key: cord-0067389-gzdl3xia authors: Urbanek, Vanessa; von Schuckmann, Arno title: Schwerpunkt: Ethik und Corona date: 2021-09-08 journal: Z Politikwiss DOI: 10.1007/s41358-021-00287-y sha: f5af210e288aa2a1286e18b75d5e108a9b0a750e doc_id: 67389 cord_uid: gzdl3xia nan wurde. Mit anhaltender Dauer der Pandemie und der Eindämmungsmaßnahmen wurden jedoch Stimmen aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen prominenter, die ebenfalls Geltung beanspruchten. Insbesondere aus der Psychologie, der Soziologie und der Wirtschaftswissenschaft mehrten sich Verweise auf die ernstzunehmenden und bisher zu wenig bedachten Folgen der bis dato vorherrschenden Corona-Politik. Es stellt sich immer wieder die Frage danach, welche Kosten wir für die Bekämpfung des Corona-Virus zu zahlen bereit sind oder anders gesagt: Welcher Zweck heiligt welche Mittel? Dagmar Schulze Heuling (2020) geht sogar so weit, die Frage aufzuwerfen, "ob die Antipandemiepolitik das Gebot der Achtung der Menschenwürde verletzt"? Trotz der beispiellosen Einschränkungen individueller und kollektiver Freiheiten stimmten große Teile der Bevölkerung den Maßnahmen weitestgehend zu. Zusammenhalt und Solidarität innerhalb der Gesellschaft wurden besonders betont und es zeigte sich ein neuer gesellschaftlich akzeptierter Etatismus. Die Unterstützung ist im weiteren Verlauf der Pandemie allerdings zurückgegangen. 1 Zunächst wurde der Unmut in der Bevölkerung darüber größer, dass die Eindämmungsmaßnahmen regional und lokal starke Unterschiede aufwiesen. Hinzu kam, dass die Bevölkerung zunehmend Kreativität, Innovation und Flexibilität im Pandemiemanagement vermisst hat, da den politischen Akteuren auch nach Monaten der Pandemie keine andere Lösung als der Lockdown eingefallen ist. Karl-Rudolf Korte (2021) beschreibt diese Dissonanz zwischen dem Appell an die Bürger, sich solidarisch zu verhalten und dem tatsächlichen obrigkeitsstaatlichen Auftreten der politischen Akteure als folgenreichen Irrweg, denn "wer Solidarität in der Krise anordnet, aber kommunikativ nur auf ein Verordnungsregime setzt, verliert die Zustimmung der Bürger und die Chance, Vielfalt als Garant von Sicherheit einzusetzen". Schließlich haben eine Reihe von Skandalen und Affären für einen deutlichen Vertrauensverlust der Bevölkerung in das Krisenmanagement gesorgt und es verbreitete sich phasenweise der Eindruck, dass die Corona-Politik zunehmend für den Wahlkampf instrumentalisiert wurde. Damit hat die Politik einen erheblichen Teil des Vertrauens, das die Bevölkerung ihr anfangs entgegengebracht hat, verspielt. Obwohl bezüglich vieler Fragen der Pandemie weiterhin deutliche Unsicherheiten bestehen -beispielsweise bei der Frage danach, welchen Umfang immaterielle Schäden insbesondere in den Bereichen der Bildung und der psychischen Gesundheit tatsächlich haben -gelten einige Aussichten dennoch als gesichert: Die bisherigen Varianten des Virus werden wohl nicht die letzten bleiben, wir werden eventuell langfristig mit dem Virus leben müssen und durch das immer stärker werdende Vordringen des Menschen in Lebensräume von Wildtieren besteht eine hohe 1 Die Umfragewerte der Forschungsgruppe e.v. zu Beginn der Pandemie im Mai 2020 zeigen, dass die Akzeptanz für die zu dem Zeitpunkt geltenden staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise hoch ist. Dabei empfanden 66 % der Befragten die Corona-Maßnahmen als genau so richtig. Gleichzeitig erreichte die Union einen Spitzenwert in der Umfrage von 38 % (Forschungsgruppe Wahlen e. V. 2020). Im März 2021 waren es dann allerdings nur noch 31 % der Befragten, die die Corona-Maßnahmen als genau richtig empfunden haben. Auch die Stimmen (56 %) nach mehr Lockerungen bei Corona-Maßnahmen wurden immer lauter. Das spiegelte sich auch in dem Umfragewert der Union wider, der nur noch bei 28 % lag (Forschungsgruppe Wahlen e. V. 2021). Politbarometer Mai I 2020 Politbarometer März Kuratiertes Regieren: Bausteine der Resilienz Fernsehansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel Corona-Krise: Wie hängen Pandemie, Umweltzerstörung und Klimawandel zusammen?