key: cord-0730628-g9n2mfni authors: Hattenbach, Lars-Olof; Reinhard, Thomas; Walter, Peter; Roider, Johannes; Feltgen, Nicolas; Hesse, Lutz; Schrecker, Jens; Eter, Nicole title: Krisenstrategien der Kliniken während der Pandemie date: 2020-07-01 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-020-01162-x sha: b6983db494e698256020cc3400040164468fdbe1 doc_id: 730628 cord_uid: g9n2mfni BACKGROUND: The SARS-CoV‑2 pandemic has led worldwide to substantial limitations in healthcare systems. This article describes the recent developments and measures from March through May 2020, which have contributed to the maintenance of ophthalmological care at in-patient departments of ophthalmology. METHODS: PubMed literature search, own data, interhospital survey. RESULTS: The rapid implementation of infection and hygiene control measures and adaptation of standard operating procedures (SOP) to minimize the risk of infection, along with prioritized urgent and emergency care combined with postponement of elective procedures enabled the continuous care of ophthalmological patients. CONCLUSION: Despite the challenge of a significant shift of medical resources during the SARS-CoV‑2 pandemic, medically urgently necessary ophthalmological treatments are continuously provided by maximum care clinics; however, based on currently available data, it cannot be ruled out whether treatment of emergency patients was delayed during the pandemic. Hintergrund Die SARS-CoV-2(Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2)-Pandemie hat während der ersten Monate des Jahres 2020 weltweit zu tiefgreifenden Veränderungen der medizinischen Versorgung mit massiven Einschränkungen bei chirurgischen Eingriffen und nichtdringlichen ambulanten wie stationären Behandlungen geführt [1] [2] [3] [4] . Es wird geschätzt, dass weltweit und fächerübergreifend allein in den ersten 12 Wochen der Pandemie 28.404.603 Operationen, d. h. 2.367.050 Operationen pro Woche aufgrund von COVID-19 (Coronavirus-Krankheit-2019) abgesagt wurden [5] . Im Zuge der Umstellung der Kliniken auf die zu erwartende Versorgung von COVID-19-Patienten mit Bereitstellung möglichst großer Intensivbettenkapazitäten und Beatmungsplätzen ist es dabei v. a. zu erheblichen Einschränkungen bei der Durchführung elektiver Eingriffe gekommen [6, 7] . Aufgrund der dadurch entstandenen konkurrierenden Situation um stationäre Behandlungsplätze sowie Die Mitglieder der Vereinigung Ophthalmologischer Lehrstuhlinhaber werden am Beitragsende in . Tab. 1 gelistet. personelle und operative Ressourcen waren bettenführende Augenkliniken, insbesondere an Häusern der Maximalversorgung, hiervon in besonderem Maße betroffen. Zusätzlich verschärft wurde diese Situation durch die in der Regel für den gesamten Klinikbereich geltende Anpassung der "standard operating procedures" (SOP) auch für nichtstationäre Patienten und die weitgehende Einschränkung des Patienten-und Besucherstroms in den Krankenhäusern, die eine ersatzweise Verlagerung des Schwerpunkts der Patientenversorgung in den ambulanten Bereich unmöglich machte. bereichen erforderte [9] . Als Teil dieser Strategie wurde in den bettenführenden Abteilungen vieler Kliniken der Maximalversorgung eine "Teilung der Teams" (z. B. im wöchentlichen oder 14-tägigen Wechsel) vorgenommen, um im Falle der Ansteckung eines oder mehrerer Teammitglieder eine sofortige Quarantäne aller beteiligten Ärzte umsetzen zu können und durch den umgehenden Einsatz des "Reserveteams" eine kontinuierliche medizinische Versorgung zu gewährleisten. Mit der hierdurch entstehenden personellen Verknappung wurden Versorgungsengpässe zwar weiter verschärft, allerdings erforderte die im Vergleich zu anderen Fachgruppen besondere Gefährdung von Augenärzten auch eine besondere Aufmerksamkeit der Augenkliniken hinsichtlich geeigneter Hygienemaßnahmen, war doch eines der ersten Opfer unter dem medizinischen Personal in Wuhan jener Augenarzt, der vor dem Ausbruch der Pandemie gewarnt hatte [10, 11] . So hatte Anfang Februar 2020 die "American Academy of Ophthalmology" auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Konjunktivitis und 2019-nCoV hingewiesen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen empfohlen. Es war vermutet worden, dass das Virus eine Konjunktivitis hervorrufen kann, die möglicherweise auch vor der Entwicklung einer respiratorischen Symptomatik auftritt und durch Tröpfcheninfektion über die Bindehaut übertragen werden kann. Jüngere Publikationen zeigen jedoch, dass das Risiko einer Ansteckung durch Tränenflüssigkeit selbst bei COVID-19-Patienten eher gering ist und auch die Häufigkeit des Auftretens einer Konjunktivitis nur bei etwa 1 % liegt [12] [13] [14] . Hinzu kommt, dass das Angiotensin-Converting-Enzym 2 (ACE2), das fürdenEintritt von SARS-CoV-2 in Körperzellen wahrscheinlich von Bedeutung ist, für den konjunktivalen Übertragungsweg wohl eher keine Rolle spielt. So konnten Lange et al. zeigen, dass u. a. der SARS-CoV-2-Rezeptor ACE2 in der Bindehaut nicht in nennenswertem Maße auf mRNA-und Proteinebene synthetisiert wird, was eine konjunktivale Infektion mit SARS-CoV-2 über diesen Mechanismus eher unwahrscheinlich macht [15] . Wie in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft berichtet, sollte Tränenflüssigkeit zwar dennoch als potenziell infektiöses Material behandelt werden, doch birgt für den Augenarzt v. a. die Nähe zwischen Patient und Untersucher, z. B. an der Spaltlampe, eine Ansteckungsgefahr durch Einatmung von Aerosolen aus der unmittelbaren Ausatemluft, weshalb für den Umgang mit potenziell Infizierten das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MSN) angeraten wurde [11, 12, [16] [17] [18] [19] [20] Despite the challenge of a significant shift of medical resources during the SARS-CoV-2 pandemic, medically urgently necessary ophthalmological treatments are continuously provided by maximum care clinics; however, based on currently available data, it cannot be ruled out whether treatment of emergency patients was delayed during the pandemic. rona-Test-Ambulanzen, internistische Stationen) eingesetzt. Insgesamt war in den meisten Kliniken ab Ende April/Anfang Mai ein schrittweiser Übergang in den Normalbetrieb feststellbar, allerdings mit zusätzlichen präventiven Maßnahmen wie Rachenabstrichen bei ambulant oder stationär zu operierenden Patienten, dem Verschieben von OP-Terminen um 2 Wochen bei symptomatischen Patienten oder einer präoperativen Diagnostik (Röntgen des Thorax, CT) bei zeitkritischen Patienten mit Atemwegssymptomatik. Vielerorts wurden ab Mai auch aufgeschobene Operationen aus dem Lockdown durchgeführt bei z. T. eingeschränkter Kapazität an OP-Sälen und Personal zur stationären postoperativen Versorgung, da dieses zur Betreuung internistischer und infektiologischer Stationen eingesetzt wurde. An allen befragten Kliniken erfolgte die Fortsetzung der an einen vorgegebenen Behandlungsplan gebundenen in-travitrealen operativen Medikamenteneingaben (IVOM) unter Einhaltung der Abstandsregeln im Wartebereich, Einsatz von MNS, Schutzvorrichtungen an den Untersuchungsgeräten sowie ohne Begleitpersonen im Wartebereich, allerdings in größeren zeitlichen Abständen und in einem um ca. 25-50 % reduzierten Umfang, teilweise durch Absagen der zur Risikogruppe der Älteren zählenden Patienten selbst. Wesentliche Bestandteile der Maßnahmen waren darüber hinaus eine zeitversetzte Einbestellung, eine feste Sitzplatzzuordnung in den Wartezonen sowie die Untersuchung von SARS-CoV-2-positiven Patienten in einer interdisziplinären COVID-Ambulanz. Der Umfang der ambulanten Patientenversorgung in den Augenkliniken war in diesem Zeitraum allerdings durch die begrenzte Anzahl an Warteplätzen und Behandlungszimmern mit Gewährleistung eines ausreichenden Abstands auf etwa 50-60 % des Normalbetriebes weiterhin limitiert. Der Einsatz telemedizinischer Lösungen spielte, im Gegensatz zu einer raschen und umfassenden Umstellung von Lehr-und Fortbildungsveranstaltungen auf Online-Formate, in den ersten Monaten der Pandemie keine wesentliche Rolle [28] . Die SARS-CoV-2-Pandemie hat im März bis Mai 2020 zu massiven Einschränkungen der Versorgung ophthalmologischer Patienten und insbesondere nichtdringlichen ambulanten wie stationären chirurgischen Eingriffen und Behandlungen geführt. Insgesamt konnte durch eine rasche Anpassung der SOP und Umsetzung der erforderlichen hygienischen Maßnahmen eine Grundversorgung für oph-thalmologische Notfälle und dringliche Behandlungen an den bettenführenden Hauptabteilungen erfolgreich aufrechterhalten und damit die Herausforderungen der Pandemie gut bewältigt werden. Inwieweit der "Krisenmodus" der ophthalmologischen Versorgung auch zu einer lückenhaften ("Corona-Angst") oder verzögerten Behandlung von Notfallpatienten geführt hat, kann erst mit dem Vorliegen entsprechender Daten untersucht werden. Eine Umfrage der Kommission Sektorenübergreifende Augenheilkunde als gemeinsame Kommission von DOG und BVA hat eine onlinebasierte Umfrage erstellt, mit der ein umfassender Überblick zu den Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die ophthalmologische Versorgung in Deutschland ermöglicht werden soll. Die Erkenntnisse dieser Umfrage sollen dazu beitragen, die Bedeutung der Aufrechterhaltung der Patientenversorgung in unserem Fach hervorzuheben und auf zukünftige Herausforderungen besser vorbereitet zu sein. Interessenkonflikt. L.-O. Hattenbach, T. Reinhard, P. Walter, J. Roider, N. Feltgen, L. Hesse, J. Schrecker und N. Eter geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Effects of COVID-19 pandemic on otolaryngology surgery in Italy: the experience of our university hospital Rhinologic procedures in the era of COVID-19: health-care provider protection protocol Status and strategies for the management of head and neck cancer during COVID-19 pandemic: Indian scenario Care of patients with liver disease during the COVID-19 pandemic: EASL-ESCMID position paper Elective surgery cancellations Due to the COVID-19 pandemic: global predictive modelling to inform surgical recovery plans Surgery scheduling in a crisis Elective surgery in the time of COVID-19 Presymptomatic SARS-coV-2 infections and transmission in a skilled nursing facility Proposed protocol to keep CO-VID-19 out of hospitals Preparedness among ophthalmologists: during and beyond the COVID-19 pandemic Evaluation of coronavirus in tears and conjunctival secretions of patients with SARS-CoV-2 infection Assessing viral shedding and infectivity of tears in Coronavirus disease 2019 (COVID-19) patients Clinical characteristics of coronavirus disease 2019 in China Expression of the COVID-19 receptor ACE2 in the human conjunctiva Sustainable practice of ophthalmology during COVID-19: challenges and solutions New York city COVID-19 resident physician exposure during exponential phase of pandemic Personal protection and delivery of rhinologic and endoscopic skull base procedures during the COVID-19 outbreak Ophthalmology and SARS-coV-2: blind toward those who fight blindness? The severe acute respiratory syndrome coronavirus in tears Ein Schutz gegen die Tröpfcheninfektion an derSpaltlampe. Sicherheitfürdie Augenärzte UND die Patienten Surgical practice and operative surgical strategies during the COVID-19 T pandemic: a commentary Considerations for the management and triage of ocular oncology cases during the COVID-19 pandemic ResponseofophthalmologistsinIsraeltothenovel coronavirus (2019-nCoV) outbreak Guidance for anti-VEGF Intravitreal Injections During the COVID-19 Pandemic Delayed access or provision of care in Italy resulting from fear of COVID-19 The impacts of vulnerability, perceived risk, and fear on preventive behaviours against COVID-19 Virtual ophthalmology: telemedicine in a Covid-19 era