key: cord-0876970-cqvauwn6 authors: nan title: Hustende und schnupfende Kinder: Wie kommen wir über den Winter? date: 2020-10-13 journal: Padiatr Padol DOI: 10.1007/s00608-020-00838-6 sha: cfc7467d68f8350cb8490263a154580db972b3be doc_id: 876970 cord_uid: cqvauwn6 nan Kinder-und Jugendärztinnen und -ärzte haben Maßnahmen zum Umgang mit Infektionskrankheiten gelernt und bereits lange vor Corona praktiziert. Daher gehören sie zu jenen, die vormachen und zeigen können/ müssen, wie gedeihliches und sicheres Miteinander gelingen kann, besonders wenn es um die Altersgruppe der 0-bis 18-Jährigen geht. Die notwendige Disziplin in der Umsetzung von Hygienemaßnahmen und Kontaktreduktion ist dabei der Meinung der ÖGKJ nach der Schlüssel. Sie ist auch bei Kindern und Jugendlichen ausreichend vorhanden, v. a. wenn auch die Eltern notwendige Maßnahmen verständnisvoll mittragen. Essentiell ist bei allem Umgang mit (nicht nur) Corona, dass sorgfältig und besonnen agiert wird, aber nicht Furcht und Angst das Geschehen bestimmen. Schon früh in der SARS-CoV-2 Pandemie hat sich gezeigt, dass Kinder bei dieser Infektionserkrankung eine besondere Stellung einnehmen, indem sie seltener und in der Regel wesentlich milder erkranken oder gar keine Symptome zeigen. Diese Tatsache -wie auch das Wissen von anderen Atemwegs-Infektionen -hat zu der falschen Annahme geführt, dass Kinder in der Übertragung eine überdurchschnittlich große Rolle spielen. "Dies wurde jedoch nie bewiesen, vielmehr deuten immer mehr Studien darauf hin, dass Kinder nicht nur seltenerer Symptome entwickeln, sondern sich auch seltener infizieren, z. B. bei erkrankten Personen im selben Haushalt", berichtete PD Dr. Volker Strenger, AG-Leiter "Infektiologie" der ÖGKJ. Studien haben -teilweise sehr medienwirksam -berichtet, dass Kinder gleich viele Viren ausscheiden würden wie Erwachsene. Diese Studien haben jedoch nur die Menge an Virus-Erbsubstanz auf den Abstrichtupfern im Labor untersucht und nicht die Menge an ausgeschiedenen Viren. Viel mehr haben Cluster-Analysen -u. a. auch in Schulen -gezeigt, dass Kinder seltener Indexfälle sind und dass Kinder weniger weitere Personen infizieren als erwachsene Indexfälle. Bisher sind in Österreich ca. 35.000 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Davon waren 500 (1,4 %) unter 5 Jahre alt und 1600 (4,6 %) zwischen 5 und 14 Jahre alt. Während zu Beginn der Schulferien (Anfang Juli) 3,7 % der bis dahin positiv getesteten Personen Kinder (unter 14 Jahren) waren, ist dieser Anteil bis Schulbeginn im September auf 6 % der Gesamtinfizierten angestiegen. Oder -anders ausgedrückt -ist die Zahl der Gesamtinfizierten in den Sommermonaten um ca. 60 % gestiegen, während die Zahl der Infizierten Kinder im selben Zeitraum um 165 % angestiegen ist. Ob dieser überproportionale Anstieg der (nachgewiesenen) kindlichen Infektionen während der Ferienmonate durch unspezifische Schwankungen oder veränderte Teststrategien in unterschiedlichen Altersgruppen verursacht wurde oder einer tatsächlich veränderten Altersverteilung entspricht, lässt sich nicht sicher beantworten. Die Ferien-bedingte Schließung der Schulen hat aber offensichtlich NICHT zur Reduktion von kindlichen Infektionen geführt. "Während SARS-CoV-2 Infektionen also offensichtlich in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen nicht überproportional auftreten, wird die Abgrenzung zwischen COVID-19 und anderen respiratorischen Infektionen bei Kindern im Herbst eine große Herausforderung", beendete Strenger seine Ausführungen. Zu den bedeutendsten Kollateralschäden der "Coronakrise" zählt ein weiteres Absinken der schon zuvor durchwegs zu niedrigen Durchimpfungsraten, bedingt durch eine zwar rational unbegründete, aber dennoch nachhaltige Angst vor Ansteckung beim Arztbesuch. "In Österreich", berichtete Univ.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Referatsleiter der Impfkommission der ÖGKJ, "lagen die Impfraten während des "Lockdown" im letzten Frühjahr regional unterschiedlich um 25 % bis 90 % unter jenen des Vergleichszeitraumes im Vorjahr. Die WHO kalkuliert in diesem Zusammenhang, dass im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie weltweit zusätzlich über 100 Millionen Kinder keine oder nur eine Impfung gegen Masern erhalten haben." Durch die große Anzahl an Ungeimpften drohen nicht nur neuerliche Masernausbrüche, eine Zunahme von potentiell lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Keuchhusten oder schweren Pneumokokken-und Meningokokkeninfektionen und zeitversetzt zahlreiche verhinderbare HPV-assoziierte, vielfach bösartige Tumore, sondern auch das Wiederauftreten verschwunden geglaubter Infektionskrankheiten wie z. B. Diphtherie. Ärzte- Verhinderung einer Virus-Ausbreitung Liebe Eltern! "Corona" hat uns allen Probleme beschert, die wir bisher in dieser Form nicht gekannt haben. Dies betrifft gleichermaßen alle Bevölkerungsgruppen sowie Gesundheits-und Bildungseinrichtungen, v. a. aber auch Eltern und Familien. Die bevorstehende Herbst-Wintersaison kann nun zusätzliche Probleme dadurch bringen, dass 1) In dieser Zeit zahlreiche verschiedene Viruserkrankungen auftreten können 2) In dieser Zeit sich üblicherweise auch Influenza (sog. "echte Grippe") ausbreitet 3) Das Infektionsrisiko für "Corona" weiter besteht Bedauerlicherweise lässt sich bei vielen "Infekten" durch eine ärztliche Untersuchung nicht eindeutig festlegen, welcher Erreger die jeweiligen Krankheitssymptome verursacht. Sogenannte "Erkältungskrankheiten" sind in den allermeisten Fällen durch Viren bedingt. Temperaturwechsel und Körpernähe (Menschenansammlungen) können die Verbreitung derartiger Erkrankungen entscheidend begünstigen. Dies gilt für relativ harmlose "Schnupfenviren" ebenso wie für Influenza und letztlich SARS-Coronavirus-2. Für die Herbst-Wintersaison 2020/21 wird es daher entscheidend sein, die Infektionsrate GENERELL niedrig zu halten. Dies kann in erster Linie dadurch gelingen, dass ALLE Personen (und insbesondere auch Kinder) mit "Infekten" Kontakte zu anderen Menschen möglichst vermeiden. Wenn diese Empfehlung KONSEQUENT eingehalten wird, kann auch insgesamt mit einer niedrigen Infektionsrate gerechnet werden. Kinder werden dann voraussichtlich nicht 5-10 "Infekte" pro Saison durchmachen, sondern nur 1-2, vielleicht auch gar keinen! Eltern müssen dann auch deutlich weniger Pflegeurlaub wegen Erkrankungen ihrer Kinder nehmen. Als Kinder-und JugendärztInnen rufen wir dringend dazu auf, im Sinne der Allgemeinheit die Regel "Kranke Kinder bleiben zu Hause" konsequent zu befolgen und dadurch auch das "Coronaproblem" besser unter Kontrolle zu halten. Quelle: Pressegespräch der ÖGKJ schaft und Gesundheitsbehörden sind daher aufgerufen, die entstandenen Impflücken möglichst rasch durch vermehrte Aktivität und zusätzliche Informationskampagnen zu schließen, und dies wird bereits in konzertierter Weise umgesetzt."Das für die kommende Herbst-Winter-Saison besonders wichtige Thema "Influenza & Corona" wird", so Dornbusch, "in Kürze anlässlich einer eigenen Pressekonferenz mit detaillierten Informationen zum geplanten kostenfreien Influenza-Impfprogramm behandelt werden." Die wirkungsvollste Methode zur Verhinderung einer Virusverbreitung ist das sogenannte "Containment". Darunter versteht man, dass infizierte Personen möglichst separiert/isoliert werden, um so eine Weiterverbreitung zu verhindern. "Dies gilt gleichermaßen für "Schnupfenviren", Influenza und SARS-CoV-2", ergänzte Prim.