key: cord-0814707-impoeump authors: Bohl, Christin; Karnaki, Pania; Cheli, Simone; Fornes Romero, Gertrudis; Glavak Tkalić, Renata; Papadopoulos, Eva; Schaefer, Mathieu; Berth, Hendrik title: Psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen in der Coronazeit: Literaturüberblick und Projektskizze date: 2022-04-29 journal: Präv Gesundheitsf DOI: 10.1007/s11553-022-00946-0 sha: 948ea8dcb441edff08e3bba25b93abb50be58d81 doc_id: 814707 cord_uid: impoeump BACKGROUND: International studies show that measures to contain the COVID-19 pandemic can lead to increased mental health problems in children and adolescents. Overall, there are many study activities on this topic, but only a few representative studies for Germany. OBJECTIVES: The impact of the COVID-19 pandemic on the mental health of children and adolescents in Germany will be investigated, as well as the risk and protective factors for mental well-being during the pandemic. Subsequently, an EU-wide project will be outlined, which aims to promote the mental health of students through a training program for teachers and other educators. METHODS: Using literature databases PubMed and Medline, an unsystematic literature search was carried out in the sense of a narrative review. The studies included in this work were selected based on their thematically appropriate abstract. RESULTS: The number of children showing mental or behavioral problems increased rapidly. Above all, social isolation, fears and insecurity, as well as conflicts within the family due to excessive demands or financial worries, lead to a deterioration in the psychological situation of children and young people. The consequences are depressive moods, behavioral problems and psychosomatic complaints. CONCLUSION: The impact of the COVID-19 pandemic on the mental health of children and adolescents should not be underestimated. There will also be a special need for support in the coming years. Die COVID-19-Pandemie hat einen internationalen Gesundheitsnotstand mit nie da gewesenem Ausmaß zur Folge. Um diese Krise der öffentlichen Gesundheit schnellstmöglich einzudämmen, wurden Maßnahmen ergriffen, die eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindern sollten. Diese Maßnahmen waren z. T. umstritten und führten zu deutlichen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens. Vor allem die geforderte soziale Distanzierung, einschließlich der Schließungen von Kitas, Schulen und Freizeiteinrichtungen, führte zu einschneidenden Veränderungen des Alltags von vielen Kindern und Jugendlichen. Viele Familien fühlten sich bei dem Versuch, Homeoffice und Homeschooling zu vereinbaren, überfordert oder waren von finanziellen Sorgen belastet. Dies führte häufig zu familiären Spannungen und Konflikten [20] . Die Zahl der Kinder, die psychische Auffälligkeiten oder Verhaltensstörungen zeigen, stieg rapide an. Therapieplätze sind rar und mit langen Wartezeiten verbunden [27, 28, 32] . Im Folgenden soll die Fragestellung geklärt werden, welche Auswirkungen die Coronapandemie auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat. Weiterhin sollen mögliche Risiko-und protektive Faktoren analysiert und deren Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie beschrieben werden. Dazu erfolgte eine unsystematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed und Medline nach Studien, die sich mit der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der Coronapandemie befassten. Bei der Recherche wurden folgende Suchworte verwendet: "Corona", "children and adolescents", "psychological distress" und "behavioral problems". Es wurden für diese Arbeit 18 Studien anhand ihres thematisch passenden Abstracts ausgewählt. Die Ergebnisse werden im Sinne eines narrativen Reviews dargestellt (. Tab. 1). Es wird deutlich, dass v. a. die langfristigen Auswirkungen nicht unterschätzt werden dürfen und es besonderen Unterstützungsbedarf gibt. Die Studienergebnisse flossen in die Entwicklung eines EU-weiten Projekts ein, das abschließend skizziert wird. Damit schließt diese Arbeit eine große Forschungslücke, da bisher kaum Übersichtsarbeiten zu diesem Thema in Deutschland veröffentlicht wurden. Kinder und Jugendliche zählen in Bezug auf die Entwicklung von psychischen Auffälligkeiten zu einer der vulnerabelsten Gruppen. Laut Bundespsychotherapeutenkammer erkranken fast 20 % der Kinder und Jugendlichen innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung. Mehr als die Hälfte der psychischen Erkrankungen manifestieren sich bereits vor dem 19. Lebensjahr. Dabei zählen zu den häufigsten Erkrankungen Angststörungen, sowie depressive, hyperkinetische und dissoziale Störungen [3] . Bis zum Alter von 13 Jahren wurden durchgehend höhere Prävalenzen für psychische Störungen bei Jungen als bei Mädchen beobachtet. Im weiteren Verlauf der Adoleszenz erfolgten Angleichungen [17] . Insgesamt sind Jungen häufiger von externalisierenden Störungen betroffen. Mädchen leiden stärker unter Ess-und psychosozialen Störungen [16] . Anspruch nahmen, möglicherweise aufgrund einer schwachen psychiatrischpsychologischen Versorgungslage. In den letzten Jahren kam es jedoch zu einem Anstieg der Vertragsärztlichen Versorgung und damit auch zu einer stärkeren Inanspruchnahme von psychiatrischpsychotherapeutischen Leistungen [19] . Laut dem Arztreport 2021 der BARMER hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich in psychotherapeutischer Behandlung befinden, in den letzten Jahren verdoppelt. Demnach benötigten 823.000 Kinder und Jugendliche im Jahr 2019 psychotherapeutische Unterstützung und damit 104 % mehr als im Jahr 2009. Die häufigsten Behandlungsursachen 2019 waren laut Arztreport Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen sowie Depressionen [14] . In einer repräsentativen Online-Befragung (n = 12.628) [20] Background. International studies show that measures to contain the COVID-19 pandemic can lead to increased mental health problems in children and adolescents. Overall, there are many study activities on this topic, but only a few representative studies for Germany. Objectives. The impact of the COVID-19 pandemic on the mental health of children and adolescents in Germany will be investigated, as well as the risk and protective factors for mental well-being during the pandemic. Subsequently, an EU-wide project will be outlined, which aims to promote the mental health of students through a training program for teachers and other educators. Methods. Using literature databases PubMed and Medline, an unsystematic literature search was carried out in the sense of a narrative review. The studies included in this work were selected based on their thematically appropriate abstract. Results. The number of children showing mental or behavioral problems increased rapidly. Above all, social isolation, fears and insecurity, as well as conflicts within the family due to excessive demands or financial worries, lead to a deterioration in the psychological situation of children and young people. The consequences are depressive moods, behavioral problems and psychosomatic complaints. Conclusion. The impact of the COVID-19 pandemic on the mental health of children and adolescents should not be underestimated. There will also be a special need for support in the coming years. Stress, Ängste und ökonomische Krisen, bei einem gleichzeitigen Verlust möglicher Unterstützersysteme, spielen als Risikofaktoren während der Coronapandemie eine nicht zu unterschätzende Rolle [9] . Es gibt Anzeichen dafür, dass Kinder und Jugendliche, die bereits benachteiligt sind, auch die größte Gefährdung aufweisen, psychische Auffälligkeiten aufgrund der coronabedingten Einschränkungen zu entwickeln [8] . Ein hohes Risikopotential haben v. a. Kinder und Jugendliche mit einem niedrigen sozioökonomischen Status [5] . Familien mit einem höheren Einkommen haben die Möglichkeit, ihren Kindern Technologien zur Verfügung zu stellen, welche zum einen für schulische Aktivitäten (z. B. Homeschooling) und zum anderen für die Interaktion mit Gleichaltrigen genutzt werden können. Dadurch kann eine soziale Isolation aufgrund von Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen abge- mildert werden [7] . Auch die Wohnsituation kann eine deutliche Belastung darstellen. Leben die Familienmitglieder auf beengtem Raum (< 20 m 2 Wohnfläche/ Person) und haben keine eigenen Rückzugsmöglichkeiten, kann dies ebenfalls eine deutliche Beeinträchtigung für die psychische Gesundheit und die Lebensqualität darstellen [27, 28] . Jüngere Kinder, Kinder aus Familien mit einem Migrationshintergrund, Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen, einem niedrigen Bildungsstatus der Eltern, partnerschaftliche Konflikte zwischen den Erziehenden oder auch psychische oder körperliche Erkrankungen bei Mutter oder Vater führen zu einer stärkeren Belastung [5, 26] . Für Kinder mit einer geistigen Behinderung kann es schwierig sein, die Situation und die Notwendigkeit der coronabedingten Einschränkungen zu verstehen. Dadurch können Gefühle wie Angst oder Aufregung zunehmen [8] . Ein wichtiger schützender Faktor vor psychischen Auffälligkeiten bei Kindern ist die Unterstützung ihrer Eltern. Eine offene Kommunikation zwischen Eltern und Kindern, über die Coronapandemie und ihre Auswirkungen, kann eine präventive Wirkung auf die mentale Gesundheit haben. Wichtig ist, sich die Sor-gen und Ängste der Kinder anzuhören und einfühlsam darauf einzugehen. Eltern sollten authentisch über die eigenen Gefühle und Ängste sprechen. Durch die Normalisierung ihrer emotionalen Reaktion werden Kinder beruhigt und bestehende Ängste eingedämmt. Generell spielt eine stabile Eltern-Kind-Beziehung eine große Rolle als präventiver Faktor von psychischen Auffälligkeiten [6] . Aber auch persönliche Ressourcen, wie z. B. ein hohes Selbstwertgefühl, hohe Intelligenz, sowie ein offener und aktiver Charakter können protektive Faktoren sein [15] . Bestimmte digitale Anwendungen können in Maßen förderlich für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wirken. Gesundheitsdienste wie Telemedizin oder ein interaktiver Online-Unterricht sind in der Lage, die soziale Distanz zu überbrücken und die psychische und verhaltensbezogene Gesundheit von Kindern zu unterstützen [33] . In . Abb. 1 werden zusammenfassend die möglichen negativen Auswirkungen der Coronapandemie auf Kinder und Jugendliche gezeigt. In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Projekten und Programmen die sich mit der Förderung des mentalen Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen beschäftigen. Allerdings bezieht sich nur ein kleiner Teil dieser Angebote auf die besonderen Belastungen der psychischen Gesundheit von SchülerInnen während der COVID-19-Pandemie. Mit Unterstützung durch das Erasmus+-Programm der EU startete 2021 das Projekt "ProWell -Protecting the mental wellbeing of our children during and after public health emergencies -digital training for teachers and educators" (www. prowell-project.com The German version of the Centre for Epidemiological Studies Depression Scale for Children:psychometric evaluation in a population based survey of 7 to 17 years old children and adolescents-results of the BELLA study Psychometric properties of the screen for child anxiety related emotional disorders (SCARED): a replication study Teststatistische Prüfung und Normierung der Deutschen Versionen des EUROHIS-QOL Lebensqualität-Index und des WHO-5 Wohlbefindens-Index Families in the COVID-19 pandemic: parental stress, parent mental health and the occurrence of adverse childhood experiences-Results of a representative survey in Germany Protecting the psychological health of children throug effective communication about COVID-19 COVID-19 pandemic impact on children and adolescents' mental health: Biological, environmental and social factors COVID-19-Pandemie: Kinderschutz ist systemrelevant Challenges and burden of the Coronavirus 2019 (COVID-19) pandemic for child and adolescent mental health: a narrative review to highlight clinical and research needs in the acute phase and the long return to normality Ergeb-nisseeinerrepräsentativenBefragungvonKindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren mit forsa.omninet, 07. Januar Ergebnisse einer Eltern-Kind-Befragung mit forsa.omninet, 15. Mai Validation oft he German version oft he insomnia severity index in adolescents, young adults and adult workers: Results from three cross-sectional studies The strengths and difficulties questionnaire: a research note BARMER Arztreport 2021: Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen Psychosoziale Risikound Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit im Kindes-und Jugendalter -Ergebnisse aus dem Kinder-und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) Epidemiologie psychischer Störungen im Kindes-und Jugendalter Age of onset of mental disorders: A review of recent literature Comparing the German versions of the strengths and difficulties questionnaire (SDQ-Deu) and the child behavior checklist Mental health problems in children and adolescents in Germany. Results of the cross-sectional KiGGS Wave 2 study and trends Erste Ergebnisse zum veränderten Alltag und zum Wohlbefinden von Kindern. München: Deutsches Jugendinstitut Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D). Manual Komplettversion und Kurzform. Autorisierte deutsche Version des Validation and standardization of the generalized anxiety disorder screener (GAD-7) in the general population Mental health in adolescents during COVID-19-related social distancing and homeschooling The KIDSCREEN Questionnaires-Quality of life questionnaires for children and adolescents-Handbook Psychische Gesundheit und Lebensqualität von KindernundJugendlichenwährendderCOVID-19-Pandemie -Ergebnisse der COPSY-Studie SeelischeGesundheitundpsychischeBelastungen von Kindern und Jugendlichen in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie -Ergebnisse der COPSY-Studie Psychometric properties of a short version oft he Eating Attitudes Test (EAT-8) in a German representative sample Validation and utility of a self-report version of PRIME-MD: The PHQ Primary Care Study Mediennutzung in Zeiten von Corona Normierung und Evaluierung der deutschen Elternversion des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ): Ergebnisse einer repräsentativen Felderhebung Pediatric mental and behavioral health in the period of quarantine and social distancing with COVID-19