key: cord-0719247-o3ndqhc7 authors: Diercke, Michaela; Claus, Hermann; Rexroth, Ute; Hamouda, Osamah title: Anpassung des Meldesystems gemäß Infektionsschutzgesetz im Jahr 2020 aufgrund von COVID-19 date: 2021-04-13 journal: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz DOI: 10.1007/s00103-021-03298-w sha: 28d549c92c65dd3d8ea9a755fe00400cbd392f8f doc_id: 719247 cord_uid: o3ndqhc7 In response to the COVID-19 pandemic the routine surveillance system for infectious diseases had to be adapted. The disease was unknown before the first cases were reported under a catch-all notification requirement for new and threatening pathogens and diseases, but specific notification requirements for SARS-CoV‑2 detection by laboratories as well as for suspect cases of COVID-19 diagnosed by physicians were soon integrated in the infectious diseases protection act. This article describes how the notification system for infectious diseases was adapted in 2020 to meet the requirements of the COVID-19 pandemic. In addition to the notification requirements, the list of data that is collected through the notification system was also amended. To facilitate the work of laboratories and local health authorities we have established the possibility for electronic reporting. Additionally, the software used for case and contact management within the local health authorities had to be adapted accordingly. COVID-19 notification data is important for the assessment of the current epidemiological situation and daily updated data was published by the Robert Koch Institute. To ensure timely data and good data quality, the IT infrastructure within the public health system has to be further modernized and the electronic notification system should be further strengthened. Einleitung Die infektionsepidemiologische Surveillance ist ein essenzielles Instrument, um Infektionskrankheiten frühzeitig zu erkennen, derenTrend zu verfolgenund basierend auf den erhobenen Daten Infektionsschutzmaßnahmen zu implementieren und zu evaluieren. Besondere Herausforderungen entstehen beim Auftreten neuer Erreger und Krankheiten. In diesem Fall müssen Surveillance-Systeme flexibel angepasst werden, um auf die neuartigen Anforderungen zeitnah reagieren zu können. In dieser Übersichtsarbeit werden Anpassungen des Meldesystems gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) beschrieben, die im Rahmen der COVID-19-Pandemie im Verlauf des Jahres 2020 erfolgten, um aktuelle und zuverlässige Informationen für die Bewertung der epidemiologischen Lage bereitstellen zu können. Damit die Gesundheitsämter frühzeitig Infektionsschutzmaßnahmen ergreifen können, müssen sie rechtzeitig über mögliche COVID-19-Fälle informiert werden. Dies geschieht im Rahmen des Meldesystems gemäß IfSG. Das IfSG legt fest, welche Infektionskrankheiten meldepflichtig sind, wer zur Meldung verpflichtet ist und welche Meldewege und -fristen eingehalten werden müssen, aber auch welche Inhalte die Meldungen enthalten dürfen und müssen. Die Meldung muss unverzüglich erfolgen und dem Gesundheitsamt spätestens innerhalb von 24 h vorliegen. Die Meldung erfolgt namentlich. Im IfSG ist festgelegt, dass auch Name, Anschrift und Telefonnummer der betroffenen Person gemeldet werden müssen, damit das Gesundheitsamt sie frühzeitig kontaktieren, weitere Informationen zum Fall (z. B. klinische Informationen, Infektionsumfeld, Reiseanamnese) und Kontaktpersonen ermitteln und Infektionsschutzmaßnahmen anordnen kann. Um das Auftreten neuer Infektionskrankheiten im Meldesystem erfassen zu können, gibt es im IfSG sogenannte Auffangtatbestände. Gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 [7] . Alle Gesundheitsämter konnten in der Rollout-Phase seit Juni 2020 erfolgreich an DEMIS angebunden werden. Im Januar 2021 nutzten bereits über 300 Labore DEMIS aktiv zum Absetzen der Meldungen (. Abb. 2). Weitere AusbaustufenvonDEMIS sollen noch im Jahr 2021 umgesetzt werden. So soll für Arztpraxen, in denen Antigennachweise durchführt werden und die somit auch der Meldepflicht für den Nachweis von SARS-CoV-2 unterliegen, ein Meldeportal zur Verfügung gestellt werden. Ebenso ist geplant, Funktionen für das automatisierte Zusammenführen von Nachmeldungen und Korrekturmeldungen zu implementieren und die Datenweitergabe zwischen den Gesundheitsämtern zu unterstützen. Zum 01.01.2022 sollen dann auch alle anderen Erregernachweismeldungen elektronisch an die Gesundheitsämter erfolgen. Die weitere Entwicklung von DEMIS soll durch den Pakt für den ÖGD zusätzlich unterstützt werden. 2 1 Das Profil ist öffentlich unter folgendem Link verfügbar: https://simplifier.net/covid-19labormeldung. 2 Beschluss der 93. Gesundheitsministerkonferenz vom 04.09.2020: https://www. gmkonline.de/documents/gmk-beschluss_ pakt-fuer-den-oegd_1599462671.pdf (zuletzt abgerufen am 28.01.2021). Bundesgesundheitsbl https://doi.org/10.1007/s00103-021-03298-w © Der/die Autor(en) 2021 Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD) · Surveillance · Infektionsschutzgesetz · Meldepflicht · Digitalisierung Adaptation of the routine surveillance system for infectious diseases in 2020 in the context of the COVID-19 pandemic Abstract In response to the COVID-19 pandemic the routine surveillance system for infectious diseases had to be adapted. The disease was unknown before the first cases were reported under a catch-all notification requirement for new and threatening pathogens and diseases, but specific notification requirements for SARS-CoV-2 detection by laboratories as well as for suspect cases of COVID-19 diagnosed by physicians were soon integrated in the infectious diseases protection act. This article describes how the notification system for infectious diseases was adapted in 2020 to meet the requirements of the COVID-19 pandemic. In addition to the notification requirements, the list of data that is collected through the notification system was also amended. To facilitate the work of laboratories and local health authorities we have established the possibility for electronic reporting. Additionally, the software used for case and contact management within the local health authorities had to be adapted accordingly. COVID-19 notification data is important for the assessment of the current epidemiological situation and daily updated data was published by the Robert Koch Institute. To ensure timely data and good data quality, the IT infrastructure within the public health system has to be further modernized and the electronic notification system should be further strengthened. Public health surveillance · Digitalization · Infectious diseases · COVID-19 · Notification system Bundesgesundheitsblatt -Gesundheitsforschung -Gesundheitsschutz Schon zu Beginn der COVID-19-Pandemie wurde deutlich, dass das Kontaktpersonenmanagement ein entscheidender Baustein für die Eindämmung des Infektionsgeschehens ist. In diesem Zusammenhang wurden die Funktionen für das Kontaktpersonenmanagement in SurvNet@RKI deutlich erweitert. Neben der Erfassung von wichtigen Informationen zu Kontaktpersonen können mithilfe der Software Aufgaben organisiert, Anschreiben erstellt und Arbeitsprozesse dokumentiert werden. Das Interesse an den Meldedaten war nie so groß wie seit Beginn der COVID-19-Pandemie. Das RKI stellt seit Jahren wöchentlich aktualisierte Statistiken zu meldepflichtigen Infektionskrankheiten im Epidemiologischen Bulletin sowie online als interaktive Abfragemöglichkeit über SurvStat@RKI zur Verfügung. Mithilfe von SurvStat@RKI können die voraggregierten Meldedaten individuell abgefragt sowie Tabellen, Abbildungen und Karten erstellt werden. 6 Einmal jährlich werden die Meldedaten im Infektionsepidemiologischen Jahrbuch ausführlich analysiert und auf Basis sorgfältiger epidemiologischer Bewertungen eingeordnet. 7 Aufgrund des hohen Informationsbedürfnisses und der dynamischen Entwicklungen in der COVID-19-Pandemie wurde die Datenbereitstellung deutlich ausgeweitet. [6, 9, 10] . Über TESSy (The European Surveillance System) werden mindestens wöchentlich Daten für das ECDC und die WHO zur Verfügung gestellt [11] . Investigation of a COVID-19 outbreak in Germany resulting from a single travel-associated primary case: a case series Zweites Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite Das Projekt DEMIS -Konzeptionelle und technische Vorarbeiten für ein elektronisches Meldesystem für den Infektionsschutz Deutsches Elektronisches Meldeund Informations-system für den Infektionsschutz (DEMIS) Krankheitsschwere der ersten COVID-19-Welle in Deutschland basierend auf den Meldungen gemäß Infektionsschutzgesetz Zweites Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite SurvNet@RKI-a multistate electronic reporting system for communicable diseases Vorläufige Bewertung der Krankheitsschwere von COVID-19 in Deutschland basierend auf übermittelten Fällen gemäß Infektionsschutzgesetz Infektionsumfeld von erfassten COVID-19-Ausbrüchen in Deutschland First casesofcoronavirusdisease2019(COVID-19)inthe WHO European Region Entwicklung einer Software zur Unterstützung der Prozesse im Gesundheitsamt der Stadt Köln in der SARS-CoV-2-Pandemie. Digitales Kontaktmanagement (DiKoMa)