key: cord-0071999-6d9s19an authors: Gürtzgen, Nicole title: Eine höhere Reichweite und heterogene Ausgangslagen erschweren die Vorhersage von Beschäftigungseffekten date: 2021-12-19 journal: Wirtschaftsdienst DOI: 10.1007/s10273-021-3061-8 sha: 41d22153e31f5441c48d66e55bc55bb867797824 doc_id: 71999 cord_uid: 6d9s19an nan Seit seiner Einführung im Jahr 2015 wurde der gesetzliche Mindestlohn von anfänglich 8,50 Euro pro Stunde auf inzwischen 9,60 Euro erhöht. Der ursprünglichen Empfehlung der Mindestlohnkommission zufolge sollte der Mindestlohn zum 1. Januar 2022 auf 9,82 Euro und schließlich am 1. Juli 2022 auf 10,45 Euro angehoben werden. In ihrem Koalitionsvertrag haben die Ampelkoalitionär:innen SPD, Grüne und FDP eine Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro in Aussicht gestellt. Offen ist indes noch, wann genau diese Anhebung erfolgen soll. Würden die obigen vorgesehenen Anpassungen noch planmäßig vorgenommen und erfolgte die Erhöhung unmittelbar danach, entspräche die Anhebung gegenüber dem dann zuletzt geltenden Mindestlohn von 10,45 Euro einer Steigerung von ca. 15 %. Um einordnen zu können, welche Folgen eine solch deutliche Anhebung für den Arbeitsmarkt haben kann, bietet sich zunächst ein Blick auf die bisherigen Befunde zur Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 an. Mit den Auswirkungen der Mindestlohneinführung auf verschiedene Zielgrößen am Arbeitsmarkt hat sich eine Vielzahl von empirischen Studien befasst -darunter auch eine Reihe von Untersuchungen, die die Mindestlohnkommis-sion im Rahmen ihres gesetzlichen Evaluationsauftrags an verschiedene unabhängige Forschungseinrichtungen in Auftrag gegeben hat. Die meisten dieser Studien basieren auf dem Differenz-in-Differenzen-Ansatz (DiD), bei dem die Mindestlohneinführung als natürliches Experiment aufgefasst wird und -vereinfacht gesprochen -die Ergebnisgrößen einer Gruppe von Betroffenen mit denen einer Gruppe von Nichtbetroffenen vor und nach Einführung des Mindestlohns miteinander verglichen werden. 1 Unemployment Effects of the German Minimum Wage in an Eine Bilanz nach fünf Jahren gesetzlicher Mindestlohn: Positive Lohneffekte, kaum Beschäftigungseffekte. IAB-Kurzbericht Employment Effects of the New German Minimum Wage -Evidence from Establishment-level Micro Data Endbericht der Studie "Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns auf Betriebe und Unternehmen" im Auftrag der Mindestlohnkommission The German Minimum Wage: Effects on Productivity, Profi tability, and Investments Neueinstellungen auf Mindestlohnniveau: Anforderungen und Besetzungsschwierigkeiten gestiegen Hirings in the IAB Job Vacancy Survey and the administrative data -an aggregate comparison Euro Mindestlohn -Deutliche Lohnsteigerungen vor allem bei nicht-tarifgebundenen Beschäftigten, WSI Policy-Brief Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns auf Löhne und Arbeitszeiten" im Auftrag der Mindestlohnkommission dass eine einheitliche Mindestlohnanhebung in unterschiedlichen Segmenten des Arbeitsmarkts differenzierte Wirkungen entfalten wird nach dem die Mindestlohnkommission auf Basis wissenschaftlicher Beratung eine Empfehlung über die Erhöhung des Mindestlohns abgibt, durch die vorzeitige Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro außer Kraft setzen, ist letztlich eine politische Entscheidung. Für den Arbeitsmarkt stellt die geplante Erhöhung wie bereits schon die Einführung des Mindestlohns ein weitreichendes soziales Experiment dar Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns *Stellungnahme des IAB am 19.3.2020 zur schriftlichen Anhörung der Mindestlohnkommission