key: cord-1009687-raapojr9 authors: nan title: Mitteilungen der DGGEF date: 2021-10-15 journal: Gynakol Endokrinol DOI: 10.1007/s10304-021-00415-5 sha: ee3339ec50bdc9ce957cd106c70fb00dec1291cf doc_id: 1009687 cord_uid: raapojr9 nan Hintergrund Epidemiologische Daten zeigen, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 alle Altersgruppen und Geschlechter betrifft. Allerdings ist die Inzidenz bei Frauen deutlich höher als bei Männern, wohingegen bei Männern deutlich schwerere Verläufe beschrieben werden [1, 2] . Daher gewinnt der mögliche Einfluss von geschlechtsspezifischen Hormonen auf den Krankheitsverlauf zunehmend an Bedeutung [3] . Eine retrospektive Studie analysierte prämenopausale Frauen (mit und ohne orale hormonelle Kontrazeptiva) sowie postmenopausale Frauen (mit und ohne Hormontherapie), die SARS-CoV-2 positiv bzw. an COVID-19 erkrankt waren [4] . Aufgrund der aktuellen Daten stellt sich zunehmend die Frage des Östrogeneinflusses auf eine SARS-CoV-2 bzw. COVID-19-Infektion. Pathophysiologisch wurde gezeigt, dass SARS-CoV-2 an das Angiotensin-Converting Enzyme2-als Rezeptor ( ACE-2) mithilfe von Spike-Proteinen auf den pulmonalen Alveolarepithelien andockt [5] . An diesem Vorgang ist die sogenannte Serinprotease-2 beteiligt (TMPRSS2). Es wurde gezeigt, dass die Expression von TMPRSS2 Androgen-abhängig erfolgt [6] und dass die Blockade von Androgenrezeptoren die Expression von ACE2 Rezeptoren reduziert [7] . Des Weiteren ist auch im Hinblick auf die Immunantwort eine geschlechtsspezifische Hormonabhängigkeit zu finden: Frauen zeigen beispielsweise bei zahlreichen etablierten Impfungen eine doppelt so hohe Antikörperantwort im Vergleich zu Männern [8] . Auch sind Autoimmunkrankheiten bei Frauen häufiger [9] . Die Anzahl an CD4+-T-Zellen ist ebenso bei Frauen höher als bei Männern [10] . Sexualsteroide sind potentielle Immunmodulatoren: Östrogenrezeptoren werden in allen Immunzellen wie z. B. CD4 und CD8-Zellen exprimiert [11] . Eine Therapie mit Estradiol supprimiert die Produktion proinflammatorischer Zytokine ( IL-6, IL-1ß, TNF-a) und stimuliert die Bildung von CD4+T-Helferzellen sowie die Produktion antiinflammatorischer Zytokine wie IL-4, IL-10 und Interferon-y. Außerdem kann Estradiol die Antikörperproduktion durch B-Zellen fördern [12] . In Untersuchungen einer nasalen Epithelzellkultur zeigte sich, dass Östrogenkomponenten über den ERß-Rezeptor die Replikation des Influenzavirus reduzierten und die Signaltransduktionswege über den Östrogenrezeptor hochregulierten [13] . Die Gabe von 17-ß-Estradiol schützte mit Influenzaviren infizierte Mäuse durch die Rekrutierung von Neutrophilen und durch eine Adaptation der T-Zell-Antwort [14] . In einem Mausmodell mit SARS-CoV-Infektion hatten die weiblichen Mäuse ein signifikant besseres Outcome als die männlichen: sie wiesen eine geringere pulmonale Schädigung, niedrigere Virustiter, eine geringere Infiltration mit inflammatorischen Monozyten, Makrophagen und Neutrophilen sowie eine deutliche niedrigere Mortalität auf (20 % vs. 80 %) [15] . Die Kastration der männlichen Mäuse brachte keine Verbesserung dieser Infektionsparameter, hingegen zeigten weibliche Mäuse nach einer Ovarektomie oder einer anti-östrogenen Therapie mit Fulvestrant einen ähnlich schlechten Verlauf wie die männlichen Mäuse. Diese Effekte waren am ausgeprägtesten bei Mäusen im reproduktiven Alter. Bei den sehr jungen und älteren Tieren zeigten sich weniger geschlechtsspezifische Unterschiede [15] . Eine Hormontherapie mit Östrogenen kann potentiell die eigene inflammatorische Immunantwort auf eine Virusinfektion abschwächen und die T-sowie B-Zell-Antwort einschließlich der Antikörperproduktion stimulieren. Vorteile einer solchen Therapie wären eine gute Kenntnis der Nebenwirkungen und Kontraindikationen sowie vergleichsweise geringe Kosten. Bei schweren Infektionsverläufen ist allerdings eine adäquate Antikoagulation insbesondere bei zusätzlicher Hormontherapie zu empfehlen [16] . Eine Anwendung von Östrogenen könnte daher eine therapeutische Option zur Abschwächung des Verlaufs einer SARS-CoV2 Infektion darstellen und ein Ansatz für weitere Studien sein. A novel coronavirus outbreak of global health concern Clinical Characteristics of Coronavirus Disease 2019 in China Schlechtere COVID-19-Prognose bei Männern: Mögliche Effekte von Sexualsteroiden? Evidence for treatment with estradiol for women with SARS-CoV-2 infection SARS-CoV-2 Cell Entry Depends on ACE2 and TMPRSS2 and Is Blocked by a Clinically Proven Protease Inhibitor Androgen receptor and androgen-dependent gene expression in lung Sex, androgens and regulation of pulmonary AR, TMPRSS2 and ACE2. Biorxiv Cold Spring Harb Lab Biological sex impacts COVID-19 outcomes Sex differences in autoimmune disease from a pathological perspective Genetic control of the CD4/CD8 T-cell ratio in humans Differential estrogen receptor gene expression in human peripheral blood mononuclear cell populations Estradiol, Progesterone, Immunomodulation, and COVID-19 Outcomes Estrogenic compounds reduce influenza A virus replication in primary human nasal epithelial cells derived from female, but not male, donors 17β-estradiol protects females against influenza by recruiting neutrophils and increasing virus-specific CD8 T cell responses in the lungs Sex-Based Differences in Susceptibility to Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Infection The gendered impact of coronavirus disease (COVID-19): do estrogens play a role?