key: cord-0075025-v3xce9q6 authors: Gaisser, Andrea; Eckford, Rachel D.; Arndt, Volker; Doege, Daniela; Kludt, Evelyn; Ubels, Jasper; Schlander, Michael; Weg-Remers, Susanne title: Fast zwei Jahre Coronapandemie aus der Perspektive von Krebsbetroffenen date: 2022-02-24 journal: best practice onkologie DOI: 10.1007/s11654-022-00379-3 sha: ca923645f350c0931957cc8842b62ac56a6764d5 doc_id: 75025 cord_uid: v3xce9q6 nan Topic . . . . . . . . . . . . . Bereich´20/03´20/04´20/05´20/06´20/07´20/08´20/11´20/12´21/01´21/03´21/05´21/07´21/09´21/11´21/12 [2] . Sie zeigten, dass nach Abklingen der ersten Welle die onkologische Primärversorgung zunächst wieder weitgehend unbeeinträchtigt war, bevor es im Dezember 2020 und im Januar 2021 erneut zu Einschränkungen kam, wenn auch weniger ausgeprägt. In den Bereichen Nachsorge, psychoonkologische Betreuung und Beratung war die Kapazität allerdings längerfristig reduziert. Die Befragung wird weitergeführt. Im Dezember 2021 zeichnen sich erneut Engpässe ab, insbesondere im intensivmedizinischen Bereich (Abb. 1). Aktuell berichten zwei Drittel der befragten Zentren von einer drohenden oder latent vorhandenen Triage. In der Folge könnten aber auch Patienten mit anderen schweren Erkrankungen unter der Situation leiden, wenn Personal aus dem Stationsbetrieb zur Versorgung von COVID-19-Patienten abgestellt werden muss [3] . Die tatsächlichen oder befürchteten Konsequenzen und Auswirkungen der Pandemie für Krebsbetroffene waren Thema einer Vielzahl von Anfragen an den Krebsinformationsdienst, die ab April 2020 gesondert dokumentiert wurden. Die Zahlen folgten dem Verlauf der Pandemie mit einer ersten Spitze während der ersten Welle, als die Unsicherheit noch besonders groß war, einem deutlichen Abebben im Sommer und erneutem Anstieg mit Beginn der zweiten Welle ab November 2020 und insbesondere mit dem angekündigten Beginn der Impfkampagne. Während zunächst besonders die Gefährdung von Krebspatienten durch COVID-19, das Leben mit Krebs in der Pandemie und psychosoziale Themen im Vordergrund standen, betrafen die Anfragen ab Dezember 2020, nach ersten Nachrichten über die bevorstehende Zulassung von Impfstoffen, zunehmend die Impfung gegen SARS-CoV-2, vor allem den Rund 13 % der Befragten berichteten von Auswirkungen auf ihre Versorgung, vor allem in der ersten Phase der Pandemie. Dabei erhielt die überwiegende Mehrzahl (96 %) ihre Antitumortherapie wie geplant. Aber es gab durchaus Änderungen, vor allem bei systemischen Therapien, aber auch bei Operationen, meist im Sinne von Verschiebungen. Kontroll-und Nachsorgetermine wie auch die psychoonkologische Versorgung waren deutlich häufiger von Einschränkungen -ebenfalls meist Terminverschiebungen oder Umstellung der Kontakte auf Telefon oder Video -betroffen, hauptsächlich, aber nicht nur, während der ersten Erhebungsphase. Es ist anzunehmen, dass einige Befragte hier retrospektive Angaben machten. Als einziger statistisch signifikanter prädiktiver Faktor für Änderungen in der Versorgung ergab sich in der Analyse die Phase der Erkrankung: Nach Abschluss der Primärtherapie wurden mehr Änderungen berichtet als in anderen Behandlungsphasen. Für alle weiteren untersuchten Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, Tumorart, Versicherungsstatus und Pandemiephase zeigte sich kein Zusammenhang. Abb. 3 Zur Erfassung psychischer Belastung war die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) in den Fragebogen integriert. Jeweils 7 Items dienen der Einschätzung von Angstsymptomen (HADS-A) und Depressivität (HADS-D). Ein Summenwert zwischen 8 und 11 spricht jeweils für grenzwertige Symptomatik, ab 11 geht man von einer manifesten Störung aus. Unter Einschluss von Grenzfällen lag die Prävalenz von Angstsymptomen bei 54,6 % bzw. bei 38,8 % für Depression. Als symptomatisch geltende Werte ≥ 11 zeigten 30 bzw. 21,3 % der Befragten. Der mittlere Score für Angstsymptome betrug 8,2, für Depressivität 6,8. Mit einem HADS-A-Score von 8 und höher statistisch signifikant assoziierte Faktoren waren Änderungen in der Versorgung, Angst vor eigener Erkrankung an COVID-19 sowie dass Angehörige und Freunde erkranken oder sterben könnten, und Bedenken, die Pandemiesituation könnte die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigen (p < 0,001). Auch bei Berufstätigen und bei Personen mit geringerer Bildung war die Prävalenz von Angstsymptomen erhöht. Als prädiktiv für depressive Symptome (HADS-D) ergab die multivariate Analyse ebenfalls Änderungen in der Versorgung und Bedenken hinsichtlich der Versorgungsqualität, außerdem die Sorge, nahestehende Personen könnten erkranken best practice onkologie Topic . . . . . . . . . . (p < 0,001). Die Scorewerte blieben über den gesamten Befragungszeitraum vergleichbar erhöht. Im Vergleich zur Mehrzahl der bisher publizierten Studien zu diesen Fragestellungen deckt die Erhebung einen langen Zeitraum der Pandemie ab. Auch wenn das Kollektiv nicht repräsentativ ist, lieferte sie "Real-life-Daten" zu den Auswirkungen im Verlauf eines Jahrs aus der Betroffenenperspektive. Die onkologische Versorgung war demnach überwiegend gewährleistet, die psychischen und psychosozialen Belastungen blieben allerdings über die gesamte Befragungsdauer ausgeprägt. [5, 6] . Dort erfasste Patientinnen und Patienten mit Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs und hämatoonkologischen Erkrankungen wurden zur Teilnahme eingeladen. Themen sind auch hier pandemiebedingte Veränderungen der Versorgung, psychosoziale Folgen sowie Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die finanzielle Situation. Verglichen werden kurz vor der Pandemie an Krebs erkrankte Patienten und solche, deren Diagnose und Behandlung schon länger zurückliegen ("cancer survivors"). Die geplante Teilnehmerzahl von 2400 ist mittlerweile bereits überschritten, und die Rekrutierung steht kurz vor ihrem Ende. Bei allen Entitäten sind die Rückläufe auch für entsprechende Subgruppenanalysen ausreichend. Persönliche Rückmeldungen und Kommentare von Teilnehmenden lassen erkennen, dass die Pandemie sehr unterschiedlich erlebt wurdevon gar keinen Einschränkungen bis hin zu Mehrfachbelastungen, wie etwa bei zusätzlichem Arbeitsplatzverlust. Die Auswertung ist im Gang. Aus bisher plausibilisierten Datensätzen geht hervor, dass auch hier ungefähr 10-15 % der Befragten Änderungen in ihrer Krebsversorgung erfahren haben. Diese Änderungen betrafen das gesamte Spektrum, von der Durchführung einzelner Nachsorgetermine per Video oder Telefon bis hin zu abgesagten Operationen. Mehr Wissen zu den in den beiden Studien untersuchten Aspekten kann spezifische Unterstützungsbedarfe von Krebspatientinnen und -patienten aufdecken und dazu beitragen, dass Menschen mit Krebs und anderen Erkrankungen auch in Zeiten wie der "Coronakrise" eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige Versorgung erfahren. Corona Task Force warnt weiterhin vor zu spät diagnostizierten Krebserkrankungen Versorgung von Krebspatienten: Corona-Effekt in der Onkologie Gemeinsame Pressemitteilung The COVID-19 pandemic and cancer patients in Germany: impact on treatment, follow-up care and psychological burden. Front Public Health Melderanschreiben Nr. 3, März 2021: Forschungsvorhaben Deutsches Krebsforschungszentrum (2021) DKFZ startet Studie zu psychosozialen Belastungen von Krebspatienten während der Corona-Pandemie