key: cord-0685720-pqon1r07 authors: Choritz, Lars; Hoffmann, Michael; Thieme, Hagen title: Telemedizinische Ansätze in der Augenheilkunde in Zeiten von COVID-19 date: 2021-08-18 journal: Ophthalmologe DOI: 10.1007/s00347-021-01470-w sha: bf228eb30767c5faa2ab1afa7c768af39f89d854 doc_id: 685720 cord_uid: pqon1r07 BACKGROUND: During the coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic access to and utilization of ophthalmologic healthcare providers was partially restricted. OBJECTIVE: This article provides an overview of already available tele-ophthalmologic applications for better care during the pandemic as well as those still under development. MATERIAL AND METHODS: The study included an analysis of current scientific publications, analysis of unrestricted screening applications in smart device app stores as well as telemetric medical products specifically designed for home monitoring and discussion of the requirements of an integrated ophthalmologic video consultation. RESULTS: There is significant interest in tele-ophthalmologic applications and devices as evidenced by a rise in the number of relevant publications. Freely available screening tests for smart phones and tablets are as a rule currently not validated and show significant discrepancies from established standard tests. Telemetric medical devices show great potential for home monitoring in chronic ophthalmologic diseases but must first become established in the clinical routine. CONCLUSION: There is an unmet need for systematic analysis, development and validation of telemedical applications and medical products for ophthalmology in order to advantageously utilize the potential of telemedicine and to incorporate this into an ophthalmologic video consultation. Die COVID-19-Pandemie hat im Jahr 2020 und auch in großen Teilen von 2021 alle Teile des öffentlichen und privaten Lebens weltweit mitbestimmt. Vielleicht mehr als jeder andere Lebensbereich war und ist die Medizin davon betroffen: angefangen von der direkten Versorgung der Betroffenen über die veränderten klinischen Abläufe in Krankenhäusern hin zu Einschränkungen bei der Behandlung von akut und chronisch Erkrankten, die nicht direkt vom Virus betroffen waren. Über mehr als 1 Jahr wurden aufgrund von verschärften hygienischen Maßnahmen Abstandsregeln und auch aus Angst vor Ansteckung unter medizinischem Personal und Patienten gleichermaßen weniger Patienten behandelt, mussten elektive Eingriffe aufgeschoben oder ganz abgesagt werden. Durch diese Beschränkungen hat die Telemedizin auch in der Ophthalmologie an Interesse gewonnen. Telemedizinische Ansätze waren vor der SARS-CoV-2-Pandemie oft vornehmlich auf die bessere medizinische Versorgung von unterprivilegierten, unterversorgten Bevölkerungsgruppen in Entwicklungs-und Schwellenländern ausgerichtet. Ziel dieser Ansätze ist oftmals, kostengünstige und v. a. robuste, QR-Code scannen & Beitrag online lesen mobile Alternativen für die hoch spezialisierten medizinischen Geräte zu schaffen, die in der westlichen Welt fast jederzeit zugänglich sind. Im Bereich der Ophthalmologie wurde z. B. das "portable eye examination kit" (peek, Peek Vision Ltd., Hertfordshire, England) entwickelt, das unter anderem Smartphone-basierte Fundusfotografie ermöglicht (www.peekvision.org) [15] . Durch die Pandemie ist in den vergangenen anderthalb Jahren jedoch auch in der westlichen Welt eine relative Unterversorgung entstanden, nicht etwa durch fehlende Verfügbarkeit, sondern v. a. durch den eingeschränkten Zugang zu medizinischem Equipment, medizinischen Maßnahmen oder medizinischem Personal. Dies hat zu einem verstärkten Interesse an der Entwicklung und Nutzung von telemedizinischen Anwendungen weltweit geführt, auch in der Ophthalmologie. Die . Abb. 1 zeigt den sprunghaften Anstieg der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu den Suchworten "telemedicine" und "ophthalmology" im Jahr 2020. Allein 108 Publikationen findet man zusätzlich für das Jahr 2020 und 55 für das Jahr 2021 (Stand April 2021), wenn das Suchwort "Covid" ergänzt wird. Dieser Beitrag zielt auf eine orientierende Übersicht der telemedizinischen Ansätze, die es in der Ophthalmologie derzeit gibt, welche Vor-und Nachteile sie in Zeiten eingeschränkten Zugangs zu regulärer Versorgung bieten und wie sie weiterentwickelt werden könnten, um auch über die COVID- 19 Abstract Background. During the coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic access to and utilization of ophthalmologic healthcare providers was partially restricted. Objective. This article provides an overview of already available tele-ophthalmologic applications for better care during the pandemic as well as those still under development. Material and methods. The study included an analysis of current scientific publications, analysis of unrestricted screening applications in smart device app stores as well as telemetric medical products specifically designed for home monitoring and discussion of the requirements of an integrated ophthalmologic video consultation. Results. There is significant interest in teleophthalmologic applications and devices as evidenced by a rise in the number of relevant publications. Freely available screening tests for smart phones and tablets are as a rule currently not validated and show significant discrepancies from established standard tests. Telemetric medical devices show great potential for home monitoring in chronic ophthalmologic diseases but must first become established in the clinical routine. Conclusion. There is an unmet need for systematic analysis, development and validation of telemedical applications and medical products for ophthalmology in order to advantageously utilize the potential of telemedicine and to incorporate this into an ophthalmologic video consultation. Self-measurement · Video consultation · Artificial intelligence · COVID-19 pandemic · Home monitoring nicht jedoch frei im App-Store erhältlich [3] . Auch in Deutschland gibt es bereits erstattungsfähige Apps, die die Ansprüche an eine sog. "digitale Gesundheitsanwendung" (DiGA) erfüllen. Es gelassenen DiGA zur Verfügung. Es finden sich darunter derzeit keine ophthalmologischen Anwendungen. Die einfachste Form des "remote/self monitoring" bei chronischen ophthalmologischen Erkrankungen ist sicher das Amsler-Gitter, das vornehmlich für die frühe Detektion der Konversion von trockener zu feuchter AMD, aber auch zur Erkennung anderer Netzhautpathologien der Makula verwendet wird. Amsler-Gitter gibt es auch für Smartphones (verschiedene Anbieter, kostenfrei in App-Stores und daraus wird eine Art Gesichtsfeld rekonstruiert. Im Wartezimmer einer Glaukomsprechstunde konnten so bereits vor der Standardperimetrie Befunde von 77 Patienten erhoben werden, die gut mit denen der konventionellen Perimetrie übereinstimmten und dabei sowohl schneller erhoben werden konnten, als auch von den Patienten als angenehmer wahrgenommen wurden [13] . Neben Tablet-basierter Perimetrie gibt es auch Ansätze, die Lichtempfindlichkeit der Netzhaut mittels Virtual-Reality Brillen zu erfassen, mit teils sehr guter Übereinstimmung mit konventioneller Perimetrie [5, 19] . Da Virtual-Reality-Brillen derzeit nicht so weit verbreitet sind wie Tablet-PCs, werden sich diese vermutlich nicht so schnell für telemedizinische Anwendungen durchsetzen. Dieser Bereich bietet derzeit noch die wenigsten telemedizinischen Anwendungen. Vor allem dichoptische Spiele (. Abb. 5) und Videos mit dem Ziel der Behandlung einer Amblyopie sind derzeit verfügbar, auch wenn der Nutzen solcher Anwendungen noch Gegenstand der Forschung ist [2, 7] . Denkbar wäre auch ein computerunterstütztes Training der exzentrischen Fixation bei Makuladegeneration [8, 11] oder das Üben von visuellen Suchstrategien und systematischen Blickrichtungswechseln, insbesondere bei Gesichtsfelddefekten. Verschiedene Kliniken und Praxen nutzen z. B. bereits eine Software zum Sakkadentraining bei Hemianopsie oder Retinopathia pigmentosa (www. visiocoach.de). Computerbasierte vergrößernde Sehhilfen werden im Low-Vision-Bereich bereits erfolgreich eingesetzt. Trainingsverfahren mithilfe von Smart-Devices können hier potenziell das therapeutisch/rehabilitative Spektrum erweitern. Videosprechstunden sind bereits seit mehreren Jahren durch das E-Health-Gesetz erlaubt. Sie werden derzeit ins-besondere von radiologischen und Allgemeinarztpraxen vornehmlich zur Befundbesprechung eingesetzt. Auch psychologische Sprechstunden und Therapiesitzungen werden in steigender Zahl online angeboten. Spätestens seit 2018 sind Videosprechstunden jedoch nicht nur für Befundbesprechungen, sondern auch für den Erstkontakt mit vorher nicht in der Praxis/Klinik bekannten Patienten erlaubt. Grundlage für Videosprechstunden ist die Nutzung eines zertifizierten Videodienstanbieters, dessen Verwendung auch der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung angezeigt werden muss, um als ärztliche Leistung abgerechnet werden zu können. Bislang wurden Videodienste jedoch nur von wenigen Praxen und Kliniken genutzt, unter anderem weil das elektronische Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung derzeit noch nicht implementiert sind. Pilotprojekte laufen erst Mitte 2021 an, und beides wird erst ab Januar 2022 verpflichtend, und so ist eine vollständige technische Umsetzung einer reinen Online-Sprech-Abb. 5 Evaluationofasmartphonephotoscreeningappto detect refractive amblyopia risk factors in children aged 1-6 years Dichoptic training for amblyopia Odysight: a mobile medical application designed for remote monitoring-a prospective study comparison with standard clinical eye tests Telemetric measurement of intraocular pressure via an implantable pressure sensor-twelvemonth results from the ARGOS-02 trial Implementing and monitoring at-home virtual reality oculo-kinetic perimetry during COVID-19 Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen Use of video games for the treatment of amblyopia Binns AM (2014) How effective is eccentric viewing training? A systematic literature review Evaluation of patient satisfaction with an ophthalmology video consultation during the COVID-19 pandemic Identifying facial phenotypes of genetic disorders using deep learning Changes in the properties of the preferred retinal locus with eccentric viewing training Glaucoma home-monitoring using a tablet-based visual field test (Eyecatcher): an assessment of accuracy and adherence over six months Using an open-source tablet perimeter (Eyecatcher) as a rapid triage measure for glaucoma clinic waiting areas Visual impairment and blindness in institutionalized elderly in Germany Peek: portable eye examination kit. The Smartphone ophthalmoscope Intraocular pressure telemetry for managing glaucoma during the COVID-19 pandemic Evaluation of Face2Gene using facial images of patients with congenital dysmorphic syndromes recruited in Japan Autonomous early detection of eye disease in childhood photographs Preliminary report on a novel virtual reality perimeter compared with standard automated perimetry Visual acuity testing for telehealth using mobile applications liche Auswertung entsprechender Umfragen unter den Augenärzten.Ein wichtiger Nebeneffekt der zunehmenden Verbreitung von Screening-und Monitoring-Apps der Augenheilkunde könnte dabei auch die Verbesserung der epidemiologischen Forschung sein, da sich digitale Daten für solche Fragestellungen gut zusammenführen und auswerten lassen.