key: cord-0825686-ggnkdnky authors: Singh, Pankaj; Müller, Michael; Hack, Daniel; Kempf, Volkhard A. J.; Wicker, Sabine; König, Clara; Müller-Kassner, Annika; Lindner, Katja; Deters, Tobias; Graf, Jürgen; Kohnen, Thomas title: Entwicklung und Implementierung eines Betriebskonzeptes in einer Universitätsaugenklinik im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie date: 2020-07-01 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-020-01156-9 sha: 3681da43fd7a1f781b860a37a123ff5ee506efc1 doc_id: 825686 cord_uid: ggnkdnky The SARS-CoV‑2 pandemic poses major challenges for the entire medical care system. Especially in maximum care clinical facilities, a higher exposure to potentially infectious patients or positively tested COVID-19 patients is to be expected. A hospital facility concept was developed in the Department of Ophthalmology, Goethe University, Frankfurt am Main, Germany with the aim of achieving maximum patient safety with maximum employee protection. The current infection control hygiene recommendations of the Robert Koch Institute (RKI), the leading specialist association, were taken into consideration along with the existing hospital hygiene plan of the University Hospital Frankfurt am Main. Incorporated into the developmental process were the Institute for Medical Microbiology and Hospital Hygiene, the occupational medical service department and the board of the University Hospital Frankfurt am Main. The operational concept with individualized measures ensures that (i) the care of outpatients; (ii) the performance of outpatient operations; (iii) and the care of admitted patients and patients undergoing surgery are also guaranteed during the COVID-19 pandemic. All measures have been documented in writing in the clinic’s internal quality manual and are thus accessible to all employees. The concept is regularly checked for functionality, so-called stress tests and hygiene inspections are carried out and improvements are made as necessary. Das neue Coronavirus (initial als "2019-nCoV" benannt, aktuell SARS-CoV-2)ist ein Virus aus der Familie der Coronaviridae, das im Dezember 2019 als Auslöser von Lungenerkrankungen primär in China identifiziert wurde. Zum Teil verläuft die Infektion klinisch inapparent oder als banaler Infekt der oberen Atemwege. Es gibt aber auch eine gravierendere klinische Verlaufsform, das sog. schwere akute Atemwegssyndrom ("severe acute respiratory syndrome" [SARS]), das als atypische Pneumonie mitdenHauptsymptomen Husten, Atembeschwerden und Fieberanstieg imponieren kann und als COVID-19 (englisch für "corona virus disease 2019") bezeichnet wird. Gerade ältere und vorerkrankte Patienten gehö-ren zur Risikogruppe, in der sich hohe Letalitätsraten zeigen [1] . Die Verbreitung von SARS-CoV-2 ist seit März 2020 so weit fortgeschritten, dass die World Health Organization (WHO) die Erkrankung offiziell zu einer Pandemie erklärt hat. Ende Mai 2020 gibt es über 5 Mio. bestätigte Infektionen weltweit. Bei infizierten Patienten lässt sich regelhaft (auch schon in der Anfangsphase der Erkrankung) eine hohe Viruslast in den oberen und unteren Atemwegen nachweisen. Patienten können schon infektiös sein, noch bevor sie selbst Krankheitssymptome bemerken, was die Infektionskontrolle deutlich erschwert. Viren wie SARS-CoV-2 werden nicht vereinzelt in der Luft übertragen, sondern sind in Tröpfchen eingeschlossen. Pro Atemzug stößt der Mensch über 1000 feine Tröpfchen aus, beim Husten und Niesen ist die Tröpfchenabgabe um ein Vielfaches größer und weiter reichend. Die SARS-CoV-2-Pandemie stellt die gesamte Welt vor enorme medizinische, soziale und auch wirtschaftliche Herausforderungen. Solange es keine spezifische Behandlung oder einen sicheren Impfstoff gegen COVID-19 gibt, ist die Infektionsvermeidung durch sog. "social di-stancing" oder"lockdown" einmöglicher Behandlungsweg. Virenhaltige, sehr feine Aerosole, die sich länger in der Luft halten, können auch im Medizinbetrieb durch Manipulationen und invasive Maßnahmen an betroffenen Schleimhäuten entstehen (z. B. bei einer Bronchoskopie oder einem Zahnarztbesuch), wodurch sich eine erhöhte Infektionsgefahr für Behandler ergibt [2] . Mitarbeiter im Gesundheitssystem sind hier aufgrund der physischen Nähe zu Patienten besonders gefährdet, sodass ein umfassendes Hygienekonzept und eine angepasste Schutzausrüstung (PSA, persönliche Schutzausrüstung) unbedingt erforderlich sind. Durch ihre Nähe zum Gesicht der Patienten sind im medizinischen Bereich v. a. Anästhesisten, Zahn-, HNO-und Augenärzte gefährdet. Im Folgenden stellen wir die Entwicklung und Umsetzung eines an COVID-19 angepassten Betriebskonzeptes einer universitären Augenklinik dar (s. auch Betriebskonzept der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Goethe-Universität, Frankfurt [3] ). Eine zeitnahe Implementierung geeigneter Maßnahmen zur Vermeidung weiterer Infektionen, zur Gewährleistung von Patienten-und Personalsicherheit bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Notfall-und möglichst auch der Regelversorgung hat oberste Priorität in der aktuellen Pandemie. Am Universitätsklinikum Frankfurt erfolgte eine strikte räumliche und personelle Trennung in einen COVID-19und Non-COVID-19-Bereich, was eine komplette Umstrukturierung des gesamten Universitätsklinikums mit allen Fachbereichen erforderte. DasTragenmindestenseineschirurgischen Mund-Nasen-Schutzes (MNS) ist für alle Personen, also Patienten und Personal, im gesamten Klinikum obligatorisch. Kontakte zwischen Patienten und Personal, aber auch des Personals untereinander sollen auf das absolut Notwendigste reduziert werden. Trotz Tragens eines chirurgischen MNS ist der Mindestabstand von 1,5 m auch zwischen dem Personal, sofern arbeitstechnisch möglich, einzuhalten. Das Manchester-Triage-System (MTS) ist eine in Notaufnahmen verwendete Methode, um bei Notfallpatienten den Schweregrad der Erkrankung/ Verletzung schnellstmöglich zu identifizieren, zu kategorisieren und zu priorisieren und einen geeigneten Behandlungsort zuzuweisen. Im Eingangsbereich zum Haupthaus des Klinikums werden alle Patienten nach dem MTS "triagiert" [4, 5] und bezüglich einer möglichen COVID-Erkrankung befragt. Ergibt sich der Verdacht auf eine CO-VID-19-Erkrankung, wird der Patient abgestrichen und bei möglicher ambulanter Behandlung mit Medikation nach Hause geschickt. Besteht der Bedarf einer stationären Behandlung, wird der Patient im sog. "Graubereich" der ZNA (zentrale Notaufnahme) isoliert, bis das Ergebnis eines Erregernachweises von SARS-CoV-2 vorliegt. Je nach Ergebnis wird die Behandlung in der COVID-oder Non-COVID-Sektion des jeweiligen Fachbereiches fortgeführt. Im COVID-Bereich des Haupthauses sind von der Klinik für Augenheilkunde für die Betreuung der Patienten mit zusätzlichen Augenerkrankungen 2 erfahrene Assistenten, die kurz vor ihrer Facharztprüfung stehen, eingesetzt [6] . Im Bedarfsfall wird ein Oberarzt/ Facharzt hinzugezogen. Sollte ein operativer Eingriff erforderlich sein, wurde im Operationsbereich des COVID-Haupthauses ein Saal mit ophthalmologischem Mikroskop und Vorder-/ Hinterabschnittsmaschine ausgestattet, sodass kein COVID-positiver Patient in der eigentlichen Augenklinik operiert werden müsste. Die Augenklinik befindet sich im Non-COVID-Bereich. Das bedeutet, dass hier keine COVID-19-positiven Patienten behandelt werden sollen. Durch einen Si- Ophthalmologe https://doi.org/10.1007/s00347-020-01156-9 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 The SARS-CoV-2 pandemic poses major challenges for the entire medical care system. Especially in maximum care clinical facilities, a higher exposure to potentially infectious patients or positively tested COVID-19 patients is to be expected. A hospital facility concept was developed in the Department of Ophthalmology, Goethe University, Frankfurt am Main, Germany with the aim of achieving maximum patient safety with maximum employee protection. The current infection control hygiene recommendations of the Robert Koch Institute (RKI), the leading specialist association, were taken into consideration along with the existing hospital hygiene plan of the University Hospital Frankfurt am Main. Incorporated into the developmental process were the Institute for Medical Microbiology and Hospital Hygiene, the occupational medical service department and the board of the University Hospital Frankfurt am Main. The operational concept with individualized measures ensures that (i) the care of outpatients; (ii) the performance of outpatient operations; (iii) and the care of admitted patients and patients undergoing surgery are also guaranteed during the COVID-19 pandemic. All measures have been documented in writing in the clinic's internal quality manual and are thus accessible to all employees. The concept is regularly checked for functionality, so-called stress tests and hygiene inspections are carried out and improvements are made as necessary. Infectious disease · COVID-19 · Infection prevention · Patient safety · Medical staff protection Alle elektiven, nicht akut erforderlichen Eingriffe, wie z. B. eine Silikonölentfer-nung, wurden zunächst ausgesetzt. Aktuell werden die Patienten nach Dringlichkeit nach und nach wieder einbestellt und unter den neu erarbeiteten Sicherheitsvorkehrungen behandelt. Bei dringend indizierten Eingriffen, wie z. B. einer pp-Vitrektomie bei Amotio retinae, die in Intubationsnarkose stattfinden sollen, erfolgt unmittelbar vor stationärer Aufnahme des Patienten ein Rachen-/Nasenabstrich zum Nachweis/Ausschluss von SARS-CoV-2. Bis zum Erhalt des Ergebnisses wird der Patient im sog. "Grau-Bereich" (s. oben) in Einzelzimmerisolierung auf Station aufgenommen. Sobald ein negatives PCR-Ergebnis vorliegt, kann die entsprechende operative Versorgung durchgeführt und der Patient entisoliert werden. Auch Patienten mit negativem Abstrichergebnis werden maximal zu zweit in ein Zimmer gelegt, um im Falle einer sich später manifestierenden Infektion möglichst wenig isolationspflichtige Kontaktpatienten zu generieren. Eine Aufklärung vonseiten der Anästhesie findet, wenn möglich, erst nach Erhalt des Abstrichergebnisses statt, die Untersuchung des Anästhesisten wird vor Ort am Patientenbett auf Station oder im Operationssaal durchgeführt. In Sonderfällen, wenn die Wartezeit auf das Abstrichergebnis nicht einzuhalten ist, wie z. B. bei einer Bulbusperfo-ration, wird der Patient in Vollschutz (PSA: Kopfhaube, FFP3-Maske, wasserdichter Schutzkittel, doppelte Handschuhe, Schutzbrille) operiert. Auch im Op.-Bereich sind die Patienten so terminiert worden, dass zwischen den Op.s ein ausreichender Zeitabstand eingehalten werden kann, entsteht und der genügend Zeit für die Einhaltung und Umsetzung aller Hygienestandards lässt. In den ersten 4 Wochen seit Durchführung der Maßnahmen wurden in der Klinik für Augenheilkunde 43 Patienten in Vollnarkose operiert, wobei den größten Anteil mit insgesamt 21 Operationen dienotfallmäßigeVersorgungmit4-Port-ppV bei Amotio retinae ausmachte. Im Vergleich dazu wurden 4 Wochen vorher 113 Eingriffe in ITN durchgeführt. Hierunter befanden sich gleichviele notfallmäßige Netzhautoperationen, jedoch mehr planbare Operationen, wie z. B. DMEKs oder Phakoemulsifikation. In . Tab. 1 sind die Operationen im Detail aufgeführt. In der Zwischenzeit ist auch die Durchführung elektiver Operationen unter der Voraussetzung eines belastbaren Betriebs-und Hygienekonzeptes wieder erlaubt. Early Transmission Dynamics in Wuhan, China, of Novel Coronavirus-Infected Pneumonia Organization WHO (2020) Coronavirus disease (COVID-2019) situation reports Implementierung eines Betriebskonzeptes in einer HNO-Klinik im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie. Laryngorhinootologie Ersteinschätzung in der Notaufnahme: Das ManchesterTriageSystem, 2. Aufl Triage in der Notaufnahme. Moderne, evidenzbasierte Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit Ophthalmologische Betreuung von stationären, intensivpflichtigen SARS-CoV-2-positiven Patienten The infection evidence of SARS-COV-2 in ocular surface: a single-center cross-sectional study