key: cord-0747773-0aac12w0 authors: Döhrn, Roland title: Konjunktur der Bundesländer: große Unterschiede, aber wenig aussagefähige Daten date: 2021-05-17 journal: Wirtschaftsdienst DOI: 10.1007/s10273-021-2920-7 sha: 17e9fba304e8bde750614bcb764651a8a2c0c5ef doc_id: 747773 cord_uid: 0aac12w0 In March 2021, the first release of regional national accounts in 2020 was published. Due to the coronavirus crisis, GDP shrank in all federal states, but with significant differences. However, the data must be interpreted with caution. The regional national accounts are subject to large revisions, which may change the position of a federal state in a growth ranking considerably. In nine out of 17 years analysed, there is no significant correlation between the ranking of the states in the initially released data and in the final data. Thus, methods of regional national accounting should be improved to reduce revisions. Der Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (AK VGRdL) hat Ende März 2021 wieder erste Daten zur Entwicklung der Wirtschaftsleistung in den deutschen Ländern im Vorjahr vorgelegt. 2020 ist das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in allen Ländern deutlich gesunken -angesichts der Corona-Krise keine Überraschung. Gleichwohl zeigen sich beachtliche Unterschiede: Während in Bremen (-7,0 %) und im Saarland (-6,7 %) das BIP deutlich stärker schrumpfte als in Deutschland insgesamt (-4,9 %) , kamen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit einem Rückgang von jeweils -3,2 % eher glimpfl ich davon. Dies kann zahlreiche Gründe haben. So unterscheiden sich die Wirtschaftsstrukturen der Länder. Es zeigte sich auch diesmal, dass eher industriell geprägte Länder wie Bayern und Baden-Württemberg aufgrund ihrer intensiven Einbindung in die internationale Arbeitsteilung stärker unter globalen Konjunktureinbrüchen leiden als eher vom Dienstleistungssektor geprägte Länder wie Berlin. Auch waren die Länder unterschiedlich stark von der Pandemie betroffen und mussten mithin die wirtschaftliche Aktivität in unterschiedlichem Maße einschränken. Mit allzu weitreichenden Interpretationen der konjunkturellen Unterschiede 2020 zwischen den Ländern sollte man aufgrund der aktuellen Zahlen allerdings vorsichtig sein. Denn bei diesen handelt es sich um vorläufi ge Angaben, die erfahrungsgemäß noch in erheblichem Maße und weitaus stärker als die entsprechenden Angaben für Deutschland insgesamt revidiert werden. Im Zuge dieses Revisionsprozesses kann sich die Position der Länder im Wachstumsgefüge noch beträchtlich ändern. Die VGRdL werden zunächst ausgehend von der Entstehungsseite erstellt. 1 Dabei verfolgt der Arbeitskreis einenwie er es selbst bezeichnet -Pseudo-Bottom-Up-Ansatz. in der Vergangenheit in den meisten Jahren der Fall, wie Abbildung 2 zeigt: Lediglich in acht und damit in weniger als der Hälfte der 17 betrachteten Jahre bestand eine signifi kante Korrelation zwischen der Rangfolge der Länder hinsichtlich der BIP-Raten bei der ersten Fortschreibung der VGRdL und der Rangfolge nach Abschluss des Revisionsprozesses. Aus alledem kann man zunächst zwei Schlussfolgerungen ziehen: Erstens muss man die aktuellen Daten der VGRdL mit Vorsicht genießen und keine voreiligen Schlüsse ziehen, also auch nicht dazu, welches Land die Corona-Pandemie besser bewältigt hat als andere. Zweitens sind die großen Revisionsintervalle ärgerlich für die Öffentlichkeit, da sie erst mit großem zeitlichem Abstand erfährt, wie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes war. 5 Daher sollte nach Möglichkeit versucht werden, die Revisionsanfälligkeit der VGRdL zu verringern. Ein Ansatzpunkt wäre, Arbeitsmarktkennziffern ein höheres Gewicht bei der Berechnung einzuräumen, da sie zum einen trennschärfer Regionen zugeordnet werden können als kapitalbezogene Wertschöpfungskomponenten, und diese zum anderen auch früher vorliegen und selbst weniger revisionsanfällig sind. Ein solches Vorgehen könnte allerdings zu von der bisherigen Praxis abweichenden Angaben zur Wertschöpfung auf Länderebene führen. Quelle: eigene Berechnungen. Quelle: eigene Berechnungen. Abbildung 3 zeigt den Zusammenhang zwischen BIP-Rate und dem IHK-Lageindex 2016, also dem derzeit letzten Jahr, für das endgültige Werte der VGRdL vorliegen. Es verdeutlicht, dass zwischen beiden Größen kein Zusammenhang besteht. Dies ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber in anderen Jahren sieht es nicht viel besser aus (Döhrn, 2021b, 20) . Der fehlende Zusammenhang zwischen beiden Größen ist zwar noch kein Beweis, dass die VGRdL ein nicht zutreffendes Bild der konjunkturellen Lage in den Ländern zeichnen. So deckt die IHK-Befragung nicht das gesamte Spektrum der Wirtschaftsbereiche ab. 7 Allerdings könnte das Ergebnis zum Anlass genommen werden, die Ergebnisse der VGRdL kritisch zu hinterfragen. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder, Methodenbeschreibung ESVG2010/Revision Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder) (2020), Qualitätsbericht Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 2020 Zur Revisionspraxis der VGR der Länder Zur Plausibilität der Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder, RWI Materialien Quelle: eigene Berechnungen. Abstract: In March 2021, the fi rst release of regional national accounts in 2020 was published. Due to the coronavirus crisis, GDP shrank in all federal states, but with signifi cant differences. However, the data must be interpreted with caution. The regional national accounts are subject to large revisions, which may change the position of a federal state in a growth ranking considerably. In nine out of 17 years analysed, there is no signifi cant correlation between the ranking of the states in the initially released data and in the fi nal data. Thus, methods of regional national accounting should be improved to reduce revisions.