key: cord-0980173-cxy9qwnb authors: Gillissen, Adrian title: Coronaimpfung nicht risikofrei, aber im Vergleich zu COVID-19 harmlos date: 2021-12-13 journal: Pneumo News DOI: 10.1007/s15033-021-2775-z sha: 5ff137b1a8d1c28e2210057d3a19a61ec239ee5f doc_id: 980173 cord_uid: cxy9qwnb nan Die Coronavirus-Pandemie beschleunigte die Entwicklung von Impfstoffen, die innerhalb weniger Monate weltweit millionenfach eingesetzt wurden Mit zunehmendem Einsatz wurden in der Presse Fall-und retrospektive Berichte über z. T. bedeutsame Nebenwirkungen dieser Impfstoffe publiziert. Zur objektiven Beurteilung der tatsächlichen Gefahren einer solchen Impfung sind aber klinische Studien oder besser vergleichende Datenbankanalysen, z. B. über das Vaccine-Adverse-Event-Reporting-, das Safety-Platform-for-Emergency-Vaccines-oder das Biologics-Effec- Eine medizinische Bewertung dieser Impfnebenwirkung ist aber nur wirklich möglich, wenn man die Häufigkeit dieser Erkrankungen denen bei COVID-19 gegenüberstellt. So erhöhte sich z. B. durch eine manifeste COVID-19 das Risiko (Risk Ratio) für eine Mykoarditis um den Faktor 18,28 (95%-KI 3,95-25,12) was einer Inzidenz von 11,0/100.000 entspricht. Nur die Inzidenzen von Lymphadenopathie (3/100.000) und Zoster (9/100.000) lagen in der COVID-Gruppe unter der der geimpften Gruppe. Weitere COVID-19-Komplikationen waren in dieser Studie: Arrhythmien (166,1/100.000), akutes Nierenversagen (125,4 /100.000), Lungenembolien (61,7/100.000), tiefe Beinvenenthrombosen (43,0/100.000), Myokardinfarkte (25,1/100.000), Perikarditiden (10,9/100.000) und intrazerebrale Blutungen (7,6/100.000). Eine Gegenüberstellung dessen, was gleich oft als Impfnebenwirkung und COVID-19-assoziierte Erkrankung auffiel, zeigt ▶Abb. 1. Herpes zoster war COVID-19 mit wesentlich mehr Erkrankungsrisiken behaftet als die BNT162b2-Impfung, deren Nebenwirkungspozential bei den gleichen Erkrankungen deutlich niedriger lag oder nicht detektierbar war. BNT162b2 ist nach dieser Analyse zwar nicht nebenwirkungsfrei, aber substanziell harmloser als COVID-19, die zu 88 % (Delta-Variante) bis 95 % (Alpha-Variante) durch diesen Impfstoff verhindert wird. -Kommentar von Prof. Dr. med. Adrian Gillissen Diese Studie stellt im Real-life-Setting die Häufigkeit wichtiger Erkrankungen, die mit der BNT162b2-Impfung assoziiert zu sein scheinen, in Perspektive mit den bei COVID -19 auftretenden Erkrankungen. Erst durch eine solche an einer großen Kohorte erfolgten vergleichenden Analyse kann man das tatsächliche Impfrisiko gegenüber dem Krankheitsrisiko einer mittels PCR belegten SARS-CoV-2-Infektion abschätzen. Manche statistische Assoziation erscheint fragwürdig, z. B. die eines Herpes zoster oder einer Appendizitis, was durch die fehlende Häufigkeitsdifferenz zwischen den Analysegruppen (▶Abb. 1) erhärtet wird. Hier scheint keine Abhängigkeit zu bestehen. Grundsätzlich ist bei solchen Datenbankanalysen immer Vorsicht geboten, da statistische Korrelation nicht notwendigerweise auch kausale Abhängigkeit bedeutet, sondern zufällig oder durch indirekte Abhängigkeit aufgetreten sein kann. Viel Aufmerksamkeit erhielt die Myokarditis als potenzielle Impfnebenwirkung. Das höchste Risiko hatten mit 90,9 % junge Männer (20-34 Jahre). Die breit diskutierte Häufung von Thrombembolien nach Corona-Impfung konnte diese Studie hingegen nicht bestätigen. Die wesentlichen Nachteile der Studie ergaben sich aus der Methodik. So handelte es sich um eine Datenbankanalyse, die keine Fallrandomisierung erlaubt. Die Fallzuordnung erfolgte nach statistischen Kriterien und nicht nach dem Zufallsprinzip randomisierter Studien. Von vornherein wurden bestimmte Bevölkerungsgruppen exkludiert. Die Diagnosen wurden von den digitalen Krankenakten übernommen und nicht medizi-nisch evaluiert. Die berichteten Diagnosen wurden alle neu registriert, was aber nicht ausschloss, dass diese vor der Impfung/der COVID-Erkrankung existierten, sodass deren Inzidenz möglicherweise überschätzt sein könnte. Diese Studie hilft in der Risikoabschätzung vor allem denjenigen, die einer Corona-Impfung kritisch gegenüberstehen. Sie haben die Wahl zwischen einem impfungsinduzierten Schutz, der nicht völlig risikofrei ist, und einer manifesten CO-VID-19, die mit einem wesentlich höheren Risiko und einer Fülle von lebensbedrohlichen Folgen verbunden ist. Damit bleibt es auch bei BNT162b2 bei der uralten medizinischen Erkenntnis, dass keine wirksame Substanz 100 % risikolos ist, aber die Alternative einer manifesten Infektion auf jeden Fall die schlechtere Wahl. FDA. Vaccines and Related Biological Products Advisory Committee: Dec 10, 2020 meeting announcement