key: cord-1015555-nv7941mu authors: Kleinwechter, Helmut title: Fallen Schwangere mit GDM während der SARS-CoV-2-Pandemie durchs Netz? date: 2020-12-15 journal: Info Diabetol DOI: 10.1007/s15034-020-2211-1 sha: ee91dc12bd5d51f9cbc5544e80fbc8e496788132 doc_id: 1015555 cord_uid: nv7941mu nan Basildon/Essex (UK) hat auf der Basis von 3.805 oGTT der Jahre 2009 bis 2013 und rund 130 oGTT aus dem Zeitraum Januar bis März 2020 für verschiedene Test-Grenzwerte nach der Modellierungsmethode von Bayes aus der GDM-Prävalenz Vortest-Odds und mithilfe der negativen Wahrscheinlichkeitsverhältnisse (▶Tab. 1) Nachtest-Odds für die ausschließliche Verwendung der Nüchternblutglukose berechnet. Die negati-ven Wahrscheinlichkeitsverhältnisse berechnen sich aus 100 minus Sensitivität/Spezifität. Sie sind unabhängig von der Prävalenz und beschreiben das Verhältnis der falsch-positiven zu den richtig-negativen Fällen, ein Vorteil gegenüber den prävalenzabhängigen negativ-prädiktiven Werten (NPW). NPW sind allerdings klinisch von Interesse, weil sie die Wahrscheinlichkeit angeben, wieviel Frauen mit einer normalen Nüchternblutglukose tatsächlich keinen GDM haben. Nachtest-Odds können wieder um nach der Formel Nachtest-Odds/1+Nachtest-Odds in die Wahrscheinlichkeit umgerechnet werden, wie viele Schwangere bei negativem Test in Wirklichkeit doch einen GDM haben. Ergebnisse: Die Prävalenz des GDM lag bei den Untersuchungen aus Basildon nach den WHO-2013/IADPSG-Kriterien bei 18,2 %. Hiernach würden nur bei Verwendung der auch in Deutschland üblichen WHO-2013/IADPSG-Kriterien bei ausschließlicher Messung der Nüchternblutglukose im Vergleich zum kompletten oGTT mit drei Glukosewerten (0, 60, 120 Minuten) nur 7,4 % der Schwangeren mit GDM übersehen werden. Durch den zusätzlichen Einsatz der drei weiteren Tests (HbA 1c bei Erstvorstellung und mit 24-28 SSW, Gelegenheitsblutglukose) kann diese Rate auf 6,3 % weiter gering reduziert werden. Der Anteil falsch-positiver Ergebnisse wird wegen der hohen Spezifität der ergänzenden Tests auf höchsten 3 % geschätzt. Schlussfolgerungen: Dieses Ergebnis veranlasste die Autoren, die neuen RCOG-Leitlinien zu implementieren und dieses Vorgehen auch allen anderen Geburtskliniken im Vereinigten Königreich zu empfehlen. Sie führen außerdem an, dass saisonale Schwankungen der GDM-Häufigkeit mit einer Zunahme um 30 % in den Sommermonaten im Vergleich zu den übersehenen Fällen zu einer deutlich höheren Überdiagnose (falsch-positive) führen würden [2]. -Kommentar von Dr. med. Helmut Kleinwechter Dieser auf den ersten Blick unscheinbare Text, versteckt als Leserbrief in Diabetic Medicine, ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die praktische Anwendung evidenzbasierter Medizin. Wenn man zu der Auffassung gelangt, schwangere Frauen sollten sich für die Dauer der Pandemie von jeglichem Infektionsrisiko bestmöglich fernhalten, dann sollten Gewohnheiten aus Leitlinien auf den Prüfstand gestellt werden, um über andere Optionen nachzudenken und diese zu evaluieren. Mit dem Ergebnis der Nüchternblutglukose allein werden in Deutschland und in anderen Ländern mehr als 50 % der Schwangeren mit GDM nach den WHO-2013/IADPSG-Kriterien diagnostiziert. Nun liegen konkrete Zahlen vor. Die Zahlen widersprechen der Sorge, man würde zu viele Frauen mit der GDM-Diagnose übersehen, wenn der oGTT nicht vollständig durchgeführt würde. In Deutschland liegen die regional unterschiedlichen GDM-Prävalenzen nach einer Analyse des Robert-Koch-Instituts zwischen 4,9 % in Baden-Württemberg und 7,4 % in Nord rhein-Westfalen. Das sind Zahlen aus dem Jahr 2017. Aktuelle Zahlen aus 2018 und 2019 sind wegen der Änderung der Verfahrensregeln beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) nicht mehr öffentlich zugänglich. Mithilfe der Bayes-Modellierung kann analog zum Vorgehen der Autoren mit den Zahlen von 2017 ge- Ergebnisse: Das mittlere Alter der Teilnehmerinnen betrug HbA 1c 34 ± 2 mmol/mol (5,4 ± 0,2 %) und Nüchtern-Plasmaglukose 4,86 ± 0,39 mmol/l. Die mittlere Amplitude der Glukoseexkursionen (schnelles Essen 3,67 ± 0,31 vs. langsames Essen 2,67 ± 0,20 mmol/l, p < 0,01), der Anstieg in den Glukosespitzen (Frühstück 2,30 ± 0 Eating Fast Has a Significant Impact on Glycemic Excursion in Healthy Women: Randomized Controlled Cross-Over Trial