key: cord-0862008-in43de0n authors: Schneede, P.; Schneede, J. B. title: Der Urologe als Impfarzt date: 2020-10-12 journal: Urologe A DOI: 10.1007/s00120-020-01358-8 sha: df684471d2c97f02870420e9e954e8b65d22e513 doc_id: 862008 cord_uid: in43de0n Vaccines are one of the most effective weapons of humankind in the fight against various infectious diseases. Therefore, physicians from all specialties should not only regularly confirm their knowledge regarding vaccinations but also actively offer them in their daily routine. Urologists can use various vaccination offers to help protect their patients’ future health. In addition to human papillomavirus (HPV) vaccinations for children and adolescents, this article shows how urologists who provide vaccines can fulfill their responsibility to implement the state vaccination recommendations to patients over the age of 60. Among others, HPV vaccination can have the effect of finally eradicating an evolutionary burden of humanity. In addition to standard vaccinations against tetanus, diphtheria and pertussis, special vaccinations also protect individuals over the age of 60 against pneumococci, influenza and herpes zoster. Moreover, urologists may in the future also save patients from COVID-19—the disease that actually made people aware of vaccinations again. » Alle Facharztgruppen stehen jetzt gleichsam in der Verantwortung für Impfempfehlungen Bleibt allein die Hoffnung, dass gemeinsam mit dieser COVID-19-Krise auch die weltweite Impfmüdigkeit nachhaltig überwunden und zukünftig staatliche Impfempfehlungen wieder größere Beachtung in der Bevölkerung finden werden. Alle Facharztgruppen, so auch die Urologen, stehen jetzt gleichsam in der Verantwortung, allgemein Impfempfehlungen zukünftig besser umzusetzen. Wie Urologen als Impfärzte ihren Beitrag hierzu leisten können, wird nachfolgend Dieser Beitrag ist dem Andenken des verstorbenen Begründers der Urologischen Klinik am Klinikum Memmingen, Herrn Professor Dr. med. Peter Faul, in vorzüglicher Hochachtung gewidmet. zunächst formaljuristisch und dann an verschiedenen Krankheitsbildern und Patientengruppen dargelegt. Rechtlich sind in Deutschland zunächst Impfberechtigung, Impfqualifikation und Impfhaftung der Urologen separat zu betrachten: Das erst am 01.03.2020 kürzlich in Kraft getretene Gesetz für den Schutz vor Masern und zur Stärkung der Impfprävention (Masernschutzgesetz [8]) beinhaltet u. a. eine wesentliche Klarstellung zur Impfberechtigung, auch für Urologen. Galten früher noch Gebietsbeschränkungen für einige Fachärzte bezüglich Schutzimpfungen [19] und waren diese verschiedentlich in einigen Ärztekammern an weitere Nachweise der Teilnahmen an Impfkursen gebunden [4] , heißt es heute im Gesetz dazu: Für sämtliche Schutzimpfungen gilt damit, dass diese nicht mehr an die Grenzen der einzelnen Fachgebiete gebunden sind und Fachärzte für Urologie nun auch sämtliche Impfungen gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) durchführen dürfen. Die fachliche Qualifikation der Urologen zur Durchführung von Impfungen richtet sich aber nach den Weiterbildungsinhalten der einzelnen Weiterbildungsordnungen, die sowohl nach föderalen Gesichtspunkten als auch nach zeitlichen in verschiedenen Fassungen einzeln zuständiger Landesärztekammern inhaltlich abweichend nebeneinander existieren. Entsprechend bleibt die fachliche Qualifikation letztlich anhand der jeweiligen Weiterbildungsordnung zum Zeitpunkt der Facharztanerkennung im Einzelfall für die Impftätigkeiten zu prüfen. Die Weiterbildungsordnung für die Ärzte Bayerns beispielsweise vom 24 In den letzten Jahren haben sich die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) sowie der Berufsverband der Deutschen Urologen (BvDU) gemeinschaftlich auch für eine humane Papillomvirus-(HPV-) Jungenimpfung nachhaltig eingesetzt, welche schließlich 2018, mehr als 10 Jahre nach Markteinführung der HPV-Impfstoffe in Deutschland, tatsächlich von der STIKO so in die Impfempfehlungen aufgenommen wurde [2, 14, 15, 26] . Gerade für die Präventivimpfung gegen HPV-Erkrankungen mussten zu-vor über mehr als ein Jahrzehnt völlig unzureichende Impfquoten hierzulande festgestellt werden [21] . Damit wurden im internationalen Vergleich zu anderen Ländern unwiederbringlich nicht allein Chancen zur Krebsprävention für beide Geschlechter in Deutschland verpasst, sondern gleichzeitig auch die historische Gelegenheit, die Bevölkerung vor der möglicherweise ältesten Hautkrankheit der Menschheit, den Hautwarzen, effektiv zu schützen [20, 22] . Nachweislich existierten Papillomviren bei anderen Spezies in der Evolution weit früher als die Menschheit selbst sowie die auf diese spezialisierten HPV [27] . Bei Erwachsenen und Patienten über 60 Jahre Impfaktivitäten der Urologen zielten historisch betrachtet eher auf unterschiedliche Krankheitsbilder und Indikationen bei Erwachsenen [24] . Das angestammte urologische Klientel zukünftig initiativ besser zum Thema staatlich empfohlener Schutzimpfungen zu informieren und anzusprechen, bedarf es geschulter Impfkommunikation [1, 5, 18] sowie niedrigschwelliger Impfangebote in urologischen Praxen und Kliniken ( [24] ; . Abb. 1). Impfkommunikation sowie niedrigschwelliger Impfangebote Bei Vorliegen chronischer Erkrankungen von Herz, Lunge, Nieren, Immunsystem oder Stoffwechsel beispielsweise können durchaus weit vor dem 60. Lebensjahr Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza indiziert sein. Gegen Herpes zoster liegen ab dem 50. Lebensjahr bei oben genannter Gefährdung durch chronische Begleiterkrankungen Impfstoffzulassungen laut STIKO vor. Es handelt sich in all diesen Fällen um medizinisch begründete Indikationsimpfungen, zu denen weiterhin auch berufsbedingte Impfungen und Reiseimpfungen zählen. Muss im Rahmen einer uroonkologischen Operation eine Splenektomie durchgeführt werden, soll der Urologe Indikationsimpfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenza Typ b prüfen und durchführen [24] . Tatsächlich betont die STIKO, dass über die in ihren Impfempfehlungen zu findenden Indikationen auf der Basis existierender Impfstoffzulassungen weitere Impfindikationen existieren können [6]. Werden Urologen mit derartigen Indikationsimpfungen tätig, sollten Urologen genaue Kenntnisse über "offlabel use", Impfstoffzulassungen, Leitlinienempfehlungen und die wissenschaftliche Datenlage haben und besondere Aufmerksamkeit der individualisierten Patientenaufklärung und deren Dokumentation zur eigenen juristischen Absicherung als Impfarzt schenken. Professionelle Gesprächsführung -wenn Reden Gold wert ist Impfen: Schutz für Jungen vor Genitalwarzen und Krebs durch Humane-Papillomviren-Infektion Rechtsreport. Pflicht zur Fortbildung. Impferlaubnis darf an Nachweis gekoppelt werden EffectofaHealthCareProfessionalCommunication Training Intervention on Adolescent Human Papillomavirus Vaccination. A Cluster Randomized Clinical Trial EmpfehlungenderStändigenImpfkommission beim Robert Koch-Institut -2019 detail/30-01-2020-statement-on-the-second-meeting-of-theinternational-health-regulations Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung jetzt auch für Jungen HPV vaccination uptake in boys after introduction of gender-neutral HPV vaccination in Germany-A retrospective database analysis (IMS Vaccine Analyzer) Provider communication, prompts, and feedback toimproveHPVvaccinationratesinresidentclinics Richtlinie Schutzimpfungen -Einschränkung für Fachärzte Condylomata acuminata. Eine Indikation für HPV-Vakzination? Ein Jahrzehnt der HPV-Impfung in Deutschland Krankheitslast humaner Papillomviren der Männer. HPV-Vorsorge wird Männersache Humane Papillomviren und Peniskarzinom Verbesserung der Impftätigkeiten in der Urologie Fallingenital warts diagnoses in the general and indigenons Austalian population following implementation of a national human papillomavirus vaccination programm: analysis of routinely collected national hospital data Wissenschaftliche Begründung der HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren Origin and evolution of papillomavirus (onco)genes and genomes