key: cord-0887823-xvh0q0ks authors: Ruisinger, Marion Maria title: Die Pestarztmaske im Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt date: 2020-05-25 journal: NTM DOI: 10.1007/s00048-020-00255-7 sha: 326f73e1403697c1eff92885231e9e95f685a87b doc_id: 887823 cord_uid: xvh0q0ks This paper is part of Forum COVID-19: Perspectives in the Humanities and Social Sciences. The figure of the plague doctor with the beak mask has become the symbol of the plague par excellence. It’s little wonder that the plague mask in the collection of the German Museum of the History of Medicine in Ingolstadt (Bavaria) is one of the museum’s most popular objects and motifs. This forum paper investigates the figure of the plague doctor on several levels: first, it analyses contemporary textual and image sources in regard to protective clothing used in times of plague and the respective role of the beak-like part of the mask. Then it takes a close look at the Ingolstadt specimen. By examining the mask’s materiality and fabrication, questions of its authenticity and practicability are raised. Finally, the Ingolstadt mask is compared with the specimen at the German Historical Museum in Berlin. The conclusion: the beak mask is not mentioned before the mid-seventeenth century, and then only in Italy and Southern France. There is no proof at all of its use during plague outbreaks in Middle Europe. And the specimens in Ingolstadt and Berlin? Both masks present details which suggest that they were not used as protective clothing at all. We do not know, however, if they were produced as replicas for historic reasons or as fakes for the modern art market. Die Leiterin der Kulturredaktion einer schwäbischen Tageszeitung wünschte Anfang April  Bildmaterial zu einem Interview, in dem ich -wie so viele Kolleginnen und Kollegen -während der Covid--Pandemie zur Geschichte der Seuchen befragt worden war. Sie äußerte dabei auch schon einen konkreten Wunsch: "die Pestmaske". Auf meine etwas irritierte Nachfrage hin, warum sie denn gerade von diesem Objekt ein Foto bringen wolle, ich hätte es doch im Interview gar nicht erwähnt, war die Antwort: "Da haben Sie recht, dann lassen wir das mit der Pestmaske (das sieht halt immer so spektakulär aus). " Dies ist beileibe kein Einzelfall. Die Pestarztmaske mit der Inventarnummer / (Abb. ) gehört zu den beliebtesten Objekten des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt (DMMI) -und das nicht nur bei der Presse und unseren Museumsgästen, sondern auch bei der Fachöffentlichkeit.  Immer wieder erreichen uns diesbezügliche Anfragen -von der Lehrerin, die sich die Maske für eine Unterrichtsprobe ausleihen will, über den Mediävistikprofessor, der um eine Reproduktion für einen Quellenband mittelalterlicher Texte bittet, bis hin zu Darstellern auf Historienspektakeln, die sich ein Schnittmuster zum Nachbauen der Maske wünschen. Die meisten Anfragen aber kommen von Kolleginnen und Kollegen aus der europäischen Museumswelt, die unsere Maske -sei es als digitale Reproduktion, als handwerklich gefertigte Replik oder im Original -für eigene Ausstellungszwecke verwenden wollen. Die historischen Pestausbrüche, zu deren Illustration die Maske jeweils dienen soll, datieren mal ins Mittelalter, mal in den Dreißigjährigen Krieg, mal ins frühe . Jahrhundert, ja selbst für eine Ausstellung zur Geschichte des Wetters wurde sie schon gewünscht. Den diversen Anfragen pflegen wir mit der immer gleichen Gegenfrage zu antworten: "Können Sie belegen, dass in der betreffenden historischen Situation eine Pestarztmaske getragen wurde?" Daraus entwickeln sich oft interessante Gespräche; bislang mussten jedoch alle Anfragen abschlägig beschieden werden, weil in keinem Fall die Verwendung dieser Schutzkleidung nachgewiesen werden konnte. Offensichtlich ist das Bild des Pestarztes mit der Schnabelmaske heute in so hohem Grad ikonisch für "die Pest", dass selbst Fachleute es nicht weiter hinterfragen, sondern die vom Publikum herangetragene Erwartungshaltung bereitwillig bedienen oder gar selbst der suggestiven Skurrilität des Pestarztes erliegen. Und so gehört der Schnabeldoktor heute zu den selbstverständlichen Statisten musealer Pest-Inszenierungen  ebenso wie zu den beliebtesten Titelmotiven seuchenhistorischer Literatur ( In der vorbakteriologischen Zeit gab es im Wesentlichen zwei Erklärungen für das Phänomen der Ansteckung: Eine Krankheit konnte durch ein stofflich gedachtes Krankheitsgift (contagium) oder durch verdorbene Luft (den "Pesthauch") übertragen werden. Als probates Mittel zur Vertreibung des Pesthauchs aus der Krankenstube galten Feuer und Räucherungen. Die individuelle Atemluft konnte gereinigt werden, indem man sich einen mit Duftessig getränkten Schwamm oder ein Säckchen mit in Essig getränkten aromatischen Kräutern vor die Nase hielt, wenn man sich dem Kranken näherte (Stockhammer : ) . Für die Kleidung des Arztes wurden lange, an den Handgelenken geschlossene Ärmel empfohlen, damit die Krankheitsstoffe nicht unter das Gewand eindringen konnten. Ein möglichst glatter Stoff sollte verhindern, dass sie an der Oberfläche haften blieben. Als geeignet galt etwa gepresstes Leinen, das zusätzlich durch eine Behandlung mit Öl oder Wachs abgedichtet werden konnte. Diese Schutzprinzipien wurden auch bei der Epidemie von  in Marseille befolgt, wie dem Bericht Johann Jacob Scheuchzers zu entnehmen ist, der sich auf Mitteilungen der dort tätigen Ärzte bezieht: Der Kleideren halb hat man sich zu hüten vor allem, was auß Tuch, oder Baumwolle gemachet wird, weilen das Gifft sich leicht an dergleichen Sachen henket. Besser sind die leinernen, seidenen, tafteten Kleider, oder von Cameel-Haaren, noch besser, sonderlich vor die, so um die Kranken seyn müssen, dicht lederne, oder gar von Wachs-und Harz-Tuch, welche von denen Marsilianischen Doctoribus sollen gebraucht worden seyn. Alle Kleider aber sollen reinlich gehalten, offt abgeänderet, zuweilen beräucheret, und in freye Lufft gehenket werden. (Scheuchzer : ) Diese Empfehlungen galten nicht nur für Ärzte und Chirurgen, sondern auch für die Pestbediensteten, die betroffene Häuser reinigten oder Umgang mit Pestkranken hatten. Beispielsweise sah eine Schlesische Verordnung für diesen Personenkreis "eng anliegende Bekleidung aus gewachster Leinwand und ebensolche Handschuhe" vor (Schlenkrich : ). In den oben angeführten Texten zur ärztlichen Kleidung bei Seuchenzeiten finden sich keine Empfehlungen zur Verhüllung des Hauptes. An anderer Stelle gibt es jedoch Hinweise darauf, dass Ärzte und Pestbedienstete im . Jahrhundert ihre Schutzkleidung gelegentlich durch eine Kopfhaube zu ergänzen pflegten. So gibt die  erschienene Pestschrift "Einfältiger Discursus Sanitatis" eine genaue Anweisung für die Anfertigung einer haubenartigen Kopfbedeckung für Totengräber, Reiniger und Pestbüttner mit Glaseinsätzen vor den Augen (Schlenkrich : , Anm. ). Auch bei der Elfenbeinstatuette, die  für unser Haus im deutschen Kunsthandel erworben wurde, und die mit ihrer spitz zulaufenden Kopfhaube auf den ersten Blick an einen Vertreter des Ku-Klux-Klans erinnert, soll es sich der Überlieferung zufolge um die Darstellung eines "Arztes mit Pestschutzkleidung" handeln (Abb. ESM   ; Wilderotter : ). Diese Interpretation wird zwar durch eine  veröffentlichte Abbildung gestützt, die der Bildlegende zufolge einen "Chirurgien" der Quarantänestation von Marseille zeigt (Abb. ESM ; Robert ). Damals lag die letzte Pest von Marseille aber bereits rund  Jahre zurück. Dass die Elfenbeinfigur bis ins Detail mit dem Kupferstich übereinstimmt, wirft die Frage auf, ob sie nicht sogar nach dieser Vorlage gearbeitet ist und daher nicht als vermeintlich zeitgenössischer Beleg für die Pestarztkleidung herangezogen werden darf. Das Prinzip der maximalen Verhüllung wurde mitunter auch für die Erkrankten selbst angewandt. Eine kolorierte Federzeichnung in der Nürnberger Chronik des Weinschenks Wolf Neubauer d. J. (gest. ) zum Seuchenjahr  dokumentiert eine solche Situation (Abb. ESM ; Dross : -). Hier ist der Pestkranke, der auf einer Sänfte zu dem vor den Stadttoren gelegenen Pesthaus getragen wird, mit einem schwarzen Überwurf verhüllt. Diese Maßnahme schützte die gesunden Bürger nicht nur vor den schädlichen Dünsten, die der damaligen Überzeugung nach vom Kranken ausgingen, sondern auch vor dessen Anblick und den damit verbundenen heftigen Gemütsbewegungen, die ihrerseits als Gefahr für die Gesundheit galten. Erst im . Jahrhundert wurde die ärztliche Schutzkleidung durch ein weiteres Element ergänzt: eine Halterung für Duftstoffe, die direkt vor der Nase platziert wurde. Dadurch sollte zum einen die kontinuierliche Aufbereitung der Atemluft gewährleistet werden, zum anderen musste sich der Arzt nun nicht länger den Riechapfel, Duftschwamm oder Kräuterbeutel vor die Nase halten, sondern hatte beim Krankenbesuch beide Hände frei. Die ersten Überlegungen zu dieser Optimierung sollen auf den Leibarzt Ludwigs XIII, Charles Delorme (-), zurückgehen (Mollaret & Brossollet : -). Der früheste bekannte Beleg für die Verwendung eines solchen Nasenfutterals in Seuchenzeiten bezieht sich auf die Epidemie, die  in Rom herrschte. Der dänische Arzt Thomas Bartholin (-) nahm die ihm aus Rom übersandte Abbildung eines solchen Pestarztes zum Anlass, um in seiner  erschienenen Sammlung anatomischer und medizinischer Merkwürdigkeiten auch die "Kleidung des Arztes in Seuchenzeiten" zu behandeln (Bartholin : -; Abb. ). Er referierte zunächst unter Rückgriff auf ältere Autoren über die Kleidung des Arztes im Allgemeinen sowie in Seuchenzeiten, um sich dann der nur wenige Jahre zurückliegenden Pest von Rom zuzuwenden: Die Pestärzte kleideten sich in ein Gewand aus gepresstem Leinen, an dem die Keime der Krankheit nicht leicht haften blieben; in der linken Hand trugen sie einen Stock als Zeichen ihres Amtes und vor dem Gesicht eine Schnabelmaske, die mit schützenden, wohlriechenden Substanzen angefüllt war. Bartholin Wenn man sich in die Situation des Pestarztes versetzt, der diese Haube beim Krankenbesuch tragen soll, drängen sich zwei Aspekte auf, die an der Alltagstauglichkeit der Konstruktion zweifeln lassen: Zum einen ist der Abstand der Augengläser weiter als normal, so dass man nur eingeschränkt sehen kann; zum anderen hat der Schnabel keine Nasenlöcher, so dass er seinen eigentlichen Zweck, die Parfümierung der Atemluft, verfehlt. Zudem würde man rasch unter Luftnot leiden: Die Poren der Leinwand sind durch die Beschichtung versiegelt, der Tunnelzug in der Halspartie schließt sie nach unten ab, es gibt kaum Frischluftzufuhr. Auch weist die Haube innen keine Gebrauchsspuren auf; es darf also mit gutem Grund an ihrer Authentizität gezweifelt werden. Vielleicht wird die noch ausstehende na-turwissenschaftliche Analyse der verwendeten Materialien die endgültige Klärung bringen. Im Vergleich: Die "Pestmaske" des DHM Durch das Entgegenkommen der Kolleginnen vom Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin wurde es möglich, die zweite uns bekannte Schnabelhaube Deutschlands als Vergleichsobjekt hinzuzuziehen (Abb. ).  Auch hier endet die Provenienz beim Verkäufer: Die Haube wurde  in einem österreichischen Auktionshaus für die Neugestaltung der Dauerausstellung des DHM erworben. Die mitgelieferte, aber nicht weiter belegte Angabe, dass sie aus Deutschland oder Österreich stamme, scheint angesichts des neuen Forschungsstands wenig glaubwürdig. Die Datierung der Haube auf " bis " passt durchaus zu Material und Verarbeitung. Auch hier sind die (aus Selenit gefertigten) Augengläser unnatürlich weit gesetzt. Im Gegensatz zu ihrem Ingolstädter Pendant weist sie an der Nasenwurzel beidseits kleeblattförmig eingestanzte "Nasenlöcher" für die Frischluftzufuhr auf (Abb. ESM ) . Ein weiterer Unterschied zum Ingolstädter Modell besteht in einem Gitter aus geflochtenen Lederstreifen an der Basis der Nase (Abb. ESM ). Dieses Gitter erschwerte zwar das Einbringen von Duftschwämmen, Kräutersäckchen oder dergleichen, verhinderte aber zugleich deren Herausrutschen, das für den Träger der Haube sehr unangenehm gewesen wäre; zudem standen geeignete Duftstoffe auch als Balsam oder Öl zur Verfügung. Was bei dieser Haube jedoch irritiert, ist die Wahl des Stoffes: Sie ist aus Baumwollsamt gearbeitet. Samt aber war ein denkbar ungeeignetes Material für eine Seuchenschutzkleidung, weil das Krankheitsgift gemäß der zeitgenössischen Theorie an seiner Oberfläche besonders leicht haften bleiben konnte. Daran änderte auch das gewachste, ungebleichte Leinengewebe nichts, das als Futterstoff verwendet wurde. Auch wenn die Haube deutliche Gebrauchsspuren aufweist, ist es daher mehr als unwahrscheinlich, dass sie wirklich zu Pestzeiten getragen wurde. Der "Schnabeldoktor" war demnach bestenfalls eine Randerscheinung der Pest, er begleitete erst ihren Abgesang. Seine Präsenz genügte bei weitem nicht, um sich in das kollektive Gedächtnis des europäischen Pesterlebens einzuschreiben. Auch in zeitgenössischen Pestbildern kommt er nicht vor; die Künstler zeigten stattdessen Kranke, Sterbende und Tote (Mollaret & Brossollet ) . Wie kam es dazu, dass er dennoch zu dem Symbol der Pest schlechthin avancierte? Der Pestarzt mit der Schnabelmaske machte, wenn man so will, eine virtuelle Karriere. Er prägte die Ikonographie der Pest nicht durch seine reale Existenz, sondern durch seine Abbildung in einer Serie von Einblattdrucken, die in den Jahrzehnten um  verbreitet wurden. Als Beispiel sei das im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg aufbewahrte, originalkolorierte Blatt angeführt, das den Kanzler der Universität von Montpellier in einem ledernen Schutzgewand bei seinem Einsatz als Pestarzt in Marseille  zeigt (Abb. ). Die Bildunterschriften sind bei diesen Einblattdrucken in deutscher Sprache verfasst, das jeweilige Pestgeschehen spielt sich aber immer außerhalb des deutschen Sprachraums ab, etwa in Südfrankreich (Marseille) oder Italien (Neapel, Rom). Dieser Blick auf die "Pest in der Fremde" nimmt bisweilen geradezu groteske Züge an (Abb. ). Die Blätter stammen wohl überwiegend aus Druckereien in Nürnberg und Augsburg, mithin aus Städten, in denen, wie Annemarie Kinzelbach unlängst zeigen konnte, die Pestfreiheit im . Jahrhundert zum Zeichen eines funktionierenden Staats-und Gesundheitswesens wurde (Kinzelbach ) . Sie können somit auch als ein Instrument der politischen Propaganda der oberdeutschen Reichsstädte verstanden werden. Die Abgrenzungs-und Überlegenheitsrhetorik dieser Propaganda funktioniert bis heute, wenn auch mit geänderter Zielrichtung. Ursprünglich wurden die Einblattdrucke mit dem Motiv des Schnabeldoktors zur Abgrenzung gegenüber der (vermeintlich schlechter funktionierenden) Gesundheitsverwaltung südeuropäischer Städte in Umlauf gebracht. Heute bedienen sie dagegen das offenbar weit verbreitete Bedürfnis, unser "Heute" in seiner (vermeintlichen) Überlegenheit von einem nicht näher definierten, dunklen "Früher" abzusetzen, dessen Medizin von Aberglauben, Magie und ärztlicher Hilflosigkeit bestimmt gewesen sein soll. Der "Schnabeldoktor" mit seiner Kombination aus schwarzem Leder, Todesnähe und unscharfem Geschichtsverständnis trifft den Nerv der Zeit; er erlebt gerade seinen zweiten (diesmal digital vermittelten) Medienhype. Die plague mask ist in zahllosen Online-Shops als Attribut für Gothic Outfits und Halloween-Verkleidungen erhältlich,  der plague doctor begegnet uns in virtueller Form als Bildschirmschoner  und in Computerspielen,  er taucht in der "Pest-Strasse" im Berliner "Dungeon" auf,  bevölkert Mittelaltermärkte und Kunstgalerien.  Die Anschlussfähigkeit der Pestarzt-Figur ist nicht zuletzt darin begründet, dass sie, bei aller Fremdartigkeit, Abb. 6 Schnabeldoktor vom Maskentyp bei der Pest von Marseille 1720 in einer Abbildung von Johann Melchior Füssli (1677-1736), Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. HB 25623) auf einem uns bekannten Prinzip basiert: der Verhüllung des Körpers zum Schutz vor Ansteckung. Die aktuelle Covid--Pandemie hat diesem Prinzip zu einer für uns bislang unbekannten Präsenz verholfen, bis hin zur Diskussion um die Sinnhaftigkeit des Tragens selbstgenähter Mund-Nasen-Masken, die derzeit die Tagesberichterstattung füllt. Die Figur des Pestarztes mit dem schnabelartigen Nasenfutteral ist bislang nur für die Zeit nach  und auch dann nur für den französischen und italienischen Raum belegt. Seine Verwendung für Publikationen oder Ausstellungen mit einem anderen zeitlichen oder regionalen Bezug ist als historisch nicht belegbar abzulehnen. Dies ist auch bei zukünftigen Präsentationen der beiden in Berlin und Ingolstadt aufbewahrten Schnabelhauben zu bedenken; hier bestehen zudem Zweifel, ob die beiden Hauben tatsächlich für die Verwendung in Seuchenzeiten hergestellt wurden. Für die Neugestaltung der Dauerausstellung in Ingolstadt, deren Eröffnung für September  geplant ist, haben wir uns dafür entschieden, eben diesen Aspekt zum Thema zu machen. Als letztes Objekt des Ausstellungsrundganges stellt es sich den Museumsbesucher*innen unter der Überschrift "Zweifel" entgegen und präsentiert drei unterschiedliche, sich widersprechende, aber jeweils für sich plausibel argumentierende Objektlegenden. Wir hoffen, unseren Gästen im Museum ebenso wie den Leser*innen dieses Beitrags am Beispiel der Pestarztmaske vor Augen führen zu können, wie wichtig es ist, auch Bildern und Objekten kritisch gegenüber zu treten und bei ihrer Interpretation dieselbe wissenschaftliche Sorgfalt anzuwenden wie bei der Arbeit mit Texten. Im Deutschen Historischen Museum wird man im Rahmen der Neukonzeption der Dauerausstellung ebenfalls diskutieren, in welchem Kontext die dortige Pestarztmaske zukünftig gezeigt werden kann und soll (Bresky & Witt ) . Denn gerade vertraute Narrative und scheinbar gesetztes Wissen müssen immer wieder aufs Neue hinterfragt, an den Quellen überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden, wenn man ein wissenschaftlich fundiertes Geschichtsbild vermitteln will. Funding Open Access funding provided by Projekt DEAL. Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung . International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons. org/licenses/by/./deed.de. Anmerkungen  Die hier vorgestellten Forschungsergebnisse zur Authentizität der Pestarztmaske wurden erstmals im Mai  auf dem interdisziplinären Kolloquium "Die Pest" des LWL-Museums für Archäologie in Herne präsentiert und im Katalog zur dortigen Sonderausstellung "Pest! Märkisches Museum) im Raum zur Pest des Dreißigjährigen Krieges zu sehen ist.  Aus Platzgründen konnten nicht alle Abbildungen in die Printversion aufgenommen werden. Die mit "ESM" (Electronic Supplementary Material) gekennzeichneten Abbildungen finden Sie unter https denen ich für die anregenden Gespräche danke.  Vgl. Restaurierungsprotokoll der Textilrestauratorin Sonja Müller, Waiblingen.  Mein Dank gilt der Kuratorin Dr. Sabine Witt, der Textilrestauratorin Jutta Peschke und Anne-Dorte Krause vom Bildarchiv des DHM für die kollegiale Unterstützung Thomae Bartholini Historiarum anatomicarum [et] medicarum rariorum centuria V Ansteckung? Historische Urteilskraft. Magazin des DHM :- Seuchen in der frühneuzeitlichen Stadt Die Pest in Berlin  Chirurgie, in welcher alles was zur Wund-Artzney gehöret, abgehandelt und vorgestellet wird Schatten des Todes. Die Geschichte der Seuchen Warum die Pest aus vormodernen Reichsstädten verschwinden musste. Süddeutsche Beispiele Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-Stadt-Haus-und Landwirthschaft Die Geschichte der Infektionskrankheiten. Von der Antike bis ins . Jahrhundert (= Fortschritte in der Präventiv-und Arbeitsmedizin ) La peste, source méconnue d'inspiration artistique. Antwerpen: Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Guide Sanitaire des Gouvernemens Européens Fact or Fiction? Ein kritischer Blick auf den "Schnabeldoktor Die in Marseille und Provence eingerissene Pest-Seuche Pestzeiten im . und . Jahrhundert im sächsischschlesisch-böhmischen Vergleich. (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte ) Gründlich-und ausführliche Nachricht Die leidige Seuche. Pest-Fälle in der Frühen Neuzeit Das große Sterben. Seuchen machen Geschichte