key: cord-0977239-e6wpwu90 authors: Petzold, Moritz Bruno; Plag, Jens; Ströhle, Andreas title: Umgang mit psychischer Belastung bei Gesundheitsfachkräften im Rahmen der Covid-19-Pandemie date: 2020-03-27 journal: Nervenarzt DOI: 10.1007/s00115-020-00905-0 sha: 886cbec9ae0f440702ec59b7bf1a9391289a9fa4 doc_id: 977239 cord_uid: e6wpwu90 BACKGROUND: In the current COVID-19 pandemia, health workers from all professions are facing great challenges in coping with the crisis. In this situation health professionals are confronted with specific stressors and risks not only for the physical but also for the mental health. OBJECTIVE: This article summarizes the first recommendations for the reduction of stress and psychological burden in health professionals during the current COVID-19 pandemia. METHODS: The recommendations of the World Health Organization, the United Nations and the International Red Cross Society are summarized. Recommendations for the reduction of stress and psychological distress in health professionals as well as important factors that team leaders can consider in order to reduce psychological distress in employees are presented. RESULTS: The normalization of strong emotions and stress, the fulfillment of basic needs, social support, clear communication and distribution of tasks, flexible working hours and the utilization of psychosocial and psychological help without stigmatization seem to be particularly important measures. CONCLUSION: This article presents guidelines for health professionals and team leaders in healthcare that help to maintain mental health during the COVID-19 pandemia. Dabei stellt das Auftreten von Stress und psychischen Belastungen und den Bedingungen der aktuellen Pandemie eine weitgehend normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Ereignis dar. Im Zusammenhang mit der aktuellen Covid-19-Pandemie ist daher bei Gesundheitsfachkräften, wie bei anderen Bevölkerungsgruppen, ebenfalls mit dem Auftreten von unter anderem folgenden Reaktionen zu rechnen [4] : 4 Angst, zu erkranken oder zu versterben, 4 Angst vor sozialer Isolation, wenn man mit der Erkrankung in Verbindung gebracht wird, 4 Fast alle GesundheitsfachkräŌe erleben in dieser Zeit starken Stress. Dies bedeutet nicht, dass Sie Ihrem Job nicht gewachsen oder "schwach" sind. BerücksichƟgen Sie trotz aller Anforderungen ihre Grundbedürfnisse. Nehmen Sie sich Pausen, essen Sie gesund und ausreichend, betreiben Sie weiterhin körperliche AkƟvität. Vermeiden Sie dysfunkƟonale BewälƟgungsstrategien wie Rauchen, Alkoholoder Substanzkonsum. Erinnern Sie sich an Strategien, die Ihnen geholfen haben, frühere Krisen zu überwinden und wenden Sie diese erneut an. Tauschen Sie sich mit Kolleg*innen, die aktuell ähnliche Erfahrungen machen, über ihre SituaƟon aus. Halten Sie Ihre sozialen Kontakte auch in dieser schwierigen Zeit aufrecht. Falls Freunde oder Familienmitglieder den persönlichen Kontakt aus Angst vor Ansteckung vermeiden, weichen Sie in diesem Fall auf Kontakt über KommunikaƟonsmedien aus. Gefühle von Überforderung, starkem Druck, SƟmmungsschwankungen Reizbarkeit oder Erschöpfung, Schwierigkeiten zu entspannen oder körperliche Beschwerden sind unter den aktuellen Umständen nachvollziehbar. Dies ist nicht Ihre Schuld. Chronischer Stress kann das psychische Wohlbefinden beeinträchƟgen. Wenn Sie sich überwälƟgt fühlen, wenden Sie sich an Ihren Vorgesetzten oder andere Ansprechpartner, um Unterstützung zu bekommen. [11, 12] . Im Rahmen früherer Epidemien, beispielsweise des Ebola-Ausbruchs von 2013 bis 2016 in Westafrika, zeigte sich, dass psychische Belastungen und Ängste in einer solchen Situation eine zentrale Rolle spielen können und nicht nur die Verbreitung einer Erkrankung fördern, sondern auch zu Einschränkungen im Gesundheitssystem führen können, wenn Gesundheitsfachkräfte infolge dieser Belastungen nicht mehr zur Arbeit erscheinen [7] . Vor dem Hintergrund der zahlreichen potenziellen Belastungen haben internationale Organisationen erste Empfehlungen zur Reduktion der psychischen Belastung bei Gesundheitsfachkräften während der Covid-19-Pandemie veröffentlicht. Wenngleich umfassendere Handlungsempfehlungen und eine systematische Erforschung der psychischen Belastung von Gesundheitsfachkräften im Rahmen der Covid-19-Pandemie dringend notwendig erscheinen, stellen diese doch eine Möglichkeit zur ersten Orientierung an Maßnahmen, die sich in bisherigen Krisen bewährt haben, dar. Der vorliegende Artikel fasst insbesondere die Empfehlungen der WHO [10] und des Inter-Agency Standing Committee (IASC) der Vereinten Nationen [4] zusammen. In . Abb. 1 sind die aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation [10] und des IASC [4] sowie Aspekte der psychologischen Ersten Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes [6] zusammengefasst. Dabei ist es zunächst wichtig, sich bewusst zu machen, dass unter den aktuellen Umständen das Erleben von Stress, Überforderung und heftigen Emotionen eine normale Reaktion darstellt und nicht bedeutet, dass man seinem Job oder den Anforderungen nicht gewachsen oder "schwach" ist [10] . Dabei sollten heftige Emotionen, auch von Ärger, Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen, als nachvollziehbar betrachtet und nicht schuldhaft verarbeitet werden. Auch unter den aktuell extremen Bedingungen ist es dabei wichtig, auf eine Erfüllung der basalen Grundbedürfnisse zu achten, sich ausreichend Pausen zu nehmen, auf eine gesunde Ernährung zu achten und weiterhin körperlich aktiv zu sein [10] . Zudem sollten zur Bewältigung der Belastung Bewältigungsstrategien, die in früheren Krisen als hilfreich erlebt wurden, reaktiviert werden, dagegen sollte auf einen Rückgriff auf Substanzkonsum als Bewältigungsstrategie verzichtet werden [4] . Zudem kann ein Austausch mit Kolleg*innen, die ähnliche Belastungen erleben und bei denen ein freier Austausch meist auch ohne Einschränkungen durch den Datenschutz möglich ist, helfen, die psychische Belastung zu reduzieren [4] . Nervenarzt https://doi.org/10.1007/s00115-020-00905-0 © Der/die Autor(en) 2020 Corona · Ärzte · Pflege · Psychische Gesundheit · Stress · Psychische Belastung Background. In the current COVID-19 pandemia, health workers from all professions are facing great challenges in coping with the crisis. In this situation health professionals are confronted with specific stressors and risks not only for the physical but also for the mental health. Objective. This article summarizes the first recommendations for the reduction of stress and psychological burden in health professionals during the current COVID-19 pandemia. Methods. The recommendations of the World Health Organization, the United Nations and the International Red Cross Society are summarized. Recommendations for the reduction of stress and psychological distress in health professionals as well as important factors that team leaders can consider in order to reduce psychological distress in employees are presented. Results. The normalization of strong emotions and stress, the fulfillment of basic needs, social support, clear communication and distribution of tasks, flexible working hours and the utilization of psychosocial and psychological help without stigmatization seem to be particularly important measures. Conclusion. This article presents guidelines for health professionals and team leaders in healthcare that help to maintain mental health during the COVID-19 pandemia. Corona · Physicians · Nurses · Mental Health · Stress · Psychological Distress kräften im Gesundheitssektor bei der Reduktion der psychischen Belastung ihrer Mitarbeiter*innen sind in . Abb. 2 zusammengefasst, zusätzlich sind Aspekte aus einer früheren Publikation der WHO zum Schutz von Gesundheits-fachkräften bei Gesundheitsnotfällen berücksichtigt [8] . Dabei scheint zunächst wichtig, dass die Führungskräfte die psychische Belastung ihrer Mitarbeiter*innen neben den zahlreichen anstehenden Aufgaben im Blick behalten und eine Atmosphäre Seien Sie aufmerksam bezüglich der psychischen Gesundheit Ihrer Mitarbeiter und schaffen Sie eine Atmosphäre, in der ihre Mitarbeiter*innen sich trauen, Sie anzusprechen, falls sie psychische Belastungen erleben. Fördern Sie die KommunikaƟon und akkurate InformaƟon aller relevanten InformaƟonen an Ihre Mitarbeiter*innen. Dies hilŌ, Sorgen und Unsicherheiten zu reduzieren und ein Gefühl von Kontrolle zu schaffen. Schaffen Sie Strukturen, die sicherstellen, dass Ihre Mitarbeiter*innen Möglichkeiten haben, Ruhe und Erholung in Pausen während der Arbeitszeit zu bekommen. Schaffen Sie Gelegenheiten, in denen die Mitglieder Ihrer Teams sich austauschen und gegenseiƟg unterstützen können. Zeigen Sie Möglichkeiten auf, psychosoziale Hilfen in Anspruch zu nehmen, falls dies notwendig wird. Achten Sie darauf, dass eine Inanspruchnahme nicht mit SƟgmaƟsierung verbunden wird. FührungskräŌe tragen viel Verantwortung und sind denselben Stressoren ausgesetzt wie ihre Mitarbeiter*innen. Achten Sie auf Ihr eigenes psychisches Wohlbefinden und seien Sie Rollenvorbild für einen selbsƞürsorglichen Umgang mit Stress. Ermöglichen Sie flexible Arbeitszeiten für Mitarbeiter*innen, die selbst oder deren Familienmitglieder von belastenden Ereignissen betroffen sind. Nehmen Sie Stress und psychische Belastungen bei Ihren Mitarbeiter*innen ernst und vesuchen Sie, diese so gut wie möglich vor diesen zu beschützen. Dies wird dazu führen, dass diese mehr Kapazität haben, ihre beruflichen Aufgaben zu erfüllen. VermiƩeln Sie Ihren Mitarbeiter*innen Wertschätzung für die außergewöhnliche Leistung, die sie in dieser Krisenzeit vollbringen. Sorgen Sie für eine klare Verteilung von Rollen und Aufgaben und passen Sie diese regelmäßig an sich verändernde Gegebenheiten an. schaffen, in der den Mitarbeiter*innen das Gefühl vermittelt wird, sich mit Stress und psychischen Belastungen vertrauensvoll an ihre Vorgesetzten wenden zu können [4] . Dabei sollten Stress und psychische Belastungen ernst genommen und dem Schutz der Mitarbeiter vor diesen eine hohe Priorität eingeräumt werden [10] . Um Orientierung und Gefühle von Kontrolle und Selbstwirksamkeit zu fördern, sollten die Führungskräfte zudem darauf achten, ihren Mitarbeiter*innen alle relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen und auf eine klare und eindeutige Kommunikation zu achten [4] . Zudem sollte sichergestellt werden, dass die Mitarbeiter*innen auch in Phasen hoher Arbeitsbelastung die Möglichkeit haben, Pausen und Erholungsmöglichkeiten wahrzunehmen und notwendige Maßnahmen der Selbstfürsorge durchzuführen [4] . Um die belastungsreduzierende Wirkung kollegialen Austausches nutzbar zu machen, sollten Führungskräfte darauf achten, ihren Mitarbeiter*innen Gelegenheiten zu verschaffen, sich mit anderen Teammitgliedern auszutauschen und so kollegiale Unterstützung zu fördern [2, 4] . Zudem sollten den Mitarbeiter*innen Zugangsmöglichkeiten zu psychosozialen und psychologischen Hilfsangeboten aufgezeigt werden, wobei insbesondere relevant ist, dass eine potenzielle Inanspruchnahme von Hilfsangeboten nicht mit einer Stigmatisierung verbunden wird [4] . Neben der Fürsorge für ihre Mitarbeiter*innen sollten Führungskräfte auch die eigene Selbstfürsorge im Blick behalten, da sie diesbezüglich wichtige Rollenvorbilder für ihre Mitarbeiter*innen darstellen [4] . Weiterhin sollten flexible Änderungen der Arbeitszeiten ermöglicht werden, falls Mitarbeiter*innen selbst oder enge Familienmitglieder von belastenden Ereignissen betroffen sind [10] . Eine wichtige Rolle kommt Führungskräften zudem bei der Vermittlung von Wertschätzung zu, da diese eine wichtige protektive Rolle bezüglich der psychischen Gesundheit in Krisenzeiten spielen kann [5] . Um Desorientierung und Hilflosigkeitsgefühlen vorzubeugen, spielt zudem die Etablierung klarer Rollenund Aufgabenverteilungen eine wichtige 2019-nCoV epidemic: address mental health care to empower society The psychological impact of quarantine and how to reduce it: rapid review of the evidence WHO Director-General's opening remarks at the media briefing on COVID-19 Inter-Agency Standing Committee (2020) Briefing note on addressing mental health and psychosocial aspects of COVID-19 Outbreak-Version A guide to psychological first aid. International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies, Copenhagen 6. International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (2020) Mental health and psychosocial support for staff, volunteers and communities in an outbreak of novel Coronavirus The role of fear-related behaviors in the 2013-2016 west Africa Ebola virus disease outbreak Occupational safety and health in public health emergencies: a manual for protecting healthworkers and responders World Health Organization (2020) Mental Health Considerations during COVID-19 Outbreak The psychological impact of the SARS epidemic on hospital employees in China: exposure, risk perception, and altruistic acceptance of risk Timely mental health care for the 2019 novel coronavirus outbreak is urgently needed Rolle, wobei diese regelmäßig an die aktuelle Lage angepasst werden sollten [8] . Gesundheitsfachkräften kommt im Rahmen der aktuellen Covid-19-Pandemie eine besondere Rolle bei der Bewältigung dieser Krise zu. Dabei