key: cord-0728194-uuhgbjks authors: Grübl, T.; Plöger, B.; Sassen, M. C.; Jerrentrup, A.; Schieffer, B.; Betz, S. title: Prähospitaler Kreislaufstillstand im Lockdown: Auswirkungen der übergreifenden Infektionspräventionsmaßnahmen während der ersten SARS-CoV-2-Welle date: 2021-08-24 journal: Notf Rett Med DOI: 10.1007/s10049-021-00932-7 sha: a82c19598900348ebf49e03e77897a7cfd91e5ca doc_id: 728194 cord_uid: uuhgbjks BACKGROUND: Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) has spread worldwide. Consequences of infection prevention measures during such contagion events can cause disadvantages especially for patients in out-of-hospital cardiac arrest (OHCA). METHODS: Retrospective analysis of OHCAs in one county from January–May in 2018, 2019 and 2020, with the first appearance of the SARS-CoV‑2 pandemic in 2020 and a high incidence of the influenza virus in 2018. RESULTS: A total of 497 OHCAs were investigated (2018 n = 173; 2019 n = 149; 2020 n = 175). In this study, a constant resuscitation incidence (85–99 resuscitations/100,000 population/year) and locally typical patients (mean 70 years, 66% male; median PES 3) were found. There were no statistically significant differences in the initial situation of the patients (number of observed OHCAs, frequency of lay resuscitations, suspected causes of OHCAs, initial ECG rhythm) and the treatment course (frequency of return of spontaneous circulation [ROSC]/hospital admission/survival to hospital discharge, neurological outcome). None of the OHCA patients in 2020 tested positive for SARS-CoV‑2 and 3 patients in 2018 tested positive for the influenza virus. DISCUSSION: The lockdown during the first wave of SARS-CoV‑2 pandemic does not seem to have affected the outcome of OHCA patients without coronavirus disease 2019 (COVID-19) in the end. Größere Infektionsgeschehnisse stellen die Medizin vor immense Herausforderungen. Vorerkrankte Patienten sind besonders gefährdet und das Gesundheitssystem wird stärker belastet. Ohne medizinisches Personal in solchen Situationen einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen, müssen kritisch kranke Patienten schnell detektiert und behandelt werden. In der nachfolgenden Arbeit werden die Gegebenheiten außerklinischer Kreislaufstillstände während des ersten SARS-CoV-2-Lockdowns in einem Niedrigprävalenzbereich, während der letzten Influenzaepidemie und in einem Vergleichsjahr dargestellt. Das in China im Dezember 2019 erstmalig beobachtete "severe acute respiratory syndrome coronavirus 2" (SARS-CoV-2) hat sich weltweit ausgebreitet und verursacht die Erkrankung "coronavirus disease 2019" (COVID-19; [3, 11] ). Aus diversen Infektionsschutzstrategien resultieren unterschiedliche Auswirkungen auf das Gesundheitssystem. So vermeiden bspw. Patienten mit chronischen Leiden die Konsultation eines Arztes bzw. Krankenhauses, um sich dort nicht zu infizieren [6] . Dies könnte eine steigende Labilität des Grundleidens bedeuten und zu kritischen Situationen führen. Dabei Bei einem grundsätzlich auf α = 0,05 festgesetzten Signifikanzniveau wurde zur Ergebnisinterpretation bei multiplem Testen eine Korrektur gemäß Bonferroni für abhängige Variablen vorgenommen [2] . Vom 1. Januar bis 31. Mai der Jahre 2018, 2019 und 2020 wurden n = 497 Patienten, die einen OHCA erlitten, eingeschlossen. Die Rate an primären Todesfeststellungen bewegte sich jeweils auf einem vergleichbaren Niveau. Dies entspräche 85-99 Reanimationen/100.000 Einwohner pro Jahr. Die genauen Ergebnisse sind in . Tab. 1 aufgeführt und anhand der . Abb. 1, 2, 3 und 4 verdeutlicht. In den untersuchten Zeiträumen wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Anzahl an beobachteten OHCA, der Häufigkeit an Laienreanimationen, den vermuteten Ursachen des OHCA, den initialen EKG-Rhythmen, den Einsatzzeiten, der ROSC-Wahrscheinlichkeit, der Krankenhausaufnahme sowie der Überlebensrate bis zur Krankenhausentlassung und dem neurologischen Outcome gefunden. In 2018 wurde bei 12 reanimierten Patienten ein Influenzaschnelltest durchgeführt, wobei drei ein positives Ergebnis boten, und bei zwei weiteren ergab sich radiologisch der Verdacht auf eine Vi- Insgesamt wurde in den untersuchten Zeitfenstern der drei Jahre eine lokal übliche Anzahl an OHCA bei einer ebenso üblichen Patientenklientel in Bezug auf Alter, Geschlecht und Vorerkrankungsstatus gefunden. Es zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede bei der Rate an beobachteten OHCA, Laienreanimationen, Krankenhausaufnahmen sowie Entlassungen. Auch der neurologische Status bei Entlassung unterschied sich nicht statistisch signifikant. Die Anzahl an schockbaren EKG-Rhythmen bei der initialen Analyse stieg von 2018 auf 2020 um 13 % (p = 0,04; . Tab. 1). Bei multipler Testung im gleichen Datensatz ergab sich nach Korrektur jedoch keine statistische Signifikanz (α* < 0,0125). Bei den hypothetischen Überlegungen über eventuelle Nachteile für Patienten mit außerklinischem Kreislaufstillstand aufgrund der aktuellen politisch-gesellschaftlich und medizinisch eingeleiteten Maßnahmen zur Pandemieeindämmung und Infektionsprävention deuten die hie-sigen Ergebnisse also auf eher gleichbleibende Behandlungsverläufe hin. Da bei keinem der Patienten abschließend eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen wurde, betrifft dies bisher nur Patienten, die aus anderweitigen Ursachen einen außerklinischen Kreislaufstillstand erlitten. Zwar ist das Patientenkollektiv klein und es existiert keine direkte Vergleichsgruppe in dieser Arbeit, jedoch können durch solche Erkenntnisse die bestehenden Modifikationen von Vorgehensweisen im Gesundheitssystem hierzulande weiter unterstützt werden. In Niedrigprävalenzgebieten scheint sich dieses Bild, den Kollegen Elmer et al. aus diesem Jahr zu Folge, auch an anderer Stelle zu bestätigen [4] . Jedoch zeigen sich in der vorliegenden Untersuchung einige Trends. In 2018 und 2020 ereigneten sich etwas mehr außerklinische Kreislaufstillstände. Bereits in der Einleitung wurde auf eine eventuel- le Zustandsverschlechterung vorerkrankter Patienten hingedeutet, auch unabhängig von einer COVID-19-Erkrankung. Weiter lag eine höhere Rate an beobachteten OHCA vor, was aus der Hypothese der gesteigerten Präsenz der Menschen in ihren Wohnungen abgeleitet werden könnte. Dies wäre ebenso eine Erklärung für die häufiger diagnostizierten schockbaren EKG-Rhythmen, da der Notarzt im Sinne eines beobachteten Kreislaufstillstand wahrscheinlich zügiger alarmiert wurde und so auch die Prognose günstig beeinflusst wird [5, 7] . Gemäß der oben aufgestellten Hypothese wurden in den Infektionslagen von 2018 und 2020 trotzdem etwas weniger Laienreanimationen durchgeführt. Da keine systematische Nachbefragung der Lai-enhelfer erfolgte, lassen sich Gründe, wie die Angst vor Ansteckung, nur vermuten. Bei gleichbleibender Rate an durchgeführten Reanimationen durch den Rettungsdienst wurden trotzdem weniger Patienten ins Krankenhaus transportiert. Eventuelle Gründe hierfür könnten Hemmung gegen den Transport unter Isolationsbedingungen bei nicht auszuschließender SARS-CoV-2-bzw. Influenzainfektion oder eine schlechtere Prognoseeinschätzung aufgrund von prolongierten oder modifizierten Maßnahmen während der präklinischen Reanimation sein. Trotzdem konnte eine steigende Zahl an Krankenhausentlassungen nach OHCA über die Studienzeiträume verzeichnet werden. Das häufigere Auftreten von schockbaren EKG-Rhythmen ist eine denkbare Ursache. Ebenso könnten aber auch der fortwährende Optimierungsprozess bestehender Leitlinien mit differenzierten Entscheidungspfaden und zunehmendes Training von notfallmedizinischem Personal, unabhängig vom Infektionsgeschehen, ihre angestrebte Wirkung zeigen. Auch wenn ebenso keine statistische Signifikanz vorlag, zeigten sich mehr Patienten mit einem schlechteren neurologischen Outcome (CPC 3 + 4). Ob bei schlechter Ausgangsprognose eine frühere Therapieeinleitung bei häufigeren schockbaren EKG-Rhythmen oder der Ausfall des First-Responder-Systems hier ursächlich ist, kann an dieser Stelle nicht abschließend geklärt werden. Die Angaben über die Dauer vom Eintreffen an der Einsatzstelle bis zur COVID-19 kills at home. The Keywords Collaps · Resuscitation · Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 · Coronavirus disease 2019 · Influenza close relationship between the epidemic and the increase of out-of-hospital cardiac arrests Kurzgefasste Statistik für die klinische Forschung. Leitfaden für die verteilungsfreie Analyse kleiner Stichproben, 3. Aufl An interactive webbased dashboard to track COVID-19 in real time Indirect effects of COVID-19 on OHCA in a low prevalence region The role of bystanders, first responders, and emergency medical service providers in timely defibrillation and related outcomes after out-ofhospital cardiac arrest. Results from a statewide registry Impact of the COVID-19 pandemic on emergency department visits -United States Effect of detection time interval for out-of-hospital cardiac arrest on outcomes in dispatcher-assisted cardiopulmonary resuscitation. A nationwide observational study Out-of-hospital cardiac arrest during the COVID-19 pandemic in Paris, France. A population-based, observational study European Resuscitation Council COVID-19 guidelines executive summary World Health Organization (2020) Prevention, identification and management of health worker infection in the context of COVID-19. Interim guidance. COVID-19: Essential health services The outbreak of COVID-19. An overview Background: Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) has spread worldwide. Consequences of infection prevention measures during such contagion events can cause disadvantages especially for patients in out-of-hospital cardiac arrest (OHCA). Methods: Retrospective analysis of OHCAs in one county from January-May in 2018, 2019 and 2020, with the first appearance of the SARS-CoV-2 pandemic in 2020 and a high incidence of the influenza virus in 2018. Results: A total of 497 OHCAs were investigated (2018 n = 173; 2019 n = 149; 2020 n = 175). In this study, a constant resuscitation incidence (85-99 resuscitations/100,000 population/year) and locally typical patients (mean 70 years, 66% male; median PES 3) were found. There were no statistically significant differences in the initial situation of the patients (number of observed OHCAs, frequency of lay resuscitations, suspected causes of OHCAs, initial ECG rhythm) and the treatment course (frequency of return of spontaneous circulation [ROSC]/hospital admission/survival to hospital discharge, neurological outcome). None of the OHCA patients in 2020 tested positive for SARS-CoV-2 and 3 patients in 2018 tested positive for the influenza virus. Discussion: The lockdown during the first wave of SARS-CoV-2 pandemic does not seem to have affected the outcome of OHCA patients without coronavirus disease 2019 (COVID-19) in the end.