key: cord-0733786-yvf9qttl authors: Frieß, C.; Bayerl, T. title: Unterricht an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter der Landeshauptstadt München im Angesicht der COVID-19-Pandemie date: 2020-05-13 journal: Notf Rett Med DOI: 10.1007/s10049-020-00709-4 sha: d274b3d8344967ab5fd34f8ef62aead3adc9ea04 doc_id: 733786 cord_uid: yvf9qttl The ongoing Coronavirus crisis forced both the Berufsfachschule für Notfallsanitäter (emergency paramedic vocational school) of the Munich fire department and all other German schools to quit classroom teaching within just a few days. Similarly, all practical trainings at clinics and on ambulances had to be put on hold. As the apprentices’ training objective was acutely endangered by the expected lengthy teaching downtimes, it was of crucial importance to successfully establish homeschooling. While members of our teaching staff were additionally bound by support for the Munich crisis unit, the switch to virtual classroom teaching for all ongoing courses significantly increased the overall workload of the staff. In a first step, we established a fast video and communication platform via Microsoft Skype. All other issues had to be solved on the fly due to the lack of preparation time. Soon it became obvious that using only classic upfront teaching methods was not an option due to the resulting monotony of a full-time 35 h training week. Additionally, we had to ensure that exams would also be possible during homeschooling to avoid the accumulation of missing performance assessments. Within a few days, it became clear that almost all forms of social interactions and teaching methods could be integrated into the virtual classroom with minor limitations. A survey among students showed that while homeschooling cannot fully replace classroom teaching, it is considered a good alternative in emergency situations. Furthermore, many trainees think that homeschooling could be a valuable addition to normal classroom teaching. Maybe this crisis could turn out to be the beginning of a new complementary teaching strategy. Bislang galt es als Erstes festzustellen, ob sich der Patient in einem kritischen Zustand befindet. Jetzt wird zunächst nach grippeähnlichen Symptomen und nach einem Aufenthalt in Risikogebieten oder Kontakt zu einem Patienten mit "coronavirus disease 2019" (COVID-19) gefragt. Hinzu kommen die massiven Einschränkungen im Bereich der Schulen und der beruflichen Ausbildung. In diesem Bericht sollen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Berufsausbildung von Notfallsanitäter*innen an der Berufsfachschule der Landeshauptstadt München aufgezeigt werden. Des Weiteren möchten wir darlegen, wie wir als Schule (Lernende und Die Berufsfachschule für Notfallsanitäter*innen mit dem Fachbereich Rettungsmedizin ist Teil der Feuerwehr-und Rettungsdienstschule der Berufsfeuerwehr München. In diesem Fachbereich werden verschiedenste Lehr-und Ausbildungsformate angeboten. Im Jahr werden etwa 1400 Personen durch den Fachbereich aus-, fort-und weitergebildet. Das Team besteht aus insgesamt 14 Personen inklusive des Schulleiters und dessen Stellvertreter, der Teamassistenz und der Lehrkräfte. Von den 13 Lehrkräften verfügen 7 über einen Hochschulabschluss und zusätzlich über die Qualifikation im Einsatzdienst (. Tab. 1). Alle Lehrkräfte, auch diejenigen ohne pädagogisches Studium, sind von der Regierung von Oberbayern als Lehrkräfte für die Notfallsanitäterausbildung genehmigt und zusätzlich im Feuerwehr-und Rettungsdienst aktiv. So entschlossen wir uns, alle Auszubildenden virtuell an die Schule zu holen und mittels Homeschooling zu unterrichten. Für Lernende, die in praktischen Ausbildungsphasen waren, wurden theoretische Schulblöcke vorgezogen. Es brauchte eine schnelle und unkomplizierte Lösung, um die hohe Qualität der schulischen Ausbildung weiterhin zu gewährleisten. Wir entschieden uns explizit dagegen, einfache Arbeitsaufträge zu verteilen, mit welchen sich die Schüler*innen dann komplett eigenverantwortlich befassen müssten. Im Rahmen einer Lehrerkonferenz entschieden wir uns, online-bzw. Skype-basierten Unterricht durchzuführen und so den Stundenplan grundsätzlich aufrechtzuerhalten. Zusammen mit der IT-Abteilung der Branddirektion bauten wir innerhalb von drei Stunden am Montag 4 voll funktionsfähige Skype-Klassenzimmer mit 2 Bildschirmen und Webcam auf (. Abb. 1a). So konnte der Unterricht ohne Unterbrechung planmäßig weitergeführt werden. Der einzige Unterschied war der Ort der Präsenz. Im weiteren Verlauf unterrichteten dann auch die Lehrkräfte von zu Hause (. Abb. 1b). Notfall Rettungsmed https://doi.org/10.1007/s10049-020-00709-4 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Homeschooling · Online-Unterricht · Berufliche Ausbildung · Evaluation · Leistungserhebung The ongoing Coronavirus crisis forced both the Berufsfachschule für Notfallsanitäter (emergency paramedic vocational school) of the Munich fire department and all other German schools to quit classroom teaching within just a few days. Similarly, all practical trainings at clinics and on ambulances had to be put on hold. As the apprentices' training objective was acutely endangered by the expected lengthy teaching downtimes, it was of crucial importance to successfully establish homeschooling. While members of our teaching staff were additionally bound by support for the Munich crisis unit, the switch to virtual classroom teaching for all ongoing courses significantly increased the overall workload of the staff. In a first step, we established a fast video and communication platform via Microsoft Skype. All other issues had to be solved on the fly due to the lack of preparation time. Soon it became obvious that using only classic upfront teaching methods was not an option due to the resulting monotony of a full-time 35 h training week. Additionally, we had to ensure that exams would also be possible during homeschooling to avoid the accumulation of missing performance assessments. Within a few days, it became clear that almost all forms of social interactions and teaching methods could be integrated into the virtual classroom with minor limitations. A survey among students showed that while homeschooling cannot fully replace classroom teaching, it is considered a good alternative in emergency situations. Furthermore, many trainees think that homeschooling could be a valuable addition to normal classroom teaching. Maybe this crisis could turn out to be the beginning of a new complementary teaching strategy. Homeschooling · Online education · Education, professional · Program evaluation · Educational measurement In der ersten Unterrichtsstunde wurde den Schüler*innen an praktischen Beispielen das Programm Skype erklärt und auf mögliche Funktionen hingewiesen. Das Thema Datenschutz wurde nochmals intensiv mit den Schüler*innen besprochen. In diesem Zuge wurde explizit auf die Freiwilligkeit der Kameraübertra-Notfall + Rettungsmedizin Abb. 1 9 a Skype-Klassenzimmer (© all rights reserved, mit freundl. Genehmigung der Autoren). b Unterricht aus dem Homeoffice (© all rights reserved, mit freundl. Genehmigung der Autoren) gung hingewiesen. Im Anschluss wurde der Unterricht entlang der didaktischen Jahresplanung begonnen. Inhaltlich mussten wir uns auf theoretische Inhalte beschränken, da im Homeschooling keinerlei Möglichkeit von praktischen Übungen bestand. Die Umstrukturierung des Präsenz-auf Online-Unterricht bedurfte einer Anpassung des Stundenplans, was aber zu keiner Verzögerung des Unterrichtsbeginns führte. Es bedarf einer kurzen Phase der Eingewöhnung, um damit zurechtzukommen, nicht persönlich mit der Klasse, sondern lediglich mit dem Computerbildschirm zu sprechen. Danach können im Homeschooling nahezu gleiche Effekte des lehrerzentrierten Unterrichts erreicht werden wie im Klassenzimmer [3] . Um Störgeräusche zu reduzieren, ist es wichtig, dass alle Teilnehmer ihr Mikrofon auf "stumm" schalten, die sich gerade nicht am Unterrichtsgespräch beteiligen. Dies reduziert unterrichtsfremde Gespräche zwischen Schüler*innen deutlich und ermöglicht aus Lehrersicht einen ungestörteren Unterricht. Die Unterrichtsbeteiligung lässt sich je nach Klassendisziplin auf zweierlei Weise abbilden. Einerseits ist es möglich, dass die Lernenden frei in den Raum sprechen, wenn Fragen gestellt werden oder Unklarheiten bestehen. Alternativ können in Skype sogenannte Reaktionen (Emojis) geschickt werden oder im parallel laufenden Chat Meldungen erfolgen und der Lernende infolgedessen aufgerufen werden. Einerseits unterbricht das freie Gespräch von Schüler*innen den Unterrichtsverlauf deutlich weniger und ermöglicht gleichzeitig bessere Diskussionen, auch zwischen Lernenden. Andererseits können sich Lernende in einem Frage-Antwort-Gespräch einfach aus dem Unterrichtsgeschehen herausnehmen. Weiterhin kommen meist bereits nach Sekunden auf Fragen antworten, sodass die Bedenkzeit für leistungsschwächere Schüler*innen oft zu kurz ist. Voraussetzung Noten vor dem Computer -wie soll das funktionieren? Die Schüler*innen können doch jederzeit das Internet befragen. In der Tat stellt die Notenerhebung Lernende wie auch Lehrende vor Herausforderungen. Eine schnelle Kurzarbeit oder eine klassische Schulaufgabe ist tatsächlich nicht möglich. Gerade die Arbeit mit dem Lehrbuch oder dem Internet verlangt vom Lernenden ein hohes Maß an Problemlösekompetenz. Es gilt, aus einer Vielzahl an Quellen seriöse zu identifizieren und aus der Fülle an Informationen die für den Arbeitsauftrag unter Einbeziehung der beruflichen Tätigkeit relevanten Fakten herauszufiltern. Dennoch ergeben sich auch im Homeschooling zahlreiche Möglichkeiten der Leistungserhebung. Denn auch wenn die Schüler*innen sich heute noch wünschen, es würden in der aktuellen Situation keine Noten erhoben, wäre der Frust nach der Corona-Krise umso größer, da die Leistungserhebung nachgeholt werden müsste. Die üblichen Mitarbeitsnoten oder mündlichen Noten bleiben vom Homeschooling unberührt. Bei der Fragenbzw. Aufgabenstellung gilt es aber, die angeführte Möglichkeit der Internetrecherche bzw. den Einblick in alte Mitschriften im Hinterkopf zu behalten. Wiederholungen der letzten Unterrichtseinheit zu benoten, bietet sich daher beispielsweise nicht an. Der klassische schriftliche Leistungsnachweis im Homeschooling heißt Hausarbeit. Die Lernenden haben die Möglichkeit, sich in das Unterrichtsthema weiter einzuarbeiten und gleichzeitig das Gelernte zu wiederholen. Im Vergleich zu einer Stegreifaufgabe oder einer Schulaufgabe erhöht sich allerdings der Arbeitsaufwand der Lernenden deutlich. Dies gilt es in der Stundenplanung zu berücksichtigen und bedarf daher einer möglichst frühzeitigen Planung. Nicht zu vergessen ist auch, dass eine Notengebung eine Woche vorher angkündigt werden muss. Auch der Korrekturaufwand erhöht sich für die Lehrenden deutlich. In der Anfangszeit galt es, den Lernenden die Hausarbeiten frühzeitig zu reflektieren, damit sich Fehler nicht festigten und sich kein falscher Lernprozess bei den Lernenden einstellte. Um eine einheitliche Korrektur zu ermöglichen, wurde für unsere Schüler*innen ein Bewertungsbogen erstellt, der von jeder Lehrkraft je nach Schwerpunkt der Arbeit angepasst wurde. Dieser Bewertungsbogen wurde den Lernenden zusammen mit dem Arbeitsauftrag geschickt. Die Korrektur ist sowohl digital via Apple Pencil oder analog über die Variante Drucken/Korrigieren/Scannen möglich. Die zweite Korrekturvariante bedarf darüber hinaus eines eigenen Druckers mit ausreichend Papier und Tintenpatrone, was im Homeoffice zu einem Problem werden kann. Beide Varianten bedürfen eines erhöhten organisatorischen Aufwands, da jedem Lernenden die Korrektur persönlich zugesandt werden muss. Zusammenfassend stellen Hausarbeiten eine gute Abwechslung zur typischen Schulaufgabe dar und fördern Notfall + Rettungsmedizin Interview: Coronavirus-Patient Nummer 1 RKI (2020) COVID-19: Fallzahlen in Deutschland und weltweit Grundlagen der Didaktik das selbstständige und wissenschaftliche Arbeiten. Hausarbeiten unterscheiden sich sehr stark von der geforderten Form der Leistungserhebung im Staatsexamen und sind damit nur sehr bedingt für die Vorbereitung sinnvoll. Referate bilden eine Kombination aus mündlichem und schriftlichem Leistungsnachweis. Sie lassen sich im Homeschooling genauso wie im Präsenzunterricht abbilden. Die Darstellungsmethoden sind analog der Unterrichtsmethoden reduziert und erfordern vor allem beim Sender eine gute Internetqualität. Mit Ausnahme eines Schülers konnten wir diese Methode problemlos realisieren, in diesem einen Fall musste die Präsentation von der Lehrkraft abgespielt werden.Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass sich viele Sozialformen und Unterrichtsmethoden auch im Homeschooling anbieten und man sich nicht auf den klassischen Frontalunterricht beschränken muss. Analog zum Klassenzimmer stellt der Frontalunterricht dennoch meist die einfachste und schnellste Form der Unterrichtsvorbereitung dar. Darüber hinaus bedarf es auch seitens der Lehrkräfte eines hohen Maßes an Medienkompetenz, um den Wechsel der Unterrichtsmethoden sicher zu gewährleisten.So wurde in der ersten Woche überwiegend im Frontalunterricht und ohne Leistungserhebung unterrichtet. In der dritten Woche rutschte je nach Klasse und Lehrkraft der Frontalunterricht analog zum Klassenzimmer immer mehr in den Hintergrund. Zur Evaluation unseres Homeschooling-Unterrichts haben wir unsere 50 Schüler*innen befragt und konnten von 46 eine Rückmeldung erhalten. 93 % stimmten einer guten Unterrichtsqualität voll und ganz bzw. eher zu und ebenso viele gaben an, dass sie den Unterricht interessant fanden. Im Gegenzug gaben 52 % an, sich nicht so gut konzentrieren zu können. Dass Homeschooling den klas- (N = 9) . Die Rücklaufquote betrug 100 %. Mit der "Methode" Microsoft Skype kamen 89 % "gut zurecht". Ein weiterer Fokus war die Dauer der Unterrichtsvorbereitung, hier benötigten 33 % (n = 3) etwas mehr Zeit als im Präsenzunterricht. Im Vergleich zum normalen Schulunterricht empfanden 89 % den Online-Unterricht "etwas schlechter" als den Präsenzunterricht. Eine Hypothese von uns war, dass wir als Lehrende nicht mitbekommen, wenn die Aufmerksamkeit der Schüler*innen nachlässt. Dieses subjektive Gefühl bestätigten 89 % der Lehrkräfte. Dennoch waren insgesamt 89 % (n = 8) der Lehrkräfte mit dem Homeschooling, so wie wir es durchgeführt hatten, "sehr zufrieden" oder "zufrieden".