key: cord-0838847-nr1jysqg authors: Knappik, Michael title: Middle East Respiratory Syndrome – Wann daran denken? date: 2016-08-25 journal: Pneumo News DOI: 10.1007/s15033-016-0445-3 sha: 6a7531a41f18954eb680d42a69a3a98200e33a07 doc_id: 838847 cord_uid: nr1jysqg Im Juni 2012 wurde erstmals eine Infektion mit Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) in Saudi Arabien diagnostiziert. Seither zirkuliert das Virus weiterhin im Nahen Osten und verursacht dort immer wieder größere nosokomiale Ausbrüche. Auch nach Deutschland wurde das Virus bereits importiert. So stellt sich die Frage, wann man differenzialdiagnostisch an MERS-CoV denken sollte und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Im Juni 2012 wurde erstmals eine Infektion mit Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) in Saudi Arabien diagnostiziert. Seither zirkuliert das Virus weiterhin im Nahen Osten und verursacht dort immer wieder größere nosokomiale Ausbrüche. Auch nach Deutschland wurde das Virus bereits importiert. So stellt sich die Frage, wann man differenzialdiagnostisch an MERS-CoV denken sollte und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Im Juni 2012 wurde erstmalig ein Fall von Middle East Respiratory Syndrome (MERS) bei einem Patienten, der in einem Krankenhaus in Jeddah (Saudi Arabien) an den Folgen einer schweren ungeklärten Atemwegserkrankung verstarb, beschrieben [2] . Das [3] . Bei weiteren Untersuchungen el auf, dass mehr als 90 % aller Dromedare auf der Arabischen Halbinsel Antikörper gegen MERS-CoV besitzen. Auch bei Dromedaren in anderen Regionen (Nord-, Ost-, Westafrika und den Kanarischen Inseln) wurden positive Antikörpertiter beobachtet, und in archivierten Serumproben bereits aus den frühen 1980er-Jahren wurden Antikörper nachgewiesen. Daher geht man heute davon aus, dass MERS-CoV bei Kamelen schon seit einem längeren Zeitraum zirkuliert [4, 5] . Inzwischen gelang es auch, das Virus selbst bei Dromedaren zu isolieren. Im Falle eines erkrankten Besitzers konnte ein genetisch identisches MERS-CoV bei seinen Tieren nachgewiesen werden [6] . Insbesondere Jungtiere wurden als Virusträger identi ziert, während es bei erwachsenen Tieren zu einer Serokonversion mit resultierender Immunität kommt. Wann und wie der "Spillover" -also die Transmission vom tierischen Reservoir auf den Menschen -erfolgte, ist letztlich unklar. In Serumproben von Blutspendern in der Region vor 2012 konnte keine Seroaktivität festgestellt werden [7] [13] . Bei schweren Infektionen kann eine rapide Verschlechterung eintreten. Die mediane Zeit von Symptombeginn bis zur Hospitalisierung war in einer Studie vier Tage, bis zur Aufnahme auf die Intensivstation fünf Tage, zur Beatmungsp icht sieben Tage und der Tod trat nach etwa zwölf Tagen ein [13] . Radiologisch sieht man, je nach Ausprägung, Zeichen einer viralen Pneumonie mit bilateralen insbesondere basalen In ltraten, Milchglaszeichnung und Konsolidierungen [14] . Laborchemisch wurden unspezi sche Veränderungen beobachtet, wie sie auch bei anderen viralen Erkrankungen au reten u. a. Leukopenie (14 %), Lymphopenie (32 %), rombozytopenie (36 %), erhöhte LDH (48 %) und Transaminasen (AST 15 %, ALT 11 %) [13] . Bei einigen Patienten trat progrediente Niereninsu zienz bis zum dialysep ichtigen Nierenversagen auf, bei anderen kam es zur Verbrauchskoagulopathie. Die Indikation, ob eine diagnostische Abklärung auf MERS-CoV durchgeführt werden sollte, ergib sich aus den Empfehlungen der in ▶Tab. 1 beschriebenen Fallde nitionen des Robert Koch Institutes. Das Probenmaterial sollte wenn möglich aus den tiefen Atemwegen (BAL, Trachealsekret) entnommen werden, da hier die Viruslast bei MERS-CoV deutlich höher ist. Alternativ kommt induziertes Sputum infrage; nur wenn dies nicht möglich ist, sollten Proben aus den oberen Atemwegen (Abstrich, Spülung oder Aspirat aus Nasopharynx bzw. Oropharynx) genommen werden. Weil bei einzelnen Patienten Koinfektionen mit anderen Erregern (z. B. In uenza) beobachtet wurden, sollten Patienten mit schwerer respiratorischer Erkrankung auch dann auf MERS-CoV getestet werden, wenn bereits andere Erreger isoliert wurden, der Patient jedoch trotzdem die in ▶Tab. 1 erwähnten Fallde nitionen erfüllt. Für die labordiagnostische Bestätigung des Verdachts auf eine Infektion mit dem MERS-CoV stehen verschiedene real time PCR-Nachweissysteme zur Verfügung, auch kommerzielle PCR-Kits sind inzwischen erhältlich. Es sollten immer mindestens zwei Nachweisverfahren unter Verwendung interner und externer Kontrollen herangezogen werden, um ein falsch positives oder negatives Ergebnis zu vermeiden. Labore, die nur begrenzte Erfahrung mit dem Nachweis von Coronaviren haben, sollten zur Bestätigung ein Referenz-bzw. Konsiliarlabor kontaktieren (Konsiliarlabor für Coronaviren: Universitätsklinikum Bonn, Institut für Virologie). Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine MERS-CoV Infektion nicht aus, ursächlich kann unzureichende Probenqualität, unsachgemäßer Transport oder Testdurchführung sein. Bei starkem Verdacht sollte in diesem Fall die Diagnostik wiederholt werden. MERS-CoV wurde auch in anderen Materialien (Serum, Stuhl und Urin) nachgewiesen, jedoch in geringer Konzentration, sodass sich diese Materialien zur Erstdiagnostik kaum eignen. Für den serologische Nachweis sollten idealerweise zwei Serumproben, in der ersten Krankheitswoche und im Abstand von zwei bis drei Wochen, untersucht werden [1] . Da bisher keine spezi sche medikamentöse Behandlung gegen MERS-CoV zur Verfügung steht, bleibt aktuell nur die supportive intensivmedizinische erapie. In Tierversuchen und in Einzelfällen zeigte die Kombinationstherapie mit Interferon-alpha-2b und Ribavirin einen vielversprechenden Ansatz [15] . Weitere randomisierte und kontrollierte Studien sind notwendig, bevor eine erapieempfehlung ausgesprochen werden kann. Das MERS-CoV kann die Ursache einer schweren importierten Atemwegserkrankung mit hoher Mortalität sein. Aufgrund der niedrigen Kontagiösität schätzt die WHO das pandemische Potenzial aktuell als gering ein. Unklar ist, wie sich die Situation in der Zukun (z. B. durch Mutation des Virus) ändern kann. Ungeachtet davon besteht schon jetzt die Gefahr für begrenzte insbesondere nosokomiale Ausbrüche mit schweren Verläufen bei Risikopersonen. Prophylaktisch sollten Reisende, speziell ältere Menschen mit Vorerkrankungen, Kontakte zu Kamelen im Nahen Osten meiden, auch der Kontakt zu Patienten mit Atemwegsinfektionen vor Ort oder nach Rückkehr kann für sie risikobeha et sein. Aufgrund der stetig zunehmenden Reisetätigkeit und Migration ist die Reiseanamnese hier imminent wichtig, um gegebenenfalls zeitnah Isolationsmaßnahmen und Diagnostik einzuleiten. Schwere respiratorische Erkrankungen in Verbindung mit Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) FALLDEFINITION zur Fallfindung, Meldung und Übermittlung Isolation of a novel coronavirus from a man with pneumonia in Saudi Arabia Middle East respiratory syndrome coronavirus in bats, Saudi Arabia Geographic distribution of MERS coronavirus among dromedary camels MERS coronavirus neutralizing antibodies in camels Evidence for camel-to-human transmission of MERS coronavirus Investigation of anti-middle East respiratory syndrome antibodies in blood donors and slaughterhouse workers in Jeddah and Makkah, Saudi Arabia, fall 2012 Transmission of MERS-coronavirus in household contacts The role of superspreading in Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) transmission Synthesizing data and models for the spread of MERS-CoV, 2013: key role of index cases and hospital transmission A patient with severe respiratory failure caused by novel human coronavirus Clinical features and virological analysis of a case of Middle East respiratory syndrome coronavirus infection Middle East Respiratory Syndrome--need for increased vigilance and watchful surveillance for MERS-CoV in sub-Saharan Africa Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) infection: chest CT findings Ribavirin and interferon therapy in patients infected with the Middle East respiratory syndrome coronavirus: an observational study Michael Knappik MVZ Pneumocare Clayallee 225 A 14195 Berlin knappik@pneumocare