key: cord-0803256-pnx312b7 authors: Damm, Marko; Garbe, Jakob; Eisenmann, Stephan; Heidemann, Clara; Krug, Sebastian; Walter, Steffen; Lammert, Frank; Michl, Patrick; Rosendahl, Jonas title: Gastrointestinale Endoskopie in Zeiten der COVID-19-Pandemie: Umsetzung von Empfehlungen und Erwartungen für die Zukunft date: 2020-09-16 journal: Z Gastroenterol DOI: 10.1055/a-1246-3455 sha: e6088b8c4d37c3870e504ad7fd8af198621aafaa doc_id: 803256 cord_uid: pnx312b7 Introduction The COVID-19 pandemic represents a major challenge for health care systems worldwide. Recent data suggests an increased risk for personnel of gastrointestinal (GI) endoscopy units for SARS-CoV-2 infections. Several societies have provided recommendations for the current situation, but their feasibility is unclear and real-world data on preparedness of endoscopy units are lacking. Aims & Methods A web-based survey among German GI-endoscopy heads was conducted from April 1 to April 7, 2020. It comprised 33 questions based on the ESGE (European Society of Gastrointestinal Endoscopy) recommendations and was distributed electronically by the German Society of Gastroenterology, Digestive and Metabolic Diseases (DGVS). Results Of 551 completed surveys, 202 (37 %) endoscopy units cancelled less than 40 % of their procedures. Small-volume units (< 4000 procedures/year) cancelled significantly less procedures than high-volume units (> 4000). Complete spatial separation of high-risk patients was possible in only 17 %. Most units systematically identified patients at risk (91 %) and used risk adapted personal protective equipment (PPE, 85 %). For the future, shortages in PPE (83 %), staff (69 %) and relevant financial losses (80 %) were expected. Conclusions Recommendations on structural measures were only partially fulfilled and cancellations of procedures were heterogeneous. Clear definitions of indications to perform endoscopies during such a pandemic are needed. Further, structural recommendations should be adapted and strategies to compensate financial losses need to be developed. Schlussfolgerungen Die Empfehlungen zu den strukturellen Maßnahmen waren nur eingeschränkt umsetzbar, und der Umfang von Stornierungen war heterogen. Eindeutige Definitionen notwendiger Endoskopien in der Pandemiesituation und eine Anpassung struktureller Gegebenheiten sowie eine finanzielle Absicherung erscheinen notwendig. Introduction The COVID-19 pandemic represents a major challenge for health care systems worldwide. Recent data suggests an increased risk for personnel of gastrointestinal (GI) endoscopy units for SARS-CoV-2 infections. Several societies have provided recommendations for the current situation, but their feasibility is unclear and real-world data on preparedness of endoscopy units are lacking. Aims & Methods A web-based survey among German GI-endoscopy heads was conducted from April 1 to April 7, 2020. It comprised 33 questions based on the ESGE (European Society of Gastrointestinal Endoscopy) recommendations and was distributed electronically by the German Society of Gastroenterology, Digestive and Metabolic Diseases (DGVS). Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie beteiligte sich ebenfalls an der Umfrage. Ergebnisse von reinen Bronchoskopieinheiten sowie des gesamten Datensatzes mit 656 Endoskopieeinheiten werden hier jedoch nicht berichtet und anderweitig publiziert [9] . Ergebnisse Die Umfrage erfolgte in einer Phase der exponentiellen Zunahme der Infektionszahlen von COVID-19 in Deutschland und 10 Tage nach Verkündung der bundesweiten allgemeinen Kontaktsperre [10, 11] . Von 567 vollständig beantworteten Fragebogen wurden 16 (6 Krankenhäuser, 10 Praxen/MVZ) als wahrscheinliche Duplikate identifiziert und ausgeschlossen. Die verbleibenden 551 in Deutschland ansässigen Endoskopieabteilungen, davon 438 (79 %) gastroenterologisch und 113 (21 %) interdisziplinär, wurden für die Analyse herangezogen. Davon waren 300 (54 %) als Teil der vornehmlich stationären Versorgung in einem Krankenhaus und 251 (46 %) in der ambulanten Versorgung als Teil einer Praxisniederlassung oder eines medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) verortet. Bezogen auf das Untersuchungsvolumen im Jahr 2019 wurden die Abteilungen in kleinere, entsprechend < 4000 Untersuchungen (n = 303, 55 %), und größere, entsprechend > 4000 Untersuchungen (n = 248, 45 %), eingeteilt. Es zeigten sich im Bereich der Krankenhausversorgung prozentual mehr stationäre Abteilungen mit > 4000 Untersuchungen als im ambulanten Sektor (n = 178, 59 % vs. n = 70, 28 %). ▶ Tab. 1 zeigt ausgewählte Umfrageergebnisse bezogen auf das Untersuchungsvolumen der Endoskopieabteilungen in aggregierter Form. Die deutschlandweite regionale Beteiligung an der gesamten Umfrage mit Inklusion pneumologischer Abteilungen zeigte sich mit 3,9 (Sachsen) bis 7,7 (Berlin) Endoskopieeinheiten pro eine Million Einwohner ausgeglichen (deutschlandweiter Mittelwert: 6,0) [9] . Die 122 Abteilungen (22 %) ohne Angabe der Postleitzahl sind hier nicht mit eingerechnet. In jüngsten Berichten war die Prävalenz von gastrointestinalen Symptomen bei mit SARS-CoV-2 infizierten Patienten höher als zuvor angenommen und lag zwischen 11,4 und 61,1 % [12] [13] [14] . Ein fäkaler Infektionsweg könnte für die Verbreitung von COVID-19 relevant sein, da virale RNA und sogar vitale Viruspartikel im Stuhl nachgewiesen werden konnten [3, 15, 16] . Für einige nicht humanpathogene Coronaviren ist überdies ein fäkal-oraler Übertragungsweg bekannt [17] . Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass das Virus, obwohl es pharyngeal und pulmonal nicht mehr nachweisbar ist, weiterhin fäkal ausgeschieden wird [4, 15, 18] . Eine kürzlich veröffentlichte Arbeit bestätigte die Replikation von SARS-CoV-2 im Darm, sodass eine Ausscheidung über den Stuhl noch Wochen nach Sistieren der respiratorischen Symptome denkbar ist [16] . Die bislang publizierten Ergebnisse stützen die These der fäkal-oralen Übertragung von COVID-19, allerdings ist der alleinige Nachweis hoher Kopienzahlen viraler RNA im Stuhl nicht mit der Freisetzung infektiöser Viren oder gar der Übertragung der Krankheit gleichzusetzen [17] . Als Konsequenz gehen möglicherweise auch endoskopische Untersuchungen des unteren Gastrointestinaltrakts mit einem erhöhten Risiko einer Übertragung von COVID-19 einher, sodass von Fachgesellschaften möglichst die komplette Absage der Prozeduren empfohlen wurde, mit Ausnahme von Notfall-oder dringend notwendigen Untersuchungen [1] . Eine einheitliche Falldefinition für diese Ausnahmen ist für Deutschland bisher nicht erfolgt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass wahrscheinlich nur etwa ein Drittel der teilnehmenden Abteilungen diesen Empfehlungen folgte, da dort mehr als 60 % aller Untersuchungen abgesagt wurden. Ungefähr 40 % führten jedoch immer noch mehr als 60 % ihrer Eingriffe durch (▶ Tab. 1). Es erscheint unwahrscheinlich, dass es sich bei diesen Interventionen ausschließlich um Notfalluntersuchungen handelte. Interessanterweise wurden in kleineren Endoskopieabteilungen (< 4000 Untersuchungen/Jahr) anteilmäßig signifikant weniger Untersuchungen abgesagt als in größeren (> 4000 Untersuchungen/Jahr) (▶ Abb. 1). Dabei ist zu beachten, dass kleinere Abteilungen vor allem dem ambulanten Sektor zuzurechnen sind (▶ Tab. 1). In ihren Kommentaren wiesen viele Leiter von ambulanten Einheiten wiederholt auf das Problem hin, dass ihr wirtschaftliches Überleben durch die umfangreichen Absagen bedroht ist. Die finanziellen Einbußen scheinen in größeren Krankenhäusern, bei denen sich die Einnahmen auf mehrere Säulen stützen, nicht direkt mit kleineren bzw. ambulanten Einrichtungen vergleichbar zu sein. Demnach wurden existenzgefährdende finanzielle Einbußen von Leitern der kleineren Endoskopieabteilungen als wahrscheinlicher erachtet als von Leitern der größeren Abteilungen (▶ Tab struktur unter Umständen nicht umgesetzt werden. Dort könnte erwogen werden, dass sich die Abteilungen auf die Behandlung entweder ‚infektiöser' oder ‚nichtinfektiöser' Fälle konzentrieren sollten. Routinemäßige Abstriche von Patienten und Personal sowie eine strukturierte Nachverfolgung der Patienten erfolgten kaum. Allerdings ist die Effektivität dieser Maßnahmen derzeit nicht gesichert und sollte in zukünftigen Untersuchungen evaluiert werden. Da die Gesamtzahl der endoskopischen Abteilungen in Deutschland nicht verfügbar ist, können wir keine genaue Aussage über die exakte Repräsentativität unserer Umfrage treffen. Jedoch existieren speziell für gastroenterologische Endoskopieabteilungen der Krankenhäuser Interventionsdaten für hospitalisierte Patienten, sodass nach Abgleich mit den angegebenen Untersuchungszahlen der Umfrage von einer Beteiligung zwischen 30 und 50 % ausgegangen werden kann [19] . Die ausgewogene deutschlandweite regionale Beteiligung an der Umfrage erhöht deren Repräsentativität zusätzlich [9] . Allerdings bestand die Möglichkeit, die Umfrage anonym, d. h. ohne Angabe der Postleitzahl, zu absolvieren. Da Duplikate unter Verwendung der Postleitzahl entfernt wurden, war dies bei den 22 % der anonym beantworteten Fragebögen nicht möglich, sodass bei ihnen die Möglichkeit einer Verzerrung der Ergebnisse nicht auszuschließen ist. Zusammenfassend werden die von der ESGE empfohlenen prozeduralen Maßnahmen in Deutschland weitgehend umgesetzt. Strukturelle und personelle Maßnahmen waren am ehesten aufgrund räumlicher Einschränkungen schwieriger realisierbar. Das Ausmaß der Stornierung von Untersuchungen war sehr heterogen, sodass einheitliche Definitionen von elektiven, verschiebbaren Prozeduren dringend benötigt werden, um das Gesundheitsrisiko für Patienten und Personal durch SARS-CoV-2 zu minimieren. Besondere Aufmerksamkeit sollte den vorwiegend negativen Erwartungen der Endoskopieleiter zukommen, um die medizinische Versorgung nicht zu gefährden. Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Die Autoren danken allen teilnehmenden Leitern der Endoskopieabteilungen für ihren Beitrag zu der vorliegenden Studie. Die Daten der gesamten Umfrage mit Einschluss der pneumologischen Endoskopieeinheiten wurden bereits in kondensierter Form publiziert [9] . Position Statement on gastrointestinal endoscopy and the COVID-19 pandemic -European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) COVID-19 and the gastrointestinal tract: more than meets the eye Detection of SARS-CoV-2 in Different Types of Clinical Specimens Gastrointestinal symptoms of 95 cases with SARS-CoV-2 infection COVID-19 and Italy: what next? Endoscopy units and the COVID-19 Outbreak: A Multi-Center Experience from Italy Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e.V. Im Internet German endoscopy unit preparations for the COVID-19 pandemic: A nationwide survey Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel zu der Besprechung mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder zum Coronavirus (22.03.2020). Im Internet Gastrointestinal Symptoms and COVID-19: Case-Control Study from the United States Clinical Characteristics of Coronavirus Disease 2019 in China Epidemiological, clinical and virological characteristics of 74 cases of coronavirus-infected disease 2019 (COVID-19) with gastrointestinal symptoms Gastrointestinal Manifestations of SARS-CoV-2 Infection and Virus Load in Fecal Samples from the Hong Kong Cohort and Systematic Review and Meta-analysis Virological assessment of hospitalized patients with COVID-2019 Is SARS-CoV-2 Also an Enteric Pathogen With Potential Fecal-Oral Transmission? A COVID-19 Virological and Clinical Review Evidence for Gastrointestinal Infection of SARS-CoV-2 Hrsg Weissbuch Gastroenterologie 2020/2021: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Bauchspeicheldrüse -Gegenwart und Zukunft