key: cord-0857937-ajseo4et authors: Eber, Ernst title: Große Herausforderung auch für die Pflege: COVID-19: Statement der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie — ÖGP date: 2020-06-24 journal: Procare DOI: 10.1007/s00735-020-1203-7 sha: 696e65bb9964b30090bcbcd9c4cb926477f577ce doc_id: 857937 cord_uid: ajseo4et nan tienten bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit, da sie durch eine SARS-CoV-2 Infektion zusätzlich bedroht sein können. Zum Erreichen aller drei genannten Ziele sollten wir uns im ärztlichen Handeln unverändert, soweit mit den aktuell Pandemie-bedingt limitierten Ressourcen möglich, an vorhandenen evidenzbasierten und gut implementierten Leitlinien orientieren und diese im Einzelfall an die aktuell schwierige Situation anpassen. Besonders bei chronischen Erkrankungen bedarf dies Augenmaß und einer o enen Kommunikation mit Patienten und Angehörigen, um praktikable Lösungen zu nden. Die COVID-19 Pandemie hat sich seit Jänner 2020 rasch global ausgebreitet. Weltweit waren bis Ende April laut WHO 2.804.796 COVID-19 Fälle bestätigt und 193.710 Patienten bereits daran verstorben. Epidemiologische Informationen und Studienergebnisse zu COVID-19 müssen zurzeit noch zurückhaltend interpretiert werden. Sie unterliegen einer starken Dynamik und multifaktoriellen Ein üssen, weisen eine variable Datenqualität auf und sind im internationalen Vergleich aufgrund versorgungsstruktureller und epidemiologischer Unterschiede nur eingeschränkt vergleichbar. Wie beispielsweise beim "Antibiotic Stewardship" üblich, sollten nationale und regionale Daten systematisch erfasst und regelmäßig ausgewertet werden. Nur so kann die aktuelle lokale Situation ausreichend beurteilt werden. Es handelt sich bei der SARS-CoV-2-Infektion, ähnlich wie bei der In uenza, um eine Virusinfektion mit variablem Verlauf (von asymptomatisch über mild und schwer bis letal). Bei Das Letalitätsrisiko einer CAP wird bestimmt vom Ausmaß der unmittelbaren Lungenparenchymschädigung, sekundären Infektionen/Komplikationen, dem Alter und vorbestehenden Komorbiditäten sowie der Qualität der verfügbaren medizinischen Versorgung. Die Bedeutung klassischer kardio-pulmonaler, renaler und metabolischer Komorbiditäten für den Verlauf einer CAP sind von In uenza-, Pneumokokken-und Legionella-Infektionen bekannt und spielen in gleicher Weise auch bei der SARS-CoV-2 CAP eine entscheidende Rolle. So steigt das Hospitalisierungs-und Sterblichkeitsrisiko bei der SARS-CoV-2 CAP ähnlich wie bei anderen CAP-Erregern ab dem 60. Lebensjahr und mit der Zahl der Begleiterkrankungen deutlich an (Tab. 3). Bei COVID-19 wurde darüber hinaus deutlich, dass die Letalitätsrate einer akuten Erkrankung immer auch von gesellschaftlichen und strukturellen Faktoren bestimmt wird (beispielsweise zeitgerechte Public-Health-Interventionen zur Verlangsamung der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer pandemischen Infektion, zeitnahe und exible Strukturanpassung des Gesundheitssystems, Zahl der akut verfügbaren Intensiv-oder Beatmungsbetten, Kapazität an Isolationsund Schutzmöglichkeiten im ambulanten und stationären Bereich, kurzfristige und e ektive Schulung des medizinischen Per-sonals). In einigen Ländern und Regionen kam es zu akuten Versorgungsnotständen. Es ist anzunehmen, dass in diesen krisenhaften und teilweise katastrophenmedizinischen Situationen nicht alle akut schwer erkrankten Patienten rechtzeitig und adäquat medizinisch versorgt werden konnten. So lag beispielsweise die Letalitatsräte im primär unvorbereiteten Epizentrum (Stadt Wuhan in der Provinz Hubei) zunächst bei zwölf Prozent und in den anderen chinesischen Provinzen später nur noch bei ca. einem Prozent. Auch die von EuroMOMO erfasste und oben genannte Übersterblichkeit in einigen von der Pandemie stark betro enen Ländern deutet darauf hin. In Aufgrund der bei Kindern weniger spezi schen Symptome ist es schwierig, eine sichere klinische Diagnose zu stellen. Daher ist es gerade bei pädiatrischen Patienten wichtig, großzügig auf SARS-CoV-2 zu testen und entsprechende Schutzmaßnahmen für das betreuende Personal umzusetzen. Schwere Verläufe mit respiratorischer Insu zienz oder der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung sind eher die Ausnahme. Bei Säuglingen wurden wiederholt schwere COVID-19-Erkrankungen suspiziert, wobei es sich dabei meist um Verdachtsfälle (ohne SARS-CoV-2-Nachweis) handelte. Die Autoren gehen davon aus, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser schweren Verläufe durch andere Viren (v. a. RSV) verursacht gewesen sein könnte. In der Literatur wurden bisher nur wenige pädiatrische COVID-19-Todesfälle berichtet. Aufgrund der oft milderen Verläufe bei Kindern wurde diskutiert, ob oligo-und asymptomatische Kinder eine wesentliche Rolle in der Transmission spielen könnten, ohne dass diese Hypothese jemals wissenschaftlich bestätigt wurde. Eine rezente Studie aus Island zeigt im Gegenteil, dass in einem Screening bei symptomlosen Personen der Anteil der Virusausscheider bei den 40-bis 50-Jährigen dreimal so hoch ist (ca. 1,5 %) wie bei Kindern/ Jugendlichen zwischen zehn und 20 Jahren (ca. 0,5 %). Von über 800 getesteten Kindern unter zehn Jahren wurde kein einziges Kind positiv getestet. SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern mit Risikofaktoren und Grunderkrankungen (chronische respiratorische Erkrankungen wie zystische Fibrose, schweres Asthma, bronchopulmonale Dysplasie sowie kardiale Erkrankungen, primäre und sekundäre Immundefizienz, maligne Grunderkrankung, Malnutrition etc.) werden in den bisherigen pädiatrischen Analysen kaum berichtet. Fraglich ist, ob sich daraus ableiten lässt, dass diese Kinder weniger gefährdet sind als Erwachsene mit Risikofaktoren, oder ob Kinder aus Risikogruppen e zienter vor Ansteckung geschützt werden konnten. Sobald die staatlich verordneten Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung liberalisiert werden, muss das Gesundheitswesen nicht nur auf eine wieder steigende Zahl von COVID-19 Fällen vorbereitet sein. Auch alle anderen übertragbaren respiratorischen Infektionen (beispielsweise In uenza-, RSV-, Pneumokokken-, Mycoplasma-und Bordetella-Infektionen), deren Ausbreitung durch die staatlichen Pandemie-Maßnahmen in gleicher Weise wie SARS-CoV-2 passager unterdrückt wurde, werden wieder vermehrt auftreten. In at LITERATUR 2. European Centre for Disease Prevention and Control (Hrsg) (2020) Rapid Risk Assessment: Coronavirus disease 2019 (COVID-19) in the EU/EEA and the UK-ninth update HolsteinRetal (2020) Hospitalization rates and characteristics of patients hospitalized with laboratory-confirmed Coronavirus disease 2019 -COVID-NET, 14 states The Novel Coronavirus Pneumonia Emergency Response Epidemiology Team (2020) The epidemiological characteristics of an outbreak of 2019 novel Coronavirus diseases (COVID-19) -China Characteristics of COVID-19 patients dying in Italy Factors associated with 30-day mortality in elderly inpatients with community acquired pneumonia during 2 influenza seasons Impact of microbial Aetiology on mortality in severe community-acquired pneumonia Autoren Das Statement wurde von folgenden Autoren als gemeinsames Statement der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) verfasst: H. Flick ·