key: cord-0894807-y1khu6no authors: Niehues, Judith; Stockhausen, Maximilian title: Steigende Einkommen, sinkende Sorgen — die Zeit vor Corona date: 2020-04-22 journal: Wirtschaftsdienst DOI: 10.1007/s10273-020-2624-4 sha: 1378676b99d0cd93dbf034817ba59367267afd3d doc_id: 894807 cord_uid: y1khu6no nan Das Coronavirus erschüttert die Welt. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben, wie wir es bisher gekannt haben, ist zum Erliegen gekommen und die Unsicherheit über die Zukunft ist groß. Niemand kann vorhersagen, wie lange die Krise anhalten wird. Klar ist jedoch, dass sie mit längerer Dauer einen zunehmend größeren volkswirtschaftlichen Schaden anrichten wird. Die Verteilungswirkungen der derzeitigen Entwicklungen hängen von zahlreichen Faktoren ab und lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt kaum prognostizieren. Zudem liegen der Wissenschaft keine hinreichend aktuellen Einkommens-und Vermögensdaten vor, die eine gegenwärtige Bewertung erlauben würden. Daher fokussiert dieser Beitrag auf Auswertungen verfügbarer Verteilungsdaten, die bis zum Jahr 2017 reichen. Für die Zeit vor der Corona-Krise lässt sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld als sehr positiv beschreiben. Trotz des Einbruchs während der Finanz-und Wirtschaftskrise betrug das jahresdurchschnittliche infl ationsbereinigte Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zwischen 2005 und 2017 rund 1,6 %. Seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2005 mit 11,7 %, ist die Arbeitslosenquote auf zuletzt 5 % im Jahr 2019 gesunken (Bundesagentur für Arbeit [BA] , 2019) -einem Tiefststand seit der Wiedervereinigung. Begleitet wurde diese Tendenz von einer positiven Reallohnentwicklung, die sich auch in einer gestiegenen Lohnquote auf gesamtwirtschaftlicher Ebene widerspiegelt -zu-letzt lag diese 2019 mit rund 72 % wieder auf dem Niveau der 1990er Jahre (Statistisches Bundesamt, 2020). Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den Sorgen um den Arbeitsplatz, wo 2018 beinahe drei Viertel der Erwerbstätigen angaben, dass sie sich keine Sorgen machen; weniger als 5 % machen sich weiterhin große Sorgen um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. Selbst bezüglich der Altersvorsorge machen sich aktuell weniger Menschen Sorgen als im Jahr 2015, als die Frage im SOEP zum ersten Mal erhoben wurde. Anteil der Bevölkerung ab 17 Jahren mit großen Sorgen 1991: Bis einschließlich 1991 nur Westdeutschland. Anteile auf Basis valider Antworten in den jeweiligen Sorgen-Kategorien. Sorgen zum Thema Altersvorsorge werden erst seit 2015 erhoben. Quellen: SOEP (2020, v35); eigene Berechnungen. Um die eigene Altersvorsorge Um die eigene wirtschaftliche Situation Um die Sicherheit des Arbeitsplatzes (bei Erwerbstätigkeit) 2 0 0 8 2 0 1 0 2 0 1 2 2 0 1 4 2 0 1 6 2 0 1 8 1 9 9 8 2 0 0 0 2 0 0 2 2 0 0 4 2 0 0 6 1 9 8 8 1 9 9 0 1 9 9 2 1 9 9 4 1 9 9 6 1 9 8 6 1 9 8 4 % Die Macht der Zahlen: Ein kritischer Blick auf die Quantifi zierung von Ungleichheit, ifo Schnelldienst WSI-Verteilungsbericht 2019. Einkommen immer ungleicher verteilt, WSI Report, Nr. 53, Düssseldorf. Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) (2019), Daten für die Jahre Daten für die Jahre Statistische Ämter des Bundes und der Länder (SAEBL) (2020), Sozialberichterstattung zur Mindestsicherung Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen. Wichtige Zusammenhänge im Überblick IW-Verteilungsreport 2020. Stabile Verhältnisse trotz gewachsener gesellschaftlicher Herausforderungen Bürger empfi nden Deutschland als extrem ungerecht Lohnungleichheit in Deutschland sinkt Große statistische Unsicherheit beim Anteil der Top-Vermögenden in Deutschland, DIW Wochenbericht, Nr Vermögensungleichheit in Deutschland bleibt trotz deutlich steigender Nettovermögen anhaltend hoch Studie zeigt: Die reichsten 50 Prozent werden immer reicher, Arme bleiben arm Ungleichheit(en), ein bekanntes Phänomen?