key: cord-0705887-sm8v1e3k authors: Bergmann, Karl-Christian; Kugler, Sebastian; Zuberbier, Torsten; Becker, Sylvia title: Mund-Nasen-Masken zur Vermeidung von COVID-19 und Pollenallergie geeignet: eine Studie in der Expositionskammer date: 2021-08-13 journal: Allergo J DOI: 10.1007/s15007-021-4849-y sha: a657f4fd79ddbd63f414b4e14f4296ecae59697c doc_id: 705887 cord_uid: sm8v1e3k nan Inspiratorischer nasaler Spitzenfluss ("peak nasal inspiratory flow") Eine Fragebogenerhebung unter Schwestern in einem israelischen Krankenhaus ergab unter denjenigen mit einer allergischen Rhinitis Hinweise, dass das Tragen einer medizinischen Maske und/oder N95-Maske (entspricht FFP2-Maske) während ihres Dienstes in der Klinik ihre allergischen Symptome insgesamt reduzieren würde [2] . Dabei kann davon ausgegangen werden, dass Pollen, Schimmelpilzsporen, Tierhaare und Hausstaubmilbenallergene in der Klinik nur in geringen Konzentrationen auftreten. Dass sowohl medizinische Masken als auch FFP2-Masken Klinikpersonal einen "antiviralen Schutz" in etwa gleicher Größenordnung bieten, wurde in einer Übersicht dargestellt [8] . In der hier vorgelegten Studie wurde -nach unserer Kenntnis erstmalig -untersucht, welchen potenziellen Wert das Tragen von Masken für Personen mit einer allergischen Rhinokonjunktivitis durch Pollen hat; gewissermaßen als positiver Kollateralnutzen -neben der Vermeidung einer Corona infektion. In die Studie eingeschlossen wurden 14 nicht rauchende Probanden (6 Frauen und 8 Männer mit einem mittleren Alter von 37 Jahren (24-63 Jahre, Median 37 Jahre), die seit mindestens zwei Jahren an einer allergischen Rhinokonjunktivitis durch Gräserpollen litten. Sie wiesen im Pricktest einen Quaddeldurchmesser von ≥ 3 mm auf (Gräser-Mix, 30 HEP/ml; LETI Pharma GmbH, 85737 Ismaning) und erreichten bei vorherigen Provokationen mit Gräserpollen in der Expositionskammer (AEC, "aller gen exposure chamber") einen Gesamtsummenscore (TSS, "total symptom score") von mindestens sechs Punkten. Kein Proband stand wegen einem Asthma bronchiale in medizinischer Betreuung oder benutzte ein inhalatives Präparat. Des Weiteren hatte kein Proband eine allergenspezifische Immuntherapie in den letzten fünf Jahren erhalten und mindestens sieben Tage vor der ersten (V1) und bis zur letzten Exposition (V5) in der Kammer benutzten die Probanden keine systemischen oder lokalen antiallergischen Medikamente. Die Die Expositionstests wurden mit Gräserpollen (Gräserpollen-Rohmaterial, 38 ± 2 µm, Phleum pratense; Allergon HB, Angelhom, Schweden) gemäß den Voruntersuchungen zur Validierung der AEC mit 4.000 Pollen/m³ durchgeführt. Alle Tests erfolgten bei 21 °C und 55 % relativer Luftfeuchtigkeit. Vor Beginn der Testung erfolgte in der Kammer eine Akklimatisierungsphase von 20 Minuten ohne Exposition. Die anschließende Expositionsdauer für die Probanden betrug 120 Minuten. Eine Zufallsgenerierung bestimmte die Sitznummer der Probanden in der AEC, die bei allen Expositionen beibehalten wurde. Bei V0 waren die Probanden ohne Mund-Nasen-Schutz, bei V3 trugen sie eine FFP2-Maske Die Zeitabstände zwischen den drei Expositionen betrugen bei allen Probanden jeweils sieben Tage. Alle 10 min dokumentierten die Probanden auf Tablets 13 Symptome: je vier Symptome am Auge (Juckreiz, Fremdkörpergefühl, Tränen, Rötung) und an der Nase (Juckreiz, Niesen, laufende Nase, verstopfte Nase), drei an den Bronchien (Giemen, Husten, Atemnot) sowie Juckreiz der Haut und Juckreiz im Gaumen. Die Intensität jedes Symptoms wird auf einer Skala von 0 bis 3 wie folgt bewertet: 0 = keine Symptome, 1 = leichte Symptome (deutlich vorhanden, aber nur sehr schwach ausgeprägt, stört Probanden nicht/minimal), 2 = moderate Symptome ( definitive Anwesenheit von Symptomen, die den Probanden stören, aber tolerierbar sind) und 3 = schwere Symptome (Symptom ist schwer tolerierbar, schränkt das tägliche Leben des Probanden ein). Die Symptomstärken wurden addiert und führten zum "total eye symptom score" (TESS), zum "total nasal symptom score" (TNSS), "total bronchial symptom score" (TBSS) und "total ocular symptom score" (TOSS). Der Gesamtsummenscore (TSS) ergab sich als Summe aus TESS, TNSS, TBSS und TOSS mit maximal 39 Punkten. Messungen erfolgten entsprechend der SOPs, ("standard operating procedures") in der AEC. Spirometrien wurden mittels EasyOne™ Spirometer (ndd, Medizintechnik AG, Zürich, Schweiz) vor V1 sowie nach V5 gemessen. Peak-Flow-Werte wurden mittels Peak-Flow-Meter (PersonalBest, Philips GmbH, Herrsching, Deutschland) vor der Exposition bei V1, V3 und V5 sowie nach 30, 60, 90 und 120 min innerhalb der AEC bestimmt. Bei allen Messzeitpunkten wurde von jeweils zwei Messungen der höchste Wert dokumentiert. "Peak nasal inspiratory flow": Der "Peak nasal inspiratory flow" (PNIF, Clement Clarke International Ltd., Harlow, Essex, Großbritannien) wurde vor der Exposition bei V1, V3 und V5 und nach 30, 60, 90 und 120 min innerhalb der AEC bestimmt. Bei allen Messzeitpunkten wurde von jeweils zwei Messungen der höchste Wert dokumentiert. Nasales Sekret: Jeder Proband erhielt einen wiederverschließbaren Beutel mit einer Packung Taschentücher für die Zeit der Expositionen. Um die Menge des Nasensekrets zu bestimmen, wurden die Beutel vor und nach der Exposition gewogen und das Gewicht dokumentiert. Allgemeines Wohlbefinden (VAS): Die Probanden bewerteten ihr allgemeines Wohlbefinden vor, alle 30 min während und nach der Allergenexposition in der AEC auf einer visuellen Analogskala von 10 cm, die den Schweregrad von 0 cm "sehr gut" bis 10 cm "sehr schlecht" repräsentierte. Stunden nach jeder Exposition erfolgte ein Telefonanruf bei den Probanden als Sicherheitsmaßnahme; erfragt und dokumentiert wurden eventuelle Symptome einer Spätreaktion auf die Allergenexposition. Die Probanden wurden gefragt: "Haben Sie nach dem gestrigen Verlassen der Expositionskammer bis jetzt irgendwelche allergischen oder anderen Symptome erlebt?" Dateneingabe und Datenschutz: Die Angaben der Personen wurden pseudonymisiert in einer Datenbank erfasst. Alle Daten werden unter Einhaltung des Berliner Datenschutzgesetzes (BlnDSG) und der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verwaltet. Die Auswertung der Daten erfolgte per Protokoll unter Einschluss aller Probanden, die die erste Exposition begonnen hatten und nachgewiesen auf eine Exposition mit Gräserpollen ansprachen (TSS von ≥ 6). Primärer Endpunkt war die Veränderung der Werte TSS, TNSS, TESS und TBSS über 120 Minuten während der Exposition. Diese Werte wurden anschließend einem Zweistichproben-t-Test bei abhängigen Stichproben unterzogen (V1/V3, V1/V5 und V3/V5). Darüber hinaus wurden alle Parameter auch deskriptiv ausgewertet. Die Studie erfolgte unter Beachtung eines sorgfältigen Sicherheitskonzepts von Beginn der Terminvergabe bis zum Studienende mit Informationen, Desinfektion aller Oberflächen, Schreibgeräte, medizinischen Geräte, Maskenpflicht, Handschuhen und Mindestabstand auch in der AEC. Vor Studienbeginn mussten die Probanden sowie das Studienpersonal (Study Nurse und Studienarzt) einen Fragebogen zu COVID-19 und möglichen Symptomen beantworten. An der Nase kam es bei den Probanden ohne Benutzung einer Maske bereits nach wenigen Minuten zu deutlichen Symptomen in Form von Juckreiz, Niesen, Rhinorrhö und zum Anschwellen der Nasenschleimhäute, was sich im TNSS zeigte (Abb. 1). Nach circa 60-80 min wurde ein Plateau der Beschwerden erreicht. Die geschwollenen Nasenschleimhäute führten zu einem deutlichen Abfall des nasalen Flow (PNIF; Abb. 2) und zu einer kräftigen Rhinorrhö (Abb. 3) . Bei der Benutzung der beiden Masken traten deutlich geringere Nasenbeschwerden auf, was sich sowohl im TNSS und dem geringeren Abfall des PNIF als auch in der praktisch vollständig verhinderten Rhinorrhö zeigte (Abb. 1, 2, 3) . Die FFP2-Maske zeigte nur bei der Beurteilung des nasalen Flow eine etwas bessere Wirkung als bei der medizinischen Maske und auch die Rhinorrhö wurde stärker verhindert. An den Augen kam es ebenfalls zu einem partiell schützenden Effekt beider Masken; Juckreiz der Augen und Augentränen traten in geringerer Stärke auf. Dieser Effekt war wiederum bei der FFP2-Maske (Abb. 4) minimal stärker als beim Tragen der medizinischen Maske. Die bronchialen Symptome blieben vernachlässigbar gering und überstiegen in keinem Fall die Stärke 1. Die Werte im TOSS wurden durch das Tragen der Masken ebenfalls leicht verbessert. Bei der Addierung aller Symptome im TNSS, TESS, TBSS und TOSS zum wichtigen "total symptom score" wird die Gesamtschutzleistung der Masken deutlich (Abb. 5). Das allgemeine Wohlbefinden wird durch die Anwendung beider Masken geschützt (Abb. 6). Alle Probanden wurden 24 Stunden nach der Exposition kontaktiert und nach ihrem Wohlbefinden befragt. Es wurden keine Spätreaktionen gemeldet. Auch vonseiten der Sicherheit gab es keine Auffälligkeiten. Bei einer Signifikanzprüfung mittels Zweistichproben-t-Test (bei abhängigen Stichproben) ergaben sich sichere Differenzen zwischen den Symptomstärken beim TSS, TNSS und TESS zwischen der Exposition ohne Maske und jeweils zur FFP2-Mas-ke (V3) und medizinischen Maske (V5). Im direkten Vergleich der Wirkung beider Maskentypen für die Werte TNSS und TESS ergaben sich statistisch signifikante Unterschiede, allerdings in einem Bereich, welchen wir als klinisch nicht relevant erachten (Zusammenfassung der Statistik siehe Tab. 1). Die rund 11 Millionen Pollenallergiker in Deutschland suchen häufig nach nicht medikamentösen Möglichkeiten, um ihre in der jeweiligen Pollensaison teilweise schweren Symptome verhindern oder zumindest lindern zu können. Es stehen nur wenige Möglichkeiten zur Verfügung, deren Wirkung zumindest teilweise durch Studien belegt ist. In dieser Studie wurde -nach unserer Kenntnis erstmalig -untersucht, welchen nachweisbaren Wert das Tragen von Masken für Personen mit einer allergischen Rhinokonjunktivitis durch Pollen hat; in Pandemiezeiten als positiver Kollateralnutzen -neben der Vermeidung einer Coronainfektion. Masken werden im Freien getragen, dort, wo sich die luftgetragenen Pollen befinden und Betroffene haben berichtet, dass sie das Gefühl von geringeren Beschwerden haben. Dabei bleibt natürlich stets unklar, ob die Maske oder eine geringere Pollenbelastung im Umfeld der Betroffenen die Ursache für weniger Beschwerden sind. Wir nutzten die standardisierten Bedingungen einer Expositionskammer, um für Erwachsene mit einer gesicherten allergischen Rhinokonjunktivitis, die seit mindestens zwei Jahren bestand, die Schutzwirkung gängiger medizinischer Masken und FFP2-Masken vor Pollen zu definieren. Die Daten zeigten einen hohen Nutzen beider Maskentypen bei der Vermeidung von allergischen Symp- Abb. 3: Rhinorrhö (Nasensekret) über 120 min bei der Provokation mit Gräserpollen ohne Maske, mit FFP2-Maske und medizinischer Maske tomen an der Nase und an den Augen. Statistisch ergaben sich Unterschiede bei den beiden geprüften Maskentypen, aber diese waren wechselnd und gering -wir halten sie klinisch nicht für tragfähig. Das bedeutet, dass beide Maskenarten Pollenallergikern empfohlen werden können. Die FFP2-Masken werden, wie medizinische Masken, unter Verwendung von mehrlagigen filternden Vliesen hergestellt; ihre Filtereigenschaften sind normiert und müssen von den Herstellern eingehalten werden. Die Masken dienen im Rahmen der Coronapandemie gleichermaßen dem Eigenund Fremdschutz, vorausgesetzt sie haben kein Ventil. Durch die eingesetzten Vliese filtern medizinische Masken Partikel größer als 3 µm [5] , während FFP2-Masken Partikel bis zu 0,004 µm zurückhalten. Damit sind beide Masken typen geeignet, nicht nur die Übertragung von Coronaviren zu verhindern [8, 9] , sondern auch die über 5 µm großen Pollen aus der Luft herauszufiltern. Sowohl medizinische Masken als auch FFP2-Masken bieten für Klinikpersonal einen "antiviralen Schutz" in etwa gleicher Größenordnung -dies sollte auch für den lokalen (Auge) oder inhalativen (Nase, Bronchien) Kontakt mit luftgetragenen Pollen nutzbar sein. Der richtige Sitz von Masken ist entscheidend für ihre Wirkung. Untersuchungen an Klinikpersonal haben gezeigt, dass die richtige Anpassung in kurzen Programmen geübt werden kann und Wirkung zeigt [6] . Dichtesitzprüfungen, zum Beispiel durch bittere Prüfstoffe, werden deshalb für medizinisches Personal als wichtig angesehen und dringend empfohlen [7] . In unserer Studie wurde auf Belehrungen und Dichtesitzprüfungen der Masken verzichtet, um ihre Wirkung unter Real-World-Bedingungen zu prüfen. Wir weisen aber darauf hin, dass Pollenallergiker, die durch Masken eine Vermeidung ihrer Symptome erzielen wollen, auf den korrekten Sitz ihrer Masken achten sollten, um gegebenenfalls deren Wirkung noch zu erhöhen. Die Probanden wurden in dieser Studie einer hohen Belastung mit Gräserpollen (4.000 Pollen/m³) über zwei Stunden ausgesetzt, die evaluiert bei Allergikern zu einer sicheren Auslösung der allergischen Symptome mit der Ausbildung eines Plateaus führt [3] . Eine höhere beziehungsweise auch längere Belastung führte zu keiner weiteren Verstärkung der Symptome. Mit dieser Expositionsstärke konnten deshalb robuste Beschwerdedaten erzielt werden, die mit den Probanden vorher abgesprochen wurden. Die Studie wurde in der Gräserpollen-freien Zeit in Berlin durchgeführt, um einen Einfluss dieser Pollen während der Studie auszuschließen. Die niedrigen Symptomstärken bei V0 einschließlich Das Tragen von Mund-Nase-Schutz in Form von medizinischen Masken oder FFP2-Masken führt bei Personen mit allergischer Rhinitis durch Pollen zu einem signifikanten Schutz vor Gräserpollen, in Form von deutlich geringeren allergischen Symptomen an Nase und Auge. In der Praxis besteht kein wesentlicher Unterschied in der Wirkung beider Maskentypen -sie sind gleichermaßen hoch wirksam und sind beide zu empfehlen. Die Wirkung ist auch bei hohen Pollenbelastungen gegeben. Ob auch polleninduzierte, asthmatische Symptome reduziert oder ausgeschlossen werden können, wurde nicht belegt. Das Tragen von Mund-Nase-Masken ist die intensivste, nicht medikamentöse Maßnahme zur Vermeidung von pollenausgelösten Beschwerden bei Allergikern. Current status of allergy prevalence in Germany. Position paper of the Environmental Medicine Commission of the Robert Koch Institute Reduction of allergic rhinitis symptoms with face mask usage during the COVID-19 pandemic Global Allergy and Asthma European Network (GA 2 LEN) European Union Network of Excellence in Allergy and Asthma. Validation of the Global Allergy and Asthma European Network (GA 2 LEN) chamber for trials in allergy: Innovation of a mobile allergen exposure chamber Technical specifications of the Global Allergy and Asthma European Network (GA 2 LEN) chamber: a novel mobile allergen exposure chamber Surgical mask filter and fit performance Particulate face masks for protection against airborne pathogensone size does not fit all: an observational study Testing the proper fit of respiratory masks during the COVID-19 pandemic -a study among medical staff Face masks vs. COVID-19: a systematic review What Type of Face Mask Is Appropriate for Everyone-Mask-Wearing Policy amidst COVID-19 Pandemic? First evaluation of a symbiotic food supplement in an allergen exposure chamber in birch pollen allergic patients