key: cord-0797564-958wubaq authors: Defrancesco, Michaela; Bancher, Christian; Dal-Bianco, Peter; Hinterhuber, Hartmann; Schmidt, Reinhold; Struhal, Walter; Ransmayr, Gerhard; Stögmann, Elisabeth; Marksteiner, Josef title: Positionspapier der Österreichische Alzheimer Gesellschaft (ÖAG): Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in Österreich auf Menschen mit Demenz und deren Betreuungsumfeld – Problemfelder, Empfehlungen und Strategien date: 2020-10-29 journal: Neuropsychiatr DOI: 10.1007/s40211-020-00363-9 sha: e7739f3bf835efed41d2327ff0ee7019420a530a doc_id: 797564 cord_uid: 958wubaq Older adults are particularly affected by the current COVID-19 (SARS-CoV-2) pandemic. The risk of dying from COVID-19 increases with age and is often associated with pre-existing health conditions. Globally, more than 50 million—in Austria currently approximately 140,000 people—suffer from dementia. The co-occurrence of dementia as a “pandemic of old age” together with the COVID-19 pandemic has a double impact on persons living with dementia and their caregivers. The COVID-19 pandemic poses major challenges for individuals with dementia and their caregivers: (1) People with dementia have limited access to information on COVID-19, may have difficulties with protective measures such as wearing masks and in remembering safety regulations. (2) People with dementia live alone or with their family, or are institutionalized. To reduce the chance of infection among older people in nursing homes, Austrian local authorities have banned visitors to nursing homes and long-term care facilities and implemented strict social-distancing measures. As a result, older people lost face-to-face contact with their family members, became isolated and social activities stopped. Consequently, anxiety, stress and serious concerns about infections among staff in nursing homes increased and they developed signs of exhaustion and burnout during the full lockdown of the facilities. Thus, due to the emerging COVID-19 crisis, the Austrian Alzheimer Association (Österreichische Alzheimer Gesellschaft, ÖAG) and international societies developed recommendations to support people living with dementia and their caregivers on various issues of physical and mental health. menz hat sich in einer alternden Gesellschaft zu einer Pandemie entwickelt. Der Doppelschlag von Demenzund COVID-19-Pandemien hat bei diesen Menschen und deren Angehörigen große Besorgnis ausgelöst. Die Covid-19-Pandemie stellt Patienten mit Demenz und deren Angehörige vor große Herausforderungen: 1. durch begrenzten Zugang zu genauen Informationen über die COVID-19-Pandemie, Schwierigkeiten, sich an Schutzverfahren, wie das Tragen von Masken, zu erinnern oder die ihnen zur Verfügung gestellten Informationen zu verstehen. 2. Demenzpatienten leben allein oder mit ihrem Ehepartner, ihren Bezugspersonen zu Hause oder in Pflegeheimen. Um die Ansteckungsgefahr in Pflegeheimen zu verringern, wurden Besuche in Pflegeheimen und Langzeitpflegeeinrichtungen verboten. Sozialdistanzierende Maßnahmen sind flächendeckend eingesetzt worden. Folglich verloren ältere Bewohner den persönlichen Kontakt zu ihren Familienmitgliedern und wurden sozial isoliert. Auch Gruppenaktivitäten in Pflegeheimen wurden verboten. Es wurde beobachtet, dass unter dem doppelten Stress der Angst vor Infektionen und der Sorge um den Zustand der Bewohner das Angstniveau unter dem Personal in den Pflegeheimen im Verlauf der vollständigen Abschottung zunahm und Anzeichen von Erschöpfung und Burnout auftraten. Die Österreichische Alzheimer Gesellschaft (ÖAG), wie auch bereits andere internationale Gesellschaften, möchten mit diesem Artikel aufgrund der akuten COVID-19-Krise Menschen mit Demenz und ihr Betreuungsumfeld unterstützen. Neben dem physischen Schutz vor Virusinfektionen sollten auch Empfehlungen für die psychische Gesundheit und Möglichkeiten der psychosozialen Unterstützung auf verschiedenen Ebenen aufgezeigt werden. 30 .01.2020 von der WHO als "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" und schließlich am 12.03.2020 zu Pandemie erklärt. In Europa wurde erstmals am 24.01.2020 von drei bestätigten COVID-19 Patienten in Frankreich berichtet. Am 02.05.2020 wurden in Europa 1.493.483 Mio. bestätige Fälle und 140.620 COVID-assoziierte Todesfälle gemeldet (https://who.maps.arcgis.com/apps/ opsdashboard/index.html#/ead3c6475654481ca51c2 48d52ab9c61). Die erschreckenden Erfahrungen aus China und auch den Zentren der Pandemie in Europa wie Italien, Frankreich und Spanien zeigten deutlich, dass vorwiegend Menschen ab dem 60. Lebensjahr und insbesondere jene mit Vorerkrankungen wie Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen, Lungenerkrankungen und geschwächtem Immunsystem zur Hauptrisikogruppe für eine Infektion mit tödlichem Ausgang zählen [1] . Menschen mit Demenzvorwiegend vom Alzheimer-Typ oder gemischt vaskulären Typ -zeigen in den meisten Fällen die genannten Risikofaktoren [2] und fallen somit unter die Hochrisikogruppe im Rahmen der COVID-19-Pandemie. In Anbetracht des besonderen Risikos für Menschen mit Demenz, sollte insbesondere gerade dieser Gruppe von Menschen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auch wenn die COVID-19-Pandemie weltweit mehr als 30 Mio. Menschen betrifft und mehr als 900.000 Menschen an den Folgen des Virus starben (Stand 24.09.2020, WHO) zeigen auch dementielle Erkrankungen Ähnlichkeit zu einer Pandemie mit stark steigender Prävalenz. Im Gegensatz zu COVID-19 liegt die Prävalenz demenzieller Erkrankungen immerhin bei über 50 Mio. weltweit (World Alzheimer Report 2019 [3] Zusammengefasst bedeuten die COVID-19-bedingten Maßnahmen für Menschen mit Demenz auf verschiedenen Ebenen eine durch ihre Erkrankung spezielle und erhebliche zusätzliche Belastung. Ziel der Maßnahmen war die Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 und somit der Schutz der Bevölkerung. Im Folgenden soll dargestellt und diskutiert werden, auf welchen Ebenen diese "Schutzmaßnahmen" bei Patienten mit Demenz und deren Betreuungsumfeld auch schaden oder weitrechende negative Auswirkungen haben können und möglicherweise noch haben werden. Auch soll aufgezeigt werden, welche Faktoren und teils auch strukturellen demenzbezogenen Gegebenheiten die Umsetzbarkeit der COVID-19-bedingten Maßnahmen bei Menschen mit Demenz schwierig bis nicht realisierbar machen. Nicht zuletzt werden auch die im Rahmen der Krise implementierten gesonderten und speziellen Hilfsangebote für Menschen mit Demenz aufgezeigt. In diesem Positionspapier wurden aktuelle Informationen aus offiziellen Quellen der österreichischen Regierung, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie rezent publizierter Literatur im Rahmen der COVID-19-Pandemie verarbeitet. Problemfelder wurde anhand von Berichten und aktuellen Erfahrungen aus geriatrischen und gerontopsychiatrischen Einrichtungen in Österreich sowie anhand bekannter Literatur definiert. Jedes Problemfeld wurde in Bezug auf die aktuelle COVID-19-Krise und in Zusammenschau mit bereits publizierter Literatur analysiert und diskutiert. Das Thema "Krise bei Menschen mit Demenz" ist keineswegs erst mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie entstanden. Die Auswirkungen von Krisen auf diese vulnerable Gruppe sind jedoch nur wenig untersucht. In einer Übersichtsarbeit von MacNeil Vrommen et al. - [12] zum Thema "Definition von Krisen in der Pflege von Menschen mit Demenz" konnten lediglich 27 Publikationen eingeschlossen werden [12] . Die Autoren beschreiben in ihrer Arbeit multiple Auslöser einer Krise im Rahmen der Pflege von Patienten mit Demenz -eine Pandemie vergleichbar mit COVID-19 Positionspapier der Österreichische Alzheimer Gesellschaft (ÖAG) K original article wurde erwartungsgemäß nicht thematisiert. Dennoch wurde im Artikel eine Definition für "demenzassoziierte Krisen" formuliert (englisches Original): "A process where there is a stressor(s) that causes an imbalance requiring an immediate decision which leads to a desired outcome and therefore crisis resolution. If the crisis is not resolved, the cycle continues." Trotz dem neu hinzugekommenen Stressor "COVID-19" hat diese Definition auch für die rezente Krise nicht an Aktualität verloren. Auch in einer aktuell 2020 publizierten Übersichtsarbeit zum Management von Krisen bei Patienten mit Demenz wurde ein Mangel an entsprechenden Studien und die Notwendigkeit der Entwicklung klarer Krisenkonzepte schlussgefolgert [13] . Als vorrangiges Ziel in den genannten Studien wurde angeführt, Akutaufnahmen und den Transfer an Notfallaufnahmen von Menschen mit Demenz zu vermeiden und ein effektives Krisenmanagement für die Patienten in gewohnter Umgebung zu ermöglichen [14] . Auch die 2018 veröffentlichen NICE Guidlines heben die Wichtigkeit der Pflege von Menschen mit Demenz im gewohnten Umfeld zuhause hervor [15] . Diese Ziele haben im Rahmen der COVID-19-Pandemie einen noch höheren Stellenwert und an maßgeblicher Relevanz gewonnen. Es ist bekannt, dass ein Akuttransfer von Menschen mit Demenz bei den Patienten mit hohem Stress, Angst und Schwierigkeiten, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, verbunden ist. Im Rahmen der derzeitigen Pandemie kommen noch zwei wichtige Faktoren hinzu, die einen Transfer ins Krankenhaus zu einer äußerst schlechten Strategie des Krisenmanagements machen: Menschen sind an Kliniken, Krankenhäusern und Notfallaufnahmen einem erheblich erhöhten Infektionsrisiko mit COVID-19 ausgesetzt. Durch das maßnahmenbedingte Besuchsverbot in medizinischen Einrichtung kommt es zu einer zusätzlich belastenden sozialen Isolation der Menschen mit Demenz. Aus diesem Grund sollten insbesondere präventive Maßnahmen im Zentrum eines erfolgreichen Krisenmanagements stehen. Einige rezente Publikationen enthalten bereits Stellungnahmen und Kommentare zu präventiven Strategien für Menschen mit Demenz und deren Betreuungssystem, um allgemeinen negativen Folgen der Pandemie aktiv vorzubeugen [16] [17] [18] . In einer Übersichtsarbeit von Boots et al. 2014 [19] wurden Arbeiten über internetbasierte Interventionsprogramme für Angehörige und Betreuungspersonen von Menschen mit Demenz zusammengefasst. Trotz der wenigen publizierten und der teils methodisch geringen Aussagekraft der Studien wurde ein positiver Effekt auf Pflege und auch die psychische Gesundheit der Pflegenden beschrieben. Gerade in Krisen mit der Notwendigkeit von sozialer Distanz zeigt sich die Relevanz solcher webbasierter, Medien nutzender Interventionsstrategien. Im Bereich von pharmakologischen Studien steigt seit Beginn der COVID-19-Pandemie vorrangig die Anzahl von wissenschaftlichen Publikationen mit Daten zu möglichen Impfstoffen oder neuen Therapien gegen den COVID-19-Virus. Trotz der dringenden Notwendigkeit und akuten Relevanz solcher Studien, sollten auch die Effekte auf die "Demenz Pandemie" nicht gänzlich vernachlässigt werden. Es ist zu erwarten, dass die derzeitige COVID-19-Pandemie auch für die Forschung auf dem Gebiet der Alzheimer-Erkrankung weitreichende Folgen haben wird. Insbesondere die Durchführung von klinischen Studien und Pharmastudien können durch Quarantäne -und umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen sowie Reiseverbote, jedoch auch durch die weitreichenden wirtschaftlichen Folgen behindert und erschwert werden. Diesbezüglich wurden bereits einige Richtlinien für die Durchführung von klinischen Studien bei Patienten mit Alzheimer-Erkrankung erarbeitet und publiziert [20] . Eine Fortführung von pharmakologischen Studien unter Einhaltung von hohen Sicherheitsmaßnahmen sollte jedenfalls erfolgen. Eine alternative Kontaktaufnahme mittels Videotelefonie oder anderen sozialen Medien ist bestenfalls bei Menschen mit leichtgradiger Demenz in beschränktem Ausmaß möglich, in schwereren Stadien oder somatischen und/oder psychiatrischen Komorbiditäten unrealistisch. Pflegende Angehörigen sind auch unabhängig von der COVID-19-Krise neben den Menschen mit De-menz selbst eine vulnerable Gruppe mit hohem Risiko für physischen und emotionalen Stress und assoziierten Folgeerkrankungen [22, 23] . Die telemedizinische oder internetbasierte Unterstützung kann für Angehörige ein wichtiges und hilfreiches Angebot darstellen. Der Nutzen von Internet und telemedizinischen Unterstützungsangeboten für pflegende Angehörige wurde bereits vor der COVID-19-Krise untersucht [19] . Frühere Studien führten als entscheidenden Vorteil der telemedizinischen und internetbasierten Betreuung und Beratung von Angehörigen an, dass diese von zuhause aus erfolgen kann und der zu betreuende Angehörige weniger Isolation empfindet. In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und "sozialem Distanzhalten" wurden diese genannten Vorteile zu einer akuten Notwendigkeit. Auch unabhängig von der Rolle als pflegender Angehöriger stellt die COVID-19-Epidemie für auch gesunde Menschen ein hohes Ausmaß an Stress dar. Auch in der Allgemeinbevölkerung ist wie bereits nach der SARS-Epidemie 2003 (schweres akutes respiratorisches Syndrom) mit dem Auftreten von psychischen Symptomen wie Angst, depressiven Symptomen bis zu selbstschädigendem Verhalten oder Suizidideen zu rechnen [24] . Stellungnahme der ÖAG zu pflegenden Angehörigen Pflegende Angehörige benötigen vergleichbar mit professionellen Pflegenden und Betreuungspersonen einen Zugang zu Schutzmaßnahmen (FFP-3-Masken, Desinfektionsmitteln), um die familiäre Versorgung von Menschen mit Demenz auch in Krisenzeiten sicher gewährleisten zu können. Aus dieser Krise soll gelernt werden, wie wichtig Schulungs-und Unterstützungsangebote für pflegende und betreuende Angehörige auch im Bereich der medizinischen Versorgung sind. Als Konsequenz muss das Angebot solcher Schulungsangebote und auch insbesondere telemedizinischer und internetbasierter Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige ausgeweitet werden. Es muss auf die psychische Gesundheit von pflegenden Angehörigen proaktiv geachtet werden, um psychischen Störungen durch die Doppelbelastung durch die COVID-19-Krise auf die Personen selbst und in ihrer Rolle als Pflege-und Betreuungspersonen von Menschen mit Demenz vorzubeugen. In Anlehnung an die Empfehlungen des Chinesischen Ministeriums für zivile Angelegenheiten im Januar 2020 [25] Abläufe ein hohes Ausmaß an Stress und Irritation dar. Die Betroffenen sind aufgrund ihrer kognitiven Defizite nichtmehr in der Lage, sich an neue Gegebenheiten zu adaptieren. Auch können sie Informationen wie die teils komplexe Berichterstattung in den Medien nichtmehr auffassen, verarbeiten und konsolidieren. Insbesondere die demenztypischen Defizite im Neugedächtnis und der Informationsverarbeitung machen eine Anpassung an die neuen Umstände rund um die COVID-19-Krise schwierig bis unmöglich. Die Umstellung von persönlichen Kontakten auf "digitale" Optionen ist nicht nur durch das häufige Fehlen technischer Geräte, sondern besonders durch die demenzassoziierten Defizite nicht möglich. Aus den Rückmeldungen der gerontopsychiatrischen Abteilungen und Spezialambulanzen (Gedächtnissprechstunden, Gedächtnisambulanzen) der Bundesländer wurden folgende Problemfelder z. B. aus telemedizinischen Betreuungsangeboten erkannt. Unabhängig wurden auf zahlreichen nationalen und internationalen Internetplattformen zum Thema Demenz eigene Informationen zum Thema "Corona und Demenz" eingefügt. (Tab. 1). Auf der medizinischen Ebene und auch im Rahmen der medizinischen Versorgung haben sich für Menschen mit Demenz durch COVID-19 verschiedenste Belastungen und Schwierigkeiten ergeben. Neben zahlreichen abgesagten und verschobenen elektiven Behandlungen wurden auch ambulante Behandlungsmöglichkeiten vielfach reduziert oder gänzlich auf eine telefonische Erreichbarkeit umgestellt. Trotz des wichtigen und wertvollen Beitrags der telemedizinischen Versorgung während der COVID-19-Krise muss wiederum der eingeschränkte oder fehlende Nutzen für Menschen mit Demenz hervorgehoben werden. Nicht wenige pflegerisch und ärztliche Mitarbeiter werden sich in dieser Krise die immer wieder diskutierten technischen und computerassistierten Möglichkeiten für die Versorgung von Menschen mit Demenz -Schlagwort "Pflegeroboter" -herbeigewünscht haben. Dennoch zeigt sich in der derzeitigen Situation gerade der hohe Stellenwert von sozialen Kontakten für Menschen mit Demenz. In der stationären Versorgung ist für Menschen mit Demenz besonders schwer zu verstehen, warum sie sich ohne Menschen, die sie lieben, an einem ihnen unbekannten Ort aufhalten. Sie werden sogar noch einsamer und verängstigter sein als andere. Auch sind sie weniger in der Lage, zu kommunizieren oder Anweisungen und Sicherheitsmaßnahmen zu befolgen. [29] . Die längerfristigen Auswirkungen auf Inzidenz und Progredienz von Demenzerkrankungen kann derzeit noch nicht wissenschaftlich beantwortet werden. Von negativen Auswirkungen auf die Demenzprogression oder eine Zunahme der Demenzinzidenz muss bei den berichteten direkten negativen Effekten auf das Gehirn ausgegangen werden. Stellungnahme der ÖAG Zusammenfassend können wir wohl aus der COVID-19-Krise einerseits schlussfolgern, dass der Ausbau von digitalen und telemedizinischen Medien im Gesundheitssystem hilfreich und wesentlich erweitert werden sollte -andererseits müssen auch die Grenzen dieser "a-sozialen" Versorgung für Menschen mit Demenz im Fokus bleiben. Es besteht eine dringende Notwendigkeit, auch im Längsschnitt die somatischen und demenzspezifischen Auswirkungen von COVID-19 auf Menschen mit Demenz zu erheben. Die COVID-19-Pandemie stellt durch die notwendig gewordenen Schutzmaßnahmen auf der sozialen Ebene für Menschen mit Demenz eine hohe Belastung und Herausforderung dar. Durch das Einhalten von körperlicher Distanz und das sog. "social distancing" wird das Risiko für Vereinsamung und Reizdeprivation erhöht. Insbesondere die offizielle Empfehlung, Kleinkinder nicht in die Nähe von älteren Menschen zu bringen, schottete Großeltern meist von ihren Enkelkindern ab. Auch werden Menschen mit Demenz von der so wichtigen Ressource für Resilienznämlich den sozialen Kontakten und der zwischenmenschlichen Interaktion -abgeschnitten. In vielen bisherigen Studien zu Resilienz bei Menschen mit Demenz wurde gerade der Faktor von sozialer Unterstützung und sozialer Interaktion als wesentlich und wichtig beschrieben [30] . Im Rahmen der Demenz nehmen auch Möglichkeiten zur Nutzung und Entwicklung von Coping-Strategien ab. Während im Jugend-und Erwachsenenalter die Nutzung von sozialen Medien und die digitale Kommunikation als Alternativen für persönliche Sozialkontakte genutzt werden können, stehen diese Wege Menschen mit Demenz, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, meist nicht mehr zur Verfügung. Die COVID-19-Krise kann somit bei Menschen mit Demenz zu großer Einsamkeit führen. Einsamkeit wird definiert: "als eine unangenehme Erfahrung, welche erlebt wird, wenn ein Individuum einen qualitativen und qualitativen Verlust von sozialen Beziehungen über einen längeren Zeitraum erfährt." Einsamkeit kann in eine soziale und emotionale Ebene unterteilt werden. Die COVID-19-Pandemie und ihre Konsequenzen für das tägliche Leben haben das Risiko für Einsamkeit auf beiden Ebenen entscheidend erhöht. Auf emotionaler Ebene musste der Kontakt mit Menschen mit Demenz sehr stark auf eine verbale Kommunikation z. B. per Telefon reduziert werden. Gerade die nonverbale Kommunikation mit Mimik und Gestik oder auch Berührung hat bei Menschen mit Demenz im Krankheitsverlauf eine zunehmende Bedeutung. Durch Verlust von kognitiven Funktionen können ausschließlich verbal präsentierte Informationen nichtmehr ausreichend verarbeitet und aufgenommen werden -jene mit nonverbalem Inhalt jedoch bis ins schwerstgradige Demenzstadium. Auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes erschwert Menschen mit kognitiven Einschränkungen und teils auch Visusminderung die Kommunikation mit ihren Mitmenschen. In Gesprächen mit Angehörigen wurde vielfach berichtet, dass Menschen mit Demenz auch auf Angehörigen mit Mund-Nasen-Schutz ängstlich bis ablehnend reagierten. Einsamkeit auf sozialer Ebene wird durch die COVID-19-Krise einerseits durch die Reduktion vom ambulanten Pflegeangebot, dem Untersagen von Treffen in Gruppen und von Veranstaltungen und auch dem Besuchsverbot in Krankenanstalten und Wohnheimen gefördert. Insgesamt wird in der älteren Bevölkerung je nach Wohnort von einer Prävalenz von Einsamkeit zwischen 20 und 40 % ausgegangen [31] . In einer rezenten Stellungnahme von Armitage et al. [32] wird besonders auf die Gefahr von Ein-Positionspapier der Österreichische Alzheimer Gesellschaft (ÖAG) K original article samkeit und ihren Folgen für die ältere Bevölkerung im Rahmen der COVID-19-Pandemie hingewiesen [32] . Bereits frühere Arbeiten haben gezeigt, dass sich durch Einsamkeit das Risiko für somatische Erkrankungen [33] und psychische Symptome wie Angst und Depression erhöht [34] . Wie auch in der angeführten Stellungnahme sollte die COVID-19-Pandemie zum Anlass genommen werden, aktiv der sozialen Isolation und Einsamkeit älterer Menschen vorzubeugen. Für gesunde ältere Menschen oder Menschen mit Demenz im Beginnstadium können auch telemedizinische und digitale Medien präventiv eingesetzt werden. Für mittel-bis schwergradig an Demenz Erkrankte sollte auf eine Ausweitung von persönlichen und mit sozialer Interaktion verbundenen Strategien fokussiert werden. Auch sollte immer darauf Wert gelegt werden, die Angehörigen und das Betreuerumfeld in die präventiven Strategien mit einzubeziehen. Während die maßnahmenbedingte soziale Distanz besonders für allein lebende Menschen mit Demenz belastend und problematisch ist, zeigt sich für Menschen, die mit ihrem Partner oder in der Familie leben ein teils konträres Bild. Durch die Quarantänemaßnahmen, die fehlende Möglichkeit des Rückzugs in z. B. Lokale, in Tageszentren, in den Freundeskreis oder auch in die Natur kann es zu einem gezwungenen Maß an sozialer Nähe kommen. Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurde von den Medien und auch psychologischen Stellungsnahmen vorwiegend auf resultierende Konflikte von Eltern und Kindern oder in der Partnerschaft fokussiert, die durch die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten und die erzwungene vermehrte gemeinsame Zeit auf engem Raum resultieren. Diese nun intensive und teils ganztägige Konfrontation mit einem im selben Haushalt lebenden an Demenz erkrankten Angehörigen kann ebenfalls zu einer erheblichen Belastung für den Patienten das Betreuungsumfeld führen. Gerade hier besteht dringender Bedarf, aktiv pflegende Angehörige in schwierigen Situationen wie Quarantäne und Ausgangsbeschränkungen aktiv zu unterstützen und zu beraten. Zwar wurden zahlreiche COVID-10-Krisen-Hotlines und telefonische Beratungen eingerichtet, -ob diese jedoch auch im Längsschnitt ausreichend und effektiv waren, werden erst die nächsten Monate zeigen. Stellungnahme der ÖAG Die COVID-19-Maßnahmen können maßgeblich und erheblich auf der sozialen Ebene zu Belastungen für Menschen mit Demenz und deren pflegende Angehörige führen. Es wurden zahlreiche Gegenstrategien im Rahmen von telefonischen Beratungs-Hotlines und einem breiten internetbasierten Informationsangebot gesetzt. Die geschaffenen Angebote sind vorwiegend für Menschen mit Demenz im leichtgradigen Stadium geeignet und nutzbar. Die Entwicklung von effektiven Interventionen für Menschen im mittel-bis schwergradigen Demenzstadium muss aktiv vorangetrieben werden. Zu den typischen Symptomen der Alzheimer-Demenz und anderen neurodegenerativen Demenzformen gehören Defizite in der Informationsverarbeitung, der Auffassung und der Erfassung von verbalen Informationen. Auch die Informationsgeschwindigkeit ist im Rahmen der Demenz in Abhängigkeit des Schweregrads reduziert (American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders 5th edn). Bis zu 90 % der Menschen mit Demenz leiden im Verlauf der Erkrankung an Verhaltensauffälligkeiten oder neuropsychiatrischen Symptomen [35] . Ein erheblicher Anteil ist auch von komorbiden psychischen Störungen wie Depression, Angst oder Schlafstörungen betroffen [36] . Auch wenn die Folgen der COVID-19-Pandemie auf Menschen mit Demenz und deren Angehörige und Betreuungspersonen noch nicht bestimmt vorausgesagt werden können, ist doch aus den Erfahrungen der SARS-Epidemie 2013 von einem hohen Risiko für negative Konsequenzen für die psychische Gesundheit auszugehen. In Folge der SARS-Epidemie, welche insbesondere Hongkong betraf, wurde von einem Anstieg der Suizidraten von 30 % in der Gruppe der über 65-Jährigen berichtet. Ähnlich wie bei COVID-19 waren auch von SARS überwiegend Personen über 60 Jahre von einem letalen Ausgang der Erkrankung betroffen. Trotz den in Hongkong ohnehin höheren Suizidraten als in westlichen Ländern, muss auch bei uns mit einem Anstieg der Suizide oder suizidalen Krisen in der älteren Bevölkerung gerechnet werden. Auch kam es bei 30-50 % der Menschen, die eine SARS Infektion überstanden hatten, zu persistierenden Angstsymptomen und bei der Gruppe von Mitarbeiten im Gesundheitsbereich zu anhaltendem emotionalen Stress [24] . In einer Studie nach der SARS-Epidemie wurden folgende Faktoren als besonders belastend in der Krise beschrieben: Gefühl der Isolation, Hoffnungslosigkeit, Überflutung mit negativen Nachrichten, Verlust sozialer Integration, unspezifische Angst und das Gefühl, Angehörige zu belasten [37] . Bei Menschen mit Demenz ist der Umgang mit negativen Gefühlen durch die bestehenden kognitiven Defizite zusätzlich erschwert. Insbesondere in Krisen sind hilfreiche Coping-Strategien und die Fähigkeit zur Resilienz bei Menschen mit Demenz oft nur eingeschränkt umsetzbar. Unter dem Begriff Resilienz wird nach Windle ein dynamischer Prozess der aktiven Auseinandersetzung, Adaptierung und der Bewältigung von stressvollen und traumatischen Erfahrungen verstanden [38] . Unter Coping wird die Anwendung von Bewältigungsstrategien verstanden, um eine schwierige Lebenssituation zu überstehen. Für Menschen mit Demenz sind insbesondere Sozialkontakte ein wesentlicher die Resilienz stärkender Faktor [39] . Nicht zuletzt hat die kognitive Fähigkeit des sog. "decision making" im Rahmen der COVID-10-Krise einen wichtigen und hohen Stellenwert für die Gesundheit und das Leben von Menschen mit Demenz bekommen. Die Fähigkeit reflektiert und für sich selbst oder andere Entscheidungen zu treffen, erfordern kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und unterschiedliche frontal-exekutive Funktionen [40] . Vor allem diese kognitiven Funktionen sind im Rahmen der Demenz defizitär. Studien mit an Demenz erkrankten Menschen konnten zeigen, dass deren Fähigkeit zur Entscheidungsfindung reduziert ist [41] . Folglich besteht bei Menschen mit Demenz die Gefahr, für sie unvorteilhafte oder sogar schädliche Entscheidungen zu treffen. Besonders wenn die Entscheidungen schnell getroffen werden müssen und auf vielen und komplexen Informationen basieren, zeigen Menschen mit Demenz klare Nachteile gegenüber Gesunden [42] . In der derzeitigen COVID- 19 Die COVID-19-Pandemie wird mit Sicherheit als bedeutende Krise in die Weltgeschichte und auch die Geschichte Österreichs eingehen. Ob in vielen Jahren der medizinische Aspekt mit tausenden von menschlichen Opfern oder der wirtschaftliche Schaden im Vordergrund bleiben wird, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist jedenfalls, dass Menschen in hohem Lebensalter und damit auch Menschen mit Demenz vornehmlich die Opfer der medizinischen und gesund-heitlichen Folgen von COVID-19 sind. Auch steht außer Frage, dass pflegende Angehörige und das Betreuungsumfeld von in der Altenpflege tätigen Personen auch noch nach dieser Krise einem hohen Maß physischer, emotionaler und sozialer Belastung ausgesetzt sind. In welchem Ausmaß die Pandemie die besonders vulnerable Gruppe von geriatrischen und gerontopsychiatrischen Patienten auf den dargestellten Ebenen treffen wird und welche möglichen auch positiven Chancen sich durch die Krise eröffnen, werden die nächsten Monate und Jahre zeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein wesentlicher Schritt, die COVID-19-Auswirkungen auf möglichst vielen Ebenen zu erheben, zu dokumentieren und kritisch zu beleuchten. Nur so kann auch nach der Krise ein Aufarbeiten der nun akuten und traumatisierenden Situation erfolgen und für präventive Strategien in der Zukunft genutzt werden. Die Covid-19-Krise führte drastisch vor Augen, wie fragil das österreichische Pflege-und Versorgungssystem von Menschen mit Demenz auf unterschiedlichen Ebenen ist. Die Österreichische Alzheimer Gesellschaft unterstützt deshalb sehr die Aufwertung des Pflegeberufs durch Verbesserungen der Ausbildungsqualität sowie der Entlohnung. Die Autonomie der österreichischen 24-h-Betreuung muss erhöht werden: Dies wird nur über bessere Entlohnung und höhere Wertschätzung möglich sein. Auch eine Ausbildungsoffensive im Bereich der Pflegekräfte muss damit einhergehen. Das derzeitige Pflegesystem zieht seinen Vorteil aus dem unterschiedlichen Lohnniveau innerhalb der Europäischen Union und ist dabei gleichzeitig gewillt bei den qualitativen Mindeststandards Abstriche zu machen. Es ist zu wünschen, dass das Beschwören der "Helden des Alltags" in vielen Bereichen unserer Gesellschaft, und ganz besonders im Bereich der Pflegeberufe, zu einer Neuorientierung in unserem Land führt. Machen wir uns bewusst, dass die COVID-19-Krise nur ein Katalysator dafür ist, inhärente Systemmängel aufzuzeigen. Die Mängel im Pflegebereich werden uns gerade drastisch vor Augen geführt. Nutzen wir die Chance der sich gerade entwickelnden Werteverschiebungen, um kurz-und mittelfristige Änderungen herbeizuführen. Es ist darauf zu drängen, dass die in den letzten Wochen so viel gepriesenen "systemrelevanten" Bereiche unserer Gesellschaft -und dazu gehört das Pflegesystem -verstärkt autonomisiert und budgetär adäquat ausgestattet werden müssen. Vor allem jenen Personen in unserem Land, die zu pflegende Angehörige haben, wurde die Verletzlichkeit des derzeitigen Systems drastisch vor Augen geführt. Bearingthe brunt of covid-19: older people in low and middle income countries Comorbidity and dementia: a nationwide survey in Taiwan Alzheimer's Disease International Prevalence of dementia and major subtypes in Europe: a collaborative study of populationbased cohorts. Neurologic Diseases in the Elderly Research Group Is senile dementia "age-related" or "ageing-related"?-evidence from meta-analysis of dementia prevalence in the oldest old Remembering people with dementia during the COVID-19 crisis The need to include assisted living in responding to the COVID-19 pandemic Dementia in the COVID-19 period How to prevent outbreak of a hospital-affiliated dementia day-care facility in the pandemic COVID-19 infection in Taiwan Anticipating and mitigating the impact of the COVID-19 pandemic on alzheimer's disease and related dementias Reviewing the definition of crisis in dementia care What happens before, during and after crisis for someone with dementia living at home: A systematic review Alzheimer's Association dementia care practice recommendations Excellence NIfHaC. Assessment, management and support for people living with dementia and their carers Dementia care during COVID-19 Coronavirus epidemic and geriatric mental healthcare in China: how a coordinated response by professional organizations helped older adults during an unprecedented crisis Multidisciplinary research priorities for the COVID-19 pandemic: a call for action for mental health science A systematic review of Internet-based supportive interventions for caregivers of patients with dementia Alzheimer's Disease Research Enterprise in the Era of COVID-19/SARS-CoV-2 Family caregivers of people with dementia A systematic review of the relationship between behavioral and psychological symptoms (BPSD) and caregiver wellbeing Central People's Government of the People's Republic of China Issued by the general office of the ministry of civil affairs Notification of guidelines on prevention and control of pneumonia outbreaks by pension institution novel coronavirus The neuroinvasive potential of SARS-CoV2 may play a role in the respiratory failure of COVID-19 patients Guillain-barresyndromeassociatedwith SARS-coV-2 Neurologic manifestations of hospitalized patients with Coronavirus disease 2019 in Wuhan, China Large-vessel stroke as a presenting feature of Covid-19 in the young Fostering the resilience of people with dementia: a narrative literature review Older adult loneliness: myths and realities COVID-19 and the consequences of isolating the elderly Loneliness as a public health issue: the impact of loneliness on health care utilization among older adults Social disconnectedness, perceived isolation, and symptoms of depression and anxiety among older Americans (NSHAP): a longitudinal mediation analysis Management of behavioral and psychological symptoms in people with Alzheimer's disease: an international Delphi consensus Depression, cognitive impairment and dementia: why should clinicians care about the web of causation? The impact of epidemicoutbreak: thecaseof severeacuterespiratory syndrome (SARS) and suicide among older adults in Hong Kong. Crisis What is resilience? A review and concept analysis Another wrinkle in the debate about successful aging: the undervalued concept of resilience and the lived experience of dementia Neuropsychological correlates of decision-making in ambiguous and risky situations Decision-making under ambiguity or risk in individuals with alzheimer's disease and mild cognitive impairment. Front Psychiatry Olderadultsmakelessadvantageousdecisionsthan younger adults: cognitiveandpsychological correlates Hinweis des Verlags Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral