key: cord-0078001-1n8fyco6 authors: Schröder, Christine title: Mehr als "Lernen mit digitalen Medien" date: 2022-05-11 journal: Innov Verwalt DOI: 10.1007/s35114-022-0810-5 sha: f96938117b563225a051b80d6eee02fa69bdfd8d doc_id: 78001 cord_uid: 1n8fyco6 nan Die Befragung zeichnet ein je nach Verwaltungsbereich differenziertes Bild des Standes der Digitalisierung in der Verwaltung: Während mobiles Arbeiten, E-Akte oder Webkonferenzen im Bereich IT-Steuerung und -Management sowie in den Bereichen der Fachaufgaben der Zentralverwaltung weitgehend verbreitet sind, sind diese insbesondere in Bereichen mit Publikumskontakt (Sozialverwaltung, weitere bürgernahe Dienste) teilweise noch kaum etabliert. Ein Großteil der Befragten sieht zudem eine Zunahme der Aufgabenvielfalt, aber auch -dichte und hat zuletzt Veränderungen im Bereich der Arbeitsmethoden, Arbeitsinhalte und IT-Lösungen festgestellt. Erfreulich: Über alle betrachteten Verwaltungsbereiche hinweg machen sich die Befragten wenig Sorgen, den Anforderungen in der Zukunft durch Digitalisierung nicht mehr gewachsen zu sein oder dass der eigene Arbeitsplatz entfallen könne. Zum Kompetenzerwerb gaben Befragte an, vorrangig Kompetenzen "on the job" zu erwerben und weniger über die klassische Fortbildung. Daraus folgt: Qualifizierung muss möglichst gut in den Arbeitsalltag integriert werden, und es braucht ein gutes Nebeneinander von institutionalisierten Fortbildungsangeboten und (in)formalen Lernangeboten am Arbeitsplatz. "Learning on the job" bedeutet aber auch, dass entsprechende Lernressourcen (Zeit, Lernorte) zur Verfügung gestellt werden, die dieses arbeitsplatzbasierte Lernen fördern. Daneben rückt die individualisierte Kompetenzentwicklung verstärkt in den Fokus: Qualifizierung per "Gießkannenprinzip" funktioniert in einer zunehmend komplexen Arbeitsumgebung nicht mehr ausschließlich. Neue Kompetenzen und Qualifikationen sind nicht von heute auf morgen da, sondern müssen in grundständigen Studiengängen und Berufsausbildungen erlernt und im Anschluss im Berufsleben kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die durch die Digitalisierung entstehende hohe Dynamik macht das lebenslange Lernen insofern noch bedeutsamer. Es ist also wesentlich, die Aus-, Fort-und Weiterbildung im öffentlichen Dienst zu modernisieren und dabei die veränderten Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Modernisierungsbedarfe sollten aber auf aktuellen und tragfähigen Erkenntnissen zum Einfluss von Digitalisierung auf Kompetenzen und Qualifikationen basieren. In der letzten Projektphase werden daher in weiteren Workshops die Rahmenbedingungen der Ausbildung sowie der Fort-und Weiterbildung in ausgewählten Bundesländern sowie dem Bund exemplarisch untersucht und daraus konkrete Handlungsempfehlungen gemeinsam mit den am Projekt beteiligten Vertreterinnen und Vertretern aus der Verwaltungspraxis, Gewerkschaften sowie der Wissenschaft abgeleitet. Allein mit der Bereitstellung technischer Ausstattung mit Laptops, Tablets, Smartboards und schnellem Internet ist es aber nicht getan. Formate und Konzepte dürfen sich nicht in "Lernen mit digitalisierten Medien" erschöpfen. Eine 1:1-Übertragung der bisherigen Lerninhalte in den digitalen Raum greift zu kurz. Gefragt sind Gesamtkonzepte, die die Digitalisierungskompetenzen als Querschnittskompetenzen betrachten und sich an den Arbeitsinhalten und -realitäten orientieren. Mit dem Projekt Qualifica Digitalis sollen hierzu im Herbst 2022 konkrete Erkenntnisse und Empfehlungen veröffentlicht werden. Diese können aber natürlich nur weitere Bausteine für die insgesamt zu entwickelnde "Qualifizierung 4.0" sein. Der Entwicklung moderner und zukunftsorientierter Qualifizierung für die digitale Verwaltung kann das insgesamt aber nur nutzen. ■ Forschungs-und Umsetzungsprojekt zur digitalen Qualifizierung des öffentlichen Sektors Kompetenzen, Perspektiven und Lernmethoden im digitalisierten öffentlichen Sektor, Metastudie Fraunhofer Fokus und Qualifica Digitalis