key: cord-0701513-km8sc5ep authors: Gabl, Katharina; Küpper, Alexander; Pöhner, Julien title: Nähe auf Distanz: Pflege als Caring-Disziplin in Zeiten der Covid-19-Pandemie date: 2021-02-08 journal: Urologe A DOI: 10.1007/s00120-021-01467-y sha: 7e443a09deac572e2bdf99c4e394b03015dabf57 doc_id: 701513 cord_uid: km8sc5ep nan Arbeitslast, begrenzte materielle und personelle Ressourcen, soziale Isolation und ein Bruch in den täglichen Routinen [15] . Die Pflege ist, wie andere Berufe des Gesundheitswesens auch, ein Dienst an der Menschheit [26] . "Pflegekunde beruht auf menschlicher Sorge, die ihre spezifische Gestalt durch die berufliche Aufgabe erhält" [23, S. 15] . Pflege ist eine Caring Disziplin und somit eine fürsorgende Aufgabe, die sich erst durch in Beziehung treten mit Anderen etabliert [17] . Die ersten Gedanken des Carings als Grundlage professioneller Pflege wurden Anfang der 1980iger Jahre in Theorien des angloamerikanischen Raumes aufgenommen und entwickelt [24] . In der Folge wurde ein erstes Modell im Rahmen des Caring Prozesses von Swanson (1991) veröffentlicht. Die Ergebnisse einer Meta-Synthesis von Fingfeld-Connett [10] zeigen, dass das Konzept Caring ein kontextbezogener und persönlicher Prozess ist, der durch das pflegerische Tun, eine zwischenmenschliche Sensitivität, sowie intime Beziehungen charakterisiert ist. Die zwischenmenschliche Sensitivität als Grundlage für den Caring Prozess erfordert die physische und emotionale Präsenz der Pflegenden. Aktives Zuhören, Blickkontakt, Berührungen und Gespräche können den Grundstein für die intime Beziehung bilden, die zwischen der Pflegeperson und den zu Pflegenden entstehen soll. Durch den Caring Prozess wird das physische und psychische Wohlbefinden der Patienten gesteigert. Auch die mentale Gesundheit der Pflegepersonen kann vom Caring Konzept profitieren [10] . Der Caring Begriff ist ein zentraler Bestandteil des modernen Pflegeverständnisses, welches sich über Jahrzehnte entwickelt hat und definiert sich über die Handlung aber auch durch die Haltung des Pflegenden [11, 12, 17] . Auch Wojnar [26] beschreibt Caring als die wertschätzende Bezogen-und Verbundenheit, sowie die Verantwortung anderen unterstützungsbedürftigen Menschen gegenüber. "The nurse-patient relationship is the essence of caring" [17, S. 90 ]. Die Interaktion mit Menschen wird damit zur Voraussetzung für professionelle Pflege [25] . [19] . Auch in Zeiten der Covid-19-Krise wird das Streben der Pflegepersonen nach Interaktionen, trotz einer damit einhergehenden Gefährdung der eigenen Gesundheit, nicht gemindert [25] . Ein weiterer Stressfaktor im Arbeitsalltag wird durch den weltweiten Mangel an Schutzausrüstung und der somit steigenden Angst vor einer Selbstinfektion verursacht [19] . Auf Grund der Aktualität der Pandemie existiert nur sehr wenig evidenzbasierte wissenschaftliche Literatur zu der Thematik. Laut Helmbold und Schäfer [14] bewegen sich die meisten der bisher publizierten Arbeiten in den Bereichen der Medizin und der Virologie. Aus der bestehenden Literatur lässt sich ableiten, dass Handlungsabläufe in der Pflege umgestellt und angepasst, ganze Stationen umgebaut und neu aufgerüstet werden müssen. In vielen Ländern Europas übernehmen Pflegepersonen Aufgaben, über die sie nicht ausreichend Kenntnis besitzen, wodurch die Arbeitsbelastung in ein unermessliches Maß steigt. Durch die zusätzliche Reduzierung des direkten Patientenkontaktes zum Schutz des Personals und zur Ressourceneinsparung, sind die Erkrankten in vielen Situationen auf sich alleine gestellt [2, 5, 9, 16, 20, 21] . Vordergründig gilt es, in der aktuellen Zeit das Ansteckungs-und Übertragungsrisiko des Covid-19-Virus durch entsprechende Handlungen und Maßnahmen zu minimieren. Dennoch ist es weiterhin ein primäres Ziel, neben der kompetenten Versorgung der Patienten und Patientinnen, weitgehend auch die Normalität im Pflegeprozess sowie auf der Beziehungsebene aufrechtzuerhalten, so dass professionelle Pflege auch auf der Caring Ebene stattfinden kann. Doch durch die im Arbeitsalltag geforderten Einschränkungen wird die professionelle Pflege vor viele Herausforderungen gestellt. Neben den notwendigen Isolationsmaßnahmen, der mangelnden Zeit des Personals und der Reduzierung der pflegerischen Tätigkeiten auf ein Minimum, wird durch die Notwendigkeit von Schutzkleidung die Interaktion mit den Patienten und Patientinnen deutlich erschwert. Des Weiteren sind die Arbeit und das Verhalten der Pflegepersonen durch psychische Faktoren stark beeinflusst. Stress stellt eine zusätzliche Barriere in der Interaktion und somit im Caring Prozess dar. Auch Angst und Ungewissheit sind tägliche Begleiter im Arbeitsleben, die durch Gegebenheiten wie dem weltweiten Mangel an Schutzkleidung deutlich gefördert werden [4] . Körpersprache & Kommunikation. Nonverbaler Ausdruck und Soziale Interaktion, 10. Aufl. Junfermann COVID-19 Pflege Studie. Erfahrungen von Pflegenden während der Pandemie -erste Teilergebnisse Diverse implications of a national health crisis: a qualitative exploration of community nurses' SARS experiences COVID-19-Pandemie: Belastungen des medizinischen Personals Severe SARS-CoV-2 infections: practical considerations and management strategyforintensivists Preserving through a difficult time during the SARS Outbreak in Toronto Nurses fighting against severe acute respiratory syndrome (SARS) in Hong Kong Die COVID-19-Pandemie: Arbeitsrecht im Krankenhaus in bewegten Zeiten Meta-synthesis of caring in nursing Patient perceptions of nursing care: an emerging theory of interpersonal competence How do patients experience caring? Scoping review Herausforderungen für die pflegerische Versorgung in der stationären Altenhilfe: Corona-Pandemie 2020 Covid-19 aus pflegediagnostischer Perspektive Angst vor Corona -Bedrohung der Pflege durch die Logik eines Affekts Handbook of COVID-19 prevention and treatment. The First Affiliated Hospital Theoretical nursing. Development andprocess, 6. Aufl COVID-19: Allgemeine Handlungsempfehlungen kurz zusammengefasst Der Applaus für die (Für)Sorge fordert die Protektion der Selbst(für)sorge COVID-19-Versorgung -Strategien der Taskforce Coronavirus und Erfahrungen von den ersten 115FällenamUniversitätsklinikumFreiburg Empfehlungen des RKI zu Hygienemaßnahmen im Rahmen der Behandlung und Pflege von Patienten mit einer Infektion durch SARS-CoV-2 Professionelle Kommunikation in Pflege und Management -Ein praxisnaher Leitfaden Zum Verhältnis von professioneller Pflege und professioneller Sorge Wenn nicht jetzt, wann dann? In: Pflegewissenschaft, Sonderausgabe: Die Corona-Pandemie Caring