key: cord-0068424-dwa7srww authors: Fischer, Felix B.; Waltermann, Hubertus-M. L. title: Digitale Innovationen durch Rekombination fördern date: 2021-10-14 journal: Control Manag Rev DOI: 10.1007/s12176-021-0409-2 sha: c721a860502b6c2392315d4834c16e6e1bdbdf74 doc_id: 68424 cord_uid: dwa7srww nan Während der Corona-Krise konnte bei vielen Unternehmen eine erhöhte Innovationstätigkeit festgestellt werden. Dabei dominierten neben schnell umsetzbaren Maßnahmen im Bereich der Geschäftsmodell-und Produktinnovation vor allem auch Prozessinnovationen (vergleiche Zimmermann 2020, S. 1). Beispiele hierfür sind Restaurants, die während der COVID-19-Pandemie innerhalb weniger Tage Abhol-und Lieferservices per Online-Bestellung eingeführt haben, oder Unternehmen, die in dieser Zeit die ursprünglich analoge interne und externe Kommunikation mit Kunden, Lieferanten und anderen kurzfristig digitalisieren konnten. Bezeichnend ist, dass dabei oftmals keine neuartigen, sondern bereits im Unternehmen bestehende digitale Lösungen wie die Videokommunikation, E-Commerceund konventionelle Server-/Cloud-Funktionen genutzt wurden. Diese Form von Innovation lässt sich mithilfe des Konzepts der digitalen Rekombination erklären, nach dem Innovation aus der Verknüpfung bereits bestehender Lösungen entstehen kann (vergleiche Henfridsson et al. 2018, S. 92-99) . Indem bestehende digitale Lösungen neuartig miteinander kombiniert werden, werden neue digitale Lösungen erzeugt (vergleiche Waltermann/Hess 2020, S. 6-10). In den oben genannten Beispielen wurde digitale Rekombination durch externe Einflüsse ausgelöst. Doch wie lässt sich diese Art der Innovation bewusst vom Management fördern und vom Controlling steuern? Das Management kann Innovation durch digitale Rekombination anhand der genannten Dimensionen "Digital-Know-how der Mitarbeiter" und "Rahmenbedingungen für Rekombination" fördern. Ein naheliegender Ansatz zur Erhöhung des Digital-Know-hows sind IT-Schulungen, die sich nicht nur auf bereichsspezifische Anwendungen beschränken, sondern auch hilfreiche allgemeinere digitale Lösungen für Videokommunikation, Datenbanken et cetera berücksichtigen. Diese lassen sich dann dezentral mit den bereichsspezifischen Lösungen kombinieren. Auch Job-Rotationen können den Horizont von Mitarbeitern erweitern, da sie dabei EDV-Kompetenzen für die digitalen Lösungen mehrerer Abteilungen/Bereiche aufbauen. Zudem ist denkbar, bei der Einstellung von Mitarbeitern bewusst auf IT-Kenntnisse zu achten, die unabhängig vom eigentlichen Jobprofil nützlich sein könnten. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen kann unter anderem durch die Einführung übergreifender Projekte und das Anbieten freiwilliger IT-Schulungen, unterstützt durch die Etablierung einer Digitalstrategie sowie von "Digitalbotschaftern" im Unternehmen, gefördert werden. Entscheidend ist jedoch das Ermöglichen eines gewissen Freiraums für Mitarbeiter, damit Rekombination ohne Einschränkungen durch starre Strukturen geschehen kann. Beispielsweise könnte eine übermäßige Beschränkung oder Kontrolle des Internetverhaltens die Möglichkeit und Motivation zur Rekombination deutlich reduzieren. Die Unternehmensführung sollte sichtbar signalisieren, neuen Ideen wohlwollend gegenüberzustehen. Dies kann beispielsweise durch Anpassungen des Unternehmensleitbilds zugunsten partizipativer Strukturen und Schulungen der Führungskräfte erzielt werden. Das Controlling kann das Management unterstützen, indem es die Rekombinationsfähigkeit im Unternehmen mess-und greifbar macht sowie die Wirkung der Fördermaßnahmen bewertet. Im ersten Schritt muss der derzeitige Stand des Unternehmens bewertet werden. Dabei können die beiden oben genannten Dimensionen "Digital-Know-how" und "Rahmenbedingungen" herangezogen werden, um das eigene Unternehmen schematisch einzuordnen (vergleiche Punkt "A" in Abbildung 1). Zur an (vergleiche Schäffer/Weber 2020, S. 3; Reimer/Kreuscher 2020, S. 46). Die digitalen Fähigkeiten der Mitarbeiter können mithilfe der formalen Qualifikation gemessen werden (beruflicher oder akademischer Abschluss; Fortbildungszertifikate). Daneben kann auch die Frequenz der besuchten Fortbildungen herangezogen werden. Da von der formalen Qualifikation nicht zwangsläufig auf die tatsächlichen digitalen Kenntnisse geschlossen werden kann, bietet sich vor allem eine Befragung der Mitarbeiter an, beispielsweise über eine Online-Umfrage. Alternativ können auch Team-Verantwortliche über die IT-Kenntnisse ihres Teams befragt werden. Wesentlicher Vorteil ist, dass gezielt nach relevanten Kenntnissen gefragt werden kann. Je nach Branche und Situation können dies auch IT-Fähigkeiten aus dem Privatleben sein, etwa Social-Media-Kenntnisse, die Anstoß zum Aufbau innovativer Kommunikationskanäle mit Kunden auf Basis bestehender Lösungen geben könnten. Als Messgrößen zur Bewertung der Rahmenbedingungen bei übergreifenden Projekten eignet sich unter anderem die Teilnahmequote. (vergleiche "Maßnahme 1" in Abbildung 1) und somit zu einem digitalen, allerdings nach wie vor starren Unternehmen führen (vergleiche Punkt "B" in Abbildung 1). Die Rahmenbedingungen für Rekombination könnten anschließend durch die Einführung eines partizipativen Leitbilds (vergleiche "Maßnahme 2" in Abbildung 1) verbessert werden, um ein sowohl digitales als auch rekombinantes Unternehmen zu schaffen (vergleiche Punkt "C" in Abbildung 1). Grundsätzlich wäre auch die umgekehrte Reihenfolge oder parallele Einführung der beiden Maßnahmen möglich. Empfehlenswert ist allerdings ein schrittweises Vorgehen, da ein vorab erhöhtes Digital-Knowhow der Belegschaft die anschließende Durchführung rekombinationsfördernder Maßnahmen erleichtert. Im letzten Schritt wird die Rekombinationsfähigkeit erneut bewertet, die Wirkung der Maßnahmen gemessen und gegebenenfalls weitere (Gegen-)Maßnahmen ergriffen. Die digitale Rekombination ist ein geeigneter Ansatz, um Innovationen im gesamten Unternehmen zu fördern. Je besser das Digital-Know-how der Mitarbeiter sowie die Rahmenbedingungen sind, desto erfolgreicher kann der Ansatz umgesetzt und Rekombination ermöglicht werden. Das Controlling kann das Management unterstützen, indem es das eigene Unternehmen mithilfe von Messgrößen auf dessen digitale Rekombinationsfähigkeit hin bewertet. Auf Basis dieser Einordnung ist es dem Management möglich, Maßnahmen zur Erhöhung der digitalen Rekombinationsfähigkeit durchzuführen. Recombination in the open-ended value landscape of digital innovation People Analytics braucht Controlling Geht's jetzt los? Competitive recombination of digital technologies in the TV-Media industry Innovationen in der Corona-Krise: Not macht erfinderisch Digitale Intelligenz -Das Betriebssystem für Digitale Revolutionäre Digitale Arbeitswelt -Wie Unternehmen erfolgreich die digitale Transformation gestalten können