key: cord-0707980-6sowdgkq authors: Aschendorff, A.; Arndt, S.; Kröger, S.; Wesarg, T.; Ketterer, M. C.; Kirchem, P.; Pixner, S.; Hassepaß, F.; Beck, R. title: Qualität der Cochleaimplantat-Rehabilitation unter COVID-19-Bedingungen date: 2020-09-02 journal: HNO DOI: 10.1007/s00106-020-00922-0 sha: bfc8b359285164c1b977e9311a09422f6b86facf doc_id: 707980 cord_uid: 6sowdgkq BACKGROUND: The rehabilitation process following cochlear implant (CI) surgery is carried out in a multimodal therapy according to German national guidelines and includes technical and medical aftercare. In times of the corona pandemic surgery and rehabilitation appointments were cancelled or delayed leading to a more difficult access to auditory rehabilitation. Newly implemented hygiene modalities due to the SARS-CoV‑2 pandemic have changed medical aftercare and the rehabilitation process. The aim of this study was to evaluate the quality of rehabilitation under corona conditions. MATERIAL AND METHODS: An anonymous survey of adult cochlear implant patients was carried out by a non-standardized questionnaire. Demographics were analyzed and the quality of medical aftercare, speech therapy, technical aftercare, psychological support and the hygiene modalities were compared to previous rehabilitation stays. RESULTS: In total 109 patients completed the questionnaire. The quality of rehabilitation and individual therapy were rated as qualitatively similar or improved. The threat of the pandemic and fear of corona were rated unexpectedly high with 68% and 50%, respectively. The hygiene measures during the rehabilitation stay eased subjective fears at the same time. The majority of patients were annoyed by wearing face masks but visors, protection shields and social distancing were more tolerated. CONCLUSION: The implementation of the new hygiene modalities within the therapeutic rehabilitation setting was well-accepted by patients allowing access to auditory rehabilitation. A successful rehabilitation should ensure a fear-free environment by adhering to the necessary hygiene modalities. Schätzungen gehen davon aus, dass im HNO(Hals-Nasen-Ohren)-Bereich bis zu 38,9 % der chirurgischen Eingriffe bei malignen Erkrankungen und bis zu 81,5 % bei nichtmalignen Erkrankungen abgesetzt und/oder verschoben wurden [1] . Verschiebungen dieses Ausmaßes haben eine erhebliche Bedeutung für die Patienten und das Gesundheitssystem. Selbst bei einer anschließenden Erhöhung der operativen Kapazitäten um 20 % könnte es etwa 40 Wochen dauern, diesen Operationsüberhang abzubauen [1] . Die Auswirkungen insbesondere auf schwerhörige Patienten sind nicht bekannt. Allerdings wurden in den meisten Kliniken auch CI(Cochleaimplantat)-Operationen abgesetzt und verschoben. Analoges ist für die Rehabilitation nach CI anzunehmen, da mindestens die Folgetherapie für ca. 2 Monate komplett gestoppt wurde. Das bedeutet, dass für schwerhörige Patienten der Zugang zur auditorischen Rehabilitation zumindest verzögert wurde. Zwei Monate später, mit der schrittweisen Lockerung der Hygienemaßnahmen, wurden operative Kapazitäten hochgefahren und die Rehabilitationskliniken nahmen, wenn auch eingeschränkt, ihre Arbeit wieder auf. Dabei galten grundsätzlich besondere Hygienemaßnahmen, Abstandsregelungen und Maskenpflicht sowie eingeschränkte Besuchsregelungen und dadurch bedingt eine zahlenmäßige Reduktion der Kapazitäten. Diese Situation stellt sich als eine besondere Herausforderung für die Re-habilitation nach CI-Versorgung dar. Die Rehabilitation ist laut Leitlinie integraler Bestandteil der CI-Versorgung [7] . Die interdisziplinäre Versorgung umfasst: die medizinische Betreuung, technische Kontrollen, die schrittweise Optimierung der CI-Prozessoreinstellung, die intensive Hör-Sprach-Therapie, die logopädische, phoniatrische, pädagogische und psychologische Diagnostik, die audiometrischen Hör-und Sprachtests (in Ruhe und im Störgeräusch), die Beratung des Patienten und seines sozialen Umfeldes, die psychologische Betreuung, die weitere Schulung in der Handhabung des CI-Systems (Pflege, Wartung, Fehlererkennung) und in der Nutzung von Zusatzgeräten, die Dokumentation und Evaluation der Ergebnisse im Rahmen der wöchentlichen Teambesprechungen sowie die Beratung durch den Sozialdienst zum Behindertenrecht und beruflicher Integration. All Die Altersverteilung der der Rehabilitanden (n = 60 Männer, n = 43 Frauen, n = 6 keine Angabe) ist in . Abb. 1 aufgeführt. Die Patienten kamen zu 47,6 % mit einer Begleitperson. Insgesamt gaben 63,1 % an, sich der Risikogruppe HNO Zusammenfassung · Abstract HNO https://doi.org/10.1007/s00106-020-00922-0 © Der/die Autor(en) 2020 Background. The rehabilitation process following cochlear implant (CI) surgery is carried out in a multimodal therapy according to German national guidelines and includes technical and medical aftercare. In times of the corona pandemic surgery and rehabilitation appointments were cancelled or delayed leading to a more difficult access to auditory rehabilitation. Newly implemented hygiene modalities due to the SARS-CoV-2 pandemic have changed medical aftercare and the rehabilitation process. The aim of this study was to evaluate the quality of rehabilitation under corona conditions. Material and methods. An anonymous survey of adult cochlear implant patients was carried out by a non-standardized questionnaire. Demographics were analyzed and the quality of medical aftercare, speech therapy, technical aftercare, psychological support and the hygiene modalities were compared to previous rehabilitation stays. Results. In total 109 patients completed the questionnaire. The quality of rehabilitation and individual therapy were rated as qualitatively similar or improved. The threat of the pandemic and fear of corona were rated unexpectedly high with 68% and 50%, respectively. The hygiene measures during the rehabilitation stay eased subjective fears at the same time. The majority of patients were annoyed by wearing face masks but visors, protection shields and social distancing were more tolerated. Conclusion. The implementation of the new hygiene modalities within the therapeutic rehabilitation setting was well-accepted by patients allowing access to auditory rehabilitation. A successful rehabilitation should ensure a fear-free environment by adhering to the necessary hygiene modalities. Speech therapy · Aftercare · Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 · Quality assurance · Standard of care zugehörig zu fühlen. In den verschiedenen Altersgruppen lag die Einschätzung als "zur Risikogruppe zugehörig" bei zwischen 0 und 100 %: Junge Patienten fühlten sich nicht und 1 betagter Patient (80+ Jahre) als der Risikogruppe zugehörig (. Abb. 2 Während 86,9 % der Rehabilitanden die Intensität der Therapien im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit als genau richtig beurteilten, gaben immerhin 11,2 % eine zu geringe Intensität an. Ihre Therapieziele konnten 89,6 % der Patienten erreichen oder weitgehend erreichen. Insgesamt 10,4 % konnten dies nicht oder nur eingeschränkt. In der Einschätzung, ob das ICF die richtigen Therapien für das jeweilige Problem vorhält, bewerteten 82,4 % dies positiv; nur 3 Patienten (2,5 %) waren der Meinung, dass das ICF nicht oder eher nicht die richtigen Therapien anbietet. DerEinsatzdesMNS wurde mehrheitlich (65,1 %) als störend empfunden, 48 % der Patienten bewerteten die Behandlung dadurch als erschwert. Nahezu die Hälfte der Patienten (43,6 %) empfand die eigene persönliche Schutzausrüstung (MNS) als störend, 25,5 % die der Therapeuten und 30,9 % die von beiden. Die Bewertung der einzelnen Schutzmaßnahmen zeigte, dass die Abstandsregelung im Vergleich zu Visier, Spuckschutz und MNS als am wenigsten störend für die Therapie empfunden wurde und der MNS als am meisten störend (. Abb. 3) . Die Mehrheit der Rehabilitanden (55,3 %) hielt die Gespräche mit anderen Rehabilitanden für wichtig oder sehr wichtig. Die getroffenen Schutzmaßnah-men beeinträchtigen diese Gespräche mäßig bis stark für 50 % der Patienten. Für die große Mehrheit der Rehabilitanden (89,3 %, . Abb. 4) erhöhtendie getroffenen Hygienemaßnahmen die empfundene Sicherheit, wobei 68 % die Pandemie als gefährlich und 9 % die Pandemie als harmlos einschätzen. Die befragten Rehabilitanden gaben demgegenüber Angst vor Corona allgemeinzu 50 % anund dies wargleichmäßig verteilt über die Altersstufen. In der Rehaklinik, also während des Rehaaufenthalts, reduzierte sich dieses Empfinden, sodass 81,5 % wenig oder überhaupt keine Angst empfanden. Dies korrelierte mit der Angabe zu "keine Angst vor Corona im Moment" mit 75 %; eine subjektive Verstärkung des Angstgefühls in der Rehaklinik gaben 18,4 % und "im Moment" 25 % an. Die Notwendigkeit einer postoperativen Rehabilitation nach CI-Versorgung ist in Deutschland anerkannt und im Weißbuch und in der Leitlinie beschrieben [7, 8] . Es liegen verschiedene ambulante und stationäre Konzepte vor, die eine Intervall-oder Blockrehabilitation nutzen [12, 17] . Allen gemeinsam ist der interdisziplinäre Ansatz der Therapie um ei- Deutscher Schwerhörigenbund e. V. und der Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg auf ihren Webseiten hin [9, 10] . Interessantist, dass die Rehabilitanden zwar die Einschränkungen durch die Hygienemaßnahmen durchaus negativ bemerkten, die Qualität der Rehabilitation jedoch unverändert gut oder sogar besser beurteilten. Dies gilt für alle Bereiche der Rehabilitation, wie Logopädie, Technik und Musiktherapie. Das veränderte Setting mit MNS, Visier, Spuckschutz usw. hatte keinen negativen Effekt auf den Rehabilitationserfolg und die Zielerreichung. Dies kann einerseits Ausdruck der Akzeptanz der getroffenen Maßnahmen durch die Patienten sein, aber auch der erfolgreichen und einfühlsamen Umsetzung dieser Maßnahmen durch Mediziner, Therapeuten und Techniker. Angst vor der Corona-Pandemie wird in der Allgemeinbevölkerung mit aktuell ca. 30 % seit Anfang Mai 2020 angegeben [2] . In der vorliegenden Untersuchung findetsichjedochim RahmenderEvaluation der erwachsenen Rehabilitanden die Einschätzung der Pandemie als gefährlich, bei 68 und 50 % empfinden Angst vor Corona. Damit ergeben sich deutliche Hinweise, dass Schwerhörige und CI-Patienten die Pandemie anders als die Allgemeinbevölkerung einschätzen. Dies kann durch reale und empfundene Einschränkungen der Kommunikation, der Bewegungsfreiheit und des Zugangs zur Hörrehabilitation bedingt sein und korreliert mit den Ergebnissen der Mannheimer Corona-Studie für Menschen mit eingeschränkter Gesundheit [15] . Interessant ist, dass die Befragten in der Bewertung der empfundenen Angst vor Corona diese während der Reha mehrheitlich als reduziert angaben. Dies kann als Entlastung innerhalb der Kliniksituation gedeutet werden und zeigt vermutlich die positive Bedeutung der getroffenen Hygienemaßnahmen und der veränderten ärztlichen Beratung bei Aufnahme. Damit einher geht auch der geringe Anteil von Patienten (nur 18,3 %), die eine psychologische Betreuung wünschten und praktisch nicht (78,9 %) an einem Gespräch über Corona interessiert waren. Darüber hinaus haben wir nur Patienten befragt, die sich am ICF zur The-Abb. 4 [14] , allerdings wird es im deutschsprachigen Raum wenig eingesetzt. Im angloamerikanischen Raum, im dem eine Rehabilitation in der uns geläufigen Form nicht existiert [3] , werden grundsätzlich positive Effekte eines Online-Auditory-Trainings beschrieben [4, 5, 16] . Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Trainingsformen alleine (Mapping plus Auditory-Training) den Begriff der "Rehabilitation" nach WHO erfüllen [12] . Elective surgery cancellations due to the COVID-19 pandemic: global predictive modelling to inform surgical recovery plans Die Mannheimer Corona-Studie: Das Leben in Deutschland im Ausnahmezustand. Bericht zur Lage vom 20. März bis 08 Cochlear implantation in adults Effects of auditory training on adult cochlear implant patients: a preliminary report Computerbased connected-text training of speech-in-noise perception for cochlear implant users Cochlea-ImplantatVersorgungundzentral-auditorische Implantate b-e&q=ci+weissbuch+deut Weißbuch Cochlea-Implantat(CI)-Versorgung. Zugegriffen: 29 Landesverband der Gehörlosen Auditory verbal skills training is a new approach in adult cochlear implant rehabilitation Rückkehr zur Regelversorgung: Chronische Krankheiten machen keine Coronapause Cochlear implant mapping through telemedicine-a feasibility study Schwerpunktbericht zum Angstempfinden in der Bevölkerung Untersu-chungszeitraum20.Märzbis16.April2020 Auditory training for adult cochlear implant users: a survey and cost analysis study Stationäre Rehabilitationsmaßnahmen bei erwachsenen CI-Trägern. Ergebnisse in Abhängigkeit von der Dauer der Taubheit