key: cord-0824314-azamy6ds authors: Framme, C.; Gottschling, J.; Buley, P.; Rohwer-Mensching, K.; Junker, B.; Dittberner, M.; Volkmann, I. title: Einfluss des COVID-19-Shutdowns auf die Arbeitsleistung einer Universitäts-Augenpoliklinik date: 2021-04-21 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-021-01374-9 sha: 144247e25843ae0706cccbeb3696ebe6178abbbe doc_id: 824314 cord_uid: azamy6ds BACKGROUND: The outbreak of the novel coronavirus disease 2019 (COVID-19) has led to a significant reduction in the number of patients treated in elective medicine in hospitals in spring 2020. Up until now, there are no corresponding data for university policlinics. MATERIAL AND METHODS: With the help of the data of the clinic’s electronic medical record system (IS-H/i.s.h.med from SAP, Cerner Corporation, North Kansas City, MO, United States of America and SAP SE, Walldorf, Germany) and the time recording and management software TimeElement (Hannover Medical School, Hannover, Germany), which was codeveloped at our clinic, all patient contacts of the COVID-19 shutdown were evaluated over a period of approximately 7 weeks from 18 March 2020 to 8 May 2020 and compared with the same period in 2019. In addition, quarterly revenues for the first and second quarters of 2019 and 2020 were put into perspective via SAP. RESULTS: During the COVID-19 period the total number of patient contacts was reduced by 59.5% compared to the previous year. The number of lockdown period cases decreased by 74.8% compared to the same period in 2019. In particular, the university outpatient/self-paying sector recorded the largest number of lost patient contacts with a reduction to 17.2% of the 2019 baseline. The reduced patient contacts and case numbers resulted in a significant financial loss of at least € 218,000. Via TimeElement there was a 69.4% decrease in all special diagnostic services, with visual field examinations in particular also reduced by 75.3%. Optical coherence tomography (OCT) measurements recorded a decrease of 60.3%. Patient tracking revealed a reduction of average patient attendance times by approximately 23% (COVID 19: 145.8 ± 88.8 min versus 189.6 ± 97.2 min in 2019). DISCUSSION: The COVID-19 shutdown caused the work performance of our policlinic to drop to only about 40% of patient contacts and that of functional diagnostic examinations to only about 30%, compared to the performance in 2019; however, the reduction in the number of patients also led to a significant reduction in the time patients were present at the clinic compared to the regular workload. The associated financial losses are considerable and obviously not compensated by legally regulated compensation payments as in the inpatient sector. Laut niedersächsischem Beschluss vom 18.03.2020 [11] wurde ein sog. "Shutdown" aufgrund der COVID-19-Pandemie in den Krankenhäusern ab dem 18.03.2020 verfügt, der schließlich über ca. 7 Wochen bis zum 06.05.2020 andauerte [12] . Diesbezüglich war es sowohl stationär als auch ambulant nur noch erlaubt, medizinisch dringend indizierte Leistungen zu erbringen. Eine entsprechende Definition solcher Leistungen fand nicht statt, sondern es wurde vielmehr den Kliniken überlassen, diese Leistungen sinnvoll und gewissenhaft festzulegen. Vonseiten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), der Retinologischen Gesellschaft (RG), dem Verband Deutscher Ophthalmologischer Chefärzte (DOCH) sowie der Vereinigung Ophthalmologischer Lehrstuhlinhaber (VOL) wurde im März 2020 eine Aufstellung erarbeitet, welche die Leistungen in dringende und weniger dringende Maßnahmen respektive elektive Fälle klassifizierte [8] . Demnach gibt es klar definierte ophthalmologische Notfälle wie etwa retinale Gefäßverschlüsse, Glaukomanfälle bzw. dekompensierte Glaukome, Erkrankungen mit M. Dittberner und I. Volkmann haben gleichberechtigt zu diesem Manuskript beigetragen. Augenschmerzen, Endophthalmitiden und Traumata. Weiterhin sollten aber auch dringliche postoperative Kontrollen sowie chronische Therapien wie die intravitrealen operativen Medikamenteneingaben (IVOMs) inklusive Kontrollen durchgeführt werden, um eine Verschlechterung des Krankheitszustandes idealerweise zu verhindern. Auch onkologische Erkrankungen sollten innerhalb dieser Zeit kurzfristig behandelt werden. Zu den elektiven und nicht mehr durchzuführenden Behandlungen gehören neben der refraktiven Chirurgie natürlich auch die weitläufig durchgeführte Kataraktchirurgie inklusive Voruntersuchungen sowie andere aufschiebbare Behandlungen. Auch international wurden verschiedene Empfehlungen bezüglich dringender ophthalmologischer Behandlungen publiziert [1, 9, 10, 15] . Diese besondere Gesetzeslage führte dazu, dass innerhalb kürzester Zeit ein Großteil von Terminpatienten mit "elektiven" Behandlungen nicht mehr einbestellt wurde und die Behandlung bis auf Weiteres ausgesetzt werden musste. Die politische Zusage einer finanziellen Kompensation von COVID-19bedingten Mindereinnahmen in den Krankenhäusern schien dabei maßgeblich für den stationären Bereich mit freigehaltenen Betten zu gelten. Ein gesetzlich geregelter, finanzieller Ausgleich für den ambulanten Bereich fand bisher nicht statt. Es stellt sich für uns die Frage, in welchem Maße die Arbeitsleistung in unserer Augenpoliklinik im besagten "COVID-19-Zeitraum" zurückgegangen ist und wie -unabhängig davon, dass keine Patienten für spätere ggf. stationäre Operationen rekrutiert werden konnten ("sekundärer Verlust") -sich ggf. auch der direkte finanzielle Verlust für den ambulanten Bereich darstellt. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die COVID-19-Belastung der Krankenhäuser im Norden Deutschlands in der ersten Welle nur relativ moderat gewesen ist und somit viele Mitarbeiter über längere Zeiträume innerhalb des COVID- Ophthalmologe https://doi.org/10.1007/s00347-021-01374-9 © Der/die Autor(en) 2021 Results. During the COVID-19 period the total number of patient contacts was reduced by 59.5% compared to the previous year. The number of lockdown period cases decreased by 74.8% compared to the same period in 2019. In particular, the university outpatient/self-paying sector recorded the largest number of lost patient contacts with a reduction to 17.2% of the 2019 baseline. The reduced patient contacts and case numbers resulted in a significant financial loss of at least  218,000. Via TimeElement there was a 69.4% decrease in all special diagnostic services, with visual field examinations in particular also reduced by 75.3%. Optical coherence tomography (OCT) measurements recorded a decrease of 60.3%. Patient tracking revealed a reduction of average patient attendance times by ap-proximately 23% (COVID 19: 145.8 ± 88.8 min versus 189.6 ± 97.2 min in 2019). Discussion. The COVID-19 shutdown caused the work performance of our policlinic to drop to only about 40% of patient contacts and that of functional diagnostic examinations to only about 30%, compared to the performance in 2019; however, the reduction in the number of patients also led to a significant reduction in the time patients were present at the clinic compared to the regular workload. The associated financial losses are considerable and obviously not compensated by legally regulated compensation payments as in the inpatient sector. Mit dem Auftreten von COVID-19 hat sich schlagartig eine neue Normalität nicht nur im realen Leben, sondern gerade auch im Krankenhaus eingestellt. War man im Frühjahr 2020 von den in den Medien weitverbreiteten Bildern aus Italien und Spanien sowie anderen Ländern mit den vielen Todesfällen gewarnt, hat man in Deutschland relativ frühzeitig zu Beginn der COVID-19-Welle einen sog. "Shutdown" des öffentlichen Lebens mit entsprechenden Abstandsregeln erlassen [3] . Krankenhäuser waren zügig gezwungen, das gesamte elektive Behandlungsprogramm zu stornieren, insbesondere um ausreichend Kapazitäten auf den Intensivstationen mit den entsprechenden Beatmungsmöglichkeiten freizuhalten. Im gleichen Rahmen bedeutete das aber auch einen Stopp für ambulante Elektivbehandlungen, die an sich zumindest im Rahmen der universitären Augenheilkunde keine Intensivkapazitäten binden. Dieses führte dazu, dass in Niedersachsen der "Elektiv-Stopp" vom 18.03.2020 bis zum 06.05.2020 beschlossen wurde [11, 12] und in unserer Augenpoliklinik bis zum 08.05.2020 nur noch dringend medizinisch indizierte Leistungen erbracht wurden. Die ophthalmologischen Aspekte der COVID-19-Pandemie wurden in einem Übersichtsartikel aus der Augenklinik der LMU in München bereits detailliert dargestellt [14] . Augenpolikliniken sind in der Regel hoch spezialisierte Ambulanzen, welche maßgeblich auf Überweisung aus dem augenfachärztlichen Bereich agieren. Somit liegt es nahe, dass eine über das Normalmaß hinausgehende große diag-Abb. 6 8 Histogramm der Anwesenheitszeiten der Patienten a in 2020 und b in 2019. Im COVID-19-Zeitraum waren Patienten kürzer in unserer Poliklinik und konnten daher offensichtlich zügiger behandelt werden nostische Bandbreite angeboten werden muss. Dabei fällt auf, dass im Gegensatz zum stationären Klinikbereich offensichtlich noch keine standardisierten und regelmäßigen Kostenträgerrechnungen der Leistungen im ambulanten Bereich vorhanden sind und auch keine wirkliche Vorstellung über die reale Arbeitsleistunginsbesondere derfunktionsdiagnostischen Einheiten in einer typischen Universitäts-Augenklinik existiert. Diese Lücke gilt es, im Sinne einer auskömmlichen Finanzierung zukünftig zu schließen, wenn die Ambulantisierung weiter voranschreitet. Durch die Vorhaltung einer entsprechenden Anzahl ärztlicher und nichtärztlicher Mitarbeiter mit entsprechenden Personalkosten haben die COVID-19-bedingte Reduktion der Arbeitsleistung und der folgliche Einnahmenverlust gerade auch in den Ambulanzen einer Klinik -wie oben beschrieben -zu einem deutlichen Defizit beigetragen. Die in . Abb. 5 dargestellte Auflistung der diagnostischen Maßnahmen, die in der Regel von nichtärztlichem Personal übernommen werden und neben der ärztlichen Leistung einen erheblichen Anteil in einer universitären Augenpoliklinik einnehmen, ergab im COVID-19-Zeitraum einen erheblichen Rückgang von ca. 70 %. Dennoch wurden im direkten Zahlenvergleich offensichtlich -und trotz leichter Reduktion der Gesamtanzahl diagnostischer Interaktionen -weiterhin alle relevanten Funktionsdiagnostiken bei den anwesenden Patienten adäquat durchgeführt (z. B. OCT: Reduktion der Leistung um ca. 60 % entspricht proportional der Patientenzahlreduktion). Interessant erschien weiterhin der Fakt, dass zwar neben einer ähnlich langen ärztlichen Konsultationszeit in den beiden Zeiträumen die durchschnittliche Dauer der funktionsdiagnostischen Untersuchungen während COVID-19 deutlich länger ausfiel. Wesentliche Gründe dafür sehen wir in den umfassenderen Hygienevorschriften und Erläuterungen vor jeder Untersuchung. Während weitreichendere Hygienevorkehrungen bei der ärztlichen Untersuchung im Vorfeld jedes einzelnen direkten Arzt-Patienten-Kontaktes durchgeführt werden (und somit nicht zeitlich über TimeElement Vortragshonorare von Novartis, Bayer, Allergan, Heidelberg Engineering, Zeiss, MedUpdate; Beratertätigkeit für Bayer, Zeiss, MedUpdate; Forschungsförderung von Novartis Dittberner hat an der Programmierung von TimeElement mitgewirkt und ggf. zukünftige finanzielle Interessen an einer eventuellen Vermarktung der Software 2020) Recommendations for urgent and nonurgent patient care To evaluate the effect of COVID-19 pandemic and national lockdown on patient care at a tertiary-care ophthalmology institute Coronavirus in Deutschland Sorge um Patienten mit akutem Behandlungsbedarf Kostenträgerrechnungen von strabologischen Operationen an einer Universitäts-Augenklinik Elektronische Visualisierung des ambulanten Patientenflows in einer Universitäts-Augenklinik Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die ophthalmologische Versorgung in Deutschland Krisenstrategien der Kliniken während der Pandemie Stepping up infection control measures in ophthalmology during the novel coronavirus outbreak: an experience from Hong Kong Ophthalmological risk stratification & implementation guidance Niedersächsisches Ministerium für Soziales Gesundheit und Gleichstellung (2020) Niedersächsische Verordnung zur Bekämpfung der Corona-Virus-Krankheit COVID-19 Niedersächsisches Ministerium für Soziales Gesundheit und Gleichstellung (2020) Niedersächsische Verordnung über Beschränkungen im Krankenhausbetrieb zur Bekämpfung der Corona-Virus-Krankheit COVID-19 COVID-19: ophthalmologische Aspekte der globalen SARS-CoV-2-Pandemie The Royal College of Ophthalmologists RCOphth COVID-19 Clinical guidance and national information 2020) 14,75 Euro für Hygiene-Aufwand in der Praxis für diese Aktion erfasst sind), ist diese Zeit bei den Funktionsuntersuchungen mit inkludiert. Somit ist es uns in dieser Auswertung auch möglich, zumindest partiell den Mehraufwand für COVID-19-Hygiene zu dokumentieren, für welche die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) seit 05.05.2020 eine neue Hygienepauschale von 14,75 € für Mehraufwand vorsah [16] . Diese Pauschale ist sowohl für den niedergelassenen Bereich als auch für Hochschulambulanzen abrechenbar und wurde ab dem 01. 10