key: cord-1011610-jrycbx3d authors: Guertler, Lutz G. title: Neue Influenza A (H1N1) 2009 date: 2010-03-31 journal: DoctorConsult - The Journal. Wissen für Klinik und Praxis DOI: 10.1016/j.dcjwkp.2010.01.007 sha: 623d937fa3cd2b6e641dc7215c8940120a152c48 doc_id: 1011610 cord_uid: jrycbx3d Abstract In April 2009 a novel influenza virus A H1N1 causing high morbidity and mortality spread first on the plateau of Mexico City subsequently followed by distribution to Texas and California in USA and to Spain; finally within three weeks this influenza virus was worldwide distributed. Its haemagglutinin showed epitope structures that were not recognized by the immune system of children and young adults as a memory response. The pandemic influenza virus consisted of quasispecies with a mixture of genome parts from human, avian, and American and Eurasian swine origin. This new virus caused all symptoms typically for influenza as abrupt onset, fever >39°C, sore throat with all signs of inflammation, myalgia and arthralgia. In summer 2009 all infections in Europe were mild, while until winter there was a higher lethality in Brazil, Mexico and Argentine; but still in winter 2009 in Europe the pathogenic action of the circulating virus was mild. European isolates showed a neuraminidase inhibitor resistance of around 10%. Prevention of spread of the novel influenza virus H1N1 2009 is mainly by hygienic measurements as: avoid contact to infected, distance from infected, hand disinfection, protection of eye and nose mucous membranes, avoid aerosol formation during blowing the nose and sneezing. It is recommended to use single way tissue handkerchiefs and to depose them in a covered waste reservoir. For further prevention of influenza virus transmission three different vaccines are available in Europe since October 2009. This virus or at least some genomic parts will persist in the human population for the next 2 years. z u s a m m e n f a s s u n g Im April 2009 verbreitete sich ein Influenzavirus vom Typ A, H1N1, erst auf der mexikanischen Hochebene, dann über USA und Spanien weltweit. Das Hämagglutinin auf der Oberfläche ist so konfiguriert, dass es immunologisch über eine Gedächtnisantwort von Kindern und Erwachsenen bis 35 Jahren nicht erkannt wird. Das Virus besteht aus einer Mischung von Genen aus Mensch-, Vogel-und nordamerikanischen oder europäischem Schwein-Influenzavirus. Die Infektion läuft wie eine typische Influenza ab, mit Fieber, Rachenentzündung und katarrhalischen Symptomen, selten Myalgie und Arthralgie. Im Sommer 2009 verliefen die Infektionen in Europa sehr mild, nicht dagegen auf der winterlichen Südhalbkugel in Südamerika, wo das Neue Influenzavirus das erwartete saisonale überwachsen hat. Neuraminidase-Hemmer-Resistenz besteht in etwa 10% der charakterisierten Viren in Europa. Die Prävention besteht in der Einhaltung der hygienischen Maßnahmen, wie Kontakt zu Infizierten meiden, Abstand zu Infizierten halten, Mund-Nasen-Schutz, Konjunktiva-Schutz, Händedesinfektion nach Kontakt, Aerosole beim Schnäuzen und Niesen vermeiden, Entsorgen der Taschentücher von Infizierten in geschlossenen Behältern. Zur Das neue Influenzavirus ist seit April 2009 bekannt, als die erste Krankheitswelle auf der Hochebene von Mexico-Ciudad ablief (Butler, 2009; Itoh et al., 2009; Richter-Kuhlmann und Meißner, 2009 Komplikationen entstehen durch bakterielle oder virale Superinfektionen, welche für Bakterien behandelbar sind, wenn die Klinik für Behandlungsbedarf spricht. Schwangere sind wegen der sekundären Immunsuppression und im letzten Trimenon der teils eingeschränkten Expektorationsfähigkeit gefährdet und sollten bei epidemiologischer Lage vor Influenzavirus Exposition geschützt werden. Alte und Immungeschwächte, chronisch Kranke (besonders, wenn die Atmungsorgane betroffen sind) Diabetiker, kardial Dekompensierte, neigen zu Komplikationen und sollten engmaschig überwacht werden. Im Allgemeinen gut. Die Todesrate liegt in Deutschland niedriger als bei einer saisonalen Grippe, 6 in 25.000 entspricht 0,02%. Eine schlechtere Prognose haben Patienten mit chronischen Krankheiten und Immunschwäche oder unter immunsuppressiver Therapie. Für Influenzavirus gelten die allgemeinen Richtlinien. Hervorzuheben sind: Eintrittspforte für Influenzavirus ist die Schleimhaut von Oropharynx und Konjunktiva, die über geeigneten Mund-Nasen-Schutz (doppellagige Gesichtsmaske, F2-Filter-Masken) und über Brille geschützt werden können. Enger Kontakt ermöglicht das Einatmen von großen Tröpfchen, die viel Virus enthalten. Niesen sollte vermieden oder über Einweg-Tücher das Aerosol abgefangen werden. Benetzte Tücher sind in einem geschlossenen Behältnis zu lagern und zu entsorgen. Kranke sollten in einem separaten Raum von Nicht-Infizierten getrennt werden, um die Infektketten einzuschränken. Nach Krankenkontakt sind die Hände mit einem alkoholischen Mittel zu desinfizieren. Neben der Händedesinfektion ist die häufige Desinfektion von Instrumenten (auch Stethoskop), kontaminierten Flächen, Türklinken usw. angeraten. Auch hierfür eignen sich am besten alkoholische (Isopropanol und ähnliche) Mittel. Ein Virus, das auf Kulturzellen vermehrt wurde, ist als Impfstoff (Celtura®) noch nicht zugelassen. Die Impfstoffe sind standardisiert auf 3,75 g Hämagglutinin als Dosis für Pandemrix® und 7,5 g für Focetria®. Alle Impfstoffe enthalten abgetötetes Virus, als Stabilisator Thiomersal. Panenza® (Sanofi Pasteur) als vierter Impfstoff enthält 15 g Hämagglutinin, kein Adjuvans und Stabilisator, ist aber bisher nicht zugelassen. Die Dosis ist eine einmalige Injektion für infektfreie Personen >10 Jahre, Kinder zwischen 0,5 und 9 Jahren sollten mit zwei Dosen im Abstand von etwa vier Wochen immunisiert werden (RKI, 2009a; RKI, 2009b) . Wenn das zirkulierende Neue Influenzavirus (H1N1) 2009 sich auf der Oberfläche ändert, sollten über Kreuzneutralisation genügend Epitope mit dem Impfvirus vorhanden sein, um einen Schutz vor tödlicher Infektion zu gewährleisten. Squalen wird aus Haifischflossen hergestellt und führt zu sehr kleiner Mizellenbildung und damit zu einer gesteigerten Immunantwort. Dieses Adjuvans wurde z.B. für verschiedene AIDS-Vakzine benutzt ohne außergewöhnliche Nebenwirkungen. Neben der Impfung mit dem neuen Influenzavirus-Impfstoff sollte die saisonale Grippe-Impfung mit den Typen H1N1, H3N2 und B ebenfalls zu einem getrennten Zeitpunkt bis etwa Anfang Dezember durchgeführt werden. Eine prophylaktische Therapie mit Neuraminidase-Hemmern sollte nicht zur Protektion vorgenommen werden, da Resistenzen schnell über einen Aminosäureaustausch (Histidin 274, Tyrosin 272) induziert werden können und resistente Viren keine Pathogenitätsminderung haben. Weiterführende Literatur Centers of Disease Control: Oseltamivir resistant novel influenza (H1N1) virus infection in two immunosuppressed patients -Seattle Centers of Disease Control: Update of influenza A (H1N1) 2009 monovalent vaccines Trial of influenza A (H1N1) 2009 monovalent MF59 -adjuvanted vaccine -preliminary report Eis-Hübinger AM. Poor clinical sensitivity of Rapid Antigen Test for influenza A pandemic (H1N1) 2009 virus Working Group Pandemic Influenza A (H1N19 v. Influenza A (H1N1)v in Germany: the first 10. 000 cases In vitro and in vivo characterization of new swine-origin H1N1 influenza viruses Zylka-Menhorn V. Neue Influenza A H1N1 Impfung gegen die neue Influenza A (H1N1) Impfung gegen die neue Influenza A (H1N1): erneute Bewertung der Daten am 24.11