key: cord-0781839-thbcnetq authors: Fleßa, Steffen; Kuntosch, Julia title: Grenzregion Polen — Deutschland: gestärkt durch die COVID-19-Pandemie date: 2022-03-19 journal: Wirtschaftsdienst DOI: 10.1007/s10273-022-3134-3 sha: 82542eb3c53cec79c1e0ff7b1437041784866b66 doc_id: 781839 cord_uid: thbcnetq The COVID-19 pandemic is a humanitarian tragedy with millions of deaths worldwide. However, this virus is also a tremendous economic challenge. There is some evidence that vulnerable groups and regions are in particular at risk of suffering from unemployment, insolvency and other economic hardships during the pandemic. We analyse the economic consequences on one of the poorest regions, the borderland between Germany and Poland. Based on statistical analysis, an online survey of entrepreneurs and key-informant interviews, we can conclude that the consequences of the pandemic are not as disastrous for the region as expected. The instruments of mitigating the economic challenges (including support for enterprises, unemployment insurance and support for temporary under-utilisation of “Kurzarbeitergeld”) were quite successful. The survey partners even see some improvements, in particular in the field of digitalisation. All agree that the flow of information and cooperation between Poland and Germany should have been more intensive to reflect the manifold economic and personal interdependencies between the two countries. Die menschlichen und medizinischen Folgen der COVID-19-Pandemie sind dramatisch, aber auch die sozioökonomischen Folgen sind gravierend. Die exakte Erfassung ist wahrscheinlich erst mit einem gewissen Abstand möglich, aber erste Schätzungen belaufen sich allein für 2020 auf einen Verlust an weltweiter Wirtschaftskraft von 6,9 Trillionen US-$ (Szmigiera, 2021) . Gerade ärmere Länder und Regionen wurden besonders getroff en, was zu einer erheblichen Verschärfung der Armutsquote führen dürfte (Jackson et al., 2021) . Auch das Wirtschaftswachstum von 2021 konnte das Defi zit von 2020 nicht ausgleichen, und in den folgenden Jahren dürfte die Wirtschaftskraft geringer sein als für eine Entwicklung ohne COVID-19 (Economist, 2021) . Auch in Deutschland sind die Folgen für die Wirtschaft immens. So schätzt das Institut der deutschen Wirtschaft den Wertschöpfungsausfall allein in den Jahren 2020/2021 auf 350 Mrd. Euro (Grömling, 2022) . Und auch hier liegt die Vermutung nahe, dass besonders Regionen betroffen sind, die bereits vorher wirtschaftlich schwächer und damit vulnerabler für Krisen waren. So führte der Projektträger Jülich (PTJ) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eine Expertenbefragung zu den "wirtschaftlichen Folgen [der] Corona-Krise in strukturschwachen Regionen" (April 2020, Oktober 2020, März 2021) durch. Die Fachleute kamen zu dem Schluss, dass "die Gefahr [besteht] , dass die strukturschwachen Regionen in der jetzt mit noch mehr Nachdruck verfolgten Transformation der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung, 1 % einen und 4 % zwei Beschäftigte. Hingegen mussten 40 % der Unternehmen Kurzarbeit anmelden, wobei in der intensivsten Periode im Durchschnitt 58 % der Mitarbeitenden von Kurzarbeit betroff en waren. 1 Am häufi gsten waren zwischen 40 % und 50 % der Belegschaft in Kurzarbeit. Dies entspricht den offi ziellen Statistiken der Bundesagentur für Arbeit. Sowohl für die Zahl und die Quoten der Arbeitslosen insgesamt, der Arbeitslosen nach SGB II und der Arbeitslosen nach SGB III sowie für die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen führte 2020 tendenziell zu einer Verschlechterung der Situation, die jedoch 2021 wieder ausgeglichen wurde. Ende 2021 ist die Situation vergleichbar oder besser als Ende 2019 (vgl. Abbildung 2 und 3). In einigen Bezirken (z. B. Vorpommern-Greifswald) liegt heute die Arbeitslosigkeit niedriger als vor der Pandemie. Allerdings muss man hier die richtigen Vergleichswerte heranziehen. Schreibt man die positive Tendenz seit 2015 fort, so wäre wohl die Arbeitslosigkeit ohne COVID-19 noch niedriger gewesen. Gleichzeitig ist die Langzeitarbeitslosigkeit in einigen Bereichen tendenziell gestiegen. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft in der Grenzregion zwischen Polen und Deutschland sind also nicht so dramatisch gewesen, wie erwartet wurde. Die staatlichen Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft und Aufrechterhaltung der Beschäftigung waren anscheinend erfolgreich. Es konnten 114 vollständig ausgefüllte Fragebögen zur Auswertung herangezogen werden. Die Teilnehmenden waren bezüglich Branche, Umsatz und Beschäftigtenzahl repräsentativ für die Region. Die Online-Befragung wurde von allen 13 Geschäftsführungen der Arbeitsagenturen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg geöff net, jedoch haben fünf Agenturen sie nicht ausgefüllt. Demnach beziehen sich die weiteren Auswertungen auf die verbleibenden acht Agenturen. Eine Möglichkeit zur Bewertung der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ist die Zahl der Gewerbean-und -abmeldungen und Insolvenzen. Wie Abbildung 1 zeigt, hat sich die Zahl der An-und Abmeldungen seit Februar 2020 kaum verändert. Auch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist auf niedrigem Niveau praktisch konstant. Lediglich die Zahl der Privatinsolvenzen (als Differenz der Gesamt-und Unternehmensinsolvenzen) hat während der Pandemie zugenommen, was besonders im ersten Quartal 2021 zu erkennen ist. Die Pandemie führte in den Unternehmen vor allem zu Kurzarbeit. 95 % der befragten Unternehmen mussten während der Periode 2020/2021 niemanden coronabedingt entlassen, In der Betriebswirtschaftslehre ist es anerkannt, "dass Unternehmen zum Innovieren Krisen benötigen" (Perlitz und Löbler, 1985) . In der stabilen Phase überwiegt die Vermeidung von Risiken, sodass die bekannten Standardlösungen bevorzugt werden. Notfalls wird mit Subventionen die bestehende Lösung konserviert (Ritter, 2001 Deshalb stellt die COVID-19-Krise auch für die strukturschwachen Räume entlang der polnisch-deutschen Grenze eine Chance dar, mit Innovation und Zukunftsorientierung neu zu starten. Damit würde die Wirtschaft dieser Region gestärkt aus der Krise hervorgehen. Die Antworten der Studienteilnehmenden lassen keinen Zweifel daran, dass viele bereit sind Regionaldirektions-und Agenturbezirke Polnische Regierung implementiert Schild 2.0 What is the economic cost of covid-19? Ökonomische Verluste nach zwei Jahren Corona-Pandemie Global Economic Eff ects of COVID-19, Updated 10 Expertenbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf Forschung und Innovation in strukturschwachen Regionen Brauchen Unternehmen zum Innovieren Krisen? Allgemeine Wirtschaftsgeographie. Eine systemtheoretisch orientierte Einführung Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland Gewerbeanzeigen, Insolvenzen in Mecklenburg-Vorpommern Impact of the coronavirus pandemic on the global economy -Statistics & Facts