key: cord-0765320-xhy7rhdz authors: Müller, Frank; Heinemann, Stephanie; Hummers, Eva; Noack, Eva Maria; Heesen, Gloria; Dopfer-Jablonka, Alexandra; Mikuteit, Marie; Niewolik, Jacqueline; Steffens, Sandra; Schröder, Dominik title: Impfeinstellung, Erwartungen und Impferfahrung von Immunsupprimierten bei COVID-19-Impfungen: Ergebnisse einer Längsschnittstudie date: 2022-05-06 journal: Z Rheumatol DOI: 10.1007/s00393-022-01213-5 sha: 7cfad23797066e6a10af2b6d8259cb96aa9d80f4 doc_id: 765320 cord_uid: xhy7rhdz BACKGROUND: Immunocompromised people are less likely to be vaccinated, despite an increased benefit of many vaccinations in terms of benefit-risk assessment, including the vaccines against SARS CoV-2 (COVID-19). Attitudes, expectations, and experiences with previous vaccinations influence the decision to get vaccinated. OBJECTIVE: To explore the attitudes of immunocompromised people towards vaccinations in general and COVID-19 vaccination in particular and their experiences with COVID-19 vaccinations. MATERIAL AND METHODS: As part of the CoCo Immune study, immunocompromised participants were surveyed in the spring and summer of 2021 (1 November 2021–7 September 2021) using questionnaires. Initially, they were asked about their expectations concerning a COVID-19 vaccination and followed up about their experience after COVID-19 vaccination. In addition, sociodemographic data, general attitudes toward vaccinations and experiences with previous vaccinations were collected. Analysis was performed using descriptive and bivariate statistics. RESULTS: The 243 participants mostly approved vaccinations and expected the COVID-19 vaccination to be effective and well-tolerated. Women were more concerned about the safety of vaccinations and were more often worried about side effects. Older persons felt better informed than younger persons. Participants who reported subjective side effects of previous vaccinations were more skeptical about vaccinations as well as the government institutions that recommend vaccinations. They less often agreed with the statement “in retrospect, the COVID-19 vaccination has been harmless for me so far”. DISCUSSION: The participants mostly expressed a positive attitude and anticipation towards COVID-19 vaccinations; however, the age and sex differences found suggest that there are different information needs which should be addressed when educating individuals about vaccinations or designing vaccination campaigns. Immunsupprimierte profitieren im Hinblick auf eine COVID-19-Infektion in besonderem Maße von einer Impfung. Trotzdem sind sie -entsprechend einem allgemeinen Trend -seltener geimpft. Einstellungen gegenüber einer und Erwartungen an eine Impfung spielen dabei relevante Rollen bei der Impfentscheidung. Patienten mit Autoimmunerkrankungen oder anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten [11, 28] . Diese Vulnerabilität ist einerseits der Krankheit selbst, andererseits der Art und Dosierung immunsuppressiver Therapie zuzuschreiben [1, 31] . Studien zeigen für mehrere impfpräventable Infektionserkrankungen, dass Immunsupprimierte mit Autoimmunerkrankungen ein höheres Risiko für schwerwiegende Verläufe haben [23, 34] . Dies trifft ebenfalls auf die COVID-19-Erkrankung zu [9, 29] . Beschrieben ist ebenfalls, dass Infektionserkrankungen bestehende Autoimmunerkrankungen verschlechtern bzw. einen Schub auslösen können [19, 27] . Einen Schutz vor manchen infektiösen Erkrankungen bieten Impfungen. Während Lebendimpfstoffe bei Immunsupprimierten oft kontraindiziert sind, sind andere Impfungen sicher und oft besonders empfohlen [5, 32, 36] . Zwar können immunologische Impfantwort und somit die Wirksamkeit von Impfstoffen bei krankheitsbedingter oder iatrogener Beeinträchtigung des Immunsystems eingeschränkt sein [4, 17] . Nichtsdestotrotz profitieren Immunsupprimierte im Hinblick auf die Nutzen-Risiko-Abwägung von Impfungen besonders deutlich, was sich in den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission widerspiegelt [36] . Trotzdem sind Immunsupprimierte generell [24, 36] seltener geimpft. Dies trifft auch auf spezifische Subgruppen, etwa Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen [37] oder Menschen mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen [20] , zu. Eine zwischen Juni und September 2021 in Großbritannien durchgeführte Querschnittstudie mit über 50.000 Teilnehmern zeigte, dass 76,9 % der Patienten mit entzündlich rheumatologischen Erkrankungen nicht gegen COVID-19 geimpft waren, während die Vergleichsgruppe nicht-rheumatologisch Erkrankter eine Impfquote von 87,0 % aufwies [22] . Obwohl repräsentative epidemiologische Studien zur Durchimpfung Immunsupprimierter bisher fehlen, zeigte sich im vergangenen Jahr eine nicht unerhebliche Anzahl an Betroffenen einer Impfung skeptisch oder abwartend gegenüber: So beabsichtigten zwischen 15 % (USA [12] ) und 20 % (Portugal [30] ) Multiple-Sklerose-Erkrankter, 35,6 % von Menschen die unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden (USA [8] ), 14,7 % von Lebertransplantierten (Italien [10] ) und 34,4 % von Menschen mit rheumatologischen Erkrankungen (Australien [21] ), sich nicht gegen COVID-19 impfen zu lassen. Die vorliegende Untersuchung berichtet über Erwartungen und Einstellungen Immunsupprimierter zu Impfungen allgemein und insbesondere zur COVID-19-Impfung. Nach erfolgter Grundimmunisierung wurden Studienteilnehmer erneut befragt, wie sie die COVID-19-Impfung retrospektiv erlebten. Alle im Fragebogen erhobenen Items stellen dabei Aussagen dar. Die Teilnehmenden konnten auf einer 5-stufigen Likert-Skala angeben, wie sehr sie den Aussagen zustimmten (stimme voll zu -stimme eher zu -teils-teils -stimme eher nicht zu -stimme nicht zu) und hatten ferner die Möglichkeit, "weiß nicht/nicht zutreffend" anzukreuzen. Im Follow-up-Fragebogen wurden die erhaltenen Impfstoffe und das Datum der Impfungen sowie Erfahrungen und Einschätzungen zur COVID-19-Impfung erfragt. Item-und Skalenentwicklung erfolgten analog zum Baseline-Fragebogen. Die Fragebögen wurden von den Teilnehmenden für die Baseline-Erhebung direkt nach dem Studieneinschluss ausgefüllt bzw. abgegeben und für das Follow-up 4 Wochen nach Abschluss der Grundimmunisierung mittels vorfrankierten Versandboxen an die Studienzentrale geschickt. Um eine Erinnerungsverzerrung (Recall Bias) zu vermeiden, wurden die Fragebogenitems, die die Erwartung an die COVID-19-Impfung widerspiegeln, nur in der Subgruppe derjenigen ausgewertet, die zum Studieneinschluss noch nicht gegen COVID-19 geimpft waren (vgl. . Abb. 1). Daten wurden in das EvaSys-Umfragesystem (EvaSys GmbH, Lüneburg, Deutschland) eingelesen, Fehlerkennungen korrigiert und direkt in SPSS 27 (IBM, Armonk, NY, USA) exportiert, womit auch die weitere Auswertung erfolgte. Statistische Auswertungen umfassten deskriptive Statistik mit Darstellung von absoluten und relativen Häufigkeiten, Medi-an und Interquartilsabstand (IQR). Unterschiede zwischen Geschlechtern und anderen kategorialen Variablen wurden unter Verwendung des Fisher's Exact-Test bei 2 × 2-Kontingenztafeln und bei größeren Kontingenztafeln mit dem Chi-Quadrat-Test (bei erwarteten Zellenwerten ≥ 5) oder dem Fisher-Freeman-Halton Exact-Test (bei erwarteten Zellenwerten < 5) beschrieben. Bei der teststatistischen Auswertung des Einflusses von Geschlecht, Alter und Angabe von Impfreaktionen und -nebenwirkungen bei vorangegangenen Impfungen auf Punktescores der jeweiligen Items fand der Mann-Whitney-U-Tests bzw. Kruskal-Wallis-Test-Anwendung. Für teststatistische Auswertungen wurde die Antwortkategorie "weiß nicht/nicht zutreffend" exkludiert und auf "fehlend" gesetzt. Fälle mit fehlenden Werten ("missing values") wurden von der jeweiligen Auswertung exkludiert. p-Werte < 0,05 wurden als signifikant gewertet. Die Studie erhielt Ethikvoten der Universitätsmedizin Göttingen (29/3/21) und der Medizinischen Hochschule Hannover (8973_BO_K_2020). Die Studie ist im Deutschen Register für Klinische Studien registriert (DRKS00023972). Von 269 initial in die Studie eingeschlossenen Teilnehmenden wurden 26 von der weiteren Auswertung ausgeschlossen, da sie entweder Fragebögen gar nicht abgegeben hatten ("loss to follow up"), über 50 % der untersuchten Items nicht beantwortet hatten oder zu spät eingeschlossen wurden. Von den verbleibenden 243 Teilnehmenden wurden 118 vor der ersten Impfung eingeschlossen (vgl. . Abb. 1). Befragte füllten den Baseline-Fragebogen (vor Impfung bis 30 Generelle Einstellung gegenüber Impfungen (BZgA Infektionsschutzsurveys) Die Mehrheit der Befragten standen Impfungen befürwortend (81,9 %) oder eher befürwortend gegenüber (14,4 %). Keiner der Befragten äußerte sich "ablehnend" oder "eher ablehnend" gegenüber Impfungen. Altruistische Motive standen bei der Entscheidung für Impfungen im Vordergrund (86 % voll zustimmend oder eher zustimmend). Hohe Zustimmungswerte erhielten ferner die Aussage, sich vor einer Impfung ein volles Verständnis schaffen zu wollen, sowie das generelle Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen (s. auch . Abb. 2). Frauen hatten jedoch etwas weniger Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen (4,8 % stimmen nicht oder eher nicht zu vs. 0 % bei männlichen Teilnehmern, p = 0,001) und hatten häufiger Sorgen vor Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen (19,3 % stimmen zu oder eher zu vs. 5,7 % bei männlichen Teilnehmern, p < 0,001). Ältere Teilnehmende tendierten ferner dazu, der Aussage, sich ein volles Verständnis über Impfungen verschaffen zu wollen, zuzustimmen (p < 0,001). Befragte, die über deutliche Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen in Zusammenhang mit vorangegangenen Impfungen berichteten (s. unten), hatten weniger Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen (stimme nicht zu/eher nicht zu 9,4 % vs. 2,6 %, p = 0,002), stimmten seltener zu, dass staatliche Behörden im besten Interesse der Allgemeinheit entscheiden (stimme nicht zu/eher nicht zu 16,2 % vs. 4,4 %, p = 0,033) und äußerten häufiger Sorgen gegenüber möglichen Impfreaktionenbzw. -nebenwirkungen(stimmevoll zu/eher zu 18,8 % vs. 10,7 %, p = 0,006). Auf die Frage "Hatten Sie jemals Nebenwirkungen in Zusammenhang mit Impfungen" äußerten 21,6 % "gar keine" und 44,8 % "kaum welche bemerkt". Deutliche Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen ("ja, sehr stark" und "stark") gaben insgesamt 13,2 % der Befragten an. Starke Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen wurden signifikant häufiger von Frauen angegeben (16,2 % vs. 4,4 %, p = 0,016). Die Angabe zur Stärke von Reaktionen bzw. Nebenwirkungen war unabhängig vom Alter der Befragten (p = 0,250). Diejenigen, die starke oder sehr starke Reaktionen oder Nebenwirkungen angaben, äußerten im Vergleich zu denjenigen, die über keine oder kaum Reaktionen oder Nebenwirkungen berichteten, auch weniger Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen ("stimme nicht zu"/"eher nicht zu" 9,7 % vs. 2,6 %, p = 0,002) zu haben. Menschen mit Impfreaktionen oder -nebenwirkungen bei vorherigen Impfungen hatten zudem weniger Vertrauen darin, dass staatliche Behörden im besten Interesse der Allgemeinheit ent-Zeitschrift für Rheumatologie 5 Originalien Abb. 3 8 Erwartungen gegenüber einer COVID-Impfung (n = 118, befragt vor COVID-19-Impfung) scheiden ("stimme nicht zu"/"eher nicht zu" 16,2 % vs. 4,4 %, p = 0,033) und hatten häufiger Sorgen vor möglichen Impfreaktionen oder -nebenwirkungen ("stimme voll zu"/"eher zu" 19,4 % vs. 10,8 % p = 0,006). Häufigste Impfreaktion bzw. -nebenwirkungen bisheriger Impfungen waren Schmerzen an der Einstichstelle (53,5 %), Fieber/grippale Symptome ( Erwartungen gegenüber der COVID-19-Impfung wurden anhand der Subgruppe (n = 118) ausgewertet, die den Baseline-Fragebogen vor einer COVID-19-Impfung ausfüllte. Eine große Mehrheit äußerte Angst, dass sie selbst oder Angehörige einen schweren Krankheitsverlauf erleiden könnten (85 % stimme voll zu/ eher zu), jedoch auch die Zuversicht, dass die Impfung gut vertragen werde (72 % stimme voll zu/eher zu). Etwa zwei Drittel sahen die Impfung als genauso sicher wie andere Impfungen an (63 % stimme voll zu/eher zu). Deutlich heterogener zeigte sich die Einschätzung über ein Unbehagen, nicht zwischen Impfstoffen auswählen zu können (zustimmend 38 %, nicht zustimmend 37 %). Die überwiegende Mehrheit hatte kein Verständnis für andere Menschen, die die COVID-19-Impfung ablehnen (57 %) (vgl. . Abb. 3). Nur wenige Befragten gaben an, dass ihnen die Entscheidung zur Impfung schwergefallen sei (8 % stimme voll zu/ eher zu). Etwas mehr als die Hälfte (52 %) der Befragten habe ein Arzt zur Impfung geraten (stimme voll zu/eher zu), nur eine Minderheit (25 % stimme voll zu/eher zu) habe sich mit engen Verwandten oder Freunden besprochen. Unter den weiblichen Befragten stimmten 5,3 % nicht oder eher nicht zu, dass sie erwarten, die Impfung gut zu vertragen (vs. 0 % bei männlichen Teilnehmern, p = 0,004). Frauen hatten auch eher Angst vor Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen einer COVID-19-Impfung (29,9 % stimme voll zu/eher zu vs. 5,8 % bei männlichen Teilnehmern, p < 0,001) und stimmten seltener der Aussage "Ich fühle mich genauso sicher wie bei anderen Impfungen auch" zu (35,5 % stimme eher nicht zu/nicht zu vs. 14,3 % bei männlichen Teilnehmern, p = 0,002). Auch das "ungute Gefühl, [...] nicht zwischen unterschiedlichen Impfstoffen" auswählen zu können, wurde eher von den befragten Frauen als von den Männern bejaht (47,0 % stimme zu/ Ältere Befragte tendierten dazu, "eher nicht" oder "nicht" der Aussage zuzustimmen, Verständnis für Menschen aufzubringen, die eine COVID-19-Impfung ablehnen (p = 0,002). Unabhängig davon, ob Impfreaktionen bzw. -Nebenwirkungen bei vorangegangenen Impfungen erlebt wurden oder nicht, haben Teilnehmende zumeist ähnliche Erwartungen gegenüber einer COVID-19-Impfung berichtet. Einzig die erwartete Wirksamkeit unterschied sich deutlich: Die Aussage "Die Impfung wird mich sicher vor einer COVID-19-Erkrankung schützen" bewerteten 45,5 % der Befragten mit vorangegangenen Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen mit "stimme eher nicht zu/nicht zu" vs. 2,4 % derjenigen, die über keine Reaktionen/Nebenwirkungen berichteten (p = 0,002). Teilnehmende mit rheumatologischen Erkrankungen äußerten häufiger, Angst vor Nebenwirkungen einer COVID-19-Impfung (30,0 % stimme zu/stimme eher zu vs. 18,5 %, p = 0,019) zu haben, aber seltener Angst davor, einen schwerwiegenden COVID-19-Verlauf erleiden zu können (76,9 % stimme voll zu/eher zu vs. 93,8 %, p = 0,023) als nicht-rheumatologisch Erkrankte. Eingeschlossene Teilnehmende mit Psoriasis stimmten häufiger der Aussage zu, ein Unbehagen zu empfinden, nicht zwischen Impfstoffen auswählen zu können (60 % stimme voll zu/eher zu vs. 44,5 % unter Nicht-Psoriasis-Erkrankten, p = 0,030). Die rückblickende Einschätzung der Impfung 1 Monat nach erfolgter Grundimmunisierung war durchweg positiv: 94 % würden Freunden und Verwandten zur Impfung gegen COVID-19 raten (stimme voll zu/eher zu), es bestand eine große Zufriedenheit mit der Betreuung während der Impfung (93 % stimme voll zu/eher zu) sowie Zustimmung zu einem Gefühl umfassender Informiertheit (jeweils 91 % stimme voll zu/eher zu); 85 % der Befragten äußerten Zustimmung zu der Aussage "Rückblickend war die Impfung bisher harmlos für mich". Sehr heterogen war die Einschätzung darüber, ob man bereits früher hätte geimpft werden sollen (vgl. . Abb. 4). Teilnehmerinnen waren im Hinblick auf die Aussage, ob die Impfung harmlos für sie gewesen sei, zurückhaltender als männliche Teilnehmer (82,1 % vs. 88,0 %, p = 0,010). Sonst zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Ein deutlicher altersspezifischer Trend zeigt sich bei der Frage nach der Informiertheit zum Zeitpunkt der Impfung: Je älter Teilnehmer waren, desto eher stimmten sie dieser Aussage zu (p < 0,001). In ähnlicher Weise wurde die Betreuung durch die impfendenPersonenvonälterenBefragten meist positiver eingeschätzt (p = 0,041). Auffällig war, dass diejenigen Befragten, die angaben, bei vorherigen Impfungen bereits unter starken Impfreaktionen bzw. -Nebenwirkungen gelitten zu haben, der Aussage "Rückblickend war die Impfung bisher harmlos für mich" seltener zustimmten als diejenigen, die keine solche Erfahrungen mit vorherigen Impfungen berichteten (stimme nicht zu/eher nicht zu 25,0 % vs. 3,5 %, p = 0,001). Etwas geringer, aber dennoch signifikant fiel der Unterschied bei der Aussage "Ich bin der Meinung, dass ich bereits früher gegen COVID-19 hätte geimpft werden sollen" zwischen diesen Gruppen aus: Teilnehmer, die über keine Impfreaktionen oder -nebenwirkungen bei vorherigen Impfungen berichteten, stimmten in 48,9 % Fälle der Aussage voll oder eher zu vs. 33,3 % bei Befragten mit früheren Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen (p = 0,043). Weitere signifikante Unterschiede zwischen diesen Gruppen sowie zwischen unterschiedlichen Erkrankungsgruppen, etwa hinsichtlich der empfundenen Betreuung während der Impfung oder zum Informationsstand bei der Impfung, konnten nicht gezeigt werden. Gegen COVID-19 haben sich die in Europa zugelassenen Impfstoffe als hochwirksam erwiesen: Sie schützen bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt in sehr hohem Maße vor schwerwiegenden und tödlichen Verläufen der Erkrankung und sind sicher in Zeitschrift für Rheumatologie 7 ihrer Anwendung [2, 14, 33, 35] . Dies kann auch bei den bisher aufgetretenen Virusvarianten beobachtet werden [25, 26] . Trotz dieser Tatsachesind inDeutschland gegenwärtig weiterhin 23,4 % der Bevölkerung, für die es zugelassene Impfstoffe gäbe, nicht gegen COVID-19 geimpft [6] . Die vorliegende Studie untersuchte immunsupprimierte Menschen, die bei Studieneinschluss beabsichtigt hatten, sich impfen zu lassen oder sogar bereits eine Impfung gegen COVID-19 erhalten hatten. Die Rationale der Studie lag darin zu erfahren, welche Erwartungen und Einstellungen sie gegenüber Impfungen allgemein und der COVID-19-Impfung im Besonderen hatten. Die Auswertung zeigt auf den ersten Blick in vielen Teilen erwartbare oder auch sozial erwünschte Ergebnisse: Impfungen wurden allgemein als positiv erachtet, Angst vor Impfreaktionen/-nebenwirkungen äußerte nur ein geringer Anteil der Befragten, und es bestand ein großes Vertrauen in Institutionen und die Sicherheit von Impfstoffen. Erfreulich -und möglicherweise auch ein Argument in der Aufklärung von Unentschlossenenist, dass die allermeisten Immunsupprimierten nach erfolgter COVID-19-Impfung diese als harmlos einschätzten. Eine große Heterogenität in den Antworten bestand insbesondere in der Frage, ob man früher hätte geimpft werden sollen, und hinsichtlich eines Unbehagens, nicht zwischen unterschiedlichen Impfstoffen auswählen zu können. Fast ein Viertel der Befragten äußerten Ängste gegenüber "Nebenwirkungen der COVID-Impfung", und 5 % der Befragten erwarteten, die COVID-Impfung nicht oder eher nicht gut vertragen zu werden. Im Gegensatz dazu zeigen Anwendungsbeobachtungen, dass schwerwiegende Nebenwirkungen wie thromboembolische Ereignisse (21 bis 75 Fälle auf 1 Mio. verimpfte Dosen) bei den gegenwärtig kaum mehr verimpften Vektorimpfstoffen bzw. Myokarditiden (2 bis 3 Fälle auf 1 Mio. verimpfte Dosen) bei den mRNA-basierten Impfstoffen ebenso wie schwere allergische Reaktionen sehr selten sind [7] . Häufig sind hingegen Impfreaktionen wie Fieber, grippeähnliche Symptome, Schmerzen an der Einstichstelle etc., die aber nur kurzzeitig persistieren und in der Regel keiner wei-teren Behandlung bedürfen [7] . In einer dänischen Studie zeigten sich bei rheumatologischen Patienten nach Impfung mit einem mRNA-Impfstoff geringfügig häufiger bestimmte Impfreaktionen als in einer gesunden Kontrollkohorte [3] . Über diese erwartbaren und für Betroffene mitunter lästigen, aber in der Regel harmlosen Reaktionen sollte hinreichend aufgeklärt sowie Maßnahmen zur Linderung von Beschwerden und Stärkung der Selbstwirksamkeit sollten besprochen werden. Letztere Studie zeigte nämlich ebenfalls, dass rheumatologisch erkrankte Patienten zur Linderung der Impfreaktionen seltener auf Antipyretika zurückgriffen [3] . Etwa ein halbes Jahr vor unserer Befragung -und vor der Zulassung wirksamer COVID-19-Impfstoffe -führte die BZgA eine Erhebung mit über 5000 Personen durch [15] : Im Vergleichzu dieser Erhebung war die Rate an Impfbefürwortern in unserer Stichprobe um etwa 17 Prozentpunkte höher, und das Vertrauen unserer Teilnehmenden in die Sicherheit von Impfungen lag um 14 Prozentpunkte höher. Ebenso widersprachen mehr Teilnehmende in unserer immunsupprimierten Stichprobe der Aussage, dass Impfungen überflüssig seien (+10 %). In der Analyse spezifischer Subgruppen -nach Alter, Geschlecht und ob immunsupprimierte Impfkandidaten über Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen bei vorangegangenen Impfungen berichteten -zeigte sich ein weit weniger einheitliches Bild. So zeigen sich deutliche Bewertungsunterschiede zwischen den Geschlechtern, die nahelegen, dass immunsupprimierte Männer mit der bevorstehenden COVID-19-Impfung deutlich weniger haderten: Sie empfanden die COVID-19-Impfung häufiger als sicher, weniger nebenwirkungsbehaftet und hatten seltener ein Problem damit, nicht zwischen unterschiedlichen Impfstoffen auswählen zu können. Diese Tendenz ist nicht neu und konnte kürzlich in einer Metaanalyse bestätigt werden [38] . Die vorliegende Studie zeigte dabei, dass diese Tendenz sich auch prinzipiell bei Impfwilligen reproduzieren lässt. Nach der Impfung äußerten Männer häufiger, dass die Impfung für sie harmlos gewesen sei. Dies lässt mutmaßen, dass zwischen den Geschlechtern unterschiedliche In-formationsbedürfnisse bestehen, welches die Ergebnisse einer spanischen Studie bestätigen [13] . Mit der Frage, ob bzw. wie Frauen und Männer über Impfungen unterschiedlich aufgeklärt werden, gibt es nach unserem Wissen bisher keine hinreichende wissenschaftliche Auseinandersetzung. Weitere Forschung könnte dafür sorgen, auf Informationsbedürfnisse besser einzugehen und sie sowohl in Aufklärungsgesprächen als auch in Informationskampagnen besser zu adressieren. Ebenfalls auffällig waren die Einschätzungen bei Befragten, die über vorangegangene Nebenwirkungen anderer Impfungen berichteten. Hierbei muss stets beachtet werden, dass es sich um die subjektive antizipierte Schwere von "Nebenwirkungen" handelt und dass es sich bei diesen sog. Nebenwirkungen in den allermeisten Fällen offensichtlich eher um normale Impfreaktionen handelte als um echte oder gar schwere Nebenwirkungen. Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen wurden dabei nicht ärztlich validiert. Wir hatten auch wenig naheliegende und selten bis gar nicht beschriebene Nebenwirkungen "allgemeine längere Schwäche" oder "Energieverlust/Ängste/Depression" erfragt, um auch der Impfung zugeschriebene, aber mit großer Wahrscheinlichkeit davon unabhängige oder durch negative Erwartungen ausgelöste Symptome zu erheben. Teilnehmer mit Impfreaktionen bzw. -nebenwirkungen bei anderen Impfungen hatten zwar kein vermindertes Vertrauen in die Sicherheit der COVID-19-Impfung ex ante, jedoch in Impfungen allgemein und in das Handeln der Behörden im Hinblick auf Impfempfehlungen. Diese Gruppe ging häufiger davon aus, dass die Schutzwirkung vor einer COVID-19-Erkrankung geringer sei (dies wurde zu einem Zeitpunkt im Sommer 2021 erhoben, wo die COVID-19-Inzidenz gering und Impfdurchbrüche bei den zirkulierenden Varianten Alpha und Delta wenig prävalent waren). Aus diesen Ergebnissen lässt sich ebenfalls ableiten, dass gerade Menschen, deren empfundene Nebenwirkungen schwer objektivierbar und nach gängigen Kriterien nicht als schwerwiegend einzustufen sind, häufiger mit der Entscheidung über eine Impfung hadern -und ebenfalls andere Informationsbedürfnisse haben. Zuletzt ist noch ein weiteres Ergebnis bemerkenswert: Ältere Immunsupprimierte fühlten sich bei der Impfung besser informiert und besser betreut. Dies kann damit zusammenhängen, dass ihre eigene Nutzen-Risiko-Kalkulation stark zugunsten der Impfung ausfiel und die Erfahrungen ihrer Peers mit COVID-Erkrankungen einen entsprechenden Eindruck hinterlassen haben. Auch andere Präventionsangebote (jenseits von Impfungen) scheinen bei älteren Zielgruppen besser "anzukommen" [18] . Es ist denkbar, dass die bisherigen Aufklärungsmethoden und Informationen auf eine immer älter werdende Zielpopulation zugeschnitten sind. Grundlegendere Forschung zu effektiver und altersspezifischer Vermittlung von Präventionsangeboten inklusive einer Erforschung der Informationsbedürfnisse sowie der geeigneten Methoden dieser Informationsvermittlung wären wünschenswert. Die Studie unterliegt Limitationen, die bei der Interpretation der Ergebnisse beachtet werden sollten. So wurden lediglich Personen eingeschlossen, die beabsichtigten, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Der strukturelle Ausschluss von Impfgegnern könnte die Ergebnisse verzerren. Eine Stärke der Studie liegt in der rekrutierten Stichprobe, die Immunsupprimierte aus der täglichen Primärversorgung gut abbildet. Gleichzeitig kann ein Rekrutierungsbias durch die Art der Ansprache von freiwilligen Teilnehmenden nicht ausgeschlossen werden. Für eine weitere Untersuchung wäre eine vergleichbare Befragung von impfunwilligen Immunsupprimierten oder Immunsupprimierten, die initial mit einer COVID-19-Impfung haderten, wünschenswert. Die Ergebnisse dieser Befragung verdeutlichen eine hohe Akzeptanz gegenüber Impfungen allgemein als auch der COVID-19-Impfung unter impfwilligen Immunsupprimierten. Hierbei zeigen sich Altersund Geschlechtsunterschiede, die bei zukünftigen Impfkampagnen und der Gesundheitskommunikation mitberücksichtigt werden sollten. 4 Unter impfwilligen Immunsupprimierten kann eine hohe Befürwortung von Impfungen allgemein und spezifisch der COVID-19-Impfung beobachtet werden. 4 Männer standen der bevorstehenden COVID-19-Impfung positiver gegenüber und empfanden die COVID-19-Impfung als sicherer im Vergleich zu Frauen. 4 Unterschiede bezüglich der Impfakzeptanz sollten bei zukünftigen Impfkampagnen und der Gesundheitskommunikation mitberücksichtigt werden. Infections and biological therapy in patients with rheumatic diseases Efficacy and safety of the mRNA-1273 SARS-CoV-2 vaccine Local and systemic reactogenicity of COVID-19 vaccine BNT162b2 in patients with systemic lupus erythematosus and rheumatoid arthritis Efficacy of measles, mumps and rubella revaccination in children with juvenile idiopathic arthritis treated with methotrexate and etanercept Ist komplette Immunität gegen Masern bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen ein realistisches Ziel, und wie ist es möglicherweise zu erreichen? [Is complete immunity against measles a realistic target for patients with rheumatic diseases and how can it possibly be achieved? Das offizielle Dashboard zur Impfkampagne der Bundesrepublik Deutschland A comprehensive analysis of the efficacy and safety of COVID-19 vaccines COVID-19 vaccine hesitancy in patients with inflammatory bowel disease Incidence and severeness of COVID-19 hospitalization in patients with inflammatory rheumatic disease: a nationwide cohort study from Denmark COVID-19 vaccine acceptance among liver transplant recipients Frequencyofinfectioninpatientswithrheumatoid arthritis compared with controls: a populationbased study Willingness to obtain COVID-19 vaccination in adults with multiple sclerosis in the United States Adequacy of information provided by healthcare professionals on vaccines: results of a population survey in Spain Safety and efficacy of NVX-CoV2373 Covid-19 vaccine Einstellungen, Wissen und Verhalten von Erwachsenen und Eltern gegenüber Impfungen -Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2020 zum Infektionsschutz. BZGA -Federal Centre for Health Education Attitudes, knowledge, and behaviors of adults and parents toward vaccinations Effect of methotrexate, anti-tumor necrosis factor α, and rituximab on the immune response to influenza and pneumococcal vaccines in patients with rheumatoid arthritis: a systematic review and meta-analysis Zur Gesundheitsuntersuchung in deutschen Hausarztpraxen. eine sekundäre Analyse von Versorgungsdaten Effects of influenza vaccination and influenza illness on exacerbations in multiple sclerosis Wie gut sind Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen gegen Masern geschützt? [How well are patients with inflammatory rheumatic diseasesprotectedagainstmeasles? SARS-COV-2 vaccine acceptance in patients with rheumatic diseases: a cross-sectional study COVID-19 vaccine uptake and vaccine hesitancy in rheumatology patients receiving immunomodulatory therapies treated in community practice settings Vaccination recommendations for the adult immunosuppressed patient: A systematic review and comprehensive field synopsis Attitude, knowledge and factors associated with influenza andpneumococcalvaccineuptakeinalargecohort of patients with secondary immune deficiency SARS-CoV-2 variants, vaccines, and host immunity Third BNT162b2 vaccination neutralization of SARS-CoV-2 omicron infection Temporal relationship between environmental influenza A and Epstein-Barr viral infections and high multiple sclerosis relapse occurrence Risk of serious infection among patients receiving biologics for chronic inflammatory diseases: usefulness of administrative data TNFi is associated with positive outcome, but JAKi and rituximab are associated with negative outcome of SARS-CoV-2 infection in patients with RMD Willingness to be vaccinated against COVID-19: an exploratoryonlinesurveyinaPortuguesecohortof multiple sclerosis patients Risk for overall infection with anti-TNF and anti-integrin agents used in IBD: a systematic review and meta-analysis Recommendations for live viral and bacterial vaccines in immunodeficient patients and their close contacts Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 vaccine through 6 months EULAR recommendations for vaccination in adult patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases Safety and efficacy of the ChAdOx1 nCoV-19 vaccine (AZD1222) against SARS-CoV-2: an interim analysis of four randomised controlled trials in Brazil, South Africa, and the UK Impfen bei Immundefizienz : Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronischentzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie Immunization rates and vaccine beliefs among patients with inflammatory bowel disease: an opportunity for improvement Gender differences in the intention to get vaccinated against COVID-19: a systematic review and metaanalysis Background: Immunocompromised people are less likely to be vaccinated, despite an increased benefit of many vaccinations in terms of benefit-risk assessment, including the vaccines against SARS CoV-2 (COVID- 19) . Attitudes, expectations, and experiences with previous vaccinations influence the decision to get vaccinated. Objective: To explore the attitudes of immunocompromised people towards vaccinations in general and COVID-19 vaccination in particular and their experiences with COVID-19 vaccinations. Material and methods: As part of the CoCo Immune study, immunocompromised participants were surveyed in the spring and summer of 2021 (1 November 2021-7 September 2021) using questionnaires. Initially, they were asked about their expectations concerning a COVID-19 vaccination and followed up about their experience after COVID-19 vaccination. In addition, sociodemographic data, general attitudes toward vaccinations and experiences with previous vaccinations were collected. Analysis was performed using descriptive and bivariate statistics. Results: The 243 participants mostly approved vaccinations and expected the COVID-19 vaccination to be effective and well-tolerated. Women were more concerned about the safety of vaccinations and were more often worried about side effects. Older persons felt better informed than younger persons. Participants who reported subjective side effects of previous vaccinations were more skeptical about vaccinations as well as the government institutions that recommend vaccinations. They less often agreed with the statement "in retrospect, the COVID-19 vaccination has been harmless for me so far". Discussion: The participants mostly expressed a positive attitude and anticipation towards COVID-19 vaccinations; however, the age and sex differences found suggest that there are different information needs which should be addressed when educating individuals about vaccinations or designing vaccination campaigns. Immunosuppression · Vaccination · SARS-CoV-2 · Vaccine hesitancy · Vaccination acceptance · Vaccine Uptake