key: cord-0824371-wqrdz3cs authors: Gosch, Markus; Singler, Katrin; Kwetkat, Anja; Heppner, Hans-Jürgen title: COVID-19 im Alter — eine komplexe Herausforderung: Corona-Pandemie 2020 date: 2020-05-14 journal: MMW Fortschr Med DOI: 10.1007/s15006-020-0474-z sha: 8de33bee72b28e3afd6050d9d291ba107523fab5 doc_id: 824371 cord_uid: wqrdz3cs Alte und multimorbide Patienten sind besonders vulnerabel für einen schweren Verlauf von COVID-19. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und die Anpassung der Versorgungsstrukturen wirken sich massiv auf die ambulante geriatrische und die Notfallversorgung aus, sowie auf den akutstationären Bereich bis hin zu geriatrischer Rehabilitation und stationärer Pflege. Eine Aussage über die tatsächliche Gesamtletalität und die Letalität in den verschiedenen Altersgruppen ist derzeit nur bedingt möglich. Einerseits rechnet man mit einer hohen Anzahl von milden Verläufen bis hin zu asymptomatischen Patienten (80-85%), andererseits sind Testmöglichkeiten beschränkt und di erieren von Land zu Land. In einer ersten repräsentativen österreichischen Querschnittsstudie fand sich in einer Zufallsstichprobe von 1.544 Personen aller Altersgruppen (PCR-Testung auf SARS-CoV-2) eine Prävalenz von 0,33%. Dies würde für Österreich einer Zahl von 28.500 In zierten entsprechen, etwa dreimal höher als die bereits bekannten Fälle [4] . In den "Hotspots" lag die Prävalenz zwischen 13% und 19% [5] . Nimmt man die Daten aus Heinsberg mit einer Letalität von 0,37%, zeigt sich eine deutliche Abweichung gegenüber der von der Johns Hopkins Universität für Deutschland errechneten Mortalität von 3,6% (Stand: 24.04.2020) [6] . Neben dem Alter sind Komorbiditäten (vor allem koronare Herzkrankheit) und ein hoher SOFA-Score (Sequential Organ Failure Assessment) signi kante Prädiktoren für einen schweren bis tödlichen Verlauf [7] . Auf Grund des langen Krankheitsverlaufes ist mit einer deutlichen Zunahme von funktionellen Beeinträchtigungen, besonders bei älteren Patienten zu rechnen. Daten hierüber liegen derzeit noch nicht vor. Um die Selbstständigkeit dieser Patienten, nicht nur nach der intensivmedizinischen Behandlung, sondern auch nach Isolierung und der damit verbundenen eingeschränkten verminderten therapeutischen Möglichkeiten, wiederherzustellen, ist ein deutlich vermehrter Bedarf an rehabilitativen Maßnahmen zu erwarten. Die COVID-19-Symptomatik weist ein weites Spektrum auf. Bei 81% der Patienten nimmt die Erkrankung einen milden, bei 14% einen schweren Verlauf. Intensivp ichtige schwere Verläufe werden mit 5% angegeben [2] ; wegen der zahlreichen asymptomatischen Verläufe kann dies aber zu hoch gegri en sein. Dies legen auch Daten des Kreuzfahrtschi es Diamond Princess nahe. Mizumoto [7, 12] . Berichtet wurde auch über vorübergehende Geruchs-und Geschmacksstörungen am Beginn der Erkrankung [13] . Laborchemisch zeigt sich häu g eine Lymphozytopenie (83,2%), bei etwa einem Drittel in Verbindung mit einer Leukozytopenie. Das C-reaktive Protein (CRP) ist meistens erhöht, wobei das Procalcitonin im Normbereich bleibt, außer bei einer bakteriellen Superinfektion [12] . In etwa 40% der Fälle treten eine rombozytopenie, Laktatdehydrogenase(LDH)und D-Dimer-Erhöhung auf, die auch prognostisch relevant sind [12] . In den ersten Wochen der Pandemie liegt der Schwerpunkt in der akut-und intensivmedizinischen Versorgung der COVID-19-Patienten. Dies hat die medizinische Versorgung, sowohl im Teilbereich der Akutmedizin wie auch im rehabilitativen Bereich zurückgedrängt. Entgegen der Erwartung einer Zunahme von Notfallpatienten melden die Notaufnahmen einen deutlichen Rückgang der Patientenzahlen [23] . Erklärungen für diesen Trend sind spekulativ. Es ist aber nicht zu erwarten, dass häusliche Isola tion zu einem Rückgang von Myokardinfarkten, Schlaganfällen oder kardialen Dekompensation führt. Vielmehr schei- Die aktuelle Krise hat auch massive Auswirkungen auf den stationären und ambulanten P egesektor. Die aktuell ausgesprochenen Besuchseinschränkungen/-verbote in P egeeinrichtungen sind zwar der richtige Schritt, führen aber dennoch längerfristig zu Problemen. Das Aussetzen von Regelvisiten im Heim und Hausbesuche ohne konkreten Behandlungsanlass kann eine mögliche Infek tionsausbreitung verhindern. Eine umfangreiche Testung ist zu fordern, um die Einschleppung von SARS-CoV-2-positiven Patienten in die stationäre und ambulante P egeversorgung zu verhindern. Ein "präventiver" Aufnahmestopp in P egeheime ist allerdings kontraproduktiv und führt zu einer Belastung der Krankenhäuser und zu einer Überforderung der familiären und ambulanten P ege. Diese Fieber ist ein Leitsymptom der COVID-19-Infektion. Überforderung führt zu mehr Krankenhauseinweisungen, sodass hier Behandlungskapazitäten knapper werden. Gesundheitspolitische Krisenmanager sind in der P icht, den Engpass in der P ege frühzeitig zu entzerren und für entsprechende Schutzausrüstung -zum Schutz der Patienten und der Mitarbeiter -zu sorgen [24] . Bei völliger Überlastung der stationären Krankenversorgung müssen die vorhandenen Ressourcen unter Beachtung ethischer Aspekte verteilt werden. Die Geriatrie kann hier in Zusammenarbeit mit der Allgemeinmedizin durch ihre Erfahrung und das Erkennen von Ressourcen, aber auch von Risiken, einen wichtigen Beitrag für eine zielgerichtete erapie bei Ressourcenknappheit leisten. Auch wenn COVID-19 einen Altersbias in Erkrankungsschwere und Sterblichkeit zeigt, darf keinesfalls eine Behandlungsgrenze "willkürlich" nach dem Alter gezogen werden. Eine individuelle Betrachtung und patientenzentrierte Entscheidungs ndung, unabhängig davon, wo sich der Patient be ndet, auf der Intensivstation, in der Notaufnahme oder im P egeheim, aber auf Grundlage der zu erwartenden Heilungschancen und dem Patientenwillen, ist das einzig zulässige Verfahren. Schon jetzt müssen sich Krankenhäuser und Gesundheitspolitik Gedanken machen, wie die Strukturen rasch an die neuen Bedürfnisse angepasst werden können. Die Corona-Krise wird den demogra schen Wandel kaum beein ussen, aber nach den ersten Wochen der Krise wird sich erheblicher Behandlungs-und Rehabilitationsbedarf ergeben. Die Akutkrankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen müssen unmittelbar nach dem zu erwartenden Peak konsequent wieder ihre ursprüngliche Funktion aufnehmen, um diesen Bedarf zu decken. Characteristics of and Important Lessons From the Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Outbreak in China: Summary of a Report of 72314 Cases From the Chinese Center for Disease Control and Prevention Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) in Italy Anton weiter in Quarantäne 2020 Resultate der Corona-Studie in Heinsberg Clinical course and risk factors for mortality of adult inpatients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective cohort study COVID-19-Update from our colleagues in northern Italy Estimating the asymptomatic proportion of coronavirus disease 2019 (CO-VID-19) cases on board the Diamond Princess cruise ship, Yokohama Estimation of the asymptomatic ratio of novel coronavirus infections (COVID-19) The difference in the incubation period of 2019 novel coronavirus (SARS-CoV-2) infection between travelers to Hubei and non-travelers: The need of a longer quarantine period Clinical Characteristics of Coronavirus Disease 2019 in China Wir haben neue Symptome entdeckt: Frankfurter Allgemeine Chest CT Findings in Patients with Corona Virus Disease 2019 and its Relationship with Clinical Features. Invest Radiol Clinical features of patients infected with 2019 novel coronavirus in Wuhan, China Clinical course and outcomes of critically ill patients with SARS-CoV-2 pneumonia in Wuhan, China: a single-centered, retrospective, observational study Interim Clinical Guidance for patients suspected of/confirmed with COVID-19 in Belgium ÖGARI. COVID-19-Update: ÖGARI veröffentlicht erste Behadnlungsempfehlung für die Intensivtherapie von SARS-CoV-2 positiven Patientinnen und Patienten 2020 Compassionate Use of Remdesivir for Patients with Severe Covid-19 A Trial of Lopinavir-Ritonavir in Adults Hospitalized with Severe Covid-19 Intensive care management of coronavirus disease 2019 (COVID-19): challenges and recommendations. Lancet Respir Med. 2020. 22. aerzteblatt.de. Keine Evidenz für erhöhte Gefährdung von CO-VID-19-Patienten durch Ibuprofen Chefärzte warnen: Dringende Behandlungen nicht aufschieben 2020 COVID-19 and the Risk to Health Care Workers: A Case Report