key: cord-0742991-53v8v4uq authors: Augustin, M.; Hallek, M.; Nitschmann, S.; Nitschmann, S.; Augustin, M.; Hallek, M. title: Impfstoffentwicklung zur Prävention von COVID-19 bei Jugendlichen date: 2021-10-26 journal: Internist (Berl) DOI: 10.1007/s00108-021-01195-7 sha: e80bea54eba32b43a1cf3787a3746cb0a5a2b201 doc_id: 742991 cord_uid: 53v8v4uq nan Boten-RNA, die für das Spike-Glykoprotein des "severe acute respiratory syndrome coronavirus 2" (SARS-CoV-2) codieren. Grundlage der Zulassungserweiterung auf über 12-Jährige für Comirnaty und Spikevax waren die im Folgenden vorgestellten Studien, deren Ziel es war, Sicherheit und Wirksamkeit einer Impfung von 12-bis 15-jährigen bzw. 12-bis 17-jährigen Jugendlichen vor einer COVID-19-Infektion im Vergleich zu jungen Erwachsenen zu verifizieren. Das Geschlechterverhältnis war nahezu ausgeglichen. Das Durchschnittsalter betrug 13,6 Jahre in der Untersuchungs-und 19,5 Jahre in der Kontrollgruppe. Die Sicherheitsanalyse über den 2-monatigen Follow-up-Zeitraum zeigte bei den 12-bis 15-Jährigen ebenso wie bei der Kontrollkohorte ein gutes Sicherheitsprofil: Es traten kurzfristige leichte bis mittelschwere Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen auf, die nach 1-2 Tagen vorbeigingen. Müdigkeit und Kopfschmerzen waren in der Kontrollkohorte häufiger als bei den jüngeren Impflingen, bei denen Fieber ≥38°C häufiger beschrieben wurde. Antipyretika wurden von den 12-bis 15-Jährigen häufiger eingenommen als in der Kontrollkohorte (37 % vs. 32 % nach der ersten Impfung und 51 % vs. 42 % nach der zweiten Impfung). Systemische Nebenwirkungen waren nach der zweiten Impfung häufiger als nach der ersten. Schwere Nebenwirkungen traten bei 0,6 % der 12-bis 15-Jährigen und bei 1,7 % der 16-bis 25-Jährigen auf. Die Immunantwort der 12-bis 15-Jährigen war der der 16-bis 25-Jährigen 1 Monat nach der zweiten Impfung nicht unterlegen: 1,76 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,47-2,10). Der Mittelwert der Antikörpertiter betrug einen Monat nach der zweiten Impfung durchschnittlich 1283,0 bei den 12-bis 15-Jährigen und 730,8 bei den 16bis 25-Jährigen, der Titeranstieg 118,3 vs. 71,2. Bei den am Studienbeginn COVID-19negativen 12-bis 15-Jährigen wurde keine COVID-19-Infektion 1 Woche bis 6 Monate nach der zweiten Verumimpfung nachgewiesen, bei den placebogeimpften Jugendlichen traten 16 COVID-19-Infektionen auf (Impfeffektivität 100 %; 95 %-KI 78,1-100). Zwischen Impfung 1 und Impfung 2 traten 3 COVID-19-Infektionen bei Verum-und 12 bei Placeboimpflingen auf (Impfeffektivität 75 %; 95 %-KI 7,6-95,5). Keine einzige Infektion verlief in dieser Altersgruppe schwer. Unabhängig von einer stattgehabten Infektion wurde bei keinem der Verum-und bei 18 der Placeboprobanden eine COVID-19-Infektion mindestens 7 Tage nach der zweiten Impfdosis nachgewiesen, was einer Impfeffektivität von 100 % (95 %-KI 78,1-100) entspricht. Das Geschlechterverhältnis war nahezu ausgeglichen. Das Durchschnittsalter betrug 14,3 Jahre, wobei 75 % der Teilnehmer zwischen 12 und 15 Jahre alt waren. Die Sicherheitsanalyse über den durchschnittlich 83-tägigen Follow-up-Zeitraum zeigte bei den 12-bis 15-Jährigen ein gutes Sicherheitsprofil: Lokale Nebenwirkungen traten nach der ersten bzw. zweiten Impfung bei 94,2 % und 93,4 % der Ve-rum-sowie 36,8 % und 32,6 % der Placeboimpflinge auf. Am häufigsten kam es zu Schmerzen an der Injektionsstelle. Systemische Nebenwirkungen wurden von 68,5 % der Impflinge nach der ersten und 86,1 % nach der zweiten Impfung angegeben. Am häufigsten waren Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Myalgien. Kopfschmerzen wurden nach der ersten bzw. zweiten Impfung bei 44,6 % und 70,2 % der Verum-sowie 38,5 % und 30,2 % der Placeboimpflinge dokumentiert. Fieber trat nur selten auf. Die Nebenwirkungen persistierten durchschnittlich 4 Tage. Zwischen den 12-bis 15-Jährigen und den 16-und 17-Jährigen konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Nebenwirkungen gezeigt werden. Myokarditiden bzw. Perikarditiden traten nicht auf. Die Immunantwort der 12-bis 17-Jährigen war der der 18-bis 25-Jährigen 28 Tage nach der zweiten Impfung nicht unterlegen: Quotient der geometrischen Mittel 1,08 (95 %-KI 0,94-1,24). Die serologische Antwort auf die Impfung konnte bei 98,8 % der 12-bis 17-Jährigen und 98,6 % der 18bis 25-Jährigen gezeigt werden. Der Mittelwert der Antikörpertiter betrug einen Monat nach der zweiten Impfung 1401,7 bei den 12-bis 17-Jährigen und 1301,3 bei den 18-bis 25-Jährigen. Bei den am Studienbeginn COVID-19negativen 12-bis 17-Jährigen wurde keine COVID-19-Infektion binnen der Followup-Zeit nach der zweiten Verumimpfung diagnostiziert, bei den placebogeimpften Jugendlichen traten 4 COVID-19-Infektionen auf (0/2486 vs. 4/1240; Impfeffektivität 100 %; 95 %-KI 28,9-100). Bei der Per-Protokoll-Kohorte wurde eine SARS-CoV-2-Infektion 14 Tage nach der zweiten Impfung bei 23 Placebo-und 22 Verumimpflingen nachgewiesen (22/2139 vs. 23/1042; Impfeffektivität 55,7 %; 95 %-KI 16,8-76,4), eine asymptomatische SARS-CoV-2-Infektion bei 16 Placebo-und 21 Verumimpflingen (21/2139 vs. 16/1042; Impfeffektivität 39,2 %; 95 %-KI -24,7-69,7). Keine einzige Infektion verlief in dieser Altersgruppe schwer. Spätestens seit der schnellen Verbreitung der "variant of concern" B.1.617.2 (Delta-Variante) auch in Europa ist insbesonde-re die Rolle von mRNA-Impfstoffen wie mRNA-1273 (Spikevax, Moderna) oder BNT162b2 (Comirnaty, BioNTech/Pfizer) in der Prävention schwerer, intensivpflichtiger Verläufe von COVID-19 unumstritten. So ist es nun auch für 12-bis 16-Jährige, für die bislang keine Impfungen zur Prävention von COVID-19 zugelassen waren, möglich, eine persönliche Impfentscheidung zu treffen. Damit bestehen gute Voraussetzungen, sich vor den steigenden SARS-CoV-2-Inzidenzwerten im Herbst zu schützen. Zielstruktur ist auch hier in beiden Fällen das Spike-Protein Glykoprotein S, das nach Bindung an den Angiotensinconverting-enzyme(ACE)-2-Rezeptor für den Zelleintritt von SARS-CoV-2 verantwortlich ist. Gegen Glykoprotein S werden nach erfolgreicher Impfung im besten Fall humorale und zelluläre Immunantworten gebildet. In beiden Fällen liegen methodisch korrekte, placebokontrollierte, randomisierte sowie verblindete klinische Phase-II/III-Studien zur Evaluation der Sicherheit und Effektivität einer zweizeitigen Verabreichung des jeweiligen Impfstoffs vor (Intervall 21 Tage bei Comirnaty vs. 28 Tage bei Spikevax). So konnte bei BNT162b2 an insgesamt 2260 12-bis 15-jährigen Probanden (1131 Verum-und 1129 Kontrollprobanden) und bei mRNA-1273 an insgesamt 3732 12bis 17-jährigen Probanden (2489 Verum-und 1243 Kontrollprobanden) in 100 % (BNT162b2) bzw. 93 % (mRNA-1273) der Fälle eine symptomatische COVID-19 verhindert werden. Es muss darauf hingewiesen werden, dass nur in der Studie von Moderna zwischen asymptomatischer SARS-CoV-2-Infektion und symptomatischer COVID-19 unterschieden wurde. So konnte 2 Wochen nach zweiter mRNA-1273-Impfung in 70 % der Fälle eine asymptomatische SARS-CoV-2-Infektion verhindert werden. Es ist wichtig zu betonen, dass die 27 aufgetretenen asymptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen unbemerkt im häuslichen Umfeld verlaufen sind. Diese Daten liegen in der Studie von BioNTech/Pfizer nicht vor. Dies muss im direkten Vergleich zu den errechneten Impfeffektivitäten des jeweiligen Impfstoffs für Erwachsene berücksichtigt werden [3, 4] for the COVE Study Group (2020) Efficacy and safety of the mRNA-1273 SARS-coV-2 vaccine Safety and efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 vaccine An mRNA vaccine against SARS-CoV-2-preliminary report Development of vaccines for prevention of COVID-19: part 2 Development of vaccines for prevention of COVID-19