key: cord-0808919-g2yxn4m9 authors: Zöllner, Johann Philipp; Wolking, Stefan; Weber, Yvonne; Rosenow, Felix title: Decision-support-Systeme, Assistenzsysteme und Telemedizin in der Epileptologie date: 2020-11-27 journal: Nervenarzt DOI: 10.1007/s00115-020-01031-7 sha: 286dde148fbc3ce74951358100d7d4fbebbb14e2 doc_id: 808919 cord_uid: g2yxn4m9 BACKGROUND: Scientific knowledge about epilepsies and their clinical ramifications is rapidly expanding. This becomes an even greater challenge for non-specialists to process. Clinical decision support systems (CDSS) can play an important role as an expert-driven diagnostic and therapeutic tool which gives automated and individualized advice. In addition, medical apps and telemedical procedures for diagnostics and treatment and assistance systems for seizure detection in epilepsy patients have become available. OBJECTIVE: This article provides an overview on current tele-epileptological developments and the available telemedical applications. MATERIAL AND METHODS: Based on personal experience and a review of the literature, current epilepsy-specific CDSS, medical apps and assistance systems as well as telemedical applications are characterized and the clinical fields of application are presented. RESULTS AND CONCLUSION: Due to the chronic course and the complexity of the epilepsies and their sequelae, persons with epilepsy could profit from CDSS. Epilepsy-specific CDSS should be usable by medical professionals and patients themselves. Currently, medical apps for people with epilepsy are mostly used to document the clinical course, seizure frequency, medication compliance and side effects. Available seizure detection systems mainly detect generalized tonic-clonic seizures (GTCS). A clinical benefit of such devices is not yet sufficiently confirmed but appears to be likely, because these seizures are specifically associated with sudden unexpected death in epilepsy patients (SUDEP) and interventions are considered to be effective. In Analogie zu anderen Feldern der Neurologie erlebt die Epileptologie aufgrund der intensiven Forschung einen enormen Wissenszuwachs, welcher sich auch in einer zunehmenden Individualisierung der Behandlung widerspiegeln wird. Hierunter fallen z. B. neue Erkenntnisse in der Genetik, welche zu personalisierten Therapieoptionen führen [42] , die zunehmende Anzahl von Antikonvulsiva und die damit einhergehenden Kombinationsmöglichkeiten [31] , die wachsende Anzahl autoimmunvermittelter Epilepsiesyndrome [7] , ein besseres Verständnis über die prognostische Wertigkeit histopathologischer Befunde [22] oder die Möglichkeit, das Risiko beim Absetzen der Antikonvulsiva besser einzuschätzen [23] . Hierbei den Überblick zu bewahren, fällt Nichtexperten zwangsläufig zunehmend schwer.HiersetzenClinical-decision-support-Systeme (CDSS) an. In letzter Zeit wurden zudem Medizin-Apps, Assistenzsysteme und telemedizinische Verfahren entwickelt, welche u. a. Onlinedatentransfer, telemedizinische Beratung, Diagnostik und Therapie ermöglichen. Der Gesetzgeber hat kürzlich den Einsatz solcher digitaler Versorgungsansätze erleichtert [1] und durch die Bundesregierung wurde eine E-Health-Initiative zur Förderung der Digitalisierung im Gesundheitswesen aufgesetzt [8] . Auch durch die SARS-CoV-2("severe acute respiratory syndrome coronavirus 2")-Pandemie ist zu erwarten, dass die Bedeutung telemedizinischer Verfahren in der Zukunft rasch zunehmen wird [43] . Dieser Beitrag gibt einen Überblick über epilepsiespezifische digitale Versorgungsansätze. Unter Clinical-decision-support-Systemen (CDSS) versteht man Programme, die basierend auf individuellen Patientendaten eine Entscheidungshilfe für Mediziner bieten und Informationen bündeln. Sie können klinisch tätigen Personen des Gesundheitswesens individualisierte Standards zur Diagnosestellung, Therapieentscheidungen und Sozialberatung wie auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse für den spezifischen Fall zur Verfügung stellen. CDSS verwenden dabei Formen der Informationstechnologie und künstlichen Intelligenz zur fallbezogenen, kontextangepassten Aufarbeitung klinischer Daten, von Leitlinien sowie evidenz-und expertenbasierten Wissens. CDSS können mit anderen Tools verknüpft werden wie z. B. der automatisierten Nachbearbeitung von Rohdaten verschiedenster Zusatzdiagnostiken (zur Übersicht siehe [25, 30] ; vgl. auch . Abb. 1). Die Notwendigkeit solcher Systeme ergibt sich aus dem rasanten Wissenszuwachs über einzelne Erkrankungen, des- In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass CDSS alltagstauglich sein können, Therapiemonitoring verbessert wird, medikamentöse Nebenwirkungen vermieden werden können und edukativer Mehrgewinn für den Benutzer besteht ( [30, 38] sowie eigene, nicht veröffentlichte Daten). Der Mehrwert des Systems hängt aber auch von den Grundkenntnissen der Benutzer ab, d. h. Experten mit entsprechendem Vorwissen werden weniger von dem System profitieren als Allgemeinmediziner. Dementsprechend neigen Experten dazu, die Empfehlungen als aufdrängend zu empfinden und ihnen nicht zu folgen [25] . Gerade Personen mit Epilepsie profitieren aufgrund des chronischen Verlaufs von einer engmaschigen Dokumentation und leitliniengerechtem Handeln [28] . Aufgrund der Komplexität der Erkrankung und der psychosozialen Folgen erfordert häufig die Diagnosestellung bereits Spezialwissen [34] . Die Leitlinien umfassen aufgrund der mangelnden Studienlage mit hohem Evidenzcharakter maximal die Medikation/die Prozedur der 1. und 2. Wahl [15, 38] . Hinzu kommen bspw. die Empfehlungen zur genetischen Diagnostik, Beratung und Präzisionsmedizin [41, 44] Klinischer Nutzen · Klinische Entscheidungsfindung · Leitlinienwissen · Gesundheits-Apps · Anfallsdetektion Background. Scientific knowledge about epilepsies and their clinical ramifications is rapidly expanding. This becomes an even greater challenge for non-specialists to process. Clinical decision support systems (CDSS) can play an important role as an expertdriven diagnostic and therapeutic tool which gives automated and individualized advice. In addition, medical apps and telemedical procedures for diagnostics and treatment and assistance systems for seizure detection in epilepsy patients have become available. Objective. This article provides an overview on current tele-epileptological developments and the available telemedical applications. Material and methods. Based on personal experience and a review of the literature, current epilepsy-specific CDSS, medical apps and assistance systems as well as telemedical applications are characterized and the clinical fields of application are presented. Results and conclusion. Due to the chronic course and the complexity of the epilepsies and their sequelae, persons with epilepsy could profit from CDSS. Epilepsy-specific CDSS should be usable by medical professionals and patients themselves. Currently, medical apps for people with epilepsy are mostly used to document the clinical course, seizure frequency, medication compliance and side effects. Available seizure detection systems mainly detect generalized tonicclonic seizures (GTCS). A clinical benefit of such devices is not yet sufficiently confirmed but appears to be likely, because these seizures are specifically associated with sudden unexpected death in epilepsy patients (SUDEP) and interventions are considered to be effective. Clinical benefits · Clinical decision making · Guideline knowledge · Health apps · Seizure detection Langfristig können sich allerdings die prinzipiell sehr hilfreichen CDSS nur dann in unserem Alltag etablieren, wenn die Arbeitsweise der Programme entmystifiziert wird, diese somit als Medizinprodukt sicher entwickelt werden und Vertrauen für deren Routineeinsatz generiert wird. Eine Legitimierung dieser Systeme und breite Anwendung funktioniert nur, wenn einheitliche CDSS von unserem Gesundheitswesen akzeptiert und umgesetzt werden. CDSS können breit implementiert für die Patienten und ärztlichen Anwender einen erheblichen Nutzen bieten. Unter einer "App" -kurz für Applikation -versteht man üblicherweise eine Software, die auf mobilen Geräten eingesetzt wird [46] . Im Bereich gesundheitsbezogener Applikationen finden sich einerseits wenig regulierte Gesundheits-Apps ("health apps"), die sich mit dem Ziel der Förderung von Wohlbefinden und allgemeiner Leistungsfähigkeit an die breite Bevölkerung richten [36] . Zum anderen existieren Medizin-Apps ("medical apps"), die bei bestimmten Krankheiten eingesetzt werden können (. Tab In der zweiten Gruppe der eigentlichen "health apps" findet sich eine weit geringere Zahl an Apps. [46] , eine Liste von Systemen zur Anfallserkennung -teils in Entwicklung -findet sich unter https://www.epilepsy.com/ deviceapedia-listing-page. Zu beachten ist, dass die Darstellung notwendigerweise unvollständig ist. Insbesondere bei kommerziellen Anbietern unterliegt die Entwicklung von Apps und Devices einer enormen Dynamik, dabei kann die Entwicklung jederzeit eingestellt werden; auch können sich der Name oder das Finanzierungskonzept jederzeit ändern. Telemedizin bedeutet die Erbringung einer medizinischen Leistung unter Zuhilfenahme digitaler Informations-und Kommunikationstechnologien, bei der sich die Beteiligten nicht am gleichen Ort befinden [3] . Telemedizin im Sinne der Definition der Bundesärztekammer [3] umfasst Kontakte zwischen Patient und Behandler, kann jedoch auch den Kontakt zwischen verschiedenen professionellen Behandlern (Ärzten, Pflegenden) bezeichnen [33] . Datenschutzrechtliche Aspekte der Telemedizin werden in Deutschland unter anderem sowohl in der EU-Datenschutzgrundverordnung als auch im E-Health-Gesetz sowie der Die Anzahl an Projekten in Deutschland, die sich mit telemedizinischen Angeboten ausdrücklich für Menschen mit Epilepsie befassen, ist derzeit noch limitiert und beschränkt sich auf die interprofessionelle Kontaktebene (. Tab ? startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl119 s2562.pdf. Zugegriffen: 17. Okt. 2020 2 Multimodal nocturnal seizure detection in a residential care setting: a long-term prospective trial MossRetal(2020)Naturalhistory of generalized motor seizures: a retrospective analysis Understanding the delay before epilepsy surgery: who develops intractable focal epilepsy and when Autoimmune Epilepsy": encephalitis with autoantibodies for epileptologists Morphometric MRI analysis: improved detection of focal cortical dysplasia using the MP2RAGE sequence 2019) DGUV Information 250-001: Berufliche Beurteilung bei Epilepsie und nach erstem epileptischen Anfall Der rechtliche Rahmen für Datenschutz bei E-Health S1-Leitlinie Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter A review of mobile apps for epilepsy self-management Different as night and day: Patterns of isolated seizures, clusters, and status epilepticus Telemedizinisches Netzwerk für Epilepsie in Bayern (TelEp) Detection of generalized tonic-clonic seizures using surface electromyographic monitoring Circadian and circaseptan rhythms in human epilepsy: a retrospective cohort study Performance assessment of Embrace, the first FDA approved smartwatch for convulsive seizure detection Seizure outcome and use of antiepileptic drugs after epilepsy surgery according to histopathological diagnosis: a retrospective multicentre cohort study Individualised prediction model of seizure recurrence and long-term outcomes after withdrawal of antiepileptic drugs in seizure-free patients: asystematicreviewandindividualparticipantdata meta-analysis EpApp: Development and evaluation of a smartphone/ tablet app for adolescents with epilepsy What hinders the uptake of computerized decision support systems in hospitals? A qualitative study and framework for implementation Detection of seizure-like movements using a wrist accelerometer Userbased evaluation of applicability and usability of a wearable accelerometer device for detecting bilateral tonic-clonic seizures: a field study Association of adherence to epilepsy quality standards with seizure control Usage of EpiFinder clinical decision support in the assessment of epilepsy Do computerised clinical decision support systems for prescribing change practice? A systematic review of the literature Briefhistoryofanti-seizure drug development Decisionsupport system to diagnosis and classification of epilepsy in children Tele-EEG: Aktuelle Anwendungen, Hindernisse und technische Lösungen ILAE classification of the epilepsies: position paper of the ILAE Commission for Classification and Terminology Gütesiegel für Gesundheits-Apps: Zwischen Vertrauen und Verunsicherung Qualitätsaspekte von Gesundheits-Apps: Wie lässt sich Qualität erkennen? Tele-EEG: Technikund Anwendung The reliability of an epilepsy treatment clinical decision support system Mobile app rating scale: a new tool for assessing the quality of health mobile apps Executive summary: management of epilepsy in pregnancy: a report from the international league against epilepsy task force on women and pregnancy The role of genetic testing in epilepsy diagnosis and management SARS-CoV-2-related rapid reorganization of an epilepsy outpatient clinic from personal appointments to telemedicine services: a German single-center experience Pharmacoresponse in genetic generalized epilepsy: a genome-wide association study Frequency of a false positive diagnosis of epilepsy: a systematicreviewofobservationalstudies Nützliche Apps und Weblinks