key: cord-0794686-megsupn5 authors: Reichart, Silvia; Behrens-Baumann, Wolfgang J.; Dirschmid, Harald; Gallastroni, Luca P.; Mennel, Stefan title: Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2, Gesichtsmaske und Keratitis: Kann lang dauerndes Tragen von Gesichtsmasken Keratitis begünstigen? date: 2020-11-30 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-020-01268-2 sha: 94d2e2058f400977a98aaee293e6d3e1557722ee doc_id: 794686 cord_uid: megsupn5 nan Anamnese Eine 31-jährige Patientin stellte sich in der Notaufnahme mit Keratouveitis bei 72-h-Anamnese und Anbehandlung mit Gentamicin-Augentropfen (AT) 3-mal täglich vor. Als Kontaktlinsen (CL) wurden weiche Monatslinsen in der 3. Woche getragen. Im Verlauf berichtete die Patientin darüber, in ihrer Vollzeitanstellung als Altenpflegerin ununterbrochen eine Gesichtsmaske tragen zu müssen. Das zuletzt benutzte Modell entspricht der auch an unserem Krankenhaus für die Patienten zur Verfügung stehenden FFP("filtering face piece") 1 Bei Kontaktlinsenträgerin mit 72-h-Anamnese war der klinische Befund hochsuspekt auf Pseudomonas aeruginosa, der aufgrund seiner Kollagenasen eine so rasche Hornhautstromadestruktion verursachen kann [1] . Mykosen machen initial typischerweise keine Ulzerationen wie auch das Hypopyon nicht solide war [2] . Aufgrund des fortgeschrittenen Befundes wurde die Lokaltherapie sicher-heitshalber systemisch um Cefepim (Cephalosporin der 4. Generation; wirksam gegen Pseudomonas) ergänzt, obwohl der Glaskörperraum frei war. Daher wurde auch nicht Stufe 3 des Magdeburger Schemas (Vancomycin/Ceftazidim) angesetzt [3, 4] . Vor der Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2(SARS-CoV-2)-Pandemie hätten wir den Whirlpool der Patientin als Infektionsquelle angesehen. Obwohl die Patientin sich 4 Wochen nicht mehr dort aufgehalten hat, wäre eine damalige Übertragung auf den CL-Behälter mit verzögerter Infektion der Hornhaut möglich. Allerdings sollte die Aussage der Patientin, welche die Gesichtsmaske als ursächlich angegeben hatte, ernst genommen werden. Aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie kommt es gerade bei im Gesundheitswesen tätigen Mitarbeitern zu einem lang dauernden Gebrauch von Gesichtsmasken. In der Literatur wurde bereits beschrieben, dass eine Zunahme an gereizten und trockenen Augen durch deren Gebrauch auftritt. Es wird angenommen, dass durch eine Leckage der Maske zum Auge hin durch Luftturbulenzen es zu einem Austrocknen kommt [5] . Die Zirkulation von trockener Raumluft scheint dabei wesentlicher zu sein als eine mögliche Befeuchtung des Auges durch die Atemluft. Bezüglich der möglichen Keimverschleppung aus dem Mund zum Auge liegt eine Studie vor, welche diese Leckage von Atemluft zum Auge hin mittels Wärmebildkamera aufzeigen konnte. In dieser Studie wird in Folge vermutet, dass es im Rahmen von intravitrealen Injektionen zu einer erhöhten Endophthalmitisrate aufgrund der Keimverschleppung kommen könnte [6] . Der Nachweis von Pseudomonas aeruginosa im Mund der Patientin macht eine Übertragung vom Mund auf das Auge plausibel, wäre jedoch selbst bei Nachweis desselben Bakterienstammes nicht beweisend. Grundsätzlich wäre auch eine Kontamination der Maskeninnenseite mit der Gefahr der Übertragung auf die CL bei unzureichender Handhygiene möglich. Ein enger Sitz der Maske, um eine Leckage der Atemluft zum Auge hin zu verhindern, wurde bereits in der Literatur diskutiert wie auch die Option, die Maske mit einem Pflasterstreifen abzudichten [6, 7] . Die von der Patientin bei der Arbeit getragene Maske weist nur einen dünnen Draht oben zum Auge hin auf, der nicht so weit biegsam ist, dass die Maske dicht wäre. Wir haben die Patientin mit unseren Operationsmasken versorgt, die durch einen stärkeren und besser dem Nasenrücken anpassbaren Draht viel enger sitzen. Außerdem sollte nach 5 Tagen systemischer Antibiose der Pseudomonas aeruginosa im Mund dezimiert worden sein. Dass es durch das Tragen einer Maske zu einem erhöhten Infektionsrisiko an einem gesunden Auge kommt, ist nicht anzunehmen. Allerdings stellen nicht nur CL, sondern auch Hornhautpathologien und -operationen einen Risikofaktor für Keratitiden dar [1] . Somit könnten auch diese Patientengruppen insbesondere aufgrund der Maskenpflicht im stationären Umfeld für eine Superinfektion vermehrt gefährdet sein. Auf eine SARS-CoV-2-Infektion wurde die Patientin nicht getestet, da sie keinerlei Symptome diesbezüglich aufwies. Im Bereich der Gesundheitsberufe stellt das ständige Tragen einer Gesichtsmaske aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie ein nicht zu diskutierendes Erfordernis dar [8] . Im Gegensatz dazu sollten jedoch die Art und der Umgang mit dieser Maske Eingang in Diskussionen finden. Inwieweit die Keratouveitis der von uns betreuten Patientin wirklich durch das Tragen der Maske begünstigt wurde, ist nicht feststellbar. Allerdings sehen wir es als Anlass, eine Warnung abzugeben, CL nur mit äußerster Vorsicht zu tragen und sicherheitshalber durch guten Sitz der Maske eine Leckage von Atemluft zum Auge hin zu verhindern bzw. zu minimieren. Bacterial keratitis Keratomykose -Therapiestandards und aktuelle Entwicklungen Rationale Antibiotikatherapie in der Augenheilkunde Einführung in die Ophthalmochirurgie Teil 11.2: Vitrektomie für Einsteiger Face mask-associated ocular irritation and dryness Patients wearing face masks during intravitreal injections may be at a higher risk of endophthalmitis Hazards of ophthalmic patients wearing face masks Face masks: what the data say