key: cord-1038271-9yzbgu1d authors: Daube, Dominik; Ruhrmann, Georg title: Einführung zur Qualität von Medizinjournalismus und erste Einschätzungen zur COVID-19-Berichterstattung date: 2020-11-30 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-020-03249-x sha: 98dfd200a7b05d6a72d273eb1b07bbf4ee33f88b doc_id: 1038271 cord_uid: 9yzbgu1d The media landscape is subject to constant change; innovative media technologies increasingly influence the world we live in. While digital media are increasingly being consumed by all age groups and laypersons frequently obtain information on health and medical topics on the Internet, the question of the quality of (journalistic) content on the Web arises. The roles of journalists are changing and scientists are experiencing new opportunities and challenges in the digital distribution of research results. Which qualitative requirements have to be met by these contents and which potentials and opportunities, but also risks, do online disseminated and received information entail? This article describes the topics of medical and health communication and the processes of journalistic reporting. Subsequently, we discuss the criterion of “evidence,” which is already established in medicine, as a possible approach to the evaluation of health-relevant and medical information. Finally, we discuss the corona pandemic in the context of growing media populism. Die zunehmende Etablierung innovativer Medientechnologien vor allem in den letzten Jahrzehnten hat zu erweiterten (kommunikativen) Potenzialen von (Massen-)Medien geführt [1] . Aus historischer Sicht gibt es schon seit Langem immer wieder wichtige Innovationen im Medienbereich. Sie reichen -um nur einige zu nennen -vom informierenden Charakter der Zeitung und ihrer Nachrichtengebung im 18. Jahrhundert [2] über die Telegrafie bis zur kommerzialisierten TV-Unterhaltung [3] . Doch die aktuellen Entwicklungen der individualisierten und partizipativen Kultur im Social Web lassen sich als ein neuer Meilenstein begreifen [4] . Der Konsum von digitalen Medieninhalten steigt rasant an, über 50 Mio. Menschen nutzen in Deutschland täglich das Internet, 41 % der Bürgerinnen und Bürger greifen auf mediale Internetangebote wie Video-on-Demand-Plattformen, klassische Mediatheken oder digitale Ausgaben von Zeitungen zu [5] . Sehr häufig suchen und rezipieren die Nutzerinnen und Nutzer dabei medizinische Informationen [6, 7] . Somit ist das Internet mit den online jederzeit und überall verfügbaren Informationsquellen zu einem der wichtigsten Kanäle bei der Informationsbeschaffung geworden [8] . Glaubwürdigkeit, Korrektheit und Präzision von medial präsentierten Inhalten können dabei stark variieren, Informationen können frei und potenziell von jeder Person mit einem Internetzugang geteilt und konsumiert werden. Dies birgt neben dem großartigen Potenzial des freien Zugangs zu medizinischem Wissen und Nachrichten auch das Risiko, insbesondere bei hohem Medienkonsum [9] fehlerbehaftete Inhalte (z. B. Fake News, Furcht und Verschwörungstheorien) zu internalisieren und weiter zu verbreiten [10, 11] . Ein Mindestmaß an Medienkompetenz, besser noch ein Grundverständnis wissenschaftlicher Arbeitsweisen und Gütekriterien, sind Voraussetzung für eine effiziente Informationsrezeption. Dieser Beitrag hat das Ziel, überblicksartig die Probleme aufzuzeigen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, mit Schwerpunkt auf die Berichterstattung zu gesundheitlichen und medizinischen Themen. Gefragt wird, welche Qualitätskriterien von der journalistischen Berichterstattung erfüllt werden (sollen) und wie sie zu bewerten sind. Ist die Evidenz der mitgeteilten medizinischen Aussagen dabei als ein potenzieller Lösungsansatz zu sehen? Das aktuelle Beispiel der COVID-19-Berichterstattung im Kontext von Medienpopulismus verdeutlicht, wie drängend und auch schwierig die Frage nach der Qualität geworden ist. Die akademische bzw. hier relevante kommunikationswissenschaftliche Erforschung neuer medialer medizinischer Informationsangebote ist wesentlich Gegenstand der Gesundheitskommuni-kation. Dieses inter-und auch transdisziplinäre Forschungs-und Lehrgebiet [12] beginnt sich -ausgehend von den USA und dem Vereinigten Königreich -auch im deutschsprachigen Raum als zunehmend eigenständige Disziplin an den Hochschulen zu etablieren [13] . Auch abseits von Ausnahmesituationen wie der aktuellen Pandemie hat die Gesundheitskommunikation sich medizinischen und gesundheitsbezogenen Themen angenommen, wie etwa Debatten über Impfungen/Impfpflicht, Organspende, Lebensmittelsicherheit oder andere spezifische Krankheiten. Die Wahrnehmung dieser Themen und der Verlauf der Debatten werden häufig durch eine intensivierte journalistische Berichterstattung und die parallel laufende Kommunikation im Social Web maßgeblich beeinflusst [14] . Die Rollen der Akteurinnen und Akteure in der sich digitalisierenden Medizinberichterstattung verändern sich, indem sie sich neuen bzw. veränderten ökonomischen, politischen, rechtlichen und auch soziokulturellen Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems anpassen und sich vor allem auch mit den wissenschaftlich-technischen Fortschritten der modernen molekularen Medizin auseinandersetzen [15] . Die Digitalisierung ist zunächst durch den barrierearmen Zugang zu zahlreichen Onlineangeboten gekennzeichnet. Immer mehr Zeitungen bieten ihre Inhal-Abb. 1 9 Kommunikation und journalistische Verarbeitung im Konzept des Standings, der Positionierung und des Framings in Anlehnung an Gerhards und Schäfer (2011; [19]) te zusätzlich online an, dieses Angebot ist zu einem Großteil kostenfrei zugänglich: So hat sich die Zahl der Onlineangebote seit 1999 um mehr als das Vierfache auf 698 Angebote in Deutschland gesteigert, nahezu die Hälfte aller Zeitungsleserinnen und -leser nutzt sowohl das Printals auch das Onlineangebot parallel [16] . Außerdem bieten die neuen, crossmedialen Strategien der klassischen Medien ein hohes Maß an Interaktionspotenzial über Social-Media-Kanäle sowie die Möglichkeit des direkten Feedbacks über Kommentarfunktionen in den Onlineangeboten von Zeitungen und Fernsehsendern. Für die Rezipierenden ist es schwierig, die sehr zahlreichen und diversen Infor-mationsangebote qualitativ zu bewerten und zu selektieren. Es ist bisher noch unklar, wie genau diese Bewertungsprozesse ablaufen. Studien weisen darauf hin, dass bislang häufig Inhalte rezipiert werden, die eigeninitiativ gar nicht gesucht werden würden [17] . Bei medizinischen Fragen sind Ärztinnen und Ärzte auch im digitalen Zeitalter noch die präferierte Informationsquelle. Aber auch die klassischen Massenmedien sind weiterhin relevant [18] Journalismus · Digitalisierung · Expertenkommunikation · Framing · Evidenz The media landscape is subject to constant change; innovative media technologies increasingly influence the world we live in. While digital media are increasingly being consumed by all age groups and laypersons frequently obtain information on health and medical topics on the Internet, the question of the quality of (journalistic) content on the Web arises. The roles of journalists are changing and scientists are experiencing new opportunities and challenges in the digital distribution of research results. Which qualitative requirements have to be met by these contents and which potentials and opportunities, but also risks, do online disseminated and received information entail? This article describes the topics of medical and health communication and the processes of journalistic reporting. Subsequently, we discuss the criterion of "evidence, " which is already established in medicine, as a possible approach to the evaluation of health-relevant and medical information. Finally, we discuss the corona pandemic in the context of growing media populism. Journalism · Digitization · Expert communication · Framing · Evidence "To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation for the item described" [20] . Entmans Ausführung folgend können (medizinische) Themen in den Medien unterschiedlich dargestellt werden, indem sie in bekannten und routinemäßig verwendeten Deutungsmustern rekonstruiert werden (Medienframes). Die Art und Weise der Darstellung wirkt sich auf die Informationsverarbeitung des Rezipierenden aus, es werden bestimmte Schemata (z. B. Meinungen) ausgebildet (Rezipientenframes). Das Medienframing kann u. a. in Äquivalenz-und Betonungsframing unterteilt werden [21] . Äquivalenzframing meint die unterschiedliche Rahmung eines identischen Inhalts (Glas halb voll vs. Glas halb leer), beide Rahmungen sind gleich informativ. In der Gesundheitskommunikation wird in diesem Kontext vor allem das Gewinn-und Verlustframing untersucht: Es fokussiert auf die Vor-oder Nachteile einer bestimmten Handlung oder eines Objekts ( [22, 23] ; . Abb. 2), beispielsweise eines Medikaments oder einer Therapie. Beim Betonungsframing wählen die Verfasserinnen und Verfasser die Information inhaltlich vorab aus und nennen gezielt bestimmte Fakten, andere Daten werden bewusst ausgespart [20, 21] . Dieses Framing ermöglicht also eine strategische Kommunikation, die den öffentlichen Diskurs gezielt beeinflussen kann [24] . So wird beispielsweise während der aktuellen COVID-19-Pandemie die Verantwortlichkeit bestimmter (privater wie öffentlicher) Akteurinnen und Akteure für den Ausbruch der Pandemie oder deren Eindämmung medial unterschiedlich aufbereitet. Im Journalismus werden dabei auch nichtmedizinische bzw. allgemein unwissenschaftliche Deutungen und Interpretationen zugelassen [19, 25] . Außerdem lassen sich unterschiedliche Akteurinnen und Akteure (und deren Handlungen) sowohl als Verantwortliche für das Entstehen eines Missstandes einerseits oder für die Lösung eines bestimmten Problems andererseits ausmachen. Diese Verantwortungszuschreibung lässt sich mit "Responsibility-Frames" analysieren. Diese lassen sich aufgrund ihrer gezielten Nennung (oder Aussparung) von verantwortlichen Akteurinnen und Akteuren als eine Form des Betonungsframings kategorisieren (. Abb. 2). Der Ansatz des Responsibility-Framings hat seinen Ursprung in der Unterscheidung von thematischen und episodischen Frames von Iyengar [26] . Thematische Frames betonen abstrakt gesellschaftliche Entwicklungen mittels aufbereiteter Werte (z. B. Darstellung über Diagramme) oder indem Inhalte in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext (z. B. historisch) eingeordnet werden und begünstigen damit eine Verantwortungszuschreibung auf gesellschaftlicher Ebene, z. B. durch die Nennung statistisch aufbereiteter Kennzahlen wie der Inzidenz oder Prävalenz einer Erkrankung in der Gesellschaft. Episodische Frames sind gekennzeichnet durch individuelle Erlebnisse und Erfahrungsbe-richte einzelner Betroffener und führen zu einer tendenziellen Verantwortungszuschreibung auf individueller Ebene, wenn beispielsweise ein Erkrankter als Einzelfall in einem Beitrag porträtiert wird, nimmt der Lesende eher das individuelle Schicksal wahr und bedenkt ein mögliches strukturelles (gesamtgesellschaftliches) Problem dahinter weniger oder gar nicht. Ferner unterscheidet Iyengar zwischen "Ursache" und "Lösung", die letztlich von Semetko und Valkenburg im Jahr 2000 als "Responsibility Framing" identifiziert wurden: "This frame presents an issue or problem in such a way as to attribute responsibility for its cause or solution to either the government or to an individual or group" [27] . An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass Framing sowohl intendiert stattfinden kann -Journalistinnen und Journalisten einen Beitrag also gezielt aufbereiten -oder sie ihn nicht gezielt rahmen. Letzteres tun sie, wenn sie gesundheitsrelevante und medizinische Inhalte kommunizieren und beispielweise mit Fallbeispielen aufbereiten. [32] . Für den Gesundheits-und Medizinjournalismus gibt es im Pressekodex sogar eine eigenständige Ziffer (Ziffer 14), welche vor fälschlicherweise Furcht oder Hoffnung schürenden Sensationsdarstellungen warnt und eine explizite Kennzeichnung von ungesicherten Forschungsergebnissen fordert [32] . Geht eine schriftliche Beschwerde gegen einen publizierten Artikel -online wie Print -beim Presserat ein, wird diese dort geprüft. Stellt er Verstöße gegen diesen Kodex fest, so können diese mit mehreren Maßnahmen geahndet werden: von einer öffentlichen Rüge, welche im betroffenen Medium abgedruckt werden muss, über die nichtöffentliche Rüge bis zur Missbilligung oder dem Hinweis [33] . Aus Platzgründen wird an dieser Stelle das Verfahren nicht detailliert behandelt. Diese Richtlinien gelten gleichermaßen für Print-wie Onlinepublikationen, finden jedoch bei frei publizierten Inhalten ohne die zwischengeschaltete journalistische Instanz wenig bis keine Berücksichtigung mehr. An dieser Stelle soll trotzdem eine weitere Kontrolleinrichtung erwähnt werden, welche sich -vergleichbar mit dem Deutschen Presserat -der Kontrolle der Einhaltung ethischer Grundsätze und der Ahndung von öffentlichem kommunikativen Fehlverhalten verschrieben hat: der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR e. V.; [34] Während die Evidenzbasierung in der Medizin bereits eine lange Tradition hat und dort mittlerweile ein fester Bestandteil ist, bewegt sich nun auch die Gesundheitskommunikation in diese Richtung, konkret in die Richtung der evidenzbasierten Gesundheitsinformation [36] . Diese befasst sich primär mit der Aufbereitung und den Inhalten von Gesundheitsinformationen für Patientinnen und Patienten, lässt sich aber durchaus auch auf die inhaltliche und formale Aufbereitung journalistischer Texte anwenden. Hierzu zählt inhaltlich beispielsweise die Darstellung von Metastudien und Reviews, welche die höchste Qualität im Sinne der Evidenzpyramide aufweisen [37] . Formal wären beispielsweise die Darstellung von Zahlen oder die grafische Aufbereitung von Informationen zu nennen. In einer qualitativ hochwertigen journalistischen Berichterstattung ist es darüber hinaus relevant, auf die aktuellen Forschungserkenntnisse und dabei explizit auch auf die wissenschaftlich noch ungesicherten Befunde und Forschungslücken einzugehen. Mit anderen Worten: Die in der Wissenschaft normale konfligierende Evidenz, gegebenenfalls aber auch unterschiedliche wissenschaftliche Standpunkte sind zu repräsentieren [38, 39] . So wird auch eine möglichst komplexe und wirklichkeitsnahe mediale Darstellung ermöglicht [40] . Bisher werden Beiträge im Gesundheitsjournalismus nur selten mit wissenschaftlicher Evidenz belegt. Außerdem werden Inhalte, die mit wissenschaftlichen Belegen untermauert werden, noch immer häufig und traditionell als wissenschaftlich gesichert deklariert, auch wenn aus wissenschaftlicher Perspektive noch Unsicherheiten bestehen [41] . Bei der direkten Kommunikation von Experten über soziale Medien gestaltet sich die Einordnung schwieriger. Denn hier prüft nicht zwingend eine übergeordnete Instanz im Sinne eines Gatekeepers die vermittelten Inhalte vorab. Es sind die individuellen medizinischen und medienbezogenen Kompetenzen der Rezipierenden, beziehungsweise die der Anbieter der sozialen Netzwerke selbst gefragt. Falschmeldungen oder gezielte Fehlinformationen könnten durch die Anbieter sanktioniert und gegebenenfalls offengelegt werden (z. B. durch weiterführende Hinweise bei fragwürdigen Beiträgen), wobei die Wirksamkeit dieser sogenannten Label (gut sichtbare Kennzeichnungen) nach aktuellem Stand noch unklar ist [42] . An dieser Stelle würde also den sozialen Medien die Position einer Kontrollinstanz zugewiesen. Welche Mittel zur Kontrolle probat sind, bedarf aber noch weiterer Forschung. Neben der Kontrolle der Korrektheit und der gerade angesprochenen Evidenz als Qualitätskriterium kommunizierter und berichteter Inhalte werden die sich stark wandelnden Verbreitungsstrategien (Kanäle, Zielgruppen) zunehmend relevant. Zwar birgt die Digitalisierung das Potenzial eines demokratisierten freien und offenen Zugangs zu und Austauschs von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Doch das Beispiel COVID-19 verdeutlicht auch die Herausforderungen, die sich durch zunehmende Falschund Desinformationen bzw. einenallerdings noch detaillierter zu untersuchenden -Medienpopulismus ergeben. Diese können die geschilderten Entwicklungen von Qualitätsjournalismus bzw. Evidenzorientierung möglicherweise konterkarieren. Da die Pandemie im Gange ist und wir jetzt mit hoher Dynamik (exponentielles Wachstum der Infektionsfälle) am Beginn der "zweiten Welle" stehen, kann keine abschließende Beurteilung erfolgen. Nicht wenige der (vor-)berichteten Studien sind zwar häufig evident, haben aber dennoch -wie die Autorinnen und Autoren selbst bemerken -einen vorläufigen Charakter und werden häufig ein paar Monate später ergänzt. Trotz der naturgemäßen Unvorhersehbarkeit ist auch in diesen besonderen Situationen die rasche Kommunikation von Informationen essenziell, um die Öffentlichkeit zu schützen, aufzuklären und zu alarmieren [43] . Während der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie gab es eine Informationsflut über zahlreiche Kanäle. Das Fernsehen lieferte regelmäßig Sondersendungen, die Onlineangebote der Printmedien richteten Liveticker ein, welche minütlich aktuelle Entwicklungen in der Pandemie listeten [44] . Zunehmend lassen sich dabei auf den großen Plattformen, wie z. B. Facebook oder Twitter, (wissenschaftliche) Desinformationen und Falschinformationen finden, etwa zum Verlauf der Pandemie, zur Wirkung von Hygieneregeln und Masken bis hin zu Impfstoffen. Dabei können die meist absichtslos erstellten Falschinformationen über SARS-CoV-2 und den damit verbundenen Ausbruch von COVID-19 die Bürgerinnen und Bürger eher dazu veranlassen, weitere Informationsquellen zu suchen und behördlich verordnete Regeln zu befolgen, während die absichtsvoll und gezielt eingesetzte Desinformationenquasi der Gegenbegriff zu Falschinfor-mationen -eher dazu führen können, dass weitere Informationen gemieden bzw. nicht gesucht werden und auch offizielle bzw. staatliche Anordnungen ignoriert bzw. nicht befolgt werden [45] . Das ist bedeutsam, gerade weil nicht wenige Inhalte (aus sozialen Netzwerken) bei entsprechenden Faktenchecks als "falsch" eingestuft werden [46] . Auch zeigt sich, dass polarisierende Inhalte, die über sogenannte Social Bots (menschliches Verhalten imitierende Programme) in sozialen Netzwerken verbreitet werden, häufig auch mit rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Plattformen und Seiten verbunden sind (vgl. [44, 47] ). Die Entwicklungen werden auch in der COSMO-Studie (COVID-19 Snapshot Monitoring) aufgegriffen, welche während des Ausbruchsgeschehens unter anderem das Informationsverhalten und die Akzeptanz für die Maßnahmen untersuchte [48] . Die häufigsten Bezugsquellen für Informationen waren während der ganzen Zeit die öffentlichrechtlichen Medien, auch die Onlineausgaben von Zeitungen wurden relativ häufig konsultiert, während soziale Medien vergleichsweise selten verwendet wurden. Während zu Beginn noch häufig gezielt nach Informationen gesucht wurde, nahm der Informationsdrang ab Ende April tendenziell ab. Die Informationsflut könnte nach aktuellen Erkenntnissen zu Beginn zwar zu einer Sensibilisierung für die Thematik, recht bald jedoch zu einer Art Informationsüberdrüssigkeit und -müdigkeit geführt haben. Eine symbiotische Beziehung gehen an dieser Stelle der Journalismus und die Expertinnen-und Expertenkommunikation über soziale Medien ein: Journalistische Beiträge betten Originalaussagen der wissenschaftlichen (wie auch politischen) Akteurinnen und Akteure von Plattformen wie Twitter oder Facebook ein, was zu einer neuartigen Kommunikation über diese Kanäle führt. Hier werden Originalaussagen journalistisch aufbereitet und die öffentlich geführte Debatte wird bestenfalls in einen für Laien verständlichen Kontext eingeordnet. So ergänzen sich die Vorteile der unmittelbaren öffentlichen Kommunikation über neue und wandelnde wissenschaftliche Erkenntnisse seitens der Ex-pertinnen und Experten mit den Vorteilen journalistisch aufbereiteter Informationen. Betrachtet man die Informationszugänglichkeit im Internet genauer, so lassen sich einige Bestrebungen ausmachen, medizinische Informationen qualitätsorientiert, also laienverständlich und evidenzbasiert aufzubereiten und so die Rezipierenden besser zu informieren und aufzuklären [68] . Eine solche unabhängige Informationsquelle, die bereits seit 2006 online ist und nach den Grundsätzen evidenzbasierter Gesundheitsinformation arbeitet, stellt das Onlinegesundheitsportal "gesundheitsinformation.de" dar [69] . Auch erscheint es bedeutsam, angesichts der nicht abgeschlossenen COVID-19-Pandemie, vor dem Hintergrund der nun erkennbaren und diskutierten Des-und Falschinformationen und eines zunehmenden Medienpopulismus in den sozialen Medien analytisch deutlich mehr auf empirische fundierte Forschung zur Gesundheitskommunikation und -politik zu setzen [70] . The control revolution: technological and economic origins of the information society Consuming reality. The commercialization of factual entertainment Social media. A critical introduction, 2. Aufl Mediale Internetnutzung und Video-on-Demand gewinnen weiter an Bedeutung. Media Perspekt A literature review on health informationseeking behaviour on the web: A health consumer and health professional perspective ; insights into health communication. Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten Ehealth literacy and web 2.0 health information seeking behaviors among baby boomers and older adults eHealth und mHealth: Gesundheitskommunikation online und mobil Fear of the coronavirus (COVID-19): predictors in an online study conducted in march 2020 The science of fake news López Seguí F (2020) COVID-19 and the 5G conspiracy theory: social network analysis of twitter data Gesundheitskommunikation, 1. Aufl. Nomos Gesundheitskommunikation: Eine Einführung How audiences seek out crisis information: exploring the socialmediated crisis communication model Hrsg) (2019) Zeitungszahlen. Der Branchenbericht des BDZV 2019 Navigating cross-media news use: media repertoires and the value of news in everyday life Erst mal Doktor Google fragen? Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch über Gesundheitsthemen Theoretische Systematisierung und Illustration am Fall der Humangenomforschung Framing: toward clarification of a fractured paradigm Framing, 1. Aufl. Nomos Healthmessage framing effects on attitudes, intentions, and behavior: a meta-analytic review The relative persuasiveness of gain-framed loss-framed messages for encouraging disease prevention behaviors: a meta-analytic review Framing politics: an integrative approach What's science? Where's science? Science journalism in German print media Framing responsibility for political issues: thecaseofpoverty Framing European politics: a content analysis of press and television news Die Darstellung epistemologischer Dimensionen von evidenzbasiertem Wissen in TV-Wissenschaftsmagazinen: Ein Lehrstück für die Bildungsforschung Kommunikation im Kontext von Demenz Supplanting the old media? Social medicine: twitter in Healthcare Presserat Informationen zum Deutschen Presserat Kommunikationsethische Grundsätze in Deutschland The public's bounded understanding of science Evidenzbasierte Gesundheitsinformation Empirische Bildungsforschung und evidenzbasierte Bildungspolitik: Eine Analyse von Anforderungen an die Darstellung, Interpretation und Rezeption empirischer Befunde Scientificevidence and mass media: Investigating the journalistic intention to represent scientific uncertainty Kommunikation ungesicherter wissenschaftlicher Evidenz -Herausforderungen für Wissenschaftler Medizin-und Gesundheitsjournalismus Scientific evidence and science journalism: analysing the representation of (un)certainty in German print and online media The ineffectiveness of factchecking labels on news memes and articles Bestpracticesforcommunicating with the public during an outbreak LfM NRW (2020) Informationslage und Meinungsbilderzu COVID-19: AufderSuchenachVerlässlichkeit. Forschungsschwerpunkt Informationsintermediäre -Spezial. Düsseldorf: Landesanstalt für Medien NRW Feeling "disinformed" lowers compliance with COVID-19 guidelines: evidence from the US Types, sources, and claims of COVID-19 misinformation What types of COVID-19 conspiracies are populated by Twitter bots? First Monday Populism, media, and the form of society Towards stronger EU governance of health threats after the COVID-19 pandemic Health system frameworks and performance indicators in eight countries: A comparative international analysis Generational perceptions at work: In-group favoritism and out-group stereotypes. Equal Divers Inclusion Playing into stereotypes: engaging Millennials and generation Z in the COVID-19 pandemic response Fatalism in the context of COVID-19: Perceiving coronavirus as a death sentence predicts reluctance to perform recommended preventive behaviors The psychology of pandemics: preparing for the next global outbreak of infectious disease Cultural orientation, power, belief in conspiracy theories, and intentions to reduce the spread of COVID-19 The populist moment: affective orders, protest, and politics of belonging Corona crisis fuels racially profiled hate in social media networks Celebrities in action and other news news factors of German TV news 1992-2004 results from a content analysis Framing responsibility for political issues Reporting a potential pandemic: a risk-related assessment of avian influenza coverage in U.S. newspapers Skandal oder alles normal? Abgerufen 26 COVID-19 research: Pandemic versus "paperdemic", integrity, values and risks of the "speed science Why do irrational beliefs mimic science? The cultural evolution of pseudoscience: cultural evolution of pseudoscience Why do scientists disagree? Explaining and improving measures of the perceived causes of scientific disputes ZEIT ONLINE (Hrsg) (2020) PR-Rat rügt Storymachine für Kommunikation der Heinsberg-Studie Lessonslearnedfromthemanagementofthecoronavirus pandemic Osterloh F (2020) Gesundheitskompetenz. Gesundheitsportal im Sommer online Über Gesundheitsinformation Practicing Corona-towards a research agenda of health policies