key: cord-1012056-4aczx8o1 authors: Seiberl, Gertrude; Bischof, Elisabeth; Wenisch, Christoph title: Akute infektiöse Diarrhoe date: 2006 journal: Wien Klin Wochenschr Educ DOI: 10.1007/s11812-006-0017-2 sha: 809ad0af3a189e77401903a9011d9a6d5d5b2996 doc_id: 1012056 cord_uid: 4aczx8o1 nan Unter akuter Diarrhoe versteht man das Absetzen von mehr als 3 breiigen/flüssigen Stühlen pro Tag Diese führt zur Diagnose einer invasiven Diarrhoe durch den Nachweis von Leukozyten und Erythrozyten im Stuhl, mit einer Sensitivität und Spezifität für den Nachweis von Leukozyten von 73-84% [3] ; ein positiver Laktoferrintest kann diese Diagnose unterstützen. Laktoferrin ist ein Marker für fäkale Leukozyten, der Test besitzt eine Sensitivität und Spezifität zwischen 90 und 100% [4] , kann jedoch nicht unterscheiden zwischen infektiöser und nicht-infektiöser Diarrhoe, sondern ist bei allen entzündlichen Darmprozessen, z.B. auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, positiv. Diese sind indiziert bei: einer Reisediarrhoe und negativen Stuhlkulturen, einer persistierenden Diarrhoe (Gardia lamblia, Cryptosoridium, Entamoebea histolytika, Cyclspora), -HIV-positiven Patienten, bei Colitispatienten, vor geplanter Cortisontherapie, einer blutigen Diarrhoe mit wenigen oder keinen fäkalen Leukozyten (Verdacht auf intestinale Amöbiasis), nach negativem E. coli-Nachweis (ETEC). [7] . Liegt demnach bei mehr als der Hälfte der Betroffenen Erbrechen vor, eine Inkubationszeit von 24 bis 48 Stunden, eine Krankheitsdauer von 12 bis 60 Stunden, sowie kein Nachweis eines bakteriellen Erregers in der Stuhlkultur, kann von einer viralen Genese der Durchfallserkrankung ausgegangen werden. Bereits 1929 beschrieb J. Zahorsky erstmals eine "winter vomiting disease" [8] . Es dauerte allerdings noch fast 50 Jahre, bis 1972 das Norovirus (früher nach dem Ort der Erstbeschreibung Norwalk/Ohio Virus genannt) als auslösendes Agens dieses bekannten Krankheitsbildes elektronenmikroskopisch nachgewiesen wurde. Heute weiß man, dass Noroviren die häufigsten Erreger von akuten Magen-Darm-Entzündungen sind und für den Großteil der viralen Gastroenteritiden bei Kindern (30%) und bei Erwachsenen (bis zu 50%) verantwortlich sind. Noroviren sind kleine 30 nm große hüllenlose RNA-Viren. Aufgrund ihrer Genomorganisation werden sie der Familie der Caliciviridae zugeordnet. Sie werden in 5 Genogruppen (I, II und IV humanpathogen) unterteilt, innerhalb derer man verschiedene Genotypen unterscheidet. Noroviren sind weltweit verbreitet und kommen bei Menschen aller Altersgruppen vor. Verursacht durch die hohe Infektiosität und Befallsrate ist ein epidemisches Auftreten in Gemeinschaftseinrichtungen, Kinder-und Altenheimen sowie Krankenhäusern charakteristisch. Weitere große Ausbrüche wurden auf Kreuzfahrtschiffen, in Militäreinheiten und Sportteams beschrieben. In den letzten Jahren ist es in Europa zu einem deutlichen Anstieg an Infektionen mit einer neuen Virusvariante (Bristol-Virus) gekommen [9] . Noroviren Rotaviren sind unbehüllte 75 nm große Viruspartikel und gehören zur Familie der Reoviridae. Man unterscheidet 7 Serogruppen (A-G), wobei Rotaviren der Gruppe A weltweit am bedeutendsten sind. Anhand ihrer Oberflächenproteine (VP4 und VP7) können außerdem verschiedene Genotypen unterschieden werden. Von Rotavirusinfektionen betroffen sind in erster Linie Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren. In dieser Patientengruppe sind Rotaviren die häufigste Ursache von Darminfektionen und tragen in den Entwicklungsländern aufgrund der fehlenden Therapiemöglichkeiten maßgeblich zur hohen Mortalität im Kindesalter bei. Die Bedeutung von Rotavirusinfektionen bei Erwachsenen wurde lange Zeit unterschätzt, allerdings verläuft die Erkrankung meist milder oder symptomlos [10] . Die Übertragung der Viren erfolgt hauptsächlich durch Schmierinfektion, kann aber auch durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel oder aerogen erfolgen. Bereits 10-100 Viruspartikel führen bei Kindern zur Infektion. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 3 Tagen kommt es dann zur Erkrankung mit Erbrechen, wässriger Diarrhoe, Fieber und Bauchschmerzen. In 30-50% der Fälle bestehen zusätzlich respiratorische Symptome. Pathogenetisch kommt es zur Entzündung der Dünndarmmukosa mit Verlust von Mikrovilli. Daraus resultiert die Malabsorption und osmotische Diarrhoe. Direkt toxische Effekte auf die Schleimhautzellen dürfte das NSP4 Protein des Rotavirus haben [11] . Besonders bei Säuglingen ist die Gefahr der Dehydratation groß, rasche Flüssigkeitssubstitution ist daher die wichtigste Maßnahme. Komplizierend auftreten können Dünndarminvaginationen, Krampfanfälle und Enzephalopathie sowie nekrotisierende Enterokolitiden. Der Virusnachweis aus dem Stuhl erfolgt heute routinemäßig durch Immunassays (ELISA) oder PCR. Elektronenmikroskopie und Virusanzüchtung in der Zellkultur werden selten durchgeführt. Serologische Methoden haben keine Bedeutung für die Diagnostik. Adenoviren vom Serotyp 40 und 41 verursachen 10% aller pädiatrischen Gastroenteritiden in gemäßigten Klimazonen. Die Inkubationszeit ist mit 8-10 Tagen deutlich länger als bei Rota-und Norovirusinfektionen. Astroviruserkrankungen versuchen 3-9% aller endemischen Diarrhoen bei Kindern und sind häufige nosokomiale Infektionen. Betroffen sind auch ältere Patienten in Pflegeeinrichtungen sowie Immunkompromittierte. Die Übertragung erfolgt fäko-oral und über kontaminierte Nahrungsmittel und Wasser. Cave! -höchst infektiös Übertragung und Klinik der Rotaviruserkrankung Virale Gastroenteritiden stellen weltweit ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar und sind in den Industriestaaten mit einer beträchtlichen Zahl an Hospitalisierungen und Arztkontakten verbunden. In Ländern der 3. Welt dagegen sterben täglich 1500 Kinder an Rotavirusinfektionen. 1998 wurde erstmals in den USA ein Rotavirusimpfstoff zugelassen, der jedoch bereits 1999 aufgrund von gehäuft aufgetretenen Dünndarminvaginationen wieder vom Markt genommen werden musste. Derzeit sind 2 orale Rotavirusvakzine in einigen Ländern bereits zugelassen und könnten einen großen Betrag zur Reduktion der Kindersterblichkeit leisten [12] . Impfstoffe gegen Norovirusinfektionen sind derzeit noch in Entwicklung. Die beiden häufigsten nosokomialen Durchfallserkrankungen sind: -Clostridium difficile Enterocolitis, -Norovirus assoziierte Diarrhoe (vgl. Kapitel Akute virale Diarrhoe). The magnitude of the global problem of diarrhoea ldisease; A ten year update A population-based estimate of the burden of diarrhoeal illness in the United States: FoodNet Clinical practice. Acute infectious diarrhea Measurement of fecal lactoferrin as a marker of fecal leukocytes Practice guidelines for the management of infectious diarrhea Viral Gastroenteritis Outbreaks in Europe The frequency of a Norwalk-like pattern of illness in outbreaks of acute gastroenteritis Hyperemesis heimis or the winter vomiting disease Increase in viral gastoenteritis outbreaks in Europe and epidemic spread of new Norovirus variant Rotavirus infections in adults Age-dependent diarrhea induced by a rotaviral nonstructural glycoprotein Rotavirus disease and its prevention Recent treatment with H2 antagonists and gastric surgery as risk factors for Salmonella infection Medical progress: Typhoid fever Experimental Campylobacter jejuni Infection in humans Potentially lethal complications shigellosis Prothrombotic coagulation abnormalities preceeding the haemolytic-uremic syndrome The risk of the hemolyticuremic syndrome after antibiotic treatment of Escherichia coli O157:H7 infections Single-dose Azithromycin fo the treatment of cholera in adults Randomised controlled comparison of single-dose ciprofloxacin and doxycycline for cholera caused by Vibrio cholerae O1 or O139 Cyclospora cayetanensis: a review, focusing on the outbreaks of cyclosporiasis in the 1990s Placebo-contolled trial of co-trimoxazole for Cyclospora infections among travellers and foreign residents in Nepal Treatment of diarrhea caused by Cryptosporidium parvum: a prospective randomised, double-blind, placebo-controlled study of nitazoxanide Antibiotic-associated diarrhea Asymptomatic carriage of Clostridium difficile and srum levels of IgG antibody against toxin A A common polymorphism in the Interleukin 8 Gene Promotor is associated with Clostridium difficile diarrhea Comparison of vancomcin, teicoplanin, metronidazole and fusidic acid fort he treatment of Clodridium difficile-associated diarrhea Gertrude Seiberl, 4. Medizinische Abteilung mit Infektions-und Tropenmedizin, SMZ-Süd