxdorg egt Iwavvovs vi ekiddare sig viv éon- , / c P| / pov FeconoIa; xahawov v70 aveéov oahevouevor ; d ea \ ay ~ a) 8. ahha ti e&yhdare ieiv; avIowzcov év wahaxolg ju- . ‘ ~ ~ ¢ ~ PLEGMEVOY ; LOOL 01 Ta MAhCCAC POQOLYVTES éV TOLg OLZOLG TOY >’ a / py ~ . 9. Paothéwy. adhe vi ejhIave; oopyryy ety; vai héyo Cli , , 21) | 11. vmiv, xed seguoooregoy soogytov. auiyy héyo Cuir, thaten, welche Jesus vollbracht hatte und welche als besonders deutliche Proben seines messianischen Wirkens erschienen, nicht unberiicksichtigt lassen zu diirfen (vgl. Weiss S. 290). b. Fiir die Worte V. 7—9 giebt Le. in V. 24—26 die Par- allele mit ganz unwesentlichen Veréinderungen, welche sich als secundaér verrathen (vgl. Weiss 8S. 295). Sowohl Mt. V. 10 als auch Le. V.27 lassen dann die Worte folgen: ovedg éori zeot ov yéyoamva* dob zy anoaréhhw vov (yyELOV MOU 7000 7£Q00- W7x0v Gov, OS xaLaoxErcoEL iy Oddy Gov éu7cQ0092Y Gov. Aber fiir die Annahme, dass diese Worte nicht in den Logia ge- standen haben, sondern von Mt., dem Le. wieder gefolgt ist, in unseren Zusammenhang eingeschoben worden sind, spricht. fol- gende Krwaigung. Wenn Jesus hier schon die bestimmte Aus- sage gegeben hatte, dass in dem Taufer die Weissagung Mal. 3, 1 erfiillt worden sei, so wiirde hinterher bei der Aussage Mt. V. 14, der Taufer sei der Elias, welcher kommen solle, der Zwischensatz: ,,wenn ihr es annehmen wollt unverstiindlich. Denn dieser Zwischensatz zeigt an, dass Jesus die in dieser Aussage enthaltene Beurtheilung des Taufers als eine neue und tiberraschende betrachtet, welche er den Horern nur mit einer gewissen Vorsicht darbieten kann, weil sie eben wegen ihrer Neuheit dem Missverstiindnisse ausgesetzt ist; hiitte Jesus aber im Vorangehenden schon das Wort Mal. 3, 1 auf den Taufer gedeutet, so wire seine Vorsicht bei der dann keinen wesentlich neuen Gedanken enthaltenden Deutung des Wortes Mal. 3, 23 auf den Taufer nicht motivirt. Da nun ferner das Citat Mal. 3, 1 mit derselben Modification des Urtextes gegeben wird, welche Me. 1, 2 vorliegt, so ist der Schluss berechtigt, dass dieses Citat seinen Platz in unserer Rede nur einer Reminiscenz des Mt. und des ihm sich anschliessenden Le. an jene Marcusstelle 75 2) , ~ ~ te D) , i ove eynyeovar év yervytoig yuvaizwy wétloy Lwarvov ~ s ~ Cc \ , , ~ , e ~ Tov Pamtiotov* O O& LLZQOTEQOS EV U1) PaoLhEle@ TOL ~ t. ot ~ , « ~ 13. Deot welLwy avrov éorly. mavreg yao ol mQOprteL vas , 2 / , A ’ , 14. zai 0 vouog Fug ‘lwcrvov éxcgopytevoer, xo et déhere Say AO , I Cc , deFaoIa, atrog zor Hihelag 0 wéhhwv séoyeoa. a) . ~ c ~ B] , ~ x 12. awo dé tov yusocy Iwarvov [rot Barrtiotot| ews a < , ae NC A DA: a A) SNA aout y Baotdera Tov PEov Puccevae xa [racer ae- = Ite 2 hued Gz 3 > , ye 7TEALOVOLY QUT. O &{WVY WIA ALOVETW. verdankt, wo dem Maleachiworte eine Beziehung gegeben war, welche mit der in unserer Rede von Jesu gegebenen tiber- einstimmte. Bei der friiheren Wiedergabe des Marcuszusammen- hanges, in welchem dieses Citat stand, hatten beide Evangelisten es deshalb fortlassen zu miissen gemeint, weil es von Me. mit dem Worte Jes. 40, 3 verbunden und in dieser Verbindung dem Jesaja zugeschrieben war. — Die in unserem Abschnitte folgenden Worte hat Le. nur zum Theil an dieser Stelle: in V. 28 stimmt er noch mit Mt. V. 11 tiberein (ob das Wort weoopytys hinter yery. yovoexor zum Lucastexte gehort, ist min- destens zweifelhaft); fiir den Ausspruch Mt. V. 12. u. 13 aber giebt er die Parallele nicht hier, sondern erst 16, 16. Offenbar ist diese Stellung des Ausspruches bei Le. secundir (vgl. zu § 27 a); darin scheint Le. aber den Text des Ausspruches rich- tiger bewahrt zu haben, dass er die beiden Theile desselben in umgekehrter Reihenfolge giebt wie Mt. (vgl. Holtzmann, synopt. Evy. 8. 144). Sowohl die iiberraschende Vereinfachung der Gedankenfolge, welche hervortritt, wenn wir im Matthaiustexte V. 13 f vor V. 12 setzen, als auch die treffliche Beziehung, in welche dann der Schluss dieses Abschnittes unserer Rede zu dem folgenden Abschnitte tritt, machen es einleuchtend, - dass Le. in diesem Punkte das Urspriinglichere bietet, wahrend es zugleich wohl erklirlich ist, wie Mt. durch die in V. I1b gegebene Aussage iiber die Glieder des Gottesreiches veranlasst wurde, zuniichst die weitere auf das Gottesreich beziigliche Aussage anzuschliessen, und die Rede dann erst zur Beurthei- lung des Taufers zuriickkehrern, zu lassen, 76 . (os ms By Mayes} A “I Mt. 21,28. ©. Ti dé cuty doxei; arFowzog etyev véxva Ovo. ~ , 3 c , TOOGEASOY Ty) 7TOWTW) ElTCEV* TéxVOY LTTE OUUEQOY y Its > ~ B) ~ c \ a 4 = a 29. goyalov ey TH) ayeceA@vl. O O& azcOnoLSELG EtzEY* = / ’ ~ ~ 30. eyo, nvole, nal ot% annhder. moocehIoyr dé tp dEv- 5 c , c \ 3 5) Téo() ElzcEVv WOaLTWS. O O& GzcOZQLELG ElzcEV* Ov , ' ‘ > ~ ~ 31. Délw, voregoy merauehy dec anyhdev. tig ex tov c. Fiir die Aufnahme dieses Stiickes, welches Mt. in die Wiedergabe der von Marcus (11, 27—12,12) berichteten Rede Jesu gegen die jerusalemischen Hierarchen einschaltet, in unsere Rede entscheiden folgende Griinde. 1) Le. (7, 29 f.) giebt in unserer Rede die Parallele wenigstens zu dem Schlussausspruche dieses Stiickes. 2) Das Stiick fiigt sich vortrefflich in den Zu- sammenhang der Rede und bildet den sehr passenden Ueber- gang von dem Gedanken des Abschnittes b zu dem des Ab- schnittes d. Jesus hat ausgesprochen, dass der Taufer allen iibrigen Weibesgeborenen an Rang voranstehe, wenngleich die Glieder des Gottesreiches und zwar auch die verhiltnissmissig geringen (vgl. fiir die Bedeutung des Comparativs mxooregog : Mt. 23, 11; 1 Cor. 12, 22 f. u. Kithner’s griechische Grammatik II, 8. 20 f.) doch noch grésser seien, als er (Mt. 11,11), und zur Erlauterung dieses Urtheiles hat er hinzugefiigt, dass der Tiufer der letzte in der Reihe der Propheten sei, der Elias, welcher der Aufrichtung des géttlichen Heilsreiches unmittelbar vorangehen solle (V. 13 u. 14); denn diese Stellung des Taufers erklart sowohl seinen Vorrang vor allen friiheren Propheten als auch sein Zuriickstehen hinter denen, die schon zu dem verwirk- lichten Reiche Gottes gehéren. Aus dieser Stellung des Tiufers folet aber weiter, dass eben von der Zeit des Tiufers ab, also in der Gegenwart, in welcher Jesus redet, das Reich Gottes sich schon verwirklicht, so dass es gilt, jetzt mit schnell zu- greifender Energie in dasselbe einzutreten (V. 12). Die beher- zigenswerthe Wichtigkeit dieses Gedankens hebt Jesus durch seine Ermahnung zum Aufmerken nachdriicklich hervor (VY. 15). Aber die Art, wie man sich gegentiber der das Reich Gottes vorbereitenden Wirksamkeit des Taufers. verhalten hat, lasst Jesum nun darauf schliessen, wie man sich gegeniiber dem verwirklichten Gottesreiche verhalten wird: nicht die grosse i dvo ézcotyoey vO Fédque TOU EE QOS 5 héyou ow" 0 votEgoc. héyer cu’ cots 0 “Iyoors* auuyy iyo buy Oe ol veddvae nai at 7OevaL seOHyOLOLY buds ets oy 32. Baoilelay rot Ieov. jAIEv yao ‘Lowry 7008 VUES (Le. 7,30.) év 00q) dixacootyyg vai civ Bovhiy cov Feot 4 Fe- Masse derer, welche den Anschein hatten, ein gottgefilliges Leben zu fiihren, sondern vielmehr nur solche Leute, welche sich in ihrer sittlichen Verworfenheit Gott méglichst weit entfremdet zu haben schienen, haben der durch den Tiiufer gegebenen Willensoffenbarung Gottes sich untergeordnet; ebenso werden jetzt solche verworfene Menschen der grossen Masse des aus- erwihlten Volkes beim Eintreten in das Gottesreich vorangehen (21, 28—32). Der Grund dafiir aber, dass sich so die grosse Masse verstiindnisslos und ablehnend den gottlichen Offenbarungen gegentiber verhilt, liegt darin, dass sie nur verstehen und bil- ligen will, was ihren eigenen Gedanken und Wiinschen ent- spricht (11, 16—19), wiihrend alle diejenigen die Weisheit des géttlichen Heilsplanes anerkennen, welche sich in gehorsamem Vertrauen derselben unterordnen (Le. 7, 35). 3) Es liasst sich sehr deutlich erkennen, weshalb Mt. das Stiick aus unserer Rede fortgelassen hat. Der Grund lag in derselben Schwierig- keit, mit welcher wir sowohl Mt. als auch Le. schon in § la kiimpfen sahen und welche auch an unserer Stelle den Le. zu einer eigenthiimlichen Aenderung veranlasst hat. Beide Evan- gelisten haben dem Marcusberichte tiber den Taufer nacherzihlt, dass die grossen Volksschaaren, welche zum Tiufer hinausge- zogen sind, sich auch von ihm haben taufen lassen, also auf seine Verkiindigung wirklich eingegangen sind; hier aber, in unserem Logiastiicke, galt die Voraussetzung, dass die angeredeten oyhow zwar zum Tiiufer hinausgezogen sind, aber nur aus Neu- gier, und dass sie sich von seiner Seltsamkeit hochmiithig ab- gewendet haben, wiihrend nur Leute wie Zélmer und Huren sich wirklich von ihm haben taufen lassen. Le. hat nun, um diesen Widerspruch aufzuheben, die Aussage unserer Stelle so modificirt, dass er als diejenigen, welche die Taufe des Johannes angenommen haben, nicht die Zéllner und Huren, sondern. ,,das ganze Volk und die Zéllner* bezeichnet, als diejenigen aber, welche =! Ww , ? c , ‘ al C 3 3 THOATE ELC EAVTOUC, MH PAaMTLOVEVTES UM aL- ~ . ~ ‘ c / . \ (29.) cov: ot 0& veh@ven zai at zcoQvalt E0LZaLwWOaY TOY , a deov, Panwtiodéevtes to Pantioua Twarvor. C Mt.11,16. d. Ti dé duowwow cay yevecy vary ; Owola Eotly WaLOloLg LEIVUEVOLS eV Taig GyOQdiC, & ZEDGPUVOLVLE die Taufe verweigert haben, nicht die Angeredeten, sondern die Pharisier und Gesetzesgelehrten, obgleich Le. hinterher in V. 33 doch gerade die zweite Person Pluralis bewahrt hat, so die an der einen Stelle entfernte Anschauung seiner Quelle an der anderen Stelle iibersehend. Mt. dagegen hat jenen Widerspruch dadurch beseitigt, dass er unseren ganzen Abschnitt in eine andere Rede, deren Adressaten nicht die Volkshaufen im Allgemeinen, sondern speciell die Hierarchen waren, Vversetzt, und zwar an einen Punkt, wo es im Marcuszusammenhange besonders hervorgehoben war, dass diese angeredeten Hierarchen den Taufer nicht aner- kannt hitten (Me. 11,31). — Ob Mt. bei dieser Versetzung des Stiickes die urspriingliche Reihenfolge der darin enthaltenen Worte genau bewahrt hat, oder ob nicht vielleicht in der Quelle das Wort V. 31b: q@uiy ete. statt hier in der Mitte am Anfange oder am Schlusse des ganzen Stiickes stand, lasst sich nicht sagen. Dass aber der Wortlaut von Mt. V. 32 durch eine solche Combinirung mit Le. 7, 29 f., wie ich sie im Texte vorgenommen habe, eine urspriinglichere Gestalt gewinnt, scheint mir evident; die Worte Le. V. 30: civ Bovliy cot Deov HIErHoaY sic éav- rovg correspondiren ebenso auffallend dem Wortlaute der Frage Jesu Mt. V. 31, wie der Ausdruck Le. V. 29: édtxatwour cov deov dem Ausdrucke Mt. V. 32: é 00) dexavootyyg entspricht. Der Schlusssatz von Mt. V. 32 aber: twetg dé idovreg ov uete- uehy dye VotEgoy tov sLorEvoat avr) ist gewiss nicht der Quelle enthommen, sondern enthilt eine weitere Anwendung der vor- angehenden Parabel, bei welcher nun die Hierarchen dem zuerst seinen Ungehorsam bekundenden Sohne gleichgestellt werden, wihrend doch die Parabel nur darauf angelegt ist, die Ange- redeten dem zuerst scheinbar gehorsamen Sohne zu preieuie d. Le. giebt V. 51—35 diesen Abschnitt wesentlich mit Mt. iibereinstimmend. Ob seine Zertheilung -der eimleitenden ie ~ € , rh a) , (aa ‘ d 3 , 17. roig evégorg Acyovoww* yvdyoauEy VutY xEl OVZ~ WOXY- , ? , 3 \ 18. oaod_e, EIonyjoauey nai ove exoviaods. YhIev yao a) , , sy o! / , 4 , * Lwavvyg waite codwv uyce ivory, nei héeyere* da- / , x Cc c. ~ ‘) / TAT pe 19. worioy exer. adder 0 viog tov avIeumov éoF wr xa \ DINE NS a” , \ ’ mlvov, nat Aéyeve* tot avIguzog payog zai ol- , ~ t \ C ~ \ © vorvotys, véehwvor gihog zat auaotwhor. xai &dt- {/ c d , ~ I «~ KOUWIN | COPla HO MAaVTMY TOY TéExVOY aLTIS. SN Ou Jesu Zulassung einer Siinderin zu sich. Le. Cle 36—D)O0. - 5) , . 2 te ~ , ' , d er, 36: Howva dé vig avroy roy Dagioatwy ta payy wer ? -~ \ > 4 \ , \ 5 ~ avrov* xe eloehIwy ets vor otxov vor WDagwoatov = aay re AS oy le Scy, > ~ , (a 37. xarezkidy. Koi tov yevy {rig qv ev v1 7ohEL auco- , ‘ ~ cr ’ > o = TAOS, HAL ELLYVOLOM OLL LEcLaxELTaL eV tH OLzLG COv , ~ Daly \ \ yo Dining 38, Daoioatov, oraca omtow pceeces cove 700ag aLvtou , ~ » F , ‘ /o zhatovon, tolg daxovow yosaro Poézey cove 700GS =) ~ \ ~ eo 2 & t. QutOU ZQL TALC Jos TUS nEepahys QUTYS é eLéuaooer, Frage in zwei parallele Fragen auf genauerem Anschlusse an die Logia beruht, muss wohl unentschieden bleiben. Gewiss ist er gegentiber dem Mt. darin secundiir, dass er in V. 32 ézdav- cave statt éxowaode einsetzt: der rain der Kinder lautet dahin, dass man zu der von ihnen gemachten Musik nicht die entsprechenden Bewegungen mache. Urspriinglicher aber als Mt. ist Le. darin, dass er in V. 33 u. 34 die Anrede déyece hat, welche Mt. aus demselben Motive, aus. welchem er den ganzen Abschnitt ¢ aus unserer Rede weggelassen hat, in Aé- yovory verwandelt hat; urspriinglicher ist er gewiss auch im Schlussworte V. 35, wo Mt. statt der Kinder der Weisheit die » Werke der Weisheit* einsetzt, weil bei ihm, nach Auslassung des Abschnittes ¢ nicht mehr ersichtlich sein konnte, wer unter den ,,kindern der Weisheit* gemeint sei. Vgl. Weiss 8S. 300. S$ 5. Mt. hat keine Parallele fiir dieses Stiick. Da dasselbe aber bei Le. zwischen zwei Logiastiicken steht (vgl. zu § 6a) und da Le. um dieses Stiickes willen spiter die Erziihlung Me. 14, 3 ff. von der Salbung Jesu in Bethanien Hien oe hat, wie er sonst regelmiissig Marcusstiicke zu Gunsten dhn- 80 39. xat navepthec TOYS coda avrov. ‘Iddy dé 0 Dage- gatos 0 ncheoas QUO El7cEV ey Favm) héyov- oveog el iy 0 moopytns, eylrwoxev av vig nai mova % 40, yuvt) Heig cezevEerca avrod, Ove quagrwddg gory. zai azrcozerdetc 0 ‘Inoovg eiev 790g avrov: yw oot tt 41. sively. 0 08+ Ovdcoxahe sine, yoly. Ovo xoEoget- hévon jour davvory tis 0 eg weperher OyveQuee meEV- 42. raxdoid, 0 dé Eregog mevtnzovea. un eyovewy accor crodotrer aupotégorg éeyagioaro. vig oly avior 43, wheiov ayannoe abtorv; amozxordets eizcev* vzcohau- Bava Ort | vO zheiov éyagioaro. 0 0é ElzvEY ari)’ 44, doFWg Exoivacg. xZal OLQaPELS OOS TY yoVaina Eqy" Blémetg tabcyy viv yvvatza; etonddor cov eg vyy oiziav, Owe wov eri torg 00ug ovx eOwxag* avy dé voig daxovow éoekév wov rove v0das nal TAC 45. Fousiy aris #Seuager. plaque Lt0t Oux. 20Wxae * avin 0& ag xg A ov dréheczvev zavauphovoe AT. pov TOUS 0006. » yao, héyo Got, apewvra at cyccguica ae voiis al Beers Out qyercyoe wont: oO A8. de ohiyor agievat, Odi yor ayant. gl7ev O& QUT) * apéwvral Gov at cucoricae. licher Logiastiicke tibergeht, so darf man annehmen, dass Le. dieses Stiick aus den Logia entlehnt hat. Dann ist es aber mindestens ebenso wahrscheinlich, dass der Verf. der Logia diese Geschichte deshalb der auf Anlass der Tiiuferbotschaft ge- haltenen Rede Jesu folgen liess, weil sie eine charakteristische Bestiitigung fiir das (von Le. nicht wiedergegebene) Wort Mt. 21, 31b darbot, wie dass Le. sie von einer anderen Stelle der Logia hierher versetzt hat, weil sie zur Bestiitigung des Aus- spruches Le. 7, 34 dient. — Aus der Identificirung des hier berichteten Vorganges mit dem Me. 14, 3 ff. berichteten Vor- gange entnahm Le. das Recht, nach Me. 14, 3 nicht nur den Gastgeber der Logiaerzihlung Simon zu nennen (V. 40. 43. 44), sondern auch zu berichten, dass die Frau ein a@dépacreor utgov gehabt und die Fiisse Jesu neben der Benetzung mit Thriinen auch gesalbt habe (V. 37. 38. 46).. Dass der Abschluss, welchen Le. n V. 49 f. der Erziihlung giebt, ein nicht der Quelle ent- 81 § 6. Jesu heimathloses Wandern und seine Aufforde- rung an Andere zum Verzichte auf ihre Heimstitte. Le. 6, 1-=3: 92 b1—62. (Mt, 8, 1929) > ye ) ac Le. 8, 1. a. Kai éyévero tv wp xadeting nai avrog diwdever ‘ , 4 , / D) t. nara mOhLY xO LOUNY “NELOOwWY xa EvayyEhLCOMEVOS \ ; , ~ ~ \ c , Nase Si tyy Paotheiay rov Feor nai ot dwdexa ory avi), ~ ase m) 2. [nal yuvainég viveg at jour vedeoamevuévan ce7c0 rVvEv- , ~ B) ~ uaroy zovnowy xai aodevecorv, Maola 1 xahovuery, lehnter Zusatz ist, erhellt aus der Uebereinstimmung von Y. 49 mit Mc. 2, 7 und von V. 50 mit Me. 5, 34. $ 6a. Die Vermuthung, dass dieses Stiick, mit welchem Le. jetzt seine erste grosse Logiaeinschaltung abschliesst, in der Quelle vielmehr die Kinleitung des Erzihlungsabschnittes ge- bildet hat, welcher am Anfange der zweiten Logiaeinschaltung des Le. steht, scheint mir nicht zu kiihn zu sein. Die Erzih- lung, wie Jesus mit seinen Jiingern von Ort zu Ort gewandert sei, um das Gottesreich zu verkiindigen, und wie er sich dabei auch die Versagung des Quartieres ruhig habe gefallen lassen, bildete eine Voraussetzung zum rechten Verstiindnisse der im Folgenden zu berichtenden Worte Jesu an solche, welche sich ihm anschliessen wollten. Lc. hat die Trennung des eigentlich Zusammengehirigen aus chronologischer Riicksicht vorgenommen : da er auf Grund des Marcusevangeliums nur von einer ein- maligen Reise Jesu nach Jerusalem wusste, und da er ausserdem voraussetzte, dass der Inhalt der Matthiuslogia chronologisch geordnet sei, so sah er sich veranlasst, den Logiabericht von dem Punkte ab, wo in ihm eine Reise Jesu in der Richtung nach Jerusalem erwihnt war, da unterzubringen, wo Marcus (10, 1) die letzte Reise Jesu nach Jerusalem beginnen lies. Durch diese Combination aber wurde Le. verhindert, die kurze Mittheilung der Quelle (8, 1) tiber ein Umherziehen Jesu zum Zwecke der Verkiindigung des Gottesreiches zu den folgenden Logiaerziihlungen in Beziehung zu setzen, die nach seiner Mei- nung vielmehr eine Reise Jesu zum Zwecke des Festbesuches in Jerusalem betrafen; er konnte sie nur als eine selbstindige Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 6 82 3. Maydahyy, ag’ 4g Oaumone inva eelydide, zai ‘Toavva yi, Xovla éniredmov “Hewdov xai Xov- cava zal Eregar sokdal, atviveg dinxovovy avroic éx cov v7«aeyorvtaY avrcic). Le. 9,51. b. Kai avrog 10 wedcwzoy éorigioey row wogeteo Iau 52. sig ‘Ieqovoadyu, “nai aréorethey ayyéhovg 700 70000- wzcov avrot. Kai sogevdérreg eloqddov sig xouyy 53. Sauagerroy, we evommaca avr: zai ovx edéSaveo aeTOY, OTL TO WQCGWsOY ALOT Fy OQELOMEVOY ELC 54. ‘Teoovoadyju. iWovreg dé ot wadyrai “laxwog xal ‘lwavyng eimav: zoe, Féherg elaouey ave xave- 55. Pyvar azo ov oigavov zai cvah@ca avrotg; crea- 56. geig O& eeriuyoey avroig. zai écogetInour ic Eréoay “OUND. Notiz auffassen, welche einen friitheren Zeitraum der Wirksam- keit Jesu. charakterisirte, und liess sie deshalb lieber die Kin- leitung zu dem Marcusberichte bilden, welchen er zwischen seinen beiden Logiaeinschaltungen wiedergab. Dass so der Be- ginn der zweiten Logiaeinschaltung des Le. direct anknitpft an den Schluss der ersten, ist eine Probe dafiir, dass Le. im All- gemeinen die Reihenfolge der Logiaquelle eingehalten hat. — Ob V. 2 u. 3 in den Logia gestanden haben, lisst sich nicht sagen; moglich erscheint es mir, dass Le. die ganze Mittheilung iiber die Frauen, etwa auf Grund miindlicher Tradition, an das Logiawort V. 1 angehaingt hat, méglich aber auch, dass er die Mittheilung aus den Logia tibernommen und nur vielleicht durch einige Zusiitze erweitert hat, etwa durch die Notiz tiber Maria Magdalene oder in Erinnerung an Me. 15,41 durch die Schluss- bemerkung iiber die Dienstleistung der Frauen. }. Sicher haben die Worte, mit denen Le. dieses Stiick einleitet: éyéveco 0é @v 1) Ovurchyootoda vag yuceas Tig ave- Ajuweog avrot nicht in den Logia gestanden. Le. will durch sie bestimmt kenntlich machen, dass er die im Folgenden be- riicksichtigte Reise Jesu nach Jerusalem fiir seine Todesreise hilt, um dadurch zu rechtfertigen, dass er den ganzen weiteren Logiabericht an dieser Stelle seines Evangeliums einfiigt. Fiir den Ausdruck vgl. Act. 2, 1. . 83 \ ~ ~ C¢ ~ 4 Le. 9,57. e. Kai srooevouevwr avroy éy ti 00M ét auua- ’ L ] n Oa! \ z / . , 5) , TEVGS Elev 70006 avioyv: dLtdaczade, axohovdyow 58. oor O7cov éav améoyn. xal Eimer atv o Tyoovg: at ahonereg pwleovg eyovow xal Ta mwevEWa Tov ov- eavod xaraozyve ces, 0 dé Lidg Tot avIQUsoV OvZ éyet zcov vay xepahyy «Airy. Le. 9,59. d. Eiwey 0é moog tvegov: axohovPer uot. 0 0€ Elzer* “VOLE, EiTQEWOY MOL MEMLOY AEA HEty ~al awe 60. roy zcaréoa mov. éizcey 0 aT: apes TOvG YExeovs Fawar rove tavewy vexgots, ov dé amehGov diayyehde tiv Baotheiav tov FeEov. Le. 9, 61. e@. Eizey dé nai fcegog: axohovjow oor, xtolE* mo@roy dé émirgeWor wor azcoraksaoIa voig eig tov c. Fiir die Abschnitte c und d giebt Mt. die Parallele 8, 19—22. In der Einleitung des ersteren Abschnittes folgt er darin wohl genauer der Quelle, dass er den Anredenden, den Le. nur als tvg bezeichnet, einen Schriftgelehrten nennt, vielleicht auch darin, dass er die Anrede dsdcozxade hat. Die Antwort Jesu wird von ihm ganz tibereinstimmend mit Le. gegeben. d. Mt. erzihlt diesen Abschnitt mit dem Unterschiede, dass er den ¢regog niiher als einen ¢reg0g tov uwadnroy bezeichnet, die Aufforderung Jesu zur Nachfolge dem Gesuche des Anderen um Aufschub nicht vorangehen, sondern nachfolgen lisst, und die Schlussaufforderung Jesu zur Verkiindigung des Gottesreiches fortlisst. In der bei Le. vorliegenden Gestalt erscheint die Forderung Jesu besser motivirt als bei Mt. Die Moéglichkeit, dass Le. den Text der Quelle modificirt hat, um das Wort Jesu verstiindlicher zu machen, ist gewiss nicht ausgeschlossen; ebenso moglich ist aber auch, dass Mt. die Quelle ungenauer und des- halb unverstiindlicher wiedergegeben hat. Ob nicht die Anrede zvove auch im Lucastexte urspriinglich ist, muss bei dem Aus- einandergehen der iltesten Handschriften zweifelhaft bleiben. Statt aweldeiy xai awa hat Le. die elegantere Wendung: anehSove. Sawa gebraucht. e. Die Umstiinde, dass Mt. diesen Abschnitt nicht wieder- giebt und dass die Worte azohovdyjow oor (V. 61) schon in 6* 84 s 7 sz 2 \ 5 Ya co? ~ 5 62. olxoy mov. éizcev dé 790g avtoy oO Iyoovg: ovdeig \ ‘ ~ > ~ > Wald éipahov viv yeioa avtov é aooteov nat Bhézcwr 2) \ > , aw” / > ~ y ~ ~ gig TA O7lOW EvTETOS éOTLY TH Baotdei@ Tov FeEov. § 7. Rede Jesu bei Aussendung seiner Jiinger. Le. 10, 1—16. Mt. 9, 87—10, 16; 10, 40 f.; 11, 20—24. Le. 10, 2. a. — — ‘O mév Deouopdg zodvc, ot 0& egyatar ol- 23 ~ ~ ~ you: OeyIyte ovy tov xvolov tov IEQLOMOL O7cWS V. 57, die Worte modvov éztirgeyov wou schon in V. 59 vor- gekommen sind, scheinen mir doch das Urtheil, dass der Ab- schnitt nicht aus den Logia stamme, nicht ausreichend zu be- griinden. Nur ist der Vorbehalt zu machen, dass Le. den Wort- laut der Quelle vielleicht nicht rein wiedergegeben hat. § 7. Mt. hat diese Rede combinirt mit der Aussendungs- rede Mc. 6, 7 ff., welche sich in der That gewiss auf denselben geschichtlichen Vorgang bezog. Der Grund, weshalb Le., trotz- dem er diese Combination des Mt. kannte und trotzdem er sonst geflissentlich Doubletten zu vermeiden sucht, in diesem Falle den Marcusbericht und den Logiabericht nicht vereinigen zu diifen gemeint hat (vgl. Le. 9, 1 ff), ist nicht klar ersichtlich. Vielleicht glaubte er, dass der pluralische Ausdruck éeyacae odtyou in dem einleitenden Parabelworte V. 2 sich nicht auf Jesum allein beziehen kénne, also eine dieser Rede schon vor- angehende Wirksamkeit der Zwoélfe voraussetze (Weiss S. 259). Vielleicht war auch in der Quelle wirklich angegeben, dass Jesus einen grésseren Kreis von Jiingern ausgesandt habe, so dass Le. wegen dieser Differenz die Vorgiinge glaubte auseinander- halten zu miissen. Der den Logia entlehnte und auf unsere Rede sich zurtickbeziehende Ausspruch Jesu an die Zwilfe Le. 22, 35 entscheidet dagegen nicht, da im Sinne der Logia unter dem ausgesandten grésseren Jiingerkreise sich jedenfalls auch die Zwilfe befanden. Indem Le. die Logiarede unvermischt mit der Marcusrede wiedergiebt, lisst er. ihren Bestand im All- gemeinen urspriinglicher und vollstindiger erkennen als Mt. a. Durch welche geschichtliche Bemerkung die Rede in den Logia eingeleitet war, liisst sich nicht sagen.. Denn die Einleitung 85 BE égycvas éxpahy els tov Feguopov avrov. “Yaayere: idov asvooveh he buas wg aguas ev peo hon: (Mt. 10 A peahee OLY POOVLMOL WE OL OPEL RAL AXEQALOL (5.) wo at weguotegal. sig O00” édvOr wy a 0 éh- Mt. 10, 1 u.5 stammt offenbar aus Mc. 3, 14 f. u. 6, 7; die Einleitung Le. 10, 1 aber ist in ihrer ersten Hilfte bedingt durch die Riicksicht des Le. auf den Vorgang 9, 1 ff., in ihrer zweiten Halfte durch die Riicksicht auf den Vorgang 9, 52. Die Le. V. 1b angegebene Bestimmung der Aussendung, dass die Sendboten das eigene Kommen Jesu vorbereiten sollten, steht in Widerspruch zu dem Inhalte der Rede selbst, in welchem vorausgesetzt ist, dass die Sendboten in Stellvertretung Jesu da wirken sollen, wohin er selbst nicht kommen konnte (V. 2 u. 16); Le. wurde aber durch seine Vorstellung, dass der ganze Vorgang schon in die Zeit der letzten Festreise Jesu hineinfiel, auf jene andere Anschauung von dem Zwecke der Aussendung gefiihrt. — Unser erster Abschnitt der Rede bezeichnet 1) den Grund der Sendung (V. 2), 2) die gefihrliche Schwierigkeit ihrer Aus- fiihrung (V. 3), 3) ihr raumliches Ziel (Mt. V. 5 f). Ob das erste Glied, dessen Inhalt Mt. u. Le. iibereinstimmend iiberliefern, in der Quelle so unmittelbar mit der folgenden Rede verkniipft war, wie bei Lc., oder ob es eine so abgesonderte Stellung hatte, wie bei Mt. (9, 37 f), muss dahingestellt bleiben. Das zweite Glied hat Mt. von seiner durch Le. bezeugten Anfangs- stellung an eine spitere Stelle versetzt (10, 16). Der Anlass hierzu lag darin, dass Mt. der ganzen Rede Bezug nicht auf eine Aussendung der Jiinger bei Lebzeiten Jesu, sondern viel- mehr auf ihren spateren Apostelberuf gab; indem er nun unter dieser Voraussetzung andere Redestiicke mit ihr verband, welche sich ebenfalls auf diesen spiiteren Apostelberuf bezogen, so fand er in dem Worte Jesu iiber die gefihrliche Schwierigkeit des Send- botenberufes den passenden Uebergang zu einer nach Mc. 13, 9 ff. wiedergegebenen Aeusserung Jesu tiber die Verfolgungen, welche die Jiinger bei ihrem, spiiteren Berufe erfahren wiirden. Mt. hat das Wort unserer Rede insofern aber vollstandiger aufbewahrt als Le., als er ihm eine Mahnung Jesu zu einem der Gefahr 86 , - ‘ Gyre nat eto wodiy Nawagertvoy wy etoeh Inve’ (6.) zogevteode O& pahhovy mwe0g ta meoPata ta 2) awohwhora otzxov Togayh. Swe VEE Laan \ , c of Le. 10,4. b. My Baoratere Baddavtioy, wa mioar, wy v70d7- . \ Cy , aA 5. mara. pwndéva xave viv oddov aomaonote* sig yy 0 JN See OGY CoNye. Sea ~ fi 2s ~ ” av sloéhdnve otxlay, mowMvoy héyere* ELonyy wp) ove und Schwierigkeit der Aufgabe entsprechenden Verhalten ange- hangt sein lisst; dass Le. diese Ermahnung fortliess, weil ihr bildlicher Ausdruck ihm Missdeutungen ausgesetzt zu sein schien, ist leicht begreiflich. Das dritte Glied unseres Abschnittes hat Le. ganz tibergangen, obgleich es gewiss zum authentischen Be- stande der Rede gehért. Ob das Motiv zu dieser Weglassung nur darin lag, dass Le. bei seiner durch 9, 51 f. u. 10, 1 be- zeichneten Vorstellung von der geschichtlichen Situation und dem Zwecke der Jiingersendung das Verbot, zu Heiden und Sama- ritern zu gehen, fiir unpassend hielt (Weiss 8. 263), oder ob zugleich die Riicksicht auf seine heidenchristlichen Leser mass- gebend war, muss wohl unentschieden bleiben. b. Dieser zweite Abschnitt der Rede bezieht sich auf das private Verhalten der Sendboten wiihrend ihrer Reise: 1) sie sollen nicht Vorsorge fiir ihren Unterhalt und ihre Bequemlich- keit tragen (V. 4a); 2) sie sollen sich unterwegs, also gegentiber solchen Menschen, zu denen sie in keine weitere Beziehung treten, nicht auf H6flichkeitsformalitaten einlassen; wohl aber sollen sie beim Eintritte in ein Haus, wo sie wirklich Gemein- schaft ankniipfen wollen, ihren zuvorkommenden Gruss entbieten (V. 4b—6); 3) sie sollen mit dem ersten besten Quartiere, welches sie finden, und der ihnen dort gebotenen Verpflegung zufrieden sein (V. 7). Nur beim Schlussgliede dieses Abschnittes wird man annehmen diirfen, dass Le. der Quelle insofern nicht treu gefolgt ist, als er den Satz: ,,denn der Arbeiter ist seines Lohnes werth* hier einfiigt. Denn 1) wird durch diesen Satz der einheitliche Gedanke von V. 7a u. 7c, dass die Jiinger nicht wihlerisch ihr Quartier wechseln sollen, stérend unterbrochen; 2) passt der Gedanke, dass sie die gebotene Speise als berech- tigten Lohn fiir ihre Arbeit betrachten sollen, hier deshalb nicht, 87 , 4. ae 20 ~ CoN War ? , 6. TOVTW). ZL EY H EXEL VLOG ELONVYS, E7caVAa7LAYOETAL oe me JIL c wi A c ~ > AN , Sy 22d RLS he u é7 QULOY % ELonVy LUM: EL Oe UNyE, EP Vvuas ava- , ’ DE ows » ~ \ 7a. xaquwer. ev avery O& ty olzle wévEere, EOFovTES Zeal , a c ~ \ 7c. mwivovteg ta waQatiPemEeva DULY" WH wErapatvErE ee s) U ’ Ds Ud é§ OlxLaS ELg OlxLaY. an , ™ \ ca) , \ _ ~ Le. 10, 8a. ¢. Kai ig nv av modu eioéoxynote zai déywreae vcs, weil von einer Wirksamkeit der Jiinger in dem Hause garnicht die Rede ist. Le. hat den Gedanken, dass die Jiinger, ohne wihlerisch zu sein, essen sollen, was man ihnen giebt, mit dem anderen Gedanken vermengt, dass sie, wahrend sie tibrigens ihre Wirksamkeit ohne Entgelt tiben sollen, doch den ihnen gewihrten Unterhalt als berechtigten Lohn annehmen sollen; dass dieser letztere Gedanke in dem folgenden Abschnitte der Rede seinen urspriinglichen Platz hatte, ist aus Le. V. 8 und Mt. V. 8 u. 10 noch deutlich zu erschliessen. Dann wird man aber auch folgern diirfen, dass in der Aussage Le. V. 7, wo es darauf ankam, die Speise als gerade vorhandene und vorgesetzte zu charakterisiren, der Ausdruck ra zaoardeueva der urspriing- liche ist, hinterher aber, wo es darauf ankam, die Speise als eine dargebotene Gegenleistung zu charakterisiren, der Ausdruck ca mag avtov, wihrend Le., der sich der Unterscheidung der beiden Gedanken nicht klar bewusst war, in V. 7 u. 8 diese Ausdriicke mit einander vertauscht hat. — Mt. hat den urspriing- lichen Gedankengang des Abschnittes verwischt. Er stellt in V. 7 f£. die Aussage dariiber, worin die 6ffentliche Wirksamkeit der Jiinger bestehen soll, voran; dadurch wird er veranlasst, in V. 9 f£ das Gebot, nichts mitzunehmen, was nur zur Vorsorge dient, umzuwenden in das Gebot, sich bei ihrem Berufe keine neuen Giiter zu erwerben. Die Unterscheidung zwischen dem Grusse auf der Strasse und dem Grusse beim EHintritte in ein Haus iibergeht er, und der Forderung, in dem einmal genommenen Quartiere zu bleiben, nimmt er dadurch ihre urspriingliche Be- deutung, dass er ihr die Vorschrift voranschickt, sich ein wiirdiges Quartier auszusuchen. ¢. Dieser Abschnitt der Rede giebt an, wie die Jiinger, um den Zweck ihrer Aussendung zu erfiillen, 6ffentlich auftreten 88 , ‘ , ore d ~ \ , > oar 9. HeoazvEevEetée TOVE ev avty aotevetg nal heyete aveoic: yy > c ~ c ~ ~ (Mt.10,8b.)nyyixev ep vues y Baotheia rov SEeov. Sweeny , . \ , \ a) > ~ 8b. éhapeve, Owgeay Cove. EOHEtE Ta mA avTOY:: = We \ c 3} , ~ ~ e) = , aA > tb. 10. w&tog yao 0 eQyatys THS TOOPYS atrov. Eg HV O a ys aN \ Cc ~ « av sohw stoghdyre xo wy Oéxovral vuag, eed Fortec 2 ~ \ ‘\ 11. etg tag whavEelag aving Elmare: xai TOY xOVLOQtOY \ , Cc + a) ~ , c ~ > \ tov xoldntevta yuiv éx Tyg mohEWwS VUMY EtG TOE Io B} / c ~ ~ modag azcouacoourda vuiy* sAjy votto yiwwoxerE cr a” Cc ~ ~ ote Hyyinev 4 Baotheta tov HEov. sollen, und zwar 1) im Falle ihrer. Aufnahme an einem Orte (V. 8 f), 2) im Falle ihrer Nichtaufnahme (V.10f.). Das erstere Glied hat Le. gewiss insofern richtiger als Mt. wiedergegeben, als er die Krankenpflege der wortlichen Verkiindigung des Gottesreiches vorangehen lasst, und als er eben nur. Kranken-_ pflege im Allgemeinen, nicht aber, wie Mt. V. 8, auch Erweckung von Todten, Reinigung von Aussiitzigen und Austreibung von Damonen den Jiingern aufgetragen sein lisst. Dagegen wird Mt. darin den Quellenbericht urspriinglicher bewahrt haben, dass er auf die Worte, welche die Wirksamkeit der Jiinger da, wo sie Aufnahme finden, bezeichnen, die beiden Aussagen folgen lasst: sie sollten ohne Entgelt geben (V. 8b) und:, dem Arbeiter gebiihre seine Nahrung (V. 10b); zur vermittelnden Verbindung dieser beiden Aussagen gehérten nur eben nicht die Worte, welche Mt. zwischen sie gesetzt hat, sondern das jene erstere Aussage einschriinkende Wort, sie sollten die ihnen gebotene Speise annehmen, welches jetzt bei Le. (V. 8) sehr seltsam der Aufforderung zur Krankenpflege und zur Verkiindigung vorangeht. Dass in der Aussage Le. V. 8b der Ausdruck row puotov secundar ist gegeniiber dem von Mt. V. 10 gebotenen tys toopys, kann meines Erachtens aus 1 Tim. 5, 18 nicht ge- schlossen werden, da man eine Abhiingigkeit des Le. vom ersten Timotheusbriefe schwerlich annehmen darf; eher kénnte man die Méglichkeit in Betracht ziehen, dass der Verf. des ersten Timotheusbriefes direct aus der Logiaquelle geschépft hatte, so dass dann durch ihn die Urspriinglichkeit des Iucanischen cov puotov bezeugt wiirde, Aber im Zusammenhange unserer Stelle 89 : , Cone , c D 5) Le. 10,12. d. éyo viv ott Sodouorg ev yuzoe 2OLOEWS avEex- , ” Ww ~ , , , Dae ~ “ 7 13. tovegoy cova 4 4) zoheEr éxeivyn. Ove oor Xogactery, > - cr , ~ ovel oor Bydoaida: ore et ev Toow xai Swove eye- pp c y U c , ’ c , aN my Iyoay al dvvauEerg au yevousvae ev vuty, maha av » e \ ~ © / , ‘ 14. ev canny xal o700m xadHuEVOL wEtEvonoay. mahip , \ ~ Bb) , ) c Ud Tvow 2ai Swove avexvovegoy é0vae Ev YUEOE LOLTEWS ~ NN Gr uas \ \ - , \ ea > ~ c 15. » viv. Kat ob Kagpagrvaovu, wy fvsg oveavot vilw- . , Pa ~ cf , c 5) , Cl y ~ 16. Iynon ; ews tov Gdov xarapyon. O azxovwr vucov enor 4 B] 2 , \ c > ~ c ~ ~ C a) \ axove [nal Oo aderwy vuag eme aderésie 0 O& EME scheint mir der Ausdruck tig toopyg angemessener und deshalb urspriinglicher zu sein. Die Verhaltungsmassregel gegeniiber den keine Aufnahme gewihrenden Ortschaften giebt Mt. in V. 14 wesentlich im Anschlusse an Mc. 6, 11. d. In diesem Abschnitte wird der Werth der Wirksamkeit der Sendboten hervorgehoben, indem 1) die Strafe fiir ihre Zu- riickweisung (V. 12—15) und 2) der Lohn fiir ihre Aufnahme (V. 16a u. Mt. 10, 41) bezeichnet wird. Mt. giebt die zum er- steren Gliede gehdrigen Weherufe Jesu 11, 20—24 wieder, wo sie ohne jede Motivirung durch den Zusammenhang erscheinen. Dass Le. ihren richtigen Ort aufbewahrt hat, erhellt nicht nur aus der Wechselbeziehung zwischen Mt. 11, 22 (u. 24) u. 10, 15, sondern besonders auch daraus, dass Mt. gleich auf diese Wehe- rufe andere Worte Jesu folgen lasst, welche nach dem vollstéin- digeren Berichte des Le. zu einer in den Logia an unsere Rede sich anschliessenden Rede Jesu bei Riickkunft der ausgesandten Jiinger gehérten. Die Weherufe passen auch insofern gut in den Zusammenhang unserer Rede, als durch sie bezeichnet wird, dass die Strafe fiir die Zuriickweisung der Jiinger gleich sein wird der Strafe, welche diejenigen Stiidte treffen wird, die Jesu eigener Wirksamkeit gegeniiber sich unempfinglich gezeigt haben. Dass die Worte Mt. 11, 23b u. 24, welche fiir das iiber Kapharnaum gesprochene Urtheil eine analoge Begriindung geben, wie sie dem vorangehenden Weherufe gefolgt war, ein Zusatz des Mt. sind, bei welchem die Erinnerung an 10, 15 mitwirkte, scheint mir zweifellos zu sein (vgl. Weiss 8. 303). — Das doppelte é yuzoc xoloewg Mt, 10, 15 u, 11, 22 verdient 90 > ~ > ~ ’ f c , (Mt.10,41.) adevor adevet tov azcootethavre us|. 0 Oéexomevog , vv , \ MOOPYTHY ELS OVOMA HEOPYTOV MLOFOY 7Q0- , , aK: , ww Sinead gytov AnuWetrat, nat o OExomEvog Oixatoy Etec al \ y , ovoud OLxalov wLodoy dixatov Ajuwmerat. § 8. Rede bei Riickkehr der Jiinger. ie 10) 17294) UME o5 9024S) 16ce > Cy , y ~ y , \ ~ Le. 10,17. a. Yaéoroewar dé ot [eBdouyjzorra] were yooas Léyov- wohl den Vorzug vor dem éy ty yuzoge éxelvyn Le. V. 12 und év vy xoloet Le. V. 14. — Das zweite Glied unseres Abschnittes giebt Le. fragmentarisch; nur in V. 16a hat er eine Spur davon bewahrt, dass der Aussage tiber den Schuldwerth der Nichtauf- nahme der Jiinger eine Aussage tiber den Werth ihrer Auf- nahme folgte. Hier bietet uns nun aber das Stiick Mt. 10, 40 f. eine willkommene Erganzung. Ich kann zwar nicht glauben, dass das Wort V. 40 die urspriinglichere Gestalt des Wortes Le. V. 16a darstellt, da es zu direct durch Me. 9,37 beeinflusst erscheint, wie denn auch Mt. V. 42 eime Reproduction von Me. 9, 41 ist. Aber dass Mt. zwischen diese beiden Marcus- worte das Wort V. 41 gestellt hat, welches nicht dem Me. ent- lehnt ist, erklart sich am Einfachsten daraus, dass er es in seiner anderen Quelle in Verbindung mit einem Worte vorfand, dessen Gedanke mit Mc. 9, 37 zusammentraf. Und da Mt. nun mit diesen Worten seine Aussendungsrede beschliesst, deren Anfang er auf Grund unserer Logiarede gegeben hat, so ist die Folge- rung wohl berechtigt, dass V. 41 zum Schlusse dieser Logiarede gehért hat (vgl. Weiss S. 286). Es liegt bei dieser Annahme sehr nahe, das Wort Le. V. 16b fiir eine Hinzufiigung des Le. zu halten, welchem die Beziehung des Abschlusses der Rede auf das Stiick V. 8 f., die der Beziehung der vorangehenden Worte V. 12—15 auf das Stiick V. 10 f. parallel ist, nicht be- wusst geworden war und welcher deshalb diesen Abschluss der Rede in engere inhaltliche Beziehung zu den vorangehenden Worten V. 12—15 zu bringen gesucht hat. — § 8a. Dass dieses Redestiick in der Quelle unmittelbar il TeG* “LQLE, ZOL ve SoLporie tuoraooErae uty ev T¢p 18. ovduari cov. éizcey dé abtoig: eFEewoovy vOY Caravay 19. wg aorgamiy 2% vod oveavod zeoorra. idov dedwxe tui viv eovolay vod wavety ecave opewy zai 07%09- lov, “ai ent maou ryy Olvauty vot éyIoov, “aL 20. ovdev buds Ov wy adLznoeL. shay ev vovTp Ly yol- QEve OLL La mVELMATe Culy LzoTdOOELeL, yaloere Oé OtL Te OVOMaTA CuoY evyéyQumTaL EV TOIS OvEavoLs. Le. 10,21. b. Ev atri, ti Woe azoxgeteic 0 ‘Inoovg eizcev* eSouohoyorucl Gor mere, “VOLE TOU OLQaVOD xai TIS JG, OTL ELQVWAES TALTA CLO GOPOY “LAL GvYELOY, ZL anenadvwag avva vyzloig* vat 0 MOLINO, OL OLTWS 22. erdoula eyévero éucgoo dev Gov. Tavve wou zagedoty auf die Aussendungsrede folgte, ist durch die geschichtliche Motivirung, welche Le. gewiss richtig bewahrt hat (nur stand statt ¢dourzovre in der Quelle wahrscheinlich das allgemeinere ucdyrat), ausser Frage gesetzt. Mt., welcher kein Ausziehen der Jiinger bei Lebzeiten Jesu berichtet, konnte natiirlich auch keine Riickkehr derselben berichten, und hat wohl aus diesem Anlasse unseren ersten Abschnitt der Rede fallen gelassen. Uebrigens kann die Verwunderung, welche die Jiinger Le. V. 17 dariiber ausdriicken, dass ihnen auch die Damonen unterthan gewesen seien, als indirecte Bestiitigung dafiir gelten, dass der Auftrag Jesu bei ihrer Aussendung nicht, wie es Mt. 10, 8 gewiss in Erinnerung an Me. 3,15 und 6,7 u. 13 berichtet ist, schon auf Dimonenaustreibung gelautet hatte (vgl. zu § 7c). b. Fiir diesen Abschnitt bietet Mt. 11, 25—27 die fast genaue Parallele. Dass das azrozoutetg Mt. V. 25 urspriing- licher ist als das yyekhaoaro up mvetuace vp ayiy Le. V. 21, ist daraus zu schliessen, dass es gerade bei Mt. vollig unmotivirt im Zusammenhange steht. Auch das éxzoviag Mt. V. 25 scheint urspriinglicher zu sein als das dem azcexcdvivas conformirte anézovwag Le. V. 21. Desgleichen wird die Kinleitung des Le. zu V.22: zai oreageig 7@dg vovg madyras éizcey mit Mt. fort- mulassen sein, da sie doch nur den auffallenden Uebergang von der Gebetsanrede an Gott zur einfachen Aussage hervorheben soll; im Lucastexte freilich wird diese Hinleitung echt sein, da c ~ , \ B) , , . v0 TOV 7ATeOG MOV, xaL OLOELS yLYWOxEL TIG EOTLY c c\ ’ \ c , , c \ » \ O VlOg EL MH O ATO, KOL Tig ~OTW O maTIO El My c cy Nos MG Lo EN pa tet c CN > , O vlog zal ~W éav Bovhytar oO viog azvoxahvwa. Mt.11,28. ¢. Zev IG WES OL xKO7LO nati .11,28. © Aevre s00g we meEVTES OL xnOmLMYTES “aL mE:POO- r WIG > , €. ie ' N Risen wey), 29. TLOMEVOL, LAYO GVanatow LUas. Meare tov CvyoY WOU > c ~ / 2) 3 ~ cr h A Ep vuds nal wadere ar emov, Ove moave EluL xnOL \ ~ \ i¢ / B) y ~ TamELVOS TH “aQdLe “aL EvONGETE CVaraLvOLY Tes ~ c ~ Cc \ ‘es hoe \ \ \ 30. Woyaig vuwr. o yao Cvyog ov yonovog zat tO Gpoo- , / tlov wou éhapooy éotly. es doch wahrscheinlicher ist, dass man sie wegen der Kinleitung von V. 23 strich, als dass man sie trotz derselben und trotzdem man bei Mt. V. 27 keimen Qyr , 24. waxcoror ot opIahwol ot Blércovteg a Blémete. eyo \ Ce PA 5 c \ ~ \ , > qa!’ yao vuly ove 7oAhot seeogrtae val OLxaLoL EMETv- , ~ A C ~ , \ > et \ unoay toEety a vueig PBlémete xa ove Eldov, “al 2 ~ Co se] , \ > a” QxOVOAL A AXOVETE KALE OVA YAOvVOaY. § 9. Beantwortung der Frage nach dem Nichsten. Le. 10, 25—37. Le.10,25a.[ Kai idod vournog tig avéory éxzergatoy avvor héyov'| 29b. 30. tig éorty uov swdyolov; twohapav 6 ‘Inootg eizer- in welchem sie die gleiche, voll befriedigende Heilsstellung ge- winnen kénnen. d. Diese Worte giebt nur Le. an dieser, gewiss richtigen Stelle als Abschluss der Rede. Mt. stellt sie 15, 16 f. in seine Reproduction der Rede Mc. 4 hinein, wo sie ihm das passende Gegenstiick zu einer Aussage Jesu tiber das Nichtsehen und Nichthéren der ausserhalb seines Jiingerkreises Stehenden zu sein schien. Durch diese Combination ist er veranlasst worden, den Anfang der Worte dahin zu verindern, dass die Jiinger nicht wegen des Gegenstandes ihres Sehens, sondern wegen der Thatsache ihres Sehens (und Hérens) gliickselig gepriesen werden; indem er dann aber in der Fortsetzung doch das Sehen und Horen nicht als solches, sondern sofern es die bestimmten Ge- genstiinde betrifft, begehrt sein liisst, so wird er selbst zu einem Zeugen fiir die Urspriinglichkeit der von Le. gegebenen Fassung des Anfanges der Worte. In den Ausdriicken zroog. xal Paou- dei statt mo. x. dizevor und yIAyoar statt éceFvuqoar (V. 24) wird Le. aber secundir sein gegenitiber Mt. V. 17. Vgl. Weiss S. 342. § 9. Mt, hat fiir dieses Stiick keine Parallele. Dass Le. die hier berichtete Verhandlung, welche er in V.25b—28 durch eine Wechselrede eingeleitet sein lisst, deren Bestandtheile aut- fallend an Me. 10, 17b u. 12, 28—31 erinnern, fiir identisch gehalten hat mit dem Vorgange Me. 12, 28 ff., erhellt daraus, dass er bei. seiner spiiteren Reproduction des Marcusberichtes diesen Vorgang iibergeht. Nun liegen zwei Méglichkeiten vor: 94 a” / , 3 NAG BY 2D) \ avJou7og tig xarésaivey avo Tegovoahju ets Lepery ~ Wied > \ nal Anovaig sEQLéscEcEr, OL KO EXOLOMYTES aVTOY xe 31. ahyyag écidé ccyhdov apévres yurdery. nave B31. whyyag eniderveg aniddov aqevteg qurdory. xara , NaNO , ty b ~ Cor ’ ovynxvelay Oé 1EQEVS TLC norte Sauvey EV TH OO ExXELYY, \ Io’ > ‘ ~ , ui 32. zal Lowy avtoy avtizagyAdev* owotwg 0& xai AeEvet- \ \ , y \ Not \ 9 ~ THS nxata tor tomov éhdwy nai Lowy avtimaonAder. Cine Ii B} SEEN y ON 33. Sauaoelryg 0é tig oderwy FAIEV nat avtoy xa Lowy entweder fand Le. in den Logia eine Verhandlung berichtet, deren Anfang mit jener von Me. berichteten Verhandlung we- sentlich zusammentraf, und welche er aus diesem Grunde trotz einer gewissen Verschiedenheit ihres weiteren Verlaufes mit ihr identificirte, oder er fand in den Logia eine Verhandlung be- richtet, welche zwar von Anfang an wesentlich anders war als die Marcusverhandlung, welche er aber fiir eine passende Er- giinzung derselben hielt und deshalb mit ihr zu eimer einheit- lichen Verhandlung verband. Fiir die Annahme dieser letzteren Moglichkeit entscheidet folgende Erwagung. Sowohl die ganze Anlage der erziihlten Parabel, als auch die Frage V. 36, in welche Jesus die Parabel ausgehen lisst, beweisen, dass dieselbe daraut abzielte, den Gegner zu dem Zugestindnisse zu zwingen, dass ein Israelit eventuell einen Samariter eher zum Nichsten haben kénne, als einen israelitischen Priester und -Leviten, dann nimlich, wenn der Samariter ihm zuvorkommende, barmherzige Hiilfe erwiesen hat, wihrend der Priester und Levit ihm lieblos ihre Hiilfe versagt haben; dieses Zugestiindniss bildet die Grund- lage fiir das allgemeine Urtheil, dass der Niichste nicht noth- wendig ein israelitischer Volks- und Religionsgenosse ist. Dar- aus dass Jesus seinen Gegner auf dem bezeichneten Wege von der Richtigkeit dieses Urtheiles tiberfiihren musste, ist ersichtlich, dass der Gegner bei seiner Frage von der Voraussetzung der Unrichtigkeit dieses Urtheiles ausging. Dieser Sinn der Parabel wird nun aber verdunkelt durch die Umrahmung, in welche sie bei Lucas gestellt ist. Denn dadurch, dass die Frage: ,,wer ist mein Niachster?“ auf Anlass der Aufforderung, den Nachsten zu lieben wie sich selbst, gestellt wird (V. 27—29), und besonders dadurch, dass in Riickbeziehung auf diese Kinleitung der Parabel die Schlussaufforderung Jesu folet: ,gehe hin und thue des- 95 34. zomhayyviody, “ai sco0edIuy xarédnoey Ta Toavuara avrov éniyéwy éhavov nal oivor, émipiGaoag dé avror él TO LOLOY xvIVOG YyayEev avtOY Eig mardoxEtoY xat 35. emeuedyIn avvov. xai eri tiv averov éxBahov Ovo Onvaga edwxev vp mavdoysi voi sizer écimedy Inte aLTOv, “EL OTL GY e0ddaarI ONS éyw ev vWD écavéo- gleichen!* wird der Schein erweckt, als richte sich die Frage V. 29b darauf, zu erfahren, wer speciell ein solcher Niichster sei, welchem man seine Liebe zu bewahren habe, und als gebe nun die Parabel hierauf die Antwort, ein solcher Niichster sei der in Noth befindliche Mitmensch und die diesem zu erweisende Nichstenliebe bestehe in barmherziger Hiilfeleistung. Dieser Schein ist aber bestimmt ein falscher; denn bei solchem Sinne der Parabel wiirden wir nicht nur erwarten, dass statt des dritten Voriibergehenden vielmehr der unter die Riiuber Gefallene als Samariter bezeichnet wire, sondern es miisste vor Allem die folgende Frage Jesu in V. 56 lauten: ,wer scheint dir der Nichste der drei Voriibergehenden gewesen zu sein?“ mit der Antwort: ,der unter die Rauber Gefallene.“ So lauten Frage und Antwort im Texte aber nicht. Es legt also eine Incon- gruenz vor zwischen der urspriinglichen Pointe der Parabel und der Bedeutung, welche der Parabel durch den Zusammenhang, in den sie gestellt ist, gegeben wird: eine Liebesleistung, welche urspriinglich als Beispiel eines Verhaltens hingestellt war, durch welches man zum Niichsten eines Anderen wird, ist jetzt auf- gefasst als Vorbild fiir die Vollziehung der Liebespflicht gegen- itiber demjenigen, welcher einem der Nichste ist. Wenn man diese Incongruenz neben der Verwandtschatt, welche zwischen der lucanischen Einleitung der Parabel und der Erziihlung Me. 12, 28 ff besteht, in Betracht zieht, so muss man urtheilen, dass Le. hier die Zusammenfiigung urspriinglich einander fremd- artiger EKlemente vorgenommen hat. Weil er den Zweck der Parabel darin sah, ein Muster fiir die dem Nichsten zu erwei- sende Liebe darzubieten, so hielt er das in den Logia iiber- lieferte Gespriich, in welchem Jesus diese Parabel gab, fiir die passende Ergiinzung des von Marcus iiberlieferten Gespriiches, in welchem Jesus die Pflicht der Liebe gegen den Niichsten 96 , J , , U ~ ~ 36. yeoal ue a0DWOW GOL. TIg TOLvTWY TOY ToLMY zhy- ~ ~ Ul alov doxet or yeyovEeved TOU éu7vEcoVTOg &lg TOLg Ay- U C \ Sy c / \ “DA B) B} ~ . 37. ovacg; 0 O& ElmEv* O 7LOLT OGG TO ehEOog WEL «avTOD. S10. Jesu Bevorzugung des Hérens auf seine Ver- kiindigung vor der Dienstleistung an seine Person. Le. 10, 88—42. B] N ~ , Bp) ‘ > ~ Le. 10,38. ‘Ev 0& 1 scogeveo Sar avtovg avrog eloyddev eig 20- \ ry De of iJ c , yy TUG" yur dé tig ovomnate Magda vzedégaro \ ~® 27 ? 39. avroy éig vip olziar. xai tHdE Fv adElgy xadovmery cay Pe . Magiau, 1 xi magaradtecdeioa sQ0g rove 70dag ~ a \ ? a ial 40. cov xvelov yxovey tov hoyoy avtot. 1 dé Magda ~ \ \ y > ~ yi MEQUEG EGLO 7EQL meohhyy Sterxovicy® émlotaoa O€ El7cEVv* ZUQLE, OV MéehEL GOL OTE a adehepy wou movay. ue xavéhermey Ovaxovely ; Etzcov ovy aol iva ot ovy- 41. avtidapyra. amoxguteig O& Elzcer QUT, 0 xvQLOG" a7! , ~ \ yy) fte \ Magda Maoda, weouuvag nat IJogvfatn zeol soda, 49 st Og pee ites fhe NRA M \ Sr ait 2S p) On; 2. odtywr dé éotiy yoea 4 evog: Magiau yao tyy ayadiy . * to. c 3 > , ~ usolda eeheSato, ytig ovne apaigeFyoerae ativig. betonte, zumal wenn in beiden Quellen angegeben war, dass Jesus mit einem Schriftgelehrten das Gesprach gefiihrt habe. Man kann freilich zweifeln, ob die Einleitungsworte Le. V. 25a, welche ich oben in Klammern gesetzt habe, wirklich aus den Logia stammen, und nicht vielmehr aus Mt. 22, 35, wo ab- weichend von Me. 12, 28 der Fragende ebenfalls nk VOULZOS und zcevoatwy bezeichnet ist. Ich halte es aber fiir tiberwiegend wahrscheinlich, dass Mt. hier eine Reminiscenz an unser Logia- stiick hat. Dern durch den Verlauf der Erziihlung Me. 12, 28 ff. konnte Mt. nicht wohl selbstiéndig zu der Vorstellung gefiihrt werden, dass die Frage, welche er berichtet, in feindseliger Ab- sicht geschehen sei, wihrend die Frage der Logiaerzahlung: ,wer ist mein Nichster?“ ohne Zweifel eine versucherische Ten- denz hatte. 10. Auch fiir dieses Stiick fehlt bei Mt. die Parallele. Da es aber bei Le. im Zusammenhange seiner Logiaeinschaltung steht und an keiner inneren Unwahrscheinlichkeit leidet, so ist kein Anlass, es der Logiaquelle abzusprechen.. § 11. Belehrung iiber die rechte Art des Betens. De 1 ele. Mis GI Te 7 7 ~ ~ d ~ > Le.11,1b. a. Eizéy tig tov wadytoy avtov ze0g avtov: xdgLE (eo RS , \ > didakoy yuag zooceryecar, xadug xai Twarryg 9 ror c \ \ 2) ~ 0 ‘ > ~ 2. édtdakey tovg madytag avrov. étzev d& avtoicg: MES 65.0 40 7 2 hoyy 0 r (Mt. 6, 7.) woooevyouevor wy Pattadoyyoynte worweg ot ~ U ~ Edvexol* doxovory yao ove év wi wodvdoyla 3 ~ d , c i) Dial oe (9.) @vTMY ELOALOVODYOOVYTaL, OVTWS OLY ME0dEV- c , , c , Nas, , > YECHE UMELC* ATED, ayLaTIYTW TO OVOMa Gov* éh- § 11a. Dass die erste Hiilfte der von Le. gegebenen Ein- leitung dieses Redestiickes (V. la) nicht aus den Logia stammt, muss, abgesehen von der ganz lucanischen Art des Ausdruckes, besonders daraus gefolgert werden, dass Le. in mehreren anderen Fallen nachweisbar die ihm iiberlieferten Berichte durch die gleiche Mittheilung, Jesus habe gebetet, ergiinzt hat (vgl. 3, 21 not Meri): 5. 16° mit) Me. 1,°45;6,'12 mit Me. 3, °13;-9, 18 mit Me. 8,27; 9,28 mit Me. 9, 2). Als Vervollstindigung des durch Le. dargebotenen Inhaltes der Rede darf die Aussage Mt. 6, 7 be- trachtet werden. Dagegen gehort Mt. V. 8 wohl nicht in unsere Rede hinein, da der Ausspruch inhaltlich mit dem einem anderen Zusammenhange angehérigen Logiaspruche Mt. 6, 32 (Le. 12, 30) tibereinstimmt, und da er sich an den Ausspruch Mt. 6, 7 insofern doch nicht genau anschliesst, als er zur Zuriickweisung eines solchen falschen Motives des Wortreichthums beim Beten dient, welches sich mit dem V. 7 bezeichneten heidnischen Motive nicht deckt: hier in V. 7 besteht das Motiv in der Meinung, dass die Liinge des Gebetes als solche Gott wohlgefallig sei, dort aber in der Meinung, dass sie nothwendig sei, um Gott von den eigenen Bediirfnissen genaue Kenntniss zu geben (vgl. Weiss 8. 181). Was das von Jesus aufgestellte Mustergebet betrifft, so glaube ich, dass der von Le. iiberlieferte kiirzere Umfang desselben der urspriing- lichere ist, da sich schlechterdings kein Motiv erkennen lisst, aus welchem Le. den Text verkiirzt haben sollte. Andererseits braucht man nicht anzunehmen, dass Mt. von sich selbst aus, trotz seiner Aufbewahrung des Wortes V. 7, den Text erweitert Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil, 7 98 3. ato 7, Paotlela Gov’ tov “etoY U@Y TOY éLOvOLOY 4. 00g quiy OjwEeQor* nal apes Yuly Ta OPELhijuaca WUOV, WS LAL YMEtS aPHxaUEY TOG O*@eLhérate - WUOV* nel Ly ELoEvéeyxng Yucs Eig mELeaoMor. Le. 11, 5. b. Kat eizcey zegdg aveotg: tig & tudor &€ee pidov nal 7OQELOETAL 7Q0G aLtOY EOOVULTLOL “ai Ein 6. atv: pile, xoToov moe TeEic CetovG, emery epldoc hat; sondern Mt. wird in der miindlichen Ueberlieferung des Gebetes einige Zusiitze vorgefunden haben, welche er als authen- tische aufnehmen zu miissen meinte; der Umfang des Gebetes wurde dadurch ja nicht so vergréssert, dass er in Widerspruch zu dem Worte Jesu V. 7 gerathen wiire. Den Charakter nahe- liegender Erkliirungen und Erginzungen tragen diese Zusiitze des Mt. durchaus, sowohl die Erweiterung der Anrede, als auch die der Bitte um fortschreitende Verwirklichung des Gottes- reiches folgende Bitte um volle Erfiillung des Willens Gottes auf Erden, also um Verwirklichung desjenigen Verhaltens der Menschen, welches der vollen Verwirklichung des Gottesreiches entspricht, als auch endlich die Umwendung der negativen Bitte um Nichthineinfiihrung in die Versuchung in die positive Bitte um Bewahrung vor dem Bésen. Dagegen stimme ich der An- nahme von Weiss 8. 185 f. u. 188 zu, dass der Wortlaut der Bitte um das gehérige Brot und der Bitte um Vergebung der Schuld von Mt. treuer bewahrt ist, als von Le: das ojueoor mit dem Imper. Aor. dog Mt. V. 11 wird urspriinglicher sein als das to xaP augoay mit dem dazu gehirigen Imper. Praes. didov Le. V. 3, das ca ogedjucre Mt. V. 12 urspriinglicher als das den bildlichen Ausdruck deutende rac aucoriag Le. V.4, das wg zai queig des Mt. urspriinglicher als das ein nahe- liegendes Missverstiindniss ausschliessende zai yao avrol des Le., das aqizauer toig opedévarg yjucv des Mt. urspriinglicher als das verallgemeinernde und steigernde agiouey marti bqet- hover quiv des Le. — Die Worte Mt. 6, 14 f. sind gewiss ein Zusatz nach Me. 11, 25. b. Mt. hat in seiner ,Bergrede“, in welche er die iibrigen Theile unserer Rede verflochten hat, diese. Parabel nicht wieder- 99 , Ie Co wm , \ Serre a uov zcaoeyéveto && O0OV 70g ME “AL OV% EYW O 7AOa- F , Ye > ae ae) »” 2 \ »” (. dyOW artim. xaxélvog sowdey azconordetg Eet7cn- / / / a” c / Uy moe xozcovg mageye* Yon 1 Fvoa xéxAerota zai \ ] ~ 2 ta 7eoudia mov met EMOv Eig THY xOltyY ELoty* Ov , ? \ y ~ Ci \ ? 8. dvvauar avactag dovvai oot. héyw vuiv, st xai ov , Shei > \ \ \ > = ~ dwoe avi avactag da tO eivar pihoy avrot, La ‘ B) , > ~ L \ / > ~ ca ye ty avaioiay avtov éyegdElg Owoe avtw cowry Ite yoncer. 3 Cc ~ ’ ~ CO Few: Le. 11,9. ¢. Kayo vuiv déyo: aiveive nai doMoetae vuir: he ~ c , , , Sar Cyvelte “al EvoyjoEete* xoovEere nal avorySyoerae vuiy. ~ \ ee , NG Rigs ~ c \ ~ 10. zag yao 6 aitov haubaver xo 0 Cuter evoloxer xno vG = , > , nr > ~ » (Mt. 7, 9.) xeovorvte avoryInoer. 4 tig & vuoy avoumog a > , C Cc. > ee iey? N , B) OV ALTHOEL O VLOG AVTOV aetoY, un Aidov Ext- , > ~ DN \ \ / \ a” (10.) dbwoer avt@; Y zai bydvy aityjoe, uy Oger b) , , ~ , > c ~ , BAY 13. émldwoEl ALTM; el OvY LMELG ZLOYYNQOL OVTES OLOaTE 7 > \ yi , ~ C ~ / —douata ayadta didovar toig téxvolg vuwY, m00W ~ Cc \ c IE B) ~ , 3 \ ~ uahdov o zatyo o && oveavov dwoe ayada tots ~ B | , QLEOvOLY auto”. gegeben. Dass dieselbe aber in unserer Rede ihren urspriing- lichen Platz hat, wird dadurch bestiitigt, dass die Beziehung auf sie offenbar den bildlichen Wortlaut der Ermahnung Jesu V. 9 f. (= Mt. 7, 7 f) bedingt hat. e. Die ersten Worte dieses Abschnittes giebt Mt. (7, 7 fi) ganz mit Le. iibereinstimmend. Die beiden mittleren Fragesiitze scheint Mt. sowohl hinsichtlich der gebrauchten Beispiele als auch hinsichtlich der anakoluthischen Satzform urspriinglicher erhalten zu haben, als Le.; bei letzterem lauteten sie nach dem am Meisten glaubwiirdigen Zeugnisse von B_ folgendermassen: tiva dé && vucy aicnoer tov moavéoa 0 vicg iyddy xai avi ixdtos op avr@ éidaoer; 4 nai aitvyoer wor, éxiddoe arty: oxogmiov; In dem Schlusssatze wird das ovreg Mt. V. 11 vor dem lucanischen vzeoyorreg und das ayada vor dem zvetue ay.ov den Vorzug verdienen. 100 § 12. Antwort auf den pharisdischen Vorwurf dimo- nischer Wirksamkeit und auf die Forderung eines_ Zeichens. Le. 11, 14—32; 6, 45. Mt. 9, 32-84; 12, 22—45; 16, 4. A , B) ~ \ Le.11,14. a. Kai wooonveyxav avtm xogov daimore- ‘e y ~ v / Comevov: éeyéveto 0& tov datmoriov eed Fotos AZ: iG , \ + , c y ghadyoey 0 xwgpos. xal edavuacay ot oxo. ~ f Le \ ~ vw 15. of 0é Maguoator éheyor: ev Beslefovd tq aoyxovee 16. cov daimorvioy éxBadher te Oaimoria’ EvEegor O& ON- § 12a. Den geschichtlichen Vorgang, der diese Rede nach den Logia einleitete, erziihlt Mt. zweimal, und zwar an der ersten Stelle (9, 32 ff.) tibereinstimmender mit Le. als an der zweiten (12, 22 f). Die Anfangsworte ‘des Le.: zed av éxpaddov darmoriov, xed ato av xeogor, wird man wohl in der oben an- gegebenen Art nach Mt. 9, 32 andern diirfen; denn den Begriff sooogégery bietet auch Mt. 12, 22 und die Bezeichnung des Diimons als eines stummen statt des Stummen als eines diémo- nischen scheint auf einer Reflexion zu beruhen, welche die im Folgenden berichtete Wirkung der Vertreibung des Diimons verstiindlicher machen will. Gewiss giebt aber Le. darin die Quelle treuer wieder, dass er in V. 14 nur im Allgemeinen das Erstaunen der Menge berichtet, wiaihrend Mt. auch den Ausdruck dieses Erstaunens mittheilt, aber 9, 33 in anderer Form als 12, 23. Ebenso ist anzunehmen, dass schon in den Logia hier am Anfange die Zeichenforderung Kiniger erwaihnt war, wie es Le. V. 16 angiebt; denn da diese Forderung zur Motivirung erst des von V. 29 an folgenden Redeabschnittes gehért, so ist nicht einzusehen, wie Le. dazu gekommen sein sollte, sie von dort hierher zu versetzen, beziehungsweise sie an dieser Stelle und nicht vielmehr an jener, vor V. 29 (vgl. Mt. 12, 38), zu ergiinzen. Darin wird aber Mt. urspriinglicher sein als Le., dass er 9, 34 u. 12, 24 die Leute, welche Jesu diamonisches Wirken vorwarfen, als Pharisiier bezeichnet, wiahrend Le. nur von tevég redet. Und wenn Le., abweichend von Mt. 12, 38, die ein Zeichen fordernden Leute als zcécgatorreg charakterisirt 101 ~ 7 > ) ~ Sea \ , \ > ~ \ 17. wetoy élytovy wag avtov. avtog dé Eldwg avtwy ta , a 2) ~ Olvavonucta eizey aveotc* \ Ka re ‘ , c Mt. 12,27. b. Et éyo ev BeeleBoth eufahlo ra damova, ot (a ROMS ~ ) , > , \ ~ Bb) \ \ VLOL vu ev Tint ExPaddovoly; OLA TOLTO CeLTOL ZQLTCL C ~ \ / ~ / 28. éoovrar vucrv. et dé ev daxtvhy Deore eyo exBadlo \ , a »” € > ’ € ~ c y , e ta daimona, aon epdacey ep vuag y Paotheta Tov ~ c \ >” eS} ~ Dl | ~ » , arc \ 30. deov. O wy wry wer euov nat euov eotIY, xaL O UF , > > ~ Ihe aN , \ we 33. OVvayOY MET EUOv OXOQTILEL. % 7LOLQOaTE TO DévOQoY aN \ \ > ~ 5 / aN , zahov “2a tov xag7ov avtov xahoy, yy zOLNOutE +O y > ~ rf OévO00v Cu7QdY Zaki TOY ZMQZOY GLTOD CazcQo”" é ~ ~ y y , / 34. yao Tov xagzov tO déVOQOY yIVWOxETHL. yEerYyare B) = ~ , > \ ~ A oe eyiovey, mag Ovvaote ayota haheiy scovqoot ores; und ihre Forderung sich auf ein Zeichen vom Himmel richten lasst, so hat ihn dabei wohl die Erinnerung an Me. 8, 11 be- einflusst (vgl. Mt. 16, 1). bh. Diesen ersten Theil der Rede haben Mt. und Le. mit einem ahnlichen Redestiicke verbunden, welches sie bei Me. (5, 23 ff.) vorfanden. Die am Anfange ganz tibereinstimmende Art der Ineinanderflechtung der aus beiden Quellen entnommenen Redetheile ist aus der Bekanntschaft des Le. mit unserem ersten Evangelium zu erkliren (vgl. Simons, a a O. S. 65 ff). Hinterher weicht Le. darin von Mt. ab, dass er in V. 24—26 als Abschluss dieser durch eine Dimonenaustreibung veranlassten und gegen den Vorwurf diimonischen Wirkens gerichteten Er- érterung einen Ausspruch Jesu giebt, welcher auch von diémonischen Zusténden handelte und ihm deshalb hierher zu gehodren schien, welcher aber thatsichlich, wie uns Mt. zeigt, parabolischen Sinn hatte und in dem zweiten, gegen die Zeichenforderung gerichteten Theile der Logiarede seinen urspriinglichen Platz hatte (vgl. Weiss 8. 332). Dagegen hat Le. den urspriinglichen Schluss unseres Redeabschnittes, welchen Mt. V. 33—37 giebt, fallen gelassen, da er den Hauptspruch desselben schon in eine friithere Rede einzuflechten Anlass genommen hatte (6,45; vgl. zu § 2k). Unseren Redeabschnitt hat also Mt. in grésserer Vollstiindigkeit als Le. bewahrt; nur in V. 28 ist ohne Zweifel sein Ausdruck é&y avevruace Ieov eine mit Riicksicht auf die nach Mc. wieder- 102 é% yao TOD 7EQLODEL MATOS TIS xAdLag TO OTOMC heel. 35. 0 ayatog avdouzog é tov ayadtov Inoavoor éxBadher dyad, 20d 0 zovngos GIQumog &% TOL ~wOVAQED Iy-. 36. oaveod exPakder rovioa. héyw dé Luly OTL 7eey OjUE aoyov 0 hadnoovowy ot cv Iowz01, exod@oovew zEQi 37. avtov Aoyov éy yugew xeloews. & yag tov hoywr Gov OixcLM Ion xal éx TOY hoywr Cov xaradLxao MON. Le. 11,27. ¢. “Eyévero dé éy t@ déyey avroy trait éagaoa TLC goviy yovn & tov oydov éizev avr: wanagia i noilia 4 Baotdoack oe xai waoroi ovg éIydAaoas. 28. avrog O& EizcEev* mEVOtY jaxagLoL Ol axoLorTEs TOY hoyov tov Heov xed pvdcooortes. zugebenden Worte V. 31 f. vorgenommene Aenderung des von Le. (V. 20) bewahrten 2v daxtidw Seod. — Ob nun bei der Verflechtung des Logiastiickes mit der Marcusrede das erstere ganz intact geblieben ist, lasst sich nicht entscheiden; wir kénnen nur constatiren, dass die uns tiberlieferten Logiaworte einen ganz durchsichtigen Gedankenzusammenhang darbieten. Jesus spricht aus, dass die iible Erklarung, welche man seiner Aus- treibung der Damonen zu Theil werden lasse, in Widerspruch stehe zu der Beurtheilung, welche dieselben Gegner da ausiiben, wo es sich um ihre Genossen handele; in Einklang mit dieser ihrer sonstigen Beurtheilung miissten sie in seiner Ueberwindung der Damonen eine Bewihrung giéttlicher Kraft erkennen, welche ihnen wiederum zum Beweise dafiir diente, dass das Gottesreich jetzt in semer Wirksamkeit zur Verwirklichung gekommen sei; ihre verkehrte Erklarung seines Wirkens bezeuge eine solche Interesselosigkeit gegeniiber seinem Wirken, welche einer directen Feindseligkeit gleichkomme; und wenn sich diese Feindseligkeit auch nicht in Thaten, sondern nur in scheinbar unbedeutenden Worten fussere, so habe sie doch Schuldwerth und werde Strafe erfahren, weil die Worte eben ein Ausdruck der Gesinnung seien, auf deren Beschaffenheit es ankomme. c. Zur Aufnahme dieses kleinen Stiickes ist Le. gewiss durch seine Quelle veranlasst gewesen.. Wie sollte er sonst dazu ge- kommen sein, es zwischen die beiden Redestiicke V. 17—26 und V. 29—36, deren Zusammengehdrigkeit er durch seine Hinleitung 103 ~ \ ay” k- ay Le. 11,29. d. Tov dé oyhwyv éxadtooitougvwy yosaro héyev’ : \ x ~ he ~ ~ > YVEVER MOVNOR GCYMELOY ELCYTEL “aL ONMELOY Ov / > « \ ‘ ~ a) ~ \ \ 30. dodnosvar avr et un vO onusioy Iwva. xatwsg yae Ce ~ ~ ele ~ cr / eyéveto 0 Iwvag voig Nuvevivasg oyetoy, ovreas EOL \ c ( ~ > C , yy 32. nat O vlog TOU cvFoa7cov TH yEvEect raven. cadges > Nuvevivat avaorysorrat éy Th xgloet Weta THs yevedis caverns nel KEaLQLVODOLY aUTYY, OL wETEvonoay éig 31. v0 znjguy we love, xa idot aleiov ‘Iwve woe. Baor- Aioon vovov éyeoIyoerae ev vi xoloEL Era TAS yEeveds V. 15 f. hervorgehoben hatte, einzuschieben, wo es doch weder zu dem ersteren noch zu dem letzteren in einer deutlichen in- haltlichen Beziehung steht? d. Die geschichtliche Einleitungsnotiz Le. V. 29a stammt sicher aus den Logia (vgl. zu § 14a); Mt. 12, 38 berichtet an ihrer Stelle erst hier die Zeichenforderung. Das Anfangswort der Rede Jesu hat Mt. (12, 39, vgl. 16, 4) wohl urspriinglicher als Le. bewahrt; nur sind die Worte zai wouyadig wahrscheinlich ein Zusatz nach Me. 8, 38. Im Weiteren aber ist er darin ge- geniiber dem Le. secundiar, dass er dem Jonaszeichen die Deu- tung auf die Auferstehung Jesu giebt. Denn dass diese Deutung dem urspriinglichen Sinne des Wortes Jesu nicht entspricht, scheint mir sowohl aus der alttestamentlichen Jonasgeschichte, als auch aus dem weiteren Zusammenhange unserer Rede her- vorzugehen. Jonas ist den Niniviten als Verkiindiger des Ge- richtes entgegengetreten (Jon. 3, 4) und allein hierdurch ihnen zu einem Zeichen geworden, welches sie zum Anlass der Sinnes- anderung nahmen; ebenso soll (dieser Begriff des Sollens ist durch das Futurum dodjoerae und éoree ausgedriickt) den Zeitgenossen Jesu. kein anderes Zeichen gegeben werden, als seine Verkiindigung des Gerichtes; aber seine Zeitgenossen lassen sich dieses Zeichen nicht ebenso zum Anlass zur Sinnesaénderung gereichen, wie jene Niniviten (V. 32); darum wird iiber sie sicherlich das Gericht hereinbrechen, und zwar ein schlimmeres denn je, ob ihr gegenwiirtiger Zustand auch noch so gut und gesichert erscheine (Mt. V. 43—45). — Die Vertauschung der Stellung von Le. Y. 31 u. 32 ist dem Gedankenzusammenhange 104 TabTys nel nataxgIVEl UTI, Ove WASEv ex TOV 7rEQE- TOV THS YAS axovoc Ti coplay Nodouavos, zai idov ahetov ohowdvog: wde. Mt. 12,43. @. “Otay dé vo axadagroy mvevua 2&éAIn a0 rob aviouwzcov, diéoyeran Ov avidguy tony Lyrovy ava- 44, seavow nal ovy evoloxe. core héyer* eg TOY olxOV wov ézcioteéwo Odev ebyAdov. xa eddov eveloxer 45. oxolatovtra, cecaguwuéevoy xal xExoouyuevor. — tOtE TOQEvETaL “AL sraQchauparEer WEF EaLTOL eve ErEoa AVELMATA TrOVnOOTEQH EaLTOL, xl EloEhForta xaroLZEl éxel, nal ylverce ta eoyaTa Tov evdQuzov éexElvov LELQOVE THY TLQWTWY. OVTWS EOTAL HAL TH YEvER TabTH TH 7eOVvno. § 13. Anklagen gegen die verblendeten Phariséer und pharisdischen Gesetzeslehrer. Le. 11, 38—54. Mt. 6, 22 f.; 23, 136. Le. 11,34. a. ‘O Adyvog cot oupardg éorw 0 opdahuog cov. angemessen und wird durch Mt. V. 41 f. bezeugt. In V. 31 hat Le. die Wendung: pera tov codeor tig yevecs tating, und demgemiiss nachher: a@vrotg; auch darin scheint er secundiir zu sein. e. Mt. folgt bei der Wiedergabe dieses Stiickes insofern treuer der Quelle als Le. (11, 24—26), als er demselben seine Stelle in diesem Redeabschnitte belassen und in dem anwendenden Schlussworte zugleich den Schliissel zum Verstiandnisse der para- bolisch gemeinten Erzihlung von dem mit Verstirkung zuriick- kehrenden Krankheitsdimon aufbewahrt hat. Im Uebrigen stimmt Le. mit ihm fast wortlich tiberein. § 13a. Dass ich diesen Worten ihre Stellung hier am Anfange des neuen Redestiickes gebe, wihrend sie von Le. viel- mehr dem Schlusse des vorangehenden zugewiesen sind, findet seine Rechtfertigung durch folgende Erwigungen. Die geschicht- liche Kinleitung, welche Le. in V. 37 f. der Rede Jesu gegen die Pharisier giebt, stand ohne Zweifel. nicht in den Logia. Denn das in den Logia dieser Rede folgende Redestiick setzt, 105 cr (oe) , c ~ 3 Ny Ge \ ~ - otay 0 opdahuog cov azdovg 7, xat ohov to came , ‘ ‘ \ 5 \ \ ~ , Gov purevoy gor’ ézcav 0é LOVNOOS 7, “HL TO OME wie sich uns bei § 14a deutlich zeigen wird, noch dieselbe Situation voraus, unter welcher die Reden Le. 11, 17—32 von Jesu gehalten worden sind. Die Stiicke Le. 11, 14 bis 12,10 haben in den Logia eine einheitliche Redegruppe gebildet, und die Beziehung der gegen die Pharisder gerichteten Anklagen in unserem Abschnitte dieser Gruppe auf die durch 11, 15 be- zeichnete Situation ist dem Le. deshalb entgangen, weil er sich nicht daran erinnerte, dass nach den Logia, wie wir aus der Matthausparallele ersehen, Pharisiier es gewesen waren, welche zuerst gegen Jesum einen Vorwurf erhoben hatten. Anderer- seits ist leicht ersichtlich, wie Le. dazu kam, fiir das Redestiick 11, 39 ff die Situation V. 37 f. zu schaffen: theils schloss er aus der Bezugnahme der Anfangsworte der Rede auf die phari- siische Reinhaltung des Essgeschirres (V. 39) und Verzehntung der Esswaaren (V. 42), die Rede miisse wohl auf Anlass phari- siischer Gesetzlichkeitsanspriiche bei einem Gastmahle statt- gefunden haben, theils wirkte auch wohl die Erinnerung mit an den Me. 7, 2 bezeichneten Anlass einer antipharisdischen Rede Jesu, welche der unsrigen inhaltlich nahe verwandt war und welche Le. eben wegen dieser Verwandtschaft nicht beson- ders reproducirt zu haben scheint. Geht man nun aber von dieser Erkenntniss aus, dass sich in den Logia die Anklagerede gegen die Pharisiier ohne zwischengeschobene Mittheilung tiber eine Verinderung der Situation an die parabolischen Worte Le. V. 34 ff: wenn man ein schlimmes (zrovyeos) Auge habe, so befinde sich der ganze Korper in Finsterniss, anschloss, und beriicksichtigt man dazu, dass in der Matthausparallele zu unserer Anklagerede den Pharis’ern wiederholt das _ charakteristische Epitheton der Blindheit gegeben wird (23, 16. 17. 19. 24. 26), so erhellt unmittelbar, dass jene parabolischen Worte die Ein- leitung zu dieser Anklagerede gebildet haben, wahrend der vor- angehende Redeabschnitt durch die Parabel von dem zuriick- kehrenden Damon, welche zur Versicherung der dem _ bésen Geschlechte zum Zeichen gegebenen Gerichtsverkiindigung diente, seinen ganz befriedigenden Abschluss gefunden hat. Dadurch 106 , By \ ~ \ , GOV OZLOTELVOY. EL OLY TO PMS TO &V GOL GxOLOg éottY, }? , TO OZLOTOS OOO?. ~ c ~ ~ / 7 Mt. 23,25. b. Nov vueicg ot Daoroaior zadagilers vo ewdev ~ , \ ~ / »” Mea 7 TOV LOTYOLOV “QL TYS 7eaQOWLOOE, EOW SEV dé VELLOvoly dass Le. sich der urspritnglichen Bedeutung der Parabelworte 11, 34 ff. nicht bewusst war, ist es nun auch veranlasst, dass er dieselben nicht ganz in ihrer urspriinglichen Gestalt belassen hat. Er hat ihnen zuerst in V. 33 ein Parabelwort vorangesetzt, welches ihm, trotzdem er es nach Me. 4, 21 schon an einer fritheren Stelle (8, 16) reproducirt hat, deshalb auch hier passend zu sein schien, weil es ebenfalls vom Lichte handelt, welches aber doch insofern keineswegs zur rechten Ergiinzung der Parabelworte V. 34 ff. dient, als es in ihm auf den Gedanken ankommt, dass zum Zwecke der Erleuchtung das brennende Licht richtig angewendet werden miisse, wihrend es in den Worten V. 34 ff. bei ihrem Zusammenhange mit der folgenden Anklagerede nur auf den Gedanken ankommt, dass zum Zwecke der Erleuchtung das Licht iiberhaupt brennen miisse. Ferner aber scheint bei Mt., welcher unsere Parabelworte in seine »Bergrede“ versetzt hat (6, 22 f,), der Abschliss derselben darin treuer bewahrt zu sein, als bei Le., dass nur die Grosse der Finsterniss hervorgehoben wird, welche eintritt, wenn das zur Erleuchtung bestimmte Licht selbst zur Finsterniss wird, wiihrend bei Le. die Nothwendigkeit und der Werth der vollstaéndigen Krleuchtung hervorgehoben wird. b. Mt. giebt unsere Rede an der Stelle wieder, wo er nach Me. 12, 38 ff. eine Warnung Jesu vor der Ehr- und Habsucht der Schriftgelehrten berichtet. Er hat in 23, 1—12 dieses Marcuswort verbunden mit einem anderen, wahrscheinlich den Logia entlehnten Redestiicke, welches ebenfalls eine Verurtheilung des Verhaltens der Schriftgelehrten enthielt (vgl. § 51); in diesen Zusammenhang stellt er nur einen unserer Rede entnommenen Ausspruch hinein (V. 4). Von V. 13 an lasst er dann unsere Rede folgen. Er ist bei der Reproduction dieser Rede darin gewiss minder urspriinglich als Le., dass er als Adressaten der Anklagen Jesu die Schriftgelehrten und Pharisier bezeichnet, 107 Cc ~ > ~ , , 26. && corayis xai axoaolag. Daguoaie vuphé, xaFcoroor = = , ‘ \ WOWLOY TO &VEOG TOV soOtHolOV, va yérytou xa TO ? > ~ , EXUOS ALTO xeeIagor. > : Casas ~ cr > ~ Mt. 23,23. @. Ovat vuiy troig Dagroaliors, ove azcodEexatovteE N C , \ ‘ a» \ \ , \ 3 , TO YOvoomoy “aL TO arydov “aL TO xLELYOY, ZO aGY- \ / ~ , ‘ \ \ 33 HOLE Ta PagvtEega TOU vOMOoL, TY xolOLY “ai tO éhE0g wahrend Le. den Anfang der Rede an die Pharisiier im All- gemeinen (11, 39—44), und auf die Zwischenfrage V. 45a dann den weiteren Verlauf an die pharisiiischen Gesetzeslehrer im Besonderen gerichtet sein liisst. Demgemiiss miissen wir urtheilen, dass die Worte Mt. V. 4 u. 13—22, welche gegen die Gesetzes- lehrer gerichtet sind, dem zweiten Theile unserer Rede zugehéren. Auch darin, dass Le. das auf den Reinigungseifer der Pharisiier beztigliche Wort dem auf ihren Verzehntungseifer beziiglichen Worte voranstellt und es noch nicht durch ein Wehe eingeleitet sein lasst, wird er wohl das Urspriinglichere haben. Dagegen ist sonst das Detail von Mt. treuer bewahrt worden. In unserem ersten Abschnitte hat Le. (V. 39) den Gegensatz zwischen dem Aeusseren und dem Inneren des Gefiisses vertauscht mit dem Gegensatze zwischen dem ~ , c ee Ihe ‘\ , \ \ 24. apetvar. tuphot, ot duthilovtes tov xwvwza, THY OE / LAUGLOV LOUATCLYOYTES. 2 Cw ca Pte , Mt. 23,27. d. Ovat viv, ore zeagoworatere taorg xExoviamEvote, c Pires \ , c om »” c an , ottiveg ESwdev wev Patvorvtat woator, éeowdev O& yé- B) ~ uf > cr 28. MOvoly OOtTEWY VEZOOY ZO TANS axaIapolac. [ovTwS A. gne ~ , Ne \ , . ~ P] , , Za VUELS ELOPEV WEY PatvedE vols avFowsco1g OLACLOL, C > éowdsEeyv O& EOTE WMEDTOL V7COLOlOEME “ai avoUlas.| > . ~ ~ ‘ > ~ (Le.11,45.)e. Azcoxordetc dé tic THY YOULZOY AéyEL ALT: genauen Verzehntung die Vernachlassigung der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue gegenitiberstellt, wihrend Le. an Stelle dieser beiden letzteren sittlichen Pflichten gegen den Nachsten die Liebe zu Gott setzt. Nur ist es, wie schon bemerkt wurde, bei Mt. gewiss secundiir, dass er in der Anrede V. 23 auch die yocuuaterc nennt, wnd ebenso wird in der Anrede -V. 24 das odyyot nicht urspriinglich, sondern von Mt. nach 15, 14 hinzu- gesetzt sein; die Quelle wird das einfache tugdoi gehabt haben wie V. 17 und 19, vgl. V. 26. Den Spruch Mt. V. 24 hat Le. tibergangen, wahrscheinlich weil er fiir den Leserkreis seines Evangeliums nicht verstiindlich gewesen wire; an Stelle desselben giebt er in V. 43 einen auf Grund von Me. 12, 38 f. gebildeten Weheruf. ae ~@. Wahrend bei Mt. die Pharisiier solchen Gribern ver- glichen werden, welche durch Uebertiinchung kenntlich gemacht sind, werden sie bei Le. (V. 44) gerade solchen Grabern ver- glichen, die nicht kenntlich sind; dort kommt die Kennzeichnung in Betracht, sofern sie in ihrer ausseren Erscheinung zu dem Grabesinhalt, den sie bezeichnet, in Contrast steht, hier bei Le. aber, sofern sie nur tiberhaupt jenen Inhalt andeutet. Die An- schauung des Mt. darf wohl als die urspriinglichere gelten, welche Le. umgesetzt hat, weil die jiidische Sitte der Ueber- tiinchung der Graber seinen Lesern nicht bekannt war. Sollte nicht aber die Deutung des Vergleiches, Mt. V. 28, ein Zusatz unseres Evangelisten sein? Le. hat dafiir keine Parallele. e. Aus Le. V.45 f ist sowohl der Hinleitungssatz, als auch die Anredeform heriiberzunehmen; Mt. hat dieses Stiick in den Anfangsabschnitt seiner Rede eingeflochten, wo der Zusammen- 109 , ~ Cc ~ c , c (V. 46.) duddoxahe, tatra héywr nat yuag vpetlers. oO il SS A ee set Pare Meade a fe sib 2 fe 5 \ Gre s rs ) Mt. 23, 4. dé elev xai vulvy toig vourxoig oval, Ove ¥ NN deousvete gogtia Bapéa xai énitidete ent vovg a” ~ > , ~ , c ~ 9 @uove tov avIguizwr, vi dé daxtthy vuaY ov Fé ~ > , heve nuvyoai avea, > Cus a ws c , \ Mt. 23,13. f. Ova vuiy toicg vournoig, ote xdhelere ty Baot- , ~ ~ ~ 3 , Cc ~ heiay tov SEov EuscoooIey tov avdIguiov: vueEets \ > Sey Por \ ? y aE YaQ OVZ% ELOEOYEDIE OVOE TOUVG ELOEQZLOMEVOLG MPLEE a) ~ ELoehdeiv. > es : N , Mt. 23,15. g. Ovai ouiv, Ore wequayere viy Fahacoay nai viy \ to A ~ ca , Eyoay sooo tva mooorjdvroy, “al otay yévyreet, ~ 3 , c ~ TOLELLE GULOY ViOY yEevYNs dt7hOTEQOY LULL. ) a, a aN Slows fe Mt. 23,16. h. Ovai cuiv, cophot ot héyovteg: 0g ay ouoon ev ~ ~ Io a 5) \ 2 aed 2 —~ T) va, ovdéy zor: og 0 ay OMoGH EY Tw Yovow — = % , ‘\ Ihe 17. cov vaov, opether. woot zai tvphol, Tig yao mello hang die Umsetzung der Anrede in die Form der Aussage in der dritten Person erforderte. Den Wortlaut des Vorwurfes aber wird Le. nicht so gut erhalten haben wie Mt., sofern bei ihm der Gegensatz zwischen dem Auflegen der Last auf die Schultern Anderer und dem Nichtanlegen des Fingers zur Fort- bewegung derselben fehlt. f. Le. setzt diesen Weheruf an den Schluss der ganzen Rede, V. 52, wo er aber die isolirte Stellung eines Nachtrages hat. Die Rede schloss gewiss in Analogie zu dem vorangehenden Redestiicke mit einer Gerichtsandrohung; unserem Ausspruche aber schliessen sich gut die beiden Weherufe an, welche Mt. (V. 15 ff.) ihnen folgen lisst. Statt des Gottesreiches lasst Le. die Erkenntniss von den Gesetzeslehrern verschlossen gehalten werden; ihm erschien es unpassend, die jiidischen Gesetzeslehrer als Inhaber des Schliissels zum Gottesreiche zu denken. g. Diesen Abschnitt, wie den folgenden, wird Le. aus dem- selben Grunde nicht wiedergegeben haben, aus welchem er das Wort Mt. V. 24 iiberging und den Vergleich Mt. V. 27 anderte. h. In der Anrede wiirde hier das odnyot, welches Mt. V. 16 bietet, insofern passen, als dieselbe an die Gesetzeslehrer ergeht; 110 , , c \ aN iG \ c c , ‘ , \ 18. <0tly, 0 YQVO0S 7 O YHOS O ayYLaOaG TOY yovOOY; ~xal fal Ww 7 , > ~ , TO, y a > 0g ay ouoon évy tw Fvotaotyoiw, ovdér eotLY* OG O 3N 3 / ~ , ~ , 3) ~ > av ouoon & tT) OWey TH) éexavw avtot, ogethe. / , \ ~e \ ~ aN 4 , 19. tvpdot, ti yag ueilov, to dwoor 4 to Ivoraoryeroy 9 \ Cc Ie \ ~ Cc 5 > / , ~ ; 20. to aywatoy to dweov; oO ovv oMuocag ey tH IvoLe- 2 , Je ~ ~ , OTNolw Omer ev avt@ nal éy maoW TOIg éravw B) ~ is > / ~ ~ By) 7 3 ~ 21. avrov, xal 0 omooag ey Ty) va OurvEL ev avT@ xal ~ ~ ee EV TM Z“ATOLZOUYEL MUTOY. ° Pe el ay c , . ~ ‘ , ~ Le. 11,47. i, Ovad vuty, ors otxodousite Tovg TaMovg THY 700- = ~ \ ~ Ni ~ ~ Pytov “GL ZOOMEITE TA WYYMELa TOY, OLxalor, c \ / c ~ 2 / B} / wy / 48. ot 0& matéges vumy améxtEvay avtolg. aga uag- I 4 \ Pes ~ 3 ~ TUQEG EOTE HCL OLVELOOXEITE TOIg ~QYOLG TOY mateo wir werden aber vermuthen diirfen, dass es, wie in V. 24, so auch hier ein Zusatz nach 15, 14 ist. Dass der diesen-Abschnitt abschliessende Satz Mt. V. 22: zai 6 oudcag %& tH ovoar@ outer év tH Doom tov Yeov zai ey tH xaedjuevw eave aivov, eine Zugabe des Mt. in Erinnerung an den Spruch 5, 34 ist, wird von Weiss 8. 491 gewiss mit Recht angenommen. i. Die ironische Folgerung Jesu an unserer Stelle beruht, wenn wir die obige Fassung des Le. annehmen, gewiss nicht auf dem Gedanken, dass das Bauen der Prophetengriber zur Erinnerung an die Thaten der Prophetenmérder und zur Ver- herrlichung derselben diene (Weiss 8. 500), sondern auf dem Gedanken, dass das Begraben gewissermassen die Fortsetzung und der Abschluss des Tédtungswerkes ist. Mir scheint das Wort in dieser Gestalt urspriinglicher zu sein, als in der des Mt. (V. 29), wonach Jesus das unfreiwillige Selbstzeugniss der Schriftgelehrten, dass sie den Prophetenmérdern gleichartig seien, nicht sowohl in ihrem Griiberbauen selbst, als vielmehr nur in der diesen Bau begleitenden Aussage gefunden hatte, und zwar in einem solchen Begriffe dieser Aussage, welcher zu der Hand- lung des Griiberbauens in keiner directen und nothwendigen Beziehung steht. Doch werden wir den Lucastext zu ergiinzen haben durch die Worte aus Mt. V. 29: ihr schmiicket die Grab- denkmiler der Gerechten“; Le. hat die Bezugnahme auf Ge- rechte auch nachher in V. 51 (vgl. 10, 24) vermeiden zu miissen 1a c w~ c 2 \ \ S , 3 s c ~ \ VUMY* OTL QUEOL WEY ameExTELVaY aLTOVG, LUEiC OF : ~ \ c ~ , \ (Mt. 23,32.) otxodouetve. zai vueic whyjowoate tol[uétoor| TOY HATEQWY VUOY. \ ~ c ~ ow as > ~ Le.11,49. k. Ave covto zai 4 copia vot Jeov eizcey* azcootEeho af ‘ / \ \ \ ~ lg AUTOS 7eOgItAG wai OOPorts xal yoauuateEts, ~ i \ re bE Gn P) : ~ SF 3) Ite c > 50. xat && avewy azcoxvevovow xai éxdimsovowy, tva éx- te ~ ‘ r , ~ ~ / CytHIy TO Gia waYTwWY THY meOpYtOY eExyvvYOMEVOY \ ~ ~ > ‘ ~ ~ , ’ 51. él CHS YS amo tHG yEeveds TavtYS, ad aiuatog gemeint. Am Anfang von. Lc. V. 47 wird demgemiiss aus Mt. V. 29 rove ragove fiir ré& uvyweta einzusetzen sein. Der Satz Mt. V. 32 stand gewiss in der Quelle; wenn wir ihn an die Lucasworte anschliessen, so liegt die Conjectur sehr nahe, statt uévoov: éoyoy zu lesen, welchen Begriff Mt. in seinem Zusammen- hange nicht brauchen konnte. Die Worte Mt. V. 33 sind offenbar eine Kinschaltung nach 3, 7. k. Dass Jesus in dieser Gerichtsdrohung Bezug nimmt auf den Ausspruch einer uns nicht bewahrten Schrift, halte ich so- wohl wegen einiger Ausdriicke (der Bezeichnung der Sendboten als cogot xat yoauuareig und der Stellung des ,gerechten“ Abel in die Kategorie der Propheten), als auch wegen der be- sonderen Bestitigung, welche Jesus der Gerichtsdrohung am Schlusse noch hinzufiigt, fiir sehr wahrscheinlich. Dann wird aber auch die Fassung des Le., bei welcher die Citirung deut- licher hervortritt, als bei Mt. V. 34 f., den Vorzug verdienen. Dass freilich die Bezeichnung der Sendboten als Apostel bei Le. (V. 49) secundiir ist, ist selbstverstindlich ; ebenso wird nach Mt. V. 35 ézi tio yic statt des neben der Bezugnahme auf Abel pleonastischen: a0 xzarapodig xoouov (Le. V. 50) ein- zusetzen und dem Abel das Pradicat des Gerechten hinzuzufiigen sein. Dagegen wird die Wendung: zéy aiua dtxavov (Mt. V.35) statt: aiua aavcay vor seopyray (Le. V. 50) auf der Reflexion beruhen, dass Abel nicht zu den Propheten gehére. Durch den Zusatz viov Baoaylov zu Zayagiov hat Mt. der Gerichtsdrohung eine directe Beziehung auf die Zerstérung Jerusalems gegeben (vgl. Weiss 8. 499). “Von der Voraussetzung dieser Beziehung ausgehend fand er dann hier auch eine passende Gelegenheit 112 PL ~ ~ ABeh tov dixatov fwg atiuatog Zayagiov tov azo- homevou uevakd tov Svovaarigiov “aL TOU OlxOv. vet héyoo vuir, éxlnryIjoerae arco THS yEeveds Taveye. § 14. Ermunterung der Jiinger zum éffentlichen furcht- losen Bekenntnisse. Le. 12, 1—12; 6, 40. Mt. 10, 24-33; 12, 39. (Le.12,1a.) a. “Ev ol¢ éxcovvayderoov tov uvoetadwy tot Oylov, Wore xatanareiy Ghhyjhovs, Hosato Mt.10,24. Aéyery zro0¢ tovg madynrag avtod: ovxz gow Hadyrns v7eQ tov didaoxahov, ovdé dovhog brig voy 25. xvoLoy avror. CeQuevov TO Uadyty ta yévyta wo oO zur Ankniipfung eines direct an Jerusalem gerichteten Wortes Jesu (V. 37—39), welches uns Le. (13, 34 f.) in richtigerem Zu- sammenhange bewahrt hat (vgl. § 21). § 14a. Wahrend die geschichtliche Notiz Le. 11, 53 f. schwerlich den Logia enthnommen ist, kann dagegen die Situa- tionsangabe, durch welche Le. das neue Redestiick einleitet (12, la), um so sicherer fiir einen authentischen Bestandtheil der Quelle gelten, je weniger klar bei Le. ihre Bedeutung her- vortritt. Diese Bedeutung erhellt erst, wenn man einerseits ihren Zusammenhang mit der Angabe 11, 29a, welchen Le. durch die 11, 37 f. bezeichnete Situationsveriinderung unter- brochen hat, und andererseits die Riickbeziehung des durch Mt. aufbewahrten Anfanges unseres neuen Redestiickes auf die Le. 11, 15 angegebene Situation beachtet. Jesus ist durch den Teas welchen die Pharisier gegen ihn erhoben hatten, dazu veranlasst worden, in der gréssten Oeffentlichkeit ohne Scheu sein Verwerfungsurtheil tiber jene gefeierten und einflussreichen Muster der jiidischen Frémmigkeit auszusprechen. Und hieran kniipft er nun fiir seine Jiinger die Ermahnung zu einem gleichen furchtlosen Verhalten: sie werden die gleichen Anfeindungen erfahren, wie er, aber auch sie sollen éffentlich und ohne ° Menschenfurcht ihre Verkiindigung vollziehen und sich zu seiner Sache bekennen. Le. hat die durch Mt. bezeugten Anfangs- 113 , B} ~ ‘ ¢ Ned c c , > ~ Owaoxchog avtot, xai o dothog we 0 xveLog avtod. > ~ ’ Ni = le , he \ > , / él ty) olxodeoz0tn BeeleBovk ézcexaheoay, zco0w ucddov tous OLZLAZOIS abvod. Por , Mt. 10,26. b. My ovv popydijce avroug* ovdey ye éOvLY HEL Avuevor 0 Ov% _ceeonehy vpdycerar , nal “OvTTOY 0 Ov b JreoodHoeren. 0 heyoo yly éy ty Ox0tla, Elzcace év A up gol, “al Oo els TO ots aexOvErE, wngusare evel TOV 28. Biren nal Ly, popetove amo TOV crvoxtewvoveony bo ~l TO oud, yy O& Wryny uy dvvanévoy azcoxtetvat: gopetode dé uchhov voy dvvauevoy zai weyiy zai 29. o@uc azcohéoae ev YeEvry. ouyl dto orgovdia acoa- glov mowhetvee; Keel ey 8 coror ov mecEltar et 30. vy yay avev cob weatoos vuov. vuay O& xi at oe retxes tHS negahys macat Hordunuevec eloty. uy oty popetode* s0hhOv orgovdiwr drapégeré vmete. worte unserer Rede nicht an diesem rechten Orte, sondern in verkiirzter Gestalt 6, 40 wiedergegeben (vgl. zu § 21). Mt. hat unser ganzes Redestiick in seine auf die spitere Ausiibung des Jiingerberufes beziigliche Redecomposition Cap. 10 hineingestellt. b. Auch Le. hat unser Redestiick in Beziehung zu der vorangehenden Rede Jesu gegen die Phariséer zu setzen gesucht. Aber wihrend die wirkliche Beziehung darin bestand, dass Jesus die Jiinger zu einem analogen Verhalten ermahnte, wie er selbst es in der 6ffentlichen Erhebung seiner Vorwiirfe gegen die Pharisier geiibt hatte, fand Le. die Beziehung darin, dass Jesus die Jiinger vor einem Verhalten warnte, wie es den Pharisiern vorzuwerfen war. Er deutete die Sentenz, dass alles Versteckte kund werden solle, nicht darauf, dass die Erkenntniss, welche die Jiinger privatim empfingen, dazu bestimmt sei, von ihnen wieder 6ffentlich verkiindigt zu werden, sondern darauf, dass das Bése, welches man heuchlerisch verberge, doch dermal- einst an den Tag kommen werde. Von dieser Auffassung der Worte V. 2 und 3 ausgehend, hielt er den Anfang unserer Rede fiir den geeigneten Platz, um die von Me. (8, 15) tiber- lieferte Warnung Jesu vor dem Sauerteige der Phariséer, welchen er auf die Heuchelei deutete, wiederzugeben (V. 1b). In V. 4 musste er dann zu der neuen Warnung vor Menschenfurcht Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 8 114 Mt. 10,32. e. [ae otv Gorig omohoyijoee tv eu0i euoo0dev tov ayIouaur, oOuohoyjow xayo ey av0@ ureooIev 33. vob scaredg mov [rov éy Tolg oveavotc|* Oottg O ay. covnontal us FurceocdEev tov avIoumuy, aevicoucae nay abLOY FurcgooIEv Tot 7aredg mov [rod éy Tois durch eine neue Anrede tiberleiten. Im Uebrigen giebt er diesen Abschnitt wesentlich tibereinstimmend mit Mt.; seine kleinen Abinderungen erscheinen als secundiir. Vgl. Weiss 8. 278 ff. c. Die beiden ersten, von dem Bekennen und Verleugnen handelnden Siitze dieses Stiickes haben bei Le. (V. 8 f.) Modifi- cationen, welche durch Erinnerung an Me. 8, 38 bedingt sind. Im Matthiustexte hat man nur Anlass zu bezweifeln, dass der doppelte Ausdruck rod zcaredg mov tov é& tog oveavoig aus den Logia stammt, da diese Erweiterung des einfachen Gottes- oder Vaternamens dem Mt. geliufig ist (vgl. zu §.2¢). Der Matthaustext findet dann aber seine Ergiinzung durch Le. V. 10 (= Mt. 12, 32). Die Méglichkeit liegt ja freilich vor, dass dieses Wort bei Mt. eine selbstiindige Erweiterung des vorher nach Me. 3, 28 f. wiedergegebenen Wortes V. 31 ist, und dass Le. dann an unserer Stelle nur dem Mt. gefolgt ist (vgl. Simons a. a. O. S. 73). Ich glaube aber die andere Méglichkeit bevorzugen zu miissen, dass der gleiche Ausspruch Jesu in immerhin ziemlich ver- schiedener Fassung sowohl von Me. als auch von den Logia tiber- hiefert war und dass nun Mt. dem Marcusworte das verwandte Logiawort hinzugesetzt hat, wiihrend Le., ganz seiner sonstigen Methode gemiiss, das Marcuswort zu Gunsten des an spiterer Stelle nach den Logia zu reproducirenden Wortes tibergangen hat. Zu diesem Urtheile bestimmt mich die Riicksicht darauf, dass es nur bei Annahme dieses letzteren Sachverhalts erklirlich ist, weshalb Le. das Wort nicht hinter 11, 23 wiedergegeben hat, wo er es sowohl bei Me. als auch bei Mt. vorfand, sondern an unserer Stelle, wo es gerade in dem von Le. gebotenen Zusammenhange ganz unpassend erscheint, da die in V. 11 f. gegebene Verheissung an die Jiinger, dass sie bei ihrer Ver- theidigung vor den Gerichten die Unterstiitzung des heiligen Geistes finden wiirden, mit Ueberspringung von V. 10 an die in V, 4—9 gegebene Ermahnung zum furchtlosen Bekenntnisse 115 > ~ ~ a ~ t \ (Le.12,10.) oveavoic]. Kai waco oc éget hoyor etg tov vior ~ B) , ar € /, ‘4 > ~ ~ A >’ TOV aVIQWMOV, aAPEINOETaL AVTM TH O€ Ei TO “ylov mvevtua Phacg~ymynoarte ovx apEedy- O€TaL. § 15. Warnung vor der Habsucht und der Sorge um ir- dische Giiter. Le. 12, 13—84. Mt. 6, 19-34. + ‘ rou ay) ~ , Le. 12,13. a. Eiscey dé tig &x tov oxdov aitw: diWaoxade, sizcé ty adehipy pov Hegioao Fae mer EUOU vay ahgovopiay. 14. 6 0é Eizev avrg” av dquo, tig Me OLEGTY OEY ZQUEyY 15. ) weororny ep vuadc; Elzev dé mQ0g avtrovg: dgate ‘ / | \ , ca > nai pvhacoeod_e asco scans mheovesiag, Ove ove ev ~ , Cine \ BS) ~ \ ~ C Ty) MEQLOOEVELY TIVE yy Cw avtOv éotlY &x% TOY vz0A0- / Dp) ~ BI +A N \ 3 \ 16. yovrwy avi. Eizev dé aeagasohiy 7egog _avtous , dey av Soed7c0v THv0S zehovotov evpogcer a yoga. 17. xa dtehoyileco éy Eavtwy deyoov wt 7EOLYOO OUL OU% 18. éyw scov ovvakw tovc G xc@Q70G (Ov; “aL El7vEVv* TOTO ~ ‘ 2} i t- moujow: xadeho wov tag azcodnnag zat metlovag / I t= ~ \ ~ \ oix0dounow, “ai ovvadw éexei mavra voy oivoy zat \ d , \ > ~ ~ ~ / ¥” 19. ta ayadta mov, xal EoW TH Wyn mov’ WuyNn, EELS \ DB) C \ , 3! »” , 4 > / mohha ayata xelueve elg etn modda* avazcavov, s ’ B) , 2) \ ODE GS a’g heed a 20. gaye, mle, Evpoaivov. éizcey Oé avtw O FE0S ° APQW, / ~ \ , TAUEN Th) VULTL TY WeyxyY Gov azaLtovoLy ad Cov" ankniipft. Andererseits kénnen wir, wenn wir die von Lc. auf- gehobene, aber in der Logiaquelle vorausgesetzte Zusammen- gehérigkeit unseres Redestiickes mit der durch 11, 15 bezeich- neten Situation beriicksichtigen, wohl begreifen, dass das Wort Jesu iiber die Listerung des Geistes, dessen geschichtliche Zu- gehorigkeit zu dieser Situation uns durch Me. bezeugt wird, in den Logia am Abschlusse der an diese Situation sich an- kniipfenden Redestiicke aufbewahrt war. — Die Worte Le. V. 11 f. sind ein nicht zum Logiatexte gehdriger Zusatz des Le. nach Me. 13, 11 unter Beeinflussung durch Mt. 10, 19 f. § 15a. Bei Mt. fehlt eine Parallele zu diesem ersten Ab- 8* 116 NS iON og BS t ! oy cr ¢ , a 0€ yLoluacag, tint eotar; Ovtwg o Inoaveilwr BD) ~ \ \ \ ~ avr zal uy eg FEeov whovtoyr. ~ niet + 4 * \ ‘ 3 ~ A Mt. 6, 25. b. Eizey dé moog tovg padytag avtov- ove ~ { cae \ ~ ~ ~ Cc ~ rovto hey viv, wy MEeQuUVaTE TH Woy vuwoyv Th yA ~ , 2s ~ / > payyte, unde TY) OMMatL tuor vb evdvonodE. ove C ~ ~ ~ \ ~ ~ y Woyy zhEiov got TIS ToeOPS “Al TO CMa Tov 5 2 of y / mt > \ 2D ton cr B) 26. évOtuatoc; euphée Ware gig TOVG nxOQaXAaS, OTL OV , Jor Ite Site / ia ») o7celgovow ovde JeQiCovory ovde OvvayoVolY slg a7cO- ow. vat o Eo : "EG" ObY DUEIC UGAA Iyuag, “al o EOS ToeepEr avtea* ovy vueig ucahdoy Ss , ~ ~ ~ > ~ , Wie. 27. dlapegete THY ETELYMY TOV OVeaVOL; Ig 0 & tuov mésouuvroy Otvarca seocdEtvee exci THY yhveiay 28. atrod aiyvy va; xal nel evdtuarog Ti weoruvate; LATAUAIETE TA xQLVA TOL ayeOv 7G avEavovow* ov 29. xomimow ovde vy Povorvs héyo O& vuiv Ore ovde Nohouoy ev waon vi 00En atvod meoreBadero wg ev schnitte unserer Rede; es liegt aber kein Anlass vor, denselben der Logiaquelle abzusprechen, da er eine sehr passende Hin- leitung zu dem weiteren Inhalte der Rede bildet. b. Mt. giebt fiir die Abschnitte b—d unserer Rede die Parallele innerhalb seiner ,,Bergrede“, aber so, dass er den Ab- schnitt d voranstellt (6, 19—21), demselben dann zuniachst die beiden Worte V. 22 f und V. 24, welche er in den Logia in anderen Zusammenhingen vorfand (vgl. § 13a u. 26e), anfiigt und darauf erst die Abschnitte b u. c folgen lasst (V. 25—34). Der Grund zu dieser Umstellung der durch Le. bezeugten ur- spriinglichen Reihenfolge lag wohl darin, dass Mt. in der Er- mahnung zum Trachten nach den himmlischen Schitzen eine passende Ankniipfung an die in seiner ,,Bergrede“ vorangehenden Aussagen iiber den Verlust und den Gewinn des himmlischen Lohnes (6, 1—6 u. 16—18) fand. Im Detail erscheint der Text des Mt. meist urspriinglicher als der in Kleinigkeiten abweichende des Le. (vgl. Weiss 8. 193 f., 198 f, 201 f). _ Doch wird man mit Weiss annehmen diirfen, dass im Spruche Mt. V. 26 die Quelle am Anfange speciell die Raben und erst am Schlusse’ die Végel des Himmels im Allgemeinen nannte (vgl. Le. V. 24). An derselben Stelle ist die Wendung des Mt: 6 zanja tucr 117 , > \ \ t ~ 2) ~ , ” 30. Tovrmy. ee dé TOY YooTOY TOL ayYoOv GYUEQOY OYTE neh av ; By pe 13 . rm) Ao c 9 ‘ cr t olov etg xhipavoy Baddousvoy oO IEog ovrme 2) , > ~ ~ Cc ~ » / augievyvow, ov 7ohkhky wahhoy vue, Odtyoztorvot ; 3 , , Ww Mt. 6, 31. ¢. My oty weouuvjonre Aéyovrec: vl ~aywuery 4 TL 32 , Pa) , , : 7 , Q , \ Ss A 2. mimuey 4 Ul reEoibahousda; marta yao tata ta 2 ’ t- ~ To Vek c Cc ~ c evn ecilyrovow: oidey Oe 0 sarijg vucY OLL YOr- - , c fi? i ~ ~ ‘ 33. Cere tovrwy anavewr. Cyvetve dé mowroy ri Bact- , 2 ~ ~ , / c ae hetav avrov, “al tavra wavra me0dTEDHOETaL LMIY. \ ~ c ») , (Le.12,32.)ua pofov ro wexgov zotuvioy* ore Eevdoxynoer Cc \ G ~ \ ~ C ~ XN f , 0 _warne Eee dovvat vuly tyyv Paothecar. 34. [uy oby weoru onre elg THY avoloyv’ 1 yao «avoLov M i ( u S P | (es me Pe MY , ~ MEQLLUYOEL AUTH. GoxETOY Ti, TUsoe 1 ZOALa avrys.| 0 oveaviog nach Le. in 6 #eog zu veriindern; in der ganz ana- logen Aussage V. 30 hat auch Mt. dieses einfache 6 Seog bewahrt. c. In Mt. V. 32b scheint nur das ya@ nicht so passend zu sein, wie das durch Le. V. 30 dargebotene dé; der Zusatz: 0 ovecriog hinter 0 zrarig vucy ist zu streichen. In Mt. V. 33 verdankt das vor rij Bao. a’rot vorangestellte Object rij duxeto- ovrvyv seine Einschiebung gewiss nur dem Umstande, dass Mt. unser ganzes Redestiick mit der Rede Jesu iiber die rechte Art der Gerechtigkeit verbunden hatte. An Mt. V. 33 schliesst sich das Wort Le. V. 32, fiir welches Mt. keine Parallele hat, sehr leicht an. Schwierigkeit macht aber das Wort Mt. V. 34, weil die Motivirung, welche hier der Ermahnung, nicht fiir den fol- genden Tag zu sorgen, gegeben wird, nicht ganz zu der An- schauung zu stimmen scheint, welche die tibrigen Ermahnungen unseres Redestiickes beherrscht. Weiss (S. 202) nimmt an, dass der Spruch zwar aus treuer Ueberlieferung stamme, aber. an unserer Stelle nicht urspriinglich sei. Dass Mt. eine solche Warnung vor der Zukunftsorge , wenn er sie in einem anderen Zusammenhange vorgefunden hiitte, in unserer Rede passend einfiigen zu kénnen geglaubt hatte, ware ja allerdings sehr er- klarlich. Eine sichere Entscheidung fiir die Ablésung des Spruches von unserer Rede lasst sich aber wohl nicht treffen. 118 \ ' our) \ B) \ ~ ~ Mt. 6,19. d. My Ijoavoerlere vuty Iyoavoeovs ere TIS NS; ca \ (me Ie \ , O7cov ong zat Bowoig agaviler nat omov xhémvan , \ , Ite \ Cu ae 20. duogvocovow nat xhércvovow: Inoaveilere O& vty ow ‘ ‘ > se ~ a ol Ne yy ~ Sygaveors ev ovgerp, O7cov ovtEe ong ovTE Powous Le \ Cc \ agaviler, nat ozcov xhémctvae ov dLogvocovow ovdé ¢ , i c , ee oS c c , Bb] ~ 21. xdémtovow. o7ov yao eoty 0 Inoaveog Gov, Exel ‘ c EOTHL KOL 4 xEOdLa Gov. § 16. Vier zur steten Bereitschaft auf die Parusie ermahnende Parabeln. Le. 12, 35—46; 13, 25. Mt. 24, 483—25, 12. a. Cc ~ > , Le Le. 12,35. a, Eovwoay vudy at oogpves meguetwoucvar xa ot / / Cc ~ c 2 , 36. Avyvoe ZCLOMEVOL, ZOL VULELG OMOLOL AY IQWzC0Lg 7£Q00- v , ~ , , ~ OEXOMEVOLG TOY x“LQLOY EaLEOY, zcOTE evalvon &% TOY d. Le. hat in Erinnerung an Me. 10, 21 und in Analogie zu seinem 11, 41 (vgl. § 13b) beobachteten Verfahren die An- fangswarnung vor dem irdischen Schatzesammeln umgesetzt in die Forderung, den irdischen Besitz zu verkaufen und als Al- mosen zu geben (V. 33). Mit Recht bemerkt Weiss 8. 194, die Betonung des Geschiitztseins der himmlischen Schitze gegen Diebe und Mottenfrass erkliire sich nur aus dem Gegensatze dazu, dass vorher die Gefahrdung der irdischen Schatze durch diese Feinde bezeichnet gewesen sei, und so enthalte der Schluss von Le. V. 33 eine indirecte Bestatigung der Urspriinglichkeit des Textes von Mt. V. 19. § 16a. Ich glaube diese nur von Lc. tiberlieferte Parabel von den Knechten, welche ihren von einem Hochzeitsfeste zuriick- kehrenden Herrn erwarten, nicht identificiren zu diirfen mit der nur von Mt. iiberlieferten Parabel von den den Brautigam erwartenden Jungfrauen, weder in dem Sinne, dass unsere Parabel die Grundlage — jener matthaischen darstellte (Holtzmann, syn. Evv. 8. 202), noch in dem Sinne, dass Le. die bei Mt. urspriinglicher und vollstiindiger vorliegende Parabel umgestaltend verarbeitet hatte (Weiss 8. 529). Denn die Beriihrungen zwischen beiden Para- beln beschriinken sich doch darauf, dass sie einige Begriffe gemeinsam haben; aber nicht nur sind die erzahlten Situationen, 119 yar, tee ehdovv0g nal ZQovouNToG eves a avoiSwour 37a. avo. jucexzcguol ot dovhou é exEvv01, ove eho 6 0 ra QLos 38. evgrree yonyoootvracs* “ay éy i) devréom xnav ey vi, toitn prdani ehIn xal even ovvws, WwaxceLol eto EXELVOL. Le. 12,39. b. Fovro dé JUTLETE , Ove éb 708 O otxodeonorng 7L0tg Coe 0 xhésctys EQUELEL evonyogyaer ay xe 40. ovx cepijney Ovoguy diye voy oixoy avvov. xeel mets yives de ECOL LOL , OUL 1) WOK OU JoxEitE 6 VLOG LOD avdoumov eoyEerat. in denen diese Begriffe vorkommen, wesentlich verschiedener Art, sondern auch die Pointen der beiden Parabeln sind go eigenthiimlich verschieden, dass unsere lucanische Parabel sich ebenso treffend zur Kinleitung unseres Redestiickes eignet, wie die Matthiusparabel die passende Ergiinzung zu der Parabel Le. V. 42—46 bildet, auf welche Mt. sie folgen lisst. Die Anfangsparabel, Le. V. 35—38, illustrirt den Gedanken, dass es werthvoll ist, bei der Ankunft des Herrn bereit zu sein, wann immer diese Ankunft stattfinde, ob friih oder spat; hierzu fiigt die zweite Parabel, Le. V. 39 f. = Mt. V. 43 f., den Gedanken, dass es wegen der Ungewissheit der Zeit der Ankunft noth- wendig ist, jederzeit bereit zu sein. Dann zeigt die dritte, Le. V. 42—46 = Mt. 24, 45—51, dass es wichtig ist, von An- fang an bereit zu sein fiir den Fall, dass der Herr frither kommt, als man erwartet hatte, wihrend endlich die vierte, Mt. 25, 1—12, zeigt, dass es wichtig ist, dauernd bereit zu bleiben fiir den Fall, dass der Herr spiter kommt, als man gedacht hatte. Aus unserer ersten Parabel ist nur V. 37b als ein in allegorisirender Absicht gemachter Zusatz auszuscheiden, da er einen ebenso unwahrscheinlichen Erzihlungszug darbietet (vgl. Le. 17, 7 ff), wie er stérend den Zusammenhang von V. 37a u. 38 unterbricht. b. Mt. giebt diese Parabel nebst den beiden folgenden innerhalb der grossen Zukunftsrede Cap. 24 u. 25, in welcher er aus seinen beiden Hauptquellen alle Stiicke, welche sich auf die Parusie bezogen, zusammengestellt hat. Seine Abweichungen von Le. bei der Wiedergabe unserer Parabel sind ganz un- wesentlich. 120 = ” SN c , c , : Le. 12,42. e. Tig aoa éoviy 0 stO10g olxdvOMOg O GPoOrLLOE, a c ’ ~ ) ~ Ov ZATEOTYHOEY O xQLOS emt Tijg FEeoumetag avtov ~ Woot #2 ~ c Nee 5 43. tov dLdovar ev ZxELE@ OLTOMETOLOY; acxaeLog O dovAog ~ “A \ c / > ~ Coe, ~ exelvog ov echtwy 0 xvELOg aLTOL EvoenoEL zcOLOLYTE cr > ‘ , Coa cr 9 \ ~ ~ C / 44. ovtwg* ayy héyw vuiy ote él mao Toig v7~ae- > ~ , Dende >\ \. 2 FN et 45. yovow avrov xataorynoe: avtoy. éay dé etzen 0 Oothog Seah z = 4 Papo e ‘Cer oO xvOLOC ) EXELVOG EV TH “aAQdLe auUTOL* yooviler 0 ZLOELOg MOL, 2 PA , \ ~® \ \ 7 vat aosytae trate vovg maidag zat ras wadloxag, c. Die von Mt. nicht iiberlieferte Zwischenfrage des Petrus, Le. V. 41, ob ,,diese Parabel“ den Aposteln- oder Allen gelte, hat Le. wohl deshalb eimgeschoben, um darauf aufmerksam. zu machen, dass in der folgenden Parabel der vom. Herrn zur Verwaltung des iibrigen Gesindes bestellte Knecht speciell auf die Apostel zu deuten sei. Es wird sich kaum entscheiden lassen, ob Le. zu dieser Deutung dadurch mitveranlasst wurde, dass dem Knechte am Anfange der Parabel der Titel eines oizovouog gegeben war, oder ob Le. vielmehr auf Grund seiner Deutung der Parabel den Ausdruck dotdog am Anfange (Mt. 24, 45) in oixovouog verwandelt hat; jedenfalls scheint er zu Gunsten dieser Deutung den Aorist xavéoryoey in das Futurum geaindert zu haben. Den Verlauf der Parabel erziihlt Mt. wesent- lich mit Le. tibereinstimmend. In V. 45 scheint mir zai geo- viuwog ein erleichternder Ausdruck fiir das 0 goov. Le..V. 42 zu sein, und einen Grund zur Bevorzugung der Ausdriicke oizévere und teogy vor den lucanischen Seeder und ovto- uétovoy finde ich nicht; in V. 47 dagegen wird das sonst in der Quelle so hiufige aujy dem adydog Le. V. 44 vorzuziehen sein; ebenso wird in Le. V. 45 das éexyeoIae hinter yooriLer als erklarender Zusatz und die Subordinirung des éodvlew te wai sive nal pedvoxeodar unter agSyrae als Vereinfachung des coordinirenden Ausdruckes bei Mt. V.49 zu betrachten sein (vgl. § 7b das Verhaltniss von Le. 3,17 zu Mt. 3, 12). Am Schlusse aber ist Mt. bestimmt darin secundiir, dass er das die Parabel schon in die Deutung hinitberfiihrende Wort V. 51b anhiingt, welches ihm die Logiaquelle in anderem Zusammen- hange bot (8, 12), welches er aber an: verschiedenen Stellen 121 46. goFin O& nai wivyn wera TOY WEdvOYToOY, TSE 0 AQUOS tov Sovhov éxeivou éy qucog 7 ov 7egoodone nol EV OQ 7 ov YOOTLEL, “al Oigovomyael aUTOY Keel TO UéQ0G ALTO meee coy ator moet. Mt. 25,1. d. [Tore ouotwdyoerar 4 Pacthela cov oveaveoy déxa mecrg Fevouc] , aticuves hesovou vag haunadag avroyr ekyA doy etc bree ryowy TOU vopior [pee TUS we ugys]. wévee O& 2 avioy our pega “OL TEVTE PQOvesoe DO 3. at yao uwoai AaBovoa tag hauzadag ovx éhapor a | ~ 9 / ” , 4. ued Eeavvov edcwoyv at O& poovrimoe éhaBov ehcuoy ~ > 2 \ ~ aN ~ 5. év vols ayyéloig peta TOV Aeuradwy Eavtor. yoori- ke \ ~ , nye od Sa ~ Nae , y Lovrog 0é vot vuu*plov évvotasay aoa nal Exade_voor. y \ y c méoys 0€ vUnTOS gay yéyovev* Oo oO vueecplos, / > ~ c edoyeoe sig amavenow. votre nycoInoay mwaoaL at wed: wiederzugeben Anlass genommen hat (vgl. 13, 42 u. 50; 22, 13; 25, 30). Dass in V. 51a der Ausdruck roy tzoxzeeroy auch schon eine deutende Umwendung des durch Le. V. 46 dar- gebotenen ray azxtocwy, nicht aber die urspriinglichere Bezeich- nung ist, halte ich wenigstens fiir wahrscheinlich. Le. lasst auf diese Parabel zwei Spriiche folgen, welche den Gedanken ausdriicken, dass sich das Mass der geforderten Pflicht- leistung nach dem Masse der Erkenntniss und der anvertrauten Gaben richtet (V. 47 f). So leicht es begreiflich ist, dass Le. zur Hersetzung der Spriiche an diese Stelle dadurch bewogen wurde, dass das in V. 47 u. 48a verwendete Bild auf eine gleiche Situation fiihrte, wie sie in der Parabel V. 42 ff. geschildert wurde, so verschieden ist doch der Gedanke dieser Spriiche von demjenigen, auf welchen die Parabeln unseres Abschnittes ab- zielen. Dass diese Spriiche hier ihren urspriinglichen Platz nicht haben, scheint mir unzweifelhaft. Da sie sich ihrem Ge- danken nach sehr einfach in das spitere Redestiick § 26 ein- | ordnen lassen, so vermuthe ich, dass sie daselbst ihren urspriing- lichen Platz hatten, und gebe sie demgemiiss im dortigen Zu- sammenhange wieder. d. Ueber das ergiinzende Verhialtniss dieser Parabel zur vorangehenden vgl. oben zu a. Le. hat sie nicht wiedergegeben, doch in 13, 25 u. 27a eine deutliche Erimnerung an ihren 122 , > ~ AY Sell ‘ , c ~ MAQFEVOL EXELVAL LOL ExOGUNORY Tag haumadag EavTov. = Z / (ens ~ 8. at dé umoat taig pooviuotg sizcav: dove yuiy &% Tov c ~ , Cc , Cc ~ édalov vuov, ote at heuscades yuo oBérverrat. — 3 , Cc / , 3) 9. azexordyjoay dé at qoorimoe héyovoai’ pyzcote, ov \ > Cw Cc w , ~ Uy aoxéon uly xed Luly zsogEverIe UaAhov 70S \ ~ vie , ~ B) 10. tovg zwhovrtag xai ayooanoare Eavtaicg. azceoxouéveor > =e re > , 3 c \ c dé avtayv ayogaoo yAdEev 0 vouglog, xai at Evoumor > ~ 3 1) ~ > \ Z, \ ? , ElonAdoy wet avtov élg Tovg yawovg, xai éxhEeloty c ig ca »\ \ c \ / 11. 4 Svea. voreoor dé coxovrar vat at hola maedéEvor hé : A fA , J Be. a L Ce, c Oe > r, 12. Aeyovoae’ xvolée, xvole, avorsov muy. oO O€ azcoxol- \ ay URES CL > S: Cae wEeig élzcev* ayy héeyw vuirv, ov~ otda vuce. § 17. Worte Jesu tiber die Scheidung, welche er her- beifithrt, und den Verzicht, welchen er fordert. Le. 12, 49-53; 14, 25--35; 17, 33. Mt. 10, 34-39; 5, 13. Le. 12,49. a. Iie 7Adov Badely ei cay yar, nai vi Délo et ) Cie ; fhm et = Wo owe , \ ” ~ \ 50. yoy arngdn; Pantioua dé exw Pantiodyrer, xat Schluss aufbewahrt. Wie genau Mt. im Detail der Quelle ge- folgt ist, muss bei dem Fehlen der Lucasparallele dahingestellt bleiben. Die Anfangsformel V. la ist gewiss sein Werk; wie der Anfang in der Quelle lautete, lisst sich aber nicht sagen. Dass am Schlusse von V. 1 die durch DX und einige Minus- keln, it. vulg. syr. Orig. u. Hilar. bezeugten Worte zat rijg vougys echt sind, halte ich fiir sehr wahrscheinlich; die alle- gorisirende Deutung der Parabel forderte dringend zu ihrer Weglassung auf. § 17. In sehr eigenthiimlicher Weise wirken bei diesem Redestiicke Mt. und Le. zusammen, um unsere Kenntniss des Quellenbestandes herzustellen. Mt. giebt den Haupttheil des Stiickes im Anschluss an die Aussendungsrede Cap. 10, wo ge- wiss nicht der urspriingliche Platz ist; aus diesem Matthiius- texte aber ersehen wir, dass die beiden von Le. getrennt ge- stellten Abschnitte 12, 49—53 u. 14, 25 ff zusammengehéren. Dann bietet uns Le, am Anfange und am Schlusse des Rede- 123 (Mt.10,34.)7r@¢ ovréyouce Lwg Stov teheod). wn voulonte Ott yAdov Baheiv etonvyny ei tyy yyv? ovx (35.) jASov Padeiv elonryy ahha wayaroar. yAdor YAO OLYACAL AYFQWMOY LATA TOL MATQDS A’TOU zai Fvyatéga “zatTa THS MYTQOS aLTHS xab (36.) voupnY xara THS wEeVIEQas avtig, wal éy Foot ~ B} / c ’ \ > ~ TOV AVIOWHOV OL OLZLAZOL AUTOD. > »” / \ 2) ~ ‘ , Le. 14, 26. b. Et tig eoyevae 700g ME ZOL OV [LLOEL TOY aréQU ~ \ \ , \ ‘ ~ \ \ , QUTOU “GL THY MNTEQH KCL THY yvValza “aL Ta TExva \ \ p) 2 \ ‘ ‘ Io , ” \ \ nal Tovg aded~povs nou tag adel~pag, etl TE KEL THY c ~ / a) , iy , / ca 27. eavtov Woyny, ov Ovvarat Elva Lov mMadytyg. ootLs stiickes Ausspriiche, welche Mt. fortgelassen, beziehungsweise in einen fremden Zusammenhang gestellt hat, wahrend andererseits in der Mitte des Stiickes Mt. einen Ausspruch richtig bewahrt hat, welchen Le. verstellt hat. In denjenigen Parthieen endlich, welche beide Evangelisten gemeinsam haben, hat zuerst Mt., nachher aber Le. den Logiatext genauer wiedergegeben. a. Dariiber, dass die Fassung der Worte Mt. V. 34—36, besonders in ihrer einfachens Anlehnung an Mich. 7, 6, urspriing- licher ist als die der Worte Le. 12, 51—53, vgl. Weiss 8. 281 f. pb. Das geschichtliche Einleitungswort Le. 14, 25 stand schwerlich in der Quelle; es dient dem Evangelisten dazu, von den vorangehenden Reden, die er alle bei dem 14, 1 bezeich- neten Gastmahle gehalten denkt (vgl. V. 7. 12. 15), wieder zu offentlichen Reden iiberzuleiten; vielleicht wirkte dabei eine Erinnerung an Me. 8, 34 mit. In den Worten V. 26 und 27 ist dann Le. gewiss urspriinglicher als Mt. (V. 37 f), welcher an Stelle des zu hart erscheinenden wioety das erklarende qidety vméo eué setzt, ferner unter den Angehérigen, von deren Liebe es sich loszureissen gilt, das Weib nicht nennt, und anstatt der Wendung: ,,er kann nicht mein Jiinger sein“ zweimal die Wen- dung: ,,er ist mein nicht werth* braucht. Gewiss aber hat Mt. darin einen Vorzug vor Le., dass er den Ausspruch V. 39, welcher ebenso in den Logia wie im Marcusevangelium (8, 35) iiberliefert war, in diesem Zusammenhange aufbewahrt hat. 124 lus ~ Baovater tov oraveoy éavrod nai zoxEtae Ozclow > Nae gz , € Cc Mt.10.39.)uov, ov Ovrera eival uov uadyntye. oO evowr THY ; HOV, b Q q \ ’ ~ > , a , \ is > , YWvyny avtov awoheoel aVTHY, xaL O awohéoag ‘ SN > ~ (c , d if, THY WVYYY QVTOV EVENOEL avTY?. ri ‘ + c ~ , ~ 2) Le.14,28. ¢. Tig yao e& vuoy Iéhov mvoyor otxodoujoar ovyi ~ he \ . , - moa@tov xakioag Wypile viv Oamavyy, gs éxEr etc 2 , > ~ \ 29. azaotiouoy; iva yore Févtog avrov Feuédioy xat QTLOL E 1, loxvorros ExTEMEOAL UC TES ol Tewoorvres aegkoveen 30. air éuratler, Aéyovees OtL oOvtOg O cv Sqca7008 yw o« yi ~ 31. reéaro otzxodomety nai otx toxvoey exreheom. % Tic \ Ss f Ss Paoikevg s0gevouevog eréo—. Baothet ovuPadety sig / ») ~ / modEuov ovyt xadioacs mewvoy Sovdevoetan et Ovvarog y Cc ~ ~ \ cot é&y Oéxa yihicow vaartiom tH wera EelxooL 9 1*® > , ed ae ay ? \ , yy BY ~ Uae chtt c 3 yuhiadav é EOXOMEVY ETE ALTOV; EL OE Maye, ett aveov 7COQQU) ovros regen Petay czvoovethag equrg 700 él- 33. Quy. ovtwe otv mac @& Cuov 0g ov% crcOTATGETEL Cc UaOLY TOS EAVEOL L7~aeYOvOLY Ov OLYaraL Elvat mov , LaIyTIS. Cc ~ \ Le. 14, 34. d. [Ywetc gore to Nyce aha tas yqg'| éav [de] nai vo Ghee Le. giebt ihn in einem spiteren Redestiicke, 17, 33, wo er aber gewiss nicht seinen urspriinglichen Ort hat. Dass Le. ihn an unserer Stelle weggelassen hat, weil er in den Worten éze te nai wy écaveot weyyy V. 26 seinen wesentlichen Inhalt schon ausgedriickt fand, ist mir wahrscheinlicher, als dass diese Worte ein Rest jenes Ausspruches wiiren, also nicht zu dem urspriing- lichen Bestande von V. 26 gehért hatten. In welcher Gestalt nun aber der Ausspruch in der Logiaquelle tiberliefert war, lasst sich kaum entscheiden. Ich bevorzuge die Fassung von Mt. 10, 39 vor der von Le. 17, 33, weil sie gegeniiber der Fassung des Ausspruches bei Marcus selbstindiger zu sein scheint; nur ist das fvezxey euov, welches an der Lucasstelle fehlt, wohl ein Zusatz nach Marcus. c. Mt. hat fiir diese beiden, in unserem Redezusammen- hange gewiss urspriinglichen Parabeln keine Parallele. d. Der Spruch vom Salze, welchen Mt. in seine ,,Bergrede“ gestellt hat (5, 13), bildet einen sehr passenden Abschluss unseres 125 ~ c » > ~ »” 35. uwoavn, év rim ahioFyoEtat; ovre ig yay ovtE ’ PT , ¢. yi >\ heard iS élg xomolay evideroy gor: &w Baddovow avto. O > 3 > , > EXYWY WA AKLOVELY AxOvETW. § 18. Verkiindigung eines nahen Gerichtes. Le. 12, 54-18, 9. Mt. 16, 2 f.; 5, 25 f. Le. 13, 1. a. agjoay dé tiveg ev avr TY) £LQW cercenyyéhhovees avr meoi tov Tahthaioy wy 10 aiuce ITeckevog 2. fukev wera tov Ivowy avvorv. xai arcoxerdeEic elev atvoig: doxeive Ore ot Tehshaior ovror cuae- twhot waga meveag tots Tuhihaiovg éyévovto, ote 3. tavta meovFacw; ovyl, héyo tulv, GAR zav wi 4, wevavonte, mavreg Omolwg asoheiode. 1 exeivou ot * Redestiickes; er hebt den Gedanken hervor, dass, wenn die Jiinger nicht durch Vollziehung des im Vorangehenden von ihnen ge- forderten bitteren Verzichtes sich ihre eigene Reinheit bewahren, sie auch allen Werth fiir Andere verlieren. Die Hinleitung des Spruches bei Le.: xa4ov oty to cda stammt wohl aus Me. 9, 50, ebenso wie das qcorudyoerae statt des durch Mt. gegebenen chiodnoeccu. Dass die Kinleitung des Spruches, wie sie Mt. 5, 13 vorliegt, in den Logia stand, scheint mir nicht unméglich; nur lautete sie vielleicht kiirzer: tuetg éové ada. Die Werthlosigkeit des fade gewordenen Salzes ist in Le. V. 35 kiirzer und schiarfer ausgedriickt als an der Matthiusstelle. §$ 18a. Die inhaltliche Zusammengehorigkeit der beiden Stiicke Le. 12, 54—59 u. 13, 1—9 ist schon von Anderen er- kannt worden (vgl. Holtzmann, syn. Evv.8. 152). Mir scheint es dann aber keinem Zweifel zu unterliegen, dass die beiden Stiicke in der Quelle die umgekehrte Stellung zu einander hatten, wie jetzt bei Le., dem ihre Zusammengehorigkeit: nicht bewusst wurde. Die Gedankenfolge ist so eine sehr einfache. Nachdem Jesus in 13, 1—5 versichert hat, dass die Angeredeten einem vernichtenden Gerichte anheimfallen werden, wenn sie keine Sinnesiinderung iiben, und dann durch die Parabel V. 6—9 ausgesprochen hat, dass ihnen nur noch eine kurze Frist ge- geben sei, um die dem Gerichte vorbeugende Sinnesiinderung 126 dexaoxto eg ove éexecev 0 mvoyoc. &y TH Sidwaw nal ancéentEvEey avtove, Ooxelte Ore avtol Operhetou éyevovto aga saYtAg TOS aYIeWsoUg TOLS “aLOL- . xorvrag ‘Tegovochiu; ovxi, héyo vuiv, ahd gay wy WEvavoyontEe, martes Woaditwg azohEiode. ; Le. 13, 6. b. “Eheyer dé vary my reageohay. Svxnry eizey TLC TEP UTErueryy gy TO curcehove ar rob, ‘xeul dev ts Cayce xaorcov &v avery xo ovr evger. Eizcev 08 71906 wo cuzcehovgyor idov rota vy ap ov eoyopeett tyro meLgrtov éy ty ound) wave} Kal OY, etgioxe Exxowor 8. aveny: wai nal vay vy necvagy et ; 0 0é azcorgudsig héyer avt@* xOLE, apes avon zal TOLtO TO e06, 9. fg Orov oxen regi avriy “nai Bako xometa: xnav ev scornon xagmov sig tO wéhhov —, & O€ whye, ExxOWELG ATHY. . Le. 12,54. e. “Oca tyre vepédyy avarédhovoay éxi - dvoucr, evdéng héyeré Ott OuPo0g eQyEerar, nai yiverar ovtws: 55. zai Otay votoy mvéovta, héyere Oe xavtowy eer, On zu voliziehen, schilt er sie in 12, 54—56, dass sie nicht selbst die Gegenwart so zu beurtheilen vermégen, dass sie in derselben die Anzeichen des nahen Gerichtes erkennen; und weist er sie endlich in 12, 57—59 auf die Nothwendigkeit hin, jetzt noch die letzte Frist zur Sinnesinderung zu benutzen. — Fiir den Abschnitt 13, 1—9 hat Mt. keine Parallele. ce. Dass die Worte Mt. 16, 2 f., welche die Parallele zu unserem Stiicke bilden, trotz ihres Fehlens bei NB Orig. und yden meisten Handschriften“, welche dem Hieronymus bekannt waren, im Matthiustexte echt sind, halte ich deshalb fiir wahr- scheinlich, weil sie von dem Lucastexte charakteristisch ver- schieden sind, und weil ich es leichter erklirlich finde, dass sie bei einer Abschrift ganz friiher Zeit in Folge einer Reminiscenz an die Wortfolge Mt. 12, 38 f. ausgefallen sind, als dass sie eine spitere Kinschaltung sind, zu welcher man doch kein deutliches Motiv erkennt. Doch wage ich es nicht, nach diesem immerhin nur wahrscheinlichen Matthiiustexte den Lucastext zu verindern. Fiele dieser Hinderungsgrund fort, so wiirde ich urtheilen, dass die ausfiihrlichere Gestalt der die Wetterprophezeiung enthal- 127 56. xat yiverau. U7coneltal , TO 7EQOGCO7COY ars YS “Oe TOU ovgavoe oWare Joxiuatey, tov dé xaLgoy tortor mg ot% oldare Ooxmatery; Le, 12,57. d. Ti 0& nai ap tavrdy ot xolvere 00 Otxcoy ; 58. og yeg UEAYELC mera TOU avcvdtzov gov éa aoxorea, éy tH 00 Vode EvvowY avt@, wyHzcorE meas 0€ TO NE wai 0 “OLTYS O& maQaduoEL tO vayoéery 59. xa o vmUIQECHS o€ Bale éic pokey auny héyo Ol, OV Lr } un ekéh Ine Exeldev Eg voy &oyaroy xodoaveny —_—_— eee azco0we. : 19. Rechtfertigung der Heilthitigkeit am Sabbath. Le. 13, 10—17. ; 3 , ~ ~ ~ ~ Le. 13,10. “Ay dé diaoxwy & Mig TOY ovvayaydy év tolg oap- 11. Baow. xat idov yevn, zeverjece exouser aodevelag ern Oexaoxv, “ai Fv ovvetzetovoa nal [Wy Ovveévy avec tenden Worte Mt. V. 2 u. 3a und die Fortlassung der Angabe, dass das prophezeite Wetter auch eintreffe, geveniiber dem Lueas- texte urspriinglich seien. d. Mt. hat die Parallele zu dem Parabelworte V. 57—59, welches er nicht als solches erkannt hat, in seine ,,Bergrede“ eingeflochten (vgl. zu § 2c). In Einzelheiten scheint Mt. aber ursprimglicher zu sein als Le.: im todv evvowr statt des erkli- renden 00g éoyaolay annhhaydeu az avcov, im meagady) statt des ausmalenden zxavaovey, im vzyeéryg statt des specielleren Titels zreazrwe, im xodeareng statt des noch kleineren Aezrov, auch wohl in der Hinzufiigung des ai vor déyw oor und in der Weglassung des hervorhebenden ze vor der Bezeichnung des letzten Geldstiickes. §$ 19. Mt. scheint 12, 12 in dem Ausrufe: zoom ovy dva- péoet av Iowzog seofarov eine freilich etwas verblasste Erinne- rung an die Worte erhalten zu haben, mit welchen Jesus nach unserer Logiaerziihlung sein Wirken an einem Sabbath ver- theidigt hat. Dass die Worte Jesu von Le. wesentlich treu nach der Logiaquelle wiedergegeben sind, ist nicht zu bezweifeln, 128 \ d Com: ~ 12. xiwar sig to mavtedéc. idwv dé avriy o Inoots 13 nt) , yok ecedn oa GP a : . 7eQooEpurnger — — [zou ercedynev ave}, Tas yetoas | 14. — — azozorteic 0€ 0 agytovvaywyos, ayavoxtor - Ove ey sapBarey eSegarevoey 0 ‘hjoots, éheyey TD oxhep ove && Tegan elaly éy aig det egyee SEO Fat: ev avraicg ovv £QKO|EVOL Feqamereo de nal {Wy a) mueoe 15. cov oaBBarov. azcexoi In 0é QUTW) O 2LOLOG KEL EizcEY brcoxgitet y P40GTOS buoy (aa) cup pary ov Aver toy Boy avrou a TOY OVOY G70 TIS gatyys nal ere 16. zoriler; tavryy 0é Suyarega -ABoaay ob oay, 1 édnoev 0 catavas od déxa xa OxtW ety, avn e0eL Avdqvat G70 tov OEOMOD TOLTOV TI, Tueee TOL OUBParovr; 17. zai vavra héyorvtog avtov xavnoxivorto zeavrEeg ot QVTLZELMEVOL CUTE). Dagegen muss man zugestehen, dass die wunderbare Heilung der Kranken, wie sie Le. in V. 12 f. erzahlt, wenigstens in dieser Gestalt nicht in der Quelle gestanden haben kann. Denn die Worte des Synagogenvorstehers setzen auf’s Deutlichste voraus, dass es sich nicht um eine plétzliche Gesundmachung mittelst des Wortes auf rein wunderbarem Wege, ohne Hinzu- fiigung dusseren Thuns, gehandelt hatte, sondern um eine Aus- iibung iirztlicher Thitigkeit, welche unter den Begriff des zoye- Ceodar fiel und fiir die iusserliche Beurtheilung eine Unter- brechung der Sabbathsruhe bedingte. Nur in den Worten: émédyuev avty vag xeieag hat sich wohl ein Rest der urspriing- lichen Schilderung des Vorganges erhalten. Den Ruf Jesu V. 12b: ,,Weib, sei: geliést von deiner Schwiche* hat Le. von dem spiiteren Worte V. 16 aus gebildet, obgleich hier doch die eigenthiimliche bildliche Bezeichnung der Heilung als einer Lé- sung von Banden erst durch das vorangehende Beispiel der Ablisung des Viehes von der Krippe veranlasst ist. Dass aber die Schilderung, wie die Kranke segayoyjua gerade geworden sei und Gott gepriesen habe (V. 13b) und wie sich die ganze Volksmenge iiber die herrlichen Thaten Jesu gefreut habe (V. 17b), auf Le. zuriickzufiihren ist, wird evident, wenn man ~ beriicksichtigt, wie Le. in 5, 25 den Bericht. Me. 2, 12a modi- ficirt hat und wie er durch 9, 43a und 18, 43 die Berichte 129 § 20. Parabelworte Jesu tiber die Ausdehnung und die Schranken des Gottesreiches. Le. 18, 18—80; 14, 15—24. Mt. 13, 31—88; 7,13 f. 22 f.; 8, 11 f; 22, 1-14. Le.13,18.19. a. "Eleyev Ouota éoriy 4 Bactheia cot deod , , “A a. ” wy a) ~ noun olvarcEens OY aso avIouzog Eaher ig xi7COV c ~ Ne SEA oe Ness, ? PA \ ‘ cavtov nal yv§noev na éyeveto etc Oévdgor, nai ta X ~ > ~ , ~ © METELVA TOL OLEAVOL xarEGuyYWOEY eV TOIg xAcdolg 9 9 wy ~ R \ vA ay a C , ’ Ni C “ 20. 21. avrov. xat aki eizev* Ouoia éotiv 4 Paotheta Mc. 9, 27 und 10, 52 erginzt hat (vgl. auch Le. 7, 16 und Act. 38, 7—10; 4, 21). ‘§ 20a. Mit dem Parabelpaare Le. 13, 18—21 verhalt es sich ganz ahnlich, wie mit den Parabelworten 11, 34 ff (vgl. zu § 18a): Le. zeigt durch das oty am Anfange von V. 18, dass er es der vorangehenden Geschichte, welche in der Synagoge vor sich geht, angeschlossen haben will, und er hebt dann durch die geschichtliche Bemerkung V.22 hervor, dass hier ein neuer Redeabschnitt beginnt. Aber sobald man diesen V. 22, der doch nur die schon 9, 51 angegebene, aber gewiss unrichtige Vor- stellung des Le. tiber die geschichtliche Situation des ganzen von 9, 52 an reproducirten Logiaberichtes wieder ausdriickt, fortlasst, erhellt es, dass die beiden Parabeln, welche zu jenem Synagogenvorgange in garkeiner inhaltlichen Beziehung stehen, vielmehr die rechte Kinleitung zu dem folgenden Redestiicke bilden (vgl. Weiss S. 214). Es handelt sich um das gleiche Thema der Ausdehnung des Gottesreiches; nachdem Jesus in jenem Parabelpaare die weite Ausbreitung, welche das Gottes- reich gewinnen werde, hervorgehoben hat, betont er in scharfem Contrast hierzu gleich auch die Schwierigkeit des Einganges in dasselbe (V. 24); gerade fiir diejenigen, welche sich die Nichst- berechtigten glauben, wird es verschlossen sein, wihrend es die Fiille der dusserlich noch Fernstehenden in sich aufnehmen wird (V. 25—30). — Die erste Parabel vom Senfkorn war in nur wenig anderer Form auch von Me. (4, 30—32) tiberliefert. Mt. giebt sie nun im Marcuszusammenhange wieder, indem er Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 9 130 ~ ~ el ca) ~ 2 , tov Seo Coun, yy haBotow yrvy exovWer etc adevoov , , cr © Anes , co cara toia, tug ov ecvuwdy odor. 5 Rates > aif : Le. 13,23. b. [Bizey 0é vig atm: xtove, et odtyou ot owloueror; Cc A ny d fe i y \ ~ (Mt.7,13.) 0 dé eizev moog aveovg'| etoéAdate dia tig ~ = Cc Co c > (14.) oveviig wvAng: Ove TEFAtuméery | 000g y ana- Le \ \ > \ Cc youoa sic tyv Conv xai ohiyou Eioty ot ev- > OLOXOVTES AUTHY. sie durch einige Ziige aus der parallelen Logiaerziihlung erweitert, und fiigt dann die in der Logiaquelle folgende Parabel vom Sauerteige hinzu (13, 31—33); Le. dagegen lasst bei seimer Wiedergabe des Marcusberichtes (Cap. 8) die Parabel fort und giebt sie im Logiazusammenhange auch ganz nach dem Logia- texte, nur die einleitende Doppelfrage V. 18, und demgemiss auch die Einleitungsfrage V. 20 nach Me. 4, 30 hinzubildend. In der zweiten Parabel stimmt Mt. (13, 33), abgesehen von dem compositum évézxovwer statt des simplex, ganz mit Le. iiberein. b. Ob die einleitende Frage Le. V. 23 aus den Logia stammt, muss wohl zweifelhaft bleiben; vielleicht ist sie ein Zusatz, welchen Le. nach dem bei Mt. bewahrten Wortlaute des folgenden Ausspruches Jesu ergiinzt hat; wir wiirden im Zusammenhange mit den vorangehenden Parabeln vielmehr die’ Frage erwarten ; et wohdot ot Cwtoueror; Der Parabelspruch vom engen Thore lasst sich wohl in der oben versuchten Weise wiederherstellen. Le. hat den urspriinglichen Wortlaut mit Riicksicht darauf modi- ficirt, dass er den Spruch mit den folgenden Worten zu einer einheitlichen parabolischen Erzihlung zu verbinden gesucht hat; deshalb macht er aus der zvdy eine Ivee und liisst die ,, Vielen“ vor dieser Thiire stehen mit dem Wunsche, durch dieselbe auf- genommen zu werden (vgl. Weiss 8. 215). Andererseits hat Mt., der dieses Stiick in den Schluss seiner ,,Bergrede* verflochten — hat (7, 13 f.; vgl. zu § 2k), wahrscheinlich seinerseits die dem Worte iiber den engen Weg parallele Ausfiihrung tiber den breiten Weg (V. 15b) hinzugefiigt; man darf aber aus V. 13b, wo nach & it. Clem. Orig. zu lesen ist: Ore whaveta nai evob- Yooos 7 000g, wohl schliessen, dass die Logiaquelle in ihrem mit ove eingeleiteten Begriindungssatze nur die Enge des durch 131 ~ ~ c Le.13,26. ¢. IToddot éQovoly wor ev exelvn tH Nuéog: Ts , , , ‘ ~ Epayouey evw7cloy Gov “ai ézclower, “nal &v Taig mwha- c ~ y \ , is / > ~ . telaig yuor edldakag. xai rove OMohoyjow avtoic: bo ~l , Cue > Fu Clin , > , ha Sapo hey vuir, ove olda vuag wodte_v éoré* azcoorynve as bo a) a) ~ , BY , > U > oR ole c \ EMO 7AVTEG EOYATAL AOLKLAG. Exel EOTAL 0 zAQAVIMOG c \ ~ > / cr a” ) ; x zat 0 Bovywog THY odortwY, Otay oWEote Aoaau Ne) \ yee) Ny ? ~ , ~ ~ Ci ins nat loaan nat laxop ev ty Baordeia cov FEov, vuag das Thor fiithrenden Weges, nicht aber noch einmal die Enge des Thores selbst erwiihnte. e. Da die Schilderung Le. V. 25 offenbar in Erinnerung an die Parabel von den zehn Jungfrauen gegeben ist (vel. Mt. 25, 10—12), so darf man die in Beziehung zu V. 25 ste- henden Kinleitungsworte der Rede und Gegenrede V. 26 u. 27 wohl vertauschen mit den von Mt. 7, 22 f dargebotenen Ein- leitungen. Die angefiihrten Worte der Zuriickgewiesenen sind aber in Le. V. 26 gewiss urspriinglicher gegeben, als in Mt. V. 22, wo an Stelle des gleichgiiltig erscheinenden iiusseren Zusammen- lebens mit dem Herrn ein wunderbares Wirken in seinem Namen gesetzt ist. Der erste Theil der Antwort Le. V. 27 mag fiir den Evangelisten der iiussere Anlass dazu gewesen sein, in unsere Rede vorher jenes Stiickchen aus der Parabel von den zehn Jungfrauen einzuschalten, weil dort eine ganz dhnlich lautende Antwort vorkam; das zodev éocé, welches Mt. 25, 12 fehlt, wird an unserer Stelle urspriinglich sein. Wenn wir im zweiten Theile der Antwort aus Mt. 7, 23 die Worte ot éeya- Couevor viv avoulay statt éeyerar advziag einsetzten, so wiirde die Aussage ganz mit dem Septuagintatexte von Ps. 6, 9 iiber- einstimmen; das kann aber kein entscheidender Grund dafiir sein, die Worte des Le. zu verindern. In Le. V. 28 glaube ich, das oweote und vues nicht nach dem Matthiustexte in die dritte Person umzusetzen zu brauchen; der Uebergang zur directen Anrede an die anwesenden Zuhérer scheint mir nicht zu hart zu sein. Die Erwihnung der Propheten hinter den Patriarchen und die des Nordens und Siidens hinter den beiden anderen Himmelsrichtungen sind, wie Mt. 8,11 zeigt, Vervollstindigungen des Le. Mt. hat die Parallele fiir Le. V. 28 f. in die Erzih- gt 132 Wy Xe ayes hess) ~ 29. dé exBadhoutvovs ew. zat ySovow azo eaverodoyr \ ~ , y) ~ ~ zai Ovoudy xa avaxkudnoorta ev tH Baorkele cov ~ Le ‘\ ’ \ »” CA ~ ‘ \ ‘ 30. Heov. nal Ldov ElGly E0XYaTOL Ol EGOVTaL 7OWTOL, xa ELOLY 7LOWTOL OL EOOVTML EOXATOL. > 4, . ~ By >) ~ / Le. 14,15. d. ‘Axovoug 0é 11g Tatra simey avi waxceLog botLg , ay] = ~ = Ciaalce ¥ 16. gayerou agtoy év ti Baothete tov Feov. Oo O& ElzEv 3 ~ y / _ ~ art: avIeurmog vig ésolel Oé€iztvoy méyae xO exo- - ‘\ \ 2) / \ oo 3 ~ ~ 17. heey zeodhovg vai améotedey tov dovhoy avtov ti qc ~ y ~ — wo tov dstzvov étzEiy voig Z~ExAqUEVOLG* éeOXETSE, lung vom Hauptmann von Kapharnaum — eingeschoben (8, 11 f.); die Aussage, die ihm dort zu dieser EKinschaltung Anlass gab, bedingte zugleich die Umstellung des Wortes von der Aufnahme der Fernstehenden in das Gottesreich vor das Wort von der Ausstossung der zuniichst Erbberechtigten. Die Formel eg 16 oxorog vo e&wreoov V. 12 hat Mt. auch 22, 13 und 25,30. Dass die Sentenz, mit welcher Le. in V. 30 unseren Abschnitt beschliesst, hier nicht ihren urspriinglichen Ort habe, kann meines Erachtens daraus nicht geschlossen werden, dass dieselbe nicht nur von Marcus (10, 31), sondern auch von Mt. in einem anderen Logiastiicke (20, 16),- hier aber in nicht ganz gleichem Sinne, iiberliefert ist. Kine solche Sentenz konnte von Jesus wohl aa verschiedenen Gelegenheiten gesprochen und demgemiiss in verschiedenen Zusammenhingen aufgezeichnet sein; an unserer Stelle aber ist sie durchaus passend. d. Dass diese Parabel hier ihren urspriinglichen Platz hat, halte ich fiir wngemein wahrscheinlich. Le. hat sie, weil sie von einem Gastmahle handelt, mit zwei anderen Redestiicken, welche ebenfalls vom Gastmahle handeln, zu ihr aber in keiner inhaltlichen Beziehung stehen, in eine Gastmahlsituation hinein- verlegt. So passend sich der einleitende Ausruf V. 15b an die Schlussworte Jesu in unserem vorangehenden Abschnitte anreiht (13, 29), ebenso deutlich ist es, dass die erzihlte Parabel eine zutreffende Illustration enthiilt zu der Aussage Jesu 13, 28 ff, die Nichstberufenen sollten vom Gottesreiche ausgeschlossen, . Fernstehende aber in dasselbe aufgenommen werden. Anlass, einen Zusatz des Le. zum Logiatexte anzunehmen, finde ich, abgesehen von dem toy ovravazenméevoy V.15, nur in V. 21, 133 cr ” c pits Cirsyiure dale os , 18. ore yO Eromme Eto. xed yosavto amo mag martes ~ c ~ o) > ~ ) \ =} , TECQCUTELO CL. 0 TEQWITOS El7LEV ALTW)* AYQOY HYOQaCE Fl ‘ »” > / A 2, € ‘ oO ~ ) f , » ~ ” nel exw avayzyy ee tov weEiv avtov: gowtw oe, EXE z PA ~ oa 19. we wagnrnuevor. xai Evegog eizcev Cevyn Bowy nyo- , \ / v , a) , ~ QNOa MWEVLE ZOL 7LOQELOMAL OOXLUcOML aLEa* EQWTO A a” , \ > ~ 20. O&, eye ME mEONHTHUEVOY. xl EvEQog EizcEev’ yuvatxa 9 ay 5 \ Ni ee ~ D) 7 2 C ~ \ 21. eynua xa Ove tovro ov dvrauce éhdEiv. rai 7caga- , c Noes > / ~ > ~ ~ yevomevog 0 Oovhog azryyyehey vy xvelw avtov Tavra. eye ure cP) Dees es Waregeny 5 mi tgat > ~ TOLE OOYLOIELS O OLZODEOTLOTYS EizvEev TE OOvAW avtoOv* Jee , > iN 0 \ c/ ~ , eSelte tayews etg tag mhareias vai 6tuag Tyg 7O0AEWS eye \ 5 eee 2 & \ z CAige / , 22. nel Eloayaye woe. xa éizvev 0 Oovhog: “VOLE, YéyovEV A ‘. XY OL , z c 23. 0 éwéragac, “al ett vo70g eovly. nai ElzcEv O xUQLOS moog tov dovdov: ekehde tig vag Odotg nal Poaymovs zal aveyncooy sioehdeiv, tra yeuuody ov 6 oix0g" wo die zu sloayaye gesetzten Objecte rote marmyovg nai ava- myoovs xa trphote xai ywhovs gewiss eine Ergiinzung nach V. 13 sind; in den Logia wird das éeioayaye ebenso absolut gestanden haben, wie nachher in V. 23 das avayxzacoy eioeddeir. Mt. (22, 1 ff) hat diese Parabel nicht nur mit einer anderen, welche in den Logia ihr gleich gefolet zu sein scheint, zu einer einheitlichen Erzihlung verbunden und aus diesem Grunde gleich am Anfange das Mahl als ein Hochzeitsmahl bezeichnet (vgl. nachher zu e), sondern er hat sie vor Allem durch Ein- flechtung einer Reihe allegorisirender Ziige erweitert, um ihr die gleiche directe Beziehung auf das der géttlichen Offenbarung feindselige Verhalten der jiidischen Hierarchen zu geben, welche die ihr vorangehende, nach Mc. 12, 1 ff. erziihlte Parabel von den revoltirenden Weingirtnern hatte. So geeignet .alle diese, von der Lucasdarstellung abweichenden, allegorisirenden Ziige zur Einzeldeutung in dem angegebenen Sinne sind, ebenso un- natiirlich und deshalb unpassend erscheinen sie, wenn man. die Erzahlung, dem Wesen einer Parabel entsprechend, zunachst nur als Darstellung eines dem gewohnlichen irdischen Leben enthommenen Vorganges betrachtet: die Wiederholung der Botensendung, die Tédtung der Boten, die Aussendung der Kriegsheere zur Vernichtung der Mérder und zur Verbrennung ihrer Stadt, und die Aufschiebung des fertigen Gastmahles bis 134 9 , \ Cc c B) 4 ~ 2} ~ aye , ~ 24, hey yao vuly ote ovdeig tov avdgay éxetvov Tov J ~ . nEexrdyuevoyv yEevoevatl mov tov dElzcVOL. C , Cc ~ > ~ 3 / cr Mt. 22, 2. e. [Quorady 7 Baordela cov oveavay avIow7y, OOTIS - phn iW) , ~ cw > Snes 5) \ yA , 11. éxolnoey yauovg vp vi— avtov|. EetoehIov dé tea- \ > 39 Ari (lt > oaotar tovg avaxemméevoug Eldev Exel avIQwmoy ov~ 9 Bb) » , oy , qi \ , oe ete c ~ 12. évdedvuevoy evdvuc yoauov. nal héeyer avr" éraioe, B) ~ ~ / C mg ELonAdes woe wy exov EvOvuce yawov; oO dé e—p- > nach Beendigung der Kriegsepisode. Mt. ist in dieser allegori- sirenden Abinderung der Parabel ganz secundar gegentiber dem Le. (vgl. Weiss 8. 468 ff). e. So wie Mt. sie giebt, als Abschluss der vorangehenden Parabel, ist diese Geschichte von dem wegen seiner unfestlichen Kleidung vom Hochzeitsmahle. ausgeschlossenen Gaste sehr rithselhaft, weil in jener Parabel ja gerade der Fall erzahlt war, wie ein Gastgeber auf besonderen Anlass sich ausnahmsweise solche Giste hat zufiithren lassen, bei denen er nicht auf ein Erscheinen im Festgewande rechnen konnte. Durchaus ver- stiindlich aber wird uns diese Geschichte, wenn wir sie als eine zweite selbstiindige Parabel auffassen, welche, wie wir es sehr hiufig bei Parabelpaaren Jesu finden, neben dem Gedanken, zu dessen Illustrirung die vorangehende Parabel diente, eimen anderen nothwendigen Gedanken hervorheben soll, welcher sich durch jene erstere Parabel nicht gleich mit ausdriicken liess. In jener ersteren Parabel war es, wie namentlich der Schlusssatz Le. V. 24 zeigt, auf den Gedanken angekommen, dass diejenigen vom Gottesreiche ausgeschlossen werden, welche nicht sofort in dem Zeitpunkte, in welchem sie berufen werden, zum Eintritte in dasselbe bereit sind, sondern meinen, spater zu einer ihnen bequemeren Zeit noch in ihm Platz finden zu kénnen; unsere neue Parabel fiigt den Gedanken hinzu, dass diejenigen vom Gottesreiche ausgeschlossen werden, welche nicht die fiir das- selbe gehdrige Beschaffenheit aufweisen. Indem Mt. die beiden Parabeln zu einer einzigen combiniren zu kénnen glaubte, hat er die in der zweiten nothwendige Angabe, dass es sich um ein Hochzeitsmahl gehandelt habe, gleich an den Anfang der ersten gestellt. In der Logiaquelle begann die Parabel nach einer tiberleitenden Formel (etwa: zai zeduy sizer, vgl. Le. 13, 20) 135 , , 3 s : , . > ~ 13. won. tore elwev voig diaxovorg: [Onoavtes avrod yo \ a5 : Spay d, \ , 14. z00ag xa yeioac| éxBadere at'vov. TloAhol yao tou ee Jor NaN? , zhyjvol, ohiyou 0& ExhExvol. § 21. Jesu Worte tiber seinen baldigen Fortgang. Le. 13, 31—35. Mt. 23, 37—39. - > re re Ct — , ad Le. 13,31. “Ev avei, vy Mog mooorAday tives Dagroaior Aéyovtes > ~ ples C \ , >) ~ c c y avr: esehde var mooevov évcevd_erv, ore Howdyg 29 , B) ~ \ sy 5) ~ , 32. Héher O€ arcouréivar. xal El7cEY aLTOIG* mOQEUdETES 37) ~ > ie / eK AN > / y , elzace ty chwmext vavtn* tdov éxfahhw doumorie Tey de - a) ~ , y \ li y Nese ee KCL LAOELG ATCOLEAW ONMEQOY LOL HLOLOY, KELL UH TOLTH P ~ \ oes , ” = 33. vehevovucn. wayyy O&t ME OHMEQOY “AL HUOLOY KEL TH , cr 5 . , éyouevyn 7eogeveodar, ote ove Eevdéyeraa zcoopytyy gewiss in derselben, einfach den Vorgang erzahlenden Weise, wie die vorangehende Parabel (Le. 14, 16), also: a@yGowmog tic écoinoey yomovg zth. Aus dem avdowzcog hat Mt. zum Zwecke der allegorisirenden Verwerthung einen cyIewzog Baotdevs ge- macht (V. 2, und demgemass natiirlich V. 11 u. 13). Am Schlusse (V. 13) lasst er in seinem beliebten Zusatze: eg 10 Gx0v0g TO eevEegov" exel Zorae 0 xAGVIWOS ZEAL O Bovywog TOY odovrwy (vgl. oben zu c u. zu § 16c) die Erzahlung schon ganz in die Deutung iibergehen. Dass auch die Worte dyoartes avrot modag zai yeioag (V. 13) ein Zusatz des Mt. sind, ist deshalb wahrscheinlich, weil auch sie schon einen im Zusammen- hange der eigentlichen Parabelerzihlung etwas unnatiirlichen Zug darbieten. § 21. Mt. giebt 23, 37 ff. nur die zweite Hialfte dieses Redestiickes, und zwar als Abschluss der gegen die Pharisier (und Schriftgelehrten) gerichteten Strafrede Jesu (vgl. § 13k), deren Schauplatz er nach Jerusalem gelegt hat. Dass Le. den Zusammenhang dieser Worte richtig bewahrt hat, scheint mir um so sicherer, als der Schluss des auch von Mt. bewahrten Ausspruches seine rechte Erklirung erst durch den Zusammen- hang mit der von Le. berichteten Situation erhalt. Dass Jesus den Jerusalemiten, welche er rhetorisch anredet, sagt, ihre Woh- nung solle ihnen belassen bleiben, d. h. er, den sie nicht mehr 136 34. avoheoda ew ‘Tegovoclju. “Teoovoahiju Tegovocdyu, y azcoxvElvovoa vows TeQOPI TAS nal MFoRohovaer TOUS crceotahuévous 7006 aby, COOLS ehyoe & E7LLOUY- acu wee téxva Gov OV Teozov ogres oy EQUTTS vOO- 35. olay v0 tag mteQvyac, nab ol noehioate. idov aplerae tuiy 0 olxog tudor. Aéeyo vuiv, ov wh Vrté ue fwg Wee Ove elayrer evhoynuevog 0 eoxouevog ey ovouate “velOv. § 22. Zweite Rechtfertigung der Heilthatigkeit am Sabbath. ue, 14, 1-6; (Mt 12 10-8 \ > wy 2 ~ eek 5 , ~ Le. 14,1. Kai eyévervo &y wp éddety aveov etg olzxov tivog THY bei sich haben wollen, werde sie in ihrer ungastlichen Wohnung nicht mehr behelligen, bis sie ihn in seiner messianischen Herr- lichkeit wiederkehren sehen wiirden, ist dadurch bedingt, dass er vorher jene Mittheilung empfangen hatte, er miisse aus Galiliaa fortziehen, weil Herodes ihn umbringen wolle. Er antwortet auf diese Mittheilung: er wolle allerdings Galilia verlassen, wo man ihn los zu sein wiinsche, und nach Jerusalem ziehen, aber freilich nicht, um dort gastlichen Schutz zu finden, sondern vielmehr um dort vollends beseitigt zu werden; denn er wolle Jerusalem das alte Vorrecht lassen, die Prophetenmoérderin zu sein. Wenn das Wort zojuog am Schlusse von Mt. 23, 38 echt ist (es fehlt bei BL), so ist es nur ein Zeugniss dafiir, dass Mt. die urspriingliche Bedeutung des eg/era: tuiy nicht mehr er- kannt hat. Im Uebrigen stimmt der Matthiustext mit Le. V. 34 f. iiberein; nur steht im letzten Satze statt der umstandlicheren Formel: fw¢ 7&er ove Elance die einfache: fg ay etayre, und derselben ist das Wort ez core vorangestellt, ein Zusatz, welchen Mt. von der Voraussetzung aus macht, dass Jesus den ganzen Ausspruch am Ende seines letzten jerusalemischen Auftretens gethan habe. § 22. Es fragt sich hier zuerst hinsichtlich der Einleitungs- worte, ob Le. die Angabe, dass Jesus zur Mahlzeit zu einem Pharisder in’s Haus gekommen sei, seinerseits hinzugebildet hat, 137 : > - , ~ , Qa , ~ y a f \ 2. aoyovtwy tov Daoioatwr oapBatrw cpayely aetov, xat Vig wee , BY Co \ ” ‘ > ~ Loov av dowzog tig yy vdowmlxog EUTOODTEV ALTOL. \ , > \ , itm ~ 3. *2aL émnowtyoay avrov Aéyortes: eSeory wH Oe rn = ; 1 F ~ By ” c yA x > me 5. oappary Jeoumevoa y ov; oO dé ElwEeVv aVTOIS um so eine passende Situation fiir die folgenden drei Gastmahls- reden (V. 7 ff. 12 ff. u. 15 ff) zu gewinnen, oder ob er diese Gastmahlsreden unserem Stiicke angefiigt hat, weil hier die Situation eines Gastmahles gegeben war. Ich halte diese zweite Méglich- keit fiir die wahrscheinlichere, weil wir bei der ersteren die Voraussetzung machen miissten, dass sich schon in der Quelle die folgenden Gastmahlsreden an unsere Erziéhlung angereiht haben, eine Voraussetzung, welche jedenfalls hinsichtlich des Stiickes V. 15 ff. unrichtig ist (vgl. zu § 20d), und weil wir ausserdem nicht begreifen wiirden, weshalb Le. die Gastmahl- situation schon in V. 1 und nicht vielmehr erst in V. 7 be- ginnen liesse. Die Verhandlung selbst ist uns nun nur in eigenthiimlicher Combination mit der ahnlichen Sabbathsver- handlung Me. 3, 1 ff. iiberliefert worden. Mt. (12, 9—14) hat die von seinen beiden Quellen berichteten Vorginge einfach zu einem einzigen verbunden, auch noch einen Zug aus der ihn- lichen in den Logia erzihlten Verhandlung Le. 13, 10 ff hinein- flechtend (vgl. zu $19). Le. hat den von Me. erzahlten Vorgang schon frither (6, 6 ff.) reproducirt, hat sich jetzt aber bei der Wiedergabe unseres Logiastiickes doch auch wieder von der Erinnerung an die Marcuserzihlung beeinflussen lassen. Sowohl dass er in V. 1 die Pharisier als wegarygotusvoe avvoy be- zeichnet, als auch, dass er in V. 3 Jesum die Initiative der Ver- handlung mit der Frage éSeorry xcd. ergreifen und die Gegner auf diese Frage schweigen liisst, scheint durch jene Marcus- erzihlung bedingt zu sein. Mt. berichtet abweichend von Mc., dass zuerst die Gegner die Frage: ef é&eoru cvoig oapiacw deoe- acevo autgeworfen hiitten, und dass hierauf sofort Jesus mit der Gegenfrage, wie man sich am Sabbath gegen das in die Grube gefallene Thier verhalte, geantwortet habe; und zwar ist dies Alles, was Mt. aus unserem Logiastiicke hat. Mir scheint darin der Hauptbestand dieses Logiastiickes richtig bewahrt zu 138 , c ~ CX SN pte > , ~ \ > Tivos LUCY LLOg H BOS Eig PoeMQ mwEGELTAL, HCL OVA 3 B} / diem Cc ~ / Eevtemg avao7macer avroy ev YuEeoe tov oasParov; x \ > > ~ = 6. zat ove toxvoay avrarcoxerdivar 700g vabre. sein. Es handelte sich nach dem Berichte der Quelle nicht um die Rechtfertigung einer einzelnen Sabbathheilung Jesu, sondern um die Beantwortung der auf Anlass der Erscheinung eines einzelnen Kranken aufgeworfenen, aber ganz allgemein gehaltenen Frage, ob arztliche Thitigkeit am Sabbath gestattet sei. Weil das Logiastiick nur diesen Inhalt hatte, erschien es dem Mt. passend zur Hinfiigung in den Bericht tiber eine wirklich voll- zogene Sabbathheilung Jesu, wahrend. andererseits Lucas bei der gesonderten Wiedergabe desselben den ihm selbstverstindlich erscheinenden Zusatz machte, dass Jesus den die Verhandlung veranlassenden Kranken doch auch wirklich geheilt habe, zwar nicht auf dem Wege einer drztlichen Thiitigkeit, die als Sabbaths- bruch hatte erscheinen kiénnen, sondern auf wunderbarem Wege (V. 4; vgl. zu § 19). Die die Argumentation enthaltende Frage Jesu scheint mir von Le. urspriinglicher bewahrt zu sein als von Mt., welcher das einzige Schaf, das Einer im Besitz hat, am Sabbath in eine Grube gefallen sein lisst. Weil Mt. in Erinne- rung an die Logiaerzéhlung Le. 13,15 f Jesuni noch die Worte hinzufiigen lassen wollte, wie viel werthvoller doch ein Mensch als ein Thier sei (V. 12a), konnte er nattirlich nicht schon einen Menschen als Beispiel eines Gegenstandes, dem man am Sabbath Thatigkeit zuzuwenden sich nicht scheue, brauchen. Mt. hat hier eben zwei Argumentationen mit einander vermengt, welche sich doch nicht auf einander reduciren lassen; in den Worten Le. 13, 15 f. argumentirt Jesus: wenn man am Sabbath mit Thieren sich beschiftige, werde man doch auch eine analoge Beschiiftigung dem viel werthvolleren Menschen, einer Tochter Abrahams, widmen diirfen; an unserer Stelle argumentirt er: wenn man am Sabbath solchen Menschen oder Thieren Hiilfe leiste, die zu Kinem gehéren und fiir die man interessirt ist, werde man doch auch in anderen Fallen ohne egoistisches Interesse am Sabbath Hiilfe leisten diirfen, 13 § 23. Parabelwort tiber die Selbsterhéhung und Selbsterniedrigung. Le. 14, 7—11. a” y 7 ac ~ c Le.14,7.8. Eheyev dé seagapolyv: orav xdy dig v0 civog eG yuo S a] necvorahe dis gic THY regenvoxhucta, luyzcove 9: EVUUUOTEQOS Gov ¥) zenkyuevos va avrod, xe ehdov , 0 G& zai avrov xadkéoug éoEi GOL: OOg TOT TO7COY, \ / ah gts, \ , \ , , zal tore tokn mera aloyvyyg oY éoxavoy toz7coY In nd c ~ \ B} , 10. zavéyerv. ahd ovay zAyndIng sooEvtEtg avareEce gic \ >» , c cr ” c , tov éoyatov tozov, iva ovav éhdn Oo xexhyjnwg OE ~ fe 2) , , ay, coe Gor’ the, moQo0cavasyde avareoov* tote EoTCL \ J te 7 / ~ cor Ooka evmrcioy savrwy TOY OLvaVaZElEevOY GOL. cr ~ c C ~ C \ , i c 11. Ott mag 0 vWwy éavtoy tazcEevMdyoetar xaL O Ta- WEWOV eceLTOY DWEOIHOETHL. §$ 23. Dass dieses kleine Redestiick, fiir welches eine Parallele bei Mt. fehlt, eine Parabel enthilt, welche zur Ver- anschaulichung des am Schlusse ausgesprochenen allgemeinen Grundsatzes dient, hat Le. am Beginne von V. 7 richtig tiber- liefert: dadurch aber, dass er in V. 7 zugleich diese Worte auf Anlass des bei einem bestimmten Mahle von Jesu beobachteten Strebens der Giiste nach den ersten Plitzen gesagt sein lasst, hat er selbst den Worten die Bedeutung einer Parabel genommen und ihnen die einer directen Ermahnung gegeben. Der Grund zu dieser Umdeutung lag wohl in der imperativischen Form der Parabelworte, welche in dem analogen Falle Le. 13, 58 f. eine ebensolche Umdeutung bei Mt. (5, 25 f) herbeigetiihrt hat. Die Angabe jenes Anlasses unseres Redestiickes ist also gewiss eine Zuthat, welche Le. auf Grund des Wortes Mc. 12, 39 gegeben hat. Ob nun unsere Parabel auch in den Logia auf die bei Le. vorangehende Rechtfertigung des Sabbathheilens, zu der sie doch in keiner inhaltlichen Beziehung steht, gefolgt ist, muss unentschieden bleiben; vielleicht hat Le. ihr, wie der Parabel V. 15 ff., deshalb ihren Platz hier angewiesen, weil sie ihm die Situation eines Gastmahles vorauszusetzen schien. Den allge- meinen Grundsatz, “auf welchen sie gedeutet wird, finden wir sowohl Le. 18, 14b als auch Mt. 23, 12, am Schlusse zweier 140 § 24. Ermahnung zu einer ohne Riicksicht auf Ver- geltung geiitbten Gastfreundschaft. Le. 14, 12—14. PH ca ~ a Wn eed \ st, Le. 14,12. Edeyey 0&* ovay scotng aorotoy 4 Ogtzvoy, my pover \ ' v \ 9 , \ \ tovg gihovg cov mye tovg adehq@ove Gov mde TovE a yy , ovyyEevelg Gov unde yeltvovag zchovolovg, uymovEe xo 2} U \ ») aN , aveol avtizaheowoly G& Zab yérytou aytanod0Ua Oot. 3 > “Ch yi \ ~ / / a) , 13. add ovary doyny moins, xaher mtwyovg, avazyoove, , , \ , cr d , 14. ywhovs, trephovg, xai waxagiog EON, Obl OvD% EXOLOLY > ions a) y , ~ ayrarcodotval OoL* avvazcododyOEra yoo ooL eV Th a) , ~ avaotaoel TOV OLxcloY. § 25. Zwei Parabeln zur Erklarung der Freude Gottes iiber die Sinnesinderung des Siinders. Le. 15, 3 u. 8—32. ~ > ‘nl \ > \ \ Le. 15, 3. a. [Hizey 0 moog avrovg tip recto }0hyy TOULYY , , . . \ > ea )\ > , 8. héeywr'| tig yury Ooayuac exovoa déza, Ear azcohéon Logiastiicke; dass unsere Parabel aber zu einem dieser Logia- stiicke urspriinglich zugehért habe, méchte ich nicht behaupten. § 24. Auch fiir diesen Abschnitt hat Mt. keine Parallele. Kin solches kurzes Ermahnungswort, in welchem Jesus ein einzelnes charakteristisches Beispiel der von ihm geforderten selbstlosen Liebestibung gab, konnte ganz wohl als selbstiindiges Redestiick in den Logia aufbewahrt sein. Dass dasselbe von Jesus an seinen Gastgeber gerichtet war (VY. 12), hat Le. gewiss nur aus dem Inhalte gefolgert. Die im Lucasevangelium folgenden Stiicke 14, 15—24 und 14, 25—35 haben wir schon an ihren wahrscheinlich urspriing- licheren Orten § 20d u. 17b—d wiedergegeben. § 25a. Fir die Parabel Le. 15, 4—7 hat Mt. (18, 12 ff) gewiss den richtigen Platz bewahrt, indem er sie innerhalb seiner Parallele zu dem Stiicke Le. 17, 1—4 giebt. Man kann nur in Zweifel dariiber sein, ob nicht die Parabel von der verlorenen Drachme enger mit der Parabel vom verlorenen Schafe zu- sammengehirt (vgl Weiss S. 418), als mit der vom verlorenen 141 \ , 3 c , \ ~ ‘ 3 / Ooaxuny ulay, ovxl acter Avyvov x0 Gagol THY olxzLay Se a ~ ie ql ‘ c ~ 9. nai Cyret exiush@g twg ov even; “aL Evgovoe ovy- ~ ‘ , 4 Ul / , , nahet vac pihag nat yeltovag heyovoa* ovvyeoyte uot, c c ‘ . \ cas > , t \c , 10. ore eveoy tiv doayuryy yw anwheca. Ovtos, héyo c 2 ‘ , ~ ~ ‘ \ Cc vuiy, ylvevae yaon eEvewzloy tov Feov ent et Hucao- toh wEvavoovrtt. Sohne, so dass auch sie jenem spiiteren Logiastiicke zuzuweisen wire. Allein wenn man von denjenigen Ziigen in der Parabel vom Schafe absieht, in welchen erst Le. sie der Parabel von der Drachme conformirt hat, niémlich von der Aeusserung der Freude des Hirten iiber das wiedergefundene Schaf (V. 6, vgl. V. 9), und von der Schlussdeutung der Parabel auf die Freude im Himmel iiber die Sinnesiinderung des Siinders (V. 7, vel. V. 10), wenn man diese Parabel vielmehr in der gewiss urspriing- licheren Gestalt in Betracht zieht, in welcher Mt. (18, 12—14) sie tiberliefert, so erhellt, dass die Parabel von der Drachme in niherer Verwandtschaft zu der Parabel vom verlorenen Sohne steht. Die Parabel vom verlorenen Schafe soll den Werth ver- anschaulichen, den auch das einzelne kleine Glied in der grossen Menge, in welcher es werthlos zu sein scheint, behalt, und sie findet nach dem Zusammenhange und nach Mt. 18, 14 ihre Anwendung darauf, dass auch das ausserlich unbedeutendste Glied des Gottesreiches fiir Gott Werth hat, so dass es eine grosse Schuld bedingt, wenn man es irgendwie dem Gottesreiche entfremdet; die beiden Parabeln von der verlorenen Drachme und yom verlorenen Sohne aber sollen den Werth veranschau- lichen, welchen speciell der Wiedergewinn des Verlorenen hat, und sie finden ihre Anwendung darauf, dass Gott der Sinnes- iinderung des ihm entfremdeten Siinders hohen Werth beilegt. — Die von Le. zur Einleitung dieses Parabelpaares gegebene ge- schichtliche Bemerkung V. 1 f. erinnert so sehr an Me. 2, 15 f. . (vgl. Le. 5, 30), dass man kaum annehmen kann, sie habe in den Logia gestanden. Die Worte V. 3 aber kénnen wohl aus der Quelle stammen. In der Parabel von der Drachme_ sind ausser dem iiberleitenden 7 (V. 8) wohl auch die Worte cay ayyéhwy vor vow Seov (V. 10) von Le. hinzugesetzt; sie ver- danken ihre Kinfiigung gewiss dem Streben, Gott nicht anthro- 142 = 5 , wv / Si d A tae f Le.15,11.12.b. Eizey 0é- avIouzog tig sive Ovo viove. xa = C , Oe ~ Si2 El7LEY O VEWTEQOS ALLWY LM Eatel* mete, OOg mot \ 7 pa , ~ Oey Cc yA ~ > ae to éetpakhoy wéoog tig ovolag’ O dé OLEthev aveoic ‘ pares Vows \ B) By \ c , \ 13. toy Ptorv. xel wet ov sodhag yugoag ovvayaywr , c , GIN 2 Na oY , , TEUVECE O VEWTEQOS LLOG a7LEOHUNOEY ELS YwWoaY Waxeay, 3) ~ y / ‘ 2 > ~ aw 2) , “AL EXEL OLEOXOOZLLOEY THY OvOlaY avtod LOY Gowtus. 4 Je » N d =~ , a) / \ ’ \ 14. danavyoarrog Oe abvow marta éeyévero hiog toxvod \ , \ a} 2 c ~ “ALA THY YWoay ExElvyy, nod aDLos HoSaro votEegeto Fae. r y \ (ans / Cr EN' ~ ~ Dee , 15. nat mogevdeg exohhyIn evi tov mokitwy vis ywoas ? ' \ ” LAN a) \ 3) \ a ~ EXELVYS, ACL eTvEUWEV AVTOY ELS TOVG ayYeOLG avTOU BL, , \ > o/ ~ a] ~ 16. Booxery yotgovg: xa exedvuer yooracdyvar ex tor , oe Oy, c aes Re ET Qe ror x ZEQATLOY WY HOFLOY OL YoIgoL, xaL OvdELG edLOOV avtY). i] , c \ NEN” 3D \ a , (vets ~ / 17. etg eavtoy de eldorv equ moot ulodLoL TOL 7Ereog = 2) as Rr fd NPN wy ee = ean /2 {Lov 7KéQLoGEvoyta aetor, éyw 0é Alum WOE a7cohdvuc’ D. \ / \ \ ~ 18. avacrag 7o0gEvooMae meg TOY maLéea MOV “aL éoC I , cr Sy \ 2) \ F 7 , aE" WATEO, YUAETOY ELG TOY OLOCVOY ZO ev~o7cLOY ae, a) \ = az ey , , 19. gov, ovzere elut e&tog zd Iqvee viog cov zolyoor Cc ~ p) 6) 20. ue WG Ha tov wodiwy cov. xai avactag HAIEV \ \ c ~ 2 ‘ 2 ~ 3 00S TOY 7ALEQH EMLTOL. ELL O& ALTO WOKoaY azé- To > aX c \ a] ~ 4 yovtog eldey avtoy 0 mati avtov val éomdayyrio dy y \ oY \ , 3 ~ x nal Ogcuwy éeémEGEV Ei TOY ToayyhoY avo xai , 2) , 3 v C GEN ») ~ , 21. zarepidyoey avtoyv. eimev dé 0 vlog avty: mate, cr ’ ‘ 2 \ \ y , = a MAOTOY ELG TOY OLEAYOY KEL EVWWTELOY GOL, OLZETL ELLE 99 ms act Cc. = ay c \ \ 22. agvog xAydyvar viog cov. Eimev O& O watHO 700¢ \ y , 3) ~ \ to /, tovg Oovhovg avrov: tayo éevéynave ovohyy vip , \ 2) 7 2 a \ vals , > mowtryy “ol evdvoate avtoy xnat dove Oaxtvhioy sic popathisch vorzustellen, vielleicht auch der auf einer allegorisi- renden Deutung der Parabel beruhenden Reflexion, dass Gott selbst doch keine ,Nachbarn‘ habe. b. Die Parabel vom verlorenen Sohne dient der voran- gehenden insofern zur Ergiinzung, als sie einerseits den Wieder- gewinn des Verlorenen nicht als Resultat des Suchens, sondern als Resultat der eigenen freiwilligen Riickkehr des Verlorenen erscheinen liisst, und als sie andererseits durch den auf den iilteren Bruder beziiglichen Schluss die Freude Gottes tiber den Wiedergewinn des Verlorenen als ein der -viiterlichen Liebe natiirlich entsprechendes Verhalten gegeniiber. einer diusserlich 148 bo 9 \ ~ 9 ~ \ c / ’ \ / \ 3. Tye ELQG OUTOD Hot vacodnuerta ElG TOUS 700as, HOt pegere voy moazoy cov ourev cov, vote xe gpayovres 24. EvpoarvIauer , Obl ovtog O Vlog Mov VYExXQOg ay “al > - 3 > \ c avélyoey, iv azcohwhog zai evgédn. nai joSavco D) , LAC 3 yA c Cam 2) wy 6 Lae > 25. EvpoaivEer dc. 1 dé 0 vlog avTOU O TOEOBLTEQOS EV ») ~ \ ~ Seek av ayo: nai ws FQLOUEVOS ayjoey TH Ol“La, YLOVOEY Ul / ~ 26. ovuporiag xa yoowy, xai moooxnchecauEevog eva TOY 9o7 oO > One aul, ON 225 a ee Cc vet 5 27. waidwy éecvvdavero ti av ety tavta. oO O& él7vEY 2 fie 14) Cc Io , a c \ I c pe? avty) Ove 0 adEhPpog Gov Yuet, “OL eEDvOEV 0 7LATIO \ / \ , cr c , Fire aS GOV TOY MOOYOY TOY OLvEvTOY, OTL LyLalYOYTa avtoy > y DB) a ~ 28. anéhaper. woylodn dé xa ovn ydehev sioeddeiv. iS \ B) ~ ys va ‘< Cc . 29.0 dé matijo avrov eel dor magenta avvoyv. 6 0é ? \ 55 ? amonordeig Eizcey tO mare ator Ldot tooabta ey ‘ / \ Jos 7 / 7 ~ C \ dovdevwr Gor xat ovdézcote Evtodny Cov raonAdor, xa \ Io AN t ' ~ euol ovdézore EOwWxas ~oLoy Wa wEre tov —pihov er : 9 ~ c Wy AG eT, ct ic , 30. wov evpoayIa: ove 0& 0 vLIOg Gov OLTOg 0 xaTapaywr \ \ ~ BY ” 2) ~ \ gov toy Bloy usra ogvey yAdev, edvoag avi vor \ , C y S) d ~ \ , 31. ovvevtoy wooyor. 0 O€ Eley HLT’ TExVOY, OL 7AY- a ~ Ss \ , \ / TOLE MET Fuov El, “ai marta Ta gua oa sot: cr (c Io , 32: evepgca dive dé nC xecgnyert E0EL, OTL O adehpos Gov OvTOg VEXOOS ay nal ElnoEev, “Ol ascohwhog 2a Evoedy. § 26. Belehrung iiber die kluge und treue Verwer- thung der irdischen Giiter. ee lee teats oy 19) 11297. That Mite be 14290! 165 4. ei y Le. 16, 1. a. Eheyer Oe nat 7090S Love meedyveg: cr Qca708 TLS ay ies ‘GLOG OG EiYEY OLxCVOMOY, ZAd OLTOg dLEBAHIG gerechter erscheinenden, aber unnatiirlich lieblosen, dem Ver- hiiltnisse des Vaters zum Sohne und des Bruders zum Bruder nicht entsprechenden Beurtheilung rechtfertigt. Wie genau Le. . im Detail seiner Quelle gefolet ist, muss dahingestellt bleiben ; es liegt aber kein Anlass vor zu bezweifeln, dass diese Parabel in Verbindung mit der vorangehenden wirklich in den Logia stand. $ 26a. Nur bei zwei Stellen dieser von Le. allein erziihlten Parabel driingt sich die Vermuthung auf, dass Le. den Logia- 144 2. wr wg draonogmiloy te vreeoyovra autot. nal povyous abtoy éizev abt: tt vovto axovw zéoi Gov; a7c0d0g tov hoyov Tig olxoVOULAg GOV, Ov yae 3. dvvn ete oixovomety. éizcev O€ @v EAVTW) 0 OLZOVOUOS™ Tl OLYGW OTL O xLELOS COV a—~aLoEttaL THY OtZOVO- ulay az guod; OxamtEW OvZ Loyvw, ecaLtEly aboxt- . vomce’ &/yov Th oLjow, tva Otay LETaOTAIO ex TIS . olxovoulac déSwvtai ue eig Tovg olZzovg EaLvToY. HO mooonaheccuevog eva Fxraotoy Tor yoeopEerhEeror Tov zvolov savtot éheyer 1) sowtW* OOO” opElhElg TY) 5 ’ ~ \ fits \ , \ éivev avtm@* OéSae ov Ta yoauuata zai xadloag / , 5) \ 7. TaYEWS YORWOY mweEvTyxorta. EvELTa eLEQW El7LEV* OL ON , 3 U c s) , , dé sooov opel; 0-08 EizvEev* EXATOY ZLOQOLE GitOL. , > ~ \ fte \ / \ / > A . S ay A 4 = hévyer avr: déSat cov ta yoaumara zat yeaworv oy Niet A , C / \ “ / ~ 8. doyzovra. [Kai ézrivecey 0 xvgrog| tov oLxovomoy TIS text nicht genau wiedergeben hat. Zuerst am Anfange von V. 8, wo es kaum zweifelhaft ist, dass nach dem uns vorlie- genden Texte als der das Lob aussprechende Herr nicht Jesus, sondern der reiche Mann der Parabel gemeint ist, wo es aber ebenso wahrscheinlich ist, dass in der Logiaquelle hier die Be- urtheilung Jesu selbst begann, also der Text’ etwa_lautete: éxcuva cov zvh. Im Munde des Herrn der Parabel ist das Lob des Verwalters ganz unnatiirlich, da niemals der Betrogene selbst die Klugheit des Betriigers loben, sondern héchstens sich iiber sie verwundern wird; und iiberall, wo uns sonst solche unnatiirliche Ziige in den Parabeln Jesu begegnen, pflegen sehr bestimmte Indicien darauf hinzuweisen, dass dieselben erst als spitere ,,Verbesserungen* unserer Evangelisten in die Parabeln hineingekommen sind. Hier in unserem Falle erschien es un- passend, dass Jesus den durch adixta charakterisirten Verwalter lobte, sobald man nicht beachtete, dass das Lob eben nicht seiner aodisic, sondern nur seiner Klugheit galt, zu welcher die edizta in einem accidentiellen Verhiiltnisse stehend gedacht werden muss. Die Probe fiir die Richtigkeit der Vermuthung, dass das Lob in V. 8a urspriinglich als Lob Jesu berichtet war, liegt darin, dass in den Worten V. 8b, welche sich doch ganz eng 145 adiziag Ove Pooviuwg éecolyoev* Ore Ot viol Tod ata- VOS TOLLOL PoorMLMOrEQoL L7éQ TOG vlog TOL Pwtog 9. gig tay yevedy viv éavtoy elolr. zai eyo vuly héyo, [favroig sojoare pidovg é% tov uapwova tig adrxiac, iva Ova éxhinyn déEwvea vuas elg tag atwvriovs oxnvac). Mt. 25,14. bo — — “Avdquzos czcooquay exaheoev TOUS idtovg dothovg xai moargedeoney QUTOIS ta _ bree yoree. aurot, 15. zai usr Ruwxev mévte tehavta, @ dé dbo, w dé Ly, ixaotw xara viy lay diva, xal azcedjunoer. 16. e&vFéWg mogevIeic 0 ta wévte téhovta haBwy Hoya- mit V. 8a zusammenschliessen, jedenfalls nicht eine Beurtheilung des Herrn der Parabel, sondern eine Beurtheilung Jesu zum Ausdrucke kommt. Und dagegen spricht nicht das zai éyw déyo am Anfange von V. 9, wo Jesus durch das zai seine Kr- mahnung in Analogie stellt nicht etwa zu dem Lobe des Haus- herrn der Parabel, sondern vielmehr zu dem Verhalten der Kinder dieses Aeon, welches er in seinen vorangehenden Worten V. 8b beriicksichtigt hat. Zweitens scheint mir die Urspriinglichkeit des Wortlauts der in V. 9 gegebenen Anwendung der Parabel in Zweifel gezogen werden zu miissen. In ihrer vorliegenden Gestalt lassen sich die Worte nur verstehen als Ermahnung, den Geldbesitz auf Erden zur Wohlthitigkeit zu verwenden, um hierdurch dereinst den Eingang in den Himmel zu gewinnen. Bei einer allegorisirenden Deutung der Parabel lag es ungemein nahe, ihr diese Anwendung zu geben, wie denn ja die Schluss- worte von V. 9 in geflissentlicher Analogie zu den Worten von V. 4 stehen. Wenn man aber beriicksichtigt, wie Le. nach- weisbar zweimal (11, 41 u. 12, 33) die specielle Ermahnung zum Almosengeben an die Stelle einer allgemeineren Ermahnung, welche in seiner Quelle stand, gesetzt hat (vgl. zu § 15b u. 15d), so lisst sich der Verdacht nicht abwehren, dass auch an unserer Stelle die Worte Jesu nach den Logia den allgemeineren Ge- danken ausdriickten, man solle die irdischen Giiter so verwenden, dass sie ein Mittel zum Gewinne des ewigen Lebens wiirden. b. Sowohl Mt. als auch Le. haben diese Parabel, weil sie von einem zu seinen Knechten zuriickkehrenden Herrn handelte, Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 10 146 2) ~ ol c , 17. caro éy avtoig nat éxéodnoey ahha mwévte. woavtwe wv , ie \ \ SY 18. 0 ta Oto éxégdyoey GAha Oto. 0 0& tO &Y haBor B) 4 a» ~ > , ~ aehdov wovkey yiy xai exoviey TO aoyvoroy Tov > ~ \ \ , »” i , 19. xvelov avrov. peta 0& zohvy yoovoy EoxETaL O “LELOS ~ / S bostetie > irk! tov dovhoy éxelvov xai ovvaiger hoyov met ator. \ \ ic x , / \ fe 20. xat moocedduy o ta mévte tahavta hafwy ze007- a , / fd veyney ahha seévte tahavta héyov: xvole, mévte TA- , } ” oUA , / Ds hovta wow wagedwnac, We ahha wévte tahavta éxéo- »” aie ts , Bey > ~ > “ 21. Oyoa. eqn avtm oO xveLog avtov: ev, dovhe ayadé \ ey / ~ nai Lote, érct Odiya Fo motos, et zcodhov oe x N c \ , , x 22. xataotyow. zeocehur xai 0 ta Ovo tahayta Eimer: , , / / , a »” , nvgle, Ovo taharta wor sagédwxag, We adda dvo . , Des ate , Dees 3 23. tahavta éxéodjoa. EPH avrqm O xVELOG aUTOv* Et, led > \ \ , oe Gye) z , p na Oovle ayade nal meoté, Et OAtya Yo mLOTOG, éni { ~ , \ A \ c \ 24. zoddwy oe xataotyow. zmeo0cehtuy d& xat 0 TO “4 , c &y cahavvoy silypug sizer’ xvore, eyvov o& Ot Oxdy- > a5 cr BY 00g ef avdouz0g, Ieoilwy Omov ovx eO7KELQUG “AL allegorisirend auf die Parusie des Messias gedeutet; Mt. hat sie deshalb in seine grosse Parusierede Cap. 24 u. 25 einverleibt, und Le. hat sie mit einer anderen auf die Parusie beziiglichen Parabel verquickt (19, 11 ff; vgl. § 33e). Dass die Parabel in unserem Abschnitte ihren urspriinglichen Ort hat, haben Holtz- mann a. a. O. 8. 155 und Weiss S. 535 f. richtig erkannt; nur weist Ersterer ihr die Stellung nach Le. V. 12 an. Sofern die Parabel auf den Gedanken abzielt, dass die treue und fleissige Verwerthung der anvertrauten irdischen Giiter durch die Ver- leihung der neuen Giiter des Gottesreiches belohnt, die untreue Nichtverwerthung jener anvertrauten Giiter aber durch Ent- ziehung aller Giiter bestraft wird, bildet sie sowohl die passende Krganzung zu der die rechte Klugheit im Gebrauche der irdischen Giiter empfehlenden Parabel vom klugen Verwalter, welche mit dieser Ergiinzung ihren scheinbar anstissigen Charakter vollends verliert, als auch den passenden Uebergang von dieser Parabel zu den Spriichen Le. 16, 10—12, welche ohne diesen Uebergang abrupt erscheinen. Zwischen den beiden Parabeln vom klugen Verwalter und von den treuen Knechten stand in den Logia wohl nur eine kurze Verbindungsformel. Mt. scheint unsere 147 ~ , c ? , \ y, \ > 25. ovvaywr odev ov dLecxog7tioag* xa popytets azceh- Sov exovwa to vahavro 1 & tH yn we & ) by ExovWa TO tahavtoy Gov & TH Vi WE EXELG TO 9 / ? bs \ dé C A / B) ic Bs > oe 26. ov. azcoxordEelrg O& O x“VELOG avTOD élztEY avT) a Neu reeds c Ite co > zcovnge Oovhe xed OxvNoe, NOELG OTL FEotlw Oz0Vv Ovx 9 Py Re \ , cr 3 , ry We 27. co7eetpa Ko aovaryeo odey ov dteaxogztae ; é0EL O€ ovy Phew va cgy/vQue Lov tois tooel ICUS nel DN 28. ehdov eyo —ExomLoc ny ay tO eqov oby TOnmD. agae oly am avrovd to tadavtov xa dove v@ éyovtr ve , mt \ y , \ 29. déxa tahorta. Ty yao exovte rcorti doIjoerce xe , ~ , a > MEQLOOEVINGETAL* TOL O& Mi) EZOVTOS “aL O EXEL O- , > > 2) ~ IYCETAL ATE AVTOV. Parabel in wesentlich treuem Anschlusse an die Quelle wieder- gegeben zu haben. Nur sind die Worte am Schlusse von V. 21 und 23: eloelde sig tiv yxaoay rov xvetov cov und dann die Strafverkitindigung tiber den faulen Knecht V. 30 (vgl. 8, 12; 13, 42. 50; 22, 13; 24, 51) gewiss seine Zusitze, durch welche er die Deutung auf den himmlischen Lohn und auf die Hillen- strafe in die Parabelerziihlung selbst hineingetragen hat (vel. Weiss 8. 533 f). In Folge des Zusatzes V. 30 erscheint der Spruch V. 29 als noch mit zu den Worten des Herrn in der Parabel gehérig, wiihrend er im Sinne der Quelle vielmehr die allgemeine Regel enthielt, auf welche Jesus die fertig erziihlte Parabel deutete (vgl. 18, 14. 35; 22, 14; Le. 14, 11. 33; u. 4). Le. hat die Parabel, abgesehen von ihrer schon eee v er- mengung mit einer fremden Parabel, auch in manchen einzelnen Ziigen umgestaltet: statt dreier Knechte nennt er am Anfange zebn (V. 13), obgleich hinterher bei der Rechenschaftsablage auch bei ihm nur drei erscheinen; jedem dieser Knechte liisst er nur eine Mine zuertheilt sein, vielleicht weil das Wort ,du bist im Kleinen (bezw., wie Le. V. 17 hat: im Geringsten) treu. gewesen“ es ihm unpassend erscheinen liess, dass den Knechten schon die verhiiltnissmiissig grosse Summe mehrerer Talente an- vertraut gewesen wiire; mit den Zahlangaben des Mt. beriihrt er sich dann aber wieder darin, dass er bei der Riickkehr des Herrn den einen Knecht zehn Minen, den anderen fiinf haben lasst (V. 16 u. 18); den faulen Knecht liasst er seine Mine nicht 10* 148 ’ ~ , Le. 16,10. @. ‘O motdg &y ehaylorm nat év modk@ mcL0t0g éotW,, 4, VG. 2: Bb , a” ae) ~ vw , y nol o &v ehaylotw adexog nat év sodA adtxog Ect. , 3 ? pa tA! ~ \ > Vo \ 11. et ovy ey TH) adlxm Wawra LOTOL Ovn éyevEOtE, TO 2) \ ' Cc ~ , \ ae ee ' 12. ahynduvoy vig vuly morEevoer; xa eb év tH adhotei@ > \ Cc Con a LLOTOL OVA eyEvETHE, TO LMETEQOY Tig OWOEL LMLY ; ~ c ~ c \ ~ Le. 12,47. d. "Exeivog dé 0 dovhog 0 yrotg vo Féhnuc tov nvgtov ‘ id aN , ‘ \ , ~ nal uy [evorucoas 4] zorjoas me0g TO Féhjua avtov y U , c a ‘ , , tye es 48. dagnoerau zrohhag: o dé uy yvoug, morjoag dé adie vergraben, sondern im Schweisstuche aufbewahren (V. 20). Alles dies sind offenbar secundire Ziige. c. Diese Spriiche dienen zur Begriindung des Grundsatzes, auf den die vorangehende Parabel gedeutet werden soll und welcher in den Worten Mt. 25,.29 als unter eine allgemeine, sprichwiortliche Regel fallend bezeichnet ist: dass die treue, d. h. fleissige und dem Willen Gottes entsprechende Verwendung der irdischen Giiter durch die Verleihung der grésseren Giiter des Gottesreiches belohnt wird, dass sie also das kluge Verhalten ausmacht, durch welches die irdischen Giiter Mittel zur Gewin- nung der Giiter des Gottesreiches werden. Der Grund, weshalb die treue Verwendung der irdischen Gtiter in der angegebenen Weise belohnt wird, liegt darin, dass man in ihr eine solche Qualitit beweist, vermége deren man, gemiss einem Schlusse a minori ad maius, zur richtigen Verwerthung auch der héheren Giiter des Gottesreiches geschickt und wiirdig erscheint. d. Diese Spriiche dienen insofern zur Erganzung und Pra- cisirung des Gedankens der vorangehenden Aussagen, als sie hervorheben, dass sich die Grésse der Leistungen, welche Gott von den Menschen fordert, deren Erfiillung oder Nichterfiillung also auch das Urtheil Gottes, ob sie treu gewesen sind und Lohn erlangen sollen, oder ob sie untreu gewesen sind und Strafe empfangen sollen, bedingt, sich je nach dem Masse der Erkenntniss und der Giiter richtet, welche die Menschen von Gott empfangen haben. Wie dieser Gedanke schon durch die Parabel von den treuen Knechten und:-dem untreuen Knechte mit zur Anschauung gebracht ist (sofern den Knechten ein ver- schiedenes Mass von Giitern anvertraut wird, dem ein verschie- denes Mass ihrer Leistung entsprechen muss, damit sie als treu 149 ahyyov dagioerca Odiyag. zcayti dé @ 20694 zodt, 7ohd LyryIyoerar mag’ avrod, zai wm magédevto OAV, TLEQLOOOTEQOY abtyGOvOLY abrOr. Le. 16,13. e. Ovdeig oixéryg Obvarae dvoi xveloug Oovdeverv* 7 yao tov Eva pLojoer nal tov Fregoy ayarcyoEel, y éEvog avdekerar xa vov Evéoov xavapoovyoet. ov divaote Sep Oovhevery xo uauore. anerkannt werden, und sofern bei dem untreuen Knechte seine Kenntniss der Forderungen des Herrn als Grund einer desto grosseren Schuld seiner Untreue geltend gemacht wird), so ist auch die Form, in der dieser Gedanke hier ausgedriickt wird, “noch bedingt durch den Riickblick auf jene Parabel. Mir scheint in der Hervorhebung dieser inhaltlichen Beziehung die aus- reichende Rechtfertigung dafiir zu liegen, dass ich diese Spriiche eben an dieser Stelle wiedergebe, wahrend Le. sie einem fritheren Logiastiicke angehiingt hat, mit welchem sie doch inhaltlich nicht in Zusammenhang stehen (vgl. zu § 16c). Ich vermuthe aber, dass Le. aus der Beziehung, in welche er diese Spriiche za den Parabeln von den Knechten, die bei der Riickkehr ihres Herrn bereit sein sollen (12, 35—46) gebracht hat, Veranlassung genommen hat, in V. 47 die Worte évouucoag 7 einzuschalten. e. Mt. (6, 24) giebt diesen Spruch innerhalb seiner ,,Berg- rede“, und zwar in Verbindung mit den beiden Logiastiicken § 18a u. 15b. Le. hat ohne Zweifel den urspriinglichen Ort bewahrt. Am Schlusse unseres Redestiickes soll der Spruch den Gedanken hervorheben, dass ein solches dem Willen Gottes in der Verwendung der irdischen Giiter entsprechendes Ver- halten, wie es im Vorangehenden als ,,treu“ bezeichnet war, sich nur dann vollziehen lasst, wenn man sich ganz in den Dienst Gottes stellt, also die irdischen Giiter ganz dem Trachten nach den Giitern des Gottesreiches unterordnet, nicht aber, wenn man zugleich die Sucht nach blos irdischen Giitern befriedigen zu konnen meint. 150 § 27. Rede tiber die Verschiedenheit des Urtheiles Gottes von der Selbstbeurtheilung der Menschen oder ihrem Ansehen unter anderen Menschen. TicalG: 14-31 ip sg 14) Le. 18, 9. a. Eimev 08 nai moog tiwag tovg wenordotag ep Eaveolg Or Eloiv dlxaror nai éovIevorytag torg hot- 16, 15a. movg: vuetc gore ot OrncuobytEeg EaLTODg évw@m.oV TOY avdousuv, 0 d& og yuwwoxer tag nxaedlag tur. 18, 10. “AIewzor dto avéByouy eig 10 teQov zcQ00EvSaoIa, 11. sig Daguociog zai 6 Eregog teh@vyg. 6 Daoioaiog ovadsig taita 20g ~avtoy meocntyeto* O E06, ELYAQLETO GOL Ore ove simi WomEQ ot hotzoi voY avIouzoy, terayes, AOL, moLyol, 1, “al Weg OLTOS § 27a. Die Ankniipfung an die vorangehende Rede, welche Le. dem Abschnitte 16, 14—31 durch die Mittheilung V. 14 giebt, dass die Pharisiier in ihrer Geldgier iiber Jesum wegen seiner vorangehenden Rede die Nase geriimpft hiitten, worauf dann Jesus mit dieser neuen Rede geantwortet habe, ist gewiss nicht der Logiaquelle entnommen. Le. hat sie hergestellt, weil ihm die zu diesem neuen Abschnitte gehdrige Parabel vom reichen Manne eine solche Belehrung iiber die Verwerthung der irdischen Giiter zu enthalten schien, welche der durch die Parabel vom klugen Verwalter gegebenen Belehrung analog war. Thatsaéchlich zeigt uns nun aber sowohl V. 15 als auch der Verlauf der Parabel vom reichen Manne, dass sich diese neue Rede Jesu durchaus nicht gegen die Habgier und den Reich- thum wendet, sondern gegen die Vorstellung, dass sich Gottes Urtheil tiber die Gerechtigkeit und den Werth des Menschen nach der Werthschitzung richte, welche man selbst tiber sich ausiibt oder welche man von anderen Menschen erfiahrt; der Reichthum kommt dabei nur in Betracht, sofern er das hohe Ansehen unter den Menschen ausdriickt oder bedingt. Ferner hat Le. in V. 16—18 einige auf den Fortbestand des Gesetzes in der Zeit des Evangeliums beziigliche Spriiche in unser Rede- stiick eingeschaltet, welche hier bestimmt nicht’ ihren richtigen 151 Cc , , ~ , > 12. 0 tehwryng: vyotevw dig tov oaBBarov, amodExaretw , c ~ c \ , , Ce ‘ 13. wovta ooa urmuct. o dé tehwryg maxoodEv eOTWG > ” Ir \ > \ ee > \ ovx tehey ovde tovg opIahuovg éaoar eg voV > , > 3 a” \ ~ c ~ , c ovgavor , adh étvmte tO orndos EOVTOV héywv: oO 14. Ie06, thaodyel wor vy eyecegvoni). devo tur, navepy OvtOS OEdLxaLMpEevog Eig TOY OixOY adtOD zAQ’ éxElVOY. Ort haben (vgl. Holtzmann a.a.0.8.155f, Weizsicker, Unter- suchungen 8. 156; Weiss 8. 297 f). Er fand dieselben an anderen Stellen seiner Quelle vor (vgl. § 2b u. d., und § 4b), verlegte sie aber in unser Redestiick, weil sie he ee mit Riicksicht auf den die fortdauernde Giiltigkeit des Gesetzes vor- aussetzenden Schluss der Parabel vom reichen Manne _ noth- wendig erschienen. Wahrend wir so Anlass haben, sowohl V. 14 als auch V. 16—18 aus unserem Redestiicke als nicht zu seinem Quellenbestande gehérig auszuscheiden, bietet sich uns andererseits die Parabel Le. 18, 9—14 zur Ergiinzung dieses Quellenbestandes dar. Lc. musste diese Parabel fortlassen, weil sie nicht zu der Zweckbeziehung passte, welche er unserem Redestiicke unter Voraussetzung der Zusammengehorigkeit des- selben mit dem vorangehenden Stiicke gab; wenn wir aber die oben angegebene urspriingliche Zweckbeziehung unseres Rede- stiickes in’s Auge fassen, so erhellt, dass dieselbe ganz mit der- jenigen des Stiickes 18, 9 ff. zusammenfiallt. Dass aber der urspriingliche Ort fiir die Parabel 18, 10 ff in der Mitte von 16, 15 zu suchen ist, schliesse ich aus folgenden Umstinden. Erstens dient die Parabel vom reichen Manne nur zur Erlau- terung von V. 15b, nicht aber zur Erlauterung von V. 15a; denn der reiche Mann wird weder direct am Anfange, noch auch indirect im weiteren Verlaufe der Parabel als ein solcher charakterisirt, welcher sich selbst als gerecht beurtheilt hatte, wohl aber als ein solcher, welcher ,hoch unter Menschen“ war. Zweitens aber schliesst sich nicht nur V. 15b unmittelbar mit 18, 14b zusammen, sondern die Parabel 18, 10—14a dient in ganz analoger Weise zur Erliuterung von 16, 15a, wie die Parabel 16, 19 ff. zur Erlauterung von V. 15b; man beachte nur, wie auffallend in der Verwendung des Begriffes dvxacoty die Pointe jener Parabel (18, 14) auf V. 15a Bezug nimmt. 152 ~ c ~ \ , c “Ore mag 6 VWOY EavtOY TaEeWWIHOEtaL, O JE TH- ~ c , : TEELVOV ECLUTOY vwodqoerat. Le.16.15b.b. “Ore 10 & av Iouzcorg bymhoy Pdzdvyue EVOOTELOY, 19. tov Seov. Ar Squi0g TLC a hovovog nL évedudvo- “ETO TLOOPUAY nal Bvooor EVPOCLVOMEVOS 20 equ ~ \ Ses, Ite 20. Aapzceag — —. smtwyog dé tig ovomuate Aalagog Ip! \ \ i B) ~ c , \ 21. epéPhnto e0g tov svhwva avrov ethuwpevog nal ~ ~ > \ ~ / B} \ ~ ELIVUOY YOOTHOIHVAL C700 TOY TLLZLTOVEWY A7tO THS te ~ > \ ‘ , toanétyg tov ahovolov: ahha nai ot xvvEeg goxouevor - ’ / QA cr 2) ~ 2) , \ > ~ ‘ 22. éxcehetyov ta thny abrov. eyeveto O&€ azcodavely tov eceayov nOtl crcevex Sipe QUEOY v0 TOY ciyyéheov él¢ tov xolwov ‘ABoudus anxédavev 0& xa 6 mhobovog \ ? , \ > ~ c > , \ > \ 23. woe evapy. nel ev Ty aon E7EaAQas TOUS op Fahwovg avtOv, daedegxey év Paoavers, 006 ASgacye azo Hoe 24. 1009Ev nol Aalagov év tolg xOAzco1g ator. xl av- TOS porous El7vEv * UUEQ Apgacy, ehénaoy ME KCL méuwor Ackaooy tva Ban to axgov vor daxttdov 3 ~ Ul I te ‘ ~ , U avrov vdatog xai xatrawvdn viv yhoooay ov, ott Ist aber einmal diese Zugehérigkeit der Parabel vom Pharisier und ZoéllIner zu unserem Redestiicke erkannt, so wird man auch in der EKinleitung dieser Parabel 18, 9 den urspriinglichen Ein- gang unseres Redestiickes wiedererkennen und auf Grund dieser Combination urtheilen, dass Le. bei seiner Einleitung unseres Redestiickes V. 14 durch eine gewisse Erinnerung an jenen ur- spriinglichen Eingang beeinflusst gewesen sein wird: das é&- uvarnoutoy avroy wird eine Reminiscenz an die 2&oudevodyrec rove howzcovg (18, 9) sein, — und sollte nicht die Bezeichnung dieser sich tiberhebenden Leute als Pharisier daher stammen, dass nach dem Berichte der Quelle die Leute, denen die Ant- wort Jesu V. 15 galt, unmittelbar darauf jenem zum Tempel gehenden Pharisdier verglichen waren? b. Wie genau Le. im Detail der Logiaquelle gefolgt ist, laisst sich bei dem Mangel einer Matthausparallele nicht sagen; dass er einzelne Abiénderungen vorgenommen hat, besonders weil ihm die urspriingliche Zweckbeziehung der Parabel nicht deutlich bewusst war, halte ich fiir nicht unwahrscheinlich. Eine bestimmtere Vermuthung in dieser Beziehung méchte ich 153 bo ae ~ ~ x 3 ey , 5. odvvamce év ty hoyi tatty. sinev dé “ABoaam- , ea co yaa wee, , > ~ véxvov, myocyte ove améhaspes ta ayadta oov év th Catt) ae \ Ite c \ ~ ca Cor oov, xai Aatagog ouolwg ta xaxa- viv dé wdE > ~ ‘ Io ~ \ ~ , 26. maoaxaheivar, ov dé OdvYaGML* xa & maOL TOvTOLS t- c ~ Xe eG ~ MEtadd NUOV KEL VUOY YooUa Eye EOTHELATOUL, O7CWg c Qo. Q™ ” \ c ~ \ , ot Séhoveec Ouce saver evtey 7090G vuas uN dvywrea, 27. pnde éxei dev 70906 meas dvamcegeorr. Elzcev 0é* éQuvo O€ avy, eCLUED, iva meus QvLoY Etc OY oixov 28. vov matedg mov: ew yaQ mwévte adehpots: Omg vi , a ~ ’ A >) \ Olauaotvonrar avioic, iva un xob avtol EAIwow étg \ / ~ ~ , 29. toy vorcov tovtoy TIS Bacavov. Aéyet de “ABgacay eyovo. Muitoéa xat tous TEQOPTAS * axovoatwoay . Dyin c 5 30. autor. 0 dé EizcEev* ovyt, UELEQ Apgacie aah aay TUS GeO vExouy meogev dy 7000G avtors, [evavonoovow. 31. eizer 0€ att@: e& Meoioémg xai tov EQOPYTOV OVX > Io , ~ a) ~ , GLOVOLOLY, OVO ea LLG Ex VELOOY GYaOTH sELOIHOOVTCL. aber nur hinsichtlich der Schilderung des Reichen am Anfange aussern: dass hier in der Quelle noch das Moment hervorgehoben war, der Reiche sei unter den Menschen angesehen oder von den Menschen gepriesen gewesen, schliesse ich nicht nur aus der Bezugnahme der Parabel auf V. 15b, wonach der reiche Mann der Parabel als charakteristisches Beispiel eines tuydoy é¢v avIownog gedacht werden soll, sondern besonders auch aus der Hervorhebung des geg pereinics Momentes bei der Schilderung des Armen, ihm hatten die Hunde seine Ge- schwiire geleckt, wodurch derselbe als im Zustande grdésster Verlassenheit von den Menschen und héchster, von den Menschen verabscheuter Unreinheit befindlich, ein BdéAuyua évwziov cov avdouzuwy (vgl. V. 15b), erscheint. Dass am Schlusse der Parabel schon in der Quelle das Hiren auf Mose und die Pro- pheten als das einzige Mittel, um der Strafverurtheilung Gottes . zu entgehen, hervorgehoben war, ist daraus ersichtlich, dass Le. um eben dieses Gedankens willen seine Kinschaltung V. 16—18 in unseren Abschnitt vorgenommen hat, 154 § 28. Warnung vor dem Anlassgeben zur Siinde und Ermahnung zur Zuriickfithrung des Bruders von der Siinde und zum Vergeben seiner Siinde. lic. 17, 1=4:15, 427) “Mi. 18;/°6—30: Le. 17, 1. a. Eizey dé 200g tovs padyras avon eevEvOEXTOV EOTLY TOU Ta oxardaha My éldeiv, oval dé du ov éQ- 2. yerars Avowelei att et hidog pvhexdg mEQlnertoau ‘ x ~ X \ , mege TOY toeaynhoy abrod nol ~QQUUTAL El THY Ia- Thy Ap fs a = , hacoar, 4 iva oxordakion tov juxg@v tovtwy eva. Mt.18,10. b. “Oodve wi) xatraqoornorte Ev0g THY WULxEOY TOLTMV" 2A, LU. Dp VOUTE (MY LOLODQOVNONTESEYOS 1k Lee U , \ rae a cov 2 Sight > — oe [Aéyw yao vuiv ore ot ayyehou aura év vy ovgary Wess \ , \ ~ Ola zeavtog BAEZLOVOLY TO 7LQOGWzZLOY TOV 76ATQOS MOD ~ 2 ~ i ~ \ 12. cod ey oveavotc.] tl vuiv done; sav yernvat tie > , c \ /, \ ~ a >: > » avtoumw Exavov zeopata nat shavndn ev é€& avewr, ayo \ , \ ‘ a” \ OvYL APOE Ta EvEevynovTa evvEeH eE7cL TH OQH HOU § 28a. Mt. hat in Cap. 18 dieses Logiastiick mit der Rede Me. 9, 33 ff. verbunden, in welcher er den gleichen Ausspruch Jesu iiber den Schuldwerth des Aergernissgebens aufgezeichnet fand. Er ist durch diese Verbindung veranlasst worden, sowohl jenen, seinen beiden Quellen gemeinsamen Ausspruch in engerem formellen Anschlusse an Me. 9,42 als an den Logiatext wieder- zugeben (V. 6), als auch die in den Logia diesem Ausspruche vorangehenden Worte (Le. V. 1) demselben nachzustellen (V. 7). Den Weheruf iiber die Welt wegen der Core c > ) ~ EvQELY aUTO, auyy héyo vuiv ore yolose exe avi ~ \ ~ , ~ uahhov y ert volg éverynxovta eEvvéa Tolg wi 7Echa- , c > > ~ 14. vyuevoig. Ovtws ove tory Féhjua ~Euzcoootev tov \ cae ’ > , ~ ~~ , 7ATOOS VUMY tye amcodntae EY TOY WLxQMY TOLTMY. = yin c , Cry , cr Mt.18,15. ¢. Eav dé apaoryon o adeAqog oov vaaye éheySov DEX te ~ » ~ be # > / avvoy werago ov “ai avtov movov' éay cov cxovon V. 10b scheint sich doch speciell auf die Vertretung der Kinder vor Gott durch ihre Engel zu beziehen; aber sowohl in der vorangehenden Aussage tiber das Aergernissgeben, als auch am Schlusse der folgenden Parabel (V. 14) sind die juxoot ovrot gewiss nicht allem von Kindern zu verstehen, sondern von den ausserlich unbedeutenden Gemeindegliedern (ebenso Me. 9, 42), wiahrend Mt. durch die Erinnerung an Me. 9, 36 (vgl. Mt. 18, 2 ff) dazu verleitet wurde, jenen Ausdruck speciell auf die Kinder zu deuten. Ob nun die Worte V. 10b ganz ein Zusatz des Mt. sind, oder ob sie die Umformung eines Satzes der Quelle sind, oder ob sie einen bei anderer Gelegenheit gethanen Aus- spruch Jesu, der sich wirklich auf die Kinder bezog, enthalten, lasse ich dahingestellt. Ueber die Bedeutung der Parabel V. 12—14 und iiber die secundiire Gestalt der Parallele Le. 15, 4—7 vel. zu § 25a. In V. 14 ist hinter tov zaroog buco der beliebte Zusatz des Mt.: cod é ovearoic fortzulassen. e. Le. hat die Ermahnung, den Bruder vom Siindigen zu- riickzufiihren, nur in den Worten: zeooéyere eavroig: éay aqucotn 0 adehpog cov, éitiuyooy avo aufbewahrt (17, 3). Dass die Ermahnung in der ausfiihrlicheren Form von Mt. 18, 15 f. in den Logia stand, schliesse ich daraus, dass Mt. nur in dem Worte von den zwei oder drei Zeugen (V. 16) den Anlass ge- funden zu haben scheint, in V. 19 u. 20 den Ausspruch Jesu iiber die Erhérung der Gebete, zu welchen sich zwei oder drei vereinigen, hier anzufiigen. Wie dieser Ausspruch gewiss nicht urspriinglich dem Zusammenhange unserer Rede angehért hat, obgleich er an anderer Stelle in den Logia iiberliefert gewesen sein mag, so glaube ich auch die in V. 17 f. gegebene Fort- setzung der Ermahnung V. 15 f. nicht als authentischen Be- standtheil unseres Redestiickes betrachten zu diirfen, Da diese 156 , ‘ Ay po , , 16. éxzgdnoag tov adehpor cov. gay Jé Uy axOVOH 7LAQa- ~ AN , , , Lee weve oeavrod ete Eva G OVO, tva él OTOMeTOS 7 dn ~ ~ ~iehae Oto Uagtiguy y ToLMY OTaAdIH mwaY OyUc. . pe) c 5s So , Mt.18,21. d. Tote aegooeh so 0 Tlétgog ELIeEY “OVTY" HVOLE, meOoeHUG qpeacgrijaet eig gué 0 adehpos Mov xa agpnow 22. avr; Fog énrang; déyer cbt 0 Inootg: ov héyo c c , 5 Soo c , c oou Fug exctvang ahha fang EBdouynovTanes | Ente. Mt. 18,23. e - [4a TOUTO comowoddy 7 ) Pactdela THY ovearvear cv- Sodnm Beordsi, oc] eaeasiiel ovrvagar hoyor mere 9 ~ , 2 > c , \ 2) tes ae U 24. tay dovhwy avrov: aesauévov 0é avrov ovvatgery , i Sip ers) , , , \ 25. mooonydn sic avim ogeheryng uvelwy tahavtor. wy 2 ~ 3 ~ ? c , éyovtog Oé avtOd azcodovval exéhEvogY ALTOY 0 ZVOLOS ~ ‘ ~ \ , oad val nol TyY yvvelxna nai Ta véxva naL TLAVTE " cr yy \ 2) y ~ \ £Y, Cc , 26. ooa sxe, xual azododnvat. méeowy ovv O dovdog ~ / b Mine} roooexiver atm héyorvs waxooFvUnooOY ee EMO, “LAL U > , y c , ~ 27. mavra a0d0wow oot. omhayyrviodeig O€ 0 xVELOg TOU B) =] \ \ , BD) ~ dovhov éxelvov azcéhvoey autor, nai vO OavEeLoy cpyzev Worte sowohl in der Anwendung des Begriffes éxzdnota V. 17, als auch in dem allgemeinen Grundsatze V. 18 eine directe Verwandtschaft mit Mt. 16, 18 f. zeigen, und zwar mit den- jenigen Bestandtheilen dieser Stelle, welche dem Verdachte unterliegen, eine spiitere Interpolation in den: Matthéustext zu sein (vgl. zu § 47), welche jedenfalls aber nicht aus der Logia- quelle stammen, so miissen auch sie als ein Zusatz, sei es eines Spiiteren zum Matthiiustexte, sei es des ersten Evangelisten zum Logiatexte, gelten. d. EKinen entscheidenden Grund, den Text des Mt. hier vor dem des Le. zu bevorzugen, habe ich nicht. Bei Le. (17, 3b u. 4) ist die Ermahnung in folgender, etwas abweichender Version, und zwar in unmittelbarer Verbindung mit der Ermahnung, den siindigenden Bruder zurechtzuweisen, Segeben: nal ea pene vOnon apes aru’ nal ea tavvacnes TIS neous cuecegey ony eis O€ “cll EUtanlg émcLo ven 7000S OE ae METAVOO , apyoers ave(). e. Mt. hat diese Parabel allein Siberliefort; dass Le. sie: wegen ihrer Aehnlichkeit mit der von ihm 7, 41 f. berichteten Parabel weggelassen hat, ist wohl méglich (Weiss S. 425). Die 157 c ~ ~ CS Uj ~ 28. avr. eel. pov Oe 0 dovhog ex€006 evgey Eva tov ovvdot hon avtod, og agerhey ave ExaOY dyraguar nal xoarnoag aveoy écviyey héyeov ao0d0g él tt 3 , ‘ a) c / > ~ rf 29. oetherc. sceowr ovv 0 ovvdovhog avtov magexcher 3 , 3 > \ avcov héywv > woaxeodtunooy ex euol, nai aodwow c Nie eT ‘ > ; Stay 30. oot. 0 dé ovn HdEhev, GALa anehdov éBahev aveov > \ c > ~ Sy et , or z 31. etc quhaxyy FOS a7coow TO operhomevor. LooytEg ovy ot otvdovhot avrov va yoomweves Evay Snow opodge, nat ehdovrec duecaepyocy TW) “vOL@ Eavewy eee TO 32. yevouera. COTE reooonahecdpevos avroy 0 x0QLOg > ~ 2 ~ , =n ~ \ > avrov héyer avt@: dovdE scovyoé, aoav Ty operhiy > ~ , , , B} y 33. exelyyy agizc oor, evel magexahecag me* ovn eet \ \ BY ~ NX / y , c 3 \ “ad , nal o& ehenoau tov ovvdovhoy Gov, Ws xaYW OF TAeyoe:; 34. nat ogyodeic 0 “0 eLos avrov sagédwxey abtoy tois Bacanoraig fwg ov azcod@ ey vO operhousvor. ~ c \ 35. Ovtwg xat o CATO Mov woljoee vty, eay My ace ~ ~ ~ 3° XN ~ i ae ~ fxaotog tw adehgyy avtov azo Tw xaedLOY LEY. § 29. Ausspruch iiber die Kraft des Vertrauens, Le. 17, 5 f. Mt. 17, 20. 3 Sided = , = Le. 17, 5. [Kat eimay ot azcooroho tH xveiy: moo0d_g ity 3 G , c , 6. zlovww.| eizcev O& O xvQLOG* EL ExETE 7LOTLY WE nOZ- Uebergangsformel zur Erziihlung haben wir auch hier dem Mt. zuzuschreiben; in der Quelle begann die Erzihlung gewiss blos: avdouwmos tig “déelycev xtd. Auch 22, 2 hat Mt. den ein- fachen cvIowz0g (vgl. Le. 14, 16) zum Range eines a Fowzcog Baotket’g erhoben. Am Schlusse (V. 35) hat Mt. zu o zarje uov wieder seinen Zusatz 6 oveariog gemacht. § 29. Ob die einleitende Frage der Apostel in der Quelle berichtet war, muss wohl unentschieden bleiben; Weiss 8. 405 bemerkt mit Recht, dass das zreooridévar echtlucanisch ist. Den Ausspruch Jesu hat Mt. (17, 20) mit der Marcuserzaéhlung von der Heilung des dimonischen Knaben bei der Herabkunft vom Verklirungsberge verbunden; dabei ist er durch den parallelen, von Me. (11, 23) aufbewahrten Ausspruch Jesu ver- anlasst worden, statt eines Maulbeerfeigenbaumes einen Berg als das 158 , B) aN ~ , , > “ov OLarrEeWs, ehéyEete AY TI) OLLaULY@ Tavtn* exQl- poets \ / a” ~ Cc , Codyre nat porevdynte ev dev exet, nai vayjxovoey aN Cow ay vu. § 30. Ausspruch itiber die Verdienstlosigkeit der Pflichtleistung. Le. 17, 7—10. « Cc ~ ~ 3 ~ aN Le. 17, 7. Tig e& vuwy dovhoy eywy agore.orvra 7 zoimelvorta, aA , > ~ D} ~ ~ B} ~ > 0g EloedorvtL ex TOV ayoov gos avi: EvdEWS 7A0- ? , B) > ae ~ 3} ~ 8. eh dur acamece; ahh ovyt eoEt ave: Exoluacoy TL y , te. / y , dErmvyow, “ai rEegilLwoauevog Oraxover wor Fog qpeyo ~ , / “al 7lW, “OL META TATA Gayson xai wiecae Ov; ‘ » , ~ , c , , x , 9. wn exer yaou tw dovdw Ott ézvolnoEy Ta OlatayIéerta; Uy \ c ~ ca , . 10. Ovtwsg xai vusic, Ovary momnonte marta ta diacay- , Gs , c WAS B) ah QD) , devta vuiy, héyere ore Oovdol ayoeiol eopuev, 0 wapEt- ~ ie Aowev srorjoa zEe7connauer. § 31. Ausspruch tiber den frommen Dank eines Samariters. Le. 17, 11—19. ~ € \ Le.17,11. [Kai éyévero tv 1p mogeveoIar eig ‘Tepovoahiju xai Object zu nennen, an dem sich die Kraft des Gottvertrauens erproben kénne. Lc. seinerseits ist durch die Erinnerung an eben diesen Marcusspruch, welchen er spiter im Zusammen- hange des Marcusberichtes nicht reproducirt, bestimmt worden, das im Vertrauen gegebene Befehlswort dahin lauten zu lassen, dass sich der Baum in das Meer verpflanzen solle. Da hat Mt. ohne Zweifel den urspriinglicheren Wortlaut bewahrt, wenn er ein wetabaive éyIev eExet gefordert sein lisst. § 30. Nur Le. hat diesen Ausspruch iiberliefert, welcher mit dem vorangehenden in keinem Zusammenhange steht; Le. hat ihn freilich durch ein 0¢ am Anfange in eine gewisse Ver- bindung mit ihm zu setzen gesucht. § 31. Die Méglichkeit, dass dieses Stiick, oder vielmehr die Grundlage fiir dasselbe, in den Logia iiberliefert gewesen 159 aN , \ avtog dijoxeto Ova wéooy Sauaoiag xai Tohihaiac. ’ ~ , nai elogoxouévov aivov sig tive xOUNY amyYTnoAY , els “A »w , \ b) 4 13. deéxa herroot avdoes, ot éEOTHOAY scO9QWIEV, KAL aLTOL ay \ Ae } ~ c ~ qyoay poryy déyovteg: ‘Inoov écrovara, éénooy uae. AV EJ eS oi ae , > , c 14. vai tdwy éizvey avtoig: zrogevdEevteg ércidetgare eav- ‘ ~ ~ ~ c , > TOG TOS LEQELOLY. xa eyévEeto ev TY L=AYELY aLTOUG > , ic NAL AR a eee Io a a>” exadagrodyoay. sig 0& && avtwy, towy ott Lady, vaéorgeyer peter gov7gs meyehas doSaCory TOV Jeor, 16. nai éeoev ext 7EQOTWztOV 7eCIget TOUG 7rodag avcoo 17. evyaouotay atir@: xai aitog yy Sawagelrys. azco- \ Ne ee?) ~ Ss > Coins > , noutets dé 0 Iyooug Etzcev* ovy ot dena ExadagioFyour ; c XK, 5 , ~ > Cras c , ~ 18. ot O& Evvéa mov; oVvy EvQEIYOAY VILOOTEEWaYTES OOLYaL = > Ny. Gane San \ re. Cees. 7 19. 00g av to Fem eb wy O addoyeryg ovrog; nal EtzvEv , Cc acre" Fiat ZLOQEVOU* 1 7LOTLG GOV OéowxéeY OE.| bo 15 § 32. Antwort auf die Frage nach dem Kommen des Gottesreiches. Le. 17, 20 f. = \ c ~ / Le. 17,20. Exregurydetg 0é v0 tov Daguoaiwy sore éoyerou c , ~ ~ D) , > ~ \ G5 q Paothkeia tov Seov, azcexoiIn avtoig xat sizer: ist, méchte ich nicht bestreiten. In seiner vorliegenden Gestalt zeigt es aber viele EKlemente, welche gewiss von ie herriihren ; zur bestimmten Abgrenzung derselben von einem urspriing- licheren Grundbestande fehlen jedoch die Anhaltspunkte. Der Ausdruck aloe gory (V. 13) kommt im N. T. nur noch Act. 4,24 vor; die Anrede ézroreva ist ausschliesslich lucanisch (Le. 5, 5; 8, 24. 45; 9, 33. 49); die Bitte 2héyoor aude erinnert ebenso wie das Schlusswort Jesu V. 19 direct an die Erzihlung yon der Blindenheilung vor Jericho (18, 38—42; vgl. Mc. 10, 47 ff); die Aufforderung Jesu an die Aussitzigen, sich den Priestern mu zeigen (V. 14), stimmt mit der Forderung in dem ahnlichen Falle 5, 14 (vgl. Me. 1, 44) zusammen; der Ausdruck dogatecy cov Jeov (V. 15) findet sich bei Le. besonders hiiufig (2, 20; ieee) (16% V3. tae, tee ad Act. 4.21; 11.18: 21, 20). Aber an ‘den Worten Jesu V. 17 f. ist nichts zu beanstanden. 160 ovr éoyerau 7 Paorhsta tov FEov weve UQUENOHIENS, oN 21. ovde é epongiy idov ode, H° éxet. tod yag 4 Baorheta Tov SEov évtog vuwy éeoriy. § 33. Rede iiber die Wiederkunft des Menschensohnes. Le. 17, 22—18, 8; 19, 11-27; 21, 3436. Mt. 24, 26 - 28, 37—41. zx N NN , > , fe Le.17,22. a. Eizrey 0& zg0g tovg uwadyrag: éhevoovtrar yusoat ca , ~ Cc ~ ~ ~ ~ > OTE ELIVUFOETE [LLAY TOY UEQwY TOL VLOv TOU aY- , an > ” a SS Bas 23. Howzov ideiy, nai ove oWeote. xa éoovoww buiv- eee) ine} U > , ‘ rEL , ‘ 2 Ldov év tH Eonum éotly, wn e&éAIyte> idov éy ~ \ / ca \ Pare 24. Tolg TaWELOLG, UY MLOTELOTE. WomwEQ yao ¥ LD CW] , > \ 2 ~ \ , aotoamy &Féoxyetat amo avatohoy xa paiveta ec ~ c a c GN ~ Bb) , 4 WS OVOUOY, OVEWS EOTAL O LLOg TOU avIQuzov éy ~ C¢ 5 ~ ~ ’ _ + ae \ ~ 25. TH Nuéow avtov. mowMroy dé Ot avtoyv w0hha madeEtv \ 2 ~ 5) \ ~ ~ , S “al a7codoxniacInvar a7c0 TYG yEveds TaLeys. § 33a. Mt. hat den Haupttheil dieser Logiarede mit der Zukunttsrede Mc. 13 verflochten. Aus unserem ersten Abschnitte derselben hat er die Verkiindigung der Leiden, welche sowohl die Jiinger als auch der Menschensohn selbst vor seiner Wieder- erscheinung erfahren miissen (Le. 17, 22 u. 25) fortgelassen, ob- gleich dieselbe gewiss zum urspriinglichen Bestande der Rede gehért hat. In seiner Parallele zu Le. V. 23 u. 24 scheint er aber einige Wendungen treuer als Le. bewahrt zu haben. Die falsche Messiasverkiindigung, auf welche die Jiinger nicht héren sollen, lautet nach ihm dahin, dass der Messias irgendwo in der Verborgenheit aufgetreten sei (24, 26), nach Le. aber dahin, dass er an irgend einem einzelnen Orte (tdot éxet, idot cde) aut- getreten sei (V. 23); diese Lucasversion wird durch Erinnerung an den vorangehenden Ausspruch V. 21, vielleicht auch an Me. 13, 21 bedingt sein. Ebenso wird in Mt. V. 27 die Schil- derung des Blitzes, er gehe aus vom Aufgang und scheine bis zum Niedergang, urspriinglicher sein als die verallgemeinernde des Le. V. 24, er leuchte von einer Seite des Himmels bis zur anderen. Dageg en ist der Ausdruck des Mt.: 4 zagovole tot viov (i pa wohl secundiir gegentiber car des Le.: a) auéga avtov. Vgl. Weiss S. 514. 161 T \ ‘ nea? ~ c ~ ’ Le.17,26. b. Kai xadog zyéveto é raicg iuéoatg Noe, ovvag ates . \ >? ~ c , ~ C.« ~ » EOTHL “OL EY THLG YUeaIg TOV LLOV TOU aYIQWzc0U" r ” »” aed > Ihe »” zt Cane 27. yodvoy , ecivov, éyauovy, eyamilovro, axor ng yueoas > #« ~ a) \ , \ 83 C Elonddey Noe élg tiv xiBwrov, xai yAdev 0 xara- 28 4 W . ‘ x \ EM A J , Ee c , , \ Pua 28. xAvowog xal amwhecey mavrag. ouolwg xadug éyé- > ~ c , / a” »” + 2 rin vero é” Tals TuEQaLG Awe: yodvoy, ércivov, yyooator, BY > Nie z . c eae 29. exwhovy, Epurevoy, Wxodomovy* 1 O€ Yucou e&HAIev \ > , ow , y, e ~ ‘ 2 yd 5) Awt azo Sodouwr, eBoekev mvo nai Fstov az ov- ~ \ 2 , , \ \ fe 30. pavov xal anwheoey maytag. nate Ta ata zorcL 7 iG , Cc Cc. ~ > , 3 U a , i 34. yueou O vlog TOV avdowmov azozxalvatera. iyo b. Mt. hat von den beiden alttestamentlichen Beispielen nur das erstere erhalten (24, 37—39). Dass aber auch das zweite Beispiel in der Quelle stand, ergiebt sich daraus, dass Le. in ihm den Anlass gefunden hat, unserem Abschnitte in V. 31 einen Ausspruch aus der Zukunftsrede des Me. (13, 15 f) anzufiigen, namlich die Warnung vor einer Umkehr beim eiligen Fliehen, wie sie der Umwendung des Weibes Lots gleichen wiirde (V. 32). Thatsachlich passt diese Warnung zwar in die Zukunftsrede des Mc., oder vielmehr in die dieser Rede einver- leibte kleine judenchristliche Apokalypse, wo es sich um eine Flucht vor den der Parusie vorangehenden schrecklichen Er- eignissen handelt; sie passt aber nicht in den Zusammenhang unserer Rede, wo es sich um die Parusie selbst handelt, vor der es doch nicht eilig zu fliehen gilt. An die Warnung vor einer Umkehr, um sich etwas von seinem Besitze zu retten, hat Le. dann in V. 33 noch das Wort Jesu geschlossen, in welchem das Trachten nach Rettung des Lebens ebenso als Weg zum Verluste des Lebens, wie umgekehrt der Verlust desselben als Weg zu seiner Rettung bezeichnet war, — ein Wort, dessen Anwendung freilich auf das Verhalten der Menschen gerade fiir den Zeitpunkt der Parusie sehr wenig zutreffend erscheint. Den urspriinglichen Zusammenhang, in welchem dieses Wort in den Logia aufgezeichnet war, sahen wir oben § 17b. Die Schlussworte unseres Abschnittes tiber die bei der Parusie ein- tretende Trennung solcher Menschen, welche. dusserlich ein- ander vollig gleich stehen, giebt auch Mt. (24, 40 f), und zwar darin wohl urspriinglicher als Le., dass bei ihm zwei Land- Wendt, dio Lehre Jesu. 1. Theil, 11 164 3 SLUNG , > , foe AES, ~ B) , 6. [sizer dé 0 xvQLOg*| axovoatE TL 0 xOLtYS TIS adLxlag — , Cc \ \ > N , \ ? , ~ 0. Aéyer; 0 d& Deog ov mi morjon vyy exdtxqjow tov ~ > ~ ~ 7 , a) Ci S , EXLELTOY QAVTOV TOY BOwWYTWY aLIW Huzeac xa VUZTOS, ~ > 2 ~ (Seo cr U 8. xal waxooduust eu avetoig; héyo vuly Ore scoLjoe \ y 3 ~ / \ Cc cr ~ 2) ray éxdlajow avroy ey vayer. mhayy 0 vlog TOU ar- Sows0v ehIwy aoa evojoe viy wlorw ext cys yi; guzcov Ebdon aga evoyoe Tiy mote ee ws HS; ~ ’ , ’ \ Le. 19,12. e. Av dowzog tig evyevng ézcogebIn sig YWour waxoay Qo” c ~ Y NS. , c val 14. hageiy cavtq Baoihelay xi vzooteéWa. ot Oé& 700- ~ =} ~ 3 B) , 3) Miva avtov éutoovy avror, xai ascéoverhay woeopetay > > ~ 5) ~ - ~ o7low avetov héyortegs ov Félouey tovroy Pacthevoat Gebete im Allgemeinen, wihrend doch jener Schluss zeigt, dass es sich speciell um das auf die Parusie beziigliche Beten han- delt. Die urspriingliche Einleitung des Stiickes haben wir aber in dem Spruche 21, 36. Dass am Anfange von V.6 die Worte elev dé 0 xteog ein Zusatz des Le. sind, um die Rede des Richters von der eigenen Jesu abzugrenzen, halte ich fiir wahrscheinlich. e. Le. hat diese Parabel combinirt mit der Parabel von den Knechten, welche wihrend der Abwesenheit ihres Herrn mit dem ihnen anvertrauten Gelde wirthschaften sollten, und hat das aus diesen beiden Parabeln zusammengesetzte Redestiick in den Zeitpunkt des letzten Aufbruches Jesu von Jericho nach Jerusalem verlegt (19, 11 u. 28). Er wurde zu dieser Combi- nation dadurch veranlasst, dass er auch die Parabel von den Knechten speciell auf die Parusie deuten zu miissen meinte (vgl. zu § 26b). Dass aber in der Quelle unsere Parabel wirk- lich selbstindig tiberliefert war, und dass nicht etwa blos Le. die Parabel von den Knechten allegorisirend umgestaltet hat, ergiebt sich daraus, dass wir eben bei Le. jetzt nicht eine ein- heitliche Erzihlung vorfinden, sondern zwei neben einander herlaufende Erzihlungen, deren einzelne Elemente nur jusserlich mit eimander verbunden sind, inhaltlich aber einander nicht be- einflusst haben. Nur der fortziehende Herr der einen Parabel wird mit dem der anderen identificirt, und weil derselbe als Konig von seiner Reise zuriickkehrt, wird sein Lohn an seine treu gewesenen Knechte als in Belehnung mit Stadten bestehend geschildert (V. 17 u. 19); aber die untreuen Birger werden 165 ~ aoe Gy \ ~ nae SGN 15a. ep yucc. xai éyévero ev wp éxavehdety aveov ha- , \ 4 3 ‘ 27. Bovta try Baorletay vai Eimer’ tvovg éyFoovs mov , \ \ , , ? ~ oT > Tovtovg tovg un Fehjoartag we Saordevoa exe avtovs \ y+ Bin ee ary \ Se > 4 ayayate WOE “aL LATAHOPAEATE HVTOVES EUTLOOD FEV [LOV. II. Zerstreute Logiastiicke aus dem Lucasevangelium. § 34. Rede Jesu in Nazareth. Le. 4, 16—30. \ By j t , ce hey \ fie 4416..4.. Kat ydtev etg Nalaga, ov qv tEetoaumerog, “CL , ~7 ¢ \ YS , as > ~ > ~ Cc , ~ ELondtey nara to ewtog avim ev tH Yuéoe Tor rye ‘ , \ > > ~ Cappatwy sig THY OLvYayMyHY, Zab avéotH avayvorat. \ we 3 ~ , ~ / Cc , 17. nat éredodn avi pubhiov vov zeogytov Hoaiov, B) ys \ f cs \ , con nat avarcrvgag vo Pifhtov evesy tov tomov ov yy nicht etwa mit dem untreuen Knechte identificirt, sondern sie stehen neben jenem, und empfangen getrennt von ihm ihre Strafe. Dass die eine dieser beiden Parabeln nun den Schluss unserer Wiederkunftsrede Jesu in der Logiaquelle bildete, schliesse ich daraus, dass sie sich trefflichst an die Frage Jesu 18, 8: »wird der Menschensohn bei seinem Kommen wohl Treue auf der Erde finden ?“ anschliesst. Dem Le. musste diese Beziehung verborgen bleiben, weil er ja schon die Zugehiérigkeit des Ab- schnittes 18, 2—8 zur Wiederkunftsrede nicht mehr erkannt hatte; so glaubte er in der Parabel ein kleines selbstiindiges, auf die Parusie beziigliches Stiick zu haben und fand es nun passend, dasselbe in Verbindung mit einem analogen Stiicke dem bedeutsamen Momente des Schlusses der letzten Reise Jesu nach Jerusalem zuzuweisen. § 34. Obgleich Mt. fiir dieses Stiick keine Parallele hat, | diirfen wir annehmen, dass dasselbe den Logia entnommen ist. Denn Le. hat um dieses Stiickes willen die Erziihlung Mc. 6, 1 ff. aus der Reproduction des Marcuszusammenhanges weggelassen, ebenso wie er sonst, wo er Aehnlichkeiten zwischen dem Marcus- und dem Logiaberichte fand, regelmassig den Bericht des Apostel- schiilers zu Gunsten des direct apostolischen Berichtes tiber- 166 18. 7E/ QO [EVOY ° meveduce “xvglov em sue, ov elvexev 2xou- 19. o€y we evayyehioaodat MEEOYOUS, améotadney we xnovecu aixyuchorore ¢ apecwy nal TrPphoig avaplewuy, azcoorethar tedoavouevovg & apéoer, xnov&a éraveorv xvelov 20. dextor. xal meigag to Pupdloy azcodovg vp vzNoEtN exaduoev? xed mavtwy ot op~Iahuol é tH Ovvaywy7 acu avevilovres avr. Le. 4, 21. pb. “HeSavo 0€ heyew 7000 CU TOUS | tl onuegov vem ha- 23. owra 4 your, avin ev toig wow bMev. TEATS [égetre poe vy aragasohay vaboyy : bargé, Ega7cEvoov GEaUTOY* Coc yaoboauey VEVOMEVE ELS THY Kapagvaovu 7cOLNOOY nel WOE ey tH 7HUQUDL o0v. [éa’ aly deta] dé héyw vulv: sokhai yioa jour é taicg ipuéoctg 25 gangen hat. Lc. giebt das Stiick aber nicht innerhalb seiner beiden grossen Logiaeinschaltungen, sondern stellt es zwischen die Versuchungsgeschichte und den Bericht vom ersten Auftreten Jesu in Kapharnaum, weil er bei Mt. (4, 12) die Bemerkung vorfand, dass Jesus Nazareth verlassend nach Kapharnaum iiber- gesiedelt sel, und weil ihm nun diese Geschichte von der Ver- stossung Jesu seitens der Nazarethaner eine Motivirung jener Uebersiedlung zu enthalten schien (vgl. Simons a. a. O. S. 28). Wieweit er im Einzelnen genau der Quelle gefolgt ist, oder etwa, speciell im geschichtlichen Anfange und Schlusse, Zusitze und Verdnderungen vorgenommen hat, muss _ dahingestellt bleiben. b. Weil Le. diesen in den Logia berichteten Vorgang in Nazareth mit dem Mc. 6, 1 ff erzahlten identificirte, hat er in das Logiastiick zwei Satze aus der Marcuserzihlung eingeschaltet, niimlich die Schilderung der Verwunderung der Nazarethaner tiber die Begabung Jesu (V. 22; vel. Mc. 6, 2 f. u. Mt. 13, 55) und das Wort Jesu von der Migachenne des Terepaetea in seiner Heimath (V. 24; vgl. Mc. 6,4). Der erstere Satz ist freilich im Zusammenhange unseres Redestiickes insofern wenig passend, als er im Wortlaute des Le. nur die Bezeichnung einer, wenn auch vielleicht mit Neid gegebenen, Anerkennung enthalten kann, wahrend die folgende scharfe Rede Jesu vielmehr eine direct iible Beurtheilung der Nazarethaner iiber ihn, dass er 167 ‘Hheiov 2 0G Togeeip., ove exdstoy 0 ovgands é7tl vy Tela zal Mapes gg, 0g EVEVETO amos Méyas E7tl 26. 7Eqo OY vyy vi, Heel QOS OVOEMIEY ato” emcéup oy Hietag é ey) éig Sagenva vi ig SLwvias 70006 yovertiner 27. Kn’. nat zcoddot Aezegot yoo ev wp looand éni ‘Ehioaiov tov EQOPHLOV, nal ovdElg ara exacdauoia In, et uy, Nawucy 0 Svooe. he:, 48.28. C. Kai echyo dour muerte Suypov éy Ti suvayoyy 29. axotovtes vavre, meet cvaovavees ¢ eSéPadov avvoy eo vs rOhEwG, noel Hyeryov aveoy fos opovog tod ogous eg Ov 4 svohug (xO0OUNTO avin, WOE norcononuvioa 30. aveoy* avrog dé dteAIOr dia uéoov abvoy éxcogeveto. 3 35. Parabelwort tiber die Anhinglichkeit am Alten. Le. 5, 39. Le. 5, 39. Oidsig mov waharoy Feder véov: héyer yao: 6 ma- heuog yonotog zor. némlich nicht zu leisten vermé6ge, was man nach den Geriichten tiber ihn geglaubt habe, vorauszusetzen scheint. Dem Le. freilich ist dieses Missverhaltniss deshalb nicht bewusst geworden, weil er die Rede Jesu sich nicht auf ein Urtheil, welches die Naza- rethaner schon gegenwiartig tiber ihn fallen, sondern prophetisch auf ein solches, welches sie spater iiber ihn fallen werden, be- ziehen lisst. Allein dass ist sicher eine Umdeutung des Le., zu welcher er deshalb genéthigt war, weil er den Vorgang in eine Zeit verlegte, wo die Wirksamkeit Jesu in Kapharnaum noch der Zukunft angehdrte; in der Quelle hat statt des Futurs éoeive V. 23 gewiss ein Prisens gestanden. Ebenso wird das éx alndeiag V. 25 von Le. an Stelle des in der Quelle ge- brituchlichen uj» gesetzt sein (vgl. 12, 44 mit Mt. 24, 47). § 35. Le. hat diesen Ausspruch angehingt an die beiden von Me. (2, 21 f.) tiberlieferten Parabelworte von dem neuen Flicken auf dem alten Kleide und dem neuen Weine in alten Schléuchen, durch welche Jesus hervorhebt, dass das von ihm verkiindigte neue Verhalten nicht dazu geeignet ist, blos als Zusatz zu dem in seiner Giiltigkeit fortbestehenden Verhalten, 168 § 36. Jesu Hinkehr bei einem Z6llner. hee 1s ov 108 = \ pad ‘ c , \ se aeN Le.19,1.2. Kai stoeA9uor dinoyero vay Teoeryou. maw idov avio > # , ~ \ \ 35 ovouate xahovuevog Zaxyaiog, “wat aviog yy aoyxite- / Nye ek , \ es or \ > ~ 3. Awryg nat qv sdovorog: xai elyver Ldety tov Inoovy \ 3 One > ~ wv er ~ tig got, nal ove YOLVarO azcoO Tov Oxhov OtL TF 4 nA, 3 , $ \ eh s \ 0 \ > ANSE, Ay . Hiei prxoog Wy. Zab 7rQOdQaUMY ELG TO eU7~QOOSEY By op ' , c avéBy ext ovzowogeay, tva ton atvov, ove éexetvys a” , \ c So) \ \ , 5. quehdev dréoxeodar. xat wo wAdev él tov tozor, > AD ers ~ 5 \ aye g, e a avaphewag o Inoovg eter 200g avtov: Zazyate, , , ‘ ~ ~ OmEvoag xarapyIr, OnuEQoy yao ev. Vy) olz Gov Et ~ \ , \ c + aD gi 6. ME WELVEL. HAL OEvOaG naTE>y nal LzEdeSato avTOY welches von der gesetzlichen Tradition entsprechend der Periode vor Verkiindigung des Gottesreiches gefordert ist, zu dienen, weil weder dieses alte Verhalten durch ein solches Flickwerk eine wirkliche Ausbesserung erfahren wiirde (V. 21), noch auch sein neugefordertes Verhalten zum rechten Bestande kommen wiirde (V. 22). Le. ist zur Anfiigung unseres kleinen Parabel- spruches wohl zuniachst durch die Riicksicht veranlasst, dass derselbe auch von neuem Wein handelte. In diesem Zusammen- hange bietet der Spruch nun eine Erklirung dafiir, dass die Johannesjiinger und Pharisier lieber bei ihrem alten Verhalten bleiben, statt sich das neue, von Jesu verktindigte, anzueignen, beziehungsweise dafiir, dass man ihm und seinen Jiingern es zu- muthet, jenes alte Verhalten noch zu adoptiren, statt vielmehr das Recht ihres neuen Verhaltens anzuerkennen. EKinen ahnlichen Sinn kann der Parabelspruch auch in dem urspriinglichen Zu- sammenhange gehabt haben, aus welchem ihn Le. in jenen Zu- sammenhang des Marcusberichtes hinitbergenommen hat. Die Méglichkeit, dass Le. ihn nicht aus den Logia, sondern aus anderweitiger Ueberlieferung geschopft hat, ist nicht aus- geschlossen. § 36. Ein entscheidender Grund,. dieses dem Le. eigen- thiimliche Stiick der Logiaquelle abzusprechen, ist nicht vor- handen. Nur etwa die Angabe V. 7 mag von Le. in Analogie zu 5, 30 u. 15, 2 eingeschoben sein. Ich. vermuthe, dass das 169 aaa ES LOE OEOTIE GLI DUDES Ads : 7. yatowr. [zat tdorvteg zearteg dveyoyyvtoy, Aéyovvec cr \ c ~ a) \ > ~ ~ ote zraga apaotwhky avdgt stoxddev xarahvoc.| \ eS ms z \ \ , die 1k \ oradets dé Zanyaiog eizcev 700g tov xveLoV* Ldov ve € , ~ c / , ~ ~ Wuloecae ov TOY VAExOYTWY, x*LOLE, TOG mtMYOIG . y \ , B) y dl0mut, xed ev TiVOg Te eovxo~arryoa a7odldmpuL ) S = x wa \ DON Ges5, i= c , 9. vevgamhovv. sizcev 0é mQ0g aveoy O ‘Inoovg OLE o7- ~ , \ MéQoy OWLNOla Ty Olxw TovTW éeyévEero, nxatOTL nol N » , 5} \ Cc Cc. 10. avrog viog -ABoacu. AAIEV yag 0 vIdg Tov avFowzou ~ \ ~ \ B) , Lyryoar nal owoa vo azcohwhos. Se § 37. Worte Jesu bei seinem letzten Hinzuge in Jerusalem. lie. 19, 37—44. Mt. 21, 15 f. te 19, 37. a. Eyyizovvos dé avvoi dn 70Q05 Th neve aoeL TOU ooove tov éhatoy 1 rescarvo aca TO meh F0¢ TOV pe Iytov yaloortes aiveiy voy Kev q~avy weyadyn mel ~ cS SIs y , ~ , 38. maooy wy eidoy dvvauEewr, héyovtEg’ év OVeare Eionry \ , Cc ~ 39. nat Oosa év viplovorg. Kai tives tov Dagroatwr ; ee aS mae t 5 \ a ine 2 B) , , ce (Mt.21,16.)a7¢0 tov oxhov simav mQ0¢g avtov: axnotEetg tL ov- Stiick in der Quelle das Pendant zu der Erzahlung von Jesu Zulassung der Siinderin zu sich (Le. 7, 36 ff.) bildete, indem es mit dieser Erzihlung zusammen zur Bewihrung des Wortes Jesu Mt. 21, 31b, welches in der Quelle vorher berichtet war, diente (vgl. zu § 4c u. § 5). Le. musste es von dieser Stelle wegnehmen und in die letzte Reise Jesu nach Jerusalem ver- legen, weil Jericho der Schauplatz der Geschichte war, und er nur eine einzige jerusalemische Reise Jesu annehmen zu diirfen meinte. § 37a. Le. hat diesen Logiaabschnitt mit dem Marcus- berichte tiber den Kinzug Jesu in Jerusalem verkniipft.- Mt. hat wenigstens einen Bruchtheil desselben bewahrt: denn die von ihm in die Geschichte von der Tempelreinigung eingeschaltete Episode 21, 15 f. erscheint dem Stiicke Le. 19, 39 f. inhaltlich so verwandt, dass wir sie wohl als auf einer Erinnerung an den gleichen Logiabericht beruhend betrachten und zur Ergianzung des Lucasstiickes verwerthen diirfen, In der Angabe der Um- 170 2) Sf , B) 40. rou Aeyovoty; xai czcoxordeig eizcev’ vat? ovdé- S) c , LOVE AVEYYMTE OTL EX OTOMATOS VHULWY naL latch tice eta aac aaa tie Sebi a ee i) Cia 3 Inhalovtay xaryotiow aivor; héyo vuiv: éay iG , c , seo OvTOL OLmoovoLr, ot hitor xoaSovorr. YON , > Le. 19,41. b. Kat wg ayyoev, iday vyy molw exhavoey éx ») ~ Cc Ul \ ‘ \ 42. avtny, héyov: eb eyvwg ey TI, TUE Laven nat ov ve \ , ~ , > \ ~ 70g Eelonyyy: voy dé éxQvey azo oPIchuwy Gov. cr Cle c , ’ U \ © Cc» , 43. [Ore WSovow yusoar ext oe xai wegeBaovowy ot ExIQot stiinde freilich, unter denen die unwillige Anfrage an Jesum und die Antwort desselben stattgefunden habe, ist Mt. gewiss gegeniiber dem Le. secundir. Er schloss aus dem von Jesus verwendeten Psalmworte, dass der Anlass zu der unwilligen Anfrage in, Lobpreisungen bestanden habe, welche speciell aus dem Munde von Kindern erschollen seien (V. 15), wahrend im Sinne Jesu dieses Psalmwort seine Anwendung fand auf die yganze Menge der Jiinger“ (Le. V. 37), unter denen nach dem Sprachgebrauche der Quelle nicht allein die Zwélfe ver- standen sind; diese aus Laien bestehende Jiingerschaar steht den unmiindigen Kindern des Psalmwortes gleichend gegeniiber den gebildeten, schriftgelehrten Pharisiern (vgl. zu § 28b, wo die ganz ihnliche Umdeutung der ,,Kleinen‘, unter welchen un- bedeutende Jiinger gemeint waren, in wirkliche Kinder vorliegt). Ferner aber schloss Mt. daraus, dass es sich nach der Quelle um eine Lobpreisung auf Anlass der Machtthaten Jesu handelte (vel. Le. V. 37 mit Mt. V. 15), Jesus miisse unmittelbar vor oder wihrend dieser Lobpreisung besondere Wunderthaten vollbracht haben; und da nun _ der feierliche Kinzug Jesu in die Stadt keine passende Scene fiir Krankenheilungen zu bieten schien, so verlegte Mt. den Vorgang lieber in die folgende Tempel- scene, wo sich die von Me. (11, 17) berichtete Lehrthatigkeit Jesu. ebenso leicht in eine wunderbare Heilthatigkeit Jesu um- setzen liess (V. 14), wie in den Fiillen 14, 14 (vgl. Me. 6, 34) und: 19, 2 (vgl. Mc. 10, 1). b. Dass Le. bei der Wiedergabe dieser Weissagung im Detail Hiniges ex eventu geiindert hat, ist sehr wahrscheinlich (vgl. das Verhiltniss von Le. 21, 20—24 zu Me, 13, 14—19); aber das yal gov yaoana oor xe mequxvedwoovoly o& nai ovvé- 44. Eovoly o€ mavtodev xai sdapiovoly o& wal Ta véxva cov @ ool, av wy ove eyvag voy nougoy vag éent- ox077¢ oov.| § 38. Parabelwort tiber das Verderben, welches man sich durch eine feindselige Stellung zum Messias zuzieht. Le. 20, 18. Mt. 21, 44. ~ c ‘ > ~ \ , Le. 20,18. Tag 0 weowv ex éxeivoy vov Mitoy ovvdhacdyoeva * 27a pe oN , Tey ép ov 0 av méon, Ainuyoer aveor. § 39. Worte Jesu an seine Jiinger beim letzten Mahle. Le. 22, 14—17. 26—32. 85—38. Mt. 19, 28. \ U c c > \ B) , Le. 22,14. a. [Kat ove éyévero 4 Wow avéscecey nai ot azcootohot B) ~ \ =] \ > , 15. oty avig.| xal sizcey mQ0g avtovg: éctIvuula ézvE- Mass solcher Aenderung lisst sich schwer bestimmen und das ganze Stiick der Logiaquelle abzusprechen, liegt kein geniigender Grund vor. § 38. Wahrscheinlich nach dem Vorgange des Mt., falls namlich in dessen Texte die Worte 21, 44 echt sind, woriiber sich kaum sicher entscheiden lasst, hat Le. diesen Ausspruch mit dem von Me. berichteten Worte verbunden, in welchem Jesus die Psalmstelle von dem verworfenen Steine, der zum Ecksteine wird, auf sich anwendet (Mc. 12, 10). Der Ausspruch erschien hier passend, weil er nicht nur ebenfalls den Vergleich mit einem Steine bot, sondern zugleich eine Gerichtsdrohung enthielt, welche sich der vorangehenden Parabel von den untreuen Wein- giirtnern gut anschloss. In welchem Zusammenhange der Aus- spruch urspriinglich iiberliefert war, lisst sich nicht sagen. Die von Mt. ihm vorangestellten Worte V. 45 haben schwerlich in der Quelle zu ihm gehort, da sie nur zur Deutung der Parabel von den Weingiirtnern dienen. § 39a. Dass dieses Redestiick, dessen einzelne Glieder Le. mit den von Me. iiberlieferten Worten der letzten Mahlzeit ver- 172 ~ \ , ~ Dr ac ~ \ ~ HKiujoa [covvo vo waoxa| poyety wet vu@y 790 Tov 3 ~ , \ CZ c ») \ , B] \ 16. we nadeiv: heyo yao vuiy ott ov wy q~ayw [avto] Ewg ovov [zdnowd7| év vn Boordele tov Seov. ¢ \ Yorn , > , 5 , Le. 22,17. b. Kat defeuevog moryg.oy evyaorovjoag eizcev: ha- : lo c he 26. Pere tvovto xai dliapmegioute sig eavtotg. oO wstleor Cw c c / c Cc , ié éy vuly yivéodw Wg 0 vEWwTEQOS, “aL O YYovmEVOg WE bunden hat, aus den Logia stammt, ist daraus zu schlessen, dass eines dieser Glieder (V. 28 ff.) auch von Mt. aufbewahrt ist, und dass ein anderes derselben (V. 35) auf eine friihere, in den Logia aufgezeichnete Rede Bezug nimmt (10, 4; vgl. § 7b). Ob das geschichtliche EKinleitungswort V. 14 so in der Quelle stand, halte ich fiir zweifelhaft. Hbenso muss es dahingestellt bleiben, ob die Bezeichnung des Mahles als Passahmahl (V. 15) schon durch die Quelle gegeben war. Wenn die in den Logia tiberlieferten Worte Jesu lauteten: ich habe grosses Verlangen gehabt, dieses Mahl mit euch zu halten vor meinem Leiden; denn ich versichere euch, ich werde nicht mehr essen, bis zu dem Mahle im Reiche Gottes“, so konnte Le. doch auf Grund des Marcusberichtes hinreichenden Anlass zu haben meinen, um aus dem einfachen Mahle das bedeutsamere Passahmahl zu machen. b. Die zwischen Le. V. 17 und V. 26 stehenden Worte haben das Marcusevangelium zur Quelle, na&mlich theils den Bericht Mec. 14, 18—25, theils die friiheren Mittheilungen Me. 9, 34 u. 10, 42. Wenn wir diese dem Mc. entnommenen Siitze fortlassen, so erhalten wir einen trefflichen Zusammen- hang: indem Jesus seinen Jiingern den Kelch reicht, aus dem sie trinken sollen (beachte das ig éavvotg, V. 17), macht er sich zu einem ihnen aufwartenden Diener; dieses sein gegen- wiirtiges Verhalten (beachte das Priisens etur, V. 27) ihnen gegen- iiber soll ihnen ein Beispiel fiir das einander dienende Verhalten geben, in welchem sie selbst ihre Grésse zu suchen haben. Zugleich aber ist dieser Zusammenhang derartig, dass er uns leicht erklart, wie Le. dazu kam, in ihn jene Marcusstiicke ein- zufiigen. Le. tibersah die symbolische Beziehung, in welcher jene Darreichung des Kelches an die Jiinger zu dem folgenden Ermahnungsworte Jesu stand, Hr identificirte vielmehr diesen Lis c ~ , \ Ite (a3 , Jt ¢ 27. 0 duanovar. tig yao wsllor, 0 avaxeiwevog YO dLe- ~ ° Cc > yA c ~ noveay; ovyl, oO avanxeluevog; eyo dé ey Meow vUGY \ c C ~ elu Wo 0 dLaxovor. c ~ y , 3 ~ Le. 22,28. @. Yueig dé gore of Ovapewernxoveg wer euov ey 9 ~ artes SP Oot Hh cae me < e aaere 29. Toig méelgaomoig ov: xayw dOlravideuce vuty LOdWS . / c , , / 3 30. dléFero wou 0 marie wov Paotleiay, tva éoInvE nat miyynte él tyg voamélng pov éy vi Paothete ov, ‘ , c > \ rit \ ee ehce ; \ , nai xadnoeode exci Ioovwy vag dwdexa Pprdag xQl- vovteg tov Logan. Act der Darreichung des Kelches mit der von Me. (14, 23 ff) bei der Einsetzung des Abendmahles berichteten Darreichung, und getreu seinem auch sonst bewiihrten Principe, bei parallelen Berichten des Mc. und der Logia den Marcusbericht zu Gunsten des Logiaberichtes auszulassen, hat er die Worte Me. 14, 23 f. um unserer Logiaworte willen fortgelassen und nur zur Ergénzung der letzteren den bei Mc. an die Darreichung des Kelches sich anschliessenden Ausspruch Mec. 14, 25 und dann den Marcus- bericht iiber die Darreichung des Brotes folgen lassen (V. 18 u. 19a). Denn die im textus receptus (auch bei Tischendorf) hinter vovco zor vo ooua mov Le. 22, 19 noch folgenden Worte V. 19b u. 20, welche bei D und in mehreren Italahand- schriften fehlen, sind aller Wahrscheinlichkeit nach eine friih- zeitige Interpolation in den Lucastext nach 1 Cor. 11, 24 f. (vgl. Westcott and Hort, New Testament, H, Appendix p. 63 f). An die so mit Hiilfe des Marcusberichtes ergiinzten Logiaworte schloss Le. dann zuerst die Voraussagung des Verrathes durch einen der Mitessenden (V. 21—-23), mit welcher Mc. das letzte Gespriich hatte beginnen lassen. Indem er nun aber in der Reproduction der Logiaworte fortfahren wollte, musste er fiir dieselben, die ihren Zusammenhang mit V. 17 verloren hatten, eine besondere Motivirung suchen: er fand dieselbe durch Kr- innerung an die den Worten V. 26 f. ahnlichen Worte Jesu in der Erzihlung Me. 10, 41 ff. ec. Mt. (19, 28) hat diesen Verheissungsspruch in Verbindung gebracht mit einer anderen, durch Me. (10, 29 f) aufbewahrten Verheissung Jesu an Seine Jiinger. Den Wortlaut des Spruches scheint er minder urspriinglich zu haben als Le. 174 AGG ~ , c ~ ~ Le. 22,31. d. Siuwr, Xiuwy, tov o caravag enryjoaro vuac tov , Cc \ 3 9 \ \ ’ , \ ~ co 32. ouviaca we tov oivoy* éyw dé edEenIny zEQi Gov iva \ , . un éxdizcn % mlotig cov: nal Ov mote écLoTeéWas / A 2] / OTHQLOOY TOvg adEd~ovg Gov. \ ay > ~ , 3) Cc ~ w” Le. 22, 35. e. Kai eizvey avtoicg: ove azcéoterka vue ateg Bad- UA Cc , f c hevtiov xi spas “ai vscOdNnMaAToOY, MH TLVOg VOTE- , c AN ay > , c \ 3 > ~ 36. oyoate; ol d& Eltztay: ovdEvog. O O& ElzEY aUTOLC: XA \ ~ Ca py, We , > , c , > \ , adha vov o éyov Bahhavtoy apatw, owolws “nat 7cHoQr, \ Cc , \ , d ~ 3) nad O wy eXov mwAynoatw TO iwarLtoy abtov xal cyo- , , N Cw ld ~ 37. oacatw wayaioar. héyw yao vuiy Ove TOTO TO yE- ~ ~ , \ yoaumevoy OEt tEeheodyvar ev suol, tO xa pete Wve 5 N : = A avouwy &shoyiodn* xai yao vo zéol euov téhog exer. c A ¥. , > \ , eo» , c ‘a 38. ol O& eizvay: xvole, LOov wayaioae woe dvO. O Oé 3 ~ , ELEY ALTOIG* LxavOY’ éoTLY. Ill. Zerstreute Logiastiicke aus dem Matthiusevangelium. § 40. Parabelwort von der Bergstadt. Mt. 5, 14b. d / y\~ , wv Mt. 5, 14. Ov dvvarae wolig xovpiyvau éxcave Ogove xErmérn. d. Eine innere Beziehung dieses Ausspruches zum voran- gehenden lasst sich nicht erkennen. Um so mehr hat man Grund zu der Annahme, dass auch dieser Ausspruch mit aus den Logia stammt. Denn nur um seinetwillen hat offenbar Le. in V. 33 f. die Voraussagung der Verleugnung des Petrus nach Me. 14, 30 f. eingeschaltet, wihrend er anderenfalls, wenn er den Ausspruch V. 31 f nicht in den Logia gefunden hiitte, ihn nicht an dieser Stelle eingefiigt haben wiirde, sondern in Ver- bindung mit jenem Marcusworte hinter der Logiarede, bei der Erzihlung von dem Fortgange Jesu nach dem Oelberge. e. Auch dieses Stiick steht in keinem inneren Zusammen- hange mit den vorangehenden, wie ja auch die Stiicke a—c in keiner inneren Verbindung stehen. Wir haben hier nicht eine einheitliche Rede Jesu vor uns, sondern verschiedene, beim ° letzten Mahle gesprochene Worte. IIL. MHinsichtlich aller dieser nur von Mt. tiberlieferten 175 § 41. Warnung vor einem Preisgeben des Heiligen an die Verichter. Mt. 7, 6. Mt. 7, 6. My dare 10 ayoy toig xvoly, ude Badyre torc uaoyagitas tuo guroooIEer coy yolowy, yore KACTATATYOOVOLY ALTOS év LOLs 7OGLY aLvTOY “al OTOC- pértes OnSwow vuae. Stiicke lisst sich nur die Méglichkeit, nicht eigentlich die Wahr- scheinlichkeit der Herkunft aus der Logiaquelle behaupten. Man kann nicht mehr sagen, als dass keine entscheidenden dusseren oder inneren Griinde gegen die Herkunft aus dieser Quelle zeugen. Die Méglichkeit ist anzuerkennen, dass Mt. diese Stiicke aus anderer, und zwar dann wahrscheinlich miindlicher Ueberlieferung tibernommen hat. § 40. Mt. giebt dieses Parabelwort in seiner ,,Bergrede“, wo er den Uebergang von den Makarismen zu der Lehre von den Gerechtigkeitspflichten der Glieder des Reiches Gottes durch parabolische Ausspriiche Jesu tiber die Stellung der Jiinger in der Welt und ihre Aufgaben fiir die Welt gebildet sein liisst. Und zwar hat er unseren Ausspruch in die Vergleichung der Jiinger mit dem Lichte, welches auf den Leuchter gesetzt werden muss, so hineingeschoben, dass jetzt der Anfang dieser Ver- gleichung V. 14a von ihrer Fortsetzung V. 15 eigenthiimlich getrennt ist. Ueber den Zusammenhang, in welchem das Parabel- wort urspriinglich tiberliefert war, lasst sich nichts genaueres vermuthen; es steht aber nichts im Wege, dem Worte die Be- zlehung auf die offenkundige Beschaffenheit, welche die Jiinger- gemeinde innerhalb der Welt hat und haben muss, zu belassen. § 41. Ueber die Stellung dieses Wortes in der ,,Bergrede des Mt. vgl. zu § 21. Seinem Sinne nach wiirde es sich trefflich an die in der Aussendungsrede den Jiingern gegebene Vorschrift tiber ihr Verhalten in den Ortschaften, wo man sie nicht auf- nehmen werde (§ 7c), anschliessen (vgl. Weiss S. 267 f.). Ob es aber hier wirklich in der Quelle seinen Ort hatte, ist doch sehr zweifelhatt. 176 § 42. Heilung zweier Blinden. Mt. 9, 27—30. = \ , Se Op a eae oo py ea WA Mt. 9,27. Kat saoayovtr tp Inoot yxohobInoay abt ovo , al ~ DEN fe 28. tepdol. éhdovte 0& tg vi olxlay meo0nAIay avr@ \ ») ~ Ce ~ ca ot wrpdol, xai héyer cwvoig 0 Iycotg: mioretere Ort \ ~ ~ BD: ~ , Ovvauoe votto zoo; Aéyovow avr: vat, xvoLE. 9 / ca ~ 3 C ~ > ~ , \ \ 29. tore YWaro twv opdahuwy avrwy héywr> xara try c ~ Ce \ > , > ~ 30. alot vouory yern dito vir. . xai yvEewyIyouy avrey Cc ) , \ ’ , > ~ Ce, ~ a ot opdahuot. nat eveBouundy avtois o Ijoovg héywr* Cas \ OOATE UNOELG yLYwWOoxEetW. § 42. Dieses Stiick kann ebensogut wie das bei Mt. fol- vende Stiick 9, 32—34 (vgl.§ 12a) aus der Logiaquelle stammen. Fiir das von Mc. wiederholt bezeugte Verfahren Jesu, dass er die emzelnen wunderbaren Heilungen nicht in der Oeffentlich- keit vollzogen und ihre weitere Geheimhaltung streng eingeschiirft hat: \(vglo Me! 143"8.5°5, 37 435.7) 33 Uae, 22 eee 9, 25), hat die spitere evangelische Tradition so wenig Verstiind- niss gehabt, dass ich es fiir sehr unwahrscheinlich halte, Mt. habe hier eine freie Umbildung einer anderen Blindenheilungsge- schichte, speciell der Mc. 10, 46 ff. berichteten, vorgenommen und habe dabei seinerseits diese beiden Ziige, dass der Vorgang nicht gleich unterwegs, sondern erst nachher im Hause statt- gefunden habe und dass Jesus jenes strenge Verbot des Weiter- erziihlens gegeben habe, erfunden. Allerdings aber hat sich Mt. sowohl bei unserer Erzihlung durch die Erinnerung an die Blindenheilung Mec. 10, 46 ff. beeinflussen lassen, wie umgekehrt bei der Wiedergabe dieser letzteren Geschichte durch die Er- innerung an unsere Krzihlung: dass er bei dem Vorgange hinter Jericho aus dem einen Blinden des Me. zwei macht (20, 30), muss durch unsere Geschichte bedingt sein, und dass er in unserer Erzihlung die Blinden rufen lisst: ,erbarme dich unser, Sohn Davids!’ (V. 27b), stammt wieder. aus jener Marcus- geschichte. Auch V.31 ist als ein Zusatz des Mt. nach Me. 1, 45 zu betrachten, LCG §43. Rechtfertigung einer Liebesthitigkeit der Jiinger am Sabbath. Mt. 12, 5—7. nw af 3) , ~ , c ~ , Mt. 12, 5. — — Hf ovz avéyvwce & t@ vou Ott toig oasBacw c c ~ > re. °C ~ \ , ~ \ Ol lEgelg EV TW LEQ TO OaBBatoy PEyhovow xe ? ' , , , NGA GP tres ces ~ ¢ ~ ~i? 6. avaitiot sow; héeyw O& vuiy ove Tov LEgov peEtlor § 43. Mt. hat diese Aeusserung eingeschoben in die Worte, mit welchen Jesus nach dem Berichte Mc. 2, 23 ff. seine Jiinger wegen des Aehrenausraufens am Sabbath vertheidigt hat; der Anlass zu dieser Kinschiebung lag wohl in der Aehnlichkeit des Argumentes V. 5'mit dem Argumente V. 3 fi (Mc. 2, 25 f). Innerhalb jener Marcuserzihlung erscheinen nun freilich unsere Worte wenig passend. Denn wenn man auch in V. 6 unter demjenigen, was grosser ist als das Heiligthum, Jesum selbst als den Messias verstehen will, wie ohne Zweifel Mt. diese Worte gedeutet hat, so kann man doch nicht ohne kiinstliche Kintragung in den geschichtlichen Bericht behaupten, dass die Jiinger das Aehrenausraufen um Jesu willen vollzogen hitten. Ebenso un- deutlich aber ist der letzte Ausspruch V. 7, dessen Wortlaut auf den Gedanken fiihrt, dass die Jiinger deshalb als unschuldig betrachtet werden sollen, weil sie dem prophetischen Worte gemiiss die Barmherzigkeit dem Cultus vorangestellt haben, welches aber in der von Mt. bezeichneten Situation, wo es sich um eine Barmherzigkeitsiibung der Jiinger nicht gehandelt hat, nur den Sinn haben kann, dass die Pharisiier sich durch das Mitleiden mit dem Hunger der Jiinger abhalten lassen sollen, sie im Interesse des Cultusgesetzes zu beschuldigen. Loésen wir die Worte aus dem ihnen fremden Zusammenhange heraus, so zeigt uns der Schlusssatz V. 7, wie der Satz V. 6 zu verstehen ist und in welcher Situation die Worte gesprochen sein miissen. Dasjenige, was héheren Werth hat als der Cultus, was also ein noch grésseres Recht zur Verletzung der Sabbathsruhe verleiht, als der Dienst an der Cultusstatte, der doch nach dem Ge- setze die Verletzung der Sabbathsruhe schuldlos macht, ist nach dem prophetischen Worte die Barmherzigkeit. Wenn die An- kliger aus dieser Argumentation schliessen sollen, dass die Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 12 178 = is , oo) 7. gor wos. &l O& eyveoxerte TL Eotwy* eheog Déhw nett > d DN , \ D} ov Ivolay, ot% ty naTEdLZaOaTE TOS GvaLtiove. § 44. Zwei Parabeln tiber die Ausscheidung der bésen Elemente aus dem Gottesreiche. Mt. 13, 24—30. 47—50. is Cc ~ ’ ~ a) , Mt. 13,24. a. [QuowwIn y Baotheta TOY oveavar avdouztp = ~ 3) ~ > ~ cr y 26. ometoartt| xahov oméouce ey UW) ayo avtov. OTE OE , c , U , éBhaotyoey 0 yootog [zai xagzov éoinoey|, Tove / \ te te / fe c ~ ~ 27. épavyn vai Cileme. zroocehdovreg dé ot dovhou tov . =) iw BY , 28. olxodsomorov Etzcoy avr: Féherg azceldovres ovdlé- 9 re 2) , c \ Bi der zi! WF \ 29. Eouev avva; 0 0 gyoty: ov, whzcore ovddéyovtes ta Jiinger schuldlos sind und dass sie dieselben nicht hatten ver- urtheilen ditrfen, so muss die Anklage dagegen gerichtet gewesen sein, dass die Jiinger am Sabbath Werke der Barmherzigkeit vollbracht hatten; sie werden nach dem Vorbilde Jesu in der Ausiibung iirztlicher Liebesthitigkeit, d.i. in emer Verkiindigung des verwirklichten Gottesreiches durch die That, begriffen ge- wesen sein. Vgl. Weiss S. 310 ff § 44a. Mt. giebt diese Parabel an Stelle der von Me, iiberlieferten Parabel von dem Samen, der ohne Zuthun und Wissen des Menschen zur Frucht heranreift (Mc. 4, 26 ff). Der Annahme von Weiss (Marcusevang. 8. 159 f.), dass diese Parabel des Me. nur eine Umbildung unserer in den Logia gegebenen Parabel sei, kann ich nicht zustimmen. Dem Mt. wird die Parabel des Mc. zu pointelos erschienen sein; deshalb hat er sie durch unsere Parabel ersetzt, welche ihr insofern ahnlich war, als sie ebenfalls vom Siien, vom Aufgehen des Samens und vom Ernten handelte. Er hat diese Parabel aber erweitert. Die Angabe, dass der Feind wiihrend des Schlafens der Menschen das Unkraut zwischen den Weizen gesiiet habe (V. 25), und demgemiiss auch das hierauf beziigliche Wechselgesprach zwischen den Knechten und dem Herrn (V. 27b-u. 28a) sind ohne Zweifel Zusiitze, welche Mt. der allegorisirenden Deutung halber gemacht ~ hat (vgl. Weiss 8. 347 f.). Dadurch ist wieder bedingt, dass sowohl der Artikel vor Crlevee am Schlusse von V. 26 als auch 19 30. Cilama exoilwonre cya avroig viv oivov. «agete ovvavgaver Iau aupovega méxor vor Feguouov, nol éy zany tov FEQiouov cow voig JEquovaic: ovddésave momvoyv va Cilaria xa djoare avta sig DEoueg 700g TO naraxaboc ave, tov Oé oltoy ovvayayere EtG TI cero juny ov. , — \ Loeb . ~ ~ Mt.13,47. b. lady omota eoviv 4 Baoideta tov Feot oayhyy , \ Blyteton etc viv Iadacoay nai &% savtog yévous 4g ae Tan B Se cr 2 1 a p} 21 2c > \ 8. ovrvayayovon* yy ove éxchjnowIn avasiBaoartes ent \ ’ \ \ , he XN ‘\ tov atytcdoy xa xadioarvtes ovvédesay va naka sic a” y t- ayyy, ta dé oazea é&w eBahov. das oy in V. 28b von uns fortzulassen ist. Ich vermuthe, dass auch die Worte zed xegzcor ézcotnoey (V. 26) nicht urspriinglich sind, da fiir die Pointe der Parabel gerade der Umstand wichtig erscheint, dass der gute Weizen noch so jung ist, dass die Knechte ihn nicht deutlich von dem Unkraut wiirden unter- scheiden kénnen; die Worte sind vielleicht ebenso wie das éy tm xadetde rots avdIouzovg V. 25 eine Reminiscenz an Me. 4, 27 f Den Kingang zur Parabel hat Mt. wohl nach seiner Art gebildet; in der Quelle begann die Erzihlung gewiss einfach: ay Iow7ro¢g tig éozeroey xh. Dass die allegorisirende Deutung der Parabel V. 36—43 nicht aus der Quelle, sondern von Mt. herstammt, hat Weiss (S. 352 ff.) iiberzeugend nach- gewiesen. b. Diese Parabel gehért mit der vorigen zu einem Paare zusammen; sie hat ihre gesonderte Stellung bei Mt. wohl nur in Folge davon erhalten, dass Mt. die vorige an Stelle der Parabel Mc. 4, 26 ff. gesetzt hatte und dann zunichst noch weiter dem Faden des Marcusberichtes gefolgt war. Wiihrend die Pointe der vorigen Parabel in der Warnung davor liegt, dass die Menschen es versuchen, ihrerseits eine Ausscheidung der bésen Elemente, welche sich mit dem Gottesreiche ver- mengen, vorzunehmen, zu welcher sie doch nicht befihigt sind, liegt in unserer Ergiinzungsparabel die Pointe in der Gewissheit, dass Gott nach ganz sicheren Unterscheidungsmerkmalen diese Ausscheidung vorhehmen wird. YV. 49 u. 50 geben eine Deu- tung der Parabel, welche Mt. nach Analogie seiner Deutung 12* 180 45. Zwei Parabeln iiber den Werthvorrang des Gottesreiches vor allen tibrigen Giitern. Mt. 13, 44—46. wn \ &. ~ ~ , Mt.13,44. ‘Ouola éovivy 1 Paotheta cov Feov Iyoavow xEexovu- , > ~ 2} ~ A c \ Py »” \ usr EY TWD aYQWD, OY EvEwWY aYIQW7Z0G ExoLWEY xaL > \ ~ ~ d ~ Cc / ~ Cc TA \ ano THS Yaoas avtov vivayEer nat mwwAEL OOH EEL HOt 9 Viga \ , \ > ~ / c , Thephe anh’ LC 45. ayooate: tov ayoov éxeivoy. mahiy Omola Eotly Y Pa- ~ ~ , te ~ ‘\ odela TOU HEOv Euscoow Cyvouvee nakovg waoyaolrag’ Cc Ny / > \ AG. evowr 0é Eva scodvriuoy Uaoyaotcny azcEeh Soy 7é7cOanEVv Q f f / cr ay \ ’ / laa? TLHVTCRE OOM ELYEY ZAL TNYOQACEY aLTOY. § 46. Parabelspruch tiber den reichen Mittheilung- stoff der Weisen des Gottesreiches. Mt. 13, 52. . eae Fora A 7 ‘ € THI . a 4 Mt.13,52. Ava tovro wag yoauparerg wadyrevdets tH Baorhera ~ ¢ ~ ct , ae > , y , ra TOU FEOUV OMOLOS EOTLY aVIQWAW OLZODEOZOTH, OOTLS ~ ~ > ~ \ \ , éxPddder é% cov Iyoaveov averov xawa xai waded. (JOA) 47. Benennung des Simon. Mt. 16, 17 f. Mt.16,17.18. [Maxegrog ei Siuwrv Baguova: ov ei Tlétgog zal echo GOov ov xariayvoovoly oor}. der Parabel vom Unkraut unter dem Weizen (vgl. V. 40—42) hinzugesetzt hat. §$ 46. Mt. giebt diesen Ausspruch zum Abschlusse seiner Parabelrede Cap. 13. Dass derselbe sich auch in seinem ur- spriinglichen, uns nicht bekannten Zusammenhange speciell auf das Lehren in Parabeln bezogen habe (Weiss S. 359 f.), scheint mir eine nicht nothwendige Annahme zu sein. $ 47. Die Méglichkeit, dass eine Grundlage der Worte Jesu an Petrus, welche wir jetzt an der Stelle Mt. 16, 17 ff. mit der Reproduction von Mc. 8, 29 verbunden finden, aus der Logiaquelle stamme, ist nicht zu bestreiten; ,kaum aber hat mehr als der angegebene Satz in dieser Quelle gestanden. In 181 § 48. Jesu Ausspruch iiber seine Freiheit von der Ver- pflichtung zur Tempelsteuer. Mt. 17, 24—27. 2 , 2) \ ~ Mt.17,24. “Eldovcwy dé avray sig Kapaevaotu meo07ddov ot \ y , ~ rz \ 5 c ta dldoayua dheupavorvves ty Uetoy xt eizeav: o , c ~ o] ~ \ , 25. didcoxahog vucy ov velet va Oldoaxyua; héyer* . vet. \ ’ / a) ‘ ’ , , 2) ‘\ c nat Eloeddovta slg Ti oOlxlay se0épPIacEY avTOY O Inoovg héyors tt doxel, Siuwr; ot Baorheig vig yoovs Aéywv ti cou Ooxet, Sipwv; ot Paorheig vyjg ~ > \ , aN ~ 9 ‘ ~ yg aco tivwy haupavovow tvély y ZxAVOOY; azo TOV dem Commentare des Ephraem Syrus zu Tatians Diatessaron ist der Wortlaut der Stelle Mt. 16, 17 f. folgendermassen iiber- liefert: ,,Et respondit: beatus es Simon; tu es petra, et portae inferi te non vincent (vgl. Th. Zahn, Forschungen zur Ge- schichte des neutestam. Kanons, I, 1881, 8. 163). Mit grosser Wahrscheinlichkeit lisst sich hieraus der Schluss ziehen, dass Tatian die Antwort Jesu an Petrus im Matthaustexte wirklich in dieser Gestalt las, und dass alle tiber diesen Bestand der Antwort hinausgehenden Worte unseres Matthiustextes erst spa- tere Interpolationen sind (vgl. A. Harnack in Brieger’s Zeit- schrift fiir Kirchengeschichte IV, 8. 484 f., und in Gebhardt u. Harnack’s Texten u. Untersuchungen zur Geschichte der alt- christlichen Literatur, Bd. 1, H. 3, Leipzig 1883, S. 149 f). Wenn Mt. diese Worte aus den Logia tibernommen hatte, so werden sie dort als eine feierliche Namengebung an Simon be- richtet gewesen sein, also eine Parallele zu der Angabe Mc. 3, 16b gebildet haben. Aber auch dann, wenn der uns tiberlieferte Matthéustext an jener Stelle ganz echt ware, diirften wir wohl urtheilen, dass Mt. in seiner Quelle doch nichts Weiteres als jene Namengebung an Simon vorgefunden hatte, welche er dann seinerseits bei ihrer Combinirung mit dem von Me. berichteten Vorgange des Petrusbekenntnisses so erweitert hatte, wie sie der Bedeutung, welche Petrus thatsichlich fiir den Bestand der christlichen Gemeinde erlangte, entsprechend erschien. § 48. Die sehr charakteristischen Worte Jesu kinnen wohl in den Logia iiberliefert gewesen sein. Die Annahme aber, dass der Schluss durch Mt. modificirt worden ist, indem er aus 182 : c-~ Di ~ aN > \ ~ d , ’ , , 2 \ 26. view avtwy 4 azo twy addototwr; Eetzcovtog Oé* a7c0 ~ xD ae. ay? > ~ ¢ af mata ” 4 E13: , tov adhotveiwy, eqn avi o Inoovs: agaye éhevdeoot c c ' \ ‘ y 2) , 27. stow ol viol. iva dé uy oxcrdahiowusr cadtove, \ 3) , U a \ \ > [zogev Fels eis Jahaoow Bake ayx.ovgov xo voy cver- \ > , Pave meQeotoy in dev igor, zat avolgag 0 ovowce avrod evQTOELS ovarnea* éxeivoy hapav dog avtoig avert guov nai oor). § 49. Verheissungswort tiber die Erhérung der Gebete der Jiinger. Mt. 18, 19 f. Mt. 18, 19. Auiy heyo buy, Oom ea dto ovyeporigoowr é& Decay él TIS vis EOL ven'tog 7UQGy MATOS ov éay aivr- 20. CONTA , yevyoevau avroig Teega cov 7ECUQOS lov. ov yao elow Oto 1 ToeElg OVYIyUEroL eig TO ZU0Y CvOME, éxel sil év Meow avTor. § 50. Ausspruch iiber die Ehelosigkeit. Mt. 19, 10—12. 2) ~ ,’ cr c Mt.19,10. — — éyovow avim ot wadyrat* [et ovtews éoriy % ~ ~ ray p) altia tov avdouwscov usta THe yuveixoc), ov Gvuéeoet Q 5 ( 5 ? ‘ S ~ Cc \ S ~ Pee ~ 11. yauyjou. o d& élzEev avtoig: ov martes ywoovow \ , ~ Siva) ote wh hee \ oY ~ 12. tov hoyoy tovtoy, add otc dédotaM. EeLoiy yao Evvovyor einem natiirlichen Verfahren zur Gewinnung einer Doppeldrachme ein wunderbares Verfahren gemacht hat, liegt sehr nahe. § 49. Ueber die Stellung, welche Mt. diesem Ausspruche gegeben hat, vel. zu § 28c. Am Schlusse von V.19 werden die Worte rov é oveavoig hinter tov zaredg uov wie sonst ein Zusatz des Mt. sein. § 50. Mt. hat diesen Ausspruch an das von Me. (10, 10) iiberlieferte Wort, dass die Entlassung der Khefrau ein Ehebruch sei, angeschlossen. Méglich ist es ja, dass in der Quelle wirklich die Aeusserung der Jiinger, es sei nicht zutraglich zu heirathen, durch ein ahnliches Wort Jesu tiber die Unawufléslichkeit der Ehe veranlasst war. Sehr viel wahrscheinlicher aber ist es doch, 185 ottiveg &% xotdlac ayjrQos every yaa ovtme, xol Lolly evvouyor olvuves Ev wougtodyoey ‘760 COV cv Iu CY, nai eloiy evvovxot otceves EvvobyLooy Eavtotg dice vIy Bacthetay cov HEov. O Ovvauevog ywoety yooetu. § 51. Parabel tiber die Gleichstellung Aller im Gottesreiche, Mt. 20, 1—16. Mt. 20, 1. “Owota éoriv % Baotleta vot eot avIquaw otxo- deozcory , Ootig eyAder Cyc wEWt wLoIWCaTIaL z0- 2. yaras sig Tov curehOva atod. GLvupurioag dé were tov zoyarorv e% Onvagiov viy yuéoay ezéorEhey av- 3. tole €ig voy aqumehova avvot. nai eed ov EOL viy teiryy woay eidev ahhovg éatarag &v vi ayOQg dass die Aeusserung der Jiinger vielmehr durch ein solches Wort Jesu, um des Gottesreiches willen miisse man sich von seinen niachsten Angehdrigen trennen und selbst sein Weib hassen (vgl. Le. 14, 26), veranlasst war. Denn in diesem Falle bezog sich die Zustimmung Jesu zu ,,diesem Worte“ der Jiinger (V. 11) nicht nur auf ihr Schlussurtheil, dass es nicht zutriglich sei, zu heirathen, wihrend Jesus doch die Richtigkeit dieses Urtheiles aus einem ganz andersartigen Grunde herleitete, als aus welchem die Jiinger es gefolgert hatten, sondern vielmehr auf dieses Urtheil gerade sofern es aus dem von den Jiingern angenommenen Grunde sich ergab. Weil das Gottesreich allen iibrigen Giitern schlechterdings vorangestellt werden muss, des- halb ist es allerdings richtig, dass von einigen Menschen das Gottesreich die Enthaltung von der Ehe fordert. § 51. Mt. fiigt diese Parabel seiner Wiedergabe des Ab- schnittes Mec. 10, 28—31 an, wo Jesus verheisst, dass jeder Verzicht um des Gottesreiches willen einen tiberreichen Ersatz im Gottesreiche finden werde. Der Grund der Anfiigung an dieser Stelle lag offenbar darin, dass die Parabel am Schlusse auf einen Grundsatz gedeutet wurde, welcher dem Grundsatze, der jenen Marcusabschnitt schloss (Mc. 10, 31), gleichlautete. Aber dieser gleichlautende Grundsatz hat doch an beiden Stellen 184 4. aoyots, nai éxelvoug elev: vaayere nai vueic éic 5. cov aumeh@va, nai 0 ecy 7 dlxcuwoy dwow vuir. ot Oé amyltor. eh eSehidov mEQL EXTYY KELL evaryy 6. Cgan éxcolyaev ooavres. EOL O& VAY Evexcerny ékeh- Jovy Evoev alhovg eovwtas, nai héyer avtoig: tI Ce 7. Eoryjxate Olyy tyy yucoay eeyol; éyovoly abrm: OL ovdsig Huds ZuoIwWoaro. Aéyeu orotic: vadyere nOel 8. vusic éig TOY cumcEehova. owiac 0€ JEvouevns heyet 0 “L0G tov duzcehiivog 70) ervvTQo7eyy avrov* nacheoov Tove ~oyatas “ai abd0g voy wioFOr, aokauEvog e710 9. tov coxatwor Evg tov mewror. xal éovrEes ot 7EQi 10. ray evdexaryy Weay ehaBov cava Onvequor. zoveeg Oé 0b meMtor evouuioay Ore sAEtova Anjuerprovrc nett fa éhasov TO ave OyvaQLoy nai avrol. herovves 0& éyoy- 12. yocov “ATC TOV OLLODEDTCOTOU heyovees ovrot ol eoyavoe lute wocy éxcoinoa, nal tooug QUTOVS mci ervolnoag tots Paoveoaow TO Pagos a meas “al TOY neeboune, 13. 0 dé drvoxgudeig vi avvov sizer’ evetige, oun aOLne 14. OE" ovyi Onvagiov ouvepannsas Hoe; a@oov tO gov Pad taaye. Fého dé toltm tH éeoyarw dovvar wg net einen sehr verschiedenen Sinn: an der Marcusstelle bedeutet er, dass die Rangstellung der Einzelnen im Gottesreiche in vielen Fallen entgegengesetzt sein werde der Stellung, welche sie auf Erden eingenommen haben, wiihrend er am Schlusse unserer Parabel nur bedeuten kann, dass die Stellung Aller im Gottes- reiche eine gleiche sei. Diese verschiedene Bedeutung des Grundsatzes an den beiden Stellen hiingt aber wieder davon ab, dass es sich in unserer Parabel um die Stellung im Gottesreiche in einer anderen Beziehung handelt, wie in jenem Marcus- abschnitte. Diese Parabel soll den Gedanken veranschaulichen, dass das Gottesreich selbst als ein gleich grosses Heilsgut Allen mitgetheilt wird, die in dasselbe eintreten, m6gen dieselben sich vorher schon lange um die Leistung der Gerechtigkeit bemiiht haben, um durch diese sich ein Anrecht auf das Reich Gottes zu erwerben, oder miégen sie ohne solche vorangehende Ge- rechtigkeit aus blosser Gnade desselben theilhaftig werden, wie die Siinder und Zéllner. In jenem Marcusabschnitte aber hebt 185 15 oe * Wea pe a S21, ~ > Ce eS) eee . gol ove eeoriy wor 0 Féhw rorjoa ev voig emoig; >” Cc B} C a , 4, ‘ : , a > ies > \ > a , . 7 0 opdakuog cov zcovngog got oti éyw ayodtog 31 cr , c ~ \ « ~ 16. eur; Ovtwg eoovrce ot ~OXATOL 7LEMLOL ZOLL OL 7LQWTOL EOYATOL. § 52. Warnung der Jtinger vor dem Verhalten der Schriftgelehrten. Mt. 23, 1—12. Mt. 23,1. Tore 0 "Inootc édcdyoev voig oydorg nai voig jpody- 2. taic avvor héyov: éci tig Movotwg nxadidoag exc- 3. Koay ot yoaumareic. aera ov boa ay Elxwow tuiy moujoare nai rygeive, xara O& ta zoya aro ou \ ~ x \ Bb) ~ , . Ly zorsites héyovow yag “zat ov scoLovoLY. scavta val \ , 3 ~ ~ \ \ ~ = O& Ta EQya avtMY zOLOLOLY ze0g TO FEaIyvar Tog > , , \ \ , Ia avJowrolg* mhatvyovew yao ta prhaxtygia avtwy /, \ 4, 4 ~ yy ~ 6. 7. xai weyadvvovowy ta xocozeda, |qrdovowy dé| xoheto Feu Cares = > , ; ce ties : \ ~ 8. to tov avdoqumorv bapBi. vusic dé wn “AndiytE c pnt << , > c ~ c we ts , \ Oappi- sig yao éori vuwy 0 diwacxahog, martes 0é Jesus den Gedanken hervor, dass der Heilslohn, welchen man als Glied des Gottesreiches empfingt, verschieden sein wird je nach der Grosse des Verzichtes, den man sich im Gottesreiche und um desselben willen auferlegt hat. § 52. Mt. hat dieses Stiick verbunden mit der von Mc. (12, 38 ff.) tiberlieferten Warnung Jesu vor der Ehrsucht der Schriftgelehrten und lisst ihm die in den Logia iiberlieferte Anklagerede Jesu gegen die Pharisier und pharisiischen Gesetzes- lehrer folgen (vgl. zu § 13b). Dass das Stiick mit dieser anti- phariséischen Rede urspriinglich nicht zusammengehért — hat, erhellt daraus, dass Jesus in unserer Rede die von den Schrift- gelehrten vorgetragene Lehre ausdriicklich zur Nachahmung empfiehlt, und nur vor ihren Werken warnt, weil dieselben mit ihrer. Lehre nicht in Kinklang stehen oder nur aus Hitelkeit von ihnen yollzogen werden, wihrend er in jener anti- pharisiischen Rede gerade die véllige Verkehrtheit und Verderb- lichkeit auch der Lehre der pharisdischen Schriftgelehrten hervor- hebt. Aus unserem Stiicke miissen wir nun zunichst die Worte 186 c ~ 9 , Db) \ , \ , c ~ 9. duetg aded—pol éote, xed mwaréga uy xahéontEe vucoy = > \ ~ ~ ros / > c ~ c , 10. emi vig yas" cic yag eorLy Yuw Oo 7coTKE. “wyde cha 11. dite nodhynee owl LOIN HENS vuay EOULY ele 0. ¢ » A Ie — ay 12. dé welLwr du@y gore Yudy OLvexovog. Gotig JE VWOEL \ / we led ‘ \ EQUTOV TAELVOINOELAL ZL OOTLG TazrELVWGEL EATOY vWoInjoerae ) § 53. Rede Jesu tiber die Scheidung unter den Volkern beim Endgerichte je nach ihrem Verhalten gegen seine Jiinger. Mt. 25, 31—46. Mt. 25,31. “Oray dé gIn 0 viog tot avIeuzov [ev ti doky avLOD “cL EAVES Ot ayyehou wet aevrorl, tore xadtoer 32.,é ev Soovov doSys avrod, “cel ov vey Soovec eumtgoo dev aveoD rece wat edn 1, “Ol ceqpoguel avrovs ce ch bay hry, Wome 6 moluy apogite ve mo0fara azo toy égt- V. 4, welche zu der antipharisiiischen Rede gehéren, und V. 6 u. 7a, welche dem Ausspruche Mec. 12, 38 f. entsprechen, fort- lassen; wie in der Quelle der Uebergang von V. 5 zu V. ¢b lautete, muss dahingestellt bleiben. Ferner sind am Schlusse von V. 2 die Worte zai ot Maguocior gewiss ein Zusatz des Mt., der diesen Anfang der von ihm combinirten Rede Cap. 23 ebenso schon gegen die Pharisiier mitgerichtet sein lassen musste, wie er den weiteren Verlauf derselben abweichend von der Quelle gegen die Schriftgelehrten im Allgemeinen mitgerichtet sein lisst (V. 13 ff). Als seine Zusiitze sind auch am Schlusse von V. 9 u V. 10 die erliuternden Worte 0 ovecriog und o Xoorog zu betrachten; dass die urspriingliche Aussage nur lautete: denn Einer ist euer Vater“ und: ,denn Hiner ist euer Leiter*, ohne nihere Bezeichnung, wer dieser Kine sei, ist aus der Aeaiene von V. 8b zu ersehen. § 53. Mt. stellt diese Gerichtsschilderung an den Schluss seiner grossen Zukunftsrede Cap. 24 u. 25. Dass die Schilderung sich ihrem urspriinglichen Sinne nach nicht auf das Endgericht_ ganz im Allgemeinen, wie es tiber die Jiinger und die Nicht- jiinger ergehen wird, bezog, sondern speciell auf das Gericht 187 a \ , ‘ \ fy , v tc ~ > ~ 33. Pov, zal orynoer Ta wev seooBata &% OEkvwy aveor, a \ 3. 8 dE > , , > ~ c , \ 34. ta dé goiqgua e& evwrvuwy. wore éoEl O Paotheve ~ y ~ > ~ , ~ > ~ votg éx dEki@v avrov: dsvte [ot evhoynucvoe tov 7a- , , \ Cc c ~ TQOS Mov, ZANOOVOULYOATE THY IrOLUCOMEryY LULY ooL- = > ‘ ~ , \ \ 35. delay azo xarafohijg xoouor|* éwelvaon yao xat / ~ ‘ « edwxavé wor payeir, EdLWyou nol éxcovioaré we, Sévog Se) , \ a 36. Huy xe OvvynyayEevé UE, Yvuvog nai wEQLEBaAETE LE, ” t Sam oo , i > ~ » \ YorEryon nal eeonxeWaodé we, Ev Pvdany Huyy xa wv / / > / a) ~ , 37. yhdave 700g ME. TOE a7LOZOLIYOOVTAL avty héyortEs* , , ~ wn “VOLE, TLOTE O& ELOOMEY mELVOYTa nO EIQEWOUEY, 1 ee - \ » , , wea »” eZ 38. diworra nal éotioauer; cote 0& o€ ELloomev Eévov \ , Uy" % /, , 39. nai ovrvyyayousy, % yuuroy xa méEoLEpccdouey; 70OvE » 7 BAN > ~ Sire? ~ Sy eed 0& O€ El0oMEY aotsvotYta H Ev —uhany nat YAFouEY - U \ > \ c F \ ~ B) ~ 40. 790G O&; xal azcozerdeic Oo Paothevg eet aveoic: 2 \ c ~ 2 U / \ / ~ auyy héyo viv, ep Ooov ecorjoarEe Evi ToLLWY TOY 2 & ~ ~ \ , & 41. adeAqoy wov tov éhaylotwry, Euot ézcoujoare. TOvE ~ \ ~ > , , a) ~ coe “al toig e& evwrvvuwy: sogeveode az euov \ ~ \ , C [xaryjoauéror gig tO mtQ TO aiWYLOY TO rcOLWAOMEVOY 42 » Otabodw vat TOC yh howe ar vb] err ely ’ 2. 0) OLvapohkw nai voig ayyédotg avvov|: éEetvaca yao \ } , ~ WA \ ) “aL OVX EOWNATE MOL PayEly, EdLWHoa xaL oOvxz Ezv0- tiber die nichtchristliche Menschheit, ergiebt sich aus dem Ver- laufe der Schilderung selbst, wo die zur Rechten Gestellten von den ,,Briidern“ des Kénigs, nach deren Behandlung sich das Urtheil richtet, genau unterschieden werden (V. 40), und wo hervorgehoben wird, dass ihnen die Bedeutung ihres friiheren Verhaltens nicht bewusst gewesen ist (V. 37 ff). Das wird uns” aber auch bestatigt durch die sonstigen Aussagen Jesu, welche hervorheben, dass das Verhalten, welches die ausserhalb der Jiingergemeinde Stehenden an den Jiingern iiben, den gleichen Werth habe und demgemiass den gleichen Lohn oder die gleiche Strafe finden werde, als sei es an Jesu selbst geiibt (Le. 10, 12—16; Mt. 10, 40 ff; Me. 9, 41), wiihrend Jesus ebenso deutlich aus- spricht, dass sich die Gerichtsentscheidung tiber die Jiinger je nach ihrem (vollbewussten) Bekenntnisse zu ihm vor den Menschen richten werde (Mt. 10, 32 f.; Me. 8, 38). Mt. scheint allerdings durch die Stellung, welche er unserem Stiicke gegeben hat, an- zudeuten, dass in demselben das Gericht tiber die gesammte 188 , , e/ ” \ , , , \ 43. Tioave me, Sevog yyy “GL OV OLYHYayEvé ME, YUEYOS \ > , »D ~ ual ov mEguepakeré me, aOoFEevyg noi ev gvhaxy xel > > , , , B) , \ 44. ove EmveoxeWaode We. TOTE AOZQLIHOOYTAL xab > , Ve ~ pee autol héyoveeg* nvgie, OvE O& ElOOMEY mELVOYTA 7 a ree, nw gee ue wn soo: eiwety S mace porta 4 Sevov ¥ youvoy y coder 4 ev prhaxy \ > y , ~ 45. “ab ov OLyxovyoauéev GOL; TOTE azcoxeLd oEraL avtoig BD) < ses > cr 3 , heyou' ony héyw vuiv, ép ooo ove éxcorjoare Evi , ~ > \ / rovtwy tov éhaxiovwy, ovde ewol ézcorynoate. Menschheit einschliesslich der Jiinger geschildert sei; er wird unter den zu Rechten Gestellten diejenigen Jiinger verstanden haben, welche sich durch Liebeserweisung gegen ihre Mitjiinger bewahrt haben, und diese Vorstellung wird ihn veranlasst haben, der Anrede V. 34 eine Gestalt-zu geben, welche doch nur auf die Jiingergemeinde zu passen scheint. Dann wird aber auch die analoge Anrede V.41 von ihm umegestaltet, beziehungsweise hinzugesetzt sein, ebenso wie das ot dfzavor V. 37 (vgl. V. 44). Ich vermuthe, dass in der Quelle am Anfange der Schilderung statt der Engelbegleitung (vgl. Mc. 8, 38) vielmehr eine Beglei- tung des Menschensohnes durch seine Heiligen oder seine Aus- erwihlten, d. i. durch seine Jiinger, angegeben war. Der Schlusssatz (V. 46) ist gewiss ein vervollstandigender Zusatz unseres Evangelisten, Aus der gegebenen Zusammenstellung aller uns erhaltenen wahrscheinlichen Bestandtheile der Matthiuslogia ergeben sich uns jetzt folgende Urtheile iiber die Beschaffenheit dieser Quellenschrift. In dieser apostolischen Schrift waren neben einer Rede des Taufers Reden und Ausspriiche Jesu aufgezeichnet. Dieselben waren zum grossen Theil durch geschichtliche Bemerkungen iiber die sie veranlassenden Worte oder Umstiinde (z. B. § 4—12), - zum Theil aber nur durch kurze, den Beginn eines neuen Aus- spruches oder einer neuen Wendung , der’ Rede anzeigende 189 Formeln eingeleitet (z. B. § 23. 24. 26); zum Theil waren sie wohl auch ohne solche abgrenzende Uebergangsformeln an ein- ander gereiht (z. B. § 16. 17. 30). Binelnie Stiicke haben tiber- wiegend erziahlenden Charakter (§ 3. 31. 36. 42); es ist aber wahrscheinlich, dass es dem Verf. der Logia doch auch bei diesen Stiicken hauptsiichlich auf die Mittheilung charakteristischer kurzer Ausspriiche Jesu ankam, zu deren Verstiindnisse ihm die verhiltnissmiissig umstiindliche geschichtliche Erziihlung nothwendig erschien. Dass Le. in vielen Parthieen seiner Logiaeinschaltungen die urspriingliche Reihenfolge der Logiastiicke eingehalten hat, beweisen die Fille, wo er solche Abschnitte auf einander folgen lasst, deren inneren Zusammenhang er selbst nicht mehr erkannt und dureh seine Zwischenbemerkungen gestért hat. So ergab sich uns es cee eee See der Stiicke Le. 11, 14—12, 10 (§ 12—14), 13, 18—30 (§ 20) wu. 17, 22— 18, 8 (§ 33); (ilies beobachteten wir, si sich der Anfang der zweiten grossen Logiaeinschaltung des Le. unmittelbar an das Ende der ersten anschliesst (§ 6). Bei mehreren Stiicken liisst sich aber auch bestimmt nachweisen, dass Le. die Anordnung der Quelle verlassen hat; zum Theil liisst sich das Motiv dazu in der Riicksicht auf die chronologische Anordnung (§ 26b. 33e. 34, 36), zum Theil in dem Scheine einer inhaltlichen Zusammen- gehorigkeit oder Verschiedenheit der in den Logia getrennt, be- ziehungsweise verbunden stehenden Stiicke erkennen (z. B. § 2k. 12e. 20d. 26b u. c. 27a); in einigen Fallen ist aber auch kein bestimmter Anlass der Versetzung erkennbar (z. B. § 17 u. 18). Wir diirfen wohl annehmen, dass Le. im Allgemeinen die Ab- sicht gehabt hat, die Reihenfolge der Quelle einzuhalten, weil er von der Voraussetzung ausging, der Inhalt der Quelle sei im Grossen und Ganzen chronologisch geordnet, und dass er mit Bewusstsein von dieser Reihenfolge nur in verhiiltnissmissig wenigen Fallen abgewichen ist, wo ihm eine Umstellung zum Zwecke besserer chronologischer oder sachlicher Ordnung dringend erwiinscht erschien. Die Beschaffenheit der Quelle scheint aber eine derartige gewesen zu sein, dass bei einer gedichtnissmissigen Reproduction ihres Inhaltes sehr leicht unabsichtlich Verschiebungen oder 190 Auslassungen eintraten. Der Inhalt wird von vornherein keine feste, durchsichtige Gliederung gehabt haben, sondern der Vert. wird seine Erinnerungen an grdssere Reden und an einzelne Ausspriiche Jesu nach solchen theils inhaltlichen, theils zeitlichen oder sonstigen dusseren Beziehungen zusammengestellt haben, welche fiir Andere, die nicht ebenfalls Oireneten gewesen waren, nur selten erkennbar waren. Viele bedeutsame einzelne Worte oder Parabeln Jesu mégen auch dem Vert. in Krinnerung gewesen sein, bei denen er doch die Umstinde, unter denen sie gesprochen waren, nicht mehr erinnerte; seine Absicht, nur treue eigene dethineste aufzuzeichnen, hielt ihn in solchen Fallen ab, seimerseits dieselben in eine Eee Verbindung zu einander oder zu anderen Stiicken zu bringen. Ich giaube, dass wir bei vielen vereinzelt stehenden kleinen Stiicken, wie etwa $23. 24. 29. 30. 32, keineswegs vorauszusetzen brauchen, dass sie in der Quelle einem grésseren Zusammenhange ange- hérten; sie kénnen auch dort schon so vereinzelt neben ein- ander gestanden haben. Nur in der Erinnerung des Verf.’s werden wir aber wie fiir die Anordnung, so auch fiir den Umfang der Aufzeichnungen die Erkliirung zu suchen haben. Er begann die Aufzeichnungen mit der Predigt des Tiufers, die er selbst gehdrt haben wird, und gab dann weiter Worte und Reden Jesu aus der Zeit, in welcher er selbst in der Begleitung Jesu gewesen war. Die an der Spitze stehende Rede itiber die rechte Art der Gerechtigkeit wird man mit besserem Rechte fiir die erste grissere Rede, welche der Verf. der Logia von Jesus gehiért, als fiir die erste ffentliche Rede, welche Jesus gehalten hat, betrachten; doch ist es auch moglich, dass der Verf. sie nur wegen der Bedeut= samkeit ihres Inhaltes an den Anfang stellte. Dass Le. den grossten Theil des Logiainhaltes der letzten Reise Jesu von Galilia nach Jerusalem zugewiesen hat, ist, wie wir sahen (vgl. zu § 6a), durch seine dem Marenseranealtnm entnommene Vor- stellung bedingt, dass Jesus nur eine einzige Reise nach Jeru- salem gemacht habe. Aber die Logia selbst enthalten deutliche Indicien fir die Unrichtigkeit dieser Vorstellung: die ah Jerusalem gerichteten Worte Jesu Le. 13, 34 u. 19, 41 fi (§ 21 u. 37) setzen eine Wirksamkeit Jesu in Jerusalem voraus, welche 191 schon vor seinem letzten Zuge dorthin stattgefunden hat. Wir mtissen also jene lucanische Verlegung der meisten Logiastiicke in die Zeit der letzten Reise Jesu fiir unberechtigt erkliren, und diirfen aus der Angabe 8, 1, welche urspriinglich mit dem Be- richte 9, 51 ff. zusammenhing, schliessen, dass der grésste Theil des Logiainhaltes der Wanderwirksamkeit Jesu wiihrend der Hauptzeit seines 6ffentlichen Auftretens angehért. Aber aller- dings weisen manche Spuren darauf hin, dass sich die Erinne- rungen des Verf.’s doch grésstentheils auf eine ziemlich vor- geschrittene Periode dieser Wanderwirksamkeit Jesu bezogen: schon in dem Ausspruche tiber das Vertrauen des heidnischen Centurio ($ 3) und in der Rede tiber den Tiiufer (§ 4d) blickt Jesus auf Erfahrungen zuriick, welche ihm ein Urtheil tiber die Aufnahme seiner Verkiindigung bei seinen israelitischen Zeitgenossen im Grossen und Ganzen gaben; seine Rede in Nazareth (§ 34b) setzt voraus, dass eine lingere Wirksamkeit in Kapharnaum bereits hinter ihm lag; seine Gerichtsandrohungen an die Gene- ration, die sich nicht zur Sinnesiinderung bewegen lassen will (§ 12d u. e. 18) weisen ebenfalls in eine verhiltnissmassig spiite Zeit; die Worte iiber seinen bevorstehenden Tod (§ 17a. 21) fiihren uns schon ganz an das Ende seiner Wirksamkeit. Die Parusierede (§ 33), die Rede beim letzten EKinzuge in Jerusalem (§ 57) und die Abschiedsworte an die Jiinger beim letzten Mahle (§ 39) werden den Abschluss der in den Logia aufge- zeichneten KErinnerungen des Apostels Matthiius gebildet haben. Cap.2. Das Verhiltniss der Matthduslogia zum Marcusevangeliun. i} Unsere bisher gewonnenen Anschauungen tiber den Bestand und die Art der Matthiuslogia miissten von uns erheblich modi- ficirt werden, wenn wir der von Weiss aufgestellten und mit grossem Scharfsinne durchgefiihrten Hypothese zustimmen miissten, dass die Logia auch fiir das Marcusevangelium bereits eine Quelle gewesen wiiren. Der Zweck der Weiss’schen Hypothese ist, fiir eine Reihe auffallender Erscheinungen in unseren drei ersten Evyangelien eine Erkliirung zu geben. Dass sie diesen Zweck wirklich er- 192 reicht, ist nicht zu bestreiten. Hs fragt sich nur, ob nicht auch | ein anderer Weg moglich ist, um zur Erklirung dieser Erschei- - nungen zu gelangen, und ob nicht dieser andere Weg deshalb den Vorzug verdient, weil er der kiirzere ist und weil er zu- gleich eine einfachere Gesammtanschauung tiber die Composition sowohl des Marcusevangeliums wie auch der Logia erméglicht. Um eine Entscheidung tiber diese Frage zu gewinnen, miissen wir zuerst untersuchen, wie bei unserer bisher angenommenen Vorstellung von der Unabhingigkeit des Marcus von den Logia jene auffallenden Erscheinungen erklairt werden kénnen, und sodann, ob die Anschauungen iiber die Composition der Logia und des Marcusevangeliums, welche durch die Weiss’sche Hypothese bedingt sind, einfacher oder schwieriger sind als diejenigen, welche fiir uns bei Fortfall dieser Hypothese giiltig werden. — Der eine Theil jener auffallenden Erscheinungen, zu deren Lésung die Weiss’sche Hypothese dienen soll, besteht darin, dass in vielen Fallen Mt. und Le. bei ihrer Wiedergabe des Marcusberichtes in klemen Modificationen, oder in EHinfiigung derselben Logiaworte an denselben Orten iibereinstimmen. Ich fiihre als Beispiele dieser Krscheinungen an, wie bei Wiedergabe der Erzihlung des Mc. von dem zu Jesus hingebrachten Para- lytischen (Mc. 2, 3) sowohl Mt. (9, 2) als auch ‘Le. (5, 18) die Worte idod und éxt xdtvyg zum Marcustexte hinzusetzen, oder wie Mt. (4, 13) vor Wiedergabe des Berichtes des Mc. von dem ersten Hinkommen Jesu nach Kapharnaum das Wegziehen Jesu von Nazareth erwahnt und Le. an derselben Stelle (4, 16 ff) den Logiabericht tiber die Vertreibung Jesu aus seiner Vater- stadt bringt, oder wie Mt. (4, 24 f) u. Le. (6, 17 ff) die Logia- rede tiber die rechte Art der Gerechtigkeit in dieselbe von Me. (3, 7 ff) geschilderte Situation verlegen. Weiss nimmt zur Er- klirung dieser Art von Erscheinungen an, dass die Ueberein- . stimmung des Mt. und Le. durch ihr gemeinsames Zuriickgehen’ auf den Logiatext, welcher schon die Quelle des Me. gewesen sei, bedingt sei. Allein alle diese Erscheinungen finden ihre Erklirung auch durch die Annahme, dass Le. unser erstes Evangelium bereits gekannt hat und sich zum Theil durch das- selbe hat beeinflussen lassen. Dass diese Annahme durchfiihrbar 193 ist und dass sie fiir die bezeichneten Erscheinungen eine min- destens ebenso einfache Erklirung bietet wie die Weiss’sche Hypothese, hat Ed. Simons in seiner schon mehrfach citirten Abhandlung so vollstiindig nachgewiesen, dass ich mich der Nothwendigkeit einer erneuten Darlegung hier iiberhoben elaube }). Der zweite Theil jener auffallenden Erscheinungen besteht darin, dass in vielen Fallen das Marcusevangelium und die Logia, wie sie aus Mt. und Le. erkennbar sind, Reden und Ausspriiche, welche nicht nur inhaltlich, sondern auch formell einander nahe verwandt sind, darbieten: Weiss nimmt bei diesen Fiillen an, dass Marcus seine Darstellung aus den Logia geschépft habe. -Ich muss diese Fille einer etwas genaueren Betrachtung unterziehen, um zu zeigen, dass es sich, wenn wir fiir die Logia den von uns im vorangehenden Capitel festgestellten Bestand annehmen, durchgehends um eine solche Verwandtschaft handelt, welche durchaus nicht nothwendig aus einer Abhingigkeit der Marcusiiberlieferung von der Logiaiiberlieferung, sondern viel besser aus einer unabhingigen parallelen Ueberlieferung in beiden Quellen zu erkliaren ist ). Uebereinstimmend wird zunichst von Me. (8, 22 ff) und den Logia (§ 12b) die Rede mitgetheilt, mit welcher Jesus den Vorwurf di&monischer Wirksamkeit beantwortet hat. Die An- lage der Rede ist in beiden Ueberlieferungen dieselbe: Jesus widerlegt zuerst den Vorwurf seiner Gegner, indem er zeigt, dass ihre Erklirung seiner Diaimonenaustreibungen nicht richtig sein kénne, sondern dass eine bestimmte andere Erklirung der- selben nothwendig sei; dann geht er tiber zu einer Gerichts- drohung gegen die Gegner wegen ihres listernden Vorwurfes. Aber sehr verschieden ist die Ausfiihrung dieses Gedankenganges in den beiden Quellen: nach Me. (V. 23—26) hebt Jesus hervor, 1) Holtzmann, welcher friiher behufs Erklarung jener Verwandt- schaftserscheinungen zwischen Mt. und Le. seine Urmarcushypothese aufgestellt hatte, hat seine Zustimmung zu dem Ergebnisse der Unter- suchung Simons’ erklart: vgl. Theologische Literaturzeitung 1881, No.8. *) Vel. Beyschlag, die apostolische Spruchsammlung und unsere vier Evangelien, in den Theologischen Studien und Kritiken 1881, H. 4, S. 571 ff. Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil, 13 194 dass die gegnerische Erklirung seines Wirkens nicht richtig sein kénne, weil sie ein sinn- und zweckwidriges Verhalten voraussetze, nach den Logia (Mt. 12, 27) aber, dass sie nicht © richtig sein kénne, weil sie in Widerspruch zu der eigenen son- stigen Beurtheilung der Gegner stehe; nach Me. (V. 27) fiihrt Jesus nur indirect durch eine Parabel auf die Folgerung hin, dass seine Ueberwindung der Dimonen in einer stirkeren Kraft, als der dimonischen, also in géttlicher, vollzogen sein miisse, nach den Logia (Mt. 12, 28) aber spricht er direct aus, dass er in der Kraft Gottes die Dimonen austreibe und hierdurch die Verwirklichung des Gottesreiches beweise: nach Me. (V. 28 f.) endlich erkliirt er, dass die Siinde, welcher sich die Gegner schuldig machen, wegen der Grisse des Gegenstandes, gegen den sie gerichtet sei, das definitive Gericht herausfordere, nach den Logia (Mt. 12, 30 u. 33—37) aber, dass ihre Siinde trotz der Geringfiigigkeit, welche sie als eine blos in ungiinstigen Worten sich iiussernde Feindseligkeit gegen ihn habe, doch dem eittlichen Gerichte unterliegen werde. Hier ist doch die eine Ausfiihrung offenbar nicht von der anderen abhangig, sondern beide sind neben einander urspriinglich; sie bilden die einander trefflich ergiinzenden selbstiindigen Erinnerungen zweier Personen an dieselbe bedeutsame Rede. — Die directe Parallele zu dem Ausspruche itiber die Siinde gegen den heiligen Geist, mit welchem bei Me. dieses Redestiick schliesst, findet sich auch noch in den Logia, aber in etwas veriinderter Gestalt, indem die Listerung des Geistes dem gegen den Menschensohn gerichteten Worte gegeniibergestellt wird (Le. 12, 10), und an anderer Stelle, nimlich am Schlusse der den Jiingern gegebenen Kr- mahnung zum furchtlosen Bekenntnisse, welche sich nach dem Logiaberichte zeitlich an jene Vertheidigungsrede Jesu gegen den Vorwurf dimonischen Wirkens anschloss (Log. § 14c). Gewiss ist die Stellung dieses Ausspruches bei Me. richtiger, als in den Logia; der Verf. der letzteren hat nur die Erinnerung bewahrt, dass der Ausspruch tiberhaupt im die Reden hinein- gehorte, welche durch jenen Vorwurf diimonischer Wirksamkeit — veranlasst waren, wihrend ihm die genauere Beziehung desselben entschwunden gewesen zu sein scheint; Me. dagegen, oder viel- mehr sein apostolischer Gewiihrsmann, hat die Krinnerung be- 195 wahrt, dass Jesus den Ausspruch in directer Beziehung auf jenen gegen ihn erhobenen Vorwurf gethan hat, so dass in dem Ausspruche eine Beurtheilung dieses Vorwurfes ent- halten ist. Ebenso miissen wir hinsichtlich des Vorganges urtheilen, welchen Me. (3, 31 ff) und die Logia (§ 12c) auf jene Verthei- _digungsrede Jesu folgen lassen. Mc. berichtet, dass als die An- gehérigen Jesu ihn zu sich rufen liessen, weil sie seine Wirk- samkeit als ekstatisch beurtheilten (8, 21), Jesus gefragt habe: »wer sind meine Mutter und meine Geschwister?“ und mit Hinblick auf die um ihn sitzenden Hoérer hinzugefiigt habe: »ywer den Willen Gottes thut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“« Die Logia berichten, dass als eine Frau aus der Volksmenge die Mutter Jesu gliickselig gepriesen habe, Jesus ~geantwortet habe: ,ja, gliickselig sind die, welche das Wort Gottes héren und beobachten“ (Lc. 11, 28). Dass diese beiden Berichte Erinnerungen an einen und denselben Vorgang dar- bieten, erscheint mir bei der tibereinstimmenden Anreihung an jene Vertheidigungsrede und bei der grossen Gleichartigkeit der mitgetheilten Ausspriiche Jesu als zweifellos (vgl. Holtzmann, syn. Evy. 8. 453). Wenn wir nun annehmen miissten, dass der eine Bericht von dem anderen abhingig sei, so hatten wir viel mehr Anlass, den Bericht der Logia als den des Me. fiir den secundiren zu erkliiren; denn im letzteren erscheinen alle ein- zelnen Ziige so wohl motivirt, dass uns nichts unverstiindlich bleibt; im Logiaberichte aber erscheint unter den hier an- gegebenen Umstiinden, d. h. in wnmittelbarer Ankniipfung an die Gerichtsdrohung Jesu gegen die verlaéumderischen Pharisiier, der Preis der Mutter Jesu durch die Frau aus der Volksmenge ganz unmotivirt und er wird uns erst verstiindlich, wenn wir uns von Me. berichten lassen, dass eben damals die Mutter Jesu hinzugekommen sei und ihn habe rufen lassen. Aber wir brauchen eine Abhingigkeit des einen Berichtes vom anderen tiberhaupt nicht anzunehmen; jeder von ihnen giebt uns eine selbstindige Ueberlieferung, und zwar so, dass uns jetzt der eine zur Er- ginzung und Erklirung des anderen dient. Gemeinsam bieten sodann das Marcusevangelium und die Matthiuslogia die Rede Jesu bei Aussendung seiner Jiinger 13* 196 (Mec. 6, 7 ff; Log. § 7). Dass diese Rede sich vorzugsweise dem Gedichtnisse der Jiinger einpragte und dass einzelne Gedanken aus ihr, wie sie von Jesus in seiner charakteristisch veranschaulichenden, exemplificirenden Weise ausgesprochen waren, nachmals von verschiedenen dieser Jiinger selbstindig iiberliefert wurden, kann nicht auffallend sem. Ein griésseres Mass der Uebereinstimmung, als bei einer solchen selbstéindigen Ueberlieferung durch zwei verschiedene Personen erklarlich wire, liegt aber nicht vor. Das Marcusevangelium giebt viel kiirzere Erinnerungen an die Rede als die Logia; die Bestand- theile der Rede, welche es bewahrt hat: die Forderung, dass die Jiinger nichts aus Vorsorge fiir sich selbst mitnehmen sollen, was sie bei ihrem Fortkommen hemmt, dass sie ihr Quartier nicht wiihlerisch wechseln sollen, und dass sie da, wo sie keine Aufnahme finden, mit Demonstration fortziehen sollen, sind auch in der Logiarede enthalten, aber doch in nicht unwesentlich anderer Formulirung. Zur Behauptung einer literarischen Ab- hiingigkeit des Marcusberichtes von den Logia wiirde nur dann Grund vorhanden sein, wenn an eimem Punkte die kiirzere Darstellung des Mc. ihr Licht erst von der umstindlicheren der Logia erhielte. Das ist aber nirgends der Fall. Von den Parabeln Jesu ist die vom Senfkorne in beiden Quellen iiberliefert (Mc. 4, 30 ff.; Log. § 20a).- Die Umrisse sind hier und dort gleich; die Ausfiihrung ist jedoch, wie Weiss selbst hervorhebt (Marcusevang. 8S. 162), wesentlich verschieden. Bei Me. ist an das Senfkorn gedacht, welches zur Senfstaude heranwiichst, und der Nachdruck legt auf dem verschiedenen Grissenverhiiltnisse, in welchem der Same und die ausgewachsene Pflanze zu anderen Samen, beziehungsweise zu anderen gleich- artigen Pflanzen stehen: der Same ist kleiner als alle tibrigen Samen und -die ausgewachsene Pflanze ist grisser als alle iibrigen Gartenpflanzen. In den Logia dagegen (Le. 15, 19) ist an das Senfkorn gedacht, welches zum Senfbaume heran- wiichst, und der Ton liegt hier nur auf dem Contraste zwischen der Kleinheit des Samenkorns und der Grisse des nachmaligen Baumes. Der in der Marcusparabel bezeichnete Gedanke, dass- das Gottesreich in seiner Entwicklung alle anderen Reiche neben sich, mit denen verglichen es zuerst winzig erscheint, an 197 —Grésse und Bedeutung iiberfliigelt, kommt in den Logia erst in der Ergiinzungsparabel von dem Sauerteige, welcher in drei Mass Weizenmehl verborgen wird und dann diese ganze Masse durch- siuert, zum Ausdrucke. Die Méglichkeit nun, dass diese Ver- schiedenheit der beiden Berichte iiber die Senfkornparabel in der Weise entstanden wiire, dass der eine Berichterstatter den Bericht des Anderen gekannt, ihn aber mit freier Abanderung wiedergegeben hiitte, ist natiirlich nicht abzustreiten; aber man kénnte in diesem Falle gerade so gut den Logiabericht fiir den abhiingigen erkliéren, wie den Marcusbericht. Viel einfacher ist es doch, die Verschiedenheit der Berichte aus der Selbstindigkeit der einen Ueberlieferung gegen die andere zu erkliren, falls man nicht zu der Annahme fortschreiten will, dass es sich iiberhaupt nicht um eine und dieselbe Parabel handelt, sondern dass Jesus selbst den Vergleich des Gottesreiches mit dem wegen seiner Kleinheit sprichwortlichen Senfkorne (vgl. Le. 17, 6) eimmal im der einen und bei einer anderen Gelegenheit in der anderen Weise durchgefiihrt hat. Dann finden sich viele einzelne Ausspriiche Jesu tiberein- stimmend in beiden Quellenschriften. Entweder sind dieselben allzemein sprichwértlicher Art, oder sie enthalten kurze, speciell fiir das Gottesreich giiltige Regeln, oder sie enthalten ein be- sonders drastisches, scharfes Urtheil Jesu. Alle diese Ausspriiche sind in ihrem Gedanken derartig, dass wir ohne Unwahrschein- lichkeit annehmen kénnen, Jesus habe sie bei verschiedenen Gelegenheiten wiederholt; und alle sind in ihrem pointirten formellen Gepriige derartig, dass wir ohne Unwahrscheinlichkeit annehmen kénnen, sie seien durch die Krinnerung verschiedener Personen in wesentlich gleicher Fassung aufbewahrt worden. Die Uebereinstimmung der beiden Quellenschriften in der Wiedergabe dieser Ausspriiche ist aber auch durchweg nur eine annihernde; theils ist die Formulirung im Einzelnen, theils der umgebende Zusammenhang eigenthiimlich verschieden. Be- stimmte Griinde, in diesen Fiillen die Ueberlieferung der Logia vor der des Mc. zu bevorzugen, liegen nirgends vor. Kine Aufzihlung dieser Ausspriiche mége zur Bestitigung dieser Be- urtheilung dienen. In der Parabelrede Mc. 4 sind folgende Worte zusammen- 198 gestellt: Es kommt doch nicht das Licht, um unter das Scheffel- mass gesetzt zu werden, oder unter das Bett? kommt es nicht, um auf den Leuchter gesetzt zu werden? Denn nichts ist ver- borgen, ausser um offenbart zu werden, und nichts ist geheim, ausser um an die Oeffentlichkeit zu kommen. — — Mit welchem Masse ihr messet, wird euch gemessen werden und wird euch noch zugelegt werden; denn wer hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, von dem wird genommen werden auch was er hat‘t (V. 21—25). Diese Worte stehen sowohl mit der vor- angehenden Parabel vom Siemann, als auch unter einander in durchaus gutem Zusammenhange. Jene Parabel hat den Ge- danken illustriren sollen, dass die Verkiindigung vom Gottes- reiche bei den Vielen, welche ihr iiberhaupt keine oder doch keine rechte und nachhaltige Empfinglichkeit entgegenbringen, unwirksam bleibt und nur bei denen, welche eine rechte Em- pfainglichkeit bewahren, wirksam wird. Dieser Gedanke wird nun durch den anderen, in den Worten V. 21 f. ausgedriickten Gedanken erganzt, dass der Zweck der Verkiindigung doch nicht ist, unwirksam zu sein, sondern zur Wirksamkeit zu kommen und dass auch eine solche Art dieser Verktindigung, welche zunachst auf ihre Verhiillung und Unwirksammachung abzu- zwecken scheint, thatsachlich doch ihre rechte Offenbarung und Wirksammachung zum Endzwecke hat. Die weiteren Worte V. 24 f. aber heben dann hervor, dass je nach dem Masse der Empfianglichkeit, welche der Mensch der Verkiindigung vom Gottesreiche entgegenbringt, inm die Heilswirkungen dieser Ver- kiindigung mitgetheilt, bezichungsweise entzogen werden. Von diesen Ausspriichen wird der erste, der kleine Parabelspruch vom Lichte, von Jesus selbst gebildet worden sein; die drei tibrigen Ausspriiche, V. 22. 24. 25, aber kénnen wir mit grésster Wahr- scheinlichkeit als Sprichwérter beurtheilen, welche Jesus in be- stimmter Formulirung vorgefunden und in diesem Zusammen- hange deshalb gebraucht hat, weil sie nicht nur die fiir die Verktindigung des Gottesreiches giiltigen Regeln kurz und treffend zum Ausdruck brachten, sondern zugleich anzeigten, . dass dieselben den auch sonst giiltigen Regeln entsprichen. Jenes erste Parabelwort vom Lichte finden: wir nun in den Logia nicht; denn weder an der Stelle Mt: 5, 15 noch auch 199 Le. 11, 33 kann es fiir ein urspriingliches Glied des Zusammen- hanges der Logiarede gelten (vgl. zu Log. § 2b u. 13a). Die drei sprichwortlichen Sentenzen aber begegnen uns auch in den Logia, jedoch getrennt von einander und in anderen Beziehungen, als welche sie bei Mc. haben. Mit dem Spruche: nichts ist versteckt, was nicht offenbart werden wird, noch verborgen, was nicht bekannt werden wird“ beginnt in den Logia (§ 14b) die Ermahnung Jesu an seine Jiinger, Offentlich und furchtlos weiter zu verkiindigen, was sie im Verborgenen von ihm héren (Mt. 10, 26; vgl. Le. 12, 2). Der Spruch: ,mit welchem Masse ihr messet, wird euch gemessen werden“, steht in den Logia (§ 2i) innerhalb der Rede itiber die rechte Art der Gerechtigkeit, wo er zur Versicherung des Gedankens dient, dass der Kritik, welche man an Anderen iibt, die Kritik entsprechen wird, welche man selbst von Gott erfihrt (Mt. 7,2; vgl. Le. 6,38). Auf den Satz endlich: ,jedem, der hat, wird gegeben werden, ja iiber- reichlich gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird fortgenommen werden auch was er hat‘, wird in den Logia (§ 26b) die Parabel von den treuen Knechten und dem untreuen Knechte gedeutet (Mt. 25, 29. Lc. 19, 26). Auch in diesen Logiazusammenhingen sind die Sentenzen durchaus passend am Platze. Muss man denn nun sagen, dass sie doch nur an einem Orte urspriinglich sein kénnen und dass Me. sie also aus diesen verschiedenen Logiazusammenhiingen, deren Kenntniss er sonst durch Nichts verriith, herausgesucht haben miisse? Viel wahr- scheinlicher ist es doch, ihre Urspriinglichkeit sowohl in den Logiastiicken, wie in der Marcusrede anzunehmen. Ebenfalls sprichwortlicher Art ist der Satz: ,,die LErsten werden die Letzten sein und die Letzten die Ersten“, der bei Me. (10, 31) die Verheissung Jesu abschliesst, dass die Jiinger fiir ihren Verzicht auf irdische Giiter reichen Ersatz im Gottes- reiche finden werden. In den Logia ist er eimmal (§ 20c. Le. 13, 30) mit der Aussage verbunden, dass statt der dem Gottesreiche éusserlich Nahestehenden vielmehr die ihm dusserlich Fernstehenden in dasselbe aufgenommen werden; er steht hier ausserdem aber (§ 50. Mt. 20, 16) am Schlusse der Parabel von den Arbeitern im Weinberge, wo es auf den Gedanken ankommt, dass das Gottesreich Allen, welche in dasselbe eintreten, als ein 200 gleich grosses Heilsgut mitgetheilt wird. An jeder dieser drei Stellen kann der Satz gleichen Anspruch darauf erheben, ur- spriinglich zu sein. Es verhalt sich mit ihm nicht eee wie | mit dem Spruche: ,wer sich selbst erhéht, wird erniedrigt werden und wer sich selbst erniedrigt, wird erhdht werden‘, welcher bei Mc. nirgends, wohl aber an drei verschiedenen Stellen der Logia iiberliefert ist (§ 23. Le. 14, 11; § 27a. Le. 18, 14; § 52. Mt. 23, 12), an denen allen man ihn fir urspriinglich halten dart. Kine zweite Kategorie bilden diejenigen Ausspriiche, welche kurze, speciell fiir das Gottesreich gitltige Regeln enthalten. Die Uebereinstimmung zwischen Me. und den Logia ist hier viel geringer, als bei den vorher beriicksichtig eten, allgemein sprichwortlichen Aussagen. Am meisten formelle Ueberein- stimmung zeigt sich bei der Wiedergabe der Forderung Jesu, dass wer sein Jiinger sein wolle, sein eigenes Kreuz tragen und mit dieser Last ihm nachfolgen miisse, um durch Verlust seines Lebens sein Leben zu erretten (Mc. 8, 34 f; Log. § 17b). Wie im ersten Theile dieses Ausspruches der auffallende Aus- druck des Kreuztragens, welcher die zu den jiidischen Vor- stellungen yon dem Gliicke der Glieder des messianischen Reiches im grellsten Contrast stehende Art einer durch Heiden zugefiigten Leidenserfahrung zum Symbol der regelmassig von den Jiingern des Messias zu ertragenden Leiden macht, sich dem Gedichtnisse einprigen musste, so im zweiten Theile die iiberaus paradoxe Behauptung des Lebensgewinnes durch den Lebensverlust. In beiden Quellenschriften ist diese Forderung der freiwilligen aussersten Leidensaufnahme angeschlossen an Worte, in denen Jesus die Nothwendigkeit seines eigenen Mosesicidens ausspricht (Me. 8, 31; Le. 12, 50); aber hier trifft nur der Gedanke zusammen, wihrend die Form ganz verschieden ist. Der Ausspruch, welchen Mc. in demselben Redestiicke folgen lasst: ,wer sich meiner und meiner Worte in dieser ehebrecherischen und siindigen Generation schamt, dessen wird sich der Menschensohn schiimen, wenn er in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln kommt‘, findet in den Logia doch nur eine sehr unvollkommene Parallele, wenn es in der Rede, in welcher Jesus seine Jiinger zum furchtlosen, offent- 201 lichen Bekenntnisse auffordert, heisst: ,,jeden, der mich bekennen wird vor den Menschen, werde auch ich bekennen vor meinem Vater; wer aber mich verliugnen wird vor den Menschen, den werde auch ich vor meinem Vater verliugnen* (§ 14c). Nicht grésser ist die Uebereinstimmung des Ausspruches Me. 9, 37: ywer eines dieser Kinder aufnimmt auf meinen Namen, nimmt mich auf, wer aber mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“, mit dem Worte am Schlusse der Aussendungsrede der Logia (§ 7d): ,wer euch hért, der hért mich“, oder mit dem Worte in der Gerichtsschilderung der Logia (§ 53): ,soviel ihr einem dieser meiner geringsten Briider gethan habt, habt ihr mir gethan‘. Dem Ausspruche Me. 11, 25: »wenn ihr beim Gebete seid, so vergebt, wenn ihr etwas gegen Jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Uebertretungen vergebe“, sind in den Logia ahnlich die Worte am Schlusse der Parabel von dem unbarmherzigen Gliubiger (§ 28e): so wird auch mein Vater euch thun, wenn ihr nicht ein jeder seinem Bruder von Herzen vergebt*, und die Worte im Mustergebete Jesu (§ lla): ,,vergieb uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben haben unseren Schuldigern.“ Zweimal bei Me. (9, 35 u. 10, 43 f£) und zweimal in den Logia (§ 39b u. 52) in jedesmal verschiedenem Zusammenhange ist endlich die Forderung Jesu aufbewahrt worden, dass wer unter seinen Jiingern gross sein wolle, sich zum Diener der Anderen machen solle. Kann es schwierig sein anzunehmen, dass Jesus solche Ausspriiche 6fters gethan hat. und dass sie von verschiedenen Seiten selbstandig tiberliefert wurden ? Kine letzte Kategorie bilden die Ausspriiche, welche ein besonders drastisches, scharfes Urtheil Jesu enthalten. Hierher gehort das Urtheil, dass es fiir denjenigen, welcher eimem der Geringsten ein Aergerniss gebe, zutraglicher wire, wenn ihm ein Miihlstein um den Hals gelegt und er in das Meer -ge- worfen wiirde (Mc. 9, 42; Log. § 28a); ferner das Urtheil, dass wenn EKinem sein Auge Aergerniss gebe, er es ausreissen solle (Me. 9, 47; Log. § 2d); das Urtheil, dass wer sich von seinem Weibe scheide, einen Ehebruch begehe (Mc. 10, 11; Log. § 2d); und das Urtheil, dass wer Gottvertrauen habe, dem Berge be- fehlen kénne, sich in das Meer zu versetzen (Mc. 11, 23) oder, 202 wie es in den Logia (§ 29) heisst, dem Maulbeerfeigenbaume, sich von hierher dorthin zu verpflanzen. Diesen Urtheilen, welche alle vom Standpunkte der gewéhnlichen Anschauung aus iibertrieben erscheinen und sich eben deshalb unvergessbar ein- pragen, ist endlich der charakteristische Spruch vom Salze an- zuschliessen, welches, wenn es seine Salzigkeit verloren habe, unwiederherstellbar entwerthet sei (Mc. 9, 50; Log. § 17d). In beiden Quellen dient dieser Spruch zur EKinschirfung des Ge- dankens, dass wenn die Jiinger nicht durch Losreissung von Allem, was dem Gottesreiche widerstrebt, eine schmerzende Selbstzucht an sich tiben, sie véllig ihren Werth verlieren; die dem Spruche vorangehende Ausfithrung dieses Gedankens ist aber in beiden Quellen eine wesentlich verschiedene (vgl. Mc. 9, 43 ff mit Le. 14, 26 ff). Also Beriithrungen zwischen dem Berichte des Mc. und den Logia sind wirklich vorhanden, Beriihrungen auch im Wortlaute. Allein dieselben sind alle derartig, dass sie sich ganz natiirlich begreifen lassen, wenn Me. einer von den Logia unabhingigen apostolischen Ueberlieferung gefolgt ist. Wenn schon diese Erkenntniss allein unsere Ablehnung der Weiss’schen Hypothese ausreichend rechtfertigt, so kommt nun noch hinzu, dass diese Hypothese nicht nur die Recon- struction der Logia zu einer ausserordentlich viel complicirteren und unsichereren macht, als wenn wir sie blos auf Grund der von Marcus unabhingigen Parthieen des ersten und dritten Evangeliums zu unternehmen brauchen, sondern vor Allem, dass sie uns fiir die Erklarung der Composition des Marcusevangeliums eine Reihe erheblicher, ja, wie mir scheint, unlosbarer Schwierig- keiten schafft. Wie sollen wir uns mit allen den Erschemungen im Marcusevangelium auseinandersetzen, in welchen wir oben die Anzeichen dafiir fanden, dass Marcus den Hauptbestand seines Berichtes aus mehreren formell ausgepragten, aber wahr-. scheinlich miindlich tiberlieferten apostolischen Erzahlungsreihen entnommen hat? Die Stiicke im Marcusevangelium, bei denen wir nach der Weiss’schen Hypothese eine Abhingigkeit von den Logia annehmen miissten, um die tibereinstimmenden Modifi- cationen der Marcuserzihlungen bei Mt. und Le. oder um die einander ahnlichen Ausspriiche im Marcusevangelium und in 203 den Logia zu erklaren, decken sich nicht mit jenen apostolischen Erzihlungsreihen, auf welche die eigenen Indicien des Marcus- evangeliums zuriickweisen. Sollen wir nun, um zugleich diesen Indicien und der Weiss’schen Hypothese gerecht zu werden, annehmen, dass jene von Mc. verwertheten apostolischen Erzih- lungsreihen ganz in den Logia enthalten gewesen seien? Dann wiirden wir ein Bild von dem Inhalte und der Anordnung der Logia gewinnen, welches wieder zu demjenigen Bilde nicht stimmte, welches wir auf Grund der grossen von Lucas mit- getheilten Logiazusammenhiinge nach sicheren Anzeichen ge- wonnen haben. Anderenfalls, wenn wir nur diejenigen Stiicke des Marcusevangeliums aus den Logia herleiten wollen, bei denen dies um der auffallenden Erscheinungen willen, zu deren Er- klarung die Weiss’sche Hypothese direct dient, nothwendig er- scheint, bleiben jene im Marcusevangelium selbst enthaltenen Indicien iiber die ihm zu Grunde liegende Ueberlieferung un- erklirt. Endlich aber erwiichst bei der Weiss’schen Hypothese die grosse Schwierigkeit, dass sich ein Grund, weshalb Marcus trotz seiner Kenntniss der Logia doch einen sehr grossen Theil ihres Inhaltes iibergangen hatte, oder ein Princip, nach welchem er seine Auswahl veranstaltet hatte, durchaus nicht erkennen lasst. Dass Marcus den Reden und Ausspriichen Jesu, wie sie in den Logia zusammengestellt waren, ein geringeres Interesse entgegengebracht hiitte, als den geschichtlichen Begebenheiten, ist eine Annahme, zu welcher der wirkliche Bestand des Evan- geliums in directem Gegensatze steht. Jene Erziéhlungsreihen im Marcusevangelium, welche wir aus der petrinischen. Ueber- lieferung herleiteten, enthalten, abgesehen von dem Anfangs- abschnitte, welcher die erste Periode der Wirksamkeit Jesu geschichtlich charakterisirt, und von dem Schlussabschnitte, welcher die Kreuzigungsgeschichte erziihlt, fast ausschliesslich Reden oder charakteristische. Ausspriiche Jesu, und die geschichtlichen Situationen sind bei diesen Redestiicken nicht ausfithrlicher mitgetheilt als in sehr vielen Logiastiicken. Wir kénnen in dem zweiten Evangelium gerade einen bedeutsamen Beweis dafiir finden, dass sich in der ersten Periode der evan- gelischen Ueberlieferung das Hauptinteresse auf die Wortverkiin- digung Jesu gerichtet hat. Wie lasst sich unter diesen Um- 204. stainden begreifen, dass Mc., wenn er die Matthauslogia tiber- haupt gekannt und als Quelle benutzt hat, sie doch nur in SO diirftiger, fragmentarischer Weise Ferweuhel hat? Miissen wir also bei unserer fritheren Voraussetzung bleiben, dass Marcus von den Matthaiuslogia unabhingig gewesen ist, so kénnen wir nun das Verhaltniss des Marcusevangeliums und der Logia zu einander dahin bestimmen, dass sie als zwei selb- stindige Quellenschriften iiber die Verkiindigung Jesu einander theils zur Bestitigung, theils zur Ergiinzung dienen. Zur Be- statigung dienen sie einander insofern, als sie: nicht nur einzelne poe ae Jesu in wesentlich gleicher Form tiberliefern, sondern auch ausserdem viele Gedanken Jesu gemeinsam bezeugen und als ihr Gesammtbild von dem Inhalte der Lehre Jesu und von der Art seines Lehrens zusammenstimmt. Den ausfiihrlichen Beweis hierfiir werde ich im zweiten Theile dieser Arbeit dar- zubieten versuchen. Zur Ergiinzung aber dienen die beiden Quellenschriften einander insofern, als einerseits eine jede von ihnen eine grosse Fille eigenthiimlicher Erinnerungen iiber die Lehre Jesu _bietet, und als sie andererseits auch da, wo sie tiber einen und den- selben Vorgang berichten, doch verschiedene Ziige desselben aufbewahrt haben. Beispiele solcher Ergiinzungen waren uns die beiden Reden Jesu, iiber welche die eine wie die andere Quelle berichtet, die Rede bei Aussendung der Jiinger und die Rede zur Vertheidigung gegen den Vorwurf dimonischen Wirkens. Bei der ersteren Rede erfiihrt der Marcusbericht durch den Logiabericht eine bedeutende Bereicherung; bei der letzteren aber dient der Bericht des Mc. ebenso sehr zur Er- ginzung der Logia, wie umgekehrt. Hin weiteres interessantes Beispiel bieten die Mittheilungen uber den Aufenthalt Jesu in seiner Vaterstadt (Mc. 6, 1 ff; Log. § 34). Eine solche Ver- bindung dieser beiden aheilonsen freilich wie Le. (4, 16 ff) sie vorgenommen hat, indem er die bei Mc. (V. 2—4) berich- teten Worte in die gleiche Synagogenscene verlegt, wie die in den Logia tiberlieferte Rede Jesu in Nazareth, kann nicht fiir richtig gelten. Wohl aber setzt diese Logiarede voraus, dass Jesus einen Aufenthalt in Nazareth gehabt hatte, welcher nicht durch solche Machtthaten ausgezeichnet war, wie sie ihm auf 205 Grund seiner sonstigen Wirksamkeit nachgeriihmt wurden (Le. 4, 23), und iiber eben solchen Aufenthalt Jesu berichtet Me. und giebt die Griinde jener Zuriickhaltung Jesu an. Wie bedeutsam ergiinzen sich ferner die Berichte der beiden Quellen itiber den letzten Kinzug Jesu in Jerusalem (Me. 11, 1 ff: Log. § 37) und tiber sein letztes Zusammensein mit seinen Jiingern (Mc. 14, 17 ff; Log. § 39)! Sehr wichtig ist endlich, dass die Logia uns auf eine wiederholte Wirksamkeit Jesu in Jerusalem hinweisen (§ 21 u. 37b), wiihrend Me. den letzten Aufenthalt Jesu in Jerusalem als den einzigen gedacht hat und in ibn deshalb alle diejenigen Vorgiinge hineinverlegen zu miissen gemeint hat, welche nach der ihm gegebenen Ueberlieferung einen jerusalemischen Schauplatz voraussetzten. Die Matthiiuslogia diirfen wir fiir den Bericht eines aposto- lischen Augen- und Ohrenzeugen der Wirksamkeit Jesu halten; das Marcusevangelium ist die Schrift emes Apostelschiilers, der aus den Mittheilungen Anderer schdpfen musste. Aber die hier- durch bezeichnete Werthverschiedenheit der beiden Quellen- schriften wird fiir uns dadurch fast ganz aufgehoben, dass uns jene direct apostolische Quelle nicht in ihrer urspriinglichen Gestalt erhalten ist, sondern nur in zwei Bearbeitungen, aus denen wir ihre urspriingliche Gestalt doch nur anniherungsweise wiederzuerkennen vermégen, wiihrend wir andererseits bei der Schrift des Marcus Grund zu der Annahme haben, dass ihren Hauptbestand authentische apostolische Mittheilungen _ bilden, welche der Evangelist nur in sehr discreter Weise bearbeitet hat. 206 Dritter Abschnitt. Unser erstes und drittes Evangelium. Unser erster und dritter Evangelist haben die Lisung der gleichen Aufgabe erstrebt: die beiden Quellenschriften tiber die Verkiindigung Jesu, die Matthiuslogia und das Marcusevangelium, zu einem einheitlichen Berichte zu verbinden und diesen Bericht durch anderweitige Mittheilungen tiber Jesus zu vervollstindigen. Diese Aufgabe war durch das praktische Bediirfniss gestellt. Je weiter sich die christliche Gemeinde ausbreitete und je ge- ringer gleichzeitig die Zahl der apostolischen Manner wurde, die selbst Zeugen der Wirksamkeit Jesu gewesen waren oder doch in directem Verkehr mit solchen Zeugen gestanden hatten, desto lebhafter musste sich das Bediirfniss fithlbar machen, zum Zwecke der in der Gemeinde nothwendigen Belehrung einen méglichst vollstandigen schriftlichen Bericht tiber die Geschichte und die Lehre Jesu zu besitzen. Die Matthiuslogia, welche verhiiltnissmissig friih entstanden sein mégen, konnten diesem Bediirfnisse nicht véllig geniigen, wie sie denn auch garnicht mit der Absicht, diesem Bediirfnisse zu entsprechenh, zusammen- gestellt sein werden. Das Hinderniss freilich, welches ihre aramitische Sprache einem Gebrauche auch ausserhalb der pali- stinensischen Gemeinden entgegensetzte, scheint frithzeitig durch ihre Uebersetzung in’s Griechische beseitigt zu sein. Aber ihr Inhalt, welcher sich fast ganz auf Reden und Ausspriiche Jesu beschriinkte, bot kein zusammenhiingendes Bild von dem Leben und Wirken Jesu, wie man es fiir den Unterricht brauchte. Als nun die Schrift des Marcus, deren Abfassungszeit wir am Schlusse des siebenten Jahrzehnts suchen diufen, in weiteren Kreisen bekannt wurde, versuchte man es, den Redestoff der Logia in den geschichtlichen Rahmen, welchen das Marcusevan- gelium bot, hineinzustellen. Es ist leicht begreiflich, dass durch solche Bearbeitungen die Matthiuslogia in ihrer urspriinglichen Gestalt aus dem kirchlichen Gebrauche verdriingt wurden und bald villig in Vergessenheit geriethen. Dass Lucas die Arbeit unseres ersten Evangelisten gekannt hat, liasst sich aus den vielen Stellen schliessen, wo er im Aus- drucke und in der Anordnung abweichend von Marcus mit Mt. zusammentrifft. Wir miissen aber annehmen, dass diese meist geringfiigigen Beriihrungen des Le. mit Mt. zum griéssten Theile aus einer unabsichtlichen Beeinflussung durch Erinnerung an die _ frithere Lectiire des Matthiusevangeliums hervorgegangen sind. Denn im Grossen und Ganzen scheint Le. durch den ,,Versuch* (vgl. Le. 1, 1) des Mt., eine vollstindige Darstellung der evan- gelischen Geschichte zu geben, nicht befriedigt gewesen zu sein, und in den wesentlichsten Punkten ist er deshalb den Combi- nationen des Mt. nicht gefolgt. Kinerseits war die Darstellung des Mt. fiir einen judenchristlichen Leserkreis bestimmt und ein Theil ihres Inhaltes erschien dem Le. fiir heidenchristliche und mit den jiidischen Verhiiltnissen nicht vertraute Leser nicht recht passend und verstindlich; andererseits erschien ihm auch die Art der Zusammenarbeitung des Logiainhaltes mit dem In- halte des Marcusevangeliums bei Mt. nicht ganz berechtigt, und der Inhalt der zu jenen beiden Hauptquellen hinzugefiigten Stiicke nicht ganz glaubwiirdig. So hat denn Lc. sein neues Werk mit der Absicht verfasst, dem heidenchristlichen Leser die Darstellung der evangelischen Geschichte mit einer kritischen Genauigkeit und in einer chronologischen Reihenfolge zu geben, wie er sie in den Werke des Mt. nicht vollstiindig beachtet fand. Seine Zusammenarbeitung des Inhaltes des Marcusevan- geliums und der Logia unterscheidet sich von derjenigen des Mt. vornehmlich in der Beziehung, dass in ihr die Logia gegen- tiber dem Marcusevangelium zu _ selbstindigerer Geltung und eben dadurch zu vollstindigerer Verwerthung gekommen sind, als in unserem ersten Evangelium. Mt. hat abgesehen von seiner Bergrede und wenigen anderen Stiicken die Reden und Aus- spriiche der Logiaquelle an solche Marcusabschnitte angeschlossen, mit denen sie inhaltliche Verwandtschaft zeigen; die urspriing- liche Anordnung der Logia ging bei diesem Verfahren natiirlich verloren und eine Anzahl von Logiastiicken, fiir welche sich keine passende Ankniipfung im Marcusevangelium fand, wurde itibergangen. Le. ist bei der Kinfiigung der Bergrede in den Marcuszusammenhang dem Mt. gefolet; aber die Ankniipfung 208 der Logiastiicke an Marcusstiicke aus Riicksichten inhaltlicher Verwandtschaft hat er nicht nachgemacht, sondern hat gesucht die Logiastiticke méglichst in ihrem urspriinglichen Zusammen- hange zu belassen, indem er ihre Hauptmasse an einen Ort des Marcusevangeliums gestellt hat, welcher ihm der chronologisch richtige zu sein schien. Da, wo Le. inhaltliche Verwandtschaft zwischen Logiastiicken und Marcusstiicken fand, hat er seine Vorstellung von den Vorrange der apostolischen Redesammlung vor der Schrift des Apostelschiilers dadurch zum Ausdrucke gebracht, dass er fast durchgehends das Marcusstiick aus dem betreffenden Zusammenhange fortgelassen, das Logiastiick aber im Logiazusammenhange wiedergegeben und in dasselbe dann Reminiscenzen an das fortgelassene Marcusstiick eingeflochten hat (vgl. die Verbindung von Me. 3, 22 ff mit dem Logiastiicke Le. 11, 14 ff.; die Fortlassung von Me. 4, 24 wegen Le. 6, 38; von Me. 4, 30 ff. wegen Le. 13, 18 f.; von Me. 6, 1 ff wegen Le. 4, 16 ff.; von Me. 7, 1 ff wegen Le. 11, 37 ff; von Me. 8, 10 ff. wegen Le. 11,29; von Mc. 9,42 wegen Lc. 17, 2; von Me. 9, 49 f. wegen Le. 14, 34 f; von Me. 10, 1 ff wegen Le. 16, 18; von Mc. 10, 31 wegen Le. 13, 30; von Me. 10, 41 ff wegen Le. 22,24 f£; von Mc. 11, 12: ff: wegen. Le. 13) 6 ff; » von Mc. 11, 20 ff wegen Le. 17,6; von Me. 12, 28 ff wegen Le. 10, 25 ff; von Mc. 14, 3 ff wegen Le. 7, 36 ff). Wegen dieser bemerkbaren Werthschiitzung der Logia bei Le. kiénnen wir darauf rechnen, dass Le. mit bewusster Absicht Logiastiicke nur dann tibergangen hat, wenn sie ihm fiir seine ausserpali- stinensischen heidenchristlichen Leser unverstiindlich oder miss- versténdlich erschienen. Le. hat aber auch Kritik geiibt an den Erganzungen, welche Mt. dem combinirten Marcus- und Logiaberichte durch Hinzu- figung anderweitiger Erzihlungsstiicke gegeben hatte. Nur eine dieser Erziihlungen hat Lc. sich angeeignet, hat aber seiner- seits in ganz iihnlicher Weise wie Mt., namentlich zur Abrun- dung des Marcusberichtes am Anfange und am Schlusse, Zu- siitze nach anderen Ueberlieferungen gemacht. Der Zweck unserer kritischen Untersuchung bedingt es, dass wir diesen selbstiindigen Stiicken des Mt. und Le. hier eine besondere Auf- merksamkeit widmen, um festzustellen, wieweit etwa diese 209 * Stiicke als auf glaubwiirdiger Ueberlieferung beruhend betrachtet werden kénnen und wieweit wir demgemiiss zur Vervollstiin- digung unserer Anschauung von der Lehre Jesu von ihnen Gebrauch machen diirfen. Beide Evangelisten haben zunichst den Marcus- und Logia- bericht erweitert durch Aufzeichnung eines Stammbaumes Jesu und durch eine Geschichte seiner wunderbaren Geburt und frithesten Kindheit. Dass Le. die Darstellung des Mt. gekannt hat, zeigt sich an der in 1, 31 vorliegenden Reminiscenz an Mt. 1, 21; er folgt aber einer besonderen, und zwar nach allen Anzeichen schriftlichen Ueberlieferung iiber die Geburt des Taufers und Jesu, welche er fiir glaubwiirdiger gehalten haben muss, als die Ueberlieferung des Mt. Da diese Geburtsgeschichten als Quelle fiir die Lehre Jesu natiirlich nicht in Betracht kommen, so brauchen wir hier auch nicht zu priifen, wieweit sich die Mittheilungen des einen Evangelisten mit denen des anderen in Kinklang bringen lassen. Nur Eines muss hervorgehoben werden. Fiir das Verstindniss der Lehre Jesu ist es indirect wichtig, ob Jesus bei seinem messianischen Auftreten yon An- deren gleich als Messias ‘erkannt worden ist und ob speciell der Tiiufer ihn als den Messias bezeugt hat. Die Geburts- geschichte des Le. begiinstigt die Vorstellung, dass dies der Fall gewesen sei, wahrend durch den Bericht des Mc. und der Logia, wie wir bei spiterer Gelegenheit genauer sehen werden, diese Vorstellung ausgeschlossen erscheint. Wenn wir hier nun den Lucasbericht zu Folgerungen verwerthen wollten, welche der durch Mc. und die Logia gebotenen Anschauung wider- spriichen, so wiirden wir uns einer sehr unberechtigten Bevor- zugung einer in ihrer Herkunft uns unbekannten, secundiren Quelle vor den mit gutem Grund fiir authentisch zu haltenden Quellen schuldig machen. An die Geburtsgeschichte schliesst Le. die Erzihlung von dem Verweilen des zwilfjihrigen Jesusknaben im Tempel (2, 41 ff). Innere Griinde dafiir, an der guten Ueberlieferung dieser Erzihlung zu zweifeln, legen nicht vor; von Interesse ist sie aber nur fiir unsere Vorstellung von der religidsen Ent- wicklung Jesu vor dem Antritte seines messianischen Berufs- werkes. Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 14. 210 * Bei der Geschichte des Taufers haben beide Evangelisten, aber von einander verschieden, einen Zusatz gemacht. Mt. (3, 14 f.) flicht in den Marcusbericht von der Taufe Jesu ein Zwiegesprich des Tiiufers mit Jesus ein, welches seine Ent- stehung der gewiss ungeschichtlichen Voraussetzung verdankt, dass dem Tiiufer die Messianitiit Jesu bekannt gewesen sei. Le. (3, 10—15) hat den Logiabericht iiber die Gerichtsrede des Tiiufers erweitert durch die exemplificirende Angabe der sitt- lichen Forderungen des Tiiufers und durch die Bemerkung, dass die Volksmenge erwogen habe, ob nicht der Tiiufer selbst der Messias sei (vgl. zu Log. § 1b). : Beide Evangelisten haben ferner die kurze Mittheilung des Me. iiber die vierzigtiigige Versuchung Jesu mit der Erzahlung dreier einzelner versucherischer Angriffe des Teufels auf Jesus verbunden (Mt. 4, 1 ff.; Le. 4, 1 ff). Dass diese Erzihlung in den Logia gestanden habe, muss in Anbetracht dessen, dass in diesem Werke sonst doch nur soleche Ausspriiche Jesu und ge- schichtliche Situationen aufgezeichnet gewesen zu sein scheinen, bei denen der Verfasser selbst Zeuge gewesen war, fiir unwahr- scheinlich gelten. HEbensowenig halte ich es fiir wahrscheinlich, dass die Erziihlung in einer schriftlichen. Aufzeichnung tiber- liefert war, welche Mt. und neben ihm vielleicht selbstiindig Le. verwerthet hiitte. Mt. wird die Erziihlung aus der miindlichen Ueberlieferung geschopft haben und Le., welcher sonst dausserstes Misstrauen gegen die Zuthaten des Mt. zeigt, hat in diesem Falle doch dem Mt. folgen zu diirfen gemeint. In den geschil- derten drei Versuchungsacten sind bei aller Kiirze ungemein treffend und vollstiindig die Anfechtungen charakterisirt, die nothwendig an Jesum vor Antritt seimes messianischen Berufs- werkes hinantraten, und die Urtheile, mit welchen er diese An- fechtungen principiell tiberwunden hat. In den beiden ersten Versuchungsacten (nach der ohne Zweifel urspriinglicheren Reihen- - folge des Mt.) soll Jesus veranlasst werden, seinen Anspruch auf Gottessohnschaft, d. i. Messianitiit, aufzugeben, wenn er nicht durch eigene, zauberhaft wirkende Kraft sich die Mittel zur Erhaltung des irdischen Lebens verschaffen kénne, oder wenn er nicht unbedinet auf die gdttliche Wundermacht zur Bewah- rung seiner Person vor allem irdischen Uebel bauen kénne. 211 Diese Versuchungen tiberwindet Jesus, indem er auch fiir sich als Messias die Giiltigkeit der Urtheile anerkennt, dass einerseits der Besitz der ausseren Lebensmittel ohne den hinzukommenden Willen Gottes doch nicht die Erhaltung des Lebens sichern wiirde und dass andererseits die Macht Gottes nicht willkiirlich heraus- gefordert werden diirfe. In dem dritten Versuchungsacte aber wird ihm zugemuthet, ein irdisches Weltreich zu begriinden, und diese Versuchung tiberwindet er durch die Erkenntniss, dass ein solches Reich nicht das Reich Gottes sein wiirde, sondern ein auf Anbetung des Satans beruhendes Reich der Siinde. Die Vorstellungen tiber den Messias und das messianische Reich, welche diesen versucherischen Angriffen zu Grunde liegen, sind dieselben, welche Jesu wiihrend des ganzen Verlaufes seiner Wirksamkeit bei seinen israelitischen Volksgenossen entgegen- traten und welche den wichtigsten Grund seiner Verkennung und schliesslichen Vernichtung seitens derselben bildeten. Dass Jesus, wenn er den Jiingern iiber seine gleich beim Antritt seines Berufswerkes vollzogene principielle Auseinandersetzung mit diesen verkehrten messianischen Vorstellungen berichten wollte, dies in der anschaulichen Form der Erzihlung yon solchen einzelnen versucherischen Acten gethan hat, kann ich nicht unwahrscheinlich finden und halte deshalb eine apostolische Ueberlieferung der durch Mt. und Le. gegebenen Versuchungs- geschichte fiir méglich. Beide Evangelisten haben dann je eine besondere wunder- bare Petrusgeschichte: Mt. (14, 28—30) hat den Marcusbericht von der Erscheinung Jesu auf dem galiliiischen See durch die Erzihlung von dem Wandeln des Petrus auf dem Wasser er- weitert; Le. (5, 1—11) hat den Marcusbericht von der Weg- rufung des Petrus von seinem Fischergewerbe durch die Er- zihlung von dem wunderbaren Fischzuge des Petrus erweitert. Verdiichtigt wird die Glaubwiirdigkeit der einen wie der anderen Erziihlung vor Allem durch den Umstand, dass Marcus, in dessen Evangelium wir gerade die echte petrinische Ueberlieferung zu suchen berechtigt sind, von diesen wunderbaren Erlebnissen des Petrus nichts berichtet. Da wir nun ferner im Anhange des vierten Evangeliums ebenfalls die Geschichte von einem wunder- baren Fischzuge des Petrus und seiner Genossen und yon einem 14* 212 Hineinspringen des Petrus in das Wasser, um zu Jesus zu kommen, lesen (Joh. 21, 3—8), so diirfen wir annehmen, dass dieselben Vorgiinge, tiber deren geschichtliche Umstiande wir nichts Niheres vermuthen kénnen, in der miindlichen Ueber- lieferung eine verschiedene Ausgestaltung erfahren haben und dann einerseits in jenen Erzihlungen des Mt. und Le., anderer- seits mit einander combinirt in dem Anhange des vierten Kvan- geliums aufgezeichnet worden sind. Ueber die Erzihlung des Le. (7, 11—17) von der Erweckung des Jiinglings zu Nain habe ich schon oben (zu Log. § 4a) meine Meinung ausgesprochen. Beide Evangelisten haben endlich zu dem Marcusberichte tiber das Leiden und die Auferstehung Jesu erhebliche Zusitze gemacht. Dem Mt. eigenthiimlich sind die Worte Jesu an den Jiinger, welcher dem Knechte des Hohenpriesters das Ohr ab- gehauen hatte (26, 52—54), dann die Erzihlung von dem Ende des Judas (27, 3—10), von der Sendung der Frau des Pilatus (V. 19) und dem Handewaschen des Pilatus (V. 24 f), von dem Erdbeben und den Todtenerweckungen beim Tode Jesu (V. 51b—53), von der Bewachung und Versiegelung des Grabes Jesu (V. 62—66) und der spiiteren Bestechung der Wachtmannschaft durch die Hierarchen (28, 11—15). Alle diese Stiicke, mit Aus- nahme nur des erstgenannten, haben ein sagenhaftes Gepriige und tragen fiir unsere Erkenntniss der Lehre Jesu nichts bei. Dann hat Mt. die kurze Angabe des Mc. (16, 1—8), dass den zum Grabe Jesu kommenden Frauen durch einen Engel seine Auferstehung verktindigt und sein Erscheinen fiir die Jiinger in Galilia verheissen sei, durch die Erzihlungen erweitert, dass der Auferstandene zuerst jenen Frauen bei ihrer Riickkehr vom Grabe (28, 9 f) und hinterher den elf Jiingern in Galiliia er- schienen sei (V. 16—20). Woher Mt. die erstere Erzihlung genommen hat, lasst sich nicht sagen. Die letztere Erziihlung - aber kann insoweit als auf guter Tradition beruhend gelten, als sie in dem Marcusberichte vorausgesetzt erscheint und von Mt. aus diesem Marcusberichte erschlossen sein wird. Fiir die mitgetheilten Worte des Auferstandenen an seine Jiinger (V. 18b—20), welche fiir uns gerade besondere Bedeutung haben, kann ja freilich das Marcusevangelium nicht die indirecte 213 Quelle gewesen sein. Dass die Jiinger nachmals die Ueber- zeugung hatten, nicht nur den Auferstandenen gesehen zu haben, sondern mittelst dieser Erscheinungen, also durch Mit- theilung des Auferstandenen, auch bestimmte Erkenntnisse tiber seine messianische Person und ihre apostolischen Aufgaben empfangen zu haben, scheint mir wegen der ganz analogen Ueberzeugung des Paulus nicht zweifelhaft. Insofern glaube ich auch annehmen zu diirfen, dass jene von Mt. berichteten Worte des Auferstandenen in der apostolischen Ueberlieferung ihre Grundlage hatten. Dass die Worte aber in der Formulirung, welche sie jetzt bei Mt. haben, zum SBewusstseinsinhalt der Apostel gehért hitten, kann ich nicht glauben, weil die deut- liche Erkenntniss der Aufgabe, allen Vélkern das Evangelium zu verkiindigen und sie zu Jiingern zu machen, mit der Schwierigkeit, welche die Urapostel fanden, nicht etwa nur das Recht der paulinischen Methode der Heidenmission, sondern die Nothwendigkeit einer Heidenmission itiberhaupt anzuerkennen, nicht vereinbar erscheint. Le. hat von den Zusatzen des Mt. zur Leidens- und Auf- erstehungsgeschichte keimen aufgenommen; tiber das Ende des Judas legt er in der Apostelgeschichte (1, 18) dem Petrus eine von Mt. wesentlich differirende Erzihlung in den Mund}). Er selbst hat in der Leidensgeschichte folgende eigenthiimliche Stiicke: die Anklage gegen Jesum vor Pilatus, dass er aufriih- rerisch gewirkt habe, die Sendung Jesu von Pilatus zu Herodes und die Anerkennung der Unschuld Jesu durch Pilatus (23, 2 u. 4—16), die Rede Jesu an die ihn auf dem Kreuzeswege be- gleitenden Frauen (V.27—31), sein Gesprach mit dem Schacher (V. 39—43) und sein Gebetswort im Todesmomente (V. 46) 2). Kin sagenhaftes Geprige kann man diesen Lucaserzihlungen nicht ebenso zum Vorwurfe machen, wie den Zuthaten des Mt. Dass sie auf eine schriftliche Quelle zuriickgehen, ist nicht wahrscheinlich; Le. wird sie aus miindlicher Ueberlieferung ge- 1) Vgl. meine Bearbeitung des Meyer’schen Commentars iiber die Apostelgeschichte, 1880, S. 43 f. 2) Die Fiirbitte Jesu_fiir die ihn Kreuzigenden, Le. 23, 34a, ist nach dem Zeugnisse von BD und einigen Italahandschriften als eine Glosse im Lucastexte zu beurtheilen. 214 schépft haben, vielleicht aus derjenigen, die speciell in den pau- linischen Gemeinden tiber das Todesleiden Jesu verbreitet war. Fiir diese letztere Vermuthung lasst sich freilich nicht der Grund anfiihren, dass die von Mc. abweichende Form, in welcher Le. (22, 19 f.) die Stiftungsworte des Abendmahles berichte, fast genau der Gestalt entspreche, in welcher Paulus diese Worte tiberliefert hat (1 Cor. 11, 24 f.); denn diese paulinischen Worte sind, wie ich schon frither zu bemerken Gelegenheit hatte (vgl. zu Log. § 39b), héchst wahrscheinlich eine Interpolation im Lucastexte. — Le. beschliesst sein Evangelium mit dem Berichte, wie der Auferstandene am Ostertage den beiden Emmausjiingern und am Abende des gleichen Tages in Jerusalem den iibrigen Jiingern erschienen und in Bethanien von ihnen geschieden sei (24, 13—53); indirect nimmt er innerhalb dieses Berichtes auch auf eine Erscheinung an Petrus Bezug (V. 34). Zu Gunsten dieses Berichtes ist geltend zu machen, dass atch Paulus 1 Cor. 15, 5 eme Erscheinung des Auferstandenen an Kephas und an die Zwilfe bezeugt. Gegen die Annahme einer authen- tischen Ueberlieferung des Details dieses Berichtes aber zeugt Le. selbst dadurch, dass er am Anfange der Apostelgeschichte einen Bericht iiber die Erscheinungen des Auferstandenen unter den Jiingern im Allgemeinen (1, 3—5) und speciell tiber sein letztes Zusammensein mit ihnen bei seiner Himmelfahrt (V. 6—12) giebt, welcher zwar in vielen Beziehungen eine deutliche Ver- wandtschaft mit dem Berichte am Schlusse seines Evangeliums zeigt, in anderen Beziehungen aber auffallend von demselben abweicht 4), so dass man erkennt, Le. habe der in seinem Evan- gelium aufgezeichneten Tradition tiber die Erscheinungen des Auferstandenen, hinterher eine etwas andere Tradition vorziehen zu miissen geglaubt. Das Ergebniss unserer Erorterung ist also ein wesentlich negatives. Von den meisten der Stiicke, welche Mt. und Le. | ihrerseits zu dem durch Mc. und die Logia tiberlieferten Stoffe hinzugesetzt haben, gilt, dass sie theils zu der Lehre Jesu in keiner Beziehung stehen, theils auch deutliche Spuren einer sagenhaften Ueberlieferung an sich tragen. Bei den wenigen. *) Vgl. Meyer’s Commentar a. a. O. 8. 33 ff. 215 Stiicken, welche fiir unsere Erkenntniss der Verkiindigung Jesu von Interesse sein kénnen und gegen deren Geschichtlichkeit zu- gleich sich keine triftigen Griinde geltend machen, d. i. einerseits der Versuchungsgeschichte, andererseits den Zusiitzen des Le. zur Leidensgeschichte, lisst sich doch immer nur die Méglich- keit behaupten, dass sie aus guter, apostolischer Tradition her- stammen, und einen anderen als secundiiren Gebrauch werden wir auch von ihnen nicht machen diirfen. Vierter Abschnitt. Das Johannesevangelium, Cap. 1. Die aufzustellende Theilungshypothese. Die Beurtheilung des vierten Evangeliums, deren Aufstellung und Begriindung ich hier unternehme, stellt sich in die Reihe derjenigen Versuche zur Lésung des johanneischen Problemes, welche man als Theilungshypothesen zu bezeichnen pflegt. Ich weiss wohl, wie gross die Ungunst des Vorurtheiles ist, welches der erneuten Aufstellung einer solchen Theilungshypothese ent- gegentritt. Denn die innere Einheitlichkeit des vierten Evan- geliums gilt gegenwiartig fast tiberall als eine ausgemachte That- sache, die ebensowenig einer besonderen Nachweisung bedarf, wie sie noch eine besondere Bestreitung erfahrt, nachdem die vor einigen Jahrzehnten aufgetretenen Theilungshypothesen iiber- wunden sind. Ich bitte, trotzdem meiner Eriérterung Gehér schenken zu wollen. Mir scheint eben die Behauptung der inneren Hinheitlichkeit des vierten Evangeliums in Widerspruch zu stehen zu den evidentesten Symptomen, die sich in dieser 216 Schrift darbieten; zugleich aber scheint sie mir das wichtigste Hinderniss zu sein, welches einer principiellen Uebereinstimmung aller von wissenschaftlichem Interesse geleiteten Forscher bei der Beurtheilung des vierten Evangeliums entgegensteht. Die Argumente, mit denen man auf der einen Seite die apostolische Herkunft dieses Evangeliums vertheidigt, haben zum grossen Theile ebenso ihr gutes und iiberzeugendes Recht wie die Ar- gumente, welche man auf der anderen Seite zur Bestreitung dieser apostolischen Herkunft vorbringt. Ihre Wahrheit und Ueberzeugungskraft aber verlieren diese Argumente, weil man regelmissig mit ihnen zu viel beweisen will. Ich hoffe zu zeigen, dass wenn man nur den im Evangelium deutlich zu Tage lie- genden Spuren folgend die Bestandtheile verschiedener Art und verschiedenen Werthes, welche in dieser Schrift vereinigt sind, von einander scheidet, sich nicht eine kiinstliche Vereinbarung, sondern eine natiirliche und durchaus tiberzeugungskriftige Loésung der schroffen Gegensiitze ergiebt, in denen sich bisher die Beurtheilung dieses Evangeliums bewegt hat. Freilich ist es nicht meine Absicht, die Einheitlichkeit des vierten Kvangeliums in dem Sinne zu beanstanden, dass ich die einheitliche Redaction des jetzigen Bestandes des Evangeliums (mit Ausnahme der Ehebrecherinperikope und des Anhang- capitels) durch einen einzigen Schriftsteller bestritte. Kine solche Theilungshypothese, wie sie von Schweizer) durchgefiihrt worden ist, welcher einzelne auf die galiliéische Wirksamkeit Jesu beziigliche Erzihlungsstiicke als spitere Einschaltungen aus dem urspriinglichen Bestande des Evangeliums herauszulésen sucht, kann ich nicht fiir richtig halten, weil diese galilaischen Stiicke doch in ihrer Art auf’s engste zusammenhingen mit den iibrigen geschichtlichen Parthieen des Evangeliums, welche sich nicht in gleicher Weise als spiitere Zuthaten aus dem _ einheitlichen Rahmen des Evangeliums herausnehmen lassen. Andererseits meine ich mich nicht mit einer solchen Anschauung begniigen zu diirfen, wie sie in verschiedener Weise von Tobler 2), ) Das Evangelium Johannes nach seinem inneren Werthe und seiner . Bedeutung fiir das Leben Jesu, Leipzig 1841. *) Die Evangelienfrage im Allgemeinen und die Johannesfrage ins- besondere, Zirich 1858. 21% Ewald!), Weizsicker?), Hase%) ausgefiihrt ist, wonach die eigenthiimliche Mischung von glaubwiirdig und deshalb apostolisch erscheinenden Elementen mit anderen unglaubwiirdig und _nicht- apostolisch erscheinenden Elementen im vierten Evangelium sich daraus erkliiren wiirde, dass die evangelische Tradition des Apostels Johannes, welche bis dahin ohne bestimmte Fixirung nur miindlich gegeben wiire, hier ihre in vielen Beziehungen modificirende Aufzeichnung durch die Hand eines Jiingers des Johannes gefunden hiitte. Sondern ich glaube zuriickgehen zu miissen auf die Hypothese, welche mit genialem Scharfblicke von Chr. H. Weisse4) aufgestellt und von Schenkel *) auf- genommen worden ist, dass eine bestimmte schriftliche Quelle, in welcher von dem Apostel Johannes Reden Jesu zusammen- gestellt waren, spiiter in unserem vierten Evangelium eine ge- schichtliche Bearbeitung gefunden hat. Weil diese Bearbeitung der Quelle eine derartige gewesen ist, dass sich die Bestandtheile der Quelle an sehr vielen Punkten noch deutlich von den Zu- thaten des bearbeitenden Evangelisten unterscheiden lassen, kann man trotz der einheitlichen Abfassung des uns vorliegenden Evangelienwerkes von einer zwischen den Bestandtheilen dieses Werkes vorzunehmenden Theilung reden. Indem ich mich in diesem Grundgedanken an Weisse und Schenkel anschliesse, stelle ich mich doch insofern selbstindig ihnen gegeniiber, als ich annehme, dass sich iiber die urspriingliche Art und iiber die einzelnen uns bewahrten Bestandtheile der apostolischen Quelle viel genauere Ergebnisse gewinnen lassen, als sie von den genannten Forschern mehr vermuthet als begriindet worden sind. 1) Die johanneischen Schriften, Gottingen 1861, I, 8. 1 ff. 2) Untersuchungen iiber die evangelische Geschichte, Gotha 1864, S. 238 ff. Weizsicker hat jetzt in der Theologischen Literaturzeitung 1882, No. 23, ausgesprochen, dass seine friiheren Aufstellungen tiber das vierte Evang. nicht mehr seiner gegenwartigen Beurtheilung entsprechen. 3) Geschichte Jesu, Leipzig 1876, S. 49 ff. 4) Die evangelische Geschichte, Leipzig 1838, I, 8. 96 f.; die Kvan- gelienfrage in ihrem gegenwartigen Stadium, Leipzig 1856, 8. 48 ff. 5) Ueber die neuesten Bearbeitungen des Lebens Jesu, in den Studien und Kritiken 1840, H. 3, 8. 763 ff. 218 Es mag zweckmissig sein, dass ich meine Beurtheilung des vierten Evangeliums, auf deren Beweis die folgenden Hrorterungen abzwecken, hier gleich am Anfange in kurzer Formulirung aus-. spreche. Die Schrift des Apostels Johannes, welche als Quelle in unserem vierten Evangelium bearbeitet worden ist, war in ihrer Art den Matthiuslogia nahe verwandt: auch sie hat persén- liche Erinnerungen des Verfassers an bedeutsame Ausspriiche und Reden Jesu enthalten, welche aber, wenn ihnen auch eine einheitliche geschichtliche Umrahmung fehlte, doch ebenso mit kurzen, fiir das Verstiindniss der betreffenden Reden oder Aus- sagen Jesu wichtigen Hinleitungen tiber die geschichtliche Situa- tion versehen waren, wie die meisten Redestiicke der Logia. Verschieden von den Matthauslogia waren die Aufzeichnungen der Johannesquelle besonders insofern, als sie nicht Krinnerungen aus der ganzen Zeit des Zusammenseins des Apostels mit Jesus enthielten, sondern speciell Erinnerungen an die letzte, entschei- dende Zeit der Wirksamkeit Jesu. Eingeleitet waren die Aut- zeichnungen der Quelle durch eine Betrachtung des Apostels, welche, nur mit geringen Zusitzen versehen, den Prolog unseres Evangeliums bildet. Zu dieser Johannesquelle verhalt sich unser Johannesevangelium wesentlich ebenso, wie sich zu der Matthaus- quelle unser Matthiiusevangelium verhilt; die Motive der Bear- beitung der Quelle sind in beiden Fallen ebenso die gleichen gewesen, wie die Griinde, aus denen die apostolische Quellen- schrift verscholl, nachdem sie die geschichtliche Bearbeitung erfahren hatte. Die Bearbeitung der Johannesquelle ist im Kreise der Jiinger des Johannes nach dem Tode desselben er- folet; die Zuthaten aber, durch welche der Evangelist den in der Johannesquelle iiberlieferten Stoff geschichtlich erganzen zu miissen geglaubt hat, sind verschiedener Herkunft: sie sind theils aus der Bekanntschaft mit den auch uns bekannten Evangelien- schriften geflossen, theils entstammen sie einer auf den Apostel Johannes zuriickzufiihrenden miindlichen Tradition, theils ver- danken sie ihre Entstehung den dogmatischen Anschauungen und den darauf begriindeten historischen Postulaten, welche in der nachapostolischen Generation tiberhaupt und speciell in der - christlichen Umgebung des Verfassers des Evangeliums herrschend waren. 219 Cap. 2. Die Unterbrechungen urspriinglicher Zusammenhdnge im vierten Evangelium. Die erste Gruppe von Erscheinungen, auf welche sich der Beweis dieser Beurtheilung des vierten Evangeliums stiitzt, liegt in den Fallen, wo sich stérende Unterbrechungen urspriinglicher Zusammenhiinge im Evangelium zeigen, d. h. wo Redetheile oder Reden, welche insofern zusammengehoéren, als sie einen einheit- lichen Gedankenzusammenhang bilden oder auf einander oder auf die gleiche Situation Bezug nehmen, in unnatiirlicher Weise von einander getrennt sind. Schon der Prolog bietet uns in dem Abschnitte V. 14—16 einen solchen Fall dar. Die grosse Schwierigkeit dieses Ab- schnittes ist bekannt. Wenn wir die Worte nehmen, wie sie uns tiberliefert sind, so erscheint es nothwendig, den V. 16 als in einem begriindenden Verhiltnisse zu V. 15 stehend autzu- fassen. Bei einer solchen Verbindung von VY. 15 und 16 lasst sich aber schlechterdings kein befriedigender Gedankenfortschritt gewinnen, weshalb ja auch die Abschreiber schon in sehr friiher Zeit am Beginne von V. 16 das Ooze in xa verindert haben. Dass sich V. 16 nicht als Fortsetzung der angefiihrten Worte des Taufers begreifen lasst, sondern Fortsetzung der Rede des Verfassers des Prologes sein muss, wird jetzt wohl itiberall zu- gestanden; aber ein passender Sinn ergiebt sich weder, wenn man in V. 16 eine Bestatigung des Verfassers des Prologes fiir den Inhalt des Tauferzeugnisses sieht, noch auch wenn man in ihm eine Begriindung fiir die Thatsache, dass der Taufer dieses Zeugniss abgelegt hat, sieht. Dahingegen stellt sich der trefflichste Gedankenzusammenhang heraus, wenn man _ mit Uebergehung von V. 15 den Begriindungssatz V. 16 an V. 14 anschliesst. Fiir die Behauptung von V. 14, dass ,wir in dem Fleische, d. h. Geschopfe, zu welchem der Logos geworden. war, die géttliche Herrlichkeit des Logos angeschaut haben, sofern es voll war von Gnade und Treue, wird der bekriiftigende Er- kenntnissgrund in der Aussage V. 16 gegeben, dass wir Alle aus seiner Fille empfangen haben, und zwar Gnade iiber Gnade. Fiir diese in V. 14 u. 16 bezeichnete Erfahrung, wird dann in V.17 u. 18 der Realgrund angegeben in der Thatsache, 220 dass im Unterschiede von der Mittheilung des Gesetzes durch Mose die gottliche Gnade und Treue durch Jesus Christus in Erscheinung getreten ist, idem der einzige Sohn Gottes Gott: den Menschen zur klaren Erkenntniss gebracht hat. In der geschlossenen Hinheitlichkeit dieses Zusammenhanges liegt der iiberzeugende Beweis fiir seine Urspriinglichkeit. Dass man diesen Zusammenhang preisgiebt, um sich mit einer begriindenden Beziehung von V. 16 auf V. 15 abzumartern, ist nur daraus erklarlich, dass man unter Voraussetzung der einheitlichen Con- ception des vierten Evangeliums allerdings nicht begreifen kann, wie derselbe Schriftsteller, der den Zusammenhang von V. 16—18 mit V. 14 in der angegebenen Weise gedacht hat, diesen Zu- sammenhang durch Zwischenschiebung des Satzes V. 15_ hat unterbrechen und entstellen kénnen. Der Gedanke von V. 15 ist dem Gedanken von V. 14 u. 16 im Zwecke coordinirt, sofern auch er einen Beweis dafiir geben soll, dass der geschépfliche Mensch Jesus Trager gottlicher Herrlichkeit gewesen _ ist; der Art nach aber ist er von dem in V. 14 u. 16 gegebenen Beweisgrunde ganz verschieden, indem er das Zeugniss des Taufers iiber die Superioritit Jesu als Autorititsbeweis geltend macht, wahrend in V. 14 u. 16 das eigene Anschauen und Empfangen der in Jesu offenbarten gittlichen Gnade und Treue als Erfahrungsbeweis geltend gemacht wird. Dass ein Schriftsteller, welcher diesen Erfahrungsbeweis aussprechen wollte, noch vor fertiger Aussprechung desselben jenen im Zeug- nisse des Taufers liegenden Autorititsbeweis angefiihrt und dann die Fortsetzung des Erfahrungsbeweises so gegeben hiitte, als wenn keine solche Unterbrechung stattgefunden hitte, ist schlechterdings nicht vorstellbar. Aber eben deshalb muss man jene Voraussetzung der einheitlichen Conception des vierten Evangeliums zunichst wenigstens fiir unseren Abschnitt des Prologs einmal fahren lassen. Die Einfiigung von V. 15 muss durch einen Anderen geschehen sein, als durch den Schriftsteller, welcher die in V. 14 u. V. 16—18 gegebene Beweisfiihrung urspriinglich gedacht und formulirt hat: nur ein Spaterer, welchem die EHinheitlichkeit dieser Beweisfiihrung nicht deutlich ” in’s Bewusstsein trat; konnte schon nach V. 14 den geeigneten Platz finden, um dem Erfahrungsbeweise' den im Tauferzeugnisse 221 enthaltenen Autorititsbeweis zur Seite zu stellen. Hier bieten sich nun verschiedene Hypothesen dar, von denen eine mit Sicherheit zu wihlen auf Grund unserer Stelle allein nicht miglich ist. Man kann annehmen, dass ein Spiiterer den V. 15 in das tibrigens einheitliche Evangelium interpolirt habe, oder dass er ihn von einer urspriinglicheren anderen Stelle absichtlich oder unabsichtlich an unsere Stelle versetzt habe); zu Un- gunsten dieser beiden Hypothesen spricht nur der Umstand, dass nirgends in der altesten Ueberlieferung des Evangeliums sich die Spuren solcher spiteren Kinsetzung oder Versetzung von V. 15 bewahrt haben. Man kann aber auch annehmen, dass V. 15 von dem Verfasser unseres Evangeliums herriihrt und von ihm an die uns tiberlieferte Stelle gesetzt ist, dass dann aber der iibrige Bestand des Prologes nicht von diesem Evan- gelisten urspriinglich gedacht und abgefasst ist, sondern von ihm als fertiges Product eines Anderen in sein Evangelium heriiber- genommen ist. Der Stelle aus dem Prolog reihe ich zunichst eine Stelle aus den Abschiedsreden an, bei der es sich um einen ganz analogen Fall handelt. An die symbolische Handlung des Fuss- waschens schliesst Jesus von 13, 12 an eine das Symbol deu- tende Ermahnung an seine Jiinger. Die Dienstleistung, welche er ihnen erwiesen hat, obgleich er ihr Meister und Herr ist, soll ihnen ein Vorbild sein, eben solche Dienstleistung einander zu erweisen (V. 12—15). Der Knecht ist nicht grésser als sein Herr: wenn also er, der ihr Herr ist, jene Dienstleistung an den unter ihm Stehenden geiibt hat, so diirfen sie als seine Jiinger sich nicht fiir zu gut zu solcher herablassenden Dienst- leistung halten (V. 16). Gliickselig sind die Jiinger, wenn sie dieser Erkenntniss, zu deren Feststellung sein gegenwiirtiges ermahnendes Thun und Reden dient, entsprechend handeln (V. 17). Dieser Gliickseligpreisung werden dann folgende Worte . angefiigt: ,nicht von euch Allen rede ich; ich weiss, welche ich ausgewahlt habe; aber es muss das Schriftwort erfiillt werden: 1) Vel. Ritschl, zum Verstaéndniss des Prologs des johanneischen Evangeliums, in den Studien u. Kritiken, 1875, H. 3, 8. 578. Wagen- mann, zum johanneischen Prolog, in den Jahrbiichern fiir Deutsche Theologie, 1875, H. 3, 8. 441 ff. 222 der mit mir das Brot isst, hat gegen mich seine Ferse erhoben; jetzt sage ich es euch, bevor es eintritt, damit ihr, wenn es ein- getreten ist, glaubet, dass ich es bin“ (V. 18 u. 19). Diese Worte sollen offenbar hervorheben, dass die an die Jiinger im Allgemeinen gerichtete Zusage der Gliickseligkeit dem Verrather, welchen Jesus als solchen kannte, trotzdem er ihn mit in seine engste Jiingerschaar aufgenommen hat, nicht mit gilt. Auf diese Worte folgt endlich der Ausspruch: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch: wer aufnimmt, wen ich senden werde, nimmt mich auf, wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat* (V. 20). Die vollige Isolirtheit dieses letzten Ausspruches springt in’s Auge: mit den Worten iiber den Verriither lisst er sich durchaus nicht in Verbindung bringen. Einige Erklarer haben ihn deshalb fiir ein Glossem erklirt, bringen auf diese Weise aber nur eine neue Schwierigkeit an die Stelle der beseitigten: denn die EKinsetzung dieses Glossems an diesem Orte wiire rein riithselhaft. Andere Erklirer haben erkannt, dass V. 20 iiber die Worte V. 18 u. 19 weg an V. 17 anzukniipfen ist4). Die Richtigkeit dieser Ankniipfung erhellt evident aus der Trefflich- keit des Gedankenzusammenhanges, welcher dann zwischen der Erérterung V. 12—17 und der Aussage V..20 besteht. An die durch sein Vorbild begriindete Ermahnung der Jiinger zur Dienstleistung unter einander, schliesst Jesus die Zusage der Gliickseligkeit, wenn sie seine Ermahnung befolgen, und er be- eriindet dann diese Zusage durch Hervorhebung des absoluten Werthes, welcher einem solchen Handeln, zu welchem er sie ermahnt hat, beiwohnt. Aber wie ist es vorstellbar, dass der Autor, dem dieser Gedankenzusammenhang bewusst gewesen ist; ihn durch die Zwischenstellung jener ganz andersartigen Hrérte- rung selbst so zerrissen hat, dass die urspriingliche Beziehung des letzten Gliedes dieses Zusammenhanges bei einfachem Lesen und Héren garnicht mehr bemerkt werden kann? Man wird antworten, dass unter Voraussetzung der apostolischen Abfassung des vierten Evangeliums der Autor der Aufzeichnung des Rede- zusammenhanges V. 12—20 eben nicht identisch war mit dem. 1) Vol. Weiss, in der Bearbeitung des Meyer’schen Commentares zum Kv. d. Joh., 1880, 8. 500. 223 Autor dieses Redezusammenhanges selbst; Jesus selbst werde wohl, nachdem er bei der Gliickseligpreisung der. Jiinger zur besonderen Beriicksichtigung des Verriithers Anlass genommen habe, hinterher die Wiederaufnahme des unterbrochenen Gedanken- zusammenhanges gehérig vermittelt und verdeutlicht haben; darin bewahre sich nun die authentische Ueberlieferung der Worte Jesu durch seinen Apostel, dass dieser die urspriingliche Reihenfolge der Glieder der Rede Jesu bewahrt habe, obgleich er die Worte, welche den Zusammenhang zwischen den Gliedern der Rede vermitteln und verstiindlich machen, nicht bewahrt habe. Gegen diese Erkliirung entscheidet aber folgender Grund. Das Motiv zur Anfiigung der auf den Verriither beziiglichen Worte an den Ausspruch V, 17 kann nur in einer unvollstindigen, ober- flichlichen Auffassung des Gedankens von V. 17 gefunden werden. Den Jiingern wird hier Gliickseligkeit zugesprochen unter der Bedingung, dass sie der Ermahnung Jesu zur wechselseitigen Dienstleistung entsprechen; in der Zusammenfassung mit dieser Bedingung bietet die Gliickseligpreisung durchaus keinen natiir- lichen Anlass dazu, die Beziehung auf den Verrither besonders auszunehmen. Nur wenn man diese Bedingung nicht beriick- sichtigt, scheint die Zusprechung der Gliickseligkeit an die Jiinger eine besondere Ausnahme in Betreff des Verrathers zu verlangen. Kann man nun annehmen, dass Jesus selbst durch eine unvoll- stindige Auffassung seines eigenen Ausspruches zu dieser nur scheinbar naheliegenden und zweckmissigen Hervorhebung der Ausnahme des Verriithers veranlasst worden sei? Unmittelbar driingt sich hier doch der Schluss auf, dass nicht der Autor des Gedankens von V.17, aber auch nicht der Apostel, welcher diesen Gedanken in lebendiger Erinnerung bewahrte, sondern ein Spiiterer, welcher den Ausspruch vorfand, aber den Gedanken desselben nicht vollstindig nachdachte, sondern an einem ein- zelnen Gliede desselben mit seiner Aufmerksamkeit hiingen . blieb, welchem ebendeshalb auch die enge Beziehung der Aus- sage V. 20 zu V. 17 nicht bewusst wurde, die ihm nothwendig erscheinende Kinfiigung der auf den Verriither beziiglichen Worte V. 18 u. 19 vorgenommen hat. Die Méglichkeit, welche wir oben bei der Prologstelle anerkannten, dass die den Zusammen- hang von 1, 14 u. 16 unterbrechenden Worte V. 15 von einem 224 anderen urspriinglicheren Orte dorthin versetzt worden seien, kénnen wir in unserem Falle nicht gelten lassen, weil die Worte V. 18f. ganz direct an V. 17 ankniipfen. Uns bleibt nur die_ Wahl zwischen den beiden Moéglichkeiten: dass die Worte V.18f. urspriinglich nicht im Evangelium standen, also eine Interpola- tion sind, oder dass sie zwar zum urspriinglichen Bestande des Evangeliums gehéren, dass dann aber der Evangelist, auf den sie zuriickzufiihren sind, die sie umrahmenden Worte V. 12—17 und V. 20 nicht selbst concipirt, sondern nach einer fremden Quelle reproducirt hat, ohne dabei einen vollstandigen Kinblick in ihren Gedanken und ihren Zusammenhang unter eimander gewonnen zu haben. ) . In anderen Fiillen liisst sich die Beobachtung machen, dass Worte Jesu, welche offenbar-in eine und dieselbe Situation hineingehéren, auf verschiedene Situationen vertheilt und da- durch undeutlich und zusammenhanglos geworden ‘sind. Kin erstes Indicium einer solchen stérenden Trennung liegt in der Stelle 6, 36: GAM sizcoy Cuiv Ore nal FwodnarE xa OV mLOTELETE. Auf welche frithere Aussage bezieht sich hier Jesus? In der von V. 26 an mitgetheilten Rede Jesu an die Volkshaufen, welche ihn am Tage nach dem Speisungswunder aufgesucht haben, findet sich eine entsprechende Aussage nicht vor. Man beruft sich in der Regel auf das Anfangswort dieser Rede V. 26: ywahrlich, wahrlich, ich sage euch: ihr suchet mich nicht, weil ihr Zeichen sahet, sondern weil ihr von den Broten asset und satt wurdet.$ Zwar nicht auf den Wortlaut, wohl aber auf den Gedanken dieser Aussage passe die Riickbeziehung Jesu in V. 36. Allein gerade wenn wir den Gedanken von V. 26 genau in’s Auge fassen, wird es klar, dass V. 36 diese Beziehung nicht haben kann. In V. 26 spricht Jesus gegen die Leute, welche zu ihm kommen, den Vorwwf aus, dass sie ihn wegen des Nutzens und Genusses, den sie von seiner Speisungsthat gehabt haben, aufsuchen, nicht aber deshalb, weil sie seme That nach ihrem wunderbaren Charakter und demgemiiss als Anzeichen seiner tibernatiirlichen Macht gewiirdigt hatten. Die Aeusserung V. 36 findet sich aber in folgendem Zusammenhange.- Jesus _ weist die Aufforderung zuriick, dass er durch ein Wunderzeichen, wie Mose es in der Wiiste gegeben ‘habe, seinen Anspruch bewahren solle, von Gott zur Mittheilung ewigen Heilslebens ge- sandt zu sein; denn er selbst sei das wahrhafte Himmelsbrot, das Lebensbrot, welches dauernd die Bediirfnisse des Menschen stille (V. 32—35). Der Sinn dieser Worte Jesu ist doch, dass die Leute ein solches Wunderzeichen, wie sie es als Bedingung ihres Glaubens von ihm fordern, nicht brauchen und _ nicht haben sollen, weil er selbst ja in viel héherem Sinne vom Himmel herstamme und zum Leben diene, als jenes wunderbare Himmelsbrot des Mose; in ihm selbst liege also die héchste Beglaubigung fiir seme Anspriiche, und zwar eine viel bessere, als ein Zeichen nach Analogie des Mosezeichens geben kénnte. Wenn nun hier das Wort Jesu V. 36: ,aber ich habe es euch gesagt: ihr habt gesehen und glaubet doch nicht, auf V. 26 Bezug nihme, so wiirde es vollstindig aus dem Zusammenhange herausfallen. Denn in V. 26 muss man den Gedanken indirect ausgedriickt finden, dass sich der Glaube der Angeredeten auf Wunderzeichen griinden solle, und zwar speciell auf das Zeichen der grossen Speisung, welches dem Mosezeichen der Art nach verwandt ist. In unserem Zusammenhange aber kommt es ge- rade auf den Gedanken an, dass sich der Glaube nicht auf Wunderzeichen nach Art des Mosezeichens, sondern im Unter- schiede davon auf Jesum selbst, sofern er das gittliche Heils- leben mittheilt, griinden soll. In diesen Zusammenhang passt VY. 36 nur dann, wenn die frithere Aussage, auf welche Jesus hier Bezug nimmt, den Sinn hatte, dass man zwar die Heils- - bedeutung, welche er selbst besitze, erkennen kénne, aber sie trotz- dem nicht glaubig anerkennen wolle. Soll man nun annehmen, Jesus beziehe sich auf einen uns nicht aufbewahrten friiheren Ausspruch zuriick? Liicke?) hat es schon erkannt, dass die richtige Beziehung unserer Stelle vielmehr in Cap. 5 zu suchen ist, —er nimmt an: speciell in dem Abschnitte 5, 37—44, noch genauer diirfen wir wohl sagen: in der ganzen Rede von 5, 17 an. Dort hat Jesus die Behauptung aufgestellt und ausgefiihrt, dass seine Wirksamkeit ihm von Gott iibertragen sei und auf die Mittheilung des Heilslebens abziele (V. 19—30); dort hat 1) Commentar iiber das Evangelium des Johannes, 2te Aufl. Bonn 18345, eS: 999i. Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil, 15 226 er hervorgehoben, worin die Bezeugung fiir diese Gottlichkeit und fiir diese Heilsbedeutung, welche er sich beilege, gegeben sei, nimlich einerseits in seiner Wirksamkeit selbst (V. 36; — dass die goya hier nicht gleichbedeutend mit onueta sind, werde ich spiiter nachweisen —), andererseits in der friiheren Offen- barung Gottes durch die heiligen Schriften (V. 37—39); dort hat er auch ausdriicklich hinzugefiigt, dass man trotz dieser Bezeugung, an welcher man die Richtigkeit seiner Anspriiche erkennen kénne, schuldvoll nicht an ihn glauben wolle (V.40—47). Ebenso unpassend wie die Riickbeziehung von 6, 36 auf 6, 26 sein wiirde, ebenso zutreffend ist diese Riickbeziehung auf die Rede des fiinften Capitels. Dass man die Anerkennung dieser Beziehung verweigert, solange man an der Voraussetzung der inneren Hinheitlichkeit des vierten Evangeliums festhalt, ist sehr erklirlich, Denn nach der Darstellung des Evangelisten ergeht die Rede von Cap. 6 in Galiléa an galiliiische Volkshaufen, wiihrend die Rede von Cap. 5 in Jerusalem an Judier gerichtet gewesen war, und sowenig man sich vorstellen kann, dass Jesus selbst sich bei der spateren Gelegenheit auf die Rede zuriick- bezogen hiitte, die er friiher an ein ganz anderes Publicum gerichtet gehabt hiitte, ebenso wenig ist es vorstellbar, dass ein Schriftsteller, welcher in originaler Weise die Rede von Cap. 6 gebildet hatte, in derselben Jesu eine Bezugnahme auf eine andere Rede, welche er ihn bei ganz verschiedener Gelegenheit und vor ganz verschiedenen Menschen hatte halten lassen, in den Mund gelegt hatte. Will man aus diesen Erwigungen die Beziehung von 6, 36 auf die Rede von Cap. 5 nicht zugeben, so mége man sich wenigstens dessen bewusst bleiben, dass man in Cap. 6 eine Schwierigkeit ohne befriedigende Lisung stehen lasst. Fiir uns aber, die wir eben jene Voraussetzung der inneren Kinheitlichkeit des vierten Evangeliums in Frage stellen, ist die nothwendige, weil allein natiirliche und sinngemisse Be- ziehung von 6, 36 auf die Rede von Cap..5 ein neuer, Zu ° anderen hinzukommender Beweispunkt dafiir, dass diese innere Kinheitlichkeit des vierten Evangeliums nicht vorhanden ist. Nicht der Schriftsteller, welcher die Rede von Cap. 6 urspriing-- lich, sei es in lebendiger Erinnerung an eine wirkliche Rede Jesu, sei es in originaler Conception, aufgezeichnet hat, sondern 220 nur. ein Spiterer, welcher diese Rede fertig vorfand und sich nicht tiber die Bedeutung aller einzelnen Glieder derselben genaue Rechenschaft gab, kann diese Rede in die neue galiliiische Situation hineinverlegt haben, wiihrend sie doch die gleiche jerusalemische Situation voraussetzt, wie die Rede von Cap. 5. Durch andere Spuren in der Rede von Cap. 6 wird uns dieses Ergebniss bestiitigt). Man kann sich doch nur mit den kiinstlichsten Ausreden der Erkenntniss verschliessen, dass die in V. 30—35 berichtete Aufforderung an Jesus und Antwort Jesu unter der in V. 1—26 bezeichneten Situation riithselhaft sind. Dass die Leute, welche von Jesu ein Wunder nach Art des Mannawunders fordern, weil sie auf das Sehen eines solchen Wunders ihren Glauben begriinden wollen (V. 30 f), identisch sind. mit den Leuten, welche am Tage zuvor das grosse Spei- sungswunder erlebt haben und das Anschauen dieses Wunders zum Motive fiir das in V. 14 f. angegebene Urtheil und Vor- haben in Betreff Jesu genommen haben, ist gerade so unbe- greiflich, wie dass derselbe Jesus, welcher in V. 32 ff. im Gegen- satze zu der Forderung eines zur Stiitze des Glaubens an ihn dienenden Wunderzeichens auf sich selbst hinweist, sofern er mit seiner gittlichen Heilswirksamkeit das unmittelbarste und grosste Beglaubigungszeichen fiir sich sei, kurz vorher das Wort V. 26 gesprochen hat, welchem der Gedanke zu Grunde liegt, dass ein solches Aufsuchen Jesu das richtige wiire, welches um seiner Wunderthaten willen erfolgte. Wie wir hier das negative Urtheil bestitigt finden, dass die in 6, 1—26 gegebene Schilde- rung nicht urspriinglich mit der Rede 6, 27 ff. zusammengehért hat, so wird das positive Urtheil, dass die Rede 6, 27 ff. viel- mehr in die gleiche geschichtliche Situation gehért, wie die Rede von Cap. 5, dadurch bestiitigt, dass in 6, 41 u. 52 plitzlich o¢ ‘Tovdaiot als Zuhorer der Rede Jesu erscheinen. Wenn man beriicksichtigt, dass im vierten Evangelium sonst consequent als ot “lovdaior speciell die Kinwohner von J udia, beziehungsweise noch specieller die jerusalemischen Hierarchen bezeichnet werden, und dass demgemiss auch im ersten Theile von Cap. 6 die Leute, mit denen Jesus in Galiliia zu thun hat, als dydog (V. 2. ) Vel. Schweizer a. a. O. S. 81 ff. 15* 228 5. 22. 24) oder avowmor (V. 10. 14) bezeichnet werden, so. muss man die Hinfiihrung der ‘fovdaior in V. 41 u. 52 hoéchst auffallend finden. Man kann sich ja etwa mit den Aushiilfen begniigen, dass unter dem galilaéischen Volkshaufen zufallig auch einige Judiier gewesen seien, welche nun an jenen beiden Stellen besonders beriicksichtigt wiirden, oder dass die Galilier hier Judiier genannt wiirden, weil sie den judiischen Unglauben bewiesen. Wenn man aber ohnehin Anlass zu der Annahme hat, dass die Rede von Cap. 6 urspriinglich garnicht der galilai- schen Situation angehért hat, so wird man sich solcher, doch nur recht unbefriedigender Aushiilfen enthalten und in der Kin- fiihrung der ‘fovdaio. eine weitere Bestiitigung dafiir finden, dass diese Rede nach einer urspriinglicheren Darstellung vor dem gleichen Zuhorerkreise gehalten war wie die Rede von Cap. 5. Zu einem gleichen Ergebnisse wie bei der Rede 6, 27 ff. werden wir aber auch bei der Rede 7, 15—24 hingedriingt. Im zweiten Theile dieses Redestiickes, vom Schlusse von V. 19 an, nimmt Jesus Bezug auf den am Anfange von Cap. 5 geschil- derten Vorgang: er rechtfertigt sein damaliges Sabbathheilen, um desswillen man ihn hat tiédten wollen. Zwischen jenem Vorgange und dieser Rede liegt nach der Darstellung des Evan- gelisten ein Zeitraum ‘yon wenigstens (wenn man niimlich an- nimmt, dass unter dem Feste der Juden 5, 1 das Purimfest verstanden sein soll) sieben Monaten. Nun wiirde ja eine solche Riickbeziehung auf einen fritheren bedeutsamen Vorgang an sich nichts Auffallendes haben; sehr auffallend wird sie hier aber deshalb, weil sie giinzlich unvermittelt eintritt. Auf die Bemer- kung der Juden, wie er schriftgelehrt sei ohne doch studirt zu haben (V. 15), antwortet Jesus, dass er seine Lehre nicht von sich selbst habe, sondern von Gott; dies werde ein Jeder, der den Willen Gottes thun wolle, erkennen, und dies gehe auch daraus hervor, dass er nicht nach Ehre fiir seine eigene Person, sondern nach Khre fiir Gott trachte (V. 16—18). Durchaus rithselhaft in diesem Zusammenhange sind die dann zuerst folyenden Worte: ,hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben ? und keiner von euch thut das Gesetz.“ Ebenso rithselhaft aber ist der Uebergang von hier zu der weiteren Frage: ,was sucht 229 ihr mich zu tédten?* welche die Einleitung zur Rechtfertigung des fritheren Sabbathwerkes bildet. Ich glaube, als Zeugniss fiir die grosse hier vorliegende Schwierigkeit die Erliiuterung an- fiihren zu diirfen, welche Weiss!) der Stelle gegeben hat. Er schreibt: ,,Es ist natiirlich nur der Evangelist, der Jesum aus- driicklich auf die von ihm erzihlte Sabbathheilung (Cap. 5) statt auf die Kategorie von Werken, auf Grund deren man gegen seine Berufung auf seine sittliche Lebensfiithrung Einspruch er- heben konnte (7, 21), zuriickweisen und so abrupt von ihrem Verlangen ihn zu tédten reden lisst (7, 19), wéahrend es sich doch offenbar zunachst nur darum handelt, dass sie ihn wegen seiner Sabbathverletzungen fiir todeswiirdig erklirten. Ebenso hingt die hier etwas unklare Berufung auf das Gesetz, das doch Niemand von ihnen halte (7,19), offenbar damit zusammen, dass der Evangelist die hier gefiihrten Verhandlungen in das Gesammtbild einer Rede Jesu. zusammenzieht. Erst aus 7, 24 erhellt, dass er ihnen vorwirft, wie sie selbst das Gesetz nicht zum Massstabe fiir die Art ihres Urtheilens machen.“ Bei einer solchen Unterscheidung der Gedanken der geschichtlichen Rede Jesu von der abindernden Darstellung des Evangelisten, wird allerdings von Jesus selbst der Vorwurf abgewiilzt, unverstiindlich und zusammenhanglos gesprochen zu haben; dass aber die Worte, wie der Schriftsteller sie aufgezeichnet hat, abrupt und unklar sind, wird doch zugestanden, und fiir diese verwirrende Darstellungsweise des Schriftstellers wird keine ausreichende Erklirung gegeben. Nun hat Bertling?) in den ,Studien und Kritiken“ die Hypothese aufgestellt, dass das in Cap. 7 so rath- selhaft erschemende Redestiick verstellt worden sei, indem es urspriinglich zu der Rede von Cap. 5 gehért habe. Das ist ein ohne Zweifel richtiger Gedanke, und wenn derselbe durch Bert- ling nicht zur Ueberzeugung gebracht ist *), so liegt die Schuld einerseits daran, dass Bertling ihm eine allerdings nicht sehr gliickliche Ausfiihrung gegeben hat, indem er nur fiir die Worte 1) Das Leben Jesu, Berlin 1882, II, S. 386 f. *) Kine Transposition im Evangelium Johannis, a. a. O. 1880, H. 2, S. 351 ff. : 8) Vol. E. Waitz, zur Erklarung von Joh. 7, 22—24, in den Studien u. Kritiken 1881, H. 1, 8. 145 ff. 230 7, 19—24 die Nothwendigkeit einer Transponirung in Anspruch nimmt und den urspriinglichen Ort dieser Worte vor 5, 17° sucht, andererseits daran, dass er den hier vorliegenden Fall einer Auseinanderreissung urspriinglich zusammengehoriger Worte im vierten Evangelium isolirt betrachtet und zur Erklirung desselben vermuthet, in dem ersten handschriftlichen Exemplare des vierten Evangeliums sei ein Blatt mit dem Inhalte von 7, 19—24 verlegt worden. Ich stelle meinerseits die Behauptung auf, dass das ganze Redestiick 7, 15—24 mit der Rede von Cap. 5 urspriinglich zusammengehért hat, und zwar dass der urspriingliche Ort daselbst am Schlusse dieser Rede, also hinter 5, 47, zu suchen ist. Der tiberzeugende Beweis fiir die Richtig- keit dieser Behauptung liegt fiir einen Jeden, der nicht mit dem Vorurtheile von der inneren Einheitlichkeit der Composition des vierten Evangeliums die Discussion tiberhaupt abschneidet, darin, dass sich der erste Theil dieses Redestiickes von Cap. 7 seinem Gedankeninhalte nach mit der Rede von Cap. 5 ganz fest zu- sammenfiigt, und dass bei einer solchen Zusammenfiigung alle Schwierigkeiten der Gedankenfolge im Verlaufe des Redestiickes von Cap. 7 ohne Weiteres verschwinden. Dort in Cap. 5 hat Jesus ausgefiihrt, dass das Zeugniss fiir die Richtigkeit seines Anspruches, von Gott zur Bringung des Heilslebens und des Gerichtes an die Menschen bevollmachtigt zu sein, einerseits in seiner Wirksamkeit liege (V. 31—36), andererseits in der friiheren Gottesoffenbarung (V. 37 ff). Seine Gegner, ob sie auch noch so sehr diese friithere Gottesoffenbarung, wie sie in der Schrift niedergelegt ist, zum Gegenstande ihres Studiums machen, haben doch kein Verstindniss fiir den Inhalt derselben; denn wihrend die Schrift gerade iiber ihn (Jesum) zeugt, namlich die Gott- gemiassheit seines Wirkens beglaubigt (nicht etwa nur durch die messianischen . Weissagungen des Alten Testaments, sondern durch die ganze alttestamentliche Offenbarung des géttlichen Willens), so wollen sie ihm doch nicht glauben (V. 39 f). Dafiir liegt der Realgrund dari, dass ihre Willensrichtung ver- kehrt ist, indem sie keine Liebe zu Gott haben, und nicht auf _ Anerkennung seitens Gottes, sondern auf Anerkennung seitens der Menschen bedacht sind (V. 41—44). So wird Mose selbst, auf den sie ihr Vertrauen setzen, zu ihrem Anklager, und des- 231 halb, weil sie die Verkiindigung des Mose nicht anerkennen, kénnen sie seine (Jesu) Verkiindigung nicht anerkennen (V. 45—47). Wie trefflich reiht sich an diese Worte Jesu zu- erst das héhnende Gegenwort der Juden: ,,wie ist der da schrift- gelehrt, der doch nicht studirt hat! (7, 15) — ein Ausspruch, welcher an seiner Stelle in Cap. 7, wo von einer speciellen Bezugnahme Jesu auf die alttestamentliche Schrift oder auf die jiidische Schriftgelehrsamkeit nicht die Rede war, ebenso un- motivirt erscheint, wie er hier im Anschlusse an die Krorterung 5, 37—47, wo Jesus das Nichtverstehen der Schrift bei seinen Gegnern trotz all ihres Schriftstudiums behauptet hat, wohl motivirt ist. Auf diese gegnerische Kinrede nun, welcher der Gedanke zu Grunde liegt, dass ein Nichtstudirter eben ein Autodidakt sei, der als solcher zur Kritik der Studirten keine Fahigkeit und keinen Beruf habe, antwortet Jesus mit Wieder- holung des Anspruches, welcher das eigentliche Thema seiner Rede in Cap. 5 gewesen war, niimlich dass seine Verktindigung nicht aus ihm selbst stamme, sondern aus Gott (V. 16; vel. 5, 19 f. u. 30); und fiir die Wahrheit dieses Anspruches beruft er sich einerseits mit Wiederaufnahme des Gedankens, welcher den Schluss seiner eben vorangehenden Beweisfiihrung gebildet hatte, auf das Zeugniss derer, welchen es wirklich um die Er- fiillung des gittlichen Willens zu thun ist (V.17; vgl. 5, 41 ff), andererseits im Gegensatz zu dem Trachten nach menschlicher Ehre, welches er eben den Gegnern als Beweis ihres Mangels an wirklichem Interesse fiir den géttlichen Willen vorgeworfen hatte (5, 44), auf sein eigenes Trachten danach, nicht die Khre seiner Person, sondern die Ehre Gottes zu fordern (V. 18). Wenn in diesem Zusammenhange nun die Worte folgen: ,,hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? und keiner von euch thut das Gesetz, so sind dieselben nicht mehr unklar, weil ihre Bedeutung etwa erst aus der nachfolgenden Erérterung tiber die iusserliche und verkehrte Auffassung des Gesetzes seitens der Gegner erhellte, sondern sie sind ganz klar, weil sie an die vorangehende Erérterung, speciell an 5, 45—47, ankniipfen: was Jesus dort schon hervorgehoben hat, das wiederholt er jetzt, dass bei den Gegnern die nothwendige Bedingung zur Aner- kennung der géttlichen Herkunft seiner Verkiindigung nicht 232 vorhanden ist, indem ihnen ein wirkliches sittlich - religiéses . Interesse fiir die Befolgung der alttestamentlichen Gottesoffen- barung fehlt. Dann erscheint aber auch der plitzliche Ueber- gang zu der Frage: ,was sucht ihr mich zu tédten?“ und die weitere Bezugnahme auf den der Rede von Cap. 5 vorangehenden Vorgang nicht mehr abrupt. Denn dieser Vorgang gehért nicht der Vergangenheit, sondern der unmittelbaren Gegenwart an (man beachte die Priisentia: Cyveive V. 19, Savuatere V. 21, yohave V. 23), und wie derselbe die Veranlassung zu der Er- érterung Jesu iiber die Herkunft und Bedeutung seiner Wirk- samkeit im Alleemeinen gebildet hat, so ist es durchaus natiirlich, dass Jesus diese allgemeine Erérterung in eine Rechtfertigung seines Wirkens in jenem speciellen Falle wieder ausmiinden laisst.— Wenn wir so die Zusammengehirigkeit des Redestiickes 7, 15—24 mit der Rede 5, 17—47 erkennen, so ist fiir uns nun diese Zerreissung des urspriinglichen Zusammenhanges auch keine singulaére Erscheinung im vierten Evangelium, welche deshalb einen uniiberwindlichen Anstoss béte; sondern wir stellen diesen Fall in eine Reihe mit vielen anderen, ahnlichen Fallen, welche alle darauf hinweisen, dass im vierten Evangelium Aufzeichnungen enthalten sind, deren originaler Zusammenhang durch eimen spiteren Bearbeiter eigenthiimliche Stérungen er- fahren. hat. Noch auf zwei Faille dieser Art habe ich hier aufmerksam zu machen. Die in Cap. 8 mitgetheilte Rede Jesu wird einge- leitet durch die Worte V. 12a: wedi oty abvoig éhaknoey 0 ‘Incovg Aéywv. Welche Personen will der Schriftsteller hier durch atroig bezeichnen? Wir miissen von dem Berichte iiber die Hinfithrung der Ehebrecherin zu Jesus, 7, 53—8, 11, ab- sehen, weil derselbe auf Grund der altesten Zeugnisse nicht als zum urspriinglichen Texte des vierten Evangeliums gehérig be- trachtet werden darf; wiirden wir tibrigens seine Zugehérigkeit zum Bestande des Evangeliums annehmen, so wiirde die Beant- wortung unserer Frage ‘nicht erleichtert werden, da die in dieser Erzihlung vorkommenden Personen nach V. 9—11 nicht als die in V. 12 ff Angeredeten gedacht sein kénnen. Voran geht der Bericht tiber die Sanhedrinverhandlung, :wo die Diener, die Jesum hatten verhaften sollen, die Nichtvollziehung ihres Auf- Ppa trages melden und wo Nikodemus sich zu Gunsten eines ge- setzlichen Verfahrens gegen Jesus verwendet (7, 45—52). Auf die hier vorkommenden Personen kann sich das adroig 8, 12 offenbar nicht beziehen. Dann muss man entweder erkliiren, der Schriftsteller habe unter den eroig die Gegner Jesu bei seiner letzten Verhandlung 7, 37 ff., oder aber, er habe irgend ein anderes Publicum, wie es damals in Jerusalem war und mit Jesus zusammentraf, gemeint. Die eine Erkliirung setzt eine ebenso unnatiirliche Schreibweise voraus, wie die andere: wie kann sich ein einfaches evrot auf Personen einer friiheren Er- zahlung beziehen, wenn inzwischen eine andere Erziihlung mit anderen Personen gegeben ist? oder wie kann sich ein e@erol aut Personen beziehen, welche iiberhaupt nicht genannt werden ? Ob man annimmt, der Schriftsteller habe auf Grund seiner Er- innerung an eine geschichtliche Thatsache geschrieben, oder ob man annimmt, er habe ganz oder theilweise ohne solche Erinne- rungsgrundlage geschrieben, die Unnatiirlichkeit seiner Schreib- weise in 8, 12 ist die gleiche. Mit dieser Schwierigkeit trifft nun eine andere bedeutsame Erscheinung zusammen. Die in Cap. 8 mitgetheilte Rede Jesu steht ihrem Gedankeninhalte nach im engsten Zusammenhange mit den in Cap. 7 berichteten Worten Jesu V. 28f. 33f. u. 87f., welche hier als einzeln in ver- schiedenen Situationen gesprochen dargestellt werden; und zwar _besteht dieser Zusammenhang darin, dass die Gedanken, welche in jenen einzelnen Worten von Cap. 7 andeutend aufgestellt werden, hier in Cap. 8 nicht nur wieder aufgenommen, sondern auch bestimmt gedeutet und in Beziehung zu einander gesetzt werden. Das Wort 8, 12: ,ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt wird nicht in der Finsterniss wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“, ist eine Wiederaufnahme des Wortes 7, 37f.: wenn Hiner Durst hat, so komme er und trinke; wer an mich glaubt, von dessen Leibe werden, wie die Schrift sagt, Stréme lebendigen Wassers fliessen.* Unter zwei verschiedenen Bildern bringt Jesus hier denselben Gedanken zum Ausdruck, dass er fiir diejenigen, welche sich ihm gliubig anschliessen, ein rechtes Heil vermittelt1); die deutende Aus- 1) Dass die Deutung, welche dem Ausspruche 7, 38 in V. 39 gegeben 234 fiihrung dieses Gedankens giebt er in den Worten 8, 32 u. 51, wo er im Gegensatze dazu, dass man ohne Anschluss an ihn in seinen Siinden bleibt und dem Tode verfillt (V.21 u. 24), her- vorhebt, dass diejenigen, welche seine Verkiindigung aufnehmen, die freimachende «dyjdee und das ewige Leben gewinnen. Ebenso ist das Wort 8, 14: ,ich weiss, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr wisst nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe“, eine Wiederaufnahme des Wortes 7, 28f, mit welchem Jesus die Aeusserung der Jerusalemiten beantwortet, er kénne nicht der Messias sein, weil man seine Herkunft kenne (V. 27). Diesem vorgeblichen, aber nur auf creatiirlichem Urtheil beruhenden (8, 15) Wissen der Juden um seine Her- kunft stellt er sein wahres Wissen um seine Herkunft, um seinen Vater, der ihn ausgesandt hat und zu. dem er zuriickkehrt, gegeniiber; die bestimmte Erklarung dariiber aber, welche an- dere, unbekannte Herkunft und welchen unbekannten Vater er denn fiir sich in Anspruch nimmt, giebt er in den Worten 8, 23 u. 42 ff, wo er der creatiirlichen Herkunft der Gegner seine hohere, tiberweltliche Herkunft, und ihrem Herstammen vom Teufel als ihrem Vater sein Herstammen von Gott als seinem Vater gegeniiberstellt. Endlich ist das Wort 8, 21: ,ich gehe hin und ihr werdet mich suchen und werdet in eurer Siinde sterben; wo ich hingehe, kénnt ihr nicht hinkommen“, eine Wiederaufnahme des Wortes 7, 33f: ,noch eine kurze Zeit bin ich bei euch, dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; ihr werdet mich suchen und nicht finden und wo ich_ bin, kénnt ihr nicht hinkommen.“ Diese aus Cap. 7 aufgenommenen Gedanken sind in Cap. 8 in folgende Beziehung zu einander ge- setzt: das Wissen Jesu um seine Herkunft begriindet die Glaub- wiirdigkeit semes Ausspruches tiber den Heilswerth, welchen er habe (8, 12—14), wie die die Thatsache seiner Herkunft von Gott der Grund dafiir ist, dass seine Verkiindigung die cAjdera zum Inhalte hat (V. 40—47). Die Thatsache aber, dass er fortgeht und die Gegner ihn dann vergebens suchen werden, wird, nicht fiir authentisch gelten kann, werde ich’ spater nachzuweisen versuchen. begriindet es, dass sie in ihrer Siinde dem Tode verfallen werden (V. 21); der Hinweis auf seinen baldigen Fortgang zweckt also auf die Ermahnung ab, von dem Heile, welches er darbietet, Gebrauch zu machen, solange er jetzt noch bei ihnen_ ist. Wenn man dieses Verhiiltniss der Rede 8, 12 ff zu den Aus- spriichen 7, 28f. 33f. u. 37f. beriicksichtigt, so kann man sich des Urtheiles nicht enthalten, dass diese Ausspriiche, welche uns getrennt von einander und von der Rede 8, 12 ff. iiberliefert sind, doch im Bewusstsein ihres Autors von vornherein die Be- ziehung zu einander und die Bedeutung hatten, welche aus der Rede 8, 12 ff. erhellen, d. h. also: wir miissen bei der Erkla- rung dieser einzelnen Ausspriiche davon absehen, dass sie aut verschiedene Situationen vertheilt sind. Lassen wir uns nun aber durch diesen Eindruck von der inneren Zusammengehorig- keit der bezeichneten Worte in Cap. 7 und der Rede in Cap. 8 auf die Vorstellung hinleiten, dass diese Stiicke urspriinglich wirklich alle in eine und dieselbe Situation gehért haben, so ge- winnt dann mit einem Schlage auch das Einleitungswort in 8, 12 seine voll verstiindliche Beziehung: ,jihnen“, némlich den Jeru- salemiten, welche durch ihre Beurtheilung seiner Herkuntt (7, 27) Jesum veranlasst haben, seine eigene ganz andersartige Beurthei- lung seiner Herkunft hervorzuheben und auf Grund derselben seinen Anspruch auf Heilsbedeutung geltend zu machen, welche dann aber noch einmal (7, 40—42) seine ausserlich-irdische Her- kunft als Beweis gegen seinen gittlichen, messianischen Beruf geltend gemacht haben, — ihnen wiederholt (zc@duv) Jesus in dem Worte 8, 12 seinen in dem Worte 7, 37f erhobenen An- spruch, Heilsbedeutung fiir die Menschen zu haben. So schwer verstindlich und unnatiirlich uns die Lostrennung der in Cap. 7 enthaltenen Anfangsglieder der Rede, deren weiterer Verlauf in Cap. 8 mitgetheilt ist, bei Jesus selbst oder bei einem urspriing- lichen Aufzeichner dieser Rede erscheinen muss, so leicht be- ereiflich ist sie bei einem spateren Bearbeiter derselben. Der Umstand, dass nach dem Worte 7, 37f. die Urtheile der Volks- menge V. 40—43 berichtet waren und die Fortsetzung der Rede Jesu dann mit einem neuen EKinleitungsworte (8, 12a) ver- sehen war, veranlasste die Meinung, dass es sich in Cap. 8, 12 ff um eine neue Rede Jesu in einer neuen Situation handele. So- bald aber die Anfangsgleder der Rede von ihrer Fortsetzung in Cap. 8 abgetrennt waren, so erhellte auch nicht mehr ihr Zusammenhang unter einander, der erst in dieser Fortsetzung zur klaren Darstellung kam: so war dann kein Hinderniss zu: ersehen, diese Anfangsglieder auch wieder auf verschiedene Si- tuationen zu vertheilen. Kin analoger Fall liegt vor in Cap. 12. Die bis V. 36a reichende Rede Jesu wird in V. 36b mit der Bemerkung abge- schlossen, dass Jesus fortgegangen sei und sich verborgen habe; dann folet in V. 37—43 eine Betrachtung des Evangelisten iiber den Unglauben, welchen die Juden Jesu gegeniiber trotz seiner Wunder bewahrt hatten. Nur eingeleitet durch die Worte: Jesus aber rief und sprach* werden darauf: von V. 44 ab wei- tere Worte Jesu mitgetheilt. Dass diese Art der Kinfiihrung der neuen Worte ein Rithsel -bietet, kann Niemand leugnen; von einem Schriftsteller, dessen Darstellung auf lebendiger Er- innerung beruhte oder eine originale Composition wiire, miissten wir erwarten, dass er, nachdem er in V. 36b das Fortgehen und Sichverbergen Jesu berichtet hatte, fiir das neue Auftreten Jesu auch eine bestimmte neue Situation angegeben hiitte, beziehungs- weise wenn er die Worte V. 44 ff. nicht als Einzelrede in einer einmaligen Situation, sondern gewissermassen als eine Zusammen- fassung des ganzen bisherigen Lehrinhaltes Jesu vorgestellt hiitte, nicht eine solche Angabe iiber die f&ussere Form dieser Worte Jesu (éxeakéev) gegeben hitte, welche auf eine bestimmte ein- malige Situation hinweist. Nun kommt fiir unser Urtheil aber noch die zweite Thatsache in Betracht, dass dieses Redestiick V. 44 ff. seinem Inhalte nach unmittelbar mit dem Schlusse der vorangehenden Rede Jesu zusammenhangt. In V. 35 u. 36a giebt Jesus die bildliche Ermahnung, die kurze Zeit, wo noch das Licht vorhanden ist, zum Gehen zu benutzen, um nicht von der Finsterniss tiberfallen zu werden; in V. 44—46 giebt er diesem Bilde die bestimmte Deutung: an ihn miisse man glauben, indem er als Licht in die Welt gekommen sei, um die an ihn Glaubenden der Finsterniss zu entriicken. Dort haben wir die Kinleitung, hier die Ausfiihrung eines’ und desselben Gedankens. Natiirlich striiubt man sich gegen die Anerkennung dieser doch’ evidenten Zusammengehorigkeit der beiden Redestiicke, solange 237 man an der Voraussetzung der inneren Kinheitlichkeit des vierten Evangeliums festhalt; denn es ist in der That durchaus unnatiirlich, dass ein Redner oder Schriftsteller die zusammen- gehorigen Theile einer einheitlich gedachten Rede auf verschie- dene Situationen verlegt. Aber dann bleiben die auffallenden Erscheinungen an dieser Stelle des Evangeliums ohne befrie- digende Erklirung. Diese Erscheinungen fordern eben von uns, jene Voraussetzung aufzugeben; denn sie finden eine rechte Kr- klirung nur, wenn wir den urspriinglichen Aufzeichner der Rede Jesu unterscheiden von eimem spiteren Bearbeiter, welcher die zusammengehoérigen Theile dieser Rede deshalb dusserlich yon einander trennen konnte, weil er ihre inhaltliche Beziehung auf einander nicht durchschaute, und welcher die Hinleitung zu den als selbstindige Rede hingestellten Worten V. 44 ff. des- halb in so unbestimmter, undeutlicher Weise geben konnte, weil er sich selbst keine klare Anschauung iiber die Situation dieser ihm fertig tiberlieferten Worte bildete. Bei den ersten beiden Fallen, wo wir die Unterbrechung eines urspriinglichen Zusammenhanges durch einen Spiiteren be- obachteten, konnten wir auch die Méglichkeit gelten lassen, dass dieser Spiitere ein Interpolator gewesen sei, der in das iibrigens fertige Evangelium eine kurze Einschaltung gemacht habe. Bei den spiter betrachteten Fallen aber lisst sich diese Méglichkeit nicht wohl aufrechterhalten. Die —Los- reissung des Redestiickes 7, 15—24 von der Rede in Cap. 5 wiirde durch eine einfache Interpolationshypothese nicht erkliirt werden, und die geschichtlichen Parthieen, durch welche die zusammengehorigen Redestiicke von Cap. 5 u. 6, von Cap. 7 u. 8, und von Cap. 12 von einander getrennt sind, hangen so eng mit dem iibrigen geschichtlichen Rahmen, der die Reden des vierten Evangeliums einschliesst, zusammen, dass wir nicht mehr von Interpolationen im Evangelium, sondern nur von der Bearbei- tung einer fremden Quelle durch den Evangelisten reden kénnen. Ich habe tibrigens in diesem Capitel nicht alle Fille zu- sammengestellt, in welchen wir eine den Sinn beeintriichtigende Trennung urspriinglicher Zusammenhiinge beobachten kdnnen. Kinige Fille habe ich fiir das niichste Capitel zuriickgestellt, 238 " weil bei ihnen besonders die Verschiedenheit der religidsen An- schauungsweise zwischen der urspriinglich zusammengehérigen Gedankenreihe und dem trennenden Zwischenstiicke auffillt. Cap. 3. Die Incongruenzen der religidsen Anschawung im vierten Hvangeliam. Denn unabhingig von der bisher besprochenen Gruppe von Erscheinungen wird nun unser Urtheil tiber die Entstehung und Beschaffenheit des vierten Evangeliums durch die deutlich wahrnehmbare Thatsache begriindet, dass dieses Evangelium nicht aus einer einheitlichen religiésen Anschauung hervorgegangen ist, sondern dass zwei sehr verschiedenartige Anschauungsweisen neben einander in ihm walten. : Ich hebe zuerst die Thatsache hervor, dass an die Stelle, welche in den geschichtlichen Parthieen des vierten Evangeliums der Begriff der onuweta Jesu einnimmt, in den grossen Rede- stiicken dieses Evangeliums die Begriffe der goya und der 67- uaca Jesu einriicken. Es ist bekannt, welche Bedeutung der vierte Evangelist den onweta Jesu beilegt. Wie er am Schlusse seines Werkes ausdriicklich ausspricht, dass er von den vielen onucia Jesu einige aufgeschrieben habe, damit seine Leser an die Messianitaét Jesu glauben (20, 50 f), so hebt: er in seinem vorangehenden Berichte sowohl bei den einzelnen Wunderthaten, die er detaillirt schildert, als auch durch Bemerkungen tiber die Wirksamkeit Jesu im Allgemeinen hervor, wie die onuete Jesu. der Grund des Glaubens an ihn theils wirklich gewesen sind, theils wenigstens sein sollten (2, 11.23; 4,53 f; 6, 2. 14; 7, 831; 9,16; 11, 47 f; 12, 18. 37). Den onueta wird diese beglaubigende Bedeutung beigelegt, sofern sie als ausserordent- liche Erscheinungen darauf hinweisen, dass ihr Urheber der Trager einer tibernatiirlichen , tibermenschlichen Macht ist, und sie stehen in dieser Beziehung an Werth ganz gleich den (nur nicht als ojweta bezeichneten) Proben iibernatiirlichen Wissens, durch welche Jesus nach der Darstellung des vierten Evangelisten ebenfalls in einzelnen Fillen seine Messianitit tiberzeugend zur — Anerkennung gebracht hat (1, 49 f; 4, 29).. In den grossen 239 Reden des vierten Evangeliums tritt nun dieser Begriff der onjueta und die mit ihm zusammenhingende Anschauung des Evangelisten durchaus zuriick. Einmal wird an Jesus der An- spruch gestellt, er solle ein onwetoy thun, damit man auf Grund desselben ihm glaube (6, 30 f.); da aber beruft sich Jesus weder aut seine schon vollzogenen oyuete, noch auch willfihrt er dem Verlangen nach einem neuen oyuetoy, sondern er verweist im Unterschiede von einem oyuetoy auf sich selbst, sofern er ein von Gott stammendes ewiges Heilsleben den Menschen darbiete (V. 32 ff). Dieser von ihm geltend gemachte Beglaubigungs- grund steht an beweisender Bedeutung einem oyuetoy insofern gleich, als er nach dem Urtheile Jesu auch eine iibermenschliche, tibernatiirliche Thatsache und Wirkung darstellt; insofern aber ist er von einem oyuetoy vollstindig verschieden, als sich bei einem oyuetoy die iibernatiirliche Thatsache und Wirkung in einer von den. gewdhnlichen Welterscheinungen abweichenden iiusseren Erscheinung bemerkbar macht, wihrend Jesus im Gegensatze dazu hervorhebt, dass man die gittliche Heilsbedeu- tung seiner Person anerkennen solle, trotzdem dieselbe gerade eine vollsténdig menschlich-creatiirliche Erscheinung als oa zai aiua habe (V. 51 u. 53 ff). Der Anschauung, gemiiss welcher Jesus hier ein oyuwetoy zu thun ablehnt, indem er statt desselben auf ein anderes Beglaubigungsmittel hinweist, entspricht es nun ganz, dass er an anderen Stellen zur Bezeugung der Richtigkeit seiner Anspriiche, von Gott gesandt zu sein und in absoluter Gemeinschaft mit Gott zu stehen, auf seine goya hin- weist, welche diese bezeugende Bedeutung insofern haben, als er sie nicht aus sich selbst, d. h. nicht in eigenem Auftrage und Interesse und nicht in eigener creatiirlicher Kraft vollbringt (5, 36; 10, 25. 32. 37 f£; 14, 10 f; 15, 24). Dass der Begriff éoyov eine viel weitere Bedeutung hat als der Begriff ojuetor, leugnet natiirlich Niemand; aber sofern der allgemeinere Begriff den specielleren einschliesst, kénnte man doch annehmen, dass Jesus, indem er sich auf das in seinen goya liegende Zeugniss berufe, speciell seine oyjueta, also diejenige Klasse seiner Werke, bei denen der tibernatiirlichen Kraft, in der sie vollzogen sind, eine aussergewOhnliche dussere Erscheinung entspricht, im Sinne habe, —- so auffallend -es auch bliebe, dass Jesus an Stelle des 240 specielleren und deshalb praciseren Begriffes den allgemeineren, undeutlicheren gebraucht hiitte. Die Unrichtigkeit dieser An- nahme erhellt nun aber ganz unzweifelhaft daraus, dass Jesus in den grossen Reden des vierten Evangeliums den gleichen be- glaubigenden Werth wie seinen éoy@ auch seinen éjuera bei- leet, und zwar, was der entscheidende Punkt ist, seinen dyjucca nicht sofern sie etwa neben seinen ¢eya stehen und zu den- selben hinzukommen, sondern sofern sie sich mit den Cap. 5 u. 6, von denen wir oben sahen, dass sie in die gleiche geschichtliche Situation hineingehéren, enthalten keine chrono- logischen Andeutungen. In der Rede, deren Beginn wir in den Spriichen 7, 28 f., 33 f., 37 f. und deren Fortsetzung wir in 8, 12 ff. fanden, spricht Jesus von seinem Fortgange (7, 33 f.; 8, 14. 21) und hebt hervor, dass er nur noch kurze Zeit bei den Juden bleibe (7, 33); so gut wir nun die gleichlautenden Aussagen Jesu 12, 35 und 13, 33 darauf deuten, dass Jesus im Bewusstsein des nahen Be-~ vorstehens seines Todes redet, so gut miissen wir auch jene Aussage 7, 33 f. darauf beziehen, dass Jesus sich vor dem Ab- schlusse seiner Wirksamkeit stehend weiss. Von dem Gedanken an seinen Tod ist ferner sowohl der Anfang als auch der Schluss der Rede Jesu beherrscht, welche wir aus 9, 4 f. u. 39—41 u. 10, 1—18 reconstruirten; von dieser Rede erkannten wir aber, dass sie zeitlich mit der Rede 10, 2438 zusammengehirt. Die von Cap. 11 an mitgetheilten Stiicke werden vom Evangelisten selbst in die Schlusstage der Wirksamkeit Jesu verlegt. Wenn wir also die aus der Quelle stammenden Reden selbst nach der Zeit, in der sie gesprochen sein wollen, befragen, so erhalten wir nur solche Antworten, welche uns in die ent- scheidungsvolle Schlusszeit der Wirksamkeit Jesu hinweisen. Sie haben ausser dem letzten jerusalemischen Aufenthalte Jesu nur noch einen anderen, etwa einige Monate frither fallenden zur Voraus- setzung, in welchem sich die Katastrophe, welche am Passah- feste eintrat, schon vorbereitete und in welchem Jesus auch schon das Bewusstsein von dem nahe bevorstehenden Ende seiner Wirksamkeit gewonnen hatte. Cap. 5. Der geschichtliche Werth und die Herkunft der im vierien Evangelium bearbeiteten Quellenschrift. Das wichtigste Mittel, um mit einiger Sicherheit zu_be- stimmen, welchen Werth fiir unsere geschichtliche Krkenntniss der Lehre Jesu wir der aus dem vierten Evangelium auszu- scheidenden Quellenschrift beilegen diirfen, bieten uns die’ beiden anderen Schriftstiicke, in denen wir originale Autzeichnungen tiber Jesus erkannten: das Marcusevangelium und die Matthaus- 286 . logia. Wir miissen priifen, wie sich die im vierten Evangelium gefundene Quellenschrift zu diesen beiden Schriften verhilt, d.h. wieweit ihr Inhalt mit dem Inhalte dieser Schriften iiberein- stimmt oder von ihm verschieden ist, und im ersteren Falle wieder, ob die Uebereinstimmungen auf eine abhingige, oder vielmehr auf eine parallele Ueberlieferung schliessen lassen, im letzteren Falle aber, ob die Verschiedenheiten Widerspriiche in- volviren, oder vielmehr zur wechselseitigen Erginzung der Be- richte dienen. Wir beginnen diese Untersuchung mit der Frage, wie sich die in unserer Quellenschrift berichteten geschichtlichen Ereig- nisse zu den geschichtlichen Mittheilungen der beiden anderen Schriften verhalten. Hier bemerken wir zuerst die Differenz, dass wihrend Marcus nur von einer einzigen Reise Jesu nach Jerusalem berichtet, in unserer Quellenschrift jedenfalls zwei jerusalemische Aufenthalte Jesu vorausgesetzt sind. Aber in diesem Punkte findet die Darstellung unserer Quelle ihre Be- stiitigung gegeniiber dem Marcus durch die Logia; denn wir sahen friiher, dass auch die Logia eine mehrfache Wirksamkeit Jesu. in Jerusalem voraussetzen (vel. Le. 13, 34; 19, 41 f.). Mit Marcus trifft unsere Quelle zusammen in der Erzihlung tiber die Tempelreinigung, ohne aber im Detail eine Abhingig- keit von Me. zu verrathen; zu dem Berichte des Mc. aber bietet sie in dem Punkte eine interessante Ergiinzung, dass sie im Zusammenhange mit dem Vorgange der Tempelreinigung den Ausspruch Jesu iiber das Abbrechen und Wiederaufbauen des Tempels gethan sein liisst (2, 19), welcher nach Me. 14, 58 die Stiitze der gegen Jesus vor dem Sanhedrin erhobenen Anklage gebildet hat.. Mit Mc. stimmt auch, was unsere Quelle in dem Stiicke Joh. 7, 3—7 tiber die Stellung der Briider Jesu zu diesem berichtet; denn auch die Erzihlung Me. 3, 19b—21 mit ihrer Fortsetzung in V. 31—35 setzt deutlich voraus, dass die Angehorigen Jesu bei seinen Lebzeiten seine Wirksamkeit nicht. richtig verstanden und anerkannt haben. Mit den Logia_ be- rithrt sich unsere Quelle in zwei geschichtlichen Punkten. Erst- lich nehmen beide Schriften Bezug auf den Verkehr Jesu mit dem bethanischen Schwesterpaare; aber die Logia erziihlen von einem Gespriche Jesu mit der Martha bei einer.fritheren Zusammen- 287 kunft (§. 10. Le. 10, 38 ff.), unsere Quelle von einem solchen Ge- sprache bei einer spiiteren Zusammenkunft (Joh. 11). Zweiten sist in beiden Schriften berichtet, wie Jesus beim letzten Mahle seinen Jiingern durch eine ihnen erwiesene Dienstleistung die Ermah- nung illustrirt, dass sie einander dienen sollen; aber in den Logia ist erzihlt, dass die Dienstleistung Jesu in der Darreichung des Kelches an die Jiinger bestanden habe (§. 39b. Le. 22, 17 u. 26 f.), in unserer Quelle dagegen, dass sie im Waschen der Fiisse der Jiinger bestanden habe (Joh. 13, 1 ff). Diese beiden Berichte schliessen einander doch nicht aus. Die ge- schichtlichen Thatsachen, die wir sonst noch unserer Quelle ent- nehmen kénnen: dass Jesus mit dem Nikodemus bei Nacht zu- sammengekommen ist, dass er bei einem Durchzuge durch Samaria mit einem samaritanischen Weibe an der Jacobscisterne eine Unterhaltung gehabt hat, dass er in Jerusalem in Conflict mit den Juden gerathen ist, weil er am Sabbath seine Liebes- arbeit an einem Kranken geiibt hatte, dass man wegen seiner blasphemisch erscheimenden Anspriiche auf Gottesgemeinschaft nahe daran war ihn zu steinigen, dass endlich einige Proselyten beim letzten Feste ihn zu sehen wiinschten, haben keine Be- ziehungen im Marcusevangelium und in den Logia. Diese That- sachen sind aber alle solcher Art, dass sie sich mit dem aus dem Marcusevangelium und den Logia gewonnenen Geschichts- bilde auf’s Leichteste vereinigen lassen; sie leiden an keiner inneren Unwahrscheinlichkeit. Aber die geschichtlichen Angaben spielen in unserer Quelle ja nur eine secundire Rolle; sie dienen durchweg der Mitthei- lung tiber Aussagen Jesu. Unser Hauptinteresse muss sich demgemiiss auf der Feststellung des Verhaltnisses der in unserer Quelle dargestellten Wortverkiindigung Jesu zu der von Mc. und den Logia mitgetheilten richten, und in dieser Beziehung scheint ihre Verschiedenheit von Mc. und den Logia die be- deutendste zu sein. Dass in den grossen Reden Jesu im vierten Evangelium, welche wir als der Quelle zugehérig erkannt haben, die Aus- drucksweise sehr eigenthiimlich verschieden ist von derjenigen der Reden Jesu im Marcusevangelium und in den Logia, dass namentlich mehrere charakteristische Begriffe im Vordergrunde 288 der Erérterung stehen, welche in jenen beiden anderen Schriften theils ganz fehlen, theils zuriicktreten, wahrend umgekehrt solche Begriffe, welche bei Mc. und in den Logia die wichtigste . Stelle einnehmen, hier ganz oder fast ganz fehlen, ist eine so auf der Hand liegende und so allgemein anerkannte Thatsache, dass sie hier keiner weiteren Darlegung bedarf. Und da nun einerseits diese Higenthiimlichkeit der in den Reden unserer Quelle herrschenden Ausdrucksweise sich ebenso im Prologe des vierten Evangeliums und in den unter dem Namen des Johannes iiberlieferten Briefen findet, und da andererseits Mc. und die Logia in ihrer Bezeugung einer anderen Ausdrucksweise Jesu zusammenstimmen, so kann kein Zweifel dariiber obwalten, dass die Reden unserer Quelle jedenfalls hinsichtlich dieser eigenthiimlichen Ausdrucksweise keine authentische Darstellung der geschichtlichen Lehre Jesu geben. Es fragt sich nur, in welchem Verhaltnisse diese eigenthiimliche Ausdrucksweise zu dem Gedankeninhalte der Reden Jesu in unserer Quelle steht: ob sie nur die Bedeutung einer eigenthiimlichen Form hat, von welcher abstrahirend wir einen Gedankeninhalt finden, welcher mit dem Gedankeninhalte der Reden Jesu bei Mc. und in den Logia wohl harmonirt, oder ob sie einer Kigenthiimlichkeit der ganzen Anschauungsweise entspricht, so dass die in den Reden unserer Quelle ausgesprochenen Gedanken den durch Mc. und die Logia bezeugten Anschauungen Jesu theils fremd, theils widersprechend sind. . Fiir die Beantwortung dieser Frage ist es von grundlegender Wichtigkeit, zu erkennen, wie sich die in den Reden unserer Quelle gegebene messianische Selbstbeurtheilung und Selbst- bezeugung Jesu zu der aus den Reden des Marcusevangeliums und der Logia erkennbaren verhiilt. Hine grosse Differenz scheint hier in doppelter Beziehung vorhanden zu sein, némlich einerseits darin, dass nach den Reden unserer Quelle die messia- nischen Anspriiche Jesu inhaltlich noch hodher erscheinen als nach Marcus und den Logia, andererseits darin, dass nach unserer Quelle diese Anspriiche Jesu den Mittelpunkt bilden, um welchen sich die meisten der hier berichteten Reden und Verhandlungen drehen, wiihrend wir aus Mc. und den Logia erkennen, dass Jesus in der directen Geltendmachung seiner 289 messianischen Anspriiche ungemein zuriickhaltend gewesen ist. Allein diese Differenz nach den beiden angegebenen Beziehungen erhilt ihre richtige Beleuchtung, sobald wir nur Ernst damit machen, die Redestiicke unserer Quelle allein aus sich selbst zu erkliren und nicht die geschichtlichen und dogmatischen Anschauungen, welche der Evangelist in seiner Bearbeitung uns darbietet, als Schliissel zu ihrem Verstiindnisse zu gebrauchen. Dann verliert zuerst die Thatsache, dass in unseren Reden die messianische Selbstbezeugung Jesu so stark in den Vordergrund tritt, ihren befremdlichen, ungeschichtlichen Charakter. Solange wir unsere Reden innerhalb des geschichtlichen Rahmens auf- fassen, in welchen der Evangelist sie hineingestellt hat, sie also vertheilt sein lassen auf die ganze Zeit der éffentlichen Wirk- samkeit Jesu, steht jene Thatsache in ausschliessendem Wider- spruche zu dem Entwicklungsgange der Wirksamkeit Jesu, welchen uns Mec. in durchaus glaubwiirdiger Weise bezeugt. Denn nach dem Marcusberichte ist Jesus erst am Schlusse seiner Wirksamkeit mit dem Anspruche auf Messianitét semer Person ~ direct hervorgetreten, wiihrend er vorher seine messianische Selbstbezeugung nur indirect durch seine Verkiindigung vom Reiche Gottes und durch die vollkommene Darstellung der Merkmale des Reiches Gottes in semer Person gegeben hat. Aber wenn wir nun auf Grund der chronologischen Indicien, welche in den zu unserer Quelle gehérigen Reden selbst ent- halten sind, wissen, dass alle diese Reden gerade in die Schluss- zeit der Wirksamkeit Jesu hineingehdren, so fallt jener Wider- spruch zu dem Marcusberichte fort. In unserer Quelle musste die Krérterung tiber die messianischen Anspriiche Jesu viel stiirker hervortreten als im Marcusevangelium und in den Logia, weil sie sich auf Reden der Schlusszeit Jesu beschrankt und iiber diese Schlusszeit nun Ausfiihrlicheres mittheilt, als jene beiden anderen Schriften. Aber auch der Schein, dass in den Reden unserer Quelle die messianischen Anspriiche, welche Jesus erhebt, ihrer Art nach hédhere und wunderbarere seien als diejenigen, welche wir bei Mc. und in den Logia ausgesprochen finden, verschwindet, wenn wir diese Reden nur aus sich selbst zu erkliiren versuchen. Wenn man die Voraussetzung mitbringt, dass die Anschauungen des bearbeitenden Evangelisten von dem Wendt, die Lehre Jesu, 1. Theil. 19 290 préexistenten himmilischen Sein Jesu (1, 15; 6, 62; 12, 41) und von dem Streben Jesu, wiihrend seines irdischen Lebens die in seinem iibernatiirlichen Vermégen und Wissen bestehende géttliche Herrlichkeit durch Wunderthaten zur Anerkennung zu bringen, auch in den aus der Quelle stammenden Reden ausgesprochen sein mitissen, so lisst man sich natiirlich leicht dazu verleiten, alle solche Aeusserungen, welche ihrem Wort- laute nach jene Anschauungen des Evangelisten ausdriicken kénnten, auch wirklich auf diese Anschauungen zu deuten und in ihnen dann eine andersartige messianische Selbstbeurtheilung und Selbstbezeugung Jesu zu finden, als bei Mc. und in den Logia. Wenn man aber diese Aeusserungen nur aus ihrem Zusammenhange und auf Grund des iibrigens in den Quellen- stiicken erkennbaren Sprachgebrauches erklart, so zeigen sie einen ganz anderen Sinn: dann kann das Sein aus Gott oder Kommen von Gott und das Einssein mit Gott, welches Jesus von sich, aber mit ganz gleichen Ausdriicken auch von allen seinen Jiingern behauptet (17, 14 ff 21 ff; vgl 1, 12 f), sich nicht auf himmlische Priiexistenz und auf physische Einheit mit Gott beziehen, sondern nur auf seine véllige ethisch-religidse Zugehorigkeit zu Gott und auf die vollige Herkunft seines ethischen Lebens und Wirkens aus der gottlichen Kraft; dann kénnen auch die Werke, auf die sich Jesus zur Beglaubigung seiner Ausspriiche iiber sein Verhiltniss zu Gott und iiber seine Heilsbedeutung fiir die Welt beruft, nicht auf seine Wunder- thaten gedeutet werden, sondern nur auf seine gesammte Beruts- wirksamkeit, wie sie in seiner Verkiindigung der a@7jeva durch Wort und That bestanden hat. Hine Selbstbeurtheilung und Selbstbezeugung Jesu, welche mit den so verstandenen Aussagen der Reden unserer Quelle iibereinstimmt, haben uns aber auch die Matthiiuslogia tiberliefert. Auch hier spricht Jesus aus, dass Gott ihm Alles iibertragen habe, dass er als der Sohn in einzig- artigem Verhiiltnisse wechselseitigen Erkennens zu Gott stehe und dass er der einzige Vermittler eines gleichen Heilsverhalt- nisses zu Gott und einer gleichen Herrschaftstellung gegentiber der Welt fiir die iibrigen Menschen sei (Log. § 8b u. c. Mt. 11, 27 ff. Le. 10, 22). Auch hier beruft sich Jesus zur Bezeugung seiner Messianitiit auf seine Wirksamkeit, auf sein 291 heilbringendes Thun und Reden, und fordert, dass man die An- stésse, welche die creatiirliche Erscheinung seiner Person bietet, durch alleinige Riicksichtnahme auf seine Wirksamkeit tiberwinde (Log. § 4a. Mt. 11, 4—6. Le. 7, 22 f). Wenn aber Jesus nach den Reden unserer Quelle den Zweck und Erfolg seiner messia- nischen Wirksamkeit dahin bestimmt, dass er schon gegenwirtig durch seine Verkiindigung das Gericht herbeifiihre und das ewige Leben mittheile (5, 21—27), wobei aber die erstere Func- tion der anderen untergeordnet ist (3, 16 ff.; 12, 46—49), so haben diese Aussagen keinen anderen Sinn, als wenn Jesus nach den Logia ausspricht, dass er gekommen sei, um ein Ge- richtsfeuer auf die Erde zu werfen und eine Scheidung zwischen den Menschen herzustellen (Log. § 17a. Le. 12, 49 ff. Mt. 10, 34 ff), und dass durch seine Wirksamkeit das Reich Gottes schon ver- wirklicht werde (Log. § 12b. Mt. 12, 28. Le. 11, 20; § 32. Le. 17, 21; § 34a u. b. Le. 4, 18—21). Denn die Begriffe: ewiges Leben und Reich Gottes correspondiren einander; das ewige Leben ist das Heilsgut, welches den Gliedern des messia- nischen Reiches zu Theil wird (vgl. Me. 9, 43. 45. 47; 10, 17 u. 23; doh. 3, 3.°5. 15 f). Dass nun die messianischen Anspriiche, welche Jesus erhob, den Anlass zu scharfen Conflicten mit den jerusalemischen Hier- archen geboten haben, wird uns freilich durch Me. und die Logia nicht berichtet ; oder vielmehr nur in dem Stiicke Me. 11, 27— 12,12 ist uns eine Spur davon bewahrt. Aber wir diirfen nicht sagen, dass der in der Quelle des vierten Evangeliums gegebene Bericht iiber solche Conflicte zu der Darstellung des Me. und der Logia in Widerspruch stehe; wir diirfen vielmehr behaupten, dass wenn uns dieser Bericht nicht erhalten wiire, wir blos aus dem, was uns die Logia tiber die messianische Selbstbeurtheilung Jesu mittheilen, schliessen kénnten, dass es zu solchen Con- flicten, in welchen der Gegensatz der ganzen Anschauungsweise Jesu zu derjenigen seiner jiidischen Gegner, die ihn an’s Kreuz brachten, seinen concentrirten Ausdruck fand, gekommen sein miisse. Der Gegensatz zwischen der sinnlich-creatiirlichen An- schauung der Juden, welche nur den als Messias und Gottes- sohn anerkennen wollen, dessen Erscheiungswesen tiberirdischer Herkunft und Art ist und der seine tiberweltliche Macht durch 19 * 292 sinnenfillige Wunderthaten und Mittheilung ausserer Giiter und iusserer Herrlichkeit bewihren kann, und. die alle ohne diese Bedingungen auftretenden Anspriiche auf géttliiches Leben und gottliche Wirksamkeit nur als Blasphemieen betrachten, — und andererseits der rein ethisch-religidsen Anschauung Jesu, welcher im Bewusstsein seiner unmittelbarsten Liebes- und Wirkens- gemeinschaft mit Gott den Anspruch erhebt, im eigentlichsten und héchsten Sinne der Sohn und Beauftragte Gottes und der alleinige Mittler des wahren, ewigen Heiles fiir die Menschen zu sein, und der sich zur Beglaubigung dieses Anspruches nur auf das Zeugniss der friiheren Gottesoffenbarung, wenn man dieselbe richtig durchforscht und versteht, und auf das Zeugniss seiner Wirksamkeit selbst, nimlich auf den Kindruck derselben bei allen denen, die wahrhaft den Willen Gottes thun wollen, berufen kann: dieser Gegensatz hat in den Conflictsreden unserer Quelle eine Darstellung erhalten, welche psychologisch durchaus verstiindlich und wahr ist und welche zu dem Bilde von der Lehre Jesu, wie wir es aus dem Marcusevangelium und den Logia gewinnen, nicht in Widerspruch steht, sondern es ergiinzt. Ich habe hier natiirlich nur in den allgemeinsten Beziehungen angeben kénnen, wie sich die durch unsere Quelle dargestellte messianische Selbstbeurtheilung und Selbstbezeugung Jesu zu der durch Me. und die Logia dargestellten verhilt und aus welchen Gesichtspunkten sich die Vereinbarkeit dieser beiden _Darstellungen ergiebt. Die genauere Ausfiihrung und Begriindung meiner Ansicht muss ich muir fiir den zweiten Theil meiner Arbeit vorbehalten. Dort werde ich auch den Nachweis fiir die Behauptung zu geben versuchen, dass auch die tibrigen Glieder der durch unsere Quelle bezeugten Lehre Jesu sich inhaltlich mit der aus dem Marcusevangelium und den Logia erkennbaren Lehre Jesu auf’s Niichste verwandt zeigen, dass es also wirklich nur eine Verschiedenheit der Form, aber nicht der Gedanken ist, welche diese Zweige der Ueberlieferung tiber die Lehre Jesu von einander trennt. Wir kénnen zwar nicht alle einzelnen Gedanken und Gedankenverbindungen, die in den Reden unserer Quelle vorkommen, aus den Reden-des Marcusevangeliums und der Logia belegen; aber ebensowenig kinnen wir alle einzelnen in den Logia bezeugten Gedanken Jesu aus dem Marcusevan- 293 gelium belegen oder umgekehrt. Auf ein solches genaues Zu- sammenstimmen in allen EKinzelheiten kann es nicht ankommen; bei Ueberlieferungen, welche selbstiindig gegen einander sind, wiirde dasselbe vielmehr héchst auffallend und unnatiirlich sein. Sondern darauf kommt es an, dass wir eine Reihe von wichtigen Gedanken und Gedankenverbindungen iibereinstimmend bezeugt finden, und dass die iibrigen Gedanken, welche den Reden unserer Quelle eigenthiimlich zugehéren, zu der Gesammt- anschauung von der Lehre Jesu, welche wir aus dem Marcus- evangelium und den Logia kennen lernen, passen. Weil sich ein Zusammenstimmen dieser Art, wie es dem zwischen dem Marcusevangelium und den Logia bestehenden Verhiiltnisse analog ist, wirklich nachweisen lasst, ist das Urtheil berechtigt, dass die in unserer Quelle enthaltene Ueberlieferung iiber die Lehre Jesu eine geschichtlich glaubwiirdige und werthvolle Er- ginzung unserer beiden anderen iiltesten Ueberlieferungen giebt. Kine beachtenswerthe Probe dieser principiellen Gleichartig- keit, in welcher uns die Anschauungsweise Jesu einerseits durch unsere Quelle und andererseits durch das Marcusevangelium und die Logia bezeugt wird, scheint mir in der Verwerthung des alttestamentlichen Schriftwortes zu legen. Die Eigenthiim- lichkeit der Stellung Jesu zum Alten Testament besteht darin, dass Jesus die Wahrheit der alttestamentlichen Gottesoffenbarung und die beweisende Autoritat des alttestamentlichen Schriftwortes anerkennt, wahrend er zugleich in mannigfachen Beziehungen den Abstand der zu seiner Anschauung vom Reiche Gottes gehérigen Lehren und Forderungen von denen der alttestament- lichen Offenbarung wahrnimmt und ausdriicklich hervorhebt. Dieser scheinbare Widerspruch findet seine Lisung darin, dass Jesus sein Verhiltniss zur alttestamentlichen Gottesoffenbarung als ein Entwicklungsverhaltniss, seine Lehre als den vollendenden Abschluss der alttestamentlichen Lehre beurtheilt. Eine solche Beurtheilung aber vermag er deshalb zu vollziehen, weil er die alttestamentliche Schrift nicht als eine blosse Summe von ein- zelnen Vorschriften und Erkenntnissen auffasst, sondern als ein Ganzes, welches nach seiner zu Grunde liegenden Idee, oder noch richtiger gesagt: nach seinem erstrebten Ideale zu ver- stehen ist, und weil er deshalb aus dem Bestande des alttesta- 294 mentlichen Schriftwortes diejenigen einzelnen Punkte hervor- zuheben weiss, welche der auszudriickenden Idee am Niachsten kommen und die innere Continuitaét zwischen der alttestament- lichen Offenbarung und seiner gegenwirtigen Verkiindigung vom Reiche Gottes bezeugen. Wenn uns nun in den Matthius- logia das Wort Jesu bewahrt ist: er sei nicht gekommen, das Gesetz oder die Propheten autfzulésen, er sei nicht gekommen aufzulésen, sondern vollzumachen (§ 2b. Mt. 5, 17), dieses Wort, welches am Deutlichsten jenes Bewusstsein Jesu von seiner Stellung zu dem Ganzen der alttestamentlichen Gottesoffenbarung ausspricht, so ist uns durch unsere im vierten Evangelium be- arbeitete Quelle die in der principiellen Auffassung ganz iiber- einstimmende Aussage Jesu iiberliefert:- die alttestamentliche Gottesoffenbarung in den heiligen Schriften lege Zeugniss fiir thn ab, und wer Mose glaube, der werde auch ihm glauben (5, 37—47). Es ist unmoglich, den Sinn dieser Aussage darauf zu beschranken, dass Mose an einer Stelle oder-an mehreren einzelnen Stellen, wie etwa Deuter. 18, 15, eine Weissagung auf das Kommen des Messias gegeben habe, welche nun in Jesu ihre Erfiillung finde. Die weissagende Bedeutung solcher ein- zelner Stellen wurde ja gerade auch von den Juden, zu denen Jesus redet, allgemein anerkannt; die Gewissheit aber, dass in Jesu die Erfiillung dieser Weissagung gegeben sei, konnten sie aus dieser Anerkennung allein nicht erschliessen,’ sondern nur dar- aus, dass ihnen irgendwie anderweitig die gédttliche Art des Wirkens und Lehrens Jesu bewiesen wurde. Eben diesen Be- weis aber — das meint Jesus in unserer Aussage — bot ihnen Mose und iiberhaupt die alttestamentliche Schrift, wenn diese Schrift nur recht erforscht und glaubig angenommen wurde: denn in dieser alttestamentlichen Schrift wird eine solche Be- zeugung des Willens Gottes gegeben, dass man bei dem Ver- gleiche des Wirkens und der Lehre Jesu mit dieser friiheren Gottesoffenbarung erkennen muss, er sei der vollendete und vollendende Trager der gittlichen Heilsoffenbarung. So urtheilt Jesus, weil er Mose und das tibrige alttestamentliche Schriftwort als ein Ganzes der wesentlichen Idee nach in Betracht zieht. Und wenn wir ferner nach dem Marcus- und Logiaberichte die geniale Art bewundern miissen, wie Jesus aus der alttestament- 295 lichen Schrift diejenigen Stellen zu finden und zu verwerthen weiss, welche die friitheren Zeugen fiir die jetzt von ihm ver- _kiindigte Anschauung sind, z. B. das Urgebot Gottes iiber die Khe, aus welchem sich das Unrecht einer Wiederauflésung der Ehe ergiebt (Mc. 10, 6 ff.), das Gotteswort im Pentateuch, welches die Voraussetzung fiir die Auferstehung der Frommen ausspricht (Mc. 12, 26 f.), die Erzithlung von dem Verfahren Davids mit den Schaubroten, welches die eventuelle Berechtigung einer ‘ Uebertretung der Cultusordnung darthut (Mc. 2, 25 f), das Pro- phetenwort, welches den Vorrang der Barmherzigkeitsleistung vor den Cultushandlungen ausdriickt (Log. § 43. Mt. 12, 7), — so finden wir die gleiche Art. der Schriftbenutzung in den Rede- stiicken unserer Quelle wieder, wo Jesus das Prophetenwort von dem Belehrtsem der Menschen durch Gott in der zukiinftigen Heilszeit als Zeugniss dafitr geltend macht, dass der gliubige - Anschluss an ihn auf einer inneren Offenbarungswirkung Gottes in den Menschen beruhe (6, 45), oder wo er die Psalm- stelle, in welcher Menschen als Gétter bezeichnet werden, als Beweis dafiir verwerthet, dass ein zu Gott gehoriger und in gottlichem Beruf wirkender Mensch sich als Sohn Gottes und als mit Gott identisch bezeichnen diirfe (10, 34 ff), oder wo er aus der Wirksamkeit Gottes trotz seiner Sabbathsruhe und aus der durch Mose sanctionirten Ordnung der Beschneidung am Sabbath das Recht zu einer heilbringenden Thitigkeit am Sab- bath folgert (5, 17; 7, 22 f). Diese Gleichartigkeit der Schrift- benutzung erscheint mir deshalb so bedeutsam, weil wir, wenn ich nicht irre, von einer dbnlich grossartigen Auffassung und Verwerthung des alttestamentlichen Schriftwortes, im welcher sich eben Jesus wie ein ,,Machthaber“ von den jiidischen Schrift- gelehrten unterschied (Mc. 1, 22), nur geringe Proben in der apostolischen Literatur und kaum irgendwelche Spuren in der nachapostolischen Literatur finden. Da ist die Behandlung des alttestamentlichen Schriftwortes wieder principiell gleichartig ge- worden dem Verfahren der jiidischen Schriftgelehrten; man hat sich begniigt mit einer blos atomistischen Verwerthung des Alten Testamentes, hat sich gefreut, merkwiirdige iiussere Ueber- einstimmungen der messianischen Erfiillungsgeschichte mit alt- testamentlichen Weissagungsworten zu finden, und hat den Ab- 296 stand zwischen der alttestamentlichen und der christlichen An- schauung durch typologische und allegorisirende Erklarung zu iiberbriicken gesucht. Diejenigen Stellen unserer Quelle bediirfen jetzt aber noch einer besonderen Beriicksichtigung, in denen Ausspriiche Jesu nicht nur hinsichtlich ihres Gedankeninhaltes, sondern auch hin- sichtlich ihrer formellen Auspréagung zusammentreffen mit Aus- spriichen, welche uns durch das Marcusevangelium oder die Logia bezeugt sind. Denn auf diese Faille kénnte man die Ver- muthung einer, wenn auch nur beschrinkten, Abhangigkeit unserer Quelle von jenen beiden Schriften stiitzen. Hierher gehért zuerst der paradoxe Ausspruch iiber den Lebensgewinn durch den Lebensverlust, den sowohl Me: (8, 35) als auch die Logia (§ 17b. Mt. 10, 39. Le. 17, 33) itberliefert haben; unsere Quelle bietet ihn in folgender Gestalt: ,wer seine Seele liebt, verliert sie, und wer seine Seele hasst in dieser Welt, wird sie zum ewigen Leben bewahren“ (12, 25). Ebenso -wie in den beiden anderen Schriften ist in unserer Quelle dieser Ausspruch in Beziehung gebracht zu einer Aussage Jesu iiber die Noth- wendigkeit seimes Todes (V. 23 f); Jesus beurtheilt seinen Tod nach: der in jenem Ausspruche gegebenen allgemeinen Regel, welche auch fiir alle seine Jiinger gilt (V. 26). Hierher gehért sodann der Ausspruch 13, 20: ,wahrlich, wahrlich ich sage euch: wer aufnimmt (Aqufaror), wen ich senden weérde, nimmt mich auf, wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Me. (9, 37) giebt diesen Ausspruch ganz ahnlich: ,,wer eines dieser Kinder aufnimmt (dé§jrev) auf meinen Namen, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat; in den Logia aber sind die Spriiche tiberliefert: ,wer euch hort, der hért mich“ (§ 7d. Le. 10, 16), und: ,soviel ihr einem dieser meiner geringsten Briider gethan habt, habt ihr mir gethan“ (§ 53. Mt. 25, 40). Endlich gehért hierher der Ausspruch: ,,der Knecht ist nicht. grésser als sein Herr“, welchen Jesus nach unserer Quelle zu- erst verwendet, um den Jiingern einzuschirfen, dass sie ebenso einander Dienste leisten sollen, wie erihnen gedient hat (13, 16), und spiiter, um ihnen klar zu machen, dass sie eben solche Verfolgungen erfahren werden, wie er (15, 20); in den Logia 297 ist der Ausspruch ebenfalls mit der Deutung darauf iiberliefert, dass es den Jiingern nicht besser ergehen werde, wie Jesu selbst (§ 14a. Mt. 10, 24). Bei den zuerst genannten Stellen handelt es sich um Ausspriiche, welche auch Mc. und die Logia unab- hangig von einander in ahnlicher Formulirung tiberliefert haben, der zuletzt genannte Ausspruch aber ist offenbar sprichwortlicher Art und daher auch in den Reden unserer Quelle selbst zweimal gebraucht. Ausspriiche von solcher scharf pointirten Fassung konnten von verschiedenen Seiten selbstiindig bewahrt werden, und eine Abhangigkeit des einen Berichtes von dem anderen hiitten wir nur dann vorauszusetzen, wenn die Ausspriiche in dem einen Berichte solche Anstésse darbéten, welche wir aus einer unvollstiéndigen oder irrigen Auffassung des anderen Be- richtes erklaren miissten. Solche Merkmale secundiirer Dar- stellung liegen bei dem Berichte unserer Quelle in den ange- gebenen Fallen nicht vor. Diese Beriihrungen einzelner Aus- spriiche unserer Quelle mit dem Wortlaute emiger Ausspriiche aus dem Marcusevangelium und den Logia kénnen uns nur eine weitere Probe dafiir sein, dass sich unsere Quelle zu den beiden anderen Schriften wesentlich ebenso verhalt, wie sich diese wieder zu einander verhalten. Wenn wir also vorliufig, niimlich unter Vorbehalt der aus- fiihrlicheren Begriindung durch den zweiten Theil unserer Arbeit, das Urtheil aufstellen diirfen, dass die im vierten Evangelium bearbeitete Quellenschrift eine selbstiindige und geschichtlich glaubwiirdige Ueberlieferung tiber die Lehre Jesu neben dem Marcusevangelium und den Matthauslogia darstellt, und dass wir sie deshalb auch als dritte Haupturkunde neben jenen beiden anderen Schriften zur Gewinnung unseres Bildes von der Lehre Jesu. verwerthen diirfen, so wird diesem Urtheile iiber den Werth unserer Quelle natiirlich ein Urtheil tiber ihren Ursprung correspondiren. Wir kénnen eine solche selbstiindige Urkunde nicht wohl anders erkliren, als indem wir ihr in Analogie zu den Matthaéuslogia eine direct apostolische, oder in Analogie zum Marcusevangelium wenigstens eine indirect apostolische Herkunft zuschreiben. Miissen wir uns nun aber mit der Aufstellung dieser Alternative begniigen, oder haben wir hinreichende Griinde zu noch speciellerer Vermuthung tiber den Autor unserer Quelle? 298 Es scheint mir, dass zuerst gewisse im Sprachgebrauche der Quelle liegende Indicien beachtet werden miissen, wenn es gilt, ihre Herkunft zu beurtheilen. Zwei griechische W6rter, welche auf Veranlassung des alttestamentlichen hebraischen Sprachgebrauches durch die Septuaginta eine ganz eigenthim- liche Bedeutung erlangt haben, finden wir wie in anderen neutesta- mentlichen Schriften, besonders den paulinischen Briefen, so auch in unserer Quelle in dieser charakteristischen hebraisirenden Bedeutung verwendet. Ich meine die Wérter oag= und ediFeca. Da ich anderwiirts ausfiihrlich dargelegt habe, wie es sich mit der Bedeutung der entsprechenden hebriiischen Wiérter und mit der Verwendung jener griechischen Wéorter im Neuen Testament, speciell auch in den johanneischen Schriften verhalt1), so darf- ich mich hier darauf beschriinken, an die Resultate dieser friiheren Nachweisungen zu erinnern. Das Wort “ina, welches eigentlich das Fleisch am Kéorper der irdischen lebenden Wesen bezeichnet, wird im Alten Testa- ment in doppelter synekdochischer Weise verwendet, namlich einerseits zur Bezeichnung des ganzen animalischen Korpers inclusive auch der tibrigen Bestandtheile desselben, andererseits zur Bezeichnung des ganzen irdischen lebenden Wesens inclu- sive auch seines geistigen Bestandes. Diese zweite synek- dochische Verwendung tritt dann ein, wenn an den irdischen lebenden Wesen, bezw. speciell an den Menschen, besonders das Merkmal ihrer geschépflichen Ohnmacht Gott gegentiber beachtet werden soll; anstatt des ganzen lebenden Wesens wird dann nur derjenige Theil desselben genannt, an welchem das zu be- achtende Merkmal der geschépflichen Schwache besonders deut- lich zu Tage tritt: das schnell der Verwesung anheimfallende Fleisch. In dem gleichen Sinne wird nun im Neuen Testament ungemein hiufig das Wort oae& oder die zuerst bei dem Sira- ciden (14, 18; 17, 31) bezeugte Wortverbindung oaeé zai aiue 1) Vel. meine Schrift: die Begriffe Fleisch und Geist im biblischen Sprachgebrauche, Gotha 1878, und die Abhandlung: der Gebrauch der Worter cAndee, cindyns und c&dndevds im Neuen Testament auf Grund. des alttestamentlichen Sprachgebrauches untersucht, in den Studien und Kritiken 1883, 8. 511 ff. 299 gebraucht und dieser Gebrauch findet sich durchgehends auch in unserer Quelle des vierten Evangeliums. Das Urtheil im Prologe (1, 14): 0 Aoyog oagé éyévero hedeutet, die Gottesoffen- barung sei geschépflicher Mensch geworden; der Verfasser schreibt nicht @y%ewzog, sondern oagé, weil dieser allgemeinere Begriff, durch den auch ein Thier bezeichnet werden kénnte, insofern der bedeutsamere ist, als er das Merkmal der geschépf- lichen Schwiche besonders hervorhebt und also die Parodoxie der tiber die géttliche Offenbarung gemachten Aussage verstirkt. Ebenso liegt der Schliissel fiir das Verstiindniss der Krérterung Jesu Joh. 6, 51 ff. in der Erkenntniss dieser hebraisirenden Bedeutung von oa@e&. Nachdem Jesus sich selbst als die wahr- haft vom Himmel stammende und zum Leben dienende Speise bezeichnet hat (V. 32—40) und die Juden gegen diesen An- spruch den Hinwand erhoben haben, dass er ja nachweishar menschlicher Herkunft sei (V. 41 f.), wiederholt Jesus seinen Anspruch (V. 47 ff), aber in der auf jenen Hinwand Bezug nehmenden Fassung, dass gerade seine oagé, bezw. seine oaeé und sein aiua, die den Menschen zum ewigen Leben dienende Speise sei, d. h. dass er gerade in seinem geschépflich-mensch- lichen Sein, welches den Juden mit dem Anspruche auf gottliche Herkunft unvereinbar erschien, seine Heilsbedeutung fiir die Menschen habe (V. 51—58). In welchen Sinne er diese paradoxe Aussage tiber den géttlichen Heilswerth seines ge- schdpflich-menschlichen Seins verstanden wissen will, driickt er hinterher deutlich in V. 63 aus. Wenn ferner an den Stellen 1, 13 u. 3, 6 dem Geborensein aus Gott oder aus dem Geiste das Geborensein aus dem Willen von oaoé, bezw. aus oaeé, gegentibergestellt wird, so ist hier wieder unter der oa@é das irdische Geschépf oder das irdisch-geschépfliche Sein verstanden. Nicht um den Gegensatz des materiellen Leibes gegen den Geist, sondern um den Gegensatz des zur Welt gehérigen crea- tiirlichen Seins (inclusive des creatiirlichen Geistes) gegen Gott und den gittlichen Geist handelt es sich. Das xolvew xave vijy ocoxa (8, 15) ist ein Urtheilen nach creatiirlichen Gesichtspunkten, bei welchem man Jesum blos hinsichtlich seiner geschépflichen, irdischen Entstehung und Beschaffenheit beurtheilt, nicht aber die gottliche Herkunft seiner Verkiindigungswirksamkeit beachtet 300 (7, 27—29; 8, 14). Der Ausdruck zéoa oagé (17, 2) endlich entspricht einfach dem hebraischen -jzy—55: ,,alle Geschdpfe.“ Mit dem Worte cAndere verhilt es sich folgendermassen. Dasselbe ist von den Septuaginta nicht nur zur Uebersetzung von pgs inden Fallen verwendet, wo dieses Wort die Wahrheit im Sinne der Richtigkeit bedeutet, welche Aeusserungen, V orstellungen und Erscheinungen durch Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit haben, sondern auch zur Uebersetzung von nar oder ma7aN in den Fallen, wo diese Worte, im Anschluss an ihre urspriing- liche Bedeutung ,,Festigkeit, diejenige Richtigkeit bezeichnen, welche ein praktisches Verhalten dadurch gewinnt, dass es ge- gebenen Verhiltnissen oder Thatsachen genau correspondirt, d. h. besonders die Richtigkeit des pflichttreuen, gewissenhaften Ver- haltens. In dieser ganz eigenthiimlich umgepriégten Bedeutung findet sich nun innerhalb des Neuen Testamentes das Wort adyJeva vorzugsweise auch in den aus der Quelle stammenden Parthieen des vierten Evangeliums. Im Prologe 1, 14 u. 16 f. bezeichnen die yageg und a@djdee, von denen Jesus Chri- stus voll war und an denen die Jiinger seine goittliche Offen- barungsherrlichkeit erkannten, dasselbe wie Maxi 70m oder maxi 7On d.h. die zuvorkommende Huld und die pflichtgemasse Treue, die beiden ethischen Verhaltungsweisen, welche schon fiir das Bewusstsein -der alttestamentlichen Frommen die charak- teristischen Merkmale Gottes bei ay Heilsoffenbarung sind (2B. Gen: 24) 273-32) 115 Ex 34,65 Miche 7-205. Ps. 25,90: 2110 BS Cage a el Ag der Sai 3, 21, wo das sovety cap adydevay im Gegensatze steht zum gadia zcoaooew (V. 20), dann in den Aussagen 8, 32. 40. 44—46, wo Jesus die edn Pera im Fegensatze zur auaetia (V. 34. 46) als den Gegenstand seiner Verkiindigung bezeichnet, durch dessen Aufnahme die Hoérer die Freiheit und das ewige Leben erlangen wiirden, ferner an der Stelle 17, 17 (vgl. V. 19), wo die Bitte um Weihung der. Jiinger in der @dydeve nur ein anderer, positiver Ausdruck ist fiir die vorher (V. 15) ausgesprochene Bitte um ihre Bewahrung vor dem Bésen in der Welt: iiberall hier bedeutet cAndeca das sittliche Rechtverhalten, welches auch durch dixavoovyy be- zeichnet sein kénnte. Wenn es 7, 18 heisst, dass der Sendbote, 301 welcher die Ehre dessen suche, der ihn gesandt hat, edyIng und ohne adixia sei, so erhellt, dass anne die Bedeutung ,,treu, gewissenhaft* hat; an den Stellen 8, 16 u. 26 aber bedeuten die mit Bezug auf richterliche Function gebrauchten Priidicate ady- duog und edynFyg ,gerecht, gebiihrend“ An anderen Stellen (5, 33; 14, 6. 17; 15, 26; 16,13; 18, 37 f) ist es zwar aus dem Zusammenhange nicht ohne Weiteres ersichtlich, welchen Sinn adydeva hat, aber wir kinnen nun auf Grund unserer Kenntniss der Verwendung dieses Begriffes an den besprochenen deutlichen Stellen urtheilen, dass auch hier die durch den alttestament- lichen Sprachgebrauch begriindete ethische Bedeutung des Be- eriffes massgebend oder mitwirkend ist. Den. beiden Beispielen davon, dass sich der Verfasser un- serer Quelle in seer Verwendung griechischer Worter eigen- thiimlich durch den alttestamentlich-hebraischen Sprachgebrauch und die Uebersetzung der Septuaginta bedingt zeigt, stelle ich den Hinweis auf einen bedeutsamen grammatischen Hebraismus zur Seite. Wir finden mehrfach im Neuen Testament Beispiele, dass das Tempus praeteritum entsprechend dem_ hebriischen Perfect gebraucht wird, wo es nicht darauf ankommt, eine Hand- lung oder Thatsache als wirklich der Vergangenheit angehérig zu bezeichnen, sondern wo nur die Giiltigkeit der durch den Verbalbegriff ausgedriickten Handlung oder Thatsache im All- gemeinen, ohne Riicksicht auf irgend eine bestimmte Zeit, her- vorgehoben werden soll, oder wo die erst in der Zukunft wirk- lich eintretende Handlung oder Thatsache im Verhiiltniss zu einer weiter aus ihr folgenden oder an sie sich ankniipfenden, die dann im Futur bezeichnet wird, als vergangen vorgestellt werden soll. So in den aus den Matthiuslogia stammenden Worten Mt. 11,17 (vgl. Le. 7, 32): yvdjoauev vuiv xai ovx woxyjouots eIowijoauey xo ov% éxowaode, WO unmittelbar der hebraische Wortlaut des Zurufes der Kinder wiedergegeben wird, die nicht friiher einmal keine Spielgefihrten gefunden haben, sondern eben damals, als sie dies rufen, keine finden, und wo wir nun prisentisch tibersetzen miissen. Ebenso Me. 1, 8: éo Martion vuds tdar, avvog 0é Bamtioe vuas év mvEetuace cyto, wo der T’iufer sein nicht nur bisher vollzogenes, sondern auch noch weiterhin zu vollziehendes Wassertaufen aoristisch be- 302 zeichnet im Verhaltniss zu der spiiteren Geistestaufe des Messias, und wo schon die beiden Seitenreferenten den priisentischen Ausdruck farilw vorgezogen haben (Mt. 3, 11; Le. 3, 16). Dann Rom. 8, 30: ovg dé zeoWeucer rovvovg nai éxchecer, xe ove excdecey tovtove “el eixalwoer, ove Oe 2OLLaLWoEY TOvTOUS zat édokacer, wo doch offenbar das duxeroty und das dogatery nicht als blos der wirklichen Vergangenheit angehérige Acte ge- dacht werden sollen. In gleicher Weise wird nun auch in unserer Quelle des vierten Evangeliums das griechische Priiteri- tum haufig gebraucht und in der Erkenntniss dieses Gebrauches liegt der Schliissel fiir das einfache Verstiindniss mehrerer sonst rithselhafter Aussagen. Wenn Jesus 4, 38 sagt: éyw azcéotadna tuag Feollew 0 ovy tusic xexomianace Chdow xEexorcianaow nal vusig gig TOY “O70 avtoy eloedydiJare, so denkt er nicht an eine schon wirklich der Vergangenheit angehdrige Aussendung der Jiinger und Fortsetzung fremder Arbeit durch die Jiinger, sondern nur an ihren zukiinftigen Beruf; aber die wirklich erst der Zukunft angehérigen Vorgiinge werden von ihm geistig in die Vergangenheit gertickt, oder, wie wir nach unserem Sprach- bewusstsein sagen wiirden, werden von ihm geistig vergegen- wirtigt (vgl. 17, 18b). An der Stelle 13, 31 f. heisst es: vty edokcoy 0 vi0g tod ayIewzo0v, nai 0 HEog Bosco ev civ Et O Fe0g Ao0kaoIy ev arp nai 0 Fedg JoSdoee ator ev avvo nai evvr~g dogoer avrov. Die hier aoristisch bezeichnéte Verherrlichung des Menschensohnes oder Verherrlichung Gottes in ihm ist die Verherrlichung im messianischen Berufswirken Jesu auf Erden, welche ihren vollen und héchsten Ausdruck noch finden soll in dem zeitlich bevorstehenden Tode Jesu; aber diese auch noch in die Zukunft hineinreichende Verherrlichung wird als ver- gangen bezeichnet im Verhaltniss zu der auf sie folgenden himmlischen Verherrlichung Jesu in Gott (vgl. 17, 4 f). Den Sinn der Worte 15, 6: gay uy tig weve ev guol, epAndIn e€o wg tO xhjuc nai eéyocy dn, xai ovvayovow avro nal Eig 60 m09. Paddovoww xei xalerer miissen wir so ausdriicken, dass wir auch die ersten Aoriste prasentisch wiedergeben und nur beim Ueber- gang zur Wiedergabe der griechischen Prisentia ein ,,dann“ ein- schieben. In dem gleich folgenden Spruche 15, 8: éy covrw éokaoIn 0 watio mov, ta xagzcov zodty .péonve ist ebenfalls 303 der Aorist prasentisch zu tibersetzen; Jesus will die Verherr- lichung des Vaters nicht als eine schon wirklich vergangene bezeichnen, aber es liegt ihm auch nicht daran, sie als eine in Wirklichkeit erst spiiter eintretende zu bezeichnen, sondern er will es als eine ohne Riicksicht auf irgend eine bestimmte Zeit giiltige Regel hinstellen, dass in dem Fruchtbringen der Jiinger der Vater seine Verherrlichung findet: diesen Gedanken driicken wir in prisentischer Form aus. In der Aussage 17, 14: zai o x00M0g eulonoey avrovs nimmt Jesus nicht auf einen schon ver- gangenen Hass der Welt gegen die Jiinger Bezug, sondern auf den erst in der Zukunft ihnen bevorstehenden (vgl. 15, 18 ff); aber er bezeichnet diesen Hass aoristisch, sofern er die Voraus- setzung bildet fiir das Verhalten Gottes, welches Jesus jetzt (V. 15 ff.) fiir sie erbitten will (vgl. 15, 15 das Citat nach Ps. 35, 19: éulonody ue dwoecy). Der Schluss aus den angefiihrten Erscheinungen, auf den es mir auf dem gegenwartigen Punkte meiner Untersuchung an- kommt, ist der, dass ein Schriftsteller, welcher so ulttestament- lich-hebraisch denkt und schreibt, wie nach charakteristischen Indicien der Verfasser unserer Quelle, keinesfalls ein Heiden- christ der nachapostolischen Generation gewesen sein kann, sondern ein in der alttestamentlichen Anschauungsweise und Sprache durchgebildeter Judenchrist gewesen sein muss. ?) *) Zum weiteren Erweise dieser alttestamentlichen Bedingtheit un- serer Quelle kann ich mich auf die Schrift von A. H. Franke, das Alte Testament bei Johannes, G6ttingen 1885, insofern nur mit Be- schrankung beziehen, als Franke einerseits in dem Auffinden der alt- testamentlichen Beziige mir vielfach zu weit gegangen zu sein scheint, und als er andererseits unter Voraussetzung der inneren Hinheitlichkeit des vierten Kvangeliums auch die alttestamentlichen Beziehungen des ganzen Kvangeliums unterschiedslos zusammenstellt. In der That zeigen auch diejenigen Stiicke des vierten Evangeliums, welche ich im Unter- schiede von der Quelle dem bearbeitenden Evangelisten zuschreibe, eine reichliche Verwendung des Alten Testaments, aber doch, wie ich gleich hier hervorheben méchte, keine der Art nach andere Verwendung des- selben, als wie wir sie auch bei unseren anderen Evangelisten finden und wie sie am Ausgange des apostolischen Zeitalters in der christ- lichen Kirche schon traditionell gewesen sein wird. Dagegen kénnen wir jene eigenthiimlich grossartige Auffassung des alttestamentlichen 504 Ein noch genaueres Anzeichen aber tiber die Stellung dieses Verfassers, und zwar ein Anzeichen seiner. Apostolicitat diirfen wir dann wohl in der Aussage des Prologes finden: ,wir’ schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit wie die eimes ein- zigen Sohnes seitens des Vaters, voll Gnade und Treue; denn aus seiner Fiille empfingen wir alle, und zwar Gnade iiber Gnade“ (1, 14 u. 16). Ich weiss wohl, dass dieses Anzeichen keinen zwingenden Beweisgrund darstellt; denn méglich bleibt es ja, in diesen Worten einen Ausdruck des allgemeinen Be- wusstseins der christlichen Gemeindeglieder zu sehen. Aber fiir sehr wahrscheinlich, weil durch den Ausdruck zuniachst dar- geboten, muss es doch gelten, dass sich hier das Bewusstsein des apostolischen Zeugen der Wirksamkeit Jesu ausspricht, der seine Mittheilungen iiber die Verkiindigung, die Jesus am Schlusse seiner Wirksamkeit geiibt hat, hier einleitet durch ein kurzes Zeugniss itber die Gesammterscheinung und Gesammt- wirksamkeit Jesu, wie sie fiir ihn, den Schriftsteller, Gegenstand unmittelbarer Erfahrung gewesen ist. Und unter den Aposteln endlich ist Johannes derjenige, welcher weitaus am Wahrscheinlichsten als Verfasser der Quelle gelten kann. Die eigenthiimliche Art, wie der die Quelle be- arbeitende Evangelist den Johannes umschreibend bezeichnet, lisst, wie ich im folgenden Capitel noch niiher zu besprechen habe, darauf schliessen, dass er, der Evangelist, zu diesem Apo- stel in einem Verhiiltniss als Schiiler oder Gemeindeglied ge- standen hat, und dringt dadurch schon die Vermuthung auf, dass die bearbeitete Quellenschrift ein Werk eben dieses aposto- lischen Meisters gewesen sei. Der Verfasser des Anhanges Cap. 21 sagt von demselben Apostel, er habe ,dieses*, d. h. das vorangehende Evangelium, bezw. die in diesem Evangelium enthaltene Quelle, geschrieben (V. 24). Und die kirchliche Schriftwortes in den Reden Jesu und jene charakteristische Verwendung einzelner durch den alttestamentlichen Sprachgebrauch bedingter Be- griffe, welche ich oben in unserer Quelle nachzuweisen versucht habe, welche wir aber in der nachapostolischen Zeit nicht mehr wahrnehmen, auch in den dem bearbeitenden Evangelisten zugehorigen Abschnitten unseres Evangeliums nicht beobachten, 305 Ueberlieferung, soweit wir sie verfoleen kénnen, hat die Be- arbeitung unserer Quelle als evayyéduoy zara “Iwavvyy bezeichnet. Die Folgerung, dass diese Ueberlieferung dadurch bedingt ist, dass die im vierten Evangelium bearbeitete Quelle vom Apostel Johannes herstammt, darf fiir ebenso berechtigt gelten, wie die Folgerung, dass die im evayyédiov xara Mad9aiov bearbeitete Quelle die uns nicht erhaltene Schrift des Apostels Mat- thiius ist. Sind nicht aber andere Anzeichen vorhanden, welche gegen die urapostolische, johanneische Herkunft unserer Quelle sprechen ? Zuerst wird man die Thatsache hervorheben, welche wir selbst schon unumwunden anerkannt haben, dass die in unserer Quelle mitgetheilten Reden Jesu hinsichtlich ihrer Ausdrucksweise eigenthiimlich verschieden sind von den im Marcusevangelium und in den Logia berichteten Reden und in dieser Beziehung die geschichtliche Gestalt der Lehre Jesu gewiss nicht so treu -erkennen lassen, wie jene beiden anderen Ueberlieferungen. Miissen wir die Thatsache dieser formellen Umprigung der Lehre Jesu nicht daraus erkliren, dass unsere Quelle eben nicht die treue Darstellung ees Ohrenzeugen ist, sondern die Auf- zeichnung eines Mannes, der selbst keine urspriingliche lebendige Anschauung von der Lehre Jesu mehr gehabt hat? Mir scheint dieser Gegengrund gegen die urapostolische Herkunft der Quelle doch nicht triftig zu sein. Ich kénnte mir allerdings nicht vor- stellen, dass in der Erinnerung eines Mannes aus dem vertrau- testen Jiingerkreise Jesu das Bild von der geschichtlichen Ent- wicklung seiner Wirksamkeit und von dem Inhalte seiner Lehre eine wesentliche Entstellung erfahren haben sollte; ich kann aber keine Schwierigkeit in der Annahme finden, dass ein solcher vertrauter Jiinger Jesu seine Reproduction von Ge- danken Jesu in einer Form gegeben hat, welche mehr mit der gewohnten eigenen Ausdrucksweise dieses Jiingers, als mit der gehérten Ausdrucksweise Jesu zusammenstimmt. Bei Personen von kriftig entwickelter geistiger Individualitat, welche sich be- sonders charakteristisch im Stile des Redens und Schreibens auszudriicken pflegt, wird immer die Wiedergabe fremder Ge- danken in einer freien, verarbeiteten Form erfolgen, ohne dass man doch sagen darf, dass nothwendig bei einer solchen formellen Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 20 306 Neugestaltung auch die Treue in der Wiedergabe des Gedanken- inhaltes Schaden litte. In unserem Falle miissen wir aber noch besonders den Umstand beriicksichtigen, dass wenn unsere Quelle’ von dem Apostel Johannes verfasst ist, sie doch gewiss erst verhiit- nissmiassig spat, etwa ein halbes Jahrhundert nach den geschicht- lichen Vorgiingen, tiber welche sie berichtet, geschrieben ist. Es ist doch nur natiirlich, dass dem greisen Apostel damals nur einzelne Aussagen Jesu noch in ihrem ursprtinglichen Wort- laute in Erinnerung lagen. Solche einzelne Aussagen, welche ganz auch das dussere Gepriige der Aussagen Jesu im Marcus- evangelium und in den Logia zeigen, begegnen uns hiiufig genug in unserer Quelle; ich meine nicht nur die schon besprochenen Stellen, fiir welche uns ziemlich genaue wortliche Parallelen bei Marcus und in den Logia bewahrt sind, sondern auch Ausspriiche wie Joh. 2, 19; 4, 35—38; 7, 22 f.; 9,39;11,9f; 12,24. Abge- sehen von solchen einzelnen Ausspriichen konnten dem Apostel aber sehr wohl die Hauptpointen bedeutungsvoller Reden Jesu lebendig gegenwiirtig sein, wiihrend er sich doch des Details der Ausfiihrung nicht genau entsann. Dann aber ist es gerade als eine Probe seines apostolischen Bewusstseins zu betrachten, wenn er, in richtiger Unterscheidung des Werthes der Gedanken selbst und ihrer Darstellungsform und in der Gewissheit, jenen Gedankeninhalt wesentlich treu bewahrt ‘zu haben, sich nicht angstlich auf die Aufzeichnung derjenigen Gedankenfragmente beschriinkte, welche ihm etwa noch in ihrem urspriinglichen Wortlaute erinnerlich waren, sondern die ihm erinnerlichen Hauptgedanken zur deutlichen Anschauung zu bringen suchte, auch wenn er das Detail ihrer Ausfithrung und Verbindung unter einander frei bilden musste. Kinen gewichtigeren Gegengrund gegen den urapostolischen Ursprung unserer Quelle wird man dann darin zu finden meinen, dass im Prologe dieser Quelle der Begriff Adyog auf Jesus angewandt wird. Kann man eine soleche an die alexan- drinische Neligionsphilosophie angekniipfte dogmatische Beurthei- lung Jesu einem der Urapostel zutrauen? Ich glaube, dass der Anstoss, welchen man an diesem Punkte nimmt, verschwindet, wenn man nur die Erklirung jenes Begriffes im Prologe zu- nichst nicht auf Grund der schon im Voraus mitgebrachten 507 Gewissheit, dass es sich um den Logosbeeriff der alexandrinisch- philonischen Philosophie handele, aber auch nicht auf Grund der dogmatischen Anschauungen iiber Jesus, welche unser vierter Evangelist in seiner Bearbeitung unserer Quelle ausspricht, unternimmt, sondern sie zunichst aus dem eigenen Zusammen- hange des Prologs und aus dem Sprachgebrauche, welcher in den iibrigen aus unserer Quelle stammenden Stiicken des vierten Evangeliums herrscht, zu geben versucht, um so erst sicher das Mass der Abhangigkeit jenes Begriffes unseres Prologs von dem Logosbegriffe der alexandrinischen Religionsphilosophie zu be- stimmen. Ich gestehe, es fiir einen sehr irrefiihrenden Miss- brauch zu halten, dass man sich gewoéhnt hat, den Ausdruck Aoyog in unserem Prologe uniibersetzt zu lassen. LEinerseits be- raubt man sich durch Anwendung des Fremdwortes, welches uns doch im gewoéhnlichen Sprachgebrauche nicht geliiufig ist, des unmittelbaren Eindruckes davon, dass der Begriff eine Aeusserung von Gedanken bedeutet. Den Eindruck von dieser Bedeutung, wie ihn der Grieche beim Lesen unseres Prologes gehabt hat, kénnen wir nur gewinnen, wenn wir tibersetzen: das Wort, die Verkiindigung, oder, um die masculinische Fas- sung wiederzugeben: der Ausspruch. Andererseits erweckt man durch Beibehaltung des Ausdruckes ,der Logos“ gleich die Vor- stellung, der Begriff bezeichne als nomen proprium eine vor dem Erdenleben Jesu existente Persénlichkeit. Diese Vorstel- lung ist aber ein unberechtigtes Vorurtheil. In den Reden Jesu aus unserer Quelle kommt der Begriff des gittlichen Adyog hiiufig vor; es ist die Rede von dem Adyog Gottes, welcher friiher an die Israeliten ergangen ist und welchen man aus dem alttestamentlichen Schriftworte in sich aufnehmen soll (5, 38; 10, 35), und von dem Aoyog, welchen Gott Jesu ge- geben hat, welchen Jesus bewahrt und Anderen mitgetheilt hat und welchen seine Jiinger aufgenommen haben (8, 55; 14, 24; 17, 6. 14. 17). An allen diesen Stellen kann kein Zweifel dar- iiber sein, dass der Adyog nicht als ein persénliches Wesen, son- dern impersonell als die Offenbarung Gottes gedacht ist. Nun ist es doch das einzig methodisch Richtige, dass man zuniichst den Versuch macht, im Prologe den Begriff hoyog in derselben Weise zu deuten, wie er hinterher im vierten Evangelium durch- 20* 308 weg gedeutet werden muss. In der That enthalt der Zusammen- hang des Prologs durchaus keine Nothigung, tiber die Bedeu- tung des unpersinlichen Wortes Gottes, der gottlichen Offen-— barung, fiir den Begriff Aoyog hinauszugehen. Wenn von diesem Worte ein Kommen in die Welt ausgesagt wird, so ist dies kaum ein personificirender Ausdruck zu nennen; jedenfalls geht die Personification nicht weiter, als an den alttestamentlichen Stellen, wo von dem Worte Gottes ganz wie von einem Boten geredet wird, welcher in die Welt gesandt wird, um dort den Auftrag Gottes zu vollziehen (Jes. 55, 11; Ps. 107, 20; 147, 15; vgl. 2 Thess. 3, 1), und sie reicht nicht hinan an die Personifica- tion, welche die Weisheit in der Chokmaliteratur erfiihrt (Prov. 8, 30 f£.; Sap. 8, 3 f; 9, 4. 9). Wenn man aber daraus, dass am Beginne des Prologs priidicativisch vom Adyog ausgesagt wird: ,,er war Gott", schliessen will, dass er als Persénlichkeit ge- dacht sein miisse, weil unter Gott doch nach der gesammten biblischen Anschauungsweise ein persdnliches Wesen verstanden werde, so hat dieser Schluss das gleiche Recht, wie wenn man aus der Aussage: ,,Gott ist Liebe“ (1. Joh. 4, 8 u. 16) folgern wiirde, dass Gott hier nicht als Persiénlichkeit gedacht sei, weil doch der Ausdruck Liebe im tibrigen biblischen Sprachgebrauche nicht Bezeichnung fiir eme Person sei. Der Verfasser des Pro- logs musste von dem Adyog, auch wenn er ihn nicht als Per- sdnlichkeit dachte, doch das Priidicat Joc brauchen, wenn er den Gedanken ausdriicken wollte, dass der Aoyog ganz, nach allen Seiten seines Wesens, giéttlich war; er konnte das Priidicat Seioc, welches wir zunachst von einem unpersénlichen Subjecte ausgesagt erwarten, zum Ausdrucke jenes Gedankens ebenso- wenig brauchen, wie an den Stellen Joh. 4, 24 u. 6, 63 das Wort zvevuccizog statt zvevua, weil durch dieses adjectivische Pradicat nur ausgesagt ware, dass Gottlichkeit in irgend einer Beziehung als Attribut des Aoyog gelte (wie etwa auch von dem zoouog, sofern er von Gott geschaffen ist, dieses Attribut ge- braucht werden kinnte), nicht aber, dass sie als Attribut des Aoyog in allen Beziehungen seines Wesens gelte. Dieser Ge- danke, dass das Offenbarungswort ganz géttlich war, bildet den steigernden Abschluss der vorangehenden Aussagen, dass dieses Wort im Anfang, bei der Weltschépfung, war, also nicht mit 309 der Welt zusammen geschaffen ist, nicht mit zur Creatur gehorte, dass es vielmehr zu Gott gehérte. Und von diesem gottlichen Offenbarungsworte wird nun im Prologe weiter ausgefiihrt, dass es zuerst Mittler der Weltschépfung, sodann der Bringer alles Heiles an die Menschen in der Welt gewesen ist, und dass es endlich, um den Menschen noch niher zu kommen und ihnen noch grésseres Heil zu bringen, zur Person geworden ist, und zwar zu einer creatiirlich-menschlichen Person. Jesus Christus ist * identisch mit dem zur Creatur gewordenen, d. h. in einer crea- tiirlichen Person zur Erscheinung gekommenen gittlichen Offen- barungsworte, nicht mit dem Offenbarungsworte, wie es vorher war und wirkte; wohl aber gilt, dass in Jesus Christus nicht eine neue, im Vergleich zur friiheren fremdartige Gottesoffen- barung in Erscheinung getreten ist, sondern dass die friihere Gottesoffenbarung, deren Product schon die Weltschépfung selbst und dann alle Heilsmittheilung an die Menschheit war, in Jesus Christus ihre héchste, das géttliche Wesen am Vollkommensten darstellende und den Menschen am Unmittelbarsten verstiindliche Erscheinung gefunden hat. Bis zur Verkiindigungswirksamkeit Christi ist das géttliche Offenbarungswort nicht Person und nicht Gottes Sohn gewesen; in Jesus Christus ist sie zur Person geworden, und diese Person ist der eingeborene Sohn Gottes. — Wir kénnten nun diese Verwendung des Begriffes Aoyog im Pro- loge unserer Quelle und alle Aussagen, welche iiber diesen Aoyog gemacht werden, auf Grund des alttestamentlichen und des weiterhin in unserer Quelle herrschenden Sprachgebrauches voll- stindig verstandlich finden, wenn wir auch nichts von dem Logosbegriffe der alexandrinisch-philonischen Religionsphilosophie wiissten. Wo wir nun aber thatsichlich diese Kenntniss haben und vermuthen diirfen, dass die Gedanken dieser Philosophie einen weitreichenden Einfluss wenigstens unter den_hellenisti- schen Juden gehabt haben, so brauchen wir nicht zu bezweifeln, dass dieser Hinfluss auch die Anwendung des Begriffes Adyog in unserem Prologe mitbedingt habe. Aber dieser Einfluss ist nicht soweit gegangen, dass der Inhalt des Gottesbegriffes oder des Offenbarungsbegriffes oder die Beurtheilung der Messianitiit Jesu dadurch eine Modification erfahren haben, durch welche sie der alttestamentlichen und der gemeinchristlichen Anschauungs- 310 weise entfremdet und jener philonischen Philosophie gleich- gemacht waren); sondern der Einfluss muss sich darauf be- schrinkt haben, dass der Ausdruck Aoyog zur Bezeichnung der- eigenthiimlichen Bedeutung Jesu vor anderen Ausdriicken be- vorzugt ist, um anzudeuten, dass die Stellung, welche Jesus in der christlichen Weltanschauung einnimmt, in Analogie steht zu der Stellung, welche der Adyog in jener philosophischen Weltanschauung der Alexandriner hat. Und jedenfalls ist diese aussere Ankniipfung an die alexandrinische Philosophie nicht geschehen, weil irgendwie die Autoritét des Philo oder itiber- haupt der Philosophie imponirte, sondern nur deshalb, weil sich jener alexandrinische Ausdruck unmittelbar geeignet zeigte, um mit christlichem Gedankeninhalte erfiillt zu werden. Von einer solchen directen Abhangigkeit des Logosbegriffes in unserem Prologe von dem philonischen Logosbegriffe, welche eine genauere Bekanntschaft des Autors unserer Quelle mit der alexandrinisch- philonischen Philosophie zur Voraussetzung hitte, kann also keine Rede sein. Wohl aber sind uns geschichtliche Spuren aufbe- wahrt, welche zeigen, wie der Hinfluss der alexandrinischen Philosophie etwa indirect den Verfasser unserer Quelle erreicht und seine Ausdrucksweise im Prologe mitbestimmt hat. Wir haben die glaubwiirdige Ueberlieferung, dass der Apostel Johannes die letzte Zeit seines Lebens in Ephesus: zugebracht hat, und wir diirfen wohl vermuthen, dass die Katastrophe, welche im Jahre 70 iiber Jerusalem und damit zugleich tiber die palistinen- sische Urgemeinde hereinbrach, der aussere Anlass fiir den Ur- apostel war, den Schauplatz seiner Wirksamkeit nach der heiden- christlichen Gemeinde Kleinasiens zu verlegen. Aus der klein- 1) Derjenige Erklarer des vierten Evangeliums, welcher am Eifrigsten bemiiht gewesen ist, die Entstehung der Anschauungsweise dieses Evan- geliums aus dem Alexandrinismus zu erklaren, A. Thoma (die Genesis des Johannes-Evangeliums, Berlin 1882), kommt hinsichtlich des Logos- begriffes zu folgendem Ergebnisse: ,,Es wird wohl kaum eine Aus- sage tiber die géttliche Wesenheit und Wirksamkeit des Sohnes bei Jo- hannes geben, die sich nicht auch irgendwie (!) bei Philo auffinden liesse. Das umgekehrte Verhaltniss freilich findet nicht statt: die beiden Begriffe decken sich nicht, dem Umfange nach ist der philonische weit- reichender® (5S. 194). , oll asiatischen Christenheit ist aber schon vor dem Jahre 70 unsere kanonische Apokalypse hervorgegangen, und in diesem Schrift- stiicke, welches jedenfalls eimen anderen Verfasser hat als die Quelle des vierten Evangeliums, finden wir bereits den Titel: 6 hoyog tov Seov auf Christus angewandt (19, 13). Ich meine nun keineswegs, dass der Apostel Johannes durch diese Stelle der Apokalypse veranlasst worden ist, den Begriff Aoyog im Pro- loge unserer Quelle anzuwenden, wohl aber halte ich es fiir -glaublich, dass die Bezeichnung Christi als des gittlichen Aoyog xav é&oyyv dort in der Apokalypse und hier im johanneischen Prologe ihre gemeinsame Quelle in einer dogmatischen Beurthei- lung Christi hat, wie sie schon friih in den christlichen Ge- meinden Kleinasiens unter dem Hinflusse alexandrinisch gebil- deter Judenchristen, wie etwa des Apollos, zur Herrschaft ge- kommen war. Ich moéchte aber ausdriicklich hervorheben, dass von der Richtigkeit dieser Combination nichts abhangt fiir die Entscheidung unserer Hauptfrage. Wie auch immer die beson- deren Umstinde beschaffen gewesen sein mégen, welche die Verwendung des Begriffes Adyog im Prologe unserer Quelle be- dingt haben, jedenfalls ist die Art dieser Verwendung eine solche, dass sie zu der urapostolischen, johanneischen Herkunft dieser Quelle in keinem Widerspruche steht. Cap. 6. Der geschichtliche Werth, die Herkunft und der Ziveck der Bearbeitung der Quellenschrift im vierten Evangelium. _ Wir miissen den geschichtlichen Werth des Berichtes, in welchen der bearbeitende Evangelist die Stiicke der johanneischen Quellenschrift hineingestellt hat, nach demselben Massstabe be- urtheilen, an welchem wir den geschichtlichen Werth des In- haltes der Quelle gepriift haben. Nicht darauf kommt es an, ob alle Thatsachen, welche der vierte Evangelist erzahlt, auch durch das Marcusevangelium oder die Logia ausdriicklich bezeugt werden, wohl aber darauf, ob diese Thatsachen mit dem ge- schichtlichen Gesammtbilde, welches wir aus jenen beiden anderen Quellenschriften kennen lernen, iiberhaupt vereinbar sind. Einen wichtigen Bestandtheil des Berichtes des Evangelisten 312 bilden zuerst seine Mittheilungen tiber den Taufer, dessen Beruf darin bestanden haben soll, Jesus als den Messias zu bezeugen. Schon bei der Wiedergabe des Prologes nimmt der Evangelist. an zwei Stellen Veranlassung, auf diese Bedeutung des Taufers hinzuweisen (1, 6—8 u. 15). Hinterher lasst er den Taufer selbst sich iiber diese seine Bedeutung aussern. Sein Taufen hat dar- auf abgezweckt, dass der Messias den Israeliten kundgemacht werden sollte (1, 31); Gott hatte ihm, dem Taufer, zum Erkennen des ihm unbekannten Messias das Merkmal angegeben, es sei derjenige, auf den er den Geist herabkommen sehen werde (V. 33); beider Taufe Jesu hat er nun dieses Kennzeichen gesehen (V. 32). Demgemiass bezeugt er den Israeliten, welche ihn selbst fiir den Messias halten, er sei es nicht, wohl aber weile der wirkliche Messias schon mitten unter ihnen, wenngleich von ihnen noch unerkannt, (V. 19—28), und am folgenden Tage, als er Jesum selbst sieht, bezeichnet er dann ausdriicklich diese Person als den ihm kundgemachten Messias1), indem er dabei sein Bewusstsein einerseits von der Nothwendigkeit des Leidens des Messias zum Zwecke der Entfernung der Siinde der Welt, andererseits von der Praexistenz dieses auf der Erde erschienenen Messias ausdriickt (V. 29 u. 30). So werden denn auch Johannes- jiinger die ersten Gleder des vertrauten Jiingerkreises Jesu (V. 35 ff). Spiiter bezeugt der Taufer noch einmal die Messiani- tit, die géttliche Herkunft und die Heilsbedeutung Jesu (3, 27 —36). — Wie verhalten sich zu diesem Berichte iiber den Téufer der Marcus- und der Logiabericht ? Marcus zuerst weiss nichts davon, dass der Taufer Jesum als den Messias kund gemacht habe. Nach seiner Darstellung besteht der Beruf des Taufers darin, zu verkiinden, dass der mit dem heiligen Geiste Taufende, d. i. der Messias, unmittelbar nach ihm kommen werde, und durch seine Taufe der Sinnesinderung 1) Die Voraussetzung der Erzahlung ist, dass der Taufer auf Grund der wunderbaren Kundmachung bei der Taufe Jesu zwar das Aussehen, nicht aber zugleich den Namen des Messias kennt; deshalb kann er am ersten Tage nur die Versicherung geben, dass der Messias wirklich schon vorhanden ist (V. 26 f.), wahrend er am zweiten Tage, als er Jesum sieht, durch Hinzeigen ihn den Anderen kenntlich machen kann. 313 zur Siindenvergebung dieses Kommen des Messias vorzubereiten (1, 2—8). Dass der Tiufer Jesum als diesen Kommenden ge- kannt habe, deutet Mc. durch nichts an, und auch den Bericht von der wunderbaren Offenbarung bei der Taufe Jesu giebt er so, dass nur Jesus als derjenige erscheint, dem das Herabkommen des Geistes sichtbar wird und an den das seine Messianitiit be- zeugende gittliche Wort ergeht (V. 9—11). Ueber diese am Anfange des Evangeliums gegebene Beurtheilung des Taufers fiihrt uns die spatere Erzihlung Mc. 11, 29 ff. nicht hinaus. Wenn hier Jesus seine Beantwortung der Frage nach der Voll- macht, in welcher er wirke, davon abhingig macht, dass die Fragenden ihm erst beantworten, ob die Taufe des Johannes gottlicher oder menschlicher Herkunft gewesen sei, so zweckt diese seine Gegenfrage nicht darauf ab, das nares des Taufers iiber seine Messianitiit als Beweis fiir die géttliche Vollmacht seines Wirkens zu verwerthen, — in diesem Falle hatte Jesus nicht fragen miissen, ob die Taufe, sondern ob die Verkiindigung des Taufers vom Himmel oder von Menschen gewesen sei, und es miisste in V. 31 statt des Aorists évoretoare das Prisens gebraucht sein; sondern sie zweckt offenbar darauf ab, die Fahig- keit oder Unfahigkeit der Fragenden zur Beurtheilung der gottlichen oder menschlichen Vollmacht Anderer festzustellen. Weil die Gefragten zugestehen miissen, unfahig zur Beurtheilung der Herkunft und Art des Wirkens des Tiiufers zu sein, erklart Jesus sie auch fiir incompetent zur Priifung der Vollmacht seines eigenen Wirkens (V. 33). Aber man kénnte sagen, dass durch den Marcusbericht der Bericht des vierten Evangelisten zwar nicht bestatigt, aber doch auch nicht direct ausgeschlossen werde. ine solche directe Ausschliessung findet dagegen statt durch den Logiabericht. Die Erzihlung, wie der gefangene Taufer einige seiner Jiinger zu Jesu gesandt habe mit der Frage, ob er der Kommende sei oder ob man auf einen Anderen warten miisse (Log. § 4. Mt. 11, 2 ff Le. 7, 18 ff), ist schlechterdings nur unter der Voraussetzung verstindlich, dass der Téufer damals erst im Gefangnisse die Méglichkeit, aber noch zweifelnd, erfasste, Jesus kénne der Messias sein, dessen Kommen er verkiindigt habe. Dass der Taufer an der Messianitaét Jesu, die er friiher erkannt 514 gehabt hatte, damals wieder irre geworden ware, weil die Wirk- samkeit Jesu seinen Vorstellungen von der Messianitaét Jesu nicht entsprechend erschienen ware, ist psychologisch unbe- egreiflich, wenn der Tiufer seine Erkenntniss der Messianitat Jesu durch eine ausdriickliche goéttliche Offenbarung gewonnen hatte, und ist speciell dann rathselhaft, wenn der Taufer vorher Jesum gerade als das Lamm Gottes, welches die Siinde der Welt wegnehme, bezeichnet, also seine volle Erkenntniss von der Nothwendigkeit des Leidens des Messias in Ankniipfung an Jes. 53 ausgesprochen hatte; es ist aber auch unvereinbar damit, dass Jesus nach dem Fortgange der Boten des Taufers zuerst gerade die keimem Schwanken unterliegende Festigkeit des Taufers vor dem Volke hervorhebt (Mt. 11, 7. Le. 7, 24). Ferner aber wird die Vorstellung, dass der Taufer die Messianitat Jesu gekannt und Anderen bezeugt habe, ausgeschlossen durch die in jenem Logiastiicke folgende Beurtheilung des Taufers durch Jesus, deren deutlicher Sinn ist, dass der Taufer selbst noch ausserhalb des Gottesreiches gestanden hat, so dass er trotz der hervorragenden Bedeutung, welche er als Mensch hat, doch selbst von den geringeren Gliedern des Gottesreiches an Rang tibertroffen wird (Mt. 11, 11—14. Le. 7, 28). Ware der Taufer, so wie es der vierte Evangelist darstellt, der Erste ge- wesen, welcher die Messianitit Jesu erkannt ‘und anerkannt und Andere zu der gleichen Anerkennung veranlasst hitte, so kénnte er nicht als noch ausserhalb des Gottesreiches stehend bezeichnet werden; er ware dann ein erstes und zwar besonders hervor- ragendes Gled des Gottesreiches gewesen. Zu dem Berichte des Marcus und der Logia kommt als drittes unabhiingiges Gegenzeugniss gegen die Darstellung des vierten HEvangelisten die Ueberlieferung hinzu, dass es im apo- stolischen Zeitalter Jiinger des Taufers gegeben hat, welche nicht nur nicht zur christlichen Gemeimde gehérten, sondern auch von der Verwirklichung des Gottesgeistes in dieser Ge- meinde nichts wussten (Act. 19, 1 ff). Wenn die Lehre des Taufers eben darin bestanden hatte, auf Jesum als den Messias hinzuweisen, Jesum als denjenigen kenntlich zu machen, welcher die Geistestaufe herbeifiihre, so wire die Existenz solcher Jo- hannesjiinger ganz unbegreiflich; ihr Jiingerverhaltniss zum . 515 Taufer hatte nothwendig in dem Anschlusse an die Gemeinde Jesu ihren Ausdruck gefunden. Der Umstand, dass in der Apostelgeschichte vorausgesetzt zu sein scheint, die Johannes- jiinger in Ephesus hitten zwar von Jesus und von Jesu Lehre gewusst, und ihnen hitte nur die christliche Taufe und die Kenntniss von dem Geistesempfange bei dieser Taufe gefehlt (18, 25), beweist nur, dass auch der Verfasser der Apostel- geschichte gemiiss seinen Berichten Le. 1 u. 2 annahm, der Taufer und dann natiirlich auch die Jiinger des Taufers miissten von der Messianitit Jesu gewusst haben, und dass er diese seine Annahme mit dem, was ihm von den ephesinischen Johannes- jiingern tiberliefert war, irgendwie in Kinklang zu bringen suchte. Aber das Bild, welches uns so in der Apostelgeschichte von den Jiingern des Taufers gegeben wird, ist in sich selbst wider- sprechend; die Thatsache, dass es ttberhaupt besondere Johannes- jiinger ausserhalb der christlichen Gemeinde gab und dass diese von der Verwirklichung des messianischen Geistes noch nichts wussten, schliesst eine Bezeugung der Messianitét Jesu durch den Taufer bestimmt aus. Endlich sei hier bemerkt, dass die Worte Jesu Joh. 5, 33 keineswegs nothwendig voraussetzen, dass der Tauter die Messia- nitat Jesu bezeugt habe. Wenn wir annehmen, was ich wenig- stens fiir wahrscheinlich halte (vgl. 8. 267), dass diese Worte so, wie sie uns iiberliefert sind, aus der johanneischen Quelle stammen, so miissen wir sie auch aus dem Zusammenhange und nach dem Sprachgebrauche dieser Quelle zu verstehen suchen. Des Tiufers uaorvgety ri cdnjdet@, welches Jesus als Zeugniss fiir sich geltend machen kénnte, aber freilich nicht geltend machen will (V. 34 u. 36), bedeutet dann nicht die Bezeugung einer wirklichen Thatsache, niimlich der Messianitaét Jesu, sondern es bedeutet ebenso wie 18, 37 die Bezeugung des sittlich rich- tigen Verhaltens. Der Tiiufer hat die Gerechtigkeit bezeugt, indem er die ethische Art und Bedingtheit des bevorstehenden Reiches Gottes hervorgehoben hat, und diese Verkiindigung des Tiufers kénnte Jesus als Zeugniss fiir sich selbst geltend machen, nimlich als Beweis dafiir, dass sein ethisches Wirken wirklich das dem verheissenen Messias entsprechende Wirken ist. Dieses Zeugniss des Tiiufers ist also seiner Art nach analog dem Zeug- 316 nisse der friiheren Gottesoffenbarung, auf welches sich Jesus nachher wirklich beruft (V. 37 ff). In der alttestamentlichen Schrift ist doch Jesus nicht in der directen Weise bezeugt, dass - irgendwo bestimmt seine Person als Messias bezeichnet wiire, sondern in der indirecten Weise, dass im Allgemeinen der Wille Gottes und das Wesen des Messias und des messianischen Reiches dargestellt ist, so dass man nun durch Vergleich dieser Offenbarung mit der Wirksamkeit Jesu erkennen kann, Jesus entspreche dem gottlichen Willen vollkommen, er sei der Messias. Mit dem Bilde, welches der vierte Evangelist von der Be- zeugung der Messianitat Jesu durch. den Taufer entwirft, steht seine Anschauung von der tibrigen messianischen Anerkennung, welche Jesus gefunden hat, in engstem Zusammenhange. Er schildert, wie die Jiinger des Taufers, welche sich Jesu an- schliessen, gleich von ihm als. dem Messias reden (1, 42. 46. 50), wie Jesus selbst sich Einzelnen direct als Messias zu erkennen giebt (4, 25 f.; 9, 35 ff) und wie er schon am Beginne seiner Wirksamkeit in Samaria und etwas spiter in Galilia eine be- deutende Anerkennung als Messias erfahrt (4, 40 ff; 6, 14 f). Diese Schilderung steht wieder in ausschliessendem Gegensatze zu der Darstellung des Marcus, nach welcher die Zwolfe erst in einer zweiten Periode der Wirksamkeit Jesu ihn als Messias erkannt haben (8, 27 ff.) und nach welcher Jesus selbst geflissentlich die directe 6ffentiche Kundgebung seiner Messiaswiirde nicht gewollt hat (1, 24 f 34; 3, 11 f; 5, 7 fs 8, 30), bis er erst am Schlusse seiner Wirksamkeit Offentlich mit seinen messia- nischen Anspriichen hervorgetreten ist und die 6ffentliche messia- nische Huldigung angenommen hat. Die Berichte der beiden Evangelisten hinsichtlich dieses Punktes lassen sich nur so in Kinklang bringen, dass man einerseits das Hreigniss des Jiinger- bekenntnisses Mec. 8, 27 ff ganz der Bedeutung entkleidet, welche es nach der Marcusdarstellung hat, und dass man andererseits Jesu grosse Principlosigkeit bei seiner messianischen Selbstbezeugung zumuthet. Das wichtigste Mittel der messianischen Selbstbezeugung Jesu sind nach der Darstellung des vierten Evangelisten seine Wunder- thaten. Jesus vollbringt dieselben ohne irgendwelche Einschran- kung der Oeffentlichkeit. Sie bestehen in Aeusserungen seines 317 tibermenschlichen Wissens und Kénnens und sind insofern Proben seiner do&a, seiner gottlichen Herrlichkeit. Aber diese do&« be- steht eben nicht, wie der Verfasser der johanneischen Quelle urtheilt, in dem vollen Besitze der gittlichen Gnade und Treue (1, 14), sondern in einem Besitze der gottlichen Allwissenheit und Allmacht, welche Vorziige auch ohne Verbindung mit jenen ethischen Higenschaften als charakteristische Merkmale des gitt- lichen Wesens gedacht sind. Die Proben héheren Wises. ‘durch welche Jesus seine Messianitit zur Anerkennung bringt (1, 43. 49 f.; 4, 16—18), stehen in keiner erkennbaren inneren Beziehung dazu, dass er als das Haupt des Gottesreiches das diesem Reiche entsprechende Gottvertrauen und Liebeswirken in vollkommenstem Masse bewahrt. Bei seiner letzten und be- deutendsten Wunderthat, der Auferweckung des Lazarus, ist nicht seine héhere Macht den Zwecken seiner gittlichen Liebe, sondern vielmehr seine liebreiche Hiilfe dem Zwecke der Be- wiihrung seiner héheren Macht untergeordnet: die Liebe hitte ihn treiben miissen, sofort der Noth, von welcher er Kunde bekam, Hiilfe zu bringen; er schiebt diese Hiilfeleistung aber auf, damit er eine desto griéssere Probe seiner Macht geben kann. Zwei der itibrigen Wunder, welche berichtet werden, sind Luxuswunder: bei der Hochzeit zu Kana ist der Mangel, welchem der wunderbar gewirkte Wein abhilft, doch nur der Mangel eines Luxusgutes, und dass die 5—6 Hectoliter Wein in den Kriigen (2, 6) noch weit tiber die Deckung dieses Mangels bei der Hochzeit hinausreichten, wird Jeder anerkennen; bei dem Speisungswunder 6, 5 ff. ist ebenfalls nach der Dar- stellung unseres Evangelisten von einer Nothlage keine Rede. — Eine vollstindig andersartige Anschauung von der Wunder- wirksamkeit Jesu) gewinnen wir aus unseren Hauptquellen. Marcus berichtet uns an verschiedenen Stellen, dass Jesus ab- sichtlich vermieden hat, seine Heilungen, sofern sie wunderbaren Charakter hatten, Offentlich zu thun, und dass er eingeschirft eg man ah nicht von ihnen sprechen (1, 43 f.; 5, 37 ff; 7, 33 ff.; 8, 23 ff)1); auch die Erzihlung von der wunderbaren 1) Die Damonenaustreibungen vollzieht Jesus nach Me. und nach den Logia Offentlich. Dass dieselben aber auch nicht als eigentliche 518 Speisung giebt er so, dass erhellt, nur den Jiingern, die seine Aufforderung, fiir das Volk zu sorgen, mit ihren geringen Mitteln nicht ausfiihren zu kénnen meinten und denen er nun zeigte, wie sie im Vertrauen auf Gott diese Aufgabe doch vollziehen kénnten, sei der wunderbare Charakter des Vorganges bewusst geworden (6, 37 ff). Die wahrscheinlich aus den Logia (§ 42) stammende Erzihlung von der Blindenheilung Mt. 9, 27 ff.. zeigt uns das gleiche Verfahren Jesu. Und iibereinstimmend berichten Marcus (8, 11 f), die Logia (§ 12d. Mt. 12, 38 f£ Le. 11, 29) und die im vierten Evangelium bearbeitete Quelle (Joh. 2, 18 f.; 6, 30 ff), dass Jesus die Aufforderungen, ein Zeichen zu thun, um seine Anspriiche zu beglaubigen, zuriickgewiesen habe, oder vielmehr als Erkenntnissgrund fiir seine géttliche Sendung nur auf Zeichen ganz anderer Art, als man sie von ihm wiinschte, namlich nicht dusserlich wunderbaren Charakters, hingewiesen habe. Dieses uns aut’s Beste beglaubigte Verfahren Jesu kiénnen wir doch nicht als ein zufilliges betrachten; wir miissen an- nehmen, dass es durch die Methode seiner Verkiindigung und speciell seiner messianischen Selbstbezeugung bedingt war. Es muss seinen Grund in dem Urtheile Jesu gehabt haben, dass eine Anerkennung, welche man ihm um seiner Wunder willen schenkte, sofern man nur den wunderbaren Charakter derselben wiirdigte und in ihm selbst nur den Trager einer hoheren Macht siihe, keine richtige Anerkennung sein wiirde, wie sie der Art des Gottesreiches, das er verkiindigte und begriindete, und der Art seiner Messianitaét entsprache. Die wunderbaren Werke, welche er zu vollbringen sich bewusst war, waren ganz seinem Liebeswirken im Gottesreiche untergeordnet; sie waren die Be- weise dafiir, dass dem unbedingten Gottvertrauen, welches er Wunder gelten, erhellt aus dem Logiaberichte (§ 12), wo man nach einer Damonenaustreibung von Jesus erst ein Zeichen verlangt (Le. 11, 16) und wo Jesus sich auf die Damonenaustreibungen der Pharisierjiinger | beruft (Le. 11,19). Die Damonen sind eben nach der Anschauung Jesu und seiner Zeitgenossen wirkliche lebende Wesen; ihr Weichen aus einem Menschen, den sie besessen halten, auf den Lefehl eines Anderen hin zeugt davon, dass sie diesem Befehlenden eine Autoritat zuerkennen,. der sie gehorchen miissen; eine solche Gehorsamsleistung eines lebenden Wesens erscheint aber nicht als schlechthin wunderbar. ol9 bei diesem vollkommenen Liebeswirken bewiihrte, auch unbe- schrinkte Heilsgewihrung seitens Gottes entsprach. Aber weil er wusste, dass seine Wunder hinsichtlich dieser wichtigsten Beziehungen, d.h. als Proben seiner Liebe und seines Gott- vertrauens, von der grossen Menge nicht richtig verstanden werden wiirden, hat er sie geflissentlich verborgen zu halten gesucht und sie denen schlechthin versagt, welche in seiner wunderlosen Verkiindigung und Bethitigung des Gott- ‘ vertrauens und der Liebe keine geniigende Proben seiner gitt- lichen Sendung und Kraft zu haben meinten, sondern ihren Glauben von Proben. seiner tibernatiirlichen Macht im Gebiete der iiusseren Naturerscheinungen abhangig machen wollten. Mit dieser Anschauungs- und Verhaltungsweise Jesu ist das durch den vierten Evangelisten geschilderte Verfahren Jesu, welches seinen deutlichsten Ausdruck in der Riige Jesu an die Volks- schaaren findet, dass man ihn nicht aufsuche, weil man seine Wunderthaten gesehen habe (6, 26), schlechthin unvereinbar. Jene ganze Zuriickhaltung Jesu mit seinen Wundern wiire sinn- lose und zweckwidrige Willkiir, wenn Jesus zwischendurch in aller Oeffentlichkeit Wunder gethan hitte und denselben aus- driicklich die Zweckbeziehung auf die Anerkennung seiner Messianitiit gegeben hiitte. Wir kommen zu dem Schlusse, dass der vom vierten Evan- gelisten seiner Quelle hinzugefiigte Bericht hinsichtlich derjenigen Punkte, welche fiir diesen Evangelisten, gemiss seiner Angabe 20, 31, die wichtigsten sind, sofern sie die Bezeugung der Messianitiit Jesu durch Jesus selbst und durch Andere betreffen, in welchen sich aber auch, wie wir friither gesehen haben, am Schirfsten die Verschiedenheit seiner religidsen Anschauungs- weise von derjenigen semer Quelle zeigt, keine geschichtliche Glaubwiirdigkeit in Anspruch nehmen kann. Durch diese Er- kenntniss ist uns zugleich fiir unsere Beurtheilung der Herkunft des vierten Evangeliums, soweit dasselbe eben nicht eine Repro- duction der apostolischen Quelle ist, ein wichtiger Punkt fest- gestellt: von einem Apostel oder von einem anderen Manne der apostolischen Generation, welcher noch selbst Augen- und Ohren- zeuge der Wirksamkeit Jesu gewesen wire, kann dieses Evan- gelium nicht herstammen. 320 Wir haben aber Grund zur Aufstellung einer noch genaueren Vermuthung iiber die Herkunft des vierten Evangeliums. Die eigenthiimliche Art, wie durchweg der Name des Apostels Johannes umschrieben wird (1, 35 ff.; 13, 23; 18,15 f; 20, 2 ff), deutet darauf hin, dass der Evangelist zu diesem Apostel in einer gewissen Beziehung stand, und zwar in einer naheren als zu den. iibrigen Aposteln. So unnatiirlich die Umschreibung, in welcher Johannes wiederholt als derjenige Jiinger bezeichnet wird, den Jesus speciell geliebt habe, uns erscheinen miusste, wenn dieser Apostel selbst sie angewandt hitte, ebenso natiirlich ist sie, wenn Hiner, der zum Schiilerkreise oder Gemeindekreise des Johannes gehirte, sie anwandte. Unter den Schiilern und Gemeindegliedern des Johannes war diese Art der Bezeichnung des verehrten Meisters vielleicht die gewohnliche, jedenfalls eine unmittelbar verstiindliche; auch in dem Anhange unseres Evan- geliums (Cap. 21), welcher gewiss von einem besonderen Verfasser stammt, den wir aber auch noch in dem Jiingerkreise des Johannes suchen diirfen (namentlich wegen der Bemerkung V. 23), wird die gleiche Umschreibung des Namens des Apostels ge- braucht (V. 7 u. 20). Die Thatsache, dass die geschichtlichen und religiésen An- schauungen, welche der vierte Evangelist erkennen lisst, wesent- lich von denen differiren, die in der von ihm bearbeiteten Haupt- . quelle zum Ausdrucke kommen, werden wir dann nicht als Beweis dafiir verwerthen diirfen, dass entweder, wenn der Evan- gelist zum Schiilerkreise oder Gemeindekreise des Apostels Jo- hannes gehirte, diese Quelle nicht von demselben Apostel ge- schrieben sein kann, oder dass, wenn diese Quelle johanneisch ist, der vierte Evangelist nicht zu den Jiingern des Apostels Johannes gehért haben kann. Dass Jiinger die Gedanken ihrer Meister und Autorititen verkehrt auffassen und aus ihnen An- lass zu Anschauungen nehmen, die dem Sinne ihrer Lehrer sehr fremd und entgegengesetzt sind, ist ja eine nur zu oft wahr- nehmbare Erscheinung. In unserem Falle aber miissen wir noch’ besonders den Umstand beachten, fiir welchen ich weiterhin die Belege beibringen werde, dass diejenigen Anschauungen des vierten Evangelisten, die am deutlichsten von denen der johan- neischen Quelle differiren, offenbar nicht seine eigenen Pro- 321 ducte sind, sondern einen Gemeinbesitz der christlichen Gene- ration bildeten, deren Glied er war. Weil er unter dem Ein- flusse einer geschichtlich-dogmatischen Beurtheilung Jesu stand, welche in der christlichen Tradition seiner Zeit herrschend ge- worden war, hat er die Mittheilungen seines apostolischen Mei- sters in einem Sinne gedeutet, der uns Spiiteren oft unbegreiflich unrichtig erscheint, ihm selbst aber nur natiirlich und nothwendig erschienen sein wird. Daraus, dass der vierte Evangelist zu dem Jiingerkreise des Apostels Johannes gehiérte, kinnen wir es nun erkliren, dass er in seinen Zuthaten zu der johanneischen Quelle gewisse geschicht- liche Kenntnisse verriith, die aus einer sehr guten Ueberlieferung zu stammen scheinen, und zwar aus einer solchen, welche gegeniiber der im Marcusevangelium und in den Logia auf- gezeichneten ganz selbstiindig gewesen sein muss. In der schrift- lichen johanneischen Quelle, welche der vierte Evangelist bear- beitet hat, die Grundlage fiir diese Kenntnisse zu suchen, halte ich fiir viel weniger wahrscheinlich, als dieselben aus miindlichen Mittheilungen des Apostels Johannes herzuleiten. Ich rechne hierher ‘zuerst die Kenntniss von dem vielmaligen Aufenthalte Jesu in Jerusalem, welche der vierte Evangelist dazu verwerthet hat, um die in der johanneischen Quelle tiberlieferten jerusale- mischen Reden Jesu auf die ganze Zeit der Wirksamkeit Jesu zu vertheilen; so fremd dem Me. die Vorstellung ist, dass Jesus mehrere Male in Jerusalem aufgetreten sei, so wird sie uns doch beglaubigt durch die Logia: Mt. 28, 37; Le. 13, 34; 19, 41 f. Ferner rechne ich hierher die Mittheilung, dass Jesus am 14. Nisan gestorben sei; die entgegenstehende Datirung des Me. hat geringere innere Wahrscheinlichkeit, und im Marcusberichte selbst scheinen doch einige Indicien indirect die Richtigkeit der Darstellung des vierten Evangelisten zu bestiitigen 1). Dann die Notiz, dass Philippus aus Bethsaida, der Stadt des Andreas und Petrus, gewesen sei (1, 45), welche sehr wohl richtig sein kann trotz der scheinbar entgegenstehenden Mittheilung Me. 1, 29, 1) Vel. Meyer-Weiss, Commentar zum Evangelium des Johannes, S. 628 ff. Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. wonach Petrus seine Wohnung in Kapharnaum hatte; die durch- aus glaubwiirdige Angabe, dass das in den Logia erwiihnte Dorf, wo Martha und Maria wohnten (Le. 10, 38), Bethanien — gewesen sei und dass diese Maria es gewesen sei, welche die Salbung Jesu in Bethanien, von der Me. berichtet, vorgenommen habe (11, 1 f.); in der Leidensgeschichte die Erzihlung, dass Jesus seine Mutter dem Johannes anvertraut habe und dass dieser Jiinger sie von da an zu sich genommen habe (19, 25—27). Auch bei anderen Erzihlungen, welche der vierte Evangelist allein giebt, welche aber freilich in der Gestalt, in der er sie giebt, keine Glaubwiirdigkeit beanspruchen kénnen, darf man ver- muthen, dass sie veranlasst sind durch Mittheilungen des Jo- hannes, welche der Evangelist aber gemiss seiner geschichtlichen und dogmatischen Grundanschauung sich zurechtgelegt hat. Eine solche Vermuthung lisst sich z. B. hinsichtlich der Kr- zihlung von dem Hochzeitswunder zu Kana machen. Unser Evangelist deutet hier durch nichts an, dass er seiner Erzihlung symbolischen Sinn beilegt; wohl aber ist es méglich, dass eine urspriinglich in bildlichem Sinne gethane Aeusserung des Apostels Johannes, Jesus habe das Wasser der gesetzlichen Reinigung in hochzeitlichen Freudenwein verwandelt (vgl. Me. 2, 18—20), im johanneischen Jiingerkreise spiter auf eine wirkliche wunderbare Verwandlung solches Reinigungswassers in Hochzeitswein gedeutet werden zu miissen schien. An einer Stelle beruft sich der Evangelist ausdriicklich auf seinen aposto- lischen Gewiihrsmann, niimlich wo er der Angabe, dass aus der Seite Jesu sofort Blut und Wasser hervorgegangen sei, die Worte hinzufiigt: ,und der es gesehen hat, hat es bezeugt und wahr ist sein Zeugniss und jener weiss, dass er Wahres sagt, damit auch ihr glaubet* (19, 35). Nicht nur daraus, dass hier von dem Augenzeugen als dritter Person geredet wird (vgl. da- gegen 1, 14), sondern vor Allem daraus, dass neben der Be- hauptung des Schreibenden iiber die Glaubwiirdigkeit seines, Gewiihrsmannes das eigene Wissen des Gewahrsmannes selbst um seine Glaubwiirdigkeit noch besonders hervorgehoben wird und dass das von dem Gewiihrsmanne gegebene Zeugniss als ein der Vergangenheit angehiriges perfectisch bezeichnet wird, muss fiir jeden unbefangen Urtheilenden erhellen, dass hier nicht 323 der Augenzeuge selbst schreibt, sondern ein Anderer, der sich auf die friihere Aussage eines glaubwiirdigen Augenzeugen be- ruft. Ich nehme aber hinsichtlich dieser Stelle an, dass der Evangelist nicht sowohl auf eine miindliche Aeusserung des Johannes Bezug nimmt, als vielmehr auf die Aeusserung in unserem ersten Johannesbriefe, dass Jesus Christus durch Wasser und Blut gekommen sei (5, 6); diese Aeusserung wird er dahin gedeutet haben, dass Jesu irdischer Leib in wunderbarer Weise die sacramentalen Stoffe enthalten habe, was bei der Oeffnung der Seite Christi zu Tage getreten sei. Ist diese Vermuthung richtig, so liegt in der Stelle Joh. 19, 35 zugleich ein ausdriick- liches Zeugniss dafiir vor, dass unser erster Johannesbrief von dem Apostel Johannes, dem Verfasser der im vierten Evangelium bearbeiteten Quelle herstammt. Nachdem wir gesehen haben, dass unser viertes Evangelium in der nachapostolischen christlichen Generation, und zwar im Jiingerkreise des Johannes, also wahrscheinlich in der ephesi- nischen Gemeinde, entstanden ist, kinnen wir fiir die genauere Ansetzung der Zeit seiner Abfassung noch einen Anhaltspunkt durch Beriicksichtigung seines Verhiltnisses zu der uns bekannten iibrigen Evangelienliteratur gewinnen. Wahrend wir friiher er- kannten, dass die im vierten Evangelium bearbeitete Hauptquelle bei ihrer inhaltlichen Harmonie mit der Darstellung des Marcus- evangeliums und der Matthiiuslogia doch von dieser Darstellung nicht abhiingig ist, sehen wir jetzt, dass der Bericht, den der vierte Evangelist ausserhalb der Reproduction seiner Hauptquelle giebt, trotz seiner bedeutsamen inhaltlichen Differenzen von der Darstellung des Marcusevangeliums und der Logia doch von diesen Schriften literarisch abhingig ist, und zwar theils direct, theils indirect. In mehreren Fallen zeigt sich deutlich, dass der vierte Evangelist eine selbstiindige Kenntniss des Marcusevan- geliums gehabt hat, in anderen aber auch, dass er unser Matthaus- und Lucasevangelium gekannt hat, indem er nimlich solche charakteristische Ausdriicke und Wendungen bietet, in denen Mt. oder Le. gerade den Marcustext modificirt haben. An meh- reren Stellen, wo Mt. und Le. genau dem Me. folgen, muss es natiirlich dahingestellt bleiben, ob der vierte Evangelist durch die originale Darstellung des Mc. oder durch die abgeleitete des 21* 324 Mt. oder Le. beeinflusst worden ist. Dass er auch eine selb- stindige, und nicht nur eine durch Mt. und Le. vermittelte Kenntniss der Logia gehabt hat, scheint mir aus einigen Spuren mit grosser Wahrscheinlichkeit sich zu ergeben. Ich versuche es, die Belege fiir diese Bekanntschaft des vierten Evangelisten mit der synoptischen Literatur zusammenzustellen. Gleich in der Geschichte vom Tauferzeugnisse liegt ein Fall vor, wo Elemente aus der Marcus- und der Logiadarstellung unmittelbar mit einander verbunden sind, wo wir aber zweifel- haft sein kénnen, ob diese Quellenschriften direct, oder ob sie indirect durch Vermittlung des Lucas- und Matthdusevangeliums verwerthet sind. Die Worte des Tiiufers 1, 27: ov ovz eiui eyo &&tog tra heow ero’ roy iuavca vod vzcodijuarog gehen auf Mec. 1, 7 zuriick, bezw. auf Le. 3, 16 (wo ebenfalls das zowag der Marcusstelle fehlt); Mt. hat an Stelle des Bildes vom Auflésen der Sandalen wahrscheinlich nach den Logia das Bild vom Nachtragen der Sandalen (8, 11). Der Anfang dieses Tiiuferspruches dagegen ist offenbar mit Anlehnung an die Logia (§ 1b), bezw. an Mt. 3, 11 gegeben; sowohl die Worte V. 26: #70 Bancilto ev vdatt, und zwar vor der Aussage tiber den nachkommenden Stiirkeren vorangestellt (wihrend Mc. 1, 8 den Wortlaut: é¢va@ é@acrice vueg voere und die Stellung hinter jener Aussage hat), als auch die Worte V. 27: 6 omtow wov Zoyouevog sind uns ebenso von Mt. iiberliefert, aller Wahrschein- lichkeit nach auf Grund der Logia. Die Worte, mit denen der Tiiufer zweimal, 1, 32 u. 33, den wunderbaren Vorgang bei der Taufe Jesu bezeichnet, gehen auf Me. 1, 10 zuriick, aber wahrscheinlich durch Vermittlung von Mt. 3, 16. Wihrend es bei Mec. heisst: eidey — — to VET CE (OE EQLOLEQAY LACOY ZOE VOY ele avecoy, hat Mt. die Worte so umgestellt: cider svetuc eod xaraPaivoy oEl meglocEegay, und hinzugefiigt: éeyoueroy ex’ avroy. Joh. 1, 32 aber heisst es: cedéaquet ro mvedua zara aivoy we mEeguotegay 2& oveavor . “ai euElvEy e760 CLEOY. Fiir sehr wahrscheinlich halte ich es, dass in 1, 43° eine directe Entlehnung aus den Logia vorliegt. Ich habe frither die Vermuthung zu begriinden gesucht, dass in den Logia eine von Mt. (16, 17 f.) mit der Erzihlung Me. 8,29 in Verbindung 325 gesetzte feierliche Namengebung Jesu an Simon berichtet war, folzenden Wortlauts: waxegrog ei Siuwy Baguova: ob et Ieéreog, nad scvhew Gdov ov xaroyvoovoty cov (vgl. Log. § 47). An unserer Stelle des vierten Evangeliums wird nun auch eine solche Namengebung berichtet, die hier, in dem Momente, wo Jesus zuerst des Petrus ansichtig wird, als auf einer wunderbaren Kenntniss seer Person und Herkunft und seiner spiiteren Be- deutung beruhend erscheint; diese Namengebung klingt auffallend an den Anfang jenes Logiaspruches an: ot ef Siuwy 6 vie Twarvov, ob “dn dIjon Kypas, 0 Eouyveverce Téroog. Dass die Angabe 3, 24: ,denn noch war Johannes nicht in das Gefingniss geworfen* mit Riicksicht auf Me. 1, 14 (vgl. Mt. 4, 12) gemacht ist, um némlich die Mittheilungen tiber das eleichzeitige Wirken des Taufers und Jesu in Judia in Einklang mit der Angabe des Mc. zu bringen, dass Jesus erst nach der Gefangensetzung des Johannes seine galilaéische Wirksamkeit begonnen habe, wird man dann unbedenklich annehmen, wenn man die iibrigen Beziehungen des vierten Evangelisten auf Me. in Betracht zieht. Den Ausspruch Jesu, dass der Prophet in seiner Heimath keine Ehre finde, iiberliefert der vierte Evangelist (4, 44) tiber- einstimmend mit Me. 6, 4 (vgl. Mt. 13,57; Le. 4, 24). Wahrend er nach Mec. mit Bezug auf Nazareth gethan ist, lasst der vierte Evangelist ihn mit Bezug auf Judiéa gethan sem. Nur bei dieser Beziehung ist der Ausspruch innerhalb des umgebenden Zu- sammenhanges verstiindlich, da cr zur Begriindung des Fort- zichens Jesu nach Galilia mitgetheilt wird (4, 43) und da ihm die Angabe folgt, dass Jesus in Galiliéia bereitwillige Aufnahme gefunden habe (V. 45). Auf Grund der Kunde, dass Jesus doch nicht wirklich in Nazareth, sondern in Bethlehem geboren sei, schien es nothwendig, dem Ausspruche diese Beziehung auf Judiia zu geben, und unserem Evangelisten diente das Wort in dieser Beziehung zur Bestiitigung des fiir ihn sehr wichtigen Gedankens, dass Jesus trotz der fiusserlich anerkennenden Auf- nahme, welche er auch in Judia gefunden hatte, sich tiber die wahre Stellung der Judier, die ihn nachmals tédteten, von vorn- herein ebenso wenig getiiuscht habe, wie iiber die Gesinnung des Verrathers (vgl. 2, 23--25). Der Wortlaut des Ausspruches 326 ist nun bei unserem Evangelisten eigenthitmlich bedingt durch Le. und Mt. Wéahrend bei Mc. und Mt. die Unehre des Pro- pheten in der Heimath als einzige Ausnahme von seinem tibrigen Geehrtsein bezeichnet wird (ovx gorw arimog eb uy ev TH we- toidt), wird bei Le. einfach die Nichtaufnahme in der Heimath bezeichnet, und ebenso heisst es beim vierten Evangelisten: moogytys &v vy Wie zcareldr tyuyy ovx zyer. Wihrend ferner Mc. und Mt. neben der zeareig auch die otz/@ nennen, erwiihnt Le. gemeinsam mit unserem Evangelisten nur die zearelc. Da- gegen hat Le. den Ausdruck: dexvog éorey, wihrend der Aus- druck unseres Evangelisten: ci ot% zyee auf das aciuog des Mc. und Mt. zuriickgeht. Und nur mit Mt. stimmt tiberein der Ausdruck: éy 07 id’@ zcaveidt, wiihrend Mc. und Le. statt dessen schreiben: év 1 satolde éavcot. _Directe Bekanntschaft mit. den Logia scheint mir wieder die Erzahlung von der Heilung des Sohnes des Kéniglichen in Kapharnaum (4, 46 ff) vorauszusetzen. Denn wenn man die geflissentliche Hervorhebung am Schlusse, dies sei das zweite galilaische Wunder Jesu gewesen (V. 54), mit dem Umstande zusammenhalt, dass in den Logia diese Geschichte gleich am Anfange, unmittelbar nach der Tauferrede und der Rede Jesu tiber die Gerechtigkeit, also als erste Wunderthat Jesu berichtet war, so kann man sich der Vermuthung schwer entziehen, dass der Evangelist eben mit Bezug auf diese Stellung.der Geschichte in den Logia jene Schlussbemerkung gemacht hat, ganz in Ana- logie dazu, wie er die Bemerkung 3, 24 mit Bezug auf Mc. 1, 14 gemacht hat. Er war sich dessen bewusst, den Logiabericht wie den Marcusbericht durch Mittheilungen iiber das friiheste Auftreten Jesu zu ergainzen. Eine indirecte Beziehung auf die Logia durch Vermittlung des Mt. oder Le. anzunehmen geniigt in diesem Falle deshalb nicht, weil weder bei Mt. (8, 5 ff; veg. 4, 23 f. u. 8, 2 ff), noch bei Le. (7, 2 ff) diese Erzihlung so als erster Wunderbericht gegeben ist, wie in den Logia. Die Pointe der Logiaerzihlung ist tibrigens durch den vierten Evan- gelisten wesentlich veriindert worden. In beiden Darstellungen wird die Grésse eines Glaubens hervorgehoben, der sich auf das Wort Jesu bezieht; aber nach den Logia richtet sich der Glaube ~ auf die Macht des Wortes Jesu, im Unterschiede von einem 327 Glauben, welcher nur dem praktischen Eingreifen Jesu bei per- sdnlicher Anwesenheit Macht zutraut (Mt. 8, 8 f.), nach der Darstellung des vierten Evangeliums aber richtet er sich auf die Wahrheit des Wortes Jesu iiber seine wunderbare Herbei- fiihrung der Heilung, im Unterschiede von einem Glauben, welcher das Anschauen der von Jesus ausgesprochenen Wunder- thatsache zur Bedingung nimmt (4, 48 u. 50). Veranlasst ist die Auffassung des vierten Evangelisten aber gewiss dadurch, dass bei Mt. (8, 13), und zwar wahrscheinlich auf Grund der Logia, am Schlusse der Erzahlung besonders ausgesprochen war, yin jener Stunde“ sei der Knabe geheilt worden. Dieses Zu- sammentreffen der Zeit der Heilung mit dem Aussprechen des beziiglichen Wortes Jesu betont unser Evangelist nachdriicklichst (V. 52 f.); es erschien ihm als Probe des wunderbaren Wissens Jesu, in welchem er ja vorzugsweise die gottliche Herrlichkeit Jesu bestehend dachte, und demgemiiss nahm er an, dass die besondere Grisse des Glaubens jenes Koéniglichen gegeniiber dem Worte Jesu sich darin gezeigt habe, dass er in Voraussetzung dieses wunderbaren Wissens Jesu seinem Worte vertraut habe, bevor er noch durch den Augenschein sich von der Wahrheit der zugesagten wunderbaren Heilung tiberzeugt hatte. Nur Mt., nicht Le., hat jenes Schlusswort tiber die Heilung des Knaben yin jener Stunde“; nur mit Mt., im Unterschiede von Le., stimmt der vierte Evangelist auch darin iiberein, dass er den Mann aus Kapharnaum selbst zu Jesus kommen, nicht aber durch Ab- gesandte mit ihm verhandeln liisst. Aber mit Le. allein trifft er in der Angabe zusammen, der Knabe, um dessen Heilung es sich handelte, sei im Begriffe zu sterben gewesen (Le. 7, 2: quehhev tehevtar, Joh. 4, 47: yueddev azcodvyoxerr); schwerlich hat diese Angabe in den Logia gestanden. In der folgenden Erzihlung unseres Evangelisten von der Heilung des Kranken am Teiche Bethesda schliesst sich der Ausdruck des Heilungsbefehles Jesu und des dann eintretenden Heilungserfolges an die Schilderung des Mc. von der Heilung des Paralytischen an. Bei Mc. heisst es 2, 11 f.: éyeroe, coor tov xoaBBavov ov xai Umaye sic TOY OixoY Gov" xed HyYEoIY nai evdds Hoag cov xeapBacoy zéidIev eurcqooIev mavrwr, — an unserer Stelle 5, 8 f. aber: éyevoe, aoov tov xeasfaroy cov 328 AOL TLEQLTALEL* ZO eyéevEero DyLIC O HYIQW7OE “EL F;QEV TOY ZOG)3- Baroy avrov xai seguearer. Kine Vermittlung durch Mt. oder Le. ist in diesem Falle deshalb ausgeschlossen, weil diesen beiden - Evangelisten der charakteristische Ausdruck ze@33aror fehlt. Auf Me. geht ferner zuriick die Erzihlung Joh. 6, 1 ff. von dem Wunder der Volksspeisung und des Seewandelns Jesu. Nur bei Me., und nicht auch bei Mt. und Le., wird angegeben, dass die Jiinger auf die Aufforderung Jesu, den Volkshaufen zu essen zu geben, mit der Frage geantwortet hatten, ob sie fir 200 Denare Brot kaufen sollten (6, 37). Wie man aus dieser Frage erschliessen kann, dass die Jiinger etwa 200 Denare zu jenem Zwecke hiitten aufbringen kénnen, so lasst nun der vierte Evangelist noch bestimmter diese Summe als die allein den Jiingern zur Disposition stehende erscheinen, wenn er dem Philippus die Worte in den Mund legt: fiir 200 Denare Brot reichen fiir sie nicht aus, dass Jeder ein wenig empfinge“ (V. 7)1). Nur mit Me. (6, 40) stimmt der vierte Evangelist auch in dem Ausdrucke avazcizrew zur Bezeichnung der Lage- rung der Volksmenge zusammen. Freilich ist sonst das Detail des Marcusberichtes in sehr wesentlichen Ziigen verandert worden. Wiihrend bei Mc. den Anlass zu der Wunderthat Jesu eine Nothlage giebt, die durch das lange Héren der Volksmenge auf seine Verkiindigung herbeigeftihrt ist (V.-34 f), berichtet das vierte Evangelium weder, dass Jesus lange gepredigt hatte, noch dass man sich in wiister Gegend und in vorgertickter Tageszeit befand, sondern lasst Jesum gleich, als er die Volksmenge her- ankommen sieht, die einleitenden Schritte zur Ausfiihrung des Wunders thun. Wahrend bei Me. das Thun Jesu darauf ab- zweckt, die Jiinger bei Vollziehung der Aufgabe, die er ihnen aufgetragen hat und die sie nicht vollziehen zu kénnen meinten (V. 37), zu unterstiitzen, so dass deshalb auch die ganze Aus- theilung der Speise durch die Hande der Jiinger geschieht (V. 41), ist im vierten Evangelium von einer Aufforderung an die Jiinger, fiir die Menge zu sorgen, und demgemiss von einer — Vertheilung der Speise durch die Jiinger keine Rede (V. 11). Wihrend bei Mc. die Menschen soviel Brot erhalten, wie Jesus 1) Vel. Weizsacker, Untersuchungen u. s. w. 8. 290. . ihnen zZuertheilt, und hiervon gesittigt werden (6, 41 f), erhalten sie nach dem vierten Evangelium soviel, wie sie ihrerseits wiinschen (V. 11). Wahrend endlich Mc. von einem Bekannt- werden des wunderbaren Charakters der Speisung bei der ge- speisten Volksmenge nichts andeutet, schildert der vierte Evan- gelist den Eindruck, den das Anschauen der Wunderthat auf die Menschen gemacht habe (V: 14). — In der Geschichte von dem Wandeln Jesu auf dem Wasser beriihrt sich der vierte Evangelist in mehreren Ausdriicken (V. 16. 19. 20) mit der Darstellung des Mc., bezw. der dem Me. folgenden des Mt. Fiir die Geschichte von der Salbung Jesu in Bethanien, 12, 1—8, auf welche vorbereitend schon 11, 1 f. hingewiesen wird, ist die Grundlage in der Erzihlung Me. 14, 3—9 gegeben, welche Mt. in 26, 6—13 reproducirt hat. Direct auf den Marcus- text geht zuriick die Bezeichnung der Salbe als uveor vagdov _ mrovinns (V. 3, vgl. Me. 14, 3; Mt. 26,7 hat blos uveor), ferner die Angabe, dass die Salbe fiir 300 Denare hiitte verkauft werden kénnen (V. 5, vgl. Me. 14, 5), wo Mt. allgemeiner sagt, dass sie theuer (zcoAAov) verkauft werden kdnnte (26, 9), endlich das Wort Jesu apeg avrny (V. 7, vel. Mc. 14, 6), welches bei Mt. fehlt. Aber wiihrend Me. der Salbe noch das Attribut zcoAvredyg beilegt (V. 3), bezeichnet sie der vierte Evangelist (12, 3) tiber- einstimmend mit Mt. (26, 7) als zodvriuog; wie Mt. die Angabe des Mc. (14, 4), dass ,,Kinige“ tiber das Verfahren der Frau un- willig geworden seien, in die Mittheilung umgesetzt hat, dass die Jiinger Jesu die unwillige Aeusserung gethan hatten (26, 8), so legt der vierte Evangelist speciell ,einem von den Jiingern“, namlich dem Judas, die tadelnden Worte in den Mund; und in Ueberstimmung mit Mt. (26, 11) lasst er in der Mitte der Aus- sage V. 8 die von Me. (14, 7) iiberlieferten Worte: zai ovay Séheve Ovvacd_e et scornoc fort. — Unsere Geschichte zeigt aber auch Beziehungen zu den Logia. Mec. und Mt. geben den Namen der salbenden Frau nicht an, sondern erwiéhnen nur, dass der Vorgang in Bethanien im Hause Simons des Aussiitzigen stattgefunden habe. Unser Evangelist aber nennt die Frau Maria, und identificirt sie mit der Schwester der Martha, von welcher in einem Stiicke der Logia (§ 10) erzahlt wird; in der Bezeichnung des Wohnortes dieser Maria als zwuy (11, 1) und 330 in der Angabe, dass Martha die Dienstleistung versehen habe (12, 2), liegen kleine Reminiscenzen an jene Logiaerzahlung, bezw. an ihre Reproduction bei Le. (10, 38 u. 40). Ferner be-: richten Mc. und Mt., dass die Frau das Haupt Jesu gesalbt habe; der vierte Evangelist aber erzihlt, dass Maria die Fiisse se gesalbt und mit ihren Haaren getrocknet habe (11, 2; 2, 3). Diese Aenderung ist offenbar beeinflusst durch Reminis- cenz an die Erzihlung der Logia von der Siinderin, welche die Fiisse Jesu mit Thriinen benetzte und mit ihren Haaren trock- nete (§ 5. Le. 7, 38). Indem unser Evangelist diese Logia- erzihlung mit der Marcuserziihlung von der Salbung in Betha- nien combinirte, ist er dem Vorgange des Le. gefolgt, der in seine Reproduction der Logiaerzihlung . auch Reminiscenzen aus der Marcuserzihlung, speciell die Angabe, dass die Frau Salbe verwendet habe, eingeflochten hat (vgl. zu Log. § 5). In der Geschichte von dem feierlichen Hinzuge Jesu in Jerusalem (12, 12 ff.) stimmt der erste Theil des-Zurufes der Menge: woarva, evhoynuévog 6 eéoyousvog éy ovoucte xvetov (V. 13) iiberein mit Me. 11, 9 u. Mt. 21, 9; der zweite Theil: zai 0 Baotkevs cod ‘IooaydA ist ahnlich der Fortsetzung des Zu- rufes bei Me. V. 10: evdoynuéry 7 Baotdeta tov mareog yuor Aevetd, aber auch dem Texte des Le. (19, 38): evhoynuévog o Zoyouevoc, 0 Baotketc, év ovdmate xvolov.’ In der ausdriicklichen Hervorhebung, dass das Reiten Jesu auf dem .Esel eine Erfiil- lung des Weissagungswortes Sach. 9, 9 gewesen sei, trifft unser Evangelist (V. 14 f.) nur mit Mt. (21, 4 f) zusammen. Die Aeusserung Jesu beim letzten Mahle iiber den Ver- rather in seinem Jiingerkreise: aujy aur Aéyo vuiy ore sig 2 buoy sagadwoe me (13, 21) stimmt, abgesehen von der Ver- doppelung des any, genau iiberein mit Mc. 14, 18 u. Mt. 26, 21. Die weiteren Worte Jesu aber sind eigenthiimlich modificirt. Nach Me., welchem Mt. folgt, giebt Jesus auf die Fragen der einzelnen ieweee. ,ich bin es doch nicht?“ nur die Antwort: ,,eier von den Zwilfen, der mit mir in die Schiissel taucht* (V. 20). Hier- durch ist, ds alle Tischgenossen aus der gemeinsamen Schiissel essen, kein einzelner aus der Zahl der Zwolfe kenntlich gemacht, sondern ist nur die frithere Aussage (V. 18), dass einer der jetzt . mit ihm essenden Jiinger der Verrather sein werde, in anderer dL Form wiederholt. Im vierten Evangelium aber wird erzihlt, dass Jesus auf die Frage seines geliebten Jiingers geantwortet habe: ,,der ist es, dem ich den Bissen eintauchen und geben werde“, und dass er dann den Bissen eingetaucht und dem Judas Ischariot gegeben habe. Hier ist also die Person des Verrithers bestimmt bezeichnet (V. 26). Fiir diese Auffassung des Vorganges hat der vierte Evangelist aber schon einen Vor- ganger in Mt.; denn dieser hat zu der Marcusdarstellung die An- gabe hinzugefiigt, dass Judas gesagt habe: ,ich bin es doch nicht, Rabbi?“, worauf Jesus geantwortet habe: du hast es ge- sagt (26, 25). — Ueber das Verhialtniss des Wortes 13, 38 zu Le. 22, 34 u. Me. 14, 30 (vgl. Mt. 26, 34) und des Wortes 14, 31 zu Me. 14, 42 habe ich mich frither (S. 280 f.) schon ge- aussert. Auch in der Leidensgeschichte zeigen sich mehrere Spuren des Hinflusses unserer drei anderen Evangelien. In der Erzih- lung, dass bei der Gefangennahme Jesu einer der Jiinger einem Knechte des Hohenpriesters mit dem Schwerte das Ohr abge- schlagen habe, hat der vierte Evangelist (18, 10 f.) nur mit Mc. (14, 47) gemeinsam die Ausdriicke éaoev und wragior, nur mit Le. (22, 50) die Angabe, es sei das rechte Ohr gewesen, und nur mit Mt. (26, 52) die Aufforderung Jesu an den Jiinger, das Schwert in die Scheide zu stecken. — In der Geschichte von der Verlaugnung des Petrus stimmt er nur mit Me. (14, 54 u. 67) darin tiberein, dass er angiebt, Petrus habe Seoucivo- uevog dagestanden (18, 18 u. 25), und dass er bei einer der drei Verlaugnungen nicht die Worte des Petrus anfiihrt, sondern blos sagt: adv yovyoaro (18, 27 vgl. Mc. 14, 70); nur mit Le. (22, 58) aber hat er gemeinsam die Antwort des Petrus: ovx eiul (18, 17 u. 25), nur mit Mt. (26, 74) endlich den Wortlaut: zai evdéwg ahextwg eqpevyoer (18, 27). — Weiterhin trifft er nur mit Me. (14,65) zusammen in dem Ausdrucke 6ezrtoua (18, 22); mit Me. (15, 2), Mt. (27, 11) u. Le. (23, 3) in der Frage des Pi- latus: od éi 0 Paodevg tOv “lovdaiwy (18, 33); nur mit Le. (23, 4) in den die Unschuld Jesu anerkennenden Worten des Pilatus (18, 38; vgl. 19, 4 u. 6); nur mit Me. (15, 9) in den Worten des Pilatus: @ovdeode (bei Mc.: Séhere) tuiv anodtow tov Bacidéa tov ‘lovdaiwy (18, 39). — Mit der Erzihlung des B02 Le. (24, 36 ff.) von der Erscheinung des Auferstandenen im Kreise seiner Jiinger steht in naher Verwandtschaft die Erzah- lung Joh. 20, 19 f. Wenn man angesichts dieser grossen Reihe von Beriihrungen unseres vierten Evangelisten mit Mc. und den Logia, mit Mt. und Le., dem Zweifel, dass er mit der friiheren Evangelienliteratur bekannt gewesen ist, keinen Raum geben kann, so fordert doch die eigenthtimliche Art der Verwerthung dieser friiheren Litera- tur eine besondere Erklarung. Es handelt sich fast durchgehends um die Aufnahme einzelner Ausdriicke und Wendungen von nebensiichlicher Bedeutung, wiihrend daneben in Hauptpunkten der Erzaihlung erhebliche Veranderungen vorgenommen sind ; namentlich aber fiallt der schnelle Uebergang auf, der oft von der Ankniipfung an die eine der friiheren Schriften zur An- kniipfung an eine andere gemacht wird, und zwar in Kleinig- keiten' des Ausdrucks, ohne dass sich ein bestimmtes Motiv solecher Abwechslung erkennen liesse. Wir miissen dieses Verfahren des vierten Evangelisten dar- aus erkliren, dass er die friiheren evangelischen Schriften nach der Erinnerung, nicht aber nach schriftlichen Exemplaren, welche ihm bei seiner eigenen Arbeit vorlagen, benutzt hat. Durch fritheres Lesen oder durch Vorlesen Anderer hat er von diesen Schriften Kenntniss gehabt, und als er nun in seinem eigenen Werke, dem besonderen Zwecke desselben entsprechend, einzelne soleche Ausspriiche und geschichtliche Ereignisse mittheilen wollte, iiber welche schon die friihere evangelische Literatur berichtet hatte, z. B. das Zeugniss des Taufers, die Erzihlungen vom Hauptmann zu Kapharnaum, von der wunderbaren Speisung, von der Salbung in Bethanien, die Leidensgeschichte, hat er nicht erst nachgeschlagen, wie die friiheren Schriften hiertiber berichtet hatten, sondern hat er diejenige Vorstellung von diesen Aus- spriichen oder Ereignissen verwerthet, welche er selbst auf Grund der Lectiire jener Schriften gewonnen hatte und zu welcher die eine dieser Schriften den einen, die andere einen anderen Zug beigetragen hatte, in welcher aber auch manche Ziige der urspriinglichen Ueberlieferung verloren gegangen oder nur ent- stellt aufbewahrt waren. Der Vergleich mit der synoptischen Literatur zeigt uns zu- gleich, dass die eigenthtimlichen geschichtlichen Anschauungen des vierten Evangelisten iiber das messianische Wirken und die messianische Anerkennung Jesu, welche wir wegen ihrer Diffe- renz von dem Berichte des Mc. und der Logia als unglaubwiir- dig beurtheilen miissen, doch nicht eigene freie Erfindungen dieses Evangelisten sind, den wir deshalb als bewussten Ge- schichtsfailscher zu betrachten hitten, sondern vielmehr Producte eines Umbildungsprocesses der geschichtlichen Auffassung Jesu, dessen friihere Stadien schon durch unser erstes und drittes Evangelium repriisentirt sind. Wie der vierte Evangelist im Gegensatze zu der Darstellung des Mc. und der Logia die Vor- stellung ausfiihrt, dass der Taufer schon mit der Messianitat Jesu bekannt gewesen sei, so kommt diese Vorstellung auch bei Mt. in seinem Zusatze zur Geschichte von der Taufe Jesu (3, 14 f) zum Ausdrucke, und ebenso bei Le. in seiner Vorgeschichte (Cap. 1) und in seinen Mittheilungen iiber die Johannesjiinger (Act. 18, 25). Wie der vierte Evangelist die wunderbare Er- scheinung bei der Taufe Jesu von dem Taufer wahrgenommen, und zwar fiir ihn speciell als Erkennungszeichen des Messias bestimmt gewesen sein liisst, so hat auch Mt. schon die himm- lischen Worte bei der Taufe nicht mehr als Anrede an Jesus (Me. 1, 11), sondern als Aussage iiber Jesus wiedergegeben (5, 17), und so berichtet Le. nicht mehr, dass Jesus das Herab- kommen des Geistes gesehen habe (Me. 1, 10), sondern nur, dass dieses Herabkommen eingetreten sei (3, 21 f.). Wie der vierte Evangelist darstellt, dass Jesus schon von Anfang seines Auf- tretens an sowolil von seinen Jiingern als auch von weiteren Kreisen der Bevélkerung als Messias anerkannt worden sei, so liisst auch Mt. dem Jiingerbekenntnisse, welches er 16,15 ff nach Me. reproducirt, vielfache Anerkennungen der Messianitit Jesu durch seme Jiimger und durch Andere bereits vorangehen (9, 27; 12, 23; 14, 33; 15, 22). Wie der vierte Evangelist Jesum seine wunderbaren Thaten in voller Oeffentlichkeit voll- ziehen liisst und in ihnen das Hauptmittel sieht, durch welches Jesus seine messianische Selbstbezeugung geiibt hat, so ver- rathen auch Mt. und Le. kein Verstiindniss mehr fiir die durch Me. bezeugte Zuriickhaltung Jesu mit seinen Wunderthaten, sondern berichten von Offentlichen Massenwundern Jesu (z. B. 304 Mt. 15, 29—31; 21, 14; Le. 7, 11—17 u. 21), und die erste An- erkennung der Messianitét Jesu durch die Jiinger lasst auch Mt. durch das Anschauen einer wunderbaren Machtbewahrung Jesu gegeniiber der Natur begriindet sein (14, 33). Also in allen diesen Beziehungen hat der vierte Evangelist nicht selbst eine neue Geschichtsumbildung vorgenommen, sondern ist er einer schon traditionell gewordenen geschichtlichen Auffassung gefolet. Aus der gewonnenen Erkenntniss des Verhiltnisses, in welchem der geschichtliche Bericht des vierten Evangelisten zu unserer synoptischen Evangelienliteratur steht, kénnen wir nun unseren Schluss ziehen zur Bestimmung der Zeit der Abfassung des vierten Evangeliums. Dasselbe kann erst ‘entstanden sein, nachdem unsere drei anderen Evangelien nicht nur fertig gestellt waren, sondern auch schon in Verbindung mit einander bekannt waren und gebraucht wurden, trotzdem sie doch urspriinglich gewiss fiir verschiedene, auch raumlich getrennte Leserkreise bestimmt waren. Wir diirfen also den zeitlichen Abstand von der Abfassung jener Schriften nicht ganz gering annehmen: friiher als gegen Schluss des ersten christlichen Jahrhunderts kann das vierte Evangelium nicht wohl entstanden sein. Und jetzt fragen wir endlich noch nach dem Zwecke, welchen der vierte Evangelist bei seer Bearbeitung der johanneischen Quelle im Auge gehabt hat. ; Sein nichster Zweck war ohne Zweifel, das Verstindniss und den praktischen Gebrauch der apostolischen Quellenschrift dadurch zu foérdern, dass er einerseits den in ihr mitgetheilten Reden Jesu eine vollere geschichtliche Umrahmung gab, ebenso wie es Mt. und Le. mit den Logia gethan hatten, und anderer- seits zu einzelnen Ausspriichen in diesen Reden erklarende oder ergiinzende Zusitze machte (z. B. 2, 21; 5, 28 f.; 6, 62; 7, 39; 12, 33 u. 47b). Fiir die Herstellung jener geschichtlichen Um- rahmung verwerthete er zuerst die Andeutungen geschichtlicher Umstiinde und Thatsachen, welche er in dem Inhalte der Rede- stiicke selbst zu finden glaubte, z. B. wenn er aus dem Aus- spruche des samaritanischen Weibes: ,,Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist“ (4, 19) schloss, dass Jesus diesem Weibe eine besondere Probe seines iibernatiirlichen Wissens gegeben habe, oder wenn er aus den Worten Jesu: ,wenn ihr in meiner 335 Verkiindigung bleibet, so seid ihr wahrhaft meine Jiinger“ (8, 31b) folgerte, dass viele von den Zuhédrern damals an Jesus _gilaiubig geworden seien. Viel Material zur Ausfiihrung dieser geschichtlichen Beziehungen boten ihm dann aber seine son- stigen Kenntnisse der Geschichte Jesu, die er theils aus den miindlichen Mittheilungen des Apostels Johannes, theils aus der schon vorhandenen evangelischen Literatur geschépft hatte. Die Freiheit, welche er bei diesem Verfahren, bei der Ausfiihrung ‘der in der Quelle gefundenen Andeutungen, bei der Ergiinzung passender Situationen, bei der Erklirung einzelner bedeutsamer Worte, angewandt hat, ist keme griéssere, als sie auch von Mt. und Le. bei ihrer Bearbeitung des Marcusevangeliums und der Logia angewandt ist. Wenn der vierte Evangelist das Wort Jesu: ,,brechet diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn autrichten“ (2, 19) wegen der ,drei Tage“ auf die Auferstehung Jesu deutet, so ist diese Deutung hinsichtlich ihrer Veranlassung und Art ganz gleich derjenigen, welche Mt. dem in den Logia iiberheterten Ausspruche Jesu vom Jonazeichen gegeben hat (12, 39 f.; vgl. zu Log. §. 12d). Wenn der vierte Evangelist aus dem Worte des samaritanischen Weibes 4, 19 schliesst, dass Jesus eine Probe seines tibernatiirlichen Wissens gegeben habe, oder aus dem Worte Jesu an seine Jiinger 4, 35, dass Jesus damals in Samarien einen grossen Erfolg gehabt habe, so ist diese Ergainzung nicht willkiirlicher, als die des Le., welcher aus der Antwort Jesu auf die Tauferbotschaft schliesst, dass Jesus in jener Stunde Viele von ihren Krankheiten und Plagen und bésen Geistern geheilt und vielen Blinden das Gesicht geschenkt habe (7, 21; vgl. zu Log. § 4a). Wenn der vierte Evangelist den ihm in der Quelle iiberlieferten Bericht von einer Arbeit, welche Jesus am Sabbath an einem Kranken vorgenommen habe, verdndert hat in die Erziéhlung von einer wunderbaren Heilung Jesu.am Sabbath (5, 1 ff, vgl. S. 266 f), so hat er die Be- rechtigung hierzu aus der gleichen Vorstellung von der Art des regelmissigen Krankenheilens Jesu entnommen, die den Le. zu einer analogen Veranderung einer in den Logia tiberlieferten Erzihlung vom Sabbathsheilen Jesu veranlasst hat (13, 10 ff; vgl. zu Log. § 19). Wenn der vierte Evangelist fiir die Rede Jesu, welche vom Geniessen seines Fleisches und Blutes als des 336 rechten Himmelsbrotes handelt, die passende geschichtliche Vor- bereitung in dem durch die synoptischen Evangelien tiberlieferten Speisungswunder Jesu findet (Cap. 6), so ist sein Verfahren kein anderes als das des Mt., welcher regelmissig die aus der Logia- quelle entnommenen Redestiicke an passend erscheinende Stiicke des Marcusevangeliums angefiigt hat, oder als das des Le., welcher die von einem Gastmahle handelnden Parabeln 14, 7—11 u. 15—24 in eine Gastmahlsituation verlegt hat (vgl. zu Log. § 20d u. 23). Wenn -der vierte Evangelist solche Ausspriiche Jesu, welche sich auf das schon gegenwirtige ewige Leben und das schon gegenwiirtige Gericht, welches Jesus bringt, beziehen, durch Zusitze erginzt hat, welche die Beziehung auf die zu- kiinftige Auferweckung und das zukiinftige Gericht deutlich her- vorheben sollen (5, 28 f; 6, 39. 40. 44. 54), so ist das Princip dieser erlauternden Erganzungen identisch mit dem Princip, nach welchem Mt. solchen Parabeln, welche sich aut das Gottes- reich im Allgemeinen beziehen, deutende Zusiatze hinzugefiigt hat, durch welche die Beziehung auf das Heil und das Gericht bei der Parusie angezeigt wird (13, 39—43 u. 49 f; 25, 21. 23. 30; vgl. zu Log. § 44; 26b.). Der vierte Evangelist hat also nur die in seiner Zeit tibliche, den Anschauungen seiner christ- lichen Zeitgenossen entsprechende Art der Interpretation evan- gelischer Quellenchriften angewandt. ‘Wir kinnen jedoch aus dem genannten Zwecke allein die Arbeit des vierten Evangelisten nicht vollstiindig erklairen. Kine Reihe grésserer geschichtlicher Ausfiihrungen und kleinerer Zu- siitze steht zu dem Zwecke der Verstindlichmachung des In- haltes der johanneischen Quelle in keiner deutlichen Beziehung. Am Schlusse seines Werkes bemerkt des Hvangelist, er habe von den vielen Wundern Jesu die im Vorangehenden dar- gestellten aufgezeichnet, damit die Leser glaubten, Jesus sei der Messias, der Sohn Gottes, und damit sie durch den Glauben Leben hitten in seinem Namen (20, 30 f.). Der hier angegebene Zweck, den Glauben an die Messianitét Jesu zu begriinden, ist fiir den Evangelisten gewiss der leitende und letzte gewesen, welchem seine Absicht auf erlaéuternde Wiedergabe der johannei- schen Quelle untergeordnet war. In dieser Quellenschrift allein fand er die Begriindung des Glaubens an, die Messianitiit Jesu 330 nicht in der Art und Weise und in der Vollstindigkeit gegeben, wie es ihm wiinschenswerth erschien; deshalb fiigte er der Re- production der Quellenschrift die Erzahlung solcher Thatsachen hinzu, welche ihm fiir die Begriindung dieses Glaubens vorzugs- weise entscheidend erschienen. Unter diesem Gesichtspunkte hat er zuerst seine Darstellung des Zeugnisses des Taufers tiber die Messianitiit Jesu. gegeben: der Taufer ist zu dem Zwecke von Gott gesandt, um den Messias zu bezeugen; Gott selbst hat durch ein wunderbares, vorher angegebenes Zeichen die Person des Messias dem Taufer kenntlich gemacht; der Taufer hat dann seinerseits durch unzweideutige Aussagen Jesum als den ihm von Gott kund gemachten Messias bezeugt. Unter demselben Gesichtspunkte hat er ferner tiber einzelne wunderbare Proben des iibernatiirliichen Wissens und der tibernatiirlichen Macht Jesu berichtet, mit dem besonderen Hinweise darauf, wie diese Erweisungen Jesu bei den urspriinglichen Zeugen unmittelbar den Glauben an seine Messianitaét hervorgerufen haben. Unter diesem Gesichtspunkte hat er endlich die Gedanken und Ver- handlungen der Gegner Jesu charakterisirt: nicht etwa, weil diese Gegner keinen geniigenden Eindruck von den Wunder- thaten Jesu gehabt hiatten, sind sie ungliubig geblieben, sondern trotzdem ihnen diese Wunderthaten mit unausweichbarer Deut- lichkeit zum Bewusstsein gebracht waren, haben sie Jesum zu vernichten gesucht, um den Verlegenheiten zu entgehen, in die sie gerade durch diese auch von ihnen als wirklich anerkannten Wunder gebracht wurden (7, 31 f 45 ff.; 9, 8—34; 11, 46—48; 12, 19. 37—48). © Bei der Ausfiihrung seines Hauptzweckes, den Glauben an die Messianitit Jesu zu begriinden, scheint der vierte Evangelist aber noch besonders durch eine doppelte gegensitzliche Riick- sichtnahme auf fremde Anschauungen und Einwendungen be- stimmt gewesen zu sein. Zuerst muss wegen der eigenthiimlichen Art, in welcher er vom Tiufer redet, die schon oft aufgestellte Annahme fiir sehr wahrscheinlich gelten, dass er speciell auf solche Jiinger des Tiiufers, wie sie nach dem Berichte der Apostelgeschichte gerade in Ephesus vorhanden waren (18, 25; 19,1 ff), Riick- sicht genommen hat, um fiir sie darzulegen, die rechte Be- Wendt, die Lehre Jesu. 1. Theil. 29 338 achtung und Befolgung der Lehre des Taufers bestehe darin, dass man aufhére, in ihm einen Propheten. von messianischer Bedeutung zu sehen, und vielmehr an Jesum als den Messias ° glaube. Nicht daraus allen, dass der Evangelist tiberhaupt aus- fiihrlich auf das Zeugniss des Tiufers tiber die Messianitaét Jesu hinweist, ist diese gegensitzliche Beziehung auf Johannesjiinger zu erschliessen, sondern besonders daraus, dass er mit so grosser Geflissentlichkeit hervorhebt, dem Taufer komme abgesehen von der Bedeutung, der Zeuge fiir die Messianitit Jesu zu sein, gar- keine weitere, selbstiindige Bedeutung zu. Hatte der Evangelist ohne Riicksichtnahme auf Johannesjiinger nur darstellen wollen, wie die Messianitéit Jesu durch das Zeugniss des Taufers in wichtiger Weise beglaubigt werde, so hitte es im Interesse seiner Darstellung gelegen, die prophetische Bedeutung. des Taufers positiv, und zwar moglichst hoch zu bezeichnen; dass er sich dagegen immer interessirt zeigt, auch negativ hervorzuheben, welche Bedeutung der Téufer nicht habe, erklart sich nur dar- aus, dass er einer bestimmten Ueberschiitzung der Bedeutung des Tiufers entgegenwirken wollte. So bezeichnet er gleich in der ersten Einschaltung im Prologe 1, 6—8 die Bedeutung des Tiiufers positiv und negativ: ,es trat ein Mensch auf, gesandt von Gott, sein Name war Johannes; der kam zum Zeugnisse, um zu zeugen tiber das Licht, damit Alle durch ihn glaubig wiirden; nicht war jener das Licht, sondern -er sollte zeugen tiber das Licht.“ Ebenso schildert er weiter, wie der Taufer der jerusalemitischen Gesandtschaft gegentiber nicht nur das Pridicat des Messias, sondern auch das des Elias und des Propheten ab- gelehnt habe (1, 19 ff), und wie er spater, nach dem Auttreten Jesu, die Berechtigung und Nothwendigkeit der Thatsache an- erkannt habe, dass er selbst jetzt seme Jiinger verliere und mit seiner Wirksamkeit verschwinde, weil er als aus der Erde stammend auch nur eine Verkiindigung irdischer Art geben kénne, im Unterschiede vom Messias, der aus dem Himmel stamme, und demgemiiss die himmlischen Dinge bezeuge (3, 28—32). Sehr charakteristisch ist auch die Bezugnahme auf den Tiiufer am Schlusse von Cap. 10, wo erzihlt wird, dass als Jesus an dem Ort verweilte, wo friiher Johannes getauft hatte, Viele zu ihm gekommen seien und gesagt hitten: ,Jobhannes zwar 339 that kein Wunder, aber alles, was Johannes tiber diesen sagte, war wahr“ (VY. 40 f.). Dass Johannes kein Wunder gethan hat, wird hier offenbar nicht hervorgehoben, um den Gedanken aus- zudriicken, dass eigentlich die Aussage des Tiiufers keinen Glauben verdient habe, weil sie nicht von Wundern begleitet war, sondern nur, um neben der Aussage, welche eine Anerken- nung der prophetischen Qualitét des Taufers ausdriickt, auch die Schranke seiner Bedeutung im Vergleiche mit Jesus zu betonen. Dadurch, dass der Evangelist die Partikel uéy an ‘Ioaryg und nicht an oyuetoy anschliesst, deutet er an, dass er eigentlich in doppelter Beziehung die Stellung des Tiufers zu Jesus be- zeichnen will: in der einen Beziehung, dass der Tiiufer keine Wunder gethan hat, wiihrend Jesus Wunder gethan hat, und in der anderen Beziehung, dass der Tiiufer hohe Aussagen iiber Jesus gemacht hat, welche in dem Auftreten Jesu sich als wahr erwiesen haben. Zweitens aber scheint der vierte Evangelist sein Absehen besonders darauf gerichtet zu haben, den Einwendungen zu begegnen, welche von der Thatsache aus, dass Jesus von einem seiner Jiinger verrathen und von seinen Feinden tiberwiiltigt worden ist, gegen den Glauben an seine Messianitaét erhoben werden konnten. Wenn doch, wie der Evangelist annahm, messianische, géttliche Herrlichkeit sich wesentlich in Allwissen- heit und Allmacht bewiihren muss, steht es dann nicht zur Messianitiit Jesu in entscheidendem Widerspruche, dass Jesus den Menschen, der ihn spiiter verrathen hat, selbst in seinen vertrauten Jiingerkreis aufgenommen hat, und ebenso, dass die Feinde Jesu iiberhaupt Macht tiber ihn gewinnen konnten? Diesen doppelten Widerspruch hat der Evangelist durch eine Reihe kleiner Bemerkungen in seinem Berichte zu entfernen ge- sucht. Er hebt einerseits wiederholt hervor, dass Jesus sich hinsichtlich des Verriithers in seinem Jiingerkreise keineswegs getiiuscht habe, sondern denselben von vornherein klar durch- schaut habe: 6, 64b u. 70 f£.; 13, 11 u. 18 f, und er schildert, wie Jesus beim letzten Mahle nicht nur bestimmt den tibrigen Jiigern den Judas als den Verrather kenntlich gemacht habe (13, 21—26), sondern auch seinerseits durch seine Darreichung des Bissens an Judas und durch sein Aufforderungswort an ihn 22* 340 das Signal zur Ausfiihrung des Verrathes gegeben habe (VY. 27), also durchaus nicht irgendwie durch den Verrath itiberrascht worden sei. In ganz analoger Weise betont der Evangelist, dass sich Jesus hinsichtlich der Jerusalemiten, bei denen er getédtet wurde, nicht getiiuscht habe: er habe gleich anfangs, als viele Jerusalemiten an ihn gliubig wurden, denselben doch seinerseits kein Vertrauen geschenkt, weil er gewusst habe, was im Men- schen war (2, 23—25), und er habe die Verlegung des Schau- platzes seiner Wirksamkeit von Judiéa nach Galiléa schon da- mals, als er doch bisher nur Anerkennung in Jerusalem und Judiia gefunden hatte, durch den Ausspruch motivirt, dass ein Prophet in seiner Heimath (also er selbst, Jesus, in seinem Ge- burtslande Judiia) keine Ehre finde (4, 44 f.). Andererseits hebt der Evangelist durch wiederholte Zusiatze hervor, dass Jesus keineswegs der grésseren Macht seiner Gegner unterlegen sei, dass vielmehr die mérderischen Absichten seiner Feinde absolut wirkungslos gewesen seien, solange der Zeitpunkt, den er selbst sich fiir das Leiden bestimmt hatte, noch nicht eingetreten war (7, 30. 44; 8, 20b; 10, 39), und dass endlich, als dieser Zeit- punkt gekommen war, sich die ausgesandten Hascher doch voll- stiindig ohnmiichtig ihm gegeniiber erwiesen hitten, bis er sich ganz freiwillig in ihre Macht gegeben habe (18, 4—8). So sind also die Widerspriiche, welche gegen die Allwissenheit ‘und All- macht und eben dadurch gegen die Messianitét Jesu erhoben werden zu kénnen schienen, als hinfillig dargestellt. Jesus ist nicht unvermutheten Plinen und tiberlegener Gewalt seiner Feinde widerwillig erlegen, sondern er hat in véllig freier Selbst- bestimmung das nach géttlichem Rathschlusse fiir sein Erlosungs- werk nothwendige Leiden (18, 11; vgl. 11, 50—52) auf sich ge- nommen. Wenn wir so aus dem Inhalte des vierten Evangeliums auf die Zwecke zuriickschliessen, welche der Evangelist bei seiner Bearbeitung der johanneischen Quelle im Auge gehabt hat, so miissen wir es doch dahingestellt sein lassen, wieweit der Evan- gelist in der Aufstellung dieser Zwecke und in der Art ihrer Ausfiihrung original gewesen ist. Hs ist wohl médglich, dass schon vor Abfassung unseres Evangeliums die johanneische Quelle im Jiinger- und Gemeindekreise des Johannes Gegenstand 341 miindlicher Interpretationen gewesen war, und es ist nicht zu bezweifeln, dass die Fragen, wie sich der Taufer zu Jesus ver- halten habe und wie andererseits der Verrath Jesu durch einen der Zwolfe und seine Ueberwiiltigung durch die Gegner sich mit seiner Allwissenheit und Allmacht reimen liessen, viel verhan- delte Probleme in den christlichen Kreisen Kleinasiens waren. In mannigtacher Weise kann also unserem Evangelisten schon vor- gearbeitet gewesen sein und in vielen Parthieen, durch welche er seine Hauptquelle zu erléutern und zu bereichern gesucht hat, hat er vielleicht nur schriftlich fixirt, was vorher schon als giiltiger Zusatz zur Quelle anerkannt war. Aber verhalte es sich hiermit, wie es wolle: in jedem Falle, auch wenn wir un- seren Kvangelisten als den Ersten und Einzigen betrachten, welcher sich mit der Bearbeitung jener Quelle befasst hat, miissen wir anerkennen, dass er bei dieser Bearbeitung doch nur der Vertreter solcher Interessen und Anschauungen gewesen ist, wie sie in der Christenheit seiner Zeit herrschend waren. Dafiir sind unser erstes und drittes Evangelium in ihrem Ver- haltnisse zum Marcusevangelium und zu den Logia die entschei- denden Beweise. Davon also, dass der vierte Evangelist eine bewusste Erdichtung und Falschung der Geschichte vorgenommen hatte, kann keine Rede sein. Was uns Gegenwiirtigen als freier Zusatz und willkiirliche Verainderung erscheint, ist dem Evan- gelisten und seinen Zeitgenossen nur als nothwendige und eben deshalb richtige Erginzung und Erklirung erschienen. Dass die im vierten Evangelium gegebene Bearbeitung der johanneischen Quelle schnell die Quellenschrift selbst aus dem Gebrauche und Gediichtnisse verdriingt hat, ist nicht wunder- barer, als dass die Logia des Apostels Matthaéus verloren ge- gangen sind, nachdem sie in unserem ersten und dritten Evan- gelium bearbeitet waren. Man hatte eben nicht das Bewusst- sein die apostolische Schrift zu Gunsten einer nichtapostolischen preiszugeben, sondern nur die Gewissheit, die apostolische Schrift in einer solchen Gestalt zu bewahren, welche ihre Bedeutung zur vollen Geltung kommen liess und ihrem praktischen Ge- brauche forderlich war. Auch der Verfasser des Anhangscapitels zum vierten Evangelium hat, wenn ihm die Thatsache, dass dieses Evangelium nicht direct das johanneische Original, son- 342 dern eine Bearbeitung desselben durch eime fremde Hand war, bekannt war, doch gewiss nicht in tiuschender Absicht den Apostel Johannes als denjenigen bezeichnet, der ,,dieses* bezeugt und geschrieben hat (21, 24); denn das Evangelium schloss die johanneische Schrift in sich ein. Wir jetzt haben die Pflicht, die Verschiedenheit des Evangeliums von der apostolischen Schrift hervorzuheben und dann, wenn es gilt, ein médglichst treues geschichtliches Bild von der Wirksamkeit und Lehre Jesu zu gewinnen, nur auf die apostolische Quelle, soweit sie uns er- kennbar ist, und nicht auf die Zusitze des Evangelisten zuriick- zugreifen. Wenn wir aber dem LEvangelisten wohl ziirnen mochten, dass er der johanneischen Schrift eine Bearbeitung gegeben hat, welche wir nicht als eine eigentlich adaquate anerkennen kénnen, so miissen wir andererseits auch bedenken, dass ohne diese Bearbeitung die apostolische Schrift vielleicht iiberhaupt keine weitere Verbreitung hatte finden kénnen, weil ihr der gehorige Erzihlungsstoff und die populadre Art gefehlt hatten, um neben den tibrigen evangelischen Schriften zur Be- lehrung der Gemeinden tiber das Leben des Herrn geeignet zu erscheinen. Und deshalb miissen es wir unserem Evangelisten wohl vielmehr danken, dass er durch seine Bearbeitung die Be- wahrung der johanneischen Quelle sicher gestellt hat und dass er bei dieser Bearbeitung trotz aller Freiheit doch auch eine so grosse Pietiit gegentiber dem Inhalte der Quelle beobachtet hat, dass es uns jetzt noch ganz wohl moglich ist, mit annahernder Sicherheit die Bestandtheile der Quelle aus dem Evangelium wieder auszuscheiden. Anhang. Die ausserhalb der Evangelien tiberlieferten Ausspriiche Jesu. Nur sehr wenige Ausspriiche Jesu sind uns ausserhalb der Evangelien so iiberliefert, dass wir sie als authentisch hinzu- nehmen berechtigt sind. Es sind zuerst einige von Paulus bezeugte Worte Jesu. Er fiihrt 1 Cor. 7, 10 f. das Gebot des Herrn an, welches er von seiner eigenen christlichen Beurtheilung ausdriicklich unter- scheidet: yuvaize azo avdgog wy yoqurdiva nai cvdon yovaixa uy ageévae). Eine Aussage Jesu des gleichen Sinnes ist uns sowohl durch die Matthauslogia (§ 2d. Mt. 5, 32. Le. 16, 18), als auch durch das Marcusevangelium (10, 5 ff.) tiberliefert. Ferner sagt Paulus 1 Cor. 9,14: 0 xveuog dvéraéev toicg +06 evayyéhioy xaveyyéhdovow &% tov etayyehiov Shy. Eine solche Aeusserung Jesu ist uns in der Aussendungsrede Jesu an seine Jiinger, wie sie in den Matthauslogia aufgezeichnet ist, aufbe- wahrt worden (§ 7c. Mt. 10, 10b. Le. 10, 7). Sodann berichtet Paulus 1 Cor. 11, 23—25 iiber die Einsetzung des Abendmahles durch Jesus mit Anfiihrung seiner stiftenden Worte. Derselbe Vorgang ist uns durch Marcus (14, 22 ff) tiberliefert. Ich darf wohl die beiden parallelen Berichte zum Vergleiche hier neben einander stellen. 1) Die Worte V. lla: éey dé zai yworody, uevétw eyauos 7 TH avd ol zutcdiayyto sind als parenthetische Zwischenbemerkung des Apostels aufzufassen. 344 Me. 14, 22—24. 1 Cor. 11, 23—25. - \ / > ~ \ Cc / > ~ ~ ‘ Kai éodiorvtoy avvoy hasov O zvetog Iqoove év vy vuect w d4 , oy ras ze waKY Si Soy ” agtov evhoyyoag exhacey xai 4 magedidero ehaev agro BAN > ~ \ s ,/ \ 2 , I 4 ; EOWHEY QVTOIG xe Elmtev’ ha- xa EvyaoLotnoas exhacEY xO - ~ , \ ~ / x ~ / , ‘ BETE, TOVTO EOTLY TO OMG LOL. EizvEV* LOLTO Mov eoTLY TO \ , > ~ \ (c c ~ ~ nat hefwr scoryeroy evyagt- omWua tO v7EQ LUV" ODEO , ByAN > ~ »” ~ \ a \ a) , OUNOKS EOWZEY CHLTOLS “LAL ELOY —-7LOLELTE Ebg THY EU avamryow. ie > ~ , \ =z c , \ \ , \ é& avvov sarees. “OL El7cEV WOAVTME ZAI TO LOT T/OQLOY WEL 5) ~ ~ 2 > \ ae \ ‘ ~ n ~ \ avtolg’ tovto zotLy tO aia 0 OéelzvyCa héywr* COLO TO ~ . / \ , / , c \ y / ov Tyg Oladynng vo éxyvvo- zcotjoioy y vary OLadyey c \ ~ \ ye! ~ ~ 1 ~ mevov vz7zeo 70hhov. EOTLY EV TH) EM) CLULCEEL* TOLTO WOLELTE, OOGIG eay ziVYTE, eig vy euny CCL OL. Neben den unbedeutenderen Abweichungen, dass Mc. nur das Blut als das zu Gunsten Vieler vergossene bezeichnet, wihrend Paulus schon bei dem Leibe den analogen Zusatz macht, und dass die Bezeichnung des Kelches als Bundesopferblutes in ver- schiedener Form gegeben wird, liegt die wichtigere Verschieden- heit vor, dass an Stelle der Aufforderung zum gegenwirtigen Geniessen, durch welche Me. die Beurtheilung der eigenthiim- lichen Bedeutung der dargebotenen Speisen eingeleitet sein lisst, Paulus eine doppelte Aufforderung zur spiiteren Wiederholung dieses Mahles als Erinnerungsmahles jenen die Bedeutung der Speisen erklaérenden Worte folgen lasst. Im Zusammenhange der paulinischen Erérterung liegt auf dieser Aufforderung Jesu ein besonderer Ton, weil es dem Apostel darauf ankommt, die Bedeutung der wiederholten Abendmahlsfeier darzulegen. Des- halb wird man annehmen diirfen, dass Paulus von der Authentie dieser Aufforderung Jesu vollig tiberzeugt war. Hier ist also der Bericht des Paulus als bedeutsame Erginzung des Marcus- berichtes zu betrachten. Es ist interessant, dass fiir alle diese von Paulus im ersten Corintherbriefe angefiihrten Aeusserungen Jesu uns Parallelen in den evangelischen Berichten tiberliefert sind. Wir haben durchaus keinen Anlass, hier ein schriftstellerisches Abhingig- keitsverhiltniss der evangelischen Berichte von Paulus oder, umgekehrt anzunehmen; wir brauchen aber auch nicht zu ver- muthen, dass eine einheitliche, bestimmt formulirte, miindliche 345 Ueberlieferung der Urapostel die gemeinsame Quelle fiir Paulus und die evangelischen Berichte gewesen sei; sondern wir diirfen einfach sagen, dass solche charakteristische Ausspriiche Jesu von verschiedenen Seiten selbstaéndig aufbewahrt und aufgezeichnet werden konnten. Das Zusammentreffen des Paulus mit dem Marcusevangelium und den Matthiuslogia steht in Analogie zu dem Zusammentreffen dieser beiden evangelischen Quellenschriften mit einander oder mit der johanneischen Quelle in der Bezeu- gung einzelner bedeutsamer Worte Jesu, und bestiitigt uns die Richtigkeit unserer friiheren Beurtheilung, dass wir jene Er- scheinungen innerhalb der evangelischen Berichte nicht aus einem literarischen Abhingigkeitsverhaltnisse zu erkliiren brauchen. Ich halte es fitr sicher, dass Paulus an der Stelle 1 Thess. 4, 15, wo er éy Ady xvotov sagt, dass die bis zur Parusie des Herrn auf Erden tibrig gelassenen Lebenden den entschlafenen Christen nicht vorankommen wiirden, ebenfalls auf die geschichtliche Lehrmittheilung Jesu Bezug nimmt. Das zeitliche Nichtzuriick- bleiben der Entschlafenen bei der Parusie kommt fiir Paulus offenbar in Betracht als fiussere Darstellung dessen, dass fiir diese Entschlafenen der irdische Tod schlechterdings keine Beein- trachtigung ihres himmlischen Heilsgewinnes bedingt. Dieser gleiche Gedanke kommt auch zum Ausdrucke in dem von allen drei evangelischen Hauptquellen uns bezeugten Ausspruche Jesu, dass wer seine wWoyy zu retten suche, sie verlieren werde und wer sie verliere, sie retten werde (Mc. 8, 35; Log. § 17b. Mt. 10, 39. Le. 17, 33; Joh. 12, 25): der irdische Tod soll von den Jiingern Jesu nicht als eigentlicher Lebensverlust, sondern vielmehr als Mittel zum Gewinne des wahren, heilvollen Lebens beurtheilt werden. Ich meine nun zwar nicht, dass Paulus an unserer Stelle des Thessalonicherbriefes eben diesen bestimmten Ausspruch Jesu, sondern vielmehr, dass er die diesem Ausspruche zu Grunde liegende Anschauung Jesu, welche derselbe in ver- schiedenster Form zum Ausdrucke gebracht haben wird (vel. Joh. 11, 25 f), im Sinne gehabt hat. Die einleitende Formel: rovro vuly heyousy ev hoyw xevetov scheint mir zu dieser Auf- fassung am Besten zu stimmen. In der Apostelgeschichte (20, 35) wird uns mitgetheilt, dass Paulus am Schlusse der in Milet vor den ephesinischen Pres- 546 bytern gehaltenen Abschiedsrede seine Ermahnung, sich arbeitend der Schwachen anzunehmen, begriindet habe durch Erinnerung an das Wort Jesu: waxagioy gor uchdov didoven 7 Aousavery. Wenn man annimmt, dass diese Rede des Paulus in Milet mit zu dem sogenannten Wirberichte gehért, welchen der Verfasser der . 1799536. o. Seo: stg Dou: . 180. ot ce 177 f. 101 f. 194. iki ve 68. 101 i cS. ate 101. 103. 348 Seitenzahl. 53 ha) 57 325 f. 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