key: cord-1016267-uhu7fo7r authors: Goecke, Henry; Rusche, Christian title: Coronapandemie: Auswirkungen auf den Einzelhandel in den Innenstädten date: 2022-04-19 journal: Wirtschaftsdienst DOI: 10.1007/s10273-022-3153-0 sha: 74bbc6b2831a595b28aa4ecd84aa3b226eaca32c doc_id: 1016267 cord_uid: uhu7fo7r The coronavirus pandemic affects all sectors of the economy. The sector hardest hit by closures, restrictions and a changing consumer behavior is the inner-city retail. In fact, the frequency of passers-by and, therefore, potential customers in selected cities declined dramatically. The statistical sales figures that also include online retail and food retailers do not adequately represent the negative effects. A closer look at inner-city retail areas reveals that despite increased use of e-commerce channels, sales are still below the pre-corona level. Also, some areas of inner-city retail benefit, while others have lost dramatically. Therefore, triggered business failures can negatively affect the attractiveness of downtown as a whole and correspondingly, the areas that have been able to master the crisis in inner cities will also lose customers and turnover. Die Coronapandemie dauert mittlerweile seit mehr als zwei Jahren an. Bisher hat sie für die gesamte deutsche Volkswirtschaft zu ökonomischen Verlusten von rund 350 Mrd. Euro geführt (Grömling, 2022) . Zudem hat sich der wirtschaftliche Ausblick durch das Andauern der Pandemie mittlerweile wieder eingetrübt (Brautzsch et al., 2021) . Somit ist davon auszugehen, dass die ökonomischen Verluste noch weiter zunehmen werden. Der innerstädtische Einzelhandel war und ist dabei besonders stark von der Pandemie betroff en. Er war mit Schließungen und Einschränkungen, die beispielsweise nur den Zugang von Genesenen und Geimpften erlauben (2G), konfrontiert, die insbesondere auch den umsatzstarken Zeitraum um Weihnachten beeinfl usst haben (Goecke und Rusche, 2021) . Diese Schließungen und Einschränkungen werden kontrovers diskutiert. Bei den gravierenden Auswirkungen der Pandemie insgesamt herrscht jedoch weitestgehend Einigkeit. Als aktueller Beleg für diese beiden Umstände dient der off ene Brief der großen Lebensmitteleinzelhändler Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Rewe sowie der Schwarz Unternehmenstreuhand, zu der insbesondere Kaufl and und Lidl gehören, an mehrere Bundesminister:innen und Ministerpräsident:innen (Deutsches Verbändeforum, 2022) . Dieser Brief ist insbesondere deshalb erwähnenswert, weil die genannten Händler durchaus ihre Umsätze in der Pandemie steigern konnten (Goecke und Rusche, 2021 (Rusche, 2021) . Bevor die Umsätze in den Innenstädten näher betrachtet werden können, muss die Innenstadt zunächst statistisch abgegrenzt werden. Dazu wird auf das Vorgehen von Goecke und Rusche (2021) Goecke und Rusche (2021) gehen von der Annahme aus, dass in den Innenstädten und Ortszentren die Fläche begrenzt ist, weshalb dort vor allem kleinere Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 1,8 Mio. Euro pro Jahr anzutreffen sind. Infolgedessen werden Supermärkte (WZ08-4711), Möbelmärkte (WZ08-47591) und Brennstoff händler (WZ08-47991) nicht näher betrachtet. Im nächsten Schritt wurde die resultierende Kategorisierung in Innenstadt und Nicht-Innenstadt nochmals näher beleuchtet, um die Validität der Unterteilung zu erhöhen. Dies hat zur Folge, dass Apotheken 1 (WZ08-4773; 3,2 Mio. Euro pro Unternehmen), der Einzelhandel mit kosmetischen Erzeugnissen und Körperpfl egemitteln (WZ08-4775; 5,5 Mio. Euro), der Handel mit Unterhaltungselektronik (WZ08-4743; 2,2 Mio. Euro) sowie der Sonstige Einzelhandel mit Waren verschiedener Art ohne Nahrungsmittel (WZ08-4719; 2,8 Mio. Euro) zusätzlich zur Innenstadt gezählt werden, weil Betriebe dieser Bereiche vor allem auch in den Innenstädten anzutreff en sind. Des Weiteren wurde der Bereich Einzelhandel mit Metallwaren, Anstrichmitteln sowie Bau-und Heimwerkerbedarf (WZ08-4752; 1,7 Mio. Euro) herausgerechnet, da die Innenstadt nicht (mehr) die Hauptdomäne dieses Bereichs sein dürfte. Abweichend zu Goecke und Rusche (2021) wurde hier auch der Bereich "Sonstiger Einzelhandel anders nicht genannt" (nicht in Verkaufsräumen; WZ08-47999; Einerseits haben sich Konsument:innen an die Nutzung des Onlinehandels gewöhnt und andererseits kann infolge einer niedrigen Attraktivität auch die Passantenfrequenz und damit der (potenzielle) Umsatz weiter sinken. Somit sind die dargelegten Entwicklungen lediglich eine Momentaufnahme German economy not yet immune to COVID 19-outlook clouded again Off ener Brief: Corona-Beschränkungen im Einzelhandel Corona-Schock für den Handel in deutschen Innenstädten Ökonomische Verluste nach zwei Jahren Corona-Pandemie Aktuelle HDE-Umfragen: Staatliche Hilfsprogramme reichen nicht aus -Änderungen konsequent und rasch umsetzen Nach Bund-Länder-Konferenz: HDE fordert Abschaff ung von 2G beim Einkauf und wirksame Hilfen für Handelsunternehmen Die Eff ekte der Corona-Pandemie auf den Onlinehandel in Deutschland Klassifi kation der Wirtschaftszweige, Mit Erläuterungen Unternehmen, Beschäftigte, Umsatz und weitere betriebs-und volkswirtschaftliche Kennzahlen im Handel Unternehmen, Beschäftigte, Umsatz und weitere betriebs-und volkswirtschaftliche Kennzahlen im Handel Umsatz im Einzelhandel (real/nominal): Deutschland, Monate, Original-und bereinigte Daten, Wirtschaftszweige Der letztgenannte Bereich überrascht dabei, da im Zuge von Homeoffi ce und sogenannten Stay-At-Home-Trends eine gegenteilige Entwicklung zu vermuten wäre. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die entsprechenden Umsätze zu etablierten Onlinehändlern verlagert wurden und die stationären Händler Zusammenfassend wird deutlich, dass der Vergleich der Passantenzahlen mit der Umsatzentwicklung im gesamten Einzelhandel keinen Zusammenhang zwischen diesen Bereichen vermuten lässt. So hat die Passantenfrequenz in den verfügbaren Städten infolge der Pandemie deutlich abgenommen, während der Umsatz insgesamt sogar zugenommen hat. Eine Bereinigung des gesamten Einzelhandels um Bereiche, deren wirtschaftliche Haupttätigkeit mutmaßlich nicht (mehr) in der Innenstadt liegt, off enbart ein realistischeres Bild. Dabei wird deutlich, dass trotz eines leichten Wachstums der Umsätze 2021 im Vergleich zum Jahr 2020 selbst nominal das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht werden konnte. Da auch die innerstädtischen Händler:innen vermehrt E-Commerce-Kanäle nutzen, dürften die eigentlichen Umsätze in den Innenstädten tatsächlich geringer ausfallen. Des Weiteren divergieren auch innerhalb der innerstädtischen Bereiche die Entwicklungen stark. So konnten einzelne Bereiche wie Apotheken deutlich an Umsätzen zulegen, während andere Bereiche mit erheblichen Umsatzeinbußen konfrontiert waren. Somit hat die Pandemie den Einzelhandel als Ganzes nicht negativ beeinfl usst. Die Innenstädte sind jedoch zum Teil erheblich negativ betroff en, was an den Passantenzahlen und den Umsatzrückgängen einzelner Bereiche deutlich wird. Durch vermehrte Geschäftsaufgaben in bestimmten Einzelhandelsbereichen infolge der Pandemie sinkt die Attraktivität der Innenstädte zunehmend, wodurch auch die Bereiche, die bisher gut durch die Pandemie gekommen Abstract: The coronavirus pandemic aff ects all sectors of the economy. The sector hardest hit by closures, restrictions and a changing consumer behavior is the inner-city retail. In fact, the frequency of passers-by and, therefore, potential customers in selected cities declined dramatically. The statistical sales fi gures that also include online retail and food retailers do not adequately represent the negative eff ects. A closer look at inner-city retail areas reveals that despite increased use of e-commerce channels, sales are still below the pre-corona level. Also, some areas of inner-city retail benefi t, while others have lost dramatically. Therefore, triggered business failures can negatively aff ect the attractiveness of downtown as a whole and correspondingly, the areas that have been able to master the crisis in inner cities will also lose customers and turnover.