key: cord-0704086-yspjj547 authors: Reinhard, Matthias A.; Burkhardt, Gerrit; Grosse-Wentrup, Fabienne; Eser-Valerie, Daniela; Mumm, Friederike H. A.; Barnikol-Oettler, Bernhard; Bausewein, Claudia; von Bergwelt-Baildon, Michael; Klein, Matthias; Falkai, Peter; Jauch, Karl-Walter; Adorjan, Kristina; Padberg, Frank; Hoch, Eva title: Psychosoziale Unterstützung während der COVID-19-Pandemie: interdisziplinäres Versorgungskonzept an einem Universitätsklinikum date: 2020-10-06 journal: Nervenarzt DOI: 10.1007/s00115-020-01014-8 sha: 0375152e47301251131cc2503d5665812a208f04 doc_id: 704086 cord_uid: yspjj547 BACKGROUND: Since the beginning of the outbreak, the COVID-19 pandemic has caused an increased demand for psychosocial support for patients, their family members, and healthcare workers. Concurrently, possibilities to provide this support have been hindered. Quarantine, social isolation, and SARS-CoV‑2 infections represent new and severe stressors that have to be addressed with innovative psychosocial care. OBJECTIVE AND METHOD: This article describes the COVID-19 psychosocial first aid concept at the University Hospital Munich (LMU Klinikum) developed by an interdisciplinary team of psychiatric, psychological, spiritual care, psycho-oncological, and palliative care specialists. RESULTS: A new psychosocial first aid model has been implemented for COVID-19 inpatients, family members, and hospital staff consisting of five elements. CONCLUSION: The concept integrates innovative and sustainable ideas, e.g. telemedicine-based approaches and highlights the importance of multidisciplinary collaboration to cope with challenges in the healthcare system. Hintergrund Die Coronavirus-disease-2019(COVID-19)-Pandemie hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einer weltweit das Leben bestimmenden Herausforderung entwickelt, die mit negativen psychosozialen Folgen einhergeht, von denen wir alle, aber insbesondere COVID-19-erkrankte Patient*innen, deren Angehörige sowie medizinisches Personal betroffen sind [1, 2] . Dabei kann eine Vielzahl körperlicher wie psychischer Symptome auftreten; letztere reichen von diffusen Sorgen, konkreten Ängsten und depressiven Symptomen bis zu Stress und posttraumatischen Reaktionen [1, [3] [4] [5] . Bei dung resultieren in Gefühlen von fehlender Zugehörigkeit, Überforderung, Einsamkeit und Langeweile. Zusätzlich können schwere, teils lebensbedrohliche Krankheitsverläufe über Wochen bestehen und zur Entwicklung reaktiver Belastungsstörungen sowie mittelfristig behandlungsbedürftiger neurologischpsychiatrischer Störungsbilder führen [5] . Bei komplizierten, intensivpflichtigen Verläufen sind zudem delirante und Abb. 1 9 Die fünf Bausteine des psychosozialen Versorgungsmodells im Rahmen der COVID-19-Pandemie des LMU-Klinikums agitierte Zustandsbilder beschrieben [6] , die häufig eine Mitbetreuung durch psychiatrische Konsiliar-und Liaisondienste notwendig machen. Für Angehörige wiederum stellen die Sorgen um den*die Erkrankte*n, die Besuchseinschränkungen und die reduzierte Austauschmöglichkeit mit dem*der Patient*in eine besondere Belastung dar. Oft besteht für sie die Notwendigkeit, sich selbst in häusliche Der Nervenarzt Der 46-jährige Patient wird initial vom Rettungsdienst aufgrund progredienter Dyspnoe in das LMU-Klinikum gebracht und ist bereits nach kurzer Zeit intubationspflichtig. Der COVID-19-Abstrich auf der Intensivstation ist positiv. Der weitere Verlauf gestaltet sich protrahiert und mit Komplikationen. Dennoch kann der Patient im weiteren Verlauf extubiert und schließlich auch entisoliert werden. Aufgrund von Ängsten und Sorgen des Patienten wegen des langen Aufenthalts auf der Intensivstation wird die Anfrage zur psychosozialen Mitbetreuung gestellt. Die Station ist hierfür mit einem Tablet ausgestattet, das dem Patienten ins Zimmer gereicht wird. Der Patient schildert, dass er durch den nur langsam vorangehenden Genesungserlauf sehr belastet sei. Da er bisher nur selten und für kurze Zeit krank gewesen sei, verliere er "das Vertrauen in seinen Körper". Auf Station komme ihm alles "fremdbestimmt" vor. Die geschilderten Eindrücke und Beschwerden des Patienten werden als nachvollziehbar eingeordnet und validiert. Der Patient wirkt hierdurch etwas entlastet, sodass weitere psychosoziale Belastungsfaktoren erfragt werden können. Es zeigt sich, dass der Patient bereits vor dem Klinikaufenthalt mit Problemen konfrontiert war (u. a. Sorge um Arbeitsplatzverlust), um die er sich aktuell nicht kümmern kann und daher auch Hilflosigkeit verspüre. Außerdem vermisse er seine Ehefrau und die Kinder, die wegen der Besuchseinschränkung nicht auf der Station vorbeikommen können. Im weiteren Gesprächsverlauf wird auf funktionale Strategien zum Umgang mit der aktuellen Situation auf der Station eingegangen und dysfunktionalen Strategien gegenübergestellt. Der Patient wird darin bekräftigt, sich auf eine achtsame und annehmende Grundhaltung einzulassen ("Ich kümmere mich um das Hier und Jetzt", "Alles kann sich schnell ändern"). Zusätzlich werden Möglichkeiten gesammelt, die Abläufe auf der Station möglichst aktiv mitzugestalten und Ressourcen zur Unterstützung zu aktivieren (u. a. der Kontakt zur Familie und das soziale Netz). Zuletzt wird ein Folgetermin vereinbart und der Patient wirkt zu Gesprächsende sichtlich gelöst. Quarantäne und damit soziale Isolation zu begeben. Im Falle von COVID-19bedingten Todesfällen erschweren infektiologisch notwendige Maßnahmen den Trauerprozess. Bei medizinischem Personal können schließlich Ängste vorliegen, selbst zu erkranken bzw. die eigene Familie zu infizieren [2] . Neben der erhöhten beruflichen Belastung durch neue organisatorische Strukturen und fachspezifische Anforderungen kann es gleichzeitig zu einem Rückgang an Unterstützung und Ressourcen kommen, beispielsweise aufgrund von sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung, was ein wesentlicher Faktor in der Entstehung von Burn-out im Gesundheitswesen ist [7] . Negative psychosoziale Folgen wurden im Rahmen früherer Pandemien in anderen Ländern beschrieben [8] . Neben dem Beziehungsaufbau, der mittels Videosprechstunde erfahrungsgemäß schneller gelingt als am Telefon, konnte durch Validierung von Emotionen und Ressourcenaktivierung bereits in vielen Fällen eine emotionale Entlastung der Patient*innen erreicht werden. Neben Achtsamkeitsund Imaginationsübungen zur Entspannung (Cave: atemzentrierte Übungen bei Dyspnoe) wurde der*die Patient*in zu eigenständigen Übungen wie beispielsweise Anti-Grübel-Strategien oder dem "butterfly hug", einer aus dem EMDR stammenden Technik zur Selbstberuhigung [10] , angeleitet. Vermittelt durch die COVID-19-Stationen wurden werktags Termine mit Psycholog*innen und Ärzt*innen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vergeben, die sich zeitweise selbst im Homeoffice befanden. Notfallmäßig bestand eine Rufbereitschaft über das Team der Psycho-Onkologie (in Kooperation mit lebensmut e. V.). Helfer*innen hatten im April/Mai 2020 die Möglichkeit, an einer Schulung und anschließend wöchentlicher, webbasierter Supervision teilzunehmen. Der Umgang mit schwierigen Therapiesituationen und die fachgerechte Durchführung der Interventionen wurden vermittelt. Als wertvoll erachtet wurden beispielsweise die "Do's and Don'ts der Gesprächsgestaltung via Tablet" [11] . Zusätzlich wurden Gespräche anonymisiert protokolliert und evaluiert, um den Bedarf anzupassen. Zur Psychosocial support during the COVID-19 pandemic: interdisciplinary concept of care at a university hospital Abstract Background. Since the beginning of the outbreak, the COVID-19 pandemic has caused an increased demand for psychosocial support for patients, their family members, and healthcare workers. Concurrently, possibilities to provide this support have been hindered. Quarantine, social isolation, and SARS-CoV-2 infections represent new and severe stressors that have to be addressed with innovative psychosocial care. Objective and method. This article describes the COVID-19 psychosocial first aid concept at the University Hospital Munich (LMU Klinikum) developed by an interdisciplinary team of psychiatric, psychological, spiritual care, psycho-oncological, and palliative care specialists. A new psychosocial first aid model has been implemented for COVID-19 inpatients, family members, and hospital staff consisting of five elements. Conclusion. The concept integrates innovative and sustainable ideas, e.g. telemedicinebased approaches and highlights the importance of multidisciplinary collaboration to cope with challenges in the healthcare system. Alternative zum regulären Psychotherapiesetting mit MNS. Diese Unterschiede der Patienten-Therapeuten-Kommunikation sind jedoch bislang kaum wissenschaftlich untersucht. Durch die COVID-19-Pandemie ist in kurzer Zeit eine Vielzahl hilfreicher Arbeitsmaterialien entstanden, die zumeist kostenfrei verfügbar sind (siehe beispielhaft [12] [13] [14] Umgang mit psychischer Belastung bei Gesundheitsfachkräften im Rahmen der Covid-19-Pandemie The outbreak of COVID-19 coronavirus and its impact on global mental health Mental health and the Covid-19 pandemic Psychiatric and neuropsychiatric presentations associated with severe coronavirus infections: a systematic review and meta-analysis with comparison to the COVID-19 pandemic Neurologic features in severe SARS-CoV-2 infection The loss of social connectedness as a major contributor to physician burnout: Applying organizational and teamwork principles for prevention and recovery The psychological impact of quarantine and how to reduce it: rapid review of the evidence Krisenintervention und Suizidverhütung Bd. 2123. UTB The butterfly hug. Implementing EMDR early mental health interventions for man-made and natural disasters Psychotherapie per Video -Grundlagen und Erfahrungen aus der Praxis (Webinar) COVID-19: Wie Sie häusliche Isolation und Quarantäne gut überstehen HäuslicheIsolationundQuarantäne gut überstehen The COVID-19 Pandemic Mental Health Questionnaire (CoPaQ): introducing a comprehensive measure of the psychosocial impact of the current coronavirus crisis