key: cord-0072040-0tqfs7cv authors: Hermes-Moll, Kerstin; Walawgo, Thomas; Osburg, Sandra; Heidt, Vitali title: Qualitätssicherung bei hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen: Ergebnisse der Strukturdatenerhebung 2019 date: 2021-12-21 journal: best practice onkologie DOI: 10.1007/s11654-021-00363-3 sha: 71c20efaaee79f3fb7d6b6c8c79508ec45e63eca doc_id: 72040 cord_uid: 0tqfs7cv BACKGROUND: The regularly published quality reports of the haemato-oncology specialist practices primarily include billing data and results of patient and staff surveys as well as current project-related results. In order to obtain further information on structural quality, an additional survey was conducted among haemato-oncology practices. OBJECTIVES: The goals are the analysis and presentation of structural quality characteristics of haemato-oncology specialist practices. METHODS: We performed an online survey of practices with at least one member in the Professional Association of Office-based Haematologists and Oncologists in Germany in 2019 on practice characteristics, professional policy issues, quality management, and networking. RESULTS: Of 372 practices contacted, 130 participated in the structural data survey (35%). Regarding the topics of quality management and networking, the data show that more than 60% of the practices have a certified quality management system. Almost all practices (94%) are contracted to at least one certified centre and regularly participate in tumour conferences (98%). Furthermore, 77% of the practices participate in clinical trials. CONCLUSIONS: The results of the 2019 structural data survey provide insights into quality characteristics of haemato-oncology specialist practices and demonstrate a strong cross-sector networking of these practices in Germany. In den vergangenen 3 Jahrzehnten hat sich der Blick auf die Qualitätssicherung in der ambulanten hämatoonkologischen Versorgung stark verändert [1, 2, 4] . Angesichts der Zunahme der ambulanten Versorgung in der Krebstherapie, insbesondere bei der medikamentösen Behandlung, bleiben Themen der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements (QM) im ambulanten Sektor zentrale Bestandteile gesundheitspolitischer und wissenschaftlicher Betrachtungen [1, 3, 10] . Den hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen steht ein breites Spektrum an externen und internen qualitätssichernden Maßnahmen zur Verfügung [4, 7, 18] . Die Einführung und Weiterentwicklung eines einrichtungsinternen QM ist bereits seit 2004 für alle an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Leistungserbringer nach § 135a des Fünften Sozialgesetzbuchs (SGB V) verpflichtend. Der vom Gesetzgeber beauftragte Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat dazu die grundsätzlichen Anforderungen in der QM-Richtlinie für die vertragsärztliche Versorgung bestimmt [9] . Doch anders als in der stationären Versorgung mit den strukturierten Qualitätsberichten sind für die ambulante vertragsärztliche Versorgung in Arztpraxen keine einrichtungsbezogenen Qualitätsberichte im SGB V gesetzlich vorgeschrieben. Somit bleibt es den einzelnen Versorbest practice onkologie Topic . . . . . . . . . . . . . Qualitätsmanagement · Vernetzung · Zertifizierung · Tumoren · Ambulante Patienten Quality assurance in haemato-oncology specialist practices. Results of a 2019 structural data survey Abstract Background. The regularly published quality reports of the haematooncology specialist practices primarily include billing data and results of patient and staff surveys as well as current project-related results. In order to obtain further information on structural quality, an additional survey was conducted among haemato-oncology practices. Objectives. The goals are the analysis and presentation of structural quality characteristics of haemato-oncology specialist practices. Methods. We performed an online survey of practices with at least one member in the Professional Association of Office-based Haematologists and Oncologists in Germany in 2019 on practice characteristics, professional policy issues, quality management, and networking. Results. Of 372 practices contacted, 130 participated in the structural data survey (35%). Regarding the topics of quality management and networking, the data show that more than 60% of the practices have a certified quality management system. Almost all practices (94%) are contracted to at least one certified centre and regularly participate in tumour conferences (98%). Furthermore, 77% of the practices participate in clinical trials. Conclusions. The results of the 2019 structural data survey provide insights into quality characteristics of haemato-oncology specialist practices and demonstrate a strong cross-sector networking of these practices in Germany. Quality management · Networking · Certification · Neoplasms · Outpatients gern überlassen, welche Daten erfasst, verarbeitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Aufgrund Basierend auf den Daten der Qualitätsberichte lässt sich so u. a. die Entwicklung der Patientenversorgung im niedergelassenen Bereich über mehrere Jahre hinweg darstellen. Dabei ist im Verlauf der Jahre ein Anstieg der Patientenzahl zu verzeichnen (Abb. 1). Der durchschnittliche Anteil an Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung (International Classification of Diseases, ICD C00-D48) ist in den hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen im Jahresvergleich auf über 80 % gestiegen. Die genaue Anzahl der Patientinnen und Patienten, die insgesamt pro Jahr in den hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen in Deutschland behandelt werden, lässt sich derzeit nur schätzen. Zieht man die quartalsbezogenen Angaben der KVDT-Daten für das dritte Quartal 2020 heran, liegt die durchschnittliche Anzahl der in BNHO-Mitgliedspraxen behandelten Patientinnen und Patienten in einem Quartal aktuell bei knapp 1.800 bzw. bei knapp 1.500 Krebserkrankten. Dabei ist zu be-rücksichtigen, dass (Krebs-)Erkrankte meist über einen langen Zeitraum in den Schwerpunktpraxen versorgt werden, wie es z. B. bei hämatologischen Erkrankungen der Fall ist. » Innerhalb der Praxen hat sich die Struktur verändert -zu größeren Praxen mit mehr ärztlichem Personal Einhergehend mit dem gestiegenen Versorgungs-und Spezialisierungsbedarf in der ambulanten Hämatoonkologie zeichnet sich eine Veränderung der Praxisstrukturen ab, die sich insbesondere in der Praxisgröße und Form der ärztlichen Kooperation widerspiegelt [13] . Besonders trägerschaften möglich sind [16] . Aber auch innerhalb der Praxen hat sich die Struktur verändert -hin zu größeren Praxen mit mehr ärztlichem Personal. So ist beispielsweise innerhalb von 5 Jahren der Anteil der Einzelpraxen mit angestellten Ärztinnen bzw. Ärzten von 11,7 im Jahr 2014 auf 17,9 im Jahr 2019 gestiegen [16] . Inwieweit sich die Trägerschaft eines MVZ und die Veränderungen der Praxisstrukturen insgesamt auf die Qualität der ambulanten hämatoonkologischen Versorgung auswirken, ist bislang noch unklar. Als Im Rahmen der Strukturdatenerhebung haben insgesamt 101 Praxen die Frage, ob sie an ausgewiesenen bzw. zertifizierten Zentren in der onkologischen Versorgung als Vertragspartner beteiligt sind, beantwortet. Fast alle Praxen (94 %) gaben an, über mindestens eine Zentrumsbeteiligung zu verfügen. Folglich sind nur 6 % der befragten Praxen nicht mit einem Zentrum verbunden. Im Durchschnitt ist eine hämatoonkologische Schwerpunktpraxis mit 3,55 zertifizierten Zentren vertraglich verbunden (Standardabweichung: 2,22). Diese Zahl ist gegenüber der Befragung von 2014 mit einer durchschnittlichen Zentrumsbeteiligung von 3,3 relativ konstant geblieben [19] . Auffallend ist, dass es regionale Unterschiede zu geben scheint: In einigen Regionen sind Häufungen bei der Anzahl der Praxen ohne Anbindung an ein Zentrum zu verzeichnen, wohingegen in anderen Regionen fast alle der befragten Praxen an mindestens ein Zentrum angebunden sind. Die Zertifizierung der DGHO als "Kompetenzzentrum für Medikamentöse Tumortherapie" soll ab dem dritten Quartal 2021 zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Angebot zur eigenständigen Zertifizierung als "Kompetenzzentrum für Medikamentöse Tumortherapie" richtet sich sowohl an Kliniken als auch an Praxen, sodass sich hämatoonkologische Schwerpunktpraxen auch eigenständig zertifizieren lassen können, ist aber sehr nah an die Kriterien der Zertifizierung der DKG angelehnt [6] . Die multidisziplinäre Fallbesprechung in Tumorkonferenzen stellt in der Hämatoonkologie seit vielen Jahren einen zentra-len Bestandteil der Versorgung von Krebserkrankten dar. Bereits in einer Befragung im Jahr 2010 gaben mehr als 90 % der niedergelassenen Hämatoonkologinnen und Hämatoonkologen an, dass sie regelmäßig an Tumorkonferenzen teilnehmen [12] . Demgegenüber sind es in der Strukturdatenerhebung 2019 nur 1,8 % der Praxen, die angaben, dass ihre Ärztinnen bzw. Ärzte nicht oder nur selten an Tumorkonferenzen mitwirken (Tab. 2). » An Tumorkonferenzen nehmen 90 % der hämatoonkologischen Praxen mindestens einmal pro Woche teil Knapp 90 % der befragten Praxen berichten, dass Ärztinnen und Ärzte ihrer Praxis mindestens einmal pro Woche an Tumorkonferenzen partizipieren. Die Erwartung liegt nahe, dass Ärztinnen und Ärzte aus Einzelpraxen insgesamt etwas seltener an Tumorkonferenzen teilnehmen als diejenigen aus größere Praxen, dennoch gaben 45 % der Einzelpraxen an, etwa jede Woche an einer Tumorkonferenz mitzuwirken und 25 % öfter als einmal die Woche. Über alle Schwerpunktpraxen hinweg sind mehr als die Hälfte der Praxen öfter als einmal pro Woche in Tumorkonferenzen eingebunden und ein weiteres Drittel etwa jede Woche. Mehrheitlich werden Tumorkonferenzen in Krankenhäusern in Präsenzveranstaltungen durchgeführt. Dennoch sind es auch Ärztinnen und Ärzte der hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen, die eigene Patientinnen und Patienten in die Tumorkonferenz einbringen (Tab. 3) . Lediglich 3 % der befragten Praxen bringen keine eigenen Patientinnen oder Patienten in Tumorkonferenzen ein. Insbesondere größere hämatoonkologische Schwerpunktpraxen verfügen über eigene Studienbüros oder angegliederte Studienzentren. In der Strukturdatenerhebung wurde daher die Anzahl der in der jeweiligen Praxis im vorangegangenen Jahr (2018) durchgeführten klinischen Studien erfasst, bei denen Ärztinnen oder Ärzte der jeweiligen Praxis den zuständigen Behörden als Prüfärztin bzw. Prüfarzt gemeldet wurden. Insgesamt haben 93 Praxen hierzu Angaben gemacht, von denen 22 % keine Studien durchgeführt haben. Mehr als 50 % (n = 47 Praxen) führten jedoch im Jahr 2018 mindestens 6 verschiedene klinische Studien durch. Knapp 60 % der meldepflichtigen Studien, die im Jahr 2018 in den befragten hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen durchgeführt wurden, waren nichtinterventionelle Studien (NIS). Klinische Phase-III-Studien machten weitere 34 % aus und Phase-II-Studien knapp 8 %. Phase-I-Studien wurden in den Schwerpunktpraxen kaum durchgeführt (Abb. 3). Die Ergebnisse der Strukturdatenerhebung 2019 der BNHO-Mitgliedspraxen geben Einblicke in zentrale Merkmale der Strukturqualität, die über die regelmäßig erscheinenden Daten der Qualitätsberichte der hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen hinausgehen. Besonders herausstechend ist die starke Vernetzung der Schwerpunktpraxen, die sich u. a. an der engen Bindung mit zertifizierten Zentren, der regelmäßigen Teilnahme an Tumorkonferenzen und der Häufigkeit klinischer Studien in den Praxen zeigt. Regionale Besonderheiten wie z. B. die Verfügbarkeit aller relevanter Partnereinrichtungen für die Zertifizierung eines Netzwerks zur Behandlung von Krebskranken wurden in dieser Auswertung nicht berücksichtigt. Bei der 2012 eingeführten ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) wird die räumliche Nähe der beteiligten Versorgungseinrichtungen vorausgesetzt. Auch hier wird die Vernetzung in der ambulanten onkologischen Versorgung deutlich. So haben sich beispielsweise seit 2014 mehr als 130 ASV-Teams für gastrointestinale Tumoren mit über 7000 Ärztinnen und Ärzten zusammengefunden. So unterstützt die ASV einerseits die interdisziplinäre Vernetzung, andererseits verstärkt sie auch den lokalen Wettbewerb in der ambulanten Versorgung. Die Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen [5] . In diesem Beitrag wurde der Schwerpunkt auf einige strukturelle Qualitätsmerkmale gelegt. Mit Blick auf die Einteilung in Struktur-, Prozess-und Ergebnisqualität [8] lässt sich die Strukturqualität der hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen gut abbilden. Die Entwicklung und Erfassung von Qualitätsindikatoren zur Abbildung der Prozessqualität stellt ein wichtiges Instrument der Dauerbeobachtung der Versorgungsqualität dar [2] . Doch dies erfordert einen hohen personellen und zeitlichen Aufwand, der im Praxisalltag kaum zu stemmen ist [14] . Die Ergebnisse der ärztlichen Versorgung sind für die behandelnden und die erkrankten Personen und Angehörigen i. d. R. sichtbar. Eine strukturierte und regelhafte Erfassung und Abbil-dung der Ergebnisqualität unterliegt jedoch ähnlichen Herausforderungen wie die Darstellung der Prozessqualität und kann außerhalb von Studienzentren im Praxisalltag kaum geleistet werden. Bereits die vollständige Meldung detaillierter Daten zu Therapie und Verlauf an die Krebsregister stellt niedergelassene Ärztinnen und Ärzte vor Herausforderungen, die auch in Zukunft weiter angegangen werden müssen, um diese Daten zur Qualitätssicherung besser nutzen zu können [10] . Wichtige Hinweise zur Qualität der Versorgung liefern patientenberichtete Ergebnisse (PRO) und Erfahrungen (PRE). In den jährlichen Befragungen des WINHO von etwa 10.000 Patientinnen und Patienten in hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen zeichnet sich konstant ein positives Bild der Versorgungsqualität bei den niedergelassenen Hämatoonkologinnen und Hämatoonkologen ab [20] . Doch die regelhafte Verknüpfung von strukturellen und prozessualen Qualitätsmerkmalen der hämatoonkologischen Schwerpunktpraxen mit Ergebnisparametern wie Gesamtüberleben, progressionsfreiem Überleben oder auch patientenberichteten Ergebnissen (PRO) zur Analyse und Darstellung der Ergebnisqualität in der ambulanten Versorgung ist nach wie vor ein schwieriges Unterfangen. Es ist ein schmaler Grat zwischen Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Patientenversorgung einerseits und dem administrativen Aufwand, der damit verbunden ist, andererseits. Werden hierdurch personelle und zeitliche Ressourcen zu sehr beansprucht, kann dies ungewollt zulasten der Patientinnen und Patienten gehen, anstatt ihre medizinische Versorgung zu sichern und zu verbessern. Der administrative Aufwand muss letztlich in einem angemessenen Verhältnis zur Effektivität der qualitätssichernden Maßnahme stehen. Dennoch ist die Erfassung und transparente Darstellung von Qualitätskriterien ein wichtiger Indikator für die interne und externe Qualitätssicherung, um zu gewährleisten, dass die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit hohen Standards durchgeführt wird. Die Notwendigkeit, die sektorübergreifende Qualitätssicherung und -berichterstattung weiterzudenken, zeigt sich somit nicht nur in politischen Diskussionen, sondern auch durch die in diesem Beitrag dargestellte Vernetzung ambulanter Einrichtungen. Dies gilt umso mehr mit Blick auf die Herausforderungen, die durch die SARS-CoV-2-Pandemie entstanden sind [11] , als auch hinsichtlich der Einbindung der Molekulardiagnostik, innovativer therapeutischer Möglichkeiten, der wissensgenerierenden Versorgung oder der wohnortnahen Langzeitversorgung [15] . -Die starke Vernetzung der Praxen verdeutlicht die Notwendigkeit der Weiterentwicklung der sektorübergreifenden Qualitätssicherung und -berichterstattung. Qualitätssicherung in der ambulanten onkologischen Krankenversorgung Entwicklungen in der onkologischen Versorgung Qualitätsmanagement in der ambulanten Versorgung onkologischer Patienten Ambulante spezialfachärztliche Versorgung: Steht der Patient im Mittelpunkt? DGHO) (2020) Checkliste für die Zertifizierung von Kompetenzzentren für Medikamentöse Tumortherapie Qualitätsförderung und Qualitätssicherung in der ambulanten Versorgung Evaluating the quality of medical care Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über grundsätzliche Anforderungen an ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement für Vertragsärztinnen und Vertragsärzte, Vertragspsychotherapeutinnen und Vertragspsychotherapeuten, medizinische Versorgungszentren, Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte sowie zugelassene Krankenhäuser Krebsregistrierung heute: zwischen Epidemiologie Hämatoonkologische Praxen. Trotz Pandemie ambulant gut versorgt Tumor boards from the perspective of ambulant oncological care Wandel der ambulanten onkologischen Versorgung und die Folgen Ergebnisse einer Pilotstudie zur Erfassung von Qualitätsindikatoren in der ambulanten onkologischen Versorgung Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister Ambulante ärztliche Qualitätssicherung: Welche Rolle spielen Leitlinien? Qualitätsbericht der onkologischen Schwerpunktpraxen Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (2020) Qualitätsbericht der hämatologischen und onkologischen Schwerpunktpraxen 2019. Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen