key: cord-1029439-en3fosup authors: Behrendt, C.-A.; Larena-Avellaneda, A. title: Der erste Einschlag und Kollateralschäden der Corona-Pandemie in der interdisziplinären Gefäßmedizin: Impfkampagnen für Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit? date: 2021-04-28 journal: Gefasschirurgie DOI: 10.1007/s00772-021-00769-x sha: 1e10f76127b1d088bcbbdf47b8ea6ef5cf6edf03 doc_id: 1029439 cord_uid: en3fosup nan Geschätzte Leserinnen und Leser, "Gemeinsam Klug Entscheiden" ist das Leitthema des Ihnen nun vorliegenden Heftes. Diese Initiative war ursprünglich von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) ins Leben gerufen worden und Sie haben sicher im Deutschen Ärzteblatt Artikel hierzu gelesen. In dieser Ausgabe der Gefässchirurgie geht es um kluge Entscheidungen zu gefäßmedizinischen Themen und Prof. Schmitz-Rixen wird Sie in seiner Einführung darauf einstimmen. AufdervonderDGIM betreutenWebseite heißt es: "Klug entscheiden soll eine konkrete Hilfe bei der Indikationsstellung zu diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sein." [14] . Dies lohnt einen Blick über den Tellerrand unserer täglichen, gefäßmedizinischen Praxis hinaus. Vor mehr als einem Jahr, am 5 In einer retrospektiven Auswertung von 115.720 deutschlandweiten Routinedatensätzen der BARMER konnten sinkende Krankenhausfallzahlen bei Patienten/-innen mit Schlaganfall (-9 %), transienter ischämischer Attacke (-15 %) und akuter Extremitätenischämie (-12 %) beobachtet werden, während die vergleichsweise geringe Anzahl an 743 eingeschlossenen Aortenrupturen nicht für statistisch valide Vergleiche ausreichte (. Abb. 1; [1] ). In einer umfassenden Primärdatenauswertung von akuten und elektiven Aortenbehandlungen in 40 internationalen Zentren zeigte sich allerdings kein Unterschied bei den akuten Aortensyndromen, während nur Abb. 1 9 Entwicklung der Krankenhausfallzahl pro 10.000 Versicherte (X-Achse) und der Krankenhaussterblichkeit (Y-Achse) während der Pandemie. Jedes Kästchen repräsentiert einen die Anzahl an elektiven Behandlungen deutlich zurückging [4] . Bestätigt wurde diese Einschätzung auch durch eine multizentrische Befragung, die das Vascular and Endovascular Research Network (VERN) während der ersten Welle der Pandemie durchgeführt hatte. Allerdings muss festgehalten werden, dass an dieser internationalen Umfrage größtenteils Einrichtungen aus Großbritannien teilgenommen haben, während viele Länder nur mit einzelnen Zentren repräsentiert waren. Inwiefern dabei nationale Effekte erfasst werden konnten, bleibt unklar [5] . Ob die beschriebenen Veränderungen bzw. sinkenden Fallzahlen also auf das Inanspruchnahmeverhalten der Patienten/-innen oder auf eine Verschiebung zu ambulanten und präklinischen Verläufen (externe Validität) zurückzuführen ist, kann nicht sicher beurteilt werden. Dies gilt allerdings, wie so oft in der gegenwärtigen Pandemie, für viele Fragestellungen: Wir kennen nur selten sowohl Zähler als auch Nenner, um robuste Schlussfolgerungen zu generieren. Interessant ist, dass Deutschland während der ersten Welle der Pandemie anders betroffen war als viele unserer europäischen Kollegen/-innen [6, 7] . Bis auf regionale Überlastungsanzeigen kam es in der ersten Welle der Pandemie in Deutschland nicht zu einem flächendeckenden Zusammenbruch der Versorgungskette. Ein möglicher Grund für die beobachteten Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen lässt sich bereits mit einem Vergleich der Anzahl von Krankenhaus-und Intensivbetten erahnen. Dies mag auch eine Erklärung für die paradoxerweise sinkenden Notfallbehandlungen der akuten Extremitätenischämie sein, obwohl aus anderen Ländern auf dem Boden kleinerer Beobachtungsstudien oder Fallserien eher ansteigende Behandlungszahlen berichtet wurden. In einer erweiterten Auswertung von Routinedaten mit mehr als 315.000 Patienten/-innen konnte einem Trend der ersten Analyse nachgegangen werden. Eine während der Pandemiemonate gegenüber den Vorjahren höhere Krankenhaussterblichkeit ließ sich bei der Behandlung akuter Schlaganfälle bestätigen. Darüber hinaus konnte eine nachgewiesene Infektionmitdem SARS-CoV-2-Erreger bei Patienten/-innen mit akuten Schlaganfällen und akuten Extremitätenischämien mit einer erhöhten Krankenhaussterblichkeit assoziiert werden [8] . Die Richtung dieser Assoziation, also ob die Ischämie oder Infektion zuerst auftraten, bleibt jedoch ungeklärt. Vor dem Hintergrund der bisher identifizierten Risikofaktoren für einen besonders schweren Verlauf von COVID-19 erscheint es allerdings naheliegend, dass insbesondere die Gefäßchirurgie in die Prävention und Behandlung dieser Zielpopulation vermehrt einbezogen wird. Neben männlichem Geschlecht zählen hohes Alter, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Leber-und Nierenerkrankungen, COPD, Krebserkrankungen, Adipositas und Rauchen zu den Prädiktoren für einen schweren Verlauf [9, 10] . Damit gehören Patienten/-innen mit peripheren Gefäßerkrankungen und hohem Risiko für akute Extremitätenischämien zweifelsohne zur zentralen Risikogruppe [11, 12] . Das Risiko für Krankenhausbehandlungen auf dem Boden akuter Atemwegserkrankungen und von Influenza war unter PAVK-Patienten/-innen vierfach gegenüber der Gesamtbevölkerung erhöht. Vor dem Hintergrund des Komorbiditätsprofils und des deutlich erhöhten Risikos erscheint es besonders verwunderlich, dass die Grippeimpfrate mit weniger als 40 % noch deutlich hinter den Empfehlungen der Europäischen Union und internationaler Fachgesellschaften zurückblieb [12, 13] . Wie auch schon bei dem Thema der unzureichenden Statinverordnungen, der hohen Rate an aktiven Rauchern und dem insgesamt verbesserungswürdigen "best medical treatment" gilt in Zeiten dieser globalen Krise umso mehr, dass wir uns um diejenigen kümmern müssen, die besonders anfällig sind. Bei der nationalen Debatte über Impfpriorisierungen sind Patienten/-innen mit einer PAVK und kardiovaskuläre Patienten/-innen insgesamt ein wichtiges Ziel für Aufklärungs-und Impfkampagnen. Sie sehen, "Klug entscheiden" sollte auch in einem anderen Gesamtkontext betrachtet werden. Temporal trends in the presentation of cardiovascular and cerebrovascular emergencies during the COVID-19 pandemic in Germany-An analysis of health insurance claims Inanspruchnahme deutscher Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie -der Notaufnahme-Situationsreport (SitRep) Hrsg) (2020) Qualitätsmonitor 2020 VERN) COVER study collaborative (2020) Global impact of the first coronavirus disease 2019 (COVID-19)pandemicwaveonvascularservices Massive drop in elective and urgent aortic procedures during the peak of the COVID-19 outbreak in Spanish multicenter analysis Pattern of vascular disease in Lombardy, Italy, during the first month of the COVID-19 outbreak How does SARS-CoV-2 infection affect survival among patients with cardiovascular emergencies? A cohort study from a German insurance claims database Covid-19: Risk factors for severe disease and death ISARIC4C investigators (2020) Features of 20 133 UK patients in hospital with covid-19 using the ISARIC WHO Clinical Characterisation Protocol: prospective observational cohort study Editor's choice-comorbidity patterns among patients with peripheral arterial occlusive disease in Germany: a trend analysis of health insurance claims data Prevalence of COVID-19 risk factors and risks for severe acute respiratory disease markedly higher in patients with symptomatic peripheral arterial occlusive disease Influenza vaccination as secondary prevention for cardiovasculardisease: ascienceadvisoryfromtheAmerican HeartAssociation/AmericanCollegeofCardiology