key: cord-0067985-hgh2atsm authors: Teich, Tobias; Brückner, Anja; Pettermann, Andreas; Wolf, Sebastian; Trommer, Martin title: Digitale Lernmethoden im Kontext von IT-Schulungen – am Beispiel der Digitalisierung einer ERP-Fallstudie date: 2021-09-29 journal: HMD DOI: 10.1365/s40702-021-00799-9 sha: 19e9e05cd8b10f1aa888b931985632a90404b1c6 doc_id: 67985 cord_uid: hgh2atsm The Corona-Pandemic showed that the majority of companies and educational institutions in Germany are not prepared for the digitization of everyday work processes. Despite available modern technology like online communication software, big data or artificial intelligence they do not use it in operation. Crucial for successful Implementation, Administration and Usage of different IT systems is trained personnel. The current lack of skilled staff in most of the companies causes a lack of personnel for IT systems. While on the other hand further education is mostly held in In-house trainings in presence. During the Covid-19-pandemic most of these trainings had to be replaced by online courses. Additionally increased by unforseen events, like the current pandemic, the divergence between economic requirements and actual resources evolves to a serious problem. That is why qualification systems need to fit the available digital structures. The following article describes a best practice way for IT-schooling at university level. The main goals are to show a practicable way to use an actual approach model for e‑learning and the combination of different online tools to develope an integrated digital SAP training experience. A feedback afterwards from the participants was useful to understand and evaluate the developed course and gave important information about functionality and user experience for upcoming courses. In the future, these results need to be adopted into different IT-trainings to strengthen the new learning context and to support the compensation for the lack of qualified personnel. chend auf die digitale Schulungsangebote vorbereitet. Eine Studie des Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) (2018) zeigte, dass 57 % der Betriebe keine zentrale Strategie zur Generierung von digitalen Kompetenzen unter den Mitarbeitenden besitzen. Dies betrifft vor allem kleine und mittelständische Unternehmen. Weitere Forschungsergebnisse der Expertenkommission Forschung und Innovation machten deutlich, dass auch auf Ebene der Hochschulen lediglich 13,6 % der untersuchten Stichprobe eine ausgearbeitete Digitalisierungsstrategie besaßen (Gilch et al. 2019) . Mit Beginn der Corona-Pandemie gewann dieses Defizit vermehrt an Relevanz. Sowohl Bildungseinrichtungen als auch Unternehmen waren mehr denn je gezwungen, notwendige Inhalte digital zu vermitteln, um Weiterbildung und Wirtschaftlichkeit fortlaufend zu gewährleisten. Damit einhergehend stieg im Laufe des letzten Jahres auch die Bedeutung von alternativen Lernkonzepten deutlich an. Während Virtual Classrooms und Webinare im Vorjahr von 79 % der Unternehmen als wichtig erachtet wurden, sind es im aktuellen Untersuchungszeitraum 2020/21 mit 97 % deutlich mehr (mmb Institut 2021). Zeitgleich fehlen Fachkräfte, die IT-Kompetenzen im Unternehmen einsetzen und digitale Weiterbildung vorantreiben können. Obwohl die Anzahl an Neueinstellungen während der Coronakrise zunahm, fehlen in rund sieben von zehn Unternehmen IT-Spezialisten (Bitkom 2020). Durch die digitale Transformation bedarf es neben Experten jedoch auch digitale Kompetenzen in fachfremden Berufen und Branchen. In diesem Zusammenhang nimmt auch die Qualifizierung an Hochschulen einen immer höheren Stellenwert ein (Kirchgeorg et al. 2018) . Dieses Potenzial stellt, am Beispiel der Digitalisierung einer SAP-Fallstudie, das Kernthema des vorliegenden Beitrags dar. Dabei steht neben Einflussfaktoren auf die digitale Schulung auch die Umsetzung in die Praxis eine entscheidende Rolle. Durch die Anwendung eines strukturierten Vorgehensmodells sowie dem anschließenden Transfer in die Lehre, konnten umfassende Potenziale und Fallstricke bei der Digitalisierung von IT-Schulungen abgeleitet werden. Unabhängig von der akuten Relevanz digitaler Lernmethoden, haben sich Organisation und Inhalte von Arbeit in den vergangenen Jahren rasant verändert. Die zunehmende Adaption von "New Work" erfordert auch die Transformation von Weiterbildungs-und Lernmethoden. In diesem Zusammenhang steht das Konzept "New Learning", welches die Potenzial-und Selbstentfaltung des Lernenden in den Mittelpunkt stellt. Im Vergleich zum Präsenzunterricht mit klassischen Rollenkonzepten -bestehend aus Lehrenden und Lernenden -sollen die Lerneinheiten Autonomie und Individualität gewährleisten. Zugleich baut "New Learning" auf der Idee eines gemeinschaftlichen Lernumfeldes auf, welches nur als soziales System im Austausch mit einer Gruppe funktioniert (Graf et al. 2019) . Die Transformation von analogen Inhalten in ein digitales Lernumfeld ist somit singulär nicht ausreichend, um den aktuellen Ansprüchen der Arbeitswelt gerecht zu werden. Eine wesentliche Forschungsfrage daher besteht darin, welche Faktoren den Lernenden beeinflussen K und so in einen digitalen Schulungskontext übertragen werden müssen, um adäquate oder sogar bessere Lernergebnisse zu erzielen. Um die digitale Lehre optimal zu gestalten, werden in der Literatur diverse Kriterien als Orientierungspunkte für E-Learning Kurse angeführt. So unterteilen Kergel und Heidkamp-Kergel (2019) ihre Checkliste für digitale Lehrangebote in fünf Dimensionen: (Krammer et al. 2020) . Eine bundesweite Studie zum digitalen Sommersemester 2020 bestätigt diese These. Demnach besuchte fast die Hälfte der befragten Studierenden weniger Lehrveranstaltungen als in vergleichbaren Präsenzsemestern. Als häufigster Grund wurde dabei von 42,1 % eine höhere Arbeitsbelastung im digitalen Semester benannt (Traus et al. 2020) . Als weiterer hinderlicher Faktor wird sowohl in der Studie nach Krammer et al. (2020) als auch in der Studie nach Traus et al. (2020) eine mangelnde technische Ausstattung angegeben. Beispielsweise zeigte sich in der Stichprobe an der Universität Essen-Duisburg, dass über 20 % der Studierenden unzureichend mit technischen Mitteln ausgestattet sind (Traus et al. 2020) . Es ist zu folgern, dass Digitalisierung zwar im Alltag mehr und mehr zum Thema wird, die gegebenen Voraussetzungen jedoch nicht immer für umfangreiche Onlinekurse ausreichen. Wie bereits herausgestellt, basiert der Erfolg des Lernprozesses unter anderem auf Interaktion und Gruppendynamik. Das digitale Lernen stellt hierbei eine Sonderform dar, da die Lernenden nicht im reellen Raum miteinander kommunizieren und interagieren können. Studien zeigen, dass rund 53 % der Lernenden der Meinung sind, dass Online-Lehre soziale Kontakte unter denen Lernenden zu mindestens teilweise behindert (BMBF 2018). Setzt man diese Ergebnisse in Bezug zum "New Learning" Modell, ist die Integration der sozialen Gemeinschaft im digitalen Lernumfeld jedoch unabdingbar. Um eine intensive Interaktion zwischen Teilnehmern zu gewährleisten, sollten Gruppen in Onlineschulungen nicht zu groß sein. Zugleich sind Zweiergruppen in der Regel nicht ausreichend, um eine hinreichende Diskussionsgrundlage zu schaffen. Studien zeigten, dass das Maximallimit für Kleingruppen bei fünf Teilnehmern liegen sollte (Qiu et al. 2014) . Lehrende sollten bereits den Aufbau der Lernplattform so gestalten, dass Studierenden ausreichende Interaktionselemente zur Verfügung stehen, wobei sowohl die Interaktion zwischen den Studierenden per se als auch die Interaktion zwischen den Studierenden und Dozenten im Fokus stehen muss. Durch eine Vielzahl von Interaktionsmöglichkeiten wird das Gruppengefühl nachweislich gestärkt (Luo et al. 2017) . Im Vergleich zu regulären Semestern entfiel während der Corona-Pandemie der Austausch zwischen Studierenden in Lehrveranstaltungen sowie Lerngruppen. Erhebungen aus den Niederlanden zeigten, dass für 30 % der Studierenden die Möglichkeit der Kontaktaufnahme während der E-Learning Einheit extrem wichtig ist. Weitere 29 % der Studienteilnehmer empfanden diese Möglichkeit als sehr wichtig (Naddeo et al. 2021 Die Bearbeitung der praktischen Anteile erfolgte anschließend in Gruppenräumen mit je sechs Teilnehmern und einem festen Betreuenden. Dieser begleitete die zugeteilte Gruppe bei der Durchführung der Klickanleitung und stand bei Problemen während der Ausführung am System oder bei Fragen zur Verfügung. Bei komplexeren Herausforderungen erfolgte eine Abstimmung zwischen dem Trainerteam. Zunächst wurde mit den Teilnehmern versucht über den Sprachchat eine Lösung zu finden. War die Fehlersuche in diesem Schritt nicht erfolgreich, erfolgte ein Screensharing. War auch dieser Weg nicht hinreichend, konnte sich der Betreuende über die Bildschirmsteuerung auf den Computer des Teilnehmers zuschalten und ihn zur Lö-K sung führen. Diese Arbeitsweise hat sich im Laufe des Prozesses in der Praxis als sehr zweckdienlich herausgestellt. Im Anschluss an den Kurs wurde den Teilnehmenden über moodle ein Feedbackbogen zur Verfügung gestellt. Dieses Verfahren hat sich bereits in zurückliegenden Kursen etabliert, da die Rückmeldungen der Teilnehmenden in zukünftige einbezogen werden soll. Für den ersten digitalen Kurs 2021 erhielten wir 13 von 18 Rückmeldungen. Auch wenn diese Ergebnisse nicht als repräsentativ zu betrachten sind, liefern sie doch wertvolle Ansatzpunkte zur Entwicklung des Kurses. Die Bewertungen sind in Winter-(-1) und Sommersemester (-2) aufgeteilt. Abb. 2 gibt eine Übersicht über die erhaltenen Gesamtbewertungen der letzten Jahre. Aus dieser wird ersichtlich, dass sich die Bewertung des Online-Kurses mit dem vorangegangener Präsenzkurse ähnelt. Aus den quantitativen Daten des Feedbackbogens konnten weiterhin folgende Schlüsse gezogen werden. Die Teilnehmenden waren mit dem Aufbau des Kurses, der Organisation sowie der Umsetzung überwiegend zufrieden (8-sehr gut, 5-gut). Die Organisation des Online-Kurses wurde als sehr positiv bewertet (9-sehr gut, 4-gut). Die Vorträge waren gut verständlich (6-sehr gut, 5-gut, 1-teils teils, 1-schlecht). Es gab ein ausgewogenes Angebot an theoretischen und praktischen Inhalten (5sehr gut, 4-gut, 4-teils teils). Das Lernklima wurde als durchweg positiv empfunden (7-sehr gut, 6-gut). Die Umsetzung der onlinebasierten Schulung wurde als positiv und praktikabel bewertet (8-sehr gut, 5-gut). K Weiterhin wurden qualitative Daten erhoben, die in Form von Ergänzungen angegeben werden konnten. Anmerkungen gab es bezüglich entstandenen Leerlaufund Pausenzeiten. Dies ist eine Konsequenz daraus, dass erst weitergearbeitet werden konnte, wenn alle Teilnehmenden die jeweilige Aufgabe erledigt hatten und keine Fehler mehr in den Dateneingaben vorhanden waren. Zur Kompensation sollen in Zukunft noch weitere Übungen und Zusatzmaterialien für das Selbststudium bereitgestellt werden. Kritikpunkte sahen die Teilnehmenden beim hohen fachlichen Input der Vorträge. Aufgrund der Komplexität der Themen und der Kursdauer, stellt dieser Faktor auch in Präsenz eine Herausforderung dar. Zusätzlich ist die Verständlichkeit im Onlineformat von der Vortragsgeschwindigkeit und Mikrofonqualität abhängig, so dass hier zukünftig noch Ansatzpunkte für Verbesserungen bestehen. Eine Schwierigkeit, die fast alle Teilnehmenden als kritisch empfanden bestand darin, die Konzentration zum genauen Lesen über die Dauer des Kurses aufrecht zu halten. Zusammengefasst wurden die Strukturierung der Inhalte sowie der Kurs als Gesamtes jedoch trotz der Remote-Organisation von allen als empfehlenswert bewertet. Die gewonnenen Ergebnisse sowie das Gesamtfeedback der Teilnehmenden konnten zeigen, dass die Präsenzschulung erfolgreich in ein Onlinekonzept überführt wurde. Da sich die SAP-Fallstudie hinsichtlich der Prozesse nicht sehr von anderen komplexen IT-Schulungen unterscheidet, können diese Ergebnisse auch auf andere IT-Trainingssettings übertragen werden. Beispielsweise für Programmierschulungen, welche nicht nur im Rahmen des Informatikstudiums, sondern aufgrund der digitalen Transformation auch in betrieblichen Weiterbildungen eine zunehmende Rolle einnehmen. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass entscheidende Elemente, die von Präsenzveranstaltungen in das digitale Umfeld transformiert werden müssen vor allem im Bereich Interaktion sowie der technischen Ausstattung liegen. Die aktuellen Ergebnisse aus der Forschung zeigen, dass einerseits der dringende Bedarf an Weiterbildungen im IT-Bereich gegeben ist (Krammer et al. 2020; BMBF 2018) . Andererseits kann dieser Bedarf aufgrund der Umstrukturierung von Arbeit, der hohen Anzahl der Zu-Qualifizierenden sowie wirtschaftlicher Ausnahmesituationen nicht ausschließlich in klassischen Präsenzkonzepten erfolgen. Die Transformation von Lehrinhalten in ein digitales Trainingsumfeld erfordert jedoch die Eruierung und Berücksichtigung relevanter lerndidaktischer Vorgehensweisen. Das Praxisbeispiel zeigt, dass die Transformation durchaus gelingen kann und wesentlicher Handlungsbedarf vor allem in bekannten Bereichen, wie unzureichender technischer Ausstattung oder überproportioniertem Workload, auftritt. Im Rahmen der angewandten Vorgehensweise handelte es sich jedoch um ein Pilotprojekt, welches weiterentwickelt und auf eine größere Teilnehmeranzahl sowie andere Systemschulungen transferiert werden muss. Auch wird die Zukunft mehr und mehr von digitalen Lebensräumen geprägt sein, die das digitale Lehrumfeld zur unabdingbaren Konsequenz für die Qualifizierung von Personal machen. Die im Rahmen der Corona-Pandemie not-K wendige Anwendung von E-Learning sollte somit nur als ein grundlegender Impuls bei der Veränderung und Digitalisierung von Weiterbildung interpretiert werden. Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL. Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. 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Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Aspekte der Online-Lehre und deren Zusammenhang mit positivem Erleben und Motivation bei Lehramtsstudierenden: Mixed-Method Befunde zu Beginn von COVID-19 Effects of different interactions on students' sense of community in e-learning environment Ergebnisse der 15. Trendstudie "mmb Learning Delphi Identifying factors that influenced wellbeing and learning effectiveness during the sudden transition into eLearning due to the COVID-19 lockdown Auswahl einer Lernplattform für wissenschaftliche Weiterbildung Influence of group configuration on online discourse writing Eine integrierte Betriebswirtschaftliche Fallstudie mit SAP: Übungsbuch, 1. Aufl. Produktionswirtschaft, Bd. 3. GUC Umstellung einer integrierten betriebswirtschaftlichen Lehr-Fallstudie auf SAP S/4HANA Stu.diCo. -Studieren digital in Zeiten von Corona