key: cord-1011995-51gh71wj authors: Denninger, Anika; Käpplinger, Bernd title: COVID-19 und Weiterbildung – Überblick zu Forschungsbefunden und Desideraten date: 2021-12-03 journal: ZfW DOI: 10.1007/s40955-021-00190-7 sha: 73344e193986f0395ea2bb699d1bf19ccd771ace doc_id: 1011995 cord_uid: 51gh71wj The article provides a structured overview of various studies in the period from spring 2020 to mid-2021 that examined the impact of the COVID-19-pandemic on continuing education. Study types and publications are distinguished and key findings are outlined. Research needs and gaps are identified. Impulses for even more differentiated and in-depth-analyses are given. Überblick darüber zu gewinnen, werden nachfolgend zunächst qualitative und quantitative Studien aus der Wissenschaft einerseits sowie Erhebungen von Verbänden andererseits vorgestellt und ein exemplarischer Blick auf die Ergebnisse geworfen. Zudem wird aufgezeigt, zu welchen laufenden wissenschaftlichen Studien in den nächsten Monaten weitere Ergebnisse zu erwarten sind. Zu betonen ist, dass es sich bei dem Forschungsüberblick um eine Momentaufnahme handelt und daher kein Anspruch auf Vollständigkeit gegeben ist. Darauf aufbauend werden zentrale Ergebnisse dieser Recherche synoptisch und analytisch zusammengefasst sowie etwaige Forschungslücken identifiziert. Schließlich werden die Effekte der Pandemie auf die Weiterbildung mit den drei Metaphern "Disruptor", "Katalysator" und "Brennglas" beschrieben. Im Verlauf des ersten Jahres der COVID-19-Pandemie entstand national eine Reihe von wissenschaftlichen 3 Studien, die sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf den Weiterbildungssektor und der aktuellen Situation der Einrichtungen beschäftigen. 4 Tab. 1 listet Studien auf und gibt einen Überblick über Erhebungszeiträume, Methodiken, Stichprobengrößen sowie Analysefokusse der Studien. Der Unterscheidung nach quantitativer und qualitativer Forschung folgend werden im Weiteren wesentliche Ergebnisse der ausgewählten Studien überblicksartig vorgestellt. Drei der quantitativ angelegten Studien beschäftigen sich mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Segment der betrieblichen Weiterbildung. Die im April 2020 durchgeführte Blitzbefragung des privaten mmb Instituts in Essen bei E-Learning-Unternehmen geht der Frage nach, ob bzw. inwiefern die E-Learning-Branche zu den "großen Profiteuren" (Schmid und Goertz 2020) der COVID-19-Krise zählt. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ein differenziertes Bild. Während 48 % der 64 befragten E-Learning-Unternehmen von einem gleichbleibenden Umsatz berichten, melden 25 % einen Umsatzrückgang und 27 % einen Umsatzzuwachs. Gleichzeitig rechnen 21 % der Unternehmen mit einer Aufstockung des Personals, 3 Wir legen hier ein eher weites Verständnis an, sodass u. a. auch nicht-universitäre Forschung erfasst wird. Es wurden dabei auch Studien von Instituten aufgenommen, die Interessenorganisationen (Arbeitgeber, Praxisverbände, etc.) nahestehen oder von diesen finanziert werden. 4 International befasst sich bspw. der Schweizerische Verband für Weiterbildung in seinem Branchenmonitor mit pandemiebedingten Entwicklungen auf dem Schweizer Weiterbildungsmarkt (vgl. Poopalapillai et al. 2021) . Weitere internationale Beiträge finden sich u. a. in zwei Spezialausgaben des International Review of Education mit den Titeln "Education in the age of COVID-19: Implications for the future (2021)" und "Education in the age of COVID-19: Understanding the consequences (2020)" vielfältige pandemiebezogene Beiträge (Béché 2020; Bjursell 2020; Eschenbacher und Fleming 2020; Galloway et al. 2020; Green et al. 2020; Landa et al. 2021; Lyu et al. 2020; Seetal et al. 2021; Smythe et al. 2021; Stack 2021; Stanistreet et al. 2020 Stanistreet et al. , 2021 Zaalouk et al. 2021 Für die öffentliche Diskussion und den politischen Prozess zum Umgang mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mit wissenschaftlichen Daten hat das Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) eine Sondererhebung gestartet. Die Studie "Betriebe in der Covid-19-Krise" ist eine Erhebung im Drei-Wochen-Takt mit jeweils mehr als 1500 Betrieben zu ihrer Situation in der Corona-Krise und ihrem Umgang damit. Hier berichten zum Beispiel sechs von zehn weiterbildenden Unternehmen, dass sie im Jahr 2020 geplante oder begonnene Weiterbildungen abgesagt haben. Die Kontaktbeschränkungen sind der mit Abstand häufigste Grund dafür. 44 % der weiterbildenden Betriebe haben E-Learning deutlich stärker genutzt als vor der Krise und ein gutes Drittel hat diese Lernform in der Krise neu eingeführt. Nur jeder zehnte Betrieb, der das Instrument der Kurzarbeit nutzt, verwendet ausgefallene Arbeitszeit, um seine Beschäftigten weiterzubilden. 81 % der befragten Unternehmen verzichten auf eine Weiterbildung während der Kurzarbeit, weil nicht absehbar sei, wann sie ihre Geschäftstätigkeit wieder in vollem Umfang aufnehmen könnten. Knapp 40 % erachten Weiterbildung als nachrangig in der Krise. Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Fazit: "Insgesamt ist festzuhalten, dass weniger Betriebe unter den gegenwärtigen Bedingungen in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten investieren" (Bellmann et al. 2020, S. 7) . Die größte jährlich wiederkehrende Umfrage bei Weiterbildungsanbietern in Deutschland ist der "wbmonitor". Die Umfrage 2020 präsentiert Ergebnisse zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Weiterbildungsanbieter von Frühjahr bis Sommer 2020. Die Ergebnisse zeigen, dass viele mit Beginn des Lockdowns im März 2020 ihre Präsenzkurse absagen mussten. Eine Umstellung auf virtuelle Formate brachte einen deutlichen Mehraufwand für die Einrichtungen mit sich und erfolgte bei rund vier von zehn laufenden Angeboten (vgl. Christ et al. 2021, S. 18) . Daher wurden bei den befragten 1925 Anbietern insgesamt 77 % der geplanten Angebote verschoben oder gänzlich abgesagt (vgl. ebd., S. 7). Nach Beendigung des Lockdowns war die Realisierung von Präsenzveranstaltungen aufgrund behördlicher Auflagen von zahlreichen Veränderungen, wie z. B. geringere Teilnehmendenzahlen und strengen Hygienevorschriften, geprägt. Dies führte zu erheblichen finanziellen Verlusten bei den Anbietern (vgl. ebd., S. 22). Des Weiteren liefert die Umfrage Informationen zu den pandemiebedingten Auswirkungen auf die personelle und wirtschaftliche Situation der befragten Weiterbildungsanbieter. So mussten 40 % der Anbieter für ihre Beschäftigten Kurzarbeit anmelden. Betriebsbedingte Kündigungen wurden bei 5 % der Anbieter ausgesprochen. Zudem wird von 81 % der Anbieter angemerkt, dass die Situation ihre Mitarbeitenden, unabhängig der Anstellungsart, psychisch belastet. Eine wirtschaftliche Not ihrer Honorarkräfte identifizierten 70 % der Anbieter (vgl. ebd., S. 30-39). Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Krise zu verringern, bezogen die Anbieter staatliche Hilfen, wie z. B. Kurzarbeitergeld (34 %) und Corona-Soforthilfe (24 %) (vgl. ebd., S. 26). Die Einschätzung der wirtschaftlichen Stimmungslage der Weiterbildungsanbieter fiel verhalten aus und lieferte für das Jahr 2020 mit einem Wert von -13 erstmals seit Beginn der Messung im Jahr 2008 einen negativen Klimawert. Dieser liegt 57 Punkte unter dem Vorjahreswert. Mit Blick auf die Anbietersegmente, unterschieden nach Hauptfinanzierungsquellen, zeigen sich allerdings deutliche Differenzen. So verzeichnen die Anbieter des privat finanzierten Weiterbildungsbereichs mit einem Wert von -24 den schlechtesten Klimawert. Anbieter, die primär von den Arbeitsagenturen finanziert werden, verzeichneten dagegen einen positiven Klimawert von +6 (vgl. ebd., S. 11-15). Neben den dargestellten Erhebungen sind für mehrere quantitative Studien noch Ergebnisse zu erwarten. So wurden bzw. werden gegenwärtig Daten für das Jahr 2020 seitens des "Adult Education Survey" (AES) und des "Continuing Vocational Training Survey" (CVTS) zur individuellen und betrieblichen Weiterbildungsbeteiligung erhoben und ausgewertet. Diese Erhebungen werden im Laufe der nächsten Monate bzw. Jahre Informationen liefern. Da es sich um regelmäßig durchgeführte Erhebungen handelt, werden sie interessante Zeitreihenvergleiche ermöglichen, wenngleich es keine Panelstudien sind, wie z. B. das "Nationale Bildungspanel" (NEPS), das "Sozioökonomische Panel" (SOEP) sowie das "IAB-Betriebspanel", deren Ergebnisse mit Blick auf die Corona-bedingten Veränderungen in Zukunft zu verfolgen sind. Ebenfalls offen sind die Ergebnisse des "DIECovidSurvey", der seit Oktober 2020 vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) und dem Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) erarbeitet wird. Die Umfrage stellt eine Corona-Zusatzbefragung zur DIE-Anbieterstatistik dar und fokussiert die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Volkshochschulen (vgl. DIE 2021). K COVID-19 und Weiterbildung -Überblick zu Forschungsbefunden und Desideraten Neben den genannten quantitativen Erhebungen wurden und werden qualitative Studien zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie im Bereich der Erwachsenenbildung durchgeführt. In der "Delphi-Studie" von Käpplinger und Lichte (2020) von der Justus-Liebig-Universität Gießen wurden in der ersten Befragungsstufe im Frühjahr 2020 insgesamt 54 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Erwachsenenbildung aus 19 Ländern bezüglich unmittelbarer und erwarteter Effekte der behördlichen Maßnahmen gegen COVID-19 auf die Erwachsenenbildung befragt (vgl. ebd., S. 780 f.). Für die meisten Befragten befindet sich die Erwachsenenbildung zum Zeitpunkt der Befragung aufgrund der pandemiebedingten Angebotseinbrüche weltweit in einer disruptiven Krise. Als besonders von der Disruption betroffen werden zum einen Benachteiligte betrachtet, die einen schlechten Zugang zu digitalen Lernumgebungen haben. Ferner werden Freiberuflerinnen und Freiberufler, selbstständige Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner sowie gemeinnützige Einrichtungen insbesondere hinsichtlich ihrer Finanzierung als besonders gefährdet eingestuft (vgl. ebd., S. 782-785). Für die Zukunft wird ein Anstieg des digitalen Lernens erwartet. Außerdem werden eine zunehmende Verschlechterung der Finanzierung der Erwachsenenbildung sowie mehr Ungleichheit bezüglich benachteiligter Gruppen prophezeit (vgl. ebd., S. 785-787). Die COVID-19-Pandemie wird sowohl als "Katalysator" als auch "Brennglas" beschrieben. Als Katalysator fungiert die Pandemie, indem sie bereits begonnene Entwicklungen im Bereich digitales Lernen massiv beschleunigt. Im Sinne eines Brennglases führt sie zu einer besseren Sichtbarkeit bestehender Probleme der Erwachsenenbildung, wie Teilsegmente prekärer Arbeit von manchen Beschäftigten in der Weiterbildung (vgl. ebd., S. 789 f.). Darüber hinaus wird aus einigen Ländern berichtet, dass autoritäre Regime die Pandemie für den Abbau von Freiheitsrechten und die Schwächung oppositioneller Kräfte zu nutzen versuchen. Eine qualitative Studie zu den pandemiebedingten Einschränkungen an Volkshochschulen und dem Umgang damit veröffentlichte Matthias Rohs (2020) von der TU Kaiserslautern. Für diese Studie wurden im Mai und Juni 2020 in Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Landesverband der Volkshochschulen 10 Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz mittels leitfadengestützter Telefoninterviews befragt (vgl. ebd., S. 5 f.). Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der pandemiebedingte Einbruch der Präsenzveranstaltungen "existenzielle Ängste" (ebd., S. 29) bei den Volkshochschulen verursacht hat. Die Reaktionen der Volkshochschulen auf die Pandemie im zeitlichen Verlauf lassen sich in vier Phasen der Auseinandersetzung gliedern: 1. Schock-Phase (März), 2. Orientierung und Stabilisierung (Ende März bis Anfang April), 3. Kurzfristige Digitalisierung (April bis Mai) und 4. Systematische Flexibilisierung (Mai bis August/September) (vgl. ebd., S. 7-12; vgl. Maier und Rohs 2020, S. 39). Als zentrale Reaktion auf die Einstellung der Präsenzveranstaltungen zeigt sich die Digitalisierung der Angebote, wobei die Ausgangsbedingungen in den Einrichtungen mitunter voneinander abweichen (vgl. auch Sgodda 2021). Von den Befragten werden Chancen wie Risiken der Digitalisierung, wie bspw. die Erschließung neuer (überregionaler) Zielgruppen und der drohende Verlust von Stammpublikum, identifiziert. Auch diese besitzen je nach einrichtungsspezifischen Gegebenheiten in den Volkshochschulen unterschiedlich hohe Relevanz (vgl. Rohs 2020, S. 12-21, S. 30). Mit Blick auf die Digitalisierung der Volkshochschulen mitsamt ihren Angeboten benennt diese Studie die Pandemie als "Katalysator vorhandener Veränderungsbestrebungen" (ebd., S. 20), wobei sich nicht alles Gewünschte am Ende in der Praxis umsetzen lasse und es daher entsprechender Abwägungen "zwischen dem technisch möglichen und den Rahmenbedingungen, unter denen die Volkshochschulen agieren" (ebd., S. 27) bedürfe. Grotlüschen und Weis (2021) haben Ergebnisse eines dreimonatigen Transferprojektes "Best Practices für neue Geschäftsmodelle und Programmanpassungen der Erwachsenenbildung" an der Universität Hamburg vorgelegt. Sie befassten sich mit Veränderungs-und Planungsprozessen in verschiedenen Weiterbildungseinrichtungen in der Pandemie. Das Forschungsdesign umfasste 13 Interviews mit Personen, die primär im Feld der beruflichen Weiterbildung tätig sind. Deutlich wird aus Sicht der Befragten, dass Krisen nicht "top down", sondern im Austausch bewältigt werden, wobei "Versuchsballons" und Fehlertoleranz eine große Rolle spielen. Agilität wird mehr Aufmerksamkeit in der Programmplanung geschenkt (vgl. ebd., S. 53 f.). Den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und des Social Distancing im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung widmen sich Koppel und Langer (2020) von der PH Weingarten in vier leitfadengestützten Interviews. Die Gruppe der Befragten setzte sich zusammen aus Leitungspersonal von Alphabetisierungskursanbietern sowie Personen, "die in die Erstellung von grundbildungsbezogenen Konzeptionen an Bildungsinstitutionen involviert sind" (ebd., S. 32). Die Interviews beschreiben Herausforderungen in der Praxis auf drei Ebenen. Auf konzeptioneller Ebene wird berichtet, dass ein "konzeptionell fundierter Einsatz digitaler Medien" (ebd., S. 33) in der Praxis eine nachrangige Rolle einnimmt. Insbesondere der fehlende soziale Aspekt wird für Lernenden und Lehrenden als herausfordernd beschrieben, sodass häufig individuelle bilaterale Lösungswege in den Fokus rücken und vermehrt private Kommunikationswege wie Messenger-Dienste zum Einsatz kommen (vgl. ebd., S. 33 f.). Auf personeller Ebene stellen sich fehlender Zugang zu digitalen Medien sowie fehlende medienbezogene Kompetenzen der Lernenden als die zentralen Herausforderungen heraus. Sowohl bei Lernenden als auch Lehrenden wird von heterogenen Einstellungen gegenüber und Erfahrungen mit Online-Medien berichtet (vgl. ebd., S. 33). Auf institutioneller Ebene wird von einem Spannungsfeld zwischen dem erkannten Potenzial digitaler Medien und den mangelnden Möglichkeiten, diese im Kursalltag zu etablieren, berichtet. Die Ergebnisse zeigen, dass den Herausforderungen nur bedingt begegnet werden konnte (vgl. ebd., S. 34 f.). Blick. Ein zweites Beispiel ist das Anfang 2021 gestartete und für zwei Jahre angesetzte Forschungsprojekt "Transformationsprozesse von öffentlichen Einrichtungen der Erwachsenen-/Weiterbildung -Auswirkungen der Covid-19 Pandemie" unter der Leitung von Maria Kondratjuk an der Technische Universität Dresden. Es folgt einem triangulativen Forschungsdesign aus problemzentrierten Interviews, Gruppendiskussionen, Dokumenten-sowie Institutionenanalysen. Auch seitens der Weiterbildungsverbände wurden im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie Erhebungen durchgeführt. Die Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreis e. V. -Bundesverband betriebliche Weiterbildung wird jährlich durchgeführt. Im Jahr 2020 fokussiert sie die Situation der Weiterbildungsdienstleister in der COVID-19-Pandemie und zeigt, dass alle der aktuell 46 Mitgliedsunternehmen unmittelbar von der Krise betroffen sind. Knapp die Hälfte der Mitgliedsunternehmen erwartet Gesamtumsatzrückgänge von mehr als 20 % (vgl. Wuppertaler Kreis e. V. 2020, S. 2-4). Keine Veränderungen erwarten lediglich 8 %. Umsatzanstiege werden hingegen von allen Befragten ausgeschlossen. Eine vollständige Kompensation der Rückgänge durch digitale Angebote wird nicht erwartet. Neben den Umsatzrückgängen werden, bedingt durch die Maßnahmen zum Infektionsschutz, Entwicklungskosten für digitale Angebote, etc., deutliche Kostensteigerungen erwartet (vgl. ebd., S. 12 f.). Um Arbeitsplätze zu bewahren, hatten zum Zeitpunkt der Befragung bereits 51 % der Mitgliedsunternehmen Kurzarbeit angeordnet und z. T. andere Hilfs-und Unterstützungsprogramme genutzt (vgl. ebd., S. 7 f.). Laut der Verbandsumfrage führen die Auswirkungen der Pandemie zu einem Absinken des Geschäftslage-Indikators Weiterbildung von 118 auf 86 Punkte. Der Wert, der die wirtschaftliche Stimmung der Weiterbildungsbranche beschreibt, sinkt erstmals seit der Finanzkrise 2009 unter die 100 Punkte-Marke (vgl. ebd., S. 10). Weitere Schwerpunkte der Verbandsumfrage widmen sich den "Trends in der Weiterbildung" (ebd., S. 15) sowie den "Veränderungen im Bereich der nach SGB geförderten Maßnahmen" (ebd., S. 27). Einen regionalen Blick auf Weiterbildungsanbieter nimmt die im April 2020 durchgeführte Blitzumfrage von Weiterbildung Hessen e. V. ein. An der Umfrage beteiligten sich 119 von über 300 Mitgliedsunternehmen. Im Fokus stehen hierbei die "Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die hessischen Weiterbildungseinrichtungen" (Weiterbildung Hessen e. V. 2020, S. 1). Die Ergebnisse der Blitzumfrage zeigen, dass sich die Pandemie negativ auf die finanzielle Situation der hessischen Weiterbildungseinrichtungen auswirkt. So berichten 89 % von Umsatzeinbußen und jede achte Einrichtung berichtet von einer drohenden Insolvenz. Eine zumindest anteilige Kompensation der Umsatzeinbußen durch Nachholeffekte erwarten lediglich 17 % der befragten Einrichtungen (vgl. ebd., S. 2 f.). Mit Blick auf die Beschäftigten der hessischen Weiterbildung wirkt sich die Pandemie zum Erhebungszeitpunkt in jeder zweiten Einrichtung vor allem auf die Honorarkräfte negativ in Form von Kündigungen bzw. ausbleibenden neuen Aufträgen aus. Pandemiebedingte Entlassungen Festangestellter kamen selten (3 %) vor. Diese Arbeitsplätze sollen vielmehr mit Hilfe staatlicher Unterstützungsleistungen (Kurzarbeitergeld) gesichert werden (vgl. ebd., S. 4). Zentrale Anpassungsstrategien der Einrichtungen an die neuen Gegebenheiten sind der verstärkte E-Learning-Einsatz (62 %), der Ausbau der digitalen Infrastruktur (60 %) sowie ein steigender Social-Media-Einsatz bei der Kundenansprache (40 %). Problematisch ist, dass jede dritte Einrichtung mit einer unzureichenden Breitbandversorgung zu kämpfen hat (vgl. ebd., S. 6 f.). Als längerfristige Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Bildungslandschaft werden von den hessischen Weiterbildungseinrichtungen diese Punkte genannt: wachsende Anzahl an Insolvenzen, steigende Relevanz digitaler Angebote als Ergänzung zum Präsenzunterricht, verstärkter Einsatz von Social Media bei der Kundenansprache (vgl. ebd., S. 7). Diese überblicksartige Darstellung zeigt, dass in der nationalen Weiterbildungsforschung bereits einige Studien zur COVID-19-Pandemie und deren Relevanz für die Weiterbildung vorliegen und weitere im Entstehen sind. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Publikationen und Dokumente aus der Wissenschaft, Praxis und Politik, die für die Erwachsenen-und Weiterbildung eine hohe Relevanz besitzen, da sie bspw. Befunde mit Lobbyarbeit verbinden oder maßgebliche Bestimmungen für die Erwachsenen-und Weiterbildung in der Pandemie festlegen. Ein Beispiel hierfür ist die Stellungnahme der Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) vom Juli 2020, die die Bedeutung der Weiterbildung in Krisenzeiten hervorhebt (DGfE 2020). Da der Fokus dieses Artikels auf dem wissenschaftlichen Forschungsstand liegt, wird von einer weitergehenden Aufzählung dieser Dokumente allerdings abgesehen. Mit Blick auf die Analysefokusse der präsentierten nationalen Studien (s. auch Tab. 1) fällt auf, dass die Pandemie und ihre Auswirkungen vor allem mit Blick auf Institutionen und ihr Personal untersucht werden. Sowohl die quantitativen als auch die qualitativen Studien widmen sich im Kern den Auswirkungen der Pandemie auf entweder einzelne spezifische Anbieter von Weiterbildung wie Volkshochschulen (Rohs 2020) , Betriebe (Flake et al. 2020; Bellmann et al. 2020 ), E-Learning-Anbieter (Schmid und Goertz 2020) , Anbieter von Alphabetisierungskursen (Koppel und Langer 2020) oder Weiterbildungsanbieter im Allgemeinen (Christ et al. 2021; Grotlüschen und Weis 2021) . Auch die Verbände widmen sich in ihren Erhebungen den Auswirkungen der Pandemie auf Weiterbildungsanbieter in Form ihrer Verbandsmitglieder (Wuppertaler Kreis e. V. 2020; Weiterbildung Hessen e. V. 2020). Einen eher allgemeinen Blick auf die Effekte der Covid-19-Pandemie auf die Erwachsenenbildung liefert die international angelegte Delphi-Studie von Käpplinger und Lichte (2020) . Der Faktor Personal bzw. die Effekte der Krise auf die bei den Anbietern beschäftigten Personen werden bspw. bei der Blitzbefragung des privaten mmb Instituts und der wbmonitor-Umfrage 2020 erhoben oder in den Interviews der Delphi-Studie thematisiert, wenngleich diese Thematik in den genannten Studien keinen eigenständigen Forschungsfokus darstellt. Mit Blick auf die fünf Forschungsfelder des Forschungsmemorandums für die Erwachsenen-und Weiterbildung (Arnold et al. 2000) lassen sich die veröffentlichten Studien überwiegend den Forschungsfeldern K "Institutionalisierung", "Professionelles Handeln" sowie "System und Politik" zuordnen, wobei, wie dargestellt, insbesondere die "organisatorische und institutionelle Wirklichkeit der Weiterbildung" (ebd., S. 19) in den Fokus rückt. Im Forschungsfeld "Institutionalisierung" stehen das "Betriebsgeschehen" sowie "die Institutionalisierung lebenslangen Lernens und seiner unterschiedlichen Organisationsformen" (ebd.) im Vordergrund. Das Forschungsfeld "Professionelles Handeln" widmet sich der "Untersuchung von Berufstätigkeiten und Arbeitsanforderungen der Erwachsenenbildung und deren Veränderung" (ebd., S. 15). Das Forschungsfeld "System und Politik" fokussiert die strukturelle Ermöglichung von sowie strukturelle Fragen der Erwachsenen-und Weiterbildung (vgl. ebd., S. 24). Die weiteren Forschungsfelder des Forschungsmemorandums "Lernen Erwachsener" sowie "Wissensstrukturen und Kompetenzbedarfe" sind dagegen unterrepräsentiert. Dies bedeutet allerdings nicht, dass lediglich in diesen beiden Forschungsfeldern der Bedarf nach einer tiefergehenden und differenzierteren Beforschung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu konstatieren ist. Anhand der vorliegenden Recherche ergeben sich Forschungslücken in den nachfolgend aufgeführten sieben Punkten. Die Analysen zeigen einhellig, dass sich die Erwachsenen-und Weiterbildung 2020/2021 in einer Krise befand bzw. weiterhin befindet. Weiterbildungsaktivitäten sind deutlich zurückgegangen, wozu die Lockdowns und Hygienemaßnahmen wesentlich beigetragen haben. Allerdings wird auch mehrfach betont, dass Weiterbildungssegmente durchaus unterschiedlich stark betroffen sind. Hier erscheinen weitere Detailanalysen notwendig, um etwa genauer bestimmen zu können, wie sich das je nach Weiterbildungssegment oder Trägertyp, Beschäftigten-sowie Teilnehmendengruppe darstellt. In einigen Beiträgen finden sich Versuche, den Krisenverlauf in Phasen zu unterscheiden. Dies erscheint sinnvoll, da zum Beispiel zwischen dem ersten und zweiten Lockdown im Jahr 2020 mannigfache Unterschiede bestanden, wie in mehreren Studien erwähnt wird. Gleichzeitig steht es noch aus, eine genaue Phaseneinteilung vorzunehmen, was am besten mit zeitlichem Abstand retrospektiv erfolgen sollte. Was bislang ganz zu fehlen scheint, ist eine regional vergleichende Darstellung. Allein innerhalb Deutschlands stellten sich das Infektionsgeschehen und die Gegenmaßnahmen heterogen dar. Es konnten bspw. Es gibt Ansätze in der gesichteten Literatur, diese Pandemie in Phasen zu unterteilen. Dies erscheint sinnvoll, wenngleich eine tragfähige Einteilung wohl erst nach der Pandemie vorgenommen werden kann. Insgesamt zeigt sich die COVID-19-Pandemie als Disruptor für die Erwachsenen-und Weiterbildung, durch den viele bisherige Aktivitäten unter-bzw. abgebrochen wurden. Gleichzeitig war die Krise ein Katalysator für Neu-und Weiterentwicklungen. Dies gilt insbesondere für den Bereich des digital gestützten Lehrens und Lernens. Digitalität ist nicht nur eine technische Frage, sondern eng mit weiteren Fragen rund um Organisationsentwicklung, Programmplanung und Personalentwicklung sowie Gerechtigkeitsfragen (Sturm 2021) verwoben. Es wäre eine irrige Annahme zu behaupten, dass Lehr-/ Lernkulturen aus der physischen Präsenz vor Ort in die Digitalität übertragen werden können. Aber nicht alles ist neu seit bzw. durch Corona. Gerade die zu beobachtenden Probleme -wie die Prekarität bestimmter Beschäftigungssegmente (Probst 2020) oder die chronische Unterfinanzierung in der Weiterbildung -sind bekannte Phänomene, die nun wie unter einem Brennglas umso schärfer zu Tage treten und ins Bewusstsein drängen. Wenn man die COVID-19-Krise als Anlass dafür nähme, diese Probleme strukturell anzugehen, könnte in der Krise eine Chance liegen (vgl. Luibl 2020). Abschließend soll an dieser Stelle auf die Limitationen des hier vorgestellten Forschungsüberblicks hingewiesen werden. Diese Zusammenschau stellt eine Momentaufnahme dar. Es kann selbst in diesem Moment, in dem wir das Manuskript in den Verlag verabschieden, nicht gesichert behauptet werden, dass alles recherchiert und aufgenommen werden konnte, was derzeit im Entstehen ist. Jede Analyse braucht zeitlichen Abstand. Nichtsdestoweniger hoffen wir, für weitere Forschungen eine Basis zur Verfügung zu stellen, indem wir auf Desiderate hingewiesen und Impulse für neue Forschungsfragen gegeben haben. Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL. Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. 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International Review of Education Auswirkungen der Coronapandemie auf Weiterbildungsanbieter Der Sektionsvorstand Erwachsenenbildung betont die Rolle der Erwachsenen-und Weiterbildung in der Bewältigung der Corona-Krise ErwB/2020_Corona-Zwischenruf_Sektion_EB.pdf. Zugegriffen: 26. Okt Corona-Pandemie: Forschungs-und Beratungsaktivitäten des DIE. Ein Überblick über aktuelle und geplante Analysen, Interviews und weitere Formate Zur Bedeutung leiblicher Ko-Präsenz in Bildungsveranstaltungen Transformative dimensions of lifelong learning: Mezirow, Rorty and Covid-19 Von Cholera bis Corona Weiterbildung während der Corona-Pandemie Education is uncertainty: academic life as Indigenous health scholars during COVID-19 Weiterbildung in der Krise -Krise der Weiterbildung. Hessische Blätter für Volksbildung Die Verengung der Welt. Zur medialen Konstruktion Deutschlands unter Covid-19 anhand der Formate ARD Extra -Die Coronalage und ZDF Spezial Preparing education for the crises of tomorrow: a framework for adaptability Aspekte aus der Praxis der Erwachsenen-und Weiterbildung während der Coronaviruskrise und darüber hinaus The lockdown of physical co-operation touches the heart of adult education: a Delphi study on immediate and expected effects of COVID-19 Chancen und Herausforderungen einer Online-VHS. Hessische Blätter für Volksbildung Weniger Erwerbseinkommen und mehr Sorgearbeit Herausforderungen und Reaktionen in Zeiten des Social Distancing. weiter bilden Retraditionalisierung? Care-Arbeit und Geschlechterverhältnisse in der Corona-Krise -Essay. Aus Politik und Zeitgeschichte Education in emergencies: Lessons from COVID-19 in South Africa Corona, die Krise und eine Zukunft, die gerade beginnt. forum erwachsenenbildung The implementation and effectiveness of intergenerational learning during the COVID-19 pandemic: evidence from China Volkshochschulen im Krisenmodus oder Corona als Chance? Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz. weiter bilden SVEB-Branchenmonitor 2021: Tendenzen der Weiterbildung nach der Covid-Pandemie Ausweitung des Prekariats? Die Folgen der Corona-Pandemie für solo-selbständige Kursleitende. weiter bilden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Digitalisierung an Volkshochschulen am Beispiel von Rheinland-Pfalz. Beiträge zur Erwachsenenbildung 10 Zoom-Fatigue als neuer Risikofaktor Die digitale Bildungswirtschaft in Zeiten von Corona: Profiteur oder Opfer? Die Pandemie als Digitalisierungsschub? Hessische Blätter für Volksbildung Erwachsenenbildung Educational disruptions during the COVID-19 crisis in Small Island Developing States: preparedness and efficacy of academics for online teaching Volkshochschulen und die Coronapandemie: Bewältigungsperspektiven. Hessische Blätter für Volksbildung Inventive pedagogies and social solidarity: the work of community-based adult educators during COVID-19 in British Columbia Responding to the COVID-19 pandemic: University rankings or cooperatives as a strategy for developing an equitable and resilient post-secondary education sector? Education in the age of Covid-19: Implications for the future Education in the age of COVID-19: Understanding the consequences Digitalität als Ort der Ausgrenzung und sozialer Gerechtigkeit. Hessische Blätter für Volksbildung Between educating and teaching the adult population. Andragogical perspectives on the Corona Pandemic Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die hessischen Weiterbildungseinrichtungen. Ergebnisse einer Blitzumfrage von Weiterbildung Hessen e Trends in der Weiterbildung Value creation through peer communities of learners in an Egyptian context during the COVID-19 pandemic Publisher's Note Springer Nature remains neutral with regard to jurisdictional claims in published maps and institutional affiliations