key: cord-0759055-syl8vl3r authors: Schreiber, Wolfgang; Wolf, Philipp; Bigalke, Nicole; Bigalke, Marc U.; Graf, Bernhard M.; Dittmar, Michael S. title: Managementstrategie für den Massenanfall von Erkrankten/Infizierten in Alten- und Pflegeheimen im Kontext der COVID-19-Pandemie date: 2021-04-20 journal: Med Klin Intensivmed Notfmed DOI: 10.1007/s00063-021-00816-1 sha: b9ace36b2d375f4e95c534433b5b57efa7e68389 doc_id: 759055 cord_uid: syl8vl3r BACKGROUND: During the coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic, outbreaks in inpatient care facilities, which grow into a large-scale emergency scenario, are frequently observed. A standardized procedure analogous to algorithms for mass casualty incidents (MCI) is lacking. METHODS: Based on a case report and the literature, the authors present a management strategy for infectious MCI during the severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) pandemic and distinguish it from traumatic MCI deployment tactics. RESULTS: This management strategy can be divided into three phases, beginning with the acute emergency response including triage, stabilization of critical patients, and transport of patients requiring hospitalization. Phase 2 involves securing the facility’s operational readiness, or housing residents elsewhere in case staff are infected or quarantined to a relevant degree. Phase 3 marks the return to regular operations. DISCUSSION: Phase 1 is based on usual MCI principles, phase 2 on hospital crisis management. Avoiding evacuation of residents to relieve hospitals is an important operational objective. The lack of mission and training experience with such situations, the limited applicability of established triage algorithms, and the need to coordinate a large number of participants pose challenges. CONCLUSION: This strategic model offers a practical, holistic approach to the management of infectious mass casualty scenarios in nursing facilities. In einer stationären Pflegeeinrichtung mit47 Bewohnernwird nachvereinzelten COVID-19-Fällen eine Reihentestung durchgeführt. Während der Testphase liefert der Rettungsdienst bereits 5 symptomatische Patienten in Kliniken ein. In der Testung erweisen sich 37 der 42 verbliebenen Heimbewohner sowie 17 Mitarbeiter als "Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus-2"(SARS-CoV-2)-positiv. Für Der San-EL wird übergeben, dass mehrere Bewohner einen reduzierten Allgemeinzustand und Atembeschwerden aufwiesen. In einer ersten Lagemeldung werden daraufhin 2 Rettungstransportwägen (RTW), ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) sowie die Unterstützungsgruppe San-EL angefordert. In vollständiger Infektionsschutzausrüstung beginnen 3 Teams gegen 15.00 Uhr mit der Sichtung. Abweichend vom lokal etablierten Amberg-Schwandorf-Algorithmus für die Vorsichtung (ASAV; [12] ) wird nach der COVID-19-Entscheidungshilfe der ÄLRD Bayern gesichtet [23, 27] . Das Sichtungsergebnis wird zusammen mit Vitalparametern und Temperatur auf Patientenanhängekarten dokumentiert. Die Sichtung ist nach 90 min abgeschlossen. Nachalarmierte Rettungsmittel übernehmen den Transport von 8 Die FüGK entscheidet, den Betrieb im Rahmen einer Ersatzvornahme dem privaten Pflegedienst interimsweise zu übertragen. Vor der Übergabe an diesen am Abend erfolgt eine dritte Sichtungsrunde durch den Leitenden Notarzt (LNA) mit 2 weiteren resultierenden Klinikeinweisungen. Der LNA führt über seine vor Ort befindliche Allgemeinarztpraxis die ärztliche Betreuung der Bewohner fort und verordnet insbesondere erforderliche Dauer-und Bedarfsmedikation, die durch eine lokale Apotheke ausgegeben wird. Abends kann die Einrichtung wieder in die reguläre ambulante Versorgung übergeben und der Einsatz endgültig abgeschlossen werden. In der Literatur wird das Management von traumatisch bedingten Großschadenslagen umfassend behandelt [6, 18, 19] , während sich zum Thema notfallmedizinische Einsatztaktik bei MANE/MANI keine spezifischen Einsatzalgorithmen finden. Gängige Sichtungskonzepte sind überwiegend für MANV-Lagen erstellt und evaluiert und können nicht ohne weiteres auf SARS-CoV-2-Infektionen übertragen werden. Die aktuelle Pandemiesituation stellt zudem erweiterte Anforderungen an die Einsatztaktik, die bei bisherigen Planungen nicht berücksichtigt wurden. Wesentliche Unterschiede zwischen MANV-und MANI-Lagen sind in . Tab. 1 zusammengefasst. Das MANI-Management in Rahmen der COVID-19-Pandemie geht über die akute Gefahrenabwehr hinaus und dient unter anderem dazu, ohnehin schon an der Grenze der Belastbarkeit agierende Krankenhäuser von vermeidbaren Patientenaufnahmen zu entlasten und eine Infektionsverschleppung in andere Einrichtungen zu verhindern. Wann immer möglich sollte die Evakuierung betroffener Einrichtungen trotz der Schwächung Med Klin Intensivmed Notfmed https://doi.org/10.1007/s00063-021-00816-1 © Der/die Autor(en) 2021 Background. During the coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic, outbreaks in inpatient care facilities, which grow into a large-scale emergency scenario, are frequently observed. A standardized procedure analogous to algorithms for mass casualty incidents (MCI) is lacking. Methods. Based on a case report and the literature, the authors present a management strategy for infectious MCI during the severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) pandemic and distinguish it from traumatic MCI deployment tactics. Results. This management strategy can be divided into three phases, beginning with the acute emergency response including triage, stabilization of critical patients, and transport of patients requiring hospitalization. Phase 2 involves securing the facility's operational readiness, or housing residents elsewhere in case staff are infected or quarantined to a relevant degree. Phase 3 marks the return to regular operations. Discussion. Phase 1 is based on usual MCI principles, phase 2 on hospital crisis management. Avoiding evacuation of residents to relieve hospitals is an important operational objective. The lack of mission and training experience with such situations, the limited applicability of established triage algorithms, and the need to coordinate a large number of participants pose challenges. Conclusion. This strategic model offers a practical, holistic approach to the management of infectious mass casualty scenarios in nursing facilities. Mass casualty incidents · Emergency medical services · Residential facilities · Disease outbreaks · SARS-CoV-2 Im Rahmen einer nichtärztlichen Vorsichtung mittels starrer Algorithmen oder einer ersten ärztlichen Sichtung werden Patienten mit akuter Störung der Vitalfunktionen und sofortigem Behandlungsbedarf (SK I, "rot", Sofortbehandlung) identifiziert [9] . Bei der Vorsichtung wird man aus pragmatischen Erwägungen häufig nicht umhinkommen, den jeweiligen für den MANV-Fall etablierten Vorsichtungsalgorithmus anzuwenden, auch wenn dieser regelhaft nur bedingt für internistische/infektiologische Krankheitsbilder geeignet ist. Umso wichtiger ist die nachfolgende ärztliche Sichtung, die spätestens im Rahmen der Entscheidungsfindung über den Hospitalisierungsbedarf (s. unten) erfolgt. Neben den rein medizinischen Kriterien sollte auch das Vorhandensein eventueller Patientenverfügungen berücksichtigt werden, sodass bei schwerstem Verlauf und gleichzeitiger Ablehnung einer intensivmedizinischen Therapie auch die Einordnung in SK IV (palliative Behandlung) zu erwägen ist. Im obigen Fallbeispiel wurde die erste Sichtung nicht nach dem Vorsichtungsalgorithmus, sondern nach der Entscheidungshilfe Hospitalisierung der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) Bayern [23, 27] vorgenommen und um die Messung von Vitalparametern und Temperatur ergänzt. Dies führte, zusammen mit den notwendigen Hygienemaßnahmen, zu einem unerwartet hohen Zeitbedarf (über 6 min pro Patient). In SK I gesichtete Patienten werden schnellstmöglich notfallmedizinisch stabilisiert und, sobald entsprechende Transport-und Aufnahmekapazitäten bereitgestellt wurden, in geeignete Krankenhäuser verbracht. Die Klinikzuweisung erfolgt analog zu den üblichen rettungsdienstlichen Vorgehensweisen mit entsprechender Voranmeldung (z. B. über die Leitstelle oder einen elektronischen Betten-und Behandlungskapazitätennachweis [14] ). Soforttransporte, wie sie nach schweren Traumata mitunter notwendig sind, dürften die Ausnahme darstellen. Der Hospitalisierungsbedarf wird nach medizinischen Kriterien festgestellt und ist eine ärztliche Entscheidung, die auf Grundlage von entsprechenden Entscheidungshilfen getroffen werden kann [13, 23, 27] . Bei der Beurteilung kann die Einbeziehung von allgemeinmedizinischem Sachverstand bzw. die Abstimmung mit den weiterbetreuenden ambulanten ärztlichen und pflegerischen Versorgungsstrukturen von Vorteil sein. Da es sich bei diesem Patientenkollektiv nicht mehr um kritische Patienten handelt, kann die Bettenzuweisung unter Einbeziehung der zuständigen Führungsebenen für die übergeordnete Bettenkapazitätssteuerung erfolgen [11] . Die Durchführung der Transporte erfolgt durch den Rettungsdienst, ggf. unter Nutzung von Sonderfahrzeugen und Kohortentransporten, um die Einsatzmittel der Regelvorhaltung zu entlasten. Während bei präklinischen MANV-Lagen der Einsatz mit Abschluss der ersten Phase und Räumung der Einsatzstelle in der Regel abgeschlossen ist, stellt sich bei Ausbruchsgeschehen, wie im obigen Fallbeispiel dargestellt, ein nachfolgendes Problem: Wenn das Pflegepersonal der Einrichtung zu einem erheblichen Anteil selbst ausfällt, kann unter Umständen die Versorgung der verbliebenen Bewohner der Einrichtung nicht mehr gewährleistet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass auch nichthospitalisierte COVID-19-Erkrankte einen deutlich höheren Pflegeaufwand benötigen, sodass die reguläre Personalbesetzung gegebenenfalls nicht ausreicht. Dies führt im ungünstigsten Fall zu einer Evakuierung der gesamten Einrichtung verbunden mit der Verlegung einer größeren Anzahl COVID-19-(Verdachts-)Fällen in andere Einrichtungen (Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäuser). In Zeiten ohnehin angespannter Belegungssituationen sollte dies tunlichst vermieden werden, was nur im Zusammenspiel von Träger bzw. Heimleitung, Kreisverwaltungsbehörden (Katastrophenstab, öffentlicher Gesundheitsdienst [ÖGD], Heimaufsicht) und im Ausnahmefall der San-EL und des Katastrophenschutzes bewerkstelligt wird. Insbesondere in Bezug auf administrativ-organisatorische Weichenstellungen (Personaluntergrenzen etc.) ist eine enge Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde, in diesem Fall der Heimaufsicht, anzustreben. Für die Entscheidung, in welchem Umfang ein Weiterbetrieb der Einrichtung möglich gemacht werden kann bzw. ob die (Teil-)Evakuierung von Gesunden und/oder Erkrankten bzw. Infizierten erfolgen muss, können die Kriterien in . Tab. 3 sowie . Abb. 1 herangezogen werden. Sofern die pflegerische Betreuung nicht durch das verbliebene heimeigene Personal geleistet werden kann, muss dies Für die verbleibenden Bewohner sind in Absprache mit dem ÖGD die notwendigen Absonderungsmaßnahmen (Isolation, Quarantäne) sicherzustellen. Hierfür müssen gewisse personelle und bauliche Anforderungen erfüllt sowie ausreichend Hygienematerial (persönliche Schutzausrüstungwie Schutzmasken, -brillen und -anzüge, Desinfektionsmittel) verfügbar sein. Es ist häufig sinnvoll, positiv getestete Bewohner in einen abgetrennten Bereich zusammenzulegen, um diese räumlich von den Gesunden zu isolieren. Durch eine engmaschige strukturierte klinische Überwachung der Bewohner kann auf neu symptomati-sche oder sich klinisch verschlechternde Patienten rechtzeitig reagiert werden. Neben der pflegerischen ist auch die ambulante hausärztliche Betreuung von großer Bedeutung für die Betriebsbereitschaft der Einrichtung. Diese kann u. a. durch Arbeitsüberlastung oder eigene Krankheits-bzw. Quarantänefälle der ambulanten Arztpraxen gefährdet sein. Ebenso ist auch die Versorgung mit Arznei-und Heilmitteln (insbesondere Sauerstoff) zu gewährleisten. In Bayern wurde die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung im Rahmen des Krisenfalls auf der Ebene der Kreisverwaltungsbehörden in die Hände von eigens bestellten Versorgungsärzten [3] bzw. koordinierenden Ärzten [5] gelegt. Bewährt hat sich die interimsweise Beauftragung von Heimärzten, die sich um die Betreuung sämtlicher Bewohner kümmern. Die freie Arztwahl ist jedoch zu gewährleisten; insbesondere können keine Besuche anderer Ärzte ausgeschlossen werden. Sofern die Entscheidung zugunsten einer (Teil-)Evakuierung gefallen ist, müssen die entsprechenden Transporte organisiert werden. Bewohner, die aufgrund ihres klinischen Zustands nicht auf einen qualifizierten Krankentransport angewiesen sind, sollten möglichst mit anderweitigen Fahrdiensten befördert werden, um den Rettungsdienst zu entlasten. Ist dies nicht möglich, sind Kohortentransporte zu erwägen. Träger und Leitung der Einrichtung sind gefordert, in Abstimmung mit dem ÖGD und der Heimaufsicht so rasch wie möglich die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme des Regelbetriebs zu schaffen. Neben einem funktionierenden Dienstplan mit eigenem Pflegepersonal sind die ambulante medizinische Versorgung sowie angeordnete Absonderungsund Infektionsüberwachungsmaßnah-men (Symptomverfolgung, Nachtestungen) sicherzustellen. Im Anschluss kann sukzessive mit dem Rücktransport der ausgelagerten bzw. entlassfähigen Bewohner begonnen werden. Bezüglich der Transporte sollten o. g. Prinzipien beachtet werden. Auch den eingesetzten Kräften des Rettungsdiensts sollte trotz stringenter Barrieremaßnahmen eine Selbstüberwachung auf Symptome und eine Virustestung angeraten und ermöglicht werden. Die SARS-CoV-2-Pandemie stellt einen globalen Gesundheitsnotstand dar und sprengt gängige Schweregradeinteilungen von Großschadenslagen und Katastrophen [10] . COVID-19-Ausbrüche in stationären Pflegeeinrichtungen sind ein häufiges Phänomen während der Pandemie. Die hier dargestellte Einsatzstrategie stellt einen praktikablen, ganzheitlichen Ansatz zum erweiterten notfallmedizinischen Management solcher Lagen dar. Die erste Phase lehnt sich dabei an die bekannten Einsatzgrundsätze der MANV-Versorgung an, sodass die Anwendung für die rettungsdienstlichen Einsatz-und Führungskräfte kein wesentliches Abweichen von etablierten Standards bedeutet. Dagegen orientiert sich Phase 2 mehr an Strategien des pandemiebezogenen Krankenhauskrisenmanagements mit den Stellgrößen Personal, Ressourcen und Raum [29] [30] [31] . Hier steht das Ziel im Vordergrund, in der betroffenen Pflegeeinrichtung mindestens das Betreuungsniveau der kompensierten Krisenversorgung zu erreichen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Ein vergleichbares Phasenmodell wurde bei einem Ausbruch in einem kanadischen Pflegeheim im Rahmen eines COVID-19-Ausbruchs angewendet. Hier erfolgte die organisatorische Unterstützung jedoch nicht durch den Rettungsdienst, sondern durch ein Krankenhaus [26] . Anders als bei den häufigeren MANV-Lagen kann der Rettungsdienst zu diesen speziellen MANI-Situationen wenig Übungs-und Praxiserfahrung vorweisen Abb. 1 8 Entscheidungshilfe über die Evakuierung gemäß der Kriterien aus . Tab. 3 (Kreissegmente) mit von außen nach innen abnehmender Relevanz. Die in den Kreissegmenten dargestellten Aspekte gehen fließend von der Regelsituation in eine zunehmende Mangelsituation über. Im Zentrum steht die Evakuierungsentscheidung (keine Evakuierung, Evakuierung der Gesunden/Nichtinfizierten (G), der Infizierten/Erkrankten (I) oder von Gesunden und Infizierten (I +G)). Günstig aus Sicht des Krankenhauskapazitätenmanagements wäre derVerzicht aufeine Evakuierung(rechteruntererQuadrant), die ungünstigste Variante die Evakuierung von allen Bewohnern (linker unterer Quadrant), die oberen beiden Quadranten stellen Zwischenstufen dar. Es sind auch Teilevakuierungen der jeweiligen Bewohnergruppen denkbar und es sind keine spezifischen einsatztaktischen Handlungsempfehlungen verfügbar. Ferner kann der Einsatz nicht in jedem Fall nach der ersten Einsatzphase als abgeschlossen betrachtet werden. Im Gegensatz zu MANI-Lagen außerhalb der Pandemie stellt das Erkennen der infektiösen Genese hingegen weniger Schwierigkeiten dar und die Einsatzkräfte sind in Bezug auf die Vorhaltung der erforderlichen Schutzausrüstung und den richtigen Umgang damit gerüstet. Anders als bei auf unklare biologische oder auf sonstige gefährliche Agenzien zurückzuführenden Gefahrenlagen sind zudem keine über die üblichen Hygienevorkehrungen hinausgehenden Dekontaminationsmaßnahmen erforderlich. Während für traumatologische Großschadenslagen eine Reihe von konkreten Handlungsempfehlungen vorliegt [6, 18, 19] , sucht man diese für den MANE-/MANI-Fall vergeblich. Die in der Bundesrepublik gängigen Vorsichtungsalgorithmen wurden überwiegend für chirurgische Patienten ent-wickelt und evaluiert [2, 7, 12, 16-18, 22, 28] und zeigen bei internistischen Patienten eine geringere Treffsicherheit [1] . Lediglich das Primäre Ranking zur initialen Orientierung im Rettungsdienst (PRIOR; [8] ) ist explizit auch für internistische Patienten vorgesehen und kann bei diesem Kollektiv rote Patienten sensitiver identifizieren, neigt jedoch zu relevanter Übertriage [1] . Während in der Traumasichtung die motorische Komponente des GCS die größte Vorhersagekraft für schwerverletzte Patienten aufweist [15] , ist dieser Parameter bei vorbestehend kognitiv oder motorisch beeinträchtigen Patienten wenig aussagekräftig, was die Anwendbarkeit von üblichen Vorsichtungsalgorithmen einschränkt. Die Bedeutung der ärztlichen Sichtung sei nochmals hervorgehoben. Bei fehlendem Behandlungswillen kann die Eingruppierung in die Sichtungskategorie IV mit nachfolgender palliativer Behandlung gerechtfertigt sein. Sofern eine entsprechend dokumentierte und kommunizierte Festlegung des Patientenwillens im Sinne eines Advance Care Planing besteht, ist dies für den Akutfall von Vorteil [21] . Das vorgestellte Fallbeispiel stellt sicherlich einen Extremfall mit komplettem Zusammenbruch der Betriebsbereitschaft der Pflegeeinrichtung dar. Eine Evakuierung konnte nur durch einen langdauernden Einsatz der San-EL und ein intensives Zusammenwirken aller Beteiligten letztlich mithilfe eines externen Pflegeunternehmens verhindert werden. In den meisten Fällen wird sich die betroffene Institution jedoch unmittelbar von der ersten Akutphase wieder in den Regelbetrieb überführen lassen, ohne dass es einer Übergangsphase bedarf. Umgekehrt ist ebenso denkbar, dass es keines Einsatzes der San-EL bedarf, sondern die Phasen 2 und 3 durch Heimleitung, niedergelassene Ärzteschaft und ggf. ÖGD bewältigt werden. Die beschriebene Einsatztaktik könnte auch auf Ausbrüche in anderen Einrichtungen, wie in Krankenhäusern, Reha-Kliniken oder Justizvollzugsanstalten, angewendet werden. In komplexen Lagen wie dieser sind eine standardisierte Führungsstruktur und ein eingespielter Führungsablauf unverzichtbare Voraussetzungen für das Gelingen des Einsatzes [10] . Einen erheblichen Vorteil stellte im Einsatzbeispiel der zum Einsatzzeitpunkt bereits ausgerufene Katastrophenfall dar, da die behördlichen Führungsstrukturen (FüGK) schon etabliert waren und steuernd eingreifen konnten. In einer Ad-hoc-Lage ohne Katastrophenfall ist die Einbeziehung einer örtlichen Einsatzleitung (ÖEL) nach Art. 15 Bayerisches Katastrophenschutzgesetz erwägenswert, die durch ihre weitreichenden Befugnisse eine Gesamtkoordination der einzelnen Akteure leisten kann. Das vorgestellte Phasenmodell stellt das akute Management von COVID-19-Ausbrüchen in Alten-und Pflegeheimen dar und zeigt die Unterschiede zu MANV-Lagen auf. Insbesondere im Bereich der (Vor-)Sichtung muss ggf. von etablierten Konzepten abgewichen werden. Nach der Akutphase steht bei kritischer Ein-schränkung der Personaldecke der Weiterbetrieb der Einrichtung im Fokus der Bemühungen. In Bayern werden die Katastrophenstäbe in Zukunft durch einen Pflegeleiter FüGK verstärkt, der übergeordnete Koordinationsaufgaben im Krisenmanagement der Pflegeeinrichtungen übernehmen soll [4] . Außerhalb des Katastrophenfalls sollte eine ÖEL einbezogen werden, die im Idealfall seitens des örtlichen Einsatzleiters mit einer medizinisch versierten Person (LNA, Organisatorischer Leiter Rettungsdienst) besetzt wird. Die aus der weltumspannenden Infektionslage gewonnen Erkenntnisse stellen eine wichtige Basis für die zukünftige Ausrichtung von sowohl Katastrophenverhütung ("mitigation") als auch Vorbereitung ("preparedness") dar, um für die nächste globale Pandemie besser gerüstet zu sein [10] . Diagnostische Güte von Vorsichtungsalgorithmen für den Massenanfall von Verletzten und Erkrankten Nichtärztliche Vorsichtung: Algorithmus für den Massenanfall verletzter oder chemisch intoxikierter Patienten ab dem Schulalter Notfallplan Corona-Pandemie: Aufrechterhaltung derArztversorgungwährenddesfestgestelltenKatastrophenfalls. Gemeinsame Bekanntmachung der Bayerischen Staatsministerien des Innern, für Sport und Integration und für Gesundheit und Pflege vom 26 Unterstützung der pflegerischen Versorgung während der Corona-Pandemie Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration und des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 21 Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (2020) Bekanntmachung zum Vollzug desInfektionsschutzgesetzes(IfSG)Aufrechterhaltung der Arztversorgung während der Corona-Pandemie Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 2. Dezember 2020, Az. G35e Algorithmus für den Massenanfall von Verletzten an der Unfallstelle Disaster triage: START, then SAVE-a new method of dynamic triage for victims of a catastrophic earthquake PRIOR: Vorsichtungssystem für Rettungsassistenten und Notfallsanitäter Sichtungs-Konsensus-Konferenz COVID-19 the showdown for mass casualty preparedness andmanagement:theCassandraSyndrome Der Ärztliche Leiter Führungsgruppe Katastrophenschutz als zentrale Entscheidungsinstanz bei der Steuerung regionaler Krankenhauskapazitäten in der Pandemie. Ein Erfahrungsbericht zur ersten Welle der COVID-19-Pandemie in einem bayerischen Regierungsbezirk Ein regional angepasstes Vorgehen zur Vorsichtung und Sichtungskennzeichnung beim Massenanfall von Verletzten COVID-19-Triage. Wer bleibt stationär? Das Modell Essen (COVID-19 Triage: Who is an inpatient? The Essen triage model) Rettungsdienst. Schneller in die richtige Klinik Comparative analysis of multiple-casualty incident triage algorithms mSTaRT-Algorithmus für Sichtung, Behandlung und Transport bei einem Massenanfall von Verletzten COVID-19 outbreak in long-term care facilities from Spain. Many lessons to learn Priorisierung von Pflegeheimbewohnern aus notfallmedizinischer Sicht. Corona-Pandemie 2020 (Prioritization of geriatric patients in care homes and residential homes in the context of the COVID pandemic) Validierung der Vorsichtung nach dem mSTaRT-Algorithmus Entscheidungshilfe zur Patientenzuweisung bei Verdacht auf COVID-19 für den bayerischen Rettungsdienst Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) Die Sanitätseinsatzleitung -ein praktikables Führungsinstrument? A hospital partnership with a nursing home experiencing a COVID-19 outbreak. Description of a multiphase emergency response in Toronto Entscheidungshilfe zur Patientenzuweisung bei Verdacht auf COVID-19 für die Anwendung im bayerischen Rettungsdienst Evaluation of a novel algorithm for primary mass casualty triage by paramedics in a physician manned EMS system: adummybasedtrial Command and control in hospitals during SARS-CoV-2 pandemic: the windmill model of disaster response Hospital preparedness for mass critical care during SARS-CoV-2 pandemic Massenanfall kritisch kranker Patienten, "mass criticalcare"imKrankenhausamBeispielderSARS-CoV-2 Pandemie Vorab-Teilveröffentlichung anlässlich der COVID-19-Pandemie