key: cord-0684003-9u8jduaq authors: Breuer, F.; Pommerenke, C.; Ziemen, B.; Stiepak, J.-K.; Poloczek, S.; Dahmen, J. title: Einführung von NotSan-Erkundern im Rahmen der COVID-19-Pandemie in der Berliner Notfallrettung date: 2020-09-28 journal: Notf Rett Med DOI: 10.1007/s10049-020-00786-5 sha: 71afc29a243687dd68833d9a3e75f318bc152873 doc_id: 684003 cord_uid: 9u8jduaq BACKGROUND: It has been shown throughout the COVID-19 pandemic that the condition of a number of patients deteriorates acutely when not monitored. This is set against an increased demand for emergency medical services and the resulting scarcity of resources, which makes it necessary to prioritise inpatient treatment or ensure that patients are provided with appropriate outpatient care. In this context, the Berlin Fire Department has introduced emergency paramedic investigators (NotSan-Erkunder) as an additional operating resource. METHODOLOGY: We assessed all operations from 28.03.2020 to 28.04.2020 during which Emergency Paramedic Investigators of the Berlin emergency services were deployed. A total of 341 operations were included from the 31 days. Alongside data from the dispatch system, all operational documentation was assessed. RESULTS: In 57% of cases, mNACA II patients (outpatient treatment) were identified, in 42% of cases, mNACA III patients (inpatient treatment) were identified, and in 1% of cases, mNACA IV (imminent danger to life) patients were identified. In 51% of cases, the emergency services transported the patient to a hospital, and in 49%, alternative care measures were employed. These included referral to a local physician in 28% of cases. In 11% of cases, patients were referred to on-call services of the Association of Statutory Health Insurance Physicians (KV in German). In 4% of cases, the Berlin Fire Department emergency dispatch center deployed a physician of the KV (KV-ARE investigator). DISCUSSION: The results show that additional operational resources serve an important function during a pandemic with regards to an initial assessment and pilot function. This can help relieve not only the emergency services but also the medical facilities responsible for providing further care. The standardised dispatch enquiry enables the linking with the appropriate codes from the low-priority operational spectrum and support by a Tele-emergency physician lends additional professional competency to the emergency paramedics. Hintergrund Mit Datum vom 11. März 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 offiziell zur Pandemie erklärt. Bereits am 30. Januar 2020 wurde die Verbreitung des Virus zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite erklärt. Hiermit wurden die Verantwortlichen der Länder in die Pflicht genommen, Maßnahmen zu ergreifen, damit zum einen die Einschleppung des Virus verhindert wird, zum anderen mussten auf der Ebene der Bundesländer sowie der Kreise und der kreisfreien Städte Konzepte erstellt werden, um fortlaufend eine aktive Surveillance sicherzustellen. In dem Zusammenhang wurden auch die örtlichen Gesundheitsämter im Rahmen der ihnen nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) originär übertragenen Aufgaben vermehrt tätig und die Schnittstellen zwischen öffentlichem Gesundheitsdienst, Notfallrettung und stationärer Versorgung haben an Bedeutung gewonnen. Problematisch ist, dass sich die CO-VID-19-Erkrankung klinisch auf sehr unterschiedliche Weise manifestiert und Symptome insbesondere in der Initialphase der Erkrankung nicht eindeutig sind. Hierbei besteht die Schwierigkeit darin, dass die klinischen Symptome unspezifisch sind und nicht zwangsläufig mit Fieber einhergehen. Weiterhin kann die Erkrankung mild bis moderat verlaufen, teilweise sich jedoch auch als schwere Form mit Lungenversagen manifestieren, wobei es bei 20 % der Erkrankten zu einer Verschlechterung mit Hypoxämie kommt, die typischerweise am 7.-10. Tag eintritt [14] . Hierbei kommt auch der klinischen Triagierung eine besondere Bedeutung zu [3] . Für den Rettungsdienst galt es, sich ebenfalls dahingehend strategisch aufzustellen, Patienten in Hinblick auf die Notwendigkeit einer stationären Versorgung zu priorisieren oder die Anbindung an eine geeignete ambulante Versorgung sicherzustellen. Im Gesetz über den Rettungsdienst für das Land Berlin (RDG Berlin), zuletzt geändert am 20.09.2016, ist im § 8 Absatz 1 verbindlich geregelt, dass Notrufe, die unter der Notrufnummer 112 eingehen, regelmäßig unter Verwendung einer standardisierten Notrufabfrage beantwortet werden [12] . Dies bietet die Möglichkeit, bei Pandemien ein gesondertes Protokoll "Pandemie/Epidemie/ Ausbruch (Überwachung oder Triage)" anzuwenden [6] . Hieraus folgt, dass Notrufe, die über dieses Protokoll abgefragt werden, und Einsätze, die hieraus hervorgehen, aktiv beobachtet und ausgewertet werden können. Durch Notfallmedizin · Rettungsleitstelle · SARS-CoV-2 · Telenotarzt · Notfallsanitäter Introduction of emergency paramedic investigators in the context of the COVID-19 pandemic in the Berlin emergency medical service Abstract Background. It has been shown throughout the COVID-19 pandemic that the condition of a number of patients deteriorates acutely when not monitored. This is set against an increased demand for emergency medical services and the resulting scarcity of resources, which makes it necessary to prioritise inpatient treatment or ensure that patients are provided with appropriate outpatient care. In this context, the Berlin Fire Department has introduced emergency paramedic investigators (NotSan-Erkunder) as an additional operating resource. Methodology. We assessed all operations from 28.03.2020 to 28.04.2020 during which Emergency Paramedic Investigators of the Berlin emergency services were deployed. A total of 341 operations were included from the 31 days. Alongside data from the dispatch system, all operational documentation was assessed. Results. In 57% of cases, mNACA II patients (outpatient treatment) were identified, in 42% of cases, mNACA III patients (inpatient treatment) were identified, and in 1% of cases, mNACA IV (imminent danger to life) patients were identified. In 51% of cases, the emergency services transported the patient to a hospital, and in 49%, alternative care measures were employed. These included referral to a local physician in 28% of cases. In 11% of cases, patients were referred to on-call services of the Association of Statutory Health Insurance Physicians (KV in German). In 4% of cases, the Berlin Fire Department emergency dispatch center deployed a physician of the KV (KV-ARE investigator). The results show that additional operational resources serve an important function during a pandemic with regards to an initial assessment and pilot function. This can help relieve not only the emergency services but also the medical facilities responsible for providing further care. The standardised dispatch enquiry enables the linking with the appropriate codes from the low-priority operational spectrum and support by a Tele-emergency physician lends additional professional competency to the emergency paramedics. 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 Abb. 4 (. Abb. 7) . In der durch die Notfallsanitäter durchgeführten Fallklassifikation entsprechend RKI-Definition wurde in 6 % der Fälle ein bestätigter COVID-19-Fall vorgefunden, in 6 % handelte sich um einen begründeten Verdachtsfall, in 26 % um einen Fall in Abklärung und in 62 % gab es keine Hinweise auf COVID-19. Die COVID-19-Pandemie stellt eine bislang nicht vorhandene Belastung für das Gesundheitssystem dar, wobei sich hieraus bei einem entsprechenden Ressourcenmangel auch ein direkter Einfluss auf die Mortalität ergeben kann [7] . In dem Zusammenhang haben insbesondere die Berichte und Zahlen aus Italien bemerkenswert gezeigt, wie schnell das Gesundheitssystem im Rahmen der CO-VID-19-Pandemie überlastet sein kann. Hierbei gilt es insbesondere vulnerable Gruppen zu schützen und eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern. Erfahrungsberichte aus China zeigen, dass es erforderlich ist, reaktiv die Krankenhausinfrastruktur anzupassen und auch spezielle Regelungen für die ambulante Versorgung zu treffen [13] . In Berlin sind aktuell 38 Kliniken als Aufnahmekrankenhäuser, hiervon 6 Kliniken als Notfallzenten (Kliniken der Maximalversorgung) ausgewiesen. Bei einer zu erwartenden steigenden Fallzahl intensivmedizinisch zu versorgender Patienten ist auch hier fortlaufend mit einer kritischen Belastung insbesondere der intensivmedizinischen Kapazitäten zu rechnen. Die Herausforderungen bestehen insbesondere darin, dass die an COVID-19 erkrankten Patienten, die ein ARDS entwickeln, eine komplexe intensivmedizi-nische Therapie benötigen, zum Teil mit einer komplexen Beatmungstherapie in Bauchlage. Weiterhin ist bei den Patienten, die kein ARDS entwickeln, von einer längeren Hospitalisierungszeit auszugehen, wobei eine andauernd hohe Sauerstoffabhängigkeit vorliegt [4] . Insbesondere ist aber auch ein "crowding" von potenziell infektiösen Patienten in den zentralen Notaufnahmen zu vermeiden, da somit die Patienten auch einem erhöhten Morbiditäts-und Letalitätsrisiko ausgesetzt werden [9] . Somit müssen auch im Rettungsdienst Strukturen geschaffen werden, um einerseits bei denjenigen Patienten, bei denen eine stationäre oder intensivmedizinische Behandlung notwendig ist, auf zielgerichtete Transporte in die richtige Klinik zu fokussieren, andererseits aber unnötige Transporte in Kliniken zu vermeiden. Bereits in der Frühphase der epidemiologischen Ausbreitung stellte die Unvorhersehbarkeit und Geschwindigkeit plötzlicher Zustandsverschlechterungen von COVID-19-Patienten international die präklinische und klinische Gesundheitsversorgung vor erhebliche Herausforderungen. Auch in Berlin zeigten wiederholt Mehrfacheinsätze bei Erkrankten, dass trotz gewissenhafter Triagierung in der Notrufabfrage und fachgerechter Versorgung in vorangegangenen Einsätzen innerhalb weniger Stunden oder Tage dramatische Verschlechterungen beobachtet werden können. Hier zeigt sich ein möglicher "benefit" durch den Einsatz von NotSan-Erkundern, die eine entsprechende Lotsenfunktion in der Pandemielage einnehmen können. Immerhin bei der Hälfte der Patienten, zu denen NotSan-Erkunder entsendet wurden, konnte ein unstrukturierter sofortiger Transport in eine Klinik vermieden werden. Darüber hinaus war es diesen jederzeit möglich, den Telenotarzt einsatzbezogen zu kontaktieren. Bei Fällen, bei denen die Patienten nicht einem Krankenhaus zugewiesen wurden, erfolgte die Einbeziehung des Telenotarztes obligat. Demnach konnten auch die derzeitigen Empfehlungen Berücksichtigung finden, wonach der Verzicht einer Krankenhauseinweisung notärztlicher Kompetenz bedarf [2] . Auch zeigte sich, dass eine Vielzahl von Anrufern des Notrufs, sicherlich auch medial getriggert, besorgt war, an COVID-19 erkrankt zu sein. Derartige Hilfeersuchen werden vermehrt an die Rettungsleitstellen adressiert und können in vielen Fällen aufgrund der Unsicherheit und der unzureichenden Informationen der Anrufer nicht einfach mit Verweis auf den Hausarzt ignoriert werden. Dies zeigt sich auch in den Ergebnissen, da in 62 % der Fälle nach erfolgter Anamnese durch den Notfallsanitäter (gegebenenfalls unter Einbeziehung des Telenotarztes) kein Hinweis auf eine COVID-19-Erkrankung bestand. Schwierig ist es, einerseits anhand von klinischen Parametern zu beurteilen, welche Patienten ein besonderes Risikoprofil vorweisen, sowie andererseits auf der Basis eingeschränkter diagnostischer Möglichkeiten zu entscheiden, bei welchen Patienten eine Hospitalisierung notwendig ist. Hierbei stellen wahrscheinlich ein Alter >75 Jahre, ein erhöhter Body-Mass-Index >40 sowie eine Herzinsuffizienz besondere Risikofaktoren dar. Ein hinweisgebender Parameter für einen kritischen Verlauf scheint insbesondere eine niedrige Sauerstoffsättigung bei Krankenhausaufnahme zu sein [8] . Dieser Eine zielgerichtete Disposition von Notfallsanitätern zu allgemeinen Hilfeersuchen wird beispielsweise in Form des Projekts "Gemeindenotfallsanitäter" im Oldenburger Land bereits praktiziert. Hierbei sind erklärte Aufgaben die Sichtung vor Ort, aber auch eine Behandlungsund Zuweisungskompetenz mit Bedienung der Schnittstellen zu nebengelagerten Versorgungssektoren [5] . Es ist beabsichtigt, auch in Berlin das Konzept entsprechend zu erweitern und das Aufgabengebiet dahingehend auszuweiten. Die standardisierte Notrufabfrage ermöglicht auch hier die Anbindung an entsprechende Codes aus dem niedrigprioritären Einsatzspektrum, weiterhin bietet die Unterstützung durch den Telenotarzt eine erweiterte Handlungskom-petenz für die Notfallsanitäter. Weiterhin ist denkbar, hier auch die eigenverantwortliche Beurteilung des Gesundheitszustands durch den Notfallsanitäter mit entsprechenden Handlungskompetenzen mehr in den Fokus zu rücken. Einführung Oberarzt vom Dienst und Neuorganisation von Notverlegungen CT imaging features of 2019 novel coronavirus (2019-ncoV). Radiology Triagestrategie für COVID-19-Verdachtsfälle bei steigender Patientenzahl Charakteristik von 50 hospitalisierten COVID-19-Patienten mit und ohne ARDS Das Konzept Gemeindenotfallsanitäter/in -Projektskizze der Rettungsdienste Oldenburger Land zur optimierten Abwicklung von Notfalleinsätzen mit geringer vitaler Bedrohung Protokoll 36 Pandemie/ Epidemie/ Ausbruch Zugegriffen: 26 Potential association between COVID-19 mortality and health-care resource availability Factors associated with hospitalization and critical illness among 4103 patients with COVID-19 disease in New York City Coronapandemie: Rolle der Zentralen Notaufnahme Leitplanken für Notärztinnen und Notärzte bei der Zuteilung von BehandlungsressourcenimKontextderCOVID-19-Pandemie. Veröffentlich durch den Vorstand der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften Notärzte Deutschlands (BAND) e.V.am Ergänzung zum Nationalen Pandemieplan -COVID19 -neuartige Coronaviruserkrankung. Vorbereitungen auf Maßnahmen in Deutschland Version Gesetz über den Rettungsdienst für das Land Berlin (Rettungsdienstgesetz -RDG) vom 08 Emergency responses to COVID-19 outbreak: experiences and lessons from a general hospitalinNanjing Hinweise zu Erkennung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit COVID-19 Geschätzte Nutzung von Intensivbetten aufgrund von COVID-19 in Deutschland im zeitlichen Verlauf Characteristics of and important lessons from the coronavirus disease 2019 (COVID-19) outbreak in China: summary of a report of 72314 cases from the Chinese center for disease control and prevention